Vertiefungsarbeit: "Elektronische Musik"

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Vertiefungsarbeit zum Thema
ELEKTRONISCHE MUSIK
Titel:
Elektronische Musik
Autor:
Reto Furrer
Datum:
06.11.2008
Version:
1.0
Klasse:
IN4B
Fach:
Allgemeinbildung
Beruf:
Informatiker
Fachrichtung:
Generalist
Lehrbetrieb:
Thalmann-Computer GmbH, Müllheim
Lehrperson:
D. Spycher
Schule:
Bildungszentrum für Technik Frauenfeld
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Vertiefungsarbeit „Elektronische Musik“
Reto Furrer
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Vertiefungsarbeit „Elektronische Musik“
Reto Furrer
Inhaltsverzeichnis
1
2
2.1
2.2
2.3
2.4
2.5
2.6
2.7
2.8
2.9
2.10
3
3.1
3.1.1
Einleitung.................................................................................................................. 4
Geschichte ............................................................................................................... 5
Die Anfänge ........................................................................................................... 5
Synth-Pop .............................................................................................................. 6
Electronic Body Music - EBM ................................................................................. 7
House .................................................................................................................... 7
Acid House ............................................................................................................ 7
Techno................................................................................................................... 8
Trance & Hardcore-Techno.................................................................................... 9
Psychedelic Trance...............................................................................................10
Drum’n’Bass .........................................................................................................12
Weiterentwicklung und Wirtschaft .........................................................................12
Geräte .....................................................................................................................14
Synthesizer ...........................................................................................................14
Analoge Synthesizer ...........................................................................................14
3.1.1.1
3.1.1.2
3.1.2
3.2
3.3
3.4
4
4.1
4.2
5
6
7
7.1
7.2
Monophone Synthesizer ................................................................................................ 14
Polyphone Synthesizer .................................................................................................. 15
Digitale Synthesizer ............................................................................................15
Drum-Machine ......................................................................................................16
Sequencer ............................................................................................................16
Vocoder ................................................................................................................17
Interview und Umfrage.............................................................................................18
Interview mit DJ SK...............................................................................................18
Umfrage zum Thema ............................................................................................19
Schlusswort .............................................................................................................22
Glossar ....................................................................................................................23
Quellenverzeichnis ..................................................................................................24
Text.......................................................................................................................24
Bilder ....................................................................................................................24
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Vertiefungsarbeit „Elektronische Musik“
Reto Furrer
1 Einleitung
Jeder von Ihnen ist schon einmal in Berührung mit elektronischer Musik gekommen. Elektronische Musik ist in der heutigen Zeit überall, manchmal offensichtlich und dominierend,
manchmal als stille Hintergrundmusik, vielfach in Verbindung mit traditioneller Musik. Die
künstlich erzeugten Klänge haben an sehr vielen Orten der Musik ihren Platz eingenommen.
Bei vielen Menschen findet keine Differenzierung mehr zwischen traditionellen und elektronischen Instrumenten mehr Platz, einerseits aus Desinteresse am Aufbau der Musik, anderseits aus der immer schwieriger werdenden Möglichkeit, die Klänge zu „ordnen“ und zu unterscheiden.
Unbestritten ist, dass der grösste Teil heutiger Popmusik, neben der Stimme, hauptsächlich
auf den Klängen elektronischer Instrumente gebaut ist. In dieser Arbeit möchte ich jedoch
nicht auf die eher starren und nachahmenden Produkte der Kulturindustrie, sondern vielmehr
auf die eigentlichen Ursprünge und Richtungen der elektronischen Musik und die kreative
Schöpferkraft ihrer pionierhaften Erschaffer eingehen.
Kultur, wie auch die elektronische Musik Teil Ihrer ist, ist mehrdimensional und deshalb nicht
einfach in Worten zusammenzufassen. Auch ich musste mich stark mit der Auswahl der tatsächlich für den aussenstehenden Leser relevanten Punkte auseinandersetzen, um ein sinnvolles, zusammenhängendes Bild der Entwicklungen aufzeigen zu können.
Zusätzlich erschwerend, und vielleicht auch für den Leser mit vorhandenem Vorwissen anfangs noch sehr verwirrend, ist die Verwendung von Genre-Bezeichnungen, da diese innerhalb wie ausserhalb der entsprechenden Szenen von massiv unterschiedlichen Auffassungen geprägt sind. Ich versuchte, mich auf die ursprünglichen bzw. szeneinternen Bezeichnungen zu stützen, um eine klare Linie zu erschaffen.
Da viele vom Englischen abgeleitete Begriffe verwendet wurden, befindet sich am Schluss
vor dem Quellenverzeichnis ein Glossar für die erklärungsbedürftigen Begriffe.
Ich hoffe, dass Sie sich nun anhand dieses Dokuments ein Bild über die Grundpfeiler der
elektronischen Musik schaffen können.
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen!
Der Autor
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Vertiefungsarbeit „Elektronische Musik“
Reto Furrer
2 Geschichte
2.1 Die Anfänge
Die elektronische Musik hat Ihren Anfang in den 50-er Jahren. Wissenschaftler wie auch
Komponisten versuchten in der deutschen Stadt Köln gemeinsam Klänge durch künstlich
erzeugte Sinuswellen, welche nach physikalischen Gesetzen übereinandergelegt wurden, zu
erschaffen. Alles wurde sehr stark mit den Augen der Wissenschaft betrachten, so dass
selbstverständlich sämtliche Experimente genauestens analysiert und dokumentiert wurden.
In der nächsten Phase tüftelten die Komponisten der Gruppe, unter ihnen der Deutsche
Karlheinz Stockhausen, welcher heute als einer der bedeutendsten Komponisten des 20.
Jahrhunderts gilt, immer mehr an der direkten musikalischen Nutzung der Geräte. Die Klänge sollten kombinierbar und die Schwingungen, welche die Klangfarben bestimmen, umfangreicher kontrollierbar sein.
Vor allem in Deutschland und den U.S.A. experimentierten Wissenschaftler an der weiteren
Umsetzung künstlicher Klänge. So wurde Stück für Stück der Grundstein gelegt, wenn auch
vorläufig nur auf elitärer, wissenschaftlicher Ebene.
