Die Figur zeigt Maximilian nach einem Holzdruck Burgkmairs 1508 als gerade erwählten Kaiser, Alan Ball hat die Modellierung in 90mm durchgeführt. Maximilian I. von Habsburg (1459-1519) Maximilian wurde am 22.März 1459 in Wiener Neustadt geboren, seine Mutter war Eleonore, eine portugiesische Prinzessin, zierlich, schön und sehr energisch in Ihrer Art, sein Vater Kaiser Friedrich III ein sehr gelehrter, besonnener, zurückgezogener Mensch, stattlich anzuschauen, aber alles andere als wagemutig. Seine mangelnde Tatkraft, die übertriebene Besonnenheit bescherte ihm noch zu Lebzeiten den Beinamen ‚oberste Schlafmütze des Reiches’. Nachdem Friedrich III 1452 Kaiser geworden war, fiel kurze Zeit darauf 1453 Konstantinopel an das Osmanische Reich, eigentlich für einen Kaiser ein klares Ziel, diese heilige Stadt wieder unter christlichen Einfluß zu bringen. Doch Friedrich war nie sehr auf Krieg aus, außerdem wußte er sicherlich, daß dazu andere eher geeignet waren, so entschied er öffentlich, daß sein erster Sohn dazu beauftragt werde, Konstantinopel wieder zu befreien. 1459 war es soweit, der männliche Nachkomme wurde geboren, doch die Namensgebung war noch nicht klar, wollte Friedrich den Heiligen Georg als Namensgeber heranziehen, der Patron der Kreuzfahrer war, wollte Eleonore lieber Konstantin, als klare Vorgabe zur Zielsetzung Konstantinopel. Man einigte sich auf den Heiligen Maximilian, da dieser der Schutzheilige der Stadt Konstantinopel war und somit ein würdiger Namenspatron. Maximilian hatte die blonden Haare und die Nasenform seines Vaters, seine Mentalität war ein Gemisch aus beiden, war er auch sehr hartnäckig im Verfolgen seiner Ziele, hatte er dennoch das lebhafte Temperament seiner Mutter zu deren Durchsetzung. Die frühe Kindheit und Jugend Maximilians war geprägt durch eine große Liebe zur Mutter, dem ewigen Geldmangel und der Unentschlossenheit seines Vaters, die Flucht vor dem Pöbel aus Wien, woraus auch eine gewisse Abneigung Maximilians zu dieser Stadt herrührte. Friedrich mußte sich gegen seinen Bruder Albrecht erwehren, auch gegen den starken König von Ungarn, Matthias Corvinus, der später noch Wien bis zu seinem Tod 1490 besetzen konnte. Maximilian war in seiner Kindheit durch den frühen Tod seiner Mutter und die fragwürdigen Lehrmethoden seiner Lehrer sehr gehemmt, er konnte keinen zusammenhängenden Satz von sich geben, sein Vater sagte mit sichtlicher Sorge öffentlich den Kurfürsten, daß sein Sohn wohl blöde sei, dies war für den älter werdenden Kaiser um so trauriger, da er für seinen Sohn eine gelehrte, gute Ausbildung vorsah. Maximilian erklärte später selbst diese Periode als eine Zeit, in der er beobachtete, lernte und alles aufnahm, was er später gebrauchen konnte. 1471 auf einem Reichstag kam er das erste mal öffentlich in Berührung mit der großen höfischen Welt und überraschte alle Fürsten, Diplomaten, und natürlich seinen Vater mit einer glänzenden Rede. Seine Sprachgewandtheit und Redekunst, war von nun an ein Vorteil für ihn, die er auch immer nutzte. Ganz genau erklären, was vor dieser Zeit der Grund für seine nach außen hin gezeigte ‚tumbe’ Art war, kann man wohl nicht mit Sicherheit beantworten, vor allem die überraschende Wende, zu der kein voriges Anzeichen vorhanden war. Von nun an war es ihm ein Anliegen, sich in allen Belangen zu bewähren, ob geistig oder körperlich. Er wurde der wagemutigste Jäger, stieg Berge hinauf um eine Gams zu schießen, wo sich kein Waidmann hinauf traute, übte sich in Waffenkunst, Handwerk und der Wissenschaft, er wollte universell gebildet sein, diese Einstellung und Lebensweise schon klar in die Renaissance weist, auch wenn Traditionen geliebt wurden. Dennoch war das Rittertum absolutes Ideal für Maximilian, und sein Treffen mit dem Großen Herzog Karl von Burgund aus dem Hause Valois 1473 in Trier sicher der erste und auch wichtige Höhepunkt für ihn. Hier lernte er die Pracht und die Macht eines wohlhabenden Fürsten kennen, der zu seiner Freude und Erstaunen sehr umgänglich war, ihn am Arm nahm und herumführte, ein vollendeter Ritter. Diese spontane wirkliche Zuneigung beruhte auf Gegenseitigkeit, auch wenn vom burgundischen Herzog klar auch politische Ziele damit verfolgt wurden. Einige tausend Ritter voll geharnischt hatte Karl der Kühne nach Trier mitgebracht, auch seine ganze, moderne einige Hundert Rohre zählende Artillerie die dem ‚Jungen’ vierzehnjährigen Maximilian besonders gefiel. Karl wollte ein großes Bündnis mit Kaiser Friedrich um ein eigenes Königreich zu errichten, oder wenigstens ein Königreich im Römischen Kaiserreich. Um das Bündnis zu besiegeln, war eine Heirat der einzigen Tochter Karls, Maria mit dem Erzherzog Maximilian von Habsburg vorgesehen. Friedrich wollte nur die Heirat Maximilians mit Maria zustandebringen mit immerhin Zugeständnis für Karl zu der Königskrone innerhalb des Heiligen Römischen Reichs. Der junge Maximilian galt als vollendeter Prinz, lange, blonde Haare (nicht zu lang, wie ein burgundischer Chronist vermerkte, da allzu lange Haare als bäuerlich/deutsch galten) er wurde als ‚schön’ beschrieben; schlank, breite Schultern, die Haartracht, auch das energische, schmale Gesicht mit der Habsburgernase waren für einen jugendlichen, zukünftigen Herrscher sicher vorteilhaft. Auf jeden Fall verliebte sich die zwei Jahre ältere Maria sofort in ihren zukünftigen Bräutigam, Maximilians Interessen dürften in dieser Zeit aber ausschließlich den Turnieren, den Waffen und den vielen Rittern gegolten haben. Das ganze Gefolge Friedrichs und er, der ewig pleite Kaiser selbst waren sehr beeindruckt von dem Reichtum, die Organisation und die zur Schau gestellte Großzügigkeit der Burgunder auch gegenüber dem Kaiser. Eine Heirat wurde noch nicht beschlossen, da Karl immer größere Forderungen stellte, und Friedrich aber hartnäckig in seiner Position blieb. Alles in Allem muß man objektiv betrachtet schon sagen, daß Friedrich III. immer das Beste aus seinen spärlichen Möglichkeiten machte, seine vorhandene Intelligenz, bedingungslose Hartnäckigkeit und klaren Vorstellungen übergeordneter, langfristiger Ziele machten den Geldmangel und die nicht vorhandene Machtposition im Reich letztendlich mehr als wett. Immerhin kam 1476 die Verlobung Marias mit Maximilian in Lausanne zustande. 1477 fiel Herzog Karl von Burgund vor Nancy, sein einziges Kind Maria hatte er als Nachfolger bestimmt, der französische König Ludwig XI, auch die flämischen Stände (zu Burgund gehörend) zweifelten die Legitimität einer Frau an, oder wollten zumindest mehr Freiheiten. Maria, eigentlich Liebling im eigenen Land wurde faktisch arrestiert, Franzosen plünderten burgundische Grenzgebiete, besetzten Teile Altburgunds. Daß der als reichste, militärisch mächtigste Herrscher Europas geltende, nur ‚Der Große Herzog’ genannt, gegen Schweizer Aufgebote kläglich verloren hatte war in gewisser Weise ein Schock für alle europäischen Fürsten gewesen. Kurz vor seinem Tod hatte Karl testamentarisch verfügt, daß Maria Maximilian von Habsburg heiraten, dieser die burgundischen Länder bis zum nächsten erblichen Nachfolger regieren solle. Dies umfaßte ein Gebiet vom Jura über die heutigen Benelux-Staaten, ein großes Gebiet genau zwischen Frankreich und dem Reich, wirtschaftlich gerade die Niederlande mit am stärksten in Europa. Da Maria sehr in Bedrängnis geriet rief sie sofort Maximilian persönlich zu Hilfe, für den dies doch recht überraschend kam, er ließ die Jagd, auf der er sich befand bleiben und eilte sozusagen mittellos über den Rhein nach Flandern seiner Herzogin entgegen. Sein Vater konnte ihm nicht einmal Reisegeld zur Verfügung stellen, da dieser im Osten gegen die Ungarn beschäftigt war. Maria wußte von den finanziellen Schwierigkeiten Maximilians und ließ ihm ausreichend Mittel zukommen, damit er überhaupt die Reise vollenden konnte. Als jugendlicher Held wurde er auch sogleich in den burgundischen Gebieten begrüßt, ganz Europa war von dem aus heutiger Sicht romantischen Entschluß Maximilians beeindruckt. Die Hochzeit wurde auch sofort 1477 geschlossen, die burgundische Ritter vom Goldenen Vlies ernannten Maximilian zum neuen Großmeister des Ordens, da die Stelle seit dem Tod Karls des Kühnen vakant gewesen war. So fiel auch dieser wohl berühmteste der weltlichen Ritterorden an das Haus Habsburg. Eine Auseinandersetzung mit dem seit dem Ende des Hundertjährigen Krieges erstarkenden Frankreich war unabwendbar. Durch diese Heirat war von nun an eine Jahrhunderte lange Feindschaft zu Frankreich entstanden. Ludwig XI von Frankreich, eigentlich wann es immer ging einem Krieg ausweichend, mußte nun reagieren, da Maximilian sofort ein Heer in Flandern aushob, nach Schweizer Art bewaffnet und geschult, auch mangels ausreichender Ritter. Schon hier zeigte sich ein Organisationstalent Maximilians, gerade in schwierigen Lagen. Bei Guinegate kam es 1479 zu einer großen Schlacht in deren Verlauf Maximilian selbst vom Pferd stieg, einen Langspieß in die Hand nahm und sich in die erste Reihe des gemeinen Fußvolks stellte und dies auch seinen Rittern befahl. Durch diese Aktion bekam er auch sofort große Sympathien beim Fußvolk und man konnte das französische Ritterheer, das prächtig ausstaffiert war, schlagen. Doch der Sieg war nicht kriegsentscheidend, er zog sich noch viele Jahre wechselhaft dahin, immerhin gewann Maximilian den Ruf des besten europäischen Feldherrn, den er bis zu seinem Tode nicht mehr los wurde, obwohl die Erfolge nicht immer positiv waren. Durch die Bildung eines hier zwar flandrischen Fußvolks war eine neue Infanterieart, die der Landsknechte geboren worden, als Gegenpol zu den rein schweizerischen Reisläufern. Wann immer es ging, verbrachte er seine Zeit mit seiner Frau Maria, es war eine richtige Liebesehe, beide hatten gemeinsame Interessen, sie gingen auf die Jagd, zusammen aufgestanden wurde erst um neun Uhr morgens, für Maximilian anfangs recht ungewohnt, aber dadurch war auch schnell für Nachwuchs gesorgt. Zuerst der Sohn Philipp, der später König von Kastilien werden sollte und die Tochter Margarethe, eine der talentiertesten aller Habsburgerinnen, was politische Geschäfte anbelangt. Das burgundische Hofzeremoniell, ja die ganze Kultur wurde von den Habsburgern übernommen und beeinflußte Europa nachhaltig. Auch ein einheitliches Steuersystem, das Herzog Karl entwickelt hatte wurde übernommen, sowie in großen Zügen der ganze gut durchdachte Staatsapparat, der auch ein getrenntes Staatsvermögen von dem des Regenten vorsah, für damals eine außerordentlich fortschrittliche Neuerung. Maximilian lernte die Sprache seiner Frau, die Kinder wuchsen auch in französischer Sprache auf, überhaupt war Maximilian sehr weltoffen, wann immer es ging lernte er die Sprachen anderer Länder um sich selbst mit Gesandten unterhalten zu können, wichtig für ihn war, daß er alle acht Sprachen seiner eigenen Ländereien sprechen konnte. Schließlich war Maximilian zum Burgunder geworden. Doch das Glück war von kurzer Dauer. 1482 bei einer gemeinsamen Jagd hatte Maria einen Reitunfall, an dessen Folgen sie zwei Wochen später starb. Dieser Schlag und die verlorene einzige Liebe begleitete Maximilian sein ganzes weiteres Leben. Sofort wurde er als Fremder in Burgund behandelt, die niederländischen Stände forderten Vormundschaft über die Kinder Maximilians. Schließlich sah er sich im gleichen Jahr noch genötigt den Frieden von Arras zu unterzeichnen, der den Ständen die Vormundschaft über Philipp und dem französischen König die von Margarethe zusicherte, die außerdem auch gleich mit dem französischen Prinzen Karl verlobt wurde. Einige Regionen des südlichen Burgunds mußten an Frankreich abgetreten werden. Er war allem beraubt worden, was er geliebt hatte. Eigentlich alle flämischen Gebiete wagten nun mit Unterstützung Frankreichs den Aufstand, der einen immer auflodernden Konflikt nach sich führte und ganze Landstriche verwüstete. 1485 konnte Maximilian immerhin erreichen, daß sich Brügge und Gent unterwarfen und seinen Sohn wieder der väterlichen Vormundschaft zurückgaben. Überhaupt war es immer ein habsburgischer Vorteil gewesen, daß eine starke, zuverlässige oft sogar liebevolle Familienbande bestand. Inzwischen hatte 1485 Friedrich III seine Hauptstadt Wien mit Österreich und der Steiermark an Matthias Corvinus verloren, er wurde der Kaiser, der auf dem Ochsenkarren umherzog. Da der Vater tatsächlich auf Unterstützung angewiesen war, mußte Maximilian ihm zu Hilfe kommen, allerdings wurde vereinbart, daß Maximilian schon jetzt zum Römischen König gewählt werden sollte, die Regierungsgeschäfte dennoch bei dem Kaiser blieben. Dabei konnte Maximilian auf starke niederländische Mittel setzen, da er dort gerade wieder die Oberhand gewann. 1486 wurde er zum König gewählt und in Aachen gesalbt. Nun hatte er auch offiziell eine starke Würde inne und kehrte zuerst in die Niederlande zurück um dort endlich für Ruhe zu sorgen. Doch der Ausgang war wenig positiv, ein Krieg zog sich wieder zwei Jahre dahin, Maximilian wurde sogar 1488 in Brügge von den Bürgern sechzehn Wochen lang gefangen gesetzt. Hier zeigt sich wieder, daß Friedrich in wichtigen Lagen doch nicht unentschlossen war und marschierte an der Spitze eines großen Reichheeres gegen die Niederlande die davon überrascht ohne militärische Auseinandersetzung den jungen König freigaben. Schließlich wurden die Franzosen kriegsmüde und schlossen 1489 einen Frieden mit dem Reich, der die Niederlande somit völlig alleine ließ. So konnte Maximilian nach zwölf Jahren andauernden harten Krieges das niederländische Burgund verlassen um endlich im Osten seinem Vater zu helfen. Er überließ Albrecht von Sachsen die endgültige Unterwerfung der Niederlande. Damals wußte er wohl noch nicht, daß er nicht dorthin zurückkehren würde. Es waren für ihn sehr schwere, wechselhafte aber auch lehrreiche Jahre gewesen, die ihn schon in dieser Zeit überall berühmt gemacht hatten. Da Maximilians Onkel Sigismund, Herzog in Tirol große Schwierigkeiten in seinem Herrschaftsbereich hatte, konnte Maximilian diesen 1489/90 dazu überreden, die Regierungsgewalt auf ihn zu übertragen, somit waren die reichen Silbervorkommen Tirols in Maximilians Hand und fortan auch Dreh – und Angelpunkt seiner zukünftigen Politik, dies ausschließlich durch sein diplomatisches Geschick. Er nannte Tirol selbst das ‚Herz des Deutschen Reiches’. Hier konnte er ausspannen, jagen, Entscheidungen bedenken. 1490 wurde der ungarische König Matthias Corvinus vom Schlag urplötzlich und unerwartet dahingerafft. Maximilian nahm diese Gelegenheit sofort war um einen Blitzfeldzug gegen das nun verwirrte Ungarn zu führen, um Österreich und die Steiermark zurückzugewinnen. Ohne Geld stampfte er innerhalb weniger Wochen ein Heer aus dem Boden und eroberte im August und September alle verlorenen Erbländer zurück. Allerdings wurde der Geldmangel im weiteren Verlauf des Feldzuges wieder zur Crux, die ‚neuen’ Landsknechte meuterten. Dennoch war die Aktion ein Erfolg gewesen, wie die meisten erfolgreichen Taten Maximilians immer aus der Not entstanden. Im Westen suchte Maximilian neue Bundesgenossen. Die Bretagne wurde von der schönen Herzogin Anna regiert, die Frankreich feindlich gesonnen und noch ledig war, somit eine gute Wahl für Maximilian als neue Ehefrau. Eigentlich der Ehebund schon geschlossen, kam es dennoch anders. Inzwischen war Karl VIII König von Frankreich und um eine endgültige Vereinigung der Bretagne mit Burgund zu verhindern und somit eine völlige Einkreisung Frankreichs durch Habsburg rückte er in das Herzogtum Bretagne ein, eroberte Nantes und belagerte die Herzogin in ihrer Hauptstadt Rennes. Für Maximilian war es mehr als Pflicht und Ehre Anna zu Hilfe zu kommen, doch jede Unternehmung schlug fehl. Im Reich fand er keine Unterstützung, im Nürnberger Reichstag wurde ihm jede Hilfe verwehrt. Auch sein alter Vater sah in dem Bund mit Anna einen liederlichen Handel, der nur Umstand neuen Ärgernisses sein müsse. Angesichts dieser Lage schloß er einen Frieden mit dem neuen Ungarnkönig Wladislaw, der immerhin nicht nur ein Erfolg für den Augenblick sondern auch für die Zukunft bringen würde, die Erbfolge für Böhmen solle an Habsburg fallen und die ungarische auch, falls Wladislaw ohne Söhne bleiben würde. Obwohl selbst eher im Westen interessiert, wurde so Maximilian immer mehr auch in den Osten involviert. Doch in der Bretagne vollzogen sich 1491 dramatische Ereignisse, der sogenannte ‚Brautraub von Bretagne’. Belagert vom französischen König und keine Hilfe mehr erwartend erklärte Anna sich bereit ihrem Feind Karl VIII die Hand zu reichen und diesen sogar zu ehelichen. Sie fühlte sich auch ein wenig von Maximilians Hilflosigkeit verraten. Für Maximilian war dies eine doppelte Beleidigung, einerseits von Karl VIII seiner Braut beraubt, andererseits wurde somit auch seine Tochter Margarethe von ihrem Verlobten König Karl verstoßen, mehr als demütigend. Eigentlich ein umgänglicher Mensch hatte er von nun an einen richtiggehenden Haß auf Frankreich, welches er am liebsten vernichtet gesehen hätte. Der ‚Brautraub’ allerdings war Propaganda im Reich, Maximilian war sich der Wirkung des Buchdruckes bewußt und ließ Flugschriften überall verbreiten, daß der König von Frankreich die Herzogin Anna entführt hätte, dies war lange Zeit auch der allgemeine Glaube. Gerade die einfachen Leute empfanden wie der junge König, Maximilian wollte einen Rachefeldzug. Doch er fand bei den Fürsten und Verbündeten keinen Zuspruch, auch der alte Kaiser Friedrich war nur mit Mühe von Maximilians Plänen zu überzeugen, persönliche Zwiste zwischen dem römischen und französischen König waren eben mit Reichsinteressen nicht konform. Dennoch sammelte Maximilian Truppen und führte einen kühnen Vorstoß in die Freigrafschaft Burgund, worauf der französische König nach einer Niederlage bei Salins sofort zu Verhandlungen bereit war. 1493 wurde der Friede von Senlis geschlossen, der Maximilian fast alle verlorengegangenen Burgunder Gebiete wieder einbrachte, doch waren einige Punkte unklar geblieben, auch die genauen Interessen in Italien beider Seiten und somit Konflikte für die Zukunft vorprogrammiert. Im gleichen Jahr 1493 starb Friedrich III an den Folgen einer Beinamputation, kein Römischer König und Kaiser hatte so lange regiert wie er, 53 Jahre war er des Reiches Oberhaupt gewesen. Durch seine letztendlich besonnene Politik und zuletzt mit seinem engagierten Sohn konnte er wenn nicht das ganze Reich, so zumindest die Position Habsburgs im Reich stärken. Geldmangel war immer sein Hauptproblem gewesen, er versuchte dies mit echtem Geiz zu kompensieren. Auch Maximilian hatte wie eigentlich alle großen Habsburger immer finanzielle Sorgen, doch welches zur Hand, war er sehr schnell am Ausgeben, ob für den Staat, für Kunst oder einfach aus Wohlwollen. Diesen Hang auch am Luxus und Prachtentfaltung war wohl sein Burgundisches Erbe. Sein Vater tadelte Maximilian, als dieser schon König war, wegen dessen Verschwendungssucht; Maximilian entgegnete, er sei nicht verschwenderisch, sondern großzügig; er möchte nicht als reicher Herrscher eines armen Volkes regieren, sondern als Herrscher eines reichen Volkes und setzte wirtschaftlich viel in Bewegung um dies zu verwirklichen. Es ist nicht verwunderlich, daß er bei Bürgerlichen, bei der Ritterschaft und dem einfachen Volk doch sehr beliebt war, aber beim gerade höheren Adel nicht oft auf Zustimmung stieß. Kaiser Friedrich war immer darauf bedacht gewesen, so wenig Veränderungen als möglich zuzulassen. Maximilian, jetzt alleiniger Römischer König im Reich wußte, daß durch die Veränderungen der Staatensysteme auch für das Reich Reformen unabdingbar waren, um sich großmachtpolitisch behaupten zu können. In den deutschen Gebieten waren Reichsreformen nun das oberste Ziel Maximilians, welches ihm Jahrzehntelangen Frust bescheren sollte. Die Zentralgewalt des Königs/Kaisers sollte wieder gestärkt werden, ein stehendes Heer aufgebaut, dafür in den Ländern ‚Kreise’, auch zur Rekrutierung errichtet. Eine Reichssteuer war auch Ziel seiner Bestrebungen, sowie ein gleiches, zentrales Rechtswesen. Auch wenn das Heilige Römische Reich immer mehr in provinzielle Fürstentümer verfiel, war es für Maximilian politische Realität und er sah es