PDF - Kölner Philharmonie

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Kölner Sonntagskonzerte 1
Elizabeth Connell
Junge Deutsche Philharmonie
George Benjamin
Sonntag 21. September 2008 18:00
Bitte beachten Sie: Ihr Husten stört Besucher und Künstler. Wir halten daher für Sie an der Garderobe Ricola-Kräuterbonbons bereit und händigen
Ihnen Stofftaschentücher des Hauses Franz Sauer aus.
Sollten Sie elektronische Geräte, insbesondere Handys, bei sich haben:
Bitte schalten Sie diese zur Vermeidung akustischer Störungen aus.
Wir bitten um Ihr Verständnis dafür, dass Bild- und Tonaufnahmen aus
urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind.
Wenn Sie einmal zu spät zum Konzert kommen sollten, bitten wir
Sie um Verständnis dafür, dass wir Sie nicht sofort einlassen können. Wir
bemühen uns, Ihnen so schnell wie möglich Zugang zum Konzert zu gewähren. Ihre Plätze können Sie spätestens in der Pause einnehmen.
Sollten Sie einmal das Konzert nicht bis zum Ende hören können, helfen
wir Ihnen gern bei der Auswahl geeigneter Plätze, von denen Sie den Saal
störungsfrei und ohne Verzögerung verlassen können.
Kölner Sonntagskonzerte 1
Elizabeth Connell Sopran
Junge Deutsche Philharmonie
George Benjamin Dirigent
Sonntag 21. September 2008 18:00
Pause gegen 18:40
Ende gegen 20:00
17:00 Einführung in das Konzert durch
Musiker der Jungen Deutschen Philharmonie
Das Konzert wird von WDR 3 für den Hörfunk aufgezeichnet.
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Richard Wagner 1813–1883
Vorspiel
aus: Parsifal. Ein Bühnenweihfestspiel in drei Aufzügen (1865–82)
Olivier Messiaen 1908–1992
Chronochromie (1959–60)
für großes Orchester
Introduction
Strophe I
Antistrophe I
Strophe II
Antistrophe II
Epôde
Coda
Pause
George Benjamin *1960
Palimpsests (2000/2002)
für Orchester
Richard Wagner
Trauermarsch
Schluss-Szene
aus: Götterdämmerung WWV 86 D (1848–74)
Dritter Tag des Bühnenfestspiels »Der Ring des Nibelungen«
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Die Gesangstexte
Richard Wagner
Schluss-Szene aus der »Götterdämmerung«
Brünnhilde
Starke Scheite schichtet mir dort
am Rande des Rheins zu Hauf’:
Hoch und hell lodre die Glut,
die den edlen Leib
des hehresten Helden verzehrt.
Sein Roß führet daher,
daß mit mir dem Recken es folge:
denn des Helden heiligste Ehre zu teilen,
verlangt mein eigener Leib.
Vollbringt Brünnhildes Wunsch!
Wie Sonne lauter strahlt mir sein Licht:
der Reinste war er, der mich verriet!
Die Gattin trügend, treu dem Freunde,
von der eignen Trauten, einzig ihm teuer,
schied er sich durch sein Schwert.
Echter als er schwur keiner Eide;
treuer als er hielt keiner Verträge;
laut’rer als er liebte kein andrer:
und doch, alle Eide, alle Verträge,
die treueste Liebe trog keiner wie er!
Wißt ihr, wie das ward?
O ihr, der Eide ewige Hüter!
Lenkt euren Blick auf mein blühendes Leid:
erschaut eure ewige Schuld!
Meine Klage hör, du hehrster Gott!
Durch seine tapferste Tat,
dir so tauglich erwünscht,
weihtest du den, der sie gewirkt,
dem Fluche dem du verfielest,
mich mußte der Reinste verraten,
daß wissend würde ein Weib!
Weiß ich nun, was dir frommt?
Alles, alles, alles weiß ich,
alles ward mir nun frei!
Auch deine Raben hör’ ich rauschen;
mit bang ersehnter Botschaft
send’ ich die beiden nun heim.
Ruhe, ruhe, du Gott!
Mein Erbe nun nehm’ ich zu eigen.
Verfluchter Reif! Furchtbarer Ring!
Dein Gold fass’ ich und geb’ es nun fort.
Der Wassertiefe weise Schwestern,
des Rheines schwimmende Töchter,
euch dank’ ich redlichen Rat.
Was ihr begehrt, ich geb’ es euch:
aus meiner Asche nehmt es zu eigen!
