Aeria. - Texaa

Werbung
die Revue
Texaa,
# 1
Editorial
„Seit über dreißig Jahren entwirft, fertigt und verkauft Texaa®
Komfortmaterialien, Beläge und Objekte zur Optimierung der
Akustik in vielfältigsten Raumformen…“
Im Laufe der Jahre entwickelten sich enge und freundschaftliche
Beziehungen zu Planern – Akustikern, Architekten und Designern –
mit denen wir gemeinsam, in respektvollem Miteinander, kreatives
Neuland erschlossen – im Schulterschluss mit den sich den neuen
architektonischen und menschlichen Herausforderungen im Bereich
der Raumakustik bewussten Bauherren.
Unsere Kataloge, technischen Merkblätter und Montageanleitungen
informieren Sie detailliert über das was wir machen, heute möchten
wir Ihnen erzählen, wie wir es machen.
Unsere im Hinblick auf ihren Erscheinungstermin und ihren Umfang
flexibel ausgelegte Revue wirft einige Schlaglichter auf Projekte,
die uns besonders gefordert und gefördert haben. Nicht wegen ihres
Umfangs, sondern weil sie uns neue Sichtweisen eröffneten, Zweifel
weckten und an unsere Experimentierfreudigkeit appellierten.
Die Erfahrungsberichte der Projektbeteiligten sind dafür die beste
Illustration.
Kernthema der vorliegenden, gemeinsam mit unseren Partnern von
ppLab entworfenen ersten Ausgabe ist das Hauptmerkmal der Texaa® –
Produkte: die „textile Hülle“. Die historischen Bezüge zwischen Textil
und Architektur. Kleidungsstücken und Häusern. Ihre Schutzfunktion.
Ihre weltweite zivilisatorische Bedeutung.
Über die offensichtliche „absorbierende“ Funktion hinaus, assoziiert
das menschliche Auge Gewebe, Stoffe, Wirkwaren automatisch mit
dem so schwer fassbaren Begriff „Komfort“.
Matthieu Demptos
Inhalt
Seitenblick
7 „Stille ist eine Note in sich…“
John Cage, 1952
13 Im Fokus
Textil und Architektur
19 Die textilen Ursprünge von Texaa®
In unserer Nähe
34 Privatwohnung, Pau
36 Firmenräume von Texaa®, Gradignan
38 Maison des arts, Pessac
40 Euratlantique, Bordeaux
42 Atelier Zélium, Bordeaux
Vibrasto 03, ein vielgestaltiges Material
47 Die Abteilung für Islamische Kunst
im Louvre, Paris
Architekten: Rudy Ricciotti und Mario Bellini
61 Akustische Vorhänge für die Ausstellung
zum dreißigjährigen Bestehen des
Regionalfonds für zeitgenössische Kunst
FRAC / Collection Aquitaine
Designer: Olivier Vadrot
75 Akustiksegel in einer aufblasbaren
Konstruktion für das Architekturzentrum
„arc en rêve“ in Bordeaux
Architekt: Hans-Walter Müller
5
Seitenblick
„Stille ist eine
Note in sich…“
John Cage, 1952 1
—
Auf dem Programm der Maverick Concert Hall in
Woodstock, New-York, stand am 29. August 1952 die
Uraufführung eines avantgardistischen Klavierkonzerts.
Wie immer beobachtete das Publikum, wie der Pianist
seine Partitur auf den Notenständer stellte, den Rücken
streckte, den Hocker zurechtrückte... Dann schloss er
den Klavierdeckel. Dreiunddreißig Sekunden verstrichen,
bevor David Tudor 2 erneut den Klavierdeckel öffnete.
Damit war der erste Satz des Musikstücks beendet,
ohne dass ein einziger Ton erklungen wäre…
Es folgten der zweite und dritte Satz.
6
7
Der Stille lauschen
Das Publikum wohnte an diesem Abend der Uraufführung des
Musikstücks 4’33” bei, häufig auch „Vier Minuten und dreiunddreißig
Sekunden Stille“ genannt. Dieses Musikstück von John Cage gehört
heute zu den Schlüsselwerken der Musikgeschichte „Über die couragierte
künstlerische Leistung von David Tudor hinaus, hinterfragt 4’33”, eines
der Hauptwerke eines Komponisten, der seine Kunst der Schaffung neuer
Formen des Hörens widmete, die gängige Auffassung von Musik.
Wie wird aus Stille Musik? Und wie kann sie sogar zur Grundlage
unseres Musikverständnisses werden?“ 3
Hören lernen
Das von der technischen Forschung im Industriezeitalter geprägte Stück
4’33” entstand in der echofreien Kammer 4 der Universität Harvard.
Anfangs überrascht von der Tatsache, in diesem schallgedämmten,
geräuschfreien Raum doch noch Töne zu hören, stellte John Cage
schnell fest, dass er selbst die Schallquelle war. In der scheinbaren Stille
erklangen zwei Töne, ein hoher und ein tiefer, die nichts anderes sind als
sein Herzschlag und die Aktivität seines Nervensystems. Eine Entdeckung,
die fast einer Offenbarung gleichkam: absolute Stille gibt es nicht.
Diese Erfahrung bestätigte ihn in seinem Verständnis der musikalischen
Bedeutung der ohne jeden melodischen Anspruch existierenden
Geräuschwelt: „Stille ist eine Note in sich“.
Auf seiner Suche nach der unmöglichen Stille löste sich John Cage vom
Habitus des Komponisten und fokussierte sein künstlerisches Schaffen
einzig auf die Aufmerksamkeit der Hörer. Doch wird sein Verzicht reich
belohnt, denn, in seinem Selbstverständnis, „beginnt Poesie mit der
Erkenntnis, dass wir nichts besitzen“. Das Leben brodelt ständig von
Geräuschen. Diese vermeintliche Stille kehrt die Rollen um. In seinem
Aufführungskontext wirft Cage den Zuhörer aus seiner angestammten
Rolle, seiner Erwartungshaltung, und macht ihn zum Interpreten.
Je nach Ort, Zeitpunkt und Aufmerksamkeitsgrad des Publikums, entfaltet
das Stück 4’33” einen experimentellen Dialog, eine für alle Beteiligten
fruchtbare Neufindung. Atmung, Flüstern, Windhauch und Bewegungen
der Zuschauer vereinen sich zu einer einzigartigen Symphonie.
„Das Publikum kann zum Interpreten werden. Was wird aus dem
Komponisten? Er wird zum Zuhörer, er lernt hinzuhören.“
1. John Cage (1912 –1992)
Komponist, Dichter, Theoretiker,
bildender Künstler und Schriftsteller.
Kernziele seines Schaffens sind die
Relativierung der Persönlichkeit des
Autors und die Auflösung jeglicher
Unterscheidung zwischen Leben
und Kunst. In diesem Sinne ist sein
Werk geprägt durch den Zufall, der
die Musik von der Dominanz der
Erinnerung und der Vorsätzlichkeit
befreit. Es gibt keine hierarchische
Ordnung zwischen musikalischen
Klängen und anderen Tönen.
Als Beweis dazu dienen bereits
ab Anfang der vierziger Jahre
die künstlerische Verwendung
elektronischer Klangerzeugung
und Stücke wie 4’33”, deren
eigentliche musikalische Substanz
die Geräuschkulisse ist.
2. David Tudor (1926 –1996),
Pianist, Komponist und einer der
Pioniere der experimentellen Musik,
verdanken wir die amerikanische
Uraufführung der Klaviersonate
Nr. 2 von Pierre Boulez (1950).
Karlheinz Stockhausen widmete
ihm sein Klavierstück VI (1955).
Am engsten verknüpft ist sein Name
jedoch mit dem des Komponisten
John Cage und den Uraufführungen
von „Music of Changes“, Concerto
For Piano and Orchestra und dem
berühmten Stück 4’33”.
David Tudor
3. Guillaume Benoît, in. Evene.fr
4. Ein anaechoischer (oder
echofreier) Raum ist ein akustischer
Messraum, dessen Wände die
Schallwellen absorbieren. Diese
Räume dienen zur Messung der
akustischen Wellen in einem Umfeld
ohne schallharte Komponenten,
also nachhallfrei, zur Ermittlung
der Richtwirkung oder der
Empfindlichkeit eines Mikrofons,
der Bandbreite eines Lautsprechers
oder einer Lautsprecherbox, usw.
Ein echofreier Raum
8
Seitenblick
9
Stille ist eine Note in sich
Ein radikaler Ansatz
Das Musikstück 4’33” muss gelebt werden wie eine Performance und
basiert so auf der jeweiligen Haltung des Interpreten. In seinen im
Anschluss an die Uraufführung veröffentlichten Anmerkungen auf der
Partitur 5 unterteilt John Cage das Stück in drei Sätze mit einer Dauer
von jeweils 30”, 2’23” und 1’40”. Er betont jedoch, dass das Stück „in
jeder Konfiguration“ und „in beliebiger Länge“ gespielt werden kann.
So verleiht er seinem Werk ein bewegtes Leben, erfindet es sich doch
mit jeder Aufführung neu.
In diesem Sinne überträgt John Cage bestimmte künstlerische Ansätze
seines Freundes und Malers Robert Rauschenberg auf die Musik:
das Konzept der „Weißen Bilder“. Diese anscheinend leeren Gemälde
wechseln, je nach Lichtintensität im Ausstellungsraum oder dem vom
Betrachter geworfenen Schatten, ihren Farbton.
Als eine Art Nullpunkt der Musik, schafft es neue Grundlagen.
Und oft wurde die Länge des Stücks (273‘‘) mit der Temperaturmessung
verglichen, entspricht 0° Kelvin doch exakt – 273,15° Celsius und somit
dem absoluten Nullpunkt.
Laut einer anderen Theorie, ist das Stück 4’33” eine Art ready-made im
Sinne von Marcel Duchamp: John Cage hielt sich in Frankreich auf, als er
das Stück komponierte und auf der französischen Tastatur „Azerty“ seiner
Schreibmaschine entspricht die Taste 4 dem Symbol – ’ – für Minuten und
die Taste 3 dem Symbol – ” – für Sekunden.
5. „Der Titel dieses Werks entspricht
der Gesamtdauer der Aufführung
in Minuten und Sekunden. Bei
der Uraufführung in Woodstock,
New York, am 29. August 1952
war der Titel 4’33”, und die drei
Sätze dauerten jeweils 33”, 2’40”
und 1’20”. Interpretiert wurde es
vom Pianisten David Tudor, der den
Beginn der Sätze durch Schließen
und ihr Ende durch Öffnen des
Klavierdeckels markierte. Das Stück
kann jedoch von jedem Interpreten,
in jeder Instrumentenkonfiguration
und in beliebiger Länge gespielt
werden.“
John Cage
10
Seitenblick
Partitur mit handschriftlichen Vermerken des Künstlers
11
Stille ist eine Note in sich
Im Fokus
Textil und
Architektur
—
Jeder hat schon einmal eine leere Wohnung besichtigt und
empfand sie als schallhart und den Nachhall in den Räume
als äußerst unangenehm. Doch kaum sind dieselben
Räume möbliert, mit Vorhängen geschmückt und bewohnt,
empfindet man sie plötzlich als äußerst behaglich,
komfortabel und entspannend… Interessanterweise sind
Textilien (Vorhänge, Wandbespannungen und – behänge,
usw.) schon seit Langem wesentliche Elemente der Innen­
raumgestaltung.
12
13
1.
Die Begriffe „Textil“ und „Architektur“ sind seit alters her eng
miteinander verflochten: Beide bezeichnen kunstvolle, organische,
komplexe Strukturen… Spricht man nicht im Französischen auch von
urbanem Gewebe („tissu urbain“)? Beide sind zivilisationsgeschichtlich
weltweit präsent. Schon allein von der Klangfarbe her sind „Textur“
und „-tektur“ einander ebenso nah wie ihre Funktion: Umschließen
und Abdecken. Beide verbinden in sich das Private und das Kollektiv…
Es war der deutsche Architekt Gottfried Semper (1803 –1879),
der als Erster den etymologischen Ursprung der architektonischen
Fachbegriffe untersuchte, den „Ursprung der Architektur im Textilen“,
wie er es ausdrückte. „Im Deutschen bezeichnet das Wort 1 Decke
sowohl eine Zudecke als auch eine Zimmerdecke. Zaun hat denselben
etymologischen Ursprung wie Saum; im Wort Gewand steckt das Wort
Wand.“ Laut Semper sind diese Begriffe keine einfachen Metaphern,
sondern mit großer Sicherheit Spuren des Ursprungs der Architektur
im Textilen. Dazu Jacques Bril 2: „Höchstwahrscheinlich inspirierten
sich die ältesten Textilmodelle von der grob geflochtenen Struktur
der vorgeschichtlichen Palisaden. In der Vorstellung des Menschen,
wie auch unter technischen Gesichtspunkten, erfüllen Textil und
Mauerwerk, Webkunst und Architektur oft ähnliche, wenn nicht
deckungsgleiche Funktionen: räumliche Abgrenzung und Schutz.
In diesem Sinne, und über den einfachen Bezug auf die Jurte oder
das Zelt hinaus, schafft das Textil die Architektur: Kleidungsstücke sind
unser erstes „zu Hause“, Wandbehänge machen ein Schloss bewohnbar,
usw. Beide umhüllen den Körper… das Textil meist hautnah,
die Architektur aus der Ferne…
1. Gottfried Semper, Die vier
Elemente der Baukunst, 1851
2. Jacques Bril, De la toile et du fil,
Hrsg. Clancier-Guénaud, 1984
Die Jungfrau mit dem Einhorn,
„Der Geschmack“(Detailansicht),
Ende des 15. Jh.; sechsteiliger
Wandbehang (Musée national
du Moyen Âge, Paris).
2.
Entgegen einer verbreiteten Annahme haben nicht alle modernen
Architekten die Textilien aus ihren Projekten verbannt, im Gegenteil.
Denkt man beispielsweise an die Architektur von Mies van der Rohe
(1886 –1969), so dankt man häufig spontan an den von ihm anlässlich
der Weltausstellung von 1929 in Barcelona entworfenen Pavillon: Ein
Gebäude aus Stahl und Glas, puristisch und sachlich, doch gleichzeitig
auch geschaffen aus edlen Werkstoffen wie Marmor, Travertin oder
roter Onyx. Dieser Bau ist sicherlich eines der ikonischen Bauwerke der
modernen Architektur. Weniger bekannt ist jedoch, dass dieser Architekt
ebenfalls 1927 in Berlin für die Modemesse Die Mode der Dame das
Café „Samt & Seide“ entworfen hat. Dieses zusammen mit Lilly Reich
realisierte Café war als offener Raum konzipiert: Für Raumteilung und
Ambiente sorgte allein eine minimalistische Struktur bestehend aus
Stoffbahnen aus Samt und Seide in unterschiedlichen Formaten und
Farben, die, wie Vorhänge, an Stahlrohren aufgehängt waren.
Für dieses Projekt, wie auch für den zwei Jahre später in Barcelona
errichteten Pavillon, nutzte Mies van der Rohe die räumlichen und
gestalterischen Qualitäten der Materialien und ihr Zusammenspiel…
Café Samt & Seide, Ludwig Mies van der Rohe
und Lilly Reich, 1927.
Da diese Installation nach der Messe abgebaut wurde,
beschränkt sich das heute bekannte und verfügbare
Bildmaterial auf einige Schwarzweiß-Fotografien.
Khaimah oder Rhaima.
Die Nomadenstämme der Sahara
fertigen dieses traditionelle Zelt
aus manchmal fast 10 Meter
langen und 80 Zentimeter breiten
Stoffbahnen, gewebt aus Ziegenund Kamelhaaren. Die Innenseite
der Zelte schmücken manchmal
farbige, geometrische Motive.
Weben und Zusammennähen der
Stoffbahnen ist Arbeit der Frauen,
die sich so, auf natürliche Weise,
die Kaihma zu Eigen machen…
14
Im Fokus
15
Textil und Architektur
3.
„Die heutige Architektur verlangt, dass man ihre Wände wärmt…“,
schrieb Le Corbusier (1887–1965) in einem als Loblied auf den
Wandteppich gedachten Artikel 3: „Er ist das Wandbild der Nomaden,
er passt sich den Lebensgewohnheiten des modernen Menschen an,
man kann ihn mitnehmen vom Zimmer ins Hotelzimmer, von Wohnort
zu Wohnort… Man rollt ihn zusammen und nimmt ihn mit auf einen
Landausflug, man hängt ihn vor eine Steinmauer oder Holzwand… Und
sofort wirkt er wie ein Kleidungsstück, er wärmt. Wolle ist erdverbunden,
sie stammt von Schafen. Man kann sie fühlen, anfassen, waschen…“
3. Le Corbusier,
« Tapisseries Muralnomad »,
in. Zodiac 7, Milano, 1960
Charles-Édouard Jeannerey, genannt Le Corbusier,
Kloster La Tourette, 1959.
Die roten und grünen Vorhänge in den Mönchszellen
oder im Refektorium setzen markante Akzente…
4.
In dem von ihm in Floirac, einem Vorort von Bordeaux, errichteten Haus
(1998) lässt der niederländische Architekt Rem Koolhaas in der Decke
des Zwischengeschosses ein komplexes Schienensystem anbringen, dank
dem verschiedenste Vorhänge, Wandteppiche, Gardinen frei bewegt
werden können. Diese „Vorhänge“ haben keine einfache Filterfunktion
vor Fensterfronten, sondern verleihen der Architektur Komplexität und
16
Im Fokus
Textur: Klima, Licht, Ambiguität und Exzentrizität. Sie interagieren
mit der Außenwelt, umschließen das Haus. Ein verblüffender Effekt:
Vor dem Auge des Betrachters entstehen neue Räume, deren Wände
sich im Wind aufblähen, biegen, ständig verformen, wie in einer Art
„Schleiertanz“. 2012 wurden diese Vorhänge dann von der Künstlerin
Petra Blaisse neu gestaltet. Rem Koolhaas hatte ihr bereits die
Ausgestaltung der Villa Dall’Ava (Saint-Cloud, 1991) und der Casa da
Música (Porto, 2005) übertragen, wobei ihr Konzept der großflächigen
Vorhänge, ihrem Markenzeichen, Anwendung fand. Dazu Petra Blaisse 4:
„Falten verursachen Geräusche. Dinge, die unsere Körper umhüllen,
unsere Haut berühren, werden Teil der Architektur…“.
Rem Koolhaas, OMA, Maison à Bordeaux, Frankreich,
1998. Im ganzen Haus ist das Textil, in allen erdenklichen Formen, omnipräsent. Materialien, Kontraste,
Farben.
Petra Blaisse / Inside Outside, Vorhänge und rote Teppiche
für das Haus Maison à Bordeaux, 2012
5.
Unsere Wahrnehmung der zahlreichen Umwelteindrücke erfolgt
auf unterschiedliche Weise, gemäß quantifizierbaren, objektiven,
nutzenbestimmten Parametern, aber auch subjektiven Phänomenen
wie Gefühlen, Emotionen, Kultur… Erst aus der Verknüpfung dieser
verschiedenen Phänomene entsteht ein Gesamteindruck von Komfort:
Wärme-, Geräusch- und Sichtkomfort, usw. sind daher notwendigerweise
subjektive Begriffe, bei denen die individuelle Wahrnehmung im
Mittelpunkt steht. So stehen Textilstoffe in direktem Bezug zu Begriffen
wie Ambiente und Komfort, handelt es sich doch um Materialien,
die wir vom Wesen her als „warm“ empfinden, im Gegensatz zu Stahl
oder Glas, die wir immer als „kälter“ einstufen. Dieser Eindruck beruht
auf objektiven, messbaren Kriterien: Textilien haben einen niedrigen
Wärmeeindringkoeffizienten 5. Da diese Materialien aber schon seit
Jahrhunderten Teil des menschlichen Alltags sind, müssen wir auch
berücksichtigen, dass in unserem Kulturkreis, über die offensichtliche
„absorbierende“ Funktion hinaus, das menschliche Auge Gewebe, Stoffe,
Wirkwaren automatisch mit dem Begriff „Komfort“ assoziiert.
