UNIVERSITÄT HOHENHEIM LANDESANSTALT FÜR BIENENKUNDE Anne‐Amélie Larue, Lars Steiner, Peter Rosenkranz alarue@uni‐hohenheim.de Ist Nosema ceranae wirklich ein neuer Bienenkiller? - Infektionsverlauf und Überlebensraten im Käfigtest 2. Material & Methoden 1. Einleitung Seitdem Nosema ceranae als Parasit in Honigbienen (A. mellifera) in Europa nachgewiesen wurde und offensichtlich die ursprüngliche Art N.apis verdrängt, steht die Frage nach der Virulenz dieses neu eingeschleppten Mikrosporidiums im Raum. Berichte von umfangreichen Nosema bedingten Völkerverlusten aus Spanien konnten bisher in Mitteleuropa nicht bestätigt werden. Allerdings gibt es über die Pathogenese beider Nosema-Arten bisher noch viele offene Fragen. Wir haben daher vergleichende Käfigtests mit N.ceranae und N.apis durchgeführt, um anhand der Lebensdauer infizierter Bienen eventuelle Virulenzunterschiede Infektionsversuch ¾ Für den Infektionsversuch mit N.ceranae wurde frisches Sporenmaterial aus zuvor infizierten und gekäfigten Bienen verwendet. ¾ N.apis-Sporen wurden aus eingefrorenem Bienenmaterial der Universität Uppsala (SLU) gewonnen. nachzuweisen. ¾ Den frisch geschlüpften Bienen wurden 200.000 Sporen der jeweiligen Sporensuspension in Aufbau Zuckerwasser per Einzelfütterung verabreicht (Abb. 4). ¾ Die Kontrollkäfige bekamen ausschließlich Zuckerwasser. ¾ Jeder Versuchskäfig wurde mit jeweils 40 gefütterten Jungbienen + 5 Ammenbienen A bi ( (zur Pfl Pflege und d Stabilisierung) St bili i ) angesetzt. t t ¾ Der Versuch wurde über einen Zeitraum von 26 Tagen durchgeführt. N.ceranae Abb. 4 : Pipettenfütterung einer frisch geschlüpfte Jungbiene Probennahme, Totenfall und Verhaltensbeobachtungen ¾ Alle 2-3 Tage wurden 3 lebende Bienen aus den Käfigen entnommen, mit CO2 N.apis Bienen wurde betäubt und eingefroren. In diesen dann die Anzahl der Nosemasporen mikroskopisch mit einer Thoma-Zählkammer bestimmt und bei Nosemabefall die Artbestimmung über PCR durchgeführt (siehe unten). ¾Der Abb. 1: Nosema ceranae lichtmikroskopisch vergrößert (400x) Totenfall entnommen wurde und täglich für spätere kontrolliert, gegebenfalls Nosema-Bestimmungen eingefroren. ¾Zusätzlich wurden bei den Versuchskäfige tägliche Verhaltensbeobachtungen gemacht. Hierfür wurden die Käfige einzeln für 5 Minuten beobachtet und entsprechende Verhaltensweisen notiert. ¾Zugesetzte Ammenbienen wurden weiß markiert. Abb. 5 : Probenahme und Totenfallkontrolle Die für die PCR verwendeten Primer (nach Bogenschütz 2008) ¾ Mit dieser von Bogenschütz (2008) Abb. 2: Verkotete Rähmchen in nosemabefallenem Volk erarbeiteten konnten in einem Arbeitsgang Abb. 3: Tote Bienen im Gitterboden von nosemabefallenem Volk “Pathogen” (Nosema pos./ neg.) und die Artbestimmung durchgeführt werden (Abb. 6). 3. Ergebnisse Name Länge in bp Tm °C Sequenz in 5'- 3' -Richtung CON-2350_F 26 55,6 TGTATAAAATGGAAGAAGATTACTAC Pathogen CON-2700_R 19 58,2 CTGATGCGGTATAGGTACG Pathogen Spezifitätslevel Methode DIV apis 2600 F DIV_apis_2600_F 24 54,2 AATAATTCTTCATTTTACTACGAC Nosema apis DIV_apis_3200_R 24 54,8 ATATACTAGTGGTTTCACACTTTC Nosema apis DIV_ceranae_2600_F 24 61,2 AAACTATTTTAAGGCGACTTGATG Nosema ceranae DIV_ceranae_3200_R 24 54,7 ATACTAGTGGTTTCACAAATAATC Nosema ceranae 4. Schlussfolgerungen Verhalten ¾ Die Mortalität nach Infektion mit einer sehr hohen Dosis