Kantonsschule Ausserschwyz Gymnasium | Fachmittelschule Maturaarbeit Oktober 2015 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung Autorin, Klasse Fabienne Allenspach Klasse M4D Adresse Rosenwiese 12 8863 Buttikon Betreuung Daniel Erdösi Inhaltsverzeichnis 1. VORWORT ....................................................................................................................................... 3 2. EINLEITUNG ................................................................................................................................... 4 3. BEGRIFFSKLÄRUNGEN ............................................................................................................... 5 3.1 MORAL UND ETHIK ....................................................................................................................... 5 3.2 TIERETHIK ..................................................................................................................................... 5 4. DELPHINE IN VERGNÜGUNGSPARKS ..................................................................................... 6 4.1 ANGEBOTE UND FORSCHUNG ........................................................................................................ 7 4.2 LEBENSUMSTÄNDE DER DELPHINE ............................................................................................... 8 5. UNTERSCHIED ZWISCHEN MENSCH UND DELPHIN ....................................................... 12 5.1 CHRISTLICH RELIGIÖSE ASPEKTE ................................................................................................ 12 5.2 BIOLOGISCHE ASPEKTE ............................................................................................................... 13 5.3 SOZIALE ASPEKTE UND VERHALTEN .......................................................................................... 14 5.4 BEWUSSTSEIN .............................................................................................................................. 15 5.5 BEDÜRFNISSE UND WÜNSCHE ..................................................................................................... 16 5.6 EMPFINDUNGSFÄHIGKEIT ............................................................................................................ 17 5.7 SPRACHE...................................................................................................................................... 18 5.8 FAZIT ........................................................................................................................................... 19 6. VORSTELLUNG TIERETHISCHER THEORIEN ................................................................... 20 6.1 ANTHROPOZENTRISMUS – VERNUNFT MORAL ........................................................................... 20 6.1.1 Beschreibung ....................................................................................................................... 20 6.1.2 Beurteilung .......................................................................................................................... 21 6.1.3 Bezug auf Delphine ............................................................................................................. 22 6.2 PATHOZENTRISMUS - UTILITARISTISCHE ETHIK ......................................................................... 22 6.2.1 Beschreibung ....................................................................................................................... 23 6.2.2 Beurteilung .......................................................................................................................... 24 6.2.3 Bezug auf Delphine ............................................................................................................. 24 6.3 TIERRECHTSTHEORIE................................................................................................................... 24 6.3.1 Beschreibung ....................................................................................................................... 24 6.3.2 Beurteilung .......................................................................................................................... 25 6.3.3 Bezug auf Delphine ............................................................................................................. 26 6.4 FAZIT ........................................................................................................................................... 26 7. KRITERIENKATALOG ................................................................................................................ 28 7.1 BESTIMMUNG VON DELPHINEN ALS ETHISCHE OBJEKTE ............................................................ 28 7.1.1 Sonderfall Kant .................................................................................................................... 28 7.2 ETHISCH PRÜFENSWERTE ASPEKTE ............................................................................................ 29 7.3 BEURTEILUNGSKRITERIEN .......................................................................................................... 30 8. ANWENDUNG DES KRITERIENKATALOGS ......................................................................... 32 8.1 HALTUNG IN GEFANGENSCHAFT ................................................................................................. 32 8.1.1 Kategorischer Imperativ ...................................................................................................... 32 8.1.2 Präferenzutilitarismus .......................................................................................................... 33 8.1.3 Selbstzweckformel ............................................................................................................... 34 8.2 WILDFÄNGE ................................................................................................................................. 35 8.2.1 Kategorischer Imperativ ...................................................................................................... 35 8.2.2 Präferenzutilitarismus .......................................................................................................... 36 8.2.3 Selbstzweckformel ............................................................................................................... 37 8.3 KONTAKT VON MENSCH UND TIER ............................................................................................. 38 8.3.1 Kategorischer Imperativ ...................................................................................................... 38 8.3.2 Präferenzutilitarismus .......................................................................................................... 38 8.3.3 Selbstzweckformel ............................................................................................................... 40 1 8.4 UTILITARISTISCHE GESAMTBEURTEILUNG ................................................................................. 40 9. AUSWERTUNG .............................................................................................................................. 42 10. SCHLUSSWORT .......................................................................................................................... 43 11. GLOSSAR ...................................................................................................................................... 44 12. ÜBERSETZTE ZITATE .............................................................................................................. 45 13. QUELLENVERZEICHNIS ......................................................................................................... 46 13.1 TEXTQUELLEN ........................................................................................................................... 46 13.2 BILDQUELLEN............................................................................................................................ 50 14. EIGENSTÄNDIGKEITSERKLÄRUNG .................................................................................... 51 2 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung 1. Vorwort Diese Arbeit entstand 2015 als Maturaarbeit an der Kantonsschule Ausserschwyz (KSA). Schon seit ich klein war, habe ich mich für Delphine interessiert. Deshalb war meine Freude riesig, als meine Familie und ich im Jahre 2008 ins SeaWorld in Florida gingen. Damals war meine Faszination für die freundlichen Meeressäuger so gross, dass mir gar nicht bewusst war, dass ihre Haltung in Gefangenschaft angezweifelt werden kann. Einige Jahre nach dem Besuch des Freizeitparks hatte ich beim Tauchen zum ersten Mal Kontakt mit freilebenden Delphinen. Ihr Lebensraum war ganz anders, als der ihrer Artgenossen in Florida. So kamen mir das erste Mal Zweifel an der Tierhaltung in Vergnügungsparks. Schon bald wurde mir klar, dass sich zu diesem Problem viele Meinungen herausgebildet haben. Ich beschloss, meine Arbeit diesem Thema zu widmen. Anhand eines Kriterienkatalogs sollte überprüft werden, ob es ethisch vertretbar ist, Delphine in Vergnügungspark zu halten. Durch diese Arbeit wollte ich mir zudem eine eigene Meinung zu diesem Thema bilden. Natürlich kann eine solche Arbeit nicht ohne Hilfe entstehen. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Leuten bedanken, die mir geholfen haben. Besonderer Dank gilt Herrn Erdösi, der mich bei meiner Maturaarbeit betreut hat. Speziell zu erwähnen ist ebenfalls mein Vater, der mir nützliche Ratschläge gab. Bei Fragen zu dieser Maturaarbeit kann gerne Kontakt mit mir aufgenommen werden ([email protected]). Die Autorin Fabienne Allenspach Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 3 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung 2. Einleitung In dieser Arbeit stehen Delphine im Vordergrund, weil sie eine sehr hohe Intelligenz besitzen und oft als „menschenähnlich“ angesehen werden. Ausserdem bezieht sie sich absichtlich auf Vergnügungsparks und nicht nur auf reine Zoohaltung, da diese Parks auch Forschung betreiben und die Tiere speziell gefordert werden. Durch die Anwendung des Kriterienkatalogs soll die Fragestellung, ob es ethisch vertretbar ist, Delphine in Vergnügungsparks zu halten, beantwortet werden. Dabei werden in den Kapiteln 4 bis 6 die Grundlagen erarbeitet, um den Kriterienkatalog (Kapitel 7) zu erstellen. Die Umstände von Delphinen in Vergnügungsparks werden in Kapitel 4 beschrieben. Dies ist notwendig, um später die ethisch prüfenswerten Aspekte in Kapitel 7.2 zu bestimmen, welche mittels der Kriterien zu überprüfen sind. Im nächsten Kapitel 5 werden die Unterschiede zwischen Mensch und Delphin untersucht. Zusammen mit den Erkenntnissen aus der Analyse der tierethischen Theorien in Bezug auf den Delphin im Kapitel 6 kann dann in Kapitel 7.1 gefolgert werden, ob der Delphin ethisch zu berücksichtigen ist. Je nach Resultat hat das menschliche Handeln gegenüber Delphinen ethischen Kriterien zu folgen. Im 6. Kapitel werden als tierethischen Theorien Kants „Vernunft Moral“, Singers „Utilitaristische Ethik“ und Regans „Tierrechtstheorie“ beschrieben, beurteilt und hinsichtlich ihrer Wirkung auf den ethischen Status von Delphinen analysiert. Der Kriterienkatalog wird in Kapitel 7 erstellt. Dabei wird in 7.3 die Analysemethodik pro untersuchter tierethischer Theorie beschrieben. Im 8. Kapitel wird der Kriterienkatalog auf die eigene Fragestellung angewendet. Dabei werden die ethisch prüfenswerten Aspekte einzeln mittels der Kriterien geprüft. In Kapitel 9 werden die gewonnenen Erkenntnisse verglichen, um die Titelfrage abschliessend zu beantworten. Meine Arbeit bietet keine alles umfassende Untersuchung der Fragestellung, dennoch gibt sie hinreichend Erkenntnisse, ob es ethisch vertretbar ist, Delphine in Vergnügungsparks zu halten. Um eine gesamte Analyse dieser tierethischen Fragestellung zu erreichen, müsste auch auf andere Faktoren, wie zum Beispiel die wirtschaftlichen Auswirkungen, eingegangen werden. Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 4 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung 3. Begriffsklärungen 3.1 Moral und Ethik Moral und Ethik sind Begriffe, die oft irrtümlicherweise gleichbedeutend verwendet werden. Sie sind zwar eng miteinander verknüpft, haben jedoch unterschiedliche Bedeutungen.1 Die Ethik beschäftigt sich mit theoretischen Fragen und ist eine Disziplin der Philosophie.2 Die Wurzeln der Ethik finden sich in der klassischen Philosophie der Antike. Aristoteles war der Erste, der sich mit der Frage beschäftigte, wie der Mensch ein gutes, sinnvolles Leben führen kann, um daraus konkrete Handlungsanweisungen für den Alltag zu erlangen.3 In der Ethik werden folglich bestimmte moralische Aussagen als sinnvoll, nachvollziehbar und verallgemeinerungsfähig definiert. Zur Beantwortung der Frage des richtigen Handels wird versucht, allgemeine Prinzipien oder Beurteilungskriterien zu formulieren. Dabei müssen diese in ihrer Begründung epochen- und kulturunabhängig sein.4 Die Moral ist eine Summe an Wertvorstellungen, Normen und Regeln des menschlichen Handels, die in einer bestimmten sozialen Gruppe, Gemeinschaft oder Gesellschaft gelten. Sie können naturgegeben sein, traditionell überliefert oder durch Konventionen vereinbart.5 Moral ist also das bestehende System an Regeln, Normen und Werten, die Ethik hingegen ist die Reflexionswissenschaft der Moral.6 3.2 Tierethik In der Tierethik werden die Pflichten von Menschen gegenüber Tieren und deren Rechte untersucht. Es ist der Bereich der Ethik, in welchem nicht der Mensch, sondern das Tier als Objekt der Moral im Vordergrund steht. Auch die Wurzeln der Tierethik gehen bis in die griechische und römische Antike zurück. Im 18. und 19. Jahrhundert startete die Entwicklung dieser Bereichsethik, im 20. Jahrhundert wurde sie voll ausgebildet.7 1 Vgl. Jähne, Klaus (o.A.): „Ethik und Moral, Verantwortung, Verantwortungsethik“. URL: http://klaus.jaehne.de/papers/verantwortungsethik/ (Stand: 26.03.2015). 