17
Textil und Architektur
4. Petra Blaisse, Inside Outside,
NAI publisher, 2009
5. Wärmeeindringkoeffizient oder
thermische Effusivität. Wenn man
barfuß durch das Badezimmer geht,
erscheint einem die Duschmatte
immer wärmer als der Kachelboden,
obwohl beide dieselbe Temperatur
haben, nämlich Raumtemperatur.
Dieses merkwürdige Phänomen
rührt daher, dass die beiden
Materialien sich nicht gleichschnell
erwärmen, da sie unterschiedliche
Wärmeeindringkoeffizienten
(b) haben: Je niedriger dieser
Koeffizient, umso schneller erwärmt
sich das Material. Thermische
Effusivität, manchmal auch
„subjektive Wärme“ genannt,
beschreibt, wieviel Wärme beim
thermischen Kontakt zwischen zwei
Medien übertragen wird und macht
das somit den mit jedem Material
verbundenen Eindruck von „warm“
oder „kalt“ messbar.
Im Fokus
Die textilen
Ursprünge von Texaa®
—
Das Markenzeichen der Firma Texaa®, ihre „DNA“,
ist zweifellos die in den Ateliers in Gradignan,
im französischen Departement Gironde gefertigte,
schalldurchlässige Wirkware Aeria. Ihre besondere
Oberflächenstruktur fängt das Licht ein, verführt das
Auge und verlockt uns sofort zum Berühren – als könne
erst dieser taktile, intime Kontakt einen Eindruck
bestätigen, zu dessen sinnlicher Erfassung das Auge
allein nicht ausreicht.
18
Focus
19
Texaa®, in der Nähe von Bordeaux, im Departement Gironde.
20
Im Fokus
21
22
23
Die textilen Ursprünge von Texaa®
24
Im Fokus
25
26
27
Die textilen Ursprünge von Texaa®
Vibrasto 03 ist eine einseitig
mit Aeria kaschierte
Schallverkleidung aus
schallabsorbierender
Watte von 3mm Dicke
zum Bespannen.
Vibrasto 20 ist eine einseitig
mit Aeria kaschierte
Schallverkleidung aus
20 mm starkem Schaumstoff
zum Kleben.
28
Im Fokus
29
Von der Masche bis zur Baustelle
Ein Gespräch mit Bernard Demptos über vergangene, wegweisende
Entscheidungen und aktuelle Erwägungen in der technischen und
industriellen Entstehungsgeschichte von Aeria, diesem einzigartigen
Textil und Wesensmerkmal aller Produkte von Texaa®.
„Die Geschichte von Texaa® begann im Jahre 1979 mit der Übernahme
eines über hundertjährigen bordelaiser Unternehmens, spezialisiert
auf die Fertigung von Posamentierware – Quasten, Bänder, usw.- und
„offenen“ veredelten Stoffen für die regionale Hausschuh- und Sandalen­
industrie. Als ich das Unternehmen nach seiner Schließung übernahm,
verfügte es über eine Produktpalette von luftdurchlässigen Textilien
unterschiedlichster Maschendichte und Fadenmaterialien… Da diese
Textilien schalldurchlässig waren, kombinierten wir sie mit den ersten
flexiblen Schaumstoffen und entwickelten daraus eine Art „akustische
Wandbehänge”. Damals hatte ich keine Ahnung von Akustik, doch war
ich davon überzeugt, dass dank des Know-how dieses Unternehmens wir
unseren Platz im Baugewerbe finden könnten. Ich wollte daher bei der
Übernahme dieses Unternehmens nicht die angestammte Geschäftstätig­
keit neu beleben, sondern mein Projekt war die Entwicklung von
schallabsorbierenden Textilien. Die wesentliche Frage war, wie sich ein
für architektonische Zwecke „annehmbarer” Stoff herstellen ließe…“
Bommel POP, Durchmesser 70 mm, 60 mm et 50 mm
Eine (r)echte Masche…
„Will man einen offenen Stoff fertigen, der sich den jeweiligen Formvorstellungen anpasst, so müssen die Fäden in regelmäßigen Abständen
verlaufen, was bei einem Webstoff unmöglich ist. Die einzige Lösung ist
daher das Knüpfen der Fäden zu Netzen oder Maschen. Daher hatten
meine Vorgänger sich bei der Fertigung eines luftigen Stoffes für Sandalen
für gestrickte Maschenware entschieden.
Unter der sachkundigen Anleitung meines Freundes und Künstlers
Daniel Dartois optierte ich anfangs für eine Masche im „Reiskornmuster”,
die allerdings vom Markt ziemlich brutal abgeschmettert wurde und die
wir deshalb schnell durch eine „runde“ Masche ersetzten, die wir –
in stark überarbeiteter Form – auch heute noch stricken. Vorteil dieser
Masche ist ihre Elastizität, eine Eigenschaft, die sich besonders bei der
Verwendung mit Polyurethan-Schaumstoff als wertvoll erweist: Denken
sie nur einmal an die Materialverformung beim Kleben der Wirkware auf
den (anfangs noch recht dicken) Schaumstoff und später beim Rollen
der Ballen für den Transport. Dank der runden Maschen ist der Stoff
knitter- und reißfest und nimmt nach dem Ausrollen sofort wieder seine
ursprüngliche Form an. Für bestimmte Sonderfertigungen – insbesondere
bei Storen – stricken wir auch Quadratmaschen, die gerade nicht elastisch
sind… Aus unserer ursprünglichen runden Masche entwickelten wir, nach
zahlreichen Versuchsreihen zur Optimierung der Materialeigenschaften,
ein Textil, Aeria, genannt, bei dessen Fertigung wir ebenso auf die
Maschenführung, wie auf die Ausrüstung geachtet haben und das zwei­
fellos zu den Flaggschiffen unseres Unternehmens gehört.“
30
Im Fokus
Borten „Chamonix“ in den Ausführungen „Seide“, „Wolle“ und „glänzend“
Einfassband, Farbnuancen
31
Die textilen Ursprünge von Texaa®
Materialchemie
„Unser Ausgangsmaterial ist die von uns im Anschluss an zahlreiche Tests
sorgfältig ausgewählte Faser. Sie muss besonders pfleglich behandelt
werden, insbesondere darf sie nur sehr langsam gesponnen werden.
Hinzu kommt, dass sich die geltenden Vorschriften laufend ändern, genau
wie die Zusammensetzung der Substrate, der Harze, die wir verwenden.
Wir testen laufend alle weltweit neu entwickelten Fasern, manchmal noch
vor deren Vermarktung, und achten bei unseren Analysen ebenso auf die
Eigenschaften der Faser selbst, wie auch auf ihre Assoziierfähigkeit mit
anderen Materialen. Wie auch bei den Schaumstoffen, setzen wir dabei
auf eine enge Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten. Unsere Produkte
sollen im Brandfall weder schmelzen noch tropfen, egal ob die offiziellen
Testverfahren dies abfordern oder nicht. Damit bewegen wir uns im
Fachgebiet der Materialchemie und schützen doch gleichzeitig unser
Know-how: Die besonderen Materialeigenschaften unserer Produkte
sind äußerst schwer reproduzierbar.“
Produktreihe Vibrasto – Materialien, die direkt auf Wände oder Decken
gespannt oder geklebt werden können, findet sie doch in diesen Textilien
eine Materie, Wärme, Farbe und „Körnung“, die gleichzeitig einen
optimalen Schallkomfort gewährleistet. Darüber sind wir glücklich
und stolz.“
Geteilte Freude an sorgfältiger Arbeit
„Schaue ich heute auf den von Texaa® seit den Anfängen zurückgelegten
Weg zurück, so stelle ich immer wieder fest, wie stark unsere
Entscheidungen immer durch das von nahezu allen Protagonisten
dieser Erfolgsgeschichte geteilte Anspruchsdenken geprägt wurden.
Kommerzielle Ambitionen, denn letztendlich liegt uns die Gesundheit
unseres Unternehmens am Herzen, aber nicht nur. Unsere eigentliche
Ambition ist der konkrete Beitrag zur Umsetzung gelungener Projekte.
Ob groß oder klein“.
Von der Masche bis zur Baustelle
„Dank unserer ersten Erzeugnisse, einer Serie von Wandverkleidungen,
entwickelte sich das Unternehmen in den ersten zehn Jahren sehr
zufriedenstellend und über diesen Lebensabschnitt von Texaa®,
verstanden – und präsentierten – wir unsere Produkte als Tapeten.
Und diese „Tapeten“ sicherten unser Überleben dank ihrer nachweisbar
guten akustischen Eigenschaften, was uns das Vertrauen der Ingenieure
und Planer einbrachte. Kein Grund also ihre Produktion einzustellen,
abgesehen davon, dass wir nicht über die notwendigen Mittel verfügten.
Doch schafften wir es nie wirklich, die Architekten überzeugen – von
Verführung kann keine Rede sein. Sie setzten unsere Produkte immer nur
dann ein, wenn sich keine Alternative bot. Die Erkenntnis, dass unser
Know-how zwar nützlich, aber nur begrenzt war, schmerzte.
Wir durchdachten daher unsere Vorgehensweise grundlegend neu und
investierten in Forschungsarbeiten über die Qualität der Masche, ihre
Körnung, ihre Textur, usw. Wir entwarfen Stell- und Trennwände in
Form von stoffbespannten Rahmenstrukturen, später dann akustische
Objekte unterschiedlichster Form (Kegel, Würfel, Quader, usw.) nach
immer demselben Prinzip – Schalldämmung durch das Objekt – das sich
als komplementär zur einfachen Oberflächenbehandlung verstand.
Im Rahmen unserer Zusammenarbeit mit der Architektin und Koloristin
Christine Bernos warfen wir uns unsere anfänglichen Farbnuancen über
Bord und entwickelten eine echte, den Gestaltungskonzepten der Archi­
tekten angepasste Farbpalette.
