Abbildung konzeptueller Ereignisschemata durch die sprachliche Struktur. Ein deutsch-ungarischer Vergleich 1 József Tóth 1 Zielsetzung Ich gehe davon aus, dass die Bedeutungsrepräsentation eines Verbs sowohl im Deutschen als auch im Ungarischen in der Repräsentation seiner Ereignisstruktur besteht, was bedeutet, dass Verben Ereignisse bezeichnen, die aus miteinander über verschiedene Relationen verknüpften Teilereignissen verschiedener Sorten bestehen. Diese Teilereignisse sind wiederum über semantische Relationen verbunden (Pustejovsky 1988, 1991, 1995; Engelberg 1994, 1995a,b, 2000; Tóth 2006, 2007). Strukturierte Ereigniskomplexe können im Deutschen und Ungarischen modelliert und miteinander verglichen werden, um so den ereignisstrukturbasierten Ansatz vor dem Hintergrund einer vergleichenden verbsemantischen Analyse weiterzuentwickeln (Tóth 2010a,b). In dem vorliegenden Beitrag wird untersucht, wie konzeptuelle Ereignisschemata durch die sprachliche Struktur abgebildet werden. Sätze sind nicht nur linear, sondern auch hierarchisch geordnet, deshalb wird zunächst ihre hierarchische Struktur in zwei genetisch nicht verwandten und auch typologisch unterschiedlichen Sprachen veranschaulicht. Ich betrachte danach, wie der Linearisierungsprozess verläuft. Ereignisse müssen in der Vorstellungs- und Erfahrungswelt des Sprechers verankert sein. Die Elemente zur Verankerung von Ereignissen können auch durch grammatische Faktoren (z. B. Satzmodus, Modalität, Tempus, Verlaufsform) ausgedrückt werden; deshalb stehen die verankernden Elemente eines Satzes im Mittelpunkt zukünftiger vergleichender deutsch-ungarischer Untersuchungen. 2 Konzeptuelle Ereignisschemata im Sprachvergleich Ein Ereignis (Stoecker 1992, Kiefer 2000, 2006) wird als komplexes Ganzes in unserer Vorstellungs- und Erfahrungswelt beschrieben. In der Forschungsliteratur (Pörings/Schmitz 2003; Tóth 2010a) werden Ereignisse nach einer begrenzten Anzahl von Typen kategorisiert; so werden folgende Ereignisschemata un1 Der vorliegende Aufsatz ist Teil einer umfangreicheren Arbeit unter dem Titel „Ereignis als komplexes Ganzes in unserer Vorstellungs- und Erfahrungswelt: Ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse im Sprachvergleich (Deutsch–Ungarisch)“. 206 József Tóth terschieden: Essivschema, Vorgangsschema, Handlungsschema, Erfahrungsschema, Besitzschema, Bewegungsschema, Übertragungsschema. Im vorliegenden Beitrag wird zunächst bestimmt, welchem Ereignisschema die vorliegenden deutschen und ungarischen Beispielsätze2 zugeordnet werden können. Die Prädikate werden sowohl im Deutschen als auch im Ungarischen kursiv gedruckt. (1) a. An einem sonnigen Morgen stößt ein Jemand innerhalb seiner Wohnung auf ein amtliches Schreiben: es liegt auf dem Frühstückstisch neben der Tasse. Erfahrungsschema + Essivschema (1) b. Egy napfényes reggelen Valaki a lakásában hivatalos írásra bukkan: a reggelizőasztalon hever, a csésze mellett. Erfahrungsschema + Essivschema (2) a. Wie es dahin kam, ist ungewiß. Erfahrungsschema + Essivschema (2) b. Nem lehet tudni, hogyan került oda. Erfahrungsschema + Essivschema (3) a. Kaum geöffnet, überfällt es den Lesenden mit einer Aufforderung: Handlungsschema + Handlungsschema (3) b. Kinyitja, és máris a következő felszólítással támadnak rá a sorok: Handlungsschema + Handlungsschema (4) a. Sie haben sich, befiehlt der amtliche Druck auf dem grauen, lappigen Papier, am 5. November des laufenden Jahres morgens acht Uhr in der Herrentoilette des Zentralbahnhofes zwecks Ihrer Hinrichtung einzufinden. Bewegungsschema + Handlungsschema (4) b. Jelenjék meg, parancsolja a hivatalos nyomtatvány a tépett szélű szürke papíron, folyó év november 5-én, reggel 8 órakor a központi pályaudvar férfimosdójában, kivégzése céljából. Bewegungsschema + Handlungsschema (5) a. 2 Für Sie ist Kabine 18 vorgesehen. Essivschema Die Textbeispiele