Kein Folientitel - Universität der Bundeswehr München

Werbung
Geoinformatik 2 (GI-2)
Kapitel 4
Geodatenbanken
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Reinhardt
AGIS / Inst. Für Angewandte Informatik (INF4)
Universität der Bundeswehr München
[email protected]
www.agis.unibw.de
Inhalte
•
•
•
•
•
Motivation / Hintergrund
Wiederholung Datenbanken und ausgewählte Eigenschaften
Organisationsformen von Geodatenbanken
Räumlicher Index
Anmerkungen
Geodatenbanken
2 / 35
Wiederholung: Charakteristika von Geodaten
Bzgl. der Speicherung und Abfrage in Datenbanken besonders zu berücksichtigen:
• Große Anzahl von Objekten in einer Geodatenbank, oft mehrere Millionen
• Komplexe Datentypen (s. Kap. 3), dabei ist auch der Test ob sich 2 Geoobjekte
z.B. schneiden wesentlich aufwändiger als festzustellen ob 2 einfache
Datentypen (z.B. Zahlen) identisch sind
• Sehr heterogene Datenbestände, unterschiedliche Objektdichte, sehr
kleinräumige aber auch sehr großräumige bzw. langgestreckte Objekte, sehr
vielfältige Formen von Attributen
• Geodatenerfassung ist relativ aufwändig und teuer, daraus ergibt sich die
Anforderung einer langfristigen Nutzung. Dies erfordert wiederum eine ständige
Aktualisierung, da die Welt sich ja ständig ändert.
Geodatenbanken
3 / 35
Räumliche Basisanfragen
• Punktanfrage, ermittelt für einen gegebenen Punkt alle
•
•
•
•
•
•
“betroffenen” Geoobjekte (-> Selektion)
Rechteck- oder Fenster- Anfrage (s. Skizze), berechnet alle
Geoobjekte, die das Rechteck schneiden
Regions- oder Polygonanfrage (statt Rechteck allg. Polygon)
Richtungsanfrage (z.B. alle Objekte nördl. eines Objektes /
einer Linie, die durch das Objekt definiert wird -> unbegrenzte
Region
Abstandsanfrage
Nächste-Nachbar-Anfrage
Räumlicher / geometrischer Verbund (z.B. Verschneidung)
 Weitere Anfragen werden weitgehend auf Basisanfragen zurückgeführt
 Anfragen werden auf Grund der großen Objektanzahl und der Komplexität
mehrstufig durchgeführt -> „Filter and Refine“ (s.unten)
Geodatenbanken
4 / 35
Rechteckanfrage
Wiederholung Datenbank
Eine Datenbank besteht aus …
… der Datenbasis, d. h. einer Sammlung strukturierter Daten mit
ihrem Datenschema und einem Datenbankmanagementsystem
zur Verwaltung der Datenbasis.
Ein Datenbankmanagementsystem (DBMS) …
… ist ein Softwaresystem, das die Daten in der Datenbasis
entsprechend vorgegebener Beschreibungen effizient verwaltet
(Speichern, Auffinden, weitere Operationen). Typischerweise
enthält ein DBMS Routinen zur Dateneingabe, Datenüberprüfung,
Speicherung, Abfrage, Kombination und Analyse.
Geodatenbanken
5 / 35
Geodatenbanken
Anforderungen an Geodatenbanken:
- Raumbezogene Objekte (komplexe Datentypen)
- Verwaltung großer Datenmengen mit räumlicher Indizierung
- Abfragen hinsichtlich der Existenz, Position und den Eigenschaften /
Beziehungen von raumbezogenen Objekten (interaktiv)
Eine Geodatenbank …
… ist eine Datenbank, deren Datenbasis neben den Standard- Datentypen
(Zeichen, Zahlen usw.) auch Objekte mit Raumbezug verwalten kann. Der Zugriff
auf die Daten und die Verwaltung der gesamten Datenbasis (z.B. auch
Indexdaten und Metadaten) erfolgt über ein Geo-Datenbankmanagementsystem.
Ein Geo-Datenbank-Management-System (GeoDBMS) …
… ist ein vollständiges DBMS mit zusätzlichen Möglichkeiten zur Verwaltung
(Repräsentation, Abfrage, Manipulation + weitere Operatoren) von Objekten mit
Raumbezug.
Geodatenbanken
6 / 35
Datentypen in Geodatenbanken
Ein Datentyp legt eine Menge
von Werten und eine Menge
von darauf zugeschnittenen
Operationen fest.
