Andri Beyeler THE KILLER IN ME IS THE KILLER IN YOU MY LOVE aus dem Schweizerdeutschen von Martin Frank und Juliane Schwerdtner THEATERSTÜCKVERLAG · Brigitte Korn-Wimmer & Franz Wimmer, München 2002 Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Aufführung durch Berufs- und Laienbühnen, des öffentlichen Vortrags, Verfilmung und Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Abschnitte. Das Recht der Aufführung oder Sendung ist nur von THEATERSTÜCKVERLAG Brigitte Korn-Wimmer & Franz Wimmer Büroadresse: Mainzer Straße 5 · 80804 MÜNCHEN – Schwabing Postanschrift: Postfach 401844 · 80718 MÜNCHEN; Deutschland Telefon +49/ (0)89/ 36101947 Telefax +49/ (0)89/ 36104881 eMail: [email protected] homepage: www.theaterstueckverlag.de zu erwerben. Den Bühnen und Vereinen gegenüber als Manuskript gedruckt. 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Portrait Andri Beyeler und Stückauszug in Schweizerdeutsch Andri Beyeler war in der Spielzeit 2002/03 Hausautor am Nationaltheater Mannheim Die Tradition der Hausautorenschaft wurde auch in der Spielzeit 2002/03 fortgesetzt. Andri Beyeler hat nach Albert Ostermaier, Simone Schneider, Werner Fritsch, Feridun Zaimoglu und Vera Kissel die Stelle besetzt, die einst Friedrich Schiller nutzte, um an Kabale und Liebe und Don Karlos – Infant von Spanien zu arbeiten. Finanziert wurde auch dieser Hausautor wieder dankenswerterweise vom Verein der Freunde und Förderer des Nationaltheaters Mannheim. Spielzeit 2003/04 Hausautor am Staatstheater Stuttgart Die für “Dichter ans Theater” ausgewählten Autoren schreiben Stücke für Stuttgart, in dem sie alle Vorteile der Nähe zum Theater nutzen können, wenn sie dies wünschen: die Kenntnis des Ensembles und der Spielstätten, die enge Zusammenarbeit mit der Dramaturgie beim Entstehungsprozess des fertigen Textes. Inhaltlich und formal haben sie jede Freiheit. Bereits vier Uraufführungen im Rahmen des Projekts und zwei geplante belegen, dass sich dieses Konzept bewährt hat. Regelmäßig stellen die Autoren außerdem Proben ihrer Arbeit in der Reihe “FrühStück” am Sonntagvormittag im Oberen Foyer des Schauspielhauses vor. Juni 2004 „Forum Junger Autoren Europas“ Wiesbaden, Workshop bei Thomas Jonigk Oktober 2004, Autoren-Werkstatttage (Veranstalter: Burgtheater Wien + Deutscher Lit.fonds e.V.) 15.06.2002: Werkstattinszenierung in der Regie von Jorinde Dröse im Rahmen der ”Langen Nacht der Autoren”; Autorentheatertage am Thalia Theater Hamburg (09.-16.06.2002) (ausgewählt von der Jurorin, Christine Dössel, Süddeutsche Zeitung, München) 14.09.2002, Lesung in der Lesereihe „Vorsicht: THEATER!“, Neues Schauspiel Erfurt e.V., im „CENTRUM“; Einrichtung: Sasha Mazzotti Preisträger des Deutschen Jugendtheaterpreises 2004 Uraufführung 21.09.2002, Thalia Theater Hamburg/ Thalia in der Gaußstraße; R: Jorinde Dröse; 06/2003, „Bensheimer Theaterpreis”; Im Jahrbuch Theater heute 2003 nennt Wolfgang Höbel (DER SPIEGEL, Hamburg) Beyeler und Dröse als ’Beste Nachwuchskünstler’ Schweizer Erstaufführung 08.05.2003, Basel, raum33; R: Matthias Lehmann Weitere Aufführungen 05.03.2003, Studiotheater Stuttgart; R: Tanja Richter 22.01.04, Lesung, Theater der Altmark Stendal, Lesecafé im Kaisersaal 10.09.04, Comedia, Köln; R: Catharina Fillers; Markus Reyhani (www.r-musik.de); 10.05.05, Gastspiel beim 21. KJTTreffen NRW im KREScH Krefeld; NRWPreis 28.10.04, Theater an der Sihl, Zürich; R: Tomas Schweigen; Martin Gantenbein 09.04.05, Theater Junge Generation, Dresden; R: Volker Metzler 13.01.06, Ulmer Theater, Junges Forum; R: Edith Ehrhardt 17.03.06, Theater Oberhausen (Schauspiel), Studio 99; R: Ulla Bay Lührssen 15.04.06, Staatstheater Braunschweig/ theaterspielplatz; R: Karin Koller Sept. 2006, LB Niedersachsen Nord (Schauspiel-Studio), Wilhelmshaven 