2 Vgl. Köberer, N. (2014): „Zur Differenz von Ethik und Moral“. URL: http://www.google.ch/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=10&sqi=2&ved=0CFoQFjAJ&url=http%3A%2F% 2Fwww.springer.com%2Fcda%2Fcontent%2Fdocument%2Fcda_downloaddocument%2F9783658060305c1.pdf%3FSGWID%3D0-0-45-1456210p176806031&ei=p0IUVa6kH4P8PLKvgYAI&usg=AFQjCNFeHU6vgqzUM8TR8hhTQs-zAoeB_w (Stand: 03.04.2015). 3 Vgl. Jähne (o.A.) 4 Vgl. Köberer (2014) 5 Vgl. Köberer (2014) 6 Vgl. Wikipedia (2015): „Ethik“. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Ethik (Stand: 03.04.2015). 7 Vgl. Bendel, Oliver (o.A.): „Tierethik“. Springer Gabler Verlag (Herausgeber), Gabler Wirtschaftslexikon, Stichwort: Tierethik, online URL: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/1097117099/tierethik-v3.html (Stand: 03.04.2015). Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 5 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung 4. Delphine in Vergnügungsparks Schon immer haben Delphine die Menschen fasziniert. Es gibt unzählige Nachweise aus verschiedenen Kulturen, welche über den Delphin berichten. Die Meeressäuger, welche Anzeichen von Denken, Fühlen und Lieben an den Tag legen, scheinen uns sehr ähnlich zu sein.8 Durch ihre intelligente, soziale Art und dem „ewigen Lächeln“, welches durch fehlende Gesichtsmuskulatur und der Form des Unterkiefers zustande kommt9, versetzen sie uns immer wieder in Freude und Erstaunen. Kein Wunder, dass sie die Aushängeschilder eines Multi-Milliarden-Geschäfts sind, welches mit dem ersten Delfinarium 1938 in den Marine Studios in Florida gestartet wurde und durch die „Flipper“ Serie seinen Durchbruch schaffte.10 Durch die 1963 erstmals ausgestrahlte Erfolgsserie begann der sogenannte Delphin-Hype, worauf unzählige weitere Vergnügungsparks mit Delphinshows eröffnet wurden.11 Bereits in den Anfangsjahren gab es kritische Stimmen. In den letzten Jahren wurde das Thema wegen neuer Forschungsergebnisse, welche die besonderen Eigenschaften von Delphinen bestätigten, besonders kontrovers diskutiert. Weltweit existieren ca. 330 Delphinarien, Walarien und Vergnügungsparks in rund 60 Ländern. Dort werden etwa 1500 Delphine und Orcas gehalten. In Europa ist der Markt im Gegensatz zu Japan und China rückläufig. In der Europäischen Union gibt es 34 Delfinarien in 14 Ländern.12 SeaWorld ist die bekannteste und grösste Kette von Unterhaltungsparks mit Meeres-Themen. Es besitzt Einrichtungen in Orlando, San Diego und San Antonio, wo insgesamt mehr als 180 Delphine gehalten werden.13 Es wird auch Forschung betrieben, dennoch wird SeaWorld oft für seine Tierhaltung kritisiert.14 In der Schweiz war das Conny Land der letzte Vergnügungspark, in welchem Delphine gehalten wurden. Bis 2013 wurden dort mehrmals täglich Delphinshows aufgeführt. Ausserdem konnten die Delphine jederzeit in ihrem Becken unter freiem Himmel beobachtet werden. Aufgrund des Todes von acht Delphinen innerhalb von drei Jahren erliess der Bundesrat 2012 ein Importverbot. Daraufhin wurde das Delfinarium geschlossen und die letzten zwei Delphine in eine Lagune auf der Karibikinsel Jamaika transportiert.15 8 Vgl. Die Bucht (2009). Jim Clark (Executive Producer), Fisher Stevens (Produzent), Louie Psihoyos (Regisseur). DVD, 90 min, USA: Lionsgate, Roadside Attractions, Jim Clark Production. 9 Vgl. Furrer, Roger (2010): „Delfine – ewig lächelnde Clowns in Gefangenschaft“. URL: http://www.tier-imfokus.ch/nutztierhaltung/delfine_in_gefangenschaft/ (Stand: 17.07.2015). 10 Vgl. Warnholtz, Anna (2014): „Gefangenschaft treibt Delfine in den Selbstmord“. URL: http://www.welt.de/reise/article129609243/Gefangenschaft-treibt-Delfine-in-den-Selbstmord.html (Stand: 17.07.2015). 11 Vgl. Die Bucht (2009) 12 Vgl. Warnholtz (2014) 13 Vgl. Wikipedia (2015): „SeaWorld“. URL: https://de.wikipedia.org/wiki/SeaWorld (Stand: 16.07.2015). 14 Vgl. o.A. (2015): „SeaWorld Parks & Entertainment”. URL: http://seaworldparks.com/en/seaworldorlando/animals/?from=Top_Nav (Stand: 16.07.2015). 15 Vgl. Wikipedia (2015): „Conny Land“. URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Conny-Land#Open-Air-Delfinlagune (Stand: 16.07.2015). Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 6 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung 4.1 Angebote und Forschung Die Vergnügungsparks bieten neben den Delphinshows, welche je nach Park mehrmals täglich aufgeführt werden, oft noch andere Aktivitäten an. In Delphin-Schwimmprogrammen wird den Besuchern ermöglicht, zu den Delphinen ins Wasser zu gehen, sie zu berühren und mit ihnen zu schwimmen.16 Seit mehr als 25 Jahren werden Delphine zur Behandlung von psychisch Erkrankten und Menschen mit Entwicklungsstörungen eingesetzt. Die sogenannte Delphintherapie wird von vielen Vergnügungsparks angeboten. Die Meinungen zu diesen Praktiken gehen weit auseinander.17 Bis heute konnte nicht nachgewiesen werden, dass die Therapie mit Delphinen einen besseren Erfolg erzielt als mit anderen Tieren, wie zum Beispiel Pferden oder Hunden.18 Eine weitere Attraktion für die Besucher sind die „petting pools“, wo Delphine gefüttert und gestreichelt werden können (siehe Abb.1).19 Es gibt wissenschaftliche Delphinarien und Show Delphinari- Abb. 1: „Petting pool“ im SeaLife in Belgien en, wo keine Forschung betrieben wird. Dabei muss klargestellt werden, dass die wissenschaftlichen Delphinarien keine Tierversuche praktizieren. Vielmehr handelt es sich um ein Beobachten und Durchführen von spielerischen Tests. In solchen Parks werden verletzte Tiere geheilt und anschliessend wieder in die Freiheit entlassen. Zusätzlich tragen einige Parks zur Arterhaltung bedrohter Gattungen bei, indem sie Nachwuchs züchten. Aus den Beobachtungen und Tests in solchen Parks konnte viel über das Verhalten der Delphine in der Gruppe, die Kommunikation der Tiere untereinander, das Paarungsverhalten sowie die Aufzucht von Jungtieren gelernt werden. Diese Art der Forschung ist im Freiwasser kaum möglich, da es sehr schwierig ist, die Tiere derart nahe und über einen längeren Zeitraum zu observieren. Zahlreiche der in den Delfinarien durchgeführten Studien dienten als Grundlage für weiterführende oder vergleichende Arbeiten in der Natur.20 16 Vgl. Wikipedia (2015): „Delfinarien“. URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Delfinarium#Programme (Stand: 16.07.2015). Vgl. Wikipedia (2015), „Delfinarien“ 18 Vgl. Die Bucht (2009) 19 Vgl. Wikipedia (2015), „Delfinarien“ 20 Vgl. o.A. (2015): „Forschung an Delfinen“. URL: http://www.delfinarium-zoo-duisburg.de/forschung.html (Stand: 16.07.2015). 17 Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 7 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung 4.2 Lebensumstände der Delphine Das Leben der Delphine in Vergnügungsparks unterscheidet sich stark von jenem ihrer Artgenossen in der Wildnis. In freier Wildbahn legen Delphine täglich rund 100 Kilometer21 zurück und tauchen bis zu 500 Meter tief. Sie leben in sozialen Verbänden, sogenannten Schulen, die aus zwei bis 15 Tieren bestehen.22 In dieser Gruppe kommunizieren die Delphine durch Pfeiftöne miteinander und bauen enge Bindungen zueinander auf.23 Das Durchschnittsalter beträgt etwa 25 Jahre.24 Doch die Lebensbedingungen in der Wildnis verschlechtern sich zusehends. Umweltverschmutzung, Unterwasserlärm, Verletzung durch Plastikmüll sowie der hohe Schiffsverkehr und die räuberischen Fischfangmethoden bis hin zur direkten Tötung führen zur Ausdünnung der Delphine.25 Viele Delphinarten sind vom Aussterben bedroht. In den Unterhaltungsparks ist der Bewegungsraum der Delphine natürlich eingeschränkt. Jedes Land hat seine eigenen Vorschriften bezüglich der Beckengrösse. In Deutschland beträgt die Mindestoberfläche 400 m². In einem solchen Becken dürfen maximal fünf Delphine leben.26 In den USA sind für Becken Mindestmasse von 9 mal 9 mal 1,80 Metern vorgeschrieben. Die Becken sind oft aus Beton oder gekachelt, was problematisch ist. Die Schallwellen des Sonarsystems27, mit welchem sich Delphine orientieren, werden von den glatten Wänden mehrfach reflektiert und prallen diffus zurück, was irreführend für den Delphin ist. Dies führt dazu, dass das EchoOrtungssystem verkümmert28 und es zu Verhaltensstörungen kommt.29 Abgezäunte Meeresbuchten, welche einige Vergnügungsparks neuerdings anbieten, scheinen die optimale Lösung für das Problem zu sein. Doch die Delphine sind dort der Gewalt von Stürmen schutzlos ausgesetzt, da sie in den Buchten nicht genug tief abtauchen können. Ausserdem ist für die Reinigung dieser Buchten eine bestimmte Chemie nötig, welche bei den Delphinen zu Haut- und Augenreizungen führt. Ein Verzicht darauf führt zu stark verschmutzen Anlagen.30 Dieses Problem findet sich natürlich auch in den Becken. Obwohl dort Filteranlagen die Säuberung des Wassers vornehmen, muss zusätzlich mit Chlor desinfiziert werden. Besonders wenn Menschen in die Becken gehen, wie bei den vorgestellten Delphin-Schwimmprogrammen oder den Therapien, muss 21 Bemerkung: Die beliebteste Delphinart, welche am häufigsten in Unterhaltungsparks gefunden wird, ist der Grosse Tümmler, der aus Flipper bekannt ist. Alle Angaben zu den Delphinen in diesem Kapitel beziehen sich deshalb auf diese Art. 22 Vgl. Wikipedia (2015): „Grosser Tümmler”. URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fer_T%C3%BCmmler (Stand: 17.07.2015). 23 Vgl. Wenger, Denise (o.A.): „"Leben" in Gefangenschaft - Eine artgerechte Haltung von Delfinen gibt es nicht!“. URL: http://www.delphinschutz.org/delfine/delfinarien (Stand: 17.07.2015). 24 Vgl. Wikipedia (2015), „Grosser Tümmler“ 25 Vgl. o.A. (o.A.): „TOP 10 Fragen zum Thema Delfinarien“. URL: http://www.wdcs.org/wdcskids/de/campaign_faq.php?c=captivity (Stand: 17.07.2015). 26 Vgl. o.A. (2015): „Delfinarien”. URL: http://www.meeresakrobaten.de/delfine/delfinarien/ (Stand: 17.07.2015). 27 Siehe Glossar 28 Vgl. Furrer (2010) 29 Vgl. o.A. (2014): „Delfinarien – trostlose Betongefängnisse für Tiere“. URL: http://www.peta.de/delfinarienhintergrundwissen (Stand: 17.07.2015). 30 Vgl. Furrer (2010) Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 8 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung verstärkt desinfiziert werden, um Keime abzutöten und die Krankheitsübertragungen zu minimieren.31 Natürlich ist die Zugabe von Chemikalien ins Wasser nicht bei allen Vergnügungsparks der Fall. Der Zoo Duisburg zum Beispiel reinigt sein Wasser mit einem komplexen Filtersystem. Dieses ist durch doppelte Wände schallisoliert und durch Gummifüsse gepuffert, um die Delphine vor störenden Geräuschen oder Schwingungen zu schützen.32 Der häufig geäusserte Kritikpunkt, dass Delphine in Gefangenschaft ständigem Lärm ausgesetzt sind, trifft in diesem Fall nicht zu. Der Umstand, dass Delphine in Vergnügungsparks durch die ständige Anwesenheit von Menschen nicht nur lärmmässig - gestresst sind und nicht genügend Rückzugmöglichkeiten haben, ist umstritten. Klar ist jedoch, dass der Lärmpegel durch die Musikbeschallung und dem Klatschen des Publikums während einer Delphinshow etwa dem während eines Fussballspiels entspricht.33 Diese Vorführungen werden daher stark kritisiert. Auch hätten die vorgeführten Tricks nichts mit artgerechtem Verhalten in der Wildnis zu tun. Das Training beruhe nicht auf Belohnung und natürlichem Spieltrieb, sondern auf Futterentzug, welcher die Tiere dazu bringt, Kunststücke zu machen, um genügend Nahrung zu bekommen.34 Je nach Park sind die gehaltenen Delphine entweder Wildfänge oder Nachzuchten. Dies ist von Land zu Land sehr unterschiedlich, weil einige Länder durch ihre Gesetze den Import von Delphinen für kommerzielle Zwecke verbieten, wie zum Beispiel die Schweiz oder die Europäische Union. In anderen Ländern sind Wildfänge jedoch keine Seltenheit. Für den Fang eines weiblichen Delphins im Zuchtalter, welche besonders beliebt sind, wird die betroffene Delphinschule mithilfe von Booten in flache Gewässer getrieben und mit Netzen eingekesselt. Dann werden die Netze zusammengezogen und die Tiere ins Boot gehievt. Besonderer Kritik war in den letzten Jahren der kleine Fischerort Taiji in Japan ausgesetzt, wo die unerwünschten Delphine nicht wie normalerweise wieder zurück ins Wasser geworfen, sondern grausam geschlachtet werden, um das Delphinfleisch später zu verkaufen (siehe Abb.2). Ein Wildfang kann eine Delphinpopulation sehr belasten, da Familien auseinandergerissen werden. Ausserdem verletzen sich die Tiere oft beim Fang und der Transport kann zum Tod Abb. 2: Delphine in Taiji der Delphine führen, bevor diese im Unterhaltungspark ankommen.35 31 Vgl. Wenger (o.A.) Vgl. o.A. (2015): „Technik“. URL: http://www.delfinarium-zoo-duisburg.de/delfinarium_technik.html (Stand: 16.07.2015). 