Borneburg, D., „Über den praktischen Einsatz einer UV-Kamera…“, ETG Fachbericht Nr. 104, Diagnostik elektrischer Betriebsmittel, Köln, 2006, S. 45…50 Über den praktischen Einsatz einer UV-Kamera zur Detektion, Lokalisierung und Echtzeitdarstellung von Korona-Entladungen an elektrischen Betriebsmitteln Dr.-Ing. Dirk Borneburg, RWE Eurotest GmbH, Dortmund, Deutschland Kurzfassung Koronaentladungen sind häufig ein Warnzeichen für Defekte und Störungen in energietechnischen Anlagen wie Umspannanlagen und Hochspannungsfreileitungen. Den sich dadurch abzeichnenden teuren Ausfällen kann mit geringstem Zeit- und Kostenaufwand mittels Visualisierung der UV-Emission der Korona-Entladungen mit einer UV-Kamera vorgebeugt werden. Die Detektion und Lokalisierung kann dabei auch an unzugänglichen Stellen ohne Eingriff in die Betriebsmittel und ohne aufwendige Freischaltungen durchgeführt und dokumentiert werden. 1 Einleitung An elektrischen Betriebsmitteln, wie z. B. Isolatoren und Freileitungen, kann es aufgrund von hohen elektrischen Betriebsfeldstärken insbesondere im Zusammenspiel mit unvermeidbaren Fehlstellen, Oberflächenverschmutzungen und Umwelteinflüssen zu äußeren Entladungen kommen. Diese Entladungen stellen vielfältige Störquellen dar, welche sich in Form von Materialdegradation, Geräuschbelästigung und hochfrequenter leitungs- und feldgeführter Emission bemerkbar machen können. Die Erfassung und Bewertung der Entladungsaktivitäten im Hinblick auf den aktuellen Zustand der Betriebszuverlässigkeit sowie für die präventive Instandhaltung erfolgt üblicherweise über konventionelle oder auf den Anwendungsfall hin angepasste Messsysteme; oft mit anschließendem Einsatz computergestützter Expertensysteme. Jedoch wird die messtechnische Aufzeichnung der dafür benötigten Entladungsaktivitäten meist durch widrige Zugänglichkeiten, fehlende Auskoppelmöglichkeiten oder der fehlenden Möglichkeit der Freischaltung zum Zwecke der Ankopplung entsprechenden Messequipments erschwert. Als Problemlöser in schwierigen Fällen mit KoronaEntladungen sowie als Alternative bei der Zustandsdiagnose und präventiven Instandhaltung hat sich die Inspektion mit einem UV-Kamerasystem als probates Mittel zur Detektion und Lokalisierung von äußeren Entladungen bei gleichzeitig mobilen Einsatzmöglichkeiten bewährt [1, 2, 3]: Bei der Entladungstätigkeit entstehende UV-Emission wird durch das spezielle Kamerasystem sichtbar gemacht. Übliche Kamerasysteme reagieren dabei zusätzlich auf die UV-Emission der Sonne, was die Einsatzmöglichkeiten deutlich einschränkt. Aufgrund des bei dem hier beschriebenen System eingesetzten optischen Filters, der in einem Wellenlängenbereich von 240..280 nm arbeitet, ist es möglich, die Inspektionen bei Tageslicht durchzufüh- ren. Zudem kann eine Detektion und Lokalisierung von Entladungsaktivitäten auch an unzugänglichen Stellen ohne Eingriff in die Betriebsmittel und ohne aufwendige Freischaltungen durchgeführt und dokumentiert werden. Optional kann bei der Begutachtung ein Tageslichtbild mit dem Bild der visualisierten UVEmission überlagert oder auch jeweils einzeln in Echtzeit dargestellt und aufgezeichnet werden. So können auch dem Nichtfachmann Fehl- und Schwachstellen unmittelbar aufgezeigt und Abhilfemaßnahmen vor Ort eingeleitet werden, bevor sie tatsächlich zu ernsthaften Betriebs- oder