23.02.07, Schauspiel Essen, Casa, in Kooperation mit der Folkwang Hochschule; R: Cilli Drexel Brüder Grimm-Preis des Landes Berlin 2005 für Andri Beyelers KiJuTheaterstücke „Andri Beyeler ist ein unkonventioneller Geschichtenerzähler, der durch die Vielfältigkeit seiner Erzählweisen immer wieder Staunen macht. Seine Stücke, ’Die Kuh Rosmarie’, ’Kick & Rush’, ’the killer in me is the killer in you my love’ und andere, sind geprägt von einer sorgfältig komponierten literarischen Sprache, die dem Leben abgeschaut und doch nicht nur die Sprache des Alltags ist. Vermeintlich alltägliche Situationen spitzt er poetisch zu und überrascht den Zuschauer mit merkwürdigen und zugleich sympathischen Figuren. Wie selbstverständlich lässt er den Zuschauer an seinen Geschichten teilhaben, darin besteht seine große Kunst als Theaterautor.“ (Begründung des Preisgerichts) Doch der Sommer fährt dahin fährt dahin fährt dahin F. J. Degenhardt Andri Beyeler: the killer in me is the killer in you my love Pressestimmen zur Werkstattinszenierung bei den Autorentheatertage Hamburg (Thalia Theater) „Da atmet man auf, wenn [...] ’the killer in me is the killer in you my love’ von Andri Beyeler zu besichtigen ist. Eine einfache, gradlinig erzählte Geschichte glaubt man: Jugendnöte am städtischen Freibad, Renommiergehabe, erste Zigaretten, erste Liebe und dann nach dem Sommer der Herbst der Jugend. Nostalgie! Wehmut! Aber nicht nur! Die Harmlosigkeit täuscht. Die narrative Naivität ist kunstvoll hergestellt. Der Text, ursprünglich reines Schwyzerdütsch, hat auch hochdeutsch seinen ganz eigenen Ton; mal meditativ, mal verhetzt, als habe Beyeler sich inspirieren lassen von Thomas Bernhards Technik: 1. Satz, 2. Wiederholung des Satzes und ein Wort mehr, 3. dies eine Wort mehr als Ausgangspunkt, Aufhänger fürs Folgende. Von Eklektizismus kann da nicht die Rede sein. Denn immer hat der Sound etwas von Beschwörung, Vergegenwärtigung; vor allem dann, wenn die Figuren das auch hier allgegenwärtige Monologische dramaturgisch nutzen. [...] Die Regisseurin Jorinde Dröse führt ihre Menschenfiguren so sicher durch diese Unordnung, dies frühe Leid, dass die Trauer nie den Köpfer in die Sentimentalität macht.” (Süddeutsche Zeitung, 18.06.02) „Gerber mag Hanna, Surbeck auch. Gerbers kleiner Bruder dagegen findet Mädchen langweilig, außer Lena vielleicht. Aber sowieso reden sie nicht drüber. Lieber denken sie drumrum. In lang kreiselnden Satzschleifen und rhythmischen Wiederholungen, bis das Ganze klingt wie ein Popsong von Tocotronic. In parallel geschnittenen Monologen betreibt das Stück ’The killer in me is the killer in you my love’ von Andri Beyeler die Innenschau seiner pubertären Helden. Der Text des 26-jährigen Schweizers war einer, von dem Christine Dössel gleich wusste: Das ist was. Die soghafte Sprache, aber auch die liebevoll gezeichneten Figuren hatten die SZ-Theaterkritikerin und Jurorin der 2. Autorentheatertage des Thalia Theaters Hamburg überzeugt. Und das Stück funktioniert auch auf der Bühne, wie Jorinde Dröses sensible Werkstattinszenierung in der Thalia-Dependance in der Gaußstraße zeigte: Vor matschblauer Schwimmbadwand schillert die Gefühlswirrnis des Erwachsenwerdens umso farbiger, und aus den wechselnden Perspektiven hat die Regisseurin die Minimalverschiebungen im Beziehungsgeflecht herausgearbeitet.” (Die Deutsche Bühne, 7/02) Pressestimmen zur Uraufführung (Thalia in der Gaußstraße, Hamburg) „Die Autorentheatertage im Thalia-Theater sind immer für die Entdeckung junger Talente gut. In diesem Jahr ließ eine Inszenierung alles hinter sich: ’The Killer In Me Is The Killer In You My Love’ des jungen Schweizer Dramatikers Andri Beyeler in der Regie von Jorinde Dröse. Grund genug, das Stück in den regulären Spielplan zu nehmen. Premiere