IP/05/112 Brüssel, den 31. Januar 2005 Rekordwinter könnte Ozonloch über Nordeuropa vergrößern Europäische Wissenschaftler haben bestätigt, dass in der hohen Atmosphäre der Arktis in diesem Winter die bisher kältesten Temperaturen gemessen wurden und warnen davor, dass die Zerstörung der schützenden Ozonschicht bei sehr kalten Witterungsverhältnissen wesentlich schneller voranschreiten wird. Erste Anzeichen für Ozonverluste wurden bereits festgestellt. Die Ozonschicht liegt in der so genannten Stratosphäre, der niedrigsten Schicht der Atmosphäre, in einer Höhe von ca. 8 km in den Polgebieten. Ihre Funktion besteht darin, die Erde vor schädlichen UVStrahlen von der Sonne zu schützen. Über 170 Länder haben das Montrealer Protokoll unterzeichnet, ein Umweltschutzübereinkommen, das 1987 zum Schutz der Ozonschicht geschlossen wurde. Sollte sich die arktische Stratosphäre weiter abkühlen, dürfte es in den kommenden Jahrzehnten zu einem weiteren Ozonabbau kommen. Ein Loch in der Ozonschicht kann zu einer Intensivierung der schädlichen UV-Strahlung in den bewohnten Regionen des Polargebiets und in Skandinavien führen, unter Umständen sogar in Mitteleuropa. Dies könnte Folgen für die menschliche Gesundheit (Zunahme von Hautkrebs) und für die biologische Vielfalt haben. “Die Arktis hat einen extrem harten Winter erlebt. Die ersten Zeichen von Ozonverlusten wurden bereits jetzt beobachtet, und es dürfte sogar zu starken Ozonverlusten kommen, wenn die kalten Witterungsbedingungen andauern”, so Janez Potočnik, Mitglied der Europäischen Kommission und zuständig für Wissenschaft und Forschung. Im Rahmen der europäischen Forschungsinitiative SCOUT-03, einem sehr nützlichen Instrument zur Vorhersage künftiger Entwicklungen der Ozonschicht in globalen Klimamodellen, an der 59 Einrichtungen und über 200 Wissenschaftler aus 19 Ländern beteiligt sind, führen Europäische Wissenschaftler täglich Beobachtungen zu Veränderungen bei der Stärke der Ozonschicht in der Arktis durch. Messwerte vom Bodennetz atmosphärischer Beobachtungsstationen sowie von Satelliten werden miteinander kombiniert, um die Ozonverluste in den kommenden Wochen zu untersuchen. Die extreme Kälte ist besorgniserregend und die Wissenschaftler werden sich unter anderem mit folgenden Fragen befassen: Wie groß wird der Ozonverlust sein? Wie stark wird die UV-Strahlung zunehmen und welche Länder werden davon betroffen sein? Warum hat sich die arktische Stratosphäre im Dezember in den letzten 50 Jahren abgekühlt? Sind die Bedingungen für große Ozonverluste jetzt günstiger als früher? Generell wird seit 1980 ein Abbau des Gesamtozons in der arktischen Region beobachtet, trotz beträchtlicher Schwankungen der beobachteten Werte in den einzelnen Jahren. Diese Schwankungen beim Ozonabbau stehen im Gegensatz zur Situation in der Antarktis, wo ein fast vollständiger Ozonschwund in nahezu allen Wintern seit Ende der achtziger Jahre stattgefunden hat. Dieser Unterschied steht in Zusammenhang mit den wärmeren Wintern in der Arktis. Jetzt wird befürchtet, dass in der Arktis Bedingungen wie in der Antarktis entstehen könnten, deren Folge eine höhere UVEinstrahlung sein wird – mit Konsequenzen für die menschliche Gesundheit in den Ländern der nördlichen Hemisphäre. Die Vertragsparteien des Montrealer Protokolls treffen jährlich zusammen, um weitere Verbesserungen zu beschließen und Ozon abbauende Stoffe weiter zu reduzieren und schließlich ganz abzuschaffen und dadurch eine raschere Erholung der Ozonschicht zu ermöglichen. Weitere Informationen zum Projekt SCOUT-O3 sind abrufbar unter: http://www.ozone-sec.ch.cam.ac.uk/ 2