zum - Krückemeier Medien

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13. bis
17. Juni 2012
auf Schloss
Rheda
Musik, Spiel, Tanz
Das Festival-Programm
Zauberhafte Kulisse
Schloss Rheda als Festivalort
Kultur hoch fünf
Die beteiligten Institutionen
Die kommunikative
Kraft der Kultur
Kultursponsoring-Referentin
Friederike von Reden
im Interview
Sehr geehrte Damen und Herren,
zur 1. Biennale für Ostwestfalen-Lippe
begrüße ich Sie, auch im Namen meiner Frau,
sehr herzlich auf Schloss Rheda.
Das Festival Land.Schafft.Kultur knüpft an alte
Beziehungsnetzwerke und Traditionen in OstwestfalenLippe an. Eine ebenso ausgeprägte und sicher um einiges
illustrere Musikkultur gab es am Schloss Rheda aber auch
am Detmolder Hof. Dort war Johannes Brahms Musiklehrer des fürstlichen Nachwuchses. Die Aufführungen der
Musikhochschule Detmold, der Nordwestdeutschen Philharmonie und des lippischen Landestheaters lassen davon
etwas wieder aufleben, da auch Noten aus dem Rhedaer
Archivbestand gespielt werden sollen. Das Theater in
Ostwestfalen-Lippe hat vermutlich seine Wurzeln auch am
Schloss Rheda, wo das erste Theatergebäude der Region
schon vor 250 Jahren errichtet wurde. Die Aufführungen
im Schlosstheater wurden auf der Vorburg über lange Zeit
von Bürgern der Stadt sowie von Mitgliedern des Grafenund Fürstenhauses bestritten. Im Publikum saßen ebenfalls Hof und Bürger beieinander. Seither sind etliche Theater in unserer Region gebaut worden, die das kulturelle
Angebot Ostwestfalen-Lippes prägen. Die Begeisterung der
Bürger für ihr Theater ist ungebrochen. Die großen Theater in Bielefeld, Detmold und Paderborn sind bei
Land.Schafft.Kultur erfreulicherweise vertreten und
zeigen die beeindruckende Bandbreite der Möglichkeiten
unserer regionalen Ensembles.
Mein besonderer Dank gilt den Förderinstitutionen und den Unternehmern, und Christiane Pfitzner, die
sich mit erheblichem Engagement für die Umsetzung der
Festivalpläne eingesetzt hat. Das gilt auch für Michael
Heicks, Intendant am Theater Bielefeld, und Dieter
Powitz, stellvertretender Intendant am Theater Bielefeld
und Festivalleiter bei Land.Schafft.Kultur. Sie haben
das vielseitige Programm der diesjährigen OWL-Biennale
zusammengestellt und mit ihrem Team die einzelnen Partner koordiniert, so dass wir uns auf ein großartiges Festivalprogramm auf Schloss Rheda freuen können. Ihnen
allen wünsche ich einen herausragenden Kulturgenuss bei
Land.Schafft.Kultur am Schloss Rheda!
Erbprinz zu Bentheim-Tecklenburg
FESTIVAL-MAGAZIN | 3
Inhalt
Kultur5
Von der Idee,
sich stets neu
zu erfinden Inhalt
Die Idee, Ostwestfalen-Lippe als Kulturlandschaft
gemeinsam zu präsentieren, entstand im Jahr 2009.
Statt sich lange mit „man müsste doch“ herum zu
plagen, taten die Initiatoren Christiane Pfitzner und
Dr. Wolfgang Böllhoff das einzig Richtige: Sie holten
die Verantwortlichen der wichtigsten Kulturinstitutionen an einen Tisch, erarbeiteten ein Finanzierungskonzept und gingen auf Sponsorensuche. Und nun
wird die Idee zur Wirklichkeit. Nach einem „Testlauf“,
dem Prolog 2011, beginnt am 13. Juni die erste
Biennale für Ostwestfalen-Lippe – das Festival
Land.Schafft.Kultur.
Die Idee ist so einfach, wie genial: Alle zwei
Jahre präsentieren sich nun die fünf Kulturinstitutionen, die so vielfältig und unterschiedlich sind, wie der
Landstrich in dem sie zuhause sind: das Landestheater Detmold, das einen Großteil seiner Zeit auch auf
Reisen geht; das Theater Paderborn, das gerade sein
neu gebautes Haus eröffnen konnte und sich ganz
aufs Schauspiel konzentriert; die Nordwestdeutsche
Philharmonie mit Sitz in Herford, die mit ihren Musikern Konzert-Orte in der ganzen Welt bespielt; das
Theater Bielefeld, das sowohl beim Prolog als auch
bei der 1. Biennale die künstlerische und organisatorische Leitung hat, und die Hochschule für Musik, die
schlichtweg für hochkarätigen Nachwuchs sorgt.
Gemeinsam präsentieren und repräsentieren
die fünf ihre Häuser und ihr Können im zweijährlichen Rhythmus. Eine Herausforderung für alle Beteiligten. Nicht nur die künstlerische Leitung und ihr
Team wechseln, auch der Ort wird in zwei Jahren ein
anderer sein. 2014 geht es also an neuer Stelle und
mit anderen kreativen Geistern weiter. Und so kann
sich nichts festfahren, schleift sich nichts ein. Eine
tolle Chance, denn Land.Schafft.Kultur darf und
muss sich immer wieder neu erfinden.
4 | LAND.SCHAFFT.KULTUR
Foto: Horst Krückemeier
HERZLICH WILLKOMMEN
GESTATTEN
WISSENSWERTES DRUMHERUM
Grußworte
Die teilnehmenden Institutionen
Der Serviceteil
Erbprinz zu Bentheim-Tecklenburg 3
Ortwin Goldbeck und Ernst-Michael Hasse 6
Christiane Pfitzner 7
Michael Heicks und Dieter Powitz 8
NICHT VERPASSEN
stellen sich vor
Das Festival-Team 78
Theater Bielefeld 18
A wie Anfahrt bis Z wie … 80
Hochschule für Musik Detmold 30
Bestuhlungspläne & Preise 82
Theater Paderborn, Westfälische Kammerspiele 48
Das Programm in der Übersicht 94
Nordwestdeutsche Philharmonie 56
Lageplan des Schlossgeländes 94
Landestheater Detmold 64
Impressum 76
Das Festival-Programm
Musikalischer Alpentransfer 12
Vorhang auf
Schloss Rheda als
Kinan Azmeh’s City Band
meets Tanztheater Bielefeld 22
Musik zur Nacht 26
Soiree à la Rossini 34
Leon und Lara 44
Spielstätte 52
Der Wald der Liebenden 60
In OWL zuhause, daheim in der Welt 68
38
Impressionen vom Prolog 2011 86
NACHGEFRAGT
Das Interview
Friederike von Reden, Referentin für
Kultursponsoring und Kulturpolitik OWL-Night of the Proms BLICK ZURÜCK
72
UNSER DANK GEHT AN
Die Förderer 77
FESTIVAL-MAGAZIN | 5
Mit großer Freude heißen wir Sie zum neuen
großen regionalen Kulturfestival willkommen, der
Biennale für Ostwestfalen-Lippe
Grußwort von Ortwin Goldbeck
und Ernst-Michael Hasse
Präsidenten der
Industrie- und Handelskammern
Ostwestfalen und Lippe
Was wären wir ohne die Möglichkeit, hin und wieder
unsere Fantasie auf die Reise zu schicken und mit neuen
Eindrücken, neuen Ideen zurückzukehren? Musik und
Theater schenken uns diese Möglichkeit und laden uns ein,
neue Perspektiven zu gewinnen. Im Leben vieler Menschen
spielen sie deshalb eine besondere Rolle, gerade auch für
die, die hier als wichtige Fach- und Führungskräfte das
Wirtschaftsgeschehen mitgestalten. Die OWL-Biennale
bereichert unsere Region, zeigt, wie lebenswert sie ist und
welche Kleinode es hier zu entdecken gilt. Eine lebendige
Kulturszene ist für die regionale Wirtschaft wichtig und
wertvoll. Dass fünf Kultureinrichtungen unserer Region die
Biennale gestalten, macht die Vielfältigkeit der Kulturlandschaft in Ostwestfalen-Lippe deutlich. Wenn in diesem Jahr
die IHK-Länderwoche „Ostwestfalen meets Austria, Italy,
Switzerland“ zeitlich an die Biennale anschließt, zeigt das
einmal mehr die Weltoffenheit unserer Region.
Ortwin Goldbeck
Ortwin Goldbeck, Präsident der Industrie- und
Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld
Dass die Künstler mit Überzeugung ihren Lebensmittelpunkt hier sehen, zeigt die Verknüpfung mit anderen
wichtigen Ereignissen in unserer Region, in diesem Fall
der ebenfalls alle zwei Jahre stattfindenden Länderwoche
der Industrie- und Handelskammer. Die Gastländer Österreich, Schweiz und Italien werden sich thematisch in unserem Festivalprogramm wiederfinden lassen.
Ernst-Michael Hasse
Ernst-Michael Hasse, Präsident der
Industrie- und Handelskammer Lippe
6 | LAND.SCHAFFT.KULTUR
Die künstlerische Vernetzung
unserer fünf bedeutenden ostwestfälisch-lippischen Kulturinstitutionen
hat sich nach der Auftaktveranstaltung
im letzten Sommer als produktiv, innovativ und belastbar erwiesen. Wir sind
stolz, Ihnen ein sehr kreatives sommerliches Festivalprogramm anbieten zu können, mit dem wir deutlich
machen möchten, dass unsere inspirierende Kulturszene einen durchaus
ebenbürtigen Platz neben einer starken Wirtschaft und einer hochrangigen Wissenschaft für sich beanspruchen kann. Sie trägt ebenfalls dazu
bei, unser Leben in der schönen ostwestfälischen Landschaft lebenswert
und anregend zu gestalten.
Foto: Steffi Behrmann
Die fünf Kultureinrichtungen
sind auch wichtige Ausbildungsplätze
und Sprungbretter für Künstler am
Anfang ihrer Karriere, weil sie alle eine
Größe haben, die es gerade Anfängern
ermöglicht, besonders viele Facetten
ihres künftigen Berufs kennenlernen
zu können. Nicht selten trifft man in
großen Häusern und auch auf internationalen Bühnen gute alte Bekannte
aus den Theatern in OstwestfalenLippe wieder.
Wir wünschen uns, dass Sie diese Festivaltage
genießen und sich ein Bild von der künstlerischen Vielfalt
unserer fünf Einrichtungen machen, die Gelegenheit zu
Gesprächen mit allen Beteiligten suchen und sich hoffentlich ebenfalls davon anregen und begeistern lassen, wie
neu und ungewohnt sich Kunst außerhalb der bekannten
Spielstätten auf dem wunderschönen Anwesen des Erbprinzen zu Bentheim-Tecklenburg in Rheda sehen und
hören lässt. Wir sind dem Erbprinzenpaar für die erneute
Bereitstellung von Schloss Rheda außerordentlich dankbar.
Christiane Pfitzner
Vorstandsvorsitzende
OWL-Biennale e.V.
Festival-Magazin | 7
Lust und Liebe
sind die Fittiche zu
großen Taten.
Johann Wolfgang von Goethe
8 | LAND.SCHAFFT.KULTUR
Sehr geehrtes Publikum,
nicht selten ist unser Theateralltag geprägt von dem wundersam anmutenden Unterfangen, das Unmögliche letzten
Endes doch noch möglich zu machen: endlich, endlich
einen Zugang zu finden zu einem Werk, das sich in den
Proben über Wochen so sperrig gezeigt hat … in der Kürze
der Zeit Herr zu werden über eine komplexe Bühnenmaschinerie … Es gibt so viele unterschiedliche (und manchmal auch leidvolle) Krisen bis zur Premiere. Aber was uns
am Theater immer wieder eint, immer wieder im wahrsten
Sinne des Wortes beflügelt, das ist die absolute Hingabe
an die Kunst, die Leidenschaft für die magischen Momente
auf der Bühne.
In diesem Sinne, so können wir Ihnen versichern, ist die
ehrenvolle Aufgabe, das Festival Land.Schafft.Kultur
in diesem Jahr federführend für die beteiligten fünf Kulturinstitutionen zu gestalten, eine echte Herausforderung.
Es sind intensive Vorbereitungen, die uns über Monate in
gegensätzliche Gefühlswelten katapultieren. Kaum auszuhalten, wenn die vielen Fragezeichen, wie eine Wand vor
einem erscheinen; nahezu berauschend, wenn alles gelingen will und sich in rasendem Tempo zu fügen scheint.
Aber nun ist erst einmal ein wichtiger Schritt getan:
Sie halten unser Festival-Magazin in den Händen, das
Magazin zur ersten Biennale für Ostwestfalen-Lippe. Wir
fächern in ihm die künstlerische Vielseitigkeit der in der
Region beheimateten Institutionen auf und laden uns
renommierte Gäste dazu ein, die auf den Bühnen der Welt
zuhause sind.
Foto: Steffi Behrmann
Und wenn sich vom 13. bis 17 Juni auf Schloss Rheda die
Tore für Sie öffnen, an diesem wahrlich zauberhaften Flecken, dann steht die Sinneslust von Musik, Gesang, Tanz
und Spiel ganz im Mittelpunkt der Begegnungen. Vom
Schweiß der bangen Tage kein Wort mehr – versprochen!
Wir freuen uns auf inspirierende Stunden mit Ihnen!
Ihre
Michael Heicks
Dieter Powitz
IntendantFestivalleitung
Theater Bielefeld
Land.Schafft.Kultur 2012
FESTIVAL-MAGAZIN | 9
„Kulturelle Vielfalt ist ein wichtiger Standortfaktor.
Wir sind davon überzeugt, dass die OWL-Biennale
erfolgreich dazu beiträgt, die Lebensqualität in der
Region zu erhöhen, ihre Weltoffenheit zu zeigen und
sie damit noch attraktiver zu machen.“
Darum ...
„Festtage als Biennale in OWL verbinden die
einzelnen Theater und Orchester zur freundschaftlichen
Zusammenarbeit und erfreuen hoffentlich Menschen,
die hier leben und arbeiten.
Diese Ziele sind uns der Förderung wert, wenn sie
sichtbar und bleibend werden.”
Familie Böllhoff
Ortwin Goldbeck, Präsident der Industrie- und Handelskammer
Ostwestfalen zu Bielefeld
„Im „Europa der Regionen“ muss sich OWL in jeder Weise
qualifizieren! Eine gemeinsame Veranstaltungsreihe
unserer regionalen Orchester und Theater leistet dazu
einen ganz wichtigen Baustein – zum Wohle der
Menschen!“
Ferdinand Klingenthal, Geschäftsführer der Textilhäuser F. Klingenthal GmbH
Biennale für
„Der LWL hat sich seit jeher für die Kultur
der Region Westfalen-Lippe eingesetzt.
Mit der Gründung der LWL-Kulturstiftung
vor fast zehn Jahren ist es uns gelungen,
unsere Fördertätigkeit im erheblichen Umfang zu
erweitern. Wir haben uns gerne dazu entschlossen,
die OWL-Biennale zu fördern, denn wir sollten uns
gemeinsam für kulturelle Glanzlichter in unserer Region
engagieren!“
Dr. Wolfgang Kirsch, LWL-Direktor und
Vorsitzender des Vorstandes der LWL-Kulturstiftung
Ostwestfalen-Lippe
„OWL ist eine dynamische, schöne und
erfolgreiche Region, in der Wirtschaft,
Wissenschaft und Kultur als Basis
und Motor die weitere Entwicklung
vorantreiben. Die Biennale wird hierzu
wesentlich beitragen: Fünf Tage im Sommer
voller Musik, Tanz, Gesang und Theater,
das sind fünf dichte, spannende Tage für
Künstler und Kunstgenießende, fünf Tage, die
einen nachhaltigen Impuls für unsere Kultur in
OWL geben werden. Wir fördern gern!“
Hans Beckhoff
Geschäftsführer Beckhoff Automation
10 | LAND.SCHAFFT.KULTUR
FESTIVAL-MAGAZIN | 11
Mittwoch, 13. Juni 2012
19 Uhr
Foto: [email protected]
Vorburg, Open-Air
Die Bielefelder Philharmoniker und das
Blechbläserensemble Mnozil Brass eröffnen
die 1. Biennale mit einem spektakulären
Open-Air-Konzert
12 | LAND.SCHAFFT.KULTUR
Festival-Magazin | 13
Alexander Kalajdzic
Ein ideales
Kontrastprogramm
Unter dem Titel Musikalischer Alpentransfer
führt die philharmonische Auftakt-Reise unter der Leitung
von Generalmusikdirektor Alexander Kalajdzic mit Werken
von Nino Rota und Ottorino Respighi nach Italien. Dazwischen übernehmen die sieben verrückt-virtuosen Österreicher von Mnozil Brass das Ruder und liefern mit ihren
„blechernen“ Instrumenten, Wiener Charme und komödiantischen Einlagen Musik-Kabarett vom Feinsten. Diese
Kombination ist abenteuerlich – und einfach nur grandios!
Im Gespräch mit Nadine Brockmann, Pressereferentin des
Theater Bielefeld und der diesjährigen Biennale, verrät
Alexander Kalajdzic, worauf sich die Besucher der Eröffnung freuen können.
NB: Die Bielefelder Philharmoniker waren in kleinerer
Besetzung bereits beim letztjährigen Biennale-Prolog dabei.
Wie war Ihr Eindruck von dem Festival?
AK: Für mich war es eine sehr stimmige, qualitativ hochwertige und ausgesprochen spannende Veranstaltung. Ich
glaube, als eine Art Vorankündigung, auch um zu sehen,
wie so ein Festival auf Schloss Rheda funktioniert, war das
14 | LAND.SCHAFFT.KULTUR
eine sehr runde Geschichte. Die Ausmaße dieses Jahr sind
allerdings ganz anders. Beim Prolog gab es eher kleinere
Formate. Das ist nicht mit dem zu vergleichen, was dieses
Jahr dort stattfindet.
NB: Sie werden die Biennale mit einem großen Open-AirKonzert eröffnen. Macht das Musizieren unter freiem Himmel einen besonderen Reiz aus?
