GLAUCHAUER ZEITUNG Paul Forbrig, Joshua Uhlig, Oliver Hausschild (vorn v. r.) und die anderen Kinder der Klasse 3b haben gestern im Schulgarten der Friedrich-Engels-Schule FOTO: WIEGAND STURM Meerane Kartoffeln in die Erde gebracht. Bis zur Ernte im September soll die Knolle immer wieder eine Rolle im Unterricht spielen. Alles dreht sich um die Knolle Gartenarbeit, Sachkunde und leckeres Essen zur Belohnung: Die Meeraner Grundschüler sollen die Kartoffel dieses Jahr von allen Seiten kennenlernen. VON LAURA KAISER MEERANE — Die Reihen sind gezogen, die keimenden Kartoffeln liegen in einer Kiste bereit. Kleine Spaten werden noch herangeschafft, um später Erde darüber anzuhäufen. Kater Felix schleicht um die Beine der Kinder, ganz so, als wollte er dabei sein, wenn die Kartoffeln in die Erde kommen. Das erledigen unzählige kleine Hände in wenigen Minuten, unterstützt von Lehrern und Projektpartnern. Denn an der Meeraner Friedrich-Engels-Schule ist gestern der Startschuss zur Aktion „Kids an die Knolle“ in der Chemnitzer Region gefallen, an der sachsenweit mehr als 200 Grundschulen teilnehmen. Im Schulgarten werden dieses Jahr ausschließlich Kartoffeln ange- baut. Mit dem Projekt, bei dem die Schulen Pflanzkartoffeln und Anbautipps erhalten, versucht der Deutsche Kartoffelhandelsverband seit 2008, die Knolle attraktiver zu machen. „Gerade in jungen Haushalten ist das Image der Kartoffel eher verstaubt“, meint Ariane Weiß vom Sächsischen Qualitätskartoffelverband. Dabei enthalte die Kartoffel viel Vitamin C und Kalium und liefere Energie. „Kartoffeln gehören jeden Tag auf den Teller“, sagt Weiß. Bis es aber soweit ist, dass sie im September ein großes Kartoffeles- sen veranstalten können, haben die Drittklässler alle Hände voll zu tun. Das Anpflanzen war nur der erste Schritt, bis zur Ernte sollen sie die Pflanzen hegen und pflegen und ihre Arbeit auf einem Poster festhalten. „Die Schüler sollen erfahren, wie viel Arbeit und Zeit nötig ist, um Kartoffeln zu ernten“, sagt Stefanie Lose vom Christlich-Sozialen Bildungswerk. Deren „Initiative gegen Lebensmittelverschwendung“ ist erstmals Projektpartner und will die Kinder zum Nachdenken über den Wert von Nahrung anregen. Pommes und Co.: So essen die Kinder Kartoffeln am liebsten Joshua, 9 Jahre, aus Meerane: „Ich habe schon mal mit Oma und Mama Kartoffeln gepflanzt. Am liebsten esse ich Kartoffeln als Pommes.“ Im Sachunterricht haben wir gelernt, dass aus dem Auge an der Kartoffel die neuen Kartoffeln kommen. Ich esse sie am liebsten als Pommes.“ Max, 8 Jahre, aus Meerane: „Ich habe noch nie Kartoffeln angepflanzt. Im Garten bauen wir eher Früchte an. Ich weiß, dass Kartoffeln keimen. Das hatten wir in der zweiten Klasse. Am liebsten mag ich Chips.“ Emily, 9 Jahre, aus Meerane: „Ich habe schon mit meinen Eltern und meinen Großeltern Kartoffeln angepflanzt. Aus den Keimen kommt eine Pflanze. Sie hat bräunliche Blüten. Wenn die Kartoffeln fertig sind, holt man sie aus der Erde und bewahrt sie in einem Karton auf. Ich mag am liebsten Kartoffeln mit Quark.“ Marie, 9 Jahre, aus Meerane: „Kartoffeln habe ich noch nicht angebaut. Die Idee zur Teilnahme hatte Klassenleiterin und Sachkundelehrerin Romy Schönherr. „Die Kartoffel steht eh im Lehrplan der dritten Klasse – da ist das Projekt praktisch, um die Entwicklung zu beobachten“, sagt sie. „Und es geht nicht nur ums Pflanzen, sondern die Kinder werden auch Geschichten über die Kartoffel lesen und schreiben, Rezepte testen und vieles mehr“, ergänzt Schulleiterin Silvia Prinz. Vor dem Einsatz im Schulgarten hatte Landtagsabgeordnete Ines Springer (CDU) von den Kindern wissen wollen, wie gut sie die Kartoffel kennen. Nicht immer bekam sie auf Fragen wie „Warum darf kein Licht an die Knollen?“ (werden grün und ungenießbar) die richtige Antwort. Aber noch stehen die Jungen und Mädchen ganz am Anfang – wenn auch einige kein Neuland betreten (siehe Kasten). „Viele haben ein eigenes Beet“, sagt Schönherr. Indes zeigte sich Springer als Kartoffelexpertin: „Ich habe auch schon Kartoffeln im Blumentopf angepflanzt, aber was am besten geht, sind durchsichtige Plastesäcke, bis zur Hälfte mit Erde gefüllt und ein zwei keimende Kartoffeln reingesteckt.“