92 Bildung des Steroid-Gerüsts aus einem offenkettigen Terpen Squalen (ein Triterpen, 6 x C 5) enzymatische Oxidation H + / Enzym O HO Verlauf ähnlich der kationischen Olefinpolymerisation; räumlich liegen die Doppelbindungen so zueinander, daß das zunächst entstehende tertiäre Carbeniumion in einem Schritt in ein neues tertiäres Carbeniumion überführt wird + H + Kaskade von WagnerMeerwein-Umlagerungen (H- oder R-Verschiebungen in Carbenium-Ionen); diese laufen dann ab, wenn die entstehenden Carbeniumionen ähnlich stabil oder stabiler sind H H HO H + das katalytisch wirksame Proton wird wieder freigesetzt H H H HO H Lanosterin weitere Umwandlung verschiedene andere Steroide 93 Alkene sind z.B. in Insektenpheromonen wichtig z.B. Traubenwickler: (Z) O (E) O O z.B. Deckelschildlaus O (Z) z.B. Borkenkäfer HO * H Ipsdienol enthält ein Chiralitätszentrum die Mischung aus 65% rechtsdrehendem und 35% linksdrehendem Ipsdienol ist besonders wirksam => der Borkenkäfer muß zwei Rezeptoren besitzen (die eine unterschiedliche Affinität haben können); wenn beide Rezeptoren besetzt sind, erfolgt eine entsprechende Signalauslösung O z.B. Maiszünzler O (Z) (Z)-3-Tetradecenylacetat => eine Species wird (schwach) angelockt, die andere reagiert nicht (E )-3-Tetradecenylacetat => beide Species werden nicht angelockt aber etwas (E) im (Z) => beide Species werden stark angezogen 94 z.B. "Grashopper"-Keton O C HO H OH z.B. Mycomycin: Gift in Schimmelpilzen; kumulierte Doppelbindung als stereogene Einheit O OH C [α]D20 = -130° 95 VI. Alkine 1. Die homologe Reihe der Alkine: Verbindung Formel Summenformel Übergang in Gasphase Ethin (“Acetylen”) C2H2 sublimiert bei -84°C Propin C3H4 siedet bei -23°C 1-Butin C4H6 siedet bei 8°C C4H6 siedet bei 27°C ein terminales Alkin 2-Butin ein internes Alkin .... .... .... CnH2n-2 Bindung und Eigenschaften 96 2. Wiederholung / Struktur-Übersicht Prototyp C-Hybridisierung Bindungs- C-Bindungen Geometrie -Länge rc-c H H -Energie Ec-c [kJ/mol] -Winkel C C H(C) -Typ 109°28' σ 120° σ, π 120° σ, πar 180° σ, π, π H C H sp3 C H H tetraedrisch 1.54 Å (154 pm) 350 (+265) H H C C H C H H C C H sp2 H C C H H C H C C H H sp2 trigonalplanar 1.34 Å (134 pm) trigonalplanar 615 1.40 Å (140 pm) (+195) sp linear 1.20 Å (120 pm) 810 Org03_03.cw2 Linearität H3 C CH3 2-Butin nicht existent Cyclodecin Standardbildungsenergie ΔHf° = ΔH für Bildung von 1 mol einer Verbindung aus den Elementen unter Standardbedingungen (1 bar, 25 °C) 2 Cgr + H2 → HC≡CH 2 Cgr + 3 H2 → H3C-CH3 ΔH° = + 226 (+54) ΔH° = - 75 (-18) Endotherme Verbindung ! Konsequenz: Zerfall exotherm, ab 6 bar Druck explosiv, 97 Stabilisierung in Stahlflaschen mit porösem Material (Kieselgur, Bimsstein etc.) und Aceton oder Dimethylformamid (bis 19 bar, 2/3 der Flasche Aceton, bei 15 bar das 350-fache Volumen Acetylen gelöst) Schweißen: besonders heiße (Temperatur