Gleichzeitig überdachten wir auch detailgenau die konkrete Einbringung
der Produkte vor Ort, ihren Einbau, ihre Endbearbeitung, wobei wir
immer technische und praktikable Lösungen für die gegebenenfalls
auf der Baustelle auftretenden Probleme suchten. So haben wir
Handwerker kennenlernen und schulen können, die echte Fachleute
für den Einbau unserer Produkte geworden sind. Heute interessiert sich
eine neue Generation von Architekten und Innenarchitekten für unsere
32
Im Fokus
Bernard Demptos leitete die
Ateliers Texaa® seit ihrer Gründung.
Heute trägt sein Sohn Matthieu die
Verantwortung für die Firma.
33
Die textilen Ursprünge von Texaa®
In unserer Nähe
—
Privatwohnung, Pau
Firmenräume von Texaa®, Gradignan
Maison des arts, Pessac
Euratlantique, Bordeaux
Atelier Zélium, Bordeaux
Privatwohnung, Pau
Vibrasto 10 als dekorative Klebtextilie
auf einem
Küchenmöbel
34
Focus
35
Eingangshalle von Texaa®, Gradignan
Kombinierte, einseitig bezogene Stereo Paneele
36
In unserer Nähe
37
Maison des arts, Pessac
Architekten: Massimilano Fuksas (1994 –1995),
Emmanuelle Poggi (2013)
Beidseitig bezogene Stereo Paneele an der
Wand und einseitig bezogene Stereo Paneele
an der Decke (Sonderanfertigung) Akustische
Deckenbespannung aus Vibrasto 03
38
In unserer Nähe
39
Prés de nous
Haus des städtebaulichen Projekts Euratlantique, Bordeaux
Architekten: Agentur AVA / Audrey Aldebert
Lamellenvorhänge Vibrasto als mobiler Raumteiler
eine Seite weiß (Quadratmasche), eine Seite grau „Métal MR840“
40
In unserer Nähe
41
telier Zélium, Bordeaux
A
Kulissenbau
Architekt: Atelier du vendredi, Alain Fonta
Vibrasto 03, als Wandbespannung, Rot „Trafic MR470“
42
In unserer Nähe
43
44
Réalisations
45
Vibrasto 03, ein vielgestaltiges Material
Die Abteilung für
Islamische Kunst
im Louvre, Paris
Architekten: Rudy Ricciotti und Mario Bellini, 2012
—
Ein wirklich erstaunliches Projekt: Den bisher
unzugänglichen, berühmten Visconti-Hof des Louvre
überspannt heute eine Art schwebendes Dach, das
den lichtempfindlichen Ausstellungsstücken islamischer
Kunst Schutz bietet.
Detailansicht einer Kante,
Vibrasto bespannt
46
47
Den von den Architekten Rudy Ricciotti und Mario Bellini entworfenen
Neubau bedeckt heute ein frei geformtes, wellenförmiges Glasdach von
48 Meter Länge und 32 Meter Breite, eine Art „Libellenflügel“ wie Mario
Bellini es gerne beschreibt, oder eine goldene Wolke, ein fliegender
Teppich, ein Beduinenzelt, schöpft man aus dem Metaphernreichtum der
Erzählungen aus Tausend und eine Nacht. Kennt man die Klangumgebung
unter dem unmittelbar daneben liegenden Glasdach der 1983 nach
Plänen des Architekten Ieoh Ming Pei errichteten Glaspyramide des
Louvre, konnte man das Schlimmste befürchten. Doch zu Unrecht:
Die Besucher genießen dank der gedämpften Akustik ein ideales Ambiente
zur Entdeckung der weltgrößten Sammlung Islamischer Kunst, einem
Schatz von fast 3.000 Exponaten: Keramiken, Glaswaren, Goldschmiede­
arbeiten, Elfenbeinschnitzereien, architektonische Elemente, Teppiche,
Miniaturen, usw. Die dichte Bestückung der insgesamt 2.800 m² großen
Ausstellungsräume verschafft einen Einblick in die reichen Sammlungen
Islamischer Kunstobjekte aus aller Welt, von Spanien bis Indien. Das
„Hofgeschoss“ ist Werken aus dem 7. bis 11. Jahrhundert vorbehalten,
während im Erdgeschoss, dem sogenannten „Parterre“, Exponate aus
dem 11. bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert zu sehen sind, insbesondere eine bemerkenswerte Teppichsammlung. Das durch das Dach
in das Hofgeschoss flutende Tageslicht wird durch die mehrschichtige
Glaskonstruktion gedämpft, während das subtile Spiel aus Licht und
Schatten im Parterre ein intimeres, stilles, fast geheimnisvolles Ambiente
schafft… Die zwischen den beiden Geschossen eingezogenen Decken und
Schachtzugänge wurden über ihre Gesamtfläche mit einer dezent grauen
Schallverkleidung bespannt…
Nicht allein sorgen die dazu verwendeten 2.500m² akustischen Spann­
belags Vibrasto 03 von Texaa® für akustischen Komfort, sondern sie
lösen auch die mit der Ausgestaltung der Zwischendecke verbundenen
technischen Probleme.
Laut dem französischen
Wörterbuch „Le Robert“
bezeichnet das kleingeschriebene
Wort „islam“ die Religion,
das großgeschriebene „Islam“
hingegen die Gesamtheit der
diesen Glauben praktizierenden
Völker und den ihnen
gemeinsamen zivilisatorischen
Hintergrund“. In diesem Sinne
wehrt sich die Abteilung für
Islamische Kunst des Louvre gegen
jede Vermutung einer religiösen
Prägung ihrer Ausstellung,
die gegen das französische
Laizitätsprinzip verstoßen würde.
Nebenstehend das wellenförmige
Glasdach der Abteilung für
Islamische Kunst im Visconti-Hof.
48
Vibrasto 03, ein vielgestaltiges Material
49
50
Vibrasto 03, ein vielgestaltiges Material
51
Die Abteilung für Islamische Kunst im Louvre
Ein Gespräch mit Gérard Le Goff
Stellt die Schaffung neuer Ausstellungsräume
in einem so altehrwürdigen Museum nicht ganz
besondere Anforderungen?
Natürlich! Es geht ja schließlich um ein „Projekt
im Projekt“. In unserem Fall mussten wir einem
sehr strengen Pflichtenheft genügen, denn eine
Schließung des Louvre während der Bauarbeiten
kam nicht in Frage. Die Wahl für die Schaffung
der neuen Abteilung für Islamische Kunst fiel auf
den Visconti-Hof, also die am tiefsten gelegenen
Gebäudeteile des Louvre, direkt neben der Seine.
Wir mussten diesen Hof bis zu einer Tiefe von
12 m ausschachten, entlang den Fassaden, mit der
Mona Lisa auf der einen und den „Roten Sälen“
mit dem Monumentalgemälde Napoleons Krönung
auf der anderen Seite.
Wie stand es um die Frage der Akustik?
Die Vorgaben des Pflichtenhefts für die Akustik
waren besonders anspruchsvoll: abgefordert
wurde eine Nachhallzeit von 2 Sekunden, was nur
schwer zu erreichen ist (nur zum Vergleich: die
Nachhallzeit unter der Pyramide beträgt 7 Sekunden). Im Untergeschoss, auch „Parterre“ genannt,
haben wir mit Produkten von Texaa® gearbeitet.
Die Exponate stehen im Halbdunkel, die Wände
sind aus grauem Beton. Aus Gründen der Akustik
hatte ich einen hochwertigen und schalldämmenden Fußbodenbelag aus Kautschuk empfohlen,
doch der Museumsleiter des Louvre bevorzugte
einen mineralischen Bodenbelag – schließlich
sind wir in einem Schloss – daher optierte man
für einen Betonboden mit Marmoreinschlüssen.
Doch ist ein solcher Bodentyp sehr schallhart und
trittschallempfindlich.
Das ursprüngliche Projekt sah für die Decke
eine Lederbespannung vor, doch mit diesem
Bodentyp reichte die Schallabsorption nicht aus.
Daher war mein Vorschlag, diese Problematik
mit Texaa®, zu erörtern, mit denen wir bereits
im Vorfeld zur Lösung einer Reihe spezifischer
Probleme zusammengearbeitet hatten. Unser
Wunsch und Ziel war die Schaffung einer optisch
fugenfreien, einheitlichen Deckenfläche, was dank
des Befestigungssystems aus dünnen PVC-Profilen
von Texaa® möglich wurde, da wir damit kanten-
52
Vibrasto 03, ein vielgestaltiges Material
genau, nur mit einer dekorativen Schattenfuge
arbeiten konnten. Darunter hatten wir eine Schicht
Glaswolle eingebracht und da wir zahlreiche
Schachtzugänge vorsehen mussten, haben wir
herausnehmbare textilbespannte Klappen vor­
gesehen, um Zugang zu den Verbindungsschächten
zwischen den Stockwerken zu schaffen, was in
den französischen Bauvorschriften zwar verlangt,
aber in der Praxis selten gebraucht wird…
Die so erzielte Schallabsorption ist hervorragend.
Die gemessene Nachhallzeit von 1,5 Sekunden
(womit wir weit unter dem Soll liegen), ist für
ein Museum außergewöhnlich. Das Ambiente
ist daher sehr beruhigend, gedämpft… und das
Fehlen störender Nebengeräusche wirkt sich
selbstverständlich auch auf das Besucherverhalten
aus: es entspannt, die Besucher flüstern. Am Tag
der Einweihung sagte der Direktor des Louvre,
Henri Loyrette, zu uns: „Hier findet man zu sich“.
Was den Besucher besonders erstaunt, ist, dass
man diese akustische Qualität zwar spürt, dieses
gedämpfte Ambiente, wie sie es nennen, aber
er „davon nichts sieht“. War das Absicht?
