Vertiefungsarbeit zum Thema ELEKTRONISCHE MUSIK Titel: Elektronische Musik Autor: Reto Furrer Datum: 06.11.2008 Version: 1.0 Klasse: IN4B Fach: Allgemeinbildung Beruf: Informatiker Fachrichtung: Generalist Lehrbetrieb: Thalmann-Computer GmbH, Müllheim Lehrperson: D. Spycher Schule: Bildungszentrum für Technik Frauenfeld IN4B 06.11.2008 Vertiefungsarbeit „Elektronische Musik“ Reto Furrer Seite 2 / 24 IN4B Vertiefungsarbeit „Elektronische Musik“ Reto Furrer Inhaltsverzeichnis 1 2 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.7 2.8 2.9 2.10 3 3.1 3.1.1 Einleitung.................................................................................................................. 4 Geschichte ............................................................................................................... 5 Die Anfänge ........................................................................................................... 5 Synth-Pop .............................................................................................................. 6 Electronic Body Music - EBM ................................................................................. 7 House .................................................................................................................... 7 Acid House ............................................................................................................ 7 Techno................................................................................................................... 8 Trance & Hardcore-Techno.................................................................................... 9 Psychedelic Trance...............................................................................................10 Drum’n’Bass .........................................................................................................12 Weiterentwicklung und Wirtschaft .........................................................................12 Geräte .....................................................................................................................14 Synthesizer ...........................................................................................................14 Analoge Synthesizer ...........................................................................................14 3.1.1.1 3.1.1.2 3.1.2 3.2 3.3 3.4 4 4.1 4.2 5 6 7 7.1 7.2 Monophone Synthesizer ................................................................................................ 14 Polyphone Synthesizer .................................................................................................. 15 Digitale Synthesizer ............................................................................................15 Drum-Machine ......................................................................................................16 Sequencer ............................................................................................................16 Vocoder ................................................................................................................17 Interview und Umfrage.............................................................................................18 Interview mit DJ SK...............................................................................................18 Umfrage zum Thema ............................................................................................19 Schlusswort .............................................................................................................22 Glossar ....................................................................................................................23 Quellenverzeichnis ..................................................................................................24 Text.......................................................................................................................24 Bilder ....................................................................................................................24 06.11.2008 Seite 3 / 24 IN4B Vertiefungsarbeit „Elektronische Musik“ Reto Furrer 1 Einleitung Jeder von Ihnen ist schon einmal in Berührung mit elektronischer Musik gekommen. Elektronische Musik ist in der heutigen Zeit überall, manchmal offensichtlich und dominierend, manchmal als stille Hintergrundmusik, vielfach in Verbindung mit traditioneller Musik. Die künstlich erzeugten Klänge haben an sehr vielen Orten der Musik ihren Platz eingenommen. Bei vielen Menschen findet keine Differenzierung mehr zwischen traditionellen und elektronischen Instrumenten mehr Platz, einerseits aus Desinteresse am Aufbau der Musik, anderseits aus der immer schwieriger werdenden Möglichkeit, die Klänge zu „ordnen“ und zu unterscheiden. Unbestritten ist, dass der grösste Teil heutiger Popmusik, neben der Stimme, hauptsächlich auf den Klängen elektronischer Instrumente gebaut ist. In dieser Arbeit möchte ich jedoch nicht auf die eher starren und nachahmenden Produkte der Kulturindustrie, sondern vielmehr auf die eigentlichen Ursprünge und Richtungen der elektronischen Musik und die kreative Schöpferkraft ihrer pionierhaften Erschaffer eingehen. Kultur, wie auch die elektronische Musik Teil Ihrer ist, ist mehrdimensional und deshalb nicht einfach in Worten zusammenzufassen. Auch ich musste mich stark mit der Auswahl der tatsächlich für den aussenstehenden Leser relevanten Punkte auseinandersetzen, um ein sinnvolles, zusammenhängendes Bild der Entwicklungen aufzeigen zu können. Zusätzlich erschwerend, und vielleicht auch für den Leser mit vorhandenem Vorwissen anfangs noch sehr verwirrend, ist die Verwendung von Genre-Bezeichnungen, da diese innerhalb wie ausserhalb der entsprechenden Szenen von massiv unterschiedlichen Auffassungen geprägt sind. Ich versuchte, mich auf die ursprünglichen bzw. szeneinternen Bezeichnungen zu stützen, um eine klare Linie zu erschaffen. Da viele vom Englischen abgeleitete Begriffe verwendet wurden, befindet sich am Schluss vor dem Quellenverzeichnis ein Glossar für die erklärungsbedürftigen Begriffe. Ich hoffe, dass Sie sich nun anhand dieses Dokuments ein Bild über die Grundpfeiler der elektronischen Musik schaffen können. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen! Der Autor 06.11.2008 Seite 4 / 24 IN4B Vertiefungsarbeit „Elektronische Musik“ Reto Furrer 2 Geschichte 2.1 Die Anfänge Die elektronische Musik hat Ihren Anfang in den 50-er Jahren. Wissenschaftler wie auch Komponisten versuchten in der deutschen Stadt Köln gemeinsam Klänge durch künstlich erzeugte Sinuswellen, welche nach physikalischen Gesetzen übereinandergelegt wurden, zu erschaffen. Alles wurde sehr stark mit den Augen der Wissenschaft betrachten, so dass selbstverständlich sämtliche Experimente genauestens analysiert und dokumentiert wurden. In der nächsten Phase tüftelten die Komponisten der Gruppe, unter ihnen der Deutsche Karlheinz Stockhausen, welcher heute als einer der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts gilt, immer mehr an der direkten musikalischen Nutzung der Geräte. Die Klänge sollten kombinierbar und die Schwingungen, welche die Klangfarben bestimmen, umfangreicher kontrollierbar sein. Vor allem in Deutschland und den U.S.A. experimentierten Wissenschaftler an der weiteren Umsetzung künstlicher Klänge. So wurde Stück für Stück der Grundstein gelegt, wenn auch vorläufig nur auf elitärer, wissenschaftlicher Ebene. Auch die Wirtschaft interessierte sich für den neuen Markt der elektronisch hergestellten Musik. So erschien im Jahr 1964 von der Firma „Moog“ der erste sog. „Synthesizer“, ein direkter Erzeuger künstlich hergestellter Schwingungen. Dies war ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der elektronischen Musik. Auf diese Entwicklungen wird jedoch ausführlicher im Kapitel „Geräte“ noch eingegangen. Abbildung 1: Künstler an einem „Moog Modular Synthesizer“ Einzelne Musiker wie auch Bandmitglieder fingen an, sich für die neue Technik und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten zu interessieren. So nutzte beispielsweise Walter Carlos, ein amerikanischer Student für Kompositionslehre, den Moog-Synthesizer für sein Album „Switched-on Bach“, in dem er im Jahr 1968 Stücke von Bach ausschliesslich mit dem Synthesizer nachspielte. Auch die Band „Pink Floyd“ nutzte den MoogSynthesizer für Ihre Werke wie z.B. für „The Dark Side Of The Moon“ (1973) und waren somit Vorbild für diverse folgende „Psychedelic Rock“- bzw. deutsche „Krautrock“-Projekte. 06.11.2008 Seite 5 / 24 IN4B Vertiefungsarbeit „Elektronische Musik“ Reto Furrer 2.2 Synth-Pop Die deutsche Band „Kraftwerk“ fing im Jahre 1973 damit an, eine völlig neue Musikart mit rein elektronischen Instrumenten zu erschaffen. Die Musik enthielt vielfach melodische Elemente, Sprechgesang und war untermalt mit diversen Klangeffekten. Mit diesem Zusammenspiel erschuf Kraftwerk die Musikrichtung „Elektro-Pop“ bzw. „Synth-Pop“. Abbildung 2: Die Band "Kraftwerk" als Roboter Nachfolgend ein Zitat eines der Bandmitglieder von Kraftwerk: „After the war, German entertainment was destroyed. The German people were robbed of their culture, putting an American head on it. I think we are the first generation born after the war to shake this off, and know where to feel American music and where to feel ourselves. We cannot deny we are from Germany.“ - Ralf Hütter (Kraftwerk): Interview mit Lester Bangs, 1975 Übersetzung durch den Autor: „Nach dem Krieg war die deutsche Unterhaltungs-Kultur zerstört. Die Deutschen waren ihrer Kultur beraubt; nun wurde derselben ein amerikanischer Kopf aufgesetzt. Ich denke wir sind die erste Generation nach dem Krieg die dies abschütteln können, und wissen, wo wir amerikanische Musik fühlen und wo unsere eigene. Wir können nicht verleugnen, dass wir Deutsche sind.“ - Ralf Hütter (Kraftwerk): Interview mit Lester Bangs, 1975 Kraftwerk war mit ihrer Musik international für viele Künstler wegweisend. Ende der 70-er Jahre wurden zudem Synthesizer zunehmend für eine breitere Masse preistechnisch erschwinglicher, was eine Vielzahl von Projekten / Bands mit rein elektronischer Musik, die sich auf Kraftwerk bezogen, hervorrief. Einige Namen sind hierbei die Band „New Order“ (das Nachfolgeprojekt der nach dem Tod des Sängers Ian Curtis aufgelösten Band „Joy Division“), die Band „Eurythmics“ und die in dieser Stilrichtung erfolgreichste Band „Depeche Mode“. 06.11.2008 Seite 6 / 24 IN4B Vertiefungsarbeit „Elektronische Musik“ Reto Furrer 2.3 Electronic Body Music - EBM Anfangs der 80-er Jahre bildete sich die sog. „Electronic Body Music”, kurz „EBM“. Diese Musik war zu grossen Teilen geprägt vom frühen „Industrial” der 70-er Jahre sowie von „Punk“. EBM war gebaut auf beabsichtigt tanzbaren, basslastig repetitiven Rhythmen, verschiedenartigen Soundeffekten sowie parolenähnlichem Sprechgesang. Die Grundstimmung der Musikrichtung war düster geprägt und die Geschwindigkeit der Bassschläge lag generell bei 90 – 140 BPM (engl. BPM = beats per minute = Schläge pro Minute). Die „Gruftie“-Bewegung, welche generell dystopische Weltanschauungen vertrat und sich als Gegensatz zur aufgesetzt-fröhlichen Spassgesellschaft verstand, fand in dieser Musik einen wichtigen Teil ihres Ausdrucks. Bedeutende Bands dieses Genres waren