So essen Sie Richtig! Egal, ob Sie 40, 50, 60 oder 70 Jahre alt sind: Gesunde Ernährung hilft Ihnen dabei, schlank und fit zu bleiben Von Anke Nolte EInmal erwachsen, nehmen wir bis in unsere 30er nur wenige körperliche Veränderungen wahr. Danach nagt der Zahn der Zeit spürbar an uns. Wie und wie schnell Sie altern, wird zwar stark durch Ihre genetische Veranlagung beeinflusst, doch auch Ihr Lebensstil spielt eine große Rolle. Ernähren Sie sich vollwertig – oder bestimmen fettes Fleisch und Fertiggerichte Ihren Speiseplan? Treiben Sie regelmäßig Sport? Ausgewogene Ernährung und genügend Bewegung halten Sie in jedem Lebensabschnitt fit, verhindern Übergewicht und bremsen den Alterungsprozess. Wie Sie sich in Ihrem Alter gesund ernähren und Krankheiten vorbeugen, erfahren Sie hier: … ab 40 Jahren „Bis ich etwa 40 Jahre alt war, konnte ich zwei Tafeln Schokolade am Tag essen und blieb trotzdem schlank. Auf einmal war es damit vorbei“, berichtet die 43-jährige Karin Jachmann*. Feine Fältchen, die ersten grauen Haare – um das 40. Lebensjahr setzt medizinisch gesehen der Alterungsprozess ein. Die Muskelmasse beginnt zu schwinden, das Fettgewebe nimmt zu, der Stoffwechsel wird leicht gedrosselt. Dass für viele in der Lebensmitte der Kampf gegen die Pfunde beginnt, hat also handfeste biologische Gründe. „Der Energie-Grundumsatz sinkt etwa ab dem 30. Lebensjahr um zirka 2 Prozent je Lebensdekade“, sagt Dr. Stephanie Lesser, Ernährungswissenschaftlerin an der Universität Bonn. Den Energieverbrauch steigern und die Energieaufnahme anpassen, lautet darum die Empfehlung der Experten. Das bedeutet nicht, dass Sie nun Diät halten müssen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät zu mehr Vollkornprodukten und reichlich Gemüse und Obst. Genießen Sie morgens ein Müsli mit Vollkornhaferflocken und einem Apfel. Zur Hauptmahlzeit gehören Gemüse oder ein Salat, angemacht mit pflanzlichen Ölen. Als Beilage bieten sich Kartoffeln, Vollkornreis oder -nudeln an. Übrigens: Vollkornbrot gibt es nicht nur grobkörnig. „Diese Lebensmittel sind reich an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und Ballaststoffen“, erklärt Lesser. Positiver Nebeneffekt: Viele dieser Nahrungsmittel sind viel schmackhafter als weniger vollwertige Erzeugnisse. Neben Beruf, Familie und Hobby bleibt Ihnen nicht auch noch die Zeit, stundenlang am Herd zu stehen? Die schnelle Küche muss nicht ungesund sein! Greifen Sie bevorzugt zu tiefgekühlten Lebensmitteln, die im Allgemeinen mehr Vitamine enthalten als Dosenprodukte. Werten Sie Fertigpizza oder China-Pfanne mit frischen Tomaten oder Paprika auf. Und ergänzen Sie auch Fertigmahlzeiten mit einem Salat. Wenn Sie etwas für Haut und Haare tun wollen, achten Sie darauf, ausreichend BVitamine, Zink und Kieselerde zu sich zu nehmen. Reichlich davon enthalten beispielsweise Kartoffeln, Bananen, Seefisch und Hülsenfrüchte. Halten Sie sich beim Alkohol zurück. Ob kleine Mengen davon vor Herz-KreislaufErkrankungen schützen, ist umstritten, dass Prozenthaltiges dick macht, hingegen nicht: Ein Gramm Alkohol hat sieben Kilokalorien, fast so viel wie Fett mit neun Kilokalorien pro Gramm! Darauf sollten Sie achten: Essen Sie mehr Vollkornprodukte, Obst und Gemüse. Begrenzen Sie Ihren Alkoholkonsum. Bewegen Sie sich regelmäßig. … ab 50 Jahren Zweimal die Woche geht die 51-jährige Regina Weps ins Sportstudio – und wiegt drei Kilo weniger als in jüngeren Jahren. Viele ihrer Altersgenossen dagegen müssen feststellen, dass die Anzeige auf der Waage scheinbar unaufhaltsam nach oben klettert. Eine Frage des biologischen Alters? Von wegen! Laut Ernährungsbericht 2004 der DGE zeichnet sich die 50plusGeneration dadurch aus, dass sie im Schnitt 400 bis 600 Kilokalorien pro Tag zu viel zu sich nimmt. Die schlagen als Extra-Pfunde zu Buche. Übergewicht aber erhöht das Risiko, an Diabetes, Herz-Kreislauf-Leiden und