Schauplätze der Geschichte - Test

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Schauplätze der Geschichte
– eine
AUSTROFASCHISMUS UND NATIONALSOZIALISMUS IN ÖSTERREICH
Fotodokumentation –
Wahlkurs Faschismus in Europa – Prof. Susanna Lamp-Pertl
Patrick Abdalla
Desiree Böhm
Richard Gansterer
Natalie Kastner
Shirin Klecan
Magda Lazarek
Luisa Muik
Zeynep Özturgut
Romina Schalling
Lena Stifter
Viktoria Wagenknecht
Wir bedanken uns bei folgenden Institutionen/Mitarbeitern für die fachliche
Unterstützung und die Bereitstellung von historischem Fotomaterial:
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes
(Andreas Peham, Elisabeth Klamper)
Archiv des historischen Museums der Stadt Wien
(Gerhard Milchram, Elke Wikidal)
Archiv von Wr. Neustadt
(Sabine Schmitner)
Fotoarchiv der KZ Gedenkstätte Mauthausen
(Stephan Matyus)
Ludwig Bolzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung
(Barbara Stelzl-Marx)
Archiv der Stadt Linz
(Maria Jenner)
Verein „Steine der Erinnerung“
(Elisabeth Ben David-Hindler)
RE.F.U.G.I.U.S. Rechnitzer Flüchtlings- und Gedenkinitiative und Stiftung
(Eva Schwarzmayer, Herr Langer)
Archiv Schloss Hartheim
Für die finanzielle Unterstützung bedanken wir uns bei:
„Kultur Kontakt“ Austria
Zukunftsfonds der Republik Österreich
Elternverein des GRG21
Titelbilder: Archiv des Historischen Museums der Stadt Wien
Verzeichnis der Texte
Im Zeichen des Kruckenkreuzes: Austrofaschismus von 1934-1938
von Patrick Abdalla
5
Februarkämpfe 1934
von Romina Schalling
9
Das „jüdische Wien“
von Romina Schalling & Susanna Lamp-Pertl (Mitarbeit: Shirin Klecan)
11
Anschluss 1938
von Richard Gansterer
14
GESTAPO Justiz/Landesgericht
von Zeynep Özturgut
17
KZ Mauthausen und Nebenlager
von Lisa Muik
20
Euthanasieprogramm: Rassenwahn und Menschenzucht
von Magda Lazarek
25
Zerstörungen in Wien durch den 2. Weltkrieg
von Lena Stifter
28
Mahnmal gegen Krieg und Faschismus bei der Wiener Albertina
von Natalie Kastner
30
Mahnmal Kreuzstadl
von Natalie Kastner
32
Straßennamen zur Erinnerung an die Widerstandskämpfer Wiens
von Viktoria Wagenknecht
34
Denkmäler & Mahnmale erinnern an den Widerstand in Floridsdorf
von Desiree Böhm
36
Bilder auf den Plakaten aufgenommen von
Patrick Abdalla, Desiree Böhm, Romina Schalling, Lena Stifter, Vicky Wagenknecht und
Mag. Susanna Lamp-Pertl
Die „Selbstausschaltung“ des Parlaments
In dem vom Architekten Theophil von Hansen entworfenen Wiener Parlamentsgebäude1 kam es
am 4. März 1933 zur sogenannten „Selbstausschaltung des Nationalrates“. An diesem Tag standen drei Anträge zu einem Eisenbahnerstreik auf der Tagesordnung; die Eisenbahner protestierten damit gegen die Auszahlung der März-Gehälter in drei Raten. Die Christlichsozialen beantragten Disziplinierungsmaßnahmen, während die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) und die
Großdeutsche Volkspartei jeweils eigene Anträge stellten. Während der sozialdemokratische Antrag
mehrheitlich abgelehnt wurde, nahm der Nationalrat den Antrag der Großdeutschen mit drei Stimmen
Mehrheit (82 zu 79) an.
In der Folge kam es zu einer Debatte darüber, ob der Antrag der Christlichsozialen noch abgestimmt werden solle, nachdem bereits der Antrag der Großdeutschen angenommen worden war.
Nationalratspräsident Karl Renner (SDAP) unterbrach die Sitzung für etwas weniger als eine Stunde und
teilte danach mit, dass es während der Abstimmung zu Unregelmäßigkeiten gekommen sei. In der Folge
korrigierte er das Abstimmungsergebnis auf 81 zu 80. Der Antrag der Großdeutschen galt somit trotzdem als angenommen.
In der Folge kam es zu lautstarken Protesten christlichsozialer Abgeordneter, die eine neue Abstimmung
forderten. Karl Renner sah sich außer Stande, weiter den Vorsitz zu führen, und trat auf Rat von Otto
Bauer und Karl Seitz zurück. Nun übernahm der zweite Präsident des Nationalrates, der christlichsoziale Abgeordnete Rudolf Ramek, den Vorsitz und erklärte die Abstimmung für ungültig, was heftige
Proteste der Sozialdemokraten zur Folge hatte. Daraufhin trat auch Ramek von seiner Funktion zurück. Als dritter Präsident kam nun der Großdeutsche Sepp Straffner an die Reihe, der sein Amt in einer
Kurzschlussreaktion sofort niederlegte. Nach den Rücktritten der drei Nationalratspräsidenten konnte die
Sitzung nicht mehr ordnungsgemäß beendet werden. Das Parlament war beschlussunfähig und ging auseinander. Bundeskanzler Engelbert Dollfuß verhinderte ein neuerliches Zusammentreten mit Hilfe der
Polizei und Heimwehren.2
Die Aufmärsche der Vaterländischen Front
Am 20. Mai 1933 wurde unter Dollfuß’ Führung die Vaterländische Front als Nachfolgeorganisation der
Christlichsozialen Partei gegründet, um das politische System der parlamentarischen Demokratie zu ersetzen. Ihr Zeichen war das Krukenkreuz, die Mitglieder grüßten sich mit: „Heil Front!“ Bereits am 30.
Mai wurde der Republikanische Schutzbund, die paramilitärische Organisation der Sozialdemokratischen
Arbeiterpartei, verboten. Die Heimwehr, das den Christlichsozialen und teils den Deutschnationalen nahestehende Gegenstück, war zuvor bereits der Vaterländischen Front beigetreten. Ebenfalls verboten wurden die Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ), die österreichische Nationalsozialistische Deutsche
Arbeiterpartei (NSDAP) und die Bewegung der Freidenker.3
1
2
3
Vergleiche: http://de.wikipedia.org/wiki/Parlamentsgeb%C3%A4ude_(Wien)
Vergleiche: Veiter, Theodor: Das 34er Jahr. Bürgerkrieg in Österreich. Amalthea Verlag. 1984. München.
Vergleiche: http://de.wikipedia.org/wiki/Vaterl%C3%A4ndische_Front
5
IM ZEICHEN DES KRUCKENKREUZES: AUSTROFASCHISMUS VON 1934-1938
Im Zeichen des Kruckenkreuzes:
Austrofaschismus von 1934-1938
IM ZEICHEN DES KRUCKENKREUZES:AUSTROFASCHISMUS VON 1934-1938
Die Trabrennplatzrede
Auf der Trabrennbahn Krieau hielt der österreichische Bundeskanzler Engelbert Dollfuß am 11.
September 1933 seine berühmte „Trabrennplatzrede“, ein Bekenntnis zu Österreich anlässlich einer nationalsozialistischen Bedrohung, in dem er eine autoritäre Staatsführung und die Errichtung eines „sozialen,
christlichen, deutschen Staat(es) auf ständischer Grundlage“ ankündigte.4
„(…) Wir wollen den sozialen, christlichen, deutschen Staat Österreich. Wir sind so deutsch, so selbstverständlich deutsch, dass es uns überflüssig vorkommt, dies eigens zu betonen. Dass wir diesem deutschen Volke ehrlich
und treu dienen wollen, das erklären wir hier. Wir wollen die guten Charaktereigenschaften des deutschen Volkes
pflegen und hüten, wir wollen die dem Deutschtum eigene Mannigfaltigkeit zur Einheit führen und wollen die
Tugenden der Ehrlichkeit und der deutschen Treue in unserer Heimat pflegen. Wir wollen uns auch davon nicht
abbringen lassen, wenn man uns auch unser wirklich ehrliches Deutschtum abzusprechen versucht. (…)“5
Dollfuß lehnt ganz klar die Demokratie ab und kündigt an, sich vom „westeuropäischen Parteienstaat“ zu
lösen, betont aber auch, dass er Gleichschaltung vermeiden und die Eigenständigkeit Österreichs erhalten
wird.
Das Republikdenkmal
Das Republikdenkmal in Wien erinnert an die Ausrufung der I. Republik. Die Einweihung fand am 12.
November 1928, also dem zehnten Jahrestag statt. Aufgrund seines eindeutigen Bezugs zur Republik und
zur Sozialdemokratie wurde das Denkmal von konservativen und faschistischen Kreisen angefeindet. Im
Zuge der Ausschaltung der Demokratie und der Etablierung des austrofaschistischen Regimes wurde es
zunächst mit Kruckenkreuzfahnen und einem Portrait von Engelbert Dollfuß überhängt und schließlich 1934 abgetragen, aber nicht vernichtet, sondern in der Stadionhalle gelagert. Zum 30. Jahrestag der
Republiksgründung 1948 wurde es wieder aufgebaut.6
Die Februarkämpfe 1934
Zwischen dem 12. und dem 15. Februar 1934 kam es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen den sozialdemokratischen Schutzbünden, die den Fortbestand der Demokratie forderten, und
den Heimwehren, die im Dienste des Ständestaats kämpften. Auslöser für die Kämpfe war die von
Dollfuß befohlene Entwaffnung der Schutzbünde, die darauf hin zu rebellieren begannen. Schauplatz
der Februarkämpfe waren in Wien vor allem die Gemeindebauten, in denen sich die Schutzbündler
verschanzten.7
Der Karl-Marx-Hof ist die größte zusammenhängende Wohnanlage der Welt. Die Sozialdemokraten versuchten während der Februaraufstände verzweifelt, den Gemeindebau gegen die Heimwehren zu verteidigen. Doch da diese vom Bundesheer unterstützt wurden und über Artillerie verfügten, wurde der Hof
bald eingenommen.8
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8
6
Vergleiche: http://de.wikipedia.org/wiki/Trabrennbahn_Krieau
http://www.atheisten-info.at/liga/downloads/rede.htm
Vergleiche: http://de.wikipedia.org/wiki/Republikdenkmal
Vergleiche: Scheuch, Manfred: Der Weg zum Heldenplatz. Eine Geschichte der österreichischen Diktatur
1933-1938. Buchverlage Kremayr & Scheriau. 2005. Wien.
Vergleiche: http://de.wikipedia.org/wiki/Karl-Marx-Hof
Der Juliputsch
Das Bundeskanzleramt wurde zwischen 1717 und 1719 als Geheime Hofkanzlei errichtet und dient seit
1918 seinem heutigen Zweck.10 Am 25. Juli 1934 wurde es von 154 als Polizisten und Bundesheersoldaten
verkleideten SS-Männern gestürmt. Die österreichischen Nationalsozialisten hatten seit Mitte 1933 eine
gewaltsame Machtergreifung in Österreich geplant. Bundeskanzler Dollfuß versuchte zu entkommen,
traf bei seiner Flucht jedoch auf eine versperrte Tür und lief seinen Verfolgern bei dem Versuch, einen anderen Ausgang zu finden, genau in die Arme. Er wurde von zwei Kugeln tödlich getroffen. Dem Rest der
Regierung gelang es, zu fliehen.
Eine andere Gruppe der Putschisten hatte das RAVAG-Gebäude (Radioverkehrs AG) besetzt und
eine Falschmeldung über die angebliche Machtübergabe von Dollfuß an Anton Rintelen senden lassen.
Dies sollte der Aufruf für die Nationalsozialisten in ganz Österreich sein, mit der Erhebung gegen die
Staatsmacht zu beginnen. Dennoch wurde der Putschversuch zur Katastrophe für die Nationalsozialisten.
Während der in den darauffolgenden Tagen stattfindenden Kämpfe wurden viele Mitglieder der Partei,
die in Österreich seit 1933 verboten war, getötet. Einige Anhänger konnten sich in das Deutsche Reich
oder nach Jugoslawien flüchten, die NSDAP selbst musste allerdings wieder bei Null anfangen, da sie
vollkommen zerschlagen worden war. Adolf Hitler distanzierte sich sofort von der österreichischen
NSDAP und verbot jegliche Unterstützung der Putschisten. Kurz darauf, am 3. August, wurde die österreichische Landesleitung der NSDAP aufgelöst, die seiner Auffassung nach die alleinige Verantwortung
für den gescheiterten Putsch trug. Ihr Leiter, Theo Habicht, verlor alle seine Parteifunktionen.
Untersuchungen mit dem Ziel, die Schuldigen für das Scheitern des Putsches zu ermitteln wurden zwar
eingeleitet, auf Geheiß Heinrich Himmlers aber schon bald wieder eingestellt, da die ins Deutsche Reich
geflohenen Anstifter des Putsches sich gegenseitig die Schuld für sein Scheitern zuschoben, um sich persönlich so weit wie möglich reinzuwaschen. Insgesamt gab es 223 Tote: 111 auf NS-Seite (inkl. der 13
Hingerichteten), 101 auf Regierungsseite, und dazu noch 11 Zivilisten. Die Zahl der Verletzten wird auf
500 bis 600 Personen geschätzt.11
Die Ära Schuschnigg
Dem ermordeten Engelbert Dollfuß folgte der vormalige Justizminister Kurt Schuschnigg als
Bundeskanzler. Dieser schloss 1936 das Juliabkommen mit dem Deutschen Reich, in dem Adolf Hitler
die Unabhängigkeit Österreichs zusicherte – im Austausch für Zugeständnisse an die Nationalsozialisten.
Am 12. Februar 1938 nötigte Hitler Schuschnigg zum so genannten Berchtesgadener Abkommen, das
die schrittweise Machtübernahme der Nationalsozialisten fortsetzte. Der Nationalsozialist Arthur SeyßInquart, der 1937 in den Staatsrat berufen worden war, wurde Innen –und Sicherheitsminister in der
Schuschnigg-Regierung. Schuschnigg setzte am 9. März als letzten Versuch, Österreichs Unabhängigkeit
zu bewahren, für den 13. März eine Volksabstimmung über Österreichs Unabhängigkeit an. Daraufhin
wurde er jedoch von Hitler unter Drohung militärischen Eingreifens zur Abdankung zugunsten SeyßInquarts gezwungen. Am 12. März erfolgte der Einmarsch der Deutschen, ohne auf militärischen
Widerstand zu treffen, und unter dem Jubel zahlreicher Österreicher.12
9
10
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12
Vergleiche: http://de.wikipedia.org/wiki/Schlingerhof
Vergleiche: http://de.wikipedia.org/wiki/Bundeskanzleramt_(%C3%96sterreich)
Vergleiche: Veiter, Theodor: Das 34er Jahr. Bürgerkrieg in Österreich. Amalthea Verlag. 1984. München.
Vergleiche: http://de.wikipedia.org/wiki/Austrofaschismus
7
IM ZEICHEN DES KRUCKENKREUZES:AUSTROFASCHISMUS VON 1934-1938
Ähnlich verliefen die Auseinandersetzungen auch im Floridsdorfer Schlingerhof, wo die Barrikaden des
Schutzbundes am 13. Februar von zwei Panzern durchbrochen wurden.9
IM ZEICHEN DES KRUCKENKREUZES:AUSTROFASCHISMUS VON 1934-1938
Literatur:
Scheuch, Manfred: Der Weg zum Heldenplatz. Eine Geschichte der österreichischen Diktatur 19331938. Buchverlage Kremayr & Scheriau. 2005. Wien
Veiter, Theodor: Das 34er Jahr. Bürgerkrieg in Österreich. Amalthea Verlag. 1984. München
Links:
http://de.wikipedia.org/wiki/Parlamentsgeb%C3%A4ude_(Wien)
http://de.wikipedia.org/wiki/Trabrennbahn_Krieau
http://de.wikipedia.org/wiki/Karl-Marx-Hof
http://de.wikipedia.org/wiki/Schlingerhof
http://de.wikipedia.org/wiki/Bundeskanzleramt_(%C3%96sterreich)
http://de.wikipedia.org/wiki/Vaterl%C3%A4ndische_Front
http://de.wikipedia.org/wiki/Austrofaschismus
http://www.atheisten-info.at/liga/downloads/rede.htm
verfasst von Patrick Abdalla
8
FEBRUARKÄMPFE 1934
Februarkämpfe 1934
Auslöser für den Bürgerkrieg im Februar 1934 war, dass sich der Republikanische Schutzbund der
Heimwehr in Linz widersetzte, als die Polizei im Hotel Schiff eine Waffensuchaktion durchführen
wollte.
Die 1920 gegründete Heimwehr spaltete sich aus den paramilitärischen Wehrgruppen ab, die im Ersten
Weltkrieg die Grenzen verteidigten. Sie hatte eine sehr schwierig zu beurteilende Einstellung zum
Antisemitismus, da ihr eine kontinuierliche Ideologie fehlte und sie den Antisemitismus nur als Weg
im Widerstand gegen den politischen Gegner nutzte. Sie gilt allgemein als extremste, aktivste Kraft im
Regierungslager bei der brutalen Beseitigung von Demokratie und Arbeiterbewegung.
Der Republikanische Schutzbund wurde 1923 zunächst als Schutzorganisation für sozialdemokratische
Veranstaltungen gegründet und im Jahr 1933 wieder verboten, blieb aber illegal bestehen und verstand
sich als militärische Einheitsfront der Arbeiterbewegung. 1928 hatte er ca. 80.000 Mitglieder und am 12.
Februar 1934 begann er in Linz den Kampf gegen die Regierung,besonders gegen das Bundesheer, die
Polizei und die Heimwehr.
Der österreichische Bürgerkrieg begann am 12. Februar 1934 in Linz, deshalb spricht man auch von den
„Februarkämpfen 1934“. Am Anfang waren es eher spontane Aufstandsaktionen, doch schon bald standen 10.000 bis 20.000 Arbeiter der Gendarmerie, Polizei, Bundesheer und Heimwehren gegenüber. Nach
dem Anfang in Linz fanden auch in Wien, Graz und anderen Industriezentren in Österreich Aufstände
statt.
Die Februarkämpfe brachen aus, als der Schutzbund einer Waffensuchaktion der Heimwehr im Hotel
Schiff in Linz Widerstand leistete.
Besonders Wiener Gemeindebauten, wie der Karl-Marx-Hof in Döbling, der Schlingerhof in Floridsdorf
oder der Goethehof in Kaisermühlen und Reumannhof im 10. Bezirk spielten dabei eine große Rolle, da
sie Zentren der Aufstände waren.
Im Schlingerhof kam es zu einem Aufeinandertreffen zwischen dem Schutzbund und dem Bundesheer.
Der Schutzbund verriegelte die Straße und sperrte sich in der Anlage ein, allerdings schafften die Gegner
es, am 13. Februar die Sperrungen mit einem Panzer zu durchbrechen. Gegen 16:30 gelang es ihnen
auch, den Hof zu räumen. Dabei wurden rund 350 Schutzbündler festgenommen und mehrere Menschen
erschossen.
Der Karl-Marx-Hof, war ebenfalls Zentrum des Widerstandes gegen den Austrofaschismus. Am
12. Februar 1934 versuchte die Polizei die Anlage zu besetzen, allerdings ohne Erfolg. Am Abend
des gleichen Tages wurden auch noch Bundesheerverbände und eine große Schutzkorpseinheit zur
Unterstützung herangebracht. Am nächsten Tag wurde das erste Mal auf die Anlage geschossen und auf
die Artilleriegeschosse folgte sofort der Sturm auf den Gebäudekomplex, welcher bis zum 15. Februar
dauerte.
Für die Nationalsozialisten schien es ein Vorteil zu sein, in diesen Kämpfen eine neutrale Haltung einzunehmen, da andere für sie die Zerschlagung der Arbeiterbewegung erledigten, sie aber nur einen Gewinn
daraus ziehen konnten, wenn sie die sozialdemokratischen Februarkämpfer auf ihre Seite brachten.
Die Februarereignisse forderten mehrere hundert Tote. Mehr als 300 Leute verloren ihr Leben, darunter
200 Schutzbündler, über 700 Bürger wurden verwundet. Viele der Beteiligten flohen ins Ausland z.B. in
die Tschechoslowakei (z.B. Otto Bauer, Julius Deutsch), in die Sowjetunion oder kämpften im spanischen
9
FEBRUARKÄMPFE 1934
Bürgerkrieg von 1936-39. Man aberkannte ihnen ihre österreichische Staatsbürgerschaft. 9 Anführer
des Aufstands wurden hingerichtet (z.B. Koloman Wallisch und Karl Münichreiter). Viele Verurteilte
kamen in das 1933 errichtete Anhaltelager in Wöllersdorf. Die Sozialdemokratische Partei und die
Gewerkschaften, sowie sämtliche Arbeiterorganisationen wurden verboten.
Literatur:
Prof. Tálos, Emmerich/Dr. Fink, Michael: Politik und Zeitgeschichte Band 1,
AUSTROFASCHISMUS. Politik – Ökonomie – Kultur. 1933 – 1938
Links:
http://www.wien-vienna.at/geschichte.php?ID=360
http://www.doew.at
http://www.wien-vienna.at/geschichte.php?ID=360
http://de.wikipedia.org/wiki/Schlingerhof
http://www.dasrotewien.at/karl-marx-hof.html
http://www.dasrotewien.at/page.php?P=12245
verfasst von Romina Schaling
10
Antisemitismus, also die Feindschaft gegen Juden, ist in der österreichischen Geschichte keine Erfindung
des Nationalsozialismus. Bereits im Mittelalter kam es zu Pogromen, gewalttätigen Ausschreitungen,
gegen die jüdische Bevölkerung. Durch das Toleranzpatent unter Josef II. und nach dem Revolutionsjahr
1848 verbesserte sich ihre Lage. Es kam zu großen Zuwanderungen aus den östlichen Ländern der
Monarchie. Am Ende des 19. Jahrhunderts konnten viele Juden nach einem Universitätsstudium akademische Berufe ergreifen oder waren im Handel und Bankwesen tätig und bildeten somit eine bürgerliche
Oberschicht. Auch in künstlerischen Berufen, als Schriftsteller, Maler, Musiker, Architekten usw. hinterließen sie prägende Spuren in der österreichischen Kulturszene. Sigmund Freud, Arthur Schnitzler,
Joseph Roth, Franz Werfel Gustav Mahler sind nur einige der bedeutenden Persönlichkeiten dieser Zeit.
In weiten Kreisen der österreichischen Gesellschaft verstärkte sich der Hass gegen Juden. Politiker wie
Karl Lueger oder Georg Ritter von Schönerer vertraten offen diese Haltung, wenn auch aus verschiedenen
ideologischen Beweggründen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Wien nach Warschau die Stadt mit
dem höchsten Anteil an jüdischer Bevölkerung in Europa (11 %) Der 1.Weltkrieg brachte erneut verstärkte Zuwanderung galizischer Juden, viele davon fanden keine Arbeit. Die Vorurteile gegenüber diesen orthodoxen, verarmten „Ostjuden“ waren noch intensiver als gegen das assimilierte jüdische Bürgertum.13
Die Leopoldstadt
Im sogenannten „Unteren Werd“ gab es bereits im 17. Jahrhundert ein Judenghetto. Der Anteil der jüdischen Bevölkerung wuchs. Die Leopoldstadt erhielt den Beinamen „Mazzesinsel“. Zahlreiche Synagogen
(z. B. in der Tempelgasse) und Bethäuser, Schulen und Vereinsräume entstanden. Nach dem 1. Weltkrieg
war ca. 1/3 der rund 180.000 jüdischen Bewohner Wiens in der Leopoldstadt ansässig. Besonders in
diesem Viertel kam es auch zu den ersten Ausschreitungen von NS – Schlägertrupps, beispielsweise im
Dezember 1929 zur Zerstörung des „Cafè Produktenbörse“ oder 3 Jahre später zum Angriff gegen die
Besucher des Cafè Sperlhof.14 Nach dem Anschluss Österreichs gingen die Nationalsozialisten planmäßig gegen die jüdische Gemeinde vor. Auch hier traten die Nürnberger Gesetze in Kraft. Den anfänglichen Schikanen und Plünderungen folgten Arisierungen jüdischen Eigentums (Enteignung). Die
„Reichskristallnacht“ (9./10. Nov. 1938) stellte jedoch alle bisherigen Gewaltaktionen gegen Juden in den
Schatten: Verwüstungen, Zerstörungen, Plünderungen, Brandschatzungen von Synagogen, Bethäusern
und jüdischen Geschäften, Verhaftungen und Deportationen von 6000 Juden. Bis zum Ende des 2.
Weltkrieges sollten ca. 30.000 Leopoldstädter Juden den Tod in den Vernichtungslagern finden. Heute
gibt es hier noch eine kleine jüdische Gemeinde von ca. 3000 Menschen.15
Steine der Erinnerung
Dieser Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, der jüdischen Opfer des Holocaust zu gedenken. Sie installieren Gedenksteine und Erklärungstafeln an Orten, an den Juden gelebt haben, die dem NS-Terror
zum Opfer fielen. Diese Erinnerungstafeln sollen einerseits den ehemaligen Bewohnern wieder einen
Platz in ihrem Heimatbezirk geben, andererseits sollen ihre noch lebenden Angehörigen eine Möglichkeit
bzw. einen Ort finden ihrer zu gedenken. Weit mehr als 100 dieser Gedenktafeln wurden bereits gesetzt, weitere folgen. Ziel dieses Projektes ist es, die Geschichte der Vertreibung durch das Schicksal von
Einzelpersonen aufzuzeigen. Die Stationen dieses „Weges der Erinnerung“ führen durch den Bezirk und
13 Vgl. http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.a/a599715.htm
14 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdisches_Leben_in_Wien
15 Vgl. http://de.wikipedia.org/
http://steinedererinnerung.net
11
DAS „JÜDISCHE WIEN“
Das „jüdische Wien“
DAS „JÜDISCHE WIEN“
sind allen jenen Menschen gewidmet, die in den Konzentrationslagern starben oder ihre Heimat unfreiwillig verlassen mussten.
Eine dieser Stationen befindet sich beispielsweise in der Kleinen Sperlgasse 21a, dem ehemaligen
Sammellager für Juden vor ihrem Abtransport. Die Inschrift lautet:
„Zum Gedenken an die rund 45.000 jüdischen Menschen, die die letzten Tage vor ihrer Deportation unter fürchterlichen Bedingungen in diesem Sammellager verbrachten.”16
Daneben stehen die Namen einiger der verschleppten Menschen.
Gedenkstätte im Stadttempel Wien
Die von 1825-26 von Josef Kornhäusel erbaute Synagoge befindet sich in der Seitenstettengasse 4 im
1.Bezirk. Sie ist die einzige Synagoge in Wien, die die „Reichskristallnacht“ überstanden hat, da man befürchtete der Brand könnte auf die umliegenden Gebäude übergreifen.
Im Vorraum des heutigen Tempels erinnert eine 2002 errichtete Gedenkstätte an die Ermordung von
65.000 Juden. Ihre Namen sind in Schiefertafeln eingraviert. Eine abgebrochene Granitsäule, soll die von
den Nationalsozialisten zerstörte jüdische Gemeinde Wiens symbolisieren.17
Gedenktafel der jüdischen Gemeinde am Judenplatz 8
„Dank und Anerkennung den Gerechten unter den Völkern, welche in den Jahren der Shoah unter
Einsatz ihres Lebens Juden geholfen haben, den Nachstellungen der Nazischwergen zu entgehen und so
zu überleben.“
Das ist der Text der Gedenktafel, die am 19. April 2001 anlässlich des Holocaust-Gedenkstages enthüllt
wurde. Sie ist all jenen Menschen gewidmet, die Juden während der NS-Herrschaft Schutz boten und ihnen oft unter Einsatz des eigenen Lebens ermöglicht hatten zu überleben.18
Holocaust Mahnmal am Judenplatz
Auch dieses Mahnmal befindet sich am Wiener Judenplatz. Es wurde im 2000 von der englischen
Künstlerin Rachel Whiteread erbaut. Es stellt einen großen Kubus mit Bibliothekswänden voll versteinerter Bücher dar. Auf Bodenplatten sind die Namen von 41 Orten niedergeschrieben, an denen 65.000 österreichische Juden während der NS-Zeit gestorben sind und deren Namen im neuen Jüdischen Museum
aufgelistet sind. Bei den Bauarbeiten stieß man auf die Reste einer Synagoge aus dem 15. Jahrhundert.
