Bedienungsanleitungen für das Gedächtnis Ein Überblick von Daniel Quathamer1 Trainings zu Lern- und Arbeitstechniken haben seit Jahrzehnten Hochkonjunktur. Durch gewisse Modeströmungen gelangen spezielle Trainingsprogramme immer wieder zu außerordentlicher Popularität. Im Amerika der 70er Jahre wurde z.B. das „dynamische Lesen“ von Evelyn Wood populär, als Präsident J.F. Kennedy bekannte, an einem solchen Training teilgenommen zu haben. Dieser Text gibt eine Übersicht über aktuelle Trends zum Thema Gedächtnistrainings und zu entsprechenden Ratgebern bzw. Lernprogrammen. Daneben werden wissenschaftliche Grundlagen und methodisches Vorgehen der Trainings aus psychologischer Sicht beleuchtet. Den Abschluß bildet eine kritische Würdigung der Trainings. Der Text soll als Ausgangspunkt für einen Erfahrungsaustausch innerhalb des Verbandes dienen. Da ich bisher Lern- und Arbeitstechniken nur an Volkshochschulen unterrichte, war der Text ursprünglich als Übersicht über Lerntrainings für Erwachsene gedacht. Jedoch habe ich vor, die Übersicht auch auf Lerntrainings für Schüler (mit Hilfe von Verbandsmitgliedern) zu erweitern. Deshalb habe ich parallel eine homepage mit einer ausführlicheren Version dieses Textes eingerichtet, wo außerdem Anregungen, Hinweise und Kritik gesammelt werden (http://www.memtext.cjb.net). Da ich an computerbasierten Gedächtnistrainings interessiert bin, bemühe ich mich insbesondere um eine Erweiterung der Liste der elektronischen Trainings. 1 Für eine Rezension dieser Rezension danke ich Heike Ollesch. Themen und Trends Die Print- und Fernsehmedien benutzen Modeworte und Schlagworte, um Interesse an den Themen zu wecken. Dabei werden um bestimmte Begriffe ganze Industriezweige entwickelt, wie z.B. seinerzeit mit dem Schlagwort der „emotionalen Intelligenz“. Kurz nach der Popularisierung wurden dutzende Ratgeber gedruckt und Mini-Tests entwickelt. Der Erfinder des Begriffs, Daniel Goleman, hat eine Unternehmensberatung gegründet. Häufig sind es Fernsehsendungen oder wissenschaftsjournalistische Zeitschriften, die einen Trend begründen, indem sie wissenschaftliche Erkenntnisse verbreiten. Erfolgreiche Konzepte werden von Ratgeber-Verlagen aufgegriffen und in Massenproduktion verfielfältigt. Die Schlagworte bei Gedächtnistrainings sind Gehirnjogging, IQ-Training, Mind Mapping und Lebenslanges Lernen. Gehirnjogging: Training für den Geist Der Begriff des Gehirnjoggings ist aufgrund seiner einfachen und doch zutreffenden Metaphorik bekannt geworden: der Geist soll „fit“ gehalten werden, indem man ihn regelmäßig „trainiert“. Das Training selbst ist traditioneller als man es zunächst erwarten würde: Häufig werden Aufgaben gegeben, die an Rätselhefte oder Intelligenztests erinnern. Die regelmäßige Bearbeitung der Aufgaben, so die Autoren, soll zu einem perfekten Gedächtnis verhelfen. So kann man beispielsweise ein Übungsheft bei PM abonnieren, das die „Jogger“ ständig mit Übungsmaterial versorgt. Viele Autoren beanspruchen für sich den Namen Gehirnjogging, und bilden um dieses Konzept herum ein Trainingsprogramm, eine eingetragene Gesellschaft, eine Zeitschrift, eine Gruppe von Kursleitern, wie z.B. das Gehirnjogging - Programm von Fischer-Lehrl. Interessanterweise bemühen sich die professionellen Autoren, wissenschaftlich anerkannte Methoden einzusetzen. Dadurch gelangte das Gehirngjogging vor allem an Universitäten zu außerordentlicher Verbreitung. Eine empirische Überprüfung der Effektivität eines Gehirnjogging-Programms ist mir allerdings nicht bekannt. IQ-Training: Lebenserfolg steigern Der Modebegriff der Intelligenz ist im Zuge der neuen Generation von Intelligenztheorien wiedergekehrt. Neben der emotionalen Intelligenz spricht man von musikalischer Intelligenz oder Handlungsintelligenz. Autoren wie Sternberg setzen intelligentes Verhalten mit strategischem und adaptivem Verhalten gleich. Auch das Gedächtnistraining würde hier eine wichtige Rolle spielen. Die modernen Intelligenztheorien haben sich allerdings noch nicht in der Ratgeberszene etabliert. Bei den Traninigs handelt es sich meist um Abwandlungen von klassischen Intelligenztest-Aufgaben (diese werden auch beim Gehirnjogging eingesetzt). Andere Aufgaben bestehen in Merkspielen, die an das Kinderspiel Memory erinnern. Das IQ-Training ist also ein Training geistiger Funktionen, wie z.B des Gedächtnisses. Andere Trainings versprechen sogar die Erfassung und Verbesserung des emotionalen "IQs". Interessant ist immerhin, dass Intelligenz nicht mehr als stabiles Persönlichkeitsmerkmal dargestellt wird, sondern als durch Übung (und Anstrengung) veränderliches Merkmal. Use both sides of your brain: Mind Mapping und Hirnphysiologie Das Mind Mapping ist ein relativ altes Trainingsprogramm (der Erfinder Tony Buzan entwickelte es bereits in dern 70er Jahren), doch erst seit kurzem hat es eine außerordentliche Verbreitung bekommen. Mehrere Aspekte haben dem Training zur Popularität verholfen. Das breite Interesse der Bevölkerung an Neuroanatomie, insbesondere an der Spezialisierung von Hirnhälften auf unterschiedliche Denkprozesse. Außerdem haben graphische Darstellungsformen durch die Verbreitung des Internet als Informationsmedium gegenüber textlastigen Darstellungsfomen an Gewicht gewonnen. Mind-Mapping als Gedächtnistraining ist auch deswegen bekannt geworden, weil Tony Buzan eine regelrechte Industrie daraus entwickelt hat: Lizenzierung seines Programms in aller Welt (in Deutschland z.B. http://www.mindmap.de), Patentierung und Schutz des Begriffs, Workshops und Trainingsprogramme in aller Welt, regelmäßige Veröffentlichungen, Qualifizierungszentren (sog. Buzan Centers) etc. Vieles davon spielt sich ausschließlich im Internet ab, von der Newsgroup bis hin zu Mindmap-Galerien und vernetzten Homepages. Lebenslanges Lernen Nicht erst seit der Rede von Bundespräsident Roman Herzog im Hotel Adlon am 26. 4. 