33 Vgl. Warnholtz (2014) 34 Vgl. o.A. (2014), „Delfinarien – trostlose Betongefängnisse für Tiere“ 35 Vgl. o.A. (2014), „Delfinarien – trostlose Betongefängnisse für Tiere“ 32 Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 9 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung Wildfänge führen auch zur Bildung unnatürlicher Gruppenverbände. Dabei leben Delphine, welche aus total verschiedenen Gebieten kommen und nichts verbindet, zusammen in einem Becken. Sie sprechen nicht die gleiche „Sprache“, da die zur Kommunikation verwendeten Pfeiftöne von Region zu Region unterschiedlich sind. So können sie keine sozialen Kontakte aufbauen, was ihrem natürlichen Trieb entsprechen würde.36 Da die Delphine in den Becken oft keine Ausweichmöglichkeiten haben, kommt es leicht zu Aggressionen und Verletzungen. Zum Schutz von Mutter und Jungtier werden sie deshalb von ihren Artgenossen isoliert, während frei lebende Muttertiere ihre Kälber in Schulen gebären und aufziehen.37 Abb. 3: Mageninhalt eines Delphins, welcher in einem „petting pool“ gehalten wurde Auch „petting pools“ können durch die ständige Konkurrenz der Tiere untereinander zu Aggressivität führen. Daher sind dominierende Tiere oft stark übergewichtig. Das Risiko von Verletzungen ist erheblich gesteigert.38 Ausserdem gelangen immer wieder gesundheitsschädliche Gegenstände in das Becken wie Münzen, Steine, Kämme usw. (siehe Abb.3).39 Die Nahrung in Unterhaltungsparks besteht für die Delphine aus toten Fischen. An diese müssen sie sich anfangs gewöhnen, da dies nicht ihrem natürlichen Speiseplan entspricht und sie in der Wildnis tote Tiere generell meiden.40 Über die regelmässige Beisetzung von Medikamenten im Futter gibt es geteilte Meinungen. Der Zoo Duisburg sagt, dass seine Tiere keine regelmässige Versorgung mit Medikamenten haben.41 Andere Quellen behaupten jedoch, dass Delphine in Unterhaltungsparks generell dauerhaft mit Medikamenten versorgt werden. Der Zoo Duisburg wird von einer dieser Quellen sogar namentlich wegen Abgabe von Psychopharmaka und anderen Medikamenten angeprangert.42 Auch über die Lebenserwartung von Delphinen in Vergnügungsparks gibt es geteilte Ansichten. In Gefangenschaft wurde von einigen Delphinen ein Alter von über 50 Jahren erreicht. Sie sind somit massiv älter als ihre Artgenossen in der Wildnis.43 Vorherrschend ist aber die Meinung, dass Delphine in Gefangenschaft aufgrund von Krankheiten, Verhaltensstörungen und Aggressionen oft einen frühzeitigen Tod finden.44 Auch sind Fälle von Selbstmord bei Delphinen in Unterhaltungsparks bekannt.45 36 Vgl. Furrer (2010) Vgl. o.A. (2014), „Delfinarien – trostlose Betongefängnisse für Tiere“ 38 Vgl. Wikipedia (2015), „Delfinarien“ 39 Vgl. Furrer (2010) 40 Vgl. Furrer (2010) 41 Vgl. o.A. (2015): „Tiermedizin im Delfinarium“. URL: http://www.delfinarium-zoo-duisburg.de/tierarzt.html (Stand: 16.07.2015). 42 Vgl. Warnholtz (2014) 43 Vgl. Wikipedia (2015), “Grosser Tümmler” 44 Vgl. Furrer (2010) 45 Vgl. Warnholtz (2014) 37 Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 10 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung Jedoch darf man den Beitrag, welchen die Delphine in den Unterhaltungsparks zu Gunsten ihrer Artgenossen in der Wildnis leisten, nicht unterschätzen. Durch den Kontakt beginnen die Menschen die freundlichen Meeressäuger zu lieben und sich um sie zu kümmern. In den Parks lernen die Besucher viel über die Lebensweise der Delphine und auch über deren Situation in der Wildnis. Sie werden sensibilisiert und erkennen, dass wir unser Verhalten ändern müssen, wenn die Artenvielfalt erhalten bleiben soll. Beitritte zu Delphin-Schutzorganisationen, welche sich um die bedrohten, freilebenden Delphine kümmern, steigen entsprechend an. Die Einschätzungen zur Lage von Delphinen in Vergnügungsparks gehen weit auseinander. Eine objektive Beurteilung ist kaum möglich. Klar ist, dass ein ethischer Konflikt bei der Haltung von Delphinen in Vergnügungsparks besteht. Im Kapitel 7.2 werden die beschriebenen Problemstellungen gruppiert und daraus die ethisch prüfenswerten Aspekte bestimmt. Diese werden später mittels des Kriterienkatalogs überprüft. Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 11 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung 5. Unterschied zwischen Mensch und Delphin 5.1 Christlich religiöse Aspekte Erziehung und kulturelle Prägung beeinflussen das Verhältnis zwischen Mensch und Tier. Aber auch die Religion bestimmt mit, wie wir uns gegenüber Tieren verhalten.46 Im Laufe der Zeit haben sich diverse Kriterien herausgebildet, was den Menschen vom Tier unterscheidet. Im Folgenden werden die unseren Lebensraum prägenden, christlich religiösen Aspekte aufgezeigt. Die „Schöpfungsgeschichte“ enthält die zentralen Aussagen zum Status des Tieres in der Bibel. Gott selbst schuf die Tiere genauso wie die Menschen. „Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich. […] Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde unterwerft sie euch, und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf dem Land regen.“.47 Beide, Tier und Mensch, sind Geschöpfe Gottes. Das Tier ist also des Menschen „Mitgeschöpf“. Dies hat jedoch wenig Bedeutung, da nach dem christlichen Glauben das ganze Universum von Gott geschaffen wurde. Dass der Mensch über sämtliche Tiere „herrschen“ soll, zeigt aber klar, wo das Tier steht. Mensch und Tier haben vor Gott nicht den gleichen Wert. Ausserdem hat Gott allein den Menschen nach seinem Abbild geschaffen.48 Tiere dabei jedoch nur als Rohstoff zum Nutzen des Menschen zu sehen, wäre hinsichtlich der Wertigkeit der Tiere biblisch kaum zu legitimieren.49 Ganz im Gegenteil werden Hirten und Herdenbesitzer dazu aufgefordert, die gesamte Natur, und somit auch die Tiere, zu pflegen und zu hüten.50 Tiere sind nach der Bibel also zu berücksichtigen und sollen nicht ausgenutzt werden. Trotzdem haben sie eindeutig einen niedrigeren Stand als die Menschen und sollen von ihnen beherrscht werden. Ob die biblischen Texte nun wirklich als Grundlage unseres Handels gesehen werden können, ist anzuzweifeln. Die darin angelegte „Tierethik“ findet meist nur selektiv und beliebig Anwendung.51 Gerade die Entwicklung der biologischen Wissenschaft seit Darwin zeigt, dass es starke Argumente gegen die einzigartige Sonderstellung des Menschen im Vergleich zu den Tieren gibt.52 Dies wird im nächsten Kapitel genauer erläutert. 46 Vgl. Stock, H. (2013): „Was unser Verhältnis zu Tieren prägt“. URL: http://www.3sat.de/page/?source=/scobel/171861/index.html (Stand: 11.04.2015). 47 Hoerster, Norbert (2004): „Haben Tiere eine Würde?, Grundfragen der Tierethik“. Münnchen: Beck’sche Reihe, S.11f. 48 Vgl. Hoerster (2004), S.11f. 49 Vgl. Stock (2013) 50 Vgl. Leibold, Otmar (1998): „Tiere im Christentum“. URL: http://www.friedrich-verlag.de/pdf_preview/d53231_4144.pdf (Stand: 19.04.2015). 51 Vgl. Stock (2013) 52 Vgl. Hoerster (2004), S.11f. Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 12 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung 5.2 Biologische Aspekte Spätestens seit Darwins Evolutionstheorie ist es schwierig, dem Menschen eine biologische Sonderstellung zuzuschreiben, wie sie im vorherigen Kapitel beschrieben wurde. Laut Darwin teilen alle auf der Erde existierenden Lebewesen eine evolutionäre Geschichte. Durch den genetischen Stammbaum lassen sich also Delphine sowie Menschen auf eine gemeinsame Abstammung zurückführen. Die natürliche Auslese erklärt dabei die Entwicklung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden.53 Nur wer sich an die natürlichen Gegebenheiten anpasst und sich weiterentwickelt, kann überleben. Darwin spricht dabei vom „survival of the fittest“.54 Wichtig zum Überleben ist nicht nur die körperliche Kraft allein, sondern auch die geistige Leistung und die Fähigkeit, sich an die Umwelt und Situation anzupassen.55 Geistige und andere Fähigkeiten entstehen nach der Evolutionstheorie schrittweise.56 Menschen und Delphine waren also anfangs „gleich“, haben sich dann aber verschieden weiterentwickelt. Während der Delphin sich auf das Schwimmen spezialisiert hat, bildete der Mensch einen universell nutzbaren Körper (sog. organische Unspezialisiertheit). Die Genforschung unterstützt Darwins Evolutionstheorie und zeigt anhand der Übereinstimmung von DNA- Sequenzen auf, wie klein der biologische Unterschied zwischen Mensch und Tier eigentlich ist Abb. 4: Diagramm zur DNA-Übereinstimmung vom Menschen zu verschiedenen Tieren (siehe Abb. 4). 57 Doch kleine Veränderungen im Genotyp58 führen oft zu grossen Unterschieden im Phänotyp.59,60 Dieser Umstand erklärt, warum, auch wenn die Basispaarketten61 eine beträchtliche Äquivalenz aufweisen, Aussehen, Fähigkeiten sowie Verhalten sehr unterschiedlich sein können. Auch wenn Delphin und Mensch andere evolutionäre Pfade beschritten haben, finden die Neuroanatomisten eine psychologische Verbindung. Beim Verhältnis Gehirn zu Körpermasse sowie Aufbau des 53 Vgl. Wild, Markus (2008): „Tierphilosophie zur Einführung“. Hamburg: Junius Verlag GmbH, S.54ff. Rudolph, Dennis (2014): „Charles Darwin: Die Evolutionstheorie“. URL: http://www.frustfrei-lernen.de/biologie/charlesdarwin-evolutionstheorie-biologie.html (Stand: 25.04.2015). 55 Vgl. Rudolph (2014) 56 Vgl. Wild (2008), S.54ff. 57 Vgl. Pichler, Renato (o.A.): „Wo liegt der Unterschied zwischen Mensch und Tier?“. URL: http://www.swissveg.ch/node/93 (Stand: 25.04.2015). 58 Siehe Glossar 59 Siehe Glossar 60 Vgl. Glock, Hans-Johann (2010): „Eine „anthropologische Differenz“ zum Tier?“. URL: http://www.philosophie.uzh.ch/seminar/lehrstuehle/theoretische2/team/glock/anthropologischedifferenz_vhs10_glock_final.pdf (Stand: 25.04.2015). 61 Siehe Glossar 54 Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 13 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung Gehirns zeigen Mensch und Delphin grosse Ähnlichkeit. Die als biologische Grundlage für höhere Intelligenz geltenden, kompliziert gewundenen Falten finden sich in beiden Fällen.62 Laut der Evolutionstheorie gibt es keinen fundamentalen Unterschied zwischen Mensch und Delphin. Sie teilen die gleiche Abstammung und haben eine ähnliche Hirnstruktur. 5.3 Soziale Aspekte und Verhalten Kultur, Gesellschaft, Erziehungsbereitschaft und das Gebrauchen von Werkzeugen sind alles Eigenschaften, die früher oft nur dem Menschen zugeschrieben wurden. Doch die moderne Forschung zeigt, dass auch viele Tiere genau dieselben Fähigkeiten haben. Wenn man Kultur als Mythos, Religion, Kunst, Recht, Mode oder Wissenschaft definiert, erscheint es offensichtlich, dass nur Menschen diese Institutionen besitzen. Doch wenn man sie als gruppenspezifische Präferenzen, Verhaltensmuster oder Erzeugnisse in einer Population, welche auf sozialem Lernen beruhen und auch so weitergegeben werden, auffasst, findet sich Kultur in diesem Sinne auch bei Tieren.63 Eine Gruppe Delphinweibchen vor der Küste Australiens benutzt aufgesammelte Schwämme um mit diesen den Sand zu durchpflügen und so Beutetiere aufzuspüren (siehe Abb. 5). Der Schwamm dient dabei zum Schutz der empfindlichen Schnauze. Untersuchungen zeigen, dass das Benutzen dieses „Werkzeugs“ nicht etwa vererbt ist, sondern von Delphinmüttern an ihren Nachwuchs weitergegeben wird. Faszinierend ist dabei nicht nur das sozial vermittelte Lernen. Infolge der schlauen Jagdtechnik haben sich die Delphine eine völlig neue Nahrungsquelle erschlossen. Durch das Wühlen am Meeresgrund scheuchen sie kleinere Meerestiere auf und fressen sie. Diese bodenbewohnenden Fische besitzen meist keine Schwimmblase64 und können von den Delphinen daher nur schwer geortet werden. Ohne den Schwamm wäre es ihnen nicht möglich, die kleinen Meerestiere zu jagen.65 Abb. 5: Delphin beim Aufspüren von Beutetieren mit Hilfe des Schwammes Dieses Beispiel zeigt auf, dass Delphine über eine hohe soziale Kompetenz verfügen und die Fähigkeit des sozialen Lernens aufweisen. Man kann dabei von kultureller Evolution sprechen, da sich gruppenspezifische Verhaltensmuster und Erzeugnisse ausgebildet haben. 62 Vgl. o.A. (2010): „Forscher fordern: Delfine müssen dem Menschen ethisch gleichgestellt werden“. URL: https://www.sein.de/forscher-fordern-delfine-muessen-dem-menschen-ethisch-gleichgestellt-werden/ (Stand: 01.05.2015). 63 Vgl. Wild (2008), S.161ff. 64 Siehe Glossar 65 Vgl. Kreicker, Sina (2014): „Delfine mit Schnauzenschoner: Vorsprung durch Schwamm-Trick“. URL: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/delfine-jagen-mit-schnauzenschoner-kulturelle-evolution-bei-tieren-a965622.html (Stand: 28.04.2015). Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 14 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung Ein weiteres Beispiel für die Fähigkeit zur Erinnerung und den Umgang mit erlernten Informationen zeigt ein frei lebender Grosser Tümmler Namens Billie. Wegen der Behandlung einer Verletzung verbrachte sie mehrere Wochen in einem australischen Aquarium zusammen mit einem gefangenen Delphin, der akrobatische Kunststücke erlernt hatte. Billie lernte in dieser Zeit „auf den Fluken66 zu laufen“ (siehe Abb. 6). Nachdem sie wieder in die Freiheit entlassen worden war, brachte sie dieses Kunststück anderen frei lebenden Delphinen bei. Noch heute wird diese Fähigkeit in der Region, wo Billie ausgesetzt wurde, weitergegeben.67 Diese beiden Beispiele zeigen auf, dass Delphine sowohl fähig sind, sozial Abb. 6: Freilebender Delphin beim „auf den Fluken laufen“ zu lernen und Erziehungsbereitschaft zu zeigen, als auch eine Kultur zu haben und Werkzeuge zu gebrauchen. Ausserdem leben sie in komplexen sozialen Gruppen, die mit unserer Gemeinschaft gleichgesetzt werden können. In diesen Eigenschaften unterscheiden sie sich kaum vom Menschen. 