Die Regenwald-Problematik Botanischer Garten der Universität Basel Naranjilla Solanum quitoense, Solanaceae Anbau Naranjillas wachsen eigentlich mehrjährig. Aufgrund der hohen Schädlingsanfälligkeit (Insekten, Pilze, Bakterien) sterben sie in konventioneller Kultur aber meistens schon nach 1–2 Jahren. Um die Schädlinge zu be­kämpfen, werden grosse Mengen Pestizide eingesetzt. Neben den gesundheitlichen Schäden für Bauern und Konsumenten zerstören diese auch die Bodenflora und gelangen ins Trinkwasser. Naranjillas werden oft in Monokultur an steilen Lagen angebaut. Der Regen schwemmt so den Boden in kurzer Zeit ungehindert davon. Übrig bleibt unfrucht­ bares, kaum noch nutzbares Land. Konsequenzen Der meistgewählte Weg der Bauern ist leider nach wie vor, die kranke Kultur sich selbst zu überlassen und für die nächste ein neues, noch gesundes Stück Wald ab­zu­holzen. Naranjillakulturen gehören so z.B. in Ecua­ dor zu den Hauptgründen für die Rodung extrem artenreicher Berg- und Regenwälder. Lösungswege Zwei Lösungswege, die kombiniert werden müssen: 1. Mischkultur mit anderen Nutzpflanzen wie Kaffee, Maniok oder Bananen, regelmässige Kompostgaben und der Einsatz biologischer Kontrollorganismen könnten den Teufelskreis durchbrechen. Dazu beste­ hen allerdings erst wenige Forschungsansätze. 2. Parallel dazu müssen verbliebene Waldgebiete drin­ gend unter Schutz gestellt werden. Der Botanische Garten betreibt ein entsprechendes Projekt in Ecuador: botgarten.unibas.ch/ecuador Naranjilla ist eine relativ seltene Nutzpflanze, die von Nicaragua bis Peru angebaut wird. Der frische Fruchtsaft besitzt ein einzigartiges Aroma. Tomatenverwandt Obwohl Naranjilla übersetzt „kleine Orange“ heisst, ist die Pflanze in Wirklichkeit mit Tomaten verwandt. Es sind stattliche, mehrjährige Stauden, die bis zu drei Meter hoch werden können. Drüsig behaart Naranjilla bildet nur wenige, grosse Blätter aus, deren Nerven wunderschön violett gefärbt sind. Die ganze Pflanze ist dicht mit Drüsenhaaren überzogen, die ihr ein samtiges Aussehen verleihen und bei Berührung schwach nach Naranjilla­früchten riechen. Blüte & Frucht Der Bau der weissen Blüten entspricht demjenigen anderer Solanum-Arten, etwa von Tomaten oder Kar­ toffeln. Naranjilla-Blüten sind hingegen grösser als diese und stehen in dichten Gruppen nahe am Spross. Nur die inneren Blüten bilden Früchte aus, da die äusseren oft nur männlich sind. Die gelb-orangen, mandarinengrossen Früchte sind nur kurze Zeit haltbar und werden deshalb kaum exportiert. Ähnlich den Tomaten enthalten sie zahl­ reiche kleine Samen in einem äusserst sauren und daher nicht direkt essbaren Fruchtfleisch. Jugo de Naranjilla Dafür lässt sich aus den geschälten und pürierten Früchten zusammen mit viel Zucker und Eis ein unge­ mein aromatisches «Frappé» herstellen (Jugo de Naranjilla). Ein entsprechendes Video findet sich hier: botgarten.unibas.ch/naranjilla Konzept Heinz Schneider Text Michelle Gisler Zeichnungen Lea Gredig Kultur Die Kultur von Naranjillapflanzen ist grundsätzlich ein­ fach, sie zur Frucht zu bringen jedoch eine Herausfor­ derung. 1–2 Wochen nach der Aussaat keimen die jungen Naranjillas. Sie wachsen schnell und brauchen viel Nährstoffe. Am besten, sie erhalten von Beginn weg eine Portion Dünger mit auf den Weg. Umtopfen Sobald unten am Topf die ersten Wurzeln sichtbar sind, ist es Zeit zum Umtopfen. Als Substrat eignet sich Universalerde, idealerweise gemischt mit Kom­ post. Wichtig ist ein Wasserablauf; die Pflanzen ertra­ gen keine Staunässe. Sommer Im Sommer können die Pflanzen draussen bleiben, vollsonnig bis halbschattig. Regelmässig giessen und düngen. Winter Die Überwinterung erfolgt in der Wohnung oder im Wintergarten. Die Pflanzen sind nicht frosthart und anfällig auf Schädlinge.