Man integrierte diese Funde in das Museum im Misrachi Haus.19
16 http://www.steinedererinnerung.net
17 Vgl. http://wien.info/de/wien-fuer/juedische-wien/geschichte
http://wien.info/de/sightseeing/sehenswuerdigkeiten/s-z/synagoge
18 Vgl.http://de.wikipedia.org/wiki/judenplatz
19 Vgl.http://demokratiezentrum.org/themen/europa/europaischesbildgedaechtnis/denkmale-des-holocaust
12
DAS „JÜDISCHE WIEN“
Das Haus der Familie Ephrussi am Ring/Ecke Herrengasse
Dies ist ein Beispiel eines Stadtpalais im historistischen Baustil einer reichen jüdischen Familie, die ursprünglich aus Frankreich stammte und deren Wiener Zweig den berühmten Architekten Theophil
Hansen 1872 mit dem Bau dieses imposanten Gebäudes beauftragte. Das Palais wurde samt dem
Mobiliar am 27. April 1938 arisiert. Die Familie musste fliehen und wurde finanziell ruiniert.20 Heute
befinden sich hier einige Geschäftslokale und die Casino Austria Agentur.
Die Synagoge in Wiener Neustadt
Von den etwa 35 Synagogen aus der Zeit vor 1938 befanden sich die meisten in Wien. Doch auch
in anderen Städten wie z. B. Bruck an der Mur oder in Neunkirchen gab es Synagogen, die in der
Reichskristallnacht zerstört oder schwer beschädigt wurden. Eine der größten jüdischen Gemeinden
Österreichs war in Wr. Neustadt (ca. 700 Mitglieder). 1902 wurde hier eine Synagoge im maurischen Stil
erbaut, die während der Novemberpogrome 1938 teilweise beschädigt wurde. Sie wurde danach bis zu
ihrem Abriss 1952 als Lager benutzt.21
Literatur:
Jüdisches Städtebild Wien. Herausgegeben von Martha Keil, Jüdischer Verlag, Frankfurt am Main, 1995.
Katalog zur permanenten Ausstellung des DÖW, Braintrust Verlag, 2004.
Saul Friedländer. Das Dritte Reich und die Juden, C. H. Beck Verlag, München 2000.
Links:
http://www.aeiou.at/aeiou.eucyclop.a/a599715.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdisches_leben_in-wien
http://steinedererinnerung.net
http://wien.info.de/wine-fuer/juedische-wien/geschichte
http://wien.info/de/sightseeing/sehenswuerdigkeiten/s-z/synagoge
http://de.wikipedia.org/wiki/judenplatz
http://demokratiezentrum.org/themen/europa/europaeischesbildgedaechtinis/denkmale-des-holocaust
http://planet_vienna.com/spds/palais/ephrussi/ephrussi.htm
http://juden.at/kulturzeitschrift/66-70/68-sulguber.htm
verfasst von Romina Schalling und Susanna Lamp-Pertl unter Mitarbeit von Shirin Klecan
20 Vgl.www.planet-vienna.com/spds(palais/ephrussi/ephrussi.htm
21 http://juden.at/kulturzeitschrift/66-70/68-sulgruber.htm
13
ANSCHLUSS 1938
Anschluss 193822
Der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde nicht aus ideologischen, sondern vor allem aus
strategischen und wirtschaftlichen Gründen angestrebt. Schon seit den frühen 1930er Jahren ist Adolf
Hitler klar, dass er Österreich als Brücke für die Eroberung Südost-Europas benötigt. Außerdem gelangte
1938 die deutsche Rüstungsindustrie an ihre Grenzen. Die Fortsetzung der Aufrüstung war auf einmal in
Frage gestellt. Es fehlten sowohl Rohstoffe, Arbeitskräfte, freie Industriekapazitäten und auch an Devisen
zum Import von rüstungswichtigen Gütern mangelte es (z. B. Buntmetalle, Erz, Öl und Ähnliches).
Auch der Goldvorrat der Österreichischen Nationalbank war für Hitler eine wichtige Geldquelle. Denn
jener übertraf die Vorräte der deutschen Reichsbank 1938 um ein Vielfaches! Um an die österreichischen
Gebiete und Rohstoffe zu kommen, brauchte er dennoch die Zustimmung des Volkes um möglichst ohne
internationales Widerstand Österreich in das Deutsche Reich zu integrieren. Dies erreichte er durch eine
neue Arbeitspolitik, in welcher eine möglichst niedrige Arbeitslosenrate angestrebt wurde. Diese war
nicht durch den Autobahnbau oder andere Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen erreicht, sondern hauptsächlich durch die Vorbereitung auf den Krieg. Denn das Ziel war von Anfang an ein Expansionskrieg.
Schon 1934 gab es einen Putsch österreichischer Nationalsozialisten, von jenem musste sich Hitler jedoch
distanzieren, um Spannungen mit Italien und Frankreich zu vermeiden.
Da die österreichische NSDAP selbst sehr zerspalten war, und der Juliputsch ebenfalls fehlschlug, ließ
Hitler diese Teilorganisation fallen und bediente sich einer anderen Strategie: Der neue Plan war es,
Österreich mit nationalsozialistischer politischer Ideologie, wirtschaftlich und kulturell zu infiltrieren.
Als Betreuer dieses Projektes wurde der deutsche Botschafter in Wien von Papen eingesetzt.
In der Folge entwickelten sich zwei Strömungen, einerseits jene, die zu einem Arrangement mit der
Regierung gelangen wollten, bzw. andererseits jene, die eine unbedingte Konfrontation suchten.
Hitler verriet die österreichische Parteiorganisation ein zweites Mal. Als er mit dem Juliabkommen 1936
die Vertreter des Konfrontationskonzeptes (die sich eine Führungsrolle in der zukünftigen Ostmark erhofften) überging, und sich direkt mit der österreichischen Regierung arrangierte.
Österreichische NSDAP
Im Jahr 1938 gab es schon größere Kreise aktiver Nationalsozialisten, und es gab auch eine breite Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber einem möglichen Anschluss, jedoch stellte sich die
Gesamtorganisation nicht als festes Gefüge dar. Durchaus gab es aber kleine, meist als legal getarnte
Vereine, die straffer organisiert waren. Von 1936 bis 1938 war die Parteiarbeit hauptsächlich durch innerparteiliche Auseinandersetzungen beeinträchtigt. Außerdem gab es noch zusätzlich eine unklare Situation
bei den Parteimitgliedschaften. Die Führungsstreitigkeiten, welche oft in erbitterte Machtkämpfe ausarteten, führten zu einer tiefen Zersplitterung der Partei.
Hitlers Entschluss einen SS-Gruppenführer mit der Lösung des Österreichproblems zu beauftragen, bedeutete die Forcierung der Politik der wirtschaftlichen Unterwanderung Österreichs, selbst um
den Preis einer Aufgabe der österreichischen Parteiorganisation. Seit 1938 war Arthur Seyss-Inquart
sowohl Außen – als auch Sicherheitsminister. Dieser war einer der profiliertesten österreichischen
Vertreter des Nationalsozialismus. Doch die österreichische NSDAP wurde immer weniger an etwaigen Umsturzplänen beteiligt, beziehungsweise völlig davon ausgeschlossen. Diese Führungskrise, das
22 Talos, Hanisch, Negebauer, NS Herrschaft in Österreich
14
Zuspitzung der Lage23
Für den 13. März 1938 war der letzte Rettungsversuch, die Eigenstaatlichkeit Österreich zu sichern geplant. Bundeskanzler Schuschnigg ordnete eine Volksabstimmung an.
Die Frage sollte lauten, ob das Volk ein „freies und deutsches, unabhängiges und soziales, ein christliches
und einiges Österreich“ wolle oder nicht. Schuschnigg unterließ es, dazu das Kabinett zu befragen, wie
es in der Verfassung anlässlich einer Volksabstimmung vorgeschrieben war. Die Stimmauszählung sollte allein von der Vaterländischen Front vorgenommen werden. Außerdem sollten in den Wahllokalen nur
Stimmzettel mit dem Aufdruck „JA“ ausgegeben werden, was ein „Ja“ zur Unabhängigkeit bedeutet hätte.
Innenminister Seyß-Inquart erklärte dem Kanzler unverzüglich, dass die Abstimmung in dieser Form
verfassungswidrig sei.
Hitler antwortete mit der Mobilmachung der für den Einmarsch vorgesehenen 8. Armee. Er wies SeyßInquart am 10. März an, dem Kanzler ein Ultimatum zu stellen und die österreichische NSDAP zu mobilisieren. Die Reichsregierung forderte die Verschiebung bzw. die Absage der Volksabstimmung.
Am folgenden Tag, dem 11. März 1938, verlangte Hermann Göring ultimativ den Rücktritt
Schuschniggs und die Ernennung Seyß-Inquarts zum Bundeskanzler. Einem Appell aus Berlin folgend, strömten die österreichischen Nationalsozialisten in das Bundeskanzleramt und besetzten die
Stiegen, Gänge und Ämter. Am Nachmittag des 11. März willigte Schuschnigg der Absage der
Volksabstimmung zu. Am Abend des 11. März erzwang Hitler den Rücktritt Schuschniggs zugunsten
Arthur Seyß-Inquarts.
Als der österreichische Bundespräsident Wilhelm Miklas sich am selben Tag weigerte, Seyß-Inquart zum
Nachfolger Schuschniggs zu ernennen, gab Hitler den Befehl zum Einmarsch, der am 12. März 1938
erfolgte.
Schuschnigg erklärte seinen Rücktritt im Rundfunk am selben Tage („Gott schütze Österreich!“) und
wies das österreichische Bundesheer an, sich beim Einmarsch deutscher Truppen ohne Gegenwehr
zurückzuziehen.
Ungefähr 250.000 Menschen waren bei Hitlers Kundgebung am Heldenplatz anwesend. Bereits als Hitler
durch Österreich fuhr, begann der NS-Terror. Um die 50.000 Menschen (Politiker, politisch anders
Denkende, Juden) wurden in den ersten sechs Wochen inhaftiert und enteignet. Die Presse wurde von
Regimekritikern gesäubert und gleichgeschaltet.
Volkabstimmung24
Das Ergebnis der “Volksabstimmung“ in Österreich erbrachte 99,6 Prozent Ja-Stimmen.
Die fatale Situation des österreichischen Arbeitsmarktes war wohl eines der überzeugendsten Argumente
für die Nationalsozialisten. Abgesehen davon gab es durchaus auch prominente Fürsprecher, einerseits
gab es einige Bischöfe, die sogar für den Anschluss waren, aber vor allem herausragende österreichische
23 http://de.wikipedia.org/wiki/Anschluss_Österreichs
24 http://www.doew.at/service/austellung/1938/2/2abstimm.html
15
ANSCHLUSS 1938
Machtvakuum und die internen Spannungen in der Ö-NSDAP sind jedenfalls bisher oft wenig beachtete
Faktoren im Zusammenhang mit dem Anschluss.
ANSCHLUSS 1938
Persönlichkeiten, wie der ehemalige Bundeskanzler Karl Renner sprachen sich, teilweise schon seit Jahren,
für den Anschluss aus.
Somit hatte die Mischung von Terror, Einschüchterung, Versprechungen, Propaganda, Begeisterung und
fast perfekter Organisation dieses Ergebnis bewirkt.
Es war nicht erforderlich gewesen das Ergebnis zu fälschen. Fast 400.000 Österreicher – überwiegend Juden und politisch “Verdächtige” waren von der Teilnahme an der Abstimmung ausgeschlossen. Demnach wurde nach innen und außen der Eindruck vermittelt, als hätte “das ganze Volk” dem
“Anschluss”, der ohnehin nicht mehr rückgängig zu machen war, zugestimmt. Somit wurde das von der
ganzen Welt einfach hingenommen.
Opferthese25
Sie besagt, dass Österreich das erste Opfer der typischen Aggressionspolitik Hitlers geworden
sei. Begründet in der Moskauer Deklaration vom 1. 11. 1943, in der sich die Außenminister von
Großbritannien, Russland und USA darauf geeinigt hatten, dass Österreich frei und unabhängig wiederhergestellt werden sollte. Österreich habe aber an der Teilnahme am Krieg Verantwortung zu tragen
und müsse einen Beitrag zum Widerstand nachweisen.26 In der Proklamation über die Selbständigkeit
Österreichs vom 27. April 1945 wird der Anschluss 1938 als “militärische kriegsmäßige Besetzung des
Landes” bezeichnet.26
Das Selbstbild als Opfer und die Ablehnung jeglicher Verantwortung wurden zu einem Eckpfeiler
des nationalen Selbstverständnisses in der Zweiten Republik. Dies verhinderte lange Zeit eine fundierte historische Aufarbeitung der Rolle Österreichs im 2. Weltkrieg. 1998 geriet Österreich unter
enormen internationalen Druck, als US-amerikanische Anwälte jüdischer Emigranten mittels
Sammelklagen österreichische Firmen sowie die Republik auf Rückerstattung von, während der NSZeit geraubten Vermögenswerten erhoben. In der Folge etablierte die österreichische Regierung eine
Historikerkommission mit dem Auftrag, Zwangsarbeit sowie Vermögensentzug der jüdischen und anderen Bevölkerungsgruppen ab 1938 und ihre Rückstellung bzw. Entschädigung nach 1945 zu erforschen. Inzwischen hat sich das offizielle Österreich mehrheitlich – jedoch nicht ausnahmslos – von der
Opferthese verabschiedet.
Literatur:
Talos Hanisch, Neugebauer: NS-Herrschaft in Österreich, Öbvhpt Verlag. 2000.
Das Neue Österreich, Ein Heft für junge Leserinnen und Leser. Ausstellungskatalog 1955/2005.
Links:
http://de.wikipedia.org/wiki/Anschluss_Österreichs
http://www.doew.at/service/ausstellung/1938/2/2abstimm.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Opferthese
verfasst von Richard Gansterer
25 http://de.wikipedia.org/wiki/Opferthese
26 Vgl. Das neue Österreich. En Heft für junge Leserinnen und Leser. S95.
16
GESTAPO JUSTIZ/LANDESGERICHT
GESTAPO Justiz/Landesgericht
Zur Struktur des NS-Terrors
Das NS-Terrorsystem wurde von der gesamten NS-Bewegung und auch von Teilen der Bevölkerung
mitgetragen, wodurch erst die enorme Wirksamkeit der Gestapo möglich wurde. Es vermittelte den
Eindruck von Allmacht, die eine Atmosphäre der allgegenwärtigen Angst vor Verfolgung schuf.