ca. 2500-2700°C, die Knallgasflamme dagegen maximal 2000°C) Flamme obwohl: HC≡CH + 2.5 O2 → 2 CO2 + H2O H3C-CH3 + 3.5 O2 → 2 CO2 + 3 H2O ΔH° = - 1330 (- 318) ΔH° = - 1560 (- 373) Grund: weniger Wasser muss aufgeheizt werden Rußbildung: C2H2 → 2 C + H2 ΔH = - 226 (-54) 98 3. Hydrier-Wärmen Energie E Ethin + H2 / Katalysator ΔH = - 175 kJ/mol => π-sp-C-sp-C ist die weniger stabile π-Bindung Ethen + H 2 / Katalysator ΔH = - 137 kJ/mol => π-sp 2-C-sp 2-C ist die stabilere π -Bindung Ethan Energie E ΔΔH = 20 kJ/mol + 2 H 2 / Katalysator + 2 H 2 / Katalysator ΔH = - 293 kJ/mol ΔH = - 273 kJ/mol => ähnlich den Alkenen ist auch bei den Alkinen eine disubstituierte Dreifachbindung (also ein internes Alkin) stabiler als eine monosubstituierte Dreifachbindung (terminales Alkin) Butan (aber keine E/Z-Isomerie) 99 4. Azidität Azidität organischer Verbindungen HA = H + A KS = [H ][ A ] [ HA ] pK S = −log K Org08-01.CW3 H3O + H3C-COOH -2 5 H2S Ph-NH3+ 4.6 NH4+ 9.2 H3C-NH3+ 10.6 7 10 OH C2H5-SH H2O 15.7 H3C-OH 16 11 O2N-CH3 11 (EtOOC)2CH2 13 16 CH 2 H3CH2C-OH 17 (H3C)2HC-OH 18 (H3C)3C-OH 19 NH3 H3C(C=O)CH3 20 HC≡CH 25 N≡C-CH3 31 H2C=CH2 44 CH4 50 33 Zahlenwerte nach T.H. Lowry, K.S. Richardson, Mechanism and Theory in Organic Chemistry, 2. Aufl. 100 Je höher der s-Charakter, desto stabiler das Carbanion Terminale Alkine sind bemerkenswert acide (sauer) für Kohlenwasserstoff e H 3C CH 3 H 2C CH 2 HC CH sp 3 sp2 sp pKs = 44 pKs = 50 pKs = 25 => die deprotonierte Form muß die negative Ladung besser stabilisieren als das Alkan oder Alken Erlärungen: Energie E 2p sp 3 sp2 sp a) die beiden Elektronen des freien Elektronenpaars am Kohlenstoff besetzen ein energetisch tieferliegendes Orbital 2s s-Orbital p-Orbital b) je mehr s-Charakter das Orbital hat, umso näher befinden sich die Elektronen in Kernnähe (sp günstig) je mehr p-Charakter das Orbital hat, umso weiter sind die Elektronen vom Kern entf ernt (sp 2, sp 3 ungünstiger) Herstellung von Lithiumacetylid: + I H H 2 Li + MeLi Me-Li + LiI H Natriumacetylid analog mit NaH oder NaNH2 Li + MeH 101 Die Deprotonierung eines terminalen Alkins gelingt mit: Na+ NH 2-/NH 3 (f lüssig) a) Natriumamid: b) Butyllithium: c) Ethylmagnesiumbromid: R Li+ - CH 2CH2 CH2 CH 3 / Et2 O Basen H R siehe oben BrMg + - CH 2CH 3 - O H R' nucleophile Addition (AN) OH R R' MeI SN 2 O R SN2 R OH Mit AgNO3 trotz sehr geringer Basizität von NO3- Bildung von Acetylid möglich (analog Cu): HC≡CH + 2 [Ag(NH3)2]+ → Ag2C2 + 2 NH4+ explosiv! Versuch 5. Synthese von Acetylen und höheren Alkinen a) Acetylen (technisch) Klassisches Verfahren (noch in DDR): 3 C(Koks) + CaO 2250°C → CaC2 + CO Calciumcarbid (Ionengitter) CaC2 + 2 H2O → HC≡CH + Ca(OH)2 Versuch ΔH = + 465 102 Moderne Verfahren: - Hüls Lichtbogenverfahren: > 1400 °C 2 CH 4 + HC CH 1/500 s 3 H2 - BASF Hohe Temperatur durch partielle Verbrennung 2 CH 4 + 3/2 O2 HC + CH 3 H 2O Abschreckung notwendig, da bei hoher Temperatur Zerfall des Acetylens (Kongo ... s.o.) b) Höhere Alkine HC NaNH 2 CH HC CI R1 Br H H SN2 R2 H2 C CH2 1.) NaNH 2, R1 HC 2.) R2 CH CH2 R1 2 Br Alternativ ausgehend von Alkenen durch Bromierung und doppelte Eliminierung Br2 Br NaNH 2 Br NH 3 (f l) 103 6. Reaktionen a) Reduktion zu Alkenen Hydrierung der C-C-Dreif achbindung mit Palladium oder Platin die Reaktion verläuft Schrittweise Alkin H2 (Z)-Alken H2 syn-Addition syn-Addition der erste Reaktionsschritt verläuft etwas schneller, das Substrat ist reaktiver Alkan der zweie Reaktionsschritt verläuft etwas langsamer, das Substrat ist weniger reaktiv Um hier anzuhalten, benötigt man einen desaktivierten Katalysator: LINDLAR-Katalysator ist ein deskativierter Palladium-Katalysator CaCO3 / Pd versetzt mit Pb(OAc) 2 oder Chinolin N auf diese Weise kann selektiv das (Z)-Alken hergestellt werden 104 Wie erhält man aber nun ein (E )-Alken ??? Mit Na in flüssigem Ammoniak R R Na R + - Na R NH 3 - NH 2- R H ein Radikal-Anion stark basisch, deprotoniert Ammoniak ein Radikal R Na - Na+ R H R H R NH3 - NH2 - R H H R R ein Anion das (Z)-Anion ist sterisch ungünstiger ! (E )-Alken b) Addition von Elektrophilen Versuch: Br2 + CH4, H2C=CH2, HC≡CH Reaktionen im allgemeinen langsam. Katalyse früher durch Hg22+ oder Cu+, heute durch Au(III) HCl Hg2 Cl2 Cl (f rüher für Vinylchlorid, heute oxidatives Verfahren ausgehend vom billigerem Alken) 105 Reppe-Synthesen (BASF) Vor 2. Weltkrieg Acetylenchemie sehr wichtig, da über CaC2 auf Basis Kohle aufgebaut. Heute eher Ethylen bzw. Erdöl. Reppe trotzdem großer Pionier, da neuartige Katalysatoren und Produkte. Vinylierung De facto Addition von Alkoholen an Acetylen. Im Gegensatz zu Alkenen werden Alkine auch gut von Nucelophilen angegriffen. Als Katalysator ist Alkoxid notwendig: OR Na OR OR H-OR H Analoge Reaktionen bei Olefinen nur bei speziellen Substituenten (EWG) möglich. Cyclisierung (Ph3 P)2 Ni(CO)2 88% Ni(CN) 2 80% 106 7. Physiologisch aktive Alkine Ichthyotherol H H OH O krampf auslösend (im Pfeilgift von Amazonas-Indianern) Histrionicotoxin in der Haut eines Pfeilgiftfrosches H H N H H OH HO H H 17-Ethinylöstradiol (Verhütungsmittel "Pille") H HO N HO H H O "Ru-486" blockiert die Wirkung des Progesterons => die befruchtete Eizelle kann sich nicht in der Gebärmutter einnisten O H H O H Schwangerschaftshormon Progesteron 107 En-Diin-Antibiotika Beispiel: Calicheamicin (Z) HO S O O NH S S R O -"Zucker" O Chemisches Wirkprinzip: die En-Diin-Cyclisierung auslösende Ringverengung BergmanCyclisierung Die Verklammerung muß so kurz sein, daß die Bergman-Cyclisierung schon unter physiologischen Bedingungen abläuft ! 1,4-Diradikal wirkt DNA-schädigend Bei der Untersuchung der Reaktion wurde das 1,4-Diradikal durch 1,4-Cyclohexadien abgefangen (Triebkraft: Aromatisierung zum Benzol)