Das Feuer, das mich verbrennt,
rein’ge vom Fluche den Ring!
Ihr in der Flut löset ihn auf,
und lauter bewahrt das lichte Gold,
das euch zum Unheil geraubt.
Fliegt heim, ihr Raben!
Raunt es eurem Herren,
was hier am Rhein ihr gehört!
An Brünnhildes Felsen fahrt vorbei:
Der dort noch lodert,
weiset Loge nach Walhall!
Denn der Götter Ende dämmert nun auf:
So – werf’ ich den Brand
in Walhalls prangende Burg.
Grane, mein Roß, sei mir gegrüßt!
Weißt du auch, mein Freund,
wohin ich dich führe?
Im Feuer leuchtend, liegt dort dein Herr,
Siegfried, mein seliger Held.
Dem Freunde zu folgen, wieherst du
freudig?
Lockt dich zu ihm die lachende Lohe?
Fühl meine Brust auch, wie sie entbrennt;
helles Feuer das Herz mir erfaßt,
ihn zu umschlingen, umschlossen von ihm,
in mächtigster Minne vermählt ihm zu sein!
Heiajaho! Grane!
Grüß deinen Herren!
Siegfried! Siegfried! Sieh!
Selig grüßt dich dein Weib!
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Zu den Werken des heutigen Konzerts
Richard Wagner: Vorspiel aus Parsifal
Mit seiner letzten Oper Parsifal beschäftigte sich Richard Wagner seit
1877. Die ersten Pläne datieren indes von 1865. Ein Jahr zuvor war
der Komponist auf Einladung König Ludwigs II von Bayern nach München gekommen, wo zunächst Tristan und Isolde (1865) aus der Taufe
gehoben wurde. Zwar verließ Wagner die Stadt alsbald wieder, dennoch gelangten weitere seiner Werke in München zur Uraufführung.
Um 1870 setzten dann die Vorbereitungen für die ersten Bayreuther
Festspiele ein, und Wagner arbeitete fieberhaft an der Vollendung
des Rings des Nibelungen, der 1876 erstmals in Bayreuth erklang. Erst
danach wandte er sich wieder dem Bühnenweihfestspiel Parsifal zu,
das er ausdrücklich für das Bayreuther Festspielhaus entwarf.
Das Vorspiel entstand im Sommer 1877, das Textbuch lag im April
des folgenden Jahres vor, die Orchesterskizzen schloss er 1879 und die
komplette Instrumentierung 1882 – ein Jahr vor seinem Tod – ab. Auffällig ist die Schreibweise von Parsifal, die Wagner von Parzival ableitete, wobei er sich im Sinne eines Wortspiels an dem altpersischen
»fal parsi« (»der törichte Reine«) orientierte. Angelehnt ist die Figur an
Siegfried aus dem Ring des Nibelungen; wie dieser wuchs auch Parsifal,
der »reine Tor«, vaterlos in der Wildnis auf.
In der Musik ging Wagner freilich noch einen Schritt über den Ring
hinaus, durchdringen sich in Parsifal doch spitzfindig Vergangenheit,
Gegenwart und Zukunft. Zwar hat der zutiefst »romantische« Tonfall
der Komposition Erinnerungscharakter, die starke Neigung zu krassen
Dissonanzen und die strukturelle Eigenständigkeit einzelner Akkorde
deuten aber auf das 20. Jahrhundert voraus. Zukunftsweisend ist auch
die gezielte Auseinandersetzung mit Raum und Zeit; zumal über das
Zentralmotiv des Schreitens, das als stilisierte Bewegungsform gleichsam traumwandlerisch die rasche Überwindung größter Entfernungen
ermöglicht – was im Dialog zwischen Parsifal und Gurnemanz im ersten
Aufzug unmittelbar zum Ausdruck kommt: »Ich schreite kaum, doch
wähn ich mich schon weit / Du siehst, mein Sohn, zum Raum wird hier
die Zeit.«
Darin aber eine künstlerische Vorwegnahme der Relativitätstheorie Albert Einsteins zu sehen, wäre gewiss verfehlt. Für Wagner
stand vielmehr die traumhafte Begegnung mit Raum und Zeit im Vor-
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dergrund, die sich auch im Konzept der »unendlichen Melodie« widerspiegelt. So wie »romantische« Sehnsucht und visionäre Vorausschau
in der Musik des Parsifal ein eigentümliches Spannungsfeld bilden,
so spielt sich auch die Handlung auf mehreren Ebenen ab. Der Komponist vermischte mystische, christliche und buddhistische Einflüsse,
die, fernab jeder Realität, in die Sphäre einer idealisierten Ritterlichkeit
entführen. Wie ein unbändiger Sog zieht das Vorspiel in diese Fantasiewelt hinein – und mit sehnend-schwelgerischer Klanglichkeit greift es
dem stark ins Symbolische überhöhten Geschehen vor.
