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 SIQUANS Christoph
Referat Geschichte
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1999
Der Umbruch 1938 in der Schule:
Bundeskanzler Schuschnigg gab am 11.März 1938 seinen Rücktritt bekannt. Schon am
nächsten Tag waren alle „Schuschnigg-Sachen“ (z.B.: Bilder in Schulklassen,...) beseitigt.
Österreich war unter der Führung Hitlers an Deutschland angeschlossen worden.
Bis zum 21.März war unterrichtsfrei. Alle nicht nationalistisch eingestellten Lehrer,
Direktoren und Inspektoren wurden sofort suspendiert und durch geeignete Personen ersetzt.
Die Klassenräume wurden als Wahllokale für die Volksabstimmung verwendet.
20.4 ....Feierstunde auf Grund des Wahlergebnisses von 99,75 % und des Geburtstages des
Führers – Schüler sangen Lieder, trugen Sprechchöre und Gedichte vor.
Veränderungen im Erscheinungsbild der Schule:
Die staatliche Institution Schule spiegelt die Machtverhältnisse sehr gut wieder. Ab 25.März
1938 mussten Schüler & Lehrer innerhalb und außerhalb der Schule einander den Deutschen
Gruß erweisen (ausländischen Schülern war das freigestellt !). Der Deutsche Gruß wurde auch
bald Selbstverständlichkeit auf der Straße. Aus Berichten wissen wir, dass viele Kinder keine
Ahnung hatten, was dieser Deutsche Gruß überhaupt zu bedeuten hatte. Viele von ihnen
wußten nicht einmal, wer Hitler überhaupt war.
Auch die Klasseneinrichtung änderte sich: Im März 1938 noch erfolgte ein Erlaß, dass in
jedem Klassenzimmer ein Bild des Führers hängen müsse. Weiters wurde der Wandschmuck
verändert. Die Schulräume sollten einfach als nationalsozialistische Erziehungsstätten
gekennzeichnet sein.
Ausgrenzung, Verfolgung und Ermordung jüdischer Lehrer
und Schüler:
Gleich nach dem Anschluß Österreichs an Deutschland wurden alle Schulen gemäß den
Vorstellungen einer arischen Volksgemeinschaft judenrein gemacht. Sowohl jüdische Schüler
als auch etliche jüdische Lehrer mussten die öffentlichen Schulen unverzüglich verlassen und
kamen in reine Judenschulen. Viele jüdische Lehrer wurden auch ganz einfach
frühpensioniert. Den nicht-jüdischen Kindern wurde erklärt, sie müssten von den
Minderwertigen getrennt werden. Sehr viele Freundschaften gingen auf diesem Wege zu
Bruch. Nicht selten kam es vor, dass Hitlerjungen vor den jüdischen Schulen Kämpfe mit
Schlagringen und Stöcken begannen.
Die nationalsozialistische Schulpolitik:
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Durch die Diktatur des deutschen Faschismus gab es auch etliche Veränderungen im Bereich
von Schulverwaltung, Schulorganisation und Lehrinhalten.
Anstelle des Bundesministerium für Unterricht in Wien trat nun das Reichsministerium für
Erziehung, Wissenschaft und Volksbildung in Berlin. Das Pflichtschulwesen wurde
privatisiert. Das betraf vor allem religiöse Privatschulen. Religion wurde zum Freigegenstand
und nicht mehr beurteilt. Die Hauptschule wurde zur Pflichtschule mit Auslesecharakter
(Aufnahmetests: Nur 1/3 sollte diese Schulen besuchen.). Die übrigen Kinder sollten die
Oberstufe der Volksschule besuchen. Die Anforderungen wurden herabgesetzt und der
Fremdsprachenunterricht total eingestellt. Es war eine Beschränkung der Bildung
beabsichtigt. Die Mittelschulen wurden in reine Mädchen- & Bubenschulen umgewandelt.
Im Vordergrund der Schulen stand die Erziehung der Jugend in nationalsozialistischem Geist.
Treue, Gefolgschaft, Führertum, Pflichterfüllung, Gehorsam und Kampfbereitschaft waren
wichtige Begriffe für die Erziehung. Zum wichtigsten Gegenstand wurde Leibeserziehung mit
vormilitärischer Ausbildung ( 10 Std. Schießübungen !)
Lehrinhalte und Schulbücher:
Schwerpunkte der Lehrinhalte waren : Führer & Gefolgschaft, Militarismus und
Kampfhandlung, Pflichtbewußtsein, Arbeitseifer und Systemtreue.
In den Schulbüchern werden die Vorstellungen des Nationalismus kindesgemäß vereinfacht
dargestellt. Als sehr wichtiger Bestandteil galt auch, wie schon erwähnt, die Erziehung.
