Die Figur zeigt Maximilian nach einem Holzdruck Burgkmairs 1508

Werbung
Die Figur zeigt Maximilian nach einem Holzdruck Burgkmairs 1508 als gerade
erwählten Kaiser, Alan Ball hat die Modellierung in 90mm durchgeführt.
Maximilian I. von Habsburg (1459-1519)
Maximilian wurde am 22.März 1459 in Wiener Neustadt geboren, seine Mutter war
Eleonore, eine portugiesische Prinzessin, zierlich, schön und sehr energisch in Ihrer
Art, sein Vater Kaiser Friedrich III ein sehr gelehrter, besonnener, zurückgezogener
Mensch, stattlich anzuschauen, aber alles andere als wagemutig. Seine mangelnde
Tatkraft, die übertriebene Besonnenheit bescherte ihm noch zu Lebzeiten den
Beinamen ‚oberste Schlafmütze des Reiches’.
Nachdem Friedrich III 1452 Kaiser geworden war, fiel kurze Zeit darauf 1453
Konstantinopel an das Osmanische Reich, eigentlich für einen Kaiser ein klares Ziel,
diese heilige Stadt wieder unter christlichen Einfluß zu bringen. Doch Friedrich war
nie sehr auf Krieg aus, außerdem wußte er sicherlich, daß dazu andere eher
geeignet waren, so entschied er öffentlich, daß sein erster Sohn dazu beauftragt
werde, Konstantinopel wieder zu befreien.
1459 war es soweit, der männliche Nachkomme wurde geboren, doch die
Namensgebung war noch nicht klar, wollte Friedrich den Heiligen Georg als
Namensgeber heranziehen, der Patron der Kreuzfahrer war, wollte Eleonore lieber
Konstantin, als klare Vorgabe zur Zielsetzung Konstantinopel.
Man einigte sich auf den Heiligen Maximilian, da dieser der Schutzheilige der Stadt
Konstantinopel war und somit ein würdiger Namenspatron.
Maximilian hatte die blonden Haare und die Nasenform seines Vaters, seine
Mentalität war ein Gemisch aus beiden, war er auch sehr hartnäckig im Verfolgen
seiner Ziele, hatte er dennoch das lebhafte Temperament seiner Mutter zu deren
Durchsetzung.
Die frühe Kindheit und Jugend Maximilians war geprägt durch eine große Liebe zur
Mutter, dem ewigen Geldmangel und der Unentschlossenheit seines Vaters, die
Flucht vor dem Pöbel aus Wien, woraus auch eine gewisse Abneigung Maximilians
zu dieser Stadt herrührte.
Friedrich mußte sich gegen seinen Bruder Albrecht erwehren, auch gegen den
starken König von Ungarn, Matthias Corvinus, der später noch Wien bis zu seinem
Tod 1490 besetzen konnte.
Maximilian war in seiner Kindheit durch den frühen Tod seiner Mutter und die
fragwürdigen Lehrmethoden seiner Lehrer sehr gehemmt, er konnte keinen
zusammenhängenden Satz von sich geben, sein Vater sagte mit sichtlicher Sorge
öffentlich den Kurfürsten, daß sein Sohn wohl blöde sei, dies war für den älter
werdenden Kaiser um so trauriger, da er für seinen Sohn eine gelehrte, gute
Ausbildung vorsah.
Maximilian erklärte später selbst diese Periode als eine Zeit, in der er beobachtete,
lernte und alles aufnahm, was er später gebrauchen konnte.
1471 auf einem Reichstag kam er das erste mal öffentlich in Berührung mit der
großen höfischen Welt und überraschte alle Fürsten, Diplomaten, und natürlich
seinen Vater mit einer glänzenden Rede. Seine Sprachgewandtheit und Redekunst,
war von nun an ein Vorteil für ihn, die er auch immer nutzte. Ganz genau erklären,
was vor dieser Zeit der Grund für seine nach außen hin gezeigte ‚tumbe’ Art war,
kann man wohl nicht mit Sicherheit beantworten, vor allem die überraschende
Wende, zu der kein voriges Anzeichen vorhanden war.
Von nun an war es ihm ein Anliegen, sich in allen Belangen zu bewähren, ob geistig
oder körperlich.
Er wurde der wagemutigste Jäger, stieg Berge hinauf um eine Gams zu schießen,
wo sich kein Waidmann hinauf traute, übte sich in Waffenkunst, Handwerk und der
Wissenschaft, er wollte universell gebildet sein, diese Einstellung und Lebensweise
schon klar in die Renaissance weist, auch wenn Traditionen geliebt wurden.
Dennoch war das Rittertum absolutes Ideal für Maximilian, und sein Treffen mit dem
Großen Herzog Karl von Burgund aus dem Hause Valois 1473 in Trier sicher der
erste und auch wichtige Höhepunkt für ihn.
Hier lernte er die Pracht und die Macht eines wohlhabenden Fürsten kennen, der zu
seiner Freude und Erstaunen sehr umgänglich war, ihn am Arm nahm und
herumführte, ein vollendeter Ritter.
Diese spontane wirkliche Zuneigung beruhte auf Gegenseitigkeit, auch wenn vom
burgundischen Herzog klar auch politische Ziele damit verfolgt wurden.
Einige tausend Ritter voll geharnischt hatte Karl der Kühne nach Trier mitgebracht,
auch seine ganze, moderne einige Hundert Rohre zählende Artillerie die dem
‚Jungen’ vierzehnjährigen Maximilian besonders gefiel.
Karl wollte ein großes Bündnis mit Kaiser Friedrich um ein eigenes Königreich zu
errichten, oder wenigstens ein Königreich im Römischen Kaiserreich. Um das
Bündnis zu besiegeln, war eine Heirat der einzigen Tochter Karls, Maria mit dem
Erzherzog Maximilian von Habsburg vorgesehen.
Friedrich wollte nur die Heirat Maximilians mit Maria zustandebringen mit immerhin
Zugeständnis für Karl zu der Königskrone innerhalb des Heiligen Römischen Reichs.
Der junge Maximilian galt als vollendeter Prinz, lange, blonde Haare (nicht zu lang,
wie ein burgundischer Chronist vermerkte, da allzu lange Haare als
bäuerlich/deutsch galten) er wurde als ‚schön’ beschrieben; schlank, breite Schultern,
die Haartracht, auch das energische, schmale Gesicht mit der Habsburgernase
waren für einen jugendlichen, zukünftigen Herrscher sicher vorteilhaft.
Auf jeden Fall verliebte sich die zwei Jahre ältere Maria sofort in ihren zukünftigen
Bräutigam, Maximilians Interessen dürften in dieser Zeit aber ausschließlich den
Turnieren, den Waffen und den vielen Rittern gegolten haben.
Das ganze Gefolge Friedrichs und er, der ewig pleite Kaiser selbst waren sehr
beeindruckt von dem Reichtum, die Organisation und die zur Schau gestellte
Großzügigkeit der Burgunder auch gegenüber dem Kaiser.
Eine Heirat wurde noch nicht beschlossen, da Karl immer größere Forderungen
stellte, und Friedrich aber hartnäckig in seiner Position blieb.
Alles in Allem muß man objektiv betrachtet schon sagen, daß Friedrich III. immer das
Beste aus seinen spärlichen Möglichkeiten machte, seine vorhandene Intelligenz,
bedingungslose Hartnäckigkeit und klaren Vorstellungen übergeordneter,
langfristiger Ziele machten den Geldmangel und die nicht vorhandene Machtposition
im Reich letztendlich mehr als wett.
Immerhin kam 1476 die Verlobung Marias mit Maximilian in Lausanne zustande.
1477 fiel Herzog Karl von Burgund vor Nancy, sein einziges Kind Maria hatte er als
Nachfolger bestimmt, der französische König Ludwig XI, auch die flämischen Stände
(zu Burgund gehörend) zweifelten die Legitimität einer Frau an, oder wollten
zumindest mehr Freiheiten. Maria, eigentlich Liebling im eigenen Land wurde faktisch
arrestiert, Franzosen plünderten burgundische Grenzgebiete, besetzten Teile
Altburgunds.