sind Günter Kunerts Kurzgeschichte Zentralbahnhof (1972) sowie ichrer ungarischen Übersetzung von Mária Ember Központi pályaudvar (1969) entnommen. Abbildung konzeptueller Ereignisschemata durch die sprachliche Struktur (5) b. 2.1 207 Az Ön számára kijelölt fülke száma: 18. Essivschema Zwischenbilanz In den angeführten Ereignissen sind mehrere begriffliche Einheiten wie zum Beispiel Teilnehmer in semantischen Teilnehmerrollen (Agens, Besitzer, Empfänger, Erfahrungszentrum, Essiv, Objekt, Patiens, Ziel etc.) involviert (Löbner 2003). Eine ausführlichere Beschreibung aller möglichen kleinen Details, Personen und Dinge, die in irgendeiner Weise an diesem Ereignis beteiligt sind, würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Eindeutig lässt sich aber feststellen, dass jeder Satz von der konzeptuellen Seite her gesehen ein Ereignis ausdrückt und es zwischen den deutschen bzw. ungarischen Sätzen bezüglich der Zuordnung zum jeweiligen Ereignisschema überhaupt keinen Unterschied gibt. Auf diese Weise wird die Hypothese, dass beide Sprachen auf der konzeptuellen Ebene von den gleichen konzeptuellen Mustern gesteuert werden, verifiziert. 3 Sprachliche Struktur: Hierarchische Struktur der Sätze im Sprachvergleich Die Sätze sind sowohl hierarchisch als auch linear geordnet. An dieser Stelle wird aus Platzgründen auf die Veranschaulichung der hierarchischen Struktur der Sätze verzichtet, stattdessen werden nur die Satzkonstituenten, also die Kompositionsstruktur der deutschen bzw. der ungarischen Sätze, bestimmt Engel 2004; Keszler/Lengyel 2008). Zusätzlich werden auch Satzbauplan und Satzmuster angegeben sowie fakultative Satzglieder durch Klammerung gekennzeichnet. An dieser Stelle wird diskutiert, wie konzeptuelle Muster typischerweise im Deutschen bzw. im Ungarischen sprachlich zum Ausdruck gebracht werden können. 3.1 Satzglieder im Deutschen An einem sonnigen Morgen stößt ein Jemand innerhalb seiner Wohnung auf ein amtliches Schreiben: es liegt auf dem Frühstückstisch neben der Tasse. (Satz 1) Atemp → an einem sonnigen Morgen, PK → stößt, Esub → ein Jemand, Aloc → innerhalb seiner Wohnung, Eprp → auf ein amtliches Schreiben (Satz 2) Esub → es, PK → liegt, Aloc/Esit → auf dem Frühstückstisch, Esit/Aloc → neben der Tasse 208 3.1.1 József Tóth Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen stoßen <sub prp> [An einem sonnigen Morgen] stößt ein Jemand [innerhalb seiner Wohnung] auf ein amtliches Schreiben: liegen <sub sit> es liegt auf dem Frühstückstisch [neben der Tasse] oder es liegt [auf dem Frühstückstisch] neben der Tasse. 3.2 Satzglieder im Ungarischen Egy napfényes reggelen Valaki a lakásában hivatalos írásra bukkan: a reggelizőasztalon hever, a csésze mellett. (Satz 1) Attq → napfényes, Besttemp→ reggelen, S → Valaki, Bestloc → lakásában, Attq → hivatalos, Bestasem → írásra, PK → bukkan (Satz 2) Bestloc → reggelizőasztalon, PK → hever, Bestloc → a csésze mellett 3.2.1 Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen bukkan <sub Bestasem> hever <{sub} Bestloc> [Egy napfényes] [reggelen] Valaki [a lakásában] [hivatalos] írásra bukkan: a reggelizőasztalon hever, [a csésze mellett]. 3.3 Satzglieder im Deutschen Wie es dahin kam, ist ungewiß. Esub (Ergänzungssatz-Komplex: Subjektsatz) → wie es dahin kam, PK → ist, Eprd → ungewiß 3.3.1 Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen sein <sub prd> [sub: hier Ergänzungssatz-Komplex: Subjektsatz] Wie es dahin kam, ist ungewiß. 3.4 Satzglieder im Ungarischen Nem lehet tudni, hogyan került oda. (unterordnender zusammengesetzter Satz: Haupt- und Nebensatz/Objekt) (HS) PK → nem lehet, O → tudni, (NS/Objekt) Bestmod → hogyan, PK → került oda Abbildung konzeptueller Ereignisschemata durch die sprachliche Struktur 3.4.1 209 Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen lehet <O> odakerül < Bestmod> [Nem] lehet tudni, hogyan került oda. 3.5 Satzglieder im Deutschen Kaum geöffnet, überfällt es den Lesenden mit einer Aufforderung. Atemp → kaum geöffnet, PK → überfällt, ESub → es [= das amtliche Schreiben], EAkk → den Lesenden, Eprp → mit einer Aufforderung 3.5.1 Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen überfallen <sub akk prp> Kaum geöffnet, überfällt es den Lesenden mit einer Aufforderung. 