Übungsmaterial 6 1 Laplace-Experimente Laplace-Experimente sind Zufallsexperimente, bei denen alle Ausgänge gleichwahrscheinlich sind. Sie sind benannt nach dem Mathematiker Pierre Simon Laplace (1749 - 1827). 6.1 Denition Unter der (Laplace-)Wahrscheinlichkeit P(E) eines Ereignisses E versteht man den Quotienten aus der Anzahl der für das Ereignis E günstigen Fälle und der Anzahl aller möglichen Fälle. Letzteres ist nichts anderes als die Mächtigkeit |Ω| des Ergebnisraumes P (E) = Ω: Anzahl der für E günstigen Fälle Anzahl aller möglichen gleichwahrscheinlichen Fälle = |E| |Ω| Für Laplace-Wahrscheinlichkeiten gelten die selben Eigenschaften und Rechenregeln wie für das aus Kapitel 4 bekannte Wahrscheinlichkeitsmaÿ. 6.2 Beispiele für Laplace-Experimente 1) Zweimaliger Würfelwurf Ein Würfel werde zweimal hintereinander geworfen. Die beiden Augenzahlen werden addiert. Wir betrachten folgende Ereignisse: E1 : E2 : Die Augensumme ist gerade Mindestens ein Würfel zeigt die Zahl 6 Im ersten Schritt wird der Ergebnisraum Ω festgelegt: Bei diesem Zufallsexperiment können sich Augensummen von 2 bis 12 ergeben. Da diese jedoch nicht gleichwahrscheinlich sind, ist es nicht sinnvoll, als Ergebnisraum {2, 3, ..., 12} zu wählen. Irrtümer bei der Berechnung der einzelnen Wahrscheinlichkeiten sind mit Sicherheit ausgeschlossen, wenn man sich für Ω = { (1,1), (1,2), (1,3), (1,4), (1,5), (1,6) (2,1), (2,2), (2,3), (2,4), (2,5), (2,6) (3,1), (3,2), (3,3), (3,4), (3,5), (3,6) (4,1), (4,2), (4,3), (4,4), (4,5), (4,6) (5,1), (5,2), (5,3), (5,4), (5,5), (5,6) (6,1), (6,2), (6,3), (6,4), (6,5), (6,6) } Übungsmaterial 2 entscheidet. Die Augensummen, die sich in den Paaren auf den (Neben-)Diagonalen von links unten nach rechts oben ergeben, sind jeweils gleich. Es ist |Ω| = 6·6 = 36. Man erkennt dank dieser Schreibweise auf Anhieb, dass die Augensumme 7 am wahrscheinlichsten eintritt, da die zugehörige Diagonale die meisten Einträge enthält und es daher für das Erreichen der Augensumme 7 die meisten Möglichkeiten gibt. Im zweiten Schritt werden die für die Ereignisse E1 und E2 günstigen Fälle ermittelt: E1 = {(1, 1), (1, 3), (1, 5), (2, 2), ..., (5, 3), (5, 5), (6, 2), (6, 4), (6, 6)}; |E1 | = 18 E2 = {1, 6), (2, 6), (3, 6), (4, 6), (5, 6), (6, 1), (6, 2), (6, 3), (6, 4), (6, 5), (6, 6)}; |E2 | = 11 Im dritten Schritt werden die Wahrscheinlichkeiten berechnet: P (E1 ) = P (E2 ) = 18 1 |E1 | = = ≈ 33, 3% |Ω| 36 3 |E2 | 11 = ≈ 30, 6% |Ω| 36 2) Skatspiel Beim Skatspiel werden beim Geben zwei der 32 im Spiel bendlichen Karten in den Skat gelegt. Folgende Ereignisse werden betrachtet: E1 : E2 : E3 : Der Skat enthält zwei Herzkarten Der Skat enthält zwei Buben Der Skat enthält mindestens ein Ass Im ersten Schritt wird wieder der Ergebnisraum Ω festgelegt: Die beiden in den Skat gelegten Karten bilden eine Kombination ohne Wiederholung (siehe Kapitel |Ω| = 32 2 = 496 