INTEGER
Wertebereich
(Ganze Zahlen)
von -32768 bis 32768
Operationen
Addition, Subtraktion,
Multiplikation, Division, …
Beispiel: Datentyp Integer
Unterscheidung zwischen:
Basisdatentyp:
im System enthalten, z.B. Integer
benutzerdefinierten Datentyp:
durch Benutzer festgelegt
nichtraumbezogene Datentypen:
Datentypen, die keine
raumbezogenen Eigenschaften eines
Objekts definieren, z.B. Integer,
Character ...
oder komplexe Datentypen, wie Foto,
Ton, Video ...
raumbezogene Datentypen:
definieren die räumlichen
Eigenschaften eines Objekts
(geometrische und
topologische Eigenschaften).
Geodatenbanken
7 / 35
Organisationsformen von Geodatenbanken
Relationales GeoDBMS
Alle Entitäten werden in Tabellen bzw.
Relationen gehalten. Anfragen an die
Datenbank über SQL.
Duales GeoDBMS
Es gibt zwei Datenbasen:
Zeile = Objekt
Spalte = Attribut
GEO-Daten
Sachdaten
- Nicht räumliche Entitäten werden in Tabellen bzw. Relationen
gehalten (relationales Datenmodell)
- Raumbezogene Entitäten in proprietären Strukturen
- Verknüpfungsmöglichkeiten / Objektbildung durch spezielle Software realisiert
Objektorientiertes GeoDBMS
- Abstrakte und vom Benutzer definierbare Datentypen
- Objektbildung auf mehreren Komplexitätsniveaus
- Klassenbildung, gekoppelt mit Vererbung von elementaren
und strukturierten Attributen
- Kapselung von Objekteigenschaften, -bedingungen, -operationen
- Anfragen an die Datenbank über objektorientierte query language
Geodatenbanken
Objekt
Attribut 1 …
Methode 1 …
8 / 35
Gegenüberstellung: objektorientiert - relational
relational
objektorientiert
Grundelemente
Datentypen
Eigenschaften
und Begriffe
Klassen, Objekte,
Attribute, Methoden
komplexe Datentypen
einfache Datentypen
Object Query Language (OQL),
Kapselung, Vererbung, Identität,
Polymorphismus, Aggregation
Objektklasse
Objekt
Attribut 1
Attribut 1
Attribut 2
Methode 1
Tabellen (Relationen),
Zeilen, Spalten
Strukturierte Anfragesprache (z.B.
SQL), Abfrageverarbeitung und optimierung, Primär-schlüssel,
Fremdschlüssel
Nummer
111
112
113
114
STUDENT
…
…
…
…
…
…
…
…
…
…
PLZ
80686
80141
10899
10561
Primärschlüssel
Methode 1
Methode 2
Vererbung: Objekte einer
Unterklasse erben Eigenschaften
und Methoden der Oberklasse
…
…
…
…
…
Fremdschlüssel
PLZ
80686
80141
10899
10561
ORT
Ort
München
München
Berlin
Berlin
…
…
…
…
…
Beziehungen
zwischen relationalen Tabellen
Geodatenbanken
9 / 35
Objektrelationales GeoDBMS
Konsequente Erweiterung der relationalen GeoDBMS:
• Erweiterung der relationalen Datenbanken um objektorientierte Eigenschaften
• Komplexe Datentypen, benutzerdefiniert, in einer Spalte einer Tabelle:
- Objekte mit eigenen Attributen und Methoden
- erweiterte Anfragesprache
- Methoden zur effizienten Speicherung und Indizierung dieser
Datentypen
ID
Nutzung
Fläche
Geometrie
...
88
Acker
17593,81
Polygon
...
...
...
...
...
...
“Sachdaten” und Geometriedaten als Attribut
-> Datentypen „Spatial Schema“
Geodatenbanken
10 / 35
Allgemeine Datenbankeigenschaften (1)
Verteilte Datenhaltung / verteilte Datenbanken
Teile einer Datenbasis befinden sich auf unterschiedlichen Rechnern (z. B. in einem
Netzwerk), jeweils verwaltet durch ein DBMS. Das DBMS führt diese zusammen und
unterstützt den Zugriff auf die Datenbasen. Die verteilte Datenhaltung verläuft aus
Sicht der Benutzer unbemerkt (Transparenz).