als Aufgabe der Deutschen an, dieses Reich zu schützen. Ab dem 15.Jh wurde der Name ‚Römisches Reich Deutscher Nation’ immer geläufiger, dessen Name nur auf das Vorrecht der Deutschen hinweisen sollte. Durch die Expansionen im Westen und schließlich auch in Italien durch Frankreich und im Osten durch das Vordringen der Osmanen sah sich der König außerdem immer mehr in seiner Existent bedroht. Durch die Reformen wollte Maximilian erreichen, daß er wieder über jene Mittel verfügen konnte, die einem Karl dem Großen, oder Otto dem Großen eigen gewesen waren. Für diese Unternehmungen, auch um Prestige zu gewinnen, war die Kaiserkrone und der damit verbundene Italienzug nach Rom unabdingbar. Als Römischer Kaiser war er der Führer der Christenheit und für Maximilian somit der rechtmäßige Herr der Welt. Kaum war 1493 der alte Kaiser verschieden, bedrohten Türkeneinfälle im Osten die Grenzen des Reiches, der christliche kroatische Heerbann wurde völlig geschlagen. Ein Kreuzzug gegen die Türken schien sehr wahrscheinlich und notwendig. So suchte er ein großes Bündnis zustande zu bringen. Doch auch Frankreich rüstete und zwar für eine Invasion in Italien. Auch konnte der französische König Maximilians Sohn Philipp für sich gewinnen, so durfte Maximilian nicht auf Hilfe aus den Niederlanden hoffen. Ohne auf nennenswerte Gegenwehr zu stoßen konnte König Karl von Frankreich innerhalb fünf Monaten ganz Italien durchstürmen, er hoffte jetzt sogar auf die Römische Kaiserkrone, da er den Papst stark unter Druck setzen konnte. Im gleichen Jahr wurde auch Amerika entdeckt, die Bedeutung dessen war aber in dieser Zeit noch niemandem wirklich bewußt. 1494 heiratete Maximilian Bianca Maria Sforza aus dem Herzogtum Mailand und betonte dadurch sein eigenes Interesse an Italien. Die Ehe war zumindest für den eigentlich immer um Ritterlichkeit bemühten Maximilian eine reine Zweckehe, ohne 400000 Gulden Mitgift wäre dieser Ehevertrag wohl nie zustande gekommen. Die anfängliche Schwärmerei Biancas für den König schlug schnell in Enttäuschung um, da sich dieser nicht sehr für sie interessierte und als Bianca auch keine Kinder bekam völlig uninteressant wurde. Immerhin brachte die italienische Prinzessin italienische Kultur, Lebensweise und Wissenschaft nach Wien, das auch sehr prägend für Österreich war. Die französische Expansion in Italien war natürlich ein Aufruf für den Römischen König zum Wiederstand. Gehörte Italien denn nicht zum Imperium? Auf dem Wormser Reichstag 1495 klagte er „..es ist mir unerträglich, Frankreich zum Pförtner Italiens zu machen“. Um Kaiser zu werden, mußte er schließlich einen Italienzug nach Rom unternehmen. So konnte er grundsätzlich in Worms eine Heeresreform und Behördenneuregelung durchsetzen. Die Franzosen besetzten Süditalien mit Neapel, Maximilian suchte Bündnispartner gegen Karl VIII. Es kam 1495 die Heilige Liga von Venedig zustande, die den Papst, Spanien, Venedig und Mailand mit dem Reich verbündete. Der Bund mit Spanien wurde zusätzlich mit einer folgenschweren Doppelvermählung besiegelt, Maximilians Kinder Margarethe und Philipp heirateten Juan und Juana, die spanischen Erben. Durch den frühen Tod Juans und 1504 der Königin Isabella konnte schließlich Philipp König von Kastilien werden. So gewann das Burgundische Bündnissystem gegen Frankreich immer mehr an Gestalt. Die Entscheidung Maximilians sich in Italien selbst zu engagieren, gab ihm nie mehr einen richtigen Spielraum im Osten, band ihn an die Apenninen. Auf dem Reichstag gewann er keine entscheidende Hilfe um einen großangelegten Feldzug gegen die Franzosen in Italien zu unternehmen, er blieb sich mal wieder selbst überlassen, konnte aber im Moment nicht entscheidend eingreifen. Doch die kaufmännischen Venetier waren an Genialität kaum zu überbieten, sie boten dem Römischen König eine Condotta über 60000 Gulden als Söldnerführer an, um in Italien tätig werden zu können, aber unter einem Banner Venedigs. Dies war einerseits schon eine Beleidigung, aber Venedig meinte es insofern ernst, da ja Maximilian als ‚der fähigste Heerführer’ galt und somit für einen Kaufmann eine gute Anlage. Aber sogar in Venedig gab es Empörung wegen dieses Angebots, so war ganz Europa sehr überrascht, daß Maximilian auf den Vorschlag eingehen wollte, sicher auch, um den ewigen Händeleien und Diskussionen im Reich entfliehen zu können. Doch ließ der Spott nicht lange auf sich warten, „ Der römische König hat sich zur Vogelscheuche herabgewürdigt“ war noch eine recht harmlose Aussage darüber. Von allen Gesandten, auch Freunden wurde er bedrängt die schmähliche Condotta niederzulegen, was er schließlich auch tat. Immerhin mußte Frankreich durch den Druck der gesamten Liga Italien wieder räumen. 1496 entschloß sich Maximilian gegen den Wiederstand des Reichstages dennoch zu einem Italienzug als Bundesfeldherr der Liga. Vom Reich bekam er nicht die geringste Unterstützung, ja die Reichsstände ließen ihren König vorsätzlich im Stich. Auch Maximilians klagen, daß „ihr erst zur Einsicht kommen werdet, wenn Frankreich an die Tore Eurer Städte pocht „ halfen nichts, Fürsten und Stände verweigerten sich völlig. Der Feldzug war so zum scheitern verurteilt, ohne eigene Mittel, auf Zahlungen Venedigs angewiesen, die zuletzt auch noch die nötigen Hilfsgelder verweigerten. Als bei der Belagerung von Livorno die Venetianer alle Schiffe und Truppen abzogen, die Herbststürme und Regengüsse immer heftiger wurden, zog der entnervte Maximilian im Dezember nach Norden ab über die verschneiten Alpen ins ‚heimische’ Tirol. Der Anfang vom Ende der Heiligen Liga. Maximilian hatte diesen Feldzug mehr aus persönlichen Gründen geführt, als aus politischem Kalkül, dies war schnell auch seinen Bundesgenossen bewußt geworden und ein energisches Vorgehen aller Verbündeten so von vorneherein zweifelhaft gewesen. Die Ligastaaten wandten sich nun dem mächtigeren Frankreich zu, die Gegensätze des Reichstages zum Römischen König waren mehr als offenkundig. Europa schaute sehr verwundert auf die Stände des Heiligen Reiches und die Machtlosigkeit ihres Regenten. Alle Mittel waren im Augenblick verbraucht und Maximilian brauchte einen Erfolg, um wieder Ansehen zu gewinnen, so empfing er im Juli 1497 im Kloster Stams zum ersten Mal in der Geschichte auf Reichsgebiet eine Friedensgesandtschaft des Türkischen Sultans. Diese neuartige östliche Märchenwelt wurde mit großem Staunen aufgenommen und bewundert, man schaute jetzt wieder auf den König als Mittler zwischen Orient und Okzident. Doch im Westen verschlechterte sich die Lage zusehends. War Karl VIII noch ein romantisch veranlagter König gewesen, so folgte nun 1498 mit Ludwig XII ein harter Realist, einst freundschaftlich mit Maximilians Tochter Margarethe verbunden, als diese in Frankreich aufgewachsen war. Sein erkorenes Ziel war zunächst die Eroberung Mailands, doch setzte er auch auf diplomatische Mittel. 