Auch die Wirtschaft interessierte sich für den neuen Markt der elektronisch hergestellten Musik. So erschien im Jahr 1964 von der Firma „Moog“ der erste sog. „Synthesizer“, ein direkter
Erzeuger künstlich hergestellter Schwingungen. Dies
war ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der
elektronischen Musik. Auf diese Entwicklungen wird jedoch ausführlicher im Kapitel „Geräte“ noch eingegangen.
Abbildung 1: Künstler an einem „Moog Modular
Synthesizer“ Einzelne Musiker wie auch Bandmitglieder fingen an,
sich für die neue Technik und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten zu interessieren. So nutzte beispielsweise Walter Carlos, ein amerikanischer Student für
Kompositionslehre, den Moog-Synthesizer für sein Album „Switched-on Bach“, in dem er im Jahr 1968 Stücke
von Bach ausschliesslich mit dem Synthesizer nachspielte.
Auch die Band „Pink Floyd“ nutzte den MoogSynthesizer für Ihre Werke wie z.B. für „The Dark Side
Of The Moon“ (1973) und waren somit Vorbild für diverse folgende „Psychedelic Rock“- bzw. deutsche „Krautrock“-Projekte.
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2.2 Synth-Pop
Die deutsche Band „Kraftwerk“ fing im Jahre 1973 damit an, eine völlig neue Musikart mit
rein elektronischen Instrumenten zu erschaffen. Die Musik enthielt vielfach melodische Elemente, Sprechgesang und war untermalt mit diversen Klangeffekten. Mit diesem Zusammenspiel erschuf Kraftwerk die Musikrichtung „Elektro-Pop“ bzw. „Synth-Pop“.
Abbildung 2: Die Band "Kraftwerk" als Roboter
Nachfolgend ein Zitat eines der Bandmitglieder von Kraftwerk:
„After the war, German entertainment was destroyed. The German people were robbed of
their culture, putting an American head on it. I think we are the first generation born after the
war to shake this off, and know where to feel American music and where to feel ourselves.
We cannot deny we are from Germany.“
- Ralf Hütter (Kraftwerk): Interview mit Lester Bangs, 1975
Übersetzung durch den Autor:
„Nach dem Krieg war die deutsche Unterhaltungs-Kultur zerstört. Die Deutschen waren ihrer
Kultur beraubt; nun wurde derselben ein amerikanischer Kopf aufgesetzt. Ich denke wir sind
die erste Generation nach dem Krieg die dies abschütteln können, und wissen, wo wir amerikanische Musik fühlen und wo unsere eigene.
Wir können nicht verleugnen, dass wir Deutsche sind.“
- Ralf Hütter (Kraftwerk): Interview mit Lester Bangs, 1975
Kraftwerk war mit ihrer Musik international für viele Künstler wegweisend. Ende der 70-er
Jahre wurden zudem Synthesizer zunehmend für eine breitere Masse preistechnisch erschwinglicher, was eine Vielzahl von Projekten / Bands mit rein elektronischer Musik, die
sich auf Kraftwerk bezogen, hervorrief.
Einige Namen sind hierbei die Band „New Order“ (das Nachfolgeprojekt der nach dem Tod
des Sängers Ian Curtis aufgelösten Band „Joy Division“), die Band „Eurythmics“ und die in
dieser Stilrichtung erfolgreichste Band „Depeche Mode“.
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2.3 Electronic Body Music - EBM
Anfangs der 80-er Jahre bildete sich die sog. „Electronic Body Music”, kurz „EBM“. Diese
Musik war zu grossen Teilen geprägt vom frühen „Industrial” der 70-er Jahre sowie von
„Punk“. EBM war gebaut auf beabsichtigt tanzbaren, basslastig repetitiven Rhythmen, verschiedenartigen Soundeffekten sowie parolenähnlichem Sprechgesang.
Die Grundstimmung der Musikrichtung war düster geprägt und die Geschwindigkeit der
Bassschläge lag generell bei 90 – 140 BPM (engl. BPM = beats per minute = Schläge pro
Minute).
Die „Gruftie“-Bewegung, welche generell dystopische Weltanschauungen vertrat und sich als
Gegensatz zur aufgesetzt-fröhlichen Spassgesellschaft verstand, fand in dieser Musik einen
wichtigen Teil ihres Ausdrucks.
Bedeutende Bands dieses Genres waren unter anderem „DAF“ („Deutsch-Amerikanische
Freundschaft), „Front 242“ oder „Die Krupps“.
Abbildung 3:
Flyer eines EBM-Konzerts der Band „Front 242“
2.4 House
Etwa zeitgleich fingen Anfangs der 80-er Jahre Discjockeys (kurz „DJs“) in der USamerikanischen Stadt Chicago damit an, in einem Club namens „Warehouse“ Schallplatten
der damals aktuellen Disco-Musik auf den puren Rhythmus-Teil zu reduzieren. Dieser versetzt nach Angaben dieser DJs die Leute im Club am meisten in Ekstase. Diese Art der reduzierten Musik wurde „House“ genannt, abgeleitet vom Namen des Clubs: „Warehouse“.
In der Mitte der 80-er wurden schliesslich House-Projekte lanciert, in denen solche Rhythmus-Parts nach Vorbild der angepassten Disco-Tracks elektronisch gebildet wurden und so
die ersten echten House-Schallplatten entstanden. House bewegt sich hauptsächlich in einer
BPM-Geschwindigkeit von 120 bis 130.
2.5 Acid House
Die Weiterentwicklung des House-Stils Ende der 80-er Jahre nannte sich „Acid House“. Der
Namensteil „Acid“ ist angelehnt an die umgangssprachliche Bezeichnung von
LSD. Diese meist leicht härtere, jedoch geschwindigkeits-technisch gleich
schnelle Variante des ursprünglichen House wurde vor allem in Englang und
der Insel Ibiza gespielt und erlebte ein durch die Medien lancierten Trend. Das
etablierte Symbol des Genres und der Szene, der „Smiley“ (Bild rechts), wurde
auf jeglichen, Acid House auch nur leicht ähnlich klingenden, Tonträgern angebracht.
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Dies ging so lange, bis die Öffentlichkeit hinter die Bedeutung des Begriffs „Acid“ kam. Die
Reaktion war ein totaler Boykott von Acid House praktisch aller Warenhäuser und einiger
kommerziell ausgerichteten Radiostationen.
