FACHABITURPRÜFUNG 2016 Fach: Pädagogik/Psychologie

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FACHABITURPRÜFUNG 2016
AN DER BERUFLICHEN OBERSCHULE
(FACHOBERSCHULEN UND BERUFSOBERSCHULEN)
ZUM ERWERB DER FACHHOCHSCHULREIFE
Fach: Pädagogik/Psychologie
Donnerstag, 02. Juni 2016, 9:00 – 12:00 Uhr
Aufgabenauswahl:
Die Schule legt den Schülerinnen und Schülern zwei Aufgaben zur Auswahl vor.
Es ist e i n e der vorgegebenen Aufgaben zu bearbeiten. Aufgabe I: Fallbeschreibung „Jan“
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Jan, 16 Jahre alt, hat sich in den letzten Monaten sehr verändert. Früher eher ein
geselliger Typ, zieht er sich nun von den meisten schulischen Aktivitäten zurück und
isoliert sich zusehends von seinen Mitschülern und der Clique. Er ist lustlos und
verspürt kaum noch Antrieb, in die Schule zu gehen oder mit Freunden etwas zu
unternehmen. Auch die Übungsstunden der Jugendfeuerwehr besucht er nicht mehr
regelmäßig, was ihm früher viel Spaß bereitete. In der Schule fühlt er sich nicht
akzeptiert und glaubt, dass alle anderen besser und anerkannter sind als er.
Beeinflussen kann er diese Situation aus seiner Sicht nicht. Er befürchtet, dass er
das Schuljahr nicht mehr bestehen kann, was ihn traurig stimmt. Einladungen von
Klassenkameraden lässt Jan häufig unbeantwortet. Dafür verbringt er immer mehr
Zeit vor seinem PC mit Fantasy-Spielen, in denen er, wie er sagt, „in andere Welten
eintaucht“. Über dem intensiven und mittlerweile häufig nächtelangen Spielen
vergisst er, regelmäßig zu den Mahlzeiten zu kommen, und konsumiert in großen
Mengen Energydrinks. Er ist viel blasser als früher und hat deutlich an Gewicht
verloren. Früher war Jan recht sportlich und spielte aktiv Fußball. Nun hat er unter
den Augen schwarze Ringe. Häufig fühlt er sich kraftlos und müde. Begonnen haben
Jans Probleme mit eher harmlosen Hänseleien in einem sozialen Netzwerk, die sich
Jan viel zu sehr zu Herzen genommen hat. Er fühlte sich angegriffen, konterte scharf
und wurde in seiner Wortwahl ausfallend. Daraufhin wurde auch er von einigen rüde
beschimpft und beleidigt. Nach einigen Wochen war Jan im Netz ziemlich isoliert und
hatte dort viele Kontakte verloren.
In seinem Fantasy-Spiel hingegen ist er immer noch erfolgreich und fühlt sich in
seiner Rolle als „strahlender Held“ wohl. Hier bekommt er oft anerkennende
Rückmeldungen von anderen Spielern aus dem Netz. Neulich bekam er sogar von
einem Gegner, den er besiegt hatte, Respekt für sein überragendes Können. Daher
möchte er seine Mitspieler aus der Fantasy-Community auf gar keinen Fall im Stich
lassen, denn diese würden sich voll auf ihn verlassen.
Jans Eltern fühlen sich hilflos und wissen nicht, wie sie auf die Veränderungen ihres
Sohnes reagieren sollen. Sie können nicht mehr richtig schlafen und wälzen sich
nachts oft stundenlang unruhig hin und her. Da sie beide das Gefühl haben, nicht an
Jan heranzukommen, suchen sie eine Beratungsstelle auf.
Auf die Frage des Sozialpädagogen, was sie denn bisher alles getan haben,
berichten die Eltern: „Wir verstehen gar nicht, was mit Jan passiert ist. Wir haben ihn
doch immer, so gut wir konnten, unterstützt und ihm einen verantwortungsbewussten Umgang mit dem Internet beizubringen versucht. Wir haben ihm Vorteile
und Gefahren des Internets aufgezeigt sowie dieses als zweckmäßiges Hilfsmittel für
die Anfertigung seiner Hausaufgaben bewertet. Wir wollten hierdurch erreichen, dass
Jan den PC als hilfreiches und sinnvolles Arbeitsmittel verwendet und nicht
unreflektiert nutzt. Jetzt stellen wir fest, dass all unser Reden und Tun vergeblich
war. Schon seit er klein war, haben wir mit Jan gemeinsam geübt, ihn bei den
Hausaufgaben unterstützt und mit ihm die Regeln in unserer Familie zusammen
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festgelegt. Er hatte diesbezüglich immer volles Mitspracherecht und wir haben uns
auch stets bemüht, seinen Wünschen zu entsprechen. Wir hatten dabei eigentlich
das Gefühl, dass Jan dies zu würdigen weiß, und er sich bei uns sehr wohl fühlt.
Aber seit einiger Zeit finden wir keinen Zugang mehr zu unserem Sohn. Selbst von
seinen beiden großen Brüdern schottet sich Jan inzwischen richtiggehend ab. Dabei
ist uns allen Familie sehr wichtig und wir sind der Meinung, dass wir nur gemeinsam
mit Jan eine Lösung finden können.“
Teilaufgaben zur Fallbeschreibung „Jan“:
1. Die Eltern von Jan bemühen sich sehr bezüglich der Erziehung ihres Sohnes.
Beschreiben Sie am Fallbeispiel „Jan“ zwei Merkmale von Erziehung.
Beziehen Sie sich dabei insbesondere auf die Ausführungen der Eltern (ab
Zeile 33).
2. Trotz der Anstrengungen der Eltern hat sich Jans Verhalten problematisch entwickelt.
Verdeutlichen Sie anhand der Fallbeschreibung den Begriff „psychische
Störung“ und zeigen Sie dabei auf, inwiefern bei Jan eine psychische Störung
vorliegt.
3. Der Sozialpädagoge kann nach einem sozialpädagogischen Handlungskonzept im Sinne der Einzelhilfe vorgehen.
Erläutern Sie alle Schritte eines sozialpädagogischen Handlungskonzeptes,
die geeignet sind, Jans problematische Verhaltensweisen zu verändern.
Bitte umblättern zu Aufgabe II
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Aufgabe II:
Ein Ziel schulischer Bildung ist der Erfolg in Prüfungen.
1. Beschreiben Sie den Wahrnehmungsprozess sowie den Einfluss von zwei
individuellen und zwei sozialen Faktoren auf die Wahrnehmung einer
Schülerin/eines Schülers während der Vorbereitung auf eine schriftliche
Abschlussprüfung.
2. Erklären Sie mit Hilfe der Gesetze der Bereitschaft, des Effekts und der
Frequenz, wie Bezugspersonen (z. B. Freunde, Eltern und Lehrer) zur
erfolgreichen Vorbereitung auf die Prüfung einer Schülerin/eines Schülers
beitragen können.
Die Aufgabe der Schulsozialarbeit ist es auch, Schülerinnen und Schüler hinsichtlich
der Gestaltung günstiger Lernbedingungen zu beraten, z. B. in Bezug auf einen geeigneten häuslichen Arbeitsplatz, sinnvolle Lernstrategien, effektives Zeitmanagement und geeignete Lerngruppen.
3. Verdeutlichen Sie günstig gestaltete Lernbedingungen mit grundlegenden Annahmen und Begriffen eines ökologischen Modells (z. B. Germain/Gitterman
oder Wendt).
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