ist am 21.09. im Thalia in der Gaußstraße.” (Hamburger Abendblatt, 19.09.02, Vorschau) „Der Text des 26-jährigen Schweizers Andri Beyeler begeisterte schon als eine von drei Werkstattinszenierungen. Jetzt kam die offizielle Uraufführung in der Gaußstraße genauso gut an. [...] In der soghaften Sprache, den liebevoll gezeichneten Figuren, die Claudia Renner, Silke Steffen, Hans Löw, Jörg Kleemann und Markus Reymann nicht ohne einen Hauch von Selbstironie mit frischer Authentizität füllen, schillert die Gefühlswirrnis des Erwachsenwerdens umso farbiger. Und aus den wechselseitigen Perspektiven hat die Regisseurin [Jorinde Dröse] die Minimalverschiebungen im Beziehungsgeflecht der Fünf herausgearbeitet.” (Kieler Nachrichten, 24.09.02) „Regisseurin Jorinde Dröse baut Gerber, seinen kleinen Bruder und Surbeck dazu nebeneinander auf, gerade so steif, dass eine ironische Distanz zum Lungenzug-Heldentum entsteht. So entgleitet die Szene dem Klischee. Dass sie nicht in Leblosigkeit abtaucht, liegt an Surbecks Knien. Die drückt er leicht beschämt aneinander, als er den anderen befiehlt: ’Und jetzt Lungenzug.’ Als ob er ahnt, dass der Genuss gleich in die Hose geht. Klein Gerber steht in der Mitte, zwinkert nervös mit den Augen hinter seiner Brille. Er will mithalten mit den großen Jungs. Problem: Ihn interessieren die Mädchen nicht. Noch nicht. Ein paar Monate weiter, im Herbst, sieht das anders aus. Schön schlicht setzt Jorinde Dröse den Jahreszeitenwechsel in Szene. Braune Blätter wirbeln über die hellblaue Holzballustrade, funktionieren sie um vom Schwimmbadbeckenrand zu einer Mauer irgendwo in der Stadt. Der Herbst macht Klein Gerber reif für die Balkonszene. Im Kapuzenpulli, ein Romeo, der nicht klettert, sondern starrt. Auf Lena. Wie sie im Fenstersims sitzt, gebrochen, abgemagert, Objekt seiner Begierde. Lena aber kreist nach wie vor um sich selbst, um ihre Minderwertigkeitskomplexe, um ihre Essstörung. Im Sommer, im Schwimmbad, zog sie ihr T-Shirt nicht aus, weil sie sich fett fühlte. ’Ich bin die drittdickste in der Klasse.’ Dabei hat Lena im besten Fall kein Gramm mehr zu verlieren. Dafür aber ihren Lebenswillen: Als sie winken will, ist ihr Arm so schwer, dass die Bewegung sie vom Fensterbrett wirft. Claudia Renners Spiel öffnet mit diesen paar Gesten und Worten seelische Abgründe. Die junge Schauspielerin, mit dieser Spielzeit fest im Ensemble, kann das Thalia Theater nur bereichern.” (die tageszeitung, 23.09.02) „Eine genau beobachtete und getroffene Studie über die Nöte des Erwachsenwerdens: Andri Beyelers ’the killer in me is the killer in you my love’ wurde bei der Uraufführung im Thalia an der Gaußstraße vom Publikum herzlich gefeiert. Die Studio-Bühne hat sich nun endgültig etabliert, zieht verstärkt ein jüngeres Publikum an: Es kann sich offenbar in der Sprache, im Lebensgefühl der Stücke von zeitgenössischen Autoren wiederfinden und mit den unkonventionellen Inszenierungsstilen des Theaternachwuchses identifizieren.” (Hamburger Abendblatt, 23.09.02) Hamburg (dpa) – „Das Stück ’The Killer In Me Is The Killer In You My Love’ des 26-jährigen Schweizer Autors Andri Beyeler war die Entdeckung bei den diesjährigen Autorentheatertagen des Hamburger Thalia Theaters. In der gelungenen Inszenierung der Hamburger Regie-Studentin Jorinde Dröse feierte das Werk jetzt seine Uraufführung in der Studiobühne des Thalia Theaters. [...] Der freundliche Beifall des Publikums galt nach der rund einstündigen Premiere am Samstagabend im ’Thalia in der Gaußstraße’ dem durchweg überzeugenden, jungen Team. [...] Beyeler lässt die Erlebnisse der Heranwachsenden aus verschiedenen Blickwinkeln erzählen: Jeder erlebt die gleiche Situation anders, Widersprüche eingeschlossen. Das Stück ist unterhaltsam, nie verkrampft um