Übungen: Lösungen Katrin Lindner Einführung in die Germanistische Linguistik 320 Seiten. Broschiert ISBN: 978-3-406-66864-7 Weitere Informationen finden Sie hier: http://www.chbeck.de/13685621 © Verlag C.H.Beck oHG, München Katrin Lindner (2014). Einführung in die Germanistische Linguistik. München: C. H. Beck. LÖSUNGEN, LÖSUNGSVORSCHLÄGE und ANMERKUNGEN ZU DEN ÜBUNGEN KAPITEL 1 Übung 1 Lösung: Die Bedeutung von Korplum ist 'Stock', 'Stück Holz'. Der Ausdruck Korplum wurde von Werner und Kaplan erfunden. Die Aufgabe zeigt, dass aus seinem sprachlichen Kontext auf die Bedeutung eines Ausdrucks geschlossen werden kann. Anmerkung für LehrerInnen: Werner und Kaplan (1963: 190 ff.) stellen anhand verschiedener Experimente dieser Art fest, dass noch 10-jährige Kinder Schwierigkeiten haben, einem Ausdruck eine satzübergreifende Bedeutung zu geben. Vielleicht haben Sie Gelegenheit, dieses Ergebnis mit Ihren Schülern zu überprüfen. Übung 2 Kein Lösungsvorschlag Übung 3 Kein Lösungsvorschlag, da individuelle Unterschiede in der Beurteilung zu erwarten sind. Übung 4 Lösung: Umfragen in den Einführungskursen zeigten das folgende Bild: SprecherInnen des Mittelbairischen präferieren bei den Modalverben den Infinitiv; vgl. auch Merkle (1975: 57f.), Zehetner (1985: 99f.). Der Infinitiv steht im Mittelbairischen auch dann, wenn im Standarddeutschen das Partizip II verwendet wird: vgl. Zehetners Beispiel stdt. Wir haben nicht gedurft vs. bair. mia ham ned deaffa. Allerdings gibt Zehetner (1985: 100) an, dass in „ländlichem Bairisch“ auch Partizip II-Formen zu hören seien: kindd, gmiggd ('gekonnt', 'gemocht'). Im Oberfränkischen ist die Partizip-II Form zu finden, charakteristisch ist sie für das Südbairische, vor allem in Tirol. – Ich danke Anthony Rowley und Hannes Scheutz für diese Information. – Bei norddeutschen SprecherInnen scheint es eine schwache Tendenz zu den Partizipformen zu geben. Zu den Dialekten des Deutschen siehe Abschnitt 1.3. Übung 5 Kein Lösungsvorschlag Übung 6 Lösung: Die Gedenktafel scheint fortlaufend weiter beschrieben worden zu sein. Es ist anzunehmen, dass die Widmung in der ersten Zeile Unserem Gatten und Vater zunächst dem ersten Verstorbenen gilt. Zu den Trauernden gehören wohl Eva und die Kinder dieses Haushalts (vgl. das possessive Artikelwort in der Wortgruppe unserem [ …] Vater, ferner die Angabe zu Eva in der letzten Zeile). Mit der Hinzufügung des Namens von Franz Meier müsste die Aussage der ersten Zeile geändert werden, wenn die gesamte Aussage wohlgeformt sein soll: Aus dem Singular müsste ein Plural werden. In der letzten Zeile wird nun Eva als Ehefrau beider Verstorbenen, als deren Ehefrau, bezeichnet. Der Wechsel vom possessiven zum demonstrativen Artikelwort bedingt einen Perspektivenwechsel. Während beim possessiven Artikelwort Ehefrau und Kinder eingeschlossen waren – eine Wir-Perspektive –, wird nun durch das demonstrative Artikelwort eine Beobachterperspektive in Bezug auf die Ehefrau eingenommen. Dieses Textbeispiel ist – etwa im Hinblick auf seine Entstehung – als akzeptabel zu werten. Wohlgeformt ist es nicht, denn der Text ist nicht kohärent (aufgrund des Singular-PluralProblems und des Perspektivenwechsels beim Referieren auf Personen). Die Wohlgeformtheit von Aussagen betrifft also nicht nur Wörter oder Sätze, sondern auch das angemessene Bezugnehmen (oder Referieren) auf Objekte (inklusive Personen) und Ereignisse. Je nachdem, ob das Referieren auf Objekte und Ereignisse der Semantik oder der Pragmatik zugeordnet wird, handelt es sich in diesem Beispiel um mangelnde semantische oder pragmatische Wohlgeformtheit. Übung 7 Lösungsvorschlag: Verkaufsgespräche laufen üblicherweise als Frage-Antwort-Sequenz ab, in der der Verkäufer den Käufer bittet, seine Wünsche zu spezifizieren (und dann versucht, diese zu erfüllen). In der Regel wird in einem Hutgeschäft erwartet – wenn es kein secondhand–Laden ist –, dass die Hüte neu sind, und es wird vorausgesetzt, dass man mit Hüten umzugehen weiß, etwa bei welchen Gelegenheiten man sie auf- oder absetzt. Valentin bricht diese Erwartungen, indem er sie thematisiert (z.B. "einer zum Aufsetzen", "einen neuen Hut" oder für den Hutkauf unwichtige Verhaltensweisen anspricht, etwa das Tragen von Hüten in der Kirche). Erwartungen bricht er auch in Bezug auf die Abfolge von Einheiten in festen Wendungen; vgl. "da und hie". Übung 8 Lösungsvorschlag: Nach Chomskys Definition von Sprache kann der Spracherwerb erst mit der Kombination von Einheiten (Wörtern) beginnen, etwa mit der zwei-Wort-Phase. Der Erwerb sollte dann enden oder abgeschlossen sein, wenn alle regelhaften Kombinationsmöglichkeiten von syntaktischen Einheiten, z.B. das Satzgefüge, beherrscht werden. Nach Searles Definition werden mit Wörtern oder Sätzen Handlungen vollzogen. Erste sprachliche Handlungen können bereits vor dem ersten Wort – also vor dem ersten Geburtstag – mit steigenden oder fallenden Intonationskonturen kombiniert mit Gestik vollzogen werden (vgl. Kapitel 5.5.1). Beendet wäre der Erwerb, wenn das gesamte sprachliche Handlungsrepertoire beherrscht wird. Aber wann ist das? Bei dem gebrauchsorientierten Ansatz beginnt der Spracherwerb bereits vorgeburtlich, weil die Schemabildung im Bereich der Prosodie bereits ab der 33. Schwangerschaftswoche beginnt (vgl. S. 63, 90). Da sich die Grammatiken der SprecherInnen (fortlaufend) durch ihre Interaktionserfahrungen ändern, wird der Erwerb nie enden. Übung 9 Lösungsvorschlag: Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Versprecher entstehen unbeabsichtigt, sind also nicht intentional; sie entstehen zufällig, sind also akzidentiell. Aber das Produkt gibt Aufschluss über mentale Prozesse (etwa Planungsprozesse), und liefert Evidenz für sprachliche Einheiten (vgl. die Beispiele (14) und (33)). Die Struktur von Versprechern ist also keineswegs beliebig oder zufällig. Daher wird die Versprecherforschung auch zur Erfassung von Produktionsprozessen in der Psycholinguistik herangezogen. Übung 10 Lösung: Der Laut h wird wortinitial gesprochen: Haus, hohl, aber nicht zu Beginn einer zweiten Silbe in einem Wort (hohe, hohl, siehe dazu das das silbeninitiale h und das Dehnungs-h in Abschnitt 2.3.3). Bei zusammengesetzten Wörtern wie in Strumpfhose wird h in initialer Position des zweiten Wortes beim schnellen Sprechen oft getilgt. Schwierig zu entscheiden ist dies bei Haushalt und Haushälterin. Übung 11 Lösung: Alle Aussagen bis auf (e) enthalten objektsprachliche Einheiten (= kursiv gesetzt). (a) In Österreich sagt man Fisolen und nicht grüne Bohnen. Synchron, normativ („man sagt“). (b) Statt schnell kann man auch rasch sagen. Synchron, deskriptiv. (c) Linguistik ist ein Lehnwort; Synchron, deskriptiv. (d) Das auslautende -e beim Dativ verschwindet zunehmend in der gesprochenen Sprache, hält sich aber in bestimmten Bereichen der Schriftsprache; Diachron, deskriptiv. (e) Der Punkt steht nach dem Aussagesatz. Er drückt eine längere Pause aus und deutet als Satzzeichen zugleich eine Senkung der Stimme an. (aus: Duden Rechtschreibung 1961: S. 15). Synchron; gegen deskriptiv kann sprechen, dass die Stimme beim Punkt am Satzende nicht immer gesenkt wird. Außerdem wird eine Pause oft nicht eingehalten. (f) Der Plural der Familiennamen wird meist mit -s gebildet. Synchron, deskriptiv (aufgrund der Häufigkeitsangabe meist). Die Abgrenzung von normativen und deskriptiven Aussagen ist nicht eindeutig. So könnten etwa (b) auch als normativ und (e) als deskriptiv (gültig für einen Ausschnitt) interpretiert werden. Mögliche Kriterien für normativ vs. deskriptiv: für normativ: z.B. die Verwendung von Modalverben müssen, sollen, von Indefinitpronomen man ("man sagt"), und das Fehlen von Häufigkeits-, Zeit- und Ortsangaben. für deskriptiv: z.B. die Verwendung des Modalverbs können und von Häufigkeits-, Orts- und Zeitangaben. Übung 12 Lösung: Brauch Ahd. brūh, mhd. brūch, früher auch 'das Brauchen', vgl. den natürlichen B. des Weibes Luther, Römer 1,27, noch Schiller zu welchem B., ebenso Goethe seine Worte und Werke merkt ich und den Brauch [...]; dafür jetzt nur Gebrauch. Die heutige, schon im 16. Jh. vorhandene Bedeutung ist wohl zunächst in Verbindungen wie im B. sein 'gebraucht werden', 'üblich sein' entstanden. Auch hier wird jetzt nur noch im Gebrauch angewendet. hellhörig 1860 [...] 1. 'gut hörend', jetzt nur noch übertragen 'Zusammenhänge ahnend' (und darum einer Sache nachgehend) 2. 'schalldurchlässig' (von Häusern). Jacke Um 1400 entlehnt aus frz. jaque, das über span. jaco auf arab. šakk 'Brünne' zurückgeht. Norddt. U[mgangssprachlich] einem die Jacke vollhauen ('ihn durchprügeln'), das ist J. wie Hose ('einerlei'). Übung 13 Lösungsvorschlag: Übersetzung ins Neuhochdeutsche: Aus (nd. ut engl. out) der Franzosenzeit. Das (nd. dat engl. that) erste Kapitel. [...] Na, während sich (nd. sick) nun also der Uhr(chen)macher (nd. Uhrkenmaker, engl. (watch)maker) die Stiefeletten anknöpfte (nd. anknöpt, vgl. engl. knob 'Knopf', 'Handgriff') und die Bärenmütze aufsetzte (nd. upsett’t, engl. up, engl. set), saß (nd. satt, engl. sat) Möller Voss mit dem Franzosen zusammen (nd. tausam) und [ließ (nd. let engl. let) es sich (nd. sick) in dem Herrn Amtshauptmann seinem Rotwein sauer werden,]* und der Franzos stieß mit dem Möller an und sagte (nd. säd, engl. said): „ A Wuh!“ und Möller nahm dann sein Glas, trank (nd. drunk, engl. drank) und sagte „Na nu!“ und dann stieß der Möller wieder mit dem Franzosen an und der Franzose bedankte sich (nd. sick) und sagte (nd. säd, engl. said): „Servitör!