Olivier Messiaen: Chronochromie
In eine Fantasiewelt ganz anderer Art tauchte der französische Komponist Olivier Messiaen in seinem Orchesterwerk Chronochromie von
1959/60 ein. Der Mensch kommt darin indes nicht vor. Stattdessen
gemahnt die Musik an entrückte Landschaften, wo kahle Felsen jeden
Laut verstärken und murmelnde Wasserläufe unablässig strömen. Die
rhythmischen Strukturen sind extrem kompliziert, bizarre klangliche
Einfärbungen erzeugen hohe innere Spannung. Es finden aber keine
zielgerichteten Entwicklungsprozesse statt. Die Musik kreist gleichsam zeitlos um sich selbst – und um den Gesang der Vögel, der eine
zentrale Rolle spielt. Zwitschernde Vögel fasste der streng gläubige
Messiaen als »Stimmen der unendlichen Natur« auf, in der sich ihm
Gottes Schöpfung offenbarte. In der »reinen Natur« sah er aber auch
den Schlüssel zu immer größerer musikalischer Freiheit – wobei ihm
die Vögel Sendboten und Symbole dieser Freiheit waren, da sie sich im
Raum zwischen Himmel und Erde »frei« bewegen können. Messiaens
Freiheitsbegriff weist allerdings noch darüber hinaus: »Die Freiheit, von
der ich spreche, hat nichts zutun mit Fantasie, Unordnung, Revolution
oder Gleichgültigkeit. Es handelt sich um eine konstruktive Freiheit,
die erworben wird durch Selbstbeherrschung, Achtung vor dem anderen, Staunen angesichts der Schöpfung, Versenkung in das Geheimnis
und die Suche nach der göttlichen Wahrheit. Diese wunderbare Freiheit ist wie ein Vorgeschmack auf die himmlische Freiheit.«
Gegliedert ist Chronochromie in sieben Abschnitte, und am Radikalsten verwirklichte Messiaen besagte »wunderbare Freiheit« im sechsten
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Satz (Epôde), in dem er 18 Solostreicher zum »Vogelkonzert« formierte.
Jedes Streichinstrument spielt eine eigene melodische Linie, die jeweils
einer Vogelstimme nachempfunden ist: Die erste Violine etwa stellt die
Amsel dar, die fünfte Violine den Stieglitz, die sechste Viola den Buchfink
und das erste Cello die Nachtigall. Jeder Vogel »singt« für sich und doch
»zwitschern« alle zusammen, Kontakte und Begegnungen ergeben sich
ganz von selbst. Und wenn einer pausiert, scheint er aufmerksam zu
lauschen, um alsbald wieder ins Konzert einzustimmen. So entsteht
eine wahre Zwitschersinfonie – ein zunächst wirr und chaotisch anmutendes, dabei aber äußerst differenziert gestaltetes Klangfeld, das
mit herber poetischer Leuchtkraft Nachahmung und Verfremdung in
Balance hält.
»Brummen und Geflüster wichen Geschrei und Geheul, Quietschund Tierlauten aller Art« – so schilderte ein Zeitzeuge seine Eindrücke von der Uraufführung in Donaueschingen am 16. Oktober 1960.
Freilich beschrieb er mit diesen Worten nicht die Musik, sondern die
Reaktionen im Publikum, denn Chronochromie löste einen handfesten
Skandal aus. Besonders mit der schrillen Klanglichkeit des »Vogelkonzerts« war ein Gutteil der Zuhörer überfordert und fühlte sich provoziert. Messiaen selbst zeigte sich davon mehr überrascht denn betroffen und stellte fest: »Wirklich sonderbar! Gerade gegen den nettesten
Teil haben sie randaliert.«
George Benjamin: Palimpsests
Keinen Skandal bei ihrer Uraufführung verursachten hingegen die
Palimpsests des Briten George Benjamin, der ein Schüler Olivier Messiaens war. Überhaupt sind Skandale in der zeitgenössischen Tonkunst
selten geworden – was gewiss auch daran liegt, dass sich die Hörgewohnheiten verändert haben. Dabei sind Benjamins Palimpsests nicht
gerade »leichte Kost«, weder für das Publikum noch für die Interpreten, denen höchste Präzision und Intensität abverlangt werden.
