Sex Sells - Onlinehändler-News

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nlinehändler
MAGAZIN
Ausgabe 01|2017 • www.onlinehaendler-news.de
4,90 EUR (D); 6,80 EUR (A,L); 7,95 EUR (I, E); 12 SFR (CH)
Affiliate-Marketing:
Wer, wie, was,
warum?
Was sich hinter dem
Provisionsgeschäft
versteckt (S.9)
Wenn Kunden
betrügen
Von Dreistigkeit,
vermeintlichen
Beweisfotos
und Baguettes (S.33)
Sex Sells
Wie Werbung die
Gemüter erregt (S.21)
EDITORIAL
AUS UNSEREN
SOCIAL-MEDIA-KANÄLEN
Liebe Leserinnen und Leser,
kürzlich wollte ich mich von meinen alten Esszimmerstühlen trennen und bot diese privat
bei Ebay Kleinanzeigen zum Verkauf an. Sechs
gut erhaltene Stühle, zehn Euro pro Stück,
Selbstabholung, mindestens paarweise abzugeben – eigentlich ein einfacher Deal. Denkt
man sich so.
Doch da hatte ich meine Rechnung ohne die
Dreistigkeit der anderen Nutzer gemacht. Ich
bekam reihenweise unschlagbare Angebote
wie dieses:
Wahlweise wollte man nur einen Stuhl, den
aber gratis oder doch alle – zusammen für fünf
Euro mit Lieferung. Verschiedene Interessenten kamen nicht zum vereinbarten Termin und
antworteten auch nicht mehr auf meine Nachrichten. Bis sich jemand fand, der bereit war,
meine Konditionen zu akzeptieren, hatte mich
das ganze Theater zwar Zeit und Nerven gekostet, aber – immerhin – war ich nicht Opfer
von Betrug geworden.
Ausgabe 01/2017
Verlag: Händlerbund Management AG
Torgauer Straße 233, 04347 Leipzig
[email protected]
Herausgeber: Händlerbund e. V.
Torgauer Straße 233, 04347 Leipzig
Titelbild: © BLOOMY DAYS
Layout/Satz: Lysann Bohne; Regina Wagner
Sie, liebe professionelle Händler, haben da
schon ganz andere Dinge erlebt. Es ist unglaublich, welche Geschichten von Dreistigkeiten und Betrugsversuchen uns auf einem
Beitrag in der Facebook-Gruppe “Forum
Online-Handel” hin erreichten. Der Kollege
Christoph Pech hat besonders kuriose und
auch teilweise kriminelle Beispiele für Sie
ab Seite 33 zusammengestellt.
@OHN­_Infoportal
Ich befürchte leider, viele von Ihnen werden eigene Erfahrungen in der einen oder
anderen Geschichte wiederfinden. Gegen
Dreistigkeit haben wir leider kein Patentrezept, aber vielleicht ist für Sie ja das
Gefühl ein bisschen tröstlich, dass es anderen Händlern ganz ähnlich ergeht.
Viel Spaß beim Lesen!
Ariane Nölte
(Chefredakteurin)
onlinehaendlernews
Redaktion: Ariane Nölte, Chefredakteurin;
Yvonne Bachmann; Michael Pohlgeers;
Tina Plewinski; Julia Ptock;
Christian Laude; Christoph Pech
Händlerbund Management AG
Torgauer Straße 233, 04347 Leipzig
[email protected]
Anzeigen: Mandy Böhme
Händlerbund Management AG
Torgauer Straße 233, 04347 Leipzig
[email protected]
@AmazonWatchblog
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P A R T N E R . I D E A L O. C O M
INHALT
TITELTHEMEN
9Affiliate-Marketing: Wer, wie, was, warum? Was sich hinter
dem Provisionsgeschäft versteckt
21Sex Sells Wie Werbung die Gemüter erregt
33Wenn Kunden betrügen Von Dreistigkeit, vermeintlichen
Beweisfotos und Baguettes
EDITORIAL
2von Ariane Nölte Chefredakteurin
NEWS
5Urteile, Gesetze und Abmahnungen Nachrichten aus dem
E-Commerce-Recht
7Das Jahr 2016 beim Händlerbund Ein Rückblick
MAGAZIN
6Besonders gelungen • kuriose Produkte
35 Quiz • E-Commerce-Glossar
VERANSTALTUNG
15Training Day Leipzig 1. Dezember 2016 – Online-Händler verraten Erfolgstipps
AUS DER PRAXIS
17Sind Chatbots die Zukunft der Kundenkommunikation? Warum
Chatbots nicht mehr „doof“ sind
29Etsy – Eine kleine Biografie Mit Handgemachtem zum
Börsengang
41Wir wurden gefragt Sind Cookie-Banner verpflichtend?
BRANCHENTRENDS
25Accelerated Mobile Pages Wie Google das mobile Internet
schneller machen will
37„Erst wenn die gesamte Kuh verkauft ist, wird sie
geschlachtet“ Kauf ne Kuh setzt auf natürliches Fleisch
aus artgerechter Haltung
ANBIETERVERZEICHNIS
39 E-Commerce-Dienstleister in der Übersicht
MEINE MEINUNG | VORSCHAU
42Der „Missing Link“ im Online-Handel:
Conversational Commerce von Marcus Greven
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NEWS
TRAINING DAY
09.02.2017
IN HAMBURG
Urteile, Gesetze und Abmahnungen
Nachrichten aus dem E-Commerce-Recht
Links für Händler tatsächlich ein
unkalkulierbares Risiko
Fehlende Elektro-Rücknahme bald
bußgeldbewehrt
Links werden meist gedankenlos und ohne
böse Absicht gesetzt. Damit könnte jetzt
endgültig Schluss sein. Nach der jüngsten
EuGH-Entscheidung sei eine Mithaftung für
Links auf rechtswidrige Inhalte (z. B. Fotos)
möglich, wenn der Link von einer kommerziell betriebenen Webseite gesetzt werde.
Seit Oktober 2015 gilt das neue Elektrogesetz, nach welchem größere Händler Elektroaltgeräte beim Kauf eines Neugerätes
zurücknehmen müssen. Halten sich Händler
nicht an diese Vorschriften, können sie zwar
abgemahnt werden. Andere Sanktionen
waren aber bislang nicht vorgesehen. Das
wird sich laut einem neuen Gesetzesentwurf 2017 ändern, wie im Dezember 2016
bekannt wurde.
Nun wurden diese Grundsätze in Deutschland aufgegriffen und eine unbedarfte Verlinkung auf ein unrechtmäßig verwendetes
Bild abgemahnt (Landgericht Hamburg,
Beschluss vom 18.11.2016, Az.: 310 O
402/16). Links werden damit zu einer tickenden Zeitbombe.
Es ist der Kampf David gegen Goliath, der
bereits seit dem Start von Online-Apotheken
in Deutschland tobt.
Damit es Online-Händlern nicht langweilig
wird, startet das neue Jahr wie auch das Jahr
2016 mit einer Informationspflicht zur alternativen Streitschlichtung. Ansonsten können
es Online-Händler im neuen Jahr aber etwas
gelassener angehen. Abgesehen von der alternativen Streitbeilegung gibt es kaum konkrete
Pläne an gesetzlichen Neuerungen – von Abmahntrends ganz zu schweigen.
Obwohl der Fernabsatz mit rezeptpflichtigen
Medikamenten in Deutschland seit 2004
erlaubt ist, sehen Apotheken und Apothekerverbände ihre Felle davon schwimmen.
Für rezeptpflichtige Medikamente sieht Gesundheitsminister Hermann Gröhe im Online-Handel keine Zukunft und will diesen mit
einem neuen Gesetz verbieten.
Während das Jahr 2016 mit neuen Gesetzen
aus dem Bereich Jugendschutz, Elektrorücknahme und Lebensmittelkennzeichnung um
die Ecke kam, haben Händler 2017 keine festen Fristen, auf die sie sich einstellen müssen.
Eines steht auch jetzt schon fest: An Abmahnungen, Urteilen und neuen Gesetzen wird es
auch im neuen Jahr nicht mangeln.
Online-Handel mit
rezeptpflichtigen Medikamenten
soll verboten werden
ERFOLGREICH
BEI EBAY &
AMAZON Das war 2016, das kommt 2017
PROUDLY PRESENTED BY:
Jetzt Ticket sichern
5
MAGAZIN
Besonders gelungen:
IKEA-PRODUKTE LÖSEN BEZIEHUNGSPROBLEME
Mit Werbekampagnen kennt Ikea sich aus. Wir erinnern uns
wohl alle noch an die legendären TV-Spots, als Ikea „Knut“
erfand und die Leute ihre Weihnachtsbäume aus dem Fenster schmissen. Mit seinem aktuellsten Streich hat sich der
schwedische Möbelgigant das Prädikat „Besonders gelungen“ einmal mehr verdient. Wer auf schwedisch oder englisch bestimmte Phrasen in die Google-Suche eingibt, der
findet derzeit teils recht spezielle Suchergebnisse. Sucht
man zum Beispiel „Meine Familie respektiert mich nicht“,
gibt es als Suchergebnis ein Kostüm, „Sie möchte nicht kuscheln“
führt zu einer Matratzenbrücke, „Warum können Männer sich nicht
öffnen“ zu einem Korkenzieher. Unter Ikea Retail Therapy hat Ikea
eine Shop-Seite gebaut, die der Ikea-Seite gleicht und führt dort
die Produkte nicht unter ihren richtigen, oft kryptischen Namen,
sondern unter Phrasen zu Beziehungsproblemen und Alltagssituationen.
kuriose Produkte
Gelungener Marketing-Trick
Besonders gelungen ist das gleich auf zwei Ebenen. Zum Einen
beweist das Unternehmen einmal mehr sein ganz spezielles
Gespür für Humor. Jedes Produkt passt auch inhaltlich auf
den neuen Namen, Ikea selbst sagt, man wolle den Menschen Produkte zeigen, die bei der Lösung der Probleme
helfen könnten. Natürlich sagt man das nur mit einem
Augenzwinkern. Denn auf der zweiten Ebene ist die
Mehrstöckige Hochzeitstorten aus Kuchenteig, Cremes, Sahne und Marzipan? –
Retail Therapy ein enorm einfallsreicher MarkeSchnee von gestern! Wer mal etwas Neues und Ungewöhnliches wagen möchte,
ting-Trick. Wer im Internet nach Hilfe für seine
der bestellt sich einfach eine Hochzeitstorte aus Käse!
Beziehungsprobleme sucht, findet eine witzige
Ikea-Seite, die „helfen“ will. Selbst, wenn das
Möglich macht es der Anbieter „Feiner Käse Hemmen“. Im
nicht klappt: „Ich könnte ja mal wieder zu Ikea
Online-Shop auf www.feiner-kaese.de finden sich neben
fahren“, wird sich so gewiss bei vielen im HinKäseplatten und Käse-Abos auch „Käse-Hochzeitstorterkopf festbeißen.
ten“, die aus einer Mischung verschiedenster Käsesorten besteht. Aber wie kommt man auf die Idee, eine
Highlight:
Torte aus Käse zu machen? “Wir kennen diese Tor„Ich habe zu viele schwedische Fleischbällten aus England. Da gehören die Torten genauso
chen gegessen“ führt zum Fahrrad Sladda.
dazu wie die Braut zur Hochzeit”, erklärt ShopLink: http://ikearetailtherapy.com/
Betreiber Christian Hemmen. Übrigens:
Im kommenden Jahr soll es dank extra aufgesetztem Shop sogar einen
Käsetorten-Konfigurator geben.
Wenn das mal nichts ist!
KÄSE-HOCHZEITSTORTE
Käse-Hochzeitstorten gibt es ab
68,90 Euro.
6
NEWS
NEWS
Neues vom Händlerbund
Das Jahr 2016
beim Händlerbund
Nachrichten aus dem Verband
Ein Rückblick
Händlerbund-Studie:
Scheinprivate
MÄRZ 2016
Händler im Jahr
2016 Händlern das
Scheinprivaten
Händlerbundes zusammen. Annegret Mayer,
Leiterin der Rechtsabteilung des Händlerbundes, MAI
eröffnete
JANUAR 2016
2016 die Sitzung und sprach dabei
Handwerk legen
auchLogistik-Studie:
über die Tätigkeiten
in (noch)
den Bereichen
Gewerbliche
Link zur OS-Plattform wird
Pflicht Händler, die sich als PrivatverDrohnen
Die
Händlerbund-Studie
zeigt,
wie
scheinkein Thema
Handel“ und „Public
käufer auf Marktplätzen ausgeben, entziehen „Grenzüberschreitender
Alle Online-Händler müssen AGB sowie Im- private Händler als schwarze Schafe der
sich einer Vielzahl von Vorschriften und han- Affairs“. Danach sprach Dr. Hans-Bernhard
pressum anpassen und auf ihrer Website ei- gesamten E-Commerce-Branche schaden. Die Studie des Händlerbundes ergibt, dass
Rhein,
Geschäftsführerundder
Umweltkanzlei,
damit wettbewerbswidrig.
Doch diese
nen leicht zugänglichen Link zurdeln
OS-Plattform
Unter www.fair-commerce.de
bietet der
Drohnen-Auslieferung
innovative
Verpabereitstellen. Bei Nichteinhaltung
drohen Händlerbund
für und
Online-Händler
aktuellinkaum
über ckungen
„Hürden
Hindernisse
der eine
Umsetscheinprivaten
Händler sindeineinKontaktformular
großes Ärger-an, um
Abmahnungen. Der Händlerbund
eine scheinprivate
Händler
zu melden und
Wichtiger
sind Kosteneinspazung Rolle
des spielen.
ElektroG
für Hersteller
anhand von
nisrichtet
und bedrohen
den fairen
Online-Handel
– gegen
Hilfe-Hotline ein.
diese vorzugehen.
rungen, Sendungsverfolgung und die schnelpraktischen Beispielen“ und Tobias Koppitz,
und sind nicht einmal ein seltenes Phänomen.
le Lieferung.
Leiter Wirtschaftspolitik
Wirtschaftspoli im Bundesverband Digitale Wirtschaft,
berichtete über die
Wirtsch
voraussichtlich
im Juli 2018
vorau
in Kraft tretende Datenschutzgrundverordnung. Im Anschluss
an die Expertenvorträge kam es zu
einer angeregten
Diskussion, der
Das zeigt auch eine Studie, die der Händlerbund durchgeführt hat. Demnach gaben 86 europäische Dachverband Ecommerce Europe
Prozent der 1187 befragten Händler an, schon wird die Fragen und Themen auch auf europäeinmal auf scheinprivate Händler im Netz ge- ischer Ebene zur Sprache bringen.
stoßen zu sein. Vor allem auf Ebay und Ebay
Kleinanzeigen (83 Prozent) treffe man häufiger
auf scheinprivate Händler.
Stellungnahme
Störerhaftung
© nitozur
– fotolia.com
50 %
21%
4%
Auch wenn die Scheinprivaten „ertappt“
Der Generalanwalt Maciej Szpunar des EuropäFEBRUAR 2016
JUNI 2016
werden, weichen sie offenbar kaum von ihischen Gerichtshofes stellte die Störerhaftung
Studie: Abmahnungen
Brexit – Schock für den
rem
Verhalten
ab:
So
hat
etwa
jeder
dritte
in
Deutschland
nehmen zu
E-Commerceinfrage. Laut Schlussantrag
befragte Händler angegeben, scheinprivate
des Generalanwalts in der Rechtssache McDie jährliche Abmahn-StudieHändler
des HändAPRIL
2016
Nachgegen
der unerwarteten
Entscheidung C-484/14)
ist die
schon mehrere Male auf das wettFadden
Sony (Rechtssache
lerbundes belegt: Jeder zweite Befragte Händlerbund knackt 50.000-Marke
E-Commerce-Branche verunsichert. Vom
bewerbswidrige Verhalten hingewiesen zu
dürfen
gewerbliche Anbieter eines öffentlibemerkte einen Anstieg der erhaltenen AbRückschritt für den europäischen E-Comhaben
Händler erreichte
zudem die
chenmerce
W-LAN-Netzes
nicht
fürbritische
Rechtsverletmahnungen im Vergleich zumhaben.
