Euklidische axiomatische Methode 9.3.2016, Feifei Ineichen 1. Definition Manche Definitionen von Euklid sind ähnlich zu modernen Definitionen, die präzise Bedeutungen haben. Andererseits gibt es auch die Definitionen, die nicht explizit erklärt werden. Zum Beispiel: Ein Punkt ist, was keine Teile hat. Euklid beruft sich auf ein intuitives Verständnis des Begriffs, statt eine genaue Bedeutung zu den Bedingungen zu geben. Deshalb beurteilt der moderne Ansatz, dass diese Begriffe von Euklid ungenügend definiert sind. 2. Postulat und Grundsätze Nach den eher beschreibenden Definitionen folgen die fünf eher festlegenden Postulate. Zum Beispiel Von einem beliebigen Punkt zu einem anderen ist eine gerade Strecke zu ziehen. An die fünf aufgeführten geometrischen Postulate schliessen sich mehrere logische Axiome an, nämlich, Grundsätze/Euklids Axiome. Postulate und Grundsätze sind Ausgangspunkt der logischen Deduktionen des Theorems. Ausserdem betrachten wir Postulate und Grundsätze zusammen als Axiome, auf denen die Euklidische Geometrie basiert. 3. Schnittpunkt von Kreis und Linie Wenn wir Euklidische Elemente lesen, finden wir manchmal, dass Euklid sich auf Intuition stützt, die nicht klar in Axiomen steht. Zum Beispiel in I.1 (siehe Abbildung rechts), wenn er ein gleichseitiges Dreieck konstruiert, hat Euklid gesagt, dass ein Schnittpunkt existieren muss, wenn von drei gegebenen Strecken deren je zwei zusammen grösser als die dritte sind. Aber es ist nicht genug, die Existenz eines Schnittpunkts zu zeigen. Es gibt keine Aussage in der Definition, in Postulaten I.1 Beweis oder Grundsätzen, dass sich zwei Kreise unter bestimmten Konditionen schneiden. Euklid hat auch nicht begründet in seinem Beweis, warum zwei Kreise sich schneiden werden. Dies sind Lücken von euklidischen axiomatischen Methoden. Es gibt zwei wichtige Punkte zu diesem Thema: Die relative Position von zwei Kreisen; Sei ein Punkt gegeben, wo die zwei Kreise sich zu schneiden scheinen, aber der Punkt existiert nicht wirklich. Zum Beispiel (siehe Abbildung rechts): Auf Ebene Q (rationale Zahl), wobei Punkte Paare rationale Zahlen sind. Sei AB ein Intervall auf der x-Achse mit A(0,0) und B(1,0), dann sollte der Vertex C (Spitze des gleichseitigen Dreiecks) (1/2,√3/2) sein, aber es existiert nicht in Q. Feifei Ineichen: Euklidische axiomatische Methode 1 Deshalb müssen wir weitere Axiome einführen, und eine Möglichkeit wäre, mit modernen Axiom-Systemen reelle Zahlen einzuführen. 4. Methode der Überlagerung Eine weitere Lücke in der Axiomatik Euklids konstatiert die Forschung spätestens seit Jacques Peleiter im 16. Jahrhundert in der Beweismethode mittels Kongruenz, wie im Beweis I.4: Seite-Winkel-Seite Kriterium für Kongruenz von zwei Dreiecken. Eine Methode, die durch Euklidische Axiome nicht erlaubt ist, nämlich, Figuren nehmen und bewegen (wir nennen dies die Methode der Überlagerung), enthält die folgende Punkte: Parallelverschiebung oder Translation: Verschiebung jeden Punktes der Zeichenebene oder des Raumes in derselben Richtung um dieselbe Strecke. Rotation: Rotation über einen gegebenen Punkt. Spiegelung/Reflexion: Auswechslung von Punkten auf die jeweils gegenüber liegende Seite einer Gerade. 