Die Bezeichnung »Palimpsest« entstammt eigentlich der Archäologie.
Dort steht sie gemeinhin für ein Schriftstück – in der Regel ein altes Pergament –, das nach Abwischen oder Abkratzen des ursprünglichen Textes
ein weiteres Mal beschrieben wurde. Diesen Vorgang, der aus sparsamem
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Umgang mit dem wertvollen Pergament resultierte, übertrug Benjamin
auf den kompositorischen Prozess. Als Ausgangsformation diente ihm ein
nach alter Musik klingendes dreistimmiges Lied, das nach und nach deformiert, ja, teilweise ausgelöscht, vernichtet und mit neuen Informationen
überschrieben wird. Aber eben nur teilweise, denn Benjamin konzipierte
sozusagen ein interaktives Palimpsest. Der vermeintliche »Urtext« bleibt
untergründig präsent und strahlt spürbar auf die neu hinzukommenden
Schichten aus, woraus Kontraste und Korrespondenzen zwischen expressiven Klangballungen und lichter Durchlässigkeit erwachsen. Benjamin
schrieb zwei Palimpsest-Kompositionen, die als eigenständige Versionen
zu betrachten, zugleich jedoch eng aufeinander bezogen sind. So kehrt
Material des ersten Stücks im zweiten wieder, und zwar zumal am Schluss,
wenn, wie Benjamin es ausdrückt, »die Musik auf eine überraschende
Auflösung zutreibt, bei der Elemente beider Palimpsests gleichermaßen
kollidieren und kombiniert werden«.
Als Benjamin sie schrieb – Palimpsest I entstand 1998/99, Palimpsest II folgte 2002 – war er längst ein erfolgreicher Komponist. Nach
seiner Zeit bei Messiaen am Pariser Konservatorium setzte er sein Studium 1978 bei Alexander Goehr am King’s College von Cambridge
fort. Große Aufmerksamkeit erregte er erstmals 1980, als er als damals
20-Jähriger der jüngste Komponist war, von dem ein Werk bei den
legendären BBC Proms zur Aufführung kam. Fünf Jahre später wurde
er Kompositionsprofessor am Royal College of Music. 2001 wechselte
er in dieser Funktion ans King’s College. Renommierte Orchester spielen seine Werke, und im Rahmen des Projekts »Pierre Boulez 2000« mit
dem London Symphony Orchestra erklang Palimpsest I seinerzeit auch
in der Kölner Philharmonie.
Neben seiner schöpferischen Arbeit tritt Benjamin selbst immer
wieder als Dirigent nicht nur eigener Werke hervor. Führte er seine
Palimpsests schon mit dem Ensemble Modern Orchestra auf, so steuert er nun die Junge Deutsche Philharmonie durch die Untiefen und
Klippen der Partitur.
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Richard Wagner:
Trauermarsch und Schluss-Szene aus der Götterdämmerung
Nach dieser Expedition ins Zeitgenössische schließt sich der Kreis mit
Musik von Richard Wagner. Wurde das heutige Konzert mit dem Vorspiel
seiner letzten Oper Parsifal eröffnet, so endet es mit Schlüsselszenen
seiner vorletzten: mit dem Trauermarsch und der Schluss-Szene aus der
Götterdämmerung, dem dritten Tag des Bühnenfestspiels Der Ring des
Nibelungen. Fast 30 Jahre währte die Geschichte dieses Ring-Finales. An
einem Novembertag des Jahres 1848 skizzierte Wagner Siegfrieds Tod,
woraus die Götterdämmerung letztlich hervorging. Und erst am 9. Mai
1876 wurde die letzte Partiturseite des gigantischen Werks gedruckt,
mit dem der Ring zu einem pessimistischen, wenngleich nicht völlig
hoffnungslosen Ausklang geführt wird. Siegfrieds Tod nimmt auf diesem Weg eine entscheidende Position ein, wie Wagner selbst bereits
im September 1871 anmerkte: »Ich habe einen griechischen Chor komponiert, aber einen Chor, der gleichsam vom Orchester gesungen wird,
nach Siegfrieds Tod, während des Szenenwechsels; es wird das Siegmund-Thema erklingen, als ob der Chor sagte, er war sein Vater, dann
das Schwertmotiv, endlich sein eigenes Thema, da geht der Vorhang
auf, Gutrune tritt auf, sie glaubt, sein Horn vernommen zu haben; wie
könnten jemals Worte den Eindruck machen, den diese ernsten Themen neugebildet hervorrufen werden. Dabei drückt die Musik stets
die unmittelbare Gegenwart aus. Es geht hier um den Trauermarsch.