Sicherheitsproblemen werden. Bild 1: Einsatz des UV-Kamerasystems bei Tageslicht zur Lokalisierung von Korona-Entladungen. Nachdem in [1] bereits ausführlich über die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten eines derartigen UVKamerasystems berichtet worden ist, werden im Weiteren Beispiele aus dem nunmehr mehrjährigen Einsatz gezeigt. Da es sich um eine relativ neue und bisher wenig verbreitete Technik handelt, ist den Beispielen eine Funktionsbeschreibung des Systems vorangestellt. Borneburg, D., „Über den praktischen Einsatz einer UV-Kamera…“, ETG Fachbericht Nr. 104, Diagnostik elektrischer Betriebsmittel, Köln, 2006, S. 45…50 2 Funktionsweise des UVKamerasystems Strahlteiler Bei der Entladungstätigkeit entstehende UV-Emission wird durch das spezielle Kamerasystem sichtbar gemacht [4]. Übliche Kamerasysteme reagieren dabei zusätzlich auf die in Bild 2 dargestellte UV-Emission der Sonne, was die Einsatzmöglichkeiten bei Tageslicht deutlich einschränkt. Aufgrund des bei dem eingesetzten Systems verwendeten optischen Filters, der in einem Wellenlängenbereich von λ = 240...280 nm arbeitet, wird es möglich, die Inspektionen bei Tageslicht durchzuführen, da in diesem Wellenlängenbereich die UV-Emission der Sonne durch die Ozonschicht vollständig absorbiert wird. UV Sichtbar Infrarot Intensität UV-Filterbereich Sonnenspektrum 200 400 nm 800 λ 600 1000 Bild 2: Natürliches UV-Emissionsspektrum der Sonne und Filterbereich des eingesetzten optischen Filters. Intensität Durch Korona-Entladungen typischerweise entstehende UV-Emission ist nachfolgend in Bild 3 dargestellt. Koronaspektrum x 100 Einfallendes Licht Linse Bild Überlagerung BildUVVerstärker Kamera Videobild UV-Filter (Bandpass) Bild 4: Schematische Darstellung der Funktionsweise des UV-Kamerasystems mit optischem Filter und Spiegelsystem. Um bei der Aufnahme Parallaxen zu vermeiden, besitzt die Kamera nur ein Objektiv und führt die Bilder über ein Spiegelsystem den beiden zuvor beschriebenen Kamerasystemen zu. Optional erfolgt anschließend eine Überlagerung der Bilder beider Kamerasysteme vor der Visualisierung. Das dargestellte UV-Bild besteht dabei aus einer Anzahl von weißen Punkten, die die detektierten Photonen vor einem schwarzen Hintergrund visuell abbilden. Dieses Bild kann zur Detektion sehr schwacher Quellen ohne den störenden Effekt eines sichtbaren Bildes verwendet werden. Bei der Begutachtung kann ein Tageslichtbild mit dem Bild der visualisierten UV-Emission überlagert oder auch jeweils einzeln in Echtzeit dargestellt und aufgezeichnet werden. Die möglichen Darstellungsmodi sind in Bild 5 am Beispiel einer Korona-Entladung an einer Armatur dargestellt. Koronaspektrum a) 200 250 300 Kamera 350 400 450 nm 500 λ b) 550 Bild 3: Typisches Korona-Emissionsspektrum (teilweise um den Faktor 100 verstärkt). Die geringen spektralen Anteile im unteren Wellenlängenbereich passieren den Bandpassfilter, werden verstärkt und anschließend durch das Kamerasystem visualisiert. Bild 4 stellt die schematisierte Funktionsweise des gesamten UV-Kamerasystems dar. Im dargestellten unteren Zweig befindet sich das Kamerasystem für das UV-Bild, bestehend aus UV-Filter, Bildverstärker und CCD-Kamera (Charge Coupled Device). Im parallelen oberen Zweig befindet sich das konventionelle Kamerasystem zur Echtbildaufnahme. c) Bild 5: Darstellung