Einige Einblicke auf der Grundlage
der kommentierten Auswahl von Lucius Hartmann
Zusammenstellung: Theo Wirth
Inhalt
Biographie und Werke Euklids ................................................................................................ 3
"Stoicheia" (Elemente): Vorbemerkungen, Auswahl, Begründung .................................. 4
Texte und Kommentar: Geometrie (1. Buch) .......................................................... 4 – 10
Wörter : Geometrie (1. Buch).................................................................................... 11 – 13
Skizzen : Geometrie (1. Buch) ........................................................................................... 14
Euklid, Elemente
3
Biographie und Werke Euklids
Biographie
• Kleiner Pauly s.v. "Eukleides", Auszug: "E. wurde durch sein Werk zum
Mathematiklehrer aller Völker und Generationen bis heute. Schon aus dem 5. Jh. sind lateinische
Übersetzungen und Bearbeitungen bekannt, im 12. Jh. wurde E. aus dem Arabischen ins
Lateinische übertragen.
Sicheres über sein Leben erfährt man nur von Proklos (In Eucl. El. I p. 68, 6 - 20 Friedlein)."
Proklos lebte im 5. Jhdt. n. Chr. (Text s. unten; hier eine Zusammenfassung):
• jünger als Plat. und dessen direkte Schüler, älter als Archimedes (287-212) -> E. um 300 v.Chr.
• Ausbildung (philosophisch und mathematisch) in Athen
• Wirken und Lehre in Alexandria.
Überlieferte Werke
• (Elemente, 13 Bücher); : elementare Sätze: Definitionen,
Postulate, Axiome;
aus ihnen werden deduktiv weitere Sätze abgeleitet, in Form von Aufgaben/Konstruktionen
(problhvmata) und Lehrsätzen (qewrhvmata).
1 – 4: ebene Trigonometrie bis zur Konstruktion des regul. 15-Ecks in gegebenem Kreis
5 – 6: Proportionen
7 – 10: Arithmetik
11 – 13: räumliche Geometrie bis zur Konstruktion der regulären Polyeder (der platonischen Körper, Ziel des Werkes)
• "Data" (planimetrische Probleme)
• "Phaenomena" (Sphärik)
• "Optica" (Perspektive)
• "Sectio canonis" (math. Musiktheorie).
Antike Angabe zu Biographie und Werk:
Proklos, Eucl. El. p. 68, 6 – p. 69, 7 Friedlein (Auszug)
Euklid, Elemente
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Euklid, Elemente
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("Elemente")
Vorbemerkungen
• Aufbau: Definitionen, Postulate, Axiome, Problemata, Theoremata, Porismata
(Folgerungen), Lemmata (Hilfssätze)
•
•
•
•
sehr starke geometrische Orientierung
fehlende Algebra (von den Arabern erfunden)
Exaktheit des Aufbaus
bis heute gültige Terminologie.
Auswahl der Texte (alle aus dem 1. Buch)
• Die Definitionen, Postulate und Axiome
• Beweisschema anhand eines Problema; ein weiteres Problema, ein Theorema
• Satz von Pythagoras (Theorema).
Begründung der Euklid-Lektüre
• axiomatischer Aufbau der Mathematik
• exakte Wissenschaft (teilweise bis heute gültig!)
• Wirkung bis ins Mittelalter und in die Neuzeit
• Terminologie (u.a. auch) ins Deutsche übernommen
• Lektüre bekannter Sätze im Original
• logische Struktur der griech. Sprache (v.a. Konnektoren); Griechisch als Wissenschaftssprache.
Geometrie (, 1. Buch)
Definitionen: OPOI
Kommentar:
Punkt
Linie
Begrenzung der Linie: keine neue Definition,
sondern Verknüpfung zwischen und
.
Gerade, Strecke; sprachlich schwierig und
auch umstritten: bedeutet ”in
gleicher Weise”. Sinn der Definition: Eine
Gerade ist in allen Punkten gleich, kein Punkt
Euklid, Elemente
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ist durch Asymmetrie hervorgehoben.
Moderne Definition: Eine Gerade ist die kürzeste Verbindung zwischen 2 Punkten.
Fläche
Begrenzung der Fläche: keine neue Definition,
sondern Verknüpfung zwischen . und .
Ebene; vgl. .
Winkel zwischen beliebigen Kurven; s.
“”
Winkel; Winkel werden heute nur noch mit Geraden (bei Kurven mit Tangenten) definiert.
“
”
Rechter Winkel: Die Existenz von rechten
Winkel in Problema I, 11 bewiesen.
Stumpfer Winkel
Spitzer Winkel
Begrenzung: =
Figur: Geraden u.Winkel sind ausgeschlossen.
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“
”
Kreis: als Punktmenge definiert:
k = {P | MP = r}
“”
Mittelpunkt
Durchmesser
Halbkreis
Vielecke
Euklid, Elemente
Dreiecke
8
Winkel in Dreiecken
“”
Vierecke; Begriff ”Parallelogramm”, der später
immer wieder gebraucht wird, fällt hier nicht,
da die Eigenschaft ”parallel” noch nicht definiert wurde.
Parallelen
Postulate: AITHMATA
Euklid, Elemente
hier nur die Existenz, die Eindeutigkeit folgt
9
aus Axiom 9.
Verlängerung einer Strecke
Existenz eines Kreises
Rechte Winkel als Invariante
sog. ”Parallelenaxiom”, viele vergebliche Versuche, dieses Postulat als Theorem zu beweisen
(Ptolemaios, Proklos; bis in die Neuzeit).