Und ohne Worte ist das Musikdrama seinem schließlich wortlosen Ende
einen wesentlichen Schritt nähergekommen.«
Nun lässt sich kaum behaupten, dass das Wort im Ring keine Be deutung hätte. Dennoch betonte Wagner in seinem Ausspruch den
Stellenwert der Musik. Sie »liest« zwischen den Zeilen, ist den Worten stets voraus und deckt sowohl innere Zusammenhänge als auch
verborgene Beweggründe und unbewusste Regungen der Personen
auf. Zugleich wirft Wagners Zitat ein bezeichnendes Licht auf seine
Arbeitsweise – auf sein dichtes, von Leitmotiven abgestütztes Netz
aus Vor- und Rückgriffen innerhalb des Ring-Zyklus, mit denen er die
Handlungsstränge verknüpfte und die vier Opern (Das Rheingold, Die
Walküre, Siegfried und Götterdämmerung) zu einem großen Entwurf
zusammenschmiedete.
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Auch der Schlusskommentar der Götterdämmerung bleibt allein
der Musik vorbehalten. Das war von Wagner zunächst anders geplant,
sollte Brünnhilde doch, als die Götterburg Walhall schon in Flammen
steht, noch singen: »Selig in Lust und Leid / läßt die Liebe nur sein.« Der
Komponist entschied sich jedoch anders und strich ihre Schlussworte
mit folgender Begründung: »Es würde beinahe kindisch sein, wenn
sie sich noch einmal zu den Leuten wendete, um ihnen ihre Weisheit
zu verkünden.« So sind denn die letzten gesungenen Worte der Oper
längst verklungen, als ein seliges Motiv – aus Die Walküre – mitten in
die Untergangsstimmung hinein das Zepter der Liebe hochhält.
Egbert Hiller
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Elizabeth Connell
Elizabeth Connell zählt zu den international führenden dramatischen Sopranen. Nach ihrem Debüt beim Wexford Opera Festival
1972 sang sie im Jahr 1973 bei der Eröffnung des Sydney Opera
House, mit dem sie seither eine enge Verbindung pflegt. Nach
einem fünfjährigen Engagement an der English National Opera
gastierte sie als freischaffende Künstlerin u.a. in den Opernhäusern von London, Paris, Wien, Berlin, München, Hamburg,
New York, San Francisco, Mailand, Neapel und Genf. Zu ihrem
Repertoire zählen Rollen in Lohengrin, Tannhäuser, Der fliegende
Holländer, Tristan und Isolde, Der Ring des Nibelungen, Elektra,
Ariadne, Nabucco, Macbeth, Attila, Don Carlos, Idomeneo, Fidelio, Jenůfa und Peter Grimes,
die sie unter Dirigenten wie Claudio Abbado, Riccardo Muti, Giuseppe Sinopoli, Carlo Maria
Giulini, Wolfgang Sawallisch, Sir Charles Mackerras, Sir Colin Davis, Lorin Maazel, James
Levine, Seiji Ozawa und Mark Elder sang. Darüber hinaus sang sie bei den Festivals in
Bayreuth, Salzburg, Orange, Verona und Glyndebourne. Im Konzert sang Elizabeth Connell
u.a. in Beethovens neunter Sinfonie in London, in der Missa solmenis in Florenz sowie
mehrfach in Mahlers achter Sinfonie unter der Leitung von Lorin Maazel, Giuseppe Sinopoli
und Pierre Boulez. Liederabende gab Elizabeth Connell mit Pianisten und Pianistinnen
wie Geoffrey Parsons, Graham Johnson, Eugene Asti und Lamar Crowsen in Mailand, Genf,
Sydney, Johannesburg und in der Londoner Wigmore Hall. In jüngerer Zeit sang sie u.a.
Richard Strauss’ Vier letzte Lieder zusammen mit dem London Philharmonic Orchestra unter
Jonathan Nott sowie mit dem West Australien Symphony Orchestra unter Matthias Bamert.
Unter ihren zahlreichen Aufnahmen finden sich u.a. Rossinis Guillaume Tell, Mahlers achte
Sinfonie, Schrekers Die Gezeichneten, Donizettis Poliuto, Verdis I Due Foscari, Schönbergs
Gurrelieder, Wagners Lohengrin sowie Schubert-Lieder (zusammen mit Graham Johnson).
