Sozialpsychologie Überblick 1 Sozialpsychologie 2 Einstellungen und Meinungen •! Einstellungen •! Entstehung von Einstellungen •! Wahrnehmung •! Informationssuche •! Gedächtnis •! Verhalten •! Die Theorie von Fazio •! Änderung von Einstellungen durch Kommunikation •! Konsistenztheorien und Einstellungssysteme Sozialpsychologie Sozialpsychologie Überblick 2 Überblick 3 •! Personenwahrnehmung •! Meinungsbildung •! Attribution •! Bewertung •! Selbstbild und Selbstwert •! Homepage zur Vorlesung: •! http://homepage.univie.ac.at/Andreas.Olbrich/vosozialpsychologie.html 2. April! 21. Mai! 9. April! 4. Juni! 16. April! 11. Juni! 30. April! 18. Juni! 14. Mai! 25. Juni: Prüfung! Sozialpsychologie Sozialpsychologie Einstellungen & Meinungen 1 Einstellungen & Meinungen 2 Die Einstellung einer Person zu einem Objekt ist ihre (subjektive) Bewertung des Objekts. Jede konkrete Relation zwischen zwei Einstellungsobjekten wird als Meinung definiert. Der subjektive Wert eines Einstellungsobjekts kann negativ, neutral oder positiv sein. Es wird angenommen, dass es eine feste obere Grenze für positive Bewertungen und eine feste untere Grenze für negative Bewertungen gibt. Eine Relation kann ebenfalls positiv, neutral oder negativ sein. Sozialpsychologie Sozialpsychologie Einstellungen & Meinungen 3 Einstellungen & Meinungen 4 Die Messung von Einstellungen Eine Einstellungsskala ist eine Liste von Fragen und/ oder Feststellungen (Aussagen) in bezug auf ein Einstellungsobjekt. z. B. Blusen von H&M: Einstellungsmodell von Fishbein (1965): Bewertung ei und Meinungsstärken bi (Wie sicher sind sie, dass Objekt X diese Eigenschaft besitzt?) Der neue Toyota Corolla: -3 -2 -1 0 1 2 Wie sehr besitzt das Auto diese Eigenschaft ? -3 3 schlecht Gut Unangenehm Angenehm langweilig Interessant Schönheit Schnelligkeit Bequemheit Preis Zuverlässigkeit -2 -1 0 1 2 3 Gar nicht Sehr stark Sozialpsychologie Sozialpsychologie Einstellungen & Meinungen 5 Einstellungen & Meinungen 6 Entstehung und Änderung von Einstellungen Berechnung der Einstellung: Einstellung = Summe (Bewertung der Eigenschaften * Meinungsstärke) Eine Einstellung entsteht durch den Aufbau von Beziehungen zwischen zwei oder mehreren Einstellungsobjekten (z.B. durch Konditionierung, Kommunikation, Beobachtung, etc.) Eine Änderung kann auf zwei Arten erfolgen: (1)!Durch Aufnahme neuer Meinungen (2)!Durch Änderung bereits vorhandener Meinungen Sozialpsychologie Sozialpsychologie Einstellungen & Meinungen 7 Einstellungen & Meinungen 8 Die Änderung bereits vorhandener Meinungen kann ebenfalls auf zwei Arten erfolgen: (1)! Änderung der Relation zwischen Einstellungsobjekt und Eigenschaft (z.B. Hinweis auf die besondere Sicherheit des Toyota). (2)! Änderung der Bewertung der Eigenschaft (z.B. Hinweis auf die Bedeutung des Faktors Sicherheit im Verkehr). Welche Aspekte einer Einstellung gerade aktiviert werden, hängt stark von der Situation bzw. Umgebung einer Person ab. z.B. Im Sommer sieht man die Vorteile eines Cabriolets (offenes Dach, Wind streift durch die Haare, etc.), im Winter sieht man verstärkt die Nachteile (Das Dach dichtet nicht richtig ab, höherer Spritverbrauch, zuwenig Platz im Kofferraum, etc.). Sozialpsychologie Sozialpsychologie Einstellungen & Meinungen 9 Einstellungen & Meinungen 10 Einstellungen werden durch Lernprozesse verändert. Sie unterliegen den gleichen Lerngesetzen wie Verhaltensweisen. Die Veränderungsresistenz hängt von der Komplexität der Einstellung ab. Komplexität definiert sich durch die Relationen, die ein Einstellungsobjekt besitzt. Wenn viele Eigenschaften eines Objekts bewusst sind, kann die Einstellung schwerer verändert werden. Homogenität der Einstellung: Werden die Einzelkomponenten eines Einstellungsobjekts unterschiedlich bewertet (ein Teil wird positiv, der andere negativ bewertet), spricht man von einer inhomogenen Einstellung. ! Einstellung ist leicht zu ändern bzw. schwankt sehr stark Sozialpsychologie Sozialpsychologie Einstellungen & Meinungen 11 Einstellungen & Meinungen 12 Einstellungsänderung durch Klassisches Konditionieren Razran (1940): 1.! Bewertung von politischen Slogans (z.B. „Arbeiter der ganzen Welt, vereinigt Euch!