Abbildung 4:
Flyer einer Acid House Party in Bangkok (Thailand)
2.6 Techno
Während die künstlerischen Projekte auf der ganzen Welt weitergingen, wurden in den Clubs
die verschiedenartigsten Stile der neu entstandenen Musik zusammenhängend an den gleichen Abenden gespielt. Viele Stile hatten noch keinen fixen Namen, so wurde als Überbegriff
für die verschiedenen Stile der elektronische Musik „Techno“, abgeleitet von „Technology“,
verwendet.
Abbildung 5: XPD Tekknozid Flyer
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Nachfolgend ein Auszug aus einem nicht datierten Text von „WolleXDP“, einem Berliner DJ
und Hauptorganisator der damals sehr beliebten Untergrund-Techno-Partyreihe „XDP“:
X-Tase war das erklärte Ziel! Bewusstseinserweiterung durch Tanz und Musik. Dafür haben
wir im Herbst '89 das "X-tasy Dance Project" (XDP) gegründet. Unter diesem Synonym starteten wir danach verschiedene Techno-Projekte.
Grundsätzlich gab es immer nur eine Tanzfläche und einen Chillout. Unser Konzept war es,
alles "Unnötige" wegzulassen und die für die Ekstase wichtigen Dinge zu potenzieren. Wir
verstanden das als Antidisco! Nichts gegen Discomusik, doch mit dem Klischee einer "Disse"
wollten wir definitiv nichts gemein haben. Wir wollten uns freitanzen, ohne von irgendjemandem dafür angestarrt zu werden. Die Tänzer sollten sich auf der Tanzfläche wohler fühlen
können, als jeder Nichttänzer. Deshalb gab es dort auch keine Bars und keine Sitzmöglichkeiten. Es gab nicht einmal richtig Licht um sich zu orientieren.
Der Dancefloor wurde so beschallt, dass eine sprachliche Kommunikation selbst am Rand
ausgeschlossen war. Der Rhythmus wurde durch das Flackern der Stroboskope so verstärkt,
dass ein Aufenthalt auf der Tanzfläche ohne zu Tanzen schlicht unmöglich wurde. "Entweder
Tanzen oder Verschwinden!" Denn wir hatten die Nase voll von rauchenden und Bierflaschen haltenden Nichttänzern, die uns nicht nur den Platz wegnahmen, sondern uns dazu
mit dummen Sprüchen über unser "Rumgehampel" nervten. wer sich auf so eine Tanzfläche
einliess, verlor schnell jedes Gefühl für Zeit und Raum.
Die Leute tanzten stundenlang. Es gab keine Konventionen und keine Modetänze. Jeder
tanzte sich bis zur völligen Hysterie...
-
WolleXDP
2.7 Trance & Hardcore-Techno
Eine weitere Entwicklung der zwischenzeitlich entstandenen elektronischen Musik war gegen
Ende der 80-er Jahre das Hinzufügen von dominierenden melodiösen Elementen, um der
generellen Monotonie der Techno-Musik entgegenzuwirken. Diese Form wurde als „Trance“
bezeichnet und war ein wichtiger Schritt der Musik.
Interessanterweise entstand zeitgleich das genaue Gegenteil, nämlich „Hardcore Techno“
(engl. „Hardcore = deutsch: „Harter Kern“). Hardcore Techno forderte mehr Monotonie und
noch härtere und schnellere (>160 BPM) Beats.
Diese weiteren vielfältigen Stilentwicklungen spielten sich primär in Europa ab. So etablierte
sich die alte Welt als starker Träger der elektronischen Musik, was einige US-amerikanische
Künstler dazu bewegte, nach Europa umzusiedeln.
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2.8 Psychedelic Trance
Im indischen Bundesstaat Goa, in welchem sich viele Anhänger der Hippie-Kultur der 60-er
und 70-er Jahre niedergelassen hatten, wurde 1990 eine weitere Form elektronischer Musik
erschaffen: „Psychedelic Trance“ bzw. „Goa Trance“.
Künstler elektronischer Musik, vorwiegend aus Europa, reisten nach Goa um sich gegenseitig zu treffen, elektronische Musik zu tauschen und generell neue Einflüsse zu sammeln.
Die Parties in Goa hatten stark ideologische, stilprägende Eigenschaften:
-
Die Parties waren immer unter freiem Himmel
Die spirituelle Selbstsuche vieler Anwesender
Die Verbundenheit zur Natur vieler Anwesender
Die rituelle Auslegung der Musik
Der generell bewusstere und somit bewusstseinserweiternde Umgang mit psychoaktiven Drogen
Die farbintensive Dekoration der Parties und Kleidung, welche zu einem äusseren
Hauptmerkmal der gesamten Szene wurde
„Psychedelic Trance“, kurz Psy-Trance, wurde mit seiner Ideologie nach Europa getragen.
So finden das ganze Jahr, vorwiegend jedoch in den wärmeren Jahreszeiten, Psy-TranceParties in kleinerem wie auch grösserem Rahmen statt.
Auch die Schweiz hat eine verhältnismässig starke und aktiv agierende Psy-Trance-/ GoaSzene. Die grösste Veranstaltung dieses Genres in der Schweiz ist die „Zoom“-Party im Anschluss an die alljährliche „Street-Parade“ in Zürich.
Abbildung 6: Psy-Trance Party im Kanton Graubünden CH
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Abbildung 7: Schweizer PsyTrance-Partygängerin in stiltypischer Kleidung
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Nachfolgend ein Zeitungsartikel aus dem Jahre 1998 über eine Goa-Party in der Schweiz:
Bündner Tagblatt vom Mittwoch, 10. Juni 1998:
War dies etwa ein SonnentemplerTreffen? Tanzende Jugendliche,
wilde Rinder und mysteriöse Gegenstände: Eine illegale «Goa»- Party im
Bonaduzer Wald hat Behörden und
Polizei auf Trab gehalten.
1.30 Uhr, Samstagnacht vor Muttertag,
mitten im Wald oberhalb Bonaduz: Rund
70 Autos stehen säuberlich parkiert
(keines im Parkverbot) neben der Strasse auf einer grösseren Wiese. Die
Nummernschilder machen deutlich:
Die nächtlichen Besucher sind keineswegs nur Einheimische, sondern stammen auch aus der Ostschweiz und dem
benachbarten Ausland. Brennende
Kerzchen markieren einen Weg, der
hinter Bäumen verschwindet. Aus dieser
Richtung klingt auch Musik, der Boden
vibriert. Wahrlich mysteriös …
Polizei kam zu früh …
Das ungewöhnliche Treiben ist
auch den Behörden nicht entgangen.