Daß der als reichste, militärisch mächtigste Herrscher Europas geltende, nur ‚Der
Große Herzog’ genannt, gegen Schweizer Aufgebote kläglich verloren hatte war in
gewisser Weise ein Schock für alle europäischen Fürsten gewesen.
Kurz vor seinem Tod hatte Karl testamentarisch verfügt, daß Maria Maximilian von
Habsburg heiraten, dieser die burgundischen Länder bis zum nächsten erblichen
Nachfolger regieren solle.
Dies umfaßte ein Gebiet vom Jura über die heutigen Benelux-Staaten, ein großes
Gebiet genau zwischen Frankreich und dem Reich, wirtschaftlich gerade die
Niederlande mit am stärksten in Europa.
Da Maria sehr in Bedrängnis geriet rief sie sofort Maximilian persönlich zu Hilfe, für
den dies doch recht überraschend kam, er ließ die Jagd, auf der er sich befand
bleiben und eilte sozusagen mittellos über den Rhein nach Flandern seiner Herzogin
entgegen.
Sein Vater konnte ihm nicht einmal Reisegeld zur Verfügung stellen, da dieser im
Osten gegen die Ungarn beschäftigt war.
Maria wußte von den finanziellen Schwierigkeiten Maximilians und ließ ihm
ausreichend Mittel zukommen, damit er überhaupt die Reise vollenden konnte.
Als jugendlicher Held wurde er auch sogleich in den burgundischen Gebieten
begrüßt, ganz Europa war von dem aus heutiger Sicht romantischen Entschluß
Maximilians beeindruckt. Die Hochzeit wurde auch sofort 1477 geschlossen, die
burgundische Ritter vom Goldenen Vlies ernannten Maximilian zum neuen
Großmeister des Ordens, da die Stelle seit dem Tod Karls des Kühnen vakant
gewesen war. So fiel auch dieser wohl berühmteste der weltlichen Ritterorden an das
Haus Habsburg.
Eine Auseinandersetzung mit dem seit dem Ende des Hundertjährigen Krieges
erstarkenden Frankreich war unabwendbar.
Durch diese Heirat war von nun an eine Jahrhunderte lange Feindschaft zu
Frankreich entstanden.
Ludwig XI von Frankreich, eigentlich wann es immer ging einem Krieg ausweichend,
mußte nun reagieren, da Maximilian sofort ein Heer in Flandern aushob, nach
Schweizer Art bewaffnet und geschult, auch mangels ausreichender Ritter.
Schon hier zeigte sich ein Organisationstalent Maximilians, gerade in schwierigen
Lagen.
Bei Guinegate kam es 1479 zu einer großen Schlacht in deren Verlauf Maximilian
selbst vom Pferd stieg, einen Langspieß in die Hand nahm und sich in die erste
Reihe des gemeinen Fußvolks stellte und dies auch seinen Rittern befahl.
Durch diese Aktion bekam er auch sofort große Sympathien beim Fußvolk und man
konnte das französische Ritterheer, das prächtig ausstaffiert war, schlagen.
Doch der Sieg war nicht kriegsentscheidend, er zog sich noch viele Jahre
wechselhaft dahin, immerhin gewann Maximilian den Ruf des besten europäischen
Feldherrn, den er bis zu seinem Tode nicht mehr los wurde, obwohl die Erfolge nicht
immer positiv waren.
Durch die Bildung eines hier zwar flandrischen Fußvolks war eine neue Infanterieart,
die der Landsknechte geboren worden, als Gegenpol zu den rein schweizerischen
Reisläufern.
Wann immer es ging, verbrachte er seine Zeit mit seiner Frau Maria, es war eine
richtige Liebesehe, beide hatten gemeinsame Interessen, sie gingen auf die Jagd,
zusammen aufgestanden wurde erst um neun Uhr morgens, für Maximilian anfangs
recht ungewohnt, aber dadurch war auch schnell für Nachwuchs gesorgt.
Zuerst der Sohn Philipp, der später König von Kastilien werden sollte und die Tochter
Margarethe, eine der talentiertesten aller Habsburgerinnen, was politische Geschäfte
anbelangt.
Das burgundische Hofzeremoniell, ja die ganze Kultur wurde von den Habsburgern
übernommen und beeinflußte Europa nachhaltig. Auch ein einheitliches
Steuersystem, das Herzog Karl entwickelt hatte wurde übernommen, sowie in großen
Zügen der ganze gut durchdachte Staatsapparat, der auch ein getrenntes
Staatsvermögen von dem des Regenten vorsah, für damals eine außerordentlich
fortschrittliche Neuerung.
Maximilian lernte die Sprache seiner Frau, die Kinder wuchsen auch in französischer
Sprache auf, überhaupt war Maximilian sehr weltoffen, wann immer es ging lernte er
die Sprachen anderer Länder um sich selbst mit Gesandten unterhalten zu können,
wichtig für ihn war, daß er alle acht Sprachen seiner eigenen Ländereien sprechen
konnte.
Schließlich war Maximilian zum Burgunder geworden.
Doch das Glück war von kurzer Dauer. 1482 bei einer gemeinsamen Jagd hatte
Maria einen Reitunfall, an dessen Folgen sie zwei Wochen später starb. Dieser
Schlag und die verlorene einzige Liebe begleitete Maximilian sein ganzes weiteres
Leben.
Sofort wurde er als Fremder in Burgund behandelt, die niederländischen Stände
forderten Vormundschaft über die Kinder Maximilians. Schließlich sah er sich im
gleichen Jahr noch genötigt den Frieden von Arras zu unterzeichnen, der den
Ständen die Vormundschaft über Philipp und dem französischen König die von
Margarethe zusicherte, die außerdem auch gleich mit dem französischen Prinzen
Karl verlobt wurde. Einige Regionen des südlichen Burgunds mußten an Frankreich
abgetreten werden.
Er war allem beraubt worden, was er geliebt hatte.
Eigentlich alle flämischen Gebiete wagten nun mit Unterstützung Frankreichs den
Aufstand, der einen immer auflodernden Konflikt nach sich führte und ganze
Landstriche verwüstete.
1485 konnte Maximilian immerhin erreichen, daß sich Brügge und Gent unterwarfen
und seinen Sohn wieder der väterlichen Vormundschaft zurückgaben.
Überhaupt war es immer ein habsburgischer Vorteil gewesen, daß eine starke,
zuverlässige oft sogar liebevolle Familienbande bestand.
Inzwischen hatte 1485 Friedrich III seine Hauptstadt Wien mit Österreich und der
Steiermark an Matthias Corvinus verloren, er wurde der Kaiser, der auf dem
Ochsenkarren umherzog.
Da der Vater tatsächlich auf Unterstützung angewiesen war, mußte Maximilian ihm
zu Hilfe kommen, allerdings wurde vereinbart, daß Maximilian schon jetzt zum
Römischen König gewählt werden sollte, die Regierungsgeschäfte dennoch bei dem
Kaiser blieben.
Dabei konnte Maximilian auf starke niederländische Mittel setzen, da er dort gerade
wieder die Oberhand gewann.
1486 wurde er zum König gewählt und in Aachen gesalbt. Nun hatte er auch offiziell
eine starke Würde inne und kehrte zuerst in die Niederlande zurück um dort endlich
für Ruhe zu sorgen.
Doch der Ausgang war wenig positiv, ein Krieg zog sich wieder zwei Jahre dahin,
Maximilian wurde sogar 1488 in Brügge von den Bürgern sechzehn Wochen lang
gefangen gesetzt.
Hier zeigt sich wieder, daß Friedrich in wichtigen Lagen doch nicht unentschlossen
war und marschierte an der Spitze eines großen Reichheeres gegen die Niederlande
die davon überrascht ohne militärische Auseinandersetzung den jungen König
freigaben.
Schließlich wurden die Franzosen kriegsmüde und schlossen 1489 einen Frieden mit
dem Reich, der die Niederlande somit völlig alleine ließ.