unter anderem „DAF“ („Deutsch-Amerikanische Freundschaft), „Front 242“ oder „Die Krupps“. Abbildung 3: Flyer eines EBM-Konzerts der Band „Front 242“ 2.4 House Etwa zeitgleich fingen Anfangs der 80-er Jahre Discjockeys (kurz „DJs“) in der USamerikanischen Stadt Chicago damit an, in einem Club namens „Warehouse“ Schallplatten der damals aktuellen Disco-Musik auf den puren Rhythmus-Teil zu reduzieren. Dieser versetzt nach Angaben dieser DJs die Leute im Club am meisten in Ekstase. Diese Art der reduzierten Musik wurde „House“ genannt, abgeleitet vom Namen des Clubs: „Warehouse“. In der Mitte der 80-er wurden schliesslich House-Projekte lanciert, in denen solche Rhythmus-Parts nach Vorbild der angepassten Disco-Tracks elektronisch gebildet wurden und so die ersten echten House-Schallplatten entstanden. House bewegt sich hauptsächlich in einer BPM-Geschwindigkeit von 120 bis 130. 2.5 Acid House Die Weiterentwicklung des House-Stils Ende der 80-er Jahre nannte sich „Acid House“. Der Namensteil „Acid“ ist angelehnt an die umgangssprachliche Bezeichnung von LSD. Diese meist leicht härtere, jedoch geschwindigkeits-technisch gleich schnelle Variante des ursprünglichen House wurde vor allem in Englang und der Insel Ibiza gespielt und erlebte ein durch die Medien lancierten Trend. Das etablierte Symbol des Genres und der Szene, der „Smiley“ (Bild rechts), wurde auf jeglichen, Acid House auch nur leicht ähnlich klingenden, Tonträgern angebracht. 06.11.2008 Seite 7 / 24 IN4B Vertiefungsarbeit „Elektronische Musik“ Reto Furrer Dies ging so lange, bis die Öffentlichkeit hinter die Bedeutung des Begriffs „Acid“ kam. Die Reaktion war ein totaler Boykott von Acid House praktisch aller Warenhäuser und einiger kommerziell ausgerichteten Radiostationen. Abbildung 4: Flyer einer Acid House Party in Bangkok (Thailand) 2.6 Techno Während die künstlerischen Projekte auf der ganzen Welt weitergingen, wurden in den Clubs die verschiedenartigsten Stile der neu entstandenen Musik zusammenhängend an den gleichen Abenden gespielt. Viele Stile hatten noch keinen fixen Namen, so wurde als Überbegriff für die verschiedenen Stile der elektronische Musik „Techno“, abgeleitet von „Technology“, verwendet. Abbildung 5: XPD Tekknozid Flyer 06.11.2008 Seite 8 / 24 IN4B Vertiefungsarbeit „Elektronische Musik“ Reto Furrer Nachfolgend ein Auszug aus einem nicht datierten Text von „WolleXDP“, einem Berliner DJ und Hauptorganisator der damals sehr beliebten Untergrund-Techno-Partyreihe „XDP“: X-Tase war das erklärte Ziel! Bewusstseinserweiterung durch Tanz und Musik. Dafür haben wir im Herbst '89 das "X-tasy Dance Project" (XDP) gegründet. Unter diesem Synonym starteten wir danach verschiedene Techno-Projekte. Grundsätzlich gab es immer nur eine Tanzfläche und einen Chillout. Unser Konzept war es, alles "Unnötige" wegzulassen und die für die Ekstase wichtigen Dinge zu potenzieren. Wir verstanden das als Antidisco! Nichts gegen Discomusik, doch mit dem Klischee einer "Disse" wollten wir definitiv nichts gemein haben. Wir wollten uns freitanzen, ohne von irgendjemandem dafür angestarrt zu werden. Die Tänzer sollten sich auf der Tanzfläche wohler fühlen können, als jeder Nichttänzer. Deshalb gab es dort auch keine Bars und keine Sitzmöglichkeiten. Es gab nicht einmal richtig Licht um sich zu orientieren. Der Dancefloor wurde so beschallt, dass eine sprachliche Kommunikation selbst am Rand ausgeschlossen war. Der Rhythmus wurde durch das Flackern der Stroboskope so verstärkt, dass ein Aufenthalt auf der Tanzfläche ohne zu Tanzen schlicht unmöglich wurde. "Entweder Tanzen oder Verschwinden!" Denn wir hatten die Nase voll von rauchenden und Bierflaschen haltenden Nichttänzern, die uns nicht nur den Platz wegnahmen, sondern uns dazu mit dummen Sprüchen über unser "Rumgehampel" nervten. wer sich auf so eine Tanzfläche einliess, verlor schnell jedes Gefühl für Zeit und Raum. Die Leute tanzten stundenlang. Es gab keine Konventionen und keine Modetänze. Jeder tanzte sich bis zur völligen Hysterie... - WolleXDP 2.7 Trance & Hardcore-Techno Eine weitere Entwicklung der zwischenzeitlich entstandenen elektronischen Musik war gegen Ende der 80-er Jahre das Hinzufügen von dominierenden melodiösen Elementen, um der generellen Monotonie der Techno-Musik entgegenzuwirken. Diese Form wurde als „Trance“ bezeichnet und war ein wichtiger Schritt der Musik. Interessanterweise entstand zeitgleich das genaue Gegenteil, nämlich „Hardcore Techno“ (engl. „Hardcore = deutsch: „Harter Kern“). Hardcore Techno forderte mehr Monotonie und noch härtere und schnellere (>160 BPM) Beats. Diese weiteren vielfältigen Stilentwicklungen spielten sich primär in Europa ab. So etablierte sich die alte Welt als starker Träger der elektronischen Musik, was einige US-amerikanische Künstler dazu bewegte, nach Europa umzusiedeln. 