Deutsches Ärzteblatt 1993: A-798

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Disziplinen erforderlich. Sinnvoll
wären spezielle Beratungs- und Betreuungszentren für Jugendliche und
Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern.
Ein Teil dieser Patienten hat
sich der Betreuung durch ein Herzzentrum entzogen. Das Spätschicksal
dieser Patienten ist oft unbekannt.
Die wichtigste Aufgabe zur Minderung der Spätprobleme bei Jugendlichen und Erwachsenen ist nach Hilgenberg die Verbesserung der in der
Bundesrepublik immer noch unbefriedigenden Voraussetzungen für
eine zeitgerechte, herzchirurgische
Behandlung im frühen Kindesalter.
Prävention der Endokarditis
Prof. Dr. Hans-Heiner Kramer
(Kiel) stellte in seinem Vortrag über
Prävention der bakteriellen Endokarditis dar, daß auch jetzt noch Patienten mit einem angeborenen
Herzfehler durch das Auftreten einer bakteriellen Endokarditis gefährdet sind. Die Möglichkeiten einer korrektiven Operation und die
konsequente Durchführung einer gezielten antibiotischen Prophylaxe haben die bakterielle Endokarditis seltener werden lassen. Eine manifeste
Endokarditis stellt aber immer noch
eine starke Gefährdung der betroffenen Patienten dar mit einer Letalität
von ca. 20 Prozent. Die konsequente
Durchführung der Endokarditisprophylaxe hat das Ziel, die Häufigkeit
des Auftretens einer bakteriellen
Endokarditis zu senken, und soll vor
solchen medizinischen und zahnmedizinischen Eingriffen erfolgen, die
ein hohes Risiko der Auslösung einer Bakteriämie haben. Die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische
Kardiologie hat 1990 unter der Federführung von Prof. Kramer Empfehlungen zur Endokarditisprophylaxe herausgegeben, die in Form eines
Endokarditisausweises von der Gesellschaft angefordert werden können. Wenig sinnvoll ist eine Endokarditisprophylaxe als Antibiotikagabe bei jedem viralen Infekt. Notwendig ist dagegen eine Behandlung
mit Antibiotika bei manifester bakterieller Infektion.
Diskussion
Die Ausführungen der Referenten wurden ergänzt durch den zur
Diskussion geladenen Gast, Frau
Prof. Dr. Waltraut Kruse (Aachen),
die insbesondere auf das Problem einer gerechten Einstufung des Behinderungsgrades und später einer möglichen Erwerbsminderung der herzkranken Patienten auf das Problem
der Rehabilitation herzkranker Kinder und die Frage der Teilnahme am
(Schul-)Sport hinwies. Auch die Probleme der Elternbetreuung und -beratung in sozialen und steuerlichen
Fragen und die Betreuung der Geschwister bei Besuch der Eltern eines herzkranken oder chronisch
kranken Kindes im Krankenhaus
wurden von ihr angesprochen.
Zusammenfassend hat die Sitzung einige wichtige Aspekte in der
Entwicklung der Kinderkardiologie
und Kinderkardiochirurgie in den
letzten Jahren aufgezeigt. Diese Entwicklungen haben uns der Lösung
der Aufgaben der Kinderkardiologie, nämlich Früherfassung, Frühdiagnostik und Frühtherapie, ein erheb-
Fettsäureeinlauf
bei Colitis ulcerosa
Kurzkettige Fettsäuren (Acetat,
Propionat und Butyrat), wie sie im
Rahmen der Bakterienvergärung
von Kohlenhydraten und Proteinen
im Dickdarm anfallen, sind Energieträger für Kolonozyten. Die Diversions-Kolitis nach Ausschaltungsoperationen spricht auf die Zufuhr kurzkettiger Fettsäuren an. So verwundert es nicht, daß in einer klinischen
Studie die Gabe von Buttersäure als
Klysma bei Colitis-ulcerosa-Patienten untersucht wurde, die auf eine
konventionelle Therapie nicht ansprachen. Die Patienten« erhielten
über zwei Wochen in einer randomisierten Studie Einläufe kurzkettiger
Fettsäuren, die 100 mmol NatriumButyrat pro Liter enthielten. Insgesamt zehn Patienten erhielten zwei
Einläufe täglich; die Stuhlfrequenz
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liches Stück weitergebracht. Die
Früherfassung und Frühdiagnostik
ist durch die pränatale und unmittelbar postnatale Diagnostik möglich,
die Frühtherapie durch einige Katheterinterventionen und durch neue
korrektive Operationsverfahren, die
bereits im Neugeborenenalter und
frühen Säuglingsalter angewendet
werden können. Bei komplexen angeborenen Herzfehlern sind vielfach
kreislauftrennende Operationen
möglich. Wenn auch Erfassung, Diagnostik und Therapie angeborener
Herzfehler insbesondere in den ersten Lebenstagen erhebliche Fortschritte gemacht haben, so bereitet
uns der mit diesem Fortschritt zunehmende Pflegenotstand erhebliche Sorgen, der um so ausgeprägter
wird, je mehr komplexe Herzfehler
operiert werden können mit langem
und schwerem postoperativen Verlauf und damit um so längerer Intensivbehandlung.
Professor Dr. med. Jürgen Apitz
Ärztlicher Direktor
Abteilung Kinderheilkunde I
Neuklinikum der Universität
Hoppe-Seyler-Straße 3
W-7400 Tübingen
FÜR SIE REFERIERT
nahm unter den kurzkettigen Fettsäuren von 4,7 ± 0,5 auf 2,1 ± 0,4
ab. Bei neun von zehn Patienten sistierten die blutigen Durchfälle. Sowohl der makroskopische Aspekt der
Schleimhaut als auch der histologische Befund besserten sich signifikant, während unter einer Plazebogabe keiner der geprüften Parameter
eine Änderung aufwies. Ob allerdings bei der distalen Colitis ulcerosa wirklich ein Butyratmangel vorliegt, wie dies die Autoren vermuten,
muß derzeit noch offen gelassen werden.
Scheppach, W., H. Sommer, T. Kirchner et
al.: Effect of Butyrate Enemas an the Co-
lonic Mucosa in Distal Ulcerative Colitis.
Gastroenterology 103: 51-56, 1992.
Medizinische Universitäts-Klinik, JosefSchneider Str. 2, W-8700 Würzburg
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