5.4 Bewusstsein Um die Verhaltensweisen von Mitmenschen im Alltag zu erklären, versuchen wir zu ergründen, was sie beabsichtigen, wollen, wünschen, fürchten, erwarten, glauben oder wissen. Die Erklärung und Vorhersage von Verhalten aufgrund innerer, geistiger Umstände ist für uns normal.68 Wenn Tiere nun dieselben psychischen Fähigkeiten zeigen, kann ihr Verhalten nicht mehr nur durch Instinkte erklärt werden. Sie würden sich so, als selbst denkende und fühlende Wesen mit eigenen Wünschen, nicht vom Menschen unterscheiden. Voraussetzung dafür ist ein Bewusstsein. Was ist Bewusstsein genau? Im Moment, in welchem wir darüber nachdenken, ob wir bei Bewusstsein sind, ist es gewiss, dass wir es sind. „Cogito ergo sum“69, wie Decartes sagte.70 Doch bei Tieren gestaltet es sich schwierig, diesen Zustand festzustellen, da eine sprachliche Verständigung nicht möglich ist. Forscher haben andere Wege gefunden, um festzustellen, ob Tiere auf Bewusstsein hindeutende Fähigkeiten besitzen, wie Selbstreflexion, Reizempfänglichkeit, Aufmerksamkeit und Selbstbewusstsein71. Eine beliebte Methode, um das Selbstbewusstsein eines Lebewesens festzustellen, ist der Rouge-Test. Dabei wird dieses mit einem Farbklecks markiert und vor einen Spiegel geführt. Wenn es den Fleck 66 Siehe Glossar Vgl. Hjalmarsson, Kris (2015): „Neues Buch zur Kultur von Walen und Delphinen erschienen“. URL: http://de.whales.org/blog/2015/01/neues-buch-zur-kultur-von-walen-und-delfinen-erschienen (Stand: 29.04.2015). 68 Vgl. Wild (2008), S.59ff. 69 Vgl. Kapitel 12 für deutsche Übersetzung 70 Pontes, Ulrich (2013): „Was ist Bewusstsein?“. URL: https://www.dasgehirn.info/denken/bewusstsein/was-istbewusstsein-477 (Stand: 01.05.2015). 71 Siehe Glossar 67 Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 15 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung entdeckt und wegwischt, ist das ein Beweis dafür, dass es sich selbst erkennt und sich seiner bewusst ist.72 Dieses sogenannte Ich-Bewusstsein besitzen Delphine. Meeresbiologen sehen im Ergebnis dieses Tests keine Überraschung. Da die Meeressäuger in komplexen sozialen Beziehungen leben, ist es überaus sinnvoll und auch notwendig, dass sie über Selbsterkennung und Selbstbewusstsein verfügen, um so ständig Entscheidungen über ihr soziales Umfeld treffen zu können.73 Auch zur Selbstreflexion wurde ein Experiment mit Delphinen durchgeführt. Dabei liessen Forscher ihre Tümmler eine Reihe von Wahrnehmungs- und Gedächtnistests mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad absolvieren. Wenn die Aufgabe richtig gelöst wurde, bekamen sie eine Belohnung, wenn sie jedoch missglückte, mussten sie eine Weile aussetzen, bis sie wieder mitmachen durften. Die Delphine konnten die jeweiligen Aufgaben auch verweigern und so der Warteschleife entkommen. Nach kurzer Zeit liessen sie diejenigen Tests aus, bei denen sie sich nicht sicher waren, ob sie sie lösen können. Die Tümmler waren somit in der Lage, über sich selbst nachzudenken und ihre Fähigkeiten zu beurteilen.74 Durch die Tests wurde bewiesen, dass Delphine Selbstbewusstsein haben, über sich selbst nachdenken können, reizempfänglich und aufmerksam sind. Sie besitzen also bis zu einem gewissen, unbekanntem Grad ein Bewusstsein. 5.5 Bedürfnisse und Wünsche Handlungen werden alltagspsychologisch oft durch Bedürfnisse oder Wünsche erklärt. Zusammen mit den Gedanken und Trieben führen sie zu einer Auslösung von Verhalten. Wunsch und Gedanken unterstützen sich gegenseitig und werden gebraucht, um zusammen ein Verhalten auslösen zu können. Dieses Verhalten wird ausgelöst, weil wir etwas verändern möchten (Antrieb). Dabei kann man zwischen Veränderungen der Körperzustände eines Lebewesens und Veränderungen in seiner Umwelt unterscheiden. Der Antrieb für das Verhalten, das die Veränderung von Körperzuständen als Ziel hat, heisst Bedürfnis. Die Triebkraft für Änderungen in der Umwelt ist ein Wunsch. Es gibt somit zwei Arten motivierender Zustände.75 Tiere haben Bedürfnisse, genauso wie wir. Als mehrfach beobachtetes Beispiel dazu: Der Delphin hat eine Angelrute in seiner Flosse und verspürt das Bedürfnis, sie loszuwerden. Er schwimmt zum Taucher hin und macht ihn auf seine Verletzung aufmerksam, weil er denkt, dass ihm der Taucher helfen kann. 72 Vgl. Reinberger, Stefanie (2013): „Tierisch bewusst“. URL: https://www.dasgehirn.info/denken/bewusstsein/tierischbewusst-6082/ (Stand: 01.05.2015). 73 Vgl. Karlowski, U. (o.A.): „Die Welt der Delfine“. URL: http://www.delphinschutz.org/delfine/sozialverhalten/123delfine-erkennen-ihr-spiegelbild (Stand: 01.05.2015). 74 Vgl. Reinberger (2013) 75 Vgl. Wild (2008), S.133ff. Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 16 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung Eine andere Beobachtung zeigt, dass Tiere auch Wünsche haben. Ein Delphin sieht ein Kind ertrinken und rettet es. Dabei registriert er zuerst, was passiert. Doch nur dieser Gedanke allein wird ihn nicht motivieren, das Kind zu retten. Dazu braucht es noch einen Impuls, den Wunsch, den Zustand des Jungen, also seine Umwelt, zu ändern. Wie der Mensch scheint der Delphin Bedürfnisse und Wünsche zu kennen. 5.6 Empfindungsfähigkeit Empfindungsfähige Wesen verfügen über ein ganzes Spektrum von Gefühlen und Emotionen, von Schmerz und Leid bis zu Wohlbefinden und Freude.76 Während viele Tierbesitzer von den Gefühlen ihrer Schützlinge sprechen, bezweifeln Forscher, dass Tiere so etwas besitzen. Da Gefühle kaum exakt messbar und eng mit dem persönlichen Erleben verknüpft sind, gelten sie als nicht erforschbar. Dennoch gibt es einige Experimente, die darauf hinweisen, dass Tiere empfindungsfähig sind. Biochemische Abläufe, welche die grundlegenden Gefühlsäusserungen begleiten, wurden bei verschiedenen Säugetieren gefunden. Auch lassen sich durch die Herzfrequenz, die Menge ausgeschütteter Stresshormone oder anhand von Teilaktivierung des sympathischen Nervensystems Zustände wie Depression, Stress und Angst ablesen. Zudem findet sich das limbische System, eine Gehirnstruktur, die beim Menschen für die Entstehung der Gefühle verantwortlich ist, bei allen Säugetieren.77 Tatsächlich wurden beim Delphin schon verschiedene Formen von Emotionen und Gefühlen festgestellt. Beim Trauerverhalten zeigen Delphine ausgeprägte Fürsorge- und Abschiedsgesten. Es wurden Delphinmütter beobachtet, welche ihre toten Babys weit hinaus ins Meer brachten. Dabei transportierten sie dieses mühevoll auf ihrem Rücken, bis der richtige Platz erreicht war. Dort blieben die Mütter zum Teil für zwei Tage.78 Ähnliches Verhalten lässt sich auch in Gefangenschaft beobachten. Delphine verlieren ihre Freude am Spiel und treten in den Hungerstreik, wenn ein Gefährte stirbt.79 Dieses Verhalten ist ein klares Indiz für einen Trauerprozess und ein Bewusstsein der Tiere für den Tod.80 Doch die Delphine empfinden auch positive Gefühle wie Freude, die sie durch Quietschen und Knattern äussern, wenn sie einen Fisch fangen, aber auch wenn sie eine Belohnung erwarten.81 76 Vgl. o.A. (o.A.): „Empfindungsfähigkeit und Klugheit bei Walen und Delfinen“. URL: http://de.whales.org/Empfindungsfaehigkeit-Klugheit-Wale-Delfine (Stand: 01.05.2015). 77 Vgl. Sanides, Silvia / Siefer, Werner (1995): „Die Gefühle der Tiere“. URL: http://www.focus.de/wissen/natur/forschungund-technik-die-gefuehle-der-tiere_aid_156760.html (Stand: 01.05.2015). 78 Vgl. GRD Presse (2012): „Die Welt der Delfine, Delfinmutter bestattet ihr totes Baby“. URL: http://www.delphinschutz.org/delfine/sozialverhalten/118-delfine-trauern-um-ihre-toten (Stand: 01.05.2015). 79 Vgl. Odenwald, Michael (2008): „Fühlen Tiere so wie Menschen?“. URL: http://www.focus.de/wissen/weltraum/odenwalds_universum/odenwalds-universum-fuehlen-tiere-so-wiemenschen_aid_355505.html (Stand: 01.05.2015). 80 Vgl. GRD Presse (2012) 81 Vgl. Podbregar, Nadja (2014): „Auch Delfine quietschen vor Freude“. URL: http://www.wissenschaft.de/lebenumwelt/biologie/-/journal_content/56/12054/4261776/Auch-Delfine-quietschen-vor-Freude/ (Stand: 01.05.2015). Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 17 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung Auch betreffend Empfindungsfähigkeit differenzieren sich Delphine somit nicht grundlegend vom Menschen. 5.7 Sprache Viele Ethiker und Forscher sehen den grössten Unterschied zwischen Mensch und Tier in der Sprache. Lingualismus und Antilingualismus liefern unterschiedliche Schlussfolgerungen. Lingualisten sind davon überzeugt, dass Tiere mangels Sprache nicht denken können. „A creature cannot have a thought unless it has a language“82, so Davidsons Aussage.83 Die grundsätzliche Argumentation ist dabei wie folgt: Prämisse 1:84 Denken setzt Begriffsbesitz voraus. Prämisse 2: Begriffsbesitz setzt Sprachbesitz voraus. 85 Konklusion 1: Denken setzt Sprachbesitz voraus. Prämisse 3: Tiere besitzen keine Sprache Konklusion 2: Tiere können nicht denken. Dies ist nachvollziehbar, doch die Schlüssigkeit ist anzuzweifeln.86 Es bieten sich einige Angriffspunkte für die Antilingualisten. Schon die erste Prämisse ist problematisch. Selbst wenn Tiere keine Begriffe brauchen, können sie dennoch denken. Denn wenn sie sich irren können, über Absichten verfügen und bestimmte Dinge wissen, haben sie Gedanken. Begriffsbesitz wird nicht vorausgesetzt, sondern Wahrnehmungsfähigkeiten, Einstellungen und Emotionen. Diese äussern sich bei Tieren nicht durch Sätze, wohl aber durch Verhaltensweisen, Körperhaltungen und Reaktionsmuster, wie im vorangegangen Kapitel beschrieben.87 Die dritte Prämisse kann durch die moderne Forschung, zumindest für einige Tiere, zurückgewiesen werden. Delphine kommunizieren miteinander und haben individuelle Pfeiftonfolgen. Ähnlich wie unsere Namen werden Signaturpfiffe gebraucht, um andere Delphine gezielt anzusprechen. Sie nutzen sie auch, um sich selbst vorzustellen, wenn sie auf bislang unbekannte Delphine stossen. Die Namen bekannter Artgenossen vergessen sie auch über Jahrzehnte hinweg nicht.88 Trotzdem unterscheiden einige Kritiker dieses „Sprechen“ von unserer Sprache. Die Tiere kommunizieren, sprechen aber nicht. Ihr Repertoire sei stereotypisch und beschränkt. Nur die menschliche 82 Vgl. Kapitel 12 für deutsche Übersetzung Vgl. Glock (2010) 84 Siehe Glossar 85 Siehe Glossar 86 Vgl. Glock (2010) 87 Vgl. Glock (2010) 88 Vgl. Janik, Vincent (2013): „Kommunikation: Delfine antworten auf ihren Namen“. URL: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/kommunikation-delfine-reagieren-auf-ihren-namen-a-912392.html (Stand: 03.05.2015). 83 Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 18 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung Sprache erlaube fast unbegrenzte Kombinationen und Wortschöpfungen, wodurch eine flexible Kommunikation und eine gegenseitige Bezugnahme bis hin zum Austausch abstrakter Gedanken ermöglicht werden.89 Die heutige Forschung lässt Zweifel an der Ansicht der Lingualisten aufkommen. Viele Wissenschaftler sind der Überzeugung, dass die Sprachfähigkeit nicht die einzige Voraussetzung für Denken ist.90 5.8 Fazit Es wurde aufgezeigt, dass es kontroverse Positionen bei der Frage der Ähnlichkeit von Delphinen zu Menschen gibt. Aus christlich religiöser Sicht hat das Tier an sich nur einen Selbstwert. Sonst steht es unter dem Menschen und dient ihm zu seinem Nutzen. Nur der Mensch ist nach Gottes Abbild geschaffen. Aus der Bibel lässt sich also keine Ähnlichkeit zum Menschen schliessen. Biologisch gesehen sind Tiere und Menschen nach Darwins Evolutionstheorie eng verwandt. Sie teilen eine gemeinsame Abstammung. Ausserdem besitzen Delphine und Menschen eine ähnliche Hirnstruktur. Delphine sind biologisch gesehen dem Menschen ähnlich. In Bezug auf soziale Aspekte haben Delphine viel gemeinsam mit uns. Sie leben in sozialen Gruppen, sind fähig sozial zu lernen und ihr Wissen an die nächste Generation weiterzugeben. Sie sind geschickt, können Werkzeuge benutzen und zeigen kulturelle Ansätze. Der Unterschied zwischen Mensch und Delphin ist sehr gering. Delphine besitzen bis zu einem bestimmten Punkt Bewusstsein. Doch wie ähnlich sie Menschen in dieser Hinsicht sind, ist schwer zu bestimmen. Gewiss ist, dass sie Empfindungsfähigkeit aufbringen. Delphine besitzen ausserdem nicht nur Bedürfnisse, sondern auch Wünsche. Welchen Stellenwert die Sprache hat, ist umstritten. Einige sehen sie als Voraussetzung, um überhaupt denken zu können. Die moderne Forschung belegt, dass Delphine ebenfalls eine „Sprache“ besitzen. Auch finden sich Hinweise, dass Bewusstsein und Denken auch ohne Sprache möglich ist. Mehrheitlich kann somit gesagt werden, dass Delphine dem Menschen sehr ähnlich sind. Kein Wunder, dass sie von den Maori „die Menschen der Meere“ genannt werden.91 Um genau bestimmen zu können, ob der Delphin ethisch zu berücksichtigen ist, müssen nun zuerst die verschiedenen tierethischen Theorien untersucht werden. Erst wenn deren Kriterien erfüllt sind, kann durch den Abgleich mit diesem Kapitel eine definitive Schlussfolgerung zur Frage gezogen werden, ob der Delphin ethisch zu berücksichtigen ist. 89 Ritter, Adrian (2013): „Warum Tiere nicht sprechen“. URL: http://www.uzh.ch/news/articles/2013/warum-tiere-nichtsprechen.html (Stand: 03.05.2015). 90 Vgl. Kapitel 5.4 91 Vgl. Die Bucht (2009) Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 19 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung 6. Vorstellung tierethischer Theorien Verschiedene Philosophen haben sich mit tierethischen Theorien beschäftigt. Die drei davon für diese Arbeit ausgewählten Theorien vertreten unterschiedliche Standpunkte, können als Hauptrepräsentanten für einen spezifischen Denkansatz betrachtet werden und sind in der aktuellen tierethischen Debatte präsent. 6.1 Anthropozentrismus – Vernunft Moral Anthropozentrismus kommt vom griechischen Wort „anthropos“, was Mensch heisst. Bei diesem Ansatz hat einzig der Mensch einen moralischen Wert und deshalb ist auch nur er ethisch zu berücksichtigen. Typisch für diese Position ist, dass der Mensch sich aus dem Tierreich herausnimmt und nicht-menschliche Lebewesen nur als Ressourcen ansieht, die für ihn da sind und über die er frei verfügen darf.92 Die Na- Abb. 7: Immanuel Kant tur verfügt bloss über einen instrumentellen Wert. Nur weil sie dem Mensch Nutzen bringt, ist sie wertvoll. Der Mensch hat gegenüber der Natur keine moralischen Verpflichtungen und wenn doch, sind diese Pflichten indirekt und dem Menschen selbst geschuldet. 