1499 konnte Ludwig sogar einen Übertritt Venedigs, Spaniens und des Papstes auf die Seite Frankreichs erreichen, die sich vom französischen König mehr erhofften, als von Maximilian und dem Reich, das sich auf den letzten Reichstagen völlig bloßgestellt hatte. Konnte man eine Ablehnung der Reichsstände in außenpolitischen Fragen noch erklären, so war dies in innenpolitischen Fragen wirklich nur einem kleingeistigen Provinzialismus der damaligen Fürsten zuzuschreiben. Sehr stark und schon lange während waren die Streitigkeiten zwischen Habsburgern und den Schweizern, „Habsburg“ und seine Kerngebiete lagen nun mal in schweizerischem Gebiet, aber auch die Gegensätze der Eidgenossen zum Reich insgesamt waren immer sehr groß gewesen. Bei den Reichsreformen, die allgemein angenommen wurden, lehnten die Schweizer Kammergericht und eine Reichssteuer ab, konnten dies auch kundtun, da ihnen eine Unterstützung des französischen Königs und Venedigs sicher war. Tirol und der Schwäbische Bund ließen sich 1499 auch in einen Krieg mit den immer mehr expandierenden Schweizer Städten hineinziehen, in Abwesenheit Maximilians. Dieser Krieg wurde mit unerbittlicher Härte geführt, die taktische Überlegenheit der Eidgenossen allerdings offensichtlich, zuletzt mußte Maximilian selbst widerwillig eingreifen, aber auch ohne Erfolg, da ihm die Stände ausrichten ließen, der Krieg ginge nur um Habsburgische Interessen. In dieser Auseinandersetzung zeigte sich dennoch, daß man immer mehr auf große Fußvolkformationen setzen mußte, um einen Schlachtenerfolg erringen zu können. Für die süddeutschen Landsknechte, auch wenn geschlagen, war dies für die Zukunft sehr lehrreich. Von den Schweizern wird der Konflikt ‚Schwabenkrieg’ in Deutschland ‚Schweizerkrieg’ genannt. Im Frieden von Basel wurde die Eidgenossenschaft aus dem engeren Reichsverband entlassen, im darauf folgenden Augsburger Reichstag wurde von den Ständen praktisch nicht darauf eingegangen, mit Recht nahmen die Schweizer die ganze Reichsversammlung nicht mehr ernst. War im Jahr 1499 Maximilian im Reich doch gebunden, bedeutete dies für Ludwig XII von Frankreich fast einen Freibrief für Expansionen in Italien. Der Mailänder Staat wurde besetzt, der Herzog nach Frankreich überführt, für Maximilian ein unersetzlicher Verlust, da ein großer Geldgeber somit ausfiel. So war der Nordwesten Italiens in französischer Hand und die mit ihnen Verbündeten Spanier setzten sich in Süditalien fest. Das Jahr 1500 war wohl eines der demütigsten für Maximilian. Italien verloren, ganz Südeuropa und neuerdings auch der Osten wollten sich mit Frankreich verständigen, innenpolitische Gegner konnten auf dem Augsburger Reichstag dem König den Oberbefehl über das Reichsheer entreißen, Steuern wurden rigoros verweigert. Maximilian war eigentlich nun ohnmächtig, außer seinem Titel und die eigenen Erblande war ihm nichts verblieben. Der Verlust Mailands war auch für den weiteren Verlauf der Ehe mit Bianca entscheidend. Ihm so oder so eher Verdruß, von bekanntlich zu vielen Süßigkeiten recht dicklich geworden, überließ er seine Frau der ‚Obhut’ der Reichsstände, ohne jede finanzielle Unterstützung. Eigentlich war dies die einzige, aber absolut grobe Verletzung seiner eigenen, gelebten Ritterlichkeit. Er selbst vergnügte sich fortan ausschließlich mit ‚Schlafweibern’, die immer gut versorgt waren, aber nie irgendeinen Einfluß nahmen. Doch diese Zeit, zur politischen Untätigkeit fast verdammt nutzte Maximilian für eigene Neustrukturierungen, so ließ er ‚seinen’ Landsknechten besondere Aufmerksamkeit zukommen um von den Schweizer Reisläufern noch unabhängiger zu werden, auch kümmerte er sich persönlich um die Verbesserung von Schmiedearbeiten, besonders von Harnischen und dem Geschützwesen. In dieser Zeit konnte er außerdem viele ‚Rittersleut’ in Deutschland dazu gewinnen einen neuen Dienst zu tun, nämlich als Anführer von Söldnertruppen, dies ging zwar auch nicht ohne Probleme vonstatten, aber wesentlich einfacher als zum Beispiel in Frankreich, wo sich der Adel lange Zeit völlig dem ‚Dienst’ mit dem gemeinen Mann verweigerte. Maximilian wurde es klar, daß er sich auch mit Frankreich verständigen müsse, sein Sohn Philipp ‚der Schöne’ vermittelte dabei sehr. 1501 wurde sogar ein Bündnis geschlossen, Mailand wurde französisch, aber mit dem Versprechen sich von nun an nicht in ‚Reichsangelegenheiten’ einzumischen. Sein Enkel Karl, gerade im Jahre 1500 geboren wurde mit der französischen Königstochter Claudia verlobt um auch das Bündnis zu bekräftigen. So war er wieder ins politische Spiel gekommen und Italien war durch den Ehebund wieder greifbar geworden. Sein Erzfeind im Reich der Erzbischof von Mainz wollte in dieser Zeit eine Absetzung Maximilians durchsetzen, doch der Tiefpunkt des Königs war überwunden, die sicher vorhanden gewesene Chance vertan. 1503 wurde Julius II Papst in Rom, und dieser Kriegerpapst war anfangs Maximilian wohlgesonnen und somit Bündnispartner. Nun war wieder einmal ein Kreuzzugsgedanke nicht fern, über Italien die Kaiserkrönung, dann direkt hinüber nach Konstantinopel, den Romzug mit einem Türkenzug vielleicht bis nach Jerusalem zu verbinden, war doch in den Augen Maximilians zu erreichen, aber wenigstens die Kaiserkrönung in Rom. Doch auch hier kam es anders, in Bayern gab es große Erbfolgestreitigkeiten, Landshut sollte einem Hauptfeind des Königs, der Kurpfalz zufallen, dies band natürlich Maximilian wieder ans Reich. Doch hier gewann er in Deutschland zum ersten mal wirklich große Bündnispartner, Bayern, Württemberg, Hessen, Sachsen, Brandenburg und der Schwäbische Bund schickten Hilfstruppen. Ein Eingreifen Frankreichs konnte diplomatisch verhindert, 1504 die pfälzischen Parteigänger bei Regensburg geschlagen werden, bei dem entscheidenden Reiterangriff wurde Maximilian verwundet. Die Festung Kufstein wurde belagert und nach einer kurzen Beschießung durch schwere Geschütze zur Aufgabe gezwungen. Der Erfolg war äußerst groß, Habsburg gewann nicht nur Gebiete hinzu, auch das Ansehen war wieder mehr als hergestellt. „Der König ist so mächtig unter den Deutschen Fürsten, daß ihm keiner zu widersprechen wagt“ berichtet ein venetianischer Gesandter an seine Regierung. Letztendlich war die Friedenspolitik mit Frankreich, durch Philipp eingeleitet, der Garant für einen Erfolg gewesen. Nun ging das französische Bündnis sogar so weit, daß nach dem Tode Ludwigs Mailand, das Herzogtum Burgund und die Bretagne an Erzherzog Karl und Claudia fallen solle, somit auch unter Herrschaft der Habsburger. Außerdem sollte Frankreich die Erbfolge Habsburgs in Ungarn, Böhmen