“und der Möller trank (nd. drunk, engl. drank) dann auch (nd. ok) und sagte (nd. säd, engl. said): „Setz (nd. sett)‘n vor die Tür! (nd. dör, engl. door)“ Und so redeten sie franzö(si)sch miteinander und tranken (nd. drunken, engl. drank). *[alternative Übersetzungen dieser Konstruktion sind nicht auszuschließen] Fazit: Der Konsonantismus des Niederdeutschen und des Hochdeutschen unterscheiden sich in: ck/k – ch; t – s/ß/z; tt – tz; p – pf/f; d – t. Die Übereinstimmung zwischen dem niederdeutschen und englischem Konsonantismus ist größer als mit dem hochdeutschen (vgl. dat – that; maker – maker; upsett – up, set; satt – sat; let – let; säd – said; drunk – drank; dör - door). Übung 14 Anregung zum Weiterdenken oder Spekulieren: z.B. engl. German. Das Wort ist identisch mit dem deutschen Wortstamm (siehe Abschnitt 3.2.1) der Bezeichnung für german-ische Sprachen (engl. germanic languages), zu denen u.a. das Englische, Niederländische und Norwegische gehören. Aus Sicht der Deutschen bezeichnet der englische Ausdruck also einen Ausschnitt aus dieser Gruppe von Sprachen. Vgl. auch griech. germanicós. Frz. allemand - Bezeichnung eines hochdeutschen Dialekts, angrenzend an Frankreich; ebenso span. alemán; italienisch tedesco – vgl. lat. lingua theodisce –, aber auch alemanno, teutonico. Kroatisch njemački, russ. nemeckij. Konsultieren Sie etymologische Wörterbücher. Woher kommen diese Bezeichnungen? Welche Sichtweise spiegelt sich in ihnen wider? Im altrussischen Wort steckt nemoj 'stumm'. Altrussisch nemec ist 'ein Mensch, der unklar, undeutlich spricht, ein Ausländer' (vgl. Fasmer, M. 1986. Ėtimologičeskij slovar' russkogo jazyka. Moskva: Progress. Online Version; URL: http://vasmer.slovaronline.com/). Es gibt Hinweise, dass ger- mit altirisch gair 'Nachbar' zusammenhängen könnte (vgl. Pfeifer 2000: 434).* *Pfeifer, W. (2000). Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. München: dtv. Übung 15 Kein Lösungsvorschlag Übung 16 Lösung: Verbstellung: Im Englischen steht das flektierte Verb an erster Position in Frageund Imperativsätzen, an zweiter Position in allen anderen Satztypen und in Nebensätzen. Die Wortstellung ist weitestgehend festgelegt auf Subjekt-Verb-Objekt. Im Deutschen werden drei Positionen des flektierten Verbs unterschieden: Verb-Erst, Verb-Zweit und Verb-Letzt; zu Details siehe Abschnitt 4.3. Die Wortstellung ist im Deutschen flexibler als im Englischen; so kann etwa das Objekt im deutschen Satz auch an die erste Stelle treten. Flexion: Im Englischen gibt es kaum Nominalflexion (Kasusunterscheidungen nur bei Pronomen) und Verbflexion (nur 3. Ps. Sg. -s im Präsens). Im Deutschen gibt es noch Nominalflexion (Kasusunterscheidungen beim Artikel, Pronomen und selten am Nomen) sowie Flexionsendungen beim Verb; siehe Abschnitt 3.3. Fazit: Im Deutschen gibt es mehr Flexionsendungen und eine flexiblere Wortstellung als im Englischen. Bei geringer Kennzeichnung von Einheiten durch die Flexion muss die Wortstellung verlässlich, d.h. festgelegt, sein, um das Verstehen von Sätzen zu erleichtern. KAPITEL 2 Übung 17 Lösung: Weitere bewegliche Artikulatoren sind: der Unterkiefer, die Lippen, das Gaumensegel und das Zäpfchen. Der Unterkiefer erlaubt das Öffnen und Schließen des Mundes, etwa bei Vokalen. Die Lippen werden fest geschlossen bei p/b, m; die Unterlippe nähert sich bei f/v den oberen Schneidezähnen. Das Gaumensegel (Velum) wird gesenkt bei Nasalen. Das Zäpfchen (uvula) vibriert beim Zäpfchen-r im Luftstrom; in Tabelle 1 als /ʀ/ angezeigt. Übung 18 Lösung: (a) /n/ ; (b) /g/; (c) /t/; (d) /ç/; (e) /ŋ/. Übung 19 Lösung: (a) stimmhafte alveolare Affrikata: z.B. /t͜s/ in Ziegel [t͜sigəl]* (b) interdentaler stimmhafter Frikativ: nicht im deutschen Lautinventar, aber im englischen ð/ in father. (c) lateraler Verschlusslaut: existiert nicht, da lateral kein totaler Verschluss gebildet werden kann. (d) palataler Nasal: [ɲ], nicht im Deutschen, aber z.B. im Französischen (l’agneau) oder im Italienischen (l’agnello 'das Lamm'). (e) stimmhafter bilabialer Frikativ: /β/ in span. haber. * Dass es sich bei [i] um einen langen/gespannten/sanft geschnittenen Vokal handelt, zeigt bereits das IPA Zeichen an. Vgl. auch den Vokal als Nukleus in Abschnitt 2.2.2, S. 76. Auf die Kennzeichnung durch Doppelpunkte wird daher verzichtet. Übung 20 Lösung: Bei der Ersetzung von /l/ für /r/ fehlt, wie im Buch erwähnt, die Vibration der Zungenspitze. Beibehalten wird der Artikulator Zungenspitze und die Artikulationsstelle. Ebenso wird beibehalten, dass etwas Luft entweicht – bei /r/ während der kurzen Öffnungsphasen, bei /l/ lateral. Beide Laute können auch – im Gegensatz zu Plosiven – länger gehalten werden. Bei /h/ für /ʁ/ wird, grob gesagt, ein stimmhafter 'hinterer' Frikativ durch einen anderen 'hinteren' Frikativ ersetzt. Dabei wird der Artikulator Zungenrücken "stillgelegt". Da bei /h/ die Stimmlippen nicht schwingen, fehlt diesem Laut die Stimmhaftigkeit. Es ist denkbar, dass Kinder versuchen, die Stimmhaftigkeit herzustellen, da sie sie für ein wichtiges Merkmal des intendierten /ʁ/ halten, indem sie einen glottalen Verschluss - den Knacklaut – bilden. Übung 21 Lösung: (nach Ternes 1999: 97, 104, 153f., 169f.) Sprache Deutsch (Standarddeutsch) Spanisch (Kastilian) Arabisch (klassisches Arabisch) Vollvokale (Monophthonge) 15 5 Je 3 kurz + 3 lang Konsonanten (inkl. Affrikata) 22 18 Je 29 kurz + 29 lang Wird bei den Vollvokalen im Deutschen jedoch der sanfte bzw. scharfe Schnitt angesetzt (z.B. Vennemann 2010: 89), dann hat das Standarddeutsche 8 Vokale bzw. das norddeutsche System 7, da dort /ä/ und /e/ zusammenfallen; Ähre wird wie Ehre ausgesprochen. Im Gegensatz zum Deutschen und Spanischen unterscheidet das Arabische – wie andere Sprachen – lange und kurze Konsonanten; jeder Konsonant kann verdoppelt (geminiert) werden. Übung 22 Lösung: Transkription (a) Kinderwagen Tisch Vierzig Sehr Seher Eisschrank Komma Koma Elster Regen (1) lento: ['kɪn.dɐ.̩vɑ.gən]* (2) allegro: ['tɪʃ] ['fɪɐ.t͜sç]/[f'əɐ.t͜sɪç] ['zeɐ]* ['ze.ɐ]* ['a͜ɪs.ʃʀaŋk] ['kɔm̊a] ['ko.ma]* ['ɛls.tɐ] ['ʀe.gən]*/['ʀe.gŋ̩̩] ['kɪn.dɐ.vɑgŋ̩]['kɪn̊ɐ.vaŋ] ['tʏʃ] ['fə.t͜sɪç] ['zeɐ] ['ze.ɐ] ['a͜ɪʃ̊ʀaŋk] ['kɔm̊a] ['ko.ma] ['ɛls.tɐ] ['ʀɛŋ̩̩] * Die langen/gespannten/sanft geschnittenen Vokale werden im Duden-Aussprachewörterbuch mit Doppelpunkt gekennzeichnet. Auf eine Antwort zu (3) wird hier verzichtet, da es zu viele dialektale Varianten gibt. (b) lento: ['hast.du.ɛs.'im.gə.'ge.bən] allegro (Umgangssprache): ['has.du.əs.'im.gə.'ge.bn̩] ['has.dəs.'im.gə.'ge.bn̩] ['has.dəs.'im.gə.'ge.bm̩] ['has̊əs.ɪm.gə.'gem] ['has̊əs̊əm.gə.'gem] Auch hier wird aufgrund der vielen Möglichkeiten auf die Notierung in anderen Varietäten verzichtet. Übung 23 Lösungsvorschlag: Sprachen, in denen bei den Plosiven (a) das Merkmal [aspiriert] distinktiv ist, aber nicht das Merkmal [±stimmhaft]: z.B Schottisch-Gälisch, Chinesisch (Ternes 1999: 166, 175); (b) beide Merkmale distinktiv sind: Altgriechisch (Ternes 1999: 166), Hindi (Hall 2011: 81), Vietnamesisch (Ternes 1999: 176). Übung 24 Lösung: Im jeweiligen Wort wird der relevante Laut ersetzt durch einen Laut mit einem oder zwei entscheidenden Merkmalen (a) distinktiv [+nasal] (b) distinktiv [+velar] (c) distinktiv [+bilabial], [+stimmhaft] (d) distinktiv [-rund], [+vorne] (e) distinktiv [+alveolar] (f) distinktiv [+sanft geschnitten] (Alternativ: [+lang] oder [+gespannt]). Übung 25 Lösung: (1) Die vorangehenden Laute werden bei den ersten sieben Wörtern mit dem Merkmal [+vorne], bei suchen, Loch und Bach mit dem Merkmal [-vorne] gebildet. (2) Beide Laute sind stimmlose Frikative. (3) Vgl. die angegebenen Grammatiken. (4) [h] tritt dort auf, wo [ŋ] nie auftritt; vgl. Haus vs. lang [laŋ]. Dennoch würde man sie nicht zu komplementär verteilten Allophonen eines Phonems zusammenschließen, da sich diese Laute phonetisch zu unähnlich sind; der erste ist ein stimmloser Frikativ, der zweite ein stimmhafter Nasal. Komplementarität in der Stellung reicht also nicht aus, um zwei Laute als Allophone eines Phonems zu identifizieren. Übung 26 Lösung: Der stimmlose bilabiale Plosiv erleichtert artikulatorisch den Übergang vom bilabialen Nasal zum stimmlosen labiodentalen Frikativ (bei [zɛmpf]) oder zum alveolaren Plosiv (bei [hɛmpt]). Übung 27 Lösung: (1) Vgl. die entsprechenden Wörterbücher. (2) Beim zweiten und dritten Wort wird der alveolare Nasal aufgrund des folgenden bilabialen Plosivs am ehesten zum bilabialen Nasal. (3) Es handelt sich um eine Ausspracheerleichterung (regressive Kontaktassimilation), die auch dadurch beeinflusst sein kann, dass es das Wort umfallen gibt. In der Tat fallen viele Leute bei einem Unfall um. So könnte hier die Semantik die assimilierte Form unterstützen. (Zu diesen volksetymologischen Bildungen siehe auch Übung 135 (2) und Olschansky 1998). Übung 28 Lösung: (1) Auf die Abbildung des modifizierten Vokalsystems wird verzichtet. (2) Es geht um den i-Umlaut bei möchte, Würfel, die Hebung bei Zins, die Senkung bei leben und Gold. Übung 29 Lösung: Im Stdt. treten im Silbenkopf /ŋ/und /x/ nicht auf (/x/ kennzeichnet nicht native Wörter, vgl. Chuzpe/ Chutzpe, Chanukka etc.). Im Silbenkern kommen keine Obstruenten vor, in der Silbenkoda kein /h/ oder stimmhafte Plosive (siehe Auslautverhärtung S. 79) und im Gelenk kein /h/. Übung 30 Lösung: Kind A verwendet – nach den vorliegenden Daten – (a) Plosive /b/, /p/ /d/, /t/, k/ sowohl im Kopf als in der Koda. Zur Auslautverhärtung von /d/ siehe [mont]. Unklar ist aufgrund der vorliegenden Daten, warum es [b] durch [p] in [plat] substituiert, da das Kind /b/ im Silbenkopf von ['baŋk] artikulieren kann. (b) Frikative /f/, /v/ im Silbenkopf wortinitial sowie /ç/ in der Koda. (c) alle Nasale und den Liquid /l/ in Kopf und Koda. Kind A hat Probleme (d) mit der Artikulation von /g/ und substituiert es durch /d/ bei Gockel; die Artikulationsart und die Stimmhaftigkeit bleiben erhalten, jedoch wird der Laut vorverlagert (aus [-vorne] wird [+ vorne], vgl. dazu Fox 2011). Ob diese Vorverlagerung bei /g/ in allen Positionen aufritt, kann aufgrund der vorliegenden Daten nicht festgestellt werden. (e) mit dem /ʃ/. Es ersetzt /ʃ/ durch /s/ wortinitial im Silbenkopf (['sɑf], in Konsonantenverbindungen ['steɐn], ['stɔk], ['slɑ͜os]) und ersetzt damit die Konsonantenverbindung /ʃv/ in ['feɐ.də.sants]. Auch hier handelt es sich nach Fox (2011:73) um eine Vorverlagerung. Ebenfalls vorverlagert ist die Ersetzung von /x/ durch /s/ in der Koda (vgl. ['slɑ͜os]), allerdings nicht in allen Belegen: Bei [daxs] ist zu beobachten, dass es bereits das velare [x] produzieren kann, aber das Substitut [s] noch – sicherheitshalber (?) hinzufügt. Das Kind "arbeitet" offensichtlich an dem Konzept und der Artikulation von [x]. In allen Fällen bleibt die Artikulationsart erhalten. (f) mit den r-Lauten. Es ersetzt /r/ durch /l/ im Silbenkopf bei Ring, Kreuz, Frau. Diese Substitution ist auch bei unauffälligen kleineren bairischen Kindern aufgrund mangelnder motorischer Kontrolle über die Vibrationsbewegung der Zungenspitze zu beobachten (siehe Abschnitt 2.1.1, S. 56, ferner Übung 20). (g) Die Affrikata /t͜s/ kann das Kind in der Koda produzieren, vgl. Kreuz. Aber wortinitial im Silbenkopf werden bei [t͜se.brɑ] die Affrikate und die Konsonantenverbindung jeweils durch einen Plosiv ersetzt. Kind B verwendet – nach den vorliegenden Daten – (a) die Plosive /p/, /b/, /d/, /t/ im Silbenkopf wortinitial, /t/ und /k/ in der Koda. (b) die Frikative /h/ wortinitial, /x/ in der Koda bei Dach, Loch. (c) die Nasale /m/ und /n/ in Kopf und Koda. (d) Liquide in der Koda bei Esel und Würfel. (e) [ʀ] im Kopf von Ring. Kind B hat Probleme (f) mit dem Plosiv /k/ [-vorne], substituiert ihn durch /t/ ([+vorne], Vorverlagerung), bei Kuh, Kopf, kämmt; vgl. auch die Verbesserung zu ['tœl] bei Kreuz. In der Koda wird das /k/ jedoch produziert. Plosive fehlen in der Koda bei Blatt, bei Bank eventuell wegen des assimilierten [ƞ] vor [k]; vgl. die Aussprache von Ring (in der [n] für [ŋ] verwendet wird, d.h. wieder vorverlagert ist). Konsonantenverbindungen /bl/ werden vereinfacht und ersetzt durch /p/ bei Blatt, [ʃt] durch [d], sowie /kr/ durch /h/ bzw. vorverlagertes /k/ in /t/, vgl. Kreuz (siehe (f)). (g) bei den Frikativen mit den s-Lauten: /s/ fehlt im Kopf oder wird ersetzt durch /h/, vgl. Schaf, in der Koda fehlt es bei Haus. Allerdings scheint das Kind das /s/ bei Schlauch silben/ wortinitial mit dem Vorschlag auszuprobieren. /z/ wird silbeninitial bei Hose und Esel ersetzt durch /d/. [ç] in der Koda in der Konsonantenverbindung mit /l/ in Milch wird getilgt, während /x/ in der Koda bei Loch und Dach als einzelner Konsonant vorhanden ist. Im Silbenkopf hat das Kind Schwierigkeiten mit /v/, /f/ - Pferdeschwanz; es ersetzt [p͜f] durch [p]. Diese Ersetzung entspricht nicht der Vereinfachung in der Standardsprache, in der die Affrikate oft zu [f] vereinfacht wird; vgl. Kind A. Der Frikativ /f/ ist als Vorschlag bei Frau zu beobachten. Das Kind präferiert in vielen Fällen wortinitial im Silbenkopf eine Ersetzung durch /h/, den Laut, der den geringsten artikulatorischen Aufwand bedingt: So werden [ʃ], [ʃl], [kr],[fr], [l] durch [h] ersetzt. Vgl. zu diesen Substitutionen und der Frage, in welchem Grad sie auffällig sind, Fox (2011). Welches Fazit ziehen Sie? Was könnte problematischer sein: Veränderungen im Silbenkopf oder in der Koda? Und warum? Übung 31 Lösung: 8 7 6 5 4 3 2 1 x x x x x x x x x x x x x (a) [b l a t] (b)* [r l o] (c) *[k l o . t e n ] (a) Die Lautkette ist wohlgeformt, hat eine Trogform (steiler Abfall von Kopf zum Nukleus, steiler Anstieg vom Nukleus in die Koda) und ist ein Wort des Deutschen. (b) Die Laute geben keine wohlgeformte Lautfolge des Deutschen wieder, da der Abfall zum Nukleus nicht nur nicht steil genug ist, sondern weil es einen "kleinen Henkel" gibt, da der Vibrant eine geringere Konsonantenstärke als der Liquid aufweist. (c) Die Lautfolge zeigt einen steilen Abfall zum Nukleus in der ersten Silbe und eine Trogform in der zweiten Silbe. Die Folge ist wohlgeformt: Es ist ein mögliches Wort des Deutschen, kommt aber im deutschen Wortschatz nicht vor. Übung 32 Kein Lösungsvorschlag, vgl. die angegebene Literatur. Übung 33 Lösung: Der Patient zeigt keine Fehler bei Wörtern mit einfachen Konsonant-VokalAbfolgen (d.h. Silben mit einer CV Struktur). Fehler treten nur bei Wörtern mit Konsonantenverbindungen auf. Folgende Vereinfachungen sind zu beobachten: Bei (a) liegt eine Assimilaton des Artikulationsorts innerhalb der Konsonantenverbindung vor, bei (c) die Auslassung (Elision) eines Konsonanten; dabei wird der komplexere Konsonant ausgelassen. Bei (d) gibt es eine Assimilation der Nasalität innerhalb der Konsonantenverbindung. Während bei /kn/ ein Nasal-Oral-Wechsel erfolgen muss, enthält die Verbindung /kl/ nur orale Konsonanten (im Mundraum gebildet). Vgl. dazu auch stdt. Knie, das gelegentlich als [kəni] – mit Epenthese (siehe Abschnitt 2.2.2) – ausgesprochen wird. Bei (g) handelt es sich um die Addition eines Schwa-Lautes (Epenthese); dadurch entsteht eine einfache Konsonant-Vokal-Abfolge, die sich leichter aussprechen lässt. Übung 34 Lösung: (1) Definition des Endreims nach Wagenknecht (2007: 36): "Der reine Endreim der neueren deutschen Dichtung beruht [...] seit Opitzens Reform [...] auf der vollständigen Übereinstimmung des phonetischen Materials vom Wortende zurück bis zum letzten betonten Vokal." (2)/(3) Beschreibung des Endreims mit Hilfe distinktiver Merkmale und prosodischer Auffälligkeiten in den Versen von Heine 1. Strophe Vers 1 und 3: ['fil] – [gə'fyl] [±gerundet] 2. Strophe Vers 1 und 3: ['ʃprɑx] – ['ax] [±sanft geschnitten] 3. Strophe Vers. 1 und 3: [mʊnt.'va͜ɪt] – [gə.'zʊnt.ha͜ɪt]; für den Reim ist eine Verlagerung des Akzents notwendig, entweder 'Mund weit – Ge'sundheit oder Mund 'weit – Gesund'heit. Nur im ersten Fall gibt es eine Differenz in der Konsonanz ([v] vs. [h]). Eine weitere prosodische Auffälligkeit ist die Auslautverhärtung bei Mund und Gesund-. 4. Strophe Vers 1 und 3: ['ve.my.tik] – ['gy.tik]. Hier gibt es ebenfalls eine prosodische Auffälligkeit, eine Akzentverlagerung bei weh'mütig, damit es sich auf 'gütig reimt. (2)/(3) Beschreibung des Endreims mit Hilfe distinktiver Merkmale und prosodischer Auffälligkeiten in den Versen von Busch 1. Reim ['be.zən.'ʃtil] – [gə'fyl] [± gerundet]; Akzent auf Besen und -stiel. 2. Reim ['zuxt] – ['flʊxt] [±sanft geschnitten]. 3. Reim [bə.'fʊn.dən] – ['ʊn.tən] [±stimmhaft]. 4. Reim ['ma͜ent] – ['fʀɔ͜ɪnt]. Es gibt viele unterscheidende Merkmale. Suprasegmental: Die Auslautverhärtung bei Freund ist für den Reim notwendig. 5. Reim ['bɛs̊ɐ] – ['gʀøs̊ɐ] [±sanft geschnitten], [± gerundet]. 6. Reim ['kʀɪçt] – ['lɪçt] reimt sich bei [kʀɪçt]. Busch lebte in der Nähe von Hannover. Für ihn ist die Aussprache der Verbform als [kʀɪçt] üblich. Daher ist es für ihn ein reiner Reim. Suchen Sie weitere Beispiele für Reime, die (scheinbar oder tatsächlich) unrein sind, zum Beispiel bei Novalis, Schiller, Eichendorff, Rilke (vgl. Kayser (1963: 86f.). Zu "unreinen" Reimen bei Heine siehe Primus (2002). Übung 35 Lösungsvorschlag: z.B. Substitution von /s/ für /Ɵ/ oder /ð/, ferner die Auslautverhärtung, sodass verschiedene Wörter gleich lauten: vgl. dog vs. dock, dove vs. duff Schwierig ist auch lose vs. loose. Übung 36 Lösungsvorschlag:[hast du mal ainən ɔ͜ɪʀo] [hasdu mal ainn ɔ͜ɪʀo] Regressive Assimiliation des [t] an das folgende [d]; Synkopierung des Schwas im unbestimmten Artikel. [hasdu ma ain ɔ͜ɪʀo] Kürzung des Konsonanten, Artikel wird einsilbig. [hasdəmanɔ͜ɪʀo] Abschwächung des Vollvokals in der zweiten Silbe zu Schwa; Assimiliation des Diphthongs im Artikel mit dem Vokal der Modalpartikel. [has̊əmɑnɔ͜ɪʀo] Progressive Assimilation des [d] an vorangehendes [s], Bildung eines Gelenks. Übung 37 Lösung: Durch die Synkope des Schwa enthält die Koda nun drei Konsonanten, die Silbe ist mehrfach geschlossen. Eine solche Koda führt dazu, dass der Nukleus scharf geschnitten wird (alternativ: ungespannt, kurz); siehe S. 76. Übung 38 Lösungsvorschlag für SprecherInnen mit der Erstsprache Chinesisch: Im Mandarin ist die Silbenstruktur CV dominant, d.h. die chinesischen Lerner übertragen diese Struktur auf die neue Sprache, sodass epenthetisch bei CC-Folgen ein Vokal eingefügt wird. Übung 39 Lösung: Ausschlaggebend für die Akzentsetzung sind bei den gegebenen Wortbeispielen folgende Silben bzw. Akzentregeln: (a) Reduktionssilbe (b) leichte Ultima (c) Reduktionssilbe (d) Reduktionssilbe (e) Pänultima (f) Pänultima. Übung 40 Lösung: Die erste Silbe der Wortpaare stimmt jeweils in der segmentalen Struktur überein, sodass der Leistungsunterschied nicht mit einer unterschiedlichen Komplexität der Laute bzw. der Silbenstruktur zu erklären ist. Vielmehr lässt sich das Leistungsmuster mit einem Unterschied im Wortakzent erklären: Der Patient kann Wörter mit einem trochäischen Betonungsmuster (nämlich 'Judo, 'Kanu und 'Regel ) leichter produzieren als jambisch betonte Wörter (Ju’wel, Ka’mel, Re’gal). Bei dem trochäischen Betonungsmuster handelt es sich um ein im Deutschen reguläres Akzentmuster. Übung 41 Kein Lösungsvorschlag Übung 42 Im folgenden Lösungsvorschlag wird nur der Satzakzent angegeben: [...] Ich weiß es noch wie 'gestern. Als mich alle unter'schätzt habm, ich fing mit 'Rap an, jetzt bin ich plötzlich auch Ge'schäftsmann. Und wie alle hier ent'setzt warn, dass ich und meine Jungs das ganze Land in Brand ge'setzt habm. Die Alten sagten, das sei Blöde'lei. E'gal, wir hatten einfach nur ne schöne 'Zeit. Versuchen Sie, alle Akzente zu erfassen. Beschreiben Sie den Rhythmus. Was bewirkt der hier angegebene Satzakzent? Übung 43 Lösungsansatz: Einige Beispiele: Monophthonge werden, unabhängig davon, ob sie sanft oder scharf geschnitten/lang oder kurz sind, mit dem gleichen Buchstaben wiedergegeben, z.B. <u> für [u] und [ʊ] oder <e> für [e], [ ɛ ] und [ə]. Ein Unterschied existiert nur bei [i] als <ie> und [ɪ] als <i>. Allerdings ist diese Differenzierung nicht verlässlich; vgl. Igel. Bei den Konsonanten wird z.B. [x] und [ç] mit <ch> gekennzeichnet, [t͜s] entweder als <z> oder <tz>, [s] in der Koda durch <s > oder <ß>, wortinitiales [z] aber ebenfalls durch <s>. Gelenkschreibung wird realisiert durch Doppelkonsonanz bei einfachen Konsonanten, wie <p, n, f> oder durch einen Bigraphen <ck> bei [k]. Die Auslautverhärtung wird nicht orthographisch gekennzeichnet; vgl.