bestimmten Krebsarten wie Dickdarm- und Brustkrebs zu erkranken. Spätestens jetzt ist es an der Zeit, durch gesunde Ernährung und Regulierung des Gewichts chronischen Krankheiten vorzubeugen. Eine wichtige Rolle spielen dabei Ihre Blutfettwerte. Wie hoch diese liegen, hat viel damit zu tun, was auf Ihrem Teller landet. Gesättigte Fettsäuren erhöhen die Blutfettwerte, insbesondere die Konzentrationdesschädlichen LDL-Cholesterins, und fördern Arterienverkalkung. Ihrem Herz- und Kreislauf-System zuliebe sollten Sie darum den Verzehr von gesättigten Fettsäuren reduzieren. Die stecken vor allem in tierischen Fetten, also in Fleisch, Wurst und Milchprodukten mit hohem Fettanteil, aber auch in fettreichen Süßigkeiten und Backwaren. Bevorzugen Sie Schinken, Putenbrust- oder Bratenaufschnitt als Brotbelag – die sind fettarm. Oder wählen Sie mageren Käse, Kräuterquark und pflanzliche Brotaufstriche. Lassen Sie sich Wurst und Käse dünn aufschneiden. Mit Eiern sollten Sie sparsam sein – drei in der Woche sind genug. Eier im Gebäck zählen mit! Bringen Sie ein- bis zweimal pro Woche Fisch auf den Tisch. „Insbesondere mit Lachs, Makrele, Hering, die reich an längerkettigen Omega-3-Fettsäuren sind, können Sie sich wirksam vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen“, erklärt Antje Gahl, Ernährungsexpertin bei der DGE. Das gilt auch für pflanzliche Öle wie Soja-, Walnuss- oder Rapsöl, die sich gut für Salatdressing oder zum Garen von Fleisch, Fisch, Gemüse eignen. Ihre Ernährungsgewohnheiten schlagen sich auch auf Ihre Knochen nieder. Daran sollten vor allem Frauen denken. „Wenn der Östrogenspiegel in den Wechseljahren abnimmt, verstärkt sich der Knochenabbau“, warnt Expertin Lesser aus Bonn. „Kalziumreiche Ernährung und Bewegung schützen vor Osteoporose.“ Kalzium ist in Milch, Joghurt, Quark und Käse enthalten – je härter der Käse, desto mehr Kalzium – , außerdem in Brokkoli, Grünkohl, Mangold und Nüssen. Schenken Sie sich dazu öfter ein Glas kalziumreiches Mineralwasser ein. Übrigens: Vitamin D fördert die Kalziumaufnahme. Setzen Sie also Seefisch, Pilze und Kuhmilch auf den Speiseplan, und gehen Sie an die frische Luft, denn Vitamin D bildet sich im Freien unter dem Einfluss von UV-Licht in der Haut – und das bei jedem Wetter! Mit einer Extraportion an Ballaststoffen – enthalten in Vollkorngetreide, Hülsenfrüchten sowie Obst und Gemüse – fördern Sie die Verdauung und beugen Dickdarmkrebs vor. Darauf sollten Sie jetzt achten: Essen Sie cholesterinarm, also weniger Fleisch, Butter, Eier und mehr Seefisch. Ernähren Sie sich kalziumreich mit viel fettarmen Milchprodukten, grünem Gemüse und Mineralwasser. … ab 60 Jahren Sie gehen ins Fitness-Studio, ins Theater, auf Weltreise. Menschen in den Sechzigern fühlen sich nicht als „Senioren“, sondern als Menschen in den besten Jahren. Und doch beginnt in diesem Alter bei so manchem schleichend die Mangelernährung, das zeigt der Ernährungsbericht 2000 der DGE. Zu wenig Vitamin D, Kalzium und Folsäure lautet das Fazit. Damit aber steigt das Risiko für Arteriosklerose und Osteoporose. „Leider sind viele Ältere Obst- und Gemüsemuffel“, berichtet Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale Hamburg. Die Ernährungsexpertin leitet das bundesweite Projekt „Fit im Alter“, das Menschen ab 60 motivieren will, ihre Essgewohnheiten zu verändern. Woran liegt es, wenn auch Sie nicht auf die empfohlenen fünf Portionen Obst und Gemüse täglich kommen? Daran, dass Sie nicht jeden Tag Lust auf Erbsen und Karotten, Äpfel und Bananen haben? Einzelhandel und Wochenmärkte halten eine reiche Auswahl bereit. Probieren Sie einmal Pastinaken und Mangold, Kiwi und Mango. Vielleicht regt mehr Abwechslung Ihren Appetit an. Über die Jahre haben Sie doch ein paar Pfunde zu viel angesetzt? Die gute Nachricht: Der ältere Mensch darf ruhig etwas mehr Gewicht haben. Ein kleines Fettpolster kann eine Reserve bei Krankheiten bieten und vor Mangel- oder Unterernährung in späteren Jahren schützen. Noch etwas spricht gegen Diäten in dieser Lebensphase: „Gerade im höheren Alter geht bei Diäten verstärkt Muskelmasse verloren, was später kaum mehr rückgängig zu machen ist“, warnt Ernährungswissenschaftlerin Lesser. Wenn Sie allerdings stark übergewichtig sind, sollten Sie abnehmen – jedoch unter ärztlicher Aufsicht. Mit den Jahren nimmt der Wassergehalt des Körpers ab. Damit einher geht ein verringertes Durstempfinden. Viele ältere Menschen trinken daher zu wenig. 