Ja, selbstverständlich. Und die Unsichtbarkeit
unseres Eingriffs ist ein Beweis für unseren
Erfolg! Gerade im Louvre wollten wir besonders
diskret sein: Hier zählen die Kunstwerke, nicht
die Materialien, nicht die technischen Leistungen,
so ausgefeilt sie auch sein mögen. Was die
Textilbespannung der Decke betrifft [Aeria],
so wirkt sie keinesfalls empfindlich, man spürt,
dass sie widerstandsfähig ist, geschaffen, um die
Zeit zu überdauern… es geht hier nicht um pure
Dekoration. Bei der Farbwahl haben wir bewusst
das Schwarz vermieden, weil es cheap oder banal
hätte wirken können. In der Farbpalette von
Texaa® fanden wir ein sehr schönes Graubraun,
das der Schattenfarbe sehr nahe kommt: Schatten
sind nicht schwarz, sondern haben eine weichere
Tönung. Wir haben Deckenspots einbauen lassen,
weil wir um jeden Preis diese Strahler vermeiden
wollten, die man auf Grund ihrer Halterung auch
treffenderweise „Fledermäuse“ nennt. Aus denselben Gründen sind auch alle anderen elektrischen
Geräte (Detektoren, Sicherheitseinrichtungen,
usw.) in speziell dafür in der Deckenverkleidung
vorgesehenen Aussparungen untergebracht. Der
so geschaffene visuelle Gesamteindruck wirkt sehr
neutral und ist für den Besucher nicht wirklich augenfällig, erweist sich aber bei genauem Hinsehen
als äußerst komplex Diese relief- und fugenfreie
Deckenfläche hat zudem noch den Vorteil, dass sie
nichts über ihre akustische Funktion verrät: Sie ist
ein idealer Schallabsorber, ohne dass eine einzige
Schalldämmplatte zu sehen wäre.
Wie verliefen die Bauarbeiten?
Sie können sich sicher vorstellen, dass das Ein­
bringen und die einwandfreie Endbearbeitung von
2.500 m² Deckenverkleidung auf einer Baustelle
eine echte Herausforderung darstellen. Jedes
markierte Einzelelement war in der Werkstatt
von Texaa® passgenau angefertigt und der Einbau
einem hochqualifizierten Handwerker übertragen
worden.
Ist für sie die Akustik Bestandteil der Architektur?
Ich würde sogar sagen, dass sie eine wesentliche
Grundlage der Architektur ist! Deshalb habe ich
nach meinem Architekturstudium eine Zusatzausbildung als Akustiker gemacht und kann Fragen
der Klangqualität von Räumen daher schon im
Vorfeld erarbeiten. Oft sind die Eingriffsmöglichkeiten eines Akustikers bei der Projektplanung
nur sehr begrenzt und manche Entscheidungen,
die unter seine Zuständigkeit fallen, werden
vom Architekten getroffen, was erklärt, warum
einige ursprüngliche Ideen nicht immer konkret
Um­setz­ung finden. Ich beschäftige mich gleich
zu Beginn des Projekts mit diesen Fragen und
versu­che bis zu seinem Abschluss die Linie zu
halten. Beispielsweise habe ich mit Rudy Ric­ciotti
am Umbau der ehemaligen Mühle „Grands Moulins
de Paris“ in eine Universitäts­bibliothek mitgewirkt:
30.000m² für 1.400 Personen. Angesichts dieser
Größenordnung war das Ziel einer absoluten
Stille illusorisch, deshalb strebten wir nach einer
„alltäglichen“ Klangumgebung: Ein gewisser
Geräuschpegel zwar, aber nicht zu stark. Deshalb
konzentrierten wir uns schwerpunkt­mäßig
auf die Geräuschquellen selbst: Reduzierung
53
Die Abteilung für Islamische Kunst im Louvre
des Trittschalls durch geeignete Bodenbeläge,
schalldämpfende Materialien für die Tischplatten,
usw. In einem vor einiger Zeit von mir veröffentlichten Artikel 1 vertrat ich die Meinung, dass
absolute Stille in einer Bibliothek nicht notwendig
ist, wenn die Art der Geräusche sich eindeutig
identifizieren lässt. Entscheidend ist die Bedeutung
des Geräusches, seine „Signatur“: Jemand der
schreibt, fühlt sich vielleicht durch das Geräusch
eines in der Nähe befindlichen Computers gestört,
akzeptiert aber problemlos das Trommeln des
Regens gegen die benachbarte Fensterscheibe. Und
das ist, meiner Meinung nach, in Museen nicht
anders: Die Besucher verhalten sich generell ruhig,
umso mehr, wenn der Geräuschpegel sowieso
niedrig ist2. Man kann ein Kleinkind nicht davon
abhalten zu Weinen oder zu Schreien, man kann
nur versuchen, den akustischen Effekt zu dämpfen.
—
1. in. Bibliothèques d’aujourd’hui. À la conquête de nouveaux
espaces de bibliothèque, unter der Leitung von Marie-Françoise
Bisbrouck, Hrsg. Cercle de la librairie, 2010.
2. Menschen, die in einem öffentlichen Raum gleichzeitig
sprechen, stören sich gegenseitig, weil der Geräuschpegel im
ganzen Raum gleich ist. Um sich Gehör zu verschaffen, spricht
jeder immer lauter, bis alle irgendwann schreien.
Dieses Phänomen wird manchmal auch der „Cocktailparty-Effekt“
genannt.
Gérard Le Goff ist Architekt
und Akustiker und betreute als
Baustellenleiter im Auftrag der
Bauleitung die Arbeiten in der
Abteilung für Islamische Kunst.
54
Vibrasto 03, ein vielgestaltiges Material
55
Die Abteilung für Islamische Kunst im Louvre
Neue Maßstäbe setzen…
Unser damaliger Verkaufsleiter für den Großraum Paris,
Cédric Legrand, begleitete fast drei Jahre lang die Arbeiten in
der Abteilung für Islamische Kunst im Louvre. Erfahrungsbericht.
„Die Wahl von Vibrasto 03 für den Louvre war fast ein Zufall! Mein
erstes Treffen 2008 mit Gérard Le Goff hatte nur zum Zweck, ihm eine
Stellwand für sein Baustellenbüro im Louvre zu liefern… Im Laufe des
Gesprächs erzählte er mir, dass die eingangs für das Parterre gewählte
Deckenbespannung aus mikroperforiertem Leder sich als ungeeignet
erwiesen hatte und nun eine Alternativlösung gefunden werden müsse
und fragte mich, ob wir nicht vielleicht einen Vorschlag hätten?
In Absprache mit unseren Designern schlugen wir anfangs vor, eine
vollflächige Akustikdecke Strato aus quadratischen Elementen einzuziehen, doch erwies sich dieses Vorhaben angesichts der zahlreichen
Aussparungen für Schachtzugänge als zu kompliziert. Nächste Möglichkeit
was das Aufkleben von Vibrasto 10, doch auch diese Variante erwies
sich bei der Einbringung als problematisch. Und so optierten wir schluss­
endlich für die dritte Variante, Vibrasto 03. Das Einbaukonzept dieser
Spanndecke auf PVC-Leisten war gerade völlig neu überdacht worden und
für unterschiedlichste Anwendungen geeignet (Winkel, Gaubenwangen,
Kanten, Aussparungen, usw.).
Zusammen mit dem Planungsbüro Berim erstellte daraufhin Gérard
Le Goff den Verlegeplan mit allen notwenigen Aussparungen und
Endbearbeitungen. Und plötzlich fügten sich die Dinge fast wie von
selbst! Der gesamte Materialbedarf konnte mittels Standardprodukten
abgedeckt werden (Farbton, Bahnbreite, usw.), das Gesamtprojekt
von fast 3.000 m² konnte ohne jegliche Sonderanfertigungen realisiert
werden.
Die zweite gute Neuigkeit war, dass die akustische Leistung des auf
RI-Platten und Gipsplatten BA13 gespannten Vibrasto 03 noch über
dem Soll des Pflichtenhefts lag, zusätzliche Schallabsorber waren daher
überflüssig. Doch konnten wir uns keinen Fehler erlauben, denn nach
Übergabe des Gebäudes durften wir an der Decke keinerlei Korrekturen
mehr vornehmen auf Grund der sofort im Anschluss beginnenden und
sehr komplexen Arbeiten für die Ausstellungsszenografie. Aus diesem
Grund empfahlen wir, die Einbringung von Vibrasto 03 einem Team von
hochqualifizierten, mit den Texaa® – Produkten vertrauten Fachleuten zu
übertragen. Damit die Baustelle auch fristgerecht fertiggestellt werden
konnte, erklärten sich zwei normalerweise miteinander konkurrierende
Unternehmen, Artis und Pascal Cauvin, zur Kooperation bereit, um
gemeinsam das Projekt zu stemmen. Leicht war es sicherlich nicht…
aber das Projekt wurde ohne Zwischenfall und fristgerecht abgeschlossen!
Ich denke, mit diesem Projekt hat Texaa® intern aber auch extern neue
Maßstäbe gesetzt. Wir waren hochmotiviert, aber auch etwas besorgt…
Unser bisheriges Problem war gewesen, dass ab einem bestimmten
Flächenumfang die Kunden unsere Produkte nicht einsetzten und
als Erklärung meist den (vermutlich) hohen Preis vorschoben. Im
vorliegenden Fall erwies sich jedoch die Wahl von Vibrasto 03 für ein
so anspruchsvolles Projekt nicht nur als die akustisch optimale, sondern
auch als die kosteneffizienteste Lösung.“
Verlegeplan von Vibrasto 03 mit integriertem Spot,
Verkleidung, Zwickel, und vorspringende Winkel.
56
Vibrasto 03, ein vielgestaltiges Material
57
Die Abteilung für Islamische Kunst im Louvre
Cédric Legrand ist heute bei Texaa®
Verkaufsleiter für Frankreich.
58
59
Vibrasto 03, ein vielgestaltiges Material
Akustische Vorhänge
für die Ausstellung
zum dreißigjährigen
Bestehen des FRAC /
Collection Aquitaine
Designer : Olivier Vadrot
—
Vor dreißig Jahren entstanden unter der Federführung
des damaligen Kultusministers Jack Lang die Regionalen
Fonds für zeitgenössische Kunst, im Französischen kurz
FRAC genannt, die neuzeitliche Kunst in ganz Frankreich
zugänglich machen sollten. Die drei Hauptzielsetzungen
dieser Fonds sind: Sammlung von Werken lebender
Künstler, Sensibilisierung für Trends und Konzepte der
zeitgenössischen Kunst und Umsetzung pädagogischer
Maßnahmen, um auch der Bevölkerung in entlegenen
Regionen Frankreichs Zugang zur Kunst zu verschaffen.