Datenbank 1
Abteilung A
Vorteile:
- Lokalität der Daten (dezentrale Speicherung)
- Leistungssteigerung durch Parallelisierung
(bei Anfrageberechnungen)
Probleme:
- Netzausfall (keine Verbindung)
- langsames, Teures Netz
- bei redundanter Speicherung:
evtl. Widersprüche bei
Zusammenführung der Daten
Client
NETZWERK
Datenbank 2
Abteilung B
Datenbank 3
Abteilung C
Beispiel: geographisch verteilte Datenhaltung
Anwendung:
Unterteilung nach: Zuständigkeit, thematisch, geographisch
Geodatenbanken
11 / 35
Allgemeine Datenbankeigenschaften (2)
Mehrbenutzerbetrieb / Transaktionskonzept:
Mehrere Benutzer arbeiten gleichzeitig mit einer Datenbank (auch verteilt). Das DBMS
hat dabei die Aufgabe, die Benutzer so zu verwalten, dass sie sich nicht gegenseitig
behindern (unterschiedliche Benutzergruppen mit unterschiedlichen Benutzerrechten).
Wenn mehrere Benutzer gleichzeitig an einer Datenbank arbeiten, können sich die
Aktionen gegenseitig beeinflussen bzw. behindern (mehrere mit Schreibrechten!!!).
Nimmt mehr als ein Benutzer Änderungen vor, kann es zu Konflikten kommen. Viele
Lösungen sind möglich (abhängig von der Semantik), z. B.:
Optimistischer Ansatz:
Es werden keine Vorkehrungen gegen das Entstehen von Konflikten getroffen. Treten
diese auf, sind sie von den Benutzern oder dem DBMS zu beseitigen. Aufdecken und
beseitigen durch Benutzer problematisch, daher Ansätze durch DBMS:
- Benachrichtigung: die von einem Konflikt Betroffenen werden benachrichtigt.
- Semantische Konfliktlösung: Automatische Bereinigung durch das System
(Wiederherstellen eines konsistenten Zustands). Dazu ist Wissen über die Semantik
des Datenbasis notwendig.
Pessimistischer Ansatz:
Lesen für Änderungen nur für einen Benutzer erlaubt (beachte: Sperrgranularität).
Geodatenbanken
12 / 35
Allgemeine Datenbankeigenschaften (3)
Replikation
Mehrfaches Vorhalten von Datenbeständen (redundant) - auf die replizierten
Daten kann von unterschiedlichen Benutzern gleichzeitig zugegriffen werden.
Ziel:
Verbessern der Performance bei Netzverbindungen mit schmalen
Bandbreiten Erhöhung der Verfügbarkeit bei unterbrochener Verbindung (s. o).
Um Probleme bei der Konsistenthaltung / Aktuellhaltung der Datenbasen zu
vermeiden werden folgende Methoden benötigt:
• Schreibsperren
• Transaktionsmechanismen:
- lange Transaktionen
- kurze Transaktionen
• Konfliktauflösung (vgl. Mehrbenutzerbetrieb)
Geodatenbanken
13 / 35
Allgemeine Datenbankeigenschaften (4)
Constraints:
Constraints sind im Datenbankschema enthaltene Vorschriften, die Eigenschaften
der Daten in der Datenbasis beschreiben. Das DBMS überwacht die Erfüllung aller
constraints. Entstehen bei Änderungsoperationen an der Datenbasis Verstöße
gegen constraints im Datenbankschema, meldet das DBMS diese Verstöße und
lehnt die entsprechenden Operationen ab.
Beispiele für Konstrukte von constraints:
- Schlüsseleigenschaften / Fremdschlüsselbeziehungen
- Einschränkungen des Wertebereichs von Attributen
- Komplexere geom./top./semant. constraints
Trigger:
Trigger sind weitere Konstrukte (Prozeduren) zur Sicherung der Integrität, die
automatisch nach bestimmten Datenbankoperationen aufgerufen werden.