06.11.2008 Seite 9 / 24 IN4B Vertiefungsarbeit „Elektronische Musik“ Reto Furrer 2.8 Psychedelic Trance Im indischen Bundesstaat Goa, in welchem sich viele Anhänger der Hippie-Kultur der 60-er und 70-er Jahre niedergelassen hatten, wurde 1990 eine weitere Form elektronischer Musik erschaffen: „Psychedelic Trance“ bzw. „Goa Trance“. Künstler elektronischer Musik, vorwiegend aus Europa, reisten nach Goa um sich gegenseitig zu treffen, elektronische Musik zu tauschen und generell neue Einflüsse zu sammeln. Die Parties in Goa hatten stark ideologische, stilprägende Eigenschaften: - Die Parties waren immer unter freiem Himmel Die spirituelle Selbstsuche vieler Anwesender Die Verbundenheit zur Natur vieler Anwesender Die rituelle Auslegung der Musik Der generell bewusstere und somit bewusstseinserweiternde Umgang mit psychoaktiven Drogen Die farbintensive Dekoration der Parties und Kleidung, welche zu einem äusseren Hauptmerkmal der gesamten Szene wurde „Psychedelic Trance“, kurz Psy-Trance, wurde mit seiner Ideologie nach Europa getragen. So finden das ganze Jahr, vorwiegend jedoch in den wärmeren Jahreszeiten, Psy-TranceParties in kleinerem wie auch grösserem Rahmen statt. Auch die Schweiz hat eine verhältnismässig starke und aktiv agierende Psy-Trance-/ GoaSzene. Die grösste Veranstaltung dieses Genres in der Schweiz ist die „Zoom“-Party im Anschluss an die alljährliche „Street-Parade“ in Zürich. Abbildung 6: Psy-Trance Party im Kanton Graubünden CH 06.11.2008 Abbildung 7: Schweizer PsyTrance-Partygängerin in stiltypischer Kleidung Seite 10 / 24 IN4B Vertiefungsarbeit „Elektronische Musik“ Reto Furrer Nachfolgend ein Zeitungsartikel aus dem Jahre 1998 über eine Goa-Party in der Schweiz: Bündner Tagblatt vom Mittwoch, 10. Juni 1998: War dies etwa ein SonnentemplerTreffen? Tanzende Jugendliche, wilde Rinder und mysteriöse Gegenstände: Eine illegale «Goa»- Party im Bonaduzer Wald hat Behörden und Polizei auf Trab gehalten. 1.30 Uhr, Samstagnacht vor Muttertag, mitten im Wald oberhalb Bonaduz: Rund 70 Autos stehen säuberlich parkiert (keines im Parkverbot) neben der Strasse auf einer grösseren Wiese. Die Nummernschilder machen deutlich: Die nächtlichen Besucher sind keineswegs nur Einheimische, sondern stammen auch aus der Ostschweiz und dem benachbarten Ausland. Brennende Kerzchen markieren einen Weg, der hinter Bäumen verschwindet. Aus dieser Richtung klingt auch Musik, der Boden vibriert. Wahrlich mysteriös … Polizei kam zu früh … Das ungewöhnliche Treiben ist auch den Behörden nicht entgangen. Auf entsprechende Hinweise machte sich Dorfpolizist Hans Strub bereits um 18.30 Uhr auf, sich die Sache genauer anzuschauen: Etwa zehn Leute waren damit beschäftigt, den Platz – ohne Bewilligung – einzurichten. «Ich machte ihnen klar, dass sie ‘abfahren’ müssen», berichtet Strub, der sein Augenmerk besonders auf Brandgefahr gerichtet hatte. Die Jugendlichen aber zeigten dem Beamten Feuerlöscher und Wasser – diese Sorge sei also unbegründet. Und: Keine Rede von lauter Musik, grosser Party und vielen Leuten … Welche Überraschung, als gegen 22.00 Uhr beim Dorfpolizisten das Telefon läutete: Lärmreklamation. Strub kehrte an die Stelle zurück, wo sich nun zu harten Bassklängen allmählich ein grösseres Fest anbahnte. «Sofort aufräumen», hielt der verdutzte Dorfpolizist die Leute an. Sogar die Rinder wurden wild «Das geht nicht», entgegneten ihm diese aber. Denn dafür sei es jetzt zu spät, es steige eine Geburtstagsparty, und die Leute – aus der ganzen Schweiz – seien bereits unterwegs. 06.11.2008 «Was konnte ich da alleine schon ausrichten?», so Strub. Als dann aber auch noch – durch den Lärm völlig wild geworden – 20 eingezäunte Rinder durchbrannten, war der Zapfen ab: Strub bot die Kantonspolizei auf. «Schliesslich war das illegal.» Mit der «Verstärkung » wurde dem Fest – aber erst um 7.30 Uhr – ein Ende gesetzt; ein Polizist zog kurzerhand den Stromstecker heraus. Waren es Sonnentempler? Gemäss Angaben der Polizei soll das Fest von 200 Leuten besucht worden sein. Die Organisatoren, die von der Dimension der Party selber überrascht worden sind, sprechen sogar von 400. Lange Zeit unklar blieb für Behörden und Polizei offenbar der Hintergrund dieser sogenannten «Goa-Party». «Sie waren von der Idee, dass es sich um einen Sektentreff handelt, fast nicht abzubringen», erklärt ein Mitorganisator, der nicht namentlich genannt werden möchte. Dabei soll sogar von Sonnentemplern die Rede gewesen sein. Zu Unrecht? «Nun, vielleicht muten unsere Dekors etwas phantasievoll an», bringt er ein gewisses Verständnis auf. Von solchen Verdächtigungen will Gemeindepräsident Christian Demarmels, der ebenfalls eingeschaltet wurde, im nachhinein aber nichts mehr wissen. «Laut musizierende, ansonsten aber friedliche Jugendliche», fasst Alois Hafner, Pressesprecher der Kantonspolizei, zusammen: «Ein bisschen Nachtruhestörung, aber kein eigentlicher Tatbestand.» Damit ist die rund 20köpfige Organisatorengruppe, von denen zwei Leute auf den Polizeiposten zitiert worden waren, mit einem blauen Auge und einer kräftigen Verwarnung («das nächste Mal kommt die Polizei früher») davongekommen. Übrigens: Um 12.00 Uhr war der Platz anstandslos aufgeräumt; als ob gar nichts passiert wäre … Techno abgeleiteter und bedeutend melodiöser Musikstil, der seinen «Ursprung» in Südindien hat. Entsprechend wird bei Goa-Partys neben der eigentlichen Musik insbesondere auch auf den besonderen Rahmen geachtet: Während zu einer Diskothek Scheinwerfer und Long-Drinks gehören, sind dies bei einer Goa-Party unter anderem Kerzchen, Lämpchen, Lichter, zum Teil auch buddhistische Gegenstände, Räucherstäbchen und ein obligater Teeausschank. Während in anderen Teilen der Schweiz und dem benachbarten Ausland Goa-Partys auch unter Dach stattfinden, werden sie in Graubünden vorwiegend im Freien abgehalten; einerseits aus Platzmangel und andererseits der speziellen Atmosphäre wegen. Eine eigentliche Werbung für den Anlass gibt es nicht, vielmehr gibt es Mundzu-Mund-Reklame. Zudem werden in den interessierten Musikkreisen Flyer (kleine Werbezettel) herumgeboten. Die Goa-Party, die in der Nacht auf Muttertag in Bonaduz stattfand, war die erste Goa- Party in diesem Jahr in Graubünden. Die Veranstalter sehen unter anderem darin den Grund für den überdurchschnittlichen Besucheraufmarsch. Gemäss den Veranstaltern, die eigentlich mehr eine lose Gruppe befreundeter Leute im Alter zwischen 18 und 40 denn Organisatoren im eigentlichen Sinn sind, sollen diesen Sommer noch zwei bis drei weitere