1997 wird die „Wissensgesellschaft“ oder die „Informationsgesellschaft“ verkündet. Hier heißt es " Die einfache Wahrheit ist heute doch: Niemand darf sich darauf einrichten, in seinem Leben nur einen Beruf zu haben. Ich rufe auf zu mehr Flexibilität! In der Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts werden wir alle lebenslang lernen, neue Techniken und Fertigkeiten erwerben und uns an den Gedanken gewöhnen müssen, später einmal in zwei, drei oder sogar vier verschiedenen Berufen zu arbeiten." (Herzog, 1997) Daraus läßt sich ableiten, daß der Umgang mit Information eine Zukunftsressource darstellt. Gefordert wird die Ausbildung von Schlüsselqualifikationen, eine davon ist das Lebenslange Lernen und somit auch das Gedächtnis. Besonders "betroffen" sind davon ältere Arbeitnehmer, deren Berufssituation sich gewandelt hat und von denen nun verlangt wird, sich neue Inhaltsgebiete oder Fertigkeiten anzueignen. Dementsprechend entsteht der Bedarf an speziellen Trainings für Ältere, der von vielen Ratgebern gedeckt wird. Der Verkauserfolg ist fast garantiert. Psychologen sehen allerdings die Aneignung von "inhaltsunabhängigen Schlüsselqualifikationen" sehr problematisch (Weinert, 1998). Verbunden mit der Forderung des lebenslangen Lernens ist die Forderung nach alternativen Weiterbildungsmöglichkeiten, z.B. moderierten Lerngruppen und elektronischen Fernstudienmaterialien. Diesem Trend tragen elektronische "Tutoren" und Lernmedien Rechnung, allerdings liegen auch hier die Erwartungen weit höher als die Praxis es rechtfertigt. Interaktive Lernsoftware allein wird keine selbstgesteuerten Lerner erzeugen, ebensowenig wie multimediale "Hypertexte" automatisch den Aufbau von netzwerkartigen Wissensstrukturen fördern (Issing & Klimsa, 1997). Bei sorgfältiger Gestaltung von Lernmaterialien und einem ausgeprägten Vorwissen der Lerner können allerdings durchaus gute Lernergebnisse erzielt werden (z.B. Gerdes, 1997). Was wird vermittelt: Inhalte Bei einem Gedächtnistraining wird nicht nur vermittelt, wie man sein Gedächtnis trainiert, sondern auch Was das Gedächtnis eigentlich ist Wie das Gedächtnis funktioniert bzw. wie es zu Störungen kommt Versteckt, aber mindestens ebenso wichtig ist, welche Einstellung man als Leser zu dem Gedächtnis und zu dem speziellen Gedächtnistraining hat. Strategien Es gibt verschiedene Arten von Strategien - manche beziehen sich auf ganz konkrete Denkprozesse, andere auf umfassendere Arbeitstechniken. Ich übernehme hier die nützliche Einteilung von Strategien in Primär- und Stützstrategien (Dansereau, 1978). Primärstrategien Primärstrategien beziehen sich auf konkrete Denkprozesse. Die in Gedächtnistrainings häufig eingesetzten Strategien sind (in der Reihenfolge der Häufigkeit) Visualisierung (z.B. die Loci-Methode) und Verbalisierung (z.B. Reime) Aufmerksamkeit und Konzentration Wiederholung Strukturierung (z.B. Mind-mapping) Reduktion (z.B. Notizen) Elaboration (z.B. Fragen stellen) Vorschau und Rückblick Stützstrategien Stützstrategien beziehen sich auf die Planung und den Einsatz der Primärstrategien. Die Trainings und Ratgeber bieten folgende Strategien an (auch hier in der Reihenfolge des Auftretens): Zeit- und Arbeitsplanung Gestaltung des Arbeitsplatzes Motivierung und Belohnung Streßbewältigung Angstbewältigung Kognitive Selbststeuerung und Überwachung ("Metakognition") Stützstrategien sind mindestens ebenso bedeutsam wie Primärstrategien. Die Forschung in Amerika hat gezeigt, daß insbesondere die Trainings erfolgreich sind, in denen "Metakognition" als weitere Stützstrategie eingesetzt wird. Metakognition meint das "Denken über das Denken" und bedeutet konkret, den Einsatz von Strategien zu reflektieren - z.B. welche Visualisierungsstrategie bei welchem Material besonders hilfreich ist. Deutsche Ratgeber behandeln das Thema nicht explizit, aber immerhin sind manche Tips metakognitiv, z.B. "Bildhafte Namen wie Löwe, Vogel, Fuchs, Baum, Zimmermann, Scheider kann man sich verhältnismäßig leicht bildlich vorstellen. Schwierigkeiten ergeben sich beim Visualisieren, wenn der Name, den Sie behalten wollen, weder irgendeine Bedeutung hat noch gegenständlich ist. Um in solchen Fällen weiterzukommen, zerlegen Sie den Namen so, daß sich mehrere kurze, sinnvolle und möglichst anschauliche Wörter ergeben." (Gose & Levi, 1992, 109f). Dieser Hinweis bezieht sich darauf, daß die Visualisierungsstrategie bei konkretem Wortmaterial einfacher anzuwenden ist als bei abstraktem Material. Es geht also darum, Strategien an bestimmte Materialien anzupassen - geschieht dies, so handelt es sich um metakognitives Handeln. Eine weitere wichtige metakognitive Strategie ist es, gewisse Strategien für spezielle Personengruppen anzupassen. Nicht jedem liegt die Visualisierung in gleichem Maße, und manche Personen müssen viel mehr üben als andere. Gute Ratgeber weisen auf solche Mechanismen hin. Anwendungsgebiete Die Gedächtnistrainings beziehen sich meist auf gewisse Themengebiete, die sozusagen "klassisch" sind. Die folgenden Anwendungsgebiete finden sich immer wieder: Wie behalten wir Namen und Gesichter? Wie behalten wir Telefonnummern und Termine? Wie merken wir uns den Platz von aufbewahrten Gegenständen (z.B. Schlüssel)? Wie erinnern wir uns an Handlungsziele und Anweisungen (z.B. Einkaufszettel)? Wie lernen wir eine Fremdsprache? Wie lernen wir im Studium und für eine Prüfung? Wie lernen wir spezielle Schulfächer (Mathe, Chemie etc.)? Wie merken wir uns Orte und Routen? Bei jedem Anwendungsgebiet finden wir immer wieder die gleichen Strategien (siehe oben). Wissen Jedes Gedächtnistraining beruft sich auf wissenschaftliche Theorien und Befunde. Die Theorien werden meist in einem getrennten Kapitel allgemeinverständlich beschrieben. Natürlich werden keine eingehenden wissenschaftlichen Analysen geliefert, dies wäre auch völlig unsinning. Dennoch kann man sagen, daß kein Ratgeber ohne ein Minimum an solcher Information auskommen (will). Psychologische Theorien Die 90er Jahre wurden als „Jahrzehnt der Hirnforschung“ deklariert, und tatsächlich gibt es im Bereich der Neuroanatomie viele neue und relevante Erkenntnisse zu Gedächtnisfunktionen, insbesondere zur Gedächtnisstörungen und bzgl. der Lokalisierung von Gedächtnisfunktionen im Gehirn. Neben diesen Erkenntnissen werden auch viele psychologische Prinzipien des Gedächtnisses beschrieben. Diese Prinzipien sind meist 20-30 Jahre alt und werden kaum in Frage gestellt. Die Fortschritte auf diesem Gebiet haben die Welt der Ratgeber noch nicht erreicht. Zum Grundstock psychologischen Wissens gehören hier (in der Reihenfolge der Häufigkeit) Die lerntheoretisch fundierten Mechanismen der Konditionierung das Mehrspeichermodell des Gedächtnisses, d.h. die Lehre vom Kurz- und Langzeitgedächtnis Die duale Codierung von Information in bildhafte und verbale Modalitäten das (ältere) Netzwerkmodell des Langzeitgedächtnisses, insbesondere die Organisation von Informationen in Kategorien und Hierarchien die Lehre von den Verarbeitungsebenen (oberflächliche und tiefe Verarbeitung) Mechanismen des Vergessens (Interferenz, Spuren-Zerfall) Neuere Theorien, die die alten Modelle teilweise bedeutsam erweitert oder gar widerlegt haben, werden nicht beschrieben: Das Prinzip der Kodierungsvariabilität, d.h. daß der Abruf von Information abhängig ist vom Kontext der Aufnahme. Hierzu gehört insbesondere der Ansatz der transfer-angemessenen Verarbeitung und der situierten Kognition. Die Theorie des Arbeitsgedächtnisses, die z.B. besagt, daß das KZG aus unterschiedlichen und unabhängigen Subsystemen besteht. So können räumliche und verbale Information im Arbeitsgedächtnis gleichzeitig verarbeitet werden kann Die Theorien des Erwerbs von Fertigkeiten, z.B. das ACT*-Modell von Anderson. Dieses Modell ist insbesondere für die Vermittlung von Strategien relevant. Erweiterungen der traditionellen Netzwerktheorie um parallele verteilte Verarbeitung (sog. neuronale Netze). Die Befunde der Metakognitionsforschung, daß z.B. der Einsatz von Strategien reflektiert werden muß im Hinblick auf Person,- Material- und Aufgabenvariablen. Insbesondere bei Kindern haben Strategietrainings den erheblichen Einfluß metakognitiver Variablen hervorgehoben . Abgesehen davon, daß manche ältere Theorien schlichtweg unzutreffend dargestellt werden (z.B. in der Top-im-Kopf-Broschüre der AOK), ist auffällig, daß neuere Befunde der psychologischen Gedächtnisforschung nicht berücksichtigt werden. Dies kann zum einen an der Unkenntnis der Autoren liegen, zum anderen aber auch an der mangelnden Anwendbarkeit der neueren Ergebnisse. Es ist weiterhin möglich, daß gewisse Erkenntnisse erst nach einigen Jahren ausgiebiger Forschung so weit „bestätigt“ werden, daß sie auch von Journalisten und Autoren berücksichtigt werden. Dies ist z.T. durchaus sinnvoll, bedenklich wird es jedoch, wenn Theorien dargestellt werden, die dem heutigen Wissensstand eindeutig widersprechen und falsche Rückschlüsse für die Praxis liefern. Neuroanatomie Neuroanatomische Befunde, die in Gedächtnistrainings aufgenommen werden, beziehen sich auf folgende Phänomene: Spezialisierung der linken und rechten Hirnhälften auf spezielle Denk- und Gedächtnisprozesse ("Lateralisierung") Lokalisierung, d.h. Beschreibung des Hirnareals, vom Arbeitsgedächtnis Lokalisierung von räumlich-visueller Verarbeitung Erklärung von Gedächtnisstörungen wie z.B. Alzheimer Nervenimpulse und deren Fortleitung: Synapsen, Neurotransmitter etc. Neuroanatomische Befunde werden zwar häufig dargestellt, aber vielfach ist es nur die Lateralisierung, die einen konkreten Anhaltspunkt für Gedächtnisstrategien liefert. Die übrigen Erkenntnisse aus der Hirnphysiologie lasssen sich nur schwer in Gedächtnistrainings anwenden. Als der bekannte Hirnforscher Prof. Linke in einem Interview nach einer Beschreibung der Ergebnisse zur Alzheimer-Krankheit gebeten wurde, zwei ganz praktische Ratschläge für ältere Menschen zu geben, konnte er lediglich sagen, daß Ältere viel trinken sollen und viel Vitamin C zu sich nehmen sollen (Gesundheitsmagazin Praxis, "Top im Kopf 2000"). Das Beispiel zeigt, daß zwar neure neuroanatomische Befunde beschrieben werden, aber nicht für die Praxis umgesetzt werden können. Im Gegensatz zum psychologischen Grundwissen, das in relativ alten Prinzipien besteht, das aber dennoch praktisch umgesetzt wird, finden wir also aktuelle neuroanatomische Befunde, die nicht in der Praxis umgesetzt werden können. Einstellungen Gedächtnistrainings beinhalten nicht nur sachliche Information, sondern auch gewisse Einstellungen. Damit versuchen die Autoren, Leser suggestiv zu beeinflussen. Diese Beeinflussung dürfte den Lesern meist nicht bewußt sein. Gedächtniskünstler Seit Alexander Lurias Buch „The mind of a mnemonist“ ist der Gedächtniskünstler nicht mehr nur ein Varieté-Phänomen oder ein Genie, sondern ein ‘normaler’ Mensch, der durch besondere Strategien beeindruckende Gedächtnisleistungen erbringt. Einige Beispiele: Der Mathematiker A.C. Aiken konnte die Zahl Pi bis auf 1000 Kommastellen auswendig lernen (Baddeley, 1993, S.29) Lurias "Fallstudie" Shereshevskii konnte sich beliebig über 100 Elemente lange Wortlisten und Zahlenkombinationen merken, teilweise sogar über einen Zeitraum von Jahren (Luria, 1968) Die Beschäftigung mit Gedächtniskünstlern führte dazu, daß man Interesse an dem Gedächtnis als einen „Muskel“ entwickelt. Personen mit einem guten Gedächtnis können sich in der Öffentlichkeit als erfolgreiche Sportler oder eben Künstler präsentieren. Die Beschreibung von Gedächtniskünstlern bietet also den Lesern Vorbilder und führt zu einer positiven Einstellung zum professionellen Gedächtnistraining. Indirekt werben die Gedächtnistrainings für sich, und die positive Einstellung zum Gedächtnistraining führt vielleicht zum nächsten Schritt, dem Selbstmanagement. Selbstmanagement Selbstmanagement bedeutet, sein Handeln bewußt zu steuern und zu kontrollieren. Im Zusammenhang mit Gedächtnistrainings bedeutet dies, seine eigene Kapazität zu erhöhen. Häufig wird sogar ein Zeitrahmen angegeben: In 10 Tagen zum vollkommenen Gedächtnis. Am Beispiel der Gedächtniskünstler haben wir gesehen, daß Personen zu beträchtlichen Gedächtnisleistungen in der Lage sind. Die Gedächtnistrainer wollen nun die Einstellung vermitteln, daß niemand seine Gedächtniskapazität als angeboren oder "gottgegeben" hinnehmen muß, sondern daß jeder es schaffen