der buddha in jedem von uns

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Informationsmedium von Rositta Virag und GELA
Ausgabe 40 - Mai 2009
DER BUDDHA IN JEDEM VON UNS
Gehirnforschung bestätigt, was Mönche schon immer wussten. Eine Revolution
der Hirnforschung verändert unser Menschenbild: Das Gehirn ist viel wandlungsfähiger, als wir dachten.
von Thomas Vašek
Seine Heiligkeit suchte
den Geist. Doch was
der Dalai Lama auf
dem Monitor sah, war
bloß eine gräuliche, gallertartige Masse. Materie, nichts als Materie.
Ende der 1990er Jahre
durfte das Oberhaupt des tibetischen Buddhismus an
einer US-Klinik einer Gehirnoperation beiwohnen.
Stundenlang verfolgte der Dalai Lama die Demonstration westlicher Hochleistungsmedizin. Es war eine
Begegnung zwischen fremden Welten. Auf der einen
Seite die moderne Neurowissenschaft, aufgerüstet mit
Hightech-Computern und riesigen, gefährlich brummenden Kernspintomografen – auf der anderen Seite
die kontemplative Welt buddhistischer Klöster und
fernöstlicher Spiritualität.
Nach dem Eingriff plauderte der Dalai Lama noch ein
wenig mit den Chirurgen. Der Mann aus Tibet erzählte,
wie ihm Neurologen einmal die Funktionsweise des
Gehirns erklärt hatten. Welche neuronalen Schaltkreise für die Wahrnehmung zuständig seien. In welchen Hirnregionen sich Erinnerungen bildeten. Wie
unsere Emotionen entstünden. Dass auch das menschliche Bewusstsein nur das Produkt elektrochemischer
Prozesse sei – und mit dem Tod auch unser Selbst erlösche.
Doch eine Frage lasse ihn seither nicht los, sagte der
Dalai Lama zu den Neurochirurgen: "Wenn das
Gehirn das Denken hervorbringe – könne
dann unser Denken nicht auch die Schaltkreise in unserem Gehirn verändern? Der
Geist also zurückwirken auf die Materie?"
Die Chirurgen waren irritiert. "Das sei natürlich unmöglich", antwortete einer von ihnen freundlich, aber
bestimmt – geistige Aktivitäten hätten keinerlei physikalischen Einfluss auf das Gehirn.
Der Dalai Lama ließ es dabei bewenden. Die Behauptung des Chirurgen stand nicht bloß im Gegensatz zur
jahrtausendealten Tradition buddhistischen Denkens,
sie widersprach auch den bahnbrechenden Erkenntnissen einiger Revolutionäre der Neurowissenschaft.
Unser Gehirn kann sich demnach immer wieder neu
verdrahten. Ständig baut es sich um, knüpft neue Netzwerke und Verbindungen. Da können ganze Hirnregionen expandieren oder mit anderen verschmelzen.
Da können Hirnareale, die eigentlich fürs Sehen zuständig sind, plötzlich hören oder fühlen. Und das Gehirn kann auch beschädigte Regionen wiederherstellen
– und sogar neue Nervenzellen produzieren.
»Neuroplastizität« heißt diese wundersame Wandelbarkeit. Unser Gehirn reagiert auf die Umwelt, auf
neue Anforderungen und Erfahrungen. Und immer
mehr Hirnforscher sind heute davon überzeugt, dass
die scheinbar naive Frage des Dalai Lama zutiefst berechtigt war. Einerseits bringt das Gehirn unser Denken hervor. Doch zugleich verdichten sich die Hinweise, dass unser Denken auch das Gehirn verändert
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– und zwar viel tiefgreifender, als wir jemals dachten.
Die Erkenntnis könnte unser Bild vom Selbst revolutionieren, meint der Neuropsychiater und Buchautor
Norman Doidge ("Neustart im Kopf", CampusVerlag)
– mit weitreichenden Konsequenzen für unser Leben,
für Medizin und Psychotherapie, für Erziehung, Kultur
und Gesellschaft.
Je mehr Sie Ihr Gehirn trainieren, desto
leistungsfähiger wird es. Forscher können
es jetzt beweisen.
Bei Experimenten setzten
Hirnforscher buddhistischen
Mönchen 256 Elektroden an
die Kopfhaut, um die Gehirnströme bei der Meditation im
EEG zu erfassen.
Die Entdeckung der Neuroplastizität widerspricht den
mechanistischen Vorstellungen, von denen die Neurowissenschaft mehr als ein Jahrhundert lang ausgegangen war. Nur in der frühen Kindheit, so waren die
Forscher überzeugt, können neue Nervenzellen und
neuronale Schaltkreise entstehen. Das erwachsene
Gehirn hingegen galt als fest verdrahtet und starr.
Zwar führen Lernprozesse zur Verstärkung synaptischer Verbindungen, doch diese Veränderungen hielt
man für lokal begrenzt und geringfügig. Im Großen und
Ganzen schien das Gehirn unwandelbar – wie eine
Maschine.
Die Revolution der Gehirnforschung verändert unser
Menschenbild: Das Gehirn ist viel wandlungsfähiger, als
wir dachten. Mit der Kraft des Geistes ist fast alles
möglich - buddhistische Mönche wussten es schon
immer.
Im 19. Jahrhundert begannen Neuroanatomen, Hirnfunktionen zu lokalisieren. Systematisch kartierten sie
das Gehirn wie einen neu entdeckten Kontinent. Die
Sprachareale. Die Seh- und Hörzentren. Die motorischen Regionen, die unsere Bewegungen steuern: Für
jeden Körperteil gab es im Gehirn offenbar eine eigene Kommandozentrale – vom Mund bis zum kleinen Zeh. Aber stand diese Hirntopografie wirklich
unverrückbar fest?
Zu den Zweiflern gehörte Michael Merzenich. Der USForscher gilt als einer der Pioniere der Neuroplastizität. Bis heute arbeitet der
66-jährige emeritierte Professor der University of California, San Francisco, an
Methoden, um das menschliche Gehirn leistungsfähiger zu
machen. Ein von ihm entwikkeltes Computerprogramm
hilft offenbar nicht nur Kindern mit Leseschwäche, sondern auch älteren Menschen,
die unter Sprachstörungen leiden.All seine Forschungen kreisen um die Idee, dass sich das Gehirn immer
wieder neu erfinden kann.
Berühmt wurde Merzenich in den 1970er Jahren
durch ebenso einfallsreiche wie grausame Tierexperimente. Dazu setzte er einem Affen Elektroden ein und
kartierte die Hirnregion, die für die Steuerung der
Hand zuständig war. Danach amputierte der Forscher
den Mittelfinger des Tieres. Nach einigen Monaten
zeigte sich, dass die Hirnregion für den amputierten
Finger verschwunden war. Zugleich hatten sich die
Areale für die benachbarten Finger ausgedehnt. In
einem ähnlichen Versuch nähte Merzenich zwei der
Finger zusammen, sodass der Affe sie nur gemeinsam
bewegen konnte.Wenige Monate später waren die ursprünglich getrennten Hirnareale, die für die Steuerung der Finger zuständig waren, zu einem einzigen
verschmolzen! ÄhnlicheVeränderungen beobachteten
Hirnforscher bei Menschen mit besonderen feinsensorischen Fähigkeiten, etwa bei Gitarren- und Geigenspielern. Offenbar führt häufig wiederholtesVerhalten
also zu plastischenVeränderungen im Gehirn. Und wie
die »Neuroplastologen« mithilfe moderner Bildgebungsmethoden wie der Kernspintomografie in den
letzten Jahren herausgefunden haben, ist das Gehirn
zu noch viel erstaunlicheren Leistungen imstande.
Ein blinder Künstler malt, was er noch nie
gesehen hat - sein Gehirn erzeugt mentale
Bilder.
Der türkische Maler Esref Armagan hat noch nie die
Sonne, das Meer oder eine Farbe gesehen. Obwohl er
von Geburt an blind ist, malt der Künstler erstaunlich
realistische Bilder von Gebäuden und Landschaften,
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die er nur aus Beschreibungen
kennt. Doch die
eigentliche Sensation liegt in Armagans Gehirn.
Während
des
Malens zeigt sein
»visueller Kortex«, also das Sehareal in der Hirnrinde, die gleiche intensive Aktivität, wie man sie bei einem normal
sehenden Menschen erwartet – obwohl die Hirnregion noch nie einen visuellen Reiz empfangen hat. Sein
Gehirn »sieht« offenbar mentale Bilder.
Bei einem Experiment , das die US-Hirnforscherin
Helen Neville zusammen mit deutschen Kollegen
durchführte, mussten blinde Versuchspersonen in
einem schalldichten Raum Töne aus verschiedenen
Richtungen voneinander unterscheiden. Die Blinden
schlugen sich dabei deutlich besser als die Sehenden.
Doch das eigentlich Verblüffende war: Während der
Aufgabe reagierte nicht das Hörareal, sondern der visuelle Kortex – als könnte ihr Gehirn die Töne sehen.
Wie weitere Studien gezeigt haben, kann der visuelle
Kortex offenbar auch höhere kognitive Aufgaben wie
dieVerarbeitung von Sprache übernehmen. Zumindest
bei von Geburt an blinden Menschen.
von akustischen Reizen zuständigen Regionen ab. Mit
anderen Worten: Das Gehirn der »erblindeten« Probanden hatte sich in kurzer Zeit völlig neu organisiert.
»Das Potenzial des erwachsenen Gehirns, sich selbst
zu reprogrammieren, ist weit größer als bislang gedacht«, resümierten Pascual-Leone und seine Kollegen in ihrem Fachaufsatz.
Offenbar kann sich das Gehirn nicht nur immer wieder reorganisieren, sondern auch von Grund auf erneuern. Die Bildung neuer Nervenzellen im Gehirn
galt lange Zeit als ausgeschlossen. Im Unterschied zu
normalen Körperzellen können sich Neuronen nämlich nicht teilen. Zerstörtes Hirngewebe schien unwiederbringlich verloren, die Therapie von
hirngeschädigten Patienten daher aussichtslos. Doch
auch dieses Dogma lässt sich nicht mehr länger aufrechterhalten. Seit einigen Jahren wissen die Forscher,
dass aus neuralen Stammzellen ständig neue Hirnzellen entstehen können.
Für uns westlich geprägte Menschen ist die Idee der
Neuroplastizität schwer zu verdauen. »Wie können
wir die Kontinuität und Beständigkeit unseres Selbst
mit der Tatsache in Einklang bringen, dass sich unser
Gehirn ständig verändert?«, fragt Richard Davidson,
Hirnforscher an der University of Wisconsin. Die Neuroplastizität sieht der Wissenschaftler als den »wichtigsten Kreuzungspunkt« zwischen westlicher
Neurowissenschaft und fernöstlicher Spiritualität.
Mentales Trainining kann auch unsere
Hirnstruktur plastisch verändern - bis ins Nach buddhistischer Auffassung ist das Selbst kein stahohe Alter.
biler Zustand, sondern befindet sich in ständigem
Fluss.Wir sind, was wir tun.Alles ist veränderbar. Die
Entdeckung der Neuroplastizität bestätigt diese Sicht.
Der US-NeuroAuch wenn wir eigentlich an ganz andere Dinge glauwissenschaftler
ben: Tief in unserem Gehirn, so scheint es, sind wir alle
Alvaro PascualBuddhisten! Das führt geradewegs zu der Frage, die
Leone wollte
der Dalai Lama den Hirnchirurgen gestellt hatte: Könwissen,
wie
nen rein geistige Aktivitäten das Gehirn verändern?
schnell sich das
Gehirn reproDer französische Philosoph René Descartes sah im 17.
grammieren
kann. Dazu ließ der 47-jährige Forscher sehende Ver- Jahrhundert Geist und Materie als parallele, strikt gesuchspersonen tagelang wie Blinde leben. Mit blick- trennte Welten. Nach dieser Auffassung kann weder
dichten Augenbinden irrten die Probanden durch ein die Materie den Geist beeinflussen noch der Geist die
Krankenhaus in Boston. Während sie verschiedene Materie. Die moderne Wissenschaft hat diese dualistiAufgaben durchführten, scannten die Forscher ihr Ge- sche Sicht jedoch erschüttert. Heute gehen Hirnforhirn. Binnen wenigen Tagen wandte sich der visuelle scher davon aus, dass alle geistigen Phänomene
Kortex neuen Aufgaben wie Tasten oder Hören zu. Zu- letztlich das Produkt neurobiologischerVorgänge sind.
gleich nahm die Aktivität in den für die Verarbeitung Gehirn und Geist sind demnach ein und dasselbