Karikaturist mit Weltgeltung

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MÜNSTER
Barocker
Kosmos
aus Tönen
"La Stagioneil präsentiert fünf Komponisten
Im Fluss der Musik: Das Ensemble "La Stagione" aus
Frankfurt im münsterischen Erbdrostenhof.
FOTO: CWS
MÜNSTER. Multikulti ist, so
könnte man meinen, ein
Phänomen unserer jüngeren
Vergangenheit. Stimmt aber
nicht! Zumindest in der
Kunst ist die Vermischung
unterschiedlicher regionaler
oder nationaler Stile eine
seit etlichen Jahrhunderten
gängige Praxis, wie das Konzert mit Flötist Michael
Schneider und "La Stagione
Frankfurt" am Montag im
Erbdrostenhof
deutlich
machte. Schneiders Ensemble präsentierte Musik
von fünf deutschen oder
deutschstämmigen Komponisten aus der ersten Hälfte
des 18. Jahrhunderts, die
sich in Form und Stilistik
quer durch Europa bewegten. So wie Georg Friedrich
Händel, der in seiner Flötensonate d-Moll sich hier
ganz italienisch gibt, dort
den Franzosen was abguckt
und mit ausgefeilter Kontrapunktik seinen deutschen
Wurzeln huldigt.
Man muss diese durchaus
spannenden Zusammenhänge nicht wissen oder verstehen, um Händel oder Telemann, Hasse oder Bach mit
Gewinn zu goutieren. Man
kann sich auch ganz einfach
dem Fluss der Musik hingeben. Und dazu bot "La Stagione" wahrlich mehr als genug Gelegenheit. Einen gan-
zen Kosmos aus Tönen und
Farben erschlossen die vier
Solisten ihrem Publikum.
Mal verhalten und gedeckt
wie in Johannes Schencks
Gamben-Suite, mit der sich
Christian Zincke hören ließ,
mal glühend heiß wie in
Händels "Furioso", das seinem Namen alle Ehre macht
- und Michael Schneider,
Annette Schneider (Cello)
und Sabine Bauer (Cembalo) zu rasanten Tempi animierte. Die Finger flogen,
der Cellobogen sprang über
die Saiten. Auch später noch
einmal auf der Diskantgambe von Christian Zincke, als
es um Telemanns Triosonate
d-Moll ging.
Ein fantastisches Programm also, mit dem die
"Tage der Barockmusik" auftrumpfen konnten. Das gilt
auch für die Flötensonate
des Wahl-Italieners Johann
Adolph Hasse. Klang die
nicht ganz nach Frühling?
Häufige
Tonrepetitionen,
Triller und Vorschläge, auch
eine kleine Flötenkadenz eine muntere Vogelschar
war jedenfalls schon da.
Am Ende Bach. Mit seiner
Triosonate versetzte das Ensemble die Zuhörer in einen
wahren Bach-Rausch und
lieferte sein absolutes Meisterstück an diesem Abend.
Christoph Schulte im Walde
•
Mittwoch, 1. April 2015
FEUILLETON
RMZKL1
Karikaturist mit Weltgeltung
Haus der Niederlande erinnert in einer sehenswerten Ausstellung an Louis Raemaekers (1869-1956)
MÜNSTER. Karikaturen sind
heute leicht verderbliche
Ware. Zumeist auf die Tagesaktualität zugeschnitten, verliert sich ihre Aussagekraft
häufig schon nach kurzer
Zeit. Angesichts der Masse
an Medien und dem Gewirr
des Internets ist ihre Wirkung heute ohnehin begrenzt. Das war vor 100 Jahren noch ganz anders. Das
Haus der Niederlande stellt
jetzt mit Louis Raemaekers
einen niederländischen Karikaturisten vor, der vor allem
in der Zeit des Ersten Weltkriegs mit "Mit Stift und Feder als Waffe" - so der Ausstellungstitel - eine schier
unglaubliche Wirkung erzielte.
"Er wurde schon in seinem
Elternhaus durch die Auseinandersetzung seines liberalen
Vaters mit dem klerikalen Bischof von Roermond geformt", erläutert Hein van
der Bruggen, Vorstand der
Louis-Raemaekers-Stiftung,
den Hintergrund der erstaunlichen
Entwicklung
und
Wirkkraft des Malers und Karikaturisten Raemaekers, der
1869 in Roermond das Licht
der Welt erblickte und 1956
im gesegneten Alter von 87
Jahren
in
Scheveningen
starb.
~}
)
Zwei Weltkriege erlebt
Das Leben des Künstlers und
Karikaturisten umfasste mithin zwei Weltkriege, und es
gab Grund genug, das erlernte künstlerische Handwerk in
den Dienst der scharfen Karikatur und der existenziellen
politischen Auseinandersetzung zu stellen. Zeichnet
Raemaekers Kaiser Wilhelm
noch um 1907 als friedlichen
Kapitän hinter dem Steuer,
ist es mit der freundschaftlichen Zurückhaltung mit dem
Einmarsch deutscher Truppen 1914 in Belgien und
Frankreich endgültig vorbei.
Auf Karikaturen jener Zeit sehen wir die Deutschen mit
Pickelhaube und in Schlachtermontur.
"Kreuzland,
Kreuzland
über alles", heißt eine Karikatur, die junge Frauen und
Kinder zwischen schwarzen
"Die Ernte ist reif": Diese Karikatur über das große Töten und Schlachten entstand bereits
am 18. August 1914 zu Beginn des Ersten Weltkriegs. Bild oben: Hein van der Bruggen (1.),
Vorstand der Raemaekers-Stiftung, und Dr. Loek Geeraedts, Geschäftsführer des Zentrums
für Niederlande-Studien, freuen sich über die Ausstellung in Münster. FOTOS: KATALOG/LOY
Kreuzen darstellt. Dazu stellen sie die düster-bange Frage: "Wo sind unsere Väter?"
Auf einer weiteren Karikatur
greift der Tod zur Sense, um
Menschen zu niederzumähen. "Die Ernte ist reif",
heißt dazu der bittere Kommentar.
Raemaekers, der seine Karikaturen hauptsächlich in
der Zeitung "De Telegraaf"
veröffentlicht,
bekommt
Probleme in den Niederlan- Werk in 18 Sprachen weltden, weil diese sich im Ersten weit. Im Jahr 1917 schließWeltkrieg für neutral erklärt lich reist Raemaekers auf Bithaben. Angeblich soll Kaiser ten der britischen Regierung
Wilhelm sogar ein Kopfgeld in die USA.
auf ihn ausgesetzt haben. Al- Einfluss auf die USA
so geht der Karikaturist Ende
1915 nach England, wo seine
Er unternimmt dort eine
Arbeiten begeistert aufge- mehrmonatige Reise, und seinommen werden. Das gehei- ne Arbeiten werden in rund
me britische Kriegspropagan- 2000 Zeitungen verbreitet.
dabüro "Wellington House" Es gelingt Raemaekers, die
verbreitet anschließend sein Stimmung in den USA zu be-
Eine Spitze nach der anderen
ll
"Der Musikmeister amüsiert im Westfälischen Landesmuseum
KU Z NOTIERT
Passionskonzert
am Karfreitag
Mit dem Hiltruper Vokalensemble
Das Hiltruper Vokalensemble singt unter anderem Werke
von Schütz und Mendelssohn Bartholdy.
MÜNSTER. Die katholische
Kirchengemeinde St. Clemens
Hiltrup-Amelsbüren
und der Verein "Klang und
Kunst e.V." laden am Karfreitag zum Passionskonzert
ein. Das Konzert findet statt
in der Pfarrkirche St; Clemens, Münster-Hiltrup, an
der Marktallee. Unter der
Überschrift "Frieden" werden Texte und Vokalwerke
1 zusammengefügt, die sich
dem Thema aus christlicher
Sicht nähern.
ensemble" singt unter der
Leitung von Henk Plas unter
anderem Werke von Heinrich Schütz, Felix Mendelssohn Bartholdy, Kurt Hessenberg und Knut Nystedt.
Pfarrer Mike Netzler ergänzt
das Programm mit passenden Texten.
Das Passionskonzert
beginnt am Karfreitag, 3.
April, um 20 U~r. Der Eintritt ist frei; am Ausgang
wird um eine freiwillige
7714
MÜNSTER. "Eigentlich bekommt am Schluss der Oper
immer der Tenor die Solistin", erfährt das Publikum
vor dem Finale. Doch die komische Barockoper "Der Musikmeister" von Giovanni Pergolesi und Pietro Auletta löste sich am Dienstagabend
ganz anders auf. Regisseur
Andreas Beuermann hatte
die Verwicklungen um die
ebenso talentierte wie hübsche Gesangsschülerin Lauretta (Eva Bauchmüller) als
eigens erstellte Dialogfassung
ins Münster der frühen 30er
Jahre übertragen. Darin setzte es eine Spitze nach der anderen.
Ihr
Lehrer
Lamberto
(Christian-Kai Sander) erkennt Laurettas großartiges
Talent und fördert die junge
Sängerin, wo er nur kann.
Doch irgendwann erscheint
Lambertos Bekannter, der
Filmproduzent
Tracolino
(Juan Fernando Gutierrez).
Der hat ganz anderes mit ihr
vor und lockt sie mit Hoffnungen auf eine große Kinokarriere. Schon bald erkennt
sie, dass der smarte junge
Mann noch ganz andere Absichten hat. Auf Tracolinos
Abwerbeversuche
reagiert
Maestro Lamberto natürlich
pikiert. Wie praktisch ist da,
dass einer von Laurettas Mitschülern eigentlich Jurastu-
einflussen, so dass es schließlich doch zu einem entscheidenden Eingreifen der USA
in Europa kommt. In jenen
Jahren zählt der Niederländer wohl zu den weltweit bedeutendsten und einflussreichsten Karikaturisten. 100
Jahre nach dem Ersten Weltkrieg bietet sich jetzt dem
historisch interessierten Besucher ein ganz neuer und
spannender Blick auf die
politische und mediale Debatte jener Zeit. Auch das
Zeitalter der nationalsozialistischen und kommunistischen Diktaturen wird Raemaekers, nun schon im vorgerückten Alter, noch erleben
und zeichnerisch begleiten.
Eine Karikatur in der Ausstellung zeigt drei Kreuze, von
denen er die beiden Kreuze
der Schächer wie ein Hakenkreuz und wie Hammer und
Sichel formt. Bedrückend.
Etwa 30 Originale sind im
äußeren Rundgang der Ausstellung im Haus der Niederlande zu sehen, die auch die
künstlerische Meisterschaft
Raemaekers belegen. Mehrere Schautafeln berichten
über zentrale Schaffensphasen des Künstlers und Karikaturisten.
Louis Raemaekers: "Mit
Stift und Feder als Waffe";
bis 3. Mai 2015 im Haus
der Niederlande. Öffnungszeiten Mo bis Fr von 12
bis 18 Uhr, Sa und So von
10 bis 16 Uhr. Ein ausführlicher Katalog zu Leben
und Werk von Louis Raemaekers, hg. von der Raemaekers-Foundation, ist in
niederländischer und englischer Sprache erschienen.
Johannes Loy
Bilder vom
Lande
MÜNSTER. Eine neue Ausstellung ist ab 1. April im
Kulturbahnhof Hiltrup zu sehen. "Gezeichnetes vom Lande" - unter dieser Überschrift zeigt mit Holger Kerkhoff ein junger Künstler seine
Arbeiten. Hofgebäude, Weideschuppen und die ländliche Kulturlandschaft bilden
seit 20 Jahren einen Schwerpunkt in den Zeichnungen
des Schüttorfers. So werden
immer wieder historische
Giebel, Hofschuppen oder
auch mal ein Weidegatter zu
Motiven, die als lavierte Bleistift- oder Federzeichnungen
ihren Weg auf das Papier finden. Diese Motive entdeckt
der in der Grafschaft Bentheim lebende Künstler in der
emsländischen Landschaft,
im Osnabrücker Land oder
dem nördlichen Münsterland.
Alles in Butter: Lehrer Lamberto (Christian-Kai Sander, 1.), Filmproduzent Tracolino (Juan
Fernando Ciutierrez. r.), Ciesangsschülerin Lauretta (Eva Bauchmüller) und ihr Mitschüler
(Oliver Schwenke). Am Cembalo: Daniel Klein
FOTO: UKC
spannt sie diesen (Oliver klar. Da wählt sie natürlich
Schwenke) natürlich vor den ihren "te uren Meister" LamKarren. Am Ende regelt ein berto, der dann sogleich
von ihm aufgesetzter Vertrag auch für die Gesangsausbilalle Interessen bestens. Lau- dung aller weiteren Schauspieler zuständig ist. Ihr Mitretta wird Filmstar.
Paragraf 7 des Vertrages sch'iler wechselt das Fach
stellt ihr Recht auf die eigene und wird Tracolinos ProkuAuswahl ihrer musikalischen
orchester. Das Theater Münster nahm mit der gelungenen, ausverkauften Vorstellung im Westfälischen Landesmuseum für Kunst und
Kulturgeschichte im Rahmen
der Barockta~ seine Produk.
~
non
aus dem
vergangenen
Jahr noch einmal auf. Ende
1. April bis Ende Juni;
mittwochs und freitags jeweils von 16 bis 18 Uhr.
Ostersonntag (5. April) von
15 bis 17 Uhr geöffnet
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