Karsten Hartdegen http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/86/Edvard_Munch_-_The_Scream_-_Google_Art_Project.jpg 1 ANGST – Lerneinheit II.24 Karsten Hartdegen Definition ANGST • Gefühlszustand ohne einen von der betroffenen Person benennbaren konkreten Auslöser und der Situation nicht angemessen/angepasst Definition Furcht • Auslösung von Angst-/Furchtgefühlen durch ein bestimmtes Objekt oder eine bestimmte Situation und der Situation angemessen/angepasst Quelle u.a.: Kreddig, Nina & Karimi, Zohra (2013). Psychologie für Pflege- und Gesundheitsmanagement. Springer-Verlag. Wiesbaden. S. 93ff. 2 ANGST Karsten Hartdegen Differenzierungen • • • • • ICD 10-Systematik (http://www.icd-code.de/icd/code/F40-F48.html) Generalisierte Angststörung mit Kontrollverlust und massiver Beeinträchtigung der Lebenstüchtigkeit Panische Angststörung (Panikstörung) mit unerwarteten, schweren Panikattacken mit physiologischen Symptomen > häufig bei Agoraphobie (offene Flächen und offene Plätze) Zwangsstörungen mit Zwangsgedanken, zwanghaften Bilder, zwanghaftem Impuls und Zwangshandlungen (häufigste Themen: Schmutz, Aggression, Ordnung, Sexualität und Religion) > Leidensdruck, da die Handlungsmöglichkeiten wesentlich beeinträchtigt sind. Phobische Störungen (soziale Phobien; einfache und spezifische Phobien → Mannigfaltigkeit siehe nächste Folie) 3 Karsten Hartdegen ANGST Differenzierungen Es gibt eine Unzahl von möglichen Phobien; phobische Reaktionen können sich auf alles und jedes richten. Im Folgenden sind einige bekanntere spezifische Phobien aufgelistet: • Angst vor Spinnen (Arachnophobie) • Angst vor Hunden (Canophobie) • Ängste vor Blut (Blutphobie, Hämatophobie) • Ängste vor engen Räumen (Klaustrophobie) • Ängste vor großen Höhen (Akrophobie) • Angst vor dem Fliegen (Flugangst, Aviophobie) • Angst vor dem Urinieren auf öffentlichen Toiletten (Paruresis) • Angst vor dem Zahnarzt (Dentalphobie) • Angst vor dunklen Räumen (Achluophobie) • Angst vor dem Tod (Thanatophobie) • Angst vor dem Erröten (Erythrophobie) Eine umfangreiche Liste möglicher Phobien ist hier zu sehen: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Phobien 4 ANGST Was sind Symptome von Angst? Psychische und Verhaltenssymptome Karsten Hartdegen Somatische Symptome 5 ANGST Was sind Folgen von Angst? Psychische und körperliche Folgen Karsten Hartdegen Soziale Folgen 6 Karsten Hartdegen ANGST – Was kann man grundsätzlich tun? 7 ANGST Entstehung von Angst Karsten Hartdegen Experimente - Warum fürchtet sich Klein-Albert vor der Ratte? • Watson & Rayner (1920) brachten Albert bei, sich vor einer weißen Ratte, welche er anfänglich mochte, zu fürchten, indem sie bei deren Erscheinen einen aversiven unbedingten Reiz (unconditioned stimulus, US) – einen lauten Gongschlag – direkt hinter ihm darboten. • Die unkonditionierte Schreckreaktion (unconditioned stimulus, US) und die emotionale Notlage beim überlauten Krach war die Grundlage dafür, dass Albert lernte, auf das Erscheinen der weißen Ratte (conditioned stimulus, CS) mit Furcht zu reagieren. • Er erwarb die Furchtreaktion in nur 7 (sieben!) Konditionierungsdurchgängen (Kopplung von US und CS). Als Albert dann lernte, vor dem gefürchteten Reiz zu fliehen, lieferte das Experiment eine Veranschaulichung dafür, wie emotionale Konditionierung zu einer Verhaltenskonditionierung ausgeweitet werden kann. 8 Karsten Hartdegen ANGST • Es zeigte sich weiterhin, dass Albert die gelernte Furcht auf andere Objekte mit Fell, wie etwa auf ein Kaninchen, einen Hund und sogar auf eine Nikolausmaske übertrug . • Man sieht und erkennt: In den frühen Tagen der Psychologie fehlte es den Versuchsleitern manchmal deutlich an Gespür und Einfühlungsvermögen für mögliche schädliche Auswirkungen auf die Versuchspersonen . • Alberts Mutter war als Amme in der Klinik angestellt, in welcher das Konditionierungsexperiment durchgeführt wurde. • Sie nahm das Kind wieder mit, bevor die Forscher die experimentell konditionierte Furcht abbauen konnten. • Aus diesem Grund wissen wir nicht, wie es Klein-Albert weiter erging (Originalquelle: Harris, B. (19079). What happened to Little Albert? American Psychologist, 34, 151 – 160). Rezitiert aus: Zimbardo, Philip G.; Gerrig, Richard J.: Psychologie, Springerverlag, Berlin 1999, S. 216 Aufgaben a) Wie hat Klein-Albert „Angst“ gelernt? b) Wie kann dieser Mechanismus auf den Klinikalltag übertragen werden? 9 Karsten Hartdegen Circulus vitiosus der Angst • Bei Panikattacken kommt es meist zu einem Aufschaukeln von körperlicher Anspannung und negativen Gedanken und Gefühlen (siehe Abb.). • So kann es beispielsweise in einem Kaufhaus, in dem viele Menschen einkaufen und eine stickige Luft vorhanden ist, ganz spontan zu Herzklopfen kommen. • Dieses Herzklopfen wird vom Betroffenen wahrgenommen und als Zeichen eines drohenden Herzinfarktes bewertet. • Dieser Gedanke macht Angst, wodurch der Körper mit verstärkter Anspannung und Erregung reagiert. • Das Herzklopfen wird intensiver, eventuell begleitet von einem Druckgefühl auf der Brust, rascher Atmung, Schwindel und schweißnassen Händen. Die Angst vor einem Herzinfarkt wird noch stärker und der Teufelskreis der Angst schaukelt sich auf. • Der Betroffene ist in diesem Teufelskreis gefangen, der innerhalb weniger Minuten dazu führen kann, dass eine Panikattacke auftritt. 10 Karsten Hartdegen Circulus vitiosus der Angst 11 Karsten Hartdegen Circulus vitiosus der Angst • Das Gefühl, diesem Teufelskreis der Angst hilflos ausgeliefert zu sein, ist häufig. • Mit Hilfe von einer umfassenden Angsttherapie lernen die Betroffenen, diesen Teufelskreis zu unterbrechen. • Sie lernen, eine optimale Entspannung von Körper und Geist herzustellen und wissen, dass sie Strategien einsetzen können, um die Angst aktiv zu bewältigen. • Dieses Wissen gibt Zuversicht und Optimismus, weshalb dadurch die Häufigkeit von Panikattacken sinkt und die Angst vor der Angst deutlich abnimmt. • Die positiven Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Lebensfreude im Alltag stellen sich dann beinahe von selbst ein. 12 Karsten Hartdegen Angst und allgemeines Anspannungsniveau 13 Karsten Hartdegen Angst und allgemeines Anspannungsniveau 14 15 Karsten Hartdegen Aufgaben Karsten Hartdegen Finden Sie sich bitte in 5 Gruppen zusammen und überlegen Sie entsprechend, warum Patienten entsprechende Ängste haben könnten. Finden Sie möglichst viele konkrete Beispiele hierfür und schreiben Sie diese auf eine Flipchart. Angst aus Sicht der Patienten 1. Gesprächsdefizite und komplizierte Sprache 2. Zeitnot des Personals 3. Angst vor ernsthaften Erkrankungen 4. Ängste des Pflegepersonals und der Ärzte 5. Krankenhaustechnik und Unpersönlichkeit 16