So konnte Maximilian nach zwölf Jahren andauernden harten Krieges das
niederländische Burgund verlassen um endlich im Osten seinem Vater zu helfen.
Er überließ Albrecht von Sachsen die endgültige Unterwerfung der Niederlande.
Damals wußte er wohl noch nicht, daß er nicht dorthin zurückkehren würde.
Es waren für ihn sehr schwere, wechselhafte aber auch lehrreiche Jahre gewesen,
die ihn schon in dieser Zeit überall berühmt gemacht hatten.
Da Maximilians Onkel Sigismund, Herzog in Tirol große Schwierigkeiten in seinem
Herrschaftsbereich hatte, konnte Maximilian diesen 1489/90 dazu überreden, die
Regierungsgewalt auf ihn zu übertragen, somit waren die reichen Silbervorkommen
Tirols in Maximilians Hand und fortan auch Dreh – und Angelpunkt seiner zukünftigen
Politik, dies ausschließlich durch sein diplomatisches Geschick. Er nannte Tirol selbst
das ‚Herz des Deutschen Reiches’. Hier konnte er ausspannen, jagen,
Entscheidungen bedenken.
1490 wurde der ungarische König Matthias Corvinus vom Schlag urplötzlich und
unerwartet dahingerafft. Maximilian nahm diese Gelegenheit sofort war um einen
Blitzfeldzug gegen das nun verwirrte Ungarn zu führen, um Österreich und die
Steiermark zurückzugewinnen.
Ohne Geld stampfte er innerhalb weniger Wochen ein Heer aus dem Boden und
eroberte im August und September alle verlorenen Erbländer zurück.
Allerdings wurde der Geldmangel im weiteren Verlauf des Feldzuges wieder zur
Crux, die ‚neuen’ Landsknechte meuterten. Dennoch war die Aktion ein Erfolg
gewesen, wie die meisten erfolgreichen Taten Maximilians immer aus der Not
entstanden.
Im Westen suchte Maximilian neue Bundesgenossen. Die Bretagne wurde von der
schönen Herzogin Anna regiert, die Frankreich feindlich gesonnen und noch ledig
war, somit eine gute Wahl für Maximilian als neue Ehefrau. Eigentlich der Ehebund
schon geschlossen, kam es dennoch anders.
Inzwischen war Karl VIII König von Frankreich und um eine endgültige Vereinigung
der Bretagne mit Burgund zu verhindern und somit eine völlige Einkreisung
Frankreichs durch Habsburg rückte er in das Herzogtum Bretagne ein, eroberte
Nantes und belagerte die Herzogin in ihrer Hauptstadt Rennes.
Für Maximilian war es mehr als Pflicht und Ehre Anna zu Hilfe zu kommen, doch jede
Unternehmung schlug fehl. Im Reich fand er keine Unterstützung, im Nürnberger
Reichstag wurde ihm jede Hilfe verwehrt. Auch sein alter Vater sah in dem Bund mit
Anna einen liederlichen Handel, der nur Umstand neuen Ärgernisses sein müsse.
Angesichts dieser Lage schloß er einen Frieden mit dem neuen Ungarnkönig
Wladislaw, der immerhin nicht nur ein Erfolg für den Augenblick sondern auch für die
Zukunft bringen würde, die Erbfolge für Böhmen solle an Habsburg fallen und die
ungarische auch, falls Wladislaw ohne Söhne bleiben würde.
Obwohl selbst eher im Westen interessiert, wurde so Maximilian immer mehr auch in
den Osten involviert.
Doch in der Bretagne vollzogen sich 1491 dramatische Ereignisse, der sogenannte
‚Brautraub von Bretagne’. Belagert vom französischen König und keine Hilfe mehr
erwartend erklärte Anna sich bereit ihrem Feind Karl VIII die Hand zu reichen und
diesen sogar zu ehelichen. Sie fühlte sich auch ein wenig von Maximilians
Hilflosigkeit verraten.
Für Maximilian war dies eine doppelte Beleidigung, einerseits von Karl VIII seiner
Braut beraubt, andererseits wurde somit auch seine Tochter Margarethe von ihrem
Verlobten König Karl verstoßen, mehr als demütigend.
Eigentlich ein umgänglicher Mensch hatte er von nun an einen richtiggehenden Haß
auf Frankreich, welches er am liebsten vernichtet gesehen hätte.
Der ‚Brautraub’ allerdings war Propaganda im Reich, Maximilian war sich der
Wirkung des Buchdruckes bewußt und ließ Flugschriften überall verbreiten, daß der
König von Frankreich die Herzogin Anna entführt hätte, dies war lange Zeit auch der
allgemeine Glaube.
Gerade die einfachen Leute empfanden wie der junge König, Maximilian wollte einen
Rachefeldzug. Doch er fand bei den Fürsten und Verbündeten keinen Zuspruch,
auch der alte Kaiser Friedrich war nur mit Mühe von Maximilians Plänen zu
überzeugen, persönliche Zwiste zwischen dem römischen und französischen König
waren eben mit Reichsinteressen nicht konform.
Dennoch sammelte Maximilian Truppen und führte einen kühnen Vorstoß in die
Freigrafschaft Burgund, worauf der französische König nach einer Niederlage bei
Salins sofort zu Verhandlungen bereit war.
1493 wurde der Friede von Senlis geschlossen, der Maximilian fast alle
verlorengegangenen Burgunder Gebiete wieder einbrachte, doch waren einige
Punkte unklar geblieben, auch die genauen Interessen in Italien beider Seiten und
somit Konflikte für die Zukunft vorprogrammiert.
Im gleichen Jahr 1493 starb Friedrich III an den Folgen einer Beinamputation, kein
Römischer König und Kaiser hatte so lange regiert wie er, 53 Jahre war er des
Reiches Oberhaupt gewesen.
Durch seine letztendlich besonnene Politik und zuletzt mit seinem engagierten Sohn
konnte er wenn nicht das ganze Reich, so zumindest die Position Habsburgs im
Reich stärken.
Geldmangel war immer sein Hauptproblem gewesen, er versuchte dies mit echtem
Geiz zu kompensieren.
Auch Maximilian hatte wie eigentlich alle großen Habsburger immer finanzielle
Sorgen, doch welches zur Hand, war er sehr schnell am Ausgeben, ob für den Staat,
für Kunst oder einfach aus Wohlwollen. Diesen Hang auch am Luxus und
Prachtentfaltung war wohl sein Burgundisches Erbe.
Sein Vater tadelte Maximilian, als dieser schon König war, wegen dessen
Verschwendungssucht; Maximilian entgegnete, er sei nicht verschwenderisch,
sondern großzügig; er möchte nicht als reicher Herrscher eines armen Volkes
regieren, sondern als Herrscher eines reichen Volkes und setzte wirtschaftlich viel in
Bewegung um dies zu verwirklichen.
Es ist nicht verwunderlich, daß er bei Bürgerlichen, bei der Ritterschaft und dem
einfachen Volk doch sehr beliebt war, aber beim gerade höheren Adel nicht oft auf
Zustimmung stieß.
Kaiser Friedrich war immer darauf bedacht gewesen, so wenig Veränderungen als
möglich zuzulassen. Maximilian, jetzt alleiniger Römischer König im Reich wußte,
daß durch die Veränderungen der Staatensysteme auch für das Reich Reformen
unabdingbar waren, um sich großmachtpolitisch behaupten zu können.
In den deutschen Gebieten waren Reichsreformen nun das oberste Ziel Maximilians,
welches ihm Jahrzehntelangen Frust bescheren sollte.
Die Zentralgewalt des Königs/Kaisers sollte wieder gestärkt werden, ein stehendes
Heer aufgebaut, dafür in den Ländern ‚Kreise’, auch zur Rekrutierung errichtet.
Eine Reichssteuer war auch Ziel seiner Bestrebungen, sowie ein gleiches, zentrales
Rechtswesen.
Auch wenn das Heilige Römische Reich immer mehr in provinzielle Fürstentümer
verfiel, war es für Maximilian politische Realität und er sah es als Aufgabe der
Deutschen an, dieses Reich zu schützen.