In der Kölner Philharmonie war Elizabeth Connell zuletzt im April 1988 zu Gast.
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Junge Deutsche Philharmonie
Die Junge Deutsche Philharmonie wurde 1974 von ehemaligen Mitgliedern des Bundesjugendorchesters gegründet. Der Gewinn des Karajan-Preises (1976) und das Projekt
»Opus Anton Webern« (1983) bescheinigten den schnellen Erfolg des Orchesters. Im Laufe
der folgenden Jahre gingen mehrere renommierte Ensembles aus dem Orchester hervor,
darunter das Ensemble Modern und die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen. Bis heute
gehört die Junge Deutsche Philharmonie zu den gefragtesten Klangkörpern Deutschlands.
Ihre Mitglieder sind Studenten aller Hochschulen des deutschsprachigen Raums, die sich
über ein Probespiel qualifizieren. Das Orchester gastiert regelmäßig in den wichtigsten
Konzertsälen Deutschlands – z.B. in der Berliner Philharmonie, der Alten Oper Frankfurt,
der Kölner Philharmonie und der Laeiszhalle Hamburg – und arbeitet mit namhaften
Dirigenten, Komponisten und Solisten zusammen, darunter u.a. Pierre Boulez, Iván Fischer,
Hans Zender, Wolfgang Rihm, Christian Tetzlaff, Frank Peter Zimmermann und Tabea
Zimmermann. Zukunftsweisende Programme, Musikvermittlung und neue Konzert- und
Veranstaltungsformen stehen ebenso auf dem Plan wie Kooperationen mit Profiorchestern.
Seit der Eröffnung der Kölner Philharmonie ist die Junge Deutsche Philharmonie regelmäßig auf unserer Bühne zu Gast. Zuletzt spielte das Orchester bei uns im September 2004
unter der Leitung von Peter Eötvös.
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Die Besetzung der Jungen Deutschen Philharmonie
Violine I
Min-Ah Lee Konzertmeisterin
Wiebke Albers
Anne Battegay
Orlando Fellows
Barbara Hefele
Anton Keer
Felix Killmayer
Yuki Kimura
Florentine Lenz
Jasmin Mayer
Santiago Medina
Milena Schuster
Tsung-Yen Tsai
Elisabeth Überacker
Christin Uhlemann
Felix Key Weber
Violine II
Covadonga Alonso
Inga Anheuer
Fabian Bischof
Sophie Borchmeyer
Katharina Büll
Peter David
Haelee Joo
Simon Kluth
Jan Kuhlmann
Veronica Nedwed
Katharina Overbeck
Richard Polle
Paula Poveda
Nele Schaumburg
Nils Arne Schneider
Felix Wulfert
Viola
Dominique Anstett
Jens Domeyer
Tobias Hauer
Susanna Hefele
Thomas Hefele
Christina Kerscher
Natascha Klotschkoff
Malte Koch
Friederike Kurth
Ilka Morlok
Anna Niehaves
Rafael Roth
Frauke Steichert
Anne Uerlichs
Violoncello
Lynda-Anne Cortis
Berenike Derbidge
Annekatrin Flick
Mechthild Günther
Ole Hansen
Ruben Jeyasundaram
Moritz Kolb
Anna-Maria Leonhardt
Hoang Nguyen
Seul-Ki Park
Johannes Raab
Cornelia Walther
Kontrabass
Johanna Blomenkamp
Sara Buschkühl
Eun-Ji Cho
Marianne Dahmen
Andreas Dehner
Christian Geyer
Natalie Plöger
Manuel Rodriguez
Nicola Vock
Flöte
Stefanie Hofmann
Tünde Molnar
Caroline Simon
Eric Thanbichler
Oboe
Inmaculada Asensi
Christian Leschowski
Bentai Li
Sachiko Takahashi
Klarinette
Robert Beck
Mareike Kirchmann
Jens Singer
Simone Sitterle
Fagott
Fabian Lachenmaier
Philipp Löschau
Moritz Pietzsch
Lukas Wiegert
Horn
Victoria Duffin
Anna Magdalena Euen
Juliane Grepling
Christina Kloft
Marius Meisterjahn
Jan-Niklas Siebert
Felix Wilmsen
György Zsovár
Trompete
Valdiz Bizuns
Christine Dobmeier
Matthias Kümin
Andre Schoch
Posaune
Markus Koppmann
Gergö Lazok
Alexander Schmidt
Georg Schreiber
Basstrompete
Ivan Zaitsev
Tuba
Benjamin Grän
Schlagzeug
Alexander Bock
Claudius Boettger-Soller
Sebastian Förschl
Tibor Hettich
Stefano Tononi
Klavier, Tastenglockenspiel,
Celesta
Natalia Pegarkova
Harfe
Stella Farina
Alma Klemm
Fany Rivière
Markus Thalheimer
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George Benjamin
George Benjamin wurde 1960 geboren. Neben dem Klavierspiel