1,5 Liter, im Sommer sogar zwei Liter am Tag sollten es mindestens sein. Suppe, Kaffee und schwarzer Tee zählen übrigens mit. Darauf sollten Sie jetzt achten: Essen Sie vitaminreicher mit mehr Obst und Gemüse. MachenSie keine Diäten auf eigene Faust. Trinken Sie 1,5 bis 2 Liter am Tag. … ab 70 Jahren „Es bekommt mir einfach nicht mehr, wenn ich große Portionen esse“, erzählt die 72jährige Renate Baum*. Dabei verbrennt die Frau, die früher als Ärztin gearbeitet hat, viele Kalorien: Sie geht regelmäßig zum Gymnastikkurs und in die Sauna und hat sich außerdem einer Wandergruppe angeschlossen. „Viele Senioren leiden unter Appetitmangel und Unverträglichkeiten“, sagt Silke Schwartau. Das erklärt sich durch körperliche Veränderungen im Alter: Die Elastizität des Magens lässt nach, sodass er schneller gefüllt ist. Magenentleerung und Verdauung laufen langsamer ab als in jungen Jahren. Zudem verändert sich die „Hunger-Sättigungs-Steuerung“, das Gehirn erhält vorzeitig Sättigungssignale. So steigt mit dem Alter die Gefahr von Untergewicht und Mangelernährung. Zwar liegt der Energiebedarf bei den über 65-Jährigen, die durchschnittlich körperlich aktiv sind, um 500 bis 600 kcal niedriger als bei den 25- bis 50-Jährigen. „Aber der Nährstoffbedarf bleibt gleich“, betont Silke Schwartau. „Deshalb sollten die Lebensmittel in diesem Alter noch sorgfältiger ausgewählt werden.“ Bei relativ niedrigem Kaloriengehalt sollten Ihre Mahlzeiten jetzt besonders viele Nährstoffe liefern. Essen Sie Vollkorn- und Milchprodukte, Obst, Gemüse und hochwertige Proteinlieferanten. Dies sind beispielsweise fettarmes Fleisch, Fisch, Eier, Hülsenfrüchte, Nüsse und Trockenfrüchte sowie Pflanzenöle. Süßigkeiten, Bier oder Wein als kleine Extras dürfen sein. Darauf sollten Sie jetzt achten: Essen Sie öfter kleine Mengen, und greifen Sie zu hochwertigen, nährstoffreichen Lebensmitteln. Gönnen Sie sich aber trotzdem gelegentlich die eine oder andere Schlemmerei. Egal in welchem Alter – wer möchte nicht fit, leistungsfähig und attraktiv sein? Sie haben es in der Hand: Mit der richtigen Ernährung heute legen Sie den Grundstein für die Gesundheit von morgen. Guten Appetit! (* Name geändert) BOX: 10 goldene Regeln 1. Genießen Sie die bei uns angebotene Lebensmittelvielfalt. 2. Nehmen Sie reichlich Kartoffeln und Getreideprodukte zu sich – am besten Vollkorn. 3. Essen Sie fünf Portionen Gemüse und Obst am Tag – drei Portionen Gemüse (400 Gramm) und zwei Portionen Obst (250 Gramm). 4. Greifen Sie täglich zu Milch und Milchprodukten. Bringen Sie ein- bis zweimal die Woche Fisch auf den Tisch. Verzehren Sie Fleisch und Wurstwaren in Maßen und nicht mehr als drei Eier pro Woche. 5. Essen Sie wenig Fett und fettreiche Lebensmittel. Bevorzugen Sie pflanzliche Öle und Fette. 6. Verwenden Sie Zucker und Salz in Maßen. Verleihen Sie den Speisen mit Kräutern und anderen Gewürzen Geschmack. Verwenden Sie Salz mit Jod und Fluorid. 7. Trinken Sie rund 1,5 Liter täglich. Bevorzugen Sie Wasser, Tees und Säfte. Alkoholische Getränke bitte nur gelegentlich konsumieren. 8. Bereiten Sie die Speisen schonend zu, bei möglichst niedrigen Temperaturen, möglichst kurz mit wenig Wasser und wenig Fett. 9. Lassen Sie sich Zeit beim Essen. 10. Achten Sie auf Ihr Gewicht, und bleiben Sie in Bewegung. Quelle: DGE