Goa-Partys in Graubünden stattfinden. Wann und wo diese durchgeführt werden sollen, konnten (oder wollten) sie zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht bekanntgeben. Was ist eigentlich eine «Goa-Party»? Sogenannte «Goa-Parties» werden weltweit organisiert, in Graubünden seit rund sechs Jahren. Goa ist ein vom Seite 11 / 24 IN4B Vertiefungsarbeit „Elektronische Musik“ Reto Furrer 2.9 Drum’n’Bass Anfang der 90-er-Jahre wurde ein weiterer, für die Kultur der elektronischen Musik wichtiger Grundstein geschaffen: Drum’n’Bass. Dieser Stilrichtung zeichnet sich besonders durch die starke Verwendung von aneinander gelegten Schlagzeugsolos, vielfach aus „Funk“-Tracks, in Zusammenspiel mit harten und schnellen Bassschlägen aus. Die Geschwindigkeit liegt meist zwischen 140 – 190 BPM. Diverse Soundeffekte sowie auch bei einzelnen Künstlern dem Tempo der Musik angepasster Sprechgesang füllen den stiltypischen Sound aus. Der allgemeine Ursprung des Genres befindet sich in London. 2.10 Weiterentwicklung und Wirtschaft Nachdem die wichtigsten, oben erwähnten Grundsteine gelegt und unzählige Subgenres, ob benannt oder unbenannt, entstanden, wurden immer weitere Sub-Subgenres sowie direkt angrenzende, teils auf ältere Produktionen zurückgreifende Weiterführungen der Genres erschaffen. Die Vielfalt ist hierbei endlos. Durch die immer weitere Verbreitung von Synthesizern, die immer mehr Funktionen integriert hatten, sowie mit den zunehmend stärker aufkommenden Computern wurde die Musik in jegliche Richtungen geführt. Die Musikindustrie fing nun spätestens in den 90-er Jahren damit an, den Trend der elektronischen Musik für sich kommerziell zu nutzen. So wurde mit verschiedensten Mitteln versucht, eine noch breitere Masse für elektronische Musik, jedoch in abgeschwächter und nicht-rebellisch präsentierter Form, zu fangen. Dies rief verschiedenste Reaktionen in den Szenen hervor: Einige gaben sich der für sich selbst erfolgversprechenden Industrie hin, andere zogen sich komplett in den Untergrund zurück und wieder andere fingen mit noch härteren Mitteln der Provokation oder anderen Gegenmassnahmen an sich vor der Industrie zu schützen. Ein Beispiel für solche Gegenmassnahmen ist die sogenannte „Freetekno“-Bewegung. Diese verzichtet unter anderem auf die Präsentation von DJs und deren Namen. DJs werden hinter Tüchern vor dem Publikum versteckt, damit kein Kult-Status einzelner Personen entsteht und sich die Teilnehmer der Anlässe völlig auf die Musik konzentrieren können/müssen. Die Musikrichtungen sind niemals vordefiniert, es herrscht eine Vermischung jeglicher Stile, jedoch immer im Bereich elektronischer Musik. Die Anlässe werden zudem vielfach illegal und auf nicht-gewinnorientierter Ebene durchgeführt. Kern dieser Bewegung ist die Tschechei. In der heutigen Jahren sind die Fronten verhältnismässig klar: Es gibt den von der Industrie breit vereinnahmten Mainstream und den sich in vor allem in Subgenres abspaltenden Untergrund. Die Industrie ist jedoch immer darauf bedacht, in den Untergrund Einblick zu gewinnen um sofort Strömungen vereinnahmen und vermarkten zu können. Dies sind harte Worte gegen die Industrie. Bei der Hinterfragung, was Kultur ist, kristallisiert sich schnell einer der wichtigsten Punkte dessen heraus: Identität. Wenn Identität verkauft wird, verliert diese schnell ihre Grundsubstanz. Wenn ein kreatives kulturelles Produkt gestohlen und auf gerade den Teil der Menschheit abgestimmt wird, wogegen sich der eigentliche Künstler möglicherweise auszusprechen versuchte, liegen die Gegenreaktionen auf der Hand. So besteht hier ein gutes Beispiel vom Kampf und den dazugehörigen Mitteln zwischen Untergrund und Musikindustrie: Nachdem das Projekt „Underground Resistance“ 1999 einen Techno-Clubhit geschaffen hatte, interessierte sich das Major-Label „Sony“ für eine breite, weltweite Veröffentlichung des Stücks. „Underground Resistance“ lehnten dies jedoch aus Überzeugung ab. 06.11.2008 Seite 12 / 24 IN4B Vertiefungsarbeit „Elektronische Musik“ Reto Furrer Da keine Zustimmung von der Seite der Künstler kam, entschied sich Sony, das Stück kurzerhand als Coverversion unter anderem Namen mit einem dazugehörigen Video-Clip weltweit zu vermarkten. Die Reaktion der Szene war eine Überflutung Sonys Mailserver mit Protestmails. Sonys Reaktion war ein unkommentiertes Zurückziehen des Stücks. In Südamerika wurde der Titel jedoch weiterhin mit der gleichen Technik vermarktet. Dazu eine Aussage von Mike Banks, Projektmitglied von Underground Resistance: Es waren schmutzige Geschäfte! Aber über die rechtlichen Fragen hinaus war das für uns eine spirituelle Schändung. Ich bete für die Seelen der Leute, die das getan haben. Denn das war wie einen Engel zu vergewaltigen. - Mike Banks, Underground Resistance Abbildung 8: Freetekno-Festival in Holland 06.11.2008 Seite 13 / 24 IN4B Vertiefungsarbeit „Elektronische Musik“ Reto Furrer 3 Geräte 3.1 Synthesizer Ein Synthesizer ist ein elektronischer Klangerzeuger, der sich durch den Aufbau von Oszillator (Wellenerzeuger) und Filtern als Grundkomponenten auszeichnet. Diese zwei Komponenten sind mit diversen Einstellungen konfigurierbar, so dass Klänge bis zur Unkenntlichkeit verfremdet werden können. Der Unterschied zum „normalen“ Keyboard liegt darin, dass das Keyboard mit unveränderbar vordefinierten Klängen arbeitet. Bei Synthesizern unterscheidet man zwischen analogen und digitalen Geräten. 