Elementen, die jeweils Kartenpaare darstellen. Jede Karte ist durch die Angabe einer Farbe (Kreuz ♣, Pik ♠, Herz ♥, Karo ♦) und eines Kartenwerts (7, 8, 9, 10, Bube, Dame, König, Ass) eindeutig bestimmt. Elemente aus Ω könnten beispielsweise ♥8/♦Dame oder ♣10/♣Ass sein. 5.1.2). Der Ergebnisraum besteht aus Im zweiten Schritt werden die günstigen Fälle ermittelt: E1 = {♥7/♥8, ♥7/♥9, ♥7/♥10, ..., ♥Dame/♥Ass, ♥König/♥Ass}; |E1 | = E2 = {♣Bube/♠Bube, ♣Bube/♥Bube, ♣Bube/♦Bube, ♠Bube/♥Bube, 4 ♠Bube/♦Bube, ♥Bube/♦Bube}; |E2 | = =6 2 28 E3 = Ω\E3 = Ω\{Der Skat enthält kein Ass }; |E3 | = = 378 2 8 = 28 2 Übungsmaterial 3 Im dritten Schritt werden die Wahrscheinlichkeiten berechnet: |E1 | 28 = ≈ 5, 6% |Ω| 496 |E2 | 6 P (E2 ) = = ≈ 1, 2% |Ω| 496 |E3 | 378 P (E3 ) = 1 − =1− ≈ 23, 7% |Ω| 496 P (E1 ) = 6.3 Aufgabe 1 1) Berechne die Wahrscheinlichkeiten folgender Ereignisse beim Skatspiel: a) E1 : Zwei Buben liegen im Skat b) E2 : Zwei Herzkarten liegen im Skat 2) Antonia, Bärbel, Conny und Doris feiern mit vier weiteren Freundinnen eine Geburtstagsfeier. Zum Essen nehmen alle rein zufällig an einem runden Tisch Platz. Wie groÿ ist die Wahrscheinlichkeit, dass Antonia und Doris nebeneinander sitzen, Bärbel und Conny dagegen nicht? Lösung 1) Die Anzahl aller möglichen Ereignisse ist a) |E1 | = 4 2 = 6, b) |E2 | = 8 2 = 28, also P (E1 ) = also (42) = (32 2) P (E2 ) = |Ω| = 6 496 (82) = (32 2) 32 2 = 496. = 0, 01209... ≈ 1, 2% 28 496 = 0, 05645... ≈ 5, 6% (8 − 1)! = 5040 Möglichkeiten, dass sich acht Personen an einem runden gibt 2 · 6! = 1440 verschiedene Sitzordnungen, bei denen Antonia und 2) Es gibt insgesamt versammeln. Es Tisch Doris nebeneinander sitzen. Davon sind die Anordnungen zu subtrahieren, bei denen zusätzlich Bärbel und Conny nebeneinander sitzen. Das sind Wir erhalten als Wahrscheinlichkeit p= 2 · 6! − 4 · 5! 4 = ≈ 0, 19% 7! 21 4 · 5! = 480 Möglichkeiten. Übungsmaterial 4 6.4 Aufgabe 2 1) Aus vier Ehepaaren werden rein zufällig zwei Personen ausgewählt. Mit welcher Wahrscheinlichkeit erhält man ein Ehepaar? 2) Unter 20 Losen benden sich vier Gewinnlose. Bestimme die Wahrscheinlichkeit, dass sich unter acht willkürlich ausgewählten Losen a) genau ein Gewinnlos bendet (Ereignis A). b) mindestens ein Gewinnlos bendet (Ereignis B). c) alle Gewinnlose benden (Ereignis C). Lösung 8 2 4 Die Wahrscheinlichkeit, ein Ehepaar auszuwählen, beträgt daher 28 1) Es gibt 4 günstige Ereignisse (nämlich die vier Ehepaare) und 20 4 2) Die Anzahl der möglichen Fälle ist = 28 mögliche = 17 ≈ 14, 9%. = 4845. a) Wir ziehen ein Gewinnlos und drei Nieten. Dafür gibt es 4 1 · 16 3 lichkeiten. Die Wahrscheinlichkeit ist also P (A) = 2240 = 46, 2% 4845 b) Wir rechnen mit dem Gegenereignis P (B) = 1 − P (B) = 1 − 4 0 P (C) = 4 4 · 16 0 ≈ 0, 02% 4845 B: Kein Gewinnlos. Dann ist · 16 · 4 ≈ 37, 6% 4845 c) Wir rechnen wie oben und erhalten Ereignisse. = 4 · 560 = 2240 Mög-