Auf entsprechende Hinweise
machte sich Dorfpolizist Hans
Strub bereits um 18.30 Uhr auf,
sich die Sache genauer anzuschauen:
Etwa zehn Leute waren damit beschäftigt, den Platz – ohne Bewilligung –
einzurichten. «Ich machte ihnen klar,
dass sie ‘abfahren’ müssen», berichtet
Strub, der sein Augenmerk besonders
auf Brandgefahr gerichtet hatte. Die
Jugendlichen aber zeigten dem Beamten Feuerlöscher und Wasser – diese
Sorge sei also unbegründet. Und: Keine
Rede von lauter Musik, grosser Party
und vielen Leuten … Welche Überraschung, als gegen 22.00 Uhr beim
Dorfpolizisten das Telefon läutete:
Lärmreklamation. Strub kehrte an die
Stelle zurück, wo sich nun zu harten
Bassklängen allmählich ein grösseres
Fest anbahnte. «Sofort aufräumen»,
hielt der verdutzte Dorfpolizist die Leute
an.
Sogar die Rinder wurden wild
«Das geht nicht», entgegneten ihm
diese aber. Denn dafür sei es jetzt zu
spät, es steige eine Geburtstagsparty,
und die Leute – aus der ganzen
Schweiz – seien bereits unterwegs.
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«Was konnte ich da alleine schon ausrichten?», so Strub. Als dann aber auch
noch – durch den Lärm völlig wild geworden – 20 eingezäunte Rinder durchbrannten, war der Zapfen ab: Strub bot
die Kantonspolizei auf. «Schliesslich
war das illegal.» Mit der «Verstärkung »
wurde dem Fest – aber erst um
7.30 Uhr – ein Ende gesetzt; ein Polizist
zog kurzerhand den Stromstecker heraus.
Waren es Sonnentempler?
Gemäss Angaben der Polizei soll das
Fest von 200 Leuten besucht worden
sein. Die Organisatoren, die von der
Dimension der Party selber überrascht
worden sind, sprechen sogar von 400.
Lange Zeit unklar blieb für Behörden
und Polizei offenbar der Hintergrund
dieser sogenannten «Goa-Party».
«Sie waren von der Idee, dass es sich
um einen Sektentreff handelt, fast nicht
abzubringen», erklärt ein Mitorganisator,
der nicht namentlich genannt werden
möchte. Dabei soll sogar von Sonnentemplern die Rede gewesen sein. Zu
Unrecht? «Nun, vielleicht muten unsere
Dekors etwas phantasievoll an», bringt
er ein gewisses Verständnis auf. Von
solchen Verdächtigungen will Gemeindepräsident Christian Demarmels, der
ebenfalls eingeschaltet wurde, im nachhinein aber nichts mehr wissen.
«Laut musizierende, ansonsten aber
friedliche Jugendliche», fasst Alois
Hafner, Pressesprecher der Kantonspolizei, zusammen: «Ein bisschen
Nachtruhestörung, aber kein eigentlicher Tatbestand.» Damit ist die rund
20köpfige Organisatorengruppe, von
denen zwei Leute auf den Polizeiposten
zitiert worden waren, mit einem blauen
Auge und einer kräftigen Verwarnung
(«das nächste Mal kommt die Polizei
früher») davongekommen. Übrigens:
Um 12.00 Uhr war der Platz anstandslos
aufgeräumt; als ob gar nichts passiert
wäre …
Techno abgeleiteter und bedeutend
melodiöser Musikstil, der seinen
«Ursprung» in Südindien hat. Entsprechend wird bei Goa-Partys neben der
eigentlichen Musik insbesondere auch
auf den besonderen Rahmen geachtet: Während zu einer Diskothek
Scheinwerfer und Long-Drinks gehören,
sind dies bei einer Goa-Party unter
anderem Kerzchen, Lämpchen, Lichter, zum Teil auch buddhistische Gegenstände, Räucherstäbchen und ein
obligater Teeausschank. Während in
anderen Teilen der Schweiz und dem
benachbarten Ausland Goa-Partys
auch unter Dach stattfinden, werden
sie in Graubünden vorwiegend im
Freien abgehalten; einerseits aus
Platzmangel und andererseits der
speziellen Atmosphäre wegen. Eine
eigentliche Werbung für den Anlass
gibt es nicht, vielmehr gibt es Mundzu-Mund-Reklame. Zudem werden in
den interessierten Musikkreisen Flyer
(kleine Werbezettel) herumgeboten.
Die Goa-Party, die in der Nacht auf
Muttertag in Bonaduz stattfand, war
die erste Goa- Party in diesem Jahr in
Graubünden. Die Veranstalter
sehen unter anderem darin den Grund
für den überdurchschnittlichen Besucheraufmarsch. Gemäss den Veranstaltern, die eigentlich mehr eine lose
Gruppe befreundeter Leute im Alter
zwischen 18 und 40 denn Organisatoren im eigentlichen Sinn sind, sollen
diesen Sommer noch zwei bis drei
weitere Goa-Partys in Graubünden
stattfinden. Wann und wo diese durchgeführt werden sollen, konnten (oder
wollten) sie zum jetzigen Zeitpunkt
aber noch nicht bekanntgeben.
Was ist eigentlich eine
«Goa-Party»?
Sogenannte «Goa-Parties» werden
weltweit organisiert, in Graubünden seit
rund sechs Jahren. Goa ist ein vom
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2.9 Drum’n’Bass
Anfang der 90-er-Jahre wurde ein weiterer, für die Kultur der elektronischen Musik wichtiger
Grundstein geschaffen: Drum’n’Bass. Dieser Stilrichtung zeichnet sich besonders durch die
starke Verwendung von aneinander gelegten Schlagzeugsolos, vielfach aus „Funk“-Tracks,
in Zusammenspiel mit harten und schnellen Bassschlägen aus. Die Geschwindigkeit liegt
meist zwischen 140 – 190 BPM. Diverse Soundeffekte sowie auch bei einzelnen Künstlern
dem Tempo der Musik angepasster Sprechgesang füllen den stiltypischen Sound aus.
Der allgemeine Ursprung des Genres befindet sich in London.