Tiefsinn bemüht, dramaturgisch schlüssig gebaut und sehr authentisch. Dem in Schaffhausen geborenen Beyeler, zur Zeit Hausautor am Nationaltheater Mannheim, ist damit ein kleines Drama geglückt, das sich auch hervorragend als Jugendstück eignet.” (www.freizeit.stimme.de, 22.09.02) „Andri Beyeler verarbeitet Jugenderinnerung, würzt sie eingangs mit Kultliedern der 80er Jahre und mit Erfahrungen, die jeder schon einmal machte. Was dabei herausgekommen ist, kann sich im Bereich Jugendtheater sehen lassen. Ein leichtes, frisches Stückchen netter Unterhaltung für Theatereinsteiger und Jugendnostalgiker. [...] Julia Scholz hat dafür eine hübsche Beckenrand-Bühne entworfen, die von den Schauspielern unter permanenter Rutschgefahr und mit vollem Körpereinsatz genutzt wird. Lustig sind sie anzuschauen, die Imponierrituale und altbekannten Kinderspiele, die den Zuschauern eine Stunde Theatervergnügen zwischen Chlorgeruch und Zungenkuss bescheren. Schön war das Leben, als die Tage nur von einer existenziellen Frage belastet wurden: Gehen wir jetzt ins Wasser oder nicht?” (Morgenweb.de, 26.09.02) „Jorinde Dröse gelingt es mit ’The Killer in me is The Killer in You my Love’ von Andri Beyeler, Erinnerungen an die flüchtigen Stimmungen der pubertären Neugier, des überschäumenden Übermuts, der absoluten Überzeugungen bei gleichzeitiger totalen Unsicherheit und Unklarheit einzufangen. Ohne Regieideenballast verpackt sie sie in eine kleine Sommergeschichte im Freibad. Eine besondere Sprachmelodie mit häufigen Wiederholungen von Satzbruchstücken verhindert die Anbiederung an Szene-Sprachtrends und die berichtenden Parallelerzählungen der Beteiligten schaffen eine betrachtende Distanz. Als die Windmaschine die Herbstblätter über die Freibadmauern pustet, ist die sommerliche Erfolgsgeschichte von Groß-Gerber schon wieder zu Ende. Seine ExHanna sitzt derweil immer noch auf ihrem Mäuerchen und wartet auf die nächste Liebes-Episode, die für neue, aufregende Zungenküsse und mehr sorgen soll.“ (hamburgtheater.de 23.09.02) Mini-Drama oder Die bleierne Dialogizität des Rauchens [...] Bensheim. Jugend zwitschert selten wie der berühmte ’süße Vogel’. Selbstzweifel, Peinlichkeiten und unerhörte Schwärmereien, pubertäre Neugier und überschäumender Übermut. Dicht, pointiert und abseits penetranter jugendsprachlicher Anbiederung, erzählt Beyeler aus der Zeit von Zahnspangen und Zungenkuss, eine amüsante und feuchtfröhliche Stunde Theatervergnügen mit Chlorgeruch. Ein Sommer im Schwimmbad. Das Erwachsenwerden passiert eher unfreiwillig und nebenher. Die coolen Schönen und die kräftigen Schweigsamen, die immer mit T-Shirt auf ganzer Linie baden gehen, treffen sich mit ihren Nöten und Hoffnungen. Es geht um die wichtigen Dinge der unfertigen Biografien: Rothändles auf Lunge, Pornobilder auf dem Klo und Mädchen. Die hübsche Hanna (Silke Steffens) ist der Schwarm des Jahrgangs, und weil Gerber (Jörg Kleemann) den ersten Köpfer seines Lebens vom Dreier schafft, bekommt er sie für diesen Sommer und saugt sich an ihr fest auf dem Mäuerchen vor der Molkerei, dem gut sichtbaren alternativen In-Treff der 80erJahre-Kinder. Das Nachsehen haben Gerbers jüngerer Bruder, [...] Markus Reymann, denn der nervt mit seinen scheuen Anbiederungssprüchen, und Kumpel Surbeck, [...] Hans Löw. Und die familiär gemästete Lena (Claudia Renner) fühlt sich zu fett für den neuen Bikini. Der Regisseurin Jorinde Dröse [...] gelingt mit dem hervorragenden Ensemble ein genauer Blick zurück, ohne viel Zorn, aber mit einem umso tieferen Eindringen ins verquere Innenleben der Jugendlichen. Das Reizvolle an dem Stück ist eine ausdrucksstarke Körperlichkeit und die hervorragende Sprachmelodie, die mit ihren Repetitionen und Satzfragmenten an die frühen Wortexperimente einer Gertrude