kann, durch eigene Anstrengung sein Gedächtnis entscheidend zu verbessern und Erfolg im Leben zu haben. Dem Selbstmanagement liegen folgende Überzeugungen zugrunde: Ich kann meine Gedächtniskapazität erhöhen Bisher habe ich nur 10% meiner Gedächtniskapazität ausgenutzt (diese Formulierung geht vermutlich auf William James zurück) Durch ein besseres Gedächtnis habe ich mehr Erfolg im Privat- und Berufsleben Wie wird es vermittelt: Methoden Die Frage nach dem Wie ist mindestens ebenso wichtig wie die Frage nach dem Was: Wie versuchen Autoren, Gedächtnisstrategien zu vermitteln? Neben einer Beschreibung der Methoden will ich auch auf deren Effektivität eingehen. Explizite Instruktion Die klassische Methode der Wissensvermittlung ist die Darstellung und Anleitung. In der Instruktionspsychologie wird dies "explizite" oder "direkte Instruktion" genannt. Diese Methode der Wissensvermittlung besitzt folgende Kennzeichen (für einen Überblick siehe Friedrich & Mandl, 1992; Klauer, 1993; Renkl, 1996): Starke Lehrerzentrierung, schwache Lernerzentrierung Passive Informationsaufnahme durch mangelnde Steuerung der Lerner Wenig Flexibilität bei der Anpassung der Information an das Vorwissen der Lerner Vermittlung großer Informationsmengen in kurzer Zeit Ausbildung von Faktenwissen, mitunter auch von „trägem“ Wissen, das im Alltag kaum angewandt wird. Die explizite Instruktion ist nur eine Methode von vielen, Wissen zu vermitteln. Sie ist geeignet für die Vermittlung von Faktenwissen (siehe oben), doch sie ist ungeeignet für die Vermittlung von Strategien. Übungen Die meisten Ratgeber beschreiben eine Strategie und bieten dann ein oder zwei exemplarische Übungen. Je mehr mechanische Übungen mit Feedback ein Ratgeber enthält, desto eher läßt er sich als „Drill-and-Practice“-Ratgeber klassifizieren. Exemplarische Übungen Neben der expliziten Instruktion finden sich in den Ratgebern Übungseinheiten, bei denen man Strategien praktisch einsetzen soll. Dazu wird ein gewisses Übungsmaterial bereitgestellt, und zunächst ohne jegliche Strategie bearbeitet. Folgende Übung stammt aus einem älteren Ratgeber. Es geht in diesem Beispiel darum, Namen von Personen besser zu behalten. Es werden eine Reihe von Portraitfotos gezeigt, und der Name der Person wird darunter dargeboten. Die Leser haben die Aufgabe, sich die Namen der Personen zu merken. Nach dieser Lernphase wird ein Test durchgeführt: Die Leser sehen wieder die Bilder der Personen, und müssen nun die Namen darunter ergänzen. Nach einer solchen Übung wird der Erfolg "gemessen", und es wird eine Rückmeldung über die Leistung gegeben. Danach stellt der Autor einige Strategien vor, mit denen man die Aufgabe auch hätte lösen können. In vielen Ratgebern schließen sich dann weitere Trainingseinheiten an. Dies wäre dann bereits „Drill & Practice“. Drill & Practice Der Begriff Drill & Practice stammt aus der Fremdsprachendidaktik und meint die Übung einer Regel an verschiedenen, aber ähnlichen Materialien bei unmittelbarem Feedback. Diese Trainingsmaßnahme wird wahrscheinlich schon seit Jahrhunderten eingesetzt, und sie hat im Zuge des Behaviorismus Einzug in die Fachdidaktik eingehalten. Obwohl dieser Ansatz mittlerweile obsolet ist, finden sich noch viele Ratgeber, die diese Methode verfolgen. Dies liegt u.a. daran, daß ältere Bücher wegen der großen Nachfrage häufig neu aufgelegt werden. Ein neueres Drill & Practice-Werk ist das Arbeitsbuch Gedächtnistraining, in dem eine (und nur eine) Gedächtnisstrategie, nämlich die der Visualisierung, praktisch eingeübt wird. Es sollen Sprichwörter visualisiert werden, um dadurch das Behalten zu verbessern (aus Keller, 1998). Das Buch enthält hunderte solcher Übungen. Allerdings ist eine solche Beschränkung auf nur eine Gedächtnisstrategie eher die Ausnahme als die Regel. Zur Effektivität der Übungen Evaluationen der beiden Instruktionsmethoden Explizite Instruktion und Drill & Practice haben gezeigt, daß sie nicht geeignet sind, kognitive Strategien zu vermitteln. Dies zeigen z.B. Evaluationsstudien von Trainingsprogrammen bei Gedächtnisstörungen im Alter (Deisinger & Markowitsch, 1991). Folgende Gründe lassen sich aufführen: Eine Papier-Bleistift-Übung wird nicht auf konkrete Alltagssituationen transferiert. Je weniger „situiert“ eine Übung ist, desto weniger kann sie angewandt werden. Eine Übung ist nur ein Zwischenstadium beim Erwerb von Fertigkeiten. Nach den Übungen sollte eine Feinabstimmung stattfinden, in der die Leser lernen, Strategien in bestimmten Situationen einzusetzen Lerner besitzen vielleicht Strategien, die durch die Einübung einer neuen Strategie überlagert werden. Die Leistung der Lerner sinkt dadurch sogar ab Das obige Beispiel des Lernens von Personnamen zeigt das Problem sehr deutlich: Die Darbietung von Personbildern mit Namen ist vollkommen unterschiedlich von der Alltagssituation. Folgende Unterschiede lassen sich (mindestens) anführen Im Alltag lesen wir die Personnamen nicht (in einem von uns gewählten Tempo), sondern wir hören sie. Wir können die Dauer und Abfolge meist weniger kontrollieren. Uns werden nicht nur die Namen gesagt, sondern auch weitere Details zu der Person; außerdem ist immer mit Ablenkungen von Außen zu rechnen Wir sind in Vorstellungsrunden nicht nur mit den Namen beschäftigt, sondern mit dem Führen einer Konversation, d.h. wir selbst sprechen auch und müssen uns auf Gesprächspartner einstellen Die Vorstellung ist eine kommunikative Situation, und Information wird nicht nur verbal mitgeteilt, sondern auch nonverbal, z.B. durch Gesten Diese Unterschiede verdeutlichen, daß das oben vorgestellte "Training" zum Merken von Namen und Gesichtern höchstens den Anfangspunkt eines echten Strategietrainings bilden kann. Identifikation und Suggestion Ich habe dargestellt, daß Ratgeber nicht nur Wissen und Strategien vermitteln, sondern auch Einstellungen. Diese wiederum lassen sich nicht durch bloße Fakten vermitteln, sondern durch Suggestion. Viele Ratgeber sind belletristisch geschrieben, d.h. wie in einem Roman werden Lebensgeschichten erzählt und kommentiert. Dies dient zum einen der Erleichterung und Auflockerung des Lesens. Andererseits werden über die biographischen Momente Suggestionen transportiert. Der Autor als Vorbild Viele Gedächtnistrainings sind geschrieben wie Romane über Erfolgsgeschichten meist von den Autoren selbst. So handelt z.B. das Training In 10 Tagen zum vollkommenen Gedächtnis von dem Erfolgsrezept der Autorin: Sie, eine Psychologin, hat nach der Geburt ihrer Tochter den Berauf aufgegeben, um nur noch Mutter zu sein (Zitat: „Ich bin der Meinung, daß der Platz einer Mutter - wenn irgend möglich- zu Hause ist.