AK: Open-Air zu spielen ist natürlich etwas ganz anderes
als im Konzertsaal zu sein. In der Halle bin ich allein der
Chef. Da kann ich hören, wie die Balance und die Akustik
klingen und mir dann überlegen, was ich mache. Wenn die
Akustik sehr trocken ist, spielen wir die Stücke vielleicht
etwas schneller. Hallt es im Raum nach, dann möchte ich
es meistens langsamer spielen, damit die Leute jeden Ton
verstehen. Wenn man unter freiem Himmel musiziert, gibt
es viel mehr Faktoren, die Einfluss auf den Gesamtklang
haben. Aber das macht eben auch den Reiz aus. Ich sehe
das als Herausforderung. Auf jeden Fall bin ich sehr glücklich, dass wir mit diesem sehr spannenden Programm und
der Weltklasse-Formation Mnozil Brass dieses besondere
Konzert spielen werden.
NB: Die Philharmoniker werden Werke von zwei italienischen Komponisten spielen. Was macht ihre Musik aus und
worin unterscheiden sie sich?
NB: Zwischen den beiden klassischen Werken werden
die Musiker von Mnozil Brass spielen. Wie würden
Sie die Musik dieser Formation beschreiben?
AK: Mnozil Brass ist ein BläserSeptett, das sehr unterhaltsame,
verrückte Auftritte abliefert,
und das auf einem technisch
und musikalisch sehr hohen
Niveau. Sie machen eine richtige
Show und spielen sich durch
alle denkbaren Genres. Dabei
legen die Jungs bei der Handhabung ihrer Instrumente
eine unglaubliche Präzision
und Perfektion an den Tag. Das
macht sie so einmalig.
Konzerten Kontraste anzubieten. Zu den Pinien von Rom
und den tausend kleinen Portraits in der La Strada-Suite
passt das Programm von Mnozil Brass so gesehen ideal. Im
Crossover-Bereich sind wir ja nicht zuletzt durch die Classic
meets Pop-Konzerte eingeübt. Ich bin mir sicher, dass diese
Mischung zwischen ernst, bizarr
und augenzwinkernd gut
ankommen wird und
freue mich selber
sehr auf den
Abend!
Die Bielefelder
Philharmoniker
NB: Das klingt ziemlich schräg.
Wie passt das mit einem klassischen philharmonischen Ensemble
zusammen?
AK: Wir wollten von Anfang an kein
reines klassisches Konzert anbieten, sondern in andere Regionen vordringen. Ich bin immer dafür, bei
FESTIVAL-MAGAZIN | 15
Foto: Fritz Schwarzenberger
Foto: Fritz Schwarzenberger
AK: Beide Komponisten schreiben relativ klassisch. Respighi
ist berühmt und bekannt für seine neoklassische Schreibweise. Er hat sehr viele Stücke aus dem 17./18. Jahrhundert
bearbeitet und neu orchestriert. Er hat etwas Nostalgisches
in sich und das meine ich überhaupt nicht negativ. Ich würde
seine Musik so charakterisieren: eine Erinnerung, die durch
die musikalische Umsetzung wahr geworden ist. Die Pinien
von Rom ist ein Meisterwerk, ein brillantes Stück, das auch
hohe Anforderungen an die Musiker stellt. Ich freue mich,
das mit dem Orchester machen zu können.
Nino Rota ist als Filmkomponist bekannt geworden. Aber er hat auch viele sehr gute klassische Stücke
geschrieben. Er gehört zu den wenigen Filmkomponisten,
die ihre Stücke auch selbst orchestriert haben. Wir spielen
von ihm die La Strada-Suite aus dem gleichnamigen Film
von Federico Fellini – eigentlich keine Film-, sondern eine
Ballett-Suite. Dem Stück wohnt eine ungemein spannende
Mischung inne: In einem Teil der Suite, La rabbia di Zampano, geht es mit ganz schweren Akkorden los. Da hat die
Musik etwas richtig Aggressives, wie eben auch die Figur
des ruppigen Gauklers Zampano aus dem Film. Und dann
kommt diese unsagbar schöne Trompetenmelodie ganz am
Schluss, die an die zweite Hauptfigur aus dem Film, Gelsomina, erinnert. Das ist unglaublich tolle Musik, die garantiert stark emotional packen wird.
ANGEWANDTE BLECHMUSIK
FÜR ALLE LEBENSLAGEN
Ottorino Respighi
... wurde 1879 geboren. Schon als Kind erhielt er Violinund Klavierunterricht. Mit zwölf Jahren ging er ans Liceo
musicale in Bologna, wo er bis 1899 blieb und zunächst
Violine und Viola bei Federico Sarti studierte, später Komposition bei Luigi Torchi und Giuseppe Martucci. Nach
seinem Abschluss am Liceo arbeitete Respighi zunächst
kurze Zeit als Bratschist im Orchester der Stadt Bologna,
bevor er 1900/1901 und nochmals 1902/1903 ein Engagement an der Opera Italiana im Theater in Sankt Petersburg annahm. Hier traf er auf Nikolai Rimski-Korsakow,
bei dem er einige Kompositionsstunden nahm und dessen
farbige Orchesterbehandlung ihn stark beeinflussen sollte.
1902 studierte er außerdem kurz bei Max Bruch in Berlin. Von 1903 bis 1908 arbeitete er wieder als Orchestermusiker in Bologna, tat sich aber schon zunehmend mit
eigenen Kompositionen sowie mit Bearbeitungen barocker
Werke hervor. Es folgte ein zweiter Aufenthalt in Berlin
von 1908 bis 1909, der ihm erste kompositorische Anerkennung außerhalb Italiens einbrachte.
Der Durchbruch als Komponist gelang ihm 1916
mit seiner Fontane di Roma. 1923 wurde Respighi Direktor
des Conservatorio di Santa Cecilia (wie das Liceo musicale
di Santa Cecilia seit 1919 hieß), gab diese Position jedoch
1926 wieder auf, da sie ihm nicht genügend Zeit zum
Komponieren ließ. Seine Lehrtätigkeit setzte er aber bis
1935 fort und lernte so die Komponistin und Sängerin Elsa
Olivieri Sangiacomo kennen, die zunächst seine Schülerin
war und 1919 seine Ehefrau wurde. In seinen späteren
Jahren reiste Respighi zu zahlreichen Aufführungen seiner
Werke im In- und Ausland, wobei er sowohl als Dirigent
als auch als Klavierbegleiter seiner Ehefrau, gelegentlich
auch als Solopianist auftrat. 1936 starb er im Alter von
knapp 57 Jahren an einem Herzleiden.
Pini di Roma gehört neben Fontane di Roma und
Feste Romane zu Respighis wohl bekanntester Hinterlassenschaft, der Römischen Trilogie, in der er seine ganz
persönlichen musikalischen Impressionen aus Rom zum
Ausdruck bringen wollte. Pini di Roma wurde im Mai 1923
konzipiert und im darauffolgenden Jahr vollendet. Respighi ordnete dem Stück markante und für Rom typische
Stadtlandschaften wie Park, Katakombe, Hügel und Straße
zu, die wiederum für unterschiedliche Epochen der römischen Geschichte stehen.
16 | LAND.SCHAFFT.KULTUR
Nino Rota
... wurde 1911 in Mailand geboren. Mit acht Jahren
begann er zu komponieren, mit zehn glorifizierte ihn die
internationale Presse als „italienischen Mozart-Nachfolger“, mit zwölf wurde er am Mailänder Konservatorium
aufgenommen. 1926 wechselte er nach Rom, wo er sein
Diplom für Klavier und Komposition vom Konservatorium
Santa Cecilia erhielt. Als 20-Jähriger ging er nach Amerika,
um am Curtis Institute in Philadelphia für zwei Jahre Komposition und Dirigieren zu studieren – und in der goldenen
Zeit des amerikanischen Kinos seine Leidenschaft für Gary
Cooper, Charlie Chaplin und Greta Garbo zu entdecken.
Zurück in Italien promovierte er 1937 und erhielt zwei
Jahre später einen Lehrauftrag am Konservatorium in
Bari. Dort wurde er 1950 (bis 1977) zum Direktor ernannt.
Rotas für den Konzertsaal und das Musiktheater
komponiertes Schaffen umfasst zehn Opern, 23 Ballettund Bühnenkompositionen sowie drei Symphonien, drei
Klavier- und Cellokonzerte, verschiedene Chorwerke und
Kammermusik. Bekannt geworden ist er aber vor allem
durch seine 150 Filmmusiken, darunter die Soundtracks
zu Filmklassikern wie Unter der Sonne von Rom (1947)
von Renato Castellani oder zu Luchino Viscontis Il Gattopardo (1963). Für die Filmmusik zu Francis Ford Coppolas
Der Pate erhielt Rota 1973 einen Grammy Award sowie
den Golden Globe. 1975 gewann der Komponist für seine
Partitur zu Der Pate Teil II einen Oscar für die beste Filmmusik. Die Erfolge seiner Filmmusiken beruhen insbesondere auf der unmittelbaren Beziehung, die Musik und Bild
in diesen Werken in kongenialer Weise eingehen.
1952 begann seine lebenslange Zusammenarbeit
mit Federico Fellini, der bis zum Tode Rotas für seine
Filme ausschließlich dessen Musik verwendete. Es war
eine einzigartige, fast symbiotische Zusammenarbeit, die
den Regisseur mit dem Komponisten vereinte. Als Nino
Rota 1979 mit 67 Jahren verstarb, war dies vor allem für
Fellini ein großer Verlust: „Rota war der wichtigste Mitarbeiter, den ich je hatte. Er brauchte nicht einmal die Bilder
meiner Filme zu sehen, um instinktiv genau die richtigen
Melodien zu den Szenen zu finden, die ich ihm beschrieb.
Ein Träumer, in dessen tiefe, innere Welt die Realität nie
vordrang.“
„mnozil brass gibt es seit
1992.“ So schlicht und
unspektakulär beginnt
die Presseinformation
einer Band, die inzwischen
mehr als 130 Konzerte pro
Jahr spielt. Weltweit. Mit
Blasmusik.
Das Repertoire dieses ungewöhnlichen, österreichischen
Blechbläserensembles reicht
vom Schlager über Jazz und Pop
bis hin zu Oper und Operette.
Wohlgemerkt immer als Blechblasversion. Und weil das in all
seiner Komik noch nicht reicht,
ergänzen Thomas Gansch,
Robert Rother, Roman Rindberger, Leonhard Paul, Gerhard
Füssl, Zoltan Kiss und Wilfried
Brandstötter ihr außergewöhnliches und vor allem hoch virtuos gespieltes Programm
durch komödiantische Gesangseinlagen – soweit man beim
Blöken von Schafen und beim „Kuckuck“ des gleichnamigen Vogels von Gesangseinlagen reden kann. Stimmeinlagen wäre vielleicht richtiger, oder Geräuscheinlagen,
mit dem Mund erzeugt. Aber egal wie man es auch nennt,
eines ist es ganz sicher: Musik-Kabarett der intelligenten
Art. Oder, wie sie es selber sagen: „Angewandte Blechmusik und zwar für alle Lebenslagen“.
Und Lebenslagen, in denen Mnozil Brass angewandt
werden kann, gibt es viele. Seit 2001 arbeitet das Bläserseptett, das sich ganz schlicht nach einem Wirtshaus im
1. Wiener Bezirk benannte, mit dem freischaffenden österreichischen Regisseur Bernd Jeschek zusammen. Gemeinsam mit ihm entwickelten die Musiker die Programme
Smoke, Ragazzi und Seven. Mit Das Trojanische Boot
folgte eine erste Theaterarbeit des Ensembles, ebenfalls
als Gemeinschaftsproduktion mit Bernd Jeschek. Das Werk
war von der RuhrTriennale in Auftrag gegeben und wurde
2005 als „erste Operette des 21. Jahrhunderts“ uraufgeführt. Musikalisch führt Das Trojanische Boot in zwei Akten
im Laufschritt durch die Musikgeschichte und durch die
verschiedenen Musikstile. Ganz in Mnozil Brass-Art eben.
Foto: © Mnozil Brass
2006 komponierte Mnozil Brass die Musik zum
österreichischen Kinofilm Freundschaft, der auf dem
gleichnamigen Theaterstück von Rupert Henning und Florian Scheuba basiert und mit dem Österreichischen Kleinkunstpreis, dem „Salzburger Stier“ und dem Theaterpreis
„Nestroy“ ausgezeichnet wurde. Im Rahmen der Salzburger Festspiele 2008 fand mit Irmingard – wahrscheinlich
eine Oper in 2 Akten die Uraufführung einer weiteren Bühnenarbeit mit Regisseur Jeschek statt.
Rund 130 Konzerte im Jahr – unter anderem
haben Mnozil Brass die altehrwürdige Royal Albert Hall
in London, das KKL in Luzern, das Wiener Burgtheater,
das Tschaikowsky Konservatorium in Moskau, die Jahrhunderthalle in Bochum, die Opernhäuser von Stuttgart,
Wiesbaden und Leipzig, das Thalia Theater in Hamburg, das Düsseldorfer Schauspielhaus und das Berliner
Ensemble bespielt. Zeit, dass die sieben Musiker nach
Ostwestfalen-Lippe kommen und mit ihrer wunderbaren
Mischung aus Wiener Schmäh und höherem Blödsinn
auch hier das Publikum begeistern. Das Konzert bei
land.schafft.kultur ist das einzige in der Region!
Stefanie Schröder, Theater Bielefeld
FESTIVAL-MAGAZIN | 17
Theater Bielefeld
„Kultur ist nicht
die Sahne auf dem
Kuchen, sondern die
Hefe im Teig.“
Johannes Rau, ehem. Bundespräsident
Michael Heicks
Intendant
Foto: Horst Krückemeier
18 | Land.schafft.kultur
Festival-Magazin | 19
Foto: Philipp Ottendörfer
Hervorgegangen aus einem
breiten bürgerschaftlichen
Engagement, ist das Theater
Bielefeld seit seiner Eröffnung
1904 in der Stadt verwurzelt
und gilt für viele als das
kulturelle Herz.
Hier werden die großen Werke der
Opern- und Schauspielliteratur aller
Epochen auf die Bühne gebracht, aber auch Uraufführungen des zeitgenössischen Schauspiels und Musiktheaters.
Opern wie Mozarts Don Giovanni und Verdis Rigoletto stehen in der aktuellen Saison neben Werken wie Peter Grimes
von Benjamin Britten und Wo die Wilden Kerle wohnen von
Oliver Knussen, welche beide zum ersten Mal überhaupt in
Bielefeld gezeigt werden. Stücke wie Wie im Himmel, Sechs
Tanzstunden in sechs Wochen oder Männerbeschaffungsmaßnahmen berühren über mehrere Spielzeiten das Bielefelder Publikum, während gleichzeitig „Der Geizige“ von
PeterLicht oder die Uraufführung von Anne Leppers Käthe
Hermann für überregionale Aufmerksamkeit in den Medien
gesorgt haben. Eine weitere Uraufführung beschäftigt sich
in diesem Jahr mit dem deutschen Schriftsteller Walter
Kempowski.
Neben der Oper widmet das Musiktheater seine künstlerische Aufmerksamkeit auch dem Musical. Die Inszenierungen wie etwa die Uraufführung The Birds of Alfred Hitchcock oder Chess werden sowohl von einem breiten Publikum als auch von den Medien gleichermaßen geschätzt.
Unter der Intendanz von Michael Heicks hat sich das
Theater Bielefeld weit über die normale Arbeit eines Drei­
spartenhauses hinaus der ganzen Vielfalt der Bühnenkünste
verschrieben. So entsteht nicht nur ein vielseitiger Spielplan. Vielmehr wird die bereichernde Wirkung aller Künste
in jeder Inszenierung aufs Neue ausgelotet. Sei es durch die
Verwendung der emotionalen Kraft der Musik im Schauspiel,
20 | Land.schafft.kultur
in den zu Beobachtungen, Reflexionen und Interpretationen anregenden Inszenierungen im Musik- oder im Tanztheater, welches
musikalische Werke ebenso in das Zentrum der Arbeit rückt,
wie die Sprache des Körpers und das gesprochene Wort.
Das Theater Bielefeld bringt mit seinen bestimmenden Künsten Gesang, Tanz und Spiel bewusst auch das Politische auf die Bühne. Es versteht sich als Spiegel des Einzelnen wie der Gesellschaft.
Als „Hefe im Teig“ der Stadt werden regelmäßige Kontakte zu anderen Kulturinstitutionen gesucht, Vermittlungsprojekte in allen Sparten initiiert, wird mit freischaffenden
Künstlern kooperiert. Das Theater geht Partnerschaften mit
mittlerweile ca. 30 Schulen ein. Projekte wie Blickwechsel
und Parallele Welten setzen sich mit den sozialen Realitäten
der Stadt auseinander und Spielclubs für alle Generationen
ermöglichen ganz praktische Berührungen mit dem Theater. Im Tanztheater hat das Laientanzprojekt Zeitsprung
Vorbildcharakter in der deutschen Tanztheaterszene. Inzwischen wurde die bundesweit einzige Vollzeitstelle für Tanzvermittlung am Theater Bielefeld eingerichtet.
Ob Klassik ab 0 oder Bühne 55, unerhörte Opern oder
aktuelle Dramatik: Das Theater Bielefeld ist ständig in Bewegung. Auf der Suche nach spannenden Stoffen und Formaten erobert es neue Spielorte und ein neues Publikum aller
Generationen.
Christine Post, Theater Bielefeld
Foto: Bettina Stöß
Foto: Matthias Stutte
Die Bielefelder Philharmoniker
Seit 1901 aktiv, haben sich die Philharmoniker zum
preisgekrönten Kulturfaktor der Stadt entwickelt und
sind Bestandteil des kreativen Netzwerkes – nicht nur als
Orchester, sondern auch als einzelne Musiker. Abend um
Abend werden 67 Musiker und Musikerinnen für einige
Stunden zu einem Ganzen. Und zugleich sind die Mitglieder der Philharmoniker auch solo erlebenswert, wenn sie
in kleinerem Rahmen ihr Können demonstrieren. Neben
den großen Konzerten bieten die Philharmoniker deshalb
mit Kammerkonzerten und einem umfassenden Kinderund Jugendprogramm ausgiebig Gelegenheit, die einzelnen Mitglieder ganz unmittelbar kennenzulernen.