und Spanien fördern, sowie Maximilians Romzug unterstützen. Venedig, die Kaufmannsrepublik sollte dabei zerschlagen und unter den Siegern aufgeteilt werden. Dafür versprach Maximilian Ludwig Mailand als Lehen im Reich. Dies war eigentlich der einzige Grund Ludwigs XII auf diese Verträge einzugehen, um einen offiziellen Reichstitel als ‚Herzog’ zu bekommen und somit auch Ansprüche im Reich. Man kann sagen, daß die diplomatischen Wege innenpolitisch versagt hatten und nur durch einen harten militärischen Sieg Maximilians im Reich seine Stellung wieder herstellen konnte, außenpolitisch aber seine diplomatischen Bemühungen letztendlich wesentlich fruchtbarer waren, als kriegerisch ausgefochtene. Aber so gewann er eigentlich zum ersten Mal Bewegungsfreiheit im Innern und auch im Osten, um dort die seit 1490 vernachlässigten Pläne zu verwirklichen. Auf dem Reichstag in Köln 1505 war Maximilian nun auf dem Höhepunkt seiner Macht angelangt. Er konnte den ewigen Landfrieden durchsetzen, eine lang gehegte Forderung von ihm, außerdem das einheitliche Kammergericht. Jetzt war es sogar möglich Hilfe gegen die rebellischen Ungarn vom Reich zu bekommen. Eine ungarische nationale Partei hatte die habsburgische Erbfolge verworfen und bestimmt, daß nur ein gebürtiger Ungar König werden könne, Maximilian erwiderte darauf, daß er im ungarischen Turm des Wiener Neustädter Schlosses geboren sei, daher ein geborener Ungar und rückte mit einer Armee in das Königreich ein. Preßburg wurde besetzt, doch dann erfuhr er von der Geburt eines ungarischen Thronerben, somit die Nachfolge doch geklärt war und das ungarische Friedensangebot auch annahm. Es wurde wie in Spanien eine Doppelhochzeit mit daraus folgerndem Erbanspruch Habsburgs vereinbart, die auch 1515 zustande kam. Für seine Kaiserpläne hatte er neue Ideen, er wollte mit einer Flotte nach Rom segeln um somit die Kaiserkrone zu erlangen und mit dabei sollte sein Sohn Philipp sein, der gleichzeitig Römischer König werden sollte und somit ein großes spanisch-burgundisch-deutsches Reich. Durch den tragischen Tod Philipps 1506 in Spanien wurden diese Absichten aber vereitelt. Als Maximilian von diesem Schicksalsschlag erfuhr schloß er sich einige Tage ein. Immerhin konnte Philipp kurz vorher als er sich auf einer Rückreise nach Spanien mit dem Schiff befand, durch einen Sturm nach England verschlagen, mit Heinrich VII einen Freundschafts- und Bündnisvertrag abschließen, der England an die Seite Habsburgs brachte. Da Margarethe schon zweimal Witwe, wieder ledig war, wollte Maximilian sie auch gleich mit Heinrich VII vermählen, obwohl sie sonst immer mit ihrem Vater gut zusammenarbeitete, hier verweigerte sie sich. Sie war inzwischen Statthalterin der Niederlande geworden und regierte das Land geschickter als es ein Philipp je gekonnt hätte, überhaupt war sie dem Wesen Maximilians sehr ähnlich. Als sie Gemahlin des spanischen Thronfolgers war, wurde sie dort sogar richtiggehend verehrt, da sie blond gelockt, mit offenem Haar eine ‚engelsgleiche’ Erscheinung hatte. Wie ihr Vater, war auch sie beim Volk durch ihre natürliche Art immer sehr beliebt gewesen. Margarethe schaffte es tatsächlich, daß die Niederlande ab sofort unterstützend wirken konnten. Nach dem Tod ihres Bruders Philipp übernahm sie in den Niederlanden auch die Erziehung seiner Kinder, somit auch die des künftigen Kaisers Karl V. Inzwischen wurde ganz Spanien vom Exschwiegervater Ferdinand regiert. In Frankreich löste nach dem Tode König Philipps Ludwig XII die Verlobung Karls mit Claudia und gab diese dem Dauphin Franz, der spätere König Franz I. Inzwischen nahm Maximilian solches Handeln etwas gelassener. Sein Kommentar dazu war deshalb recht gemäßigt nur „die Franzosen lesen anders als geschrieben“. Um dennoch endlich die Kaiserwürde zu erlangen mußte er sich langsam entschließen was in Bezug auf Rom zu tun sein, diplomatisch mit Frankreich war ja wieder dies Ziel weit entfernt, so mußte es doch einen gewaltsamen Durchbruch in Italien geben. Auf dem Konstanzer Reichstag konnte er durch eine glanzvolle Rede eine Hilfe von 12000 Mann erringen, allerdings kam diese Truppe nicht zusammen. Auch der Verbündete Papst Julius, der sonst sehr kriegerisch veranlagt war, wollte gerade jetzt keinen großen Konflikt heraufbeschwören. So zog Maximilian praktisch ausschließlich Truppen seiner eigenen Erbländer am Isonzo und Trient zusammen um von dort nach Rom zu marschieren. Doch sah er schnell, daß die Kräfte nicht gegen Venedig ausreichen würden. Eigentlich schon wieder zur Aufgabe des Ziels bereit, bekam er Hilfe vom Papst selbst. Dessen Gesandter brachte für Maximilian einen Brief, der den Bischoff Lang von Trient ermächtigte, den König in Abwesenheit des Papstes 1508 zum Kaiser auszurufen. Maximilian willigte nur deshalb ein, wenn der Papst ihn später in Rom noch weihen, salben und krönen würde. Daß er sich eigenmächtig zum Kaiser gemacht habe, kann man so dann doch nicht behaupten, da es gar nicht in seinem Selbstverständnis lag. Kein anderer Regent als er wünschte sich nichts sehnlichster als die formelle christliche Weihe durch den Papst. Zum Romzug kam es jedenfalls nicht mehr, ja sein Vater Friedrich war bekanntlich der letzte in Rom gekrönte Kaiser gewesen. Der Titel „Erwählter Römischer Kaiser“ war für Maximilian immer nur ein unvollständiger geblieben. So ganz war er sich der zukünftigen Tragweite wohl noch gar nicht bewußt, daß die Kaiserkrone von nun wirklich in des Kaisers Hand lag und somit beinahe völlig Habsburgisch. Jetzt als proklamierter Kaiser war ein Vorgehen gegen Venedig sein nächstes Ziel. Dieser große Venetianerkrieg sollte bis 1516 andauern und somit die letzte große Periode Maximilians werden. In seinen wechselhaften Bündniskonstellationen einer der verwirrendsten Auseinandersetzungen überhaupt. An allen Fronten wurde das kaiserliche Heer 1508 zurückgeschlagen und der frischgebackene Kaiser schloß einen schnellen Waffenstillstand um weitere Verluste zu vermeiden. Doch nun griff Papst Julius II energisch in die Geschehnisse ein, da auch er in Konflikt mit Venedig stand, er bestimmte im Dezember den Kaiser und die Könige von Spanien und Frankreich zur Heiligen Liga (von Cambrai). Als Ziel diese Bundes wurde das Osmanische Reich angegeben, wirklich richtete es sich klar gegen Venedig. Dabei sollte der venetianische Staat unter den Siegern aufgeteilt werden, also eine völlige Niederwerfung vorgesehen. Frankreich führte dabei im Mai 1509 einen ersten vernichtenden Schlag in der Schlacht von Agnadello gegen Venedig, das venetianische Gebiet stand nun völlig offen. Doch Kaiser Maximilian konnte erst spät am Kriegsschauplatz erscheinen, da das Reich ihm wieder einmal alle Gelder vorenthielt und er in seinen Erblanden Truppen