einer Korona-Entladung als UVBild (a), des elektrischen Betriebsmittels als Tageslichtbild (b) und der Überlagerung beider Bilder zur Lokalisierung der Quelle (c). Durch diese Bildüberlagerung können auch dem Nichtfachmann Fehl- und Schwachstellen unmittelbar aufgezeigt und Abhilfemaßnahmen vor Ort eingeleitet werden, bevor sie tatsächlich zu ernsthaften Betriebsoder Sicherheitsproblemen werden. Borneburg, D., „Über den praktischen Einsatz einer UV-Kamera…“, ETG Fachbericht Nr. 104, Diagnostik elektrischer Betriebsmittel, Köln, 2006, S. 45…50 3 Praktische Einsätze Anhand ausgewählter Beispiele aus dem deutschlandweit einmaligen und mehrjährigen praktischen Einsatz des UV-Kamerasystems werden Anwendungsmöglichkeiten zur Detektion, Lokalisierung und Echtzeitdarstellung beschrieben und diskutiert. 3.1 Funkstörungen Beim Überfliegen einer Umspannanlage in der Nähe eines Flughafens häuften sich Meldungen und Beschwerden über Funkstörungen beim Anlagenbetreiber. In Zusammenhang mit den Aussagen der RegTP ließ sich die Störquelle im Bereich der Überspannungsableiter eingrenzen. Eine genauere Lokalisierung gelang jedoch mit den klassischen Methoden weder durch eine visuelle Inspektion des Anlagenbereiches noch durch eine akustische Ortung. Erst durch eine Begutachtung der Umspannanlage mit dem UV-Kamerasystem wurden an den Erdungsbügeln und den Anschlussblechen der 90°-Abgangsbügel der Überspannungsableiter die in Bild 6 und 7a dokumentierten, starken Entladungsaktivitäten festgestellt. Zusätzlich konnten Entladungen an den Halteblechen angebrachter Steuerelektroden detektiert werden, siehe Bild 8a. a) b) Bild 8: Entladungsaktivitäten an den Halteblechen der Steuerelektrode eines Überspannungsableiters. a) Aufnahme mit überlagertem UV Bild. b) Detailaufnahme des Haltebleches. Die parallel zur Begutachtung durchgeführten Störfeldmessungen der RegTP zeigten eine andauernde Funkstörung auf. Mit Freischaltung des betrachteten Feldes kamen die andauernden Funkstörungen zum erliegen, was das Vorliegen der Störquelle in diesem Feld erneut bestätigte. Auf Grund der aufgezeigten Entladungsaktivitäten wurden die den Überspannungsableitern zugewandten Erdungsbügel näher zu diesen positioniert und die äußeren Erdungsbügel demontiert. Das Leitungsseil wurde an der äußeren Klemmstelle von kleinen Druckstellen, verursacht durch die Klemmschellen, bereinigt und die Kanten der Haltebleche durch Feilen verrundet. Die an den Halteblechen der Steuerelektroden vorgefundenen Folienreste wurden beseitigt. Nach Zuschaltung des Feldes wurden erneut starke Entladungstätigkeiten an den Erdungsbügeln und den Anschlussblechen der 90°-Abgangsbügel der Überspannungsableitern detektiert. An den verbliebenen Druckstellen durch die Erdungsklemmen konnte auch eine starke Entladungsaktivität detektiert werden, was als ein Indiz für eine absolut grenzwertige Auslegung mit einhergehender starke Feldbeanspruchung des gesamten Anschlussbereiches zu betrachten ist. In Bild 9 sind die Entladungsaktivitäten dargestellt. Bild 6: Starke Entladungsaktivitäten an einem Erdungsbügel. a) b) Bild 7: Entladungsaktivitäten an den Ecken des Anschlussbleches eines Überspannungsableiters. a) Aufnahme mit überlagertem UV Bild. b) Detailaufnahme des Anschlussbleches. Bild 9: Entladungsaktivitäten an dem versetzten Erdungsbügel sowie an den Eindruckstellen