2.10 Weiterentwicklung und Wirtschaft
Nachdem die wichtigsten, oben erwähnten Grundsteine gelegt und unzählige Subgenres, ob
benannt oder unbenannt, entstanden, wurden immer weitere Sub-Subgenres sowie direkt
angrenzende, teils auf ältere Produktionen zurückgreifende Weiterführungen der Genres
erschaffen. Die Vielfalt ist hierbei endlos. Durch die immer weitere Verbreitung von Synthesizern, die immer mehr Funktionen integriert hatten, sowie mit den zunehmend stärker aufkommenden Computern wurde die Musik in jegliche Richtungen geführt.
Die Musikindustrie fing nun spätestens in den 90-er Jahren damit an, den Trend der elektronischen Musik für sich kommerziell zu nutzen. So wurde mit verschiedensten Mitteln versucht, eine noch breitere Masse für elektronische Musik, jedoch in abgeschwächter und
nicht-rebellisch präsentierter Form, zu fangen.
Dies rief verschiedenste Reaktionen in den Szenen hervor: Einige gaben sich der für sich
selbst erfolgversprechenden Industrie hin, andere zogen sich komplett in den Untergrund
zurück und wieder andere fingen mit noch härteren Mitteln der Provokation oder anderen
Gegenmassnahmen an sich vor der Industrie zu schützen.
Ein Beispiel für solche Gegenmassnahmen ist die sogenannte „Freetekno“-Bewegung. Diese
verzichtet unter anderem auf die Präsentation von DJs und deren Namen. DJs werden hinter
Tüchern vor dem Publikum versteckt, damit kein Kult-Status einzelner Personen entsteht und
sich die Teilnehmer der Anlässe völlig auf die Musik konzentrieren können/müssen. Die Musikrichtungen sind niemals vordefiniert, es herrscht eine Vermischung jeglicher Stile, jedoch
immer im Bereich elektronischer Musik. Die Anlässe werden zudem vielfach illegal und auf
nicht-gewinnorientierter Ebene durchgeführt. Kern dieser Bewegung ist die Tschechei.
In der heutigen Jahren sind die Fronten verhältnismässig klar: Es gibt den von der Industrie
breit vereinnahmten Mainstream und den sich in vor allem in Subgenres abspaltenden Untergrund. Die Industrie ist jedoch immer darauf bedacht, in den Untergrund Einblick zu gewinnen um sofort Strömungen vereinnahmen und vermarkten zu können.
Dies sind harte Worte gegen die Industrie. Bei der Hinterfragung, was Kultur ist, kristallisiert
sich schnell einer der wichtigsten Punkte dessen heraus: Identität.
Wenn Identität verkauft wird, verliert diese schnell ihre Grundsubstanz. Wenn ein kreatives
kulturelles Produkt gestohlen und auf gerade den Teil der Menschheit abgestimmt wird, wogegen sich der eigentliche Künstler möglicherweise auszusprechen versuchte, liegen die
Gegenreaktionen auf der Hand.
So besteht hier ein gutes Beispiel vom Kampf und den dazugehörigen Mitteln zwischen Untergrund und Musikindustrie:
Nachdem das Projekt „Underground Resistance“ 1999 einen Techno-Clubhit geschaffen
hatte, interessierte sich das Major-Label „Sony“ für eine breite, weltweite Veröffentlichung
des Stücks. „Underground Resistance“ lehnten dies jedoch aus Überzeugung ab.
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Da keine Zustimmung von der Seite der Künstler kam, entschied sich Sony, das Stück kurzerhand als Coverversion unter anderem Namen mit einem dazugehörigen Video-Clip weltweit zu vermarkten.
Die Reaktion der Szene war eine Überflutung Sonys Mailserver mit Protestmails. Sonys Reaktion war ein unkommentiertes Zurückziehen des Stücks. In Südamerika wurde der Titel
jedoch weiterhin mit der gleichen Technik vermarktet.
Dazu eine Aussage von Mike Banks, Projektmitglied von Underground Resistance:
Es waren schmutzige Geschäfte! Aber über die rechtlichen Fragen hinaus war das für uns
eine spirituelle Schändung. Ich bete für die Seelen der Leute, die das getan haben. Denn
das war wie einen Engel zu vergewaltigen.
-
Mike Banks, Underground Resistance
Abbildung 8: Freetekno-Festival in Holland
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3 Geräte
3.1 Synthesizer
Ein Synthesizer ist ein elektronischer Klangerzeuger, der sich durch den Aufbau von Oszillator (Wellenerzeuger) und Filtern als Grundkomponenten auszeichnet. Diese zwei Komponenten sind mit diversen Einstellungen konfigurierbar, so dass Klänge bis zur Unkenntlichkeit
verfremdet werden können. Der Unterschied zum „normalen“ Keyboard liegt darin, dass das
Keyboard mit unveränderbar vordefinierten Klängen arbeitet.
Bei Synthesizern unterscheidet man zwischen analogen und digitalen Geräten.
3.1.1 Analoge Synthesizer
3.1.1.1 Monophone Synthesizer
Der erste wirklich spielbare Synthesizer wurde im Jahr 1964 vom Hersteller „Moog“ unter
dem Namen „Moog Modular System“ auf einer Musikmesse präsentiert. Dieser analoge Synthesizer besass einen Klang, der viele Musiker in dieser Zeit zu begeistern wusste. Das wohl
bekannteste Stück, welches vollständig und rein instrumental mit diesem Synthesizer aufgenommen wurde, heisst „Popcorn“ eines Künstler unter dem für dieses Stück gewählten
Pseudonym „Hot Butter“.
Da das „Moog Modular System“ nicht wirklich einfach zu transportieren war, entwarf die Firma Moog einige Zeit später den „Mini Moog“-Synthesizer, der im Jahre 1970 erstmals verkauft wurde. Dieser enthielt die wichtigsten Komponenten seines grossen Bruders in einem
kompakteren Gehäuse.
Abbildung 9: Korg Mini Moog Synthesizer
Der Nachteil dieser Synthesizer lag jedoch an der sogenannt „monophonen“ Spielart. Monophon bedeutet, dass das Gerät nur einen Ton gleichzeitig erzeugen kann. Ein anderer Nachteil war bis dahin die Unmöglichkeit, getätigte Einstellungen zu speichern.