Unter Generalmusikdirektor Alexander Kalajdzic
fühlen sich die Bielefelder Philharmoniker musikalisch
(fast) überall wohl. Ob im Orchestergraben des Stadt­
theaters, bei den Symphonie- und Kammerkonzerten in
der Rudolf-Oetker-Halle oder im Freibad ‒ im musikalischen Leben der Stadt sind sie auf jeder Bühne eine
feste Größe. Dabei nehmen neben dem klassischen Symphoniekonzert zunehmend auch gemischte Programme
zu besonderen Anlässen künstlerischen Raum ein. Bei
Feierlichkeiten der Stadt oder zu Neujahr sind sie ebenso
gefragt, wie bei großen Cross-over-Projekten mit Musikern aus der Region.
Foto: Horst Krückemeier
www.theater-bielefeld.de
Festival-Magazin | 21
Donnerstag, 14.06.2012
20 Uhr
Foto: Bettina Stöß
Orangerie
meets
Foto: press photo galapagos
22 | Land.schafft.kultur
Festival-Magazin | 23
Foto: Bettina Stöß
Jedes der neuen Stücke des Tanztheater Bielefeld entsteht vor allem
durch die Improvisationskunst der
beteiligten Tänzerinnen und Tänzer.
Ob Alltagssituationen, einzelne
Begriffe, Musik
oder komplexe
Themenfelder – all das
kann als Grundlage zu freier Improvisation dienen, die während der Probenarbeit zu Szenen und Choreographien weiter entwickelt wird. Mit dem
exklusiv für land.schafft.kultur
geplanten Projekt wagt das Tanztheater nun den Schritt direkt auf die Bühne
der Orangerie auf Schloss Rheda, um
die oft flüchtigen und zerbrechlichen
Augenblicke der Improvisation für das
Publikum sichtbar zu machen.
Gregor Zöllig äußert sich folgendermaßen zur Entstehung seiner
Tanzstücke: „In der Erarbeitung einer
Choreographie fordere ich die einzelne
Tänzerin, den einzelnen Tänzer auf,
sich mit ihren eigenen Gefühlen und
Ideen in die Entwicklung des Stückes
einzubringen. Ich stelle den Tänzern
eine Aufgabe und bitte sie um eine
persönliche Antwort. So werden die
Tänzer Co-Autoren meiner Choreographien und gestalten die Tanzstücke
durch ihre eigenen Ideen maßgeblich
mit.“
Für diesen Abend lassen sich
die Tänzerinnen und Tänzer unmittelbar von Kinan Azmeh’s City Band
inspirieren. Die bewegende Musik mit
Einflüssen aus Klassik, Jazz und aus
der syrischen Heimat des Klarinettisten und Band-Leaders Kinan Azmeh
ist ebenso in weiten Teilen frei. Auch
sie lässt sich auf die Improvisationen
der Tänzerinnen und Tänzer ein wie
umgekehrt. So entsteht ein spannungsreicher und in Teilen spontaner Abend,
an dem der intensive Dialog von Musik
und Tanz sinnlich erfahrbar wird.
Diether Schlicker, Theater Bielefeld
24 | Land.schafft.kultur
Foto: press photo galapagos
Kinan Azmeh’s City Band
Kinan Azmeh’s City Band, bestehend aus vier hochkarätigen
Musikern, gründete sich 2006 in New York und fand unmittelbar internationale Anerkennung für ihre virtuosen und
energiegeladenen Auftritte. Großes Lob ernteten sie unter
anderem von der New York Times, die Kinan Azmeh’s City
Band schlicht als „Highlight“ würdigte. Band-Leader Kinan
Azmeh, international gefeierter Klarinettist und Komponist,
strebt mit seinem New Yorker Ensemble die Balance zwischen Klassik, Jazz und der Musik seiner Heimat Syrien an.
Azmehs expressiver Klarinetten-Ton trifft auf Kyle Sannas
kräftigen Gitarren-Sound und erhebt sich mitunter über die
Dynamik von John Hadfields Schlagzeug und Josh Myers
grundierenden Bass. Jedes der Band-Mitglieder hat einen
eigenen musikalischen Hintergrund und bringt einen ganz
persönlichen Stil in das Ensemble ein, was beim Publikum zu
einem lohnenden und außergewöhnlichen Hörerlebnis führt.
Der syrische Klarinettist und Komponist Kinan Azmeh,
vom Daily Star für seinen einzigartigen Sound gefeiert und
von der New York Times als Virtuose bezeichnet, wurde
1976 in Damaskus geboren. Er ist der erste arabischstämmige Musiker, der den ersten Preis im internationalen Nicolai-Rubinstein-Wettbewerb in Moskau gewonnen hat. Azmeh
ist Absolvent der Juillard School in New York und der Hochschule für Musik in Damaskus. Er ist ein weltweit gefragter
Solist, der unter anderem im Kennedy Center Washington,
der Opéra de Bastille in Paris, dem Mozarteum Salzburg,
der Berliner Philharmonie sowie in der Carnegie Hall London
gefeiert wurde. Auch sein Beitrag zur Eröffnung des Opernhauses in seiner Heimatstadt Damaskus wurde vom Publikum enthusiastisch aufgenommen.
Das Tanztheater Bielefeld
Unter der Leitung von Gregor Zöllig und Christine Biedermann widmet sich das Tanztheater Bielefeld dem zeitgenössischen Tanz. Das zehnköpfige internationale Ensemble
besticht durch seine vielfältigen und ausdrucksstarken Tänzerpersönlichkeiten. Der Spielplan besteht aus drei abendfüllenden Tanzproduktionen (wovon eine von einem Gastchoreographen gestaltet wird), einem internationalen Tanzgastspiel sowie einem vielfältigen Vermittlungsangebot.
Als Chefchoreograph setzt Gregor Zöllig den Schwerpunkt auf die Weiterentwicklung seiner künstlerischen und
choreographischen Arbeit mit dem Ensemble. Die erarbeiteten Choreographien sind meistens Uraufführungen, die
eigens für das Theater Bielefeld entstehen. In der Realisierung der Projekte und Choreographien wird die Zusammenarbeit mit bildenden Künstlern, zeitgenössischen Komponisten
und Musikern angestrebt sowie die Kooperationen mit unterschiedlichen Institutionen und kulturellen Einrichtungen.
Das Tanztheater Bielefeld steht für den Austausch innovativer Tanzstile. Die jeweils international renommierten
Gastchoreographen (Guilherme Botelho, Simone Sandroni,
Jo Strømgren u. a.) sowie Gastkompanien (Tero Saarinen
Company u. a.) stammen aus Deutschland, dem europäischen Ausland sowie aus Israel und Kanada. Sie alle stellen
mit ihren Arbeiten die große choreographische Vielfalt des
Tanzes in Bielefeld vor.
Auf der Suche nach einem nachhaltigen Vermittlungsangebot und nach neuen Publikumsschichten entwickelte
das Tanztheater Bielefeld unter dem Titel Zeitsprung ein
für Theater und Stadt passendes Konzept für Tanzprojekte
mit Amateuren. Dabei sind den jeweils drei Projekten pro
Spielzeit konzeptionell keine Grenzen gesetzt – ausgehend
von einem dezidiert künstlerischen Anspruch bieten sie die
ideale Plattform für eine intergenerative, interkulturelle und
integrative Arbeit. Diether Schlicker
Festival-Magazin | 25
Donnerstag, 14. Juni 2012
22 Uhr
Kapelle
Foto: Alex Hubenov-Fotolia.com
Klassische Klänge in
neuem Gewand
26 | Land.schafft.kultur
Festival-Magazin | 27
Foto: aboutpixel.de-hjnisch
Unruhestörung könnte dieses Nachtkonzert auch
überschrieben sein, das Studierende der Detmolder
Hochschule für Musik in der Kapelle des Schlosses
Rheda geben. Es wird die Zuhörer in eine eigenartig vertraute und zugleich fremde Welt entrücken:
Klassische Musikwerke, deren Klanggewand für uns
untrennbar mit ihrem Notentext verknüpft zu sein
scheint, werden die angehenden professionellen
Musiker auf ungewohnten Instrumenten spielen. Klangliche Vexierbilder stehen also im Vordergrund dieses Nachtkonzertes. Da kann ein romantischer Männerchor durch die messingglänzenden
Schalltrichter von vier Hörnern in unverbrauchte,
warme Farben getaucht werden. Und die Ouvertüre
einer Mozart-Oper wird unter Umständen in dem
harmoniemusikalischen Gewand eines Holzbläserensembles die Politur zurückgewinnen, die Mozart
seinerzeit in die Partitur bannen wollte. Man sollte
sich darauf einstellen, dass die Eleganz einer BarockSonate in dem Klanggewand einer Marimba mit südamerikanischer Sinnlichkeit changiert und dass die
zerbrechliche Faktur eines Chopin-Preludes an diesem Abend in der Durchsichtigkeit des Klanges einer
Harfe wieder frische, klarere Züge gewinnt.
Die Musik zur Nacht mit Studenten der Hochschule für Musik Detmold ist ein Konzert für Menschen mit Freude an Bewusstseinserweiterung in
ihrer edelsten Form.
Foto: Erbprinz zu Bentheim-Tecklenburg
Foto: Markus Schmidt
Foto: aboutpixel.de- jorle
Foto: photocase.de-Jkay
28 | Land.schafft.kultur
Festival-Magazin | 29
Hochschule für Musik Detmold
sinnvoll – wertvoll
Kurt Masur mit dem Orchester der
Hochschule für Musik Detmold
Foto: Markus Schmidt
30 | Land.schafft.kultur
Festival-Magazin | 31
Fotos: Markus Schmidt
terzentrum in Dortmund zusätzliche
„Was hier in Detmold getan wird,
Die Hochschule für Musik DetOrchesterpraxis erwerben.
ist sinnvoll und wertvoll.
mold, die Kurt Masur auf MeisterIn Detmold wird seit jeher
Sie können stolz sein. Setzen Sie
kursen kennen gelernt hat, ist eine
besonderer Wert auf die praktische
alles daran, es zu bewahren.“
der führenden Ausbildungsinstitutiöffentliche Musikausübung gelegt.
onen Europas. Ihre 750 StudierenDie Hochschule veranstaltet mehr als
den kommen derzeit aus 47 LänDiese Worte stammen von keinem
450 Konzerte pro Jahr (www.hfmdern der Erde. Die mehr als 200 hier
geringeren als von Kurt Masur,
detmold.de/konzerte) und bespielt
arbeitenden Hochschullehrer sowie
dem ehemaligen Kapellmeister
dabei zahlreiche Konzertsäle, Stuzahlreiche nationale und internades Leipziger Gewandhausorchesdiobühnen und sogar zwei Theater
tionale Kooperationspartner legen
ters, Chefdirigenten des New
– ein Engagement, das die Bevölkeden Grundstein dafür, dass DetmolYork Philharmonic Orchestra,
rung der Residenzstadt mit regem
der Studierende häufig unter den
Musikdirektor des London PhilInteresse verfolgt. Die Hochschule
Preisträgern herausragender Wettharmonic Orchestra und Musibietet überdies eine Konzertreihe mit
bewerbe zu finden sind und nicht
kalischen Leiter des Orchestre
renommierten externen Künstlern
nur die klassische Musikkultur unseNational de France Paris. an; diese sechs Meisterkonzerte jeder
rer Tage auf allen bedeutenden BühSaison stehen den Studierenden und
nen und Podien der Welt vertreten,
der Detmolder Bevölkerung offen.
sondern weltweit in prominenter
Mit der Detmolder Sommerakademie leistet die
Position als Lehrer an Schulen und Hochschulen wirken.
Hochschule jährlich einen besonderen Beitrag zur HochbeNicht umsonst bewerben sich Jahr für Jahr nicht weniger
gabtenförderung in Deutschland: Vorwiegend die Bundesals 2.000 angehende Berufsmusiker um einen Studienplatz
preisträger des Wettbewerbs „Jugend musiziert“ erhalten
an der Detmolder Musikhochschule. Nur etwa 10 Prozent
Meisterklassen von Detmolder Hochschullehrern. Im ersten
davon nehmen schließlich die Hürde der Eignungsprüfung.
Jahr der Detmolder Sommerakademie (2004) übernahm
Man kann sich in Detmold zum Komponisten, OrchesKurt Masur, der auch Mitglied des Kuratoriums der Hochtermusiker, Pianisten, Opern-, Lied- und Oratoriensänger,
schule für Musik Detmold ist, die Leitung des Akademie­
zum Dirigenten, Kirchenmusiker und Schulmusiker, zum
orchesters. Gesangs- und Instrumentalpädagogen, zum ElementarmuDie Hochbegabtenförderung findet darüber hinaus
sikpädagogen, zum Musikvermittler oder zum Tonmeister
in dem Detmolder Jungstudierenden-Institut seine konzen­
ausbilden lassen. Studierende der HfM können am Orches32 | Land.schafft.kultur
trierte Ausprägung. Außergewöhnlich begabte Musikerinnen und Musiker werden hier – während der laufenden
Schulausbildung – umfassend auf ihre Laufbahn vorbereitet. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit dem Institut für Begabungsforschung in der Musik der Universität
Paderborn. Die Ausbildung findet an Wochenenden statt;
sie geschieht in einer bislang ungewohnten Breite und zielt
nicht nur auf die künstlerische Kompetenz, sondern auf die
gesamte Persönlichkeit.
Das Tonmeisterinstitut der Hochschule ist eine hochspezialisierte Ausbildungsstätte für Leiter von Musikaufnahmen jeglicher Art (Rundfunk, Fernsehen, Tonträger,
Beschallung). Das Erich-Thienhaus-Institut, wie es heute
heißt, hat internationalen Rang – nach seinem Vorbild wurden in aller Welt ähnliche Institute errichtet. In Detmold
ausgebildete Tonmeister bekleiden weltweit führende Positionen der Musikindustrie. Es vergeht kaum ein Jahr, in dem
nicht ein ehemaliger Detmolder Tonmeister in Los Angeles
mit einem GRAMMY in der Sparte Klangdesign ausgezeichnet wird.
Mit dem Musikwissenschaftlichen Seminar, das in
Zusammenarbeit mit der Universität Paderborn in Detmold
betrieben wird, steht den Studierenden ein renommiertes
Institut zur Verfügung, von dessen wissenschaftlicher Arbeit
die Studierenden der künstlerischen und pädagogischen
Fächer profitieren.
Prof. Dr. Joachim Thalmann
Hochschule für Musik Detmold
Foto: Frank Beyer
DIE HFM DETMOLD gehört zu den schönsten und bestausgestatteten Musikhochschulen Europas. Sie verfügt
über 10 Gebäude, die campusartig im und am imposanten Palaisgarten liegen: Streicher, Bläser, Sänger und
Schlagzeuger haben ihre eigenen, „maßgeschneiderten“ Häuser; die Pianisten und Organisten residieren im
alten Palais, wo auch die größeren Ensembles probieren
und konzertieren. Die Musikwissenschaftler arbeiten in
einer Jugendstilvilla, während die angehenden Musiklehrer ihre Seminare im technisch hervorragend ausgestatteten „Pädagogikhaus“ abhalten. Die Kirchenmusiker verfügen über sechs herausragende Orgeln, und die
Opernschüler können für das Podiumstraining auf das
historische Sommertheater zurückgreifen. Das große
Konzerthaus ist in seiner Beschallungstechnik weltweit
einzigartig. Last not least errichtet die HfM augenblicklich einen eigenen Musikkindergarten am Palaisgarten, in
dem neben der Betreuungsarbeit die musikalische Entwicklung im Vorschulalter untersucht werden soll.
www.hfm-detmold.de
Festival-Magazin | 33
Freitag, 15. Juni 2012
20 Uhr
Schlossmühle
Soirée à la
Studierende der Hochschule für Musik Detmold und
Schauspieler des Landestheaters Detmold bieten
eine Liaison aus Rossinis Musik mit lukullischem Genuss
Inszenierung: Kay Metzger
(Intendant Landestheater Detmold)
Chefkoch: Bernd Pfeiffer
(Detmolder Hof)
Musikalische Gesamtleitung: Norbert Stertz
(Hochschule für Musik Detmold)
Foto: Wikimedia Commpons
34 | Land.schafft.kultur
Festival-Magazin | 35
„Ich gebe zu, dreimal in meinem
Leben geweint zu haben:
als meine erste Oper durchfiel,
als ich Paganini die Violine spielen hörte und als bei einem
Bootspicknick ein getrüffelter
Truthahn über Bord fiel.“
Anknüpfend an dieses Zitat, werden Studenten der
Hochschule für Musik Detmold ihre Virtuosität mit derjenigen eines ausgewiesenen Kochkünstlers synchronisieren:
Sie und Bernd Pfeiffer vom ehrwürdigen Detmolder Hof der
lippischen Residenzstadt untermauern die These, dass so
und nur so (nämlich mit dem Duft gebratener Tournedos in
der Nase) Rossinis Musik adäquat genossen werden kann.
Von der quasi historischen Aufführungspraxis – vergleichbar mit der Verwendung von Darmsaiten bei der Musik des
Hochbarock – kann sich das Publikum während der Veranstaltung selbst überzeugen. In die Inszenierung ist ein
mehrgängiges Rossini-Menu integriert: Apéritif: Pêche Mignon mit Prosecco
*
Hausgemachte Fasanenterrine, gefüllt mit Gänseleber,
an kleinem sommerlichen Salat
*
Consommé von der Bresse-Taube mit Trüffeln
à la Rossini
*
Kalbsfilet „San Carlo“
*
Erdbeeren „Dorliska“ Der höchst erfolgreiche Komponist war einer der
ersten Aussteiger aus dem Kulturbetrieb. Nach seinem
Wilhelm Tell gab Rossini das Komponieren auf und lebte
ab sofort von den Tantiemen seines Barbier von Sevilla –
den er in nicht mehr als 14 Tagen geschrieben hatte. Insgesamt 39 Opern in 19 Jahren Komponistentätigkeit sind
wahrlich keine schlechte Bilanz, vor allem dann, wenn man
den exorbitanten pekuniären Erfolg seiner Werke ins Kalkül zieht. Rossini war also vermutlich der Bill Gates unter
den Komponisten des 19. Jahrhunderts. Ganz Europa war
wie besessen von seinen Ouvertüren. Die Uraufführung der
Diebischen Elster 1817 in der Mailänder Scala musste abgebrochen werden: Die Zuhörer weinten, schrieen, fielen in
Ohnmacht oder lagen sich angesichts der gerade erklungenen Ouvertüre in den Armen. Italien halt ...