Die Lehrer: Mitwirkung, Anpassung und Widerstand:
Schon vor 1938 gab es Anhänger der nationalistischen Ideologie bzw. der illegalen
Nationalsozialistischen Partei. Dass es besonders in den Mittelschulen einen Großteil an
Nationalsozialisten gab, hängt wahrscheinlich mit der deutschnationalen Tradition zur
Lehrerausbildung zusammen. Dadurch, dass die Veränderungen des Schulsystems von
nationalsozialistischen Professoren vorgearbeitet wurde, stießen die Veränderungen im
Allgemeinen auf positive Reaktionen.
Unmittelbar nach dem Anschluß an D setzte die Diskriminierung und Entlassung von Lehrern
aus rassischen Gründen ein. Es wurden nur mehr „Arier“ eingestellt. Man versuchte auch
viele Lehrer in ihrer Einstellung einfach umzuschulen. Schulungsort war das „Lager“.
Es gab im Schulbereich aber auch differenzierte Formen des Widerstandes:Diese reichte von
kleinen Boykottmaßnahmen der Lehrer & Schüler bis zu organisiertem Widerstand, was oft
mit Gefährdung des eigenen Lebens verbunden war. Etliche Führer solcher
Terrormaßnahmen, wie zum Beispiel Otto Haas oder Eduard Göth ,wurden verhaftet und zum
Tode verurteilt.
Hitlerjugend (HJ) & Bund deutscher Mädel (BdM):
Schon vor dem Anschluss an D gab es viele Gruppen bündischer und nationaler Jugendlicher,
die aber noch illegal waren. Ihr Hauptziel war der Anschluss an D. Deshalb wurde alles, was
Hitler unternahm, von vornherein kritiklos akzeptiert. Dazu kam, dass die Hitler-Jugend durch
ihre Taten und durch ihr Auftreten seelische und gefühlsmäßige Bereitschaften der
Heranwachsenden ansprach: Geheimhaltung, etwas Verbotenes tun, Abenteuer und Wagnis
sowie Opferbereitschaft.
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Seit 1936 war die HJ in D eine Staatsjugendorganisation, neben der keine anderen
Jugendorganisationen existieren durften. Die Teilnahme an der HJ war jedoch noch
freigestellt.
Durch Werbemaßnahmen versuchte die HJ nach dem Einmarsch in Ö möglichst viele
Jugendliche anzusprechen, was ihr auch gelang. Allerdings wurde die bereits bestehende
österreichische HJ mit den Strukturen der schon bewährten HJ des „Altreichs“ konfrontiert.
Dies bedeutete : strengeres Reglement und Durchhierarchisierung Durch die HJ sollte jeder
seinen aktiven Beitrag zum nationalsozialistischen System beitragen.
Selbstverständnis und Stellung der HJ:
Die nationalsozialistische Bewegung hatte in Österreich einen sehr hohen Anteil an
Jugendlichen. Neben den Interessen, die hinter der NS-Ideologie standen, sprachen besonders
Parolen und Begriffe, wie z.B. Volk/Volksgemeinschaft oder Held/Kampf sowie Treue/Tod,
die Jugendlichen an. Durch ihren Aktivismus verloren sie aber jegliche Zeit, um über die
Realität nachzudenken, die, vom Führer dargestellt und interpretiert, von der HJ in Parolen
nachzusprechen war.
Ab dem 25.März 1939 wurde auch in Ö die Mitgliedschaft bei der HJ Pflicht. Somit wurden
nun die Anhänger der HJ und des BdM Vertreter der Staatsmacht. Diese Vereinigungen
waren dennoch für die Jugendlichen attraktiv, da sie eine Aufwertung der Person durch
Teilhabe an der Macht versprach.
Die Erziehung hatte in der HJ einen sehr hohen Stellenwert. Auf Heimabenden, Fahrten &
Lagern dominierten militärische Grundmuster die Umgangsformen. Mannschafts- &
Kampfspiele sollten die Wehrertüchtigung und den Kampfgeist stärken.
Mädchenerziehung im Nationalsozialismus:
Obwohl die äußere Struktur der weiblichen Erziehung gleich der der Burschen war, gab es
doch einige geschlechtsspezifische Unterschiede. Das Frauenbild des Nationalsozialismus war
geprägt von dem als biologisch angenommenen Wesensunterschied zw. Mann und Frau.
Somit war die Frau für manche Tätigkeiten einfach besser geeignet als der Mann.
Hauptaufgaben der Frau waren Kindererziehung, häusliche Tätigkeiten, karitative und soziale
Aktivitäten. Die wichtigste Aufgabe war es aber, Kinder zu bekommen.