Axiome: KOINAI ENNOIAI
Transitivität der Gleichheit (a = c und b = c
a = b)
a = c, b = d a + b = c + d
a = c, b = d a - b = c - d
]
a - c, b = d a + b - c + d
]
a=b2·a=2·b
]
a = b 0.5 · a = 0.5 · b
Kongruentes ist gleich (flächen-)
Euklid, Elemente
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Ganzes > Teil
Keine Fläche zwischen zwei Geraden. Dies
trifft nur für die Euklidische Geometrie (die
”normale” Geometrie) zu, in der sphärischen
Geometrie (= Geometrie auf der Kugel) umschliessen zwei Geraden, die nicht gleich sind,
immer eine Fläche (nämlich die Fläche zwischen zwei Grosskreisen).
allgemeines Beweisschema
(das Fettgedruckte ist immer
vorhanden)
Konstruktion eines
gleichseitigen Dreieckes
i) :
allgemeine Behauptung
ii) :
Bezeichnung der gegebenen
und der gesuchten Teile
iii) :
Behauptung mit den
bezeichneten Teilen
formuliert (Problema:
; Theorema:
)
iv) :
Konstruktion des Gesuchten
oder von Hilfslinien oder
-punkten
v) :
Beweis
Euklid, Elemente
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vi) :
Folgerung
i)
Euklid, Elemente
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(Eine gegebene Strecke in einen
gegebenen Punkt verschieben)
Eine kleinere Strecke von einer
grösseren abziehen
5
10
sws,
indirekter Beweis
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13
5
10
15
20
25
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14
30
35
!
!
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Satz von Pythagoras
Proklos p. 426, 6 – 9 Friedlein:
”Wenn wir auf diejenigen hören, die das Alte erforschen wollen, können wir solche finden, die
dieses Theorem auf Pythagoras zurückführen und die sagen, dass er bei der Entdeckung einen Stier
geopfert habe.”
Pythagoras soll also einen Stier geopfert haben für die Entdeckung (und den Beweis?) dieses Satzes.
Proklos spricht im folgenden seine Bewunderung auch für Euklid aus.
Voraussetzung für den Beweis: Scherung (in Theorema
).
Satz stammt sicher von Py
thagoras, dieser wird ihn jedoch vom Orient her über
nommen haben; zusammen
mit dem Satz kommt natür
lich auch die Existenz des Ir rationalen (insbes. von \r(2))
in den Bereich der Griechen.
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16
10
15
20
25
30
35
Euklid, Elemente
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Euklid, Elemente
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Wörter
Wörter in Anführungszeichen (” ”) sind Lehnübersetzungen.
Lern- Wörter
Nichtlern- Wörter
Proklos
Buchstabe; Element
verfassen
ordnen
vollenden
unwiderlegbar
weich, sanft; nachlässig
Dat. auctoris!!
Beweis
darauf
kurz
Weg
wissenschaftliche Richtung, Gesinnung
als Ziel festlegen
Haltung; Gestalt, math. Figur
konstruieren
Konstruktion
besonders
Auswahl
Satz (math. Aussage)
Aufgabe, Konstruktion
Geometrie
Definitionen
Zeichen; math. Punkt
=
Euklid, Elemente
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Linie
Breite
Ausdehnung, Länge;
Breite
ohne Breite
Ende
”Gerade”
Erscheinung; Aussenseite;
math. Fläche
eben
-
in gleicher Weise in
bezug auf etw.
Ebene
”Winkel”
sich berühren -> sich
schneiden
in der Verlängerung
aufeinander folgend
”rechter Winkel”
Lot, Senkblei; math.
”Kathete”: (heruntergelas< sen ->) senkrecht zu
”stumpf”; stumpf,
schwach, stumpfsinnig
”spitz”; scharf,
heftig, scharfsinnig
Haltung; Gestalt,math.Figur
Kreis
Euklid, Elemente
”geradlinig”
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”Peripherie”, Umfang
beim
Gen.
innerhalb
Stachel; math. Mittelpunkt,
”Zentrum”
”Durchmesser”
eine Gerade ”ziehen”
entzwei
schief
Seite, Flanke
”dreiseitig”
”gleichseitig”
"Dreieck"
Schenkel; Bein
”gleichschenklig”
”rechtwinklig”
”stumpfwinklig”
”spitzwinklig”
Quadrat
”Rhombus”
Parallelogramm
s. unten ”Postulate”, Anfang
”parallel”
verlängern
Euklid, Elemente
Rechteck
gegenüberliegend
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Postulate
bitten, fordern
Imperat. 3.Sg. A,
oft
MP
Imperat. 3.Pl. A,
MP
Imperat. 3.Pl. A (spät)
unaufhörlich
beenden, math. begrenzen
Abstand, Radius
Axiome
doppelt
kongruierend
Fläche
Beweisschema
Problemata
”gegeben”
verbinden; math. eine
Verbindungslinie
ziehen
in etw. ”schneiden”
Theoremata
einem Winkel gegenüber-
liegen (vgl. ”Hypotenuse”)
Winkel
trans.: anpassen;
math. auf etw. legen
intr.: auf etw. fallen,
math. kongruieren
Euklid, Elemente
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Satz von Pythagoras
konstruieren
verbinden; math. eine
Verbindungslinie
ziehen
Euklid, Elemente
das von einer Seite
aufgespannte Quadrat,
das
Quadrat über einer
Seite
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Skizzen
Problema I,
G
A
B
E
D
Problema I,
D
G
E
A
B
Z
Theorema I,
D
A
Z
G
E
B
Theorema I,
Q
K
H
A
Z
G
B
L
D
Euklid, Elemente
E
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