Die wichtigsten Bestandteile des staatlichen Terrorapparates waren:
•
•
•
•
•
die NSDAP
der Polizei-und SS-Apparat (mit der Gestapo)
das KZ-und Lagersystem bzw. die Deportations – und Vernichtungsmaschinerie
die Justiz, vor allem die Strafjustiz
jene Teile des Gesundheitswesens, die für Erfassung und Auswahl „Minderwertiger“ zuständig
waren
In Österreich setzte die erste Verhaftungswelle im März und April 1938 ein. Kommunisten, Sozialisten
und bekannte Gegner der Nationalsozialisten, aber vor allem Juden, also insgesamt zwischen 50.000 und
76.000 Personen wurden verhaftet. Am 31.März 1938 erfolgte der erste Transport mit 150 österreichischen Häftlingen von Wien in das KZ Dachau. Weitere und größere Transporte erfolgten besonders im
Zuge des Novemberpogroms (Reichskristallnacht) 1938.27
Alle diese Maßnahmen zielten darauf ab, einerseits die Führungskräfte der politischen Gegner des
Nationalsozialismus und des österreichischen Judentums auszuschalten, andererseits eine Atmosphäre des
Schreckens zu schaffen, um jeden weiteren Widerstand zu brechen.
Gestapo allgemein
Nachdem Adolf Hitler von dem deutschen Reichspräsident Paul Hindenburg am 30.01.1933 zum
Reichskanzler ernannt wurde, wurde von Hermann Göring die Gestapo gebildet und diese am
20.04.1934 dem SS-Führer Heinrich Himmler unterstellt. Ab diesem Zeitpunkt wurde sie als unmenschliches Terrororgan gegen Andersdenkende und Antifaschisten rücksichtlos eingesetzt.28
Foltermethoden
Es gab zahlreiche unterschiedliche Foltermethoden wie z.B. Prügel, Inhaftierung in den dunklen Zellen.
Dabei waren die Hände der Verhafteten am Rücken gefesselt und manchmal wurden sie auch durch die
Kette, die an einer Mauer befestigt war, hochgezogen. In dieser Lage mussten sie solange bleiben, bis
sie wieder zum Prügelverhör geholt wurden. Solche Qualen geschahen deshalb, um den Gefolterten die
Namen ihrer Mitkämpfer herauszupressen.
In Österreich wurden von der Gestapo 9700 Österreicher, Regimegegner durch Folterungen in ihren
Verliesen getötet, 2700 wurden von den Nazigerichten zum Tode verurteilt und hingerichtet, 16500 starben in den Kerkern oder wurden in den Konzentrationslagern umgebracht.29
27 Vgl. Wolfgang, Neugebauer: NS-Herrschaft in Österreich.
28 Vgl. Karl, Flanner: Privatvilla-Gestapo-Zentrale Europahaus in Wiener Neustadt.
29 Vgl. Karl, Flanner: Privatvilla-Gestapo-Zentrale Europahaus in Wiener Neustadt.
17
GESTAPO JUSTIZ/LANDESGERICHT
Der ehemaligen Gestapo-Gefangene Josef Prinkl, er war ein kommunistischer Widerstandskämpfer, der
im Jahre 1941 festgenommen und nach Wr. Neustadt gebracht worden war, schilderte seine Folterungen
durch die Gestapo. Demnach wurde er mit Spangen und Ketten gefesselt, woraufhin er gleich geschlagen und in eine Zelle geworfen wurde. Es wurden ihm Schuhbänder und Hosenriemen abgenommen, um
einen Selbstmord zu verhindern. Prinkl empfand diese Zeit furchtbar, weil er mit niemandem Kontakt
aufnehmen konnte. Nach zwei Wochen nahmen ihm die Gestapo-Leute die Fußketten ab und er wurde
in eine andere Zelle verlegt. Er wurde nochmals verhört, indem sie ihn mit dem Gesicht zur Mauer stellten und seinen Kopf an die Wand schlugen. Seine Arme waren durch die Fesseln und durch die Schläge
blaugrün geworden.30
Gestapo in Wien
Die Wiener Gestapo mit Sitz im ehemaligen Hotel Metropole am Morzinplatz war mit rund 900
Mitarbeitern die größte Gestapo-Dienststelle im Deutschen Reich.31 Hier befand sich der Amtssitz der
Gestapo-Leitstelle Wien.
Das Hotel Metropol galt als überaus elegant und war vor allem bei jüdischen Gästen sehr beliebt. Nach
dem “Anschluss” Österreichs an Deutschland wurde das Hotel beschlagnahmt. Die Besitzer bzw.
Hotelbetreiber, die nach den Nürnberger Gesetzen als Juden galten, wurden enteignet, ihr Besitz arisiert
und sie wurden deportiert.
Bei der Bombardierung Wiens im April 1945 wurde das Hotel zerstört. In den 1960er Jahren wurde
auf dem freigewordenen Platz ein Wohnbau, der „Figl-Hof “ errichtet, benannt nach dem ehemaligen
Bundeskanzler Leopold Figl, der auch Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gewesen war.32
Im neu errichteten Haus (Leopold-Figl-Hof) erinnert seit 1968 eine Gedenkstätte an die Opfer des
Nationalsozialismus. Die Gedenkstätte wurde nach einer Renovierung mit einer Ausstellung über Opfer
und Täter der Gestapo am 26.Mai 2011 vom Bundespräsident Heinz Fischer wiedereröffnet.
Gestapo in Wiener Neustadt
Schon am 17.03.1938 wurde die „Außenstelle“ Wiener Neustadt zuerst im Haus Wiener Straße 12 eingerichtet. Bald übersiedelte sie aber in das Haus Promenade Nr.1.Es wurde von den Dienststellen eine dreiteilige Kartei von Namen erstellt:
• schwere Fälle
• weniger schwer Beurteilte
• Personen, die in Zeiten der politischer Spannung sorgfältig zu überwachen sind
Am 1.September 1939 erfolgte die Festnahme der auf der Kartei verzeichneten Personen – die meisten
davon waren Wiener Neustädter Antifaschisten – durch die Gestapo. Die Verzeichneten wurden ohne
Gerichtsurteil in die Konzentrationslager deportiert.
Heute ist das Haus den jungen Menschen gewidmet. Es wurden dort ein Kindergarten und eine
Jugendherberge eingerichtet.
30 Vgl. Karl, Flanner: Privatvilla-Gestapo-Zentrale Europahaus in Wiener Neustadt.
31 Vgl. http://doew.at/
32 Vgl. http://doew.at/
18
Die Mehrzahl der ab 1942 Hingerichteten wurde wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ verurteilt. Andersch Josef (geb.03.12.1903), ein Schlossergehilfe, war eines der ersten Opfer. Er wurde
am 18.11.1942 exekutiert. Das letzte Opfer der NS-Herrschaft war ein Hilfsarbeiter namens Adolf
Brunnhauser (geb. 25.05.1898), hingerichtet am 22.03.1945 wegen „Wehrkraftzersetzung.“
Gedenkstätte im Landesgericht
Die Wiener Zeitung kündigte am 7.September 1947 eine Ausstellung im Landesgericht für Strafsachen
im Landesgericht an. Die Justiz erhoffte sich mit dieser Ausstellung die Verfolgung und Ausforschung
von Gestapo-Mitgliedern zu verbessern. Opfer hatten dort die Möglichkeit, die Täter zu identifizieren
und zu melden.33
„Sie starben für Österreichs Freiheit“
An einer Wand des ehemaligen Hinrichtungsraumes, heute als „Weihestätte“ eingerichtet, erinnern die
hier aufgelisteten Namen der etwa 400 Hingerichteten an die Schrecken der NS-Justiz. Die Namen der
Opfer, ihr Geburtsdatum, der Beruf, das Datum der Hinrichtung und ihre Grabadresse (Gruppe 40
des Wiener Zentralfriedhofes) wurden ebenfalls vermerkt. Die Gedenkstätte wurde am 2. November
1951 nach katholischer Messe und evangelischer Andacht eröffnet und in die Obhut des Präsidiums des
Landesgerichtes übergeben. Am 8. Mai 1967 luden die Opferverbände zur Einweihung der neugestalteten
Gedenkstätte. Immer wieder finden hier Gedenkveranstaltungen statt, so z. B. auch am 12. März, dem
Jahrestag des Anschlusses Österreichs an das Deutsche Reich.
Literatur:
Flanner, Karl: Privatvilla-Gestapo-Zentrale Europahaus in Wiener Neustadt.
Neugebauer, Wolfgang: NS-Herrschaft in Österreich, Wien 2001.
Links:
http://www.erinnern.at/bundeslaender/oesterreich/gedaechtnisorte-gedenkstaetten/katalog
http://www.nachkriegsjustiz.at
http://science.orf.at/stories/1683069
http://www.dhm.de/hm/html/nazi/inenpolitik/gestapo/index.html
http://www.doew.at
verfasst von Zeynep Özturgut
33 Vgl. http://www.wien.gv.at/kultur/archiv/geschichte/gestapo/
19
GESTAPO JUSTIZ/LANDESGERICHT
Das Wiener Landesgericht
KZ MAUTHAUSEN UND NEBENLAGER
KZ Mauthausen und Nebenlager
Geschichte des Hauptlagers Mauthausen34
Nur fünf Monate nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, im August 1938, wurde in der
Nähe der oberösterreichischen Kleinstadt Mauthausen mit dem Bau eines Konzentrationslagers begonnen. Ausschlaggebend für die Wahl von Mauthausen als Standort waren die dortigen Granitsteinbrüche,
welche von der SS-eigenen Firma DEST (Deutsche Erd – und Steinwerke GmbH) wirtschaftliche genutzt wurden.
Die Ersten Häftlinge wurden am 8.August 1938 aus dem KZ Dachau nach Mauthausen überführt. Diese
300 deutschen und österreichischen Häftlinge begannen mit dem Lageraufbau. In den folgenden Tagen
gelangten weitere Transporte nach Mauthausen, demnach wurden die Häftlinge in den ersten Jahren
vorwiegend bei der Errichtung des Lagers eingesetzt, welche Ende 1941 im Wesentlichen abgeschlossen
war. Ab 1939 wurde die Mehrzahl der Gefangenen zur Arbeit in den Steinbrüchen gezwungen. Die, in
die Strafkompanie eingeteilten Männer, mussten mithilfe einer Holztrage schwere Granitsteine über die
Steinbruchstiege („Todesstiege“) hinauftragen.
„Ich habe mit eigenen Augen Ende des Jahres 1941 und Beginn des Jahres 1942 gesehen, wie die jüdischen
Häftlinge und zwar in Gruppen von ca. 20 Mann nach einer großen Prügelung gezwungen wurden, aus dem
Felsen herab in den Steinbruch Wiener Graben zu springen. Soweit sie zufälligerweise nicht gleich tot waren,
wurden sie unten erschlagen oder zu einem neuen Sprung gezwungen.“
-Ondrej Kuril, ehemaliger Mauthausener Häftling (www.mauthausen-memorial.at, Stand: 15.04.2012)
Ab dem Jahr 1943 kam es auf Grund der Kriegswende und den damit verbundenen verstärkten
Rüstungsbemühungen zu einer Verlagerung der Rüstungsindustrie in den Untergrund. Neben dem
Hauptlager Mauthausen entstanden nun zunehmend weitere, vielfach an Industriebetriebe angeschlossene, Nebenlager, in welchen der Großteil der Häftlinge nun zum Arbeitseinsatz herangezogen
wurde. Im Zuge dieser Umstrukturierungen kam dem Hauptlager nun auch die Rolle eines zentralen
Verwaltungslagers zu. „Neuankömmlinge“ wurden nach Mauthausen gebracht, verbrachten dort ihre
Zeit der Quarantäne und wurden dann anschließend in die verschiedenen Außenlager geschickt. Auch
alle kranken Häftlinge wurden von den Außenlagern zurück nach Mauthausen, in dessen Sanitätslager,
überführt.
Im April 1945, als sich das Ende des Krieges in rasanten Schritten näherte, wurden zahlreiche
Außenlager aufgelöst und die dort untergebrachten Häftlinge in Fußmärschen nach Mauthausen, Gusen
oder Ebensee – die größeren Lager mit Krematorien – gebracht. Während diesen Evakuierungsmärschen
wurden die meisten Häftlinge ermordet, da auf Anordnung des Lagerkommandanten Franz Ziereis kein
Gefangener „in Feindeshand fallen“ durfte. 2 Tage vor der Befreiung Mauthausens verließen die SS-Leute
das Lager und übergaben die Bewachung in die Hände der Feuerschutzpolizei. Am 5. Mai erreichte eine
amerikanische Panzer-Patrouille das Konzentrationslager.
Ankunft und Alltag eines Häftlings
Nach der Ankunft im Lager mussten die neuen Häftlinge wetterunabhängig im Freien stehen, anschließend wurden ihnen sämtliche Kleider und Wertsachen abgenommen und sie selbst wurden zur „Desinfektion“ geführt. Sodann erhielten sie sowohl ihre Häftlingskleidung als auch ihre
Häftlingsnummer. Die gesamte Prozedur der „Desinfektion“, Einkleidung und Registrierung war von
34 vgl. www.mauthausen-memorial.at
20
„Nach Abnahme der Habseligkeiten, nach dem Kahlscheren, nach der Desinfektion und einem heißen Bad ließen sie uns halbnackt, nur mit Holzschuhen im Schnee stehen, manche bis zu 5 Stunden bei 25 Grad Kälte.
Viele von ihnen zogen sich Erfrierungen zu und starben früher oder später an den Folgen derselben. […] Mit
dem Ochsenziemer schlug er uns einige Male das Gesicht blutig[...]. Eine Meute von Hunden in Menschengestalt
in SS-Uniformen und von Berufsverbrechern stürzte sich auf uns übrige. Da floss in Strömen das Blut unserer
Leute, Tag für Tag, ohne Unterbrechung. Bachmayer versicherte uns, dass Mauthausen noch niemand lebend verlassen hat, dass der einzige Weg von hier raus nur durch den Kamin führt und dass wir besser daran täten, gleich
„in die Drähte“ zu gehen.“
-Milos Vitek (www.mauthausen-memorial.at, Stand: 15.04.2012)
Nun begann der Alltag der Häftlinge, welcher durch Misshandlungen, Bestrafungen, Krankheiten, ständigen Hunger und höchste körperliche Anstrengungen geprägt war. Die täglichen Arbeitszeiten betrugen
bis zu 12 Stunden: aufgestanden wurde um ca. 5 Uhr, anschließend musste man sich zum Morgenappell
versammeln, um dann formiert in Kolonnen zu der jeweiligen Arbeitsstätte zu marschieren. Nach getaner Arbeit kehrten die Häftlinge in das Lager zurück, wo sogleich der Abendappell stattfand, erst anschließend bekamen sie etwas zu essen. Die Häftlinge waren auf Grund der viel zu geringen Portionen
vollkommen unterernährt und litten stätig an Hunger. Ob ein Häftling nun die harte Arbeit auf Dauer
durchhielt, hing allein davon ab, wie viele zusätzliche Nahrungsmittel er für sich beschaffen konnte.