Nach dem Barbier war aber plötzlich Schluss: Rossini hatte die Nase voll. Nur im übertragenen Sinne, nicht
konkret – er hörte auf, Opern zu komponieren, und wandte
sich ausführlich der Kochkunst zu. 40 Jahre Schlemmerei
und Partys hoben zwar seine Laune, waren letztlich aber
nicht der Gesundheit zuträglich. Gegen Ende seines Lebens
besann Rossini sich eines Besseren und kehrte zu seiner
alten Profession zurück. Er komponierte aber nur noch
übersichtliche, heitere Stücke für Klavier, Kammerensemble und Singstimme, die er unter der Bezeichnung Péchés
de vieillesse (Alterssünden) herausgab. Die Titel der Werke
zeigen, dass Rossini auch mit dem Bierernst der Szene nicht
mehr viel gemein hatte: Gefolterter Walzer, Asthmatische
Etüde, Chromatischer Drehteller oder Fehlgeburt einer
Mazurka nannte er seine freundlichen Stückchen.
Ganz so heiter endete Rossinis Leben allerdings
nicht, wie sein großzügiges und gelassenes Naturell vermuten lässt: Rossini, vor dem in seiner Jugend die Mädels des
Ortes auf die Bäume fliehen mussten, hatte sich wohl früh
eine Gonorrhöe eingefangen, und nun, im Alter, sollten sich
die Ärzte seiner Zeit an dem reichen Mann austoben. Rossini selbst kommentierte seinen Leiden lapidar: „Ich habe so
ungefähr alle Frauenleiden, nur leider keine Gebärmutter.“
Warnung: Wenn auch Rossinis Musik häufig
schwungvoll und rasant daherkommt – seine Rezepte gemahnen alles andere als an Fast Food. Eigentlich merkwürdig,
denn Rossini galt als Schnell- und vor allem Spätschreiber:
Häufig saßen schon die ersten Premierengäste im Opernhaus, während er noch an der Ouvertüre feilte.
Prof. Dr. Joachim Thalmann
*
inkl. Getränke
Getrüffelter Truthahn
Zutaten
• ein ganzer Truthahn (1500 g)
• 200 g rohe Hühnerleber
• 200 g Schmalz
• schwarzer Trüffel aus Norcia
• Salz
• Pfeffer
Hühnerleber, Trüffel (legen Sie einige Hobel zur Seite, um
später den Truthahn mit ihnen zu bedecken) und Schmalz
fein hacken. Salzen und großzügig mit gemahlenem,
schwarzem Pfeffer würzen. Alles in eine Schüssel geben
und mit einem Holzlöffel verrühren. Ruhen lassen.
Den Truthahn ausnehmen und mit der zubereiteten
Mischung füllen. Vor dem Zunähen die Brusthaut lockern,
indem man einen leichten Druck entlang dem Brustbein
ausübt, und die bloßgelegte Oberfläche der Brust mit den
Trüffelhobeln garnieren. Daraufhin wieder mit der Haut
bedecken und die Ränder zunähen.
Im Ofen bei 250 °C mindestens 75 Minuten braten lassen und ab und zu mit ein wenig Bratensaft begießen.
Foto: Christian Schwier - Fotolia.com
36 | Land.schafft.kultur
Festival-Magazin | 37
Schloss Rheda
Geometrische Hecken, hohe, uralte Bäume, eine
Wassermühle und dann endlich der Blick aufs Schloss:
Das idyllische Wasserschloss Rheda mit seinen in vielen
Jahrhunderten entstandenen Türmen und Trakten ist
zauberhafte Kulisse für das Festival land.schafft.kultur.
Was viele nicht ahnen: Das noch heute von der fürstlichen
Familie zu Bentheim-Tecklenburg bewohnte Schloss zählt
zu den ältesten Wasserburgen Deutschlands.
Fotos: Horst Krückemeier
38 | Land.schafft.kultur
Wie ein Buch der Architekturgeschichte öffnet sich dem Betrachter das
Rhedaer Schloss, das sich aus einer erstmals 1170 urkundlich erwähnten
Burganlage entwickelte. Ihr Erbauer, Kreuzritter Widukind von Rheda,
fiel bei der Schlacht von Akkon kinderlos und so ging die Burg an seinen
Streitgefährten Bernhard II. zur Lippe. Durch Heirat gelangten Burg und
Herrschaft schließlich in den Besitz der Grafen von Bentheim, die die
Burganlage seit Beginn des 17. Jh. zur gräflichen, später fürstlichen Residenz ausbauten.
Bestechender Stilmix unter hohen Bäumen
Weserrenaissance und Barock, weißes Fachwerk neben rotem Ziegelbau:
Das Schlossensemble vereint entsprechend seiner Entstehung unterschiedlichste Baustile. Der Kapellenturm zum Beispiel stammt aus dem
13. Jahrhundert, ein staufischer Tortum und ein Wohnturm wurden im
14. Jahrhundert hinzugefügt; ein Wohnflügel ist im Stil der Weserrenaissance gebaut. Der Haupttrakt schließlich ist im schlichten Barockstil
gehalten, ebenso wie die zahlreichen, ebenfalls im 18. Jahrhundert erbauten Wirtschafts- und Nebengebäude wie die Ölmühle, die Kornmühle, der
Marstall mit Wagenremise oder das Torhaus. Dieser Stilmix macht das
Schloss zu einer wahren Augenweide – so viel gibt es zu entdecken. Zu
den Sehenswürdigkeiten zählt außerdem das Kutschenmuseum mit seiner
Spielzeug- und Kostüm-Sammlung. Die Kutschen, die hier zu sehen sind,
wurden schließlich über vier Jahrhunderte gesammelt, darunter auch
Kinderkutschen, Schlitten und ein sagenumwobenes Pferdeskelett.
Nähert man sich dem Schloss auf dem Steinweg aus Richtung
Rheda, kommt man zunächst am 1623 erschaffenen geometrischen Garten vorbei, der im Jahr 1988 nach Plänen aus dem 19. Jahrhundert restauriert wurde. Ein wunderbares Beispiel neobarocker Gartenkunst, das
Festival-Magazin | 39
Die Orangerie
Orangerien kamen ab dem 16. Jahrhundert an den europäischen Fürstenhöfen
als Sammlung von Orangen- und anderen Zitrusbäumen in Mode. Ursprünglich
wurde der Baumbestand, nicht der Raum,
Orangerie genannt. Zitruspflanzen waren
beliebte Prestigeobjekte: weitgereist und
teuer. Schnell avancierten die immergrünen, gleichzeitig Früchte und Blüten tragenden Bäumchen zu den beliebtesten
Pflanzen in den architektonischen Gärten des Barock. Doch die kalten europäischen Winter taten ihnen nicht gut. Die
Erfindung transportabler Pflanzkübel
sorgte dafür, dass für die empfindlichen
Pflanzen Wintergärten gebaut wurden.
Der Begriff „Orangerie“ wurde schnell
zum Sammelbegriff für diese hellen,
lichtdurchfluteten Gebäude. Die Rhedaer
Orangerie wurde schon früh während der
Sommermonate als Konzertsaal genutzt.
40 | Land.schafft.kultur
durch die Orangerie noch betont wird. Bereits um 1700 diente ein Fachwerkhaus auf Schloss Rheda als Orangerie. Auf seinem Fundament wurde
1873 schließlich das heutige Backsteingebäude mit spätklassizistischen
Bauformen errichtet. Seine Eleganz ist bestechend und zeugt vom Stil des
Architekten und Diözesanbaumeisters Emil Manger aus dem nahen Oelde.
Besonders die weitläufigen Fensterfronten des 2006 restaurierten Gebäudes verleihen der Orangerie je nach Tageszeit und Wetter einen immer
wieder anderen, aber unverwechselbaren Charakter. Und sogar der Fußboden ist einen Blick wert! Mit ihrem klaren Charme, der durch schmale
Säulen und eine Galerie auf einer Querseite noch betont wird, ist die
Orangerie ein einzigartiger Ort für Lesungen, Konzerte oder Empfänge.
Von der Orangerie gelangt man vorbei an der Wassermühle
zum Schlosspark. Eingerahmt von Ems, Hirschwiese und Schlossteich,
genannt „Roter Pfuhl“, ist dieser ein beliebtes Ausflugsziel für Spaziergänger und Radfahrer jeden Alters, mit und ohne Hund – nicht nur, aber auch
wegen seiner unmittelbaren Nähe zum ehemaligen Landesgartenschaugelände, dem heutigen Flora Westfalica-Park, der direkt an den Schlosspark
angrenzt. Weitläufige Wiesen umgeben von Gräfte und Ems, aus denen am
Abend der Nebel aufsteigt: Dieser Schlosspark in Rheda hat etwas Magisches.
Romanische Architektur von Bedeutung
Schon von weitem ist er unübersehbar: der Kapellenturm. Mit seiner integrierten Kapelle zählt er zu den bedeutendsten Zeugnissen spätromanischer Architektur in Westfalen und gilt als eines der eigenwilligsten, aber
auch hervorragendsten Bauwerke aus staufischer Zeit. Bis heute ist er der
historische Kernpunkt und das markante Wahrzeichen der Schlossanlage.
Die Einzigartigkeit des Kapellenturms beruht auf seiner bis ins
Detail durchdachten Baustruktur. Fachleute bezeichnen die Verbindung
von Festungsbau, Wohn- und Sakralraum als in der staufischen Baukunst
Deutschlands einmalig. Der Kapellenturm ist zusammen mit dem Bibliotheksturm das letzte Zeugnis der Burganlage aus dem Mittelalter. Da überrascht es nicht, dass der Turm auf den ersten Blick vor allem wuchtig und
einnehmend erscheint. Erst beim Blick vom Hof aus erstaunt dann die
Die Gräfte – Wasser rund ums Schloss
Gräfte ist die westfälische Bezeichnung für einen Wassergraben, der
ursprünglich einen Adelssitz zu Verteidigungszwecken umgab. Später
konnten Gräften auch gestalterischer Bestandteil eines Wasserschlossgartens sein. Bei einigen Adelssitzen war die Gräfte auch gleichzeitig
der Mühlenteich für die herrschaftliche Kornmühle. Doch nicht nur
Schlösser, auch Bauernhöfe waren oftmals von Gräften umgeben – vor
allem fand man solche Gräftenhöfe um 1820 zwischen Ruhr und Lippe
und im mittleren Münsterland.
Festival-Magazin | 41
Verwendung von fein gefügtem Backsteinmauerwerk. Zudem sieht man
erst von hier aus an der Seite des leicht vortretenden Erkers eine sechsteilige Rosette – ihr Gegenstück findet man im Vierpass in der Westfront.
Folgt man der Literatur, so passt diese Rosette nicht in die typologischen
Bauformen von Wehrbauten und weist damit bereits auf die sakrale Funktion des Raumes hin. Im Innern deuten dagegen eine Abortanlage und die
Reste eines Kamins auch darauf, dass die Räume zumindest eine Zeit lang
als Wohngeschoss genutzt wurden.
Hat man die steile Steintreppe erklommen, entdeckt der Besucher einen klaren, hellen und trotz seiner bescheidenen Ausmaße enorm
wirkenden Kapellenraum. Die ehemals dem Soldatenheiligen Romanus
geweihte Burgkapelle nimmt die beiden mittleren Etagen des viergeschossigen Turmes ein. Um das untere Geschoss läuft ein Gang, der sich
im Nordwesten zu einer kleinen Vorhalle vor dem inneren Kapellenportal
erweitert. Auf der einen Seite findet sich hinter einer Dreibogenstellung
statt des Umgangs eine doppelläufige Treppe, die den Zugang zur Empore
eröffnet. Hier fällt der Blick auf ein aufwändiges Dreiersäulenbündel und
das große, sechsteilige Rosettenfenster.
Nach Norden öffnet sich das Ostjoch des Erdgeschosses zu einem
zweijochigen Raum, der sogenannten „Sakristei“. Im Fußboden des Westjoches findet sich hier eine ca. 1 x 1 Meter große Öffnung – eine Verbindung zur darunterliegenden Tordurchfahrt, für die zwei Funktionen in
Betracht kommen: Zum einen könnte es sich um eine Öffnung handeln,
die das Hinabgießen von Pech auf Angreifer ermöglichte, die bereits die
Tordurchfahrt erobert hatten. Friedlicher ist hingegen die Deutung, dass
die Öffnung bei bestimmten Anlässen das Geschehen aus der Kapelle in
die Toreinfahrt hinein hörbar werden ließ, so dass dort stehende Gläubige
die Liturgie zumindest akustisch mitverfolgen konnten. Beim Konzert im
Rahmen von land.schafft.kultur ist weder das eine noch das andere
vorgesehen. Aber das Festival bietet eine der ganz wenigen Gelegenheiten, die Kapelle zu besuchen. Denn: Außer zum Silvester-Gottesdienst und
bei Führungen ist sie nicht öffentlich zugänglich!
Stefanie Schröder, Theater Bielefeld
42 | Land.schafft.kultur
Festival-Magazin | 43
Freitag, 15. Juni 2012
20 Uhr
Orangerie
„Eigentlich bin ich nur wegen dem
Schokoladenkuchen hergekommen.“
Uraufführung
von Christian Bayer
Regie:
Alice Asper
Ausstattung:
Hans Richter
Mit:
Johannes Hoffmann,
Simon Keel und
Anna Schönberg
Eine Inszenierung des
Theater Paderborn – Westfälische Kammerspiele
Fotos: Harald Morsch
44 | Land.schafft.kultur
Festival-Magazin | 45
AbiTreffen sind in der
Regel einigermaßen unspektakulär: Die meisten studieren, ein paar sind gerade
aus dem Ausland zurückgekehrt, Kinder sind die Ausnahme. Lara interessiert bei
ihrem Abitreffen aber etwas
ganz anderes: Kommt Leon
oder kommt er nicht? Leon und
Lara sind auf der Schule ein Paar
gewesen. Sie scheint zunächst vergebens
zu warten, enttäuscht ruft sie ihren Freund Jan an und bittet ihn, sie abzuholen. Plötzlich steht ihre große, frühere
Liebe dann doch noch da. Bis Jan kommt, bleibt Lara und
Leon eine Stunde, ihr Verhältnis und ihre Gefühle füreinander zu klären.
Dieses wunderbare Paar beim Wiedersehen zu
betrachten, lässt den Zuschauer sich selbst wiedererkennen, während man sich über eine leichte und authentisch
erzählte Geschichte freut.
LEON & LARA basiert auf Christian Bayers Drehbuch zum
gleichnamigen Film (2006).
Christian Bayer kurz gefragt …
(Interview zur Uraufführung im September 2011)
Herr Bayer, Ihr Stück LEON & LARA basiert auf dem gleichnamigen Film von Britta Sauer, für den Sie das Drehbuch
geschrieben haben. Unterscheidet sich der Theatertext vom
ursprünglichen Drehbuch?
Praktisch nicht. Der Film ist aus Lust am Filmemachen und
aus Frust am Förderunsinn des deutschen Films entstanden. Wir wollten damals JETZT einen Film machen und da
bot sich eine kammerspielartige Szenerie an.
Weshalb haben Sie über eine Begegnung bei einem Abitreffen geschrieben?
Ich bin Abiturient, viele andere auch. Abitreffen sind aus
meiner Erfahrung idiotisch, traurig und sinnlos. Hier zeigen
wir die Rückseite davon. Das, was vorne nicht geschieht,
geschieht im Hinterhof des Abitreffens.
LEON & LARA ist ein wunderbarer Text über die Wiederbegegnung zweier Menschen nach 10 Jahren. Warum ist
daraus ein so kurzer Theatertext geworden? Ist in einer
Stunde schon alles gesagt, was gesagt werden muss oder
sollte?
46 | Land.schafft.kultur
Siehe oben. Schnell rein, schnell raus. Wir hatten über eine
lange Version nachgedacht – aber dann wurde klar, was wie
aus einer Bergquelle sprießt, ist nicht zwangsläufig einem
Wasserhahn zu entnehmen.
Gibt es eine Chance für Leon und Lara auf eine gemeinsame
Zukunft nach 10 Jahren?
Gute Frage, vielleicht. Aber für eine echte Antwort müsste
ich weiter schreiben. Alles andere bleibt der Phantasie oder
Spekulation überlassen.
Warum gehen Menschen Ihrer Meinung nach zu einem Abioder Klassentreffen? Sind es die Beziehungen, die man
hatte oder die Nicht-Beziehungen, deretwegen man dorthin
geht?
Ich denke, es ist in der Hauptsache Neugier: Was ist aus
dem oder der geworden? Wie sieht mein Lieblingslehrer
inzwischen aus? Was ist aus meinem Banknachbar geworden, den ich seit 10 oder 20 Jahren nicht mehr gesehen
habe. Doch, es sind eindeutig eher die Nicht-Beziehungen
– Ausnahmen bestätigen aber, wie man bei Leon und Lara
sieht, die Regel.
LEON & LARA ist Ihre erste Arbeit, die am Theater gezeigt
wird. Reizt es Sie auch, in Zukunft für das Theater zu arbeiten?
Ja. Ich hatte ein Stück zu 2/3 fertig und dann ist passiert,
was mir noch nie passiert war: Mein Computer ist abgestürzt und da ich gerade im Schreibflow war, habe ich vergessen, es zu sichern. Was schwer zu glauben ist – das Stück
heißt delete. Aber es kommt im Frühjahr 2012 wieder und
wird Teil einer Trilogie, deren weitere Stücke save und print
heißen.
Gibt es für Sie einen Unterschied zwischen der Arbeit an
einem Theaterstück und der zu einem Filmscript?
Jein. Jeder Text scheint sich sein
Medium zu suchen. Aktuell arbeite
ich an meinem ersten Roman,
der Ende des Jahres fertig ist.
Eine Zeitlang hatte ich wenig
Lust zu schreiben und habe
als Bademeister und Zeltleitung beim Tollwood-Festival
gearbeitet. Jetzt aber hole ich
tief Luft und freue mich auf die
nächsten Texte.