“, S. 24). Als ihre Familie daraufhin zu wenig Geld verdiente, entschloß sie sich, an einem Fernsehquiz teilzunehmen, in dem Personen, die viel wissen, viel Preisgeld gewinnen können. Sie hat sich in einem beliebigen Thema (hier das Thema Boxen) zur Expertin gemacht, indem sie Gedächtnistechniken anwandte. Und tatsächlich gewann sie 64 000 Dollar. Das Buch handelt davon, mit welchen Techniken sie zum Erfolg gelangt ist. Es ist offensichtlich, daß neben der Vermittlung von Gedächtnisstrategien noch viel mehr geleistet wird: Die Autorin macht sich zur Identifikationsfigur für den Leser (zumindest für den Leser der amerikanischen 50er Jahre). Der Leser ist gebannt von dieser Erfolgsstory und möchte ähnliches erreichen. Die vielen perönlichen Details und der autobiographische Charakter des Buches förden also die Vorbildfunktion des Autors. Solche impliziten Suggestionen haben den Nebeneffekt, daß die Leser sich an die Autorin gebunden fühlen. Dies wird unterstützt duch den Abdruck von Zitaten anderer Leser, die ihren Erfolg ebenfalls auf ihr Training zurückführen. Das Training als Mittel zur Selbstwerdung Eine weitere Suggestion der Ratgeber ist, daß sich das Leben der Leser durch das entsprechende Training dramatisch verbessern wird. Das Gedächtnis wird dazu eingebettet in den Alltag von Personen - sei es die Vergeßlichkeit der Oma, die Erinnerung an den Hochzeitstag, oder der berufliche Erfolg eines Managers. In jedem Fall wird hervorgehoben, daß das Gedächtnis das Sozialverhalten und die persönliche Entwicklung fördert. Als solches gewinnt die Beschäftigung mit dem Gedächtnis einen viel höheren Stellenwert als das herkömmliche „Vokabellernen“ oder „Pauken“. Auch diese Botschaft wird mehr oder weniger suggestiv vermittelt, indem Episoden aus dem Leben von Personen geschildert werden (z.B. Brost, 1994). Kritische Würdigung Auch wenn die Stiftung Warentest (10/95) dies suggeriert: Man kann meist nicht einfach zwischen "guten" und "schlechten" Trainings unterscheiden - zu sehr hängt dies von den Personen und den Aufgabenstellungen ab. Leser, die einer Ermunterung oder Ermutigung bedürfen, profitieren von Trainings, die entsprechende Einstellungen vermitteln. Andere Leser wiederum wollen praxisnahe Tips ohne wissenschaftliches Brimborium. Zu einer kritischen Würdigung gehört es, abzuwägen, welche Vor- und Nachteile die Trainings haben. Gefährlich finde ich es, wenn wissenschaftliche Ergebnisse schlichtweg falsch dargestellt werden. Pro und Contra Die Mehrheit der Gedächtnistrainings haben folgende Vorzüge und Nachteile: Pro Contra sie regen zur Beschäftigung mit dem Gedächtnis an das Gedächtnis wird als trainierbar dargestellt; entsprechende Werte und Motive werden suggeriert sie sind meist recht billig sie heben das Thema Gedächtnis vom Podest und beziehen es auf den Alltag sie sind nicht akademisch, sondern praxisnah sie enthalten viele Beispiele und Fallstudien sowie praktische Ratschläge der autobiographische Stil der Bücher erschwert das selektive Lesen; eine thematische Ordnung wäre angebrachter die Autoren werben für ihre Trainingsmethoden sie beruhen auf veralteten gedächtnispsychologischen Theorien Sie bieten keine Übungen in realistischen Alltagssituationen ("situierte Übung") sie stellen Mnemotechniken unkritisch und mit einem "Sensationismus" vor viele Programme sind äußerst aufwendig Wissenschaftlicher Unsinn Der Versuch, wissenschaftliche Erkenntnisse allgemeinverständlich wiederzugeben, ist sicher sehr ehrenvoll und eine große Herausforderung. Es geht darum, meist komplexe Wirkungszusammenhänge einfach und handlungsrelevant darzustellen und anzuwenden eine Leistung, die die meisten Wissenschaftler selbst meist nicht erbringen können oder wollen. Umso größer ist meine Hochachtung vor Wissenschaftsjournalisten und Schriftstellern, die dies versuchen. Manche machen sich die Arbeit jedoch zu leicht: sie lesen nicht in den Originalquellen, sondern übernehmen "wissenschaftliche" Erkenntnisse von anderen Ratgebern. So festigen sich Alltagstheorien, die schlichtweg falsch sind und das Ansehen der Psychologie gefährden. Folgende "Theorien" oder Falschaussagen tauchen immer wieder auf : Falsch ist... Das "Ultrakurzzeitgedächtnis" hat eine Verfallszeit von 15-30 Sek. Das Kurzzeitgedächtnis hat eine Verfallszeit von ca. 24 Stunden Information im Langzeitgedächtnis wird in Eiweißmolekülen chemisch verankert In der rechten Hirnhälfte werden Gefühle verarbeitet Ein Karteikarten-System fördert das Behalten und Abrufen Mnemotechniken fördern das Behalten von wichtigen Informationen Man sollte nur am Schreibtisch lernen Der heutige IQ ist ein Quotient von Leistung in einem Intelligenztest relativiert auf das Lebensalter Richtig wäre... Die sensorischen Register haben (je nach Modalität) eine Verfallszeit von 20-250 ms. Das Kurzzeitgedächtnis hat keine Verfallszeit. Information, die nicht wiederholt wird, verfällt sofort, wenn neue Information ins KZG gelangt. Information im Langzeitgedächtnis wird in Form von elektrischen Erregungsmustern gespeichert; es existiert aber nur wenig gesichertes Wissen über die "stoffliche" Grundlage des Gedächtnisses. In der rechten Hirnhälfte werden keine Gefühle verarbeitet; Gefühle lassen sich, wenn überhaupt, im limbischen System (Zwischenhirn) lokalisieren Ein Karteikarten-System ist ein Gedächtnis-"Grab", da es meist nur ein Ordnungssystem (z.B. alphabetische Reihenfolge) für den Abruf bietet Mnemotechniken fördern das Behalten von Informationen, die eigentlich sinn- und bedeutungslos sind Man sollte (wenn man keine starken Konzentrationsschwächen hat) an verschiedenen Orten und in verschiedenen Kontexten lernen Dies ist ein uralter und längst überholter Begriff, der sich nur aus historischen Gründen gehalten hat. Bei heutigen IQs werden Leistungen mittels einer Normentabelle auf eine gewisse Altersgruppe hin eingeordnet. Tests, die ohne Normentabelle arbeiten, lassen keine Berechnung eines IQ zu. Einen Ratgeber, der viele Aussagen vertritt, die Sie auf der linken Seite finden, sollten Sie tunlichst meiden - er offenbart die geringe Sachkompetenz und Bereitschaft der Autoren, die wissenschaftliche Literatur tatsächlich zu studieren. Fazit Ich habe den aktuellen Markt der Gedächtnistrainings analysiert, um herauszufinden, wie hilfreich wirkungsvoll die populären Trainings sind. Leider gibt es kaum "Trainings", die ihren Anspruch (die Gedächtnisleistung zu trainieren) erfüllen. Dabei sind die Inhalte und auch die vermittelten Einstellungen nicht das Problem. Hauptproblem sind die Übungen: Entweder es gibt keine, oder sie sind praxisfern und unrealistisch. Außerdem arbeiten viele Ratgeber mit veralteten gedächtnispsychologischen Prinzipien. Ein ideales Gedächtnistraining bietet Übungen, die perfekt auf den Alltag des Einzelnen abgestimmt sind. Dies erleichtert dem Leser, Strategien im Alltag tatsächlich einzusetzen. So gesehen steht der hohe Aufwand, den manche Trainings erfordern (z.B. Gehirnjogging), in keinem Verhältnis zum Erfolg. Ein idealer Anwender eines Gedächtnistrainings ist kritisch und wirft nicht aufgrund eines Ratgebers seine 'alten' Strategien über Bord. Viele Menschen entwickeln unbewußt in einem gewissen Gebiet Strategien und Fertigkeiten, die man als Expertenwissen umschreiben kann - so wußte Lurias Gedächtniskünstler zunächst gar nicht, daß er ein Gedächtniskünstler ist... Vor der Übernahme einer neuen Strategie sollte man also unbedingt durch Selbstexperimente vergleichen, ob das "neue" Vorgehen wirklich besser ist als das alte. Beim Lesen von Ratgebern muß man sich bewußt sein, daß dies nur ein Anfangspunkt ist; da es sich um Strategien bzw. Fertigkeiten handelt, muß man sie einüben und in seinem Alltag einsetzen. Dies ist schwieriger als viele "Crash-Kurse" suggerieren. Man sollte schließlich immer beachten, daß Gedächtnistrainings nur dazu eingesetzt werden sollen, wichtige Dinge besser zu behalten - keine unwichtigen Dinge. Die Bewertung dessen, was wichtig und unwichtig ist, muß ebenfalls der Einzelne leisten. Zum Schluß möchte ich vorsichtig zwei Empfehlungen aussprechen: Ein differenzierter und anschaulicher Ratgeber für Schüler und Studierende ist das Buch "Nichts mehr Vergessen" von Danielle Lapp. Für diejenigen, die es eher praktisch und "arbeitsplatznah" mögen, empfehle ich den Ratgeber von Wolfgang Zielke (1991). Eine hervorragende internetbasierte Einführung finden Sie unter der homepage Das Lernen Lernen (http://www.muenster.de/~sunnyboy/). . Quellen Die Medien zum Thema Gedächtnistrainings umfassen einerseits konkrete Ratgeber-Bücher, und andererseits elektronische Medien. Ratgeber-Bücher: Eine kommentierte Bibliographie Anm.: Bei den hier aufgeführten Ratgebern handelt es sich um relativ neue Bücher - es wurden nur Werke aus den 90er Jahren aufgenommen. Dennoch ist es möglich, daß einige Werke nicht mehr im Handel erhältlich sind, oder daß es bereits neue Auflagen gibt. Berchem, Frank (1996). Das große Buch vom Gehirnjogging. München: Mosaik. Ein typisches Gehirnjogging, das dem Prinzip von Fischer-Lehrl folgt: Inhaltslose Rätsel und Gedächtnisspiele, mit denen man (in 4 Wochen) die KZG-Kapazität erhöhen will. Das Programm ist auf einen konkreten Tages- und Wochenplan abgestimmt und kommt ohne Inhaltsverzeichnis aus. Die Stiftung Warentest hat das Training positiv bewertet (test, 10/95). Na dann... Brost, Hauke (1994). Jogging für den Kopf. München: Herbig. Locker-flockig verfaßtes Gedächtnistraining im Stile des "Gehirnjogging", d.h. es ist gespickt mit kleinen Behaltens- und Rätselaufgaben. Die unsystematische Kapitelstruktur und kumpelhafte Anrede lockert zwar das Lesen auf, doch es erschwert das selektive Lesen. Die Krönung dieses Trainings ist ein Kapitel über die Vorzüge von Knoblauch. Brothers, Joyce & Eagan, Edward P.F. (1994). In 10 Tagen zum vollkommenen Gedächtnis. München: Heyne (Original: 1957). Das uralte aber immer neu aufgelegte Training handelt von dem Erfolgsrezept der Autorin: Techniken, mit denen sie in einem Quiz 64000 Dollar gewann. Die Techniken beziehen sich auf traditionelle Mnemotechniken und auf Zeit- und Arbeitsplanung. Im dritten Teil geht sie auf spezielle Themengebiete ein, z.B. Namen und Gesichter merken. Als Beigabe gibt es noch zwei Audiokassetten, in denen Entspannungsübungen und Suggestionen in Sprache und Musik geboten werden. Buzan, Tony (1993). Kopftraining. Anleitung zum kreativen Denken. München: Goldmann. Ratgeber zu Gedächtnisstrategien (u.a. Mindmapping) und Lesetechniken. Buzan bündelt Lese- und Lernstrategien zu einer "organischen Studienmethode". Bekannt wurde das Werk vor allem durch das Mindmapping. Hülshoff, F. & Kaldewey, R. (1992). Training rationeller lernen und arbeiten. Stuttgart: Klett (10. Auflage). Lernpsychologie für Schüler (Prüfung, Hausaufgaben etc.), aber auch für Studierende geeignet. Positiv zu vermerken ist, daß die Autoren Lernstrategien in die allgemeine Tages- und Arbeitsplanung einbeziehen. So kommen auch Themen wie Motivation und Entspannung nicht zu kurz. Keller, G. (1998). Arbeitsbuch Gedächtnistraining. München: Südwest. Ein echtes "Arbeitsbuch", das ohne jegliche Gedächtnistheorie o.