und Mittel zusammenkratzen mußte. Allein Tirol stellte dabei 10000 Knechte. Trotzdem konnte sofort Padua und Verona genommen werden, Padua aber wieder schnell verloren und bei zäher Verteidigung der venetianischen Truppen nicht wiedererobert. Bei diesen Aktionen sah das französische Heer tatenlos zu, sie hatten schließlich ihren Teil beigetragen und zogen sich in ihre Winterquartiere zurück. Im März 1510 konnte Maximilian mit zwei Armeen gegen Venedig vorrücken und drängte die Franzosen zu einer Entscheidungsschlacht, diese zogen sich aber nach Mailand zurück. Die Kosten für die angeworbenen Truppen waren ja dennoch laufend und der Kaiser mußte so gegen Jahresende ohne irgendeine nennenswerte Aktion wegen leerer Kassen seine Truppen entlassen. Inzwischen hatte der Papst die Fronten gewechselt, sich Venedig angenähert, Frankreich aus der Liga verstoßen und ganz Italien aufgefördert alle Barbaren zu vertreiben. Überhaupt konnten sich die italienischen Kriegsparteien sehr schwer der nichtitalienischen Kriegsweise anpassen; bis zum letzten Mann zu fechten, Städte erobern, plündern, oder wie die Schweizer während der Schlacht keine Gefangenen zu machen war immer noch sehr ungewohnt für die Condottieri. Ihre Art Krieg zu führen bedeutete die teuren Söldner schonen, viel taktieren und den Gegner ausmanövrieren, wenn es geht ohne jegliche Verluste. Um unabhängiger vom Reich zu werden wurde auf dem Tiroler Landtag das sogenannte Landlibell vereinbart, das eine Landesverteidigung im Bedarfsfall von 5000-20000 Mann vorsah und für über dreihundert Jahre die Grundlage für die Verteidigung Tirols bildete. 1511 erkrankte Papst Julius sehr schwer und zusehends, da er auch nicht mehr mit Maximilian verbündet war, hegte der Kaiser einen tatsächlich ernstgemeinten Plan für die Zukunft, den er auch brieflich mit seiner Tochter Margarethe austauschte. Er selbst wollte nächster Papst werden oder wenigstens ein Gegenpapst, seine Frau war 1510 gestorben, als Witwer hätte er deswegen auch damit keine Probleme. Die schismatischen Kardinäle in Pisa ermutigten ihn sogar zu diesem Schritt, also absolut kein Phantasiegebilde. Außerdem war jedem inzwischen klar geworden daß der Papststuhl immer weniger geistlicher als weltlich-fürstlicher Natur war, somit ein fast ganz gewöhnlicher machtpolitischer Schritt, dieses Amt anzustreben. Als Kaiser und Papst zugleich wäre er nominell der mächtigste Mann der Christenheit. Vor so einem Machtmonopol zitterte die zeitgenössische Welt, erst die spätere Geschichtsschreibung betitelte diese Möglichkeit aus echter Unkenntnis der damaligen Lage als Maximilians Hirngespinst. In Italien hielt der Kaiser zunächst am französischen Bündnis, auch wenn ihm dieses persönlich bisher kaum eine Hilfe gewesen war. 1512 siegten die Verbündeten bei Ravenna, die Lage schien sehr günstig, diese beiden Mächte zusammen waren auch fast unbezwingbar. Da er in diesem Jahr Frankreich immer Waffenhilfe gegeben, aber nie eine Gegenleistung bekommen hatte, ließ er sich nach Überredungen Spaniens und des Papstes vom französischen Bündnis abbringen in der Hoffnung auf einen vorteilhaften Frieden mit Venedig. Da sich aber Venedig zu Zugeständnissen verweigerte stieß der Papst die Lagunenrepublik aus dem Bündnis und rief eine neue Heilige Liga mit dem Kaiser, den Spaniern, den Eidgenossen und den Sforza aus gegen Venedig, das sich natürlich Frankreich zuwenden mußte. Trotz dieser Bündniswirren stand Kaiser Maximilian Anfang 1513 am Zenit seiner Italienpolitik. Frankreich war aus Italien hinausgeworfen, die kaiserfreundlichen Medici und Sforza wieder in ihren Regierungen eingesetzt, alle Voraussetzungen für eine Wiederherstellung der Reichsherrschaft in Italien gegeben, Venedig war isoliert. Da Italien gesichert schien, beschloß Maximilian eine Entscheidung in Flandern zu suchen. Heinrich VIII, der junge König von England erwies sich hier als guter, zuverlässiger Verbündeter, in seiner ‚Sportlichkeit’ und Kampfgeist dem jungen Maximilian nicht unähnlich, das beide auch fast freundschaftlich verband. Der inzwischen gestandene Kaiser beschenkte den jungen König mit den besten, kostbarsten und ausgefallensten Rüstungen, von den hervorragendsten Schmieden hergestellt, die Heinrich auch sichtlich schätzte. Bei Guinegate kam es wieder zu einer großen Schlacht, (auch als die ‚Sporenschlacht’ von Therouanne bekannt) in der die verbündeten Engländer und kaiserlichen das französische Heer vernichteten, sehr zur besonderen Freude Maximilians, da hier ja auch sein erster großer Erfolg gewesen war. Da sich in diesem Kampf der englische König besonders als Anführer der schweren Reiterei hervortat, war der Dank des Kaisers um so größer ausgefallen. Doch der endgültige Sieg gegen Frankreich blieb dennoch aus, da man sich über das weitere Vorgehen nicht einigen konnte. Bei Novara wurde im gleichen Jahr ebenfalls ein französisches Heer von den in Mailand weilenden Schweizern geschlagen, Frankreich schien kurz vor dem Zusammenbruch. In Italien versuchten nun die kaiserlichen Armeen den Kreis um Venedig enger zu schließen, ja man konnte sogar Geschütze in Stellung bringen, die die Stadt beschossen, aber von der See konnte immer Nachschub nach Venedig gebracht werden, eine Einnahme unmöglich. Schließlich änderte sich auch in Frankreich das Klima, hier folgte ein sehr junger, ehrgeiziger und tatkräftiger König auf den französischen Thron, Franz I. So überschritt er auch sofort die Alpen, griff die Eidgenossen in Mailand an und konnte sie 1515 bei Marignano schlagen, die daraufhin Italien räumten und sich in ihre Heimat zurückzogen. Für den neuen jungen Helden schien somit eine Wachablösung vielleicht auch auf den kaiserlichen Thron erreichbar. 1516 versuchte der Kaiser sichtlich kriegsmüde und verbraucht dennoch mit Schweizer Hilfe Mailand zurückzugewinnen, doch ging er hier sehr vorsichtig vor, suchte keine echte Entscheidung, schließlich ging auch noch der Sold aus, die Knechte meuterten, hoben die Fäuste gegen ihren Kaiser und nannten ihn ‚Strohkönig’. Maximilian war nicht mehr der tatkräftige, vor Kraft strotzende Feldherr, wie noch drei Jahre vorher, war mißmutig, kränkelte, hatte böse Vorahnungen, war nicht richtig bei der Sache. Im Dezember 1516 kam der Waffenstillstand von Brüssel zustande, der Tirol einige Gebiete im Süden einbrachte, aber Friaul, Verona mußte Venedig überlassen werden, Italien somit in weite Ferne gerückt. Frankreich hatte in diesem Konflikt längerfristig die Oberhand gewinnen können, da es anscheinend über unerschöpfliche Hilfsmittel verfügte und dem Kaiser in seinem Reich jede Hilfe verweigert wurde, dieser immer auf Pump planen, auch durch Finanziers wie die Fugger zurückgreifen mußte, oder in noch größerem Maße auf die eigenen Erblande, die gegen Frankreich klar nicht mithalten konnten. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Maximilian damit, seinem Enkel Karl die Erbfolge zu sichern, am liebsten hätte er ihn sofort zum Römischen König krönen lassen und vielleicht doch noch einen Türkenkreuzzug zuwege zu bringen, als Krönung seiner Taten. Auf dem Augsburger Reichstag 1518 versuchte er die Nachfolge vollständig zu klären, aber die Krönung Karls erlebte er nicht mehr, dabei ging es manchen Fürsten darum, daß ein Römischer König nicht gewählt werden könne, wenn der Kaiser noch nicht gekrönt worden war. Die Voraussetzungen für einen Kreuzzug waren sehr günstig. England und Frankreich wollten sich für die ‚große Kirchfahrt’ verbünden, der Papst schickte an alle christlichen Fürsten Legaten um den Gedanken zu verbreiten, der Kaiser war wieder voller Begeisterung, sein Elan zurückgekehrt, er raffte nochmals all seine Kräfte zusammen, sein Lebenswerk konnte vollendet werden. Als Anerkennung für seine Bemühungen schickte der Papst den Kardinal Kajetan um dem Kaiser den geweihten Hut und das heilige Schwert zu überreichen um den Kreuzzug anzuführen. Maximilian antwortete darauf, daß er nicht mehr der Jüngste, aber dennoch bereit, persönlich mitzuziehen, ja wenn es sein müsse, sein Leben im Glaubenskampf hinzugeben. Der Kreuzzug wurde aufs genaueste geplant, strikte Marschrichtungen der drei großen Heere festgelegt, dabei waren die Vorbereitungen tatsächlich gesamteuropäisch gedacht, nicht nur auf die eigenen Ländereien oder das Reich beschränkt. Doch die großangelegten, weltpolitischen Ausführungen Maximilians stießen wie gehabt in den Reichstagsdebatten auf Unverständnis, eine Habsburgische Großmacht im Osten war gar nicht erwünscht. So wurde die jahrelange Kreuzzugsdiskussion für den Moment völlig zeredet, ja im Reich fand man in den päpstlichen Truppen mit ihren Heimsuchungen die eigentliche Türkengefahr. Nach dem erfolglosen Reichstag war nun der Kaiser wirklich alt, müde und krank geworden, er wollte im nächsten Jahr einen erneuten Versuch starten, den Gedanken daran nicht aufgeben. Sichtlich frustriert zog er von Augsburg ab, Richtung Tirol um dort wieder neue Kraft zu schöpfen, wie er es immer getan hatte. Doch in Innsbruck angekommen, machte man ihn nur auf seine Schulden aufmerksam, die Wirte verweigerten wegen ausstehender Gelder dem Gefolge Unterkunft. Mit dem Schiff verließ Maximilian zutiefst verletzt seine Lieblingsstadt um noch einmal auf die Jagd zu gehen. Welche Krankheit ihn genau plagte ist tatsächlich in jedem Bericht widersprüchlich, auf jeden Fall mußte er sich wegen der schlechten Gesundheit ins Kloster Wels auf das Krankenlager begeben, da er schließlich an Gelbsucht litt, muß die Leber sehr angegriffen gewesen sein, durch die Kälte hatte er sich wohl auch eine Lungenentzündung geholt. Seit Jahren schon hatte er immer einen Sarg mit auf Reisen genommen, den er immer scherzhaft seinen ‚Schatz’ nannte, in diesem waren auch seine Lieblingsbücher untergebracht. So ließ er diesen und sich selbst auch schon für den nahenden Tod herrichten, er war sich dessen sehr sicher. Auch wenn sein Körper nicht mehr richtig wollte, so war doch der Kopf klar geblieben, er diskutierte mit Mönchen, scherzte, wie es seine Art war, an allen politischen Fragen interessiert, ließ sich auch immer auf den neuesten Stand bringen, so diktierte am 30.Dezember sein Testament. In diesem Testament wurde die Erbfolge beschlossen, auch gedachte er den ‚armen’ Leuten, die sich später in den Bauernaufständen darauf beriefen. Dem Tod gewiß in die Augen schauend, bei völlig klarem Verstand ohne echtes Siechtum ist Kaiser Maximilian am 12.Januar 1519 in der Welser Burg gestorben. Es dauerte Wochen, bis diese Nachricht sich im Reich verbreitete, für die Öffentlichkeit kam dies völlig unerwartet und überraschend. Sein Enkel Karl, zu diesem Zeitpunkt schon König Carlos I. von Spanien folgte ihm als Karl V auf den Römischen Thron. Jahrhunderte lang war Maximilian der beliebteste Herrscher gewesen, erst der kleinstaatliche Nationalismus machte ihn im 19.Jh zu einem eigentlich ‚nichtdeutschen’ Herrscher, der Phantast war und prunksüchtig obendrein. Daß er sich auch als Burgunder, letztendlich als Weltpolitiker gefühlt hat, konnte und wollte man im bürgerlichen neunzehnten Jahrhundert nicht nachvollziehen. Erst in neuerer Zeit bekommt man wieder ein reelleres Bild dieses Kaisers, der absolut ein Kind seiner Zeit war, allem Neuem aufgeschlossen, aber trotzdem seinen Idealen verhaftet. Obwohl kein bekennender Humanist, verfolgte er schon diese Vorstellungen, öffnete die Wiener Universität den humanistischen Wissenschaften. Er selbst hielt seine Vorgehensweisen immer als ritterlich, für ihn schloß dies eine hervorragende Bildung und Menschlichkeit nicht aus. Viele Herrscher seiner Zeit folgten dem Macchiavellistischen Weltbild, daß ein Herrscher seine Möglichkeiten immer zu seinem eigenen Vorteil nutzen müsse, für Maximilian waren Herrschertugenden wesentlich wichtiger. Er strebte dabei das altrömische Idealbild an, Tapferkeit und Weisheit, doch erweiterte dies durch eine dritte Tugend, der ‚Miltigkeit’, hart gegen Feinde vorzugehen, aber dennoch großmütig zu sein, das wurde sogar von seinen Feinden immer hervorgehoben und bewundert. Auch war er der erste Herrscher der Neuzeit der ganz bewußt alte wie neue Propagandamittel und Medien wie den ganz neuen Buchdruck zu seinem Vorteil einsetzte, die ‚alte’ Redekunst war auch schon in der Antike ein wichtiges politisches Medium gewesen, die Maximilian auch meisterhaft beherrschte. Flugschriften wurden als Mittel zur Meinungsbildung im Reich, aber auch im feindlichen Ausland verteilt, in dieser Weise vorher auch noch nicht dagewesen. Überhaupt war für ihn die ‚Gedächtnus’ an sein Leben ein großes Anliegen, er sorgte sich, daß sein Ruhm ‚mit dem letzten Glockenschlag’ verhallen könnte. Jede Kunstform wurde dafür so häufig wie nie zuvor verwendet, aber auch Vervielfältigungsverfahren, wie Buchdruck, außerdem alle Arten von Kunstdrucken zur Verbreitung seiner Taten in Bild und Wort sind heute noch zu Tausenden erhalten, seine Biographie der ‚Weißkunig’, die er zum großen Teil diktierte, beschreibt sein Leben in Worten, wie auch in über 190 Holzschnitten. Überhaupt arbeitete er sehr eng mit den Künstlern zusammen, die ihn sehr schätzten, auch wenn er manches mal persönlich Korrekturen an den Werken vornahm. So bedauerte auch Dürer den Tod Maximilians und dessen Wärme sehr, er hatte ihn noch wenige Wochen davor portraitieren können. Zeitgenossen bezeichneten die Regentschaft Maximilians als „Beginn einer neuen Weltzeit, der Goldenen Zeit“, da durch ihn Wissenschaft und Künste gefördert wurden, aber auch das Reich inneren Frieden fand.