„Aus Hunger wurden im Revier, d.h. im Lager-Krankenhaus „Leichen gezüchtet“. Starb ein Häftling in den
schwer zugänglichen oberen Betten, dann verheimlichten die Nachbarn seinen Tod und „fassten“ für ihn. Mit der
Leiche schliefen sie eventuell auch die ganze Nacht.“
-Milos Vitek (www.mauthausen-memorial.at, Stand: 15.04.2012)
Einteilung der Inhaftierten
Jeder Neuankömmling erhielt bei der Registratur eine Blechmarke mit seiner darin eingestanzten
Häftlingsnummer, welche er um den Hals zu tragen hatte. Zudem war seine Nummer auf der linken
Brustseite seiner Jacke und am rechten Hosenbein für jeden zu lesen. Neben dieser Häftlingsnummer
musste jeder Häftling gemäß seiner, von der SS bestimmten, Häftlingskategorie ein farbiges Dreieck,
Winkel genannt, auf seiner Jacke tragen. In mitten dieses Dreiecks befand sich, außer bei deutschen und
österreichischen Häftlingen, der Anfangsbuchstabe der zugehörigen Nationalität.
Die von der SS aufgestellten Kategorien:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
„Schutzhäftlinge“ (Politische Häftlinge)
„Bibelforscher“ (Zeugen Jehovas)
„§ 175“ (Homosexuelle)
„Rotspanier“ (In Frankreich lebende Spanier)
„Zivilarbeiter“
„Juden“
„Asoziale“
„Kriminelle“
„Zigeuner“ (Roma und Sinti)
„SU.Kgf.“ (Sowjetische Kriegsgefangene)
21
KZ MAUTHAUSEN UND NEBENLAGER
Schikanen, Drohungen und Schlägen der SS-Angehörigen begleitet. Viele Neuankömmlinge fanden in
diesen ersten Stunden im Lager den Tod. Die anderen wurden nun einige Wochen im „Quarantänelager“
untergebracht, wobei die kranken oder körperlich schwachen hier „aussortiert“ wurden. Die Häftlinge,
die die Zeit in der „Quarantäne“ überlebten, wurden einem Arbeitskommando im Hautlager oder einem
der Außenlager zugeteilt.
KZ MAUTHAUSEN UND NEBENLAGER
Entgegen seiner wichtigen Rolle im Verfolgungs – und Vernichtungsapparat der Nationalsozialisten war
das Konzentrationslager Mauthausen im Vollzug der Vertreibung und Ausrottung der österreichischen
Juden und Jüdinnen nur von untergeordneter Bedeutung. Der erste jüdische Häftling kam erst 1939 nach
Mauthausen, und auch in den darauf folgenden Jahren stellten Juden eine Minderheit in Mauthausen dar.
Ermordung im KZ
Der Tod war in Mauthausen in den verschiedensten Varianten präsent: Häftlinge wurden erschlagen,
erhängt, erschossen oder vergast. Kranke Häftlinge ließ man erfrieren, verhungern oder tötete sie durch
Herzinjektionen oder Giftgas. Denn in Mauthausen lautete es: „Hier gibt es nur Lebende, die arbeiten, oder die Toten. Die Kranken müssen sterben.“ Die Gaskammer, welche ab 1942 in Betrieb genommen wurde, befand sich im Keller des Lagergefängnisses in der Nähe der Krematorien und des
Hinrichtungsraumes. Diese gekachelte und somit als Duschbad getarnte Kammer besaß zwei hermetisch
abschließbare Türen, an der Decke angebrachte Brauseanlagen, eine elektrische Ventilation und ein, an
der Wand entlanglaufendes, Rohr, durch welches Gas in den Raum gelangte. Zwischen März 1942 und
der Befreiung des Konzentrationslagers wurden in dieser Gaskammer mindestens 3.455 Menschen mit
Zyklon B vergast. Zudem verwendete die SS einen Gaswagen, auch „Sonderwagen“ oder „S-Wagen“ genannt, welcher zwischen Mauthausen und Gusen pendelte. Während diesen Fahrten kamen zahlreiche
Häftlinge ums Leben.
„Den zu vergasenden Opfern ist entweder vorgespielt worden, dass sie gebadet würden, oder aber dass sie entlaust würden. Inwieweit die zu vergasenden Opfer von ihrem bevorstehenden Schicksal gewusst haben, weiß ich
im Einzelfall natürlich nicht. Ich meine aber, dass sie, soweit es sich um Insassen des Lagers handelte, doch geahnt
haben, was mit ihnen geschehen würde […]. War das Gas ausgeströmt und die Opfer getötet, dann schaltete einige
Zeit danach Roth einen Ventilator an, der das Gas aus der Gaskammer absaugte. […] Dann wurde die Tür von
der Gaskammer zur Genickschusshalle hin […] geöffnet und die Leichen mussten in den Leichenkühlraum hinüber
geschafft werden. […] Waren die Leichen etwas längere Zeit in der Gaskammer, war das Leerräumen derselben
außerordentlich schwierig, weil die Leichen aufgedunsen und teilweise völlig ineinander verkrampft waren.“
-Wilhelm Ornstein, ehemaliger Häftling des Krematoriumkommandos in Mauthausen
(www.mauthausen-memorial.at, Stand: 15.04.2012)
Zwischen der Errichtung des Lagers 1938 und dessen Befreiung 1945 wurden ca. 200.000 Menschen aus
mehr als 30 Nationalitäten auf Grund ihrer politischen Tätigkeit, ihrer religiösen Überzeugung, ihrer
Kriminalität, ihrer Homosexualität, aus „rassischen“ Gründen oder als Kriegsgefangene nach Mauthausen
deportiert. Die Hälfte von ihnen fand auch dort den Tod.
Nebenlager von Mauthausen
Das KZ Mauthausen bestand zwischen 1938 und 1940 allein aus dem Hauptlager in Mauthausen. Im
Mai 1940 wurde jedoch mit dem Aufbau des ersten Nebenlagers in Gusen, ca. fünf Kilometer von
Mauthausen entfernt, begonnen. Ab 1942 wuchs das KZ Mauthausen zu einem komplexen System von
Hautlager und zahlreichen Außenlagern heran. Im Laufe der Zeit überstieg die Anzahl der Häftlinge
in den Außenlagern die Zahl der Häftling im Hauptlager bei weitem. Dezember 1944 waren 72.825
Mauthausner Häftlinge registriert, mehr als 62.000 davon befanden sich in den Nebenlagern.
22
•
•
•
•
•
Produktionslager (Häftlinge mussten in der Rüstungsproduktion arbeiten)
Baulager (Lager, die bei Bauprojekten eingerichtet wurden)
Aufräumlager (Lager, die nach Bombenangriffen eingerichtet wurden)
Kleinlager (für Zwecke der SS)
Auffanglager
Das KZ Mauthausen bestand zur Zeit seiner größten Ausdehnung Ende März 1945 aus dem Hauptlager,
vier weiteren großen Lagern, acht Fabriklagern und etwa zwanzig kleineren Lagern.35
Nebenlager Melk
Durch die Zunahme von Bombenangriffen auf die Zentren der Rüstungsproduktion wurde beschlossen,
diese in unterirdischen Anlagen weiter zu betreiben. Für den Bau dieser Anlagen und für die Fertigung
der Waffen sollten KZ-Häftlinge eingesetzt werden. Für den Konzern Steyr-Daimler-Puch AG sollte nun ein solcher unterirdischer Stollen in Melk errichtet werden. Im März 1944 wurde mit dem Bau,
dem „Projekt Quarz“ begonnen. Zu diesem Zweck befand sich vom 21. April 1944 bis 15. April 1945
auf dem Gelände der „Freiherr von Birago“ – Kaserne das Konzentrationslager Melk. Das Lager und die
Stollenbaustelle waren ungefähr viereinhalb Kilometer von einander entfernt, sodass die Häftlinge täglich mit dem Zug zur Baustelle und zurück gebracht wurden. Bis 1945 wurden in etwa 14.000 Menschen
nach Melk deportiert, von denen fast 5.000 auf Grund der harten Arbeitsbedingungen, der mangelhaften
Ernährung, der unzureichenden medizinischen Versorgung und der dauernden Misshandlungen den Tod
fanden. Zwischen dem 11. und dem 15. April 1945 wurde das Lager in Melk evakuiert und die Häftlinge
nach Ebensee oder Mauthausen gebracht.36
Nebenlager Wiener Neustadt
Nach einer stattgefundenen Vergrößerung der Rax-Werke, durch die Transportation einer serbischen
Fabrikhalle nach Wiener Neustadt („Serbenhalle“), wurden sie für die Serienfertigung der „A4“-Rakete
vorgesehen. Da man sowohl für die Fertigstellung der Montagehalle, als auch für die Installation der
Fertigungsmaschinen und schließlich für die Raketenproduktion selbst Arbeitskräfte benötigte, entschied man sich für den Einsatz von KZ-Häftlingen. Somit wurde auf dem Gelände der Rax-Werke ein
Lager für Häftlinge aus dem KZ-Mauthausen eingerichtet; am 20. Juni 1943 trafen dort die ersten 500
Häftlinge ein. Im August 1943 fand eine Bombardierung der Rax-Werke statt, sodass man beschloss, die
Produktion in den Untergrund und somit nach Oberösterreich zu verlegen. Dadurch begann eine langsame Auflösung des Lagers in Wiener Neustadt. Nach einem weiteren Bombenangriff im November
wurde das Rax-Werk so schwer beschädigt, dass die gesamte dortige Produktion gestoppt wurde und die
Häftlinge „versetzt“ wurden. Nachdem das Außenlager aufgelöst wurde, erhielten die Rax-Werke jedoch
bald den Auftrag zur Produktion von Marine-Artillerie-Leichtern (bestimmte Schiffe), welche im Mai
1944 aufgenommen wurde. Auch hierfür wurden ca. 500 bis 700 KZ-Häftlinge angefordert. In Wiener
Neustadt wurde damit erneut ein Außenlager des KZ Mauthausen errichtet. Am 1. April 1945 wurde das
Lager, auf Grund der herannahenden sowjetischen Truppen, aufgelöst.37
35 vgl. www.mauthausen-memorial.at
36 vgl. www.mauthausen-memorial.at
www.erinnern.at
37 vgl. www.mauthausen-memorial.at
23
KZ MAUTHAUSEN UND NEBENLAGER
Die Außenlager hatten sehr unterschiedliche wirtschaftliche Funktionen:
KZ MAUTHAUSEN UND NEBENLAGER
Die „Serbenhalle“ dient heute als Lagerhalle, einzig ein Denkmal erinnert an die Geschehnisse des
Zweiten Weltkriegs. Auf der Straßenseite des Denkmals steht zu lesen:
„Immer Irgendwer!
Immer Irgendwo!
Immer irgendwann!
Nie ich?
Nie hier?
Nie jetzt?“
Auf der, der „Serbenhalle“ zugewandten Seite, steht geschrieben:
„In den Jahren 1943-1945 wurde von den nationalsozialistischen Machthabern hier in der sogenannten
Serbenhalle des Rax-Werkes, ein dem KZ-Mauthausen unterstehendes Konzentrationslager mit bis zu 1.000
Gefangenen betrieben. Diese wurden unter unmenschlichsten Bedingungen zur Rüstungsarbeit für den von den
Nationalsozialisten entfesselten Weltkrieg gezwungen. Viele sind dabei um ihr Leben oder ihre Gesundheit gekommen.
Ihr Opfer bleibt unvergessen!
Möge dieses Denkmal uns immer daran erinnern, dass politische Systeme und gesellschaftliche Verhältnisse immer
wieder versuchen uns zu Verbrechen zu verführen oder zu nötigen, wir selbst es aber sind, die solche Verbrechen
entweder ignorieren, dulden und tatkräftig unterstützen oder sie erkennen, bekämpfen und verhindern können.“38
Literatur:
Katalog zur permanenten Ausstellung des DÖW, Braintrust Verlag, 2004.
www.erinnern.at [Stand: 15.April 2012]
www.geheimprojekte.at/t_gneix.html [Stand: 22.April 2012]
www.mauthausen-memorial.at [Stand: 15.April 2012]
verfasst von Lisa Muik
38 vgl. www.erinnern.at
24
Sozialdarwinismus
Die Übertragung der Evolutionstheorie des Naturwissenschaftlers Charles Darwin vom Tierreich auf die
menschliche Gesellschaft und der „Kampf ums Dasein“ wird als Sozialdarwinismus bezeichnet.39
Eugenik
Eugenik ist die Lehre der Erbgutgesundheit und wurde von dem aus Großbritannien stammenden
Anthropologen Francis Galton geprägt. Ziel ist es, Erbkrankheiten oder deren Verbreitung einzugrenzen,
in dem Träger von gesunden Erbgutes („positive Eugenik“) gezielt gefördert und Träger, die angeblich
„minderwertigere“ Gene (‚negative Eugenik‘) besitzen, von der Fortpflanzung durch Sterilisierung ausgeschlossen werden.
Rassenhygiene
Diese Idee fand großen Zuspruch und Anklang in Europa. Die NSDAP griff diese auf und bezog sie in
radikalisierter Form in ihr politisches Programm ein.
Euthanasie
Der Begriff Euthanasie stammt aus dem Griechischen und bedeutet ‚schöner Tod‘. Unter Euthanasie versteht man in diesem Zusammenhang also Sterbehilfe. In der Zeit des Nationalsozialismus versteht man
darunter allerdings die systematischen Morde in den psychiatrischen Anstalten als konsequente Folge der
Rassenhygiene.40
Von der Zwangsterilisation zur Euthanasie
Im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie galt es in der Medizin die „Gesundheit des Volksköpers“
zu sichern. Um diese zu gewährleisten, wurde auch in Österreich nach dem Anschluss, das
Gesundheitssystem nach dem Vorbild des deutschen Reiches umgebaut. Aufgabe der Gesundheitsämter
war es, Erbkarteien und Sippenkarteien anzufertigen auf der Suche nach Personen mit physischen
Erkrankungen, Geschlechtskrankheiten, Erbkrankheiten, geistigen oder körperlichen Behinderungen,
aber auch nach Alkoholkranken und nach Personen, die der Prostitution beschuldigt wurden. Der
Schritt von der Zwangsterilisation zur Euthanasie erfolgte nach Kriegsausbruch. Die Vorschriften für die
Durchführung von Zwangsterilisationen wurden immer mehr vereinfacht.41
39 Vgl.: http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Sozialdarwinismus.html, 25.04.2012
40 Vgl.: DÖW: Katalog zur permanenten Austellung. Wien 2006. S.125
41 Vgl.: DÖW: Katalog zur permanenten Austellung. Wien 2006. S.125
25
EUTHANASIEPROGRAMM: RASSENWAHN UND MENSCHENZUCHT
Euthanasieprogramm:
Rassenwahn und Menschenzucht
EUTHANASIEPROGRAMM:RASSENWAHN UND MENSCHENZUCHT
„Aktion T4“
Unter „Aktion T4“ (benannt nach der Tiergartenstraße 4, in der die Berliner Bürozentrale war) versteht man die Ermordung von geistig und körperlich behinderten Menschen. Sie fand von 1940 mit
„Ermächtigung“ durch Adolf Hitler bis zu ihrem offiziellen Abbruch im August 1941 statt.
„Wilde Euthanasie“
Nach dem Stopp der „Aktion T4“ wurde die Euthanasie in einzelnen Anstalten fortgesetzt. Ziel dabei
war es, den Tod als natürlich eingetreten zu erklären. Deshalb wurde den Betroffenen die Nahrung entzogen, die Medikamente vorenthalten oder Infektionen und Krankheiten absichtlich ausgebreitet. Die
häufigste Todesursache „Am Spiegelgrund“ war Lungenentzündung, da man die Kinder bei offenem
Fenstern schlafen ließ. und ihnen dann die medizinische Versorgung verweigerte.42
“Am Steinhof“ / „Spiegelgrund“
Die Heil- und Pflegeanstalt „Am Steinhof “ wurde nach den Plänen von Otto Wagner erbaut und 1907
eröffnet, das heutige Otto-Wagner-Spital auf der Baumgartnerhöhe 1. Sie besteht aus insgesamt 60
Pavillons, die von Carlo von Boog entworfen worden sind.43
Im Zuge des „Anschlusses“ Österreichs 1938 wurde die Anstalt „Am Steinhof “ zum Wiener Zentrum
der NS-Medizin.
Mehr als 3.200 Patienten wurden zunächst 1940 bis zum August 1941, im Laufe der „Aktion T4“ von
hier nach Schloss Hartheim abtransportiert und dort getötet. Nach dem offiziellen Abbruch der „Aktion
T4“ wurde das Töten „unwerten“ Lebens in der Heil- und Pflegeanstalt „Am Steinhof “ fortgesetzt durch
die sogenannte „wilde Euthanasie“. Mehr als 3.500 Patienten starben an Hunger und/oder Infektionen.44
Am 24.Juli 1940 errichtete man hier eine Kinderfachabteilung, die Wiener städtische
Jugendfürsorgeanstalt „Am Spiegelgrund“. Diese bestand aus neun Pavillons mit 640 Betten. „Am
Spiegelgrund“ starben ca. 800 kranke und behinderte Kinder.45
Dr. Heinrich Gross war von 1940 bis 1945 einer jener Ärzte, die am „Am Spiegelgrund“ tätig waren.46
Obwohl er vom Volksgericht 1950 wegen Totschlags verurteilt wurde, hob das Oberste Gericht das
Urteil 1951 auf. Nach seiner Rückkehr an die „Kinderfachabteilung“, benutzte er die Gehirnpräparate
der verstorbenen Kinder und veröffentlichte später seine wissenschaftlichen Arbeiten darüber. Er war als
Gutachter tätig und in diesem Zusammenhang saß er einem von ihm einst „medizinisch behandeltem“
Kind gegenüber. 1981 verlor Dr. Heinrich Gross einen Verleumdungsprozess und es dauerte fast 20 Jahre
bis er von der Staatsanwaltschaft angeklagt wurde. 2006 wurde das Verfahren eingestellt, da er 2005
verstarb.47
42
43
44
45
46
47
26
Vgl.: http://de.wikipedia.org/wiki/Euthanasie, 24.04.2012
Vgl.: Vgl. DÖW: Katalog zur permanenten Austellung. Wien 2006. S.127
Vgl.: DÖW: http://www.gedenkstaettesteinhof.at/de/index.shtml, 11.04.2012
Vgl.: DÖW: http://www.gedenkstaettesteinhof.at/de/index.shtml, 25.04.2012
Vgl.: http://de.wikipedia.org/wiki/Steinhof_(Wien), 13.04.2012
Vgl.: http://www.gedenkstaettesteinhof.at/de/index.shtml, 08.04.2012
2002 wurden die sterblichen Überreste der Patienten vom Spiegelgrund bestattet und gleichzeitig wurde
eine Dauerausstellung zur „NS-Medizin in Wien“ in Kooperation zwischen dem Otto Wagner-Spital
(Psychiatrisches Krankenhaus der Stadt Wien) und dem Dokumentationsarchiv des österreichischen
Widerstandes (DÖW) im Pavillon 5 eröffnet. Ende 2003 wurde ein Mahnmal errichtet. Jede Lichtsäule
steht für ein Kind, das in der Anstalt sein Leben verlor.48
Schloss Hartheim
In Oberösterreich, nahe bei Linz, steht das im 16. Jahrhundert erbaute Schloss Hartheim. Es gehörte bis 1793 den Grafen von Starhemberg und wurde 1898 von der gräflichen Familie dem
„Landeswohltätigkeitsverein in Oberösterreich“ gestiftet. Der Verein richtete daraufhin eine Pflegeanstalt
für geistige und körperlich behinderte Menschen ein, diese wurden von den Ordensschwestern des Hl.
Vinzenz von Paul betreut.49
1938 enteigneten die Nationalsozialisten diesen Verein und 1939 wurde Schloss Hartheim in eine
„Euthanasie-Anstalt“ mit Gaskammern und Krematorium (Anlage zur Verbrennung von Leichen) umgebaut. Viele der dort verbliebenden Patienten wurden später im Schloss Hartheim ermordet.50
Insgesamt wurden von Januar 1940 bis August 1941 18.269 Menschen, die von den NS-Ärzten als „unwert“ zu leben bezeichnet wurden, getötet und ca. 12.000 Menschen nach der „Sonderbehandlung 14f13“
(Tötung von KZ-Häftlingen in Euthanasie-Anstalten51). Ab Sommer 1943 wurde Schloss Hartheim die
neue T4-Zentrale. Von Dezember 1944 bis Januar 1945, also bis knapp vor dem Kriegsende, zwang man
die Insassen des KZ Mauthausen die Einrichtungen für die Vergasung abzubauen. Dabei wurden fast alle
Dokumente verbrannt.52
„In Schloss Hartheim wurden von Mai 1940 bis Dezember 1944 mindestens 30.000 Menschen ermordet.
Sie wurden mit Kohlenmonoxid vergast, im Krematorium verbrannt, ihre Körper und ihr Zahngold wurden verwertet.“53 Schloss Hartheim war eines von insgesamt sechs „Mord-Anstalten“ des Dritten Reiches.
Sie war jene, das am längsten betrieben wurde.54
Gedenkstätte „Schloss Hartheim“
In der Nachkriegszeit erinnerten nur private Gedenktafeln an die Morde. 1969 errichtete der Verein, dem
das Schloss 1948 zurückgegeben worden war, eine Gedenkstätte. 1997 wurde das Schloss saniert und es
wurden viele Räume, in denen die Patienten getötet worden sind, in die Gedenkstätte integriert und der
Öffentlichkeit zugänglich gemacht.55
verfasst von Magda Lazarek
48
49
50
51
52
53
54
55
Vgl.: Gabriel, Eberhard und Neugebauer, Wolfgang: NS-Euthanasie in Wien. Wien 2000. S.78
Vgl.: http://www.lebensunwert.at/ns-euthanasie/menuepunkt/dr-heinrich-gross.html, 24.04.2012
Vgl.: http://www.nachkriegsjustiz.at/prozesse/geschworeneng/gross_index.php, 18.04.2012
Vgl.: http://www.erinnern.at/bundeslaender/oesterreich/gedaechtnisorte – gedenkstaetten/katalog/gedenkstaette_steinhof, 25.04.2012
Vgl.: Verein Schloss Hartheim: http://www.schloss-hartheim.at/index.asp?peco=&Seite=207&Lg=1&Cy=1&UID=,
10.04.2012; 10:06
Vgl.: ARC: http://www.deathcamps.org/euthanasia/hartheim_d.html, 13.04.2012
Vgl.: http://www.gedenkstaette-bernburg.de/site/euthanasie/14f13.html, 23.04.2012
Vgl.: ARC: http://www.deathcamps.org/euthanasia/hartheim_d.html, 09.04.2012
27
EUTHANASIEPROGRAMM:RASSENWAHN UND MENSCHENZUCHT
Gedenkstätte „Am Spiegelgrund“
ZERSTÖRUNGEN IN WIEN DURCH DEN 2. WELTKRIEG
Zerstörungen in Wien durch den 2. Weltkrieg
Allgemeines56
Ein Jahr nach dem Anschluss, hofften alle, dass wegen des schlechten Wetters die Bombardements ausfallen würden. Doch sie hofften vergebens. Das geplante Ziel war die Ölraffinerie in Floridsdorf. 747
Bomber, begleitet von 229 Jagtflugzeugen bombardierten die Stadt. Getroffen wurde das Zentrum der
Stadt. Die Staatsoper und das Burgtheater brannten aus, die Albertina und der Messepalast trugen größere Schäden davon und der Phillipphof stürzte komplett ein. Rund 200 Menschen, welche in dem
Luftschutzkeller des Gebäudes Schutz gesucht hatten, kamen ums Leben.
1943-45 wurden von den Alliierten über Österreich 80.000 t Bomben abgeworfen und rund 30.000
Menschen getötet, 12.000 Gebäude und viele andere Bauwerke wurden zerstört. Die schwersten Angriffe
fanden im Februar und März 1945 statt. Meidling ist der am meisten zerstörte Bezirk Wiens im 2.
Weltkrieg. In Wien gab es 6214 Gebäudeschäden, sowie 8769 Tote. Das waren die meisten in ganz
Österreich. Statistisch gesehen war Wien das Bundesland mit den meisten Gebäudeschäden (6214) und
den meisten Toten(8769).
Die Reichsbrücke wurde 1937 eröffnet und überstand als einzige Brücke von Wien bis Linz den 2.
Weltkrieg.
Stephansdom57
Der Dom wurde im Jahre 1469 errichtet. Während des Krieges begann man nach und nach die wertvollsten Schätze des Domes zu „retten“, indem man sie in den Katakomben aufbewahrte. Außerdem versuchte man, so gut es ging, den Dom und seine wunderbaren Steinmetzarbeiten innen durch Ziegel und
Abschirmungen durch Holz zu schützen. Während der Luftangriffe auf Wien hatte der Stephandom verhältnismäßig wenige Schäden erlitten. Doch dann kam der 12.März 1945. An diesem Tag erfolgte einer
der schwersten Fliegerangriffe auf Wien. Zahlreiche Bomben fielen auf den 1. Wiener Gemeindebezirk
nieder. Auch der Stephansdom blieb nicht verschont. Eine von 3 Bomben schlug in den Trakt des
Erzbischöflichen Palais ein. Die zweite riss einen tiefen Krater bis in die Katakomben. Die dritte zerstörte die Nordweststrecke der oberen Sakristei. Es wurde versucht, die Schäden provisorisch mit Pappe
oder mit Holzfaserplatten zu verdecken. Im April 1945 griffen von Plünderern gelegte Brände auf den
Stephansdom über. Dachstuhl und Glockenturm brannten aus, die Pummerin stürzte ab und zerschellte.
Das Holzgerüst am Nordturm fing zuerst Feuer. Danach der Glockenturm und schließlich stürzte er,
samt der 10 Tonnen schweren „Alten Pummerin“, in das linke Querhaus herab.14 Tage nach dem großen Brand, am 23.April 1945 konnten dank vieler freiwilliger Helfer aus allen Gesellschaftsschichten die
Aufräumarbeiten beginnen. Jedoch gab es akuten Arbeitermangel. Insgesamt entfernten die Hilfstrupps
aus dem Inneren des Gewölbes rund 4000-5000m³ Schutt.
Mit Beginn des Jahres 1946 übernahm Generalleutnant Sir Richard Mac Creery, Oberbefehlshaber der
britischen Besatzungstruppen das Ehrenprotektorat über den Wiederaufbau von St. Stephan. Die Kosten
des Wiederaufbaus beliefen sich auf über 9 Millionen Schilling. Alle Arbeiten wurden durch Spenden
von Bewohnern der Erzdiözese Wien und der Diözese St. Pölten finanziert. Die Wiedereröffnung fand
am goldenen Sonntag, den 19.Dezember.1948 statt. Die Arbeiten am Dom wurden am 26.April.1952 mit
dem Einzug der neuen Pummerin (20000kg schwerer) abgeschlossen.
56 Vgl http://www.wien-vienna.at/geschichte.php?ID=773
http://www.doppeladler.com/da/oebh/einsturz-reichsbrucke/
57 Vgl Flieder, Viktor und Loidl, Franz: Chronologie einer Zerstörung – Der Dom zu St. Stephan
28
Nach dem Ersten Weltkrieg ersteigerte der jüdische Geschäftsmann Eduard Steiner das Wiener
Riesenrad. 1938 wurde das Wiener Riesenrad arisiert und der vormalige Besitzer Eduard Steiner wurde
1944 im KZ Auschwitz ermordet. Dies ist auch das Jahr in welchem das Wiener Riesenrad ausbrannte.
Und damit war auch ein wichtiges Symbol der Stadt zerstört.
Das Wiener Riesenrad wurde zwischen 1945 und 1947 wiedererrichtet, allerdings nur mit der Hälfte der
ursprünglich dreißig Waggons.
Staatsoper59
Im Nationalsozialismus wurden viele Mitglieder der Staatsoper verfolgt, vertrieben und ermordet.
Zahlreiche Werke durften nicht mehr gespielt werden. Am 12. März 1945 wurde das Haus am Ring
durch Bombentreffer weitgehend verwüstet, nur die Hauptfassade, die Feststiege und das Schwindfoyer
waren von den Bomben verschont geblieben. Doch schon am 24. Mai 1945 hatte der Staatssekretär für
öffentliche Bauten, Ing. Julius Raab, den Wiederaufbau der Wiener Staatsoper verkündet. Wiedereröffnet
wurde sie mit Beethovens FIDELIO unter Karl Böhm am 5. November 1955. Die Feierlichkeiten wurden
vom Österreichischen Fernsehen übertragen und in der ganzen Welt zugleich als Lebenszeichen der neuerstanden 2. Republik verstanden.
Literatur:
Flieder, Viktor und Loidl, Franz: Chronologie einer Zerstörung – Der Dom zu St. Stephan
Links:
http://www.wienerriesenrad.com/
http://www.wien-vienna.at/blickpunkte.php?ID=330
http://www.riesenrad.co.at/wiener-riesenrad.html
http://www.wiener-staatsoper.at/Content.Node/home/opernhaus/geschichte/Allgemein.de.php
http://de.wikipedia.org/wiki/Bombardierung_Wiens_im_Zweiten_Weltkrieg
http://www.wiener-staatsoper.at/Content.Node/home/opernhaus/geschichte/Allgemein.de.php
http://www.doppeladler.com/da/oebh/einsturz-reichsbrucke/
verfasst von Lena Stifter
58 Vgl http://www.wienerriesenrad.com/ – > Geschichte
http://www.wien-vienna.at/blickpunkte.php?ID=330
http://www.riesenrad.co.at/wiener-riesenrad.html
59 Vgl http://www.wiener-staatsoper.at/Content.Node/home/opernhaus/geschichte/Allgemein.de.php
http://de.wikipedia.org/wiki/Bombardierung_Wiens_im_Zweiten_Weltkrieg
http://www.wiener-staatsoper.at/Content.Node/home/opernhaus/geschichte/Allgemein.de.php
29
ZERSTÖRUNGEN IN WIEN DURCH DEN 2. WELTKRIEG
Riesenrad58
MAHNMAL GEGEN KRIEG UND FASCHISMUS BEI DER WIENER ALBERTINA
Mahnmal gegen Krieg und Faschismus bei der
Wiener Albertina
Das Mahnmal gegen Krieg und Faschismus, das vom Bildhauer Alfred Hrdlicka entworfen wurde, ist
ein begehbares Denkmal und steht am Albertinaplatz und wurde 1988 enthüllt. Es ist allen Opfern
des Faschismus gewidmet. Dort, wo sich heute das Denkmal befindet, war früher der 1884 errichtete
Philipphof.
Wien wurde in den späteren Kriegsmonaten an die 50 Mal von den Alliierten bombardiert. Die heftigste Bombardierungen fanden am 12. März 1945 statt, die vor allem wurde die Innenstadt beschädigten. So gab es erhebliche Schäden vis-a-vis der Staatsoper. Aber auch das Kunsthistorische Museum,
das Burgtheater, die Hofburg, der Stephansdom und das Volkstheater, ebenso beschädigt wurde das
Hauptquartier der Gestapo, das Hotel Metropol im 1. Bezirk.
Im Zuge dieser Bombardierungen wurde auch der Philipphof getroffen. Menschen, die sich in den
Kellern vor den Bomben verstecken wollten,, wurden verschüttet und niemals geborgen. So liegen heute
noch um die 300 Menschen unter dem Albertinaplatz begraben.60 1947 wurden dann die letzten Teile des
Gebäudes abgetragen und der Platz stand über mehrere Jahre leer.
Im Frühjahr 1983 wurde Alfred Hrdlicka das erste Mal von den damaligen Kulturstadtrat (und späteren
Bürgermeister) Helmut Zilk beauftragt, ein Mahnmal am Albertinaplatz zu gestalten. In den nächsten
Monaten genehmigten der Wiener Stadtsenat und der Wiener Gemeinderat Hrdlickas Werkvertrag.
Jedoch schon im Jahr darauf begann die Kritik an dem Vorhaben des Werkes. So sprach sich vor allem die
„Kronenzeitung“ aber auch „die Presse“ gegen das geplante Denkmal aus. Heftige Kritik gab es auch von
seiten der FPÖ.
1987 stellte die ÖVP einen Antrag im Gemeinderat, um den Ort des Mahnmals zu ändern, denn dies
war einer der Punkte, die heftig kritisiert wurden. Viele meinten, dass man einen so schönen Platz nicht
mit einem kontroversen Mahnmal „verhunzen“ sollte. Doch letztendlich wurde dieser Antrag abgelehnt.
Das Projekt stieß aber auch weiterhin auf Ablehnung. In der „Kronenzeitung“ erschien 1988 eine Seite
von Leserbriefen zu diesem Thema: die sogenannten „Reaktionen zum Albertinaplatz“.
Schließlich wurde das Mahnmal dann doch am 24. November 1988 enthüllt. Bei dieser Zeremonie waren
unter anderem der Bundeskanzler Franz Vranitzky und der Bürgermeister Helmut Zilk anwesend.61
Das Mahnmal ist begehbar und besteht aus vier Teilen. Der erste Teil ist das „Tor der Gewalt“. Es besteht
aus zwei hohen Granitblöcken, die in einem Abstand von ca. 90 cm stehen.Danach sieht man eine kniende Figur aus Bronze, den sogenannten „Straße waschenden Juden“. Diese Figur soll die Demütigung
der Juden nach dem Anschluss darstellen.Durch die klobige Form wurde der „Straße waschende Jude“ oft
von den Touristen als Sitzgelegenheit genutzt. Deswegen wurde auch ein Stacheldraht hinzugefügt. Ein
Teil der Skulptur „Orpheus betritt den Hades“ soll den Philipphof und die dazugehörige Bombardierung
widerspiegeln.62
60 Vgl. : http://planetvienna.wordpress.com/2011/01/31/wo-einst-der-philipphof-stand/
61 Vgl. : Jenni, Ulrike: Alfred Hrdlicka: Mahnmal gegen Krieg und Faschismus in Wien. Band 1. Akademische Druck –
und Verlagsanstalt. Graz 1993, S.9
62 Vgl. : http://www.timetraveller.eu/index.cfm?objectid=5DE936AA-D1A2-AC81-0F437401D7C24570#Bomb
30
„Orpheus betritt den Hades bezieht sich auf die Bombenopfer in den Kellern des Philipphofs. Wer dort Zuflucht
suchte, hat die Hölle betreten. Zum anderen ist Orpheus ein Gruß an Oper, Albertina und Theatermuseum,
Stätten der Musen — feierlich gesagt. Was den straßenwaschenden Juden betrifft: Jeder kann sagen, was in
Auschwitz passiert ist, das weiß ich nicht, aber was in Wien passiert ist, das haben die Wiener wissen müssen, das hat jedes Kind sehen können. Beim Tor der Gewalt‘ geht es um Hinterlandskrieg und Front. Und zum
Abschluss eine äußerst optimistische Sache: die Unabhängigkeitserklärung Österreichs, eingemeißelt in einen großen
Granit.“63
Das Ende bildet der „Stein der Unabhängigkeitserklärung“. Er ist ein hoher, aus Granit bestehender,
Monolith. In diesem sind die Worte der Unabhängigkeitserklärung von 1945 eingemeißelt.Er soll eine
bessere Zukunft repräsentieren und die Eigenständigkeit Österreichs widerspiegeln.64
verfasst von Natalie Kastner
63 http://www.nachkriegsjustiz.at/vgew/1010_alb.php
64 Vgl. : http://www.wien-vienna.at/blickpunkte.php?ID=1245
31
MAHNMAL GEGEN KRIEG UND FASCHISMUS BEI DER WIENER ALBERTINA
Hrdlicka selber meint zu seinem Denkmal in der 33. Ausgabe des Wiener Falter,1988:
MAHNMAL KREUZSTADL
Mahnmal Kreuzstadl65
Das Kreuzstadlmassaker
Auch im burgenländischen Rechnitz steht ein Mahnmal, das dem Massaker an ungarische Juden in
Rechnitz und alle Opfer des Südostwallbaus gedenkt.
Der Südostwall war eine Abwehrstellung, die in Jahre langer Arbeit entlang der Grenze angelegt wurde,
um das Vorrücken der Roten Armee zu verhindern. Tausende von Personen waren dabei im Einsatz. Von
der Hitlerjugend bis zu Zwangsarbeitern, von der Volksfront bis zu ungarischen Juden.
Es war dies ein sinnloses Bauvorhaben, das tausenden Menschen das Leben kostete. Am 24. November
1945 waren etwa 1000 jüdische Zwangsarbeiter auf dem Weg vom ungarischen Güns ins Burgenland, wo
sie zu den Arbeiten gezwungen werden sollten. Jedoch wurden 200 von ihnen unter dem Vorwand „arbeitsuntauglich“ zu sein am Bahnhof in Rechnitz zurückgelassen.
Gleichzeitig fand im Schloss der Gräfin Margit von Batthyany-Thyssen ein riesiges Fest statt, auf dem
auch bekannte hohe Nazioffiziere mitfeierten.
Im Zuge dieser Feier wurden im Kreuzstadl, der kreuzartigen gebauten Scheune des Schlosses, 180
Zwangsarbeiter mit Genickschüssen brutal ermordet und die restlichen Überlebenden wurden am nächsten Tag, nachdem sie ihre Kameraden begraben mussten, getötet.
Jahre später versuchte man dieses Massengrab zu finden, um die sterblichen Überreste nach traditioneller
jüdischer Art zu begraben, doch vergeblich.
Nach Kriegsende gab es drei Verfahren gegen die mutmaßlichen Mörder. Von den 18 Angeklagten wurden schlussendlich nur vier verurteilt. Das Verfahren wurde in den sechziger Jahren eingestellt, da man
nicht genug Beweise hatte.
Das Mahnmal
Am 14. November 1993 wurde das Mahnmal von R.E.F.U.G.I.U.S., die Rechnitzer Flüchtlings – und
Gedenkinitiative und Stiftung, errichtet.
Zwei Jahre später, nämlich am 26. März 1995 wurde bei einer Gedenkfeier anlässlich des 50. Jahrestages
des Massakers ein Gedenkstein des Bildhauers Karl Prantl feierlich enthüllt.
Am 25. März 2012, genau 67 Jahre nach dem Massaker bei Rechnitz, wurde das Kreuzstadlmuseum im
Beisein von Bundespräsident Fischer und Oberrabbiner Chaim Eisenberg von R.E.F.U.G.I.U.S. eröffnet.
65 Vgl.: http://www.refugius.at/hp/kreuzstadl
32
Jenni, Ulrike: Alfred Hrdlicka: Mahnmal gegen Krieg und Faschismus in Wien. Band 1. Akademische
Druck – und Verlagsanstalt. Graz 1993
Links:
http://www.timetraveller.eu/index.cfm?objectid=5DE936AA-D1A2-AC81-0F437401D7C24570#Bomb
http://planetvienna.wordpress.com/2011/01/31/wo-einst-der-philipphof-stand/
http://www.wien-vienna.at/blickpunkte.php?ID=1245
http://www.nachkriegsjustiz.at/vgew/1010_alb.php
http://www.refugius.at/hp/kreuzstadl
verfasst von Natalie Kastner
33
MAHNMAL KREUZSTADL
Literatur:
STRAßENNAMEN ZUR ERINNERUNG AN DIE WIDERSTANDSKÄMPFER WIENS
Straßennamen zur Erinnerung an die
Widerstandskämpfer Wiens
Im 21. Bezirk findet man die Weisselgasse benannt nach Georg Weissel. Er trat 1926 in den Dienst der
Wiener Berufsfeuerwehr und war ab 1931 Wachkommandant der Hauptfeuerwache Floridsdorf. Darüber
hinaus gehörte er der Studentenabteilung “Akademische Legion” des Republikanischen Schutzbundes an.
1934 wurde er vom Standgericht zum Tode verurteilt und im Landesgericht Wien hingerichtet.66
Der Steinitzhof im 13. Bezirk erinnert an Dr. Heinrich Steinitz. Er wurde am 30. August 1879 in der
Stadt Bielitz, im heutigen Polen, geboren. Nach der brutalen Zerschlagung der Sozialdemokratischen
Arbeiterpartei im Februar 1934 durch die Regierung Dollfuß wuchs er weit über sich hinaus. Er organisierte mit großem persönlichem Mut die Verteidigung der inhaftierten Genossen. Am 14. März 1938
wurde er verhaftet und nach Dachau verschleppt.67
Jura Soyfer kam am 8.12. 1912 in der Ukraine als Sohn des jüdischen Industriellen Wladimir Soyfer zur
Welt. Nach den Februarkämpfen 1934 trat er der illegalen KPÖ bei und verfasste Flugblätter. Am 23.
Juni 1938 wurde er ins KZ Dachau transportiert, im Herbst ins KZ Buchenwald, hier starb er am 16.
Februar 1939 an Typhus. Die Jura Soyfer Gasse befindet sich in Wien Favoriten.68
Hersch Weinfeld geboren am 29. Juli 1871, von Beruf Tischlermeister, und Dwoire Weinfeld geboren am
28. Juli 1877 wurden am 4. Juli 1938 aus ihrer gemeinsamen Wohnung deportiert. Das jüdische Ehepaar
wurde am 14. Juli 1942, nach Theresienstadt deportiert. Hersch Weinfeld starb dort am 29. September
1942, Dwoire am 22. April 1944. Für alle anonym gebliebenen Opfer des Naziterrors wurde ein Fußweg
als “Ehepaar Weinfeld-Weg” benannt.69
In Wien Floridsdorf ist eine Gasse nach Karl Biedermann benannt worden. Er wurde am 11.August
1890 in Ungarn geboren und wurde am 8. April 1945 in Wien Floridsdorf gehängt. Er schloss sich einer
Widerstandgruppe an, deren Ziel es war, die Rote Armee bei der Befreiung Wiens zu unterstützen. Die
„Operation Radetzky“ wurde verraten und in der Nacht von 5. auf 6. April wurde Biedermann verhaftet,
vor ein Standgericht gestellt und zu Tode verurteilt.70
Oberleutnant Rudolf Raschke geboren am 21. 6. 1923 wurden am 8. April 1945 in Floridsdorf zusammen mit Karl Biedermann und Alfred Huth öffentlich gehängt. Er war Mitglied einer österreichischen
Widerstandsgruppe im Wehrkreiskommando XVII. Zur Erinnerung wurde die Rudolf-Raschke-Gasse
benannt.71
Alfred Huth wurde am 30. 8. 1918 in Wien geboren und wurde am 8. 4. 1945 zusammen mit
Biedermann und Raschke gehängt. Er war Hauptmann und führendes Mitglied der militärischen Widerstandsorganisation in Wien. Ihm zu Ehren wurde im 21. Bezirk Wiens eine Straße
nach ihm benannt. Am Spitz in Wien Floridsdorf befindet sich eine Gedenktafel an die mutigen
Widerstandskämpfer.72
66
67
68
69
70
71
72
34
Vgl. http://www.dasrotewien.at/weissel-georg.html
Vgl. http://www.doew.at/thema/thema_alt/wuv/steinitz/steinitz.html
Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Jura_Soyfer
Vgl. http://www.doew.at/information/mitarbeiter/beitraege/gedenkwien.html
Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Biedermann_%28Widerstandsk%C3%A4mpfer%29
Vgl. http://www.nachkriegsjustiz.at/vgew/1210_amspitz.php
Vgl. http://www.nachkriegsjustiz.at/vgew/1210_amspitz.php
Zentralfriedhof: Gruppe 40
Heute erinnern in der Gruppe 40 neben vereinzelten Grabsteinen für die im Wiener Landesgericht
enthaupteten Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer ein großes Holzkreuz und mehrere
Gedenksteine an die nach 1945 zusätzlich durchgeführten Bestattungen von Opfern des nationalsozialistischen Terrorregimes.74
In der Gruppe 40 des Zentralfriedhofs in Wien befinden sich nicht nur Ehrengräber der Prominenten
Wiens sondern auch Gräber der mutigen Widerstandskämpfer, Ruhestätten der jüdischen Opfer aus
der NS – Zeit, Opfer des faschistischen Regimes und Gräber von Soldaten, die im Krieg in Spanien ihr
Leben ließen.
Das Heldendenkmal im Äußeren Burgtor75
Im September 1934 wurde das Heldendenkmal (zur Ehrung aller altösterreichischen Gefallenen von
1618-1918) mit einer patriotischen Feier und der Einweihung durch Kardinal Innitzer in Beisein der
Bundesregierung (Bundespräsident Dr. Wilhelm Miklas, Bundeskanzler Dr. Kurt Schuschnigg) eröffnet.
Heute gibt es hier Gedenkstätten, zur Ehrung aller Österreicher, die für ihre Heimat gestorben sind.
Die Krypta ist ein Gedenkraum für gefallene und vermisste Soldaten. Feierlichkeiten und
Kranzniederlegungen finden hier mehrmals im Jahr statt z. B. am 26. Oktober, dem Österreichischen
Nationalfeiertag oder am 27. April, dem Tag der Wiedererrichtung der Republik Österreich.
Der Weiheraum liegt im linken Flügel des Burgtores und wurde am 27. Mai 1965 den Opfern des österreichischen Freiheitskampfes gewidmet. Ein im hinteren Teil des Raumes stehender schwarzer
Marmorblock trägt die Inschrift:
„Im Gedenken an die Opfer im Kampfe für Österreichs Freiheit.“ 76
Auch hier finden jährlich Gedenkveranstaltungen durch ehemaliger KZ-Insassen und
Widerstandskämpfer statt.
verfasst von Viktoria Wagenknecht
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Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Szokoll
Vgl. http://www.nachkriegsjustiz.at/vgew/1110_simmeringerhauptstrasse.php
Vgl. Sladek, Gerhard. Das Österreichische Heldendenkmal, Wien 2011
Vgl. Sladek, Wien 2011 S 7.
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STRAßENNAMEN ZUR ERINNERUNG AN DIE WIDERSTANDSKÄMPFER WIENS
In Wien Alsergrund findet man den Carl-Szokoll-Platz, der nach dem Widerstandskämpfer Carl Szokoll
benannt wurde. Er wurde am 15. Oktober 1915 in Wien geboren und starb am 25.August 2004. Er war
Mitglied der Verschwörung der geplanten Ermordung Adolf Hitlers, am 20. Juli. Er war in die Planung
„Operation Walküre“ eingeweiht und leitete die „Operation Radetzky“. Im Gegensatz zu Biedermann,
Huth und Raschke konnte Szokoll der Verhaftung und somit dem Tode entfliehen.73
DENKMÄLER & MAHNMALE ERINNERN AN DEN WIDERSTAND IN FLORIDSDORF
Denkmäler & Mahnmale erinnern an den
Widerstand in Floridsdorf
Allgemeines über Floridsdorf
Florisdsdorf ist der 21. Gemeindebezirk Wiens. Dieser Bezirk hat 142.603 Einwohner und eine Fläche
von 44,52 km2. Der Gemeindebezirk besteht aus sieben ehemals eigenständigen Gemeinden. Der namensgebende Bezirksteil Floridsdorf ist flächenmäßig gesehen der Kleinste. Den größten Bezirksteil
bildet Stammersdorf im Norden. An Stammersdorf grenzen Strebersdorf sowie Großjedlersdorf.
Östlich davon liegen Leopoldau und Donaufeld, im Westen befindet sich Jedlesee. In der Zeit der
Industrialisierung wurde in Österreich 1837 die erste Eisenbahnstrecke errichtet, vom Bahnhof
Wien Floridsdorf bis nach Deutsch-Wagram. An verschiedenen Standorten im Bezik befinden sich
Erinnerungsorte an die „Zeit des Austrofaschismus und des Nationalsozialismus“.77
Floridsdorfer Markt 8
„Den Kämpfern für Freiheit und Demokratie Februar 1934 Ihr Vermächtnis-Kampf dem Faschismus!
Die Floridsdorfer Arbeiterschaft.“78 Mit diesem Text erinnert man sich zurück an die am 13. Februar
1934 stattgefundenen Kämpfe. Diese heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Schutzbündlern und
Einheiten der Exekutive verursachten viele Opfer.79
Pragerstraße 18
Ing. Georg Weissel gehörte der Akademischen Legion des Republikanischen Schutzbundes an und war
Wachkommandant der Hauptfeuerwache Floridsdorf. Am Morgen des 13. Februar 1934 bewaffneten
sich die Feuerwehrleute, die dem Schutzbund angehörten, unter der Führung von Georg Weissel, um für
eine demokratische Republik zu kämpfen. Ing. Georg Weissel wurde am 15. Februar 1934 hingerichtet.
„Georg Weissel mutiger Verteidiger der Demokratie, hingerichtet im Februar 1934… “80
Alfred-Huth-Gasse
„Hauptmann Alfred Huth, Kämpfer für Österreichs Freiheit, Hingerichtet am 8. April 1945.“81
Hauptmann Alfred Huth(1918-1945)wurde gemeinsam mit Major Karl Biedermann und Oberleutnant
Rudolf Raschke am 8. April 1945, kurz vor Kriegsende, öffentlich am Spitz gehängt. Er war Mitglied
einer Widerstandsgruppe im Wehrkreiskommando XVII, welche eine friedliche Übergabe Wiens an die
Rote Armee vorbereitete.82
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http://de.wikipedia.org/wiki/Floridsdorf
Vgl.: DÖW. 1998, Seite 425
Vgl.: DÖW. 1998, Seite 425
Vgl.: DÖW. 1998, Seite 435
Vgl.: Exenberger Herbert / Arnberger Heinz unter Mitarbeit von Kuretsidis-Haider Claudia Dokumentationsarchiv des
österreichischen Widerstandes(Hrsg.): Gedenken und Mahnen in Wien 1934-1945. Gedenkstätten zu Widerstand und
Verfolgung, Exil, Befreiung.-Wien:1998, Seite 418
82 Vgl.: DÖW. 1998, Seite 308
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Diese Gedenktafel beim Haupteingang vom Städtischen Amtshaus am Spitz erinnert an die drei
Mitglieder des militärischen Widerstandes in Wien. An Hauptmann Alfred Huth, Major Karl
Biedermann und Oberleutnant Rudolf Raschke, welche am 8. April 1945 hingerichtet wurden. „Sie
kämpften und starben für ihr Vaterland … sie gaben ihr Leben um die Zerstörung Wien in den letzten
Kriegsjahren 1945 zu verhindern.“83
Brünnerstraße 57 (Möbelhaus Lutz)
Auf dem ehemaligen Gelände der Floridsdorfer Lokomotivfabrik befindet sich das Mahnmal, welches an
die zehn Betriebsangehörigen erinnert. Sie verloren ihr Leben im Kampf gegen den Faschismus und starben an den Folgen der langjährigen Haft, wurden erschossen oder enthauptet. Text: Opfer des Faschismus
Buchmann Ferdinand, Fuhry Wilhelm, Gries Karl, Maresch Franz, Oppitz Ferdinand, Pleschkou Franz,
Johann Schichtanz, Johann Suppinger, Vavra Narziss, Weber Johann.84
Brünnerstraße 68-70
Dieses Mahnmal wurde im Werkhof der ÖBB – Hauptwerkstätte Floridsdorf errichtet. Es erinnert an
die 15 Betriebsangehörigen, welche 1934 beziehungsweise in den Jahren 1938 bis 1945 im Kampf gegen
den Faschismus ihr Leben verloren haben.85 „Unsterbliche Opfer, die für Österreichs Freiheit gefallen sind
… Euer Kämpfen und Sterben war für kommendes Recht.“86 Zurzeit wird hier ein Krankenhaus gebaut,
das Mahnmal ist momentan nicht zugänglich.
Gerichtsgasse 5
Ein Denkmal im Betriebsbahnhof Floridsdorf der Wiener Verkehrsbetriebe erinnert an die vier Opfer des
Widerstandes gegen das NS-Regime: Antonia Stockinger(1905-1943), Johann Hornschall(1903-1943),
Engelbert Magrutsch(1905-1905) und Mathias Wagner(1894-1943).87 „Unsterbliche Opfer ihr sanket
dahin…“88
Jüdischer Friedhof
Der jüdische Friedhof war 1880 ein Anfangsprojekt der Israelitischen Cultusgemeinde Floridsdorf, doch
durch die Anknüpfung Floridsdorfs an Wien 1904, gehörte es nun zur Israelitischen Kulturgemeinde
Wien. Der Friedhof liegt an der Ruthnergasse 26 und wird südlich durch die Floridsdorfer Hochbahn
begrenzt. Er wurde circa 1876 errichtet, die erste Beerdigung war am 2. Juni 1877. Die Israelitische
Cultusgemeinde wurde in der Zeit des Nationalsozialismus mitsamt ihrer Synagoge vernichtet. Der
Friedhof wurde 1978 offiziell geschlossen, Beisetzungen sind nur mehr mit einer Sondergenehmigung
möglich, er wird in privater Initiative gepflegt und ist denkmalgeschützt. 89
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Vgl.: DÖW. 1998, Seite 418
Vgl.: DÖW. 1998, Seite 420
http://www.dasrotewien.at/antifaschistische-denkmaeler-und-gedenkstaetten.html
Vgl.: DÖW. 1998, Seite 421
Vgl.: DÖW. 1998, Seite 429
Vgl.: DÖW. 1998, Seite 429
http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdischer_Friedhof_Floridsdorf
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DENKMÄLER & MAHNMALE ERINNERN AN DEN WIDERSTAND IN FLORIDSDORF
Am Spitz 1 (Amtshaus)
DENKMÄLER & MAHNMALE ERINNERN AN DEN WIDERSTAND IN FLORIDSDORF
Karl-Biedermann-Gasse
Major Karl Biedermann(1890-1945) wurde gemeinsam mit Hauptmann Alfred Huth und Oberleutnant
Rudolf Raschke am 8. April 1945 öffentlich am Spitz gehängt. Er war Mitglied einer Widerstandsgruppe
im Wehrkreiskommando XVII, welche eine friedliche Übergabe Wiens an die Rote Armee vorbereitete.90
Pfendlergasse 1
„Unseren toten Freunde 1934 bis 1945“ lautet die Inschrift dieses Denkmals. Es befindet sich beim
Gaswerk Leopoldau und ist nicht öffentlich zugänglich.91 Die Widerstandsgruppe dieses Werkes führte Unterstützungsaktionen für die Angehörigen verhafteter Kollegen durch. So wurden Alfred Eschner,
Josef Fohringer, Leopold Fuhrich, Gustav Gebhart, Josef Hammerschmied, Franz Jarosch, Franz Kuchar
und Marian Porth zum Tode verurteilt und hingerichtet.92
Pragerstraße 20
Vom 13. Juli 1944 bis am 1. April 1945 befand sich im Floridsdorfer Betrieb der Bauerei Schwechat
AG ein Nebenlager des KZ-Mauthausen. Die Häftlingsbaracken standen auf dem Gelände des heutigen Sportplatzes. Eine andere Bezeichnung dafür war auch „Julius“, es war ein Subkommando Wien –
Floridsdorf und reines Männerlager. Dieses Nebenlager war zuständig für die Bereiche Rüstungsindustrie
und Flugzeugbau. Auf diesem Gelände befindet sich kein Denkmal, welches an das Geschehene
erinnert.93
Rudolf Raschke-Gasse
Oberleutnant Rudolf Raschke (1923-1945) wurde gemeinsam mit Hauptmann Alfred Huth und
Major Karl Biedermann am 8. April 1945 öffentlich am Spitz gehängt. Er war Mitglied einer
Widerstandsgruppe im Wehrkreiskommando XVII, welche eine friedliche Übergabe Wiens an die Rote
Armee vorbereitete.94
Siemensstraße 88-92
Das Mahnmal auf dem Betriebsgelände Siemens AG Österreich und die Gedenktafel im Inneren des
Gebäudes erinnern an die Opfer des Faschismus. Hier sind hingerichtete Kollegen aufgelistet, welche
einer Widerstandsorganisation angehörten. Sie sammelten Geldbeträge, die der kommunistischen Partei
zur Unterstützung dienten. „Sie starben für Österreichs Freiheit Ihr Vermächtnis – unser Ziel!“95
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Vgl.: DÖW. 1998, Seite 308
http://www.dasrotewien.at/antifaschistische-denkmaeler-und-gedenkstaetten.html
Vgl.: DÖW. 1998, Seite 434
Vgl.: DÖW. 1998, Seite 436
Vgl.: DÖW. 1998, Seite 308
Vgl.: DÖW. 1998, Seite 439
Exenberger Herbert / Arnberger Heinz unter Mitarbeit von Kuretsidis-Haider Claudia
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes(Hrsg.): Gedenken und Mahnen in Wien 19341945. Gedenkstätten zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung.-Wien:1998
Links:
http://de.wikipedia.org/wiki/Floridsdorf [Stand: 14.4.2012]
http://www.dasrotewien.at/antifaschistische-denkmaeler-und-gedenkstaetten.html [Stand: 2005]
http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdischer_Friedhof_Floridsdorf [Stand: 29.6.2011]
verfasst von Desiree Böhm
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DENKMÄLER & MAHNMALE ERINNERN AN DEN WIDERSTAND IN FLORIDSDORF
Literatur:
Layout & Gestaltung: Stefan Wernig | stefanwernig.com
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