1 Der Klimawandel Seit Mitte des 20. Jahrhunderts steigt unter Schwankungen die bodennahe Temperatur weltweit an. Die 10 wärmsten Jahre seit dem Beginn zuverlässiger Messungen Ende des 19. Jahrhunderts liegen allesamt zwischen 1998 und 2013. Die vier wärmsten Jahre waren 2005 mit 1,05 °C, 2007 mit 1,09 °C, 2010 mit 1,07 °C und 2013 mit 0,99 °C über dem Mittelwert 1901-2000. Die höchsten Erwärmungsbeträge werden im Breitengürtel zwischen 40° und 90° N (zwischen Mittelspanien und Nordnorwegen) über den Kontinenten im Winter und Frühjahr beobachtet. Im Durchschnitt liegt heute die globale bodennahe Lufttemperatur um 0,9 °C höher als der Mittelwert 1901-2000 (13,9 °C) (Tafel 1) (s. www.warnsignal-klima.de). Nach dem 5. Sachstandsbericht des IPCC ergeben die Untersuchungen des Klimasystems der Erde, dass über 90% der aufgenommenen Wärme während der Zeit 1971-2010 in die Ozea­ne floss. Es ist sicher, dass sich zumindest die obere Wasserschicht (0-700 m Wassertiefe) erwärmt hat. In dieser Zeit betrug die Erwärmung in den oberen 75 m 0,11 °C/Jahrzehnt (Tafel 3). Der globale mittlere Meeresspiegelanstieg (GMSLR) ist von etwa 1,7 mm/Jahr vor vier Jahrzehnten auf jetzt etwa 3 mm/Jahr angestiegen. Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC; Zwischenstaatlicher Ausschuss über Klimaveränderung) (2013) gibt für den Zeitraum 1993-2010 einen beobachteten GMSLR von 3,2 mm/Jahr an. Insgesamt stieg der GMSLR von 1901-2010 um 19 cm an. Regional weicht der relative Meeresspiegelanstieg vom GMSLR stark ab. Tafel 1: Entwicklung der global gemitteltene bodennahen Temperatur über Land im Zeitraum 1864 bis 2012. Die Temperatur ist als Abweichung vom Mittelwert 1901-2000 dargestellt. Im Zeitraum 1864 bis 2012 betrug die globale Erhöhung der bodennahen Temperatur etwa 0,9 °C. Seit den 1950er Jahren nimmt die Temperatur der Meeresoberfläche zu und liegt zurzeit etwa 0,5 °C über dem langfristigen Mittelwert von 1901-2000. Die Temperaturerhöhung der Meere ist geringer als die der Landfläche; das liegt daran, dass die Wärmekapazität von Wasser deutlich höher ist und sich die Wärme überdies innerhalb der oberen Schichten des Ozeans durch Durchmischungsprozesse verteilt (Daten NCDC, NOAA). Tafel 2: Veränderungen des globalen mittleren Meeresspiegelanstiegs (GMSLR) während des Zeitraums 1700-2012 (erstellt unter Verwendung von Pegeldaten sowie paläoklimatologischen und altimetrischen Befunden) und Vorhersagen für seinen künftigen Anstieg bis 2100 in den Klima-Szenarien RCP 2,6 (blau) und RCP 8,5 (rot) (IPCC 2013a). Tafel 3: Veränderung der gespeicherten Wärme (in 1022 Joule) in den oberen Wasserschichten der Ozeane während des Zeitraums 1950-2010 nach unterschiedlichen Schätzungen. Der weitaus größte Anteil (>90%) der in den letzten Jahrzehnten vom Klimasystem zusätzlich aufgenommenen Wärme (1971-2010) floss letztlich in die Ozeane. Es ist sicher, dass sich zumindest die obere Wasserschicht (0700 m Wassertiefe) erwärmt hat. In der Zeit 1971-2010 betrug die Erwärmung in den oberen 75 m 0,11 °C/Jahrzehnt (IPCC 2013b). 2 Die Polarregionen Die Erderwärmung erfolgt nicht gleichmäßig. Die Lufttemperatur steigt in den gebirgigen Regionen und vor allem in der Arktis schneller als im globalen Mittel. Tafel 4 zeigt, dass die Erwärmung zwischen 40°N und 90°N höher ausgefallen ist als in den anderen Regionen. Die schnellere Erwärmung in der Arktis führt zu einer raschen Abnahme des Meereises vor allem während der Sommermonate. Im September der letzten Jahre hat sich die Ausdehnung des Meereises im Vergleich zu den 1950er Jahren etwa halbiert (Tafel 5). Ein ähnliches Bild zeigt die Entwicklung der Schneebedeckung in der Nordhemisphäre (s. Abb. 4.11-4). Aus Tafel 6 ist ersichtlich, dass die Ausdehnung des Oberflächenschmelzens auf dem grönländischen Eisschild in den letzten Jahren stark zugenommen hat Zurzeit verliert Grönland ca. 300 km³ Eis/Jahr. Das führt zu einem globalen mittleren Meeresspiegelanstieg von 0,8 mm/Jahr. Tafel 4: Entlang der Breitenkreise gemittelte Temperaturentwicklung im 50 Jahreszeitraum 1963-2012. Die Abbildung zeigt die Erwärmung unter der Annahme, dass die Daten einer einzelnen Messstation Beiträge aus einem Umkreis mit einem Radius von 1.200 km enthalten (Quelle: NASA/GISS Oberflächentemperatur). Tafel 5: Entwicklung der sommerlichen Meereisbedeckung in der Arktis. Die Daten zeigen die starke Abnahme der Meereisausdehnung in den letzten Jahren. Verglichen mit der Ausdehnung in den 1950er Jahren hat sich die eisbedeckte Fläche fast halbiert. Der niedrigste bisher gemessene Wert der Eisausdehnung wurde mit etwa 4 Mio. km² im September 2012 erreicht. Die hier gezeigten Daten für den Zeitraum 1953-1978 stammen primär aus Schiffund Flugzeugmessungen, die Daten ab 1979 aus Satellitenmessungen. (Datensatz bis 1978: HadISST, ab 1979: NSIDC Sea-ice-Index). Tafel 6: Satellitenmessungen des Oberflächenschmelzen in Grönland zwischen 1985 und 2012. Die rot gefärbte Fläche stellt Gebiete dar, in denen zumindest an drei Tagen in der Zeit zwischen dem 1. Mai und 30. September Schmelzen zu beobachten war (Quelle: NASA 2012: Greenland: Annual accumulated days of melt. NASA Scientific Visualization Studio, Goddard Space Flight Center). 3 Tafel 7: Das Nordpolarmeer nimmt in der Arktis eine zentrale Stellung ein. Das 12,26 Mio. km² große und bis 5.449 m tiefe Nordpolarmeer wird auch Arktischer Ozean, Nördliches Eismeer, Arktik oder Arktisches Mittelmeer genannt. Grönland, die größte Insel der Erde ist mit einer Fläche von ca. 2,2 Mio. km² mehr als 6 mal so groß wie Deutschland. Davon sind nur rund 341.700 km² (15,5%) eisfrei. Dort kommen hohe Gebirge vor. Der höchste Gipfel ist der ca. 3.700 m hohe Gunnbjørn Fjeld. Die Anzahl der Forschungsstationen in der Arktis ist recht groß (Weitere Details in Tafel 6 - Warnsignale aus dem Polarregionen - Lozán et al.2006). Tafel 8: Der etwa 13,2 Mio. km² große Kontinent Antarktika (2,7 Mio. km² größer als Europa) und das zirkumpolare Südpolarmeer. Das höchste Gebirge, das Vinson-Massiv erreicht 5.140 m Höhe. Während die Staatsgrenzen in der Arktis gut definiert sind, ist die völkerrechtliche Lage in der Antarktis komplizierter. Zum Antarktisvertrag gehören Anspruchsstaaten, die geographisch nahe liegen und weit entfernte Nichtanspruchsstaaten wie USA, Russland, Deutschland, die die territorialen Ansprüche der anderen Staaten nicht anerkennen. Es besteht Einigkeit darüber, dass die Antarktis nur für friedliche Zwecke genutzt werden soll und dass die Freiheit zur wissenschaftlichen Forschung gewährleistet wird. Dadurch besitzen mehrere Länder dort eine Forschungssta­tion. Insgesamt gibt es zur Zeit 82 Stationen. Die Position von 24 davon sind hier eingezeichnet (s. Warnsignale aus den Polarregionen, 2007 - Klappentext). Eine hohe Zahl von Stationen (36) befindet sich auf der Antarktischen Halbinsel (Quelle: GEO-Grafik, Rainer Droste). 4 Tafel 9: Für den neuen IPCC-Sachstandsbericht hat man vier »Repräsentative Konzentrationspfade« (Representative Concentra­tion Pathways - RCPs) entwickelt, die unterschiedlichen Entwicklungen anthropogener Treibhausgasemissionen in den nächsten Jahrzehnten entsprechen. Die vier Szenarien werden gemäß dem jeweiligen zusätzlichen Strahlungsantrieb bis zum Jahr 2100 gegenüber den Werten von 1750 definiert (Zunahme in W/m², z.B. entspricht RCP8.5 einem anthropogenen Strahlungsantrieb von 8.5 W/m²) (Siehe Tafel 10). Ergänzende Szenarien bis 2300 werden als »Extended Concentration Pathways (ECPs)« bezeichnet (van Vuuren et al. 2011: The overview paper. Climate Change, Vol 109:5-31 ). Die angenommene Entwicklung der Weltbevölkerung für die vier Szenarien bis 2100 ausgehend von 6 Mrd. im Jahr 2000 (links) und der berechnete Einsatz an Primärenergie je nach RCP (rechts). Dadurch ergeben sich verschiedene Treibhausgaskonzen­trationen in der Atmosphäre und Anstöße zu Klimaänderungen (Eigene Grafik D. Kasang nach van Vuuren et al. 2011): Treibhausgase im Jahre 2100 (CO2-äquivalent in ppm): 1370 (RCP8,5) • 850 (RCP6,0) • 650 (RCP4,5) • 400 (RCP2,6) Tafel 10: Strahlungsantrieb (Radiative Forcing) in W/m² (direkt und indirekt) durch anthropogene Treibhausgase, Aerosole und Landnutzung bezogen auf 1750 (IPCC 2013). 5 6 Herausgeber: José L. Lozán • Hartmut Graßl • Dirk Notz • Dieter Piepenburg WARNSIGNAL KLIMA: Die Polarregionen Wissenschaftliche Fakten Mit 255 Abbildungen, 20 Tabellen und 10 Tafeln In Kooperation mit Wissenschaftliche Auswertungen 7 Adresse der Herausgeber: Dr. José L. Lozán Wissenschaftliche Auswertungen Asbrookdamm 11b • D-22115 Hamburg [email protected] Dr. Dirk Notz Max-Planck-Institut für Meteorologie Bundesstrasse 53 • D-20146 Hamburg Prof. Dr. Hartmut Graßl Max-Planck-Institut für Meteorologie Bundesstrasse 53 • D-20146 Hamburg Prof. Dr. Dieter Piepenburg Institut für Polarökologie • Universität Kiel • Wischhofstrasse 1-3 • Gebäude 12 • D-24148 Kiel Veröffentlicht in Kooperation mit GEO Das Reportage Magazin • Am Baumwall 11 • D-20459 Hamburg Gedruckt mit Unterstützung von: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit • Beatrice Nolte Stiftung für Natur- und Umweltschutz • Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven • Max-Planck-Institut für Meteorologie, Hamburg • KlimaCampus, Hamburg • Forschungszentrum Jülich • Deutsche Gesellschaft für Polarforschung • Eurofins GfA Lab Service, Hamburg. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrages, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der Fassung vom 24. Juni 1985 zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Buch berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen und MarkenschutzGesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. (c) Wissenschaftliche Auswertungen, Hamburg ISBN ISBN:39809668-60 EAN 97839809668-63 Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier Titelseite: Jutta Krüger (GEO-Magazin) Titel-Photo: links: Meereis (copyright: Hans Oeter, Bremerhaven), rechts oben: Containerschiff vor Illulissat, Grönland, 2012 (copyright Clive Tesar), rechts mitte: Inuit Nunavut (copyright: Hans Oerter, Bremerhaven), rechts unten: Die Sattelrobbe (copyright: Mario Acquarone, Oslo-Norwegen) Satz: Dr. J.L.Lozán (InDesign 2.0) Druck und Bindung: Direkte Bestellung: Büro: »Wissenschaftliche Auswertungen« Asbrookdamm 11b • D-22115 Hamburg • Deutschland Tel. (+49) (0)40-4304038 Fax. (+49) (0)40-4304038 Mobil: Mobil: 0176-49261792 [email protected] • [email protected] www.warnsignal-klima.de • [email protected] www.warnsignale.uni-hamburg.de 8 Deutsche Bibliothek - CIP Warnsignal Klima: Die Polarregionen Wissenschaftliche Fakten Mit 255 Abbildungen / José L. Lozán ... (Hrsg.) Wissenschaftliche Auswertungen, Hamburg 2014.ISBN:39809668-60 NE:Lozán, José L. [Hrsg.] 2014.EAN: 9783980966863 NE:Lozán, José L. [Hrsg.] Vorwort D ie Polarregionen üben trotz ihrer abgelegenen Lage einen erheblichen Einfluss auf das Weltklima aus. Dies hängt besonders mit den bedeutenden Kopplungsprozessen zwischen der sogenannten Kryosphäre (Eisschilde, Meereis, Schnee und Permafrost) und der atmosphärischen sowie ozeanischen Zirkulation zusammen. Die Polarregionen mit ihren großen Eisschilden über Grönland und dem antarktischen Kontinent beherbergen mehr als 99% des Eisvolumens der Erde. Selbst geringe Schwankungen im polaren Eisvolumen werden zu merklichen Veränderungen des Meeresspiegels führen, und ein Abschmelzen