3.1.1 Analoge Synthesizer 3.1.1.1 Monophone Synthesizer Der erste wirklich spielbare Synthesizer wurde im Jahr 1964 vom Hersteller „Moog“ unter dem Namen „Moog Modular System“ auf einer Musikmesse präsentiert. Dieser analoge Synthesizer besass einen Klang, der viele Musiker in dieser Zeit zu begeistern wusste. Das wohl bekannteste Stück, welches vollständig und rein instrumental mit diesem Synthesizer aufgenommen wurde, heisst „Popcorn“ eines Künstler unter dem für dieses Stück gewählten Pseudonym „Hot Butter“. Da das „Moog Modular System“ nicht wirklich einfach zu transportieren war, entwarf die Firma Moog einige Zeit später den „Mini Moog“-Synthesizer, der im Jahre 1970 erstmals verkauft wurde. Dieser enthielt die wichtigsten Komponenten seines grossen Bruders in einem kompakteren Gehäuse. Abbildung 9: Korg Mini Moog Synthesizer Der Nachteil dieser Synthesizer lag jedoch an der sogenannt „monophonen“ Spielart. Monophon bedeutet, dass das Gerät nur einen Ton gleichzeitig erzeugen kann. Ein anderer Nachteil war bis dahin die Unmöglichkeit, getätigte Einstellungen zu speichern. Trotz diesen Nachteilen experimentierten diverse Bands mit diesen Geräten. Bekanntere Bands waren beispielsweise Pink Floyd, Kraftwerk oder auch die Beatles. 06.11.2008 Seite 14 / 24 IN4B Vertiefungsarbeit „Elektronische Musik“ Reto Furrer 3.1.1.2 Polyphone Synthesizer Im Jahr 1976 erschienen die ersten polyphonen Synthesizer. Polyphon ist das Gegenteil von monophon. Die Wörter „Poly“ und „Mono“ leiten sich vom griechischen ab und bedeuten „mehr“ (poly) beziehungsweise „eins“ (mono). Diese Geräte waren nun also in der Lage, mehrere Töne gleichzeitig zu erzeugen. Ein weiterer gleichzeitiger Entwicklungsschritt war die Möglichkeit, auf den neueren Geräten nun Einstellungen speichern zu können. Auch wurden die Geräte immer kompakter sowie leichter und somit auch mobiler. 3.1.2 Digitale Synthesizer Der erste erschwingliche digitale Synthesizer erschien 1983. Dieses neue Gerät arbeitete nur noch mit mathematischen Berechnungen der nun digitalen Oszillatoren für die Klangerzeugung. Viele neue Türen öffneten sich zudem durch die noch breiteren Speichermöglichkeiten, welche nun mit der Digitalisierung in Erscheinung traten. Durch das Aufkommen der digitalen Synthesizern und ihren neuen Möglichkeiten verschwanden die alten analogen Geräte Stück für Stück. Die Geräte wurden nun immer mehr darauf abgestimmt, „natürlichere“ Klänge zu erzeugen, wie beispielsweise ein natürlich klingendes Saxophon. Immer weiter wurden die Geräte technisch aufgerüstet, sodass sie die Rechenleistung für mathematische Berechnungen, die dafür notwendig sind, hergeben konnten. Des einen Vorteil war auch der anderen Nachteil: Da viele der neuen Synthesizer einerseits durch die Digitalisierung, anderseits durch die immer sauberer und natürlicher klingenden Oszillatoren einen „zu“ natürlichen Klang im Gegensatz zu den hörbar künstlich und kratzig klingenden analogen Synthesizern erzeugten, wurde immer weiter an der Klangtechnik auch in dieser Richtung gearbeitet. Geräte mit analogen und digitalen Komponenten kombinierten Bausteinen, sogenannte Hybrid-Synthesizer, erschienen. Die veralteten analogen Geräte wurden jedoch immer mehr von Nostalgikern wieder ausgegraben. Ein weiterer Meilenstein war deshalb die Erfindung des virtuell-analogen Synthesizers Ende der 80er-Jahre: Dieser Synthesizer-Typ konnte die unnatürlich und unsauberen Klänge der alten analogen Synthesizer simulieren. Natürlich ist hierbei zu betonen, dass auch diese Klangerzeugung nur eine Simulation ist und der Klang sich deshalb noch immer, wenn auch nur geringfügig, von den echten analogen Geräten unterscheidet. Abbildung 10: Yamaha An1x virtuell-analoger Synthesizer 06.11.2008 Seite 15 / 24 IN4B Vertiefungsarbeit „Elektronische Musik“ Reto Furrer 3.2 Drum-Machine Die Drum-Machine (von engl. „Drum“ = Trommel), auch Drum-Computer genannt, ist ein Gerät, welches elektronisch perkussive Klänge erzeugen kann. Dies geschieht entweder durch Klangerzeugung wie bei Synthesizern oder aber über sog. Samples, d.h. vordefiniert abgespeicherte Klänge. Wie bei den normalen Synthesizern waren die ersten Drum-Machines mit eigener Klangerzeugung analog und nur mehr oder weniger speicherungsfähig. Eine Drum-Machine mit umfangreicher Speichermöglichkeit war die „Roland TR-808“ aus dem Jahr 1981. Dieses Gerät beeinflusste mit seinen charakteristisch eigenen Klängen stark Musikrichtungen wie z.B. „Acid House“ und „Psychedelic Trance“. Abbildung 11: Roland TR-808 Die digitalen Geräte revolutionierten auch bei den Drum-Machines den Markt. Die Klänge wurden natürlicher und vielfach nur noch mit Samples bestückt. So wurden auch hier immer wieder ältere Geräte „ausgegraben“. Durch das Aufkommen von immer besser ausgestatten Synthesizern, die bereits eine eigene Drum-Machine integriert hatten, verschwanden die Geräte mehr und mehr. 3.3 Sequencer Ein Sequencer (abgeleitet von Sequenz) bezeichnet ein Gerät, welches grundsätzlich in der Lage ist, Tonfolgen in Form von vordefinierten Noten oder in Form eines konkreten, unveränderlichen Abbilds, an einen Klangerzeuger (Keyboard, Synthesizer, o.Ä.) zu übergeben. Das Gerät übergibt die Tonhöhe, die Tondauer, die Geschwindigkeit sowie je nach Typ und entsprechender Konfiguration auch diverse weitere Eigenschaften. Die ersten erhältlichen Sequencer Mitte der 70-er Jahre waren sogenannte „StepSequencer“. Der Name ist geprägt vom Konzept, bei welchem die Tonfolge Schritt für Schritt (engl. „Step-by-Step“) eingegeben wird. Diese Tonfolge wird weiter mit Einstellungen wie der Dauer des einzelnen Tons dem Klangerzeuger übergeben. Dabei waren anfangs zwischen 8 bis 64 Töne, abhängig vom Gerät, möglich. 