Ab dem 15.Jh wurde der Name ‚Römisches Reich Deutscher Nation’ immer
geläufiger, dessen Name nur auf das Vorrecht der Deutschen hinweisen sollte.
Durch die Expansionen im Westen und schließlich auch in Italien durch Frankreich
und im Osten durch das Vordringen der Osmanen sah sich der König außerdem
immer mehr in seiner Existent bedroht.
Durch die Reformen wollte Maximilian erreichen, daß er wieder über jene Mittel
verfügen konnte, die einem Karl dem Großen, oder Otto dem Großen eigen gewesen
waren.
Für diese Unternehmungen, auch um Prestige zu gewinnen, war die Kaiserkrone und
der damit verbundene Italienzug nach Rom unabdingbar.
Als Römischer Kaiser war er der Führer der Christenheit und für Maximilian somit der
rechtmäßige Herr der Welt.
Kaum war 1493 der alte Kaiser verschieden, bedrohten Türkeneinfälle im Osten die
Grenzen des Reiches, der christliche kroatische Heerbann wurde völlig geschlagen.
Ein Kreuzzug gegen die Türken schien sehr wahrscheinlich und notwendig.
So suchte er ein großes Bündnis zustande zu bringen.
Doch auch Frankreich rüstete und zwar für eine Invasion in Italien. Auch konnte der
französische König Maximilians Sohn Philipp für sich gewinnen, so durfte Maximilian
nicht auf Hilfe aus den Niederlanden hoffen.
Ohne auf nennenswerte Gegenwehr zu stoßen konnte König Karl von Frankreich
innerhalb fünf Monaten ganz Italien durchstürmen, er hoffte jetzt sogar auf die
Römische Kaiserkrone, da er den Papst stark unter Druck setzen konnte.
Im gleichen Jahr wurde auch Amerika entdeckt, die Bedeutung dessen war aber in
dieser Zeit noch niemandem wirklich bewußt.
1494 heiratete Maximilian Bianca Maria Sforza aus dem Herzogtum Mailand und
betonte dadurch sein eigenes Interesse an Italien.
Die Ehe war zumindest für den eigentlich immer um Ritterlichkeit bemühten
Maximilian eine reine Zweckehe, ohne 400000 Gulden Mitgift wäre dieser Ehevertrag
wohl nie zustande gekommen. Die anfängliche Schwärmerei Biancas für den König
schlug schnell in Enttäuschung um, da sich dieser nicht sehr für sie interessierte und
als Bianca auch keine Kinder bekam völlig uninteressant wurde.
Immerhin brachte die italienische Prinzessin italienische Kultur, Lebensweise und
Wissenschaft nach Wien, das auch sehr prägend für Österreich war.
Die französische Expansion in Italien war natürlich ein Aufruf für den Römischen
König zum Wiederstand. Gehörte Italien denn nicht zum Imperium? Auf dem
Wormser Reichstag 1495 klagte er „..es ist mir unerträglich, Frankreich zum Pförtner
Italiens zu machen“. Um Kaiser zu werden, mußte er schließlich einen Italienzug
nach Rom unternehmen. So konnte er grundsätzlich in Worms eine Heeresreform
und Behördenneuregelung durchsetzen.
Die Franzosen besetzten Süditalien mit Neapel, Maximilian suchte Bündnispartner
gegen Karl VIII.
Es kam 1495 die Heilige Liga von Venedig zustande, die den Papst, Spanien,
Venedig und Mailand mit dem Reich verbündete.
Der Bund mit Spanien wurde zusätzlich mit einer folgenschweren Doppelvermählung
besiegelt, Maximilians Kinder Margarethe und Philipp heirateten Juan und Juana, die
spanischen Erben. Durch den frühen Tod Juans und 1504 der Königin Isabella
konnte schließlich Philipp König von Kastilien werden. So gewann das Burgundische
Bündnissystem gegen Frankreich immer mehr an Gestalt.
Die Entscheidung Maximilians sich in Italien selbst zu engagieren, gab ihm nie mehr
einen richtigen Spielraum im Osten, band ihn an die Apenninen.
Auf dem Reichstag gewann er keine entscheidende Hilfe um einen großangelegten
Feldzug gegen die Franzosen in Italien zu unternehmen, er blieb sich mal wieder
selbst überlassen, konnte aber im Moment nicht entscheidend eingreifen.
Doch die kaufmännischen Venetier waren an Genialität kaum zu überbieten, sie
boten dem Römischen König eine Condotta über 60000 Gulden als Söldnerführer an,
um in Italien tätig werden zu können, aber unter einem Banner Venedigs. Dies war
einerseits schon eine Beleidigung, aber Venedig meinte es insofern ernst, da ja
Maximilian als ‚der fähigste Heerführer’ galt und somit für einen Kaufmann eine gute
Anlage. Aber sogar in Venedig gab es Empörung wegen dieses Angebots, so war
ganz Europa sehr überrascht, daß Maximilian auf den Vorschlag eingehen wollte,
sicher auch, um den ewigen Händeleien und Diskussionen im Reich entfliehen zu
können. Doch ließ der Spott nicht lange auf sich warten, „ Der römische König hat
sich zur Vogelscheuche herabgewürdigt“ war noch eine recht harmlose Aussage
darüber. Von allen Gesandten, auch Freunden wurde er bedrängt die schmähliche
Condotta niederzulegen, was er schließlich auch tat.
Immerhin mußte Frankreich durch den Druck der gesamten Liga Italien wieder
räumen.
1496 entschloß sich Maximilian gegen den Wiederstand des Reichstages dennoch
zu einem Italienzug als Bundesfeldherr der Liga. Vom Reich bekam er nicht die
geringste Unterstützung, ja die Reichsstände ließen ihren König vorsätzlich im Stich.
Auch Maximilians klagen, daß „ihr erst zur Einsicht kommen werdet, wenn Frankreich
an die Tore Eurer Städte pocht „ halfen nichts, Fürsten und Stände verweigerten sich
völlig.
Der Feldzug war so zum scheitern verurteilt, ohne eigene Mittel, auf Zahlungen
Venedigs angewiesen, die zuletzt auch noch die nötigen Hilfsgelder verweigerten.
Als bei der Belagerung von Livorno die Venetianer alle Schiffe und Truppen
abzogen, die Herbststürme und Regengüsse immer heftiger wurden, zog der
entnervte Maximilian im Dezember nach Norden ab über die verschneiten Alpen ins
‚heimische’ Tirol.
Der Anfang vom Ende der Heiligen Liga. Maximilian hatte diesen Feldzug mehr aus
persönlichen Gründen geführt, als aus politischem Kalkül, dies war schnell auch
seinen Bundesgenossen bewußt geworden und ein energisches Vorgehen aller
Verbündeten so von vorneherein zweifelhaft gewesen.
Die Ligastaaten wandten sich nun dem mächtigeren Frankreich zu, die Gegensätze
des Reichstages zum Römischen König waren mehr als offenkundig. Europa schaute
sehr verwundert auf die Stände des Heiligen Reiches und die Machtlosigkeit ihres
Regenten.
Alle Mittel waren im Augenblick verbraucht und Maximilian brauchte einen Erfolg, um
wieder Ansehen zu gewinnen, so empfing er im Juli 1497 im Kloster Stams zum
ersten Mal in der Geschichte auf Reichsgebiet eine Friedensgesandtschaft des
Türkischen Sultans. Diese neuartige östliche Märchenwelt wurde mit großem
Staunen aufgenommen und bewundert, man schaute jetzt wieder auf den König als
Mittler zwischen Orient und Okzident.
Doch im Westen verschlechterte sich die Lage zusehends. War Karl VIII noch ein
romantisch veranlagter König gewesen, so folgte nun 1498 mit Ludwig XII ein harter
Realist, einst freundschaftlich mit Maximilians Tochter Margarethe verbunden, als
diese in Frankreich aufgewachsen war. Sein erkorenes Ziel war zunächst die
Eroberung Mailands, doch setzte er auch auf diplomatische Mittel.