Christian Bayer
Der Autor Christian Bayer wird 1964 in
Baden-Baden geboren. 1986 beginnt er
das Studium der Theater- und Kommunikationswissenschaften sowie der Amerikanistik in München
(LMU). 1990 schließt sich das Studium der Literaturwissenschaften, Geschichte und Kunstgeschichte
in Karlsruhe (TU) an, welches er mit einer Arbeit über
Neue Formen der Reisewahrnehmung 1994 erfolgreich abschließt. Fünf Jahre später gründet er zusammen mit anderen die Autorengruppe Treibstoff, die
unter anderem für die Drehbuchentwicklung und dramaturgische Beratung bei den Spielfilmen Das Phantom, Kiss and run, Mädchen, Mädchen, Gott ist ein
toter Fisch und Napola verantwortlich war. 2003 gründet er zusammen mit Maggie Peren und Britta Sauer
die Produktionsfirma littlebig film. Seine letzte Drehbuchentwicklung für eine Kinoproduktion war Frühling
für Eisland 2011. Dieses Jahr schrieb er bereits den
Roman zum gleichnamigen Kinofilm von 2008 Es ist,
wie es ist und veröffentlichte im Verlag der Autoren
sein neuestes Stück delete – Über das Ende der alten
gesellschaftlichen Programme. Momentan arbeitet
er an der Stückfassung zu Es ist, wie es ist. Christian
Bayer lebt in München.
Festival-Magazin | 47
Theater Paderborn
Ein neues Schauspielhaus
für Stadt und Kreis
Fotos: Harald Morsch
48 | land.schafft.kultur
Festival-Magazin | 49
beliebtes Stück nicht mehr ganz
Ein einladender Ort der
Am 10. September des letzten Jahres war
absetzen, um Platz für eine
Kultur und der Begegnung ist
es endlich soweit: Paderborn hat eine
neue Produktion zu schaffen,
hier entstanden – das Theater für
neue Mitte und in deren Zentrum ein
sondern kann zu einem späteStadt und Kreis ist nach langer
neues Theater – mit einer transparenten,
ren Zeitpunkt noch einen VorZeit der künstlerischen Arbeit
geschwungenen Glasfassade öffnet es
stellungsblock spielen: Die nicht
in über die Stadt verteilten Prosich zum „Neuen Platz“ hin.
benötigten Kulissen werden
visorien endlich angekommen.
einfach zur Seite geschoben.
Das neue Große Haus bietet Platz
Durch das Mehr an technischen
für bis zu 400 und das Studio für
Möglichkeiten erweitert sich
bis zu 100 Zuschauer. Ein neuer
auch das künstlerische Spek­
dritter Spielort, der Theatertreff
trum: „Viele Werke der klassischen Theaterliteratur, wie
– möglich gemacht hat diesen der Förderverein durch sein
zum Beispiel Das Käthchen von Heilbronn oder den Faust I,
Engagement –, ist Café und Ort des Austausches für das Pubhätten wir wegen der vielen zwingend erforderlichen Szelikum und bietet 90 Zuschauern Raum für Theaterereignisse
nenwechsel im alten Haus gar nicht spielen können“, so die
wie Erzähltheater für Kinder, Lesungen und Liederabende.
Intendantin.
Das neue Theater wird vom Publikum begeistert angenomIm neuen Haus kann zum ersten Mal ein ganzjähmen, die Auslastung liegt derzeit bei über 80 Prozent. Allein
riges Kinder- und Jugendtheaterangebot präsentiert werdie Zahl der Jahresabonnements ist im Vergleich zur voriden: Neben dem traditionellen vorweihnachtlichen Stück
gen Spielzeit um 20 Prozent gestiegen. Auffällig ist auch der
für Kinder gibt es am Sonntagnachmittag Programm für
Zuwachs an Besuchern von außerhalb des Kreises PaderKinder und Jugendliche im Studio und im Theatertreff. Ein
born und über die hohe künstlerische Qualität der Inszeniebesonderes Highlight und eine große Auszeichnung ist es,
rungen sind sich Kritik und Publikum einig.
dass das Theater Paderborn den Zuschlag bekommen hat,
„Wir freuen uns sehr auf die zusätzlichen Mögim Mai 2012 das Kinder- und Jugendtheatertreffen NRW
lichkeiten, die uns das Haus bietet“, sagt die Intendantin
westwind auszurichten.
Dr. Merula Steinhardt-Unseld im Hinblick auf die aufwänEin ganz besonderes Ereignis waren auch die Vordige Bühnenmaschinerie, die überraschende, vielfältige
stellungen von Das weisse Zimmer (Titel in China: Long Ya
Szenerien möglich macht. Da das Große Haus über Hin– Drachenzahn) von Andreas Sauter. Die Uraufführungsproter- und Seitenbühne verfügt, ist es möglich, Stücke parallel
duktion, die im Rahmen der Deutsch-Chinesischen Theaterzu zeigen. So muss man zum Beispiel ein beim Publikum
50 | land.schafft.kultur
kooperation mit dem HuajuyuanTheater Qingdao mit der Förderung aus dem Fonds „Wanderlust“
der Deutschen Kulturstiftung des
Bundes und der Unterstützung
der Städte Paderborn und Qingdao
entstanden ist, hatte im Juni 2011
in Qingdao China-Premiere. Im
November war die DeutschlandPremiere in Paderborn zu sehen,
umrahmt vom Programm China für
Einsteiger mit Lesungen, Vorträgen, Tanz und einem Tag in China,
der im ganzen Theater stattfand
und den Paderbornern einen Einblick in chinesische Kultur, Kunst
und Lebensweise ermöglichte.
Das weisse Zimmer stieß sowohl
in China, als auch in Deutschland auf so große Resonanz
und Begeisterung, dass die Partnertheater gemeinsam mit
dem Chinesischen Kulturinstitut derzeit nach Möglichkeiten
suchen, Gastspiele zu realisieren.
Alles spricht dafür, dass das Paderborner Wagnis, in
der heutigen Zeit ein Theater zu bauen, nicht nur gegenwärtig die richtige Entscheidung war, sondern vor allem
eine mit den besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche
Zukunft.
1994/95 übernahm die jetzige Intendantin Dr. Merula Steinhardt-Unseld das
1957 gegründete Haus und erneuerte
das künstlerische Profil.
Das Schauspiel bietet einen spannenden
und vielfältigen Spielplan aus Klassikern,
modernen Klassikern, Gegenwartsstücken,
Uraufführungen und Kinder- und Jugendtheater. Mehrere Einladungen zum NRWTheatertreffen und zum Kinder- und Jugendtheatertreffen NRW, letzte Spielzeit mit der
Uraufführung von Hello-Goodbye, die hohe
Publikumsauslastung und stetig steigende
Abozahlen zeugen von der gleichbleibend
hohen künstlerischen Qualität unter der derzeitigen Intendanz.
Ein zusätzlicher Höhepunkt ist seit 2003 die Freilicht­
inszenierung im Schlossinnenhof des Neuhäuser Renaissanceschlosses im Sommer. Das Theater Paderborn
bietet neben dem Erwachsenenspielplan einen ganzjährigen Spielplan für Kinder und Jugendliche und ist
mit mobilen Produktionen für verschiedene Altersstufen
an allen Schulformen zu Gast. Eine Theaterpädagogin
gehört seit 2003 zum Ensemble und das theaterpädagogische Profil wird kontinuierlich ausgebaut.
www.theater-paderborn.de
Festival-Magazin | 51
Samstag, 16. Juni 2012
19 Uhr
Vorburg, Open-Air
OWL-Night of the Proms:
Nordwestdeutsche Philharmonie
gibt sich „very british“
Foto: Victoria Knobloch
52 | land.schafft.kultur
Festival-Magazin | 53
Am 10. August 1895 wurde in der Londoner Queen’s Hall
eine der traditionsreichsten und bekanntesten Konzertreihen
ins Leben gerufen: die Proms.
Die Abkürzung steht für Promenade Series, also
Promenadenkonzerte, deren Idee es war, auch Menschen
anzusprechen, die sich normalerweise nicht für klassische
Konzerte interessieren. Sie sollten mit günstigen Kartenpreisen und einer zwanglosen Atmosphäre – Essen, Trinken und Rauchen waren ausdrücklich erlaubt – an die
Musik herangeführt werden. Untrennbar mit dem Proms
verbunden ist der britische Dirigent Henry Wood, der nicht
nur das erste Konzert leitete, sondern maßgeblich an der
Erweiterung des Repertoires beteiligt war. Und dafür wird
ihm bis heute gedankt: Anlässlich des Abschlusses der
Sommerkonzertreihe, der Last Night of the Proms, wird
seine Büste vor der Orgel der Royal Albert Hall mit Lorbeer bekränzt. Um eine Night of the Proms mit ihrer ganz
besonderen, feierlich-ausgelassenen Stimmung zu erleben,
muss man nicht nach London fahren: Die Nordwestdeutsche Philharmonie bereichert mit einem Promenadenkonzert nach britischem Vorbild am 16. Juni die erste OWLBiennale auf Schloss Rheda. Das Orchester spielt unter der
Leitung von Johannes Klumpp, der als einer der hoffnungsvollsten Vertreter der Generation junger deutscher
Dirigenten gilt. Geboren 1980, wurde er in Weimar an der
Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in den Fächern Dirigieren und Viola ausgebildet.
Sie gehört zu den schillerndsten Figuren der Operngeschichte: die stolze, unbezähmbare Zigeunerin Carmen.
Die deutsch-ungarische Mezzosopranistin Kinga Dobay
singt in der ersten Konzerthälfte zwei Arien aus Georges
Bizets bekanntester Oper: das Chanson Bohème und die
Habanera, in der Carmen ihre Gleichgültigkeit gegenüber
den Liebesschwüren ihrer vielen Verehrer zum Ausdruck
bringt. „Mit ihrem technisch sehr reifen, beweglichen, auch
urtiefen Mezzo erfüllt sie alle Erwartungen an eine Frau,
die mit erotischer Ausstrahlung die Männer einwickelt. Eine
sehr liedhaft ausgestaltete Habanera und gleichermaßen
raue Gefühlsausbrüche. Stark!“, schrieb der Rezensent der
Südwestpresse über Kinga Dobays Auftritt an der Ulmer
Oper. Die Mezzosopranistin begann ihre musikalische Laufbahn mit einem Violinstudium, bevor sie Musical- und später Operngesang an der Musikhochschule Leipzig studierte.
Sie war Meisterschülerin u. a. von Grace Bumbry und ist
Preisträgerin zahlreicher internationaler Wettbewerbe.
Nach Orchesterwerken von Gioacchino Rossini, Jerónimo Giménez und Léo Delibes gibt sich die Nordwestdeutsche Philharmonie „very british“. Traditionell erklingen im
zweiten Konzertteil der Londoner Last Night of the Proms
patriotische englische Kompositionen. Und so soll es auch
auf Schloss Rheda sein. Eines davon stammt von dem Gründungsvater der Promenadenkonzerte, Sir Henry Wood, der
wegen seiner musikalischen Verdienste zum Ritter geschlagen wurde. Unter dem Titel Fantasy on British Sea Songs
hat er mehrere Shantys zu einem Medley zusammengefasst. Aufgeführt wurde es erstmals im Jahr 1905 anlässlich des 100. Jahrestages der Schlacht von Trafalgar und
ist seitdem alljährlich einer der Höhepunkte der Last Night
of the Proms. Und neben Thomas Arnes Rule Britannia
darf selbstverständlich auch der Marsch Nr. 1 aus Edward
Elgars Pomp and Circumstance nicht fehlen. Ehrensache,
dass die Briten zu diesen Stücken ihre Union Jack-Fähnchen schwenken ...
Regina Doblies, NWD
54 | land.schafft.kultur
OWL-Night of the Proms
Das Programm
Giuseppe Verdi
Die Macht des Schicksals:
Ouvertüre
Georges Bizet
Carmen: Auszüge
Prélude – Habanera –
Entr’acte IV – Sèguedille –
Entr’acte II – Chanson Bohème
Ruperto Chapi
Las hijas del Zebedeo: Carceleras
Silvestre Revueltas
Sensemayá
Gioacchino Rossini
Wilhelm Tell: Ouvertüre (Finale)
Der Barbier von Sevilla:
Una voce poco fa
Jerónimo Giménez
La boda de Luis Alonso: Intermezzo
Léo Delibes
Les Filles de Cadix
Edward Elgar
Pomp and Circumstance:
Marsch Nr. 1 D-Dur
Henry Wood
Fantasy on British Sea Songs
Thomas Arne
Rule Britannia
Kinga Dobay Mezzo-Sopran
Nordwestdeutsche Philharmonie
Johannes Klumpp Leitung
Hubert Parry
Jerusalem
National Anthem
God Save the Queen
Foto: Markus Esser
Festival-magazin | 55
Nordwestdeutsche
Philharmonie:
Kultureller Botschafter
der Region
Foto: Joachim Grothus
56 | Land.schafft.kultur
Festival-Magazin | 57
Foto: Patrick Runte
Regional verankert, international gefragt: Mit jährlich rund 120 Konzerten in
Ostwestfalen-Lippe nimmt die
Nordwestdeutsche Philharmonie
(NWD) mit Sitz in Herford ihre
Verantwortung als eines von drei
NRW-Landesorchestern
ernst,
profiliert sich aber auch weltweit als kultureller Botschafter
der Region, in der sie seit mehr
als sechs Jahrzehnten zu Hause
ist. 1950 als Städtebundorchester mit dem Auftrag gegründet,
die Musiklandschaft fernab der
Me­tropolen zum Blühen zu bringen, spielen die 78 Musikerinnen
und Musiker heute nicht nur in
den Konzertsälen zwischen Minden und Paderborn, Gütersloh
und Detmold, sondern treten darüber hinaus bei Gastspielreisen
in berühmten Häusern wie dem
Concertgebouw in Amsterdam,
der Zürcher Tonhalle und dem
Großen Festspielhaus in Salzburg auf. Neben Dänemark,
Österreich, Holland, Italien, Frankreich und Spanien sorgte
das Orchester auch in Japan und den USA schon für ausverkaufte Konzertsäle.
58 | Land.schafft.kultur
Das Kulturleben in der
Region bereichert die NWD durch
ihre Abonnementsreihen sowie
durch zahlreiche neue Formate,
die in den vergangenen Jahren
unter der Leitung des Intendanten Andreas Kuntze entwickelt
wurden. Unter dem Titel Begegnung mit Beethoven ist 2002 in
Bad Salzuflen ein Pfingst-Festival ins Leben gerufen worden,
zu dem das Publikum aus ganz
Deutschland anreist. Aufgrund
des großen Erfolges wurde diese
Konzertreihe mit der Begegnung
mit Brahms fortgesetzt, aktuell
steht das frühsommerliche Festival unter dem Motto Mozart trifft
Bruckner. Ein weiterer Schwerpunkt der NWD ist die Förderung
des hochtalentierten musikalischen Nachwuchses. Bereits zum
sechsten Mal bietet sie in diesem
Jahr jungen Pianisten und Cellisten im Rahmen der Sommerakademie die Gelegenheit, in Meisterkursen ihr eigenes Talent
zu entwickeln und sich in Konzerten der Öffentlichkeit zu
präsentieren. Zu den weiteren Aktivitäten, mit denen das
Orchester ein breites Publikum anspricht, gehören Chor-
konzerte, Open-Air-Events und
musikalische Veranstaltungen
nach dem Vorbild der britischen Night of the Proms.
Einen großen Stellenwert misst die Nordwestdeutsche Philharmonie, die seit
zehn Jahren auch eine eigene
Stiftung besitzt, ihrem schulund konzertpädagogischen Programm für die Konzertbesucher
von morgen bei. Mit ihren Konzerten für Kinder und Jugendliche, den Besuchen der Musiker
in den Schulen und dem Angebot an Klassen, an den Proben
teilzunehmen, gelingt es ihr,
jährlich rund 15.000 junge
Hörer an die klassische Musik
heranzuführen.
International renommierte Künstler wie etwa die
Cellistin Sol Gabetta, der Pianist Martin Stadtfeld und die
Trompeterin Tine Thing Helseth werden von der NWD
ebenso virtuos begleitet wie die Stars der Opernszene.
Der Klangkörper aus Ostwestfalen gab Konzerte mit Anna
Netrebko und Renée Fleming, dem stimmgewaltigen Dreigestirn Placido Domingo, Luciano Pavarotti und José Carreras sowie in jüngster Zeit mit Jonas Kaufmann und Klaus
Florian Vogt, den Bayreuther Lohengrin-Tenören. Auch
jenseits der Gala hat sich die NWD
längst als Opernorchester etabliert.
Gemeinsam mit dem Richard Wagner Verband Minden hat sie bereits
drei Bühnenwerke Wagners produziert – in diesem Herbst steht mit
Tristan und Isolde die vierte große
Oper im Stadttheater Minden an.
Rund 800 Musiktitel, die von
der NWD eingespielt wurden, finden sich im Archiv des Westdeutschen Rundfunks. Seit dem ersten
Konzertmitschnitt zwei Jahre nach
der Gründung des Orchesters hat
der Sender eine Vielzahl von Konzerten live übertragen und mitgeschnitten. Der WDR schätzt den
Klangkörper vor allem als SpeziaFotos: Joachim Grothus
list für Raritäten, für musikalische
Neu- und Wiederentdeckungen. Regelmäßig hören kann
man die Nordwestdeutsche Philharmonie nicht nur im
Radio, sondern auch auf mehr als 200 Schallplatten- und
CD-Einspielungen. Live-Aufnahmen der NWD inbesondere
aus den großen internationalen Konzertsälen erscheinen in
einer eigenen CD-Edition. Eine DVD, die im Jahr 2011 entstanden ist, vermittelt nicht nur einen akustischen, sondern
auch einen optischen Eindruck des Orchesters.
Regina Doblies, NWD
Festival-Magazin | 59
Samstag, 16. Juni 2012
22.30 Uhr
Schlosspark
„Dem schlechteren Ding an Art und an Gehalt
Leiht Liebe dennoch Ansehn und Gestalt.
Sie sieht mit dem Gemüt, nicht mit den Augen,
Und ihr Gemüt kann nie zum Urteil taugen.
Drum nennt man ja den Gott der Liebe blind.
Auch malt man ihn geflügelt und als Kind,
Weil er, von Spiel zu Spielen fortgezogen,
In seiner Wahl so häufig wird betrogen.
Wie Buben oft im Scherze lügen, so
Ist auch Cupido falscher Schwüre froh.“
Ein Sommernachtstraum
Foto: Wikimedia Commpons
60 | Land.schafft.kultur
Festival-Magazin | 61
Der Wald der
Liebenden
Shakespeares
Sommernachtstraum als
nächtlicher Spaziergang
mit Musik
Auszüge aus dem Schauspiel von
William Shakespeare mit Musik
von Felix Mendelssohn Bartholdy
Eine Kooperation zwischen der
Nordwestdeutschen Philharmonie,
den Theatern Bielefeld, Detmold und
Paderborn sowie der Hochschule
für Musik in Detmold.