06.11.2008 Seite 16 / 24 IN4B Vertiefungsarbeit „Elektronische Musik“ Reto Furrer Abbildung 12: SYNTHI Sequencer 256 Die revolutionäre Weiterentwicklung war die Anpassung der Schnittstelle der Geräte auf „MIDI“. Dieser eingeführte Standard löste die proprietären, von Hersteller zu Hersteller variierenden Standards der Übertragung ab. Mit diesem neuen Standard war es möglich, Steuerdaten direkt über ein Keyboard einzulesen und zu speichern. Die Weiterentwicklung des Step-Sequencers wurde Pattern-Sequencer (deutsch: „MusterSequencer) genannt. Mit solchen Geräten konnten noch komplexere Abläufe dem Klangerzeuger übergeben werden. Dies ist im Zuge der technischen Entwicklung immer einfacher möglich geworden. Wie auch bei der Drum-Machine fand immer mehr ein Verschwinden der Geräte statt, da die Sequencer-Funktion in den nachfolgenden Synthesizer-Modellen integriert wurde. 3.4 Vocoder Weiter zu erwähnen sind bei elektronischen Musikgeräten die sogenannten „Vocoder“. Der Begriff „Vocoder“ ist zusammengesetzt aus den englischen Begriffen „Voice“ für Stimme und „Encoder“ für Codierer und stammt ursprünglich aus dem militärischen Bereich. Ein Vocoder ist in der Lage, die menschliche Stimme auf verschiedenste Arten zu manipulieren, d.h. zu verzerren, in ein virtualisiertes Instrument umzuwandeln oder auf andere Arten verändert klingen zu lassen. So sind beispielsweise roboter-ähnliche Stimmen wie beim Musikstück „Die Roboter“ der Gruppe „Kraftwerk“ möglich. Abbildung 13: Korg Vocoder 06.11.2008 Seite 17 / 24 IN4B Vertiefungsarbeit „Elektronische Musik“ Reto Furrer 4 Interview und Umfrage 4.1 Interview mit DJ SK Nachfolgend ein mit dem aus der Schweiz stammenden DJ SK durchgeführtes Interview. DJ SK ist spezialisiert auf die Musikrichtung „Drum’n’Bass“ und konnte in seiner fünfjährigen Laufbahn bereits Auftritte in bekannten Clubs wie der „Dachkantine“ in Zürich, dem „Rohstofflager“ in Zürich wie auch im „Elektrokeller“ in St. Gallen verzeichnen. Autor: Was ist für dich der Anreiz des Spielens von elektronischer Musik, oder vielleicht auch speziell deiner Genres? DJ SK: Der Anreiz ist wie du zusehen kannst, dass die Musik die Leute begeistert. Du stehst oben und bringst die Leute mit deiner Musik zum Tanzen. Du beeinflusst Ihre Gefühle, mit schnellen wie mit langsamen Tracks. Bei Elektro (elektronischer Musik) kommen die Leute meist wegen der Musik und lassen sich somit auf die Musik auch mehr ein. Autor: Bist du der Ansicht, dass elektronische Musik einen rituellen Charakter haben kann? DJ SK: Eher nein. Da sehe ich keinen Ansatz. Autor: Was magst du mehr in der elektronischen Musik: Monotonie oder Melodie? DJ SK: Immer eine Mischung aus beidem. Eine passende Verbindung. Autor: Hat für dich die Musik, die du auflegst, einen politischen Charakter? DJ SK: Nein, nicht mehr. Ich denke, da die Musik (Drum’n’Bass) ursprünglich aus dem Untergrund kommt und nicht vom Mainstream eingenommen wurde, hat sie zwangsläufig eine entsprechende Aussage. Autor: Was glaubst du sind die konkreten positiven oder negativen Veränderungen, die die elektronische Musik mit ihren dazugehörigen Szenen seit ihrer Entstehung durchlebt hat? DJ SK: Durch die Musik konnten sich viele Kulturen miteinander verbinden. So treffen sich auch noch heute die verschiedensten Leute an Elektro-Parties. So bildete sich eine völlig neue Subkultur. Negativ finde ich, dass vor allem in der heutigen Zeit Elektro immer mehr mit Drogenkonsum und nächtelanger Zerstörung des Körpers in Verbindung gebracht wird. Autor: Interessierst du dich auch für andere, nicht-elektronische Musik? DJ SK: Ja, wegen der Abwechslung. Autor: Vielen Dank für das Interview! 06.11.2008 Seite 18 / 24 IN4B Vertiefungsarbeit „Elektronische Musik“ Reto Furrer 4.2 Umfrage zum Thema Über das Internet wurde eine Umfrage zum Thema „Elektronische Musik“ durchgeführt. Die Umfrage wurde von verschiedenen, zu grossen Teilen jedoch dem Thema positiv zugeneigten, Bekannten des Autors beantwortet. Die folgenden Fragen sollten von den Teilnehmern beantwortet werden. Teilnehmeranzahl: 17 1. Frage: „Interessierst du dich für elektronische Musik?“ 2. Frage: „Wie regelmässig gehst du an Partys mit vorwiegend elektronischer Musik?“ 06.11.2008 Seite 19 / 24 IN4B Vertiefungsarbeit „Elektronische Musik“ Reto Furrer 3. Frage: „Aus welchen Gründen gehst du an diese Partys?“ 4. Frage: „Was für eine Bedeutung hat für dich das Tanzen bei elektronischer Musik?“ (freie Antwort) - - - - Die Musik hat durch seine vielfach vorhandene Monotonie eine hypnotische Wirkung auf mich. Zudem sind die Möglichkeiten der Klangveränderung grösser als bei Musik mit natürlichen Instrumenten, was sich auf das Bewusstsein und somit auf das Tanzen an sich auswirkt. -eine spezielle Art -etwas anderes zu geniessen sehr wichtig, tanze sowieso gern aber noch lieber zu elektronischer musik. tanze mich gern weg in andere welten... keine grosse keine Es gehört einfach dazu. Dem Körper freien Lauf lassen zu können Manchmal ist es schön abzuschalten einfach mit einem Getränk in dazusitzen und die elektronische Musik zu "lauschen." Manchmal ist es aber auch schön sich dazu zu bewegen und sich vom Rhytmus treiben zu lassen. energie abloh (0: umehüpfä und s'luschtig ha... Für mich bedeutet dies Ausdruck! Ausdruck meiner Gefühle. Positiv wie auch negativ! Eine weitere Bedeutung ist für mich das freie Tanzen! Tanzen ohne Regeln und Grenzen. Alles ist erlaubt! keine (leer gelassene Antwort) Freiheit, eine Art von Abschalten, einfach loslassen und so sein wie man möchte. (leer gelassene Antwort) Freiheit Sorglosigkeit eifach mal voll abgah...:) muss nicht immer tanzen sein, lasse mich auch mal gerne nur durch zuhören in andere, höhere sphären tragen. 06.11.2008 Seite 20 / 24 IN4B Vertiefungsarbeit „Elektronische Musik“ Reto Furrer 5. Frage: „Entscheide dich: An welche Party mit elektronischer Musik gehst du?