ä. auskommt. Auch die Praxis ist sehr eingeschränkt: der Leser soll die Strategie der Visualisierung von Sprache anhand von Sprichworten erlernen. Praktisch soll man Sprichwörter lesen und visualisieren, um sie dann wiederzugeben. Das Ganze wird ergänzt um ein paar Gedächtnistips, z.B. Arbeit mit Notizen. Krämer, Sabine & Walter, Klaus-Dieter (1996). Konzentration und Gedächtnis: ein Trainingsprogramm für 30 mal 20 Minuten. München: Lexika. Kurze Einführung in die Gedächtnispsychologie, insbesondere auch zu Konzentration (und Störungen). Den Haupttteil des Buches machen praktische Übungen aus zur Visualisierung, Strukturierung und Konzentration. Zwischen den Übungen finden sich praktische Tips für die Arbeit. Lapp, Danielle C. (1998). Nichts mehr vergessen. Hamburg: Rowohlt. Leider wurde der amerikanische Titel des Buchs "Don't Forget" unglücklich übersetzt - es geht der Autorin, einer amerikanischen Psychologin, gar nicht darum, "nichts mehr zu vergessen". Vielmehr gibt sie eine differenzierte Übersicht über Befunde und Strategien aus der Gedächtnisforschung, die mit Zitaten bekannter Autoren aufgelockert wird. Sie schreibt sehr klar und verständlich, das Buch enthält auch viele praktische Übungen. Folgende Themen sind enthalten: -Aufbewahrte Dinge wiederfinden -Namen und Gesichter merken -Anleitungen und Texte behalten -Sprachenlernen Zunächst erläutert sie allgemeinverständlich, wie das Gedächtnis funktioniert, insbesondere im Alter. Dann stellt sie grundlegende Strategien vor, z.B. Konzentration, Visualisierung (hier leider doch ein paar Mnemotechniken), Strukturierung. In den folgenden Kapiteln gibt sie praktische Tips und Übungen. Ihre Tips sind sehr alltagsnah, und die Autorin hebt ständig hervor, daß Gedächtnis, auch das Gedächtnis im Alter, von der persönlichen Anstrengung abhängt. Sehr lesenswert ist das Kapitel über "Zerstreutheit" - hier gibt sie nicht nur Tips, sondern auch Erklärungen, die Zerstreutheit in anderem Licht erscheinen lassen.. Lehrl, Siegfried (1996). Gedächtnistraining: das Drei-Phasen-Programm für Alltag, Studium und Beruf. Augsburg: Augustus. Ein modern gestaltetes "Gehirnjogging", das eher mit praktischen Übungen als mit Theorien oder Tips arbeitet. Es geht darum, durch Übungen seine Aufmerksamkeitsspanne zu erhöhen ("Kurzspeicher"). Der Autor gibt sich Mühe, auf seinen wissenschaftlichen Hintergrund hinzuweisen. Dieser beruht auf traditionellen Intelligenzmodellen, in denen der Mensch eine gewisse Verarbeitungskapazität und Verarbeitungsgeschwindigkeit besitzt, die unabhängig vom Vorwissen oder von Inhaltsgebieten ist. Dementsprechend haben auch die Übungen nichts mit realistischen "Gedächtnissituationen" zu tun. Nach modernen Gedächtnis- und Intelligenztheorien ist dieser Ansatz leider zweifelhaft, und dementsprechend ist nicht zu erwarten, daß man durch die Übungen automatisch besser denken kann. Durch die motivierenden Leitsätze, unbeirrbaren Glauben an die Effektivität der Methode und durch Ernährung, die sich an den Maßgaben des Buches orientiert, ist jedoch nicht auszuschließen, daß ein Leser auch von diesem Buch profitieren kann. Interessant ist auch, wie um ein Gedächtnistraining eine ganze Industrie gestrickt wird: eine Gesellschaft, eine Zeitschrift, ein Netzwerk von "Wissenschaftlern" etc. Der aktuelle Boom des Gehrinjogging bestätigt den Erfolg dieses Ansatzes. Metzig, Werner & Schuster, Martin (1993). Lernen zu lernen. Berlin: Springer (2. Auflage). Lehrbuch über Lernstrategien, das relativ eingehend über Theorien und Forschungsergebnisse berichtet, das aber auch praktische Übungen enthält. Für einen Ratgeber ist es zu akademisch geraten, aber für Studierende ist es durchaus lesenswert. Störend wirkt hier allerdings die unkritische Darstellung von Mnemotechniken. Oppolzer, U. (1996). Super lernen. Tips & Tricks von A-Z. München: humboldt (2. Aufl.). Ein typischer Ratgeber mit vielen Tips zur geistigen Arbeit. Interessant ist dabei der Aufbau: das Inhaltsverzeichnis besteht aus Stichworten, und jedem Stichwort wird ca. eine Seite gewidmet. Dies ermöglicht das gezielte, problemorientierte Lesen. Zielke, Wolfgang (1991). Handbuch der Lern-, Denk- und Arbeitstechniken. München: mvg. Ein echtes "Handbuch" und Nachschlagewerk zur Gestaltung des Arbeitplatzes und der Arbeit (inkl. Lese-, Lern- und Denkstrategien). Der Ratgeber ist ungemein praktisch und enthält viele Beispiele und Zeichnungen. Ein "Klassiker" unter den Ratgebern. Zündorf, Uwe (1997). Top im Kopf. Testen und trainieren Sie Ihre grauen Zellen. Leverkusen: Bayer AG (Hrsg.). Gemeinschaftsaktion von ZDF (Gesundheitsmagazin Praxis, ABDA Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, AOK, Bundesärztekammer und Bayer AG. Eine Mappe mit einem Text über das Gehirn und einem "Top im Kopf-Spiel". Ein gut verständlicher Text über das Gedächtnis, der aber wissenschaftlich nicht mehr haltbare Thesen enthält. Zündorf, Uwe (1999). Top im Kopf 2000. Gehirnfit ins nächste Jahrtausend. Leverkusen: Bayer AG (Hrsg.). Gemeinschaftsaktion von ZDF (Gesundheitsmagazin Praxis, ABDA Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, AOK, Bundesärztekammer und Bayer AG. Eine Mappe mit einem Text über das Gehirn, einem Kreativitätstest und einem "Top im Kopf-Spiel". Leider hat der Autor Uwe Zündorf die wissenschaftlich nicht mehr haltbaren Thesen aus der ersten Ausgabe (s.o.) von Top im Kopf nicht korrigiert. Elektronische Medien & Co Click!, The Learning Company (1999). Gehirnjogging. Oberhaching (CD-Rom Win 3.1/95/98). Brandneue CD, die ich noch nicht gesehen habe. Rezensiert in der Computerzeitschrift c't 18,1999, S.220. Harriefeld, P., Müller, F. Wolter, M. (1998). Aktiv lernen - erfolgreich sein. Berlin: Deutsche Post Consult GmbH. CD-Rom f. Windows (3.1-98, NT 4.0). Die Autoren haben das Ziel, Lern- und Denkstrategien in bestimmten Arbeitsbereichen bzw. Situationen zu vermitteln. Der Aufbau der Kurseinheiten ist dementsprechend schlüssig: einerseits können die Lerner bestimmte Situationen (z.B. eine Bedienungsanleitung lesen oder einem Seminarvortrag zuhören) abrufen, und dort jeweils Strategien kennenlernen (z.B. Selektives Lesen oder Zuhören). Folgendes ist zur Benutzeroberfläche, zum Inhalt und zum didaktischen Ansatz zu sagen: Benutzeroberfläche. Die Einfachheit und Sparsamkeit des Kursaufbaus erleichtert die Orientierung. Das Programm benötigt nur wenige Menüs, und man "verirrt" sich dadurch nicht in den Lerneinheiten. Die graphischen Elemente sind ebenfalls sehr sparsam und bestehen aus Cartoons, die meist eher schmückendes Beiwerk sind als bildhafte Veranschaulichung von