<Flugzeug>, <drückend>, <hängt>, <sagt>. Ergänzen Sie die Liste. Übung 44 Keine Lösung, vgl. die angegebene Literatur. Übung 45 Lösung: Das Phonem /ʃ/ wird im nativen Wortschatz und in Lehnwörtern durch <sch> wiedergegeben. Die einzige Ausnahme scheint /ʃp/ und /ʃt/ zu sein, die als <sp>, <st> geschrieben werden. Übung 46 Lösung: Kasten könnte orthographisch Ka-sten und Kas-ten getrennt werden. Die erste Trennungsvariante widerspricht der Phonologie. Ein scharf geschnittener Vokal in einer betonten Silbe ist nur dann möglich, wenn diese Silbe geschlossen ist. In der zweiten Variante ist der Unterschied zwischen den Konsonanten im Silbenkontakt geringer und daher nach der Konsonantenstärke schlechter als in der ersten Variante. – Die heute geläufige Trennung ist Kas-ten; vgl. S. 97. Bei Gerste gibt es wieder zwei Möglichkeiten: Ger-ste oder Gers-te. Im Hinblick auf den Silbenkontakt ist die erste Variante besser. Im Hinblick auf den Silbenaufbau ist die zweite Variante besser, da durch das [s] – das in der Konsonantenstärke als Frikativ der Nummer 7 zugeordnet wird – im Silbenkopf ein Appendix (vgl. den "Henkel" in Übung 31) entsteht und damit der graduelle Abfall zum Silbenkern gestört ist. Bei Adler ist die Trennung in A-dler phonologisch besser motiviert (Konsonantenstärke, Silbenkontakt) als die in Ad-ler; letztere ist jedoch orthographisch besser und findet sich im Duden Rechtschreibung. Übung 47 Lösung: Der Patient produziert ausschließlich bei den Wörtern Fehlern, deren Schreibweise auf der Basis der orthographischen Regeln nicht eindeutig ableitbar ist (z.B. Fater wie in Faser, Bot wie in rot, Walt wie in Welt, Krahn wie in Hahn). Übung 48 Lösung: Verletzt werden das Grammatische Prinzip durch die Kleinschreibung von Nomina und Eigennamen sowie das Pragmatische Prinzip durch die Kleinschreibung des Anredepronomens Sie und des possessiven Artikelworts Ihr. Die Großschreibung erleichtert das Erkennen der Wörter in ihrer Funktion und damit auch das Verstehen des Textes. Übung 49 Kein Lösungsvorschlag KAPITEL 3 Übung 50 Lösungsansatz in Stichworten: Im Englischen steht am Satzanfang vornehmlich das Subjekt, selbst wenn ihm eine Konjunktion wie thus vorausgeht. Dem Subjekt folgt das Prädikat/finite Verb. Im Deutschen ist die Anfangsposition mit Ausdrücken in verschiedenen syntaktischen Funktionen zu besetzen (vgl. Abschnitt 4.2.2, hier: Satzadverbiale offenbar – vgl. Abschnitt 4.2.2, S. 182 – oder konjunktionales auch). Die Beispiele zeigen, dass das Subjekt im Deutschen dem Prädikat/finiten Verb folgen kann. Im Deutschen ist die Wortstellung also sehr viel flexibler; vgl. dazu Abschnitt 4.6. Zu einem Textvergleich Englisch-Deutsch siehe Abschnitt 6.3.4. Übung 51 Lösung: Gesteuert wird die Vokalwahl durch die Vokalharmonie. Die Vokale im Wortstamm, die entweder das Merkmal [+vorne] oder [-vorne] tragen, bestimmen den jeweiligen Vokal der Endung. In ucak- lar haben beide Vokale das Merkmal [-vorne], also wird -lar gewählt. Die sogenannte kleine Vokalharmonie gilt für Pluralendungen, die große Vokalharmonie betrifft auch Kasusendungen: ev-ler-de vs. oda-lar-da ꞌin den Zimmern'. Übung 52 Lösung: -t(-) kann signalisieren: 3. Pers. Singular Indikativ Präsens Aktiv – er kombiniert; 2. Pers. Plural Indikativ Präsens Aktiv – ihr kombiniert; das Dentalsuffix im Präteritum: z. B. 3. Pers. Singular Indikativ Präteritum Aktiv – er kombinier-t-e; die Endung des Partizips II – er hat kombiniert und schließlich den Imperativ in der 2. Pers. Plural – kombiniert! Übung 53 Lösung: (a) Im Türkischen enthalten die Wortformen Pluralendungen, Possessivpronomina und Kasusendungen (etwa Lokativ oder Akkusativ etc. – vgl. Beispiel (64)), im Arabischen Kasusendungen und Possessivpronomina (vgl. Beispiel (67)). Diese Endungen betreffen Nomen. Sie sind in beiden Sprachen von den Verben und den Adjektiven (vgl. die Beispiele (167), (168)) getrennt. In polysynthetischen Sprachen werden Nomina oder Adjektive in Verben integriert, d.h. es geht um größere Wortgruppen. (b) In Stichworten: Probleme mit dem Artikel, mit der Stellung des Artikels, mit Kasus und Genus des Artikels, Stellung des Subjekts, des Verbs etc. Übung 54 Lösung: (a) wohlgeformt: ich habe X (an)gehängt. Aber: der Mantel hat dort gehangen. (b) wohlgeformt: gewiegt – im Arm; gewogen – auf der Waage. (c) wohlgeformt: Der Hund hat mich erschreckt vs. Ich bin erschrocken, Übung 55 Lösung: (a) Pluralallomorphe des Deutschen sind -e, -(e)n, -s, -er (äußere Flexion); Umlaut ohne Pluralendung (z. B. Tochter – Töchter) (innere Flexion), Umlaut mit Pluralendung -e oder –er (z. B. Schrank – Schränke, Wald – Wälder) (äußere und innere Flexion). Dazu kommt eine Pluralform ohne Markierung (das sogenannte "Nullallomorph") wie das Muster – die Muster. (b) Die Segmentierung funktioniert gut bei äußerer Flexion, nicht bei innerer Flexion oder mangelnder Markierung. (c) Am sinnvollsten ist die Segmentierung für die agglutinierenden und die polysynthetischen Sprachen. Übung 56 Keine Lösung Übung 57 (1) Ungebunden sind grammatische Morpheme wie zu als Infinitivpartikel, für in halten für etc. Ferner gehören in den traditionellen Grammatiken dazu die Funktionswörter. Präpositionen und Konjunktionen gelten in traditionellen Grammatiken als (grammatische) Funktionswörter. Beide haben aber eine lexikalische Bedeutung; vgl. vor/hinter/neben dem Stuhl. – Und/oder er kam nicht. (2) Die Klasse der Konjunktionaladverbien ist keine geschlossene Klasse. Sie kann, wie die Beispiele zeigen, neue Bildungen aufnehmen; z.B. in-folge-dessen (Präposition+Nomen+ Artikelwort), da-mit (Lokaladverb+Präposition), trotz-dem (Präposition+Artikelwort) etc. Suchen Sie weitere Beispiele. Übung 58 Keine Lösung, vgl. die Literatur. Übung 59 Lösung: (1) Die beiden Sätze haben nicht dieselbe Bedeutung: ins Kino gehen ist eine Tätigkeit; dabei werden der Ort und das Ziel (Kino) nicht weiter spezifiziert. Im zweiten Beispiel hingegen wird auf einen bestimmten Ort, ein spezifisches Kino, Bezug genommen. (2) Portemanteau-Morpheme erwartet man nicht in isolierenden und agglutinierenden Sprachtypen. Übung 60 Keine Lösung Übung 61 Lösung: Es lassen sich 16 Sätze bilden. Übung 62 Lösung: - Aneinanderreihung einzelner Inhaltswörter (Wörter der offenen Klasse, lexikalische Morpheme) ohne grammatische Verknüpfung mit Ausnahme von und und und dann; - weitgehend Auslassung von grammatischen Morphemen (Wörter der geschlossenen Klasse): z.B. Auslassung von Artikeln, Pronomen, Präpositionen, Hilfsverben; - fehlende Deklination von Nomen (zwei Freund); - fehlende Konjugation von Verben bzw. Verwendung der Verben in der Infinitivform; - die verwendete Redefloskel (wie soll ich sagen) wird als überlerntes Muster hingegen grammatisch korrekt gebildet. Übung 63 Lösung in Ansätzen: "Diederich Heßling war ein (unbestimmter Art N NOM SG) weiches (Adj N NOM SG – gemischte Deklination) Kind (N N NOM SG), das (Relativpronomen N NOM SG) am liebsten (Adj Superlativ) träumte, sich (Reflexivpronomen) vor allem (Indefinitpronomen DAT SG) fürchtete und viel (Adj, unflektiert, hier wohl im Sinne von 'häufig') an den (Art N DAT PL) Ohren (N N DAT PL) litt. Ungern verließ er (Personalpronomen M NOM SG ) im* Winter (N M DAT SG) die (Art F AKK SG) warme (Adj F AKK SG – schwache Deklination) Stube (N F AKK SG), im* Sommer (N M DAT SG) den (Art M AKK SG) engen (Adj M AKK SG – schwache Deklination) Garten (N M AKK SG), der (Relativpronomen M NOM SG) nach den (Art M DAT PL) Lumpen (N M DAT PL) der (Art F GEN SG) Papierfabrik (N F GEN SG) roch und über dessen (Relativpronomen M GEN SG) Goldregen- und Fliederbäumen (N M DAT PL) das (Art N NOM SG) hölzerne (Adj N NOM SG – schwache Deklination) Fachwerk (N N NOM SG) der (Art N GEN PL) alten (Adj N GEN PL – schwache Deklination) Häuser (N N GEN PL) stand." * Portemanteau-Morpheme werden nicht analysiert. Übung 64 Keine Lösung Übung 65 Keine Lösung Übung 66 Lösung: Partizipien können wie Adjektive verwendet werden, etwa in attributiver Funktion: (Er hatte) einen glänzenden Gedanken, der gebadete Hund (sah ziemlich traurig aus). Übung 67 Lösung: - Phonematisch veränderte Wörter werden nur in Positionen von lexikalischen Morphemen produziert. - Die Verwendung der grammatischen Morpheme scheint nicht gestört zu sein: grammatische Morpheme werden phonematisch korrekt realisiert und werden (soweit beurteilbar) auch in den korrekten Positionen im Satz verwendet. - Die phonematischen Neologismen, die in den Verbpositionen der Sätze stehen, werden flektiert produziert; dabei wird eine Partizip Perfekt Form verwendet (gebost, gedruf, geseht). Übung 68 Lösung: (1a) heißen ist im Mhd. noch ein starkes Verb der Klasse VII. Sein Flexionsmuster wird jedoch nicht durch andere Verben gestützt. Daher tendieren Sprecher des Deutschen dazu, es nach einem anderen, gut unterstützten Muster, dem von reiten-ritt-geritten, zu flektieren. (2) Keine Lösung Übung 69 Lösung: Ich bringe – ich brachte – ich habe gebracht. Das Paradigma hat im Präteritum und im Part II das Dentalsuffix, zugleich aber auch einen Vokalwechsel. Der Nasal fehlt im Präteritum und im Part II. Das Muster ist nur im Präteritum und Part II durch dachte – gedacht gestützt. Das Paradigma muss wohl – wie bei sein und haben – auswendig gelernt werden. Kindergartenkinder belegen mit ihren verschiedenen Flexionsversuchen (er hat gebringt, gebrangt, gebrengt, etc.), wie unregelmäßig bringen ist. Übung 70 Lösung: Sogar Vorschulkinder mit einer starken Sprachentwicklungsstörung beherrschen das Paradigma von sein, sie lernen es auswendig. Kinder ab dem 3. Lebensjahr beginnen unregelmäßige Verben zu "regularisieren"; vgl. etwa Wir kannen das nicht (von einem dreijährigen Kind; Lindner, unveröffentl. Daten). Vorschulkinder, die Deutsch lernen, beginnen, Verben mit innerer Flexion zu regularisieren, wie das MV im Beispiel, d.h. sie wissen, dass Verben "am Ende verändert werden". Dass Verben auch einen Wechsel im Stammvokal haben können, scheinen sie erst im Schulalter zu erkennen; vgl. Meier (in Vorb.). Übung 71 Lösung: (b) hören (schwaches V), (c) fliegen (starkes V), (d) nennen (Rückumlautsv.), (g) müssen (MV); (f) wollen, (a) bringen und (e) sein sind unregelmäßige Verben. Übung 72 Lösung: (1) Aufgrund des i-Umlauts. (2) Hebung: ahd. nimu, nimis(t), nimit – mhd. nime, nimest, nimet, nhd. nehme, nimmst, nimmt; Senkung: z.B. bei ahd. gizogan nhd. gezogen. Suchen Sie weitere Beispiele. Übung 73 Lösung: Durch das Dehnungs-h. Übung 74 Keine Lösung, vgl. die Literatur. Übung 75 Lösung: Im Stdt. ist bereits ein Ausgleich im Paradigma, nach dem Infinitiv bzw. den Pluralformen im Präsens eingetreten; die bair. Form (i) nim bewahrt noch das i aus dem mhd. Paradigma. Finden Sie andere Verben, in denen die Hebung im Stdt. durch Ausgleich getilgt wurde. Übung 76 Keine Lösung, vgl. die angegebene Literatur. Übung 77 Lösung: (1)/(2) Zweijährige tendieren dazu, bei ABA Verben (wie fallen – fiel– gefallen, fangen – fing – gefangen) das Partizip II schwach zu bilden – eventuell deshalb, weil sie das Präteritum in ihrem Alltag weniger häufig hören, es seltener verwenden und daher kaum kennen (vgl. auch Meier in Vorb.). Andere Verben werden übergeneralisiert, z.B. gebeißt. Eine Reihe von Kindern lassen (systematisch – oft aus rhythmischen Gründen) das unbetonte Präfix ge- beim Partizip II aus. Dreijährige tilgen ebenfalls häufig das Präfix ge-, vgl. umfallen. Aber sie scheinen auch öfter Verbformen zu regularisieren (mitgebringt, gewerft, kannen). Grundschüler scheinen entdeckt zu haben, dass starke Verben auch einem Vokalwechsel unterliegen. Neben der Übergeneralisierung nach dem schwachen Muster (gießte, gegießt, singten) finden sich Anpassungen an andere Muster (insbesondere -a-, dem häufigsten Präteritumsvokal, vgl. rach, zag statt roch, zog) oder Generalisierungen nach dem Vokal des Partizipstamms (schwommen, gangen). Interessant ist die Bildung schank des schwachen Verbs einschenken nach dem durch viele Verben gestützten Muster mit Nasal und Konsonant im Stamm (z.B. trinken – trank – getrunken). Verbformen wie schniet (vgl. auch er bieß in den Apfel) sind seltener und bis heute nur schwer zu erkären. Übung 78 Lösung: (1) Allomorphe des {Partizip II} sind: zwei diskontinuierliche Allomorphe (Zirkumfixe) {(-)ge- -en} bei starken Verben, {(-)ge- -t} bei schwachen Verben sowie zwei Suffixe {-en, -t}. Die Allomorphe sind morphologisch bedingt und homonym: {ge-} ist homonym mit dem Derivativ {ge-}, z. B. in Gesinge, Gebirge, {-t} mit verschiedenen Flexiven, z. B. 3 SG PRS und 2 PL PRS, {-en} mit der Infinitivendung oder der 1 PL und 3 PL PRS. (2) Die Distribution des Präfixes ge- ist abhängig von zwei Faktoren: von der Akzentlage und der Trennbarkeit der Verbpartikel in den flektierten Formen im Präsens. Ge- fehlt bei untrennbaren Verben, die nicht auf der ersten Silbe die Hauptbetonung tragen. Ge- ist vorhanden bei Verben, deren Akzent auf der ersten Silbe liegt; -ge- ist integriert bei trennbaren Verben. Akzent auf der ersten Silbe Untrennbare V. Trennbare V. gegeben ich 'gebe genommen ich 'nehme gebraucht ich 'brauche aufgebracht ich 'bringe 'auf umgefahren ich 'fahre 'um zugemacht ich 'mache 'zu vorausgeg. ich 'gehe vo 'raus Akzent nach der ersten Silbe kombiniert ich kombi 'niere entlaufen ich ent' laufe umfahren ich um'fahre verraten ich ver'rate verausgabt ich ver'ausgabe mich anerkannt ich er 'kenne 'an vorenthalten ich ent'halte 'vor Fazit: um die Verteilung des Präfixes ge- zu beschreiben, wird neben der Morphologie auch die Phonologie (Akzentlage) und die Syntax (Trennbarkeit) benötigt. Übung 79 Lösung: (1) Indikativ PRS er geht/ ruft/ greift Konjunktiv I er gehe, rufe, greife Indikativ PRT er ging/ rief / griff Konjunktiv II ginge/riefe/griffe Da die Kennzeichnung des Konjunktivs durch den Umlaut aufgrund des hohen Vokals nicht möglich ist, wird statt der hier genannten Formen häufiger die Umschreibung mit werden gewählt: er würde gehen, etc. Indikativ PRT: er hörte Konjunktiv II: hörte, da vom Indikativ Präteritum nicht zu unterscheiden eher Umschreibung mit werden er brauchte brauchte, aber heute häufiger: bräuchte (2) Brauchen ist auf dem Weg, zum Modalverb zu werden. Semantisch gesehen, wird nicht brauchen mit nicht müssen gleichgesetzt; syntaktisch gesehen, entfällt nach dem Vorbild der Modalverben immer häufiger die Infinitivpartikel zu; morphologisch betrachtet, wird die Markierung der Konjunktivformen durch den Umlaut aus dem Muster der Modalverben übernommen: er müsste nicht kommen; er bräuchte nicht kommen. Übung 80 Lösung: Den Kopf bilden: -ig – Adjektiv (flektierbar: Deklination, Steigerung); -krug – Nomen (flektierbar: Deklination, Genus, Numerus), -haft, -bar,-lich – Adjektiv (siehe oben); -keit, -nis – Nomen (siehe oben). Der Kopf legt also die Wortart der Wortbildung fest. Übung 81 Lösung: Lexikalisiert ist der Akzent nur bei einigen Kopulativkomposita, z.B. Nord'west. Sonst bestimmt der Rhythmus im Satz – Trochäus, Daktylus – die Position des Hauptakzents bei den Kopulativkomposita: eine 'süßsaure 'Soße klingt rhythmisch besser als eine süß'saure 'Soße. Darüber hinaus sollte ein Akzentzusammenstoß (engl. clash) vermieden werden, z.B. wenn 'Saft süß'sauer schmeckt ist das besser als wenn 'Saft 'süßsauer schmeckt. Übung 82 Lösung: (a) Das Determinativkompositum Bohrmaschine wird durch eine einfache Umschreibung ersetzt: während das Grundwort/Determinatum ausgelassen wird, erfolgt eine Ersetzung des Bestimmungsworts/Determinans durch eine einfache Verbalphrase. (b) Auslassung des Fugenelements. (c) Semantisch adäquate Neubildung; die Zusammensetzung aus den beiden Wortbestandteilen saug- und maschine ist jedoch nicht erlaubt (Fachterminus: semantischer Neologismus). (d) Durch die veränderte Reihenfolge des Erst- und Zweitelementes beim Determinativkompositum ändert sich die Wortbedeutung. (e) Die veränderte Reihenfolge des Erst- und Zweitelementes beim Kopulativkompositum ändert die Wortbedeutung nicht. Übung 83 Lösung: (a) trotzdem und damit lassen sich anhand der Akzentlage, ihrer syntaktischen Position und der Verbstellung unterscheiden. 'Trotzdem kam er zu der Party vs. trotz'dem (obwohl) er krank war, kam er zu der Party. 'Damit hab ich nicht gerechnet vs. Da'mit er kommt. (b) Kein Lösungsvorschlag, vgl. historische Grammatiken zur Rektion bei trotz. Übung 84 Lösung: Bei 'Bombenangst als Determinativkompositum liegt der Akzent auf dem Determinans. Die Akzentposition bei Steigerungsbildungen ist umstritten. Vorschlag: Sowohl auf dem Erst- als auch auf dem Zweitglied liegt ein Akzent: 'Bomben'angst bzw. ̗ Bomben'angst. Übung 85 Kein Lösungsvorschlag, vgl. die angegebene Literatur. Übung 86 Lösung: Amt – (ver-)be-amt-en – x ist (ver-)beamtet (Partizip II), der (ver-)beamtete (attributives Adjektiv) Mann, über Tilgung von -et zum Nomen der Beamte. Die Adjektivflexion wird immer noch deutlich beim unbestimmten Artikel: ein Beamter. Übung 87 Kein Lösungsvorschlag Übung 88 Lösungsvorschläge: A. B. (a) Suchscheinwerfer Such- Scheinwerfer Scheinwerf Schein -er B. Nomen NOM SG M, unmarkiert. 1. 'ein Scheinwerfer zum Suchen' 2. Komposition, Spezifikativkompositum 3. Spezifizierend: Such- , Grundwort Scheinwerfer 4. Akzent auf dem spezif. Element, morph. Mittel: 5. Komposition. 6. Verbstamm Such- + N Scheinwerfer 7. Motiviert 8. Suchhund, Suchtrupp etc. 1. ' Ein Gerät, das einen Schein wirft' 2. Basis: Scheinwerf-; Derivativ -er, Nomen instrumenti 3. Akzent auf 'Scheinwerf 4. N+Verbstamm + Derivativ 5. Motiviert werf- (Ich traf einen) freundlichen (Herrn) freundlich –en Freund A. B. -lich attributives Adjektiv AKK SG M Flexiv -en 1. 'ein x wie ein Freund' (Achtung: morph. Paraphrase!) 2. Derivation, Suffigierung 3. Basis + Derivativ 4. Akzent auf Basis 5. N + Derivativ 6. lexikalisiert (semantisch: 'nett, höflich') 7. herzlich, lieblich (Einen) Apfelsinenschäler (hätt’ ich gern). A. B. Apfelsine n schäler Nomen AKK SG M, unmarkiert. 1. a 'Ein Schäler für (eine) Apfelsine' 1. b 'ein x, mit dem man Apfelsinen schält'. 2. a Komposition, Spezifikativkompositum 2. b Derivation, Zusammenbildung Hier nur weiter für 1. a: 3. a Bestimmungswort + FE* + Grundwort 4. a Akzent auf Bestimmungswort, Komposition, FE 5. a N + FE + N 6. a motiviert 7. a Kartoffelschäler etc. * Das FE -n kann als dritte Konstituente oder als Teil der ersten Konstituente aufgefasst werden. schäl- er Apfel -sine B. 1. a 'ein x mit dem man etwas schält', 1. b ' jemand, der etwas schält'. 2. Derivation, Suffigierung 3. Basis + Derivativ 4. Akzent auf Basis, Umlaut 5. Verbstamm +-er Nomen instrumenti 6. motiviert. 7. Nur für a: (Rasen-)Mäher, Wecker, Bohrer Verb schälen von Schale abgeleitet; ahd. –jan Verb, daher Umlaut bei Verb. B. 1. Apfelsine 'Apfel aus China'. Vgl. Sinologie -sine, synchron: unikales Morphem. 4. Akzent auf unikalem Morphem 5. N + unikales Morphem 6. lexikalisiert/idiomatisiert. A. B. Nomen NOM SG M, unmarkiert 1. a. 'Stall für eine Sau' 1. b 'x ist/ sieht aus wie ein Stall für eine Sau' 2. a./b. Komposition, Spezifikativkompositum 3. a./b. Bestimmungswort + Grundwort 4. a./b. Akzent auf Bestimmungswort 5. a./b. N + N 6. a. motiviert 6. b. metaphorisch demotiviert. (Das ist ein) Saustall! Saustall Sau stall (Das ist) saugut / saublöd ! A. B. sau gut prädikatives Adjektiv, unmarkiert 1. ' x ist sehr gut/blöd'. 2./3. Augmentative Bildung 4. Akzent auf beiden Bestandteilen 5. Präfixoid + Adj. 6. motiviert, Reihenbildung 7. saudumm (Ich hab günstige) Kinderschuhe (bekommen). Kinderschuh -e Kind -er A. B. schuh Nomen PL AKK M Flexiv -e 1. 'Schuh für ein Kind' 2. Komposition, Spezifikativkompositum 3. Bestimmungswort + FE + Grundwort 4. Akzent auf Bestimmungswort, Komposition, FE 5. N + FE + N 6. motiviert 7. Herrenschuh, Damenschuh Landeswohnungsbauförderungsgesetz (in Stichpunkten eine Möglichkeit der Analyse) A. B. B. B. B. Nomen NOM SG N, unmarkiert 1. 'Gesetz für die Landeswohnungsbauförderung', -s FE 1. 'Förderung für den Landeswohnungsbau' Förderung Derivation von förder-, Verbalabstraktum, Vorgangsbezeichnung 1. 'Wohnungsbau des Landes'; -es FE 1. 'Bau einer Wohnung'. Bau- Konversion vom Verb bauen Wohnung Derivation wohn- + ung Verbalabstraktum Wohn- Verbstamm + Derivativ; -s FE Landeswohnungsbauförderungsgesetz Landeswohnungsbauförderung -s Landeswohnungsbau Landeswohnung -s Bau Förderung förder -ung Gesetz Land -es Wohnung wohn -ung (Fritz ist) unwiderstehlich. unwiderstehlich A. B. un -widersteh- -lich prädikatives Adj, unmarkiert. 1. 'x kann man nicht widerstehen' 2. Derivation, Zirkumfigierung Es gibt im Deutschen weder unwiderstehen noch widerstehlich 3. Basis widersteh-, Präfix un-, Suffix -lich 4. Akzent auf Basis, wider'steh5. Präfix/Derivativ + Vstamm + Derivativ/Suffix. 6. motiviert 7. unermesslich Und dann kam diese Rothaut! Rothaut Rot A. B. Haut Nomen NOM SG F, unmarkiert 1. 