Es ist Mitsommernacht. Zeit für Zauber und Magie.
Hermia liebt Lysander, aber sie soll Demetrius heiraten. Helena liebt Demetrius, der aber liebt Hermia. So
fliehen die verwirrten Liebenden in den Wald, um den
Zwängen der Gesellschaft zu entgehen. Doch zwischen
Büschen und Bäumen, zwischen Traum und Wirklichkeit, zwischen Sinnlichem und Übersinnlichem treffen
sie auf den Troll Puck, der seine Zauberkräfte nutzt und
die Karten ganz neu mischt. Die vier geraten in den
Strudel von Liebeswahn und Liebesneid, und plötzlich
dreht sich das Karussell der Liebe immer schneller: Wer
liebt jetzt wen und warum so heftig – und warum dann
plötzlich doch nicht mehr? Die Liebe ist ein seltsames
Spiel. Und auch das Elfenreich ist nicht verschont von
den Wirrungen und Irrungen und der alles verändernden Kraft der Liebe. Aber am Ende war vielleicht doch
alles nur ein Traum?
PUCK
Wenn wir Schatten euch beleidigt,
O so glaubt – und wohl verteidigt
Sind wir dann – ihr alle schier
Habet nur geschlummert hier
Und geschaut in Nachtgesichten
Eures eignen Hirnes Dichten.
Wollt ihr diesen Kindertand,
Der wie leere Träume schwand,
Liebe Herrn, nicht gar verschmähn,
Sollt ihr bald was Bessres sehn.
Shakespeares Komödie Ein Sommernachtstraum aus dem Jahr 1596 ist das beliebteste Stück des
berühmten Barden aus Stratford upon Avon.
Im Alter von 17 Jahren las Felix Mendelssohn
Bartholdy mit Freunden das Schauspiel. Die Lektüre
inspirierte den jungen Komponisten, eine Ouvertüre zu
schreiben, die er 15 Jahre später zu einer mehrsätzigen
Bühnenkomposition ausweitete.
Für die Aufführung im Park spielen Mitglieder
der Nordwestdeutschen Philharmonie dieses Werk als
Harmoniemusik, also in einer auf ein Bläserensemble
reduzierten Fassung. So gewinnt Mendelssohns Musik
den Charme einer Serenade – ideal für eine Aufführung
unter freiem Himmel.
Marcus M. Grube, Theater Bielefeld
62 | Land.schafft.kultur
Festival-Magazin | 63
Kontinuität und
Innovation:
Landestheater
Detmold
Foto: Landestheater/Hörnschemeyer
64 | land.schafft.kultur
festival-Magazin | 65
Fotos: Rainer Worms
Das Landestheater Detmold
mit seinen vier Sparten beschäftigt
280 Mitarbeiter aus fast 20 Nationen
und vier Kontinenten, spielt pro Jahr
über 600 Vorstellungen in Detmold
und über 60 Orten im Bundesgebiet
und legt jährlich eine Strecke zurück,
die einer dreimaligen Erdumrundung
entspricht.
Europas größte Reisebühne
macht scheinbar Unmögliches möglich: Sie vollführt den Spagat zwischen kultureller Grundversorgung
an Orten, die selber kein Theater
haben, und setzt künstlerisch herausragende Akzente, die über die Region
hinaus bei Publikum und Presse ein
breites Echo finden. So brachte sie
2009 als erstes Landestheater überhaupt Wagners Operntetralogie Der
Ring des Nibelungen auf die Bühne und nahm diese in den
Jahren 2010 und 2012 nicht nur in Detmold wieder auf den
Spielplan, sondern zeigte die Produktion auch auf größeren
Gastspielbühnen im Bundesgebiet, erstmals seit über 100
Jahren ging damit der Ring auch auf Tournee.
Neben Stoffen aus dem klassischen Opern- und
Schauspielrepertoire bringt das Landestheater immer wieder Uraufführungen auf die Bühne, wie in dieser Spielzeit
gleich vier Mal. Mit der Kakao-Kuh und Das Comeback des
66 | land.schafft.kultur
Jahres präsentiert die Kinder- und
Jugendsparte KASCHLUPP! zwei
Uraufführungen für junge Menschen.
In Kooperation mit dem Theater der
Jungen Welt Leipzig hat das Landestheater darüber hinaus einen Autorenwettbewerb für ein Jugendstück
ausgeschrieben, das in einem für Aufführungszwecke umgebauten Linienbus seine Premiere erleben wird.
Damit weiht das Theater eine weitere, mobile Spielstätte ein. Mit einem
zusätz­lichen Auftragswerk widmet
sich das Landestheater in dieser
Spielzeit einem ungewöhnlichen Format und bringt ein eigenes Krimidinner zur Uraufführung: eine musikalische Groteske, die bei laufendem Restaurantbetrieb gespielt werden kann.
2013 widmet sich das Landestheater anlässlich des 200. Geburtstags von Wagner und Verdi
besonders dem Werk beider Komponisten: Ihnen wird
gebührend Raum im Spielplan eingeräumt. Von Giuseppe
Verdi stehen Il Trovatore, Macbeth und La Traviata auf dem
Programm, von Richard Wagner Tristan und Isolde und
Parsifal. Die Inszenierungen der Verdi-Opern werden finanziell unterstützt von der Kulturstiftung des Landes NRW.
Pressestimmen zum Ring des Nibelungen:
Foto: Landestheater/Hörnschemeyer
Von Beginn an wohnt der Inszenierung von Kay Metzger im Landestheater Detmold ein Zauber inne (...). Es
hat Charme und Witz, wie Metzger seine Figuren dazu
bringt, ihre Gedanken respektive Gefühle abseits des
Mystisch-Mythischen ohne Schonung darzulegen. (...)
Unterstützung erfährt er dabei nachhaltig aus dem Graben. Das Spiel des von Erich Wächter mit Einfühlungsvermögen geleiteten Orchesters besticht durch feinsinnige
Abschattierungen, ein harmonisches Gewissen und ein
stupendes Gespür für die leisen Momente dieses Werkes.
Opernwelt
Sabine Hogrefe: Eine Ausnahmestimme, die mühelos
das Orchester dominiert, Spitzentöne, aber auch tiefe
Lagen scheinen ihr eine Lust zu sein, dazu kommen Textverständlichkeit und intensives Spiel (…). Aber auch die
anderen Partien machen den Abend zu einem besonderen Erlebnis. (…) Das Orchester steigert sich unter dem
inspirierenden Dirigat von Erich Wächter zunehmend in
seine Höchstform ...
Orpheus
www.landestheater-detmold.de
Carolina Gleichauf, Landestheater Detmold
festival-Magazin | 67
Sonntag, 17. Juni 2012
18 Uhr
Vorburg, Open-Air
In OWL zuhause,
daheim in der Welt.
Drei internationale
Gesangsgrößen zu Gast in
ihrer alten Heimat
68 | Land.schafft.kultur
Festival-Magazin | 69
Foto: Monika Rittershaus
Foto: Tanja Niemann
In OWL starteten sie ihre Karriere und beschritten von dort
aus das internationale Opern-Parkett. Am 17. Juni 2012 kehren sie
an ihre erste Wirkungsstätte zurück und präsentieren, begleitet vom
Der gebürtige Schweizer Alejandro Marco-Buhrmester erhielt nach seinem Gesangsstudium in Bern seine
erste Beschäftigung am Stadttheater Biel. Nach Festengagements am Aalto-Theater Essen, am Theater Dortmund und
an der Komischen Oper Berlin unter Harry Kupfer arbeitet
er seit 1999 freischaffend, vor allem am Theater Bielefeld.
Unter anderem konnte man ihn dort als Conte di Luna in
Il Trovatore, als Enrico in Lucia di Lammermoor, in unterschiedlichen Partien in Les Contes d‘Hoffmann, als auch in
Musicals wie Kiss me, Kate und West Side Story erleben.
Seit seinem Bayreuth-Debüt 2001 als Konrad Nachtigall in Die Meistersinger von Nürnberg wurde er wiederholt
zu den Wagner-Festspielen eingeladen und sang dort Kothner (Meistersinger) sowie Amfortas (Parsival) und in der
vieldiskutierten Produktion von Schlingensief. Neben dem
Wagnerfach, das ihn u.a. an die Opernhäuser von Frankfurt
a.M. und Paris führte, widmet er sich auch dem italienischen und französischen Repertoire. Ebenso pflegt MarcoBuhrmester das Konzertrepertoire und wurde zum Bergen
Festival und zu den Internationalen Festtagen Luzern eingeladen.
In der Spielzeit 2011/12 trat er in Tristan und Isolde
unter der Leitung von Petrenko/Decker bei der Ruhrtriennale auf und debütierte anschließend als Orest (Elektra) in
Rom unter der musikalischen Leitung von Fabio Luisi. Alejandro Marco-Buhrmester gilt inzwischen als einer der profiliertesten Heldenbaritone seiner Generation.
70 | Land.schafft.kultur
Zoran Todorovich begann seine Karriere nach Studien in Belgrad, Frankfurt
und München am Landestheater Detmold,
wo er unter anderem in Rigoletto, Gräfin
Mariza, Tosca, Carmen, Hoffmanns Erzählungen, Der Liebestrank und der West Side Story
zu sehen war. „Mit Detmold verbindet mich nunmehr 20 Jahre dauernde Liebe“, verrät der weitgereiste Tenor, der nach wie vor in Blomberg lebt, in einem
Pressegespräch.
Nach Engagements an der Staatsoper Hannover
debütierte er sehr erfolgreich an der Hamburgischen und
an der Wiener Staatsoper, um von dort aus seine internatio­
nale Gastspieltätigkeit zu starten. Seither ist Zoran Todorovich in Partien wie Edgardo, Alfredo, Rodolfo, Pinkerton,
Faust (Gounod und Berlioz) und Lenski auf zahlreichen
bedeutenden Bühnen wie der Deutschen Oper Berlin, der
Staatsoper Berlin, der Dresdner Semperoper und der Oper
Zürich zu hören gewesen. Gastauftritte im Ausland führten
ihn nach Nizza, Toulouse, Lyon, Madrid, Sevilla, Cordoba,
Brüssel, San Francisco und Tokyo. Todorovich trat zusammen mit den namhaftesten Sopranistinnen unserer Zeit
auf, wie Edita Guberova, Violetta Urmana, June Anderson,
Hasmik Papian, Elina Garancha und Sonia Ganassi. Unter
Zubin Mehta sang er Cavaradossi in Tel Aviv, in Norma
unter Marcelo Viotti und in La Forza del Destino unter Ono
Kazushi in Brüssel.
Jüngste Projekte umfassten Don Jose in
Toulouse, La Fanciula del West in Palermo und Don Alvaro
in der Forza del Destino an der Pariser Bastille.
Zoran Todorovich zählt zu den gefragtesten Tenören seines Fachs.
Foto: Frank Doorhof
Symphonischen Orchester des Landestheaters Detmold unter der
musikalischen Leitung von Erich Wächter, ein vielfältiges GesangsProgramm – drei Charaktergrößen, drei Stimmen, drei große Namen.
Die gebürtige Niederländerin Annemarie Kremer
war nach ihrem Erst-Engagement in Aachen vier
Jahre am Landestheater Detmold beschäftigt,
wo sie zusammen mit Zoran Todorovich alle
großen Partien sang, darunter u.a. Gilda
(Rigoletto) und Maria (West Side Story).
Von dort aus folgten Einladungen an
international renommierte Opernhäuser, in
Frankreich war sie als Donna Anna in Don
Giovanni und in den USA als Cio-Cio-San in
Madama Butterfly zu erleben. Anlässlich des
Puccini-Jahres engagierte sie Christine Mielitz in
derselben Rolle nach Dortmund, wo sie als eine der
überzeugendsten Cio-Cio-Sans ihrer Generation gefeiert
wurde. Nach einem Folge-Engagement als Tosca erhielt
Annemarie Kremer Gastverträge in Stuttgart und Wiesbaden. In den Niederlanden, wo sie regelmäßig auftritt, feierte
sie als Bellinis Norma große Erfolge, ebenso als Rusalka,
Donna Elvira (Don Giovanni) und Giselda (I Lombardi).
Aktuell tritt Frau Kremer in Madama Butterfly in
Essen auf, als Salome an der Wiener Volksoper, als Norma
an der Opera North in Großbritannien, als Tosca in Leipzig
und als Salome in Belem, Brasilien.
Landestheater Detmold
Erich Wächter
Der gebürtige Bielefelder Erich Wächter studierte an der
Staatlichen Hochschule für Musik in Berlin die Fächer
Dirigieren, Klavier und Liedbegleitung. Unmittelbar
nach dem Abschluss des Studiums erhielt er sein erstes
Engage­ment als Kapellmeister am Pfalztheater Kaiserslautern. Danach führte ihn sein Weg über die Staats­
theater Saarbrücken, Karlsruhe und Darmstadt an das
Nationaltheater Mannheim, wo er als 1. Kapellmeister
tätig war.
1989 wurde er zum Generalmusikdirektor und Operndirektor der Hansestadt Lübeck berufen. Er blieb in dieser
Position bis zum Ende der Spielzeit 2000/01.
Eine rege Gastiertätigkeit führte ihn an bedeutende
europäische Opernhäuser, wie die Deutsche Oper Berlin, die Semperoper Dresden, die Staatsoper Hamburg,
das Nationaltheater München, die Opernhäuser Zürich,
Stockholm, Oslo und Wien sowie zu vielen großen Konzertorchestern.
Neben diesen künstlerischen Tätigkeiten leitete Erich
Wächter an den Hochschulen Karlsruhe und Lübeck Dirigierklassen und Hochschulorchester.
Erich Wächter ist seit der Spielzeit 2002/03 als Generalmusikdirektor am Landestheater Detmold tätig.
Festival-Magazin | 71
„Die kommunikative Kraft
der Kultur ist stark und
wirkt sich positiv auf das
Image des fördernden
Unternehmens aus.“
Die kommunikative Kraft der
Kultur
In Zeiten knapper werdender öffentlicher
Zuschüsse bei gleichzeitig steigenden Kosten
gewinnt im Bereich der Kulturfinanzierung
die Förderung durch Unternehmen mehr
und mehr an Bedeutung.
72 | Land.schafft.kultur
NB: Welche Formen der Kulturförderung durch Unternehmen gibt es und worin unterscheiden sie sich?
Friederike von Reden
Eine Umfrage unter 133 Kulturanbietern der Agentur Causales aus dem Jahr 2010 hat ergeben, dass im Vergleich
zu den Studien aus den Jahren 2005 und 2007 vor allem
der Anteil des Kultursponsorings bei den teilnehmenden
Kultureinrichtungen signifikant zugenommen hat. Waren es
2007 noch 6,7 Prozent so konnten diese Kulturanbieter in
2010 bereits 13 Prozent ihres Haushaltes über Sponsoringmittel abdecken. Auch die Biennale für Ostwestfalen-Lippe
land.schafft.kultur finanziert sich neben öffentlichen
Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen vor allem durch
das finanzielle Engagement heimischer Firmen. Der Nutzen für die Kulturanbieter liegt auf der Hand, aber welchen Vorteil haben die Unternehmen? Einer Studie zufolge,
die der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI e.V.
gemeinsam mit dem Handelsblatt und dem Institut für Handelsforschung der Universität zu Köln 2010 publiziert hat,
engagieren sich 81,9 Prozent der untersuchten Unternehmen im Bereich Kultursponsoring und geben dafür durchschnittlich rund 340.000 € pro Jahr aus. Im Gespräch mit
Nadine Brockmann, Pressereferentin des Theater Bielefeld
und der diesjährigen Biennale, erläutert Friederike von
Reden, Referentin für Kultursponsoring und Kulturpolitik
beim Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI e.V. /
Arbeitskreis Kultursponsoring, die unterschiedlichen Arten
unternehmerischer Fördermöglichkeiten im Kulturbereich,
welche Motivation dahintersteckt und was für einen Nutzen
die Firmen aus diesem Engagement ziehen.
FvR: Die wesentlichste Unterscheidung ist die zwischen
Mäzenatentum und dem Sponsoring. Im Gegensatz zum
Mäzenatentum (Spenden sowie unternehmensnahe Stiftungsaktivitäten) beruht das Sponsoring auf dem Prinzip
Leistung gegen Gegenleistung. So wird beispielsweise im
Gegenzug für die Förderung in Form von Finanz-, Sachoder Dienstleistungen das Logo des Förderers auf Tickets
und Programmhefte für ein Musikfestival gedruckt.
Zudem kann nach der Art der Förderbeziehung
unterschieden werden zwischen institutioneller Förderung,
Projekt-, Event- oder direkter Künstlerförderung. Die Grenzen sind hier jedoch fließend und es gibt viele Mischformen, beispielsweise wenn eine Firma Spielzeitpartner eines
Theaters ist und an diesem Haus auch ein theaterpädagogisches Projekt fördert. Zunehmend agieren Unternehmen
auch selbst als Veranstalter, organisieren beispielsweise
eigene Konzertreihen an ihrem Standort.
NB: Was sind die Beweggründe für kulturelles Engagement
von Unternehmen?
FvR: Der oben bereits angeführten Studie zufolge ist das
Hauptmotiv die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung: Unternehmen begreifen sich als Teil der Gesellschaft
und wollen sich für diese auch engagieren. Zweitwichtigster
Grund ist die Imagepflege, gefolgt von Stärkung der Mitarbeitermotivation und -identifikation.
Festival-Magazin | 73
Die Finanzierung der Biennale für Ostwestfalen-Lippe 2012
„Unternehmerische Kulturförderung sollte nicht
der Entlastung des öffentlichen Kulturhaushaltes dienen,
sondern darüber hinausgehende Initiativen und
Projekte ermöglichen.“
NB: Inwiefern profitieren Firmen von ihrer Kulturförderung?
FvR: Die eben genannten Motive stellen tatsächlich auch
die positiven Effekte unternehmerischer Kulturförderung
dar: Denn die kommunikative Kraft der Kultur ist – auch
im Vergleich zu klassischer Werbung – stark und wirkt sich
positiv auf das Image des fördernden Unternehmens aus.
Durch die Kombination von kulturellem Engagement und
gleichzeitiger Kommunikation der unterstützenden Firma,
wird gemäß einer Studie der Universität München gerade
dem Kultursponsoring eine hohe Aufmerksamkeitswirkung
attestiert. Auch die Kundenbindung kann durch Kulturförderung verstärkt werden: Das dank Kulturengagement
gesteigerte Vertrauen bewirkt eine höhere Bindung des
Kunden an das fördernde Unternehmen.