Beispiele für „Geo-Constraints“ (semantisch/topologisch) :
- Straßen müssen an Kreuzungen miteinander verbunden sein
- Straßen dürfen nur an Brücken einen Fluss überqueren
- Eine Hausanschluss Leitung muss mit einer Hauptleitung verbunden sein
Geodatenbanken
14 / 35
Allgemeine Datenbankeigenschaften (5)
Benutzerrechte:
- Einzelne Benutzer oder Gruppen
- Rechte nach thematischen oder räumlichen Kriterien, z. B.:
- Leserechte
- Schreibrechte
- Änderungsrechte
- Löschrechte
- Administrationsrechte
-…
Versionsmanagement
Version = Inhalt (Zustand) der Datenbank zu einem bestimmten Zeitpunkt
- stichpunktsbezogen / diskret
- kontinuierlich abrufbar (temporale Datenbank)
• Versionen, z.B. für Historienbildung
• Vollversionierung durch Speicherung der gesamten DB zu einem Stichpunkt
• inkrementelle Versionierung durch Speicherung der Änderungen gegenüber
einem bestimmten Stichpunkt
Geodatenbanken
15 / 35
Geometrische Zugriffsstrukturen (Räumlicher Index)
- Indexstrukturen in Datenbanken
- Räumliche Anfragen
- Motivation
- R-Baum (1)
- R-Baum (2)
- Strategie: Filter and Refine
- R-Baum - Punktsuche
- R-Baum - Bereichsanfrage
- Quadtree
- Aufbau des Quadtree
- Beispiel
- Weitere Quadtree- Anwendungen
- Zusammenfassung
Geodatenbanken
16 / 35
Indexstrukturen in Datenbanken
Um Anfragen an die Datenbank zu
beschleunigen, verwendet man Indexe
(gespeicherte, zusätzliche Informationen
über die Daten in der Datenbasis).
…
Kunden-Nr.
…
92
…
1215
…
10301
Sortierung
nach Größe
Index Beispiel:
Standarddatentyp Integer
Wurzel
Bei Anfragen mit sehr
großen Datenmengen
werden als StandardIndexstrukturen Binär Bäume verwendet.
n
<n
Blätter > n
Standarddatentypen lassen sich linear sortieren. Für Komplexe Datentypen
(z.B. Geometrien) sind Anfragen wie “In welchem Polygon liegt Punkt P” zu
lösen. Für mehrdimensionale Daten wurden deshalb eigene
Indexstrukturen entwickelt.
Geodatenbanken
17 / 35
Räumliche Anfragen
Gegeben:
Menge von flächenhaften
Geoobjekten
z.B.: Orte (ID, Name, Einwohner,
Geometrie)
Gewünschte Anfragetypen:
• Punktanfrage: In welchem Ort
(Polygon) liegt der Punkt P?
Orte
Name
Einwohner
Paunzhausen
1 200
Walterskirchen
250
Angerköfe
200
• Bereichs- (Rechteck-) anfrage:
Welche Orte (Polygone) liegen
innerhalb des achsenparallelen
Rechtecks Q?
Geometrie
Animation: 3x klicken
Geodatenbanken
18 / 35
Motivation
Naive Lösung:
Sequentieller Test aller Polygone
Probleme:
1. Die naive Berechnung ist sehr aufwendig
2. Suchzeit linear von der Anzahl der
Polygone abhängig - Nicht vertretbar für
große Mengen!
Lösungsansätze:
zu 1): Filterschritt: Zuerst das minimal
umschließende, achsenparallele
Rechteck (minimum Bounding Box = BB)
testen, der Polygontest erfolgt, wenn der
BB-Test dies erforderlich macht (Filter ->
Refine)
zu 2): Indexstrukturen für BBs aufbauen
Animation: 3x klicken
Geodatenbanken
19 / 35
Indexstrukturen - Einführung
Räumliche Indexstrukturen beruhen auf einer
(geographischen) Einschränkung des Suchraums
bzw. einer Unterstützung der Suche durch
Baumstrukturen
Eine einfache, denkbare Lösung wäre eine
Aufteilung des Raumes in gleich große Bereiche (s.
Skizze) mit einer entsprechenden Verwaltung.
Probleme:
1. Die Datendichte ist bei Geodaten i.d.R. nicht
homogen
2. Zuordnung von Objekten zu einem Bereich mit
Standardverfahren nicht möglich (s. Skizze)
Weitergehende Lösungsansätze:
• Gridfile (hier nicht behandelt)
• R-Baum (R-Tree)
• Quadtree
• …
Geodatenbanken
20 / 35
R-Baum (1)
Definition:
dynamische Zugriffsmethode oder
Indexstruktur in der Datenhaltung für
mehrdimensionale Räume
Struktur entspricht einem balancierten
Baum:
Jede Baumebene gruppiert und
aggregiert die Elemente der nachfolgenden Ebene.
In jedem Blatt werden Referenzen auf
die eigentlichen Geometrien, sowie
deren Bounding Boxes gespeichert.
Jeder Vaterknoten speichert für jeden
seiner Nachfolger wieder die Bounding
Box über alle seine Teilgeometrien.
Beispiel: innere Knoten zeigen auf
einen Teilbaum, welcher von einer
BB begrenzt wird.