93 Manche Autoren argumentieren dabei mit religiösen Ansätzen, Decartes mit der Ansicht, dass Tiere Maschinen sind (sog. Maschinenparadigma) - was mir in Anbetracht der modernen biologischen Erkenntnisse als etwas veraltet erscheint - und Kant mit der Vernunft. Sein Ansatz wird nachstehend erläutert. 6.1.1 Beschreibung Kant als Anthropozentrist erklärt die Sonderstellung des Menschen mit der Vernunft und der damit verbundenen Autonomie. Diese zwei Eigenschaften sind Voraussetzung, um ethisch berücksichtigt zu werden. Grundsatz dafür ist der Wille. Beide, Mensch und Tier, haben Wünsche, die ihr Verhalten beeinflussen und steuern. Doch nur der Mensch ist in der Lage, seine Wünsche aufzuschieben und sein Verhalten bewusst zu wählen. Der Wille ist die Voraussetzung, um keinen willkürlichen Neigungen ausgesetzt zu sein.94 Der Mensch als Vernunftwesen vermag seinen Willen frei zu bestimmen sowie selbstgesetzlich zu handeln. Er ist deshalb autonom.95 92 Vgl. Späni, Martina / Petrus, Klaus (2009): „Mensch, Tier, Natur, Ethische Positionen im Überblick“. URL: http://www.tier-im-fokus.ch/info-material/info-dossiers/mensch_tier_natur/ (Stand: 29.04.2015). 93 Vgl. Späni / Petrus (2009) 94 Vgl. Wilson, Scott D. (o.A.): „Animals and Ethics“. URL: http://www.iep.utm.edu/anim-eth/#SH1b (Stand: 16.05.2015). 95 Vgl. Gerber, Sophia (2004): „Tierische Gebrauchsanweisungen Tierethik bei Kant und Schopenhauer“. URL: http://www.grin.com/de/e-book/36832/tierische-gebrauchsanweisungen-tierethik-bei-kant-und-schopenhauer (Stand: 16.05.2015). Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 20 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung Tieren hingegen fehlt dieser Wille und damit Vernunft und Autonomie. Nach Kant sind Tiere ausschliesslich biologische Wesen, die in ihre Natur gebunden sind und die durch ihre Triebe und Instinkte bestimmt werden. Ohne die Vernunft kommen dem Tier keine Autonomie, keine Rechte und keine Würde zu. Kant bezeichnet sie als Sachen.96 „Dass der Mensch in seiner Vorstellung das Ich haben kann, erhebt ihn unendlich über alle andere auf Erden lebende Wesen. Dadurch ist er eine Person […], d.i. ein von Sachen, dergleichen die vernunftlosen Tiere sind, mit denen man nach Belieben schalten und walten kann, durch Rang und Würde ganz unterschiedenes Wesen.“.97 Entsprechend sind Tiere im Anthropozentrismus ethisch nicht zu berücksichtigen.98 Dennoch bestehen Pflichte im Umgang mit Tieren, welche Kant in seinem Verrohungsargument formuliert. Diese sind jedoch keine Pflichten dem Tier gegenüber, sondern eine Pflicht gegenüber den anderen Menschen, in Ansehung der Tiere.99 Kant geht davon aus, dass Menschen, welche sich Tieren gegenüber grausam verhalten, moralisch abstumpfen und sich dann auch Menschen gegenüber falsch verhalten.100 Beim Verrohungsargument setzt die Kritik an. Wenn doch zwischen Mensch und Tier keine Ähnlichkeit besteht, warum sollte dann Tierquälerei in Menschenquälerei münden?101 Trepl deutet Kants Text anders und sieht den Verpflichtungsgrund Tieren gegenüber darin, dass andernfalls die „Menschlichkeit“ zerstört wird. Die Menschlichkeit sei der höchste Wert, den ein Mensch besitzt. Das Höchste, was uns von der Vernunft gegeben ist, sei die Idee der Menschheit in der eigenen Person zu verwirklichen. Dabei ist alles zu unterlassen, was dem zuwiderläuft. Da es der Idee der Menschheit zuwider ist, jemandem oder etwas Schmerz zuzufügen, dürfen Tiere nicht gequält werden.102 6.1.2 Beurteilung Kant hat seine Theorie zur Zeit der Aufklärung formuliert. Damals wurde der Vernunft besonderen Wert beigemessen. Spätere Ethiker kritisieren, dass alleine Vernunft und Autonomie als Kriterien nicht genügen. Daraus formte sich auch das Argument der menschlichen Grenzfälle. Wenn Tiere keine moralische Berücksichtigung erhalten, dann ebenso nicht Kleinkinder sowie senile und geistig behinderte Menschen. Auch ihnen fehlen Vernunft und Autonomie. Diese Behandlungsweise scheint nicht korrekt. Es gibt dennoch eine Möglichkeit, Kants Theorie in dieser Hinsicht bis zu einem gewissen Punkt zu verteidigen. Da Kleinkinder die Fähigkeit, rational und autonom zu handeln, noch erwerben 96 Vgl. Gerber (2004) Hoerster (2004), S.18 98 Siehe Kapitel 7 für mehr Informationen, warum ich mit diesem Standpunkt nicht übereinstimme. 99 Vgl. Trepl, Ludwig (2012): „Kant und der Tierschutz. Die Unterteilung der Naturethiker in Anthropozentriker und Biozentriker ist irreführend.“. URL: http://www.scilogs.de/landschaft-oekologie/kant-und-der-tierschutz-die-unterteilungder-naturethiker-in-anthropozentriker-und-biozentriker-ist-irref-hrend/ (Stand: 16.05.2015). 100 Vgl. Wolf, Ursula / Tuider, Jens (2014): „Tierethische Positionen“. URL: http://www.bpb.de/gesellschaft/umwelt/bioethik/176364/tierethische-positionen?p=all (Stand: 23.05.2015). 101 Vgl. Trepl (2012) 102 Vgl. Trepl (2012) 97 Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 21 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung werden und Senile diese Eigenschaften einst hatten, kann man sie aus den Grenzfällen ausschliessen.103 Weitere Kritik bezieht sich auf das Verrohungsargument. Dieses ergibt nur Sinn, wenn man die Vernunft als eine in der Evolution entstandene Fähigkeit ansieht und nicht wie Kant in einer höheren Welt ansiedelt.104 Kants Vernunft Moral hat - trotz fraglicher Argumentation - immer noch einen Einfluss auf die moderne tierethische Diskussion. 6.1.3 Bezug auf Delphine Delphine sind somit ethisch nicht zu berücksichtigen. Jedoch darf nicht gedankenlos mit ihnen umgegangen werden. Das Verrohungsargument gibt eine ethische Regel vor, an welche sich der Mensch im Umgang mit Tieren halten muss. 6.2 Pathozentrismus - Utilitaristische Ethik Pathozentrismus kommt vom griechischen Wort „pathos“, was Leid heisst. Dieser Ansatz berücksichtigt alle empfindungs- oder leidensfähigen Wesen. Der Pathozentrismus ist die Antwort auf die einseitige Ausrichtung des Anthropozentrismus. Jeremy Bentham bringt es auf den Punkt. „The question is not, 'Can they reason?' nor, 'Can they talk?' but rather, 'Can they suffer?' “.105,106 Abb.8: Peter Singer Ein Lebewesen muss über eigene Wahrnehmungen, Bedürfnisse oder Gefühle verfügen und in der Lage sein, Lust und Leid zu erleben, um als empfindungs- und leidensfähig zu gelten. Empfindungsfähigkeit ist also eine Voraussetzung, um einem Lebewesen Interessen zuschreiben zu können. Dabei gilt das Interesse, Leiden zu vermeiden, als höchstes Gut. Der Pathozentrismus fokussiert auf Menschen und Tiere, nur selten bezieht er Pflanzen oder die gesamte Natur mit ein.107 Nachfolgend wird die utilitaristische Ethik nach Singer dargestellt. Weitere wichtige Vertreter des Pathozentrismus wären Schopenhauer mit seiner Mitleidsethik und Wolf mit ihrer Moral generalisierten Mitleids. Der Utilitarismus scheint mir jedoch bedeutender. 103 Vgl. Wilson (o.A.) Vgl. Wolf / Tuider (2014) 105 Vgl. Kapitel 12 für deutsche Übersetzung 106 o.A. (o.A): „Jeremy Bentham on the suffering of non-human animals”. URL: http://www.utilitarianism.com/jeremybentham.html (Stand: 23.05.2015). 107 Vgl. Späni / Petrus (2009) 104 Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 22 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung 6.2.1 Beschreibung Singer beschreibt seine Tierethik im 1975 erschienen Buch „Animal Liberation“, wo er auch auf Nutztierhaltung und Tierversuche eingeht.108 Für Utilitaristen ist moralisches Handeln auf das Ziel der Nutzenmaximierung ausgerichtet. Beim klassischen Utilitarismus von Jeremy Bentham wird der Nutzen als Lust, bei Singers sogenannten Präferenzutilitarismus als Interessenbefriedigung interpretiert. So wird diejenige Handlung empfohlen, welche die beste Bilanz von Lust/Unlust beziehungsweise die maximale Interessenbefriedigung ergibt. Empfindungsfähigkeit ist die Voraussetzung dafür, dass man Lust empfinden oder Interessen haben kann. Bei Singer und Bentham sind Tiere dabei eingeschlossen. Nach Singers Gleichheitsgrundsatz sind alle empfindungsfähigen Wesen gleichwertig.109 Singer kritisiert die Position, welche die Interessen der Tiere weniger gewichtet als die der Menschen. Er sieht dies als Speziesismus an, einer Form von Diskriminierung. Somit sind die Interessen von Tieren gleichwertig zu berücksichtigen. Dies beschreibt er so: „The essence of the Principle of Equal Consideration of Interests is that we give equal weight in our moral deliberations to the like interests of all those affected by our actions” .110,111 Zur Begründung seines Ansatzes benutzt er das Argument der menschlichen Grenzfälle, wie es oben bei Kant beschrieben wurde, jedoch auf andere Art und Weise. Anthropozentristen begründen die Sonderstellung des Menschen durch eine Eigenschaft, die nur der Mensch besitzt. Diese Eigenschaft fehlt jedoch in der Regel den Grenzfällen. Wenn man eine Eigenschaft wählt, welche auch die Grenzfälle besitzen, weisen die meisten Tiere diese Eigenschaft ebenfalls auf. Singer kommt somit zum Schluss, dass es keine Möglichkeit gibt, die Meinung zu vertreten, dass nur alle menschlichen Wesen ethisch berücksichtigt werden. Wenn wir nun eine Eigenschaft suchen, die alle Menschen - inklusive den Grenzfällen - besitzen und die eine ethische Berücksichtigung zur Folge hat, sind wir laut Singer gezwungen die Empfindungsfähigkeit zu wählen. Wenn wir jedoch diese Eigenschaft als Voraussetzung für eine ethische Berücksichtigung bestimmen, sind auch zwingend die Tiere miteinzubeziehen. Nach Singer hat das Handeln gegenüber allen empfindungsfähigen Wesen demnach ethischen Kriterien zu folgen.112 „Wenn ein Wesen leidet, kann es keine moralische Rechtfertigung dafür geben, dass man sich weigert, dieses Leid zu berücksichtigen. […] Wenn ein Wesen nicht fähig ist zu leiden oder Freude oder Glück zu empfinden, dann gibt es auch nichts zu berücksichtigen.“113 108 Vgl. Wikipedia (2015): „Animal Liberation. Die Befreiung der Tiere”. URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Animal_Liberation._Die_Befreiung_der_Tiere (Stand: 23.05.2015). 109 Vgl. Wolf / Tuider (2014) 110 Vgl. Kapitel 12 für deutsche Übersetzung 111 Wilson (o.A.) 112 Vgl. Wilson (o.A.) 113 Büwell, Marcus / Hübenthal, Christoph / Werner, Micha H.(2011): „Handbuch Ethik, 9.Tierethik, 4.Aktuelle Positionen und Problemfelder, 4.1Typologie der aktuellen tierethischen Positionen“. Stuttgart: J.B.Metzler Verlag, S.289. Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 23 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung 6.2.2 Beurteilung Kritik setzt bei der allgemeinen Schwierigkeit des Utilitarismus an, nämlich alle von der Handlung Betroffenen und deren Interessen zu berücksichtigen und gegeneinander abzuwägen. Manchmal ist nur schon die Bestimmung des betroffenen Personenkreises114 und der einzelnen Interessen problematisch. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass unsere Vorstellung von Gerechtigkeit oft nicht mit der des Utilitarismus übereinstimmt. Die Maximierung des Gesamtnutzens führt möglicherweise zur Benachteiligung von Einzelpersonen oder Minderheiten.115 6.2.3 Bezug auf Delphine Aus der Argumentation des Pathozentrismus folgt die ethische Berücksichtigung von Delphinen, weil sie empfindungsfähig sind.116 Wie die Verhaltensbeispiele in den vorangegangenen Kapiteln zeigen, können sie Lust und Unlust sowie Freude und Leid empfinden. Menschliches Handeln den Delphinen gegenüber muss somit ethischen Kriterien folgen. Es muss bei jeder Handlung die beste Lust/UnlustBilanz resp. der maximale Nutzen - unter Einbezug der Interessen von Delphinen und Menschen angestrebt werden. 6.3 Tierrechtstheorie Tom Regans Theorie ist eine der wichtigsten und einzigartig in der Tierethik. Ähnlich wie Singer ist er der Meinung, dass Tiere einen ethischen Status haben. Dabei argumentiert Regan mit Rechten.117 6.3.1 Beschreibung Regan stützt sich bei seiner tierethischen Position genau wie Kant auf die Autonomie, deutet diese aber anders, und legt sie als sogenannte Präferenzautonomie aus. Abb. 9: Tom Regan Diese besitzen bei Regan, im Gegensatz zu Kant, nicht nur Personen, sondern alle Wesen, die über die folgenden Eigenschaften verfügen.118 „have beliefs and desires; perception, memory, and a sense of the future, including their own future; an emotional life together with feelings of pleasure and pain; preference- and welfare-interests; the ability to initiate action in pursuit of their desires and goals; a psychological identity over time; and an individual welfare in the sense that their experiential life 114 Siehe Glossar Vgl. Wagner, Johanna (o.A.): „Utilitarismus“. URL: http://www.philopedia.de/index.php/teilbereiche/ethischetheorien/utilitarismus#h4-negative-kritik (Stand: 20.06.2015). 116 Vgl. Kapitel 5.6 117 Vgl. Wilson (o.A.) 118 Vgl. Wolf / Tuider (2014) 115 Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 24 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung fares well or ill for them, logically independently of their utility for others, and logically independently of their being the object of anyone else's interests.”119,120 Um seinen Standpunkt zu begründen nutzt Regan ebenfalls das Argument der menschlichen Grenzfälle. Er fragt sich zunächst, worauf die menschlichen Rechte basieren.121 Da auch menschliche Grenzfälle Rechte haben, müssen diese auf speziellen Eigenschaften beruhen, welche alle Menschen besitzen. Wenn Tiere diese Eigenschaften ebenfalls haben, verfügen auch sie über Präferenzautonomie.122 Dabei nennt Regan diese Wesen Subjekte-eines-Lebens. Sie besitzen einen inhärenten Wert. Das heisst, sie besitzen einen Eigenwert, unabhängig von ihrer Nützlichkeit. Subjekte-eines-Lebens haben alle denselben inhärenten Wert. Sie sind also nicht nach bestimmten Fähigkeiten abgestuft. Aufgrund dieses inhärenten Wertes besitzt ein Wesen den Anspruch, mit Rücksicht und nicht als Instrument - nicht nur als Mittel zum Zweck - benutzt zu werden.123 Regan kritisiert den Utilitarismus und behauptet, dass man sich auf die falsche Sache konzentriert, wenn man nur die Interessenmaximierung aller beteiligten anstrebt. Dadurch werden schreckliche Handlungen legitimiert, solange ein Mehrwert an Nutzen entsteht. Bei Regans Theorie zählt der Einzelne, welcher ein Interesse hat, und nicht das Interesse selbst.124 Zur Beurteilung eines ethischen Problems verwendet Regan Kants Selbstzweckformel.125 Diese besagt, dass bei jeder Handlung die Würde und Autonomie des Subjekt-eines-Lebens berücksichtigt werden muss.126 Laut Regan sind alle Lebewesen, welche Subjekte-eines-Lebens sind, durch individuelle Rechte zu schützen. Damit muss unser Konzept der Rechte auf einen Teil der Tierwelt ausgeweitet werden.127 Regan sieht die Rechte nicht als absolut an. Wenn Rechte von Individuen kollidieren, muss jemandes Recht ausser Kraft gesetzt werden. In diesen Fällen müssen wir versuchen, die Anzahl aufgehobener Rechte zu minimieren. Dabei ist es nicht zulässig, ein Recht aufzulösen, nur weil die Mehrheit davon profitiert.128 6.3.2 Beurteilung Regans Eigenschaften, um Präferenzautonomie und folglich einen inneren Wert zu besitzen, sind in manchen Fällen schwierig zu beurteilen. Wir müssten unser Verhalten Tieren gegenüber ändern, wenn 119 Wilson (o.A.) Vgl. Kapitel 12 für deutsche Übersetzung 121 Vgl. Wilson (o.A.) 122 Vgl. Wilson (o.A.) 123 Vgl. Wolf / Tuider (2014) 124 Vgl. Wilson (o.A.) 125 Siehe Glossar 126 Vgl. Wilson (o.A.) 127 Vgl. o.A. (2015): „III. Kernfragen der ethischen Diskussion“. URL: http://www.drze.de/im-blickpunkt/tierversuche-inder-forschung/kernfragen-der-ethischen-diskussion (Stand: 27.06.2015). 128 Vgl. Wilson (o.A.) 120 Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 25 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung wir Regans Theorie umsetzen und Tiere ebenso wie Menschen individuelle Rechte bekommen.129 Kritisiert wird, dass Rechte nur durch wechselseitige Anerkennung Bestand haben. Tiere sind dazu nicht fähig. Warum sollten sie Rechte haben, wenn sie deren Bedeutung nicht verstehen und die Rechte anderer nicht wahren? Vertreter der Tierrechtstheorie kontern mit dem Argument der menschlichen Grenzfälle. Diese Menschen haben Rechte, obwohl sie nicht moralfähig und rational sind.130 6.3.3 Bezug auf Delphine Damit Delphine nach Regan ethisch zu berücksichtigen sind, müssen sie über die vorgenannten Eigenschaften verfügen. Es wurde bereits gezeigt, dass Delphine Wünsche haben und im Stande sind, Handlungen zu deren Erfüllung vorzunehmen.131 Dies gilt auch für das Erinnerungsvermögen resp. das Gedächtnis.132 Wahrnehmung als Ergebnis der Informationsgewinnung und -verarbeitung von Reizen aus der Umwelt,133 wurde ebenfalls aufgezeigt. Auch die anderen geforderten Eigenschaften, wie z. B. ein emotionales Leben, Fürsorgeinteressen und ein Bewusstsein für den Tod, können auf Grund wissenschaftlicher Erkenntnisse den Delphinen zugeschrieben werden.134 Delphine sind somit bei Regan ethisch zu berücksichtigen. Sie besitzen Präferenzautonomie, sind Subjekte-eines-Lebens und haben einen inhärenten Wert. Dadurch besitzen sie den Anspruch, mit Rücksicht und nicht nur als Mittel zum Zweck benutzt zu werden. 6.4 Fazit Die verschiedenen tierethischen Positionen kommen je nach Argumentation zu unterschiedlichen Resultaten, was die ethische Berücksichtigung von Delphinen betrifft. Die anthropozentristische Position verneint dies. Kant begründet das mit fehlender Vernunft und Autonomie. Dennoch darf wegen des Verrohungsarguments nicht willkürlich mit dem Delphin umgegangen werden. Beim Pathozentrismus werden alle empfindungs- oder leidensfähigen Wesen ethisch berücksichtigt. Singer mit seinem Präferenzutilitarismus schliesst demnach auch Delphine als Beteiligte mit ein. Deren Interessen sind bei der Nutzenmaximierung entsprechend zu berücksichtigen. Regans fordert für alle Wesen, welche bestimmte Eigenschaften besitzen, individuelle Rechte. Zumal Delphine über die geforderten Eigenschaften verfügen, sind sie ethisch zu berücksichtigen. Zusammen mit den Erkenntnissen aus Kapitel 5 kann im nächsten Kapitel definitiv geklärt werden, ob das menschliche Handeln Delphinen gegenüber ethischen Kriterien zu folgen hat. Ebenso lassen sich 129 Vgl. Wilson (o.A.) Vgl. o.A. (2015), „III. Kernfragen der ethischen Diskussion“ 131 Vgl. Kapitel 5.5 132 Vgl. Kapitel 5.3 133 Vgl. Wikipedia (2015): „Wahrnehmung”. URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Wahrnehmung#Weitere_Sinne_der_Lebewesen (Stand: 15.07.2015). 134 Vgl. Kapitel 5.3 ff. 130 Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 26 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung danach aus den drei dargestellten Theorien die Kriterien ableiten, welche zur Beantwortung der Titelfrage benötigt werden. Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 27 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung 7. Kriterienkatalog 7.1 Bestimmung von Delphinen als ethische Objekte In Bezug auf die Bestimmung von Delphinen als ethische Objekte hat die Arbeit verschiedene Beobachtungen dargestellt. Die von mir im Kapitel 5 untersuchten biologischen Faktoren betreffend dem Unterschied zwischen Mensch und Delphin weisen mehrheitlich darauf hin, dass der Delphin ethisch zu berücksichtigen ist. Er ist in relevanten Eigenschaften, wie Sozialverhalten, Bewusstsein, Wünsche und Empfindungsfähigkeit, dem Menschen sehr ähnlich. Im Kapitel 6 wurde dem Delphin je nach tierethischer Theorie ein anderer Status zugesprochen. Dabei ist Kant der einzige Vertreter, der Delphinen aufgrund fehlender Vernunft und Autonomie keine ethische Berücksichtigung zuspricht. Regan und Singer sind sich beide einig, dass der Delphin ethisch zu berücksichtigen ist. Bei Singers Utilitarismus heisst dies, dass die Interessen von Delphinen gleich gewichtet werden, wie die der Menschen. Bei Regan kommt die ethische Berücksichtigung einer Forderung nach Gewährleistung individueller Rechten gleich. Die Mehrheit der untersuchten Aspekte spricht für die Einordnung der Delphine als ethische Objekte. Ich komme daher zum Schluss, dass es sich bei Delphinen um Wesen handelt, denen gegenüber menschliches Handeln ethischen Kriterien zu folgen hat. Delphine sind ethisch somit gleichwertig wie Menschen. 7.1.1 Sonderfall Kant Kant vergisst meines Erachtens einige wichtige Eigenschaften. Vernunft und Autonomie können nicht die einzigen Differenzierungskriterien sein, welche eine ethische Berücksichtigung bestimmen. Kant siedelt Vernunft und Autonomie in einer höheren Welt an. Die moderne Forschung nährt aber die Zweifel, dass nur Menschen diese Eigenschaft besitzen. Ich gehe mit Singer einig, der Empfindungsfähigkeit als ausschlaggebend ansieht. Damit widerspreche ich Kants Meinung, dass Delphine ethisch nicht zu berücksichtigen sind. Kant hat einen zweiten philosophischen Ansatz formuliert, welcher mir passend scheint, um die ethische Korrektheit menschlichen Handelns gegenüber Delphinen zu beurteilen. Dies ist der Kategorische Imperativ. Diese Theorie wird von Kant nur für Menschen verwendet. Sie besagt, dass man nur nach denjenigen Maximen handeln soll, von denen man wollen kann, dass sie ein allgemeines Gesetz werden. Maxime sind subjektive bzw. persönliche Grundsätze des Wollens eines Menschen. Dieser muss seine Maxime auf die Verallgemeinerungsfähigkeit prüfen. Eine Maxime ist somit nur dann ethisch richtig, wenn sie als ein objektives Gesetz gelten kann.135 135 Vgl. Wesche, Eberhard (2014): „Immanuel Kant: Der Kategorische Imperativ“. URL: http://www.ethikwerkstatt.de/Kategorischer_Imperativ.htm (Stand: 21.07.2015). Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 28 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung Diese Form der Ethik scheint mir sinnvoll, sofern Delphine davon nicht ausgeschlossen werden. Insbesondere ist dieser Ansatz auch besser geeignet als das Verrohungsargument, weil dort die Menschen und nicht die hier zu untersuchenden Delphine im Mittelpunkt stehen. Somit werde ich im Kriterienkatalog einzig den Kategorischen Imperativ als Grundlage für die Beurteilung der ethisch prüfenswerten Aspekte verwenden. 7.2 Ethisch prüfenswerte Aspekte Die zu untersuchenden Problemfelder bei der Haltung von Delphinen in Vergnügungsparks finden sich in Kapitel 4. Untenstehend werden diese zu drei ethisch prüfenswerten Aspekten gruppiert. Auch werden die Vorteile aufgeführt. Haltung in Gefangenschaft Tiere in Gefangenschaft leben in einer Umgebung, welche sich von ihrem natürlichen Lebensraum unterscheidet. Beim Delphin sind dies die Beckengrösse, die Beschaffenheit der Beckenwände, die Beisetzung von Chemie, insbesondere Chlor, die unnatürliche Nahrung sowie die medikamentösen Behandlungen. Dies kann Verhaltensstörungen und Aggressivität zur Folge haben. Wildfänge Beim Fang freilebender Delphine werden Tiere getötet oder verletzt, bestehende Gruppen auseinandergerissen und unnatürliche Gruppenverbände gebildet. Dadurch kann es zu sozialer Verkümmerung und Aggressionen bis zu gegenseitigen Verletzungen kommen. Kontakt von Mensch und Tier Das Risiko von Verletzungen und Übertragungen von Krankheiten wird durch den Kontakt mit Menschen erhöht, dies vor allem bei Schwimmprogrammen und „petting pools“. Der Lärm und die mangelnden Rückzugsmöglichkeiten führen zu Stress. Auch die Trainingsmethoden stehen unter Kritik. Vorteile Vorteile sind die Unterhaltung und Sensibilisierung der Menschen, die Arterhaltung, die Heilung sowohl kranker Tiere als auch kranker Menschen sowie die Erkenntnisse aus der Forschung. Dadurch wird der ethische Konflikt verschärft und komplizierter. Im Kriterienkatalog müssen Vor- und Nachteile der Haltung von Delphinen in Vergnügungsparks berücksichtigt werden. Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 29 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung 7.3 Beurteilungskriterien Die Kriterien, um die ethischen Problemfelder zu beurteilen, lassen sich aus den verschiedenen tierethischen Positionen herleiten. Bei Kants Kategorischem Imperativ muss zuerst die Maxime und die allgemeine Regel zur Situation formuliert werden, um die ethische Korrektheit einer Handlung bestimmen zu können. Nur wenn wir das allgemeine Gesetz hinter der Maxime der Handlung wollen, ohne einen Wiederspruch oder eine offensichtliche Ungerechtigkeit zu erzeugen, ist die Handlung ethisch korrekt. Bei Singers Präferenzutilitarismus ist eine Handlung auf den Maximalwert von befriedigten Interessen auszurichten. Die Handlung, die - unter Einbezug aller Betroffenen - am meisten befriedigte Interessen zur Folge hat, ist am besten. Dafür werden zwei verschiedene Handlungssituationen verglichen. Diejenige Situation, bei welcher mehr Präferenzen von Beteiligten mit den Folgen der Handlung erfüllt werden, ist ethisch korrekt. Diese Interessenbefriedigung wird mit einer Notengebung abgeschätzt, dabei ist eine Zehn vollkommenes Glück, null Punkte totales Unglück. Regans Tierrechtstheorie fordert die Verwendung der Selbstzweckformel. Dabei wird bei jeder Handlung überprüft, ob die Würde und Autonomie der betroffenen Subjekte-eines-Lebens berücksichtigt werden. Es ergibt sich folgende Beurteilungsmatrix: Ethisch prüfenswerte Aspekte Prämisse: Grundlagen Kap. 4.2; Gruppierung Kap. 7.2 Der Delphin ist ethisch zu berücksichtigen. Kategorischer Imperativ Kap. 6.1 PräferenzUtilitarismus Kap. 6.2 Sebstzweckformel Beurteilungskriterien Tierethische Theorien Grundlagen Kap. 5. + 6.; Auswertung Kap. 7.1 Kap. 6.3 Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 Haltung in Gefangenschaft Wildfänge Kontakt von Mensch und Tier Kap. 8.1 Kap. 8.2 Kap. 8.3 Maxime 1; Allgemeine Regel 1 Maxime 2; Allgemeine Regel 2 Maxime 3; Allgemeine Regel 3 Kap. 8.1.1 Kap. 8.2.1 Kap. 8.3.1 Vergleich Handlungssituationen Vergleich Handlungssituationen Vergleich Handlungssituationen Kap. 8.1.2 Kap. 8.2.2 Kap. 8.3.2 Utilitaristische Gesamtuntersuchung Kap. 8.4 Würde- und Autonomie-Analyse Würde- und Autonomie-Analyse Würde- und Autonomie-Analyse Kap. 8.1.3 Kap. 8.2.3 Kap. 8.3.3 30 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung Um eine Antwort auf die Titelfrage zu finden, werden die ethisch prüfenswerten Aspekte im nächsten Kapitel anhand der Kriterien differenziert überprüft. Dabei wird zuerst die ethische Korrektheit in den neun Felder resp. in einer utilitaristischen Gesamtbetrachtung beurteilt, um dann in einem zweiten Schritt die Frage, Delphine in Vergnügungsparks – ethisch vertretbar?, beantworten zu können. Die Beurteilung der neun Problemfelder erfolgt dabei ausschliesslich nach eigenem Ermessen. Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 31 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung 8. Anwendung des Kriterienkatalogs 8.1 Haltung in Gefangenschaft 8.1.1 Kategorischer Imperativ Für die Haltung in Gefangenschaft wird folgende Maxime aufgestellt. Maxime 1: Ich darf unschuldige, ethisch zu berücksichtigende Wesen in Gefangenschaft halten, 1.1 um einen Nutzen für mich und andere ethisch zu berücksichtigende Wesen zu erzielen. 1.2 wenn dies ihre Lebensbedingungen verbessert. 