5. Anordnung Die Anordnung ist, wenn ein Punkt auf einer Gerade zwischen zwei anderen Punkten liegt, oder eine Gerade durch einen Punkt innerhalb des Winkels geht. Wie das Beispiel früher gezeigt hat, die relativen Positionen von zwei Kreisen oder Punkten sind wichtig. Zum Beispiel (siehe Abbildung rechts) in 1.7 hängt der Beweis von der relativen Position vom Schnittpunkt bei C und D ab, die Ungleichheiten zwischen den Winkeln entscheidet, d.h. falls AD erreicht Punkt D von draussen, dann ∠2<∠1, ∠4<∠3, gibt es keine Kontradiktion. I.7 Beweis Einige Beweise sind schwierig zu erklären ohne Diagramm, zum Beispiel I.16. Aber Diagramme sind manchmal intuitiv und deshalb auch gefährlich. Ein bekanntes Beispiel ist zu beweisen „jedes Dreieck ist gleichschenklig“ von W. W. Rouse Ball (1892).1 6. Parallelenaxiom Das Parallelenaxiom ist ein viel diskutiertes Axiom der euklidischen Geometrie.2 I.27, I.28 und I.29 sind die wichtigen Anwendungen von den Parallel-Postulaten. Ausserdem sagt eine häufig gebrauchte, auf John Playfair zurückgehende Formulierung: In einer Ebene α gibt es zu jeder Geraden g und jedem Punkt s außerhalb von g genau eine Gerade, die zu g parallel ist und durch den Punkt s geht. Als absolute Geometrie wird die Gesamtheit der geometrischen Sätze über einen dreidimensionalen Raum bezeichnet, die man allein aufgrund der Axiome der Verknüpfung (Inzidenzaxiome), der Anordnung, der Kongruenz und der Stetigkeit, also ohne das Parallelenaxiom herleiten kann. Angenommen, es gibt zwei zusätzliche Axiome, das absolute und das Playfair Axiom, dann können wir das 1 Beweis: Parallelenaxiom http://jwilson.coe.uga.edu/EMAT6680Fa09/Arican/emat6690/Rouse%20Ball/Rouse%20Ball%20Paradox.html, found 6.3.2016. 2 Postulat 5: zwei Geraden, die von einer Geraden geschnitten werden, wobei die innen liegenden beiden Winkel zusammen kleiner als zwei rechte sind, treffen sich dort, wonach die Winkel liegen. Feifei Ineichen: Euklidische axiomatische Methode 2 Parallelenaxiom beweisen (siehe Abbildung rechts). In der neutralen Geometrie ist Euklids fünftes Postulat (Parallelenaxiom) äquivalent zu Playfairs Axiom. 7. Theorie des Flächeninhalts In I.35, Euklid sagt: Parallelogramme, auf derselben Grundseite errichtet, sind zwischen denselben Parallelen gleich. Wir vermuten, dass Euklid Parallelogramme als „gleich“ bezeichnet werden können, wenn sie den gleichen Flächeninhalt haben. Aber es ist nicht klar, was der Flächeninhalt von Figuren ist. Unsere Intuition von der Schule bedeutet Flächeninhalt von Rechteck ist Länge * Breite. Solche Flächeninhalte sind eine Funktion von reellen Zahlen, aber es gibt keine reellen Zahlen in der Euklidischen Geometrie. Wir betrachten diese „Gleichheit“ als undefinierte Notation, und wir sagen „gleicher Inhalt“. I.37, I.47 sind wichtige Anwendungen der Theorie des Flächeninhaltes. Ausserdem spielt die Flächeninhalt-Theorie eine wichtige Rolle im Kapital „Elements“: Anwendungen sind zum Beispiel Konstruktionen von regelmässigen Fünfecken, quadratische Gleichungen, und das Theorem von ähnlichen Dreiecken. Feifei Ineichen: Euklidische axiomatische Methode 3 Quellen: Schmitz, Markus (1997). Euklids Geometrie und ihre mathematiktheoretische Grundlegung in der neuplatonischen Philosophie des Proklos. Hartshorne, Robin (2005). Geometry: Euclid and Beyond Tecklenburg, Helga (1988). Stufen der Anordnung in Geometrie und Algebra https://de.wikipedia.org/wiki/Euklidische_Geometrie https://de.wikipedia.org/wiki/Kongruenz_(Geometrie) https://de.wikipedia.org/wiki/Parallelenaxiom https://en.wikipedia.org/wiki/Playfair%27s_axiom https://zh.wikipedia.org/wiki/%E6%AC%A7%E5%87%A0%E9%87%8C%E5%BE%97%E5%87 %A0%E4%BD%95 https://de.wikipedia.org/wiki/Absolute_Geometrie https://de.wikipedia.org/wiki/Satz_des_Pythagoras Feifei Ineichen: Euklidische axiomatische Methode 4