Stein erinnert und die kleine Sommergeschichte vom Abdriften in einen allzu pubertären Ton bewahrt. Die unterschiedlichen Perspektiven der Figuren werden durch diesem Sprachrhythmus folgende Monologe zum Ausdruck gebracht, die den jeweiligen Blickwinkel einstellen und zeigen, wie verschieden identische Ereignisse erlebt werden können. Nur beim gemeinsamen Qualmen der drei Jungherren kommt es zu einem spärlichen, aber köstlichen Dialog über die Heftigkeit und Wohltat eines männlich-markanten Lungenzugs an nikotinreicher Nervennahrung. Der Titel ’the Killer in Me is the Killer in You My Love’, angelehnt an eine Liedzeile der Smashing Pumpkins, ist Verheißung, deutlich in der Szene, wo das Liebespaar auf der Mauer sitzt und das Züngeln schon zur Parodie wird, die beiden schon nicht mehr küssen: das, was den einen tötet, tötet auch die andere. Andri Beyeler würzt sein Stück mit einigen Liedern der 80er, die eingangs vor der hübschen Beckenrand-Bühne von Ausstatterin Julia Scholz, dargeboten werden, und kleinen musikalischen wie artistischen Einlagen der Schauspieler, die trotz Rutschgefahr mit vollem Körpereinsatz tapfer agieren. (Bergsträßer Anzeiger, Tr, 31.05.03) Begründung der Jury für die NOMINIERUNG zum Deutschen Jugendtheaterpreis 2004 „Zwei Mädchen und drei Jungs treffen sich im Schwimmbad. Das Schwimmbad als Ort der Entblößung, des sich Öffnens und der gegenseitigen Annäherung bietet die Möglichkeit zu Kontakten in verschiedenen Konstellationen. Dem Autor gelingt es der Sprachlosigkeit der Jugendlichen Worte zu geben, indem er ein und dieselben Vorgänge aus der unterschiedlichen Perspektive seiner fünf Figuren erzählt. Banale Ereignisse werden dabei in einer artifiziellen und rhythmisierten Sprechweise geschildert, womit sie wichtig werden und damit die Bedeutung bekommen, die sie im Leben der pubertierenden Jugendlichen tatsächlich haben.“ (Felicitas Loewe, Mirjam Pressler, Andreas Steudtner, Thomas Stumpp, Dr. Gerd Taube) Begründung der Jury für den Preisträger des Deutschen Jugendtheaterpreises 2004 „Der Preis ist dem Autor zuerkannt worden, weil er in seinem Stück die pubertären Nöte Jugendlicher auf literarische Weise dargestellt hat. Mit viel Gespür für Rhythmus kombiniert Beyeler kurze Dialoge mit längeren Monologen, in denen die fünf Jugendlichen ihre Sicht auf die Ereignisse eines Sommers im Schwimmbad reflektieren. Es ist bemerkenswert, wie der Autor eine scheinbar belanglose Handlung rhythmisch-artifiziell gestaltet und dabei seine Figuren über Gefühle sprechen und schweigen lässt, für die niemand Worte findet.“ (Felicitas Loewe, Mirjam Pressler, Andreas Steudtner, Thomas Stumpp, Dr. Gerd Taube) „Das Stück kam Dröse gerade recht: Beyeler erzählt eine einfache Geschichte, gradlinig und ohne Schnörkel, aber keineswegs harmlos. Denn was bei Beyeler sich so anhört, als seien es nur Mitschriften von Gehörtem, Aufgeschnapptes, ist konstruiert. In der Nachfolge von Thomas Bernhard, das heißt also: hoch musikalisch komponiert. Erst ein Satz, dann dessen Wiederholung, bereichert um ein neues Wort, das wiederum Beginn eines neuen Gedankens sein wird. Thema, Variation, Durchführung. Diskutiert oder behandelt werden Jugendnöte, Pubertätsprobleme: erste Liebe, erste Trennung, erste Zigarette. Haltungen werden vorgeführt: Angeber- und Aussteigerverhalten.