1.3 und sie der Gefahr aussetzen Schaden zu nehmen, um einen Nutzen für mich und andere ethisch zu berücksichtigende Wesen zu erzielen. Der Begriff unschuldig soll aufzeigen, dass die ethisch zu berücksichtigenden Wesen kein Verbrechen begangen haben und deshalb in Gefangenschaft gehalten werden. Beim Nutzen sind ausschliesslich Vorteile gemeint, die den Menschen oder den freilebenden Delphinen und nicht den gefangenen Artgenossen zugutekommen. Dies sind neben den genannten Vorteilen136 zum Beispiel auch die Schaffung von Arbeitsplätzen und das Steueraufkommen bei profitablen Parks. Da es in Bezug auf den Lebensstandard als Folge der Gefangenschaft geteilte Meinungen gibt, wurden zwei unterschiedliche Maximen zu diesem Thema formuliert. Die Maxime 1.2 vertritt den Ansatz, dass die Lebenssituation von Delphinen in Gefangenschaft besser ist, als jene ihrer Artgenossen in der von steigender Umweltverschmutzung bedrohten und gefährlichen Wildnis.137 Die Maxime 1.3 geht davon aus, dass Delphine in Gefangenschaft aufgrund schlechter Bedingungen Schaden nehmen.138 Allgemeines Gesetz 1: Jeder darf unschuldige, ethisch zu berücksichtigende Wesen in Gefangenschaft halten, 1.1 um einen Nutzen für sich und andere ethisch zu berücksichtigende Wesen zu erzielen. 1.2 wenn dies ihre Lebensbedingungen verbessert. 1.3 und sie der Gefahr aussetzen Schaden zu nehmen, um einen Nutzen für sich und andere ethisch zu berücksichtigende Wesen zu erzielen. 136 Vgl. Kapitel 4 Vgl. Kapitel 4.2 138 Vgl. Kapitel 4.2 137 Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 32 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung Als allgemeines Gesetz 1.1 kann nicht gewollt sein, da sonst jeder willkürlich Lebewesen - auch Menschen - in Gefangenschaft halten könnte. Der Nutzen, der für andere entsteht, kann den Schaden des Freiheitsentzuges nicht gutmachen. Auch die eigentliche Aufgabe eines Gesetzes, nämlich Ordnung in der Gesellschaft zu schaffen, kann diese Maxime nicht erfüllen. Auch 1.2 ist problematisch. Obwohl sich die Lebensbedingungen verbessern würden, heisst dies nicht, dass das ethisch zu berücksichtigende Wesen in Gefangenschaft glücklicher ist, respektive seine Gesamtsituation sich verbessert. Die Bestimmung, ob es sich um eine Verbesserung oder eine Verschlechterung handelt, ist Ansichtssache und kann nicht von anderen festgelegt werden. Gesetz 1.3 sagt, dass der Nutzen für mich oder eine Gruppe über das Wohl des Einzelnen geht. Wenn jeder den Profit über das Wohlergehen anderer stellen würde, könnte keine Ordnung entstehen. Ein solches Gesetz erfüllt seine Aufgabe nicht, den Einzelnen zu schützen. Es ist deshalb ethisch nicht korrekt. Die Auswertung zeigt, dass das allgemeine Gesetz 1 ethisch nicht korrekt ist. 8.1.2 Präferenzutilitarismus Es werden zwei Handlungssituationen daraufhin untersucht, welche der beiden einen höheren Gesamtnutzen generiert. Hier wird die Situation betrachtet, dass Delphine entweder in Gefangenschaft oder in Freiheit leben können. Dabei wird davon ausgegangen, dass in beiden Szenarien Möglichkeiten angeboten werden, bei welchen Besucher durch die Delphine unterhalten werden und beide Male Forschung betrieben wird. Handlungssituationen: Delphine können für Unterhaltungs- und Forschungszwecke entweder in Gefangenschaft gehalten werden oder in Freiheit leben. H1: Haltung der Delphine in Gefangenschaft (z.B. Unterhaltungspark). H2: „Haltung“ der Delphine in Freiheit (z.B. Delphin-Besichtigungen). Ausschlaggebende Präferenzen: Delphin: Der Wunsch, ein Leben in Gesundheit zu führen. Der Wunsch, natürliche Triebe auszuleben. Wissenschaftler: Der Wunsch, Forschungsergebnisse zu erreichen. Betreiber: Der Wunsch, Geld zu verdienen. Besucher: Der Wunsch, unterhalten zu werden. Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 33 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung Person Nutzen unter H1 Nutzen unter H2 Delphin 3 5 Wissenschaftler 8 4 Betreiber 8 8 Besucher 10 8 Summe 29 25 Begründung: Delphine in Gefangenschaft erfahren manchmal gesundheitliche Schäden, bis hin zu einem frühzeitigen Tod. Andererseits erhalten sie medizinische Hilfe, was in der Freiheit nicht der Fall ist. In der Wildnis sind Delphine auch durch diverse, zum Teil tödliche Gefahren bedroht. Trotzdem schneidet das Leben in Freiheit besser ab. Die Wissenschaftler haben einen grossen Nutzen, wenn Delphine in Gefangenschaft gehalten werden. Dadurch wird effiziente Forschung einfach möglich. In der Wildnis ist dies komplizierter oder sogar unmöglich. Die Betreiber verdienen durch die Delphine in Unterhaltungsparks Geld. Die Besichtigungen in der Wildnis sind nicht ganz so gut besucht. Die Betreibung des Bootes ist jedoch weniger kostspielig als der Unterhalt eines Vergnügungsparks. Weil sich Risiko respektive Mitteleinsatz und Rendite hier die Waage halten, haben beide Handlungsoptionen den gleichen Wert. In den Unterhaltungsparks ist es garantiert, dass der Besucher einen Delphin zu Gesicht bekommt. In der Wildnis besteht jedoch die Möglichkeit, keinen Delphin zu sehen und somit enttäuscht zu werden. Die Gefangenschaft von Delphinen bringt insgesamt mehr Nutzen und ist somit ethisch vertretbar. 8.1.3 Selbstzweckformel Es ist zu prüfen, ob Autonomie und Würde der Betroffenen berücksichtigt werden. Delphine entscheiden sich nicht selbst, in einem Becken zu leben. Gefangenschaft verletzt ihre Autonomie. Nur schon die beschriebenen Verhaltensstörungen139 sind ein Anzeichen dafür, dass ihre Würde missachtet wird. Auch der positive Aspekt, dass Delphine in Unterhaltungsparks Forschungsergebnisse zum Wohle ihrer Art beitragen, ist laut der Selbstzweckformel nicht in Ordnung, weil die Tiere nur Mittel zum Zweck sind. Die Haltung von Delphinen in Vergnügungsparks ist laut der Selbstzweckformel ethisch somit nicht zu vertreten, da Autonomie und Würde mehrfach missachtet werden. 139 Vgl. Kapitel 4.2 Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 34 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung Bewertung zu Haltung in Gefangenschaft Laut der Selbstzweckformel und dem Kategorischen Imperativ ist die Haltung von Delphinen in Gefangenschaft ethisch nicht vertretbar. Durch die utilitaristische Prüfung kommt jedoch heraus, dass ein grösserer Gesamtnutzen entsteht. 8.2 Wildfänge 8.2.1 Kategorischer Imperativ Maxime 2: Ich darf unschuldigen, ethisch zu berücksichtigenden Wesen die Freiheit rauben, 2.1 um einen Nutzen für mich und andere ethisch zu berücksichtigende Wesen zu erzielen. 2.2 um dadurch ihre Lebensbedingungen zu verbessern. 2.3 und ihnen Schaden zufügen, um einen Nutzen für mich und andere ethisch zu berücksichtigende Wesen zu erzielen. Die Vorteile, der Vergnügungsparks sind bereits oben erwähnt. Hier ist auch der Profit der Jäger mitinbegriffen sowie der Nutzen der Betreiber, die durch Wildfänge einfach an neue Delphine kommen. Die Maxime 2.2 vertritt die Meinung, dass die Situation der Delphine in Gefangenschaft – trotz aller Probleme - besser ist, als jene ihrer Artgenossen in der Wildnis. Bei der Maxime 2.3 wird der Umstand einbezogen, dass es bei Treibjagden oft verletzte oder getötete Tiere gibt. Als Schaden sind hier auch die aufgezeigten sozialen Probleme bei Wildfängen gemeint.140 Allgemeines Gesetz 2: Jeder darf unschuldigen ethisch zu berücksichtigenden Wesen die Freiheit rauben, 2.1 um einen Nutzen für sich und andere ethisch zu berücksichtigende Wesen zu erzielen. 2.2 um dadurch ihre Lebensbedingungen zu verbessern. 2.3 und ihnen Schaden zufügen, um einen Nutzen für sich und andere ethisch zu berücksichtigende Wesen zu erzielen. Die Argumentation ist ähnlich wie beim allgemeinen Gesetz 1. Das Gesetz 2.1 kann nicht gewollt sein. Auch hier würde keine Ordnung geschaffen werden. Eigener Profit, respektive ein gegenüber 1.2 erhöhter Gesamtnutzen, würde über der Freiheit von anderen stehen.141 Auch ein zusätzlicher Nutzen kann dies ethisch nicht rechtfertigen. 140 141 Vgl. Kapitel 4.2 Vgl. auch Maxime 1.1 Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 35 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung Beim Gesetz 2.1 verbessern sich zwar die Lebensbedingungen, trotzdem wird dem Individuum die Freiheit entzogen.142 Der letzte Teil des allgemeinen Gesetzes 2 ist gleicherweise ethisch nicht korrekt, sogar eindeutiger als 1.3, wegen einer höheren Eintretenswahrscheinlichkeit eines Schadens. Der Profit ist auch hier wichtiger als das Wesen, was nicht gewollt sein kann. Das allgemeine Gesetz 2 ist oft gleich wie Gesetz 1 und in allen drei Punkten ethisch nicht korrekt. 8.2.2 Präferenzutilitarismus Die nachstehend dargestellten Akteure, Handlungssituationen und Präferenzen ergänzen die Ausführungen bei der Haltung in Gefangenschaft.143 Delphin1 ist derjenige Delphin, welcher in H2 von den Jägern gefangen wird um an die Unterhaltungsparks verkauft zu werden. Delphin2 ist ein „Freund“ oder Familienmitglied von Delphin1, der in derselben Schule lebt. Delphin3 ist ein Tier, welches bereits im Unterhaltungspark lebt. Dabei kommt es nicht darauf an, ob es selbst eine Nachzucht oder ein Wildfang ist. Dieser Delphin 3 soll später in H2 mit Delphin1 oder in H1 mit einem seiner Nachkommen in einem Becken leben. Handlungssituation: Delphine in Gefangenschaft können entweder nachgezüchtet sein oder aus Wildfängen stammen. H1: Delphine kommen aus eigenen Nachzuchten. H2: Delphine kommen aus der Wildnis. Ausschlaggebende Präferenzen: Delphin1: Der Wunsch, ein Leben in Freiheit und Gesundheit zu führen. Der Wunsch, mit seiner Familie zu leben. Der Wunsch, soziale Kontakte aufzubauen. Delphin2: Der Wunsch, ein Leben in Gesundheit zu führen. Der Wunsch, mit seiner Familie - inklusiv Delphin1 - zu leben. Delphin3: Der Wunsch, soziale Kontakte aufzubauen. Jäger: Der Wunsch, Geld zu verdienen. Betreiber: Der Wunsch, möglichst einfach neue, gesunde Delphine zu erhalten. 142 143 Vgl. auch Maxime 1.2 Vgl. Kapitel 8.1.2 Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 36 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung Person Nutzen unter H1 Nutzen unter H2 Delphin1 10 1 Delphin2 10 1 Delphin3 10 3 Jäger 0 10 Betreiber 4 5 Summe 34 20 Begründung: Dies ist ein klarer Fall. Delphin1 würde weiterhin mit seiner Familie in der Wildnis zusammenleben können, wenn Unterhaltungsparks nur auf Nachzuchten setzen würden. Auch Mitglieder einer Delphingruppe, die selbst nicht gefangen werden, sind von Wildfängen betroffen. Sie leiden darunter, ihr Familienmitglied zu verlieren. Ausserdem werden sie bei den Treibjagden auch selbst verletzt. Ist ein neuer Delphin ein Wildfang, kann ein unnatürliches Gruppenverhältnis entstehen.144 Stammt das neue Tier jedoch aus eigener Nachzucht, kann Delphin3 mit seiner Familie zusammen leben und soziale Kontakte aufbauen. Die Jäger verdienen durch den Fang von Delphinen ihr Geld. Werden keine Wildfänge mehr gekauft, müssen sie sich einen anderen Beruf suchen. Die Betreiber der Unterhaltungsparks möchten möglichst einfach an neue, gesunde Delphine kommen. Da die Aufzucht von jungen Delphinen in Gefangenschaft sehr schwierig ist und Jungtiere oft sterben, hat diese Handlungsmöglichkeit einen leicht kleineren Wert. Der Kauf von Wildfängen ist in einigen Ländern verboten und die Tiere könnten vom Transport verletzt sein. Ausserdem besteht die Gefahr, dass sich der neue Delphin mit den anderen Tieren nicht versteht und es zu Problemen kommt. Um die Delphinpopulation in Gefangenschaft zu erhalten, ist Nachzucht die geeignetere Methode. Wildfänge sind nach der utilitaristischen Prüfung ethisch nicht vertretbar. 8.2.3 Selbstzweckformel Da bei Wildfängen freilebende Delphine gezwungen werden, in Gefangenschaft zu leben, wird ihre Autonomie verletzt. Dass Tiere beim Fang verletzt oder sogar getötet werden, ist ein Verstoss gegen deren Würde. Die Selbstzweckformel erlaubt daher keine Wildfänge. 144 Vgl. Kapitel 4.2 Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 37 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung Bewertung zu Wildfängen Alle tierethischen Theorien sind gegen Wildfänge und der Meinung, dass sie ethisch nicht vertretbar sind. 8.3 Kontakt von Mensch und Tier 8.3.1 Kategorischer Imperativ Maxime 3: Ich darf ethisch zu berücksichtigende Wesen der Gefahr aussetzen, Schaden zu nehmen, 3.1 um für mich und andere ethisch zu berücksichtigende Wesen einen Nutzen zu erzielen. Durch die Interaktion mit Menschen wird für die Delphine das Risiko von Stress, Verletzungen und Übertragungen von Krankheiten erhöht. Als Schaden sind hier auch die Auswirkungen von unangemessenen Trainingsmethoden gemeint.145 Die Haltung von Delphinen in Parks generiert zwar auch Nutzen, jedoch nur für den Menschen und die freilebenden Delphine.146 Allgemeines Gesetz 3: Jeder darf ethisch zu berücksichtigende Wesen der Gefahr aussetzen, Schaden zu nehmen, 3.1 um für sich und andere ethisch zu berücksichtigende Wesen einen Nutzen zu erzielen. Gleich wie bei der Haltung in Gefangenschaft und den Wildfängen würde der Profit über dem Wohlergehen eines Wesens stehen. Dies kann nicht als allgemeines Gesetz gewollt sein. Das Gesetz 3 ist ethisch nicht vertretbar. Nach den Kriterien des Kategorischen Imperativs ist der Kontakt zwischen Mensch und Tier in Vergnügungsparks nicht korrekt. 8.3.2 Präferenzutilitarismus In Unterhaltungsparks ist es alltäglich, dass die Delphine von Menschen berührt werden. Dies steht im Gegensatz zur normalen Zootierhaltung. Dort besteht der einzige Kontakt, welchen Tiere mit Menschen haben, aus der Fütterung durch den spezialisierten Tierpfleger. Ausserdem führen normale Zootiere keine Shows auf. Handlungssituation: Kontakt von Mensch und Delphin kann entweder in Unterhaltungsparks oder mittels Zootierhaltung erfolgen. H1: Delphine leben in Unterhaltungsparks. H2: Delphine leben in Zoos bzw. Aquarien. 