'x hat eine rote Haut' 2. Formal: Komposition, Spezifikativkompositum Semantischer Sondertyp: Possessivkompositum 3. Bestimmungswort, Grundwort 4. Akzent auf Bestimmungswort, Komposition, 5. Adj. + N 6. metonymisch demotiviert 7. Rotkehlchen (Sie ist blond und) rotwangig. rotwangig rotwang- rot wang- KAPITEL 4 Übung 89 Lösung: A. B. -ig prädikatives Adj. unmarkiert 1. ' x hat rote Wangen' 2. Derivation, Zusammenbildung 3. Basis + Derivativ 4. Akzent auf Basis 'rotwang-,Synkope des -e bei Wange 5. Adj + Nominalstamm + Derivativ 6. motiviert 7. hohlwangig, blauäugig Tests (a) in den Zoo (b) am Nagel Substitut. auf die Straße ja im Schrank ja Fraget. Weglassp. Neg./Koord. wohin? nein nicht auf die Straße sondern in den Zoo wo? nein nicht am Nagel sondern im Eimer Pronom. Kategorie Funktion dorthin PP ADV lokal dort PP ADV lokal Permut. Vorfeldfäh. (c ) an seiner Idee an seinem Auto ja (d) blendend (e) natürlich (f) unheimlich hübsch offensichtlich sehr ja ja nein, nur mit Bezugswort woran? nein nicht an s. Idee, sondern an seiner Mutter daran PP PO wie? nein nicht blendend, sondern schrecklich so Adj ADV modal ja nein Adj SATZADV wie? ja nicht unheimlich, sondern gar nicht so Adj Steigerungsp. Funktion Legende: ‘-’ nicht anwendbar Die fettgedruckten Verfahren sind charakteristisch für den jeweiligen Ausdruck. Zu den Abkürzungen siehe das Abkürzungsverzeichnis und Kapitel 4. Übung 90 Lösung: (a) x übergibt y z Zeit, Ort obligatorisch: x, y, z Angaben: Zeit, Ort (b) x kocht y obligatorisch: x, fakultativ: y (c) x kocht obligatorisch: x (d) 1. Lesart x kocht y obligatorisch: x, fakultativ: y 2. Lesart x kocht (vor Wut) obligatorisch: x, fakultativ: y vor Wut kochen – lexikalisiert (e) x lebt in y bei leben 'wohnen' obligatorisch: x, y (y = ADV) x lebt bei leben 'lebendig sein' obligatorisch: x (f) x arbeitet in y obligatorisch: x Angabe: y (g) x verhält sich y obligatorisch: x, y (h) x dauert y obligatorisch: x, y – y kann durch entsprechende Intonation ersetzt werden. (i) x läuft in y obligatorisch: x, Angabe: y x läuft (Uhr) obligatorisch: x (j) x sitzt auf y obligatorisch: x, Angabe: y (k) x schläft obligatorisch: x, Angabe: y Übung 91 Kein Lösungsvorschlag, vgl. die entsprechende Literatur. Übung 92 Lösung: - Ergänzungen werden syntaktisch und semantisch vom Verb oder Adj. spezifiziert: Lisa fragt sich, was/wie/ob *dass er kommt. Lisa wohnt in München/wunderschön/ *im Februar. -Weglassbarkeit: obligatorische Ergänzungen vs. fakultative Ergänzungen und freie Angaben; *Lisa bemerkt. Peter arbeitet. - Nachtrag mit und zwar: nur Angaben. Sie gingen den Strand entlang – und zwar lachend. - Passivierbarkeit: bei AKKO + DATO; Ergänzungen vs. Angaben Übung 93 Lösung: Objekte sind regiert. Übung 94 Kein Lösungsvorschlag Übung 95 Keine Lösung, konsultieren Sie Grammatiken und Wörterbücher. Übung 96 Lösung: (a) Auslassung einer obligatorischen Ergänzung sowie Fehler der Rektion. (b) Auslassung einer freien Angabe sowie Fehler der verbalen Kongruenz. (c) Fehler der nominalen Kongruenz sowie Genusfehler. Übung 97 Lösung: Der ersten Grammatik fehlt die Information über die Valenz, der zweiten die über die Wortstellung. Übung 98 Kein Lösungsvorschlage, vgl. die angegebene Literatur. Übung 99 Lösungsvorschlag: (1) Satzglieder sind: vorfeldfähig, erfragbar, pronominalisierbar, als Ganzes verschiebbar. Diese Kriterien erfüllen: Peter (SUBJ), seine Kinder (AKKO), mit dem Auto (ADV instrumental) nach Berlin (ADV lokal), ferner sie (SUBJ) Ärztin (PRÄDV). (2) PRÄD sind nur als Ganzes verschiebbar und begrenzt erfragbar: Was hat Peter getan? Die Antwort schließt nicht nur das PRÄD ein: Seine Kinder mit dem Auto nach Berlin gefahren. Die Frage Was ist sie? erfragt das PRÄDV. Übung 100 Lösung: Fritz arbeitet (VV 3 SG IND PRS Aktiv) Fritz ist Arbeiter (KV 3 SG IND PRS Aktiv + PRÄDV) Fritz hat … gearbeitet (HV+VV 3 SG IND PERF Aktiv) Fritz muss … arbeiten (MV+VV 3 SG IND Aktiv) Fritz hat … arbeiten müssen (HV+VV 3 SG IND PERF* Aktiv) Zusätzlich: Fritz wird … arbeiten (HV+VV FUT I Aktiv) Fritz wird … gearbeitet haben (HV+VV+HV FUT II Aktiv) In seiner Fabrik wird … gearbeitet (HV+VV 3 SG IND PRS Passiv) wird … gearbeitet werden (HV+VV+HV 3 SG IND FUT I Aktiv) In seiner Fabrik muss… gearbeitet werden (MV+VV+HV 3 SG IND Passiv – Modalkonstruktion In seiner Fabrik muss …gearbeitet worden sein (MV)+ (VV+HV+HV) 3 SG IND PRS = Modalverb + Infinitiv Perfekt Passiv (Paraphrase: 'Es muss (so) sein/ es ist höchstwahrscheinlich so, dass in seiner Fabrik gearbeitet worden ist'. Dieser Satz könnte z. B. geäußert von einem Kommissar bei der Besichtigung des Tatorts geäußert werden. * Die Duden Grammatik verwendet zum Teil andere Tempusbezeichnungen. Siehe dort. Übung 101 Lösung: haben (VV) Er hat ein Auto. (HV Temp) Er hat ein Auto gehabt. (Modalisierung) Er hat zu kommen. werden (KV) (HV Temp) (HV Passiv) (HV Konj) sein (VV) Ich denke, also bin ich. (KV) Er ist Lehrer. (HV temp) Er ist gekommen. (HV Passiv) Es ist geöffnet worden. (Modalisierung) Es ist zu öffnen. Er wird Lehrer. Er wird Lehrer werden; er ist Lehrer geworden. Er wird gelobt; er ist gelobt worden. Er würde lieber Lehrer werden. Übung 102 Keine Lösung, vgl. die Grammatiken Übung 103 Keine Lösung, vgl. die Grammatiken Übung 104 Keine Lösung, vgl. die Grammatiken Übung 105 Lösung: Das Objekt muss unbelebt sein. z.B. Er denkt an sein Buch/daran. vs. Er denkt an seine Katze/an sie. Übung 106 Lösung: PO vs. ADV: Fragetest und Pronominalisierbarkeit. PO Worauf brachte Lisa den Mann? …darauf. ADV Wo hängt Lisa? … dort. vs. Funktionsverbgefüge: *Wohin brachte Lisa den Mann? …*darein Übung 107 Lösung: (a) SUBJ: Petra und Fritz PRÄDV: Lehrer (Beschäftigung/Job) (b) SUBJ: Der Wal ein Säugetier (Gattung) (c) SUBJ: Wale Säugetiere (Gattung) (d) SUBJ: Der Morgenstern = der Abendstern (e) SUBJ Das Tatsachen Tatsachen* sind das (f) SUBJ Frühaufsteher* sind meine Familie Meine Familie* ? ist Frühaufsteher *Das Subjekt kongruiert mit dem Verb. Ausnahmen: Mengen- und Sammelbezeichnungen; siehe Duden Grammatik 2009 § 1617, S. 1012. Übung 108 Lösung: Aufgrund von Paraphrasen: zu (a) siehe Text. (b) 'Sie kam und sie war im kleinen Schwarzen.' Beides sind depiktive Prädikative. (c) 'Der Hund macht, dass der Boden dreckig wird/ist.' (d) 'Er macht, dass das Fahrrad rot wird.' (c) und (d) können als resultative Prädikative gesehen werden; vgl. dazu Eisenberg (2013b: 225 f.) Unterschied zwischen (a) und (d), in (d) muss das Fahrrad noch nicht gänzlich rot sein, aber in (a) sollte die Suppe heiß sein. (a) hat eine zweite Lesart: 'Er liebt die Suppe sehr.' Übung 109 Lösung: bestimmt 'sicherlich' (SATZADV) vs. 'deutlich', 'entschieden' (ADV modal) SATZADV ist vorfeldfähig, aber weder erfragbar noch pronominalisierbar ADV ist vorfeldfähig, erfragbar (wie?), pronominalisierbar (so) Übung 110 Lösung: (a) gerade1: alleine vorfeldfähig, erfragbar (wann?), pronominalisierbar (dann) 'vor ein paar Minuten'/'für kurze Zeit' – Adj – ADV temp gerade2: nur mit Bezugswort im Vorfeld, nicht erfragbar, nicht pronominalisierbar Adj – Fokuspartikel – FPF gerade3 In anderem Kontext, z.B. Die Linie ist gerade, auch als 'nicht gekrümmt' Adj – prädikativ und attributiv (b) eben1 wie gerade1 eben2 wie gerade2 eben3 nicht vorfeldfähig, nicht pronominalisierbar, nicht erfragbar – MP Modalpartikel – MPF Übung 111 Lösung: Das Kind verwendet das finite Verb in Verb-Letzt-Position (6/6 Äußerungen mit finitem Verb). Auch in der drittletzten Zeile ist die Kopula in VL; verdeckt wird das durch die Pause und den Nachtrag. Die Satzklammer ist noch nicht ausgebildet; besonders deutlich ist das bei den Partikelverben wie rüberspringen. Die Verbflexion, hier die Präsensformen der Verben, beherrscht das Kind jedoch. Es scheint mehr über die Verbflexion als über die mit den Verben verbundenen syntaktischen Strukturen (Position, Klammerbildung) zu wissen. Übung 112 Lösung: (a) In der Satzklammer stehen Infinitiv und Part. II in der klammerschließenden Position; diese Elemente hört das Kind zuletzt. Das, was es zuletzt hört, behält es am besten im Gedächtnis (entspricht dem 'recency effect'). (b) Ein Test mit der Negationspartikel. Sie steht im Stdt. nach dem finiten Verb in V2; z.B. er kommt nicht. Übung 113 Keine Lösung Übung 114 Lösung: Ja, die Aussage trifft zu. Aber es ist die Frage, wie weit ein Hauptsatz reicht. Er sollte alle obligatorischen Satzglieder/Nebensätze enthalten. Vgl. dazu etwa Beispiel (56) oder auch das von Mark Twain zu Beginn von Abschnitt 4.3. Übung 115 Keine Lösung; vergleiche die angegebene Literatur. Übung 116 Lösung: Satz (a) Satz Felderstruktur Wörter Einfache Kategorien Phrase Syntaktische Funktion (Satzglied) S1 VF Es N NP Formales SUBJ KLÖ gibt VV fin VK PRÄD Leute N NP die Rel.pron. NP SUBJ behaupten dass VV fin Subjunktion VK PRÄD Syntaxaufgaben unlösbar N NP SUBJ K Adj AdjP PRÄDV PR K sind KV fin VK ÄD O Syntakt. Funktion (Gliedteil) A KLS 0 S2 S3 NF von S 1 KLÖ/VF KLS NF von S 2 KlÖ KLS K A T A K T O R (a) Satzverbindung: Deklarativsatz; es liegt ein Satzgefüge vor, bestehend aus einem Matrixsatz mit eingebettetem Relativsatz und Subjunktionalsatz. Der Matrixsatz beginnt mit Es. Der Relativsatz wird durch das Relativpronomen die eingeleitet, der Subjunktionalsatz durch dass. (b)/(c) Das Hauptverb in Satz 1 ist gibt. Valenz: es gibt x. Es fungiert als formales SUBJ. x = die Leute AKKO, erweitert durch den Relativsatz in attributiver Funktion, der wiederum den Subjunktionalsatz als AKKO zu behaupten enthält. Gibt: 3 SG IND PRS Aktiv. Das finite Verb in Satz 2 ist behaupten: x behauptet y. x = die SUBJ. y = Subjunktionalsatz AKKO; behaupten: 3 PL IND PRS Aktiv. Das finite Verb in Satz 3: sind KV 3 PL IND PRS. (d) Im VF des Matrixsatzes steht das Formale SUBJ. Im NF vom Matrixsatz steht der extraponierte Relativsatz, der wiederum in seinem NF den Subjunktionalsatz enthält. Das Relativpronomen in S2 die wird heute nicht immer als KLÖ eingestuft. Häufig wird das Relativpronomen als VF betrachtet, wobei das klammeröffnende Element fehlt; vgl. dazu Anm. 13 in Kapitel 4. FelderSatz (b)Satz struktur Wörter Einfache Kategorien Phrasen Synt.Funktion Satzglied S1 Er sagte Pers.Pron. VV fin NP VK SUBJ PRÄD er könne sie nicht ausstehen weil Pers.Pron. MV fin Pers.Pron Neg.partikel VV inf Subjunktion NP VK NP SUBJ PRÄD AKKO VK PRÄD sie sich so dämlich über Peter geäußert habe Pers.Pron Reflexivpron. Adv Adj. Präposition EN VV inf. HV fin NP VK Adj P P P V K SUBJ PRÄD ADV modal P O PR ÄD S2 S3 VF KlÖ KLS 0 NF von S1 KLÖ KLS NF von S 2 KLÖ KLS Synt.Funktion Gliedsatz A K K U S A D V E R B I A LE A T I V O B J E KT (a) Es handelt sich um einen Deklarativsatz, ein Satzgefüge, bestehend aus einem Matrixsatz S 1 mit eingebettetem Gliedsatz AKKO, der einen weiteren Gliedsatz, eine ADV kausaler Art, umfasst. AKKO ist nicht eingeleitet, daher findet sich V2. Eingeleitet ist nur der ADVSatz mit weil. Dass er Teil des ersten Gliedsatzes ist, lässt sich daran zeigen, dass er mit einer Proform in den ersten Gliedsatz aufgenommen werden kann. […] er könne sie deshalb nicht ausstehen. (b) Das Hauptverb von S1 ist sagen. Valenz: x sagte z y. x: SUBJ, y AKKO, z ist nicht erwähnt, müsste aus dem Kontext ergänzt werden. Sagte: 3 SG IND PST Aktiv. Das finite Verb von S2 ist könne. Valenz: x (SUBJ) könne y VV INF (ausstehen); ausstehen verlangt y, ein AKKO. könne: MV 3 SG Konj I PRS Aktiv. Mit dem Konj I – im Anschluss an sagen als verbum dicendi – distanziert sich der Sprecher von der Aussage in S2 und S3. Das finite Verb in S 3 ist HV habe. HVs haben keine Valenz. Valenz: x (SUBJ) äußert sich über y (PO). HV+VV 3 SG Konj I PERF. Bei sich äußern gehört das Reflexivpronomen zum Verb. Die Präposition über wird vom Verb verlangt. (c) so dämlich: Adj.P, hier als ADV modaler Art. (d) Im VF des Matrixsatzes steht das SUBJ, der Sprecher. Das MF ist leer. Im NF steht das AKKO zu sagen; es enthält einen ADV-Satz, der wiederum extraponiert