Vorjahr. Seit
Mehr Kurzem
Eine neue
Rekordmarke
der Händist die Rede. Vor
allem
Onals 3.000 Abmahnungen bearbeitete
der vermeintlich
lerbund mit 50.000
rechtlich Händabgesicherten
line-Händler
sind haftbar
betroffen,gemacht
die deutsche
Möglichkeit,
scheinprivate
zungen
der Nutzer
werden.
Händlerbund im vergangenen ler
Jahr.auf
Die aktuOnlinepräsenzen.
Gleichzeitig
präsentiert
Konkurrenz
zeigt
sich
zuversichtlich.
der Seite der Händlerbund-Initiative
Aktuelle Lösungen über eine Registrierung der
elle Studie läuft.
sich die Webseite in einem neuen Design.
www.fair-commerce.de/ zu melden und sich
Nutzer seien „eindeutig unverhältnismäßig“.
zum Thema kostenlos und unverbindlich zu
Der Händlerbund begrüßt dieses klare Beinformieren.
kenntnis des Generalanwalts. Die Sicherungsmaßnahmen behindern die Schaffung freier,
öffentlich zugängler W-LAN-Hotspots und
eine aufwendige Verschlüsselung benachteiZweite Sitzung des Arbeitskreises
7
ligt die kleinen und mittelständischen digitalen
Recht
NEWS
JULI 2016
Initiative FairCommerce mit
35.000 Unterstützern
SEPTEMBER 2016
Händlerbund begrüßt „Grünbuch
Digitale Plattformen”
NOVEMBER 2016
Händlerbund reicht Entwurf bei
EU-Kommission ein
Die Initiative FairCommerce, ins Leben gerufen vom Händlerbund, setzt sich gegen Abmahnmissbrauch und für den fairen Wettbewerb ein. Nur ein Jahr nach Gründung haben
sich 35.000 Online-Shops angeschlossen.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und
Energie hat zur Mitarbeit aufgerufen. Der
Händlerbund beteiligt sich an den Konsultationen und bestätigt: Es braucht weniger
Regulierung, aber mehr Wettbewerbsgleichheit.
Der Händlerbund fordert konkrete Verbesserungen im Widerrufsrecht. Wertersatzforderungen, ein Textil-Siegel und neue MusterWiderrufsbelehrungen sollen die Fairness im
Online-Handel verbessern.
„FAST JEDE ZWEITE RÜCKSENDUNG
ENTHÄLT BESCHÄDIGTE WARE."
%
%
Die zurückgesendeten Waren im OnlineHandel weisen häufig Beschädigungen
oder andere Mängel auf. Für den
Weiterverkauf müssen Online-Händler
im Schnitt einem Preisnachlass von 35
Prozent
gewähren.
Bei Textilien sind es
© Photographee.eu
– fotolia.com
sogar 42 Prozent Rabatt!
42
1 | RETOURENSTATISTIK
SALE
35
44%
OKTOBER 2016
AUGUST 2016
Online-Kunden reizen
www.haendlerbund.de
Neuer Kundenservice telbes
startet Widerrufsrecht aus
Der Händlerbund bietet den Kundenservice
telbes an. Jeder kann nun seine Kundenkommunikation über Telefon, E-Mail und Chat
professionellen Kundenbetreuern überlassen. Das Motto: „Selbst und ständig – lieber
telbes“
Die Retouren-Studie des Händlerbundes
bestätigt: Fast jede zweite Rücksendung
(44 Prozent) enthält beschädigte Ware. Für
den Weiterverkauf müssen Online-Händler
im Schnitt einen Preisnachlass von 35 Prozent gewähren. Bei Textilien sind es sogar
42 Prozent Rabatt!
© artjazz/shutterstock.com
DEZEMBER 2016
Händlerbund kooperiert enger
mit BdKEP
4
Der Händlerbund und der Bundesverband
der Kurier-Express-Post-Dienste e. V. bauen
die bestehende Kooperation weiter aus und
beziehen gemeinsam das neue Berliner Büro
am Potsdamer Platz.
8
TITELTHEMA
Affiliate-Marketing: Wer, wie, was, warum?
Was sich hinter dem Provisionsgeschäft versteckt
Gut zu wissen
Es gibt viele Möglichkeiten, im Internet
Geld zu verdienen. Eine der wohl bekanntesten Möglichkeiten ist das sogenannte
Affiliate-Marketing. Doch was versteckt
sich eigentlich hinter dem Begriff? Und wie
funktioniert Affiliate-Marketing eigentlich?
Gibt es etwas Bestimmtes zu beachten
oder kann jeder – entweder als Advertiser
oder Publisher – daran teilnehmen? Oder
sollte man lieber die Finger davon lassen?
„Früher haben Vertreter mit ihrem Staubsauger geklingelt und die Vorzüge des Modells
angepriesen. Falls die Empfehlung gefruchtet hat und ein Verkauf erfolgte, bekam der
9
Vertreter eine Provision“, erklärt Johannes
Fries, Account Manager bei der Leipziger
Online-Marketing-Agentur Projecter, das
Grundkonzept hinter dem Begriff Affiliate.
Denn Affiliate-Marketing ist keine Erfindung
des Internets. Ganz im Gegenteil. Auch wenn
es den Begriff damals noch nicht gab – Vergütung auf Provisionsbasis ist eine sehr alte
Vertriebsart.
Die Funktionsweise entspricht nur noch
bedingt dem einfachen Vertreter-Prinzip.
Affiliate-Marketing bzw. Performance-Based-Marketing vereinigt drei Parteien. Gemeint sind Affiliates/Publisher (Websitebe-
treiber), Advertiser/Merchant (Werbende,
z. B. Online-Shops) und Vermittler, sogenannte Affiliate-Netzwerke bzw. Affiliate Service
Provider. Wenn das Netzwerk fehlt, spricht
man eher von einer Direktkooperation. Der
Affiliate fungiert dabei als Schnittstelle zu
den potenziellen Kunden des Advertisers. Im
klassischen Affiliate-Marketing stellt der Affiliate auf seiner Website Werbeflächen zur
Verfügung, auf denen für Dienstleistungen
oder Produkte des Advertisers geworben
wird. Banner sind ein klassisches Mittel.
Aber auch Links in Texten oder in Produktdaten, sogenannte Affiliate-Links, sind bekannt.
Diese Affiliate-Links sind mit speziellen
© Rawpixel.com/Shutterstock.com
Gerüchteweise gilt als Geburtsstunde des AffiliateMarketings eine Cocktail-Party im Jahre 1997. Auf
dieser soll Amazon-Gründer und -CEO Jeff Bezos
von einer Frau gefragt worden sein, ob es nicht eine
Möglichkeit gibt, Bücher passend zum Thema ihrer
Internetseite direkt auf dieser vermarkten zu können.
TITELTHEMA
Funktionsprinzip des Affiliate-Marketings | © Webmasterpro.de
Parametern versehen, so dass der Advertiser genau nachvollziehen kann, von wo der
Kunde kommt. Wenn der Kunde dann die geforderte Handlung vollzogen hat – das muss
nicht immer zwangsläufig ein Kauf sein – erhält der Affiliate seine im Vorfeld verhandelte
Provision.
Soweit zur Theorie. Die Praxis sieht 2017
aber schon ganz anders aus. „Die digitale
Welt wird immer komplizierter. Es gibt immer mehr Devices – Smartphones, Tablets
sowie verschiedene stationäre Gerätetypen – und es entstehen auch immer mehr
Publisher-Verticals“, beschreibt Martin Rieß,
Country Manager DACH beim Affiliate-Netzwerk Zanox, die Entwicklungen der Branche.
„Die Journey, die heute ein Kunde über unterschiedliche Devices und Verticals bis zum
Kauf zurücklegt, wird immer länger und komplexer. Es ist für Advertiser daher sehr wichtig, die komplette Journey nachvollziehen
bzw. analysieren zu können und vor allem
Vergütungssysteme anzupassen oder neu
aufzubauen. Dazu ist eine Menge Know-how
notwendig, genauso wie gutes Personal und
natürlich ein sehr gutes Netzwerk, das dabei
hilft.“
Die Geschäftsmodelle sind sehr
vielfältig
Wie Rieß schon beschreibt – Affiliate-Marketing ist extrem divers und verbindet viele
Online- und sogar Offline-Disziplinen. „Es gibt
eine Reihe von Geschäftsmodellen, die unterschiedliche Techniken und Werkzeuge nutzen,
um die Aufmerksamkeit auf einen Advertiser
zu lenken und sicherzustellen, dass dort ein
Kauf erfolgt. Grundlegende Publisher-Modelle
sind dabei z. B. Content-, Gutschein-, Cashback- oder auch Preisvergleich-Websites,
welche allesamt unterschiedliche Ansätze
verfolgen und den Marketing-Mix an verschiedenen Stellen ergänzen können“, weiß
auch Fries.
Während Affiliate und Content-Websites seit
jeher eng miteinander verschlungen sind, ist
das Modell bei Preisvergleichsseiten ein anderes. Sie zeigen Kunden, wo sie am günstigsten einkaufen können. Cashback- und
Bonussysteme sind dadurch gekennzeichnet,
dass diese Anteile der Provision, die diese
vom Advertiser erhalten, an die Käufer weitergegeben. Gutschein-Affiliates bieten auf
ihren Seiten Gutscheine und Rabatt-Aktionen
der Advertiser an. Durch dieses Listing ranken die Affiliates bei dem Keyword „Advertiser Gutscheine“ oft auf den oberen Plätzen
bei Google und Co. Auf die gleiche Zielgruppe
setzen auch Deal-Seiten, wobei diese über
einen treuen Stamm an Nutzern, die stets auf
der Suche nach Deals und guten Angeboten
sind, verfügen. Bei den beschriebenen Modellen handelt es sich nur um eine Auswahl,
die keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat.
Und es kommen stetig neue Geschäftsmodelle dazu, da sich die Kanäle zunehmend 
10
TITELTHEMA
ändern – man denke hier beispielsweise an
Facebook, Twitter, YouTube, Instagram und
Co.
Affiliate-Marketing hat für viele
einen negativen Ruf
Neben der Masse an unterschiedlichen Geschäftsmodellen, gibt es auch eine hohe Anzahl
an unterschiedlichen Vergütungsmodellen.
Der Grund dafür liegt auf der Hand: Abhängig
vom Modell und von der durch den Advertiser
gewünschten Handlung, die ein Internet-User
durchführen soll, unterscheidet sich, wie der
Affiliate vergütet wird. Pay per Sale (PPS) oder
Pay per Order (PPO) ist dabei wohl die bekannteste Variante. Dabei wird eine Provision ausgezahlt, wenn der Kunde erfolgreich vermittelt
wurde, also zum Beispiel einen Kauf getätigt
hat. Sollte der Kauf jedoch im Nachhinein storniert werden, erhält der Affiliate keine Provision.
Auch das Vergütungsmodell Pay per Click (PPC)
ist bekannt, befindet sich jedoch eher auf einem
absteigenden Ast. Zu Beginn des AffiliateMarketings war diese Provisionsabrechnung
aufgrund der technischen Einfachheit stark verbreitet, doch die Anfälligkeit für Manipulationen
durch den Affiliate und der geringe ROI sorgen
für das zunehmende Verschwinden.
Der Begriff Manipulation ist schon gefallen und
tatsächlich haftet dem Affiliate-Marketing ein
schlechter Ruf an. Warum das so ist, ist dabei gar nicht so einfach zu beantworten. Auch
Martin Rieß stellt sich diese Frage und sieht
die Gründe dafür vor allem in den Anfängen:
„Ich glaube in der Vergangenheit mag es – so
in den Anfängen von Affiliate Marketing – Geschäftsmethoden in der rechtlichen Grauzone
gegeben haben. Heute allerdings ist es das
sauberste Geschäftsmodell, das man sich vorstellen kann. Wir beschäftigen fünf Vollzeitarbeitskräfte – absolute Profis – die sich nur um
die Qualitätssicherung im Netzwerk kümmern.
Sie sehen durchaus, dass es Betrugsversuche
gibt, diese befinden sich jedoch im Promillebereich. Das ist weitaus weniger als in anderen
Gattungen, nur leider reden die Affiliate-Leute
immer so viel darüber und schaden sich damit
eigentlich selbst.“ Um mögliche Betrügereien
aufzudecken, können Advertiser bzw. Netzwerkbetreiber auch auf Tools zurückgreifen.
11
Überblick über Vergütungsmodelle (kein Anspruch auf Vollständigkeit)
Pay per Sale (PPS)Vergütung bei erfolgreicher Vermittlung des Kunden bzw. bei Kauf
des Produkts oder einer Dienstleistung des Advertisers.
Pay per LifetimeIst keine einmalige Provisionszahlung. Dem Affiliate wird über einen
längeren Zeitraum ein Vergütungsbetrag gutgeschrieben, zum Beispiel beim Verkauf eines Abos.
Pay per Click (PPC)Vergütung nach Klick. Aussterbendes Modell, da anfällig für Manipulation und geringen Return on Investment.
Pay per Click out Ist eine Weiterentwicklung des PPC. Hier erhält der Publisher die
Provision erst, wenn der vermittelte Besucher auf der Website des
Merchants einen weiteren Klick tätigt.
Pay per Lead (PPL)Kommt vor allem beim Bewerben von beratungsintensiven Produkten
zum Einsatz. Es steht nicht der Verkauf im Vordergrund, sondern das
Heranführen eines Kunden an den Verkäufer.
Pay per SignUp Vergleichbar mit PPL. Provision wird dann ausgezahlt, wenn sich der
Internet-Nutzer über den Affiliate-Link beim Advertiser anmeldet.
Pay per View Dabei handelt es sich auch um eine klassische Vergütungsmethode.
In der Regel wird hier pro 1.000 Einblendungen eines Banners oder
Links abgerechnet.
Brand Bidder (Brand Bidding: das Buchen
von AdWords Anzeigen auf z. B. „Advertiser
Gutschein“ und somit Abgreifen von Sales)
können überführt und Typosquatting (das Betreiben von Domains, die auf Tippfehler des
Advertisers ausgerichtet sind und die Besucher über einen Tracking-Link zum Advertiser
leiten) kann so ein Riegel vorgeschoben werden. Neben dem Rückgriff auf Tools empfiehlt
Johannes Fries aber auch eine ganz simple
Methode, um einem möglichen Betrug auf die
Schliche zu kommen: „Der wichtigste Faktor ist
jedoch der gesunde Menschenverstand – steigen die Sales schlagartig an, ohne dass eine
Einbindung ersichtlich ist, dann deutet dies auf
Betrug hin. Teilt der Affiliate nicht schlüssig
mit, wie die Sales zustande gekommen sind,
dann kann sich der Verdacht bestätigen. Wer
seine Zahlen und Daten im Blick hat und das
Programm ordentlich pflegt, der ist zwar nicht
geschützt vor solchen Versuchen, kann jedoch
schnell auf diese reagieren, bevor ein Schaden
entsteht.“
In-house, Agentur, Netzwerke – Wie
wird man als Advertiser aktiv?
Wer sein Geschäft um Affiliate-Marketing erweitern will, hat viele Möglichkeiten. Generell
kann das Partnerprogramm sowohl in-house
als auch von einer entsprechenden Agentur
übernommen werden, die wiederum ein passendes Affiliate-Netzwerk empfehlen kann.