60
61
Anlässlich ihres dreißigjährigen Bestehens ließen die 23 Regionalen
Fonds für neuzeitliche Kunst einem oder mehreren Künstlern freie Hand
bei der Gestaltung einer Ausstellung mit Objekten aus ihrer jeweiligen
Sammlung. Claire Jacquet, Leiterin des FRAC Aquitaine, vertraute
diese Aufgabe dem Architekten und Designer Olivier Vadrot an. Gemäß
seinem Rollenverständnis als Designer, also als Schaffer von Räumen und
Objekten, die ebenso zweckbestimmte Lebens- wie auch Denkwelten
sein können, artikulierte Olivier Vadrot seine Ausstellung um die Idee
der intimen Beziehung zwischen Betrachter und Kunstwerk und schuf
in diesem Sinne einen originellen „Darstellungsraum“ für die von ihm
aus dem insgesamt 1.000 Werke umfassenden Fundus ausgewählten
Exponaten. So entwarf er sein Ausstellungskonzept Coulisses, bestehend
aus in konzentrischen Kreisen im Raum aufgehängten Vorhängen, eine
Art von Wandelgang für die Ausstellungsbesucher. Der monumentale
Gestaltungsraum Coulisses organisiert sich in zehn ringförmigen
Ausstellungsräumen für emblematische Gemälde, Skulpturen, Fotografien,
Videos und Installationen. Dazu Olivier Vadrot: „Ich habe diesen
Raum wie ein szenografisches Instrument konzipiert, transponierbar,
anpassungsfähig und, vor allen Dingen, nicht autoritär. Grundidee war
dabei, dass jeder Besucher sich seinen eigenen, nicht linearen Parcours
gestalten kann. Und dass es unmöglich sein soll, eine Gesamtaufnahme
der Ausstellung zu machen, damit sie nicht auf ein „Bild“ oder einen
Kommentar reduziert werden kann.“
Im Verlauf ihres 30-jährigen
Bestehens haben die 23 Regional­
fonds für zeitgenössische Kunst
über 26.000 Werke von 4.200
Künstlern erworben und alljährlich
ziehen ihre Ausstellungen (rund
600) mehr als eine Million Besucher
an. Mit mehr als 1.000 Werken
besitzt der FRAC Aquitaine die
größte Sammlung zeitgenössischer
Kunst. Diese Sammlung von
internationalem Ruf gilt als
eine der schönsten staatlichen
Sammlungen Frankreichs.
Modell des Ausstellungskonzepts Coulisses in den Räumen des FRAC, Bordeaux
Ausstellung Coulisses,
Frac Aquitaine Bordeaux, 2013
Von oben nach unten:
Foto eines Werks von Karina
Bisch, Teapot, 2005
Foto des Werks von Jessica
Warboys, Sea painting,
Dunwich, Summer 2011, 2011
Sammlung Frac Aquitaine
62
63
Eigentlich sollte Texaa® erst nur den Stoff Aeria zur Herstellung der
Vorhänge für das System von Olivier Vadrot liefern. Wir nahmen dies
zum Anlass, unser Know-how in das Projekt einzubringen und in einem
fruchtbaren Dialog mit Olivier Vadrot umfassend mit der Frage zu
experimentieren, was die „akustischen Vorhänge“ unserer Firma alles
leisten können: „Die Vorstellung, hängende, abnehmbare und mobile
Objekte zu entwerfen, ohne besondere strukturelle Anforderungen,
gefiel uns bei Texaa® sehr gut,“ berichtet Bernard Demptos. „Bei den
Vorhängen gab es allerdings ein schwer zu lösendes Problem: Wie
konnten wir der unvermeidlichen Längenausdehnung der Maschen von
Aeria entgegenwirken? Für Olivier Vadrot war das nicht entscheidend.
Er wollte ein Vorhangkonzept, großflächiges aber nicht dauerhaft.
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Vorhänge im Laufe der Ausstellung
verformen würden, war daher sehr gering. Daraufhin sind wir mit voller
Energie in das Projekt eingestiegen. Für Texaa® stellte eine solche
Beteiligung allerdings eine bedeutende Investition dar, und ich fragte
mich hin und wieder nach seiner tatsächlichen Relevanz…
Im Nachhinein betrachtet ist die Bilanz absolut positiv. Wir haben zwar
nicht vor, die Vorhänge in der ausgestellten Form zu kommerzialisieren,
aber die im Rahmen des Projekts gesammelten Erfahrungen werden uns
höchstwahrscheinlich für weitere Neuentwicklungen äußerst nützlich
sein.“
Ausstellung Coulisses,
Frac Aquitaine Bordeaux, 2013
Von links nach rechts:
Foto des Werks von Raphaël
Zarka Rhombicuboctaèdres
(Réplique n°1, version 2), 2007 Foto der Werke von
Serge Comte, Tapisserie
repositionnable, 1996,
und Diane Arbus, Untitled 4,
1970 –1971
Sammlung Frac Aquitaine
Für die Ausstellung
angefertigte Zeichnung
von Fabio Viscogliosi
64
65
Akustische Vorhänge für die Ausstellung zum dreißigjährigen Bestehen des FRAC / Collection Aquitaine
Gespräch mit Olivier Vadrot
Olivier Vadrot, Sie sind Architekt, Designer,
Szenograf…
Ich habe Architektur studiert und bin diplomierter
Architekt. Zuerst habe ich als Bühnenbildner
für das Theater gearbeitet, dann gründete ich
zusammen mit Freunden in Lyon ein kleines unabhängiges Kunstzentrum – La salle de bains (Das
Badezimmer). Kurz, ich bin viel rumgekommen…
das liegt halt in meinem Wesen… Ich verzettele
mich gerne. Also, Architekt? Designer? Szenograf?
Letztendlich ist es müßig, in Kategorien zu
denken. In meiner Art Projekte anzugehen,
meiner Methodik, bin ich, denke ich, trotzdem
Architekt… auch wenn daraus keine „Architektur“
im eigentlichen Sinne entsteht.
Wie sind Sie an dieses Ausstellungsprojekt
herangegangen?
In der heutigen Kunstwelt hat die Frage nach
der Ausstellung gegenüber dem eigentlichen
Kunstwerk an Bedeutung gewonnen und
somit tritt der Kurator in den Mittelpunkt des
Geschehens. Ich wollte diese Rolle, die weder
meinem Wesen entspricht, noch mein eigentliches
Anliegen ist, eigentlich gar nicht übernehmen. Ich
will keinen Standpunkt über Kunst „durchsetzen“
und wollte um jeden Preis ein Ausstellungskonzept
vermeiden, bei dem die Kunstwerke allein der
Veranschaulichung eines vorgefassten Diskurses
dienen. In meiner Inszenierung sollte jeder
Besucher sich seinen eigenen Ausstellunsparcours
gestalten und mit den Werken auf seine ganz
persönliche Weise dialogieren. Selbstverständlich
musste ich unter den Werken der Sammlung eine
Auswahl treffen, doch hatte ich den Auftrag des
Ausstellungsdesigns nur unter der Voraussetzung
angenommen, dass ich eng mit Claire Jacquet, der
Leiterin des FRAC Aquitaine, zusammenarbeiten
würde. Gemeinsam haben wir dann entschieden,
noch weitere, kunstgeschichtlich bewanderte
Personen in den Projektentwurf einzubeziehen.
Blieb noch die Frage der Szenografie. Ich
hatte bereits bei einem früheren Projekt, einer
Klanginstallation, über die Verwendung von
Vorhängen nachgedacht. Zudem beschäftigte
ich mich gerade intensiv mit dem Werk des
66
Vibrasto 03, ein vielgestaltiges Material
österreichischen Architekten und Designer
Frederick Kiesler (1890–1965). Bei der Betrach­
tung eines seiner Werke aus großflächigen
Frottee-Vorhängen, fiel mir diese Idee wieder
ein und rein intuitiv war ich mir sicher, dass sich
daraus etwas machen ließe. Das Konzept der
Raumgestaltung in sich ist recht einfach: ein
System aus in regelmäßigen Abständen von drei
Metern in konzentrischen Kreisen angeordneten
Vorhängen. In der Draufsicht erinnert das an eine
Zwiebelscheibe oder an Baumringe. Gleichzeitig
funktioniert das System auch als gestalterisches
Instrument, das man auseinandernehmen,
transportieren und neuen Raumformen anpassen
kann. Der Vorteil der Falten liegt in ihrer
Anpassungsfähigkeit, der zick-zack-förmige
Faltenfall absorbiert eventuelle Hindernisse.
Wie funktioniert eine Ausstellung in einem so
fließenden, sich ständig verändernden Dekor?
Destabilisiert das nicht vielleicht die Besucher?
Der Vorhang ist kein Wandersatz: an ihm werden
keine Gemälde „aufgehängt“. Die Idee, dass sich
die Besucher, trotz der sich ihnen bietenden
Anhaltspunkte, ein wenig verloren fühlen
könnten, gefiel mir recht gut: das Prinzip der
konzentrischen Kreise fußt auf die einfache
Tatsache, dass sie vor einer Wand auslaufen.
Daher findet man im Rahmen dieser Ausstellung
beides: Vorhänge und Wände. Diese Gestaltungsform sollte den vorhandenen Raum verwandeln,
ihn wegen der längeren Wegführung in gewisser
Weise ausdehnen. Vielleicht hatte ich auch
einfach Lust, das konventionelle Ausstellungskonzept des „White Cube“ zu hinterfragen, das
in der aktuellen Ausstellungsarchitektur fast zur
Norm geworden ist.
Wie haben Sie die Firma Texaa® kennengelernt?
Schon zu Beginn des Projekts lag mir die Frage
der Akustik am Herzen. Wie so häufig bei
Ausstellungsorten zeitgenössischer Kunst sind
wir hier in einem ehemaligen Fabrikgebäude
untergebracht. Und aus eigener Erfahrung
weiß ich, dass in solchen Gebäuden der Akustik
meist keinerlei Bedeutung beigemessen wird.