Hinweis: Mit R-Bäumen können
n-dimensionale Räume verwaltet werden,
hier Beschränkung auf 2D
01
R11 02
03
07
R15
04
R12
09
R16
R13
08
05
R14
10
06
15 16
13 14
11 12
01 02 03
1
5
1
1
0
1
04 06 09
Legende:
Innere Knoten
Blattknoten
Blattknoten
Geodatenbanken
05 07
08 10
Animation: 3x klicken
21 / 35
R-Baum (2)
Vorgegeben:
• min. Anzahl Einträge pro Knoten: m
• max. Anzahl Einträge pro Knoten: M mit m<=(M+1)/2
• Für die Wurzel des Baumes gilt die untere Schranke m=2
• M und m ist an die Eigenschaften des Speichermediums anzupassen
Eigenschaften
• Außer Punktanfragen auch Bereichsanfragen möglich
• Objekte werden räumlich sortiert und können effizient abgefragt werden
• keine disjunkte Aufteilung des Suchraumes
(Rechtecke können sich überlappen)
• Knoten realisieren räumliche Nachbarschaft
• Alle Blätter haben die gleiche Distanz zur Wurzel
• Knotengröße entspricht Seitengröße des DBMS
• Der Vorteil des R-Baumes besteht, ähnlich eines B-Baumes, darin, daß er
dynamisch, d.h. während der Einfüge- und Löschoperationen, ausgeglichen
wird und so keine periodische Reorganisation der Baumstruktur notwendig
wird
Geodatenbanken
22 / 35
Strategie: Filter und Refine
Gegeben:
Ein räumliches Objekt P des gewünschten Anfragetyps:
"schneidet Rechteck Q" oder "enthält Punkt q"
Problem:
1. Bounding Boxes (BBs) approximieren räumliche Objekte. Es treten also
Fälle auf, in denen P für eine BB erfüllt ist, nicht aber für deren
approximiertes räumliches Objekt.
2. Die Indexstruktur liefert Anfrageresultate immer auf Basis der BBs, die in
ihm gespeichert sind.
Lösung:
Punkt- und Bereichsanfragen mit Indexunterstützung werden in zwei Schritten
bearbeitet:
1. Filter-Schritt: Anfrage an den Index; Ergebnis ist eine Kandidatenmenge
auf Basis der BBs.
2. Refine-Schritt: Die Objekte der Kandidatenmenge werden auf der exakten
Geometrie getestet, wobei falsche Kandidaten aussortiert werden.
Geodatenbanken
23 / 35
R-Raum - Punktsuche
Welche Bounding Boxes (BBs)
enthalten den Punkt P?
01
Beginne an der Wurzel
R11 02
03
innere Knoten:
Durchsuche jeden Sohnknoten,
dessen DirBB P enthält
04
R12
09
Blattknoten:
Suche alle BBs, die P enthalten
Fertig!
07
R15
R13
P
05
1
5
1
6
13 14
11 12
Achtung:
Ggf. muss in mehreren Teilbäumen
gesucht werden!
08
R14
10
06
01 02 03
R16
04 06 09
05 07
08 10
Animation: klicken
Geodatenbanken
24 / 35
R-Baum - Bereichsanfrage
Welche BBs liegen im Rechteck Q?
Beginne an der Wurzel
01
R11 02
innere Knoten:
Suche in jedem Sohnknoten, dessen
DirBB das Rechteck Q schneidet
03
07
R15
04
R12
Q 09
Blattknoten:
Suche alle BBs, die Q schneiden
R13
05
1
5
1
6
13 14
11 12
01 02 03
08
R14
10
06
Fertig!