Doch bevor man sich die Frage stellt, sollte
man als zukünftiger Advertiser erst mal das
Potenzial eines Partnerprogramms abschätzen. „Zeigt sich im Zuge der Potenzialanalyse, dass das Umsatzvolumen eher gering ist,
kann dies ein Argument für die Betreuung des
Programms im eigenen Unternehmen sein“,
weiß Fries aus Erfahrung. Seiner Einschätzung
nach lohnt sich eine Agentur dann, „wenn das
Umsatzpotential groß genug ist, aber es sich
gleichzeitig nicht lohnt, einen eigenen Mitarbeiter einzustellen. Grundsätzlich empfiehlt
sich eine Agentur somit bei Programmen mit
mittleren bis großen Umsatzerwartungen.“
TITELTHEMA
Fingerprint-Tracking, intuitive Bedienung und
transparente Arbeitsweise sowie Transparenz
zwischen Affiliate und Advertiser genügen. Neben den harten Fakten spielen aber weichere
eine entscheidende Rolle. Rieß’ Meinung nach
sollte aber vor allem auf eines geachtet werden:
„Man muss sich ein Netzwerk suchen, das zum
eigenen Geschäftsmodell passt.“ Dennoch darf
man sich als Advertiser auch nicht wie die Axt
im Walde benehmen, denn ein Ausschluss aus
einem Netzwerk ist durchaus möglich. So legen
die Netzwerke nicht nur darauf wert, dass das
Produkt auch zu den Publishern passt. Wer eine
unangemessene Vergütungsstruktur anbietet,
keine gängigen Zahlungsarten anbietet und
nicht zuverlässig bei den Provisions-Auszahlungen ist, kann sehr schnell aus dem Netzwerk
ausgeschlossen werden.
Affiliate? Ja, nein, vielleicht?
Johannes Fries ist Account Manager bei der Leipziger
Online Marketing Agentur Projecter.
© Steffen Runk
Neben dem Fachpersonal verfügen Agenturen
meist auch über gute Kontakte zu den Affiliate-Netzwerken. Die Netzwerke bringen Advertiser und Publisher zusammen und fungieren
als Vermittler in einem enorm umfangreichen
Markt. Dabei sollten Advertiser darauf achten,
dass die Netzwerke seriös sind und zumindest
den Mindestanforderungen wie Cookie- und
Wer sich tiefgehender mit Affiliate-Marketing
beschäftigt, stellt schnell fest, dass diese
Vertriebsart gerade für Advertiser recht risikoarm ist. Es entstehen im Vorfeld nur geringe
Kosten, abhängig davon, ob man sich an eine
Agentur wendet oder das Programm über ein
Netzwerk laufen lässt. Wer sich für ein vom
Themenschwerpunkt her passendes Netzwerk
entscheidet, um seine Produkte zu vermarkten,
kann zudem über die passenden Publisher seine potenziellen Kunden sehr genau ansprechen
und damit die Umsätze erhöhen. Und was das
Betrugsrisiko angeht muss ganz klar gesagt
werden, dass sich die Affiliate-Branche im Allgemeinen zu absoluter Transparenz verpflichtet
Martin Rieß ist Country Manager für Deutschland,
Österreich und die Schweiz bei dem Performance
Advertising Netzwerk Zanox
hat. Schwarze Schafe sind schnell erkennbar
und können aussortiert werden. Zumal: Auch
andere Marketing-Bereiche sind anfällig für Betrug. In diesem Sinne lässt sich sagen: Affiliate-Marketing ist einen Versuch wert. Mit dem
richtigen Programm, Know-how und zuverlässigen Partnern lässt sich so noch einmal der
Umsatz nach oben treiben. (jp)
ANZEIGE
12
TITELTHEMA
Unternehmensdaten
Affiliate Netzwerke – Der große Vergleich
Zahl der Publisher in D.
ca. 42.000
90.000
581.000
125.000
Zahl der Merchants in D.
664
1.238
2.251
1.250
Ausgelieferte
Werbekontakte**
k. A.
14.934.846.625
10.300.000.000
k. A.
Vermittelte Abschlüsse **
k. A.
k. A.
12.200.000
ca. 731.500
Display, CPC, Retargeting, E-Mail,
Warenkorbabbrecher, Gutscheine,
Cashback, Incent, Non-Incent
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SEM, SEO, Couponing, Content,
Vergleichsportale, Cashback,
Retargeting, E-Mail,
Werbenetzwerke, Display,
Social Media
Travel, Shopping, Leadgen
Full Service Affiliate Marketing
Retail, Travel, TIMES*, Finance,
Social Media, Blogger, Content,
Cashback, Loyalty, Preisvergleich,
Display
Mobile, Performance Display,
Vergleichsrechner, Customer Journey, Deal Unit, Retail, Telco, Travel,
Finanz
Online-Shops, Cuponing,
Mobile, Preisvergleiche
CPL, CPM, CPC, CPO, CPI,
Lifetime Payout, Rev Share,
WKZ für Content- & Top-Voucher,
Hybridkombinationen möglich
CPM, CPA, CPC, CPL, CPO, CPI
CPM, CPC, CPL, CPS, CPI
CPL, CPS, CPO,
Hybridkombinationen möglich
Cookie Tracking, Device Tracking,
Session Tracking, IP Tracking,
Server Side Tracking,
External Tracking
(CSV/Website Order Import)
Cookie-Tracking, View,
Fingerprint-Tracking,
Flash-Tracking
Vertriebskanäle
Leistungen allgemein
Schwerpunktthemen
Vergütungsmodelle
Tracking-Methoden
Banner, Deeplinks, Textlinks,
Gutscheine, Rotator, Produkt Feed,
PageTools (Widgets), Link-Tauscher,
Newsletter Templates, iFrame,
Flash, HTML5, Advertorial,
Pop ups/unders, Sonderformate
Search Widget, HTML5 (Videos),
Deeplinks, ext. DeeplinkGeneratoren, Responsive Banner,
Microsites, iFrame, Java-Script,
Formulare, Newsletter, Textlinks,
Pop-ups/unders
Auszahlungsminimum
25 Euro
25 Euro
25 Euro
25 Euro
Auszahlungshäufigkeit
1 mal pro Woche
1 oder 3 mal im Monat
1 mal im Monat,
bei Top-Publishern häufiger
1 mal im Monat,
bei Top-Publishern häufiger
Impressionen, Klicks, Leads,
CTR, CR, CLR, CSR, eCPC,
Bandbreite, KPIs nach Wahl
Conversions Rate, Transaktionen,
eCPC
Link auf Merchent-URL (Direktlink)
oder Standardlink
k. A.
über eigene Server
über eigene Server
Verhandlungsbasis
3.000 Euro
3.000 Euro
keine
max. 30 %
30 %
30 %
30 %
Überweisung , SEPA-Lastschrift,
Gutschrift
Überweisung
Kontoaufladung über Lastschrift oder
Überweisung
Überweisung, PayPal
Verhandlungsbasis
300 Euro
keine
keine
Leistungen Affiliate
Werbeformate
Statistische Erfolgszahlen
Affiliate-Link-URL
Leistungen Merchants
DirectLinks, StandardLinks,
Partner ID Tracking, Cookie Tracking,
E-Mail Tracking, Smart IP Tracking,
Fingerprint Tracking, Session
Fingerprint Tracking,
Tracking, Last Conversion Tracking,
Crossdevice Tracking, CleanLinks,
True Postview, Banner/Click
S2S, API, Import CSV
Setup-Gebühr in EUR
Netzwerkprovision
Zahlungsweise
Monatliche Gebühr
* Telekommunikation, Internet, Multimedia, Entertainment, Services ** (Deutschland 1. HJ 2016)
13
Banner, HTML-Werbemittel,
Text-Links, Produktdaten (CSV/XML/ Textlinks, Banner, Gutscheine,
CSV-Dateien, Deeplinks,
Webservice), Newsletter,
Videos, Newsletter Templates
Gutscheine & Aktionen,
Deeplink-Generator
View-Details (26-Tage-Rückklassische Kennzahlen: eCPM,
eCPC, eCPO (eCPL, eCPS), CTR, CR blick), Click-Details (26-TageRückblick), Klick Rate,
(abhängig von Zielgruppe) sowie
Conversion Rate, CPC, TKP, CPO
performance spezieller KPIs
TITELTHEMA
ca. 16.000
1.300.000 (Publisher-Webseiten)
ca. 1.200
ca. 300
480
ca. 1.200.000.000
k. A.
ca. 50.000.000.000
ca. 6.000.000
k. A.
k. A.
Bonus- & Cashback-Portale,
SEM, Vergleichsportale,
Content-Seiten, Ad-Netzwerke,
Display-Publisher, Retargeting-Publisher,
Onsite Software, E-Mail-Marketing,
Media Publisher, Mobile Publisher
Site to Store, Content,
Display, Mobile/App,
Crossdevice, Search,
Couponing, Cashback,
Personalisierung
Zahl der Publisher in D.
Zahl der Merchants in D.
Ausgelieferte
Werbekontakte**
Vermittelte Abschlüsse **
Unternehmensdaten
ca. 55.000
Vertriebskanäle
Online komplett,
Offline nach Absprache
Schwerpunktthemen
Daten, Personalisierung
Retail im KMU-Bereich
CPM, CPC, CPL, CPO, CPI,
Hybridkombinationen möglich
CPA, CPC, CPL,
Tausender-Kontakt-Preis (TKP),
Pay per Lifetime, CPS,
Pay per View
PPC, Pay per Aktiv, CPL, CPS,
Lifetime-/Revshare-Modelle,
WKZ für Top-Publisher,
Hybridkombinationen möglich
Vergütungsmodelle
Cookie-Tracking,
Cookieloses Tracking (Session/Fingerprint
Tracking), Post View-Tracking,
Server-to-Server-Tracking,
SDK Tracking
Cookie-Tracking,
Postview-Tracking,
Session-Tracking,
Server-to-Server-Tracking
Neutrales SuperClix-SecureP3P-Cookie-Tracking inkl. Sessionund Parameter-Tracking,
Erweiterter SSL-Fingerprint
(Non-Cookie-Tracking), S2S
(Interserver, Postback)-Einbindung
Tracking-Methoden
(Mobile-)Banner,
Flash-Werbemittel, Gutscheine,
HTML(5), Textlinks,
Performance Display Ads,
Produktdaten, Newsletter Templates,
Pop-ups/unders, Video
Banner, Deeplinks
Gutscheincode, Logos,
Newsletter-Vorlage,
Textlinks, Video
Banner, Video, SEA,
Social Media, Text,
Content, Interaktives,
WhiteLabel-Lösung,
Produktlisten, Gutscheine
25 Euro
25 Euro
10 Euro
Auszahlungsminimum
bis zu 3 mal im Monat
1 mal im Monat
individuell
Auszahlungshäufigkeit
View-, Click-, Lead-, Sale-Details,
Widerrufsquote,
durchschn. Bearbeitungszeitraum,
Cookie-Laufzeit, Conversion Rate,
CTR, EPHUC
Conversion, Erlös/Klick,
Anzahl Sales/Klick,
Anzahl Sales/Impression,
Sales, Umsatz
Conversion Rate,
EPC, SQ,
individuelle KPIs
über eigene Server
über eigenen Server
direkt auf Merchant-URL (mit
Parameter / Referrer-Tracking)
abhängig von Werbeform
keine
3.000 Euro
keine
Setup-Gebühr in EUR
30 %
30 %
30 %
Netzwerkprovision
Überweisung,
SEPA-Lastschrift
Vorkasse, auf Rechnung
(Überweisung)
SEPA-Lastschrift, Überweisung,
PayPal
keine
keine
keine
Leistungen allgemein
Mobile/App-Vermarktung, Performance Display,
Lead-Generierung,
Industrien: Retail, Fashion, Telko,
Elektronik, Finanzen, Services
Werbeformate
Leistungen Affiliate
Statistische Erfolgszahlen
Affiliate-Link-URL
Monatliche Gebühr
Leistungen Merchants
Zahlungsweise
Anmerkung: Die Daten basieren auf den Aussagen der jeweiligen Anbieter. Die Tabelle erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Daten wurden zum 14.12.2016 abgefragt.
14
VERANSTALTUNG
Training Day LEIPZIG
1.Dezember 2016 – Online-Händler verraten Erfolgstipps
Die neue Veranstaltungsreihe „Training Day –
Erfolgreich bei Ebay und Amazon“ startete
am 1.Dezember 2016 in Leipzig. Nach wenigen Tagen waren alle Tickets ausverkauft.
„Ihr seid heute trotz des Weihnachtsgschäfts hergekommen und wollt richtig
Gas geben. Das finde ich klasse!“, eröffnet
Josephin Brand, Eventmanagerin beim
Händlerbund die Veranstaltung.
Der Training Day ist eine Ganztagesveranstaltung speziell für Händler, noch erfolgreicher
bei Amazon und Ebay verkaufen wollen. Die
erste Halbzeit des Tages widmete sich dem
Online-Marktplatz Ebay. Michael Atug lieferte Praxistipps aus seinem beruflichen Erfahrungsschatz. Der „eCommerce Rockstar“ und
Geschäftsführer von mymaw.de ist seit über
zwanzig Jahren als Online-Händler erfolgreich. Fachanwältin Susann Nowack ergänzte
den Vormittag mit rechtlichen Hinweisen zu
abmahngefährdeten Markennamen und erläuterte die Vor- und Nachteile einer Eigenmarke.
Warenwirtschafts- und Shopsystem kamen.
Die JERA GmbH konnte mit interessanten
Lösungen im Bereich der Schnittstellenprogrammierung dienen.
Der zweite Teil des Tages widmete sich dem
Thema Amazon-Handel. Referent Lukas Henseleit von factor-a lieferte praxisnahe Tipps
und rief ins Gedächtnis: „Niemand geht auf
Amazon, um sich vom Angebot berieseln zu
lassen. Die Suchleiste ist das Herzstück dieses Marktplatzes.“ Anschließend demonstrierte André Podeyn von epages im Vortrag
zu Produktfotografie anschaulich und unterhaltsam seine Versuche, professionelle Fotos
mit einfachsten Mitteln und ohne teure Kameraausrüstung zu schießen.
Abschließend vermittelte Michael Atug Sofort-Tipps, die jeder Online-Händler noch am
nächsten Tag für sich umsetzen kann. Gegen
17 Uhr gingen die Teilnehmer zum Networking über. Anna Schnier, Shop-Leiterin bei
syltiges.de, sagte uns: „Der Training Day gab
uns einen perfekten Einblick in die kleinen
Tipps und Tricks für das Verkaufen auf den
Marktplätzen Amazon und Ebay. Wir werden
vieles noch vor Weihnachten umsetzen können und hoffen auf einen sichtbaren Erfolg.“
Wer den 1. Training Day verpasst hat, kann sich
unter www.training-day.de Tickets für den Termin am 9. Februar 2017 in Hamburg sichern.
Die Veranstaltung ist auch in Verbindung mit
dem Treffpunkt E-Commerce buchbar. (fu)
© Michael Bader
Netzwerk-Pausen boten Gelegenheit, sich
an Informationsständen über Online-Marktplätze oder E-Commerce-Dienstleistungen zu
informieren. Nicht nur Hitmeister und Rakuten waren vor Ort. Auch tricoma als E-Commerce-Dienstleister für Cloud, ERP, CRM,
15
VERANSTALTUNG
16
AUS DER PRAXIS
Sind Chatbots die Zukunft der Kundenkommunikation?
© Zapp2Photo/Shutterstock.com
Warum Chatbots nicht mehr „doof“ sind
Eine Studie sagt, dass Chatbots im Jahr 2020
den Kundendienst übernommen haben werden, also in 3 Jahren. Wer das Phänomen
aktuell testet, wird diese Prognose wahrscheinlich nur ungern stützen, denn er merkt
schnell, dass sie noch einen weiten Weg vor
sich haben. Digitale Assistenten aber, wie Alexa, Siri und Cortana, die letztendlich nur sehr
fortgeschrittene Bot-Vertreter sind, zeigen,
dass sie durchaus hilfreich sein können –
wenn sie gut programmiert sind und wenn sie
dank maschinellem Lernen tatsächlich besser
werden. Wir erklären, warum das Thema stetig größer wird und warum Chatbots auch
2020 wahrscheinlich nicht den Kundendienst
übernommen haben werden.
Kunden mögen Self-Service-Kanäle. Laut
einer Oracle-Studie nimmt die klassische
„Mensch-zu-Mensch-Kommunikation“,
also
via Telefon, E-Mail oder auch Chat, stetig ab.