Zum Zeitpunkt meiner ersten Projektentwürfe
verstand ich den Stoff eher als Mittel zur räum­
lichen Gestaltung. Rein reflexartig – auch
aus Kostengründen – wandte ich mich an
verschiedene Hersteller von Bühnenvorhängen.
Doch keines der zahlreichen Muster entsprach
meinen Vorstellungen, weder vom Aussehen,
noch von der Farbe her… Da erwähnte Claire
Jacquet die Firma Texaa® in Gradignan bei
Bordeaux. Und mir war sofort klar, dass es für
dieses Projekt ein echter Mehrwert wäre, wenn
wir mit diesen Produkten arbeiten könnten, denn
Klangerfahrung und Raumgefühl sind untrennbar
miteinander verbunden. Gleich beim ersten
Treffen mit der Geschäftsleitung von Texaa®
machten wir eine Werksbegehung. Ich konnte
sehen, wie die Produkte hergestellt werden und
konnte auch das Akustiklabor hautnah erleben:
man betritt einen nackten Betonraum, die Akustik
ist katastrophal… doch nach einfachem Aufstellen
von nur zwei oder drei Akustik-Objekten von
Texaa® änderte sich das grundlegend und die
Akustik wurde nahezu perfekt! Dieses in sich recht
unspektakuläre Experiment war für mich jedoch
ein auslösendes Moment: Dank der konkreten
Handhabung dieser Materialien verstand ich
an diesem Tag zum ersten Mal wirklich den
Unterschied zwischen Schalldämmung und
akustischem Komfort.
Trägt die akustische Gestaltung dieses Projekts
konkret zur Schaffung von Nähe zwischen
Besucher und Kunstwerk bei?
Ja, das hängt zusammen. Ein Raum mit
starkem Nachhall wird sofort als öffentlicher,
gemeinschaftlicher Raum wahrgenommen. Im
Gegensatz dazu schafft die Teilung des Raums
eine gewisse Privatsphäre, die Vorhänge dienen
gleichzeitig als Sicht- und Schallschutz. Doch
spreche ich hier nicht von der Schalldämmung
im herkömmlichen Sinn: Wenn der Ton einer
Videoinstallation in den Nebenraum „schwappt“
und man ihn noch hört, obwohl man nicht mehr
vor dem Bildschirm steht, empfinde ich das nicht
als störend. Die Schaffung des Gefühls von Nähe
verlangt einfach einen gewissen Komfort.
67
Die für diese Ausstellung verwendeten Produkte
sind keine Standardprodukte von Texaa®. Dieses
Projekt bot also Gelegenheit, gemeinsam etwas
Neues zu entwickeln…
Bei unserem ersten Treffen mit der Geschäfts­
leitung dachten wir noch, wir könnten einfach
aus deren Stoff unsere Vorhänge schneidern…
Als mir jedoch der Mehrwert klar wurde, den
Texaa® für uns im Hinblick auf die Akustik
darstellt (ihrer eigentlichen Kernkompetenz!)
und angesichts der Tatsache, dass mich
dieser Aspekt wirklich interessierte, haben
wir begonnen gemeinsam nach Lösungen zu
suchen. Es ging nunmehr nicht um die einfache
Verarbeitung eines Industrieprodukts aus dem
Katalog, sondern um die Gestaltung einer
Ausstellung. Offensichtlich hatten wir alle
Lust, bei diesem Projekt zusammenzuarbeiten
und schnell konzentrierte sich die Diskussion
auf technische Aspekte. Ich hatte anfangs den
Eindruck als versuchten sie ihr Möglichstes,
um eben nicht nur einfach Vorhänge zu machen!
Letztendlich haben wir Vorhänge gemacht –
auch wenn diese sicherlich mit den anfänglichen
Entwürfen nicht mehr viel gemein hatten…
Ich glaube nicht, dass das von uns entwickelte
Produkt so einfach in den Katalog übernommen
werden kann, doch sicherlich haben wir einige
Lösungen gefunden, die auch späterhin von
Nutzen sein können – ebenso für mich, wie auch
für Texaa®.
Olivier Vadrot, 1970
in Semur-en-Auxois geboren, lebt
heut in Beaune. Zwischen 2012
und 2013 war er Stipendiat der
Französischen Akademie Villa
Medici in Rom.
Akustische Vorhänge für die Ausstellung zum dreißigjährigen Bestehen des FRAC / Collection Aquitaine
68
Vibrasto 03, ein vielgestaltiges Material
69
Ein Blick hinter die Kulissen
der Ausstellung Coulisses mit Edwige Carnis.
Rückblick auf ein in sich einzigartiges Projekt.
„Kennengelernt habe ich Olivier Vadrot bei seinem ersten Besuch bei
Texaa®. Er erzählte uns von seinem Projekt und seinen Vorstellungen
über das von ihm für sein Ausstellungskonzept gewünschte Ambiente:
großflächige, weich in Falten fallende wattierte Stoffvorhänge… Beim
Zuhören und Anschauen seiner Skizzen versuchten wir uns vorzustellen,
wie wir seine Idee konkret umsetzen könnten. Einen wattierten Stoff
beidseitig mit Aeria bekleben oder die Stoffe eher locker und frei fallen
lassen und nur an der Oberkante zusammenzuheften? Wie die Vorhänge
aufhängen? Wie sie miteinander verbinden? Wo uns Aufzugbänder
beschaffen, die den Brandschutzauflagen genügen? Welche Art von
Ziernähten verwenden? Mit welcher Garnfarbe? usw.
Ab diesem Moment wurde diese Geschichte zu einem Großprojekt
in unserem Atelier und alle machten mit: Céline, Bernard, Matthieu,
Nathalia, Grégoire, Georgia, Romain… jeder hatte tausend Ideen.
Dann haben wir konkrete Versuche gestartet, insgesamt mehr als zehn,
und die Ergebnisse Olivier Vadrot geschickt, der sich zu diesem Zeitpunkt
gerade als Stipendiat in der Villa Medici in Rom aufhielt. Als dann alles
schließlich passte – bis hin zur Farbauswahl – haben wir mit
der Fertigung begonnen.
Seiten 70 und 71:
Vom 28. September 2013 bis 5.
Januar 2014 war Coulisses in neuer
Form im Museum Les Abattoirs
in Toulouse im Rahmen der
Sammelausstellung Les Pléiades
zu sehen, zusammen mit den 22
anderen, anlässlich des dreißig­
jährigen Bestehens des FRAC
gezeigten Projekten.
Ausstellung Coulisses,
Frac Aquitaine in Toulouse, 2013
Man erkennt die Werke von
Joachim Mogarra, Bouquet
perpétuel, 1988 und von
Jeff Koons, New Hoover
Convertibles Green, Green, Red,
New Hoover Deluxe Shampoo
Polishers, New Shelton Wet / Dry
5-Gallon Displaced Tripledecker,
1981 – 1987
Sammlung Frac Aquitaine
Das Vernähen von drei Meter langen Bahnen weichfließenden Stoffs ist
gar nicht so einfach! Man muss den Stoff festhalten, darauf achten, dass
er gerade liegt und keine Falten wirft. Eigentlich waren wir für so eine
Arbeit gar nicht eingerichtet, wir haben also neben der Nähmaschine
große Tische aufgestellt. Maria und ihr Team haben dann dort die später
zu vernähenden Stoff- und Wattelagen gestapelt. Dann mussten sie
noch auf die Breite zugeschnitten werden, bevor ich sie nähen konnte.
Zuerst habe ich das allein gemacht, aber angesichts der sehr kurzen
Fertigungsfristen, hat mir dann am Ende Fanny geholfen.
Am Tag der Ausstellungseröffnung war ich wirklich stolz. Wir hatten
wirklich durchgehalten… trotz Müdigkeit und Stress. Aber das Ergebnis
war es wirklich wert! Die volumig-weichen Vorhänge, die Falten,
die Farben… sie zusammen schufen einen kuschelig-intimen Raum, fast
eine Art Kokon. Wir sind an diesem Projekt gewachsen, scheint es mir,
es änderte unsere Wahrnehmung der von uns verarbeiteten Materialien
und ich wette, das uns dieses Projekt noch weiterer inspirieren wird!“
70
Vibrasto 03, ein vielgestaltiges Material
Edwige Carnis leitet
das Nähatelier von Texaa®.
Das Atelier von Texaa® , Aufhängeversuche mit
den für die Ausstellung Coulisses entworfenen
Vorhängen
71
Akustische Vorhänge für die Ausstellung zum dreißigjährigen Bestehen des FRAC / Collection Aquitaine
72
73
Vibrasto 03, ein vielgestaltiges Material
Akustiksegel in
einer aufblasbaren
Konstruktion für das
Architekturzentrum
„arc en rêve“
in Bordeaux
Architekt: Hans-Walter Müller
—
Zwei Riesenblasen in den „arc en rêve“-Farben Weiß und
Gelb. Jede zweihundertachtundzwanzig Quadratmeter
groß und sieben Meter hoch…
74
75
Ein Werk von Hans-Walter Müller
Hans-Walter Müller gehörte zu den Ersten, die mit aufblasbaren
Konstruktionen arbeiteten, diesen mit Druckluft in Form gehaltenen
Blasen aus weichem Kunststoff. Seit den 1960er Jahren hat er bereits
mehrere Dutzend solcher Konstruktionen geschaffen: für Theater,
Ausstellungen und sogar für eine nur 39 kg schwere Kirche für 200
Personen. Für ihn ist „eine aufblasbare Konstruktion ist nichts anderes
als eine raumumschließende Haut, die Innen von Außen trennt, die
erscheint und verschwindet und sich manchmal auflöst. In diesem Sinne
ist sie ein fantastischer, ungewöhnlicher Spiel-Raum, weit entfernt
von einer traditionellen Konstruktion… Mit geringem Energieaufwand
lassen sich so gewaltige Gebäude schaffen…“ 1
1 in. Techniques et architectures
nº 304, 1975, pp. 73-74
Ein mobiler Ausstellungsraum
Hans-Walter Müller schuf diese Konstruktion 2012 im Auftrag von „arc
en rêve“ anlässlich einer Ausstellung zu dem vom Stadtverband Bordeaux
veranstalteten Wettbewerb 50 000 logements (50.000 Wohnungen). Im
Rahmen dieser Veranstaltung wünschte sich das bordelaiser Architektur­
zentrum einen mobile Ausstellungsraum: Leicht, mobil, einfach aufzu­
bauen und ausreichend attraktiv, um die Neugierde der Bewohner zu
wecken, innerhalb von nur wenigen Stunden auf- und wieder abbaubar,
ohne die Standortqualität zu beeinträchtigen. Das Konzept von HansWalter Müller erfüllte diese Forderungen geradezu perfekt: nicht allein
handelt es sich um einen funktionalen Mehrzweckraum, sondern auch
um ein ästhetisches, farbiges, erstaunliches Kunstwerk.