begann er frühzeitig das Komponieren. Ab 1976 studierte er am
Pariser Konservatorium bei Olivier Messiaen und Yvonne Loriod,
anschließend setzte er seine Studien bei Alexander Goehr am
King’s College in Cambridge fort. Bereits mit 20 Jahren erlebte er
die Uraufführung seines ersten Orchesterwerks Ringed by the Flat
Horizon bei den BBC Proms. In den vergangenen Jahren fanden
in London, Tokio, Brüssel, Berlin, Strasbourg und Madrid große
Retrospektiven mit seinen Werken statt. Sein erstes Werk für die
Opernbühne, Into the Little Hill, das seit seiner Uraufführung auf
mehreren internationalen Tourneen zu hören war, stand 2006 beim Festival d’Automne à
Paris im Zentrum eines Komponistenporträts. Für das diesjährige Lucerne Festival, bei dem
er als Composer in residence mit zahlreichen Werken vertreten war, komponierte George
Benjamin ein neues Werk für Klavier und Orchester. Als Dirigent leitet er regelmäßig die
international führenden Ensembles und Orchester, so u.a. in den letzten beiden Spielzeiten
die London Sinfonietta, das Ensemble Modern, das BBC Symphony Orchestra, die Berliner
Philharmoniker und das Königliche Concertgebouworchester Amsterdam. Sein Debüt als
Operndirigent gab er 1999 mit Pelléas et Melisande in Brüssel. Zahlreiche Werke gelangten
unter seinem Dirigat zur Uraufführung, darunter Kompositionen von Wolfgang Rihm,
Unsuk Chin, Gérard Grisey und György Ligeti. George Benjamin wurde zum Chevalier dans
l’ordre des Arts et Lettres ernannt und ist Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen
Künste. 2002 erhielt er vom Deutschen Symphonie-Orchester Berlin den Arnold-Schönberg-Preis für Komposition. In der Kölner Philharmonie dirigierte er zuletzt im März 2003
das Ensemble Modern Orchestra.
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KölnMusik-Vorschau
Montag 22. 09. 2008 20:00
Sonntag 28. 09. 2008 16:00
Internationale Orchester 1
Philharmonie für Einsteiger 1
Rising Stars – die Stars von morgen 1
The Monteverdi Choir
Orchestre Révolutionnaire et Romantique
Sir John Eliot Gardiner Dirigent
Johannes Brahms
Sinfonie Nr. 3 F-Dur op. 90
Gesang der Parzen op. 89
und andere Chorwerke
Franz Schubert / Johannes Brahms
Ellens Gesang II D 838
Franz Schubert
Die Nacht D 983C
Minetti Quartett
Joseph Haydn
Streichquartett D-Dur op. 76, 5 Hob. III:79
Alban Berg
Streichquartett op. 3
Franz Schubert
Streichquartett d-Moll D 810 »Der Tod und das
Mädchen«
Gefördert durch die Europäische Kommission
15:00 Einführung in das Konzert durch
Bjørn Woll in Zusammenarbeit mit dem
Fono Forum
Mondenschein D 875
sowie Werke von
Stephan Zirler, Caspar Othmayr, Heinrich Isaac
Mittwoch 24. 09. 2008 20:00
Trio 1
Frank Peter Zimmermann Violine
Antoine Tamestit Viola
Christian Poltéra Violoncello
Ludwig van Beethoven
Streichtrios op. 9, 1 – 3
19:00 Einführung in die Reihe »Trio« durch
Hartmut Hein
Donnerstag 25. 09. 2008 12:30
PhilharmonieLunch
Gürzenich-Orchester Köln
Markus Stenz Dirigent
KölnMusik gemeinsam mit dem
Gürzenich-Orchester Köln
Eintritt frei
Mittwoch 01. 10. 2008 20:00
Die Canzonisten
Wolf Geuer Tenor
Markus Francke Tenor
Christoph Scheeben Bariton
Heribert Feckler Bass
Peter Schneider Klavier
Den Versen auf den Fersen
Musikalische Geschichten um Wilhelm Busch
»Max und Moritz« kennt jeder. Aber die
Froschkönig-Parodie »Die beiden Schwestern«,
den Beinahe-Raubmord »Der Begleiter«,
die Ehe-Eselei »Der Schmetterling« oder
die Moritat von der Bauch landung eines
überheblichen Frosches? Eine Hommage an
den unbekannten, späten und spöttischen
Verseschmied Wilhelm Busch zu seinem
100. Todestag – umrahmt von einfallsreich
aufbereiteten Schlagern und launigen
Anspielungen quer durch die Musikgeschichte.