35 Prozent der Unternehmen geben der Studie
zufolge an, dass die Kunden Service-Leistungen
17
wie etwa Reklamationen lieber ohne Kontakt
zu einem Mitarbeiter abwickeln wollen. So
überrascht es auch nicht, dass vier von fünf
Unternehmen bis zum Jahr 2020 Chatbots im
Kundenservice einsetzen wollen. Die reagieren
automatisch auf Fragen, indem sie Schlüsselwörter im Chat analysieren. Das klingt für Unternehmen nach einer Traumlösung und laut
Facebook sind auch viele Unternehmen daran
interessiert, diese Lösung auszuprobieren.
Seit Frühjahr 2016 bietet Facebook Chatbots für
den Messenger an, jeder Interessierte kann sich
seinen eigenen Bot basteln. Das wurde auch
bereits etwa 34.000 Mal gemacht. Allerdings,
und das sagt auch David Marcus, Vice President
of Messaging Products bei Facebook, sollte man
es richtig machen. Schnell einen Bot zu entwickeln, nur um das Angebot auf der virtuellen
Checkliste abzuhaken, wird eher zu Irritation
als zu zufriedenen Kunden führen. Als Anbieter
muss man wissen, was man dem Kunden damit
eigentlich bieten will, was der Chatbot können
muss und wie sich beim Kunden tatsächlich das
Gefühl einstellt, dass ihm vernünftig geholfen
wird. Und ehrlicherweise muss man zugeben:
Aktuell sind die meisten Chatbots eine nette
Spielerei, aber noch nicht viel mehr.
Ein 4K-Fernseher ist keine Kamera
Einer der bekanntesten Chatbot-Anbieter ist
Ebay. Seit Oktober befindet sich der Ebay
ShopBot in der Beta-Phase. Im Dialog mit dem
ShopBot kann der Nutzer das Angebot des
Marktplatzes interaktiv durchforsten, sogar eine
Bildsuche ist bereits integriert, die anhand geposteter Bilder ähnliche Artikel findet. Die funktioniert sogar bereits recht gut. Warum bietet
man so etwas überhaupt an? „Ein weltweites
Sortiment mit mehr als einer Milliarde Produkten
stellt uns vor ziemlich einzigartige Herausforderungen, die Suche und das Entdecken für unsere
Nutzer zu verbessern. Künstliche Intelligenz hilft
uns dabei an unterschiedlichen Stellen, unser
ShopBot ist eine davon“, so Stefan Wenzel,
AUS DER PRAXIS
Deutschland-Chef von Ebay. Der ShopBot stellt
dem Nutzer auf Stichwörter hin Fragen, um die
Ergebnisse einzugrenzen und passende Suchergebnisse zu liefern.
nen Interaktion, was Nutzern bei ihrer Entscheidungsfindung hilft. Aus diesen Interaktionen
werden granulare, anonyme Muster abgeleitet
und stetig verfeinert, um neue Anfragen noch
besser zu bedienen.“ Der Bot muss schlicht und
einfach durch häufige Benutzung möglichst vieler Nutzer lernen, wie er dem Nutzer die richtigen Ergebnisse anzeigen kann. 
Die Bildersuche im ShopBot funktioniert schon sehr
gut. © Ebay ShopBot – Screenshot
Bei komplexeren Eingaben hat der Bot noch Probleme
© Ebay ShopBot – Screenshot
Stefan Wenzel, Deutschland-Chef von Ebay © Ebay
Bricht man es herunter, ersetzt er also die
Ebay-Suche. Warum dann nicht einfach die nutzen? „Es geht um komplementäre Zugänge zum
Sortiment, die unterschiedliche Nutzer-Bedarfe
effektiv adressieren. Die klassische Suche ist
gelernt, effizient und effektiv – basiert aber auf
Schlüsselbegriffen. Je weniger sicher sich der
Nutzer ist, desto aufwendiger wird der klassische Suchvorgang. Der ShopBot nimmt den
Nutzer dialogbasiert an die virtuelle Hand und
erleichtert den Suchvorgang vor allem, aber
nicht nur bei weniger klaren Suchvorhaben.“
Der ShopBot hilft also beim Stöbern, wenn man
etwa einen Fernseher sucht, aber noch gar nicht
genau weiß, was man sich eigentlich vorstellt.
Allerdings zeigt der ShopBot in seiner aktuellen
Form auch auf, wo es noch hapert. Teilweise kommen recht kuriose Dialoge zustande.
So suchten wir etwa einen Panasonic-TV mit
4K-Auflösung und HDR (Bildtechnologie für bessere Kontrastdarstellung). Der ShopBot bot uns
daraufhin einen Camcorder an. Bei der allgemeinen Frage nach einem Fernseher wird als erstes Ergebnis ein eher betagter Röhrenfernseher
vorgeschlagen. Das ist aber auch kaum ungewöhnlich, wie Wenzel ausführt: „„Die künstliche
Intelligenz des ShopBots lernt mit jeder einzel-
Die Katze Poncho präsentiert die Wetteraussichten und baut auch Witze ein. © Poncho – Screenshot
18
– KOLUMNE –
AUS DER PRAXIS
VORSICHT IST DIE
MUTTER DER
PORZELLANKISTE
Alles kann man lernen
In der Kolumne äußert sich in jeder Ausgabe einer unserer Redakteure zu einem
aktuellen Thema. Diesmal beschäftigt sich
Michael Pohlgeers, stellvertretender Chefredakteur, mit den zaghaften Prognosen zur
Entwicklung des Online-Handels.
W
ie wird sich der Online-Handel
in diesem Jahr entwickeln? Hat
man die Prognosen in den vergangenen Wochen und Monaten verfolgt,
klingen diese relativ zurückhaltend. Im
Grunde lesen sie sich so, als würden sich
Entwicklungen, die sich im letzten Jahr
ergeben haben, einfach weiter etablieren.
WhatsApp wird für die Kundenkommunikation wichtiger, M-Commerce ja sowieso
und die Zustellung mit Robotern und Drohnen erproben die Unternehmen auch weiter. Aber das ist doch öde!
Wäre es nicht spannend, wahre Umbrüche
– wahre Disruptionen – zu erwarten? Wenn
am Ende des Jahres alle Pakete im Stadtgebiet mit Hilfe von Robotern ausgeliefert
werden. Ob sie nun nur den Weg vom Lieferwagen zur Wohnungstür oder direkt vom
Lager zur Wohnung machen, sei erst einmal
dahingestellt. Oder wenn Unternehmen die
Ware zum Kunden schickt, bevor dieser bestellt, wie Amazon es bereits plant.
Solche Entwicklungen würden für noch
mehr Spannung in der Branche sorgen,
aber Prognosen dahingehend sind natürlich
schwierig und mit zurückhaltenden Vorhersagen bleibt man auf der sicheren Seite.
Vorsicht ist schließlich die Mutter der Porzellankiste – aber am Ende nun mal auch
recht langweilig.
19
Ein interessanter Nebeneffekt ist dabei, dass
auch der Nutzer mit häufigerer Bedienung
lernt, umgekehrt mit dem ShopBot umzugehen.
Gibt man ihm nämlich präzise Schlüsselworte,
kommt man durchaus zu guten Ergebnissen,
die mit jeder Nachfrage des Bots stets verfeinert werden. Bei uns entwickelte sich eine Art
Spieltrieb, weil man versucht, herauszufinden,
wie man noch bessere Ergebnisse aus dem Programm kitzeln kann. Das ist zwar freilich nicht
die Hauptaufgabe des Bots, zeigt aber umgekehrt auch andere Nutzungsmöglichkeiten auf.
Es gibt bereits Bots, die einen durch einfache
Quizspiele manövrieren oder den schon jetzt
berühmten Wetter-Bot Poncho, der einem nicht
nur schnöde das Wetter präsentiert, sondern
auch auf Komplimente reagiert oder anhand von
Schlüsselwörtern kleine Geschichten erzählt.
Die Bots lernen dazu und entwickeln sich weg
von Skript-basierten, starren Eingabeaufforderungen. Noch im April des vergangenen Jahres
schrieb die Zeit zum Beispiel: „Ein bisschen doof
sind sie schon, die neuen Chatbots für Facebooks Messenger.“ Das stimmte damals auch,
aber nur ein halbes Jahr später nur noch eingeschränkt. Facebooks David Marcus sagte im November auf dem Web Summit, dass man dem
übertriebenen Hype genauso wenig glauben
sollte wie dem fiesen Shitstorm. Die Wahrheit
liegt dazwischen, vor allem, wenn man bedenkt,
dass wir hier eine Technologie im Anfangsstadium beobachten. Kleine und große Unternehmen
können experimentieren, da noch niemand erwartet, dass ein Messenger-Chatbot vollständig
den kompletten Kundenkontakt ersetzt.
jeder Inhalt kann nachvollzogen werden. Aus
diesem Grund ist es für Unternehmen und Organisationen bedenklich, die digitalen Helfer zu
nutzen.“ Das Unternehmen schafft sich daher
derzeit seinen ganz persönlichen USP. „Wire
ist von Beginn an auf eine plattformunabhängige Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ausgerichtet gewesen.“ Persönliche Daten bleiben vor
dem Zugriff Dritter geschützt. Besonders hier
in Deutschland dürfte dies auf viel Gegenliebe
stoßen – und sollte schnellstmöglich auch von
anderen Anbietern kopiert werden.
Ausprobieren!
Chatbots, die mittels maschinellen Lernens fortlaufend intelligenter und praktikabler werden,
sind, auch wenn es abgedroschen klingt, ein
Trend, der wachsen wird. Noch aber befinden
sie sich in den Kinderschuhen, was jeder merken
wird, der die Programme ausprobiert. Gerade
darum sollten Händler, Dienstleister und andere
Unternehmen Chatbots testen. Noch kann man
auf den Zug aufspringen, ohne ihn zu verschlafen und ohne Angst haben zu müssen, dass man
Kunden verärgert. Denn – Trend hin oder her –
Chatbots sind vorerst eben auch ein Nischenthema, eine Spielerei für Early Adopter, die aber in
diesem Jahr enorm an Relevanz gewinnen wird.
Und trotzdem werden 2020 Callcenter nicht
durch Chatbot-Server ersetzt worden sein. Für
jede Studie, die das Ende des persönlichen Kontakts prophezeit, gibt es auch eine, die genau
vom Gegenteil überzeugt ist. Doch wer weiß,
vielleicht sprechen wir in 3 Jahren alle mit Alexa
und Siri, wenn wir mal wieder Probleme mit unserem Internet-Provider haben. (cp)
Die Sache mit den Daten
Auch Chatbots kommen an einer leidigen Diskussion nicht vorbei. Wie sieht es eigentlich
mit dem Datenschutz aus? Alan Duric, CTO und
Co-Founder des Unternehmens Wire hat die
Antwort: „Online-Plattformen, wie Facebook,
Microsoft oder Slack, haben bereits erfolgreich
Chatbot-APIs implementiert. Problematisch
hierbei bleiben die Schnittstellen, die sind bislang offen und unverschlüsselt. Für Provider
sind somit Daten und Gesprächsverläufe frei
einsehbar: Jegliche Chatbot-Interaktionen und
Alan Duric, CTO und Co-Founder Wire © Wire
ADVERTORIAL
Darum ist der Kauf auf Rechnung so beliebt
Rechnungskauf ist – verglichen
mit anderen Bezahlmethoden –
äußerst populär: Je nach Umfrage wird er von 35 bis 50 Prozent
der Online-Shopper favorisiert.
Aber was macht gerade diese
Zahlungsart so beliebt?
Weshalb Zalando & Co
nicht auf den Rechnungskauf verzichten
Der Hauptgrund: Der Kauf auf Rechnung schafft Vertrauen. Jede andere Zahlungsart verlangt vom Käufer,
in Vorleistung zu treten - die Ware
kann erst nach dem Bezahlen geprüft werden. Diese Warenprüfung
ist aber ein wichtiger Bestandteil
eines Einkaufs. Kaum vorstellbar,
dass beispielsweise ein stationärer
Kleiderhändler Geld verlangt, bevor der Kunde
die neue Jeans anprobieren darf.
Per Rechnungskauf gewährt der Online-Händler seinem Kunden einen Vertrauensvorschuss: Er darf die Produkte nicht nur anfassen, er hat auch die Freiheit, sie daheim
anzuprobieren. Gleichzeitig genießt er die Sicherheit, die Ware bei Nichtgefallen einfach
und ohne finanzielles Risiko zurückschicken zu
können.
Was bedeutet das für Online-Händler?
Für Händler ergeben sich zwei Schlussfolgerungen. Zunächst macht es keinen Sinn,
ausgerechnet Neukunden ihre Lieblingszahlungsart vorzuenthalten. Warum nicht den
Rechnungskauf – abgesichert mit einer Zahlungsgarantie - auch Erstkäufern anbieten und
so ein großes „Ich vertraue dir“-Schild vor die
Shoptür hängen?
Und zweitens ist der Kauf auf Rechnung in retourenintensiven Branchen wie Mode einfach
Service: Viele Kunden gehen davon aus, einen
Teil der Lieferung zurückzuschicken, und bestellen Kleidungsstücke in mehreren Größen.
Durch den Rechnungskauf muss der Kunde
nur die Ware bezahlen, die er tatsächlich behalten will. Das lockt besonders Käufer mit
einem knappen Budget.
Rechnungskauf gleich Zahlungsausfall?
Bei allen positiven Eigenschaften des Rechnungskaufs sollten die Schattenseiten nicht
unerwähnt bleiben. Es drohen Zahlungsausfälle, und die Zeit zwischen Versand und Zahlungseingang kann die Liquidität von Händlern
strapazieren – das Geld wird dem Kunden ja
vorgestreckt.
Diese Probleme lassen sich durch eine Zahlungsgarantie oder durch Factoring einfach
in den Griff bekommen. Dabei garantiert ein
Payment-Dienstleister wie die UNIVERSUM
Group, bei einem Zahlungsausfall einzuspringen und die offene Forderung zu 100 Prozent
des Wertes aufzukaufen.
„Bei der Absicherung von unsicheren Zahlungsarten haben wir den Fokus ganz auf
maximalen Komfort für den Händler gelegt“,
erklärt Ralf Linden, Director of Sales & Marketing der UNIVERSUM Group. „Unsere Kunden
müssen uns lediglich mitteilen, ob Sie ihr Geld
direkt oder nach 14, 35 oder 49 Tagen haben
wollen.“ Von diesem Zahlungsziel hängen auch
die Kosten ab – Händler, die sich eine längere
Zahlungsfrist leisten können, sparen kräftig,
während Shops, die dringend auf Liquidität angewiesen sind, bereits nach 3 Tagen den Rechnungsbetrag auf dem Konto haben.
So geht die Rechnung für jeden Händler auf der Rechnungskauf zieht in Punkto Sicherheit
und Zahlungsziel mit PayPal & Co gleich. Und
beim Vertrauensverhältnis zum Kunden liegt
er sowieso vorne.
Über den Autor:
Ralf Linden ist Director of Sales & Marketing
der UNIVERSUM Group
20
TITELTHEMA
Sex Sells
Wie Werbung die Gemüter erregt
© bloomy days
Es ist wohl eines der ältesten Prinzipien der
Werbung: Sex Sells! – Wer sein Produkt mit
erotischen Inhalten verbindet und bewirbt,
sorgt für mehr Aufmerksamkeit und mehr
Verkäufe. Egal, ob sich die Dame in der
Bier-Werbung im Bett räkelt und mit erotischer Stimme dahinhaucht, wie schön „es
hat geprickelt in mein Bauchnabel“ oder ob
der Coca-Cola-Mann den Kasten Softdrinks
durchtrainiert und oberkörperfrei durch die
Gegend wuchtet. Diese Bilder bleiben im
Kopf, die Produkte dazu ebenso und sie
werden auch schnell zum Gesprächsthema.
Auch die Aufregung um derartige Werbung
nehmen Marketer gerne in Kauf, denn das
ist schließlich Aufmerksamkeit.