3.6 Satzglieder im Ungarischen Kinyitja, és máris a következő felszólítással támadnak rá a sorok: (HS) PK → kinyitja, (HS) Besttemp → máris, Attq → következő, Bestins → felszólítással, PK → támadnak rá, S → sorok 3.6.1 Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen kinyitja <-> rátámad <sub> Kinyitja, [és] [máris] [a következő] [felszólítással] támadnak rá a sorok: 3.7 Satzglieder im Deutschen Sie haben sich, befiehlt der amtliche Druck auf dem grauen, lappigen Papier, am 5. November des laufenden Jahres morgens acht Uhr in der Herrentoilette des Zentralbahnhofes zwecks Ihrer Hinrichtung einzufinden. (Satz 1) PK → befiehlt, Esub → der amtliche Druck auf dem grauen, lappigen Papier, Eakk → (= Satz 2) (Satz 2) Esub → Sie, PK → haben sich … einzufinden, Atemp / Esit → am 5. November des laufenden Jahres morgens acht Uhr, Esit / Aloc → in der Herrentoilette des Zentralbahnhofes, Afin → zwecks Ihrer Hinrichtung 3.7.1 Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen befehlen <sub akk> haben sich … einzufinden <sub sit> 210 József Tóth [Das] befiehlt der amtliche Druck auf dem grauen, lappigen Papier: Sie haben sich … [am 5. November des laufenden Jahres morgens acht Uhr] / am 5. November des laufenden Jahres morgens acht Uhr in der Herrentoilette des Zentralbahnhofes / [in der Herrentoilette des Zentralbahnhofes] [zwecks Ihrer Hinrichtung] einzufinden. 3.8 Satzglieder im Ungarischen Jelenjék meg, parancsolja a hivatalos nyomtatvány a tépett szélű szürke papíron, folyó év november 5-én, reggel 8 órakor a központi pályaudvar férfimosdójában, kivégzése céljából. (Satz 1) parancsolja, Attq → hivatalos, S → nyomtatvány, Attq → tépett szélű, szürke, Bestloc → papíron, O → (Satz 2) (Satz 2) PK → jelenjék meg, Attq → folyó, Attp → év, november, Besttemp → 5én reggel 8 órakor, Attq → központi, Attp → pályaudvar, Bestloc → férfimosdójában, Bestfin → kivégzése céljából 3.8.1 Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen megjelenik <sub> parancsolja <sub> Jelenjék meg, parancsolja a [hivatalos] nyomtatvány [a] [tépett] [szélű] [szürke] [papíron], [folyó] [év] [november 5-én, reggel 8 órakor] [a] [központi] [pályaudvar] [férfimosdójában], [kivégzése céljából]. 3.9 Satzglieder im Deutschen Für Sie ist Kabine 18 vorgesehen. Eprp → für Sie, PK → ist … vorgesehen, Esub → Kabine 18 3.9.1 Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen sein, vorsehen (im Passiv) <sub prp> Für Sie ist Kabine 18 vorgesehen. 3.10 Satzglieder im Ungarischen Az Ön számára kijelölt fülke száma: 18. Bestasem → Ön számára, Attq → kijelölt, Attp → fülke, S → száma, PK → 18 Abbildung konzeptueller Ereignisschemata durch die sprachliche Struktur 211 3.10.1 Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen <–> Az Ön számára kijelölt fülke száma: 18. 3.11 Zwischenbilanz Werden die deutschen Satzglieder mit den ungarischen bzw. die deutschen Satzmuster und Satzbaupläne mit den ungarischen verglichen, lässt sich feststellen, dass es zwischen den zwei Sprachen gravierende Unterschiede gibt. In den deutschen Beispielsätzen werden Ergänzungen (subklassenspezifisch, in der Regel obligatorisch) und Angaben (aspezifisch vom Verb abhängig, fakultativ) angegeben. Ergänzungen mit dem zentralen Verb konstituieren die Minimalstruktur des Satzes, die sich in den Satzmustern niederschlägt. Mit dem Hinzutritt der Satzangaben ergibt sich die Maximalstruktur des Satzes, die der Satzbauplan darstellt. Wenn der Satz keine Angaben enthält, sind Minimal- und Maximalstruktur identisch. In jedem Beispiel ist die Gleichheit, die Ähnlichkeit oder eben der Unterschied zwischen den deutschen und ungarischen Sätzen auch bezüglich des Satzbauplans bzw. des Satzmusters ersichtlich (Engel 2004). In den deutschen Sätzen kommen neben dem Prädikat folgende Ergänzungen und Angaben vor: Subjekt, Akkusativ-, Präpositiv-, Situativ- und Prädikativergänzung sowie Temporal-, Lokal- und Finalangabe. Es ist auch ein deutscher Ergänzungssatz-Komplex zu finden. Die wort- und satzzentrierte ungarische Grammatik folgt den früheren klassischen Traditionen der Grammatikschreibung, es werden aber auch schon die Ergebnisse der neuesten ungarischen und anderen europäischen Forschungen berücksichtigt (Keszler/Lengyel 2008). Auch die ungarischen Sätze werden in Minimalsätze (enthalten außer dem Prädikat nur seine obligatorischen Ergänzungen) und erweiterte Sätze (enthalten außer dem Minimalsatz Erweiterungen, fakultative Ergänzungen oder freie Angaben) unterteilt. In der vorliegenden Studie wurde – infolge der strukturellen Unterschiede zwischen dem Deutschen und dem Ungarischen – die Terminologie der deutschsprachigen ungarischen Grammatik von Keszler/Lengyel (2008) berücksichtigt. Aus den Konstruktionsprinzipien des Ungarischen, einer finnougrischen Sprache, ergeben sich außer dem Prädikat folgende Satzglieder: Subjekt, Objekt, asemantische Bestimmung, Lokal-, Temporal-, Modal-, Instrumental- und Finalbestimmung sowie Possessiv- und Qualifizierungsattribut. 212 4 József Tóth Sprachliche Struktur: Lineare Struktur der Sätze im Sprachvergleich Auf der sprachlichen Ebene spiegelt die Wortstellung eines Satzes wider, wie die Teilnehmer eines Ereignisses auf der konzeptuellen Ebene zueinander in Beziehung gesetzt werden. Zunächst wird die morphologische Gestalt der einzelnen Teilnehmer im Deutschen und Ungarischen bestimmt und danach wird betrachtet, wie der Linearisierungsprozess in beiden Sprachen verläuft. Hier wird ersichtlich, auf welche Weise die zwei Sprachen von den Positionen für die einzelnen Satzkonstituenten Gebrauch machen. 4.1 Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen an einem sonnigen Morgen → Präpositionalphrase, stößt → Verb, ein Jemand → Nominalphrase, innerhalb seiner Wohnung → Präpositionalphrase, auf ein amtliches Schreiben → Präpositionalphrase --- es → Pronomen, liegt → Verb, auf dem Frühstückstisch → Präpositionalphrase, neben der Tasse → Präpositionalphrase Atemp + PK + Esub + Aloc + Eprp --- Esub + PK + Aloc/Esit + Esit/Aloc 4.2 Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen egy → unbestimmter Artikel, napfényes → Adjektiv, reggelen → Substantiv, Valaki → Indefinitpronomen, a → bestimmter Artikel, lakásában → Substantiv, hivatalos → Adjektiv, írásra → Substantiv, bukkan → Verb --- a → bestimmter Artikel, reggelizőasztalon → Substantiv, hever → Verb, a → bestimmter Artikel, csésze → Substantiv, mellett → Postposition Attq + Besttemp + S + Bestloc + Attq + Bestasem + PK + Bestloc + PK + Bestloc 4.3 Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen [wie → Interrogativpronomen, es → Pronominalform, dahin → Adverb, kam → Verb] → Subjektsatz, ist → Verb, ungewiß → prädikatives Adjektiv Ergänzungssatz-Komplex: Subjektsatz + PK + Eprd 4.4 Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen nem → Negationswort, lehet tudni → Verbalphrase, hogyan → adverbiales Pronomen, került oda → Verbalphrase PK + O + Bestmod + PK Abbildung konzeptueller Ereignisschemata durch die sprachliche Struktur 4.5 213 Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen [kaum → Adverb, geöffnet → Partizip Perfekt] → Partizipialkonstruktion, überfällt → Verb, es → Pronominalform, den Lesenden → Nominalphrase, mit einer Aufforderung → Präpositionalphrase Atemp + PK + Esub + EAkk + Eprp 4.6 Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen kinyitja → Verb, és → Konjunktion, máris → Adverb, a → bestimmter Artikel, következő → Adjektiv, felszólítással → Substantiv, támadnak rá → Verbalphrase, a → bestimmter Artikel, sorok → Substantiv PK + Besttemp + Attq + Bestins + PK + S 4.7 Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen … befiehlt → Verb, der amtliche Druck → Nominalphrase, auf dem grauen, lappigen Papier → Präpositionalphrase …. Sie → Pronomen, haben sich … einzufinden → Verbalphrase, … am 5. November des laufenden Jahres morgens acht Uhr → Präpositionalphrase, in der Herrentoilette des Zentralbahnhofes → Präpositionalphrase, zwecks Ihrer Hinrichtung → Präpositionalphrase PK + Esub + Eakk (= Esub + PK … + Atemp/Esit + Esit/Aloc + Afin) 4.8 Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Jelenjék meg, parancsolja → Verbalphrase, a → bestimmter Artikel, hivatalos → Adjektiv, nyomtatvány → Substantiv, a → bestimmter Artikel, tépett szélű → Adjektiv, szürke → Adjektiv, papíron → Substantiv, folyó → Adjektiv, év → Substantiv, november → Substantiv, 5-én → Adverb, reggel → Adverb, 8 órakor → Adverb, a → bestimmter Artikel, központi → Adjektiv, pályaudvar férfimosdójában → Nominalphrase, kivégzése céljából → Nominalphrase PK + Attq + S + Attq + Bestloc + Attq + Attp + Besttemp + Attq + Attp + Bestloc + Bestfin 4.9 Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen für Sie → Präpositionalphrase, ist … vorgesehen → Verbalphrase, Kabine 18 → Nominalphrase Eprp + PK + Esub 214 4.10 József Tóth Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen az → bestimmter Artikel, Ön → Personalpronomen, számára → Postposition, kijelölt → Adjektiv, fülke száma → Nominalphrase, 18 → Adjektiv (Numerale) Bestasem + Attq + Attp + S + PK 4.11 Zwischenbilanz Aus dem Vergleich der morphologischen Gestalt und der Wortstellung der Satzkonstituenten beider Sprachen werden einerseits die Wortartzugehörigkeit der deutschen und der ungarischen Wörter, andererseits die Reihenfolge der einzelnen Satzkonstituenten in beiden Sprachen mit erheblichen Unterschieden erkennbar. Bei der Bestimmung der Wortartklassen der deutschen und der ungarischen Gegenwartssprache wurden Engels Deutsche Grammatik (2004) und Keszlers/Lengyels deutschsprachige Ungarische Grammatik (2008) herangezogen. 5 Zusammenfassung Durch die untersuchten fünf deutschen Sätze und deren ungarische Entsprechungen kann sprachlich ausgedrückt werden, wie komplexe, in sich vollständige Ereignisse in unserer Vorstellungs- und Erfahrungswelt zu konstruieren sind. Von der konzeptuellen Seite her gesehen bestehen solche Ereignisse immer aus mehreren begrifflichen Einheiten, die durch ein bestimmtes, für sich genommen ein einzigartiges Ereignis bezeichnendes Verb zueinander in Beziehung gesetzt werden können. Diesen Ereignisschemata sind auf der sprachlichen Seite typische hierarchische und lineare Strukturen zuzuordnen. So lässt es sich in dem vorliegenden Beitrag deutlich aufzeigen, inwiefern ein deutscher Satz und dessen ungarisches Äquivalent ein sowohl konzeptuell als auch sprachlich in sich abgeschlossenes Ganzes gleicher bzw. eher unterschiedlicher Struktur besitzt. Das Verhältnis zwischen einem Ereignis und dem Satz, mit dem dieses Ereignis beschrieben wird, ist in beiden Sprachen durch einen unterschiedlichen Prozess der Abstraktion gekennzeichnet. Literatur Engelberg, Stefan (1994): Ereignisstrukturen. Zur Syntax und Semantik von Verben. Wuppertal: Bergische Universität Gesamthochschule (= Arbeiten des Sonderforschungsbereichs 282 „Theorie des Lexikons“, Nr. 60). Abbildung konzeptueller Ereignisschemata durch die sprachliche Struktur 215 Engelberg, Stefan (1995a): Event Structure and the Meaning of Verbs. In: Bærentzen, Per (Hrsg.): Aspekte der Sprachbeschreibung. Akten des 29. Linguistischen Kolloquiums, Århus 1994. Tübingen: Niemeyer, S. 37–41 (= Linguistische Arbeiten; 342). 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