1499 konnte Ludwig sogar einen Übertritt Venedigs, Spaniens und des Papstes auf
die Seite Frankreichs erreichen, die sich vom französischen König mehr erhofften,
als von Maximilian und dem Reich, das sich auf den letzten Reichstagen völlig
bloßgestellt hatte.
Konnte man eine Ablehnung der Reichsstände in außenpolitischen Fragen noch
erklären, so war dies in innenpolitischen Fragen wirklich nur einem kleingeistigen
Provinzialismus der damaligen Fürsten zuzuschreiben.
Sehr stark und schon lange während waren die Streitigkeiten zwischen Habsburgern
und den Schweizern, „Habsburg“ und seine Kerngebiete lagen nun mal in
schweizerischem Gebiet, aber auch die Gegensätze der Eidgenossen zum Reich
insgesamt waren immer sehr groß gewesen.
Bei den Reichsreformen, die allgemein angenommen wurden, lehnten die Schweizer
Kammergericht und eine Reichssteuer ab, konnten dies auch kundtun, da ihnen eine
Unterstützung des französischen Königs und Venedigs sicher war.
Tirol und der Schwäbische Bund ließen sich 1499 auch in einen Krieg mit den immer
mehr expandierenden Schweizer Städten hineinziehen, in Abwesenheit Maximilians.
Dieser Krieg wurde mit unerbittlicher Härte geführt, die taktische Überlegenheit der
Eidgenossen allerdings offensichtlich, zuletzt mußte Maximilian selbst widerwillig
eingreifen, aber auch ohne Erfolg, da ihm die Stände ausrichten ließen, der Krieg
ginge nur um Habsburgische Interessen.
In dieser Auseinandersetzung zeigte sich dennoch, daß man immer mehr auf große
Fußvolkformationen setzen mußte, um einen Schlachtenerfolg erringen zu können.
Für die süddeutschen Landsknechte, auch wenn geschlagen, war dies für die
Zukunft sehr lehrreich. Von den Schweizern wird der Konflikt ‚Schwabenkrieg’ in
Deutschland ‚Schweizerkrieg’ genannt.
Im Frieden von Basel wurde die Eidgenossenschaft aus dem engeren Reichsverband
entlassen, im darauf folgenden Augsburger Reichstag wurde von den Ständen
praktisch nicht darauf eingegangen, mit Recht nahmen die Schweizer die ganze
Reichsversammlung nicht mehr ernst.
War im Jahr 1499 Maximilian im Reich doch gebunden, bedeutete dies für Ludwig XII
von Frankreich fast einen Freibrief für Expansionen in Italien.
Der Mailänder Staat wurde besetzt, der Herzog nach Frankreich überführt, für
Maximilian ein unersetzlicher Verlust, da ein großer Geldgeber somit ausfiel.
So war der Nordwesten Italiens in französischer Hand und die mit ihnen Verbündeten
Spanier setzten sich in Süditalien fest.
Das Jahr 1500 war wohl eines der demütigsten für Maximilian. Italien verloren, ganz
Südeuropa und neuerdings auch der Osten wollten sich mit Frankreich verständigen,
innenpolitische Gegner konnten auf dem Augsburger Reichstag dem König den
Oberbefehl über das Reichsheer entreißen, Steuern wurden rigoros verweigert.
Maximilian war eigentlich nun ohnmächtig, außer seinem Titel und die eigenen
Erblande war ihm nichts verblieben.
Der Verlust Mailands war auch für den weiteren Verlauf der Ehe mit Bianca
entscheidend. Ihm so oder so eher Verdruß, von bekanntlich zu vielen Süßigkeiten
recht dicklich geworden, überließ er seine Frau der ‚Obhut’ der Reichsstände, ohne
jede finanzielle Unterstützung. Eigentlich war dies die einzige, aber absolut grobe
Verletzung seiner eigenen, gelebten Ritterlichkeit.
Er selbst vergnügte sich fortan ausschließlich mit ‚Schlafweibern’, die immer gut
versorgt waren, aber nie irgendeinen Einfluß nahmen.
Doch diese Zeit, zur politischen Untätigkeit fast verdammt nutzte Maximilian für
eigene Neustrukturierungen, so ließ er ‚seinen’ Landsknechten besondere
Aufmerksamkeit zukommen um von den Schweizer Reisläufern noch unabhängiger
zu werden, auch kümmerte er sich persönlich um die Verbesserung von
Schmiedearbeiten, besonders von Harnischen und dem Geschützwesen.
In dieser Zeit konnte er außerdem viele ‚Rittersleut’ in Deutschland dazu gewinnen
einen neuen Dienst zu tun, nämlich als Anführer von Söldnertruppen, dies ging zwar
auch nicht ohne Probleme vonstatten, aber wesentlich einfacher als zum Beispiel in
Frankreich, wo sich der Adel lange Zeit völlig dem ‚Dienst’ mit dem gemeinen Mann
verweigerte.
Maximilian wurde es klar, daß er sich auch mit Frankreich verständigen müsse, sein
Sohn Philipp ‚der Schöne’ vermittelte dabei sehr.
1501 wurde sogar ein Bündnis geschlossen, Mailand wurde französisch, aber mit
dem Versprechen sich von nun an nicht in ‚Reichsangelegenheiten’ einzumischen.
Sein Enkel Karl, gerade im Jahre 1500 geboren wurde mit der französischen
Königstochter Claudia verlobt um auch das Bündnis zu bekräftigen. So war er wieder
ins politische Spiel gekommen und Italien war durch den Ehebund wieder greifbar
geworden.
Sein Erzfeind im Reich der Erzbischof von Mainz wollte in dieser Zeit eine Absetzung
Maximilians durchsetzen, doch der Tiefpunkt des Königs war überwunden, die sicher
vorhanden gewesene Chance vertan.
1503 wurde Julius II Papst in Rom, und dieser Kriegerpapst war anfangs Maximilian
wohlgesonnen und somit Bündnispartner.
Nun war wieder einmal ein Kreuzzugsgedanke nicht fern, über Italien die
Kaiserkrönung, dann direkt hinüber nach Konstantinopel, den Romzug mit einem
Türkenzug vielleicht bis nach Jerusalem zu verbinden, war doch in den Augen
Maximilians zu erreichen, aber wenigstens die Kaiserkrönung in Rom.
Doch auch hier kam es anders, in Bayern gab es große Erbfolgestreitigkeiten,
Landshut sollte einem Hauptfeind des Königs, der Kurpfalz zufallen, dies band
natürlich Maximilian wieder ans Reich.
Doch hier gewann er in Deutschland zum ersten mal wirklich große Bündnispartner,
Bayern, Württemberg, Hessen, Sachsen, Brandenburg und der Schwäbische Bund
schickten Hilfstruppen.
Ein Eingreifen Frankreichs konnte diplomatisch verhindert, 1504 die pfälzischen
Parteigänger bei Regensburg geschlagen werden, bei dem entscheidenden
Reiterangriff wurde Maximilian verwundet. Die Festung Kufstein wurde belagert und
nach einer kurzen Beschießung durch schwere Geschütze zur Aufgabe gezwungen.
Der Erfolg war äußerst groß, Habsburg gewann nicht nur Gebiete hinzu, auch das
Ansehen war wieder mehr als hergestellt.
„Der König ist so mächtig unter den Deutschen Fürsten, daß ihm keiner zu
widersprechen wagt“ berichtet ein venetianischer Gesandter an seine Regierung.
Letztendlich war die Friedenspolitik mit Frankreich, durch Philipp eingeleitet, der
Garant für einen Erfolg gewesen.
Nun ging das französische Bündnis sogar so weit, daß nach dem Tode Ludwigs
Mailand, das Herzogtum Burgund und die Bretagne an Erzherzog Karl und Claudia
fallen solle, somit auch unter Herrschaft der Habsburger.
Außerdem sollte Frankreich die Erbfolge Habsburgs in Ungarn, Böhmen und Spanien
fördern, sowie Maximilians Romzug unterstützen.