Diese Verpflichtung, die „Verpflichtung für die Volksgemeinschaft“ , versperrte der Frau
jedoch von vornherein jegliche andere Möglichkeit. Eine Zentralforderung der NS-Erziehung
war die Erziehung des Mädchens zur deutschen Mutter. Der BdM war eine parallele
Organisation zur HJ, mit dem Unterschied, dass im BdM anstatt der Militärübungen mehr
Wert auf kulturelle & sportliche Tätigkeiten gelegt wurde.
Das Kleid des Führers – Kinder in Uniform:
Die Möglichkeit der individuellen Bekleidung wurde im 3.Reich sehr stark durch einen
Uniformierungsdruck bzw. –zwang eingeschränkt. Dies betraf vor allem die Jugendlichen.
Zum ersten Mal in der Geschichte trug die Jugend eine eigene Uniform, die sich von der
„normalen“ Erwachsenenuniform unterschied.
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Schuluniformen bildeten ein von der Schulleitung vorgeschriebenes Kleidungssystem, durch
das auch bestimmte Erziehungsziele zum Ausdruck kamen.
Die Uniformen der HJ hatten viele Elemente der bündischen Jugend übernommen, z.B.:
Halstuch mit Knoten, kurze Hosen und Kniestrümpfe.
Viele Jugendliche ließ die Uniform die harten Zwänge innerhalb der HJ vergessen. Sie hatten
mit dem 10. Lebensjahr scheinbar einen Status der Eigenbestimmung und Unabhängigkeit
von Familie und Schule erreicht. In Wirklichkeit bereiteten die Uniformen die Jugendlichen
auf ihr späteres Soldatenleben vor. Für die Mädchen bedeutet die Reduzierung der Kleidung
auf Sportliches den speziell deutschen Mädchentyp. Am Beispiel Kleidung kann man die
widersprüchlichen Elemente der nationalsozialistischen Jugendarbeit erkennen. Einerseits ist
es eine Ehre die „Kleider des Führers“ zu tragen, andererseits wird mit der Uniform die
Unterwürfigkeit der Jugendlichen klar signalisiert.
„Das Lager ist der schönste Traum der Jugend“:
In der nationalsozialistischen Erziehung spielt das Lager eine sehr große Rolle. Hier sollte
man nicht nationalsozialistisch denken lernen, sondern die faschistische Ideologie gleichsam
als Lebensstil eingeübt und unbewußt verinnerlicht werden.
Der Ausdruck Lager wurde für verschiedenste Begriffe angewandt. Lager konnten sowohl
Baracken und Zeltlager, als auch Villen und Schlösser sein. Der Begriff Lager wurde auch
allgemein für die Schulungsmethode verwendet : Kasernierung, strenger Ordnungsrahmen &
spartanische Lebensweise. Das Lager stand in keiner Verbindung zum normalen Unterricht.
Hauptaufgabe des Lagers war es, alle individuellen Eigenheiten und soziale Gewohnheiten
abzuschleifen. Auch Jugendgruppen mit anderen politischen Einstellungen hatten Lager. Bei
ihnen handelte es sich allerdings um wirkliche Jugendlager, bei denen Lagerfeuerromantik
und Nachtschwärmerei im Mittelpunkt standen. Nicht nur Schüler, sondern auch Lehrer
mussten sich Schulungen im Lager unterziehen. Später erlangte das „Lager“ mit der
Realisierung von Konzentrations- & Vernichtungslagern abstoßende Berühmtheit.
Jugend und Schule im Krieg:
Durch die Geschehnisse des zweiten Weltkrieges wurde das Wiener Schulsystem stark in
Mitleidenschaft gezogen. Die städtischen Schulgebäude wurden vielfach zweckentfremdet.
Neben den schon länger bestehenden Parteidienststellen, wurden die Räume jetzt auch für
Kriegszwecke verwendet. Viele Schulen wurden zur Einquartierung von Soldaten verwendet.
Noch dazu waren in mehr als 70 % aller Schulgebäude Kartenstellen (RK-Kurse,...)
eingerichtet worden, und zeitweise dienten die Räume auch als Altmaterialsammelstellen. Die
unhygienischen Zustände, die dadurch entstanden, sind heute kaum noch vorstellbar.
Die Wartung und anfälligen Renovierungen der Schulen konnten auf Grund der extremen
Situation kaum durchgeführt werden. Erstens waren die Schulen oft mit Soldaten
überbevölkert, zweitens mangelte es schon bald an Arbeitskräften, da viele Männer im Krieg
waren. Sogar das Heizen der Gebäude wurde auf Grund des immer größeren Mangels an
Brennstoffen sehr erschwert und fiel schließlich ganz aus.