“ (C. Bernd Sucher: Jorinde Dröse. Man spielt nicht mit der Liebe. In: Radikal jung. Regisseure: Porträts, Gespräche, Interviews. Herausgegeben von Anke Roeder und C. Bernd Sucher, 2005) Pressestimmen zur Schweizer Erstaufführung „In seinem anregenden Dialektstück ’the killer in me is the killer in you my love‘ lässt der Autor Andri Beyeler die fünf Fallbeispiele in ihrer Entwicklung hoch springen und immer wieder tief fallen: Der große Gerber schiesst mit einem gekonnten Köpfler vom Dreimeterbrett direkt ins Herz von Hanna, um später doch wieder allein zu sein. Der kleine Gerber ist der willige Spielball seines grossen Bruders, bis er unverhofft auf Lena trifft. Lena selber leidet als gute Sportlerin an ihrem Körpergewicht, aber recht eigentlich an Kontaktschwierigkeiten. Auch Surbeck ist sportlich: als Schwimmer nimmt er es mit jedem auf, aber bei Mädchen versagt seine Kraft; da schneidet ihm sein Asthma die Luft ab. Hanna schließlich ist die Coole, die mit den Zehenschläppchen um Aufmerksamkeit klappt und doch so oft alleine und gelangweilt am Rande des Geschehens sitzt.” (Dominik Heitz, Basler Zeitung, 10.05.03) Pointiertes Bild der Pubertät „’Ich schaue in meinen Teller’ sagt die heranwachsende Lena, gespielt von Melanie Bühler, und wiederholt den Satz. Den Zuschauern läuft es in Anbetracht der weit verbreiteten Bulimie und Magersucht bereits kalt über den Rücken; aber dann tritt das Mädchen nach Schilderung nächtlicher Fressattacken vor den Spiegel und findet einfach, sie sei zu klein, und das Publikum lacht befreit. Bezeichnend für das Stück, in dem fünf junge Protagonisten einen jener langen Jugendsommer zwischen Bad und Treffpunkt inszenieren, ist die Realitätsnähe und deren pointierte Übersteigerung. Die Mädchen albern in ihren rosa T-Shirts herum. die drei Jungs – barfuss mit unbedecktem Oberkörper – erproben sich im Machogehabe. Zigaretten rauchen gehört zum kollektiven Erwachsenwerden genauso dazu wie Sexheftchen angeblich für den Vater erworben und dann gemeinsam im Pissoir konsumiert. Der eine, ausgerechnet der Asthmatiker Surbeck, steigert sich täglich in seiner sportlichen Leistung, die andere, Hanna, macht nichts anderes, als gelangweilt herumzusitzen. [...] Bei Gerber und Lena hingegen, die einander irgendwie gefunden haben, verwischen sich die Grenzen zwischen real Gesagtem und Gedachtem sehr subtil. Dem Zuschauer obliegt es, auseinander zu dividieren, wo sich die beiden wirklich nahe kommen und wo ihre Vorstellungen und Wünsche überhand nehmen. [...].Das Publikum am vergangenen Dienstag war begeistert.“ (Uli Beleffi, Schaffhauser Nachrichten, 23.05.03) Pressestimmen zu weiteren Aufführungen „Der Schweizer Jungautor Andri Beyeler, momentan Hausautor am Schauspiel des Mannheimer Nationaltheaters, gedenkt der Zeit der Irrungen und Wirrungen [...]. Der Titel ist etwas irreführend, schließlich erzählt das Stück von fünf pubertierenden Jungs und Mädels, die einen aufregenden Sommer im Freibad erleben und später die herbstliche Ernüchterung. Regisseurin Tanja Richter bringt das Stück in einer kurzweiligen Inszenierung auf die Bühne des Studio Theaters. [...] Jeder der fünf hat seine eigene Wahrheit im Kopf, seine kleinen Träume und Komplexe, führt seinen eigenen Konkurrenzkampf im Heer pubertierender Mitstreiter. Im Monolog lässt jeder seine Sicht der Dinge wissen. Nur selten richten die Protagonisten das Wort an ihre Mitspieler, sie agieren fast autistisch, als allein gelassene Individuen, als die sie sich fühlen.” (Stuttgarter Nachrichten, 10.03.03) „Eine runde Produktion, die durch ihre klare, kühle Ästhetik besticht, in der sich ganz behutsam die kleinen Nöte der Figuren entfalten.” (Stuttgarter Zeitung, 07.03.03) „Beyeler erzählt die Situationen nicht im Moment, in dem sie passieren, sondern die Figuren berichten rückblickend – jeder aus seiner Sicht. Es sind harmlose Begebenheiten, die hier vertraulich behandelt werden. [...] Die junge Regisseurin Tanja Richter deutet in präzise arrangierten Szenen die Situationen an, durch die retrospektiven Texte entsteht eine interessante Spannung.” (Kulturblatt, April 03) *** „Beyelers Tragikkomödie zeigt den Sommer des Erwachsenwerdens. […] Eigentlich geschieht nicht viel, doch geschieht es