ist. Übung 117 Lösungsansatz: Anmerkung: Wir wissen sehr wenig über den Einfluss der Erstsprache auf die Zweitsprache. Daher kann hier nur ein wenig spekuliert werden. (1) Denkbar ist, dass die Grundschüler mit der Erstsprache Türkisch VL leichter als V2 oder V1 lernen, wenn sie durch die Strukturen ihrer Erstsprache beeinflusst werden. Allerdings könnte auch das Gegenteil eintreten, dass sie – im Kontrast zur Erstsprache – V2/ V1 leichter lernen. Mit der korrekten Verwendung des Artikels werden sie wohl in jedem Fall Schwierigkeiten haben. (2) Für Schulkinder mit der Erstsprache könnte das Gegenteil zutreffen; sie könnten eher Probleme mit VL bekommen, wenn das Arabische interferiert. Beim Artikel könnte es weniger Probleme geben. (3) Keine Lösung. Übung 118 Lösungsvorschlag in Ansätzen: 1. Schritt: Akzentzuweisung (hier nur Hauptakzente). "Wir treten vor Sie hin mit der 'Hoffnung, die Teilnahme des Völkerbundes zu gewinnen für das Schicksal der deutschen 'Emigranten, besonders 'derer, die in 'Frankreich wohnen. [...]" Die akzenttragenden Einheiten sind fokussiert: Das Hauptanliegen von Heinrich Mann ist es, der Hoffnung Ausdruck zu geben, dass der Völkerbund etwas für die deutschen Emigranten in Frankreich tut. 2. Schritt: Verteilung der Information. Mann beginnt mit der Sprechsituation, mit dem Sprecher (wir) und dem Adressaten (Sie). Diese Information ist keineswegs neu, sie ist, nach Prince (1981) – siehe S. 208 – evoziert in der Situation. Dass der Sprecher "mit der ꞌHoffnung" vor die Konferenzteilnehmer tritt, deren Aufmerksamkeit auf ein besonders gravierendes gesellschaftliches Problem zu richten, ist anlässlich derartiger Konferenzen ebenfalls erwartbar, da es sich der Völkerbund zur Aufgabe gemacht hat, diese Probleme wahrzunehmen und eventuell einzugreifen. Der Ausdruck mit der 'Hoffnung ist fokussiert, bekommt durch den Akzent mehr Gewicht. Der zweite Akzent "vereint" die gesamte Phrase das Schicksal der deutschen 'Emigranten. – Läge der Akzent auf das 'Schicksal, dann würde 'Schicksal interpretiert im Kontrast zu etwas anderem. – Diese Information, das Schicksal der deutschen Emigranten, ist nicht brandneu, aber nach der Skala von Prince könnte sie 'bislang nicht verwendet' sein. Denn zu der Zeit – 1936 – müsste es zum geteilten Wissen gehören, dass (und warum) Personen aus Deutschland emigrieren. Neu ist nun die Information "besonders 'derer, die in 'Frankreich wohnen." Dabei wird durch die Fokuspartikel besonders die Aufmerksamkeit auf den fokussierten Ausdruck derer bezogen, die im folgenden Attributsatz noch genauer gekennzeichnet werden. Übung 119 Lösung: z. B. SATZADV: Leider ist Peter zu spät ausgestiegen. Vorfeld-/thematisches Es: Es fuhren drei Burschen wohl über den Rhein... Konjunktionaladverbien: Deshalb hat er es nicht getan. SATZADV geben die Einstellung des Sprechers zu einem Sachverhalt wieder. Sie operieren auf einem Satz: Es ist leider so, dass Peter zu spät ausgestiegen ist. Diese Einstellungsausdrücke scheinen nicht topikfähig zu sein. (Das heißt nicht, dass man über Einstellungen nichts aussagen kann; aber man muss es anders formulieren.) Beim Vorfeld-Es handelt es sich um eine konstruktionsbedingte Füllung des VF, weil in dem Text noch kein Topik etabliert ist. Konjunktionaladverbien wie daher, deshalb, infolgedessen…verbinden Sätze oder Äußerungen. Übung 120 Lösungsansatz: Kleine Kinder scheinen die Informationsverteilung 'alt – neu' noch nicht zu kennen bzw. in ihren Produktionen anzuwenden. Sie müssen diese Verteilung erst lernen. Vgl. die angegebene Literatur. Übung 121 Lösungsansatz: Kein Topik haben z.B. Sätze mit Vorfeld-Es oder mit formalem Subjekt wie bei Witterungsverben. Vgl. dazu die angegebene Literatur. Übung 122 Kein Lösungsvorschlag Übung 123 Lösungsvorschlag: Das Subjekt ist häufig Topik; es ist tendenziell eher ein Agens, das belebt ist – vgl. etwa Erzählungen. Das Kriterium „Start vor Ziel“ entspricht eher der "unmarkierten" Richtung der Fortbewegung; diese Abfolge ist damit leichter als die umgekehrte Abfolge zu verarbeiten. Übung 124 Lösungsvorschlag: Die Extraposition von Sätzen erlaubt eine bessere Gliederung der Information. Sie ermöglicht es, das MF zu entlasten und neue Fokussierungsmöglichkeiten zu schaffen. Versuchen Sie einmal, die extraponierte Information wieder in den ersten Satz "zu ziehen". Wenn es Ihnen gelingt, was passiert dann mit der Gliederung der Information? Können Sie den Satz dann noch beim ersten Lesen gut verstehen? Übung 125 Kein Lösungsvorschlag Übung 126 Lösung: (a) Satzverschränkung, (b) Apokoinou. KAPITEL 5 Übung 127 Lösungsvorschlag: (1) Es wird ein Zusammenhang der beiden Ereignisse angenommen und häufig als Abfolge interpretiert, je nach Kontext auch als kausaler Zusammenhang (Als Max kam, ging Otto.) Der Grund für die erste Interpretation ist in den beiden deiktischen Verben zu sehen; kommen führt zur Situation, gehen aus ihr heraus (vgl. Das war ein Kommen und Gehen.) (2) Das Kind will den Raum verlassen. Gehen wäre daher in diesem Fall das angemessene Verb, da es ja die anderen Kinder verlässt. Der Ausdruck könnte auf zwei Weisen interpretiert werden: zum einen, dass das Kind zu seiner Mutter kommen mag (Ich komm zu dir); zum anderen könnte es aber auch einen Ausdruck, den es öfter von der Mutter gehört hat, abgewandelt haben: Komm zur Mami (vgl. Komm zu mir). Übung 128 Lösungsvorschlag:(a) Otto hat ein Konzept, das für seine Suche leitend ist (Intension). Da es sich im konkreten Fall um einen Wagen mit Automatic handelt, fehlt der Referent in der Welt (Extension). (b) Morgenstern und Abendstern haben die gleiche Extension (Planet Venus); am Abend heißt er Abendstern, am Morgen Morgenstern. Darin ist der Unterschied in den Intensionen der beiden Ausdrücke zu sehen. In dem Satz wird der Ausdruck Morgenstern am Abend gesucht. Der Satz ist damit semantisch nicht wohlgeformt. (c) Wer genau die Gewinner sind, die Referenten, scheint noch nicht festzustehen. Es werden Personen sein, die die Eigenschaft, gewonnen zu haben, bekommen werden. Die Intension steht fest, die Extension fehlt. Übung 129 Lösung: Keine Konnotation gibt es bei (c), da es sich nicht um Wissen handelt, das die Sprachgemeinschaft teilt. Die Konnotation von (b) ist nicht auf Deutschland beschränkt. Übung 130 Kein Lösungsvorschlag, vgl. zu (b) Abschnitt 5.5.1. Übung 131 Lösungsvorschlag: (1) Bei Verben wie einschlafen, aufwachen, etc. wird – bei Perfektformen – eine Zustandsveränderung präsupponiert: Wenn x eingeschlafen ist, dann war x zunächst wach, schläft aber jetzt; wenn x aufgewacht ist, dann hat x zuvor geschlafen und ist jetzt wach. Etc. (2) i. Keine Lösung. ii. Du weißt nicht, dass er durchgefallen ist. Die Präsupposition wird mit dem Zusatz Jetzt weißt du es verständlicher. Schwieriger wird es bei: Ich weiß nicht, dass er durchgefallen ist. Der dass-Satz ist hier nicht mit einer faktiven Präsupposition verbunden. Denn der Sprecher kann nicht zugleich etwas für wahr halten, was er nicht weiß. Durch ein anderes Tempus wird der Satz unproblematisch: Ich wusste (damals) nicht, dass er durchgefallen ist; heute weiß ich es. Wird der dass-Satz in einen Fragesatz umformuliert, schwindet die Präsupposition, dass er durchgefallen ist: Ich weiß/wußte nicht, ob er durchgefallen ist. Übung 132 Lösung: (a) Hyperonymie, (b) Kohyponymie, (c) Synonymie, (d) Antonymie. Übung 133 Lösungsvorschlag: (a) Wenn x y z holt, dann bringt x y z und umgekehrt? Wenn Franz Paul ein Bier holt, dann bringt Franz Paul ein Bier. – Für viele Sprachnutzer sind die beiden Ausdrücke synonym. Es gibt jedoch auch einige Sprachnutzer, für die das nicht der Fall ist. Beide Verben drücken aus, das x y für sich oder für z von Ort1 nach Ort2 transportiert; dabei befindet sich z an Ort2. Wenn x z y holt, dann geht x zunächst zu Ort1 und kommt dann zu z an Ort2 zurück. Wenn x z y bringt, dann ist nur der Weg von Ort1 zu Ort2 angesprochen. Vgl. Hol mir ein Bier vs. Bring mir ein Bier, ferner ich hole Paul nach München vs. ich bringe Paul nach München. Die Bedeutung der beiden Verben stimmt also nicht vollständig überein. Die Intension, das Konzept von bringen ist aber in dem Konzept von holen enthalten; gleiches gilt für die Extension. Wenn x y von z bekommt, dann gibt z x y und umgekehrt. Wenn Paul von Paula ein Buch bekommt, dann gibt Paula Paul ein Buch. – Konverse. Extension und Intension sind verschieden. (b)Wenn x ein Mönch ist, ist x ein Mann, aber nicht umgekehrt. Wenn x ein Mann ist, ist x ein Mensch, aber nicht umgekehrt. – Hyponymie. (c) Kohyponymie zum Hyperonym 'fleischverarbeitende Berufe' oder Synonymie, wenn man davon ausgeht, dass die Ausdrücke nicht völlig bedeutungsgleich sind (Regionale Unterschiede: Fleischer ist eher ostmitteldeutsch, Metzger eher süd- und westdeutsch, Schlachter eher norddeutsch; zu Details siehe Paul 1981). Da sie dem gleichen Bedeutungsbereich angehören, sind zumindest Überschneidungen anzunehmen. (d) Wenn x links von y steht, dann steht y rechts von x. Wenn der Baum links von mir steht, dann steh ich rechts vom Baum – Konverse. Hier wechselt der Orientierungspunkt. Alternative: Wenn Paul links von dir steht, dann steht er nicht rechts von dir. Der Orientierungspunkt bleibt gleich. – Komplementarität. Intension und Extension sind verschieden. Die gleichen Interpretationen gelten für das Paar im Norden von – im Süden von. (e) Wenn x nicht hässlich ist, dann ist x nicht notwendigerweise schön; x kann auch apart aussehen oder unauffällig sein – Antonymie. Intension und Extension sind verschieden. (f) Stdt. Sahne kann als Hyperonym für 'süße und saure Sahne' oder als Kurzform für 'süße Sahne/Schlagsahne' verstanden werden. Letztere wird in Österreich, also im Mittelbairischen, als Schlag/Schlagobers bezeichnet. A: Wie wollen Sie denn den Kaffee? B: Mit Schlagobers bitte/ Mit Schlagsahne bitte. Wenn man davon ausgeht, dass das Stdt. und das Mittelbairische unterschiedliche Systeme sind, dann liegt hier eine Übersetzungsrelation vor. Übung 134 Lösung: (1) Lesarten: (i) 'Man reibe drei Tage lang alte Brötchen' vs. 