Neben den positiven Außenwirkungen wirkt Kulturförderung auch bedeutend in das Unternehmen hinein: So gilt das Unternehmensimage als ein wesentlicher
Faktor der Gesamtzufriedenheit der Mitarbeiter mit ihrer
Arbeitssituation, die durch Kulturförderung entsprechend
steigt – ebenso wie die Identifikation mit dem Arbeitgeber. Die direkte Auseinandersetzung mit der Kultur – beispielsweise in Form von mitarbeiterspezifischen Kulturprogrammen steigert zudem die Kreativität. Auch wird so
der abteilungsübergreifende Austausch gefördert, soziale
Kompetenz geschult und allgemein die Kooperationsbereitschaft gestärkt. Die Unterstützung des ehrenamtlichen
Engagements von Mitarbeitern im Kulturbereich bestätigt
diese zudem in ihrem Wirken. Das Unternehmen profitiert
davon langfristig, da sich die Unternehmenskultur in der
Regel positiv verändert.
74 | Land.schafft.kultur
Sponsoren
150.000 €
Öffentliche Förderung
100.000 €
Einnahmen
Gesamt
45.000 €
295.000 €
NB: Wie schätzen Sie das kulturelle Angebot einer Region
als Standortfaktor ein?
NB: Können Sie uns Beispiele von gelungener Kulturförderung durch Unternehmen nennen?
FvR: Das kulturelle Angebot ist auf jeden Fall ein wichtiger
Standortfaktor. So förderten bereits Anfang des 20. Jahrhunderts Unternehmen wie Bosch, Siemens oder Bayer
Kunst und Kultur auch deswegen, um das Standortumfeld
mittels kultureller Angebote für Arbeiter und Angestellte
attraktiver zu machen und so auch einen Beitrag zu ihrer
Weiterbildung zu leisten. Angesichts des heutigen „war for
talents“ ist die Standortattraktivität nach wie vor ein wichtiger Faktor für Unternehmen. Sicherlich auch deswegen fördern über 80 Prozent der Unternehmen vorwiegend lokal
und regional Kultur – und legen bei der Auswahl der Kulturprojekte Wert auf deren regionale Bedeutung.
FvR: Erfreulicherweise gibt es zahlreiche Beispiele für krea­
tive und nachhaltige Kulturförderkonzepte von Unternehmen. Um diese Firmen in ihrem Engagement zu bestärken
und andere zur Nachahmung anzuregen, zeichnet der Kulturkreis gemeinsam mit Süddeutscher Zeitung und Handelsblatt seit 2006 jährlich drei Unternehmen für besonders gelungenes Kulturengagement mit dem Deutschen
Kulturförderpreis aus. In der Kategorie „kleine Unternehmen“ erhielt letztes Jahr das IT-Systemhaus alpha 2000 die
Auszeichnung für seinen „Kunstpreis Europas Zukunft“:
Der Preis wurde vom Unternehmen 2004 initiiert und seither jährlich an junge europäische Künstler vergeben, um
den künstlerischen und sozialen Diskurs innerhalb Europas zu fördern. Die Firma ACO Severin Ahlmann wurde in
der Kategorie „mittlere Unternehmen“ für das „Kunstwerk
Carlshütte“ gewürdigt – einer alten Gießerei auf dem Firmengelände, das zum Kunst- und Kulturzentrum umfunktioniert und gemeinsam vom Unternehmen, den benachbarten Städten und weiteren Partnern betrieben und belebt
wird. In der Kategorie „große Unternehmen“ wurde die
Vattenfall Europe AG für die „Vattenfall Lesetage“ geehrt:
Dieses seit 1999 jährlich von dem Energieversorger veranstaltete Literaturfestival bietet ein umfangreiches Programm an ungewöhnlichen Orten und macht so Literatur
einem großen Publikum zugänglich. Dabei wird jede Lesung
von einem Vattenfall-Mitarbeiter moderiert und der Autor
durch ihn begleitet.
NB: Welchen Stellenwert bekommt das kulturelle Engagement von Unternehmen angesichts sinkender öffentlicher
Mittel?
FvR: Bereits in den vergangenen Jahren wurde deutlich,
dass die Bedeutung der unternehmerischen Kulturförderung angesichts zunehmend leerer öffentlicher Kassen steigt
und Kulturinstitutionen verstärkt auch nach Partnern in
der Wirtschaft suchen. Kultur und Wirtschaft sind sich aber
einig darin, dass die kulturelle Grundversorgung weiterhin
durch den Staat gewährleistet werden muss – zumal die
Unternehmen durch die im internationalen Vergleich hohe
Steuerlast mittelbar bereits an der öffentlichen Förderung
beteiligt sind. Unternehmerische Kulturförderung kann und
sollte also nicht der Entlastung des öffentlichen Kulturhaushaltes dienen, sondern darüber hinausgehende Initiativen
und Projekte ermöglichen. Hier gilt es, das Zusammenspiel
zwischen öffentlicher und privater Kulturförderung weiterhin zu optimieren.
Kulturkreis der deutschen Wirtschaft /
Arbeitskreis Kultursponsoring
Der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI e.V. ist
die traditionsreichste Institution für unternehmerische
Kulturförderung in Deutschland. Mit den Mitgliedsbeiträgen und Spenden seiner rund 400 Mitglieder – darunter
die führenden Unternehmen Deutschlands – fördert er
seit 1951 Künstler in den Bereichen Architektur, Bildende
Kunst, Literatur und Musik.
Förderschwerpunkt sind junge, noch unbekannte Positionen. Ergänzend zur Förderung von Nachwuchskünstlern
initiiert der Kulturkreis Kulturprojekte mit modellbildendem Charakter. Als Schnittstelle zwischen Wirtschaft und
Kultur berät der Kulturkreis seine Mitgliedsunternehmen
darüber hinaus in Fragen der mäzenatischen Künstlerförderung, des Kultursponsorings, der kulturellen Bildung
und der auswärtigen Kultur und vertritt ihre kulturpolitischen Interessen.
Im Arbeitskreis Kultursponsoring (AKS) des Kulturkreises
sind rund 65 Unternehmen engagiert, die Kulturförderung
dauerhaft in ihre Unternehmenskultur integriert haben.
Der AKS ermöglicht einen branchenübergreifenden Austausch, bündelt Erfahrungen, trägt durch Fortbildungsangebote zur Professionalisierung des Kultursponsorings bei und tritt für offene, faire Beziehungen zwischen
Kultur und Wirtschaft ein. Weitere Informationen auf
www.kulturkreis.eu
Festival-Magazin | 75
Wir sagen DANKE!
Impressum
© 2012 by OWL-Biennale e.V.,
Brunnenstr. 3-9, 33602 Bielefeld
www.landschafftkultur.de
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise,
sowie fotomechanische/elektronische Wiedergabe nur mit
ausdrücklicher Genehmigung des OWL-Biennale e.V.
Am Anfang stand der entschiedene Wille, die mannigfaltigen Qualitäten des Landstriches Ostwestfalen-Lippe in den Vordergrund zu rücken. Dann folgte der erfolgreiche Prolog 2011. Und nun – 2012 – ist die erste Biennale für OstwestfalenLippe Wirklichkeit geworden. Zur Umsetzung des Festivals LAND.SCHAFFT.KULTUR waren Vertrauen und eine nachhaltige Unterstützung durch Förderer unerlässlich. Beides wurde uns in hohem Maße entgegengebracht.
Wir bedanken uns daher ganz besonders bei folgenden Förderern
Beteiligte Kulturinstitutionen:
Theater Bielefeld
Hochschule für Musik Detmold
Landestheater Detmold
Nordwestdeutsche Philharmonie
Theater Paderborn, Westfälische Kammerspiele
OWL-Biennale e. V.:
Vorstand:
Christiane Pfitzner (Vorsitzende)
Dr. Wolfgang Böllhoff
Dr. Ulrich Greiffenhagen
Albrecht Wrede
Kuratorium:
Ortwin Goldbeck
Ernst-Michael Hasse
Ferdinand Klingenthal
Dr. Reinhard Zinkann
Für die Durchführung:
Festivalleitung: Dieter Powitz
Assistenz / Festivalbüro: Julia Winkler
ViSdP: Dieter Powitz
Redaktion Stefanie Schröder, Theater Bielefeld
Nadine Brockmann, Theater Bielefeld
Gestaltungwww.krückemeier-medien.de
Druck
Werbedruck Poppe
Außerdem danken wir
S.D. Erbprinz zu BentheimTecklenburg / Schloss Rheda
Erna Maria und
Dr. Ulrich Greiffenhagen
Doris und
Franz Jacoby
Erscheinungsjahr 2012
Unser Dank geht auch an
76 | Land.schafft.kultur
Festival-Magazin | 77
Das Festivalteam
Dieter Powitz - persönlich
Festivalleitung
Persönlicher Referent und Stellvertreter
des Intendanten am Theater Bielefeld
Wie stellt man den Festivalleiter von
Land.Schafft.Kultur vor? Mit einer
Vita? Einem Fragebogen – frei nach dem
Motto „Welches Buch liegt gerade auf
Ihrem Nachtschrank“? Mit einem Interview? Besser: Mit den wichtigen Fragen
der Theater- und Literaturgeschichte. Wir
haben Dieter Powitz gebeten, sich Gedanken zu machen, zu Zitaten, die wohl jeder
kennt. Bitte sehr!
Die Zeit ist aus den Fugen! (William Shakespeare)
Ganz ehrlich? Zuweilen erscheint mir dieser Ausspruch aus Shakespeares „Hamlet“ ebenso knapp wie präzise mein fassungsloses
Staunen auf den Punkt zu bringen. Die Verschuldung der öffentlichen Hand, die so sehr die Haushalte zu erdrücken scheint, dass
alles Lebenswerte eines Gemeinwesens in seinen Grundfesten
bedroht zu sein scheint, übersteigt in seinen gewaltigen Dimensionen meinen Horizont. Manchmal erscheint es wie ein Tanz am
Abgrund.
Die Kunst ist eine Vermittlerin des Unaussprechlichen
(Johann Wolfgang von Goethe)
Auf den ersten Blick erstaunlich, auf den zweiten Blick aber eigentlich doch ganz klar. Gerade in Krisenzeiten scheint die Kunst einen
nicht zu unterschätzenden Halt, eine wichtige Orientierung zu bieten. Es sind offenbar diese Momente des kollektiven Innehaltens,
in denen, losgelöst von jeder sofortigen Verwertbarkeit, elementare
Sinnfragen gestellt werden. Kunst ermutigt den Rezipienten, thematisch Grenzen zu überschreiten, vorzustoßen in bislang nicht
Gedachtes, nicht Gefühltes. Ein höchst sinnliches Gegengewicht
zum hochfrequenten Alltag.
Was Ihr nicht tut mit Lust, gedeiht Euch nicht.
(William Shakespeare)
So einfach, so wahr. Lust und Leidenschaft sorgen beim jeweiligen
Schaffenden nicht nur für das entsprechende Wohlbefinden, sondern beflügeln auch auf ganz wundersame Weise. Das gilt unbedingt für jeden einzelnen persönlich, aber natürlich auch für ein
ganzes Team, in diesem Sinne gleich fünffach für die am Festival
Land.Schafft.Kultur beteiligten Institutionen. War schon beim
Prolog des letzten Jahres Lust und Leidenschaft Voraussetzung für
das Gelingen, so gilt es noch viel mehr für die erste Biennale.
78 | Land.schafft.kultur
Fotos: Steffi Behrmann
Julia Winkler
Stefanie Schröder
Nadine Brockmann
Festival-Assistenz bei Land.Schafft.Kultur
Vertriebsreferentin der Intendanz am Theater Bielefeld
Bei Land.Schafft.Kultur verantwortlich für
Marketing, Vertrieb und das Festival-Magazin
Pressereferentin am Theater Bielefeld
und bei Land.Schafft.Kultur
LIEBLINGSORT …
… meine Wohnung in Bielefeld.
URLAUB AM LIEBSTEN …
… am Lago Maggiore.
KULTUR AM LIEBSTEN...
… mit anderen. Nur für den Fall, dass ich es
nicht verstehe.
KOCHEN AM LIEBSTEN ...
… in einer ordentlichen Küche für Menschen,
die richtig würziges Essen mögen.
HAUSARBEIT AM LIEBSTEN …
… Wäsche waschen und aufräumen.
VON 0 AUF 100 IN DREI SEKUNDEN WEIL …
… ich in einem Mietwagen sitze!
DIE DREI CDS FÜR DIE INSEL …
… wer hat eigentlich noch CDs? Das erste
Album hab ich nur auf’m IPhone!
Noel Gallagher’s – High Flying Birds
Die Ärzte – Bäst of
Bravo Hits 4
UND DANN WELCHE INSEL?
Sansibar
UND DAS BUCH AUF DEM NACHTTISCH?
Letzte Nacht in Twisted River und
Die Abenteuer des Tom Sawyer
LIEBLINGSORT …
… natürlich Bielefeld. Aus Überzeugung, nicht weil ich
muss! Und natürlich das Theater, das Theater, das Theater …!
URLAUB AM LIEBSTEN …
… mit viel Ruhe! Das Schöne am Theater ist nicht nur,
aber auch die lange Spielzeitpause im Sommer – Zeit,
die Welt zu erkunden und wirklich abzuschalten.
LIEBLINGSORT …
… meine TAM-Theatersessel im Wohnzimmer.
URLAUB AM LIEBSTEN …
… bei konstanten 25 Grad sechs Wochen am
Stück und einer ausgewogenen Mischung von
Ruhe und Action.
KULTUR AM LIEBSTEN …
… emotionsgeladen!
KULTUR AM LIEBSTEN …
… in allen Facetten. Ohne geht nicht.
KOCHEN AM LIEBSTEN ...
… allein! Und wehe es pfuscht mir jemand
rein!
KOCHEN AM LIEBSTEN ...
… gerne und wann immer ich Zeit habe. Im Gegensatz
zu den meisten anderen Menschen kann ich dabei
wunderbar entspannen.
HAUSARBEIT AM LIEBSTEN …
… ohne mich!
HAUSARBEIT AM LIEBSTEN …
… gar nicht! Und ich meine gar nicht!
VON 0 AUF 100 IN DREI SEKUNDEN WEIL …
… im Theater jemand neben mir raschelt oder im Kino
jemand neben mir Chips isst – da werde ich wahnsinnig.
DIE DREI CDS FÜR DIE INSEL …
Gabriela Montero – Bach & Beyond
Tom Waits – Used Songs
Shelby Lynne – Just a little lovin
UND DANN WELCHE INSEL?
Die Azoren-Insel Pico. Wunderschön!
VON 0 AUF 100 IN DREI SEKUNDEN WEIL …
… mir jemand in den Applaus quatscht. Über
das Stück können wir doch wirklich auch später noch reden …
DIE DREI CDS FÜR DIE INSEL …
The Very Best Of The Eurovision Song Contest
Die drei ??? und der Super-Papagei
Jazzkantine – Heiß & Fettig
UND DANN WELCHE INSEL?
Neuseeland (Südinsel)
UND DAS BUCH AUF DEM NACHTTISCH?
Plan D von Simon Urban
UND DAS BUCH AUF DEM NACHTTISCH?
Da liegt gerade ein ganzer Stapel, alle noch jungfräulich
– Lesen ist Luxus.
Festival-Magazin | 79
Von A bis
Z
Service
A wie Anfahrt
G wie Gastronomie
P wie Parken
Anfahrt über die Autobahn A2 Dortmund/Hannover – Abfahrt RhedaWiedenbrück – Richtung Rheda der
Beschilderung folgen. Die Adresse des
Veranstaltungsgeländes lautet Steinweg 7, 33378 Rheda-Wiedenbrück.
Die Schlossmühle ist jeweils eine
Stunde vor und nach der Veranstaltung geöffnet – und selbstverständlich
auch in der Pause. Ausgenommen ist
die Veranstaltung Soirée à la Rossini
– hier ist die Schlossmühle nur mit
Karten für die Vorstellung zugänglich.
Für die Open-Air-Veranstaltungen
wird das gastronomische Angebot auf
dem Gelände erweitert.
Die Parkplätze auf dem Schlossgelände stehen während des Festivals
nicht zur Verfügung. Lediglich Behindertenparkplätze sind mit Berechtigungsausweis anfahrbar. Bitte nutzen
Sie die Parkdecks an der Schlossstraße. Das Schlossgelände ist von
hier aus in wenigen Minuten zu Fuß
zu erreichen.
Bielefeld
Münster
Gütersloh
2
Detmold
Rheda
33
2
Paderborn
G wie Gruppen
Hamm
Dortmund
44
44
B wie Bustransfer
Busse fahren je nach Bedarf von verschiedenen Orten aus zum Festival.
Die Abfahrtsdaten erfahren Sie im
Festivalbüro, Tel. 0521 / 93 83 96 75
oder auf der Internetseite
www.landschafftkultur.de.
E wie Ermäßigung
Gegen Vorlage eines Berechtigungsnachweises erhalten Schüler, Studenten
und Auszubildende bis 25 Jahre sowie
Schwerbehinderte und Erwerbslose
eine Preisermäßigung von 50 Prozent
(ausgenommen Soirée à la Rossini).
F wie Fußball-EM
Die Spiele Deutschland-Niederlande
am 13.06. und Deutschland-Dänemark am 17.06. (Anstoß jeweils
20.45 Uhr) können in der Schlossmühle verfolgt werden.
80 | Land.schafft.kultur
Gruppen ab 12 Personen erhalten
einen Rabatt von 20 Prozent auf den
Vollpreis (ausgenommen Soirée à la
Rossini).
H wie Hotels und andere
Unterkünfte
Eine detaillierte Liste mit Adressen,
Preisen und Fotos von Hotels, Pensionen und Campingplätzen in und
um Rheda-Wiedenbrück steht auf der
Seite der Flora Westfalica www.florawestfalica.de zum Download bereit
und wird auf Wunsch auch zugeschickt, Tel. 05242 / 9 30 10.
N wie öffentlicher Nahverkehr
Vom Bahnhof Rheda-Wiedenbrück ist
das Schloss mit dem Bus R12 Richtung Lippstadt oder dem Bus 70
Richtung Wiedenbrück Berufsschule /
Finanzamt erreichbar. Alternativ sind
es vom Bahnhof ca. 15 Gehminuten
zum Schlossgelände.
R wie Rollstuhlfahrer und
Gehbehinderte
Behindertenparkplätze stehen auf
dem Schlossgelände zur Verfügung.
Bitte halten Sie zur Einfahrt Ihren
Berechtigungsausweis bereit. Der
Zugang zur Orangerie, zur Schlossmühle und zu den Open-Air-Konzerten ist barrierefrei. Rollstuhlplätze
halten wir gerne nach Anmeldung
bereit.
T wie Tageskasse
Die Tages- bzw. Abendkasse auf dem
Schlossgelände ist jeweils eine Stunde
vor Vorstellungsbeginn geöffnet. Aus
technischen Gründen ist hier nur Barzahlung möglich.
V wie Vorverkauf
Online
www.landschafftkultur.de
Versand
Theater- und Konzertkasse Bielefeld
Tel. 0521 / 51 54 54
Versandgebühr € 3,50 je Auftrag
Vorverkaufsstellen ...
ohne VVK-Gebühr
Bielefeld
Theater- und Konzertkasse Bielefeld
Niederwall 23
33602 Bielefeld
Tel. 0521 / 51 54 54
Detmold
Haus der Musik
Krumme Straße 26
32756 Detmold
Tel. 05231 / 30 20 78
Landestheater Detmold
Theaterplatz 1
32756 Detmold
Tel. 05231 / 97 48 02
Herford
NWD Geschäftsstelle
Stiftbergstr. 2
32049 Herford
Tel. 05221 / 9 83 80
Herford
Theaterbüro Herford
Bäckerstr. 30
32052 Herford
Tel. 05221 / 5 00 07
Paderborn
Theater Paderborn
Neuer Platz 6
336098 Paderborn
Tel. 05251 / 2 88 11 00
mit VVK-Gebühr
Karten bekommen Sie an allen
CTS Eventim Vorverkaufsstellen
BIELEFELD
Neue Westfälische
Niedernstraße 21-27
+ versch. weitere Geschäftsstellen
Tel. 01803 / 32 23 99
Tourist-Information
Niederwall 23
33602 Bielefeld
0521 / 51 69 99
Westfalen-Blatt
Oberntorwall 24
33602 Bielefeld
Tel. 0521 / 5 29 96 40
DETMOLD
Tourist-Information
Rathaus Am Markt
32754 Detmold
Tel . 05231 / 97 73 28
GÜTERSLOH
Tourist-Information/
gtm ServiceCenter
Berliner Str. 63
33330 Gütersloh
05241 / 2 11 36 36
HERFORD
Neue Westfälische
Lübberstr. 15-17
32052 Herford
Tel. 01803 / 32 23 99
MINDEN
Express Ticket Service
Obermarktstr. 28-30
32423 Minden
Tel. 0571 / 88 27 01
PADERBORN
Ticket Direkt
Königstr. 62
33098 Paderborn
Tel. 05251 / 28 05 12
RHEDA-WIEDENBRÜCK
Flora Westfalica
Mittelhegge 11
33378 Rheda-Wiedenbrück
Tel. 05242 / 9 30 10
Z wie Zuspätkommen
Bitte seien Sie bei allen
Veranstaltungen pünktlich.
Insbesondere bei der Veranstaltung
in der Kapelle ist KEIN Nacheinlass
möglich.
Für frühe
Vögel
Bis zum 20. Mai erhalten
Frühbucher beim Kartenkauf
einen Frühbucherrabatt von 10
Prozent - unabhängig von der
Preiskategorie*.
(*Gültig in allen VVK-Stellen sowie online.
Die Ermäßigung bezieht sich auf den
Vollpreis. Ausgenommen ist die
Veranstaltung Soirée à la
Rossini.)
Festival-Magazin | 81
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Bühne
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Kapelle Schloss Rheda
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Bühne
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Untere eBene
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63 64 65 66
67 68
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Gruppenrabatte
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Bühne
B lo c k a
oBere eBene
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B lo c k c
B lo c k B
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01 02 03 04 05 06 07 08 09 10
11 12 13 14
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P r e i s k at e g o r i e 1
B lo c k e
B lo c k D
UnteRe ebene
ObeRe ebene
HöRplätze
28,00 eUR
22,00 eUR
B lo c k D
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B lo c k F
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01 02 03 04 05 06 07 08 09 10
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19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30
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12,00 eUR
01 02 03 04 05 06 07 08 09 10
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11 12 13 14
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31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50
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11 12 13 14
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17
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11
12 13
B lo c k G
21
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12 13
14
15
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19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30
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19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30
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14
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19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30
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P r e i s k at e G o r i e 1
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19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30
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P r e i s k at e G o r i e 2
32,00 EUR
P r e i s k at e G o r i e 3
26,00 EUR
P r e i s k at e G o r i e 4
21,00 EUR
P r e i s k at e G o r i e 5
17,00 EUR
P r e i s k at e G o r i e 1
28,00 eUR
134
132
Untere eBene
Gruppen ab 12 Personen erhalten einen Nachlass von 20 Prozent
auf den Kartenpreis. Hiervon ausgenommen ist die Veranstaltung
Soirée à la Rossini in der Schlossmühle.
82
P r| eLand.schafft.kultur
i s k at e g o r i e 1 UnteRe ebene
141
123
130
P r e i s k at e g o r i e 3
Kinder, Schüler sowie Studenten bis 25 Jahre erhalten eine Ermäßigung von 50 Prozent auf den Kartenpreis. Rollstuhlfahrer und
ihre Begleitung sowie Schwerbehinderte mit Merkmal B im Ausweis erhalten für sich und ihre Begleitung ebenfalls einen Nachlass von 50 Prozent auf den Normalpreis. Hiervon ausgenommen
ist die Veranstaltung Soirée à la Rossini in der Schlossmühle.
Ermäßigte Tickets sind nur zusammen mit dem Personalausweis
bzw. dem entsprechenden Berechtigungsausweis gültig. Bitte halten Sie diese beim Einlass bereit.
3
121
133
168
P r e i s k at e g o r i e 2
Ermäßigungen
2
120
129
130
oBere eBene
1
106
Vorburg
Rheda,
Open-Air
VorburgSchloss
Schloss
Rheda
59 60 61 62
133
168
Vorburg Schloss Rheda
14
B lo c k a
30 31 32 33
167
15
105
5
69 70
07
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26 27 28 29
9
08
01
104
105
103
23 24 25
67 68
02
103
101
18
63 64 65 66
17
16
4
102
4
8
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20 21 22
59 60 61 62
04
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102
167
2
1
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20 21 22
13
3
19
11
1
Bestuhlungspläne & Preise
154 153
12
05
13
Kapelle Schloss Rheda
2
06
39,00 EUR
39,00 EUR
P r e i s k at e G o r i e 2
32,00 EUR
P r e i s k at e G o r i e 3
26,00 EUR
Festival-Magazin | 83
14
Bühne
Sa a l l i n kS
Orangerie
SchlossRheda
Rheda
ngerie
– Schloss
Schauspiel
SchauSpiel
01 02 03 04 05
1
06 07 08 09 10
23 24 25 26 27
2
44 45 46 47 48
3
12
13
14
15
Orangerie – Schloss Rheda
16
19 20 21 22
1
18
28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38
2
39 40 41 42 43
49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60
3
61 62 63 64 65
11
17
66 67 68 69 70
4
71
5
85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96
5
97 98 99 100 101
6
102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112
6
113 114 115 116 117
118 119 120 121 122
7
123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134
7
135 136 137 138 139
140 141 142 143 144
8
145
153 154
8
155 156 157 158 159
9
146 147 148 149 150 151 152
79
4
TA n z
Orangerie Schloss Rheda
Tanz e i n g a n g
80 81 82 83 84
72 73 74 75 76 77 78
Bühne
S a a l r e c h tS
Saal mitte
160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176 177 178 179 180 181
9
7
1
01 02 03 04 05 06 07 08 09 10
2
29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50
11
12 13
14
15
3
57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74
4
75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92
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16
17
18
7
6
134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161
6
5
106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133
5
Bühne
S a a l r e c h tS
Saal mitte
01 02 03 04 05
1
06 07 08 09 10
23 24 25 26 27
2
44 45 46 47 48
12
13
14
15
16
19 20 21 22
1
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28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38
2
39 40 41 42 43
3
49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60
3
61 62 63 64 65
66 67 68 69 70
4
71
80 81 82 83 84
5
85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96
5
97 98 99 100 101
6
102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112
6
113 114 115 116 117
118 119 120 121 122
7
123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134
7
135 136 137 138 139
140 141 142 143 144
8
145
153 154
8
155 156 157 158 159
9
11
72 73 74 75 76 77 78
146 147 148 149 150 151 152
17
79
4
eingang
160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176 177 178 179 180 181
1
01 02 03 04 05 06 07 08 09 10
19 20 21 22 23 24 25 26 27 28
1
2
29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56
2
11
12 13
14
15
3
57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74
4
75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92
9
16
17
18
e i n gA n g
93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105
4
eingAng
p r e i S k at e g o r i e 1
POlSteRStühle
22,00 eUR
P r e i s k AT e g o r i e 1
POlSteRStühle
28,00 eUR
p r e i S k at e g o r i e 2
KlaPPStühle
16,00 eUR
P r e i s k AT e g o r i e 2
KlaPPStühle
22,00 eUR
Soirée à la Rossini – Schlossmühle
Die Karten kosten inkl. Menü und Getränke
119,00 EUR. Die Gäste werden am Abend in
der Reihenfolge ihres Eintreffens platziert.
Der Wald der Liebenden – Schlosspark
Keine Sitzplätze, 22,00 EUR
84 | Land.schafft.kultur
93 94 95 96
e i n gA n g
Bühne
S a a l l i n kS
19 20 21 22
Festival-Magazin | 85
Zauberhafter Zusammenklang aus
Architektur, Literatur und Musik
Ein Rückblick auf den Biennale-Prolog
vom 30.06. – 03.07.2011
„Man erlebt nicht das, was man erlebt,
sondern wie man es erlebt.“ Ganz nach
dem Zitat von Jakob Corvinius, einem der
wichtigsten Vertreter des poetischen Realismus,
stand Schloss Rheda während des Prologs ganz
im Zeichen außergewöhnlicher Begegnungen. Die
Ensembles der fünf führenden Kulturinstitutionen
Ostwestfalen-Lippes hatten sich versammelt, um
in der besonderen Atmosphäre ein ausgewähltes
Programm zu präsentieren. Lust sollte der Prolog
machen und die Vorfreude wecken auf das
diesjährige Festival – und übertraf letztendlich
alle Erwartungen: Mehr als 2.500 Zuschauer
strömten zu den sieben Veranstaltungen, nahezu
alle Vorstellungen waren ausverkauft. Das Schloss
Rheda erwies sich als idealer Veranstaltungsort.
Die Stimmung war enthusiastisch, die Resonanz
bei Publikum und Presse durchweg positiv. Die
Neue Westfälische Zeitung verlieh der Biennale
„für die gelungene Umsetzung der Idee, im Rahmen
eines Sommerfestivals das Kulturpotenzial der
Region vorzustellen“ (NW, 02./03.07.11) nicht nur
einen „Stern der Woche“, sondern zeichnete sie
als herausragendes kulturelles Ereignis des letzten
Jahres sogar mit einem „Stern des Jahres“ aus.
86 | Land.schafft.kultur
Festival-Magazin | 87
Eröffnet wurde der Prolog mit einem fulminanten Serenaden-Abend von Professoren der Hochschule
für Musik Detmold sowie der Nordwestdeutschen
Philharmonie, die Werke von Johannes Brahms und
Peter I. Tschaikowsky spielten. Matthias Gans schrieb
dazu in der NW am 02./03.07.11: „Das handverlesene
Ensemble um den Prorektor der Musikhochschule,
den Hornisten Norbert Stertz, spielte (…) mit Hingabe
und instrumentalem Glanz.“ Und zum zweiten Teil des
Abends hieß es in demselben Artikel: „Unter Fabio
Bidinis inspirierender Leitung gelang den Herfordern
eine von falschem Sentiment befreite, spannungsvolle
und warm timbrierte Interpretation dieses Klassikers.
Die ausverkaufte Orangerie inmitten des prächtigen
Schlossgartens bildete atmosphärisch wie akustisch
den idealen Rahmen für diesen Biennale-Prolog.“
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Ein weiterer Höhepunkt des Festivals war
das Zusammentreffen von Alter Musik und russischer
Literatur. Kay Metzger, Intendant des Landestheater
Detmold, und der Schauspieler Henry Klinder lasen
aus Der Großinquisitor von Fjodor M. Dostojewskij.
Die weltweit bekannten Solisten Hille Perl (Gambe)
und Lee Santana (Laute) begleiteten die Lesung mit
ihrem einzigartigen Spiel. So gingen alle vier gemeinsam eine musikalisch-literarische Zwiesprache ein,
die vor allem durch den besonderen Spielort – die
ansonsten nur selten geöffnete Kapelle – zu einem einmaligen Erlebnis wurde und dem Festival internationalen Glanz verlieh: „Welch Prägnanz der kirchliche
Rahmen dem religiösen Inhalt doch verlieh. So viel die
gedankenschweren Texte dem Publikum abverlangten,
so entspannend waren die gesetzten Musikstücke.“
(Die Glocke, 04.07.11).
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Auch die kleinen Formate konnten entzücken. So hinterließ nicht nur die Uraufführung Hello
– Goodbye der Kammerspiele Paderborn einen gewaltigen Eindruck. Ein „Klangerlebnis der ganz besonderen Art“ (Stefan Lind im Westfalen-Blatt, 02./03.07.11)
bescherte den Besuchern das Schlagzeugensemble der
Hochschule für Musik Detmold unter der Leitung von
Prof. Peter Prommel. In höchster Konzentration und
mit außergewöhnlichen Ansprüchen an die eigene
Virtuosität spannten sie einen Bogen vom Barock des
17. Jahrhunderts bis zur Moderne – mit manch verblüffender Begegnung von Bekanntem und Neuem.
Stefan Lind fasste die anschließenden Reaktionen in
seinem Artikel so zusammen: „Begeistertes rhythmisches Klatschen schon zwischen den einzelnen Programmpunkten, stehende Ovationen und glückliche
Gesichter bei Künstlern wie Publikum zum Schluss.“
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Ein besonderes Ereignis war zudem die Licht- und
Klanginstallation Der Traum von Akkon von Rochus
Aust, die unter freiem Himmel stattgefunden hat und
eigens für den Festival-Prolog konzipiert wurde. Ausgangspunkt war die historische Figur des Widukind
von Rheda, der sich mit mehreren westfälischen Edelherren dem Dritten Kreuzzug unter Kaiser Barbarossa
angeschlossen hatte, doch kurz vor der Eroberung der
Stadt Akkon im Jahre 1191 schwer verwundet wurde
und dort starb. Das Publikum auf Schloss Rheda
wurde gewissermaßen zum Komplizen der Eroberer
gemacht und so selbst zum Belagerer. Trotz des recht
kühlen Wetters an diesem Abend strömten unzählige
Zuschauer von Schloss Rheda in den Schlosspark.
„Der Kölner Künstler und sein Ensemble Re-Load
Futura boten intensive klangliche, visuelle, gedankliche Momente“, so die NW am 04.07.11.
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Zum Festivalabschluss gaben schließlich Mitglieder der Bielefelder Philharmoniker und des Eldering
Ensembles gemeinsam mit der Sopranistin Melanie
Kreuter ein umjubeltes Konzert. Im Mittelpunkt standen 6 Gesänge op. 107 von Robert Schumann bearbeitet von Aribert Reimann. Eingerahmt wurden diese
von zwei Instrumentalwerken – einem Streichtrio von
Franz Schubert und dem Klarinettenquintett in A-Dur
von Wolfgang Amadeus Mozart. Vor allem das Letztgenannte führte zu wahren Begeisterungsstürmen, auch
bei dem Journalisten Matthias Gans: „Die Aufführung
von Mozarts Klarinettenquintett zum Höhepunkt des
Abends zu erklären, dürfte unwidersprochen bleiben.
Selten hört man dieses größte Werk der Gattung bei
aller Differenzierung so selbstverständlich und unprätentiös im Duktus, so klangschön und im kammermusikalischen Einvernehmen wie an diesem Abend.“
(NW, 05.07.11)
Der Biennale-Prolog ließ aufhorchen und demonstrierte eindrucksvoll die kreative Kraft und Qualität
der regionalen Kulturlandschaft: „(Das Festival) vermochte unter der künstlerischen Leitung von Dieter
Powitz einen Zusammenklang aus Literatur, Musik
und Architektur zu zaubern.“ (Die Glocke, 04.07.11).
Nadine Brockmann
Fotos: Horst Krückemeier
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Das Programm in der Übersicht
MITTWOCH, 13. JUNI
SAMSTAG, 16 JUNI
19 Uhr / Vorburg Open-Air
19 Uhr / Vorburg Open-Air
Musikalischer Alpentransfer
OWL-Night of the Proms
Bielefelder Philharmoniker
Nordwestdeutsche Philharmonie
Mnozil Brass
17,00 bis 39,00 EUR
17,00 bis 39,00 EUR
22.30 Uhr / Schlosspark
DONNERSTAG, 14. JUNI
Der Wald der Liebenden
20 Uhr / Orangerie
Eine Kooperation zwischen der Nordwestdeutschen
Kinan Azmeh’s City Band
meets Tanztheater Bielefeld
Philharmonie, den Theatern Bielefeld, Detmold und
Kinan Azmeh
Theater Bielefeld
22,00 und 28,00 EUR
Paderborn sowie der Hochschule für Musik in Detmold.
22,00 EUR – keine Sitzplätze
SONNTAG, 17. JUNI
18 Uhr / Vorburg Open-Air
22 Uhr / Kapelle
In OWL zuhause, daheim in der Welt
Musik zur Nacht
Orchester des Landestheaters Detmold
Hochschule für Musik Detmold
Solisten: Zoran Todorovich,
22,00 und 28,00 EUR
Alejandro Marco-Buhrmester,
Hörplätze 12,00 EUR
Annemarie Kremer
17,00 bis 39,00 EUR
FREITAG, 15. JUNI
20 Uhr / Schlossmühle
Soiree à la Rossini
Hochschule für Musik Detmold
119,00 EUR inkl. Menü und Getränke
(keine Ermäßigung)
20 Uhr/ Orangerie
Leon und Lara
Theater Paderborn / UA Christian Bayer
16,00 und 22,00 EUR
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