mit der Dichte und Intensität des ersten Mals, und als die Abende kühler werden, und der Herbst kommt, ist nichts mehr, wie es war. Beyelers Text, der die Figuren selbst zu Erzählern macht – oft erzählen sie eine Szene mehrfach, aus ihrer jeweiligen Sicht – hebelt jeden naiven Realismus von vornherein aus. Catharina Fillers und ihr junges Ensemble nehmen diese Herausforderung zum Spiel an: Immer wieder lösen sich spannungsgeladene Konstellationen in befreiende Komik, verdichten harmlos anmutende Konflikte sich zu spürbarer Entzweiung. Das alles kommt federleicht daher, frei von Pädagogik, frei auch von Gefühligkeit. […] Das zugleich kraftstrotzende und fragile Lebensgefühl der Jugendlichen hat Catharina Fillers in ihrer Inszenierung für Ömmes&Oimel ideal getroffen.“ (Oliver Cech, Kölner Stadtanzeiger, 14.09.04) „Es gibt etliche Theaterstücke über die erste Liebe, aber selten trifft man im Jugendtheater auf ein Stück, das für seine feinen psychologischen Beobachtungen einen so pointierten Text bietet, wie in Andri Beyelers ’the killer in me is the killer in you my love’. Schon der Ort ist gut getroffen, im Freibad begegnet man einander, wo zunächst das Aussehen unter die Lupe genommen wird. Unsicherheit, wohin man schaut: Die Jungs plustern sich auf, die Mädchen finden sich zu dick. Blicke schüren das Begehren, aber sobald man auf Tuchfühlung geht, versiegen die Worte. Ein Prozess, den Beyeler sprachgewandt beschreibt. Catharina Fillers nutzt die Chancen der Vorlage und präsentiert eine dichte Inszenierung, die ihre Spannung in der Comedia bis zum letzten Bild hält. Wenn Beyelers Text in Prosa übergeht, sucht sie erfolgreich nach Spielsituationen, die der Geschichte ihre Lebendigkeit erhalten. Susanne Ellinghaus liefert ein raffiniert-einfaches Bühnenbild, mit dem sich gut erzählen lässt und das zugleich sommerliches Badeflair bietet. Markus Reyhani heizt mit rockigen Tönen die Betriebstemperatur an, und das fünfköpfige Ensemble gibt diesen Trumpf nicht mehr aus der Hand.“ (Thomas Linden, Kölner Rundschau, 14.09.04) Begründung der Preisjury zum Förderpreis im Rahmen des 21. KiJuThTreffens NRW 2005 „Wir möchten nicht einen ersten, zweiten und dritten Preis verleihen, sondern drei Preise für drei Arbeiten [...] vergeben, in denen wir berührende Punkte gefunden haben, Momente wahrhafter Theaterkunst. [...] Mit Leichtigkeit und Witz wie mit Ernsthaftigkeit und Präzision wurden uns fünf Jugendliche in ihren pubertären Sorgen, Nöten und Sehnsüchten gezeigt. Das genaue Bühnenbild wurde von einem homogenen Ensemble mit Phantasie und einem großen Gefühl für Rhythmus bespielt.“ (Liesbeth Coltof, Amsterdam/ Dr. Marion Viktor, Ffm./ Kay Voges, Krefeld; Mai 2005) „Der Berner Autor Andri Beyeler ist sicher ein Glücksfall für das deutschsprachige KiJuTheater. Nach dem mehrfach in den Spielplänen bundesdeutscher KiJuTheater wiederzufindenden Stück ’Die Kuh Rosmarie’ ist ein weiteres erfolgreiches Jugendstück von ihm, ’the killer in me ist the killer in you my love’, auf unserem Festival in einer Inszenierung (Catharina Fillers) des Theaters Ömmes und Oimel (Köln) zu sehen. Ich zitiere aus dem Programmheft: „Ein Stück über die erste Liebe, die erste Zigarette, den ersten geglückten Kopfsprung vom Dreimeterbrett und das erste Verlassenwerden. Gerber mag Hanna, Surbeck auch. Gerbers kleiner Bruder dagegen findet Mädchen langweilig, außer Lena vielleicht. Die schwimmt gern, geht aber nicht gern ins Schwimmbad. Hanna dagegen schwimmt nicht gern, geht aber gern ins Schwimmbad. Denn da ist auch Gerber. Hanna mag Gerber, Surbeck findet sie o.k. Andri Beyeler hat ein junges Stück geschrieben. über die erste Liebe, die erste Zigarette, den ersten geglückten Kopfsprung vom Dreimeterbrett und das erste Verlassenwerden. Es passiert viel in diesem Sommer des Erwachsenwerdens, Schmerzhaftes und Sonniges zugleich. Liebevoll zeichnet der Autor das Innenleben seiner jungen Helden nach und ist damit einem nicht nur jungen Thema auf der Spur, der Suche nach Identität und dem großen Bedürfnis nach Liebe.