Vokaltheater und Musikkabarett sind nicht
weit!
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Ihr nächstes Abonnement-Konzert
Donnerstag 02. 10. 2008 12:30, 20:00
Sonntag 09. 11. 2008 18:00
Filmforum
Kölner Sonntagskonzerte 2
PhilharmonieLunch
Carolin Widmann Violine
Buster Keaton: The Navigator (USA 1924)
Regie: Buster Keaton, Donald Crisp
Orchestre National de Lille
Jean-Claude Casadesus Dirigent
Mit:
Buster Keaton, Frederick Vroom, Kathryn
McGuire, Noble Johnson, Clarence Burton
Paul Dukas
Fanfare pour précéder La Péri (1912)
für Orchester
Stummfilm (Auszüge) mit Live-Musik von
The Penguin Walkers
La Péri (1911)
Tanzdichtung für Orchester
Präsentiert von Choices
Ernest Chausson
Poème Es-Dur op. 25 (1896)
für Violine und Orchester
KölnMusik gemeinsam
mit KinoGesellschaft Köln
Sonntag 05. 10. 2008 20:00
Konzertant 1
Christophe Desjardins Viola
Astrid Bas Schauspielerin
IRCAM
Ensemble intercontemporain
Susanna Mälkki Dirigentin
Gérard Grisey
Prologue für Viola und Live-Elektronik
aus: Les Espaces Acoustiques
Michael Jarrell
Cassandre
Monodram für Schauspielerin, Ensemble und
Elektronik nach der Erzählung »Kassandra« von
Christa Wolf
Ein fast epischer innerer Monolog ist
»Kassandra«, der berühmte Roman von Christa
Wolf. Einer ganzen (Frauen)Generation hat
er die mythologische Figur nahe gebracht.
Kassandra sieht die düstere Zukunft ihres
Volkes, ihres Sohnes und ihren eigenen Tod
voraus – und kann das Schicksal doch nicht
aufhalten. Jarrell lässt der Wucht der Worte
ihren Raum: ein bewegendes Monodram
mit Sprecherin und vielgestaltigen, klug
orchestrierten Klängen.
Konzertante Aufführung in französischer
Sprache
Maurice Ravel
Tzigane. Rapsodie de concert (1924)
für Violine und Orchester
Rapsodie espagnole (1907–1908)
für Orchester
La valse (1919-1920)
Poème chorégraphique
Philharmonie Hotline +49.221.280280
www.koelner-philharmonie.de
Informationen & Tickets zu allen Konzerten
in der Kölner Philharmonie!
Kulturpartner der Kölner Philharmonie
Herausgeber: KölnMusik GmbH
Louwrens Langevoort
Intendant der Kölner Philharmonie und
Geschäftsführer der KölnMusik GmbH
Postfach 102163, 50461 Köln
www.koelner-philharmonie.de
Redaktion: Sebastian Loelgen
Textnachweis: Der Text von Egbert Hiller ist ein
Originalbeitrag für dieses Heft.
Fotonachweise:
Clive Barda S. 10; Betty Freemann S. 13;
Markus Rave S. 11
Corporate Design: Rottke Werbung
Umschlaggestaltung: Hida-Hadra Biçer
Gesamtherstellung:
adHOC Printproduktion GmbH
Foto: Martin Schrahn
Freitag 10.10.2008 20:00
Tamara Stefanovich Klavier
Johann Sebastian Bach
Aria variata alla maniera italiana BWV 989
Wolfgang Amadeus Mozart
Roncalliplatz
50667 Köln
Philharmonie
Hotline
0221/280 280
koelner-philharmonie.de
Neun Variationen für Klavier über ein Menuett
von Jean Pierre Duport D-Dur KV 573
Joseph Haydn
Sonate für Klavier As-Dur Hob XVI:43
Sergej Rachmaninow
in der Mayerschen
Buchhandlung
Neumarkt-Galerie
50667 Köln
Etudes-Tableaux (Auswahl)
György Ligeti
Etudes (Auswahl)
€ 19,– zzgl. VVK-Gebühr
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