Das Prinzip „Sex Sells“ ist sehr alt. Als älteste
Verwendung von erotischen Inhalten in Werbung gilt eine Verpackung der Tabak-Marke
Pearl Tabacco aus dem Jahr 1871, auf der
eine nackte Frau zu sehen war. Im Jahr 1885
packten W. Duke & Sons Sammelkarten mit
provokanten Motiven von Berühmtheiten in
ihre Zigarettenpackungen – im Jahr 1890
war es die führende amerikanische Zigarettenmarke. Diese früheren Beispiele von
erotischen Inhalten in der Werbung zeigen,
dass das Prinzip sehr gut funktioniert – so gut
schließlich, dass „Sex Sells“ seine Allgemeingültigkeit bis heute behält.
21
Ein jüngeres Beispiele für die Werbung mit
erotischen Inhalten oder erotischem Unterton war etwa die Werbung für die Biersorte
Schöfferhofer Weizen: In dem Werbeclip sieht
der Zuschauer den nackten Bauch einer leicht
bekleideten Frau, die sich im Bett räkelt und
ihrem Liebhaber von letzter Nacht zuhaucht,
er möge ihr doch „eine Flasche von die Bier,
die so schön hat geprickelt in mein Bauchnabel“ schicken. Im Jahr 1998 warb Coca-Cola
mit einem Spot, der eine Reihe von Frauen im
Büro zeigte, die mit Begeisterung beobachteten, wie der softdrink-trinkender, oberkörperfreier Fensterputzer an ihrem Bürofenster vor-
beifuhr. Das Prinzip „Sex Sells“ ist also nicht
universell an Männer gerichtet, sondern wird
ebenso auch angewendet, wenn Frauen die
Zielgruppe sind. Schließlich trinkt der Mann
in dem Spot ausgerechnet die Light-Version
des Softdrinks, die tendenziell eher von Frauen
konsumiert wird.
Anrüchige Blumen und explizite
Fruchtsäfte
Aber auch heutzutage setzen Unternehmen
immer wieder auf erotische Anspielungen in
der Werbung. Ein Beispiel aus dem E-Com-
TITELTHEMA
Je schöner die
Blumen, desto
schöner das
Dankeschön.
www.bloomydays.de
Y DAYS
BLOOM Ihnen
t
wünsch reichen
folg
einen er
stag.
tin
n
Vale
© Everett Collection/Shutterstock.com
fresh flowers delivered
merce, das für große Aufregung gesorgt hat,
war die Plakatkampagne des Blumen-Versenders Bloomy Days zum Valentinstag 2015.
Neben dem Spruch „Je schöner die Blumen,
desto schöner das Dankeschön“ zeigten die
Plakate eine sich gerade öffnende Mohnblume, die letztlich kaum Interpretationsspielraum bot.. Bloomy Days hat sich bewusst für
diese Optik entschieden, die das Unternehmen
als „ein bisschen spitzfindig“ beschreibt. „Die
Liebe ist doch etwas wunderschönes und für
uns kein Tabuthema“, erklärt Franziska von
Hardenberg, Gründerin und CEO von Bloomy
Days. „Sie drückt sich in vielen Bildern aus
(ganz oben) Die Valentinskampagne von Bloomy Days sorgte für Aufsehen. © BLOOMY DAYS
(darunter) Diese Plakate von True Fruits wurden in manchen Städten zensiert.
© true fruits GmbH
und wir haben dafür ein sehr natürliches und
in unseren Augen ästhetisches Bild gefunden.“
Was auf die Kampagne folgte, waren aber
sehr unterschiedliche Reaktionen. Während
viele das Motiv als gelungen feierten, gab es
auch sehr kritische Stimmen, die vor allem
den vermeintlichen Sexismus der Kampagne
kritisierten: Die Frau solle ja mit ihrem Mann
schlafen, der ihr schöne Blumen schenkt. Eine
Reaktion, mit der man bei Bloomy Days nicht
wirklich gerechnet hatte, wie die Geschäftsführerin beschreibt: „Wir wollten auffallen und
wir wollten, dass die Leute über die Kampagne sprechen. Aber wir haben beim Entwickeln
der Idee absolut nicht beabsichtigt, Sexismus
oder Frauenfeindlichkeit zu verherrlichen.“ Die
Bilder seien „natürlich provokant“, aber zielten
darauf ab, dass der Betrachter zweimal hinschaut. Ohnehin: Die Kampagne wurde von
einer Frau entworfen und spielt bewusst mit
einem Klischee. 
22
TITELTHEMA
ze sind, schaffte es ein Teil der deutschen
Bevölkerung offenbar, sich derart über die
Kampagne zu echauffieren, dass True Fruits
in einigen Städten wie München die Plakate
kurzerhand zensierte. “Zensiert – true fruits
wurde verpflichtet, dieses Werbeplakat zu
zensieren – es soll anstößige & geschmacklose Äußerungen enthalten”, schrieb das
Unternehmen auf einen schwarzen Kasten
so Lecloux. „Große Boulevardredaktionen,
TV-Sender und Wirtschaftsmagazine berichteten über uns.“ Das wollte True Fruits aber
gar nicht mit der Aktion erreichen: Das Unternehmen wollte nur zeigen, dass man sich
nicht den Mund verbieten lässt. Schließlich
waren für den Fruchtsafthersteller, der „schon
immer Schabernack“ auf die Rückseite seiner
Flaschen geschrieben hat, wie Lecloux erzählt,
Oralverzehr bis zum Samengenuss
quer über die anstößigen Werbesprüche.
Das spielte dem Fruchtsafthersteller aber
nur in die Hände, schließlich wird etwas
noch mal interessanter, wenn es zensiert
und verboten wird (der sogenannte “Streisand-Effekt”).
bei dem neuen Produkt der „Samensäfte“ viele doppeldeutige Sprüche ein Kinderspiel. „Wir
haben uns gefragt, ob diese Art der Kommunikation erlaubt ist. Haben kurz überlegt und
festgestellt, dass es uns egal ist“, erinnert der
True Fruits CMO sich.
Genau diesen Effekt will auch das Unternehmen beobachtet haben, wie Nicolas Lecloux,
CMO und Mitgründer von True Fruits erklärt:
„Als bekannt wurde, dass wir in München
nicht alle Sprüche aufhängen dürfen, haben
sich viele Redaktionen bei uns gemeldet“,
Trotz der teils heftigen, negativen Reaktionen
und sogar dem Verbot einiger Plakate will das
Unternehmen an seinem Kurs festhalten, wie
Lecloux betont. „Wir ziehen unser Ding nach
wie vor durch. Uns nervt es, dass fast jedes
Lebensmittel damit wirbt, gesünder, diätischer
© Call a Pizza Screenshot
Die negativen Reaktionen sollen bei Bloomy
Days jedenfalls keine negativen Auswirkungen
auf weitere Kampagnen haben. „Wir wollen
weiterhin mutig und offen sein für neue, ungewöhnliche Ideen, die vielleicht auch einmal aufwühlend sind“, betont Franziska von
Hardenberg. Sie und ihr Unternehmen stehen
nach wie vor zu dem Motiv und haben „keinerlei bleibende Schäden davon getragen“.
Ein anderes Beispiel ist der Fruchtsaft-Hersteller True Fruits, der jüngst ebenfalls mit
einer Plakatkampagne für Aufsehen sorgte. Auf den Werbeplakaten für die neuen
Chia-Samen-Säfte war zwar keine nackte
Person abgebildet, aber das Unternehmen
bewarb die neuen Kreationen mit flotten
Sprüchen wie „2 Samenspender aus gutem Hause“ oder „Oralverzehr – schneller
kommst Du nicht zum Samengenuss“.
Obwohl das vergleichsweise harmlose Sät-
23
TITELTHEMA
Der Streisand-Effekt
Benannt ist das Phänomen nach der Sängerin und Schauspielerin Barbra Streisand,
die den Fotografen Kenneth Adelman
erfolglos auf 50 Millionen US-Dollar
verklagte, weil er eine Luftaufnahme ihres
Hauses zwischen 12.000 anderen Fotos
von der kalifornischen Küste veröffentlicht
hatte. Erst durch die Klage wurde eine
Verbindung zwischen dem Foto und Streisand geschaffen, woraufhin das Foto eine
stärkere Verbreitung fand.
Bei dem sogenannten Streisand-Effekt
handelt es sich um ein Phänomen, bei dem
das Unterdrücken (bzw. der Versuch des
Unterdrückens) einer unliebsamen Informationen dazu führt, dass das öffentliche
Interesse daran steigt. Als Folge wird die
Information einem noch größeren Personenkreis bekannt. Der Effekt ist vor allem
durch die einfache Informationsverbreitung
durch das Internet begünstigt.
oder natürlicher zu sein. Deshalb gehen wir einen anderen Weg. Die Werbung zu unserem
Chiasaft entspricht genau unserem Humor und
über Humor lässt sich nun mal streiten.“ Die
Sprüche, fügt er noch hinzu, beziehen sich übrigens nur auf das Produkt – „die Schweinereien entstehen im Kopf des Betrachters.“
Einen kühlen Kopf bewahren
Bleibt festzuhalten: „Sex Sells“ ist durchaus noch ein gültiges Prinzip der Werbung,
aber dennoch sollte man wohl eher auf
sexistische und allzu plumpe Nacktheit verzichten. Ein Beispiel hierfür liefert der Pizza-
Lieferservice Call-a-Pizza, der zu seiner
Winteraktion schlicht eine Frau in Dessous
abgebildet hat. Auf der Unterseite mit den
Pizza-Sorten findet sich zudem eine Frau,
die leicht bekleidet Pizza isst. Diese Bilder
wirken im Vergleich zu den Kampagnen von
Bloomy Days und True Fruits eher fehlplatziert. Unsere Nachfrage zu den Hintergründen der Kampagne blieb bis zum Redaktionsschluss unbeantwortet.
Subtile Bilder, gewitzte Sprüche und doppeldeutige Inhalte kommen da schon besser an – und man sollte auch nicht auf etwas verzichten, nur weil einzelne Personen
sich darüber aufregen könnten. Wer einen
kühlen Kopf bewahrt und sich davon nicht
beeinflussen lässt, bleibt schließlich auch
authentisch. (mp)
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BRANCHENTRENDS
Accelerated Mobile Pages
Wie Google das mobile Internet schneller machen will
Das mobile Internet wird immer stärker
genutzt. Die Menschen sind ständig online
und nutzen auf ihrem Smartphone vor allem
Google, um nach Produkten oder Informationen zu suchen. Doch gerade bei dieser
Nutzung des Internets sind lange Ladezeiten
ein Graus. Google hat es sich bereits vor
geraumer Zeit in den Kopf gesetzt, mobile
Websites schneller laden zu lassen – das
sogenannte Accelerated-Mobile-Pages-Projekt war geboren. Doch wie ist nun der
Stand der Dinge und wie können Händler die
schnelleren mobilen Seiten für sich nutzen?.
Es gibt fast nichts schlimmeres als langsames
Internet. Vor allem auf mobilen Geräten, wenn
man gerade unterwegs ist und schnell etwas
nachgucken oder nach einem Produkt suchen
will, sind Websites mit elend langen Ladezeiten eine Qual. Google hat dieses Problem vor
geraumer Zeit in Angriff genommen und das
AMP-Projekt gestartet. AMP steht dabei für
Accelerated Mobile Pages (zu Deutsch: beschleunigte mobile Seiten) und ist ein Format,
mit dem die Websites aus der mobilen Google-Suche heraus schneller aufgerufen werden
können, da sie datensparsamer sind. Google
hat das Format zu Beginn für Websites verfügbar gemacht, die ausschließlich News-Content geliefert haben – das hatte sicherlich verschiedene praktische Gründe, etwa, dass bei
solchen Websites weniger Bilder vorhanden
waren, die heruntergerechnet werden mussten. Viel Text bedeutet, dass sich das neue
Format leichter umsetzen ließ.
© ra2studio/Shutterstock.com
AMP sorgt für bis zu 600 Prozent
Wachstum
Die Erhebungen ein Jahr nach Start des Projekts verdeutlichen, wie groß die Auswirkungen von AMP auf die Besucherzahlen sind.
So sei die Zahl der Nutzer, die innerhalb von
sieben Tagen auf die Seite der Washington
Post zurückgekehrt sind, um 23 Prozent gestiegen. Der Gadget-Blog Gizmodo konnte
25
BRANCHENTRENDS
seine Seitenaufrufe um 50 Prozent steigern,
80 Prozent des Traffics waren neue Besucher.
Und das Magazin Wired hat 25 Prozent höhere Click-Through-Rates (CTR) aus den Suchergebnissen heraus verzeichnet, wobei die CTR
auf Werbeanzeigen in AMP-Seiten um 63 Prozent zulegte.
Eine andere Fallstudie wurde von der europäischen Werbeplattform Plista durchgeführt
und hat die Auswirkungen auf Publisher wie
n-tv.de, faz.net und abendzeitung.de unter-
Bei dem AMP HTML handelt es sich im Grunde um das gebräuchliche HTML, wie man es
seit den Anfangstagen des Internets kennt.
Das HTML war schließlich der Grundstein für
die Entwicklung des World Wide Web und
Google hat sich nun daran gemacht, diesen
Grundstein weiterzuentwickeln. AMP HTML
ist also „normaler“ HTML-Code mit speziellen AMP-Elementen. Für die Umsetzung,
wie ein HTML-Code für eine AMP-Seite aufgebaut sein muss, hat Google sehr genaue
Vorgaben (siehe Infokasten).
müssen eben die Shopsysteme oder Marktplätze das AMP HTML integrieren, damit die
Händler es für ihre Seiten nutzen können.
AMP wird auch für den
Online-Handel wichtig
Das Ergebnis des AMP-Formats ist in jedem
Fall eine Website, die aus der mobilen Suche
heraus schneller lädt, da sie gewissermaßen
in einer abgespeckten Version geladen wird.
Die Website erscheint also in einem For-
Ein AMP-HTML-Dokument muss:
• mit dem Doctype <!doctype html> beginnen.
• ein Top-Level- <html >-Tag enthalten (<html amp> wird ebenfalls akzeptiert).
• <head>- und <body>-Tags enthalten (seit HTML5 optional).
• innerhalb des heads ein <link rel=“canonical“ href=“$SOME-URL“ />-Tag enthalten, das auf die normale HTMLVersion des AMP-HTML-Dokuments oder sich selbst, falls dieses nicht existieren sollte, verweist (gleichzeitig muss die HTML-Version auf
die AMP-Seite verweisen mit <link href=“$SOME-URL“ rel=“amphtml“ />)
• ein <meta charset=“utf-8“>-Tag als ersten Unterpunkt des Heads haben
• ein <meta name=“viewport“ content=“width=device-width,minimum-scale=1“> -Tag innerhalb des
Head-Tags enthalten. Zudem wird empfohlen, initial-scale=1 zu verwenden.
• ein <script async src=https://cdn.ampproject.org/v0.js></script>-Tag innerhalb des Head-Tags
enthalten
• den AMP Boilerplate Code (head > style[amp-boilerplate] und noscript > style[amp-boilerplate])
im Head-Tag enthalten
sucht, wie Malte Will, Chrome & Web Plattform Partnerships EMEA bei Google erklärt.
„Die durchschnittlichen Klickraten für Publisher verbesserten sich um 220 Prozent, während man nach der Einführung von AMP um
600 Prozent zulegen konnte“, betont Will.
Google gibt genaue Vorgaben an
das AMP-HTML
Doch was ist das AMP-Format eigentlich
genau? Bei AMP handelt es sich um ein
Open-Source-Projekt, die Quellcodes des Formats stehen also allen Menschen offen und
können so auch von der Community weiterentwickelt werden. Im Einsatz besteht das
Format aus drei Bestandteilen, wie Google auf
der zugehörigen Website des AMP-Projekts
erklärt: aus dem AMP HTML, der AMP JS Library und dem Google AMP Cache.
