Germanistik Paul Diederich Alfred Döblin: "Prometheus und das Primitive" vs. "Amazonas" Studienarbeit Universität Trier FB II: Germanistik HS: Alfred Döblin: Amazonas WS 08/09 Alfred Döblin: Prometheus und das Primitive / Amazonas Paul Diederich 5. Semester Germanistik und Philosophie Trier, März 2009 1 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ............................................................................................................................. 3 2. Der Zusammenhang zwischen Amazonas und Prometheus und das Primitive ................... 4 3. Die Sonderstellung des Menschen in der Welt und die Aufgaben der Technik .................. 5 4. Prometheus und das Primitive .............................................................................................. 7 5. Tendenzen der Annäherung an den Gegenspieler .............................................................. 11 6. Mystik und Pseudomystik .................................................................................................. 12 7. Möglichkeit der Rückkehr zur Natur ................................................................................. 14 8. Möglichkeiten der Aufhebung der Vereinzelung ............................................................... 15 9. Der absolute Staat............................................................................................................... 18 10. Fazit .................................................................................................................................. 19 11. Literaturverzeichnis .......................................................................................................... 20 2 1. Einleitung Man könnte sich fragen, was Döblin Mitte der dreißiger Jahre, als die faschistische Gefahr schon deutlich sichtbar war, dazu motivieren konnte, einen Roman scheinbar so völlig losgelöst von der politischen Realität zu schreiben, wie die Erzählung über die frühen Eroberungen der Weißen in Südamerika - Amazonas. Manche warfen ihm sogar vor, dass es für einen Geschichtsroman die falsche Zeit sei und dass er sich doch bitte der gegenwärtigen Realität zuwenden solle. Spätestens mit dem im Anschluss an die Amazonas-Trilogie erschienenen Essay Prometheus und das Primitive sollte allerdings deutlich geworden sein, dass sich die Trilogie durchaus mit der damaligen politischen Aktualität beschäftigte. So kommt auch Kittstein zu dem Schluss, dass der Essay “zutiefst geprägt” ist “vom Gegenwartsinteresse des Verfassers” (Kittstein 2006, S.289) und in erster Linie das Ziel verfolgt, “den Nationalsozialismus aus der historischen Entwicklung Europas heraus verständlich zu machen.” (Kittstein 2006, S.289) Betrachtet man die Amazonas-Trilogie also als ebensolchen Erklärungsversuch, so wird dem Vorwurf, es sei die falsche Zeit für einen Geschichtsroman, der Boden unter den Füßen weggezogen. Auch der Vorwurf mangelnder Kontinuität zwischen den Bänden kann in diesem Kontext zurückgewiesen werden. Viele Kritiker sprachen bisher nämlich vor allem deswegen von einer mangelnden Kontinuität in Döblins Amazonas-Trilogie, weil sie sich an den inhaltlichen Unterschieden zwischen den beiden ersten und dem dritten Buch stießen. Auf den ersten Blick ist tatsächlich nicht von der Hand zu weisen, dass Band 1 und 2 von den frühen Eroberungen der Weißen im südamerikanischen Urwald handeln, während der dritte Band einen zunächst völlig willkürlich erscheinenden Sprung ins Europa des zwanzigsten Jahrhunderts vollführt. Auch der Herausgeber Walter Muschg konnte diese 3 Bände nicht als Einheit sehen und entschloss sich dazu, den dritten Band gar nicht erst zu veröffentlichen. (Vgl. u.a. Kittstein 2006, S.297) Mittlerweile hat die Forschung aber realisiert, dass es durchaus eine Existenzberechtigung für den dritten Band (“Der neue Urwald”) gibt. Man muss nur erkennen, auf welcher Ebene die Verbindungen zu den beiden ersten Bänden stattfinden. Man kann sogar sagen, dass “das Verständnis des Gesamtwerkes gerade durch den Bezug der ersten beiden Teile zum ´neuen Urwald` des zwanzigsten Jahrhunderts” (Maaß 1997, S.125) gewährleistet wird, und ohne den dritten Band Döblins Intentionen im Dunkeln verbleiben würden. 3