“, „Amerika den Amerikanern“, „Nieder mit Krieg und Faschismus“) 2.! Darbietung der Slogans während (a) positiver Reize (gutes Essen) (b) negativer Reize (unangenehme Gerüche) 3.! Bewertung der Slogans hat sich verändert. Staats & Staats (1958): Vpn „sollten Adjektivlisten lernen“. Nationen bezogene Adjektive: „griechisch“, „deutsch“, „schwedisch“ Hälfte der Wörter: Koppelung mit positiven Adjektiven („glücklich“, „schön“) Die andere Hälfte negative Adjektive („hässlich“, „bitter“) ! Bewertung der Adjektive ergab eine Einstellungsveränderung. Sozialpsychologie Sozialpsychologie Einstellungen & Meinungen 13 Einstellungen & Meinungen 14 Zanna, Kiesler & Pilkonis (1970): Vpn mussten Wörter vorlesen Hälfte der Wörter: Koppelung mit elektrischen Schlag Die andere Hälfte: Koppelung mit Beendigung von elektrischen Reizen ! Zweite Hälfte wurde positiver bewertet. Operantes Konditionieren: Singer (1961): Verstärkung prodemokratischer Meinungsäußerungen. Ekman (1958): Verstärker können auch non-verbal sein: Kopfnicken, Lächeln Insko (1965): Einstellungsänderung konnte auch noch nach einer Woche nachgewiesen werden. Lernen durch Beobachtung: Genauso wirksam (Bandura, 1965). Sozialpsychologie Sozialpsychologie Einstellungen & Meinungen 15 Einstellungen & Meinungen 16 Die Wirkung von Einstellungen auf die Wahrnehmung Hypothese: Positiv bewertete Reize werden eher wahrgenommen und gespeichert als negativ bewertete Reize. !!Unterscheidung zwischen "! Wahrnehmungserleichterung (positive Reize werden schneller erkannt, engl. perception vigilance) und "! Wahrnehmungsabwehr (die Wahrnehmung negativer Reize ist schwieriger, engl. perceptual defense). Wahrnehmungserleichterung: Häufige Wörter werden schneller erkannt (die Bewertung spielt hierbei keine Rolle, Postman & Schneider, 1953). Wahrnehmungsabwehr tritt nur dann auf, wenn keine weiteren Konsequenzen erwartet werden (Reece, 1954): 1.! 2.! 3.! 4.! Vorgabe von sinnlosen Silben -> gleiche Erkennungszeit Koppelung der Hälfte mit elektrischen Schlägen Erkennungszeiten für negative Silben länger Wenn durch schnelles Aussprechen ein elektrischer Schlag verhindert werden kann ! Erkennungszeiten waren gleich Sozialpsychologie Sozialpsychologie Einstellungen & Meinungen 17 Einstellungen & Meinungen 18 Die Wirkung von Einstellungen auf Informationssuche und –verarbeitung Weitverbreitete Ansicht: Man sucht Informationen, die den eigenen Standpunkt unterstützen, und vermeidet Information, die der eigenen Einstellung zuwider läuft. Mills, Aronson & Robinson (1959): Es wird jedwede Art von Informationen gesucht, wenn sie nützlich ist. Wenn keine Konsequenzen erwartet werden, dann wird nur positive Information gesucht. Mills, Aronson & Robinson (1959): Vpn wurden befragt: Prüfung in Aufsatzform oder multiple choice-Format. Nach der Entscheidung: 6 Artikel zur Lektüre Versuchsbedingung A: Artikel enthielten positive Info über Prüfungsformen Versuchsbedingung B. Artikel enthielten negative Info über Prüfungsformen -> Rangreihung der Artikel VB-A: Lektüre über bevorzugte Form wurde gewählt VB-B: Lektüre über bevorzugte Form wurde ebenfalls gewählt Sozialpsychologie Sozialpsychologie Einstellungen & Meinungen 19 Einstellungen & Meinungen 20 Dissonante Information wird gesucht, wenn man der Meinung ist (1)Dass man sie widerlegen kann (2) Dass man sie in der Zukunft nützen kann Jedoch gilt: Die Vorliebe für konsonante Information ist deutlicher als die Vermeidung dissonanter Information (Frey, 1981; 1986). Die Wirkung von Einstellungen auf Lernen und Gedächtnis Einstellungskonsonante Information wird schneller gelernt und besser behalten als dissonante Information. Es gilt jedoch: Dissonante Information wird dann bevorzugt gelernt, wenn sie für weitere Situationen nützlich ist (Jones & Aneshansel, 1956).