aller Eisschilde würde einen globalen Anstieg des Meeresspiegels um etwa 70 m bewirken. Der Vergleich zwischen den nördlichen und südlichen Polarregionen ergibt signifikante Unterschiede. Der nördliche (66° 30‘ N) und südliche (66° 30‘ S) Polarkreis stellen die geographische Grenze der Arktis und Antarktis dar. Während der größte Teil der Antarktis durch den Kontinent Antarktika eingenommen wird, befindet sich im zentralen Bereich der Arktis das mit Eis bedeckte Nordpolarmeer. Nur die südliche Hälfte der Arktis wird durch die nördlichen Bereiche des asiatischen, europäischen und amerikanischen Kontinentes erreicht. Diese Verbindung zum kontinentalen Festland erlaubt in Gebieten mit relativ günstigen klimatischen Bedingungen eine Besiedlung mit Pflanzen, Tieren und sogar Menschen. Dies ist in der Antarktika nur wenig möglich, da der Kontinent durch einen Ringozean (Südozean) von den anderen Kontinenten getrennt ist und die dort herrschenden klimatischen Bedingungen für das Leben erheblich ungünstiger sind. Die Prognosen der 1980er und 1990er Jahre für das Klima des 21. Jahrhunderts haben sich bisher im Wesentlichen bestätigt; sie waren noch sehr vorsichtig. Die heutigen Befunde zeigen, dass sich das Klima eher schneller ändert als erwartet. Die während des 20. Jahrhunderts beobachtete mittlere Erderwärmung von 0,6 °C hat sich fortgesetzt - wenn auch nicht so schnell wie in den 1990er Jahren. Die zehn wärmsten Jahre seit Beginn der Messungen in 1880 fallen in den Zeitraum 1998 bis 2012. Im Durchschnitt liegt heute die bodennahe Lufttemperatur über 0,9 °C höher als zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Aufgrund unterschiedlicher Faktoren ist die Erwärmung in der nördlichen Polarregion (60° bis 90° N) erheblich stärker (1,6 bis 2,8 °C). Die Folgen sind vielfältig. Die Gebirgsgletscher nehmen stark ab, das arktische Meereis schrumpft auf ein Rekordminimum und die Gefahr eines weiträumigen Abtauens von Permafrostgebieten steigt. Der Meeresspiegel steigt heute schneller als im Mittel des 20. Jahrhunderts. Kleine Inseln und tief liegende Küstenregionen, vor allem in den Entwicklungsländern, die nicht in der Lage sind, wirksame Hochwasserschutzmaßnahmen zu treffen, sind stark bedroht. Die Besiedlungsdichten von Organismen, die auf, im und unter der polaren Meereisdecke leben, werden drastisch schrumpfen. Viele dieser Arten, z.B. Eisbären, sind unmittelbar auf das Vorkommen von Meereis angewiesen und können nirgendwo hin ausweichen. Die größte Gefahr ist durch den Rückzug der Permafrostgebiete gegeben. Riesige Mengen an Kohlenstoff, die oft während Millionen von Jahren in diesen Frostböden gebunden waren, werden als Treibhausgase CH4 und CO2 freigesetzt und die Erwärmung der Erde noch weiter beschleunigen. Wir befinden uns in den Anfängen eines Klimawandels, der bei fehlendem Klimaschutz zu Temperaturen führen kann, wie sie die Erde seit mindestens einer Million Jahre nicht mehr erlebt hat. Zahlreiche Studien zeigen unmissverständlich, dass der Mensch maßgeblich das Klima der Erde beeinflusst. Die Erwärmung stößt sehr langfristige Prozesse an, die sich über Jahrhunderte und Jahrtausende auswirken werden. Beispielsweise dauert die Anpassung des Ozeaninneren an die Erwärmung der Oberfläche und Atmosphäre sehr lange. Die thermische 9 Ausdehnung des Meereswassers wird sich als Meeresspiegelanstieg über Jahrhunderte fortsetzen, selbst wenn die Treib­ hausgaskonzentrationen nicht mehr steigen sollten Die vorliegende Veröffentlichung ist zum Teil auf der Grundlage des im Jahr 2006 erschienenen Buches »Warnsignale aus den Polarregionen« konzipiert. Etwa die Hälfte der 52 Kapitel ist völlig neu und von anderen Autoren verfasst worden. Bei den restlichen Kapiteln handelt es sich um aktualisierte Texte. Rund 100 Wissenschaftler aus führenden Institutionen in Deutschland und benachbarten Ländern beteiligten sich an dem aktuellen Buch, das in fünf große Abschnitte eingeteilt ist. In Abschnitt 1 werden die Polarregionen geographisch und geologisch beschrieben. Großen Wert wird dabei auf die Geschichte der ersten Expeditionen in die Polarregionen, ihre heutige wirtschaftliche Bedeutung sowie die dort lebenden indigenen Völker gelegt. Das Eis und die Meeresströmungen in und um die Polarregionen stehen im Mittelpunkt von Abschnitt 2. Der folgende Abschnitt 3 befasst sich mit der Flora und Fauna der Arktis und Antarktis sowie ihren heutigen und zukünftigen Gefährdungen. Auf die große Rolle der Polarregionen für das Weltklima wird in Abschnitt 4 eingegangen. Im letzten Abschnitt 5 werden schließlich die Forschungsaktivitäten dargelegt und vor allem die Störungen der Umwelt in den Polarregionen sowie der Schutz der dortigen Umwelt und sowie die Gesundheitsgefährdungen der dort lebenden Menschen beleuchtet. Dieses Werk dient der Erfüllung der Pflicht der Wissenschaftler, die Öffentlichkeit fundiert, kritisch und allgemeinverständlich über gesellschaftlich und wissenschaftlich relevante Themen zu informieren. Wie oben dargestellt, laufen die Veränderungen in der Arktis oft schneller ab als anderenorts auf der Erde, und sie haben gravierende Folgen für lokale Pflanzen und Tiere, aber auch für die ganze Erde. Das Buch aktualisiert zum Teil das 2004 im Auftrag des Arktischen Rates durchgeführte Arctic Climate Impact Assessment, dessen Ergebnisse auf 1.500 Seiten veröffentlicht worden sind (ACIA 2004). Die im Buch zusammengestellten Fakten stellen eine wissenschaftliche Grundlage nicht nur für die politischen Entscheidungsträger dar, die für die Festlegung der nationalen und internationalen Rahmenbedingungen zum Klimaschutz verantwortlich sind, sondern auch für so genannte »Multiplikatoren«, wie