Venedig, die Kaufmannsrepublik sollte dabei zerschlagen und unter den Siegern
aufgeteilt werden.
Dafür versprach Maximilian Ludwig Mailand als Lehen im Reich. Dies war eigentlich
der einzige Grund Ludwigs XII auf diese Verträge einzugehen, um einen offiziellen
Reichstitel als ‚Herzog’ zu bekommen und somit auch Ansprüche im Reich.
Man kann sagen, daß die diplomatischen Wege innenpolitisch versagt hatten und nur
durch einen harten militärischen Sieg Maximilians im Reich seine Stellung wieder
herstellen konnte, außenpolitisch aber seine diplomatischen Bemühungen
letztendlich wesentlich fruchtbarer waren, als kriegerisch ausgefochtene.
Aber so gewann er eigentlich zum ersten Mal Bewegungsfreiheit im Innern und auch
im Osten, um dort die seit 1490 vernachlässigten Pläne zu verwirklichen.
Auf dem Reichstag in Köln 1505 war Maximilian nun auf dem Höhepunkt seiner
Macht angelangt. Er konnte den ewigen Landfrieden durchsetzen, eine lang gehegte
Forderung von ihm, außerdem das einheitliche Kammergericht. Jetzt war es sogar
möglich Hilfe gegen die rebellischen Ungarn vom Reich zu bekommen.
Eine ungarische nationale Partei hatte die habsburgische Erbfolge verworfen und
bestimmt, daß nur ein gebürtiger Ungar König werden könne, Maximilian erwiderte
darauf, daß er im ungarischen Turm des Wiener Neustädter Schlosses geboren sei,
daher ein geborener Ungar und rückte mit einer Armee in das Königreich ein.
Preßburg wurde besetzt, doch dann erfuhr er von der Geburt eines ungarischen
Thronerben, somit die Nachfolge doch geklärt war und das ungarische
Friedensangebot auch annahm. Es wurde wie in Spanien eine Doppelhochzeit mit
daraus folgerndem Erbanspruch Habsburgs vereinbart, die auch 1515 zustande kam.
Für seine Kaiserpläne hatte er neue Ideen, er wollte mit einer Flotte nach Rom
segeln um somit die Kaiserkrone zu erlangen und mit dabei sollte sein Sohn Philipp
sein, der gleichzeitig Römischer König werden sollte und somit ein großes
spanisch-burgundisch-deutsches Reich. Durch den tragischen Tod Philipps 1506 in
Spanien wurden diese Absichten aber vereitelt. Als Maximilian von diesem
Schicksalsschlag erfuhr schloß er sich einige Tage ein.
Immerhin konnte Philipp kurz vorher als er sich auf einer Rückreise nach Spanien mit
dem Schiff befand, durch einen Sturm nach England verschlagen, mit Heinrich VII
einen Freundschafts- und Bündnisvertrag abschließen, der England an die Seite
Habsburgs brachte.
Da Margarethe schon zweimal Witwe, wieder ledig war, wollte Maximilian sie auch
gleich mit Heinrich VII vermählen, obwohl sie sonst immer mit ihrem Vater gut
zusammenarbeitete, hier verweigerte sie sich. Sie war inzwischen Statthalterin der
Niederlande geworden und regierte das Land geschickter als es ein Philipp je
gekonnt hätte, überhaupt war sie dem Wesen Maximilians sehr ähnlich.
Als sie Gemahlin des spanischen Thronfolgers war, wurde sie dort sogar
richtiggehend verehrt, da sie blond gelockt, mit offenem Haar eine ‚engelsgleiche’
Erscheinung hatte. Wie ihr Vater, war auch sie beim Volk durch ihre natürliche Art
immer sehr beliebt gewesen.
Margarethe schaffte es tatsächlich, daß die Niederlande ab sofort unterstützend
wirken konnten. Nach dem Tod ihres Bruders Philipp übernahm sie in den
Niederlanden auch die Erziehung seiner Kinder, somit auch die des künftigen
Kaisers Karl V. Inzwischen wurde ganz Spanien vom Exschwiegervater Ferdinand
regiert.
In Frankreich löste nach dem Tode König Philipps Ludwig XII die Verlobung Karls mit
Claudia und gab diese dem Dauphin Franz, der spätere König Franz I.
Inzwischen nahm Maximilian solches Handeln etwas gelassener. Sein Kommentar
dazu war deshalb recht gemäßigt nur „die Franzosen lesen anders als geschrieben“.
Um dennoch endlich die Kaiserwürde zu erlangen mußte er sich langsam
entschließen was in Bezug auf Rom zu tun sein, diplomatisch mit Frankreich war ja
wieder dies Ziel weit entfernt, so mußte es doch einen gewaltsamen Durchbruch in
Italien geben.
Auf dem Konstanzer Reichstag konnte er durch eine glanzvolle Rede eine Hilfe von
12000 Mann erringen, allerdings kam diese Truppe nicht zusammen.
Auch der Verbündete Papst Julius, der sonst sehr kriegerisch veranlagt war, wollte
gerade jetzt keinen großen Konflikt heraufbeschwören.
So zog Maximilian praktisch ausschließlich Truppen seiner eigenen Erbländer am
Isonzo und Trient zusammen um von dort nach Rom zu marschieren. Doch sah er
schnell, daß die Kräfte nicht gegen Venedig ausreichen würden.
Eigentlich schon wieder zur Aufgabe des Ziels bereit, bekam er Hilfe vom Papst
selbst. Dessen Gesandter brachte für Maximilian einen Brief, der den Bischoff Lang
von Trient ermächtigte, den König in Abwesenheit des Papstes 1508 zum Kaiser
auszurufen.
Maximilian willigte nur deshalb ein, wenn der Papst ihn später in Rom noch weihen,
salben und krönen würde. Daß er sich eigenmächtig zum Kaiser gemacht habe, kann
man so dann doch nicht behaupten, da es gar nicht in seinem Selbstverständnis lag.
Kein anderer Regent als er wünschte sich nichts sehnlichster als die formelle
christliche Weihe durch den Papst.
Zum Romzug kam es jedenfalls nicht mehr, ja sein Vater Friedrich war bekanntlich
der letzte in Rom gekrönte Kaiser gewesen.
Der Titel „Erwählter Römischer Kaiser“ war für Maximilian immer nur ein
unvollständiger geblieben.
So ganz war er sich der zukünftigen Tragweite wohl noch gar nicht bewußt, daß die
Kaiserkrone von nun wirklich in des Kaisers Hand lag und somit beinahe völlig
Habsburgisch.
Jetzt als proklamierter Kaiser war ein Vorgehen gegen Venedig sein nächstes Ziel.
Dieser große Venetianerkrieg sollte bis 1516 andauern und somit die letzte große
Periode Maximilians werden. In seinen wechselhaften Bündniskonstellationen einer
der verwirrendsten Auseinandersetzungen überhaupt.
An allen Fronten wurde das kaiserliche Heer 1508 zurückgeschlagen und der
frischgebackene Kaiser schloß einen schnellen Waffenstillstand um weitere Verluste
zu vermeiden.
Doch nun griff Papst Julius II energisch in die Geschehnisse ein, da auch er in
Konflikt mit Venedig stand, er bestimmte im Dezember den Kaiser und die Könige
von Spanien und Frankreich zur Heiligen Liga (von Cambrai). Als Ziel diese Bundes
wurde das Osmanische Reich angegeben, wirklich richtete es sich klar gegen
Venedig.
Dabei sollte der venetianische Staat unter den Siegern aufgeteilt werden, also eine
völlige Niederwerfung vorgesehen.
Frankreich führte dabei im Mai 1509 einen ersten vernichtenden Schlag in der
Schlacht von Agnadello gegen Venedig, das venetianische Gebiet stand nun völlig
offen.
Doch Kaiser Maximilian konnte erst spät am Kriegsschauplatz erscheinen, da das
Reich ihm wieder einmal alle Gelder vorenthielt und er in seinen Erblanden Truppen
und Mittel zusammenkratzen mußte. Allein Tirol stellte dabei 10000 Knechte.