des demontierten Erdungsbügels und an dem Anschlussblech. Wegen der aufgezeigten starken Entladungsaktivitäten an den aufgeführten Stellen war davon auszugehen, dass diese ursächlich für die Funkstörungen waren. Durch einen umfangreicheren Umbau der betrachteten Anschlussstellen ließen sich die Entladungsaktivitäten sowie die Funkstörungen verhindern. Borneburg, D., „Über den praktischen Einsatz einer UV-Kamera…“, ETG Fachbericht Nr. 104, Diagnostik elektrischer Betriebsmittel, Köln, 2006, S. 45…50 3.2 Konstruktionsmängel Konstruktionsmängel an hochspannungstechnischen Betriebsmitteln können vielfältiger Natur sein und äußern sich oft erst nach jahrelangem Einsatz durch unerwartete Ausfälle. Als Maß für die Güte eines hochspannungstechnischen Anlagenteils darf dabei sicherlich auch die Teilentladungsfreiheit nicht nur im Labor sondern auch nach Einbau am Betriebsort verstanden werden. Zahlreiche Begutachtungen bestehender Anlagen zeigen jedoch typische Entladungsstellen aufgrund mangelhaft ausgeführter Konstruktionen auf. Beispielhaft sind die Entladungen an einer bestimmten Trennerkonstruktion in Bild 10a im Gegensatz zu einer anders ausgeführten Konstruktion in Bild 10b dargestellt. a) b) stärken zu Entladungen. Diese werden bei den in Bild 11a im Hintergrund befindlichen Funkenhörnern konstruktionsbedingt vermieden. Sicherlich werden unterschiedliche Gründe für die Wahl der entsprechenden Betriebsmittel vorgelegen haben und die auftretenden Entladungen nicht zu Betriebsstörungen oder gar Ausfällen führen, jedoch sollte aus den zuvor schon aufgeführten Gründen stets einer Teilentladungsfreien Konstruktion der Vorzug gewährt werden. 3.3 Montagemängel In einer durch starke Geräuschemissionen aufgefallenen Umspannanlage konnte die Quelle der Geräuschemission innerhalb kürzester Zeit eindrucksvoll gefunden werden. Hierzu wurde die Anlage aus verschiedenen Perspektiven und Entfernungen Begutachtet. Die lokalisierten Entladungsaktivitäten an einem Abspannisolator zwischen einer Lichtbogenschutzarmatur und dem untersten Schirm des Isolators sind in Bild 12 aus unterschiedlichen Positionen dargestellt. Bild 10: Vergleich verschiedener Trennerkonstruktionen bezüglich äußerer Entladungen. a) Entladungen an einer bestimmten Konstruktion von Trennern. b) Konstruktion ohne Entladungen. Es ist leicht zu erkennen, dass durch die runde Konstruktion der Trennerenden die elektrischen Feldstärken im Gegensatz zu den oft üblichen „Trennerfingern“ deutlich reduziert und dadurch Entladungen an der spannungsführenden Trennerseite im offenen Zustand verhindert werden. Als weiteres Beispiel sind die beiden auf Grund verschiedener Zugehörigkeiten verschieden ausgewählten Konstruktionen von Funkenhörnen im Vergleich dargestellt. a) b) Bild 11: a) Zwei verschiedene Konstruktionen von Funkenhörnern im Vergleich. b) Entladungen an einer bestimmten Konstruktion von Funkenhörnern. An den Enden der Finger der Funkenhörner in Bild 11b kommt es durch die hohen elektrischen Feld- a) b) Bild 12: Korona-Entladungen an einer Armatur, die durch eine starke Geräuschemission auffällig geworden war. a) schiefe Einbaulage der Lichtbogenschutzarmatur, verursacht durch die auftretenden, seitlichen Seilzugkräfte. b) Entladungen (Funken) zwischen der Lichtbogenschutzarmatur und dem untersten Schirm des Isolators. Ursächlich für die