an Nosemasporen beginnt ca. 14 Tage post infectionem unabhängig von der Nosema-Art. ¾Unterschiede bezüglich des Verhaltens zwischen infizierten und nicht ¾ Trotz einer hohen Startinfektion und extrem hohen Sporenbelastung p g der Einzelbienen lebten befallene Bienen infizierten Bienen waren nicht festzustellen. festzustellen So wurden in allen teilweise über 3 Wochen. Versuchskäfigen trophallaktische Kontakte in gleichem Umfang ¾ Die Infektion mit eingefrorenem Material von N.apis verlief deutlich langsamer als mit N. ceranae und mit einem beobachtet . um den Faktor 5 geringeren maximalen Sporenbelastung der Einzelbienen Æ Nicht nur bei N. ceranae sondern ¾In keinem Käfig wurden Kotspritzer nachgewiesen. auch bei N. apis muss unbedingt mit frischem (nicht eingefrorenem) Sporenmaterial gearbeitet werden (Fries pers. Mittlg.). ¾ Trotzdem war die Mortalität im N.apis-Käfig vergleichbar mit der in den stärker infizierten N.ceranae-Käfigen. PCR ¾Der Nosemabefall („Pathogen“) die jeweilige Nosema-Art (N. ceranae/ Abb. 6: Beispiel für die molekulargenetische Artbestimmung mit den von uns verwendeten Primerrn: unbefallen (3-6, 11-13); N. ceranae (1,2, 7, 9, 14); N. apis (10, 15) Probe 8 wies ausschließlich einen Pathogennachweis nach Sporen pro Bien ne in Mio. Infektionsverlauf 160 140 120 100 80 60 40 20 0 12 ¾Bei beiden mit N. ceranae infizierten Versuchskäfigen wurde extrem den N. ceranae-Käfigen nachweisbar mit Maximalwerten von lediglich 14 16 19 21 23 26 Tage nach Infektion hohe Infektionen mit bis zu 160 Millionen Sporen/ Biene festgestellt. ¾Bei dem mit N. apis infiziertem Käfig war die Infektion später als bei Bienenkiller in Deutschland?! 180 N. apis) konnte mit unserer molekulargenetischen Methode, mit einer Ausnahme (Probe Nr. 8), eindeutig nachgewiesen werden (Abb. 6). ¾ Nach unseren ersten Käfigversuchen ist daher N. ceranae nicht virulenter als N. apis Æ kein neuer Ceranae 1 Ceranae 2 Apis 1 Kontrolle 1 Kontrolle 2 Abb. 7: Infektionsverlauf von den Versuchskäfigen mit N.ceranae, N.apis und den Kontrollen 30 Millionen Sporen/ Biene. ¾In der „Kontrolle 2“ wurde nach 2 Wochen eine Kontamination mit N. 20 18 ceranae festgestellt (vermutlich durch die zugesetzten Ammenbienen) Vergleich des Totenfalls zwischen N.apis und N.ceranae ¾ Bei der Kontrolle 1 (kein Nosemabefall während des Versuches) wurden lediglich 3 tote Bienen bis zum Versuchsende gezählt. ¾ In den N. ceranae-Käfigen begann der Totenfall jeweils nach knapp 2 16 Totenanzah hl mit einem mittleren Infektionsverlauf bis max. max 40 Millionen Sporen. Sporen 14 12 10 Abb. 9: Käfige im Brutschrank mit wassergefülltem Teller für benötigte Luftfeuchte und Thermometer zur Temperaturkontrolle 8 6 4 2 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 Wochen und stieg auf insgesamt 16-20 Bienen an. ¾ Bei dem N. apis-Käfig war dieser Totenfall mit 16 Bienen gleich groß trotz niedrigerer Sporenbelastung der Bienen. ¾ Der mit N. ceranae kontaminierte Kontrollkäfig 2 wies mit insgesamt 9 toten Bienen eine mittlere Mortalitätsrate auf. Tage nach Infektion Ceranae 1 Ceranae 2 Apis 1 Kontrolle 1 Kontrolle 2 Abb. 8: Mortalitätsverlauf von den Versuchskäfigen mit N.ceranae, N.apis und den Kontrollen (n=40 Bienen pro Käfig) Abb. 10: Etabliertes Käfigsystem mit ausgebautem Wabenstück, Pollenwabe und Fütterungsspritze