Trotzdem konnte sofort Padua und Verona genommen werden, Padua aber wieder
schnell verloren und bei zäher Verteidigung der venetianischen Truppen nicht
wiedererobert.
Bei diesen Aktionen sah das französische Heer tatenlos zu, sie hatten schließlich
ihren Teil beigetragen und zogen sich in ihre Winterquartiere zurück.
Im März 1510 konnte Maximilian mit zwei Armeen gegen Venedig vorrücken und
drängte die Franzosen zu einer Entscheidungsschlacht, diese zogen sich aber nach
Mailand zurück. Die Kosten für die angeworbenen Truppen waren ja dennoch
laufend und der Kaiser mußte so gegen Jahresende ohne irgendeine nennenswerte
Aktion wegen leerer Kassen seine Truppen entlassen.
Inzwischen hatte der Papst die Fronten gewechselt, sich Venedig angenähert,
Frankreich aus der Liga verstoßen und ganz Italien aufgefördert alle Barbaren zu
vertreiben.
Überhaupt konnten sich die italienischen Kriegsparteien sehr schwer der
nichtitalienischen Kriegsweise anpassen; bis zum letzten Mann zu fechten, Städte
erobern, plündern, oder wie die Schweizer während der Schlacht keine Gefangenen
zu machen war immer noch sehr ungewohnt für die Condottieri. Ihre Art Krieg zu
führen bedeutete die teuren Söldner schonen, viel taktieren und den Gegner
ausmanövrieren, wenn es geht ohne jegliche Verluste.
Um unabhängiger vom Reich zu werden wurde auf dem Tiroler Landtag das
sogenannte Landlibell vereinbart, das eine Landesverteidigung im Bedarfsfall von
5000-20000 Mann vorsah und für über dreihundert Jahre die Grundlage für die
Verteidigung Tirols bildete.
1511 erkrankte Papst Julius sehr schwer und zusehends, da er auch nicht mehr mit
Maximilian verbündet war, hegte der Kaiser einen tatsächlich ernstgemeinten Plan
für die Zukunft, den er auch brieflich mit seiner Tochter Margarethe austauschte.
Er selbst wollte nächster Papst werden oder wenigstens ein Gegenpapst, seine Frau
war 1510 gestorben, als Witwer hätte er deswegen auch damit keine Probleme.
Die schismatischen Kardinäle in Pisa ermutigten ihn sogar zu diesem Schritt, also
absolut kein Phantasiegebilde. Außerdem war jedem inzwischen klar geworden daß
der Papststuhl immer weniger geistlicher als weltlich-fürstlicher Natur war, somit ein
fast ganz gewöhnlicher machtpolitischer Schritt, dieses Amt anzustreben. Als Kaiser
und Papst zugleich wäre er nominell der mächtigste Mann der Christenheit.
Vor so einem Machtmonopol zitterte die zeitgenössische Welt, erst die spätere
Geschichtsschreibung betitelte diese Möglichkeit aus echter Unkenntnis der
damaligen Lage als Maximilians Hirngespinst.
In Italien hielt der Kaiser zunächst am französischen Bündnis, auch wenn ihm dieses
persönlich bisher kaum eine Hilfe gewesen war.
1512 siegten die Verbündeten bei Ravenna, die Lage schien sehr günstig, diese
beiden Mächte zusammen waren auch fast unbezwingbar.
Da er in diesem Jahr Frankreich immer Waffenhilfe gegeben, aber nie eine
Gegenleistung bekommen hatte, ließ er sich nach Überredungen Spaniens und des
Papstes vom französischen Bündnis abbringen in der Hoffnung auf einen
vorteilhaften Frieden mit Venedig.
Da sich aber Venedig zu Zugeständnissen verweigerte stieß der Papst die
Lagunenrepublik aus dem Bündnis und rief eine neue Heilige Liga mit dem Kaiser,
den Spaniern, den Eidgenossen und den Sforza aus gegen Venedig, das sich
natürlich Frankreich zuwenden mußte.
Trotz dieser Bündniswirren stand Kaiser Maximilian Anfang 1513 am Zenit seiner
Italienpolitik.
Frankreich war aus Italien hinausgeworfen, die kaiserfreundlichen Medici und Sforza
wieder in ihren Regierungen eingesetzt, alle Voraussetzungen für eine
Wiederherstellung der Reichsherrschaft in Italien gegeben, Venedig war isoliert.
Da Italien gesichert schien, beschloß Maximilian eine Entscheidung in Flandern
zu suchen.
Heinrich VIII, der junge König von England erwies sich hier als guter, zuverlässiger
Verbündeter, in seiner ‚Sportlichkeit’ und Kampfgeist dem jungen Maximilian nicht
unähnlich, das beide auch fast freundschaftlich verband.
Der inzwischen gestandene Kaiser beschenkte den jungen König mit den besten,
kostbarsten und ausgefallensten Rüstungen, von den hervorragendsten Schmieden
hergestellt, die Heinrich auch sichtlich schätzte.
Bei Guinegate kam es wieder zu einer großen Schlacht, (auch als die
‚Sporenschlacht’ von Therouanne bekannt) in der die verbündeten Engländer und
kaiserlichen das französische Heer vernichteten, sehr zur besonderen Freude
Maximilians, da hier ja auch sein erster großer Erfolg gewesen war.
Da sich in diesem Kampf der englische König besonders als Anführer der schweren
Reiterei hervortat, war der Dank des Kaisers um so größer ausgefallen.
Doch der endgültige Sieg gegen Frankreich blieb dennoch aus, da man sich über
das weitere Vorgehen nicht einigen konnte.
Bei Novara wurde im gleichen Jahr ebenfalls ein französisches Heer von den in
Mailand weilenden Schweizern geschlagen, Frankreich schien kurz vor dem
Zusammenbruch.
In Italien versuchten nun die kaiserlichen Armeen den Kreis um Venedig enger zu
schließen, ja man konnte sogar Geschütze in Stellung bringen, die die Stadt
beschossen, aber von der See konnte immer Nachschub nach Venedig gebracht
werden, eine Einnahme unmöglich.
Schließlich änderte sich auch in Frankreich das Klima, hier folgte ein sehr junger,
ehrgeiziger und tatkräftiger König auf den französischen Thron, Franz I.
So überschritt er auch sofort die Alpen, griff die Eidgenossen in Mailand an und
konnte sie 1515 bei Marignano schlagen, die daraufhin Italien räumten und sich in
ihre Heimat zurückzogen.
Für den neuen jungen Helden schien somit eine Wachablösung vielleicht auch auf
den kaiserlichen Thron erreichbar.
1516 versuchte der Kaiser sichtlich kriegsmüde und verbraucht dennoch mit
Schweizer Hilfe Mailand zurückzugewinnen, doch ging er hier sehr vorsichtig vor,
suchte keine echte Entscheidung, schließlich ging auch noch der Sold aus, die
Knechte meuterten, hoben die Fäuste gegen ihren Kaiser und nannten ihn
‚Strohkönig’.
Maximilian war nicht mehr der tatkräftige, vor Kraft strotzende Feldherr, wie noch drei
Jahre vorher, war mißmutig, kränkelte, hatte böse Vorahnungen, war nicht richtig bei
der Sache.
Im Dezember 1516 kam der Waffenstillstand von Brüssel zustande, der Tirol einige
Gebiete im Süden einbrachte, aber Friaul, Verona mußte Venedig überlassen
werden, Italien somit in weite Ferne gerückt.
Frankreich hatte in diesem Konflikt längerfristig die Oberhand gewinnen können, da
es anscheinend über unerschöpfliche Hilfsmittel verfügte und dem Kaiser in seinem
Reich jede Hilfe verweigert wurde, dieser immer auf Pump planen, auch durch
Finanziers wie die Fugger zurückgreifen mußte, oder in noch größerem Maße auf die
eigenen Erblande, die gegen Frankreich klar nicht mithalten konnten.