starke Entladungsaktivität war die schiefe Einbaulage der Lichtbogenschutzarmatur, verursacht durch die auftretenden, seitlichen Seilzugkräfte, die zu einem zu geringen Abstand zwischen der Lichtbogenschutzarmatur und dem Isolator führten, siehe Bild 12a. Bedingt durch den Potenzialunterschied zwischen der Lichtbogenschutzarmatur und dem untersten Schirm des Isolators, kam es infolge des zu geringen Abstan- Borneburg, D., „Über den praktischen Einsatz einer UV-Kamera…“, ETG Fachbericht Nr. 104, Diagnostik elektrischer Betriebsmittel, Köln, 2006, S. 45…50 des zu Entladungen (Funken) zwischen der Lichtbogenschutzarmatur und dem untersten Schirm des Isolators. Ein anderer Fall für einen typischen Montagemangel, der bei einer zuvor durchgeführten visuellen Inspektion nicht erkannt worden war, ist der in Bild 13 dargestellte Leitungsanschluss an einen Transformator. 400 kV Leitung Aufgeladener Körper Freigeschaltete Leitung Erdungsgarnitur Isolierende Leiter a) b) Bild 13: a) Leitungsanschluss an einen Transformator. b) Korona-Entladungen an dem durchstehenden Ende des Leiterseiles. Durch die mangelhaft ausgeführte Montage der Seilklemme stand das Seil etwa 5 mm aus der Klemme heraus, was in Folge die in Bild 13b visualisierten Entladungen an dem Seilende verursachte. Zwar ist nicht von einer starken Materialerosion oder gar einem betriebsgefährdenden Zustand auszugehen, dennoch sind Funkstörungen und Geräuschbelästigungen der benachbarten Umgebung möglich. Dieses sollte und kann mit einfachen Mittel verhindert werden, bevor Beschwerden beim Anlagenbetreiber eingehen. 3.4 Kontaktentladungen Während der visuellen Inspektion einer mit Hilfe der UV-Kamera lokalisierten TE-Quelle kam es beim Berühren geerdeter Anlagenteile zu den in Bild 14 gezeigten Entladungen zwischen der Person und den Anlagenteilen. Bild 15: Aufladung einer Person im elektrischen Feld. Durch das elektrische Feld der in Betrieb befindlichen und in unmittelbarer Nähe stehenden 400 kV Anlage kam es zu einer Aufladung der auf der isoliert ausgeführten Leiter stehenden Person. Bei Annäherung der Hand der Person an die geerdeten Anlagenteile folgte eine Entladung. Sicherlich liegt in diesem Fall keine Betriebsgefährdung oder Störung vor. Mögliche Konsequenzen einer derartigen, unerwarteten Entladung können jedoch Schockreaktionen sein, welche wiederum zu fatalen Unfällen führen können. Somit kommt diesem Beispiel der sich entladenden Person eine besondere Bedeutung zu, mit der sich z. B. die Sinnhaftigkeit des Tragens isolierender Schutzhandschuhe auch bei Arbeiten an spannungsfreien und geerdeten Anlagenteilen in der Nähe in Betrieb befindlicher Hochspannungsanlagen eindruckvoll belegen lässt. 3.5 Reflektionen an Metallteilen Koronaentladungen sollen nicht nur an in Betrieb befindlichen Betriebsmitteln der elektrischen Energieversorgung, sondern auch bei Prüfungen und Untersuchungen im Labor vermieden werden. Gerade bei den Laborversuchen können nur so definierte und reproduzierbare Bedingungen gewährleistet werden. In hochfeldbelasteten Aufbauten kann es dabei durch UV-initiierte Vorionisierungen zu ungewollten, spontanen Entladungen und sogar Überschlägen kommen. Bild 14: Entladungen zwischen einer aufgeladenen Person und geerdeten Anlegenteilen. Ursache für die Entladungen war die in unmittelbarer Nähe in Betrieb befindliche 400 