R16
04 06 09
05 07
08 10
Animation: klicken
Geodatenbanken
25 / 35
R-Baum
Praktisches Arbeiten erfordert:
-
Einfügeoperationen (von Geoobjekten) in den R-Baum
Löschoperationen (von Geoobjekten) im R-Baum
Siehe hierzu http://www.iai.uni-bonn.de/~oms/d4/gtk/ge_rtree/rbaum.htm
Bzw. Literatur im Anhang
Geodatenbanken
26 / 35
Quadtree
• Datenstruktur, die einen k-dim. Datenraum rekursiv in 2K große Zellen zerlegt
• 2D: Quadtree, 3D: Octree
• Zerlegung des Raumes, jeweils eine Zelle in 4 neue Zellen (NW, NO, SO, SW)
NW
NO
NW
SW
NO SW
SO
SO
• Zerlegung nach vorgegebenem Kriterium (z.B. Überschreitung der Speichergröße
• Aufbau einer korrespondierenden Baumstruktur (-> Zugriffsstruktur)
• Die Wurzel entspricht einer Aufteilung des Raumes in vier Quadranten
• Die Blätter repräsentieren jeweils eine Zelle bzw. sind leer
Geodatenbanken
27 / 35
Quadtree
• Beispiel
- jeder Knoten hat 0 oder 4 Nachfolger:
0
Nordwest
NW
NO
SW
SO
Nordost
Südwest
NW
Südost
- Blattknoten sind homogen
SW
NO
NW
NW
NO
SO
SW
SO
Animation: 5x klicken
Geodatenbanken
28 / 35
NO
SO
SW
Aufbau des Quadtree
- Gegeben: Interessensgebiet begrenzt durch Rechteck
- Einfügen eines Objektes (Polygon)
- Einfügen eines weiteren Objektes (Linie)
Animation: 4x klicken
- Überschreitung der vorgegebenen
Speichergröße des Quadrats und
Unterteilung in 4 Unterquadrate
- Einfügen von weiteren Objekten und
weitere Aufteilung der Zellen
Geodatenbanken
29 / 35
Beispiel einer Punktanfrage
Gegeben: P1 (x1, y1)
Gesucht: Unterquadrat mit P1
1.) liegt P1 in 1, 2, 3, oder 4;
Ergebnis: 4
0
2.) liegt P1 in 41, 42, 43 oder 44;
Ergebnis: 42
3.) liegt P1 in 421, 422, 423 oder 424;
Ergebnis: 422
1
1
P1
P1
44
43
421
3
Animation: klicken
Ergebnis: P1 liegt in 422
Geodatenbanken
3
41
2
42 422
1
41 424 42
42
3
4
2
30 / 35
4
42
422
43
423
44
424
Quadtree – Weitere Hinweise
• Der Quadtree stellt ein reines Organisationsprinzip dar
• Die Speicherung der Objekte erfolgt in sep. Blöcken
• Für die Zellen werden Objekt- Directories geführt (Liste mit id´s der relevanten
Objekte bzw. Verweis auf den Speicherort)
• Auf große / langestreckte Objekte muss in allen relevanten Zellen verwiesen
werden (s. Skizze)
Geodatenbanken
31 / 35
Weitere Quadtree- Anwendungen
Das Quadtree- Verfahren
wird auch für die effiziente
Verwaltung von Rasterdaten
verwendet (Pixeldaten).
Reduktion von Speicherplatz
Quadtree- Zerlegung von
flächenhaften Objekten
(aus: Bill u. Fritsch, 1994)
Geodatenbanken
32 / 35
Verwendung räumlicher Operatoren in SQL - Beispiel
Wie in Kap. 2 dargestellt, gibt es im GeoDB – Umfeld vielfältige räumliche Operatoren.
Diese können in vielen Systemen auch in SQL-Anfragen verwendet werden, unten ein
Beispiel für Oracle
SQL Abfragestruktur
SELECT spaltenname
FROM tabellenname
[WHERE bedingung];
Spatial SQL Beispiel:
SELECT Cities.shape, Cities.City_Name
FROM Cities, Countries
WHERE SDO_INSIDE( Cities.shape, Countries.shape ) = `TRUE`
AND Countries.Country_Name = `Germany`;
Geodatenbanken
33 / 35
Allgemeine Hinweise
Zugriff auf Datenbanken erfolgt z.B. über ODBC, JDBC (siehe Literatur bzw. Vorlesung DB)
Zugriff auf Geodaten z.B. über SQL bzw. GML – Schnittstellen (s. Kap 3 und Übungen) bzw.
über Geo Web Services
Nutzung von Geodatenbanken
- Langfristige Datenverwaltung / Haltung (mit Aktualisierung)
- Abfragen und Analysen
- Komplexe Analysen, Datenerfassung/aktualisierung und
Visualisierung durch GIS-Clients
- Zunehmende Nutzung über standardisierte Dienste (s.
Übungen)
- Auch als Basis für die Programmierung von Applikationen mit
Hilfe weiterer Werkzeuge (s. Übungen)
Geodatenbanken
34 / 35
Literatur
Brinkhoff, T. (2008): Geodatenbanksysteme in Theorie und Praxis (2.
Auflage), Wichmann
Geodatenbanken
35 / 35
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
Weitere Fragen?
Geodatenbanken
36 / 35
Herunterladen