“ 6. Frage: „Glaubst du, dass in Zukunft elektronische Musik die traditionelle Musik annähernd bis komplett verdrängen wird?“ Der Autor bedankt sich bei allen Teilnehmern der Umfrage! 06.11.2008 Seite 21 / 24 IN4B Vertiefungsarbeit „Elektronische Musik“ Reto Furrer 5 Schlusswort Ich hoffe, dass Ihnen das Lesen meiner Vertiefungsarbeit einen tieferen Einblick in die Materie der elektronischen Musik geben konnte. Ich selbst konnte bei der Erstellung dieser Arbeit vieles über das gesamte Gebiet lernen. Ich konnte sehr viele Wissenslücken stopfen, so dass ich nun ein fundierteres Bild über die behandelten Themen habe. So war ich vor dem Schreiben der Arbeit in der Überzeugung, bereits viel über das Thema zu wissen. Dem wurde ich nun eines Besseren belehrt. Jetzt bin ich am Punkt, dass ich weiss, dass ich von vielem nicht-technischen trotz langer Auseinandersetzung noch immer eine 2-Dimensionale Ansicht habe. Eine Erweiterung dieses Wissens ist nur durch weiteres, direktes Mitwirken in den Entstehungspunkten bzw. im eigenen Erschaffen von Entstehungspunkten der Kultur möglich. Ich konnte mir selbst jedoch bestätigen, dass ich diesbezüglich auf dem richtigen Weg bin. Meine eigene Arbeit zu bewerten ist für mich in diesem Fall nicht einfach. Zwar könnte man behaupten, ich hätte noch tiefer auf die einzelnen Themen eingehen können. Dies hätte jedoch dazu geführt, dass etwas anderes mehr verdrängt worden oder auch auf etwas zu wenig Relevantes eingegangen worden wäre. Ich selbst bin mir bewusst, dass die Arbeit nicht unbedingt als konkrete objektive Zusammenfassung der elektronischen Musik bezeichnet werden kann. Dazu sind nicht alle Teilaspekte genau ausgeleuchtet worden. Vor allem den Bereich der kommerziellen Nutzung der Musik habe ich, wie schon im Vorwort erwähnt, nur am Rande einbezogen. Diese Eingrenzung des Themas empfinde ich jedoch auch im Nachhinein noch immer als sinnvoll und richtig. Aus dem Standpunkt meiner Ansicht gebe ich meiner Arbeit notentechnisch eine 4,75. Natürlich freue ich mich über eine mögliche höhere Bewertung meiner Arbeit Aussenstehender. Ich bin froh, diese Arbeit geschrieben zu haben. Ich bedanke mich für das Lesen! Der Autor 06.11.2008 Seite 22 / 24 IN4B Vertiefungsarbeit „Elektronische Musik“ Reto Furrer 6 Glossar Begriff Erklärung Acid Deutsch: Säure; Umgangssprachlicher Ausdruck für die Droge LSD Beat Der instrumentale Bereich eines Musik-Stücks BPM Engl.: „Beats per Minute“ = Schläge pro Minute; GeschwindigkeitsMass der Musik Chillout Für die Entspannung festgelegter Bereich einer Party DJ Abkürzung für den engl. Begriff „Disc Jockey“, welchen die Person bezeichnet, welche Musik an Partys von Schallplatten/CDs/etc. abspielt. Drum Engl. Begriff für Trommel: Begriff wird generell für die EBM Engl.: „Electronic Body Music“; In den 80-er Jahren entstandenes Genre elektronischer Musik Electro / Elektro Umgangssprachlicher Sammelbegriff für sämtliche Stilrichtungen (tanzbarer) elektronischer Musik Goa Bundesstaat in Indien; wird auch als Bezeichnung für den in Goa entstandenen Psy-Trance verwendet Mainstream Engl. Begriff für „Hauptstrom“; wird als Begriff für die Bewegung der breiten Masse der Menschen verwendet Moog Herstellerfirma elektronischer Klangerzeuger mit Pionierstatus. Oszillator Schwingungserzeuger, Grundkomponente eines Synthesizers Psy Abkürzung vom englischen „Psychedelic“, zu Deutsch „Psychedelik“, welches für die Art eines bestimmten Rauschzustands, wie unter psychoaktiven Drogen wie z.B. LSD und Meskalin, steht. Stroboskop In konfigurierbarem, regelmässigen Intervall flackerndes Licht. Synthesizer Elektronischer Klangerzeuger Vocoder Gerät für die Veränderung bzw. Verschlüsselung von Sprachdaten 06.11.2008 Seite 23 / 24 IN4B Vertiefungsarbeit „Elektronische Musik“ Reto Furrer 7 Quellenverzeichnis 7.1 Text http://www.wikipedia.de Wikipedia: Elektronische Musik http://www.wikipedia.de Wikipedia: Electro http://www.wikipedia.de Wikipedia: Electro-Pop http://www.wikipedia.de Wikipedia: Synth-Pop http://www.wikipedia.de Wikipedia: EBM http://www.wikipedia.de Wikipedia: Techno http://www.wikipedia.de Wikipedia: House http://www.wikipedia.de Wikipedia: Acid House http://www.wikipedia.de Wikipedia: Psy-Trance http://www.wikipedia.de Wikipedia: Kraftwerk (Band) http://www.wikipedia.de Wikipedia: Karlheinz Stockhausen http://www.wikipedia.de Wikipedia: Walter Carlos http://www.wikipedia.de Wikipedia: Underground Resistance http://www.wikipedia.de Wikipedia: Freetekno http://www.wikipedia.de Wikipedia: Synthesizer http://www.wikipedia.de Wikipedia: Drum-Computer http://www.wikipedia.de Wikipedia: Sequencer http://www.wikipedia.de Wikipedia: Vocoder http://www.techno.org Techno.org: Electronic Music Guide http://www.mysticalforum.ch Mysticalforum http://www.tekknozid.de XDP Tekknozid http://www.divusmodus.ch Divus Modus Forum 7.2 Bilder http://web.media.mit.edu Synthesizer-Studio http://www.wikipedia.de Künstler an einem Moog Synthesizer http://rollmops.files.wordpress.com Die Band „Kraftwerk“ als Roboter http://www.wikipedia.de Front 242 Ticket http://www.wikipedia.de Smiley http://www.photobucket.com Flyer einer Acid House Party in Bangkok http://www.tekknozid.de XDP Tekknozid-Flyer http://www.dideldum.ch Schweizer Psy-Trance-Party http://www.meinbild.ch Schweizer Psy-Trance Partygängerin http://www.cyberrise.de Freetekno-Festival in Holland http://www.wikipedia.de Micromoog Synthesizer http://www.livefilestore.com Yamaha An1x virtuell-analoger Synthesizer http://www.electro-funk.de Roland TR-808 Drumcomputer http://www.hyperreal.org Synthi Sequencer http://www.dma.ufg.ac.at Korg Vocoder http://www.taringa.net Wendy Carlos 06.11.2008 Seite 24 / 24