“ Diese Atmosphäre zu entfalten und aufspürbar und nachfühlbar für die jungen und auch die älteren Zuschauenden zu gestalten , ist die Stärke der Inszenierung. Unterstützt wird sie dabei durch den eleganten und dramaturgisch jederzeit den Ablauf befördernden Einsatz der Musik, die niemals nur illustriert, sondern die Geschichte immer weiter mit erzählt, pflegt, erweitert und trägt. Das Spiel der Akteure kommt jederzeit unprätentiös, bescheiden und selbstverständlich entspannt daher. Auch wenn uns Beyeler mit diesem Stück kein Schwergewicht bietet, so hat sich das KiJuTheater doch mit so einer Studie vom „Eros des pädagogischen Mitteilungsbedürfnisses“ emanzipiert und das Politische des Theaters begriffen als eine genaue Beschreibung von Zeit, Lebensgefühl und Wirklichkeit. Vielleicht ist diese Beschreibung sogar wirklicher als die Wirklichkeit, denn, um mit Dostojewski zu reden: Nichts ist so unglaubwürdig wie die Wirklichkeit.“ (Thomas Lang, Bundesakademie für kulturelle Bildung Wolfenbüttel; Mai 2005, Einleitung des Inszenierungsgespräches) *** Theater an der Sihl, Zürich; Regie: Tomas Schweigen „Der junge Schweizer Autor Andri Beyeler erzählt die Wechselspiele der jugendlichen Gefühle während eines Sommers mit erfrischender Leichtigkeit. Mal bluffen die Jungs und Mädchen, mal machen sie scheue Geständnisse. Dialoge und Monologe lösen sich ab. Erzählperspektiven wechseln. Die Sprache kommt unverblümt direkt und immer sehr rhythmisch daher.“ (Thurgauer Zeitung, 30.10.04, Bettina Mueller) „Beyeler verlagert die innere Not der Figuren in die Sprache des Textes. [...] Eine Alltagssprache durchsetzt mit Schimpfwörtern und jugendlichem Slang, die er so stark rhythmisiert, und durch viele Passagen mit indirekter Rede verfremdet, dass sie etwas Manisches, beinahe Irres bekommt. Von den dreißig Szenen geht ein unheimlicher Sog aus, vor dem es, wie bei der Liebe oder der Angst, kein Entrinnen gibt.“ (Tatr 64, Dezember 2004, Charlotte Staehelin) „’the killer in me is the killer in you my love’ erzählt von der Einsamkeit der Pubertät.“ (Süddeutsche Zeitung, Adrienne Braun, 14.12.04) *** Theater Junge Generation Dresden „Andri Beyeler zelebriert mit ’the killer in me is the killer in you my love’ in gestaffelt berichtender, selbstreflektierender Art den rasenden Stillstand. Und Volker Metzler (Regie) findet dafür, erneut in Zusammenarbeit mit der Choreographin Katja Erfurth, schnörkellose Raum- und Körperbilder, die es in ihrer Merkwürdigkeit in sich haben, von Frust, Einsamkeit, Überdruss wie auch von Sehnsucht, Hoffnung und Freundschaft erzählen.“ (DNN, G. Gorgas, 12.04.05) „[...] Der Autor konstruiert um die fünf Figuren ein lebendiges Wer-mit-wem-Spiel, in dem Irrtümer nicht ausgeschlossen sind. Ein und dieselbe Begebenheit werden aus den unterschiedlichen Perspektiven der Figuren erzählt. Beyeler versteht es, mit einer lebensnahen Sprache, gespickt mit stereotypen Wiederholungen, witzigen Wort- und Sinnverdrehungen, deutlich zu machen, was Jugendliche bewegt. Sie sehnen sich nach Liebe, doch irgendetwas steht immer im Weg.“(Sächsische Zeitung, Susann Leuteritz, 11.04.05) „Es ist eine Erinnerung an die Jugendzeit, die Regisseur Volker Metzler einfühlsam und witzig auf die Bühne bringt.“ (Mopo, 11.04.05) „Mit ’the killer in me is the killer in you my love’ schuf Andri Beyeler ein Stück über die erste Liebe, den ersten geglückten Kopfsprung, das erste Verlassenwerden. Ihm gelang dabei der Sprachlosigkeit der Jugend Worte zu geben.“ (Mopo Freizeit, 04/05)