Trotz diesen Nachteilen experimentierten diverse Bands mit diesen Geräten. Bekanntere
Bands waren beispielsweise Pink Floyd, Kraftwerk oder auch die Beatles.
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3.1.1.2 Polyphone Synthesizer
Im Jahr 1976 erschienen die ersten polyphonen Synthesizer. Polyphon ist das Gegenteil von
monophon. Die Wörter „Poly“ und „Mono“ leiten sich vom griechischen ab und bedeuten
„mehr“ (poly) beziehungsweise „eins“ (mono). Diese Geräte waren nun also in der Lage,
mehrere Töne gleichzeitig zu erzeugen.
Ein weiterer gleichzeitiger Entwicklungsschritt war die Möglichkeit, auf den neueren Geräten
nun Einstellungen speichern zu können. Auch wurden die Geräte immer kompakter sowie
leichter und somit auch mobiler.
3.1.2 Digitale Synthesizer
Der erste erschwingliche digitale Synthesizer erschien 1983. Dieses neue Gerät arbeitete
nur noch mit mathematischen Berechnungen der nun digitalen Oszillatoren für die Klangerzeugung. Viele neue Türen öffneten sich zudem durch die noch breiteren Speichermöglichkeiten, welche nun mit der Digitalisierung in Erscheinung traten.
Durch das Aufkommen der digitalen Synthesizern und ihren neuen Möglichkeiten verschwanden die alten analogen Geräte Stück für Stück.
Die Geräte wurden nun immer mehr darauf abgestimmt, „natürlichere“ Klänge zu erzeugen,
wie beispielsweise ein natürlich klingendes Saxophon. Immer weiter wurden die Geräte
technisch aufgerüstet, sodass sie die Rechenleistung für mathematische Berechnungen, die
dafür notwendig sind, hergeben konnten.
Des einen Vorteil war auch der anderen Nachteil: Da viele der neuen Synthesizer einerseits
durch die Digitalisierung, anderseits durch die immer sauberer und natürlicher klingenden
Oszillatoren einen „zu“ natürlichen Klang im Gegensatz zu den hörbar künstlich und kratzig
klingenden analogen Synthesizern erzeugten, wurde immer weiter an der Klangtechnik auch
in dieser Richtung gearbeitet.
Geräte mit analogen und digitalen Komponenten kombinierten Bausteinen, sogenannte Hybrid-Synthesizer, erschienen. Die veralteten analogen Geräte wurden jedoch immer mehr von
Nostalgikern wieder ausgegraben.
Ein weiterer Meilenstein war deshalb die Erfindung des virtuell-analogen Synthesizers Ende
der 80er-Jahre: Dieser Synthesizer-Typ konnte die unnatürlich und unsauberen Klänge der
alten analogen Synthesizer simulieren.
Natürlich ist hierbei zu betonen, dass auch diese Klangerzeugung nur eine Simulation ist und
der Klang sich deshalb noch immer, wenn auch nur geringfügig, von den echten analogen
Geräten unterscheidet.
Abbildung 10: Yamaha An1x virtuell-analoger Synthesizer
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3.2 Drum-Machine
Die Drum-Machine (von engl. „Drum“ = Trommel), auch Drum-Computer genannt, ist ein
Gerät, welches elektronisch perkussive Klänge erzeugen kann. Dies geschieht entweder
durch Klangerzeugung wie bei Synthesizern oder aber über sog. Samples, d.h. vordefiniert
abgespeicherte Klänge.
Wie bei den normalen Synthesizern waren die ersten Drum-Machines mit eigener Klangerzeugung analog und nur mehr oder weniger speicherungsfähig. Eine Drum-Machine mit umfangreicher Speichermöglichkeit war die „Roland TR-808“ aus dem Jahr 1981. Dieses Gerät
beeinflusste mit seinen charakteristisch eigenen Klängen stark Musikrichtungen wie z.B.
„Acid House“ und „Psychedelic Trance“.
Abbildung 11: Roland TR-808
Die digitalen Geräte revolutionierten auch bei den Drum-Machines den Markt. Die Klänge
wurden natürlicher und vielfach nur noch mit Samples bestückt. So wurden auch hier immer
wieder ältere Geräte „ausgegraben“.
Durch das Aufkommen von immer besser ausgestatten Synthesizern, die bereits eine eigene
Drum-Machine integriert hatten, verschwanden die Geräte mehr und mehr.
3.3 Sequencer
Ein Sequencer (abgeleitet von Sequenz) bezeichnet ein Gerät, welches grundsätzlich in der
Lage ist, Tonfolgen in Form von vordefinierten Noten oder in Form eines konkreten, unveränderlichen Abbilds, an einen Klangerzeuger (Keyboard, Synthesizer, o.Ä.) zu übergeben.
Das Gerät übergibt die Tonhöhe, die Tondauer, die Geschwindigkeit sowie je nach Typ und
entsprechender Konfiguration auch diverse weitere Eigenschaften.
Die ersten erhältlichen Sequencer Mitte der 70-er Jahre waren sogenannte „StepSequencer“. Der Name ist geprägt vom Konzept, bei welchem die Tonfolge Schritt für Schritt
(engl. „Step-by-Step“) eingegeben wird. Diese Tonfolge wird weiter mit Einstellungen wie der
Dauer des einzelnen Tons dem Klangerzeuger übergeben. Dabei waren anfangs zwischen 8
bis 64 Töne, abhängig vom Gerät, möglich.
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Reto Furrer
Abbildung 12: SYNTHI Sequencer 256
Die revolutionäre Weiterentwicklung war die Anpassung der Schnittstelle der Geräte auf
„MIDI“. Dieser eingeführte Standard löste die proprietären, von Hersteller zu Hersteller variierenden Standards der Übertragung ab. Mit diesem neuen Standard war es möglich, Steuerdaten direkt über ein Keyboard einzulesen und zu speichern.
Die Weiterentwicklung des Step-Sequencers wurde Pattern-Sequencer (deutsch: „MusterSequencer) genannt. Mit solchen Geräten konnten noch komplexere Abläufe dem Klangerzeuger übergeben werden. Dies ist im Zuge der technischen Entwicklung immer einfacher
möglich geworden.
Wie auch bei der Drum-Machine fand immer mehr ein Verschwinden der Geräte statt, da die
Sequencer-Funktion in den nachfolgenden Synthesizer-Modellen integriert wurde.
