VIII. Alkine Die C/C-Dreifachbindung als funktionelle Gruppe σ-Bindung erste π-Bindung zweite π-Bindung orthogonal zur ersten beide Kohlenstoffatome sp-hybridisiert => Bindungswinkel 180° eine lineare Struktur Die homologe Reihe der Alkine: Verbindung Formel Summenformel Übergang in Gasphase Ethin (“Acetylen”) C2H2 sublimiert bei -84/C Propin C3H4 siedet bei -23/C 1-Butin C4H6 siedet bei 8/C C4H6 siedet bei 27/C ein terminales Alkin 2-Butin ein internes Alkin .... CnH2n-2 Ethin selbst ist eine endotherme Verbindung H H 2C (als Graphit) + H2 ∆H = -227 kJ/mol => Ethin ist energiereicher als die Produkte und explodiert daher unter Druck um das Gas in Druckflaschen abfüllen zu können, werden diese mit porösem Material (Bimsstein) und Aceton gefüllt; das Ethin wird dann im flüssigen Aceton gelöst, der Bimsstein saugt das Aceton auf Anwendung dieser Druckflaschen bei Schweißen: + 2.5 O2 2 CO 2 + H2O ∆H = - 1327 kJ/mol Der hohe Energiegehalt des Ethins führt zu einer extrem heißen Flamme (Temperatur ca. 2500-2700/C, die Knallgasflamme dagegen maximal 2000/C) Hydrier-Wärmen Energie E Ethin ∆H = - 175 kJ/mol => π-sp-C-sp-C ist die weniger stabile Doppelbindung + H2 / Katalysator Ethen ∆H = - 137 kJ/mol => π-sp2-C-sp2-C ist die stabilere Doppelbindung + H2 / Katalysator Ethan Energie E ∆∆H = 20 kJ/mol + 2 H2 / Katalysator + 2 H2 / Katalysator ∆H = - 293 kJ/mol ∆H = - 273 kJ/mol Butan => ähnlich den Alkenen ist auch bei den Alkinen eine disubstituierte Dreifachbindung (also ein internes Alkin) stabiler als eine monosubstituierte Dreifachbindung (terminales Alkin) terminale Alkine sind bemerkenswert acide (sauer) für Kohlenwasserstoffe H3C H2C CH3 HC CH2 CH sp3 sp2 sp pKs = 50 pKs = 44 pKs = 25 => die deprotonierte Form muß die negative Ladung besser stabilisieren als das Alkan oder Alken Energie E 2p sp3 sp2 sp a) die beiden Elektronen des freien Elektronenpaars am Kohlenstoff besetzen ein energetisch tieferliegendes Orbital 2s s-Orbital p-Orbital b) je mehr s-Charakter das Orbital hat, umso näher befinden sich die Elektronen in Kernnähe (sp günstig) je mehr p-Charakter das Orbital hat, umso weiter sind die Elektronen vom Kern entfernt (sp2, sp3 ungünstiger) Die Deprotonierung eines terminalen Alkins gelingt mit: a) Natriumamid: Na+ NH2-/NH3 (fl) b) Butyllithium: Li+ -CH2CH2CH2CH3 / Et2O c) Ethylmagnesiumbromid: BrMg+ -CH2CH3 Basen R R H - siehe oben O MeI R' H O R OH R R' R OH Herstellung der Alkine Herstellung der Alkine: a) Ausgehend vom Alken: Br2 Br NaNH2 Br NH3 (fl) b) Ethin selbst: CaCO3 + C CaC2 Calciumcarbid H2O CaC2 CaO + die letzte Reaktion wurde früher in den Carbidlampen verwendet Additionsreaktionen an Alkine Hydrierung der C-C-Dreifachbindung mit Palladium oder Platin die Reaktion verläuft Schrittweise H2 Alkin H2 Alkan (Z)-Alken syn-Addition der erste Reaktionsschritt verläuft etwas schneller, das Substrat ist reaktiver syn-Addition der zweie Reaktionsschritt verläuft etwas langsamer, das Substrat ist weniger reaktiv Um hier anzuhalten benötigt man einen desaktivierten Katalysator: LINDLAR-Katalysator ist ein deskativierter Palladium-Katalysator CaCO3 / Pd versetzt mit Pb(OAc)2 oder Chinolin N auf diese Weise kann selektiv das (Z)-Alken hergestellt werden Wie erhält man aber nun ein (E)-Alken ??? Mit Na in flüssigem Ammoniak Na R R R ein Radikal-Anion R - Na+ stark basisch, deprotoniert Ammoniak NH3 - NH2- R ein Radikal H R Na - Na+ R R R ein Anion H H R NH3 das (Z)-Anion ist sterisch ungünstiger ! - NH2- R H H R (E)-Alken Elektrophile Additionen Br Br2 Addition an die π-Bindung wie beim Alken Br Br Br2 Br Br Br Physiologisch aktive Alkine Ichthyotherol H OH H O krampfauslösend (im Pfeilgift von Amazonas-Indianern) in der Haut eines Pfeilgiftfrosches H H N H OH H HO 17-Ethinylöstradiol (Verhütungsmittel "Pille") HO N HO H H O "Ru-486" blockiert die Wirkung des Progesterons => die befruchtete Eizelle kann sich nicht in der Gebärmutter einnisten O H H O H Schwangerschafthormon Progesteron En-Diin-Antibiotika Beispiel: Calicheamicin (Z) HO R S S S O O-"Zucker" O NH O Chemisches Wirkprinzip: die En-Diin-Cyclisierung auslösende Ringverengung BergmanCyclisierung Die Verklammerung muß so kurz sein, daß die Bergman-Cyclisierung schon unter physiologischen Bedingungen abläuft ! 1,4-Diradikal wirkt DNA-schädigend IX. Delokalisierte π-Systeme Wechselwirkung paralleler p-Orbitale a) An drei benachbarten C-Atomen => Allyl-System π-Bindungen H H H H H σ-Bindungen die beiden Orbitallappen des p-Orbitals haben eine Phase (Vorzeichen) + => drei mögliche Kombinationen, die sich in ihrer Energie unterscheiden: Energie E π3 antibindend π2 nichtbindend π1 bindend + - + Allyl-Radikal Allyl-Kation Cl Allyl-Anion H H reagiert in SN1 schnell nur 364 kJ/mol pKs = 40 b) An vier benachbarten C-Atomen drei π-Bindungen drei σ-Bindungen 1.34 A 1.47 A 1.34 A => Bindungsalternanz; die mittlere p-Bindung ist die schwächste, um sie ist Bindungsrotation möglich 16 kJ/mol 12 kJ/mol s-cis-Form s-trans-Form Bestimmung der Resonanzenergie durch die Wechselwirkung der beiden Doppelbindungen: Hydrierwärmen + 2 H2 2 + 15 kJ/mol Katalysator Katalysator -254 kJ/mol -239 kJ/mol 2 => die zusätzliche, schwache (mittlere) π-Bindung liefert 15 kJ/mol + 2 H2