kV Anlage sowie die isoliert ausgeführte Leiter, was schematisch in Bild 15 dargestellt ist. Das dabei der eingesetzten Beleuchtungseinrichtung eine besondere Rolle zukommt, ist bei der Planung und Durchführung nicht immer berücksichtig: So zeigte sich bei zahlreichen Einsätzen des UVKamerasystems in verschiedenen Laboratorien, dass es durch die Beleuchtungseinrichtung zu einer nicht unerheblichen UV-Emission kommt. Diese wirkt nicht Borneburg, D., „Über den praktischen Einsatz einer UV-Kamera…“, ETG Fachbericht Nr. 104, Diagnostik elektrischer Betriebsmittel, Köln, 2006, S. 45…50 nur direkt von der lichtemittierenden Quelle, sondern auch von den reflektierenden Metallteilen. Zur Verdeutlichung wurde der in Bild 16 schematisierte Prüfaufbau verwendet, bei dem während der Beleuchtung mit verschiedenen Lampensystemen eine Steuerelektrode mit dem UV-Kamerasystem beobachtet wurde. Beleuchtungssystem: 1 2 3 UV-Emission Metallelektrode UV Kamera 4 In dem mehrjährigen Einsatz konnten umfangreiche Erfahrungen im Umgang und mit der Anwendung eines deutschlandweit einmaligen UV-Kamerasystems gesammelt werden. Durchgeführte Begutachtungen zeigten dabei immer wieder typische Entladungsstellen in Umspannanlagen auf, die sich sicherlich konstruktionsbedingt oder durch die Wahl geeigneter Betriebsmittel und Armaturen hätten vermeiden lassen können. Zu einem geringen Prozentsatz kommen weiterhin Montagemängel und Alterungserscheinungen sowie Defekte als Urasche für Korona-Entladungen hinzu. Die dargelegten Beispiele wurden nicht im Rahmen turnusmäßiger Routine-Untersuchen oder Inbetriebnahmeprüfungen durchgeführt. Vielmehr lagen jeweils Handlungsfälle vor, bei denen zuvor durchgeführte Untersuchungen mit den klassischen Methoden der Teilentladungsortung versagt haben. Zahlreiche positive Ergebnisse belegen dabei den sinnvollen Einsatz eines derartigen Systems nicht nur im Anlagenbereich, sondern auch im Labor und Schulungsbereich. 3 Bild 16: Aufbau mit verschiedenen Lichtquellen zur Demonstration der Reflektion von UV-Emissionen an Metallteilen. Beispielhaft ist in Bild 17 eine UV-emittierende Beleuchtungseinrichtung eines Hochspannungslaboratoriums und die reflektierte UV-Emission an einer Steuerelektrode dargestellt. a) b) Bild 17: Demonstration der Reflektion von UVEmissionen an Metallteilen. a) UV-emittierende Beleuchtungseinrichtung eines Hochspannungslaboratoriums. b)Reflektierte UV-Emission an einer Steuerelektrode. Nicht nur die direkte sondern auch die indirekte UVemission kann zu ungewollten Teilentladungen und sogar Durchschlägen führen. Gerade grenzwertig ausgeführte Aufbauten für Stoß- und Gleichspannungsprüfungen reagieren hier empfindlich, was immer wieder zu Problemen führt. Zusammenfassung Literatur [1] Borneburg, D.: Detektion, Lokalisierung und Echtzeitdarstellung von Korona-Entladungen an elektrischen Betriebsmitteln mittels Visualisierung der UV-Emission, ETG Fachbericht Nr. 97, Diagnostik elektrischer Betriebsmittel, Köln, 2004, S. 73…78 [2] Borneburg, D.: Visuelle Detektion und Lokalisierung von Korona-Entladungen bei Tageslicht, Netzpraxis, November 2003, S. 18...20 [3] Borneburg, D.: Surface Discharge at RWE Eurotest Lab, http://www.seeing-corona.com, Stand 01.01.2004 [4] Lindner, P.; Mendelson, A.: DayCor II Advanced Usage, 2002 users group meeting, Atlanta, 22...23 Oktober, 2002