Reisebericht: Edelkastanien Im Piemont

Werbung
Reisebericht: Edelkastanien Im Piemont
Fotos und Text: Andreas Gauch
Geführte Exkursion, organisiert von:
CORRADO BERTELLO
Coldiretti Cuneo - Uff. Zona Ceva
Via Consolata, 5
12037 - Ceva (CN)
Tel. 0174/701103 Cell 335/8258669
E-mail: [email protected]
22.8.2012 Begleitperson:
LORENZO MARTINENGO tel 0171/447213
[email protected]
Als Einstieg führte uns Marisa Orsola (mittleres Bild) durch das örtliche Museum in Boves.
Ein grosses Problem im Piemont ist das Auftreten der Kastaniengallwespe.
Ganze Zweige sterben ab und der Baum stellt die Produktion der Früchte ein.
Gleich neben dem Museum in Boves sind die Schäden an den Bäumen deutlich ersichtlich.
Die Bäume sind voller Gallen.
Die Gallwespe Dryocosmus kuripilus ist kurz vor dem Ausschlüpfen.
Auf dem 1. Foto (im weissen Kreis) sind braune ausgetrocknete Gallen zu erkennen. In
diesen Gallen entwickeln sich der „Gegenspieler“ ein Nützling Torymus synensis.
Dieser Nützlig wird künstlich ausgesetzt. Torymus synensis schlüpft bereits im April er sticht
in die Gallen der Dryocosmus kuripilus, legt seine Eier ab, daraus entstehen Larven, welche
den Schädling auffressen. In diesem Gebiet wurde vor 5 Jahre damit begonnen, den Nützling
auszusetzen. Die Population des Nützligs steigt von Jahr zu Jahr, gleichzeitig verringert sich
die Population des Schädlings. Nach 7 Jahren ist der Prozess abgeschlossen und die Bäume
können sich wieder erholen.
Auf diesem Bild ist ein Baum zu sehen, welcher noch vor 2 Jahren voll mit Gallen war. Heute
findet man keine einzige Galle mehr und der Baum ist wieder in Produktion.
In dieser Forschungsstation (kleines Bild) wird u. a. der Nützling Torymus sinensis gezüchtet.
Das grössere Bild zeigt die Kastanienanlage von dieser Forschungsstation, welche
ausschiesslich für die Züchtung dieses Nützlings benötigt wird.
Sperimental center CReSO link:
http://www.cresoricerca.it/
Rechts im Bild Lorenzo Martinengo, der uns an diesem Tag begleitet hat. Links im Bild ist
Simone Marchisio, ebenfalls ein Mitarbeiter der Coldiretti in Cuneo. Er hatte bis vor einem
Jahr bei diesem Versuch mitgearbeitet.
Im Piemont gibt es, wie bei uns im Tessin, viele Kastanienwälder. Ertragsanlagen sind selten.
Viele Bauern bestehen ausserdem auf ihren traditionellen Sorten wie Garrone Rosso und
Garrone Nero. Die Forscher sind somit mit einem weiteren Problem konfrontiert.
In neuen Anlagen wird auf resistente Sorten wie Bouche de Betizac oder
Vignols (grosse Sorte F) ausgewichen.
Leider ist auch der Rindenkrebs im Piemont ein grosses Problem. Der ursprünglich aus
Asien stammende Erreger ist wie die Gallwespe über die USA nach Europa eingeschleppt
worden.
Eine Möglichkeit zum langfristigen Erhalt der Kastanien ist der Anbau widerstandsfähiger
Züchtungen aus den weniger anfälligen, asiatischen Herkünften. Hoffnung verspricht auch
die Tatsache, dass sich seit einigen Jahrzehnten abgeschwächte Stämme des
Krankheitserregers ausbreiten. Diese Pilzstämme sind mit einem Hypovirus befallen und
vermögen die Bäume somit nicht mehr lebensbedrohlich zu schädigen. Da die
mindergefährlichen Erregerstämme jedoch in der Lage sind, aggressivere zu verdrängen,
wird ihre Verbreitung durch gezielte sanitäre und waldbauliche Massnahmen gefördert.
Damit lässt sich zumindest das Schadausmass in durchseuchten Wäldern und
Kastanienfruchthainen begrenzen.
(Quelle: BBA Braunschweig D )
Dieser Baum hat eine Hypovirulenz entwickelt. Der Baum lebt weiter !!!
Bei diesem Baum, kann man durch den Stamm
hindurchsehen, aber er trägt immer noch
Früchte !
Im Bergdorf Frazione Valloriate (Borgo san Dalmazzo) besichtigten wir einen traditionellen
Kastanienhain.
Wohnhaus der Familie…
Nebengebäude
Landschaftlich besonders reizvoll war der gepflegte Kastanenhain.
Die Bilder sprechen für sich.
Das grösste ertragsmindernde Problem auf diesem Betrieb ist nicht die Gallwespe, sondern
der Rindenkrebs.
Aber auch die Tintenkrankeit (P. cambivora und/oder P. cinnamomi) ist auf dem Betrieb
vorhanden.
Die beiden schädlichen Pilze, (Phytophtora cambivora, Phytophtora cinnamoni) leben im
Boden von organischen Stoffen. Die Infektion geschieht an feinen Wurzeln, über denen der
Pilz ins Kambium großerer Wurzeln und schließlich zum Stammgrund und Stamm
weiterwandert.
Aus kranken Pflanzenteilen fließt bald ein schwarzer, dickflüssiger, tintenartiger Schleim. Die
befallenen Bäume sterben bald ab.
Phytophtora ist auch bei bei den Apfelbäumen bekannt (Kragenfäule).
Quelle: Kastanienverein Vinschgau und Keschtnriggl Südtirol it
Ein weiterer interessanter Besuch war bei Bruno Giordanengo in Robilante.
Bruno Giordanengo versucht einerseits mit resistenten Sorten (Bouche de Betizac und
Vignols) gegen die Gallwespe, Neupflanzungen anzulegen.
Anderseits versucht er auch mit diesen Sorten alte Kastanienhaine zu sanieren.
Bruno zeigt auf die Veredelungsstelle. Die Unterlage sind Stockausschläge eines alten
Baumes.
Ebenfalls auf diesem Foto gut zu erkennen, ist der Wurzelstock eines ca. 200 Jahre alten
Baumes.
Kastanien sind Bruno‘s Passion.
Er pflanzt in den Kastanienhainen zur Unterstützung der Bäume Wirtspflanzen, nach der
Methode von Rudolf Steiner.
Herunterladen