Das Handwerk Ein Manual rund ums Schnitzen und Knoten Modul SGP10.8 Theorie der gesundheitlichen Effekte im Setting naturnaher Bewegungsformen Von Franz Reichel und Magnus Piontkowski Datum: 08.02.2017 Inhalt 1 Einleitung ........................................................................................................................... 1 2 Die wichtigsten Regeln zum Schnitzen ............................................................................... 1 3 Grundlegende Schnitztechniken ......................................................................................... 2 4 Ideen für Schnitzprojekte .................................................................................................... 3 4.1 Der Grabstock .............................................................................................................. 3 4.2 Die Schaufel ................................................................................................................ 3 4.3 Die Gabel ..................................................................................................................... 4 4.4 Die Zange .................................................................................................................... 5 4.5 Die Möwenpfeife .......................................................................................................... 6 5 Nützliche Knoten ................................................................................................................ 7 5.1 Der Palstek .................................................................................................................. 7 5.2 Shake-Hands ............................................................................................................... 8 5.3 Der Webeleinstek (in der Leine gelegt) ........................................................................ 9 5.4 Knots 3D (Knotenapp) ................................................................................................10 6 Literatur .............................................................................................................................10 1 Einleitung Das Messer -in seiner Urform hergestellt aus Steinen und Knochen- ist seit mehr als tausenden von Jahren ein extrem wichtiges Werkzeug, wenn es darum geht, einem Stück Holz eine Funktion zu verleihen. Neben vielen anderen Dingen war es neben der Zubereitung von Nahrung, der Herstellung von Waffen und Geräten für die Jagd in der Geschichte unserer Vorfahren von großer Bedeutung. Aber auch in der heutigen Welt, in der man alles mehr oder weniger Notwendige zum Überleben kaufen kann, sollte weder unser innerer „Homo habilis“ (der geschickte Mensch) noch der „Homo faber“ (der schaffende Mensch) vernachlässigt werden. Was rechtfertigt diese Behauptung und was hat das mit der menschlichen Gesundheit und dem Schnitzen zu tun? Der Umgang mit einem Messer schult wichtige Kompetenzen: Konzentrationsfähigkeit, Ausdauer, Feinmotorik und Koordination, Wahrnehmung für die Beschaffenheit des Werkstoffes, Formgefühl, Kreativität, Fantasie und vor allem das Selbstbewusstsein etwas schaffen zu können und damit auch die Selbstwirksamkeit. Was für Kinder in ihrer Entwicklung förderlich ist, kann für Erwachsene ebenfalls eine physische und psychische Gesundheitsressource darstellen. In diesem Manual sollen Sie einen ersten, kurzen Einblick in die wichtigsten Grundlagen und Projektideen des Schnitzens bekommen. Danach zeigen wir ein paar wichtige Knoten, die darüber hinaus nützlich sein können. 2 Die wichtigsten Regeln zum Schnitzen „ Ich schnitze immer mit einer scharfen Klinge“ -> stumpfe Klingen rutschen leichter ab und man braucht mehr Kraft -> scharfe Klingen sind präziser und greifen besser ins Holz „Wer schnitzt, der sitzt“ ->Beim Stehen oder Gehen ist die Gefahr größer sich Stich- und Schnittverletzungen zuzufügen -> Sitzen vereinfacht, die Aufmerksamkeit auf das Werkstück zu lenken „Ich halte ausreichend Abstand zu anderen Personen“ -> etwas mehr als eine Armlänge Abstand! 1 „Ich führe die Messerklinge beim Schnitzen immer vom Körper und von der Hand weg, die das Holz hält“ -> nie Richtung Körper und Hand schneiden, wenn man noch nicht geschickt im Umgang mit dem Messer ist „Es ist immer nur ein Werkzeug ausgeklappt“ -> Verletzungsgefahr an herumliegenden, ausgeklappten Klingen, die nicht in der Tasche verstaut sind „Ich übergebe das Messer immer mit eingeklappter Klinge“ -> Messer ohne Klappfunktion am besten in der Schutzhülle übergeben 3 Grundlegende Schnitztechniken Grobschnitt (für Anfänger geeignet) -> Messer wird im Faustgriff gehalten -> Das Messer wird gerade durch die abzutragende Stelle von Körper weg geführt -> Ein Maximum an Kraft auf die Schneidekante übertragen -> keine punktgenaue Schnittbewegung möglich Feinschnitt -> Messerklinge wird am Messerrücken durch den Daumen der Hand, die das Werkstück hält, nach vorne gedrückt -> sicheres und exaktes Führen der Klinge möglich -> punktgenaues Stoppen bei z.B. Schnitzen einer Kerbe Spalten -> Das Werkstück wird der Länge nach mit einem Messer gespalten -> Messer wird auf dem Holz angesetzt und vorsichtig durch Schläge auf den Messerrücken in das Holz getrieben -> Danach das Holz an der Messerspitze bis zum Ende durch das Holz schlagen -> Technik ist bis 2,5 cm Durchmesser des Astes geeignet; dickere Äste mit Hilfe eines Holzkeils spalten 2 4 Ideen für Schnitzprojekte Nachfolgend finden Sie ausgewählte, beispielhafte Ideen wie man nützliche Utensilien aus Holz herstellen kann. Diese können funktionell sein, als Zeitvertreib und zur Beschäftigung dienen oder das Umfeld angenehm gestalten. Einige davon benötigen Hilfsmittel wie zum Beispiel die Säge in einem Schweizer Taschenmesser oder etwas Schnur zum Befestigen. Die Bilder sind aus den in der Literatur aufgelisteten Werken von Felix Immler (2015; 2013) entnommen. 4.1 Der Grabstock Der Grabstock ist ein universelles Werkzeug um Vertiefungen und Löcher in die Erde zu graben. Es ist zum Beispiel hilfreich um Pfosten oder Stützen für einen Unterschlupf im Boden zu befestigen, oder eine Senke für eine Feuerstelle auszuheben. Schritt 1: Für den Grabstock eine Ast mit einem Durchmesser von mindestens 3 cm suchen. Schritt 2: Ast auf handliche Länge kürzen (Länge des Unterarms ist ein gutes Maß) Schritt 3: An einem Ende anspitzen 4.2 Die Schaufel Die durch den Grabstock gelockerte Erde kann mithilfe der Schaufel abgetragen werden. Eine andere Funktion kann dieses Werkzeug als Topfschaber einnehmen, damit das Essen nicht anbrennt. Schritt 1: Finden Sie ein gebogenes Bruchstück eines Astes oder Wurzelstocks Schritt 2: Kürzen Sie das Werkstück auf die gewünschte Länge Schritt 3: Anschließend das geeignete Ende der Schaufel flach schnitzen und den Griff verdünnen 3 4.3 Die Gabel Um das Leben im Wald angenehmer zu gestalten, kann eine Gabel bei der Nahrungsaufnahme helfen. Schritt 1: Suchen Sie sich als Ausgangsmaterial ein möglichst geraden Ast aus geeignetem, ungiftigem Holz (z.B. Birke, Ahorn, Fichte). Schritt 2: Länge je nach gewünschter Funktion anpassen (z.B. als eine Gabel zum Rösten oder als eine „normale“ Gabel zum Essen) Schritt 3: Flachen Sie jeweils beide gegenüberliegenden Flächen eines Endes ab. Schritt 4: Bohren sie mit der Spitze des Messer vorsichtig ein kleines Loch in die Mitte der Flächen Schritt 5: Setzen Sie die Messerspitze am Loch an und drücken Sie das Messer mit leichten, wippenden Bewegungen durch das Holz, so dass zwei spitze Enden entstehen. Schritt 6: Spitzen Sie die Zinken anschließend etwas nach. 4 4.4 Die Zange Die Zange ist ein besonders wichtiges Werkzeug an der Feuerstelle. Mit ihr lassen sich beispielsweise heiße Steine, Glutstücke und Grillgut bewegen und wenden. Schritt 1: Suchen Sie sich einen frischen, ca. 1 Meter langen und 3 Zentimeter dicken Ast Schritt 2: Schnitzen Sie mittig eine ca. 20 Zentimeter lange Vertiefung auf eine Seite des Astes frei Schritt 3: Sägen sie entlang der Vertiefung querlaufende Kerben in einem geregelten, dichten Abstand ein Schritt 4: Biegen Sie anschließend den Ast vorsichtig an einem Baum um diese Vertiefung Schritt 5: Flachen Sie die Greifflächen der Zange mit dem Schnitzmesser ab 5 4.5 Die Möwenpfeife Mit der Möwenpfeife lassen sich ähnliche Geräusche erzeugen, wie mit einem Grashalm zwischen Daumen und Handballen. Dabei ist das Prinzip der Technik gleich. Schritt 1: Schneiden sie ein 1,5 cm breites und 12 cm langes Rindenstück (Birke-oder Kirschbaum) und schaben sie es auf beiden Seiten sauber. Schritt 2: Spalten Sie einen etwa 2 cm dicken und 10 cm langen Ast, so dass der Rindenstreifen ca. 2 cm länger ist als der Ast Schritt 3: Schnitzen Sie anschließend eine ca. 4 cm lange Vertiefung in die beiden gespaltenen Asthälften Schritt 4: Klemmen Sie das Rindenstück zwischen den beiden Asthälften so ein, dass es auf einer Seite 2 cm herausragt. Fixieren Sie die Konstruktion auf der anderen Seite mit einem Seil. 6 5 Nützliche Knoten Abschließend werden drei wichtige Knoten beschrieben, die in verschiedenen Situationen eine Hilfe sein könne. Die Bilder und Texte entstammen aus dem in der Literatur genannten Buch von Geoffrey Budworth (1999). 5.1 Der Palstek Vorteile: Einfach und schnell, zieht sich nicht fest aber löst sich nicht (schützt z.B. Bäum) Schritt 1: Lege mit dem Arbeitsende ein Überhandauge Schritt 2: Drehe die Hand rechtsherum- das ergibt in der stehenden „Part“ ein kleines Auge Schritt 3: Ziehe das Arbeitsende (von hinten nach vorne) etwas aus dem Auge heraus Schritt 4: Führe das Arbeitsende hinten um die stehende „Part“ herum… Schritt 5: … und stecke es von oben in das Auge. Schritt 6: Ziehe den Knoten fest. 7 5.2 Shake-Hands Dieser Knoten ist dafür da, zwei Seilenden fest miteinander zu verbinden. Er ist sicher und leicht zu lösen. Schritt 1: Lege ein Auge, das Arbeitsende durch die stehende „Part“ Schritt 2: Führe die andere Leine durch das Auge und bilde auch damit ein Auge, das Arbeitsende unter der stehenden „Part“ Schritt 3: Führe das erste (rote) Arbeitsende unter das zweite Auge Schritt 4: Schiebe das erste Auge über diese Kreuzung… Schritt 5: …und ziehe das Arbeitsende oberhalb der beiden „Augenparten“ heraus Schritt 6: Stecke das zweite Arbeitsende (blau) von vorn in den mittleren Zwischenraum… 8 Schritt 7: …und ziehe es unterhalb der beiden „Augenparten“ heraus. Hole den Knoten an allen „Parten“ dicht 5.3 Der Webeleinstek (in der Leine gelegt) Dieser Knoten bietet die Möglichkeit Gegenstände leicht in der Mitte des Seils zu fixieren. Er kann sich aber lockern und ist nicht für ruckartige Belastung auslegt. Schritt 1: Lege ein Auge in einiger Entfernung des Leinenendes, Arbeitsende unten. Schritt 2: Lege daneben ein zweites Auge, Arbeitsende wieder unten. Schritt 3: Ordne die Augen so, dass sie gleich groß werden Schritt 4: Schiebe das zweite Auge über das erste Schritt 5: Führe den betreffenden Gegenstand ein und ziehe den Knoten an beiden Parten fest. 9 5.4 Knots 3D (Knotenapp) Eine hilfreiche App zum Knoten ist die Knoten-3D-App. Nach Angaben des Herstellers ist es mit der App möglich eine Vielzahl von Knoten durch Animationen zu lernen. Dabei kann man die Geschwindigkeit anpassen, die Animation um 360 Grad drehen und den Knoten durch „zoomen“ näher betrachten. Nachfolgend sind zwei Links für den App-Store (apple) und für Google-Play (Android) angefügt. https://itunes.apple.com/de/app/knots-3d-knoten/id453571750?mt=8 https://play.google.com/store/apps/details?id=com.nynix.knots3d&hl=de 6 Literatur Budworth, G. (1999). Knoten. Das Praxis-Handbuch. (1. Aufl.). Bielefeld: Delius Klasing Verlag Immler, F. (2013). Werken mit dem Taschenmesser. 26 Schnitzanleitung vom Klangstab bis zum Segelboot. (5.Aufl.). München: AT Verlag Immler, F. (2015). Outdoor mit dem Taschenmesser. 63 Bushcraft-Projekte für Waldcamp und unterwegs. Arau und München: AT Verlag 10