Diese Gründe lassen natürlich schon vermuten, dass in der Kriegszeit kaum normaler
Unterricht stattgefunden hat. Entweder gab es nur zeitweisen Vormittags- oder
Nachmittagsunterricht, oder er fiel, wie in den Wintermonaten, überhaupt ganz aus.
Zu diesen Problemen kam noch, dass eine Vielzahl von Unterrichtsmaterialien vernichtet
wurde. Es genügte zum Beispiel die Tatsache, dass ein Buch einen jüdischen Autor hatte, für
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seine Vernichtung. So wurden über 300.000 Bücher mit dem Gewicht von mehreren
Eisenbahnwagenladungen einfach zerstört. 1944/45 wurden 61 Schulgebäude durch
Bombenangriffe für Unterrichtszwecke praktisch unbrauchbar gemacht.
Die Kinderlandverschickung:
Vor 1939 war die Kinderlandverschickung (KLV) eine Aktion für gesundheitsgefährdete
Stadtkinder. Mit Beginn des zweiten Weltkrieges wurde diese Maßnahme auf alle
kriegsgefährdeten Gebiete ausgedehnt, 1942 auch auf alle luftkriegsgefährdeten Gebiete.
Von 1941 bis 1944 wurden insgesamt etwa 800.000 Jungen und Mädchen verschickt. Sie
kamen in die sogenannten KLV-Lager, wo sie von nun an von der Hitlerjugend betreut und
erzogen wurden. Auch Wiener Kinder waren von der Kinderlandverschickung betroffen.
Einige Kinder hatten viel Glück und kamen mit nicht in die geschlossenen Lager, sondern zu
ausländischen Gastfamilien, wo sie den Umständen entsprechend gut leben konnten. Ein
großes Problem stellte im Laufe der Kriegsjahre die Lebensmittelversorgung dar. Viele
Kinder, vor allem im Kriegsgebiet, mussten elendiglich hungern.
Das Kriegsende im Spiegel einer Schulchronik:
Wie sich die letzten Kriegsmonate in der Schule abspielten, zeigen folgende Abschnitte einer
Schulchronik im 26.Wiener Gemeindebezirk:
Schuljahr 43/44:
Im September begannen die Schüler das 4.Kriegsschuljahr mit einer kleinen Feier. Ab August
wurden alle Kinder der 2.Klasse zur Sanddornernte zum Heer einberufen. Ab 2.9. halfen auch
40-50 Leute des Militärs mit. Obwohl täglich 8 Stunden gepflückt wurde, konnten nicht alle
Früchte geerntet werden. Außerdem reiften die Früchte bei der argen Hitze so schnell, dass sie
die Reise nach München fast nicht mehr ertragen konnten. Von 375 Kg Früchten wurden etwa
170Kg von Schulkindern gesammelt. Als Belohnung bekamen die fleißigen Kinder eine
Eintrittskarte fürs Theater.
Am 1.Oktober 43 mussten die Kinder das erste Mal den Luftschutzkeller aufsuchen. Meistens
war ein Raum im Keller des Schulgebäudes zuvor zu diesem Zwecke eingerichtet worden.
Die Weihnachtsferien wurden bis 22.Jänner verlängert, um Kohle zu sparen. Immer öfter
mussten die Kinder Schutz im Luftschutzkeller suchen.
Ab Juni 44 spielte sich das Luftkampfgeschehen über D und Ö ab. Am 13. Juli wurde das
Schuljahr 1944 geschlossen. Die Lehrer hatten aber ab dieser Zeit nur 2 Wochen Ferien. Die
restliche Zeit mussten sie sich durch diverse Arbeiten, wie z.B.: in Fabriken, zur Verfügung
stellen.
Schuljahr 44/45:
Das neue Schuljahr begann am 4.September. Die Schülerzahl hatte sich bedeutend erhöht.
Wieder gab es vermehrte Luftangriffe, bei denen sich die Kinder & Lehrer im Keller
aufhielten. Da die Fremdflieger meist um10 Uhr erschienen, ordnete das
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Unterrichtsministerium den Unterrichtsbeginn für 7 Uhr an. Die Schüler sollten um 10 von
der Schule entlassen werden. Der Restunterricht sollte dann am Nachmittag nach 14 Uhr
weitergeführt werden. Schüler, die nicht weit von der Schule nachhause hatten, durften mit
Erlaubnis der Eltern alleine den Heimweg antreten. Alle restlichen Kinder wurden wieder in
den Keller geführt.
Die Schule wurde schließlich als Nächtigungslokal für den Volkssturm beschlagnahmt. Viele
russische Soldaten kamen in die Schulen, um sich Karten und Pläne zu besorgen. Sie taten
den Kindern nichts. Viele Schulleiter jedoch konnten ihre Dienstzeit nie vollenden.
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