'Man reibe Brötchen, die drei Tage alt sind' (strukturelle Ambiguität). (ii) 'Manche Beeren sind rot, wenn sie unreif sind, z.B. Blaubeeren' (lexikalische Ambiguität). (iii) 'lebendige, gesunde' Tanne; 'junge unternehmungslustige Ehefrau, die tagsüber alleine in ihrer Wohnung außerhalb der Stadt ist'; ꞌroher, frischer' Hering; 'die angenehme, die linke Seite (wo das Herz schlägt)'. Grün ist polysem). (2) Keine Lösung, vgl. die Literatur. Übung 135 Keine Lösung für (1) - (3), vgl. die Literatur. Übung 136 Lösung: (a) verstößt gegen die Regel 1; (b) gegen Regel 2 b (c); je nach Kontext kann die Äußerung gegen Regel 2 a verstoßen oder konform mit allen Regeln sein. (d) verstößt gegen Regel 1, 2 b, 3, 4 (wenn der Termin mit dem Mechaniker Franz schon vereinbart war); (e) verstößt gegen Regel 2 a. Übung 137a Keine Lösung Übung 137b Keine Lösung; vgl. die angegebene Literatur Übung 138 Lösung: (1) Die Äußerung ist vom Satztyp her eine Entscheidungsfrage, auf die der Angesprochene mit Ja oder Nein antwortet. Die Partikel bitte signalisiert jedoch, dass die Äußerung nicht als Entscheidungsfrage, sondern als höfliche Aufforderung intendiert ist. Aufforderungen werden im alltäglichen Sprachgebrauch häufig als Entscheidungsfrage mit Modalverb formuliert (Vgl. Kannst du mir bitte den Pfeffer reichen? Können tät ich schon […]) Sie werden in der Sprechakttheorie bei Searle als indirekte Sprechakte bezeichnet; vgl. dazu Levinson (2000, Kapitel 5). Illokutionäre Indikatoren wären also der Satztyp, der jedoch kein zuverlässiger Indikator ist, und die Partikel bitte, die ein zuverlässigerer Indikator ist. (2) B könnte A folgendes Schlussverfahren unterstellen: B hat p (bin nicht da) gesagt, aber q (fütter du sie) implikatiert, wenn Folgendes zutrifft: (a) Es gibt keinen Grund anzunehmen, B beachte nicht die Konversationsmaximen (zumindest das Kooperationsprinzip). (b) B könnte nicht so handeln, wie er handelt, wenn er nicht denkt, dass q (c) B weiß (und weiß, dass A weiß), dass A erkennen kann, dass die Annahme, dass q, erforderlich ist. (d) B hat nichts getan, um zu verhindern, dass A denkt, dass q. (e) Daher denkt B (oder lässt es zu), dass A denkt, dass q. Übung 139 Lösungsvorschlag: (1) Nach Posner (1979) geht der bedeutungsmaximalistische Ansatz davon aus, dass die Konjunktion und viele Bedeutungen hat. Der bedeutungsminimalistische hingegen ordnet und nur eine Bedeutung zu: die Konjunktivität, d.h. der Gesamtsatz ist wahr, wenn beide Konjunkte wahr sind. Nach dem bedeutungsmaximalistischen Ansatz könnte (a) umschrieben werden mit: 'Johnny Walker kommt, nachdem der Tag geht.' 'Wenn der Tag geht, dann kommt Johnny Walker.' 'Johnny Walker kommt, weil der Tag geht.' 'Der Tag geht, weil Johnny Walker kommt.' Etc. (b) 'Annie, wenn Du ein gutes Mädchen bist, gibst du Oma einen Kuss.' Oder 'Wenn/weil Du Oma einen Kuss gibst, bist Du ein gutes Mädchen.' Etc. Der wichtigste Test für die Grundbedeutung von und ist die Weglassprobe. Denn die genannten Interpretationen (temporal, konditional, kausal) müssten entfallen, wenn und fehlt: Der Tag geht, Johnny Walker kommt. Annie, sei ein gutes Mädchen, gib Oma einen Kuss. Damit bleibt als Grundbedeutung die Konjunktivität. Woran liegt es nun, dass zwischen den Konjunkten dennoch ein Zusammenhang angenommen wird? (2) Bei (a) bedingt die Verwendung der deiktischen Verben einen Zusammenhang zwischen beiden Konjunkten, bei (b) das geteilte Wissen, dass Mädchen dann als gute Mädchen gelten, wenn sie aufräumen, Omas küssen etc. Darüber hinaus aber sorgt die Maxime der Relevanz dafür, dass der Adressat zwischen den beiden Konjunkten einen Zusammenhang sucht. Was ist nun mit der Konjunktivität? (a) kommt aus der Werbung. Der Satz enthält also eine Aufforderung: z.B. Mach es wahr, dass beide Konjunkte wahr werden. Und was ist mit (b)? Lösung 140 Keine Lösung Lösung 141 Keine Lösung Übung 142 Keine Lösung Übung 143 Lösung: Obwohl sich Herr Maier durch die Situation und seine mündliche (wenn auch fehlerhafte) Reaktion verständlich machen kann, beharrt Frau Maier auf einer formal korrekten Produktion. Da es sich um eine alltägliche Interaktion handelt und nicht um eine Therapiesituation, ist dies ein unpassender Umgang mit der Störung. Rückfragen sollten außerhalb des therapeutischen Handelns im häuslichen Alltag nur der Verständigungssicherung dienen und nicht primär der Korrektur sprachlicher Fehler. Eine adäquate Reaktion wäre beispielsweise die Reparatur des Fehlers (z.B. „Du meinst die Butter“) ohne eine korrekte Reaktion des sprachgestörten Partners einzufordern, dabei sollte Frau Maier bei sicherem Verstehen unmittelbar auf die Bitte reagieren. Übung 144 Lösung in Stichworten: (1) Es handelt sich um eine Reihe von Paarsequenzen in der Form von Frage-Antwort; dabei dienen die Fragen der Anamnese. (2) U.a. geht es dabei um den Beruf der Patientin (T6) sowie um ihr Alter (T7). Im Kontext der ersten Sitzung kann T7 ausschließlich dieser Information dienen. Damit hätte aber der Therapeut unbeeinflusst von der vorangegangenen Antwort der Patientin seine Frage(n) gestellt. Auf die Frage nach ihrem Beruf hatte die Patientin ausführlicher geantwortet: "Ich bin Krankenschwester. Aber mein Mann lässt mich nicht arbeiten." (Übersetzung KL) Wenn man davon ausgeht, dass der Hörer bzw. nächste Sprecher anzeigt, wie er den vorangegangenen Redebeitrag verstanden hat, dann lässt sich T7 auch so interpretieren: 'Wie alt sind Sie, dass Sie sich das gefallen lassen?' Lösung 145 Keine Lösung, vgl. die angegebene Literatur KAPITEL 6 Übung 146 Lösungsvorschlag: Bei allen Objekten mit Ausnahme von (d), wenn kein Wort verwendet wird. Schwierig ist es jedoch bei Verkehrsschildern. Das Stop-Schild lässt sich als Text einordnen. Aber was ist mit dem Vorfahrtsschild etc.? Übung 147 Kein Lösungsvorschlag Übung 148 Lösungsvorschlag: (1) Aber markiert den Wendepunkt in der Geschichte. (2) und dann… kennzeichnet die Reihenfolge der Ereignisse. Ellipsen verknüpfen Aussagen; sie stiften Kohärenz. Elliptisch ist oft das Topik. Vgl. in (254) z.B. die Subjekts-/Topikellipse in (003), (005), (006) usw. (3) Die Verwendung von Eigennamen hat den Vorteil, dass die Kinder eindeutig(er) auf die Protagonisten referieren können; der Nachteil ist, dass nicht erkannt werden kann, ob die Kinder die Protagonisten mit unbestimmtem Artikel einführen und sie mit bestimmtem Artikel bzw. mit Pronomen wieder aufnehmen können. Übung 149 Lösungsvorschlag: Und dann in (008) könnte auch interpretiert werden im Sinne von 'und dann hat er in dem Schiff einen Vogel bemerkt'. Und dann gehört in diesem Fall zur Hauptstruktur; zu erwarten wäre dann ein Handlungsverb. Die Form des Restsatzes weist jedoch aufgrund des Zustandsverbs eher auf eine Nebenstruktur hin. Und dann in (018) bezieht sich nicht mehr auf die chronologische Abfolge in der Geschichte. Es könnte eine Wiederholung von (016) sein, eine Formel für das Ende der Geschichte. Übung 150 Lösungsvorschlag: Bei dem fünfjährigen Kind wurden die folgenden Äußerungen als Nebenstrukturen eingeordnet (vgl. den Text und die Lösung zu Übung 149): (002) Einführung/Situierung des Protagonisten (Zustandsverb sein) (008) (siehe Lösung zu Übung 149), ferner (016), (018) und (019), die sich mit der Beendigung der Geschichte und ihrer Begründung befassen. In der Erzählung des neunjährigen Kindes nimmt die Anzahl der Nebenstrukturen zu: Neben (002) als Einführung/Situierung des Protagonisten (sein) und Situationsbeschreibungen in (004), (019), werden Zusammenhänge begründet (013) und die Handlung kommentiert (003) und (024). Auch dieses Kind beendet die Geschichte mit einer Formel (029). In der Erzählung des Erwachsenen, VP 109, nehmen die Nebenstrukturen wieder ab: Man findet sie bei der Situierung der Geschichte in (001), bei einer weiteren Situierung in (010); dazu kommt ein Kommentar – wie bei dem neunjährigen Kind –, der die folgende Handlung begründet. Beim Ende der Geschichte, in (024), ist unklar, ob es sich um eine Neben- oder Hauptstruktur handeln könnte, da die Äußerung nicht zu Ende geführt wird. In der Erzählung von VP 335, einem Aphasiker, nimmt die Anzahl der Nebenstrukturen wieder zu: Nach der Einführung des einen Protagonisten in (001) folgen drei Kommentare über seine eigene Befindlichkeit (002)-(004). Zu den Nebenstrukturen lässt sich ferner der emotionale Kommentar in (007) rechnen. Bei einer Reihe von Äußerungen ist es nicht klar, ob sie als Neben- oder als Hauptstrukturen gezählt werden sollten: (005), (006), (008) und (010) sowie (014), (015) und (019). Wären in diesen Äußerungen Zustandsverben zu ergänzen – z.B. da ist ein Vogel im Käfig in (010) –, wären es Nebenstrukturen; wären es Handlungsverben, – etwa da singt ein Vogel im Käfig –, wären es Hauptstrukturen. Ein völlig anderes Bild liefert die Geschichte von VP 207, einem Patienten mit einer rechtshirnigen Läsion. In seiner Geschichte gibt es von den 48 Äußerungen nur 8 Äußerungen zum Fortgang der Geschichte (Hauptstrukturen): (016), (026) und (027), (033) und (034), sowie (036) und (045). Bei einer weiteren Äußerung, (017), setzt der Erzähler mit "man sieht dann auch […]" an – einer Formulierung, die eher in Beschreibungen als in Erzählungen gehören (vgl. auch die Situierung der Geschichte in (011)-(015)). Er erzählt dann im eingebetteten Satz von (017) ein Ereignis, das zu den Hauptstrukturen zu rechnen ist. Alle weiteren Äußerungen in diesem Text zählen zu den Nebenstrukturen. Dabei überwiegen die Kommentare zum Geschehen, Interpretationen und Überlegungen zu dem Verhalten der Protagonisten und der Bestätigung der eigenen Einschätzung. Fazit: Die Vorschulkinder sind vor allem mit der Abfolge der Ereignisse beschäftigt, so dass sie vornehmlich Hauptstrukturen – die die Quaestio beantworten – liefern. Die Nebenstrukturen betreffen die Einführung der Protagonisten/Situierung und die Beendigung der Geschichte. Bei den Grundschulkindern kommen zur Situierung und Beendigung bereits Kommentare zum Geschehen hinzu. Nach den vorliegenden Daten verhalten sich die gesunden Erwachsenen relativ ähnlich. In der Erzählung des Patienten mit der linkshirnigen Läsion findet sich ebenfalls die Situierung eines Protagonisten; aber es ist bei vielen Äußerungen unklar, ob es sich um das Erzählen von Ereignissen oder um Situierungen handelt. In der Erzählung des Patienten mit rechtshirniger Läsion hingegen wird das Geschehen in nur wenigen Ereignissen erzählt; die Mehrzahl der Äußerungen betrifft Kommentare und Bewertungen des Geschehens. Übung 151 Kein Lösungsvorschlag Übung 152 Lösungsansatz: Die Bezeichnung Wegbeschreibung ist irreführend. Wegbeschreibungen sind Instruktionen, wie der Adressat von A nach B gelangt. Bei den Äußerungen handelt es sich in der Hauptstruktur um Anweisungen; vgl. die Handlungs-/Bewegungsverben. Übung 153 Kein Lösungsvorschlag