Inhalten. Durch die Sparsamkeit der Menüoberfläche ist der gezielte Informationszugriff erschwert - man muss sich durch viele Menüs "vortasten" und kann nicht gezielt Arbeiten. Durch die zeitraubende akustische Darbietung gestaltet sich die Arbeit etwas zäh und unflexibel. Das Programm bietet auch keine Möglichkeit der Anpassung an den Wissensstand der Lerner. Ein individuelles, gezieltes Arbeiten ist so nur schwer möglich. Die Benutzeroberfläche ist aus diesen Gründen eher für Kinder als für Erwachsene geeignet. Inhalt. Die Strategien und Tips sind schlagwortartig und verständlich formuliert, und akustische Darbietung sowie verbale Beschreibung ergänzen sich dadurch relativ gut. Auch die Inhalte sind aus wissenschaftlicher Sicht durchaus angemessen. Viele Ratschläge sind jedoch zu abstrakt, und ohne Bearbeitung der Übungen sind sie nicht im Alltag anwendbar. Didaktischer Ansatz. Es handelt sich um eine "schulische" Form der Wissensvermittlung: Es wird ein Problem formuliert ("Wir verlieren uns in der Informationsflut", es werden Regeln für die Lösung geboten (z.B. "Verschaffen Sie sich Orientierung"), und manche dieser Regeln werden dann in einer Übung angewandt. Bei der Anwendung gibt es wiederum ein sofortiges Feedback, wobei oft nur eine Lösung die richtige ist. Dieser Aufbau entspricht einem klassischen Schulbuch; aus diesem Grunde und wegen der Gestaltung der Bedienoberfläche kann man es eher als "elektronisches Schulbuch" denn als interaktives Lernprogramm bezeichnen. Generell sind die praktischen Übungen ein Schwachpunkt: die Situationen sind sehr unrealistisch, und manchmal wird sogar das Falsche geübt; in der Übung zum selektiven Lesen sollen z.B. nicht die wichtigen Sätze eines Textes gesucht werden, sondern die unwichtigen. Es ist fraglich, ob die Lerner bei solchen Übungen ohne erhebliche "Eigenleistung" dazu in der Lage sein werden, die Tips in ihrem Alltag richtig anzuwenden. humboldt Taschenbuch-Verlag Jacobi KG (1998). Mind mapping: effektiv planen, sicher organisieren und kreativ Probleme lösen. München, 1 CD-Rom mit Beiheft. Ein elektronischer Text zum Mindmapping und als Beigabe eine Software zur Erstellung von Mindmaps (Mindman Personal). Oppolzer, Ursula (1994). Der phantasievolle Weg zum guten Gedächtnis. Dortmund: borgmann (1 Audiokassette mit Beiheft). Eine kurze Einfühnrung in die Gedächtnispsychologie, ergänzt um praktische Übungen, die einen interessanten Ansatz verfolgen: Realistische Alltagssituationen werden erzählt, und daran schließen sich Gedächtnisübungen an. Man hört z.B. eine Beschreibung eines Weges beim Einkaufen, es wird beschrieben, was gekauft wird, und im Behaltenstest soll man die Gegenstände wiedergeben. Ravensburger Interactive Media GmbH (1998). IQ-Expander. Ravensburg, CD-Rom mit Beiheft. Intelligenzübungen zur Merkfähigkeit, die in Form von kleinen Videospielen realisiert wurden. Die Spiele können in Gruppen eingesetzt werden. TLC TEWI Verlag GmbH (1997). IQ-Test. München: TEWI (1 CD-Rom mit Beiheft). Test für den kognitiven und emotionalen "IQ" auf CD-Rom. Hotlinks Es gibt im Internet ein reichhaltiges Angebot an Informationen und Trainings. Durch die Masse spare ich hier mit Kommentaren. Diese Liste ist ständig in Arbeit, und ich würde mich über Mitteilungen bzgl. weiterer Links freuen. Gedächtnis Ein Hypertext zum Thema Gedächtnis: http://planet.ipn.uni-kiel.de/kalthoff/htdocs/ Ein Klassiker unter den Homepages zu Lerntechniken: Das Lernen lernen http://www.muenster.de/~sunnyboy/ Gedächtnis- und Lesekursen mit Online-Fragebögen zu Lerntechniken http://www.silkwood.co.uk Ein Gedächtnistraining online (aber Englisch): http://www.leadersoft.com/mind/index.htm Noch ein Gedächtnistraining online (auch Englisch): http://www.demon.co.uk/sharpsw/total.html Online-Kurs Allgemeine Psychologie: www.incops.de Experimente online zur Denkpsychologie aus Tübingen: http://www.uni-tuebingen.de/uni/sii/Ulf/Lab/WebExpPsyLabD.html Mindmapping Mindmapping-Homepage eines Studierenden aus Essen: http://www.zmija.de Häufig gestellte Fragen zum Mindmapping: http://world.std.com/~emagic/mindmap.html Infos zu einer Variante des Mindmapping, das "Concept Mapping": http://www.to.utwente.nl/user/ism/lanzing/cm_home.htm Deutsche Mindmapping-Homepage (inkl. Mailing-Liste) : http://www.mindmap.de Ein hervorragendes Programm zur Erstellung von Mindmaps am Rechner: www.mindman.com Weitere Themen Software zur Kreativität: http://www.ozemail.com.au/~caveman/Creative/Software/swindex.htm Lesetechniken und Mindmapping: http://home.t-online.de/home/Wkasper/ Lesetechniken: www.sintonia.de Wissenschaftliche Beiträge Baddeley, A. (1993). Your memory: a user's guide. London: Multimedia Books. Dansereau, D. (1978). The development of a learning strategies curriculum. In H.F. O'Neil Jr. (Hrsg.). Learning strategies. New York: Academic Press, 1-30. Deisinger, K. & Markowitsch, H.J. (1991). Die Wirksamkeit von Gedächtnistrainings in der Behandlung von Gedächtnisstörungen. Psychologische Rundschau, 42, 55-65. Klauer, K.J. (Hrsg). Kognitives Training. Göttingen: Hogrefe, 1993 Luria, A.R. (1968). The mind of a mnemonist. New York: Basic Books. Friedrich, H.F. & Mandl, H. (1992). Lern- und Denkstrategien - ein Problemaufriß. In H. Mandl & H.F. Friedrich (Hrsg.). Lern- und Denkstrategien. Analyse und Intervention. Göttingen: Hogrefe, 3-54. Gerdes, H. (1997). Lernen mit Text und Hypertext. Lengerich: Pabst. Issing, L.J. & Klimsa, P. (Hrsg.) (1997). Information und Lernen mit Multimedia. Weinheim: PVU. Renkl, A. (1996). Träges Wissen: Wenn Erlerntes nicht genutzt wird. Psychologische Rundschau, 47, 78-92. Weinert, F.E. (1998). Neue Unterrichtskonzepte zwischen gesellschaftlichen Notwendigkeiten, pädagogischen Visionen und psychologischen Möglichkeiten. In Bayerisches Staatsministerium für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst (Hrsg.). Wissen und Werte für die Welt von Morgen. Dokumentation zum Bildungskongreß des Bayerischen Staatsministeriums. 29./ 30. April 1998, München, 101-125. Kontakt: Daniel Quathamer Bernkasteler Str. 61 50969 Köln email: [email protected]