zum Beispiel Vertreter der Wirtschaft und der Medien sowie Lehrer, die eine besondere Verantwortung in unserer Gesellschaft tragen. Dieses Buch ist also mehr als eine dringende Warnung. Für die Lieferung der Beiträge drücken wir den Autoren unseren Dank aus. Für die kritische Durchsicht der Manuskripte und konstruktive Verbesserungsvorschläge sind wir den Gutachtern zu Dank verpflichtet. Durch Druckkostenzuschüsse unterstützten das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, die Beatrice Nolte Stiftung für Natur- und Umweltschutz, das Max-Planck-Institut für Meteorologie, KlimaCampus Hamburg, das Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, das Forschungszentrum Jülich und die Deutsche Gesellschaft für Polarforschung unsere Bemühungen, dieses Werk einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Herausgeber 10 Inhaltsverzeichnis Vorwort5 Liste der Autoren und Gutachter 9 1 Land, Leute und Bodenschätze 11 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 1.7 1.8 Die Arktis und ihre Grenzen: Eine physisch-geographische Einführung (Jörg-Friedhelm Venzke) Geologische Entwicklung und tektonischer Bau der Antarktis (Georg Kleinschmidt) Geschichte der antarktischen Entdeckungen (Cornelia Lüdecke) Abriss der Geschichte der Entdeckung der Arktis (Reinhard Krause) Die indigenen Völker im Norden: Frühere und gegenwärtige Entwicklungen (Ludger Müller-Wille & Dietbert Thannheiser) Die mittelalterliche Besiedlung Westgrönlands durch die Wikinger Ein fehlgeschlagenes Experiment? (Jörg-Friedhelm Venzke) Permafrost – Ein weit verbreitetes Klimaphänomen der Arktis und Subarktis (Lutz Schirrmeister & Hans-Wolfgang Hubberten) Die Geologie der Arktis, ihre Bodenschätze und ihr rechtlicher Status (Karsten Piepjohn) 2 Meeresströmung, Stürme und Eis 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.7 2.8 Struktur, Dynamik und Bedeutung des antarktischen Wasserringes (Eberhard Fahrbach, Gerd Rohardt, Volker Strasss & Hartmut H. Hellmer) 72 Wassermassenänderungen im Arktischen Ozean (Ursula Schauer) 80 Änderungen in der Nordatlantischen Tiefenwasserbildung und ihre Auswirkungen auf das Europäische Klima (Dagmar Kieke) 86 Roaring Forties und Riesenwellen – Gefahren im Südpolarmeer (Gerhard Schmager, Birger Tinz & Peter Hupfer) 93 Polare Mesozyklonen: Die Hurrikane der Polargebiete (Günther Heinemann) 102 Die Wechselwirkung zwischen antarktischen Schelfeisgebieten und dem Ozean und der Beitrag zur ozeanischen Wassermassenbildung (Klaus Grosfeld, Malte Thoma, Jürgen Determann, Hartmut Hellmer & Ralph Timmermann) 107 Die Massenbilanzen des antarktischen und grönländischen Inlandeises und der Charakter ihrer Veränderungen (Christoph Mayer & Hans Oerter) 115 Veränderung der Dicke und Ausdehnung des Polarmeereises (Dirk Notz)121 3 Flora, Fauna und Ökosysteme 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 3.7 3.8 3.9 3.10 3.11 Flora und Vegetation des terrestrischen Bereichs (Fred J. A. Daniëls, Dietbert Thannheiser & Christoph Wüthrich) 128 Ökophysiologie und Wachstum arktischer Pflanzen im Klimawandel (Reiner Zimmermann, Manfred Küppers & Kurt Loris) 136 Das Meereis als Lebensraum (Iris Werner) 140 Einfluss von Fischerei und Klima auf die Bestände des antarktischen Krill (Volker Siegel) 145 Klimabedingte ökologische Veränderungen in den Bodenfaunen polarer Schelfmeere (Dieter Piepenburg & Julian Gutt) 152 Die Fische des Nord – und Südpolarmeeres (Karl-Hermann Kock & Christian von Dorrien) 160 Vogelwelt der Polarregionen und ihre Gefährdung (Hans-Ulrich Peter) 169 Robben und Robbenschlag in der Antarktis (Joachim Plötz, Horst Bornemann & Lars Kindermann) 177 Arktische Robben und Eisbären – Auswirkungen von Klimaerwärmung und Ressourcennutzung (Marie-Anne Blanchet, Mario Aquarone & Ursula Siebert) 183 Warnsignale Walfang (Petra Deimer-Schütte) 192 Marine Biodiversität in den Polarregionen nach der Volkszählung der Meere (Angelika Brandt)200 11 18 29 36 43 48 53 62 71 128 11 4 Das Weltklima und die Polarregionen 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 4.7 4.8 4.9 4.10 4.11 4.12 4.13 4.14 Wechselwirkungen zwischen arktischem Meereis und der atmosphärischen Zirkulation (Klaus Dethloff, Dörthe Handorf, Annette Rinke, Wolfgang Dorn & Ralf Jaiser) Niederschläge in den Polarregionen und ihre Erfassung (Andreas Becker & Bruno Rudolf) Atmosphärische Messungen an der AWIPEV Station Spitzbergen (Roland Neuber, Marion Maturilli, Peter von der Gathen, Andreas Herber, Markus Rex, Christoph Ritter, Justus Notholt, Mathias Palm & Nicholas Deutscher) Das Polarlicht (Kristian Schlegel) Erwärmung der Polarregionen in den letzten 50 Jahren: Ursachen und Folgen (Dirk Notz) Verhalltes Warnsignal: Die Erwärmung des Nordpolargebietes während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (Birger Tinz & Peter Hupfer) Die Rolle ozeanischer Wärmetransporte für das Klima der Arktis im letzten Jahrtausend (Johann Jungclaus) Polareiskerne - Archive globaler Klima- und Umweltveränderungen (Hubertus Fischer) Die polaren Meeressedimente als Archiv des Weltklimas (Dierk Hebbeln & Christoph Vogt) Der katabatische Wind über den polaren Eisschilden (Günther Heinemann) Meeresspiegelanstieg - Eisschilde, Gletscher und thermische Ausdehnung: Eine kurze Übersicht (José L. Lozán) Anmerkungen über Veränderungen in den Eisströmen der Eisschilde (Torsten Albrecht & José L. Lozán) Permafrostbeeinflusste Böden (Kryosole) im Klimawandel (Lars Kutzbach, Sebastian Zubrzycki, Christian Knoblauch, Claudia Fiencke & Eva-Maria Pfeiffer) Methanhydrate in arktischen Sedimenten – Einfluss auf Klima und Stabilität der Kontinentalränder (Gerhard Bohrmann, Tina Treude & Klaus Wallmann) 5 Forschung, Gefährdung und Schutz 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6 5.7 5.8 5.9 5.10 5.11 Über die deutschen Forschungsaktivitäten in den Polarregionen (Hartwig Gernandt & Jörn Thiede) Rückgang des Ozons in der Stratosphäre der Polarregionen (Jens-Uwe Grooß, Martin Riese, Reinhold Spang & Rolf Müller) Ausbreitung von Schadstoffen in die Polarregionen (Ralf Ebinghaus, Christian Temme & Zhiyong Xie) Anreicherung und Effekte von organischen Schadstoffen in der polaren Umwelt (Roland Kallenborn) Tourismus und seine Auswirkungen (Michaela Mayer) Globale Gefahren durch intensive Nutzung der Taiga-Wälder (Jörg-Friedhelm Venzke & Marco Langer) Die Nutzung von Öl- und Gasvorkommen in einer nahezu eisfreien Arktis (Manfred A. Lange) Antarktis im Spannungsfeld zwischen Forschung, Tourismus und Umweltschutz (Wiebke Schwarzbach, Fritz Hertel, Jacqueline Hilbert & Heike Herata) Meeresschutzgebiete in der Antarktis: Lassen sich Schutz- und Fischerei-Interessen verbinden? (Stefan Hain) Gebietsstreitigkeiten in der Arktis – Ist eine friedliche Beilegung mittels Abgrenzung erreichbar? (Alexander Proelß) Umweltschutz in einer Arktis im Wandel (Martin Sommerkorn) 6 Sachregister 12 206 206 213 220 226 230 236 243 248 254 260 265 271 275 285 290 290 302 310 319 327 335 340 347 354 360 365 370 Liste der Autoren und Gutachter Torsten ALBRECHT, Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK) Mario AQUARIONE, Institute for Arctic and Marine Biology, University of Tromsø, Norway Andreas BECKER, Global Precipitation Climatology Centre, c/o Deutscher Wetterdienst, Offenbach. Marie-Anne BLANCHET, Norwegian Polar Institute, FRAM Centre, Tromsø, Norway Gerhard BOHRMANN, Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, MARUM, Universität Bremen. Horst BORNEMANN, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven. Angelika BRANDT, Biozentrum Grindel, Universität Hamburg. Fred J. A. DANIËLS, Institut für Biologie und Biotechnologie der Pflanzen, Universität Münster. Petra DEIMER-SCHÜTTE, Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere e.V., Hamburg Jürgen DETERMANN, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven. Klaus DETHLOFF, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Potsdam. Nicholas DEUTSCHER, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Potsdam. Wolfgang DORN, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Potsdam. Ralf EBINGHAUS, Helmholtz-Zentrum Geesthacht. Eberhard FAHRBACH, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven. Claudia FIENCKE, Institut für Bodenkunde, Universität Hamburg. Hubertus FISCHER, Physics Institute & Oeschger Centre for Climate Change Research - University of Bern Hartwig GERNANDT, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven. Hartmut GRASSL, Max-Planck-Institut für Meteorologie, Hamburg. Jens-Uwe GROOSS, Institut für Chemie und Dynamik der Geosphäre, Forschungszentrum Jülich. Klaus GROSFELD, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven. Julian GUTT, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven. Stefan HAIN, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven. Dörthe HANDORF, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Potsdam. Andreas HERBER, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Potsdam. Dierk HEBBELN, Geowissenschaften, MARUM - Zentrum für Marine Wissenschaften, Universität Bremen. Günther HEINEMANN, FB Raum- und Umweltwissenschaften, Umweltmeteorologie, Universität Trier. Hartmut H. HELLMER, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven. Heike HERATA, Umweltbundesamt (UBA), Dessau-Roßlau. Fritz HERTEL, Umweltbundesamt (UBA), Dessau-Roßlau. Jacqueline HILBERT, Umweltbundesamt (UBA), Dessau-Roßlau. Hans-Wolfgang HUBBERTEN, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Potsdam. Peter HUPFER, Institut für Physik, Humboldt-Universität zu Berlin. Ralf JAISER, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Potsdam. Johann JUNGCLAUS, Max-Planck-Institut für Meteorologie, KlimaCampus, Universität Hamburg Roland KALLENBORN, Biotechnologie u. Ernährungswissenschaften, Norwegische Universität für Biowissenschaften. Dagmar KIEKE, Institut für Umweltphysik - Abteilung Ozeanographie, Universität Bremen Lars KINDERMANN, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven. Georg KLEINSCHMIDT, Geologisch-Paläontologisches Institut, J.W. Goethe-Universität, Frankfurt a.M. Christian KNOBLAUCH, Institut für Bodenkunde, Universität Hamburg. Karl-Hermann KOCK, Thünen-Institut für Seefischerei, Hamburg. Reinhard A. KRAUSE, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven. Manfred KÜPPERS, Botanisches Institut und Botanischer Garten, Universität Hohenheim. Lars KUTZBACH, Institut für Bodenkunde, Universität Hamburg. Manfred A. LANGE, The Cyprus Institute, Energy, Environment and Water Research Center (Zypern). Marco LANGER, Institut für Geographie, Universität Bremen. Kurt LORIS, Universität Hohenheim, Institut für Botanik José L. LOZÁN, Biozentrum Grindel, Universität Hamburg. Cornelia LÜDECKE, Arbeitskreis Geschichte der Polarforschung, München. Marion MATURILLI, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Potsdam. Christoph MAYER, Bayerische Akademie der Wissenschaft, München. Michaela MAYER, INASEA Bremen. Rolf MÜLLER, Institut für Chemie und Dynamik der Geosphäre, Forschungszentrum Jülich. Ludger MÜLLER-WILLE, Departement of Geography, McGill University, Montréal (Kanada). Roland NEUBER, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Potsdam. Justus NOTHOLT, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Potsdam. Dirk NOTZ, Max-Planck-Institut für Meteorologie, KlimaCampus, Universität Hamburg Hans OERTER, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven. 13 Mathias PALM, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Potsdam. Hans-Ulrich PETER, Institut für Ökologie, Universität Jena. Eva-Maria PFEIFFER, Institut für Bodenkunde, Universität Hamburg. Dieter PIEPENBURG, Institut für Polarökologie, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Karsten PIEPJOHN, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Hannover. Joachim PLÖTZ, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven. Alexander PROELSS, Fachbereich Rechtswissenschaft, Universität Trier. Markus REX, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Potsdam. Martin RIESE, Institut für Chemie und Dynamik der Geosphäre, Forschungszentrum Jülich. Annette RINKE, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Potsdam. Christoph RITTER, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Potsdam. Gerd ROHARDT, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven. Bruno RUDOLF, Global Precipitation Climatology Centre, c/o Deutscher Wetterdienst, Offenbach. Ursula SCHAUER, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven. Lutz SCHIRRMEISTER, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Potsdam. Kristian SCHLEGEL, Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, Katlenburg-Lindau. Gerhard SCHMAGER, ex-Marineamt, Abteilung Geoinformationswesen, Rostock. Wiebke SCHWARZBACH, Umweltbundesamt (UBA), Dassau-Roßlau. Ursula SIEBERT, Institut für Terrestrische und Aquatische Wilftierforschung (ITAW), Stiftung T.Hochschule Hannover Volker SIEGEL, Thünen-Institut für Seefischerei, Hamburg. Martin SOMMERKORN, WWF Global Arctic Programme, Oslo-Norwegen. Reinhold SPANG, Institut für Chemie und Dynamik der Geosphäre, Forschungszentrum Jülich. Volker STRASS, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven. Christian TEMME, Eurofins GfA Lab Service, Hamburg. Dietbert THANNHEISER, Institut für Geographie, Universität Hamburg. Jörn THIEDE, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven. Malte THOMA, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven. Ralph TIMMERMANN, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven. Birger TINZ, Geschäftsfeld Seeschifffahrt, Deutscher Wetterdienst, Hamburg. Tina TREUDE, GEOMAR, Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung, Kiel. Jörg-Friedhelm VENZKE, Institut für Geographie, Universität Bremen. Christoph VOGT, Fachbereich Geowissenschaften. Universität Bremen. Peter VON DER GATHEN, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Potsdam. Christian VON DORRIEN, Thünen-Institut für Seefischerei, Rostock. Klaus WALLMANN, GEOMAR, Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung, Kiel. Iris WERNER, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Christoph WÜTHRICH, Geographisches Institut, Universität Basel (Schweiz). Zhiyong XIE, Helmholtz-Zentrum Geesthacht. Reiner ZIMMERMANN, Botanisches Institut und Botanischer Garten, Universität Hohenheim. Sebastian ZUBRZYCKI, Institut für Bodenkunde, Universität Hamburg. Gutachter Prof. Dr. Hartmut Grassl, Max-Planck-Institut für Meteorologie, Hamburg. Prof. Dr. Peter Hupfer, Institut für Physik, Humboldt-Universität zu Berlin. Dr. Ludwig Karbe, Institut für Hydrobiologie und Fischereiwissenschaft, Universität Hamburg. Dr. Armin Köhl, Institut für Meereskung, KlimaCampus, Universität Hamburg Prof. Dr. Doris König, Bucerius Law School, Hochschule für Rechtswissenschaft, Hamburg. Prof. Dr. Lars Kutzbach, Institut für Bodenkunde, Universität Hamburg. Prof. Dr. Manfred A. Lange, Institut für Geophysik, Westf. Wilhelms-Universität Münster. Dr. José L. Lozán, Universität Hamburg, Wissenschaftliche Auswertungen, Hamburg. Dr. Dirk Notz, Max-Planck-Institut für Meteorologie, KlimaCampus, Universität Hamburg Prof. Dr.Dieter Piepenburg, Institut für Polarökologie, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Dr. Hein von Westernhagen, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung. 14 1 LAND, LEUTE UND BODESCHÄTZE Die Vorstellung über die Polarregionen ist die einsamer und eisbedeckter Gebiete, die durch extreme Kälte, dauernde Dunkelheit während des Winters (Polarnacht) und dauernde Helligkeit während des Sommers (Polartag) charakterisiert sind. Diese Regionen, vor allem die Arktis, sind jedoch wesentlich vielfältiger und komplexer strukturiert und schon lange nicht mehr unberührt durch den Menschen. Die Ausdehnung der asiatischen, europäischen und amerikanischen Kontinente bis in die Arktis hinein erleichterte deren Besiedlung durch Pflanzen, Tiere und Menschen. Zurzeit leben dort rund 4 Mio. Menschen, von denen ca. 50% im russischen Teil ansässig sind. Antarktika, der südpolare Kontinent, wurde vor allem aufgrund der großen Entfernung von Europa viel später entdeckt. Nicht nur, weil eine Verbindung zu den großen Kontinenten fehlt, sondern auch infolge der herrschenden extremen klimatischen Bedingungen lebte und lebt dort kein Mensch ständig, und nur wenige Pflanzen- und Tierarten haben es geschafft, sich auf Antarktika zu etablieren. Auch geographisch sind beide Polarregionen sehr unterschiedlich. Während der Kontinent Antarktika (ca. 12 Mio. km²) von einem großen Ringozean (ca. 38 Mio. km²) umgeben ist, befindet sich in der Mitte der Arktis das Nordpolarmeer oder der Arktische Ozean (14 Mio. km²), das von ausgedehnten Landgebieten (ca. 8 Mio. km²) umrandet wird. Politisch werden die Gebietsansprüche in der Arktis durch die Grenzen und Wirtschaftszonen der Anrainerstaaten geregelt. Die Lage in Antarktika und dem umgebenden Südozean stellt sich aufgrund der unterschiedlichen Interessen von Anspruchsstaaten und Nichtanspruchsstaaten des Antarktis-Vertragssystems komplizierter dar. Eine Regelung der Ansprüche ist wichtig, denn Antarktis und Arktis gelten als Regionen mit einem großen Rohstoffpotenzial für die Zukunft. 2 MEERESSTRÖMUNG, STÜRME UND EIS Die Meeresströmungen transportieren überschüssige Wärme aus den niederen Breiten in die Polarregionen und sorgen damit für ein relativ milderes Klima auf der Erde. Die ozeanographischen Bedingungen in den Polarre­gionen sind jedoch sehr unterschiedlich. Im Süden sind die Meeresströmungen charakterisiert durch einen Wasserring um den antarktischen Kontinent, Antarktika, der die drei großen Ozeanen zu einem Südlichen Ozean (Südpolarmeer) vereinigt (Kap. 2.1 - Fahrbach et al.) und einen regen Austausch zwischen diesen unterschiedlichen Wassermassen ermög­licht. Das Nordpolarmeer ist dagegen von Landmassen und Nebenmeeren umgeben und stellt so ein relativ isoliertes Gebiet mit geringem Wasseraustausch mit den großen Ozeanen dar. Nur der Wasserwechsel durch die Framstraße mit dem Atlantik ist von einer nennenswerten Größe (Kap. 2.2 - Schauer). Die größte Menge Eis der Welt befindet sich in den Eisschilden Antarktikas und Grönlands (Kap. 2.7 - Mayer & Oerter); sie speichern große Wassermengen und können schon durch geringe Schwankungen den Meeresspiegel beeinflussen. Sie bestimmen ebenfalls aufgrund ihrer großen Fläche (12,1 Mio. und 1,7 Mio. km²) und Höhe bis 4.000 m maßgeblich die globale atmosphärische Zirkulation, weil sie das Gefälle des Luftdrucks zwischen den Polen und den Tropen aufrecht erhalten. Veränderungen der Eisschilde sind aufgrund ihrer Größe nur schwer zu quantifizieren. Die Variabilität in der Ausdehnung und Dicke der Meereisdecke ist dagegen etwas leichter feststellbar; sie reagiert wegen ihrer Dicke von nur wenigen Metern auf Veränderungen der Luft- und Wassertemperatur sehr rasch und stellt daher einen Schlüsselindikator der Klimaveräderung dar (Kap. 2.8 - Notz). Eine weitere Bedeutung der Polarregionen liegt in der Wechselwirkung mit den Meeresströmungen, die zur Bildung vom Tiefenwasser führt. Gelangt wärmeres Wasser in die kalten Gebiete höherer Breiten, kühlt sich das Wasser durch starke Wärmeabgabe an die Atmosphäre so weit ab, dass es dichter als dasjenige in tieferen Schichten werden kann und daher absinkt. Diese Konvektion ist umso tiefreichender, je stärker die Abkühlung ist. Maximale Konvektion findet man besonders im hohen Nordatlantik und in der Antarktis. Die Bildung neuen Tiefenwassers treibt die globale Tiefenzirkulation an. Es entsteht ein riesiger ozeanischer Kreislauf in der Art eines »Förderbandes« (»oceanic conveyor belt«, s. unetere Abbildung), dessen Umlaufperiode bis zu ca.1.000 Jahre beträgt. Störungen der Anregung dieses Förderbandes führen je nach ihrer Stärke und Dauer zu nachhaltigen Klimaschwankungen in großen Gebieten. Ferner wirkt die marine Zirkulation nicht nur thermisch auf das Klima, sondern auch als Teil großer biogeochemischer Kreisläufe, insbesondere des Kohlenstoffs auf die Naturverhältnisse. Besonders das Südpolarmeer zeichnet sich durch aussergewöhnliche meteorologische und ozeanographische Bedingungen aus. Dabei handelt es sich vor allem um starke Winde und hohen Seegang (Kap. 2.5 - Heinemann). Die Windverhältnisse haben die Fahrensleute mit dem Ausdruck »stürmische Westwinde« belegt, der für beiden Polar­regionen gilt, im Süden aber eine ganz besondere Bedeutung hat. Denn die Starkwinde zwischen 40 und 60 °S heißen seemännisch »brüllende Vierziger« und »wütende Fünfziger« während südlich von 60 °S »kreischende Sechziger« (Kap. 2.4 - Schmager et al.) herrschen. Viele Schiffe sind in der Vergangenheit verloren gegangen. Auch heute, trotz moderner Wetterberichte und leistungsfähiger Navigationssysteme, sind solche Verluste noch zu beklagen. 15 3 FLORA, FAUNA UND ÖKOSYSTEM Die nord- und südpolaren Regionen beherbergen – trotz der extremen klimatischen Bedingungen, die ihre Ökologie tiefgreifend prägen – eine zum Teil erstaunlich reiche Fauna und Flora. Die Produktivität der Lebensgemeinschaften kann so hoch sein, dass ihre Nutzung als natürliche Ressource für den Menschen von erheblicher Bedeutung ist, vor allem für die indigene Bevölkerung der Arktis. In diesem Teil des Buches wird die Ökologie wichtiger Lebensräume und -gemeinschaften der Polargebiete beschrieben. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Darstellung der eindrucksvollen Anpassungen der Organismen an die extremen Bedingungen, die es ihnen erlaubt, die Arktis oder Antarktis zu besiedeln. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Darstellung der Auswirkungen natürlicher und anthropogener Einflüsse, vor allem der ökologischen Effekte des Klimawandels, der sich in der arktischen Region besonders rasch vollzieht und drastische Umweltveränderungen zur Folge hat. Dazu gehören u.a. fortschreitende Erwärmung, rapider Rückgang von Permafrost und Meereis, gravierende Verschiebungen in den Verbreitungsmustern der Pflanzen und Tiere sowie bedeutende Veränderungen des Produktionsregimes und der Struktur der Nahrungsnetze. Kap. 3.1 - Daniels et al. und 3.2 - Zimmermann et al. beschreiben die landlebende Flora der arktischen Polarregion. Die weiteren Kapitel beschäftigen sich mit dem Leben in den polaren Meeren. Das Meereis als spezifisch polarer – und durch die Ozeanerwärmung besonders gefährdeter – Lebensraum steht im Zentrum vom Kap. 3.3 - Werner; das Benthos, die Lebensgemeinschaft des Meeresbodens, ist Thema eines weiteren Beitrags (Kap. 3.5 - Piepenburg & Gutt). Dem Krill, einem Schlüsselorganismus des Südozeans, ist Kap. 3.4 - Siegel gewidmet. Die oberen Glieder der polaren Nahrungsnetze – Fische (Kap. 3.6 - Koch & von Dorrien), Vögel (Kap. 3.7 - Peter), Robben und Eisbär (Kap. 3.8 - Plötz et al. und 3.9 - Blanchet et al.) sowie Wale (Kap. 3.10 - Deimer-Schütte) – werden hinsichtlich ihrer Biologie, Nutzung und Gefährdung jeweils gesondert behandelt. Abgerundet wird dieser Abschnitt des Buches mit einer Betrachtung der Biodiversität in arktischen und antarktischen Meeren (Kap. 3.11 - Brandt). Zwei Artikel über die möglichen ökologischen Folgen der »Ozeanversauerung« sind im Band Warnsignal Klima: Die Meere enthalten. Die Funktion der marinen Lebensgemeinschaften im globalen Kohlenstoffkreislauf, der wegen seines Einflusses auf den atmosphärischen CO2-Gehalt von Bedeutung ist, wurde im Kap. 3.4 vom Band Warnsignale aus den Polarregionen (2006) beleuchtet . Das große marine Förderband mit kalter Tiefenströmung und warmer Oberflächenströmung und Tiefenwasserbildung im NordAtlantik und in der Antarktis (Nach Rahmstorf). 16 4 DAS WELTKLIMA UND DIE POLARREGIONEN Infolge der Neigung des Erdachse gegenüber der Erdbahnebene (gegenwärtig etwa 23,5°) besitzen die Polargebiete besondere Wetter- und Klimabedingungen, die primär die großen Eisschilde und die vielfältigen anderen Eisarten hervorrufen und erhalten. Der Wechsel von Polartag und -nacht, die niedrigen Temperaturen, die relativ geringen Niederschläge und die häufigen Stürme machen die Polargebiete zu unwirtlichen Gegenden, deren Erforschung äußerst mühselig und sehr gefährlich war und ist. Heute können die Klimasysteme der Arktis und Antarktis in den Grundzügen als erforscht gelten. Man weiß schon viel über die Klimageschichte, über die Rolle des Ozeans, die Energie- und Massenbilanzen der großen Gletscher, die Wetterprozesse im Laufe der Jahreszeiten und vieles andere mehr. Beobachtete Klimavariationen zeigten die Klimaempfindlichkeit der Zonen des »ewigen Eises« klar. Heute ist die Frage brennend, welchen gravierenden Änderungen die Polarregionen unterliegen werden, wenn der globale Klimawandel weiter voranschreitet. Die Klimamodelle sagen eine starke Erwärmung von Arktis und Antarktis voraus, wobei die südliche Kryosphäre voraussichtlich viel länger stabil bleibt als die nördliche. Wird sich das Klima Europas sogar abkühlen, wenn im Nordatlantik die Vertikalkonvektion infolge Eisschmelze geringer wird? Welche Rückwirkungen hat ein ganz oder partiell eisfreies Nordpolarmeer auf das Weltklima? Das sind Fragen, mit der sich die Wissenschaftler heute intensiv befassen. Auf das Thema »Neue Seewege« geht Kap. 4.7 im Band Warnsignal Klima: Die Meere ein. 5 FORSCHUNG, GEFÄHRDUNG UND SCHUTZ Die Polarregionen sind durch extreme Bedingungen und ihre seit Jahrmillionen vom Eis geprägten Landschaften schwer zugänglich. Nicht zuletzt aufgrund dieser Umweltbedingungen begann ihre umfassende Erforschung erst im 20. Jahrhundert. Eine wissenschaftliche Zusammenarbeit in der Antarktis fing während des Internationalen Geophysikalischen Jahres (IGY) 1957/58 an. Sie wird bis heute von dem 1958 gegründeten nicht-staatlichen Scientific Committee on Antarctic Research (SCAR) gefördert und international koordiniert. Zwölf Staaten, die während des IGY in der Antarktis Forschungsstationen eingerichtet hatten, unterzeichneten 1959 den Antarktisvertrag, der die friedliche Nutzung und die internationale wissenschaftliche Kooperation langfristig festschrieb. Bis heute traten weitere 36 Staaten diesem Vertragswerk bei. Sein Konsultativstatus fordert einerseits »conducting substantial research activities« und gewährt andererseits Mitsprache bei der Verabschiedung von Empfehlungen, Entscheidungen und Beschlüssen. Eine internationale Zusammenarbeit zur Erforschung der Arktis war während des »Kalten Krieges« aussichtslos. Die USA und die UdSSR standen sich in dieser Region mit ihrem Nukleararsenal direkt gegenüber. Erst durch die politischen Veränderungen in der Sowjetunion eröffneten sich erste Perspektiven. 1990 wurde als nicht-staatliche Organisation das International Arctic Science Committee (IASC) gegründet, das – ähnlich wie SCAR für die Antarktis – Forschungsprogramme anregt und die internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit koordiniert. 1990 unterzeichneten die acht Anrainerstaaten der Arktis gemeinsam mit Vertretern der Urbevölkerung die Arctic Environmental Protection Strategy (AEPS) und etablierten 1996 mit der Ottawa Declaration den Arctic Council als höchstes zwischenstaatliches arktisches Forum. Neben den Anrainerstaaten beteiligen sich weitere elf Nationen aus Asien, Nordamerika und Europa als Mitglieder im IASC an der Arktisforschung. Die Forschung in der Arktis und Antarktis ist logistisch sehr aufwändig und verfolgt weitgesteckte Ziele in allen Bereichen der Naturwissenschaften. Ein Schwerpunkt dabei sind die negativen, Pflanzen, Tiere und Menschen gefährdenden Entwicklungen, deren Ursachen teilweise in den anthropogenen globalen Veränderungen liegen. In diesem Zusammenhang ist der Ozonrückgang in der Stratosphäre über der Antarktis und der Arktis eines der stärksten Signale. Der Schadstofftransport aus mittleren Breiten durch die atmosphärische Zirkulation und Meereströmungen stellt eine besondere Gefahr in der Arktis dar. So zählt die Muttermilch der Inuit zu den höchstbelasteten der Welt. Veränderungen im Hormonhaushalt von Eisbären sind so groß, dass es zu Störungen bei der Fortpflanzung dieser Tiere kommt. Und schließlich muss die Erwärmung erwähnt werden, die in der Arktis, erheblich schneller voranschreitet als im globalen Mittel. Als Folge davon ist ein starker Rückgang des Meereises zu beobachten. Pflanzen und Tiere verlieren dadurch ihre Lebensräume. Zudem tauen Permafrostböden auf, wodurch Infrastrukturelemente wie Straßen, Gebäude, Öl- und Gasleitungen gefährdet werden. 17