Daneben gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Vorgaben, welche HTML-Tags innerhalb des
AMP HTML erlaubt sind, verändert verwendet
oder gar nicht verwendet werden dürfen. Zu
den verbotenen Tags innerhalb von AMP HTML
gehören beispielsweise <frame>, <frameset>, <object> oder auch <embed>.
Es zeigt sich also: Das AMP-Format kann
nicht einfach schnell für die eigene Website
umgesetzt werden, wie sich beispielsweise
einige SEO-Maßnahmen vergleichsweise
leicht selbst umsetzen lassen (auch wenn
schon hier die Unterstützung von Experten
ratsam ist, um optimale Ergebnisse zu erzielen). Wer seine Seiten auf AMP umstellen
möchte, muss im Grundgerüst der Website
werkeln. Für viele Händler, die Shop-Systeme nutzen oder auf Marktplätzen handeln,
dürfte das ohnehin unmöglich sein. Denn hier
mat, das auf Geschwindigkeit ausgelegt ist.
Zudem bietet das Format die Möglichkeit,
Websites im Cache zu speichern und so noch
schneller auszuspielen – dafür ist der sogenannte Google AMP Cache zuständig. Das
Ziel des Projekts, so Google, sei es, „dass
die Kombination aus limitierter technischer
Funktionalität mit einem Verteilsystem, das
um einen Cache herumgebaut ist, zu schnelleren Seiten führt.“ Die schnelleren Seiten
hätten wiederum niedrigere Absprungraten
als langsame Seiten, was einen großen Vorteil für die Webmaster mit sich bringt.
Dass das Thema auch für den Online-Handel demnächst wichtig wird, zeigt die bisherige Entwicklung des AMP-Projekts: Zu
Beginn wurde das Format ausschließlich
für News-Seiten erprobt, aber vor ein paar
Monaten hat Google einen Test mit dem 
26
BRANCHENTRENDS
Ansicht des AMP-Artikels
Marktplatz Ebay bekannt gegeben, in dem
die Verwendung der beschleunigten mobilen Seiten auch für Websites, die Produkte
verkaufen, erprobt werden soll. Das ist zumindest eine gute Nachricht für Ebay-Händler, denn der Marktplatz setzt sich mit dem
neuen Format auseinander. Denn wie bereits
erwähnt: Die Implementierung von AMP
muss durch den Marktplatz durchgeführt
werden, die Händler können es nicht selbst
umsetzen.
„Wir freuen uns, mit Google und allen
anderen Beteiligten des AMP-Projekts
zusammenzuarbeiten, um die E-Commerce-Lücke in AMP zu schließen“, erklärte Ebay damals zum Start der Zusammenarbeit. Damit der Online-Handel von
dem schnelleren, mobilen Format vollends
profitieren kann, brauche es laut Ebay
noch einige Elemente: Buttons, mit denen Kunden Produkte in den Warenkorb
legen und dann auch kaufen können (die
ersten AMP-Seiten von Ebay erlaubten lediglich das Anschauen von Produkten) und
auch Eingabeelemente, damit Nutzer Daten
wie Adressen oder Bankdaten in AMP eingeben können, zählen für den Marktplatz zu
den wichtigsten Punkten.
Fazit: AMP wird alternativlos
Ansicht des AMP-Artikels: Der Content wird auf
das Wichtigste reduziert
Ansicht der AMP-Ergebnisse in der Google-Suche
27
Es zeigt sich also: Das AMP-Format birgt gewaltiges Potenzial für alle Webmaster, die
ihre Nutzer und Kunden auch oder vor allem
über mobile Endgeräte ansprechen wollen.
Und das Format wird in Zukunft auch für den
Online-Handel von großer Bedeutung sein
und kann eigentlich gar nicht schnell genug
umgesetzt werden, denn die Erreichbarkeit
eines Händlers über alle Kanäle hinweg ist
ein zentraler Punkt der Kundenzufriedenheit. Doch dafür müssen sich Händler und
Shopsysteme an das Open-Source-Format
wagen. Ist das AMP-Format dann mit allen
Funktionen, die der Online-Handel benötigt, ausgestattet, gibt es keine Alternative
mehr – wer sich dann nicht mit dem schnellen Format beschäftigt, wird mobil auf
der Strecke bleiben und hat einen großen
Nachteil gegenüber der Konkurrenz. (mp)
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28
AUS DER PRAXIS
Etsy – Eine kleine Biografie
Mit Handgemachtem zum Börsengang
In Zeiten von Massenwaren, die standardisiert in unzähligen Haushalten zu finden sind,
scheint gleichzeitig der Bedarf nach individuellen Dingen zu steigen. Dinge, denen eine
einzigartige und personalisierte Ausstrahlung
innewohnt, die kreativ gestaltet wurden und
die durch ihr Aussehen und ihre Geschichte
den Ort oder den Menschen zu etwas Besonderem machen. Und genau hier kommt
der Online-Marktplatz Etsy ins Spiel. Dieser
hat es sich auf die Fahnen geschrieben, eine
Plattform für all diejenigen zu schaffen, die
Wert auf handgefertigte Produkte legen, die
mit viel Liebe zum Detail erstellt wurden.
29
Alles begann in einer Wohnung
in Brooklyn
Etsy entstand ursprünglich im Jahr 2005 in einer
Wohnung im New Yorker Stadtbezirk Brooklyn.
Der Gründer Rob Kalin entwarf zusammen mit
zwei seiner Freunde die Webseite von Etsy und
legte den Grundstein für die weitere Geschichte des Marktplatzes. 2008 kam dann Chad Dickerson als erster Chief Technical Officer hinzu,
bevor er schließlich 2011 zum Chief Executive
Officer ernannt wurde. Dieses Amt übt er auch
heute noch aus und trägt somit einen großen
Anteil am Erfolg von Etsy.
Chad Dickerson, Chief Executive Officer © etsy.com
2010 eröffnete Etsy eine Niederlassung in
der deutschen Hauptstadt Berlin, wobei das
Unternehmen hierzulande mit DaWanda den
vermeintlich größten Konkurrenten hat. Weitere Geschäftsstellen befinden sich in Dublin,
Hudson (New York), London, Melbourne, Paris,
San Francisco, Tokio und Toronto. In den USA
AUS DER PRAXIS
erfinde einfach irgendetwas. Das machen wir
auch so.“ Bis heute ist dementsprechend nicht
bekannt, was genau mit dem Namen ausgedrückt werden soll.
Eindeutig fest steht dagegen, was das Herzstück von Etsy ist: die Community. Dies betont
das Unternehmen auch immer wieder zu jeder
Gelegenheit. Dementsprechend rückt auch
die Selbstbeschreibung diesen Gedanken in
den Mittelpunkt: „Das Herzstück von Etsy ist
unsere globale Community: die kreativen Unternehmen, die Etsy nutzen, um zu verkaufen,
was sie selber herstellen oder kuratieren, die
Käufer, die hier nach Dingen suchen, die es
nirgendwo anders gibt, die Hersteller, die mit
Etsy-Verkäufern zusammenarbeiten, um diese
bei ihrem geschäftlichen Wachstum zu unterstützen, und die Etsy-Mitarbeiter, die unseren
Marktplatz hegen und pflegen.“
Weiblich, 39 Jahre alt, kreativ
© Mila Supinskaya Glashchenko/Shutterstock.com
© etsy.com
Wenn man sich näher mit Etsy beschäftigt
und versucht, zu definieren, was den Online-Marktplatz weiterhin konkret auszeichnet
und von anderen abhebt, fällt auf, dass das
Unternehmen immer wieder mit bestimmten
Schlagworten arbeitet. Dazu zählen verschiedene Leitbegriffe wie unter anderem „Authentizität”, „Personalisierung” und „Nachhaltigkeit”. Genau das zeichnet auch die Produkte
aus, die über den Marktplatz verkauft werden.
Und auch die meisten Händler legen großen
Wert auf diese Punkte.
Anfang 2016 veröffentlichte Etsy eine hauseigene Studie, die interessante Einblicke in
die Händler-Community preisgibt und zeigt,
wer hauptsächlich als Verkäufer bei Etsy aktiv
ist. So sind 84 Prozent der Verkäufer bei Etsy
weiblich und durchschnittlich 39 Jahre alt.
Von den Befragten hat genau die Hälfte einen
Universitätsabschluss. Das durchschnittliche Haushaltseinkommen wiederum liegt bei
33.430 Euro. Besonders überraschend, aber
gleichzeitig auch irgendwie passend: Für viele
ist das Geld nicht der Hauptbeweggrund. Vielmehr meinten 71 Prozent, hauptsächlich aufgrund persönlicher Motivation bei Etsy aktiv
zu sein. 69 Prozent gaben darüber hinaus den
Wunsch nach einer kreativen Tätigkeit an. 
ist der Online-Marktplatz aber auch heutzutage
noch im internationalen Vergleich mit deutlichem Abstand am erfolgreichsten. Deswegen
befindet sich auch heute noch der Hauptsitz
in Dumbo, Brooklyn. Nach eigenen Angaben
hat Etsy mittlerweile 921 Mitarbeiter. 1,6 Millionen Verkäufer waren Mitte Dezember aktiv,
die ihre über 35 Millionen Produkte 26,1 Millionen aktiven Käufern zur Verfügung stellten.
Der Name ist ein Rätsel
Doch woher stammt eigentlich der Name
„Etsy“? Die ursprüngliche Herkunft wird wohl
auf ewig ein Mysterium bleiben, denn wie es
auf der Homepage heißt: „Der wahre Ursprung
des Wortes ‚Etsy’ ist ein Rätsel, dessen Antwort nur unsere Gründer kennen. Wenn dich
jemand fragt, woher der Name stammt, dann
30
AUS DER PRAXIS
Wholesale-Programm
In den USA ist Etsy sogar nicht nur online aktiv. Dort hat der Online-Marktplatz im August
2014 sein sogenanntes „Etsy-Wholesale“Programm ins Leben gerufen. Es ermöglicht den
teilnehmenden Händlern, ihre Produkte auch im
Einzelhandel zu verkaufen.
Dafür konnten dann auch direkt namhafte Einzelhändler
wie Whole Foods oder Nordstrom gewonnen werden.
Gleichzeitig hat Etsy mit den
City Guides einen weiteren
stationären Dienst im Programm. Dort werden auf der
entsprechenden Homepage,
die in Zusammenarbeit mit
dem Designer-Team von On
The Grid erstellt wurde, optisch sehr ansprechend sieben ausgewählte US-amerikanische Metropolen wie
New York und Chicago und
dort ansässige stationäre
Geschäfte vorgestellt, die Produkte von EtsyHändlern verkaufen.
ETSY-DIENSTLEISTUNGEN
Etsy berechnet pro verkauftem Artikel eine
Provision von 3,5 Prozent sowie 20 Cent
Einstellgebühr. Weitere Einnahmen stammen aus Dienstleistungen, die die Händler
nutzen können, um sich die Verkaufsaktivitäten zu erleichtern. Hierbei stechen vor
allem vier Services heraus.
werden in bestimmten Bereichen innerhalb der Suchergebnisse auf Etsy.com
und innerhalb der Etsy-App angezeigt.
Dafür müssen Kampagnen eingerichtet
werden, bei denen der Mindestbetrag
für das Tagesbudget einen US-Dollar
beträgt.
Pattern:
Der Dienst erleichtert die Erstellung eines
Online-Shops und ist dementsprechend für
alle Etsy-Neulinge gedacht. Mithilfe von
festgelegten Bausteinen soll der Aufbau
sogar innerhalb von wenigen Minuten
möglich sein, verspricht das Unternehmen
selbst. Dabei stehen den Webseitenerstellern fünf unterschiedliche Designs zur Verfügung. Der Shop hat eine eigene Domain
und kann unabhängig vom Etsy-Marktplatz
genutzt werden. Die ersten 30 Tage ist
Pattern kostenlos – danach kostet der
Service 15 US-Dollar pro Monat.
Direktzahlung:
Dies ist eine Zahlungsmethode, die Käufern verschiedene Zahlungsmöglichkeiten
bietet. Dazu gehören beispielsweise Kreditkarten, PayPal sowie Etsy-Gutscheine. Wenn Verkäufer die Direktzahlung
anbieten, werden die Beträge direkt auf
ihre Bankkoten überwiesen.
Gesponserte Produkte:
Damit können Händler ihre Produkte
prominenter präsentieren, denn sie
31
Versandetiketten:
Hiermit können Händler Porto von USPS
oder Canada Post direkt über den Etsy-Shop kaufen und drucken. Sobald ein
Etikett für eine Bestellung gekauft wurde,
wird diese automatisch als verschickt
markiert. „Drucke das Etikett einfach an
einem Computer und dein Produkt kann
nun direkt verschickt werden.“
Rufschädigender Börsengang?
Seit 2015 wird die Etsy-Aktie auch an der New
Yorker Börse gehandelt und durch den Börsengang konnten direkt 267 Millionen US-Dollar
eingenommen werden. Damit war Etsy zu
dem Zeitpunkt 1,8 Milliarden US-Dollar wert.
Die Papiere wurden am oberen Ende der festgelegten Spanne zwischen 14 und 16 US-Dollar verkauft, was natürlich den Erfolg von Etsy
bestätigte.
Andererseits tauchten aber auch Stimmen auf,
die die Glaubwürdigkeit des Unternehmens in
Frage stellten, denn die eigentliche Ausrichtung als authentischer, individueller Marktplatz, der sich gegen das Massengeschäft
stemmt, passt nur bedingt zu den auf Profit
getriebenen Unternehmen, die sich an der
Börse oftmals mit allen Mitteln durchschlagen
müssen und wollen. Um das doch in Teilen
angeknackste Ansehen zumindest wieder etwas herzustellen, gingen 300.000 US-Dollar
aus den Aktieneinnahmen an Etsy.org. Dabei
handelt es sich um einen Fonds, der Frauen
sowie Minderheiten bei der Etablierung eines
Geschäfts zur Seite steht. (cl)
© Rawpixel.com/Shutterstock.com; Screenshot: www.etsy.de
Und noch ein Faktor zeigt, wie sehr die Community mit dem Marktplatz verschmolzen ist,
denn 71 Prozent gaben an, auf das Thema
Nachhaltigkeit großen Wert zu legen. Deswegen sind die Punkte „regionale Herstellung“
und „Materialbeschaffung“ für sie auch relevant. Ebenfalls interessant: 76 Prozent sehen
ihren Etsy-Shop als Unternehmen an und, laut
Etsy, hat sich bei einem Drittel das Geschäft in
dem Maße etabliert, sodass sie sich allein auf
ihr Kreativgeschäft konzentrieren können.
„
Interview Etsy D-A-CH-Chef ARNE
”
AUS DER PRAXIS
ERICHSEN
Amazon ist elf Jahre hinter uns
Um sich von anderen Marktplätzen abzuheben, hebt Etsy den Community-Gedanken
immens in den Vordergrund und fasst dies
unter dem Namen „Das Etsy-Prinzip“ („The
Etsy Economy“) zusammen. Was umfasst
dieses Prinzip?
Arne Erichsen: Das Etsy-Prinzip ist sehr einfach erklärt: Wir übernehmen Verantwortung
für die Welt, in der wir leben – und das nicht
nur für einzelne Teile des Wertschaffens.
[...] Wir bieten also nicht nur einen globalen
Marktplatz, sondern auch Unterstützung dahingehend, diesen Marktplatz zu verstehen
und weiter auszubauen. Ein Beispiel: Wir
bieten den Verkäufern Dienste an, die sowohl
online als auch offline passieren. Sei das jetzt,
dass wir im Online-Bereich gewisse Services
anbieten, wo wir den Verkäufern Arbeit abnehmen. Wir nehmen sie aber auch offline an
die Hand und bieten ihnen Schulungen an, beispielsweise zu den Themen Produktfotografie
oder wie ich mein Unternehmen beziehungsweise meinen Shop weiter ausbaue.
Wir übernehmen aber auch Verantwortung
für das, was um diesen Marktplatz herum geschieht. Wir wiegen beispielsweise unseren
Müll in den Büros, unterschiedlich nach den
jeweiligen Mülltrennkategorien. Wir haben
uns als zertifizierte B-Corp dazu verpflichtet,
den Müll und den Müllausstoß gering zu halten und auf der anderen Seite der Welt, in der
wir leben, etwas zurückzugeben. Das ist aber
auch nur ein Teil von dem, was wir tun. Das
Team, das wir vor Ort haben, ist ein Mal pro
Quartal in der Stadt, in der es lebt, in freiwilligen Einsätzen unterwegs – zum Beispiel in
Kinder- oder Jugendheimen oder in Umweltprojekten. Auch das ist Teil des Etsy-Prinzips.
Was war das schönste oder bemerkenswerteste Produkt, das Sie bisher bei Etsy
entdeckt haben?
Arne Erichsen: Das ist eine wahnsinnig
schwierige Frage – ganz einfach basierend
darauf, dass ich mich jeden Tag mit dem
Marktplatz beschäftige und stets von irgendetwas Neuem begeistert bin. Gestern wäre
es zum Beispiel eine Kaktusvase gewesen,
die ich wahnsinnig ansprechend fand. In der
letzten Woche war es ein Endlosschal, den
ich unheimlich schön fand, ganz einfach weil
das Wetter so einen kleinen Abwärtsflug in
den Temperaturen genommen hat. Ein paar
Wochen davor waren es handgearbeitete
Holzbretter, die mit einem Brandstempel kleine Symbole drauf hatten. Eine weitere Woche
davor war es ein kleiner Leuchtkasten, der
mit Buchstaben kleine Willkommensnachrichten für Gäste in der Küche anzeigen konnte.
Dementsprechend variiert es sehr stark bei
mir und ich glaube, dass das vielen so geht,
die sich mit Etsy beschäftigen. Sie sehen auf
den ersten Blick ein Produkt, das sie wirklich
anspricht, und denken: „Das ist das tollste
Produkt, das ich jemals gesehen habe!” Und
dann geht man zwei Klicks weiter und entdeckt wieder etwas Neues.
Die Produkte von Etsy zu erleben, ändert natürlich auch die Wahrnehmung sehr. Das heißt:
Man kriegt neue Impulse und neue Anstöße.
Mal sind es sehr schöne Dinge, mal sind es
Dinge, die einem einfach ein sehr gutes Gefühl
geben, manchmal sind es Dinge, die praktisch
sind, wie der besagte Endlosschal, und mal
sind es aber auch Dinge, die ich einfach mit
in mein Zuhause bringe und die mir dieses ein
bisschen schöner machen.
Vor nicht allzu langer Zeit ist Amazon mit
seinem Handmade at Amazon auch hierzulande an den Start gegangen. Inwieweit
spielt das für Etsy eine Rolle?
Arne Erichsen: Amazon ist in diesem Bereich
ein neuer Spieler. Das ist zunächst das erste,
was wir festhalten müssen. Das zweite, was
ich ebenfalls als wichtig empfinde, ist der
Punkt der Authentizität – nicht des Produktes, sondern des Marktplatzes. Nicht nur in
Deutschland oder in den englischsprachigen
Bereichen hat sich Amazon einen Namen
gemacht, wenn es vor allem um die schnelle
Verfügbarkeit von standardisierten Produkten
geht. Ob das Ganze auf den handgemachten
Bereich zu transferieren ist, also auf individuelle und authentische Produkte –, das wird die
Zeit sicherlich zeigen. Im Moment ist es ein
weiterer Beweis dafür, dass das, was Etsy vor
elf Jahren angefangen hat, in der Welt immer
mehr wahrgenommen wird. Amazon ist also
hier in dem Moment elf Jahre hinter uns. Wir
haben eine ganze Menge Erfahrung in diesem
Bereich, die wir nutzen können, und das werden wir auch tun.
32
© etsy.com
Dies ist ein Auszug aus einem ausführlichen
Interview mit Arne Erichsen, Country Manager Germany Etsy Inc. Das vollständige
Gespräch kann im Zuge unseres OnAir-Podcasts auf Soundcloud beziehungsweise iTunes nachgehört werden.
http://ohn.news/27567
TITELTHEMA
Wenn Kunden betrügen
Von Dreistigkeit, vermeintlichen Beweisfotos und Baguettes
© Sergey Nivens/Shutterstock.com
Für Online-Händler ist es ein Graus: Regelmäßig liest man von Betrügern auf Amazon,
von Händlern, die es mit der Verpackung
nicht zu genau nehmen, von Ware, die nie
beim Kunden ankommt. Händler haben dabei oft einen schweren Stand. Dabei sind es
umgekehrt oft die Händler, die mit Betrügern
zu kämpfen haben. Das belegte kürzlich die
Retouren-Studie 2016 des Händlerbundes
und das belegt auch ein Aufruf, den wir
starteten. Wir wollten wissen, mit welchen
Arten des Betrugs Online-Händler kämpfen.
Die Antworten reichen von ärgerlich bis
herrlich kurios.
Eigentlich ist es kein lustiges Thema, denn fast
immer ist es mit viel Aufwand, Nerven und
Umsatzverlust verbunden: Betrug. Unredliche
Kunden sind sehr kreativ dabei, Händler um
ihre Ware zu bringen. Da wird zum Beispiel
vorgegeben, die Ware sei nicht angekommen, obwohl die Paketverfolgung etwas anderes besagt, gern auch mit vermeintlichen
„Beweisfotos“ von leeren Kartons. Da wird
Ware zurückgeschickt, die gar nicht dem ursprünglich gelieferten Produkt entspricht oder
die Zahlung vorgetäuscht und dann auf eine
schnelle Lieferung gepocht, weil es ja sehr
dringend wäre.
33
Masche statt Einzelfall
Und leider handelt es sich längst nicht mehr
um Einzelfälle. Ingo Lefken, der den Online-Shop Delikatess-Express betreibt, beschreibt uns etwa eine beliebte Masche, mit
der er mittlerweile öfter zu tun hat: Neukunden
bestellen Ware für einen eher geringen Betrag,
um erst einmal auszutesten, ob Sie die Ware
tatsächlich bekommen. Normalerweise wird
ein sogenannter Bürgel Score ermittelt, der
feststellt, wie kreditwürdig ein Kunde ist. Dieser Vorgang dauert allerdings etwa 2 Wochen.
Ein Kunde bestellte bei Delikatess Express daher zuerst für 60 Euro, kurz danach für knapp
200 Euro und dann noch einmal auf Rechnung.
Der Kunde war neu und also noch unbekannt.
Die Hoffnung: Die Lieferungen werden rausgeschickt, bevor der Händler merkt, dass die
Rechnung nicht beglichen wird. Im konkreten
Fall wurde die zweite Lieferung dann nicht
mehr verschickt, weil man beim Kontakt mit
dem Kunden auf Granit stieß. Solche Fälle
kommen mittlerweile fast jeden Tag vor. Das
meiste kann man zwar via Inkasso wieder reinholen, Lefken spricht trotzdem von teilweise
bis zu 1.500 Euro Verlust pro Monat.
Ein weiterer Betrug, mit dem er in den vergangenen Wochen gleich dreimal zu tun hatte:
Screenshot aus dem Forum Online-Handel
TITELTHEMA
Kontofälschung. Da haben sich Betrüger tatsächlich die Bankdaten des Unternehmens besorgt und mit diesen Daten Sepa-Lastschriften
beantragt. Im ersten Fall funktionierte dies nur
nicht, weil sich in die IBAN ein Zahlendreher
einschlich, zwei weitere Fälle mit kleineren
Beträgen funktionierten aber. Die Betrüger
kauften mit dem Konto des Shops woanders
ein – ein perfider Trick, der viel zu leicht zu
funktionieren scheint. Auch, wenn das Problem jeweils schnell gelöst werden konnte –
ärgerlich allemal.
Erfahrene Händler erleben viel und entwickeln
ein Näschen für Betrüger – Gott sei Dank. Oft
bleiben dann kuriose Geschichten zurück. Wie
etwa der Kunde, der Laufschuhe nach einem
halben Jahr wieder zurückschicken wollte,
weil sie nicht mehr so gut aussahen. Oder der
Online-Händler, der uns bei Facebook schrieb,
dass er sich für sein Rentenalter eine Sammlung der kuriosesten Geschichten archiviert –
in denen es dann schon mal um Baguettes,
große Plätze und Besteigungen geht.
Betrügern zuvorkommen
Aber auch, wenn durchaus Anekdoten zurückbleiben, betrügerische Kunden sind stets
ein Ärgernis und die Täter scheinen sich ak-
tuell zunehmend zu professionalisieren. Daher
sollten Händler stets auf der Hut sein. Fragen
Sie lieber zweimal beim vermeintlichen Kunden nach, wenn Ihnen bei Bestellungen etwas
merkwürdig vorkommt. Lassen Sie sich nicht
von “Beweisfotos” auf falsche Fährten locken
und versenden Sie im Zweifel immer erst nach
Geldeingang. Es kann auch eine Lösung sein,
Bezahlmöglichkeiten wie den Rechnungskauf
nur für Bestandskunden anzubieten. Und, ganz
wichtig, werden Sie doch einmal übers Ohr
gehauen, dann holen Sie sich rechtlichen Beistand. Spätestens die Androhung von “rechtlichen Schritten” sorgt bei den meisten Betrügern oft für ein plötzliches Umdenken. (cp)
34
MAGAZIN
E-COMMERCEGLOSSAR
SHOPSYSTEM
API
Ein Shopsystem ist die Software-Grundlage von Online-Shops und bildet somit das
Gerüst, welches modular erweitert werden
kann. Es existieren unterschiedliche Varianten – von einfach bis komplex – und grundlegend drei Kategorien: Open-Source (offener
Quellcode), Kauf- sowie Miet-Software. Zu
den gängigen Shopsystem gehören z. B.
Shopware, Magento und Gambio.
Kurzform für “Application-Programming-Interface” (“Schnittstelle zur Anwendungsprogrammierung”, ugs.: “Programmierschnittstelle”). Eine API ist ein Code, der es zwei
Programmen ermöglicht, miteinander zu
kommunizieren, und spielt im E-Commerce
eine wichtige Rolle beim Transfer von Informationen zwischen einem Online-Shop und
verschiedenen Dienstleistern.
FINDE DIE FEHLER
Finden Sie die 5 Fehler auf folgender Bestellübersichtsseite:
-aufgeben
www.website.de/bestellung
UFGEBEN
igieren.
en Daten und Artikel zu korr
BESTELLUNG ngAhab
, die von Ihnen eingegeben
Buttons
en Sie hier die Möglichkeit
r durch Drücken des BestellBestellu ng
beenden ode
Vor dem Absenden Ihrer
en des Browser-Fensters
Sie jederzeit durch Schließ
Den Bestellvorgang können
abschließen.
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en der
und erkläre mit dem Absend
nis.
Bestellung mein Einverständ
/das
Die Widerrufsbelehrung(en)
habe
Muster-Widerrufsformular
en.
ich zur Kenntnis genomm
ZAHLWEISE
VERSANDART
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Gesamtpreis:
46,97€
N
ELLE
LEN
BEST
BESTEL
LÖSUNG – 5 FEHLER AUF DER BESTELLÜBERSICHTSSEITE
1: Die Zustimmung zu AGB und Widerrufsbelehrung ist nicht über ein Pflichtfeld erforderlich und der Hinweis sollte sich oberhalb der Artikelübersicht befinden. – 2: Für jedes Produkt
müssen die wesentlichen Merkmale genannt werden. T-Shirt: z. B. Farbe, Material, Hersteller, Größe. – 3: Beim Abhaken der Akzeptanz der Datenschutzerklärung würde der Kunde
gleichzeitig die Einwilligung zum Erhalt des Newsletters abgeben, was unzulässig ist. – 4: Unternehmer (nicht Kleinunternehmer) haben den Mehrwertsteuerbetrag auszuweisen.
– 5: Die Bezeichnung „Bestellen“ ist unzulässig.
35
MAGAZIN
– KOLUMNE –
SHOPPING-EXZESSE
In der Reihe Shopping-Exzesse äußert
sich Autorin Julia Ptock monatlich zum
Einkaufsverhalten und sinniert über den
Nutzen, den Online-Händler daraus ziehen können. Diesen Monat lautet das
Motto: Nach Weihnachten ist vor Weihnachten.
Ü
ber 91 Mrd. Euro haben die Deutschen dieses Jahr für Weihnachtsgeschenke springen lassen – knapp
vier Mrd. mehr als 2015. Das durchschnittliche Weihnachtsgeschenke-Budget lag bei
280 Euro. Der Handel zeigt sich zufrieden.
Und nicht nur in den Ladengeschäften, sondern auch online ging es gut zur Sache –
immerhin entfielen ganze 14 Prozent (!) des
Weihnachtsgeschäfts auf den Online-Handel. Da kann man schon mal klatschen.
Oder auch nicht. Seit 2009 ist das gerade
einmal eine Verdopplung. Nicht mehr. Die
Leute kaufen lieber stationär. Gründe dafür
nennen die Analysten von Ernst & Young:
Die direkte Verfügbarkeit ist DER Vorteil des
stationären Handels! Same Day wird erst in
den nächsten Jahren wirklich relevant und
vielleicht auch flächendeckend verfügbar.
Aber die anderen Argumente wie „besse-
re Beurteilung der Ware“, „gute Beratung“
oder „keine Versandkosten“ dürften 2016
kein Grund mehr sein, warum die Leute sich
lieber in nasskaltes Herbst-Winter-Wetter
begeben, als entspannt vom Sofa aus zu
shoppen. Der Online-Handel steckt doch
nicht mehr in den Kinderschuhen. Wir
wissen doch, wie man die Kunden glücklich macht. Und ernsthaft: Versandkosten?
Muss das sein? Muss man sich den wirklich selbst ein Bein stellen?
Deshalb liebe Händler, tut euch den Gefallen und perfektioniert eure Artikelbilder
und -beschreibungen und reduziert die
Versandkosten so weit wie möglich. Ich
wette, dass dann die weihnachtlichen
Online-Umsätze steigen und nicht irgendwo bei mageren 14 % liegen werden. In
diesem Sinne: Nach Weihnachten ist vor
Weihnachten.
KENNT IHR SCHON...?
Name: Cadopi
Bedeutung des Namens: Cats, Dogs und die Kreiszahl Pi, eine runde Sache,
wenn es um Tierzubehör geht
Slogan:
Auktionen rund um das Tier
URL:www.cadopi.de
Gründung: 3.11.2016
Spezialisierung: Tierzubehör
Anzahl Händler: 73
Anzahl Produkte:
über 600 laufende Auktionen
Besonderheiten: Das Verkaufen ist bei Cadopi komplett kostenlos.
Angebote richten sich an Tierhalter.
ZAHLEN, BITTE!
Bei
ZWEI VON DREI
Händlern (65 Prozent) liegt die
Retourenquote bei bis zu
10 PROZENT,
bei 13 Prozent sogar bei null oder fast null.
– Ergebnisse der EHI-Studie
„Versand- und Retourenmanagement im
E-Commerce 2016“ –
ZITAT
„Der Anspruch, so groß und mächtig zu werden wie Amazon oder Alibaba, wäre bei jedem
deutschen Unternehmen überzogen. Das kann
Otto als Familienunternehmen nicht schaffen.
Aber Otto weiß das auch und ist erfolgreich
dabei, Nischen zu besetzen, die Amazon und
Co. nicht bedienen können oder wollen.“
E-Commerce-Experte Gerrit Heinemann über die Otto Group zum Antritt
von Alexander Birken als neuer Vorstandsvorsitzender der Otto Group in der
WitschaftsWoche © Pressefoto www.zukunftdeshandels.de/experten
36
BRANCHENTRENDS
„Erst wenn die gesamte Kuh verkauft ist, wird sie geschlachtet.“
Kauf ne Kuh setzt auf natürliches Fleisch aus artgerechter Haltung
Frische Lebensmittel über das Internet zu
verkaufen, kann für Händler in Deutschland
ein großes Risiko sein. Bei vielen Kunden
scheint die Skepsis noch immer recht tief
verankert, schnell Verderbliches online zu
bestellen. Doch die Online-Branche hofft
auf einen Umschwung und Rückenwind
durch junge, engagierte StartUps. Eines
dieser StartUps ist „Kauf ne Kuh“: Dabei
wollen die Gründer nicht einfach nur Fleisch
auf dem Online-Weg vertreiben, sondern
„richtig gutes Rindfleisch“ aus sicherer
Herkunft und artgerechter Haltung anbieten – von Bauern, denen das Tierwohl am
Herzen liegt. Und ganz nebenbei wird der
Wegwerfmentalität die Stirn geboten.
Den richtigen und entscheidenden Durchbruch
hat das Online-Lebensmittel-Segment leider
noch nicht geschafft. Doch tatenlos ist die
Branche nicht. Immer mehr Unternehmen wagen den Schritt aufs E-Food-Parkett, eröffnen
entsprechende Online-Shops oder erweitern
ihre digitalen Sortimente um Lebensmittel.
Die Königsdisziplin ist dabei natürlich nicht
der Handel mit Konserven oder Dauerwaren,
37
sondern natürlich der Verkauf von frischen und
schnell verderblichen Lebensmitteln. Ein junges Unternehmen, das genau diese Königsdisziplin meistern möchte, ist Kauf ne Kuh.
Kaufnekuh.de basiert auf dem Prinzip des
sogenannten „Crowdbutching“: Dies ist
eine Kombination aus dem englischen Wort
„Crowdfunding“ – nur, dass man sich hier eben
nicht an einem Unternehmen, sondern an einer Kuh beteiligt – und dem Wort „butching“,
was „schlachten“ bedeutet. Es geht also darum, dass über den Shop mehrere Menschen
zusammenkommen, um gemeinsam eine
Kuh (bzw. die Teile einer Kuh) zu kaufen. „Erst
wenn die gesamte Kuh verkauft ist, wird sie
geschlachtet“, erklärt Kauf ne Kuh-Geschäftsführer Berend te Voortwis im Interview. Dies
sorgt dafür, „dass die komplette Kuh – vom
Kopf bis zum Schwanz – verwendet wird und
nichts von dem edlen Tier verloren geht“,
schreibt das Unternehmen auf seiner Website.
Schon früher haben sich Menschen häufig gemeinschaftlich eine Kuh gekauft, um ihr Fleisch
zu teilen. Mit dem Konzept können die Gründer
also auf eine lange Tradition zurückblicken.
Sobald die Kuh komplett verkauft und geschlachtet wurde, lässt das StartUp das
Fleisch 14 Tage reifen. Erst dann wird es
verarbeitet und verschickt. Durch diese Prozesse liegen zwischen der Bestellung und der
Lieferung circa vier Wochen – das mag dem
einen oder anderen zwar vergleichsweise
viel erscheinen, doch dafür wird den Kunden
die Sicherheit der Herkunft garantiert: Beim
Kauf können sie nämlich den Ort einsehen,
an dem die Kuh lebt und welche Ohrnummer
sie besitzt. Kauf ne Kuh verweist darauf, dass
das Fleisch zu 100 Prozent natürlich ist, keine E-Nummern verwendet und weder Zucker
noch Farb- oder Konservierungsstoffe zugeführt werden. „Deine Kuh hat jahrelang ein
gutes Leben gehabt bei einem Bauern, dem
das Tierwohl sehr am Herzen liegt – und das
schmeckst du auch!“, heißt es auf der Website weiter.
Und genau diese Sicherheit war auch der Anstoß für die Gründung von Kauf ne Kuh – genauer gesagt war es das Fehlen einer solchen
Sicherheit: Denn wie Berend te Voortwis weiter erzählt, hat sein Geschäftspartner Yvo van
Rijen die Gewissheit der Fleischherkunft in
Geschäften vergeblich gesucht: „Die Idee zu
diesem neuen Konzept kam ihm eines Tages
beim Einkauf im Supermarkt. Bei der genaueren Betrachtung der Fleischprodukte fiel ihm
auf, dass Verbraucher nicht erkennen können,
woher das Fleisch eigentlich stammt. Das
wollte er ändern und kam mit seiner Idee auf
mich zu – ich war sofort begeistert.“ Gemeinsam haben sie dann ihr Online-Fleisch-Projekt
in den Niederlanden begonnen. Im September 2015 wurde dann auch der Shop in
Deutschland gestartet.
Die Philosophie lautet seitdem: „Iss weniger
Fleisch – und wenn du welches isst, dann
nur gutes und rückverfolgbares Fleisch.“ Das
© Lisovskaya Natalia/Shutterstock.com
Fleisch essen! – Aber mit Sinn und
Verstand
BRANCHENTRENDS
Team von Kauf ne Kuh hat es sich zur Aufgabe gemacht, Konsumenten und Erzeuger
(also die Bauern) wieder näher zusammenzubringen und die Wertschätzung des Fleisches zu steigern. „Unser Ziel ist es, dass die
ßerdem mit sechs Landwirten zusammen,
die in Süddeutschland ansässig sind und von
deren Bauernhöfen die online angebotenen
Kühe stammen. Auch die Verarbeitung des
Fleisches wird in Süddeutschland vorgenommen, wobei man auf die Hilfe und Kompetenz
eines Schlachter- und eines Metzgerpartners
zurückgreift.
Crowdbutching: Das Interesse ist da
Doch auch der Start von Kaufnekuh.de verlief
nicht ohne Stolpersteine. „Als wir in Deutschland mit Kaufnekuh.de gestartet sind, war es
recht schwierig, einen Metzgerpartner zu
finden, der unsere Ansprüche erfüllte.“ Das
Team suchte jemanden, der nicht nur die unterschiedlichen Rindfleischprodukte für die
Pakete produzieren, sondern eben auch das
Verpacken und Verschicken der Pakete in die
Hand nehmen konnte. Die Suche nach dem
entsprechenden Partner nahm einige Zeit in
Anspruch. Als diese Hürde jedoch genommen war, konnten die Geschäfte in Deutschland starten.
Kauf ne Kuh-Geschäftsführer Berend te Voortwis
Menschen Rindfleisch wieder auf bewusste
und verantwortungsvolle Weise genießen
können“, so te Voortwis weiter.
© Kauf ne Kuh – Screenshot von Webseite
Das Team von Kauf ne Kuh zählt aktuell drei
Mitarbeiter, die sowohl das Management
als auch den Verkauf in die Hand nehmen.
Mittlerweile arbeitet das Unternehmen au-
Und die Reaktionen sprechen für sich: Sowohl
in den Niederlanden als auch in Deutschland
komme das Konzept sehr gut an. „Es zeigt
sich, dass die Menschen viel Wert darauf
legen genau zu wissen, woher ihr Fleisch
kommt. Unser Angebot wird gut angenommen
und zieht großes Interesse auf sich. Wir hoffen, dass unser Kundenstamm weiter wächst
und zukünftig noch mehr Menschen ihr Rindfleisch bei Kaufnekuh.de bestellen.“
Dabei könnte sich vermuten lassen, dass sich
besonders „Ökos“ oder „Bio-Fanatiker“ von
dem Angebot angezogen fühlen. Doch wie
uns Gründer Berend te Voortwis erzählt, ist
die Zielgruppe des Unternehmens viel breiter
aufgestellt. Prinzipiell bestellen Menschen,
„die ein Bewusstsein für Tierwohl und eine
gesunde, ausgeglichene Ernährung haben,
und die wissen wollen, woher ihr Fleisch
kommt“. Schaut man auf die regionale Verteilung der Kauf ne Kuh-Kunden, so kommen die
meisten aus Ballungsgebieten und Städten in
ganz Deutschland.
Auch der Verkauf anderer Tiere
wäre denkbar
Mit Blick auf die Zukunft haben sich die Macher vorgenommen, das Angebot von Kauf
ne Kuh bekannter zu machen, das Konzept
noch stärker in Deutschland zu etablieren und
„noch mehr Kunden dafür zu begeistern.“ Um
dies zu erreichen, sei es auch denkbar, das
Angebot zu erweitern. So wurde das deutsche Sortiment erst vor Kurzem um Bio-zertifiziertes Rindfleisch ergänzt. Doch über kurz
oder lang sei es auch denkbar, das Crowdbutching auf andere Fleischsorten auszuweiten, beispielsweise auf Schweinefleisch oder
Geflügel.
Auch Content- und Serviceleistungen des
Unternehmens dürften dabei helfen, dass
potenzielle Kunden vom Angebot überzeugt
werden: So finden sich auf der Website
beispielsweise die Vorstellungen der einzelnen
Partner-Bauern,
wodurch zusätzliches
Vertrauen geschaffen
wird. Daneben punktet die Online-Präsenz
durch Rezept- und
Zubereitungsvorschläge und bietet interessierten Käufern auch
einen „KuhPon“, also
einen Gutschein zum
Verschenken. – Eine
neckische Idee, die
zeigt, dass man auch in
Sachen Marketing gut
aufgestellt ist. (tp)
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40
AUS DER PRAXIS
HABEN SIE AUCH EINE
RECHTSFRAGE AN UNSERE
JURISTEN?
Wir wurden gefragt
Sind Cookie-Banner verpflichtend?
Auf kaum keiner Webseite fehlen sie, die
sich unermüdlich ins Sichtfeld schiebenden Banner, mit denen kryptischen über die
Nutzung von Daten durch Cookies informiert
und der um Klick eines „OK“ bittet.
Internetseiten, die Cookies (= kleine Textdateien, die auf dem Rechner abgelegt werden
und vom Browser gespeichert werden) verwenden, sollten über deren Einsatz unbedingt
ein Wörtchen in der Datenschutzerklärung verlieren, um den Webseitenbesucher transparent aufzuklären. Seit einiger Zeit verwenden
jedoch zahlreiche nationale und internationale
Webseiten ein kleines Extra: Cookie-Banner,
die über verwendete Cookies informieren und
um Zustimmung bitten.
Europäische Cookie-Richtlinie
Zwar gibt es auf europäischer Ebene die sog.
Cookie-Richtlinie (2009/136/EG), die europa-
41
weit einheitliche Grundlagen für Cookies bezweckt und den Einsatz von Cookies von einer
„informierten Einwilligung“ abhängig macht.
Praktisch bedeutet dies, dass der Nutzer genau aufgeklärt werden muss, welche Daten
von ihm eingesammelt, gespeichert und zu
welchem Zweck verwendet werden. Wie diese Einwilligung genau eingeholt werden muss,
legt die Richtlinie selbst gar nicht fest.
Deutsches Recht ausreichend?
Die Cookie-Richtlinie wurde aber nie in deutsches Recht umgesetzt und hat hierzulande
keine direkte Geltung erlangt. Dies sei nach
Auffassung der Bundesregierung wegen der
aktuell schon ausreichenden Gesetzeslage
auch gar nicht notwendig. Auch die europäische Kommission teilt die Auffassung der Bundesregierung und hat die aktuelle deutsche
Rechtslage als ausreichend bestätigt. Wie die
Verwendung von Cookies daher aktuell rechts-
Dann schreiben Sie
uns an:
redaktion@
onlinehaendler-magazin.de
Ausgewählte Fragen werden
von uns beantwortet.
sicher umsetzbar ist, ist unklar, solange sich
die Bundesrepublik nicht näher zur Umsetzung
äußert.
ANTWORT:
Über die Antwort streiten sich Datenschützer, Politiker und Juristen derzeit noch. Webseitenbetreiber, die die Möglichkeit haben,
den Banner einzusetzen, sollten diese auch
nutzen. Gefahr von Sanktionen läuft man
als Händler aber nicht, wenn man die Banner nicht einsetzt. In jedem Fall gehört eine
Klausel zu verwendeten Cookies in die Datenschutzerklärung. (yb)
MEINE MEINUNG │ VORSCHAU
Der „Missing Link“ im OnlineHandel: Conversational Commerce
von Marcus Greven
In Deutschland sind die Top-Online-Shops
mittlerweile in Sachen Usability und Customer Journey gut optimiert. Kacheloptik,
große Bilder, einfache Drop-Down-Menüführung und Suchfunktion, Emotional Storytelling, detaillierte Produktinformationen,
One-Page-Checkout, die wichtigsten Bezahlmethoden aus Kundensicht zur Auswahl –
um nur ein paar Punkte zu nennen. Im
Grunde sind alle Shops bestens aufgestellt,
damit der Online-Kunde ein einfaches und
schönes Kauferlebnis vorfindet. .
Es wird viel für Marketing investiert, um
Traffic auf den Online-Shop zu lenken, aber
dennoch liegt die Konversionsrate im E-Commerce im Schnitt in Deutschland immer noch
nur bei zwei bis drei Prozent. Im guten Fachhandel mit geschulten Verkäufern kauft von
zwei bis drei Besuchern im Schnitt einer. Ein
Traum für Online-Shops! Wie kommt das?
Nun, trotz aller Optimierungen ist der Kunde beim
Online-Shoppen letztendlich alleine. Braucht
er Hilfe oder Beratung, so muss er selber aktiv
werden und die Kunden-Hotline anrufen, die
FAQs lesen oder ein Kontaktformular ausfüllen.
Laut einer idealo-Kundenservice-Studie bieten
zum Beispiel gerade einmal 14 Prozent der untersuchten Online-Händler in Deutschland einen
Chat an. Von Kundenservice via Social Media
und Messaging-Kanälen ganz zu schweigen. Da
sind uns andere Länder mal wieder weit voraus,
ich denke nur an WeChat in China.
Aber 83 Prozent der Online-Shopper geben an,
dass sie sich Unterstützung und Beratung auch
beim Online-Einkauf wünschen. Warum wird
trotz aller Studienergebnisse dieses immense
Potenzial nicht von den Online-Shops genutzt?
Genau da setzt der „Conversational Commerce“ an. Ein Begriff, den Chris Messina von
UBER Anfang 2016 in einem "Medium"-Artikel prägte. Die Kunden sind heutzutage durch
die Verbreitung der Smartphones und Tablets
ständig online, egal wo sie unterwegs sind.
Und sie erwarten, dass sie mit den Unternehmen auch überall kommunizieren können.
Marken haben neben Online-Shops auch
Facebook- und Twitter-Seiten, aber echten,
proaktiven Kundenservice bieten sie nicht,
obwohl sich gerade dadurch auch online
Konversionsraten wie im Fachhandel erzielen
lassen. Der gute Fachverkäufer erkennt, wann
der Kunde Beratung braucht.
Und auch online kann man Chat und Messaging so zielgerichtet einsetzen, dass man den
Kunden proaktiv im richtigen Moment an-
sprechen und ihn dann bis zum Kaufabschluss
begleiten kann. Damit lassen sich auch online
Konversionsraten von 20 bis 30 Prozent erreichen. Genau das ist der „Missing Link“ im
Online-Handel: die proaktive Konversation mit
dem Kunden, die persönliche Kaufberatung,
überall, jederzeit!
Marcus Greven ist seit 2004 im E-Commerce,
seit 2006 speziell im Bereich E- Payment unterwegs. 2006 bis 2010 bei ClickandBuy tätig, verantwortete er ab 2011 bei Klarna den Aufbau
des deutschen Key-Accounts-Teams. Von 2012
bis August 2015 bei Klarna als Director Sales
Networking & Strategic Partnerships. Seit August 2016 ist er als Channel Sales Manager bei
iAdvize für den Aufbau des Partner-Netzwerks
in den Bereichen Consulting, Web-Agenturen, Technologie und Contact & Call Center in
Deutschland verantwortlich. Marcus Greven
gehört zu den 50 einflussreichsten Managern
und Investoren im deutschen Online-Handel,
denen man auf Twitter folgen sollte: https://
twitter.com/GrevenMarcus
Das lesen Sie in der nächsten Ausgabe:
• Wie verkauft man einen Online-Shop?
• Tipps für den Handel mit digitalen Gütern
• Teilen und mieten als Online-Business
Die nächste Ausgabe erscheint Anfang Februar.
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