3.4 Vocoder
Weiter zu erwähnen sind bei elektronischen Musikgeräten die sogenannten „Vocoder“. Der
Begriff „Vocoder“ ist zusammengesetzt aus den englischen Begriffen „Voice“ für Stimme und
„Encoder“ für Codierer und stammt ursprünglich aus dem militärischen Bereich.
Ein Vocoder ist in der Lage, die menschliche Stimme auf verschiedenste Arten zu manipulieren, d.h. zu verzerren, in ein virtualisiertes Instrument umzuwandeln oder auf andere Arten
verändert klingen zu lassen. So sind beispielsweise roboter-ähnliche Stimmen wie beim Musikstück „Die Roboter“ der Gruppe „Kraftwerk“ möglich.
Abbildung 13: Korg Vocoder
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4 Interview und Umfrage
4.1 Interview mit DJ SK
Nachfolgend ein mit dem aus der Schweiz stammenden DJ SK durchgeführtes Interview.
DJ SK ist spezialisiert auf die Musikrichtung „Drum’n’Bass“ und konnte in seiner fünfjährigen
Laufbahn bereits Auftritte in bekannten Clubs wie der „Dachkantine“ in Zürich, dem „Rohstofflager“ in Zürich wie auch im „Elektrokeller“ in St. Gallen verzeichnen.
Autor:
Was ist für dich der Anreiz des Spielens von elektronischer Musik, oder
vielleicht auch speziell deiner Genres?
DJ SK:
Der Anreiz ist wie du zusehen kannst, dass die Musik die Leute begeistert. Du
stehst oben und bringst die Leute mit deiner Musik zum Tanzen. Du beeinflusst Ihre Gefühle, mit schnellen wie mit langsamen Tracks. Bei Elektro (elektronischer Musik) kommen die Leute meist wegen der Musik und lassen sich
somit auf die Musik auch mehr ein.
Autor:
Bist du der Ansicht, dass elektronische Musik einen rituellen Charakter
haben kann?
DJ SK:
Eher nein. Da sehe ich keinen Ansatz.
Autor:
Was magst du mehr in der elektronischen Musik: Monotonie oder
Melodie?
DJ SK: Immer eine Mischung aus beidem. Eine passende Verbindung.
Autor:
Hat für dich die Musik, die du auflegst, einen politischen Charakter?
DJ SK:
Nein, nicht mehr. Ich denke, da die Musik (Drum’n’Bass) ursprünglich aus dem
Untergrund kommt und nicht vom Mainstream eingenommen wurde, hat sie
zwangsläufig eine entsprechende Aussage.
Autor:
Was glaubst du sind die konkreten positiven oder negativen Veränderungen, die die elektronische Musik mit ihren dazugehörigen Szenen seit
ihrer Entstehung durchlebt hat?
DJ SK:
Durch die Musik konnten sich viele Kulturen miteinander verbinden. So treffen
sich auch noch heute die verschiedensten Leute an Elektro-Parties. So bildete
sich eine völlig neue Subkultur.
Negativ finde ich, dass vor allem in der heutigen Zeit Elektro immer mehr mit
Drogenkonsum und nächtelanger Zerstörung des Körpers in Verbindung gebracht wird.
Autor:
Interessierst du dich auch für andere, nicht-elektronische Musik?
DJ SK:
Ja, wegen der Abwechslung.
Autor:
Vielen Dank für das Interview!
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4.2 Umfrage zum Thema
Über das Internet wurde eine Umfrage zum Thema „Elektronische Musik“ durchgeführt. Die
Umfrage wurde von verschiedenen, zu grossen Teilen jedoch dem Thema positiv zugeneigten, Bekannten des Autors beantwortet. Die folgenden Fragen sollten von den Teilnehmern
beantwortet werden.
Teilnehmeranzahl: 17
1. Frage: „Interessierst du dich für elektronische Musik?“
2. Frage: „Wie regelmässig gehst du an Partys mit vorwiegend elektronischer Musik?“
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3. Frage: „Aus welchen Gründen gehst du an diese Partys?“
4. Frage: „Was für eine Bedeutung hat für dich das Tanzen bei elektronischer Musik?“
(freie Antwort)
-
-
-
-
Die Musik hat durch seine vielfach vorhandene Monotonie eine hypnotische Wirkung auf
mich. Zudem sind die Möglichkeiten der Klangveränderung grösser als bei Musik mit natürlichen Instrumenten, was sich auf das Bewusstsein und somit auf das Tanzen an sich auswirkt.
-eine spezielle Art -etwas anderes zu geniessen
sehr wichtig, tanze sowieso gern aber noch lieber zu elektronischer musik. tanze mich gern
weg in andere welten...
keine grosse
keine
Es gehört einfach dazu.
Dem Körper freien Lauf lassen zu können
Manchmal ist es schön abzuschalten einfach mit einem Getränk in dazusitzen und die elektronische Musik zu "lauschen." Manchmal ist es aber auch schön sich dazu zu bewegen und
sich vom Rhytmus treiben zu lassen.
energie abloh (0: umehüpfä und s'luschtig ha...
Für mich bedeutet dies Ausdruck! Ausdruck meiner Gefühle. Positiv wie auch negativ! Eine
weitere Bedeutung ist für mich das freie Tanzen! Tanzen ohne Regeln und Grenzen. Alles ist
erlaubt!
keine
(leer gelassene Antwort)
Freiheit, eine Art von Abschalten, einfach loslassen und so sein wie man möchte.
(leer gelassene Antwort)
Freiheit Sorglosigkeit eifach mal voll abgah...:) muss nicht immer tanzen sein, lasse mich auch
mal gerne nur durch zuhören in andere, höhere sphären tragen.
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5. Frage: „Entscheide dich: An welche Party mit elektronischer Musik gehst du?“
6. Frage: „Glaubst du, dass in Zukunft elektronische Musik die traditionelle Musik annähernd bis komplett verdrängen wird?“
Der Autor bedankt sich bei allen Teilnehmern der Umfrage!
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Vertiefungsarbeit „Elektronische Musik“
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5 Schlusswort
Ich hoffe, dass Ihnen das Lesen meiner Vertiefungsarbeit einen tieferen Einblick in die Materie der elektronischen Musik geben konnte.