Aufblasbare Konstruktion auf der Uferpromenade von Bordeaux, Herbst 2012
Akustischer Komfort
Da diese aufblasbare Konstruktion aus zwei halbkugelförmigen Kuppeln
besteht, ist der Geräuschpegel besonders hoch. Dazu Fabrice Lalanne,
der bei Texaa® dieses Projekt betreute: „Solche Formen sind immer
sehr schallhart. Manchmal entstehen merkwürdige akustische Effekte:
An einer bestimmten Stelle im Raum folgen sie zwar problemlos einer
Unterhaltung am entgegengesetzten Ende des Raumes, hören aber kaum
ein Wort von dem verstehen, was ihr Nachbar sagt. Diese Phänomene
bei der Schallausbreitung sind bereits seit langem bekannt und wurden
früher in den Kuppelsälen einiger Hospitäler genutzt, um aus sicherer
Entfernung mit ansteckenden Patienten zu sprechen, wobei sich die
Schallwellen der Stimmen entlang der Wand übertrugen…“
Was im Rahmen einer Ausstellung kaum stören mag, wird zum Problem
sobald die aufblasbare Konstruktion als Veranstaltungsort oder Konferenz­
raum genutzt wird… Wie nun dieses Problem lösen? Hier gibt es keine
Decke, die man mit Schallabsorbern verkleiden, keine Träger, an denen
man großformatige akustische Objekte aufhängen könnte… Zur Brechung
der dem Wandverlauf der aufblasbaren Konstruktion folgenden Schall­
wellen, wurden verschiedene Objekte aus der Produktreihe Abso
aufgestellt (Totems, Kissen, usw.). Im Rahmen einer freundschaftlichen
Zusammenarbeit zog Texaa® auch den Akustikfachmann für
Veranstaltungsräume, Christian Malcurt, beratend hinzu.
76
Vibrasto 03, ein vielgestaltiges Material
77
Akustische Segel in einer aufblasbaren Konstruktion für das Architekturzentrum „arc en rêve“ in Bordeaux
Ebenso mussten auch Mittel und Wege gefunden werden, um das
Raumvolumen selbst durch Schallbrecher zu sprengen, aber wie?
Schirme? Velum? „Am besten mit dreieckigen Segeln“, entschied
Michel Jacques, künstlerischer Leiter von „arc en rêve“. „Damit kann
man den Raum frei gestalten, ohne den Gesamteindruck des Volumens
zu beeinträchtigen…“ „Diese Objekte wurden maßgefertigt, genau
wie unsere Vorhänge“, erklärt Edwige Carnis, Leiterin des Teams für
Näherei bei Texaa®. „Jedoch haben wir diesmal einen beidseitig mit
Aeria bezogenen Vibrasto 03 verwendet. Am kompliziertesten war
für uns das Zusammenfügen der die Segel bildenden zwei oder drei
Einzelelemente. Welchen Nahttyp wählen, damit die Naht nicht nur hält,
sondern gleichzeitig auch von beiden Seiten gut aussieht? Letztendlich
entschieden wir uns für eine Zick-Zack-Naht, dabei wird direkt auf
Kante genäht, die Naht trägt nicht auf. Die Eckenverstärkung wiederum
bereitete uns kein Kopfzerbrechen, das machen wir ja bei unseren
Würfeln Abso nicht anders…“ Im Anschluss an akustische Tests im Labor
erfolgte ein erster Test in situ im Inneren der aufblasbaren Konstruktion,
um die Zweckmäßigkeit und Haltbarkeit unserer Befestigungen zu
testen… und dem erzielten Ergebnis zu „lauschen“… Die Segel wurden
zwischen den im Hochfrequenz-Schweißverfahren an der Kunststoffwand
der aufblasbaren Konstruktion angebrachten Befestigungspunkten
aufgespannt und verzurrt. Hans-Walter Müller beherrscht diese Technik
perfekt: „Für meine ersten aufblasbaren Konstruktionen verwendete ich
möglichst preiswertes Material, das ich mit Klebeband zusammenklebte.
Ich erinnere mich noch genau, dass ich zwei 50 m lange Bahnen
rückwärtsgehend zusammenklebte, weil ich so nur die Partie sah,
die ich bereits geschafft hatte und nicht die, die noch zu Kleben war.
Als ich dann das Ergebnis zeigte, sah ein Teil der Betrachter nur das
Klebeband. Das brachte mir den Spitznamen Müller la Rustine” (der
Flicken-Müller) ein. Heute klebe ich nicht mehr, sondern arbeite mit
Hochfrequenz-Schweißverfahren. Aus mir ist sozusagen Müller le
Soudeur (der Schweißer-Müller) geworden!“ Angesichts der Kräfte, die
diese Schweißnähte aushalten können, kann man wirklich sagen, dass
Herr Müller mit seinen nunmehr fast 80 Jahren ein echter Spezialist
ist… Die akustischen Segel schweben regelrecht im Raum, ihre gesch­
wungenen Formen harmonieren perfekt mit denen der Halbkuppeln.
Farben und Schatten. Einfach und doch effizient: Die verbesserte
Akustik ist sofort hör- und spürbar. Man braucht nur vom ersten,
mit drei Segeln ausgestatteten Raum in den zweiten, noch nackten
Raum hinüberzuwechseln, um den Unterschied sofort zu spüren…
Kann dieses improvisierte Experiment in atypischen Räumen sich für
konventionellere Raumverhältnisse als wirksam und nützlich erweisen?
„Für uns war dieses Abenteuer eher eine Herausforderung“, erklärt uns
Fabrice Lalanne. „Die Suche nach akustischen Lösungen in atypischen
Raumformen macht auf gewisse Weise auch Spaß: solche Experimente
zwingen uns, uns von unseren Denkgewohnheiten zu befreien und
bringen uns letztendlich voran.
Und außerdem liebe ich diese aufblasbar Konstruktion!“
78
Vibrasto 03, ein vielgestaltiges Material
Anbringung eines akustischen Segels im Hallraum
von Texaa® in Gradignan, zur Messung seiner
akustischen Wirksamkeit.
Der Architekt und Ingenieur
Hans Walter Müller wurde 1935
in Worms, Deutschland, geboren
79
Seite 82 bis 85: Anbringungsversuche
der Segel im Inneren der aufblasbaren
Konstruktion, Juli 2013
80
81
Akustische Segel in einer aufblasbaren Konstruktion für das Architekturzentrum „arc en rêve“ in Bordeaux
Fortsetzung folgt…
82
83
Impressum
Texaa®
Textil, Akustik, Architektur
43, allée Mégevie
F-33174 Gradignan
tél.: 33 (0)5 56 75 71 56
fax: 33 (0)5 56 89 03 56
e-mail: [email protected]
http://www.texaa.de
Unser aufrichtiger Dank gilt allen Architekten, Innenarchitekten,
Akustikern, Bauherren und Installateuren, deren gestalterische
Leistungen in diesem Magazin abgebildet sind.
Herzlichen Dank an alle Interviewteilnehmer.
Herzlichen Dank an alle Fotografen.
Das vorliegende Dokument ist vertraglich nicht bindend.
Aktuelles, technische Datenblätter und Updates
finden Sie unter www.texaa.de
© April 2014 Texaa®
Alle Rechte vorbehalten
Bildnachweise:
Seite 7 bis 15: Fotos DR; Seite 18 bis 26: Fotos M+B und Anne-Perrine
Couët & Guillaume Delamarche; Seite 32 bis 35: Fotos M+B; Seite 36 bis
37: Fotos Vincent Monthiers; Seite 38 bis 40, 41 (unten): Fotos M+B; Seite
41 (oben), 42, 43: Fotos François Passerini; Seite 44: Foto M+B; Seite 47
bis 49: Fotos DR; Seite 52, 53: Fotos M+B; Seite 56, 57: Fotos DR; Seite 58:
Foto M+B; Seite 61 bis 63: Fotos André Morin; Seite 66, 67: Fotos M+B;
Seite 69: Foto DR; Seite 70, 71: Fotos Cedrick Eymenier; Seite 72: Foto
Anne-Perrine Couët & Guillaume Delamarche; Seite 75, 77: Fotos DR;
Seite 78 bis 81: Fotos M+B; hintere innere Umschlagsseite: Foto AnnePerrine Couët & Guillaume Delamarche
Grafische Gestaltung:
Anne-Perrine Couët & Guillaume Delamarche
Druck fertiggestellt im
April 2014
auf den Druckmaschinen der Druckerei BM
F-33610 ZI Canéjan
Texaa®, die Revue #1,
ist ein Projekt, das von Marie Bruneau und Bertrand Genier
im Rahmen des ppLab betreut wurde. Bordeaux 2013
Bei unserem ersten Besuch in
der Werkstatt von Texaa® sind
uns besonders die über die
graue Rolle der Strickmaschine
verstreuten bunten Fäden
aufgefallen. Sie inspirierten
uns bei Gestaltung der
Umschlagseiten dieser ersten
Ausgabe unserer Revue.
Anne-Perrine Couët
& Guillaume Delamarche
Aktuelles, technische Datenblätter
und Updates finden Sie unter
www.texaa.de
Texaa®
Textil, Akustik, Architektur
43, allée Mégevie
F-33174 Gradignan
tél. : 33 (0)5 56 75 71 56
fax: 33 (0)5 56 89 03 56
e-mail: [email protected]
http://www.texaa.de
Herunterladen