145 146 Vgl. Kapitel 4.2 Vgl. Kapitel 4 Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 38 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung Ausschlaggebende Präferenzen: Delphin: Der Wunsch, ein Leben in Gesundheit zu führen. Der Wunsch, natürliche Triebe auszuleben. Betreiber: Der Wunsch, Geld zu verdienen. Besucher: Der Wunsch, unterhalten zu werden. Kranke Besucher: Der Wunsch, geheilt zu werden. Person Nutzen unter H1 Nutzen unter H2 Delphin 5 5 Betreiber 8 6 Besucher 10 6 Kranke Besucher 6 2 Summe 29 19 Begründung: Delphine haben in Zoos wie auch Vergnügungsparks die gleichen Lebensbedingungen was die Beckengrösse, soziale Gruppen, Nahrung und medikamentöse Versorgung angeht. Der eigentliche Unterschied besteht bei der Beschäftigung der Tiere. In Zoos sind Tiere oft gelangweilt, was in Unterhaltungsparks durch die Shows, Schwimm- und Therapieprogramme verhindert wird. Dennoch erhöht der direkte Kontakt zum Menschen die Gefahren für Delphine. Beide Lebensräume sind daher gleichwertig. Die Betreiber verdienen durch Vergnügungsparks mehr Geld als durch Zoos. Für Shows und Schwimmprogramme sind die Besucher bereit, viel zu zahlen. Die reinen Tierhaltungskosten sind in beiden Fällen etwa gleich. Bei den Vergnügungsparks braucht es aber mehr Angestellte, um die verschiedenen Programme zu betreuen. Die Besucher erwarten von einem Besuch im Zoo oder im Vergnügungspark, unterhalten zu werden. Dabei ist die Möglichkeit, verschiedene Dinge zu erleben, im Vergnügungspark grösser. Obwohl bis heute nicht nachgewiesen werden konnte, ob die Therapie mit Delphinen überhaupt nützt, respektive einen besseren Erfolg erzielt als mit anderen Tieren, erwarten kranke Besucher dadurch eine Besserung ihres Leidens. Laut dem Utilitarismus ist die Haltung von Delphinen in Unterhaltungsparks in Bezug auf den Menschenkontakt ethisch vertretbar. Obwohl Gefahren bestehen, ist der Gesamtnutzen grösser als bei der Zootierhaltung. Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 39 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung 8.3.3 Selbstzweckformel Hat ein Delphin freiwillig Kontakt zum Menschen und genügend Rückzugsmöglichkeiten oder wird er zur Interaktion gezwungen? Nur auf freiwilliger Basis wird die Autonomie der Delphine geachtet, womit es gemäss Selbstzweckformel ethisch vertretbar ist. Die positiven Aspekte, welche sich für den Menschen beim Tierkontakt ergeben, genügen hier nicht. Die Delphine sind nur Mittel zum Zweck, auch wenn die Interaktion freiwillig stattfindet. Der Kontakt von Mensch und Delphin ist somit unzulässig. Bewertung zu Kontakt von Mensch und Tier Nur die Kriterien des Utilitarismus erlauben den Kontakt zwischen Mensch und Tier in Parks. 8.4 Utilitaristische Gesamtbeurteilung Während vorstehend die einzelnen Teilaspekte untersucht wurden, muss gemäss dem utilitaristischen Ansatz vor allem die Gesamtsituation beurteilt werden. Dies wird nachstehend gemacht. Dabei ist Delphin1 derjenige Delphin, der in H1 in Vergnügungsparks - bei a) als Nachzucht und bei b) als Wildfang - und in H2 in der Freiheit lebt. Delphin2 ist ein anderer, freilebender Delphin, welcher mit dem gefangenen Tier nichts zu tun hat. Handlungssituation: Vergnügungsparks können entweder Delphine haben und mit diesen diverse Programme offerieren oder keine Delphine besitzen und andere Attraktionen anbieten. H1: Vergnügungspark besitzt Delphine (z.B. Sea World). H2: Vergnügungspark besitzt keine Delphine (z.B. Six Flags). Ausschlaggebende Präferenzen: Delphin1: Der Wunsch, ein Leben in Gesundheit zu führen. Der Wunsch, natürliche Triebe auszuleben. Der Wunsch, mit seiner Familie zu leben. Der Wunsch, soziale Kontakte aufzubauen. Delphin2: Der Wunsch, ein Leben in Gesundheit zu führen. Betreiber: Der Wunsch, Geld zu verdienen. Besucher: Der Wunsch, unterhalten zu werden. Der Wunsch, gesund zu sein. Kranke Besucher: Der Wunsch, geheilt zu werden. Wissenschaftler: Der Wunsch, Forschungsergebnisse zu erreichen. Jäger: Der Wunsch, Geld zu verdienen. Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 40 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung Person Nutzen unter H1 Nutzen unter H2 Delphin1 a) 3 5 Delphin2 10 0 Betreiber 8 9 Besucher 10 8 Kranke Besucher 6 2 Wissenschaftler 8 4 Jäger a) 0 Summe a) 45 b) 53 b) 1 b) 10 0 28 Begründung: Den Gefahren in der Wildnis stehen Delphin1 alle Probleme der Tierhaltung in Vergnügungsparks gegenüber. Wie dargestellt schneidet ein Leben in Gefangenschaft aber schlechter ab als in Freiheit, vor allem wenn der Weg ins Becken als Wildfang angetreten wird. Delphin2 profitiert von der Sensibilisierung der Menschen und der Forschung in Vergnügungsparks. Die Betreiber verdienen sowohl mit Delphinen, als auch ohne, Geld. Es kann davon ausgegangen werden, dass eine Tierhaltung tendenziell höhere Kosten zur Folge hat. Der Besucher wird in beiden Vergnügungsparks unterhalten. Der Kontakt mit Delphinen führt aber sicher zu einem „Extrakick“. Die kranken Besucher glauben an eine Heilung durch die Delphin-Therapie. Wenn der Vergnügungspark keine Delphine besitzt, muss die Forschung im Freiwasser stattfinden. Dort ist es teurer und zudem schwierig bis unmöglich, ähnliche Fortschritte wie in den Parks zu erreichen. Mit Wildfängen verdienen die Jäger ihr Geld. Setzen Vergnügungsparks nur auf Nachzuchten oder halten keine Delphine, sind sie arbeitslos. Die utilitaristische Gesamtbeurteilung zeigt, dass es ethisch vertretbar ist, Delphine in Vergnügungsparks zu halten. Im nächsten Kapitel werden die Erkenntnisse verglichen, um zu einer definitiven Antwort auf die Titelfrage zu gelangen. Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 41 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung 9. Auswertung Gemäss Kategorischem Imperativ und Selbstzweckformel sind die Haltung von Delphinen in Gefangenschaft, Wildfänge und der Kontakt von Mensch und Tier ethisch nicht vertretbar. Der Utilitarismus findet es ethisch korrekt, Delphine in Vergnügungsparks zu halten, sofern diese nicht von Wildfängen stammen. Die utilitaristische Gesamtbetrachtung bestätigt dies und zeigt zudem auf, dass trotz Wildfängen ein grösserer Gesamtnutzen entsteht. Eine eindeutige Beantwortung ist somit nicht möglich. Es wäre falsch, einfach die Ergebnisse des Kategorischen Imperativs und die Meinung von Regan zu übernehmen. Je nach grundsätzlicher Einstellung und Präferenz für eine der drei ethischen Theorien wird die Frage anders beantwortet werden. So ist es nur möglich für mich selbst zu bestimmen, ob es ethisch vertretbar ist, Delphine in Vergnügungsparks zu halten. Mir erscheint der Utilitarismus, also Einzelne leiden zu lassen, nur damit ein grösserer Gesamtnutzen entsteht, nicht richtig. Durch die Analyse der Situation von Delphinen in Vergnügungsparks habe ich erkannt, wie problematisch und unnatürlich die Situation für die Tiere ist. Zudem hat der Vergleich von Mensch und Delphin gezeigt, wie ähnlich wir uns sind. Woher nehmen wir das Recht, unsere Interessen über die der Delphine zu stellen? Wie können wir Tieren, die uns so ähnlich sind, die Freiheit rauben und solche Gewalt zufügen? Die Rechtfertigung, dass Menschen höherwertige Lebewesen sind, ist für mich unhaltbar. Kategorischer Imperativ und Selbstzweckformel liefern für mich die richtigen Argumente. Ich finde es daher auf keinen Fall ethisch vertretbar, Delphine in Vergnügungsparks zu halten. Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 42 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung 10. Schlusswort In meiner Arbeit werden die wichtigsten ethisch prüfenswerten Aspekte, die bei der Haltung von Delphinen in Vergnügungsparks entstehen, untersucht. Die Untersuchung der Unterschiede zwischen Mensch und Delphin – einerseits naturwissenschaftlich, andererseits philosophisch – zeigt die Vielzahl der zu berücksichtigenden Aspekte. Die Beurteilungskriterien bilden sich aus den drei momentan gängigsten tierethischen Theorien und decken verschiedene Betrachtungsweisen ab. Weitere, ähnliche tierethische Fragestellungen lassen sich auf dieselbe Art überprüfen. Es ist mir gelungen, die Fragestellung für mich persönlich zu beantworten. Ich habe wichtige Erfahrungen gesammelt, nicht nur, was das Verfassen einer solchen Arbeit betrifft, sondern auch betreffend der Schwierigkeiten bei der Beurteilung ethischer Fragestellungen. Auch wenn ich in meiner Arbeit zu keiner objektiven, allgemeinverbindlichen Antwort komme, bin ich der Überzeugung, dass ich dem Leser ein klares Bild der Situation von Delphinen in Vergnügungsparks vermitteln, ihn so zum Nachdenken anregen und eine Hilfe bei der persönlichen Positionierung in dieser Frage geben kann. Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 43 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung 11. Glossar Basispaarkette: Der Mensch besitz DNS-Basispaarketten die aus ca. 40 Proteinen bestehen und welche auch andere Säugetiere und Lebewesen besitzen. Mit der Übereinstimmung dieser Basispaarketten kann man eine Verwandtschaft zwischen verschiedenen Lebewesen feststellen. Fluke: Bezeichnung für die Schwanzflossen von Delphinen, Walen und Seekühen. Genotyp: Als Genotyp oder Erbbild bezeichnet man alle Erbinformationen, welche in den Genen festgelegt sind. Konklusion: Die Konklusion ist die Schlussfolgerung, welche von den Prämissen gezogen wird. Person: Personen gelten als Subjekte der Ethik. Phänotyp: Der Phänotyp ist das Erscheinungsbild eines Organismus. Er wird durch die genetische Ausstattung und die Umwelteinflüsse beeinflusst. Prämisse: Die Prämisse ist eine Voraussetzung oder Annahme aus welcher eine logische Schlussfolgerung gezogen wird. Schwimmblase: Ein prall mit Gas gefüllter Sack, den es den Fischen ermöglicht, ihr spezifisches Gewicht (bzw. Dichte) dem des Wassers anzupassen, damit sie ohne besonderen Kraftaufwand frei schweben können. Selbstbewusstsein: Als Selbstbewusstsein wird in diesem Kontext nicht das Vertrauen in sich selbst gemeint, sondern das, durch Denkvorgänge erreichte, Erkennen der eigenen Persönlichkeit. Selbstzweckformel: „Handle so, dass du die Menschheit [...] jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloss als Mittel brauchest.“ Bei jeder Handlung muss somit die Würde und die Autonomie jedes Menschen berücksichtigt werden. Sonarsystem: Zur Orientierung verwenden Delphine ihr Echolot, mit welchem sie eine Serie von Impulsen und Klicklauten aussenden. Diese Schallwellen treffen auf Objekte im Wasser und werden anschliessend an den Delphin in Form eines Echos zurückgegeben. Dies ermöglicht es den Delphinen Form, Dichte, Entfernung und den Standort eines Objekts zu bestimmen und Fische aufspüren. Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 44 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung 12. Übersetzte Zitate „Ich denke, also bin ich“ (Vgl. Seite 15) „Ein Wesen kann keinen Gedanken haben, solange es über keine Sprache verfügt.“ (Vgl. Seite 18) „Die Frage ist nicht 'Können sie denken?', noch 'Können sie sprechen?' sondern 'Können sie leiden?'“ (Vgl. Seite 22) „Die Idee des Grundsatzes der gleichen Rücksicht von Interessen ist, dass wir in unseren moralischen Überlegungen den Interessen von allen denjenigen, welche durch unser Handeln betroffen sind, gleiches Gewicht geben.“ (Vgl. Seite 23) „die haben: Glauben und Wünsche; Wahrnehmung, Gedächtnis und ein Sinn der Zukunft, einschliesslich ihrer eigenen Zukunft; ein emotionales Leben zusammen mit Gefühlen des Vergnügens und Schmerzes; Vorliebe- und Fürsorgeinteressen; die Fähigkeit, Handlungen in der Verfolgung ihrer Wünsche und ihrer Absichten zu beginnen; eine psychologische Identität mit der Zeit; und eine individuelle Fürsorge im Sinn, dass ihre Lebenserfahrungen gut oder schlecht für sie verlaufen, logisch unabhängig von ihrem Nutzen für andere und logisch unabhängig davon, dass sie der Gegenstand von jemandes anderen Interessen sind.“ (Vgl. Seite 24) Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 45 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung 13. Quellenverzeichnis 13.1 Textquellen Artikel: Janik, Vincent (2013): „Kommunikation: Delfine antworten auf ihren Namen“. 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Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung 13.2 Bildquellen Titelbilder (von oben nach unten): http://wall.alphacoders.com/big.php?i=341672&lang=German http://www.zastavki.com/eng/People/Entertainment_and_recreation/wallpaper-41510.htm http://www.huffingtonpost.com/2013/08/21/dolphins-never-stop-playing_n_3720046.html https://en.wikipedia.org/wiki/Loro_Parque#/media/File:Dolphins_jumping_qtl1.jpg Abbildungen: 1 https://freedolphinsbelgium.wordpress.com/2014/02/27/seaworld-un-dauphin-fou-mord-unefillette/ 2 http://www.theinertia.com/environment/taijis-dolphin-slaughter-whos-really-to-blame/ 3 https://freedolphinsbelgium.wordpress.com/2014/02/27/seaworld-un-dauphin-fou-mord-unefillette 4 http://www.philosophie.uzh.ch/seminar/lehrstuehle/theoretische2/team/glock/anthropologisch e-differenz_vhs10_glock_final.pdf 5 http://www.spiegel.de/fotostrecke/verhaltensbiologie-faehigkeiten-der-delfine-fotostrecke113738.html 6 http://de.whales.org/blog/2015/01/neues-buch-zur-kultur-von-walen-und-delfinen-erschienen 7 http://www.openculture.com/2015/03/philosophers-drinking-coffee.html 8 http://www.veteranstoday.com/2012/04/06/peter-singer-interview/ 9 http://arzone.ning.com/forum/topics/the-case-for-animal-rights-by-tom-regan Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 50 Delphine in Vergnügungsparks - ethisch vertretbar? Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zur Beantwortung dieser tierethischen Fragestellung 14. Eigenständigkeitserklärung Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und nur unter Benutzung der angegebenen Quellen verfasst habe und ich auf eine eventuelle Mithilfe Dritter in der Arbeit ausdrücklich hinweise. Datum:___________________________ Fabienne Allenspach, Maturaarbeit 2015 Unterschrift:___________________________ 51