Seine letzten Lebensjahre verbrachte Maximilian damit, seinem Enkel Karl die
Erbfolge zu sichern, am liebsten hätte er ihn sofort zum Römischen König krönen
lassen und vielleicht doch noch einen Türkenkreuzzug zuwege zu bringen, als
Krönung seiner Taten.
Auf dem Augsburger Reichstag 1518 versuchte er die Nachfolge vollständig zu
klären, aber die Krönung Karls erlebte er nicht mehr, dabei ging es manchen Fürsten
darum, daß ein Römischer König nicht gewählt werden könne, wenn der Kaiser noch
nicht gekrönt worden war.
Die Voraussetzungen für einen Kreuzzug waren sehr günstig. England und
Frankreich wollten sich für die ‚große Kirchfahrt’ verbünden, der Papst schickte an
alle christlichen Fürsten Legaten um den Gedanken zu verbreiten, der Kaiser war
wieder voller Begeisterung, sein Elan zurückgekehrt, er raffte nochmals all seine
Kräfte zusammen, sein Lebenswerk konnte vollendet werden.
Als Anerkennung für seine Bemühungen schickte der Papst den Kardinal Kajetan um
dem Kaiser den geweihten Hut und das heilige Schwert zu überreichen um den
Kreuzzug anzuführen.
Maximilian antwortete darauf, daß er nicht mehr der Jüngste, aber dennoch bereit,
persönlich mitzuziehen, ja wenn es sein müsse, sein Leben im Glaubenskampf
hinzugeben.
Der Kreuzzug wurde aufs genaueste geplant, strikte Marschrichtungen der drei
großen Heere festgelegt, dabei waren die Vorbereitungen tatsächlich
gesamteuropäisch gedacht, nicht nur auf die eigenen Ländereien oder das Reich
beschränkt.
Doch die großangelegten, weltpolitischen Ausführungen Maximilians stießen wie
gehabt in den Reichstagsdebatten auf Unverständnis, eine Habsburgische
Großmacht im Osten war gar nicht erwünscht.
So wurde die jahrelange Kreuzzugsdiskussion für den Moment völlig zeredet, ja im
Reich fand man in den päpstlichen Truppen mit ihren Heimsuchungen die
eigentliche Türkengefahr.
Nach dem erfolglosen Reichstag war nun der Kaiser wirklich alt, müde und krank
geworden, er wollte im nächsten Jahr einen erneuten Versuch starten, den
Gedanken daran nicht aufgeben.
Sichtlich frustriert zog er von Augsburg ab, Richtung Tirol um dort wieder neue Kraft
zu schöpfen, wie er es immer getan hatte. Doch in Innsbruck angekommen, machte
man ihn nur auf seine Schulden aufmerksam, die Wirte verweigerten wegen
ausstehender Gelder dem Gefolge Unterkunft. Mit dem Schiff verließ Maximilian
zutiefst verletzt seine Lieblingsstadt um noch einmal auf die Jagd zu gehen.
Welche Krankheit ihn genau plagte ist tatsächlich in jedem Bericht widersprüchlich,
auf jeden Fall mußte er sich wegen der schlechten Gesundheit ins Kloster Wels auf
das Krankenlager begeben, da er schließlich an Gelbsucht litt, muß die Leber sehr
angegriffen gewesen sein, durch die Kälte hatte er sich wohl auch eine
Lungenentzündung geholt.
Seit Jahren schon hatte er immer einen Sarg mit auf Reisen genommen, den er
immer scherzhaft seinen ‚Schatz’ nannte, in diesem waren auch seine
Lieblingsbücher untergebracht. So ließ er diesen und sich selbst auch schon für den
nahenden Tod herrichten, er war sich dessen sehr sicher.
Auch wenn sein Körper nicht mehr richtig wollte, so war doch der Kopf klar
geblieben, er diskutierte mit Mönchen, scherzte, wie es seine Art war, an allen
politischen Fragen interessiert, ließ sich auch immer auf den neuesten Stand
bringen, so diktierte am 30.Dezember sein Testament.
In diesem Testament wurde die Erbfolge beschlossen, auch gedachte er den ‚armen’
Leuten, die sich später in den Bauernaufständen darauf beriefen. Dem Tod gewiß in
die Augen schauend, bei völlig klarem Verstand ohne echtes Siechtum ist Kaiser
Maximilian am 12.Januar 1519 in der Welser Burg gestorben. Es dauerte Wochen,
bis diese Nachricht sich im Reich verbreitete, für die Öffentlichkeit kam dies völlig
unerwartet und überraschend.
Sein Enkel Karl, zu diesem Zeitpunkt schon König Carlos I. von Spanien folgte ihm
als Karl V auf den Römischen Thron.
Jahrhunderte lang war Maximilian der beliebteste Herrscher gewesen, erst der
kleinstaatliche Nationalismus machte ihn im 19.Jh zu einem eigentlich
‚nichtdeutschen’ Herrscher, der Phantast war und prunksüchtig obendrein. Daß er
sich auch als Burgunder, letztendlich als Weltpolitiker gefühlt hat, konnte und wollte
man im bürgerlichen neunzehnten Jahrhundert nicht nachvollziehen. Erst in neuerer
Zeit bekommt man wieder ein reelleres Bild dieses Kaisers, der absolut ein Kind
seiner Zeit war, allem Neuem aufgeschlossen, aber trotzdem seinen Idealen
verhaftet. Obwohl kein bekennender Humanist, verfolgte er schon diese
Vorstellungen, öffnete die Wiener Universität den humanistischen Wissenschaften.
Er selbst hielt seine Vorgehensweisen immer als ritterlich, für ihn schloß dies eine
hervorragende Bildung und Menschlichkeit nicht aus.
Viele Herrscher seiner Zeit folgten dem Macchiavellistischen Weltbild, daß ein
Herrscher seine Möglichkeiten immer zu seinem eigenen Vorteil nutzen müsse, für
Maximilian waren Herrschertugenden wesentlich wichtiger. Er strebte dabei das
altrömische Idealbild an, Tapferkeit und Weisheit, doch erweiterte dies durch eine
dritte Tugend, der ‚Miltigkeit’, hart gegen Feinde vorzugehen, aber dennoch
großmütig zu sein, das wurde sogar von seinen Feinden immer hervorgehoben und
bewundert.
Auch war er der erste Herrscher der Neuzeit der ganz bewußt alte wie neue
Propagandamittel und Medien wie den ganz neuen Buchdruck zu seinem Vorteil
einsetzte, die ‚alte’ Redekunst war auch schon in der Antike ein wichtiges politisches
Medium gewesen, die Maximilian auch meisterhaft beherrschte.
Flugschriften wurden als Mittel zur Meinungsbildung im Reich, aber auch im
feindlichen Ausland verteilt, in dieser Weise vorher auch noch nicht dagewesen.
Überhaupt war für ihn die ‚Gedächtnus’ an sein Leben ein großes Anliegen, er sorgte
sich, daß sein Ruhm ‚mit dem letzten Glockenschlag’ verhallen könnte.
Jede Kunstform wurde dafür so häufig wie nie zuvor verwendet, aber auch
Vervielfältigungsverfahren, wie Buchdruck, außerdem alle Arten von Kunstdrucken
zur Verbreitung seiner Taten in Bild und Wort sind heute noch zu Tausenden
erhalten, seine Biographie der ‚Weißkunig’, die er zum großen Teil diktierte,
beschreibt sein Leben in Worten, wie auch in über 190 Holzschnitten.
Überhaupt arbeitete er sehr eng mit den Künstlern zusammen, die ihn sehr
schätzten, auch wenn er manches mal persönlich Korrekturen an den Werken
vornahm. So bedauerte auch Dürer den Tod Maximilians und dessen Wärme sehr, er
hatte ihn noch wenige Wochen davor portraitieren können.
Zeitgenossen bezeichneten die Regentschaft Maximilians als „Beginn einer neuen
Weltzeit, der Goldenen Zeit“, da durch ihn Wissenschaft und Künste gefördert
wurden, aber auch das Reich inneren Frieden fand.
Herunterladen