Ich selbst konnte bei der Erstellung dieser Arbeit vieles über das gesamte Gebiet lernen. Ich
konnte sehr viele Wissenslücken stopfen, so dass ich nun ein fundierteres Bild über die behandelten Themen habe. So war ich vor dem Schreiben der Arbeit in der Überzeugung, bereits viel über das Thema zu wissen. Dem wurde ich nun eines Besseren belehrt.
Jetzt bin ich am Punkt, dass ich weiss, dass ich von vielem nicht-technischen trotz langer
Auseinandersetzung noch immer eine 2-Dimensionale Ansicht habe. Eine Erweiterung dieses Wissens ist nur durch weiteres, direktes Mitwirken in den Entstehungspunkten bzw. im
eigenen Erschaffen von Entstehungspunkten der Kultur möglich. Ich konnte mir selbst jedoch bestätigen, dass ich diesbezüglich auf dem richtigen Weg bin.
Meine eigene Arbeit zu bewerten ist für mich in diesem Fall nicht einfach. Zwar könnte man
behaupten, ich hätte noch tiefer auf die einzelnen Themen eingehen können. Dies hätte jedoch dazu geführt, dass etwas anderes mehr verdrängt worden oder auch auf etwas zu wenig Relevantes eingegangen worden wäre.
Ich selbst bin mir bewusst, dass die Arbeit nicht unbedingt als konkrete objektive Zusammenfassung der elektronischen Musik bezeichnet werden kann. Dazu sind nicht alle Teilaspekte
genau ausgeleuchtet worden. Vor allem den Bereich der kommerziellen Nutzung der Musik
habe ich, wie schon im Vorwort erwähnt, nur am Rande einbezogen. Diese Eingrenzung des
Themas empfinde ich jedoch auch im Nachhinein noch immer als sinnvoll und richtig.
Aus dem Standpunkt meiner Ansicht gebe ich meiner Arbeit notentechnisch eine 4,75. Natürlich freue ich mich über eine mögliche höhere Bewertung meiner Arbeit Aussenstehender.
Ich bin froh, diese Arbeit geschrieben zu haben.
Ich bedanke mich für das Lesen!
Der Autor
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6 Glossar
Begriff
Erklärung
Acid
Deutsch: Säure; Umgangssprachlicher Ausdruck für die Droge LSD
Beat
Der instrumentale Bereich eines Musik-Stücks
BPM
Engl.: „Beats per Minute“ = Schläge pro Minute; GeschwindigkeitsMass der Musik
Chillout
Für die Entspannung festgelegter Bereich einer Party
DJ
Abkürzung für den engl. Begriff „Disc Jockey“, welchen die Person
bezeichnet, welche Musik an Partys von Schallplatten/CDs/etc. abspielt.
Drum
Engl. Begriff für Trommel: Begriff wird generell für die
EBM
Engl.: „Electronic Body Music“; In den 80-er Jahren entstandenes
Genre elektronischer Musik
Electro / Elektro
Umgangssprachlicher Sammelbegriff für sämtliche Stilrichtungen
(tanzbarer) elektronischer Musik
Goa
Bundesstaat in Indien; wird auch als Bezeichnung für den in Goa
entstandenen Psy-Trance verwendet
Mainstream
Engl. Begriff für „Hauptstrom“; wird als Begriff für die Bewegung der
breiten Masse der Menschen verwendet
Moog
Herstellerfirma elektronischer Klangerzeuger mit Pionierstatus.
Oszillator
Schwingungserzeuger, Grundkomponente eines Synthesizers
Psy
Abkürzung vom englischen „Psychedelic“, zu Deutsch „Psychedelik“,
welches für die Art eines bestimmten Rauschzustands, wie unter
psychoaktiven Drogen wie z.B. LSD und Meskalin, steht.
Stroboskop
In konfigurierbarem, regelmässigen Intervall flackerndes Licht.
Synthesizer
Elektronischer Klangerzeuger
Vocoder
Gerät für die Veränderung bzw. Verschlüsselung von Sprachdaten
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7 Quellenverzeichnis
7.1 Text
http://www.wikipedia.de
Wikipedia: Elektronische Musik
http://www.wikipedia.de
Wikipedia: Electro
http://www.wikipedia.de
Wikipedia: Electro-Pop
http://www.wikipedia.de
Wikipedia: Synth-Pop
http://www.wikipedia.de
Wikipedia: EBM
http://www.wikipedia.de
Wikipedia: Techno
http://www.wikipedia.de
Wikipedia: House
http://www.wikipedia.de
Wikipedia: Acid House
http://www.wikipedia.de
Wikipedia: Psy-Trance
http://www.wikipedia.de
Wikipedia: Kraftwerk (Band)
http://www.wikipedia.de
Wikipedia: Karlheinz Stockhausen
http://www.wikipedia.de
Wikipedia: Walter Carlos
http://www.wikipedia.de
Wikipedia: Underground Resistance
http://www.wikipedia.de
Wikipedia: Freetekno
http://www.wikipedia.de
Wikipedia: Synthesizer
http://www.wikipedia.de
Wikipedia: Drum-Computer
http://www.wikipedia.de
Wikipedia: Sequencer
http://www.wikipedia.de
Wikipedia: Vocoder
http://www.techno.org
Techno.org: Electronic Music Guide
http://www.mysticalforum.ch
Mysticalforum
http://www.tekknozid.de
XDP Tekknozid
http://www.divusmodus.ch
Divus Modus Forum
7.2 Bilder
http://web.media.mit.edu
Synthesizer-Studio
http://www.wikipedia.de
Künstler an einem Moog Synthesizer
http://rollmops.files.wordpress.com
Die Band „Kraftwerk“ als Roboter
http://www.wikipedia.de
Front 242 Ticket
http://www.wikipedia.de
Smiley
http://www.photobucket.com
Flyer einer Acid House Party in Bangkok
http://www.tekknozid.de
XDP Tekknozid-Flyer
http://www.dideldum.ch
Schweizer Psy-Trance-Party
http://www.meinbild.ch
Schweizer Psy-Trance Partygängerin
http://www.cyberrise.de
Freetekno-Festival in Holland
http://www.wikipedia.de
Micromoog Synthesizer
http://www.livefilestore.com
Yamaha An1x virtuell-analoger Synthesizer
http://www.electro-funk.de
Roland TR-808 Drumcomputer
http://www.hyperreal.org
Synthi Sequencer
http://www.dma.ufg.ac.at
Korg Vocoder
http://www.taringa.net
Wendy Carlos
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