iStockphoto / Thinkstock PROFESSIONAL! Pharmazie + Medizin Das Auge Damit wir den Durchblick behalten Martina Görz PTA und Fachjournalistin 28 PTA PROFESSIONAL März 2012 Mit unseren Augen besitzen wir die Fähigkeit, unsere Umwelt detailliert wahrzunehmen. Zu den verblüffenden Leistungen des visuellen Systems gehören die Unterscheidung von Farben, räumlicher Tiefe oder Bewegungen. PROFESSIONAL! Pharmazie + Medizin A n der visuellen Verarbeitung optischer Sinnesreize ist auch ein erheblicher Teil des Gehirns beteiligt. Der visuelle Reiz dabei ist das Licht. Licht ist elektromagnetische Energie, die sich in Form von Wellen verbreitet. finden. In der sekundären Sehrinde wird die visuelle Information weiterverarbeitet. Das Material wird erkannt und Eindrücke von Bildern werden klassifiziert. Die Informationen erhält die sekundäre Sehrinde vom primären visuellen Kortex. Anatomischer Aufbau des Auges Augenfarbe Die Augen befinden sich in den knöchernen Augenhöhlen des Schädels. Sie werden von sechs Augenmuskeln gesteuert, sodass sie Bewegungen wie Rollen oder Drehen leisten können. Die äußere Haut des Auges besteht aus der Lederhaut (Sklera) und der Hornhaut (Cornea). Die Cornea ist lichtdurchlässig und besteht aus kollagenhaltigen Fasern. Sie ist teilweise von Bindehaut (Konjunktiva) bedeckt. Diese kleidet auch das Innere der Augenlider aus. Die Hornhaut enthält keine Blutgefäße und ist durchsichtig. Die mittlere Augenhaut besteht aus der Iris (Regenbogenhaut), der Chorioidea (Aderhaut) und dem Corpus ciliare (Ziliarkörper). Die Aderhaut ist reich an Blutgefäßen, welche die angrenzenden Bereiche versorgen. Im Ziliarkörper befindet sich die Ziliarmuskulatur. Durch diese wird die Linse verändert. Die Linse ist bikonvex, das heißt, sie ist beidseitig gewölbt. Wird die Wölbung der Linse durch den Ziliarmuskel verändert, verstellt sich die Brechkraft der Linse. Die Iris ist die sogenannte Blende des Auges. Sie kann den Durchmesser der Öffnung zur Pupille beeinflussen. Dies geschieht durch zwei Muskeln: Der Musculus sphincter pupillae verengt die Pupille, der Musculus dilatator pupillae erweitert die Pupille. Die Netzhaut (Retina) bildet die innere Haut des Auges. Sie besteht aus einem lichtempfindlichen und einem lichtunempfindlichen Teil. Der Glaskörper füllt das Augeninnere aus. Er besteht zu 98 Prozent aus Wasser, enthält kaum Zellen und wird durch ein FibrillenGerüst gefestigt. Die kugelförmige Struktur des Auges wird durch den Augeninnendruck aufrecht erhalten. Sehen Das optische System hat die Funktion, den Reiz auf die Netzhaut zu befördern. Durch die lichtbrechenden Eigenschaften der Linse und der Cornea wird die Strahlung des Lichts auf der Retina fokussiert. Die Verstellung des Krümmungsradius nennt man Akkommodation. Bei Gegenständen, die sich weiter als sechs Meter vom Auge entfernt befinden, ist keine Akkommodation (Einstellung auf Nahsicht) nötig, da diese Lichtstrahlen parallel einfallen und scharf auf der Retina abgebildet werden. Aufbau der Netzhaut Die Retina besteht aus fünf Zellschichten: 1.Ganglienzellen 2. Amakrine Zellen 3.Bipolarzellen 4.Horizontalzellen 5.Photorezeptorzellen (Zapfen und Stäbchen) Die Zapfen sind für das Sehen am Tage (photopisches Sehen) zuständig, die Stäbchen für das Sehen in der Dämmerung (skotopisches Sehen). Die Photorezeptorzellen liegen in der innersten Schicht der Netzhaut, obwohl sie eine lichtaufnehmende Funktion haben. Das Licht muss daher zunächst alle anderen Schichten der Netzhaut durchdringen, bevor es auf die Photorezeptoren trifft. Diesen Sachverhalt bezeichnet man als Inversion der Retina. Das schärfste Sehen findet an der Sehgrube (Fovea centralis) statt. Hier befinden sich ausschließlich Zapfen. An der Stelle, an der der Sehnerv austritt, liegen keine Photorezeptoren vor. Man bezeichnet diese Stelle als blinden Fleck. Die Bipolarzellen sind über Synapsen mit den Zapfen und Stäbchen verbunden. Amakrine Zellen und Horizontalzellen stellen Querverbindungen innerhalb der Netzhaut her. (Die amakrinen Zellen fügen Ganglienzellen und Bipolarzellen zusammen. Die Horizontalzellen verbinden Photorezeptoren mit Bipolarzellen.) Die Ganglienzellen verfügen über sogenannte rezeptive Felder. Über diese Bereiche erhalten sie ihre Reize. Die Axone der Ganglienzellen bilden den Sehnerv. Von dort aus gelangen die Informationen über verschiedene Stationen zum Okzipitallappen des Gehirns. Hier liegt der primäre visuelle Kortex (primäre Sehrinde), wo verschiedene Verarbeitungsprozesse statt- In der Iris befindet sich das Farbpigment Melanin, das die Augenfarbe bestimmt. Neugeborene weißer Hautfarbe haben zunächst blaue Augen, da anfangs kein Melanin eingelagert ist. Erst einige Monate nach der Geburt wird Melanin eingelagert und es kommt zu den verschiedenen Pigmentierungen (blau, grün, braun, grau). Die Augenfarbe hängt von der Konzentration des Melanins ab. Melanin-Einlagerungen schützen das Auge vor intensiver Helligkeit. Dadurch kann auch das Phänomen erklärt werden, dass man in südlichen Ländern mehr Menschen mit dunklen Augen antrifft als in nördlicheren Ländern. 〉 Hemera / Thinkstock Dorling Kindersley RF / Thinkstock Merkzettel Nachtblindheit unktionieren die Stäbchen nicht anF gemessen, kommt es zur Nachtblindheit. Diese Erkrankung kann durch Vitamin A-Mangel entstehen, der teilweise ernährungsbedingt auftreten kann. Auch durch Lebererkrankungen oder Magen-Darm-Probleme kann ein Mangel entstehen. Zudem kommen genetische Ursachen für Nachtblindheit in Frage. Auch Schädigungen des Sehnervs oder Erkrankungen, die zum Beispiel in Folge eines Diabetes mellitus auftreten, können Nachtblindheit hervorrufen. PTA PROFESSIONAL März 2012 29