Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) Die Japanische Esskastaniengallwespe (Dryocosmus kuriphilus) in Baden-Württemberg Quarantäneschädling in mehreren Waldgebieten und an Bäumen im öffentlichen Stadtraum gefunden. Erster Nachweis von Japanischen Esskastaniengallwespen in Deutschland Die Japanische Esskastaniengallwespe (Dryocosmus kuriphilus) wird international als Quarantäneschädling gelistet und befällt die, auch im westlichen Süddeutschland verbreiteten, Esskastanien (Castanea sativa Mill.). Ein ausführliches Merkblatt mit näheren Informationen zu dieser Gallwespe wurde vom Julius Kühn-Institut (JKI) erstellt. (Merkblatt des JKI) Abb. 1 und 2: Mehrere Gallen der Japanischen Esskastaniengallwespe an einem Zweig, befallene Bäume verlieren deutlich an Blattfläche (Bilder: von Wuthenau, Zimmermann) Befall in Baden-Württemberg: Im Juni 2013 wurde die Japanisch Esskastaniengallwespe erstmalig in Wäldern in Deutschland nachgewiesen. Larven der Wespe und die durch sie verursachten Gallen wurden an Esskastanien in Wäldern der Städte Mannheim und Heidelberg sowie im Rhein-Neckar-Kreis festgestellt. Nach diesen Erstfunden wurden Esskastanienbestände im ganzen Land Baden-Württemberg untersucht. An folgenden Standorten (Siehe Abb. 6) konnte ein Befall festgestellt werden: • • Forst: Stadtwald Heidelberg, Stadtwald Mannheim, Rhein-Neckar-Kreis, Landkreis Tübingen Bäume im Stadtgrün: Kreise Reutlingen, Rastatt und Karlsruhe; Stadt Karlsruhe Biologie und natürliche Verbreitung: Die natürliche Heimat der Gallwespe Dryocosmus kuriphilus (Hym. Cynipidae) ist China. Ihre Verbreitung begann ab ungefähr 1940 und das erste Auftreten außerhalb Chinas wurde in Japan beobachtet. Sie befällt nur Bäume der Gattung Castanea und entwickelt sich in einer Generation pro Jahr. Die etwa 3 mm kleinen Wespen legen im Sommer bis zu 30 Eier pro Weibchen in die Knospen der Esskastanien. Die Larven schlüpfen noch vor dem Herbst und überstehen die Fröste in den Knospen der Kastanien. Im Frühjahr, etwa ab April, entwickeln sich die Gallen während des Knospenschiebens. Die Larven fressen bis in den Juni hinein in der Seite 1 von 3 Galle, wo auch die Verpuppung stattfindet. Nachdem die Wespen im Juli aus der Galle geschlüpft sind, leben sie noch maximal 10 Tage als Wespe und legen während dieser Zeit ihre Eier in den neuen Knospen ab. Ein entdeckter Befall im Freiland geht also mindestens auf eine Infektion aus dem Vorjahr zurück. Neben kurzen Strecken durch aktiven Flug können die kleinen Wespen durch Windverfrachtung auch größere Strecken über mehrere hundert Meter zurücklegen. Während in Asien mehrere Schlupfwespen als natürliche Gegenspieler (Antagonisten) der Esskastaniengallwespe bekannt sind, gibt es bislang keinen Nachweis von Antagonisten dieser Gallwespe in Europa. Diese Gallwespe vermehrt sich parthenogenetisch, das heißt, es gibt nur Weibchen. Schadbild und Schadwirkung: Die Schäden an den Esskastanien betreffen zunächst das Laub. Durch die charakteristischen Verwachsungen (Gallen) an den Blättern reduziert sich die Blattfläche der Bäume. Ein Absterben infizierter Bäume wurde noch nicht beobachtet. In Italien wurden jedoch in der Maronenproduktion bei gestressten Bäume Ernteeinbußen von 50-70% festgestellt. An Esskastanien ist nur diese Gallwespe als Gallbildner bekannt, so dass eine Verwechslung des Schadbildes weitgehend ausgeschlossen werden kann. Abb. 4 und 5: Wespe auf einer Knsope und Larven der Japanischen Esskastaniengallwespe in einer geöffneten Galle. (Bilder: Schrameyer, Zimmermann) Verschleppung: Da die Esskastaniengallwespe sich schon in Norditalien und der südlichen Schweiz angesiedelt hat ist eine Verschleppung mit Jungpflanzen von Esskastanien aus diesem Raum möglich. In 2012 wurden befallene Jungpflanzen von einem deutschen Händler nach Sachsen verkauft. Auch nach Baden-Württemberg waren Pflanzen der gleichen Lieferung gelangt, diese aber ohne Befall. Die Rückverfolgung der Lieferungen zeigte, dass die Pflanzen aus Norditalien stammten. Es ist nicht auszuschließen, dass auch der jetzige Befall auf solche Einschleppungen zurückzuführen ist. Eine weitere Einschleppung kann über Laubreste auf Zügen oder LKWs über entsprechende Verkehrswege erfolgen, zum Beispiel entlang von Autobahnen, an Raststätten oder Güterbahnhöfen. Bekämpfung in Europa: Für eine direkte Bekämpfung sind in Deutschland keine Pflanzenschutzmittel zugelassen. Die Mitgliedstaaten der EU sind verpflichtet das Vorkommen der Esskastanie zu beobachten. Wenn befallene Bäume innerhalb der Europäischen Union entdeckt werden, müssen die zuständigen Behörden Befalls-, Fokusund Pufferzonen ausweisen. (EU-Richtlinie zur Esskastaniengallwespe). In den Gebieten wird ein intensives Monitoring durchgeführt um die Verbreitung des Schaderregers zu beobachten. Es ist verboten aus diesen Gebieten Jungpflanzen zu verbringen, damit eine aktive Verbreitung durch den Menschen verhindert wird. Wenn ein Befall an einzelnen Bäumen gefunden wird, kann es sinnvoll sein, diese Bäume zu fällen und das Laub zu vernichten, damit sich dieser Befall nicht weiter ausbreitet. Situation in den Nachbarländern: In der Schweiz wurde seit 2009 in mehreren Kantonen nördlich der Alpen ein Befall durch die Esskastaniengallwespe festgestellt. (Informationen der Schweizer Verwaltung) In Frankreich kommt sie seit dem Jahr 2007 in dem Departement Rhône-Alpes vor. (Informationen der französischen Verwaltung) Seite 2 von 3 Was können Sie tun? Was tun, wenn Sie verdächtige Gallen an Esskastanien finden? 1. Gallen abschneiden und sicher verwahren (z.B. in Schraubdeckelglas einschließen). 2. Schadbild möglichst digital fotografieren (z.B. Handy). 3. Standort des Befalls melden: Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) Neßlerstr. 23-31 76227 Karlsruhe Telefon: 0721/9468465 Sonstige Ansprechpartner im Raum BadenWürttemberg: Ansprechpartner im Pflanzengesundheitsdienst Forstliche Forschungs- und Versuchsanstalt (FVA) in Freiburg Abb. 6: Verbreitung in Baden-Württemberg (LTZ) Weiterführende Internet-Links: JKI Merkblatt: http://www.jki.bund.de/fileadmin/dam_uploads/_veroeff/faltblaetter/Esskastaniengallwespe.pdf EU-Richtlinie http://pflanzengesundheit.jki.bund.de/dokumente/upload/50297_ent2006-464.pdf Information der Schweizer Verwaltung: http://www.bafu.admin.ch/wald/11015/11851/12023/index.html?lang=de Information der französischen Verwaltung: http://www.draaf.rhone-alpes.agriculture.gouv.fr/Cynips-du-chataignier Ansprechpartner der Pflanzengesundheit: http://www.landwirtschaftbw.info/pb/MLR.LTZ,Lde/Startseite/Pflanzengesundheit+_+Pflanzenschutz/Ansprechpartner+fuer+die+Pflanzenbe schau+in+Baden_Wuerttemberg FVA: http://www.fva-bw.de IMPRESSUM Herausgeber: Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) Neßlerstr. 23-31 76227 Karlsruhe Tel.: Fax: e-Mail: Internet: 0721 / 9468-0 0721 / 9468-209 [email protected] www.ltz-augustenberg.de Seite 3 von 3 Bearbeitung und Redaktion: Dr. Olaf Zimmermann, Tilo Lehneis Matthias von Wuthenau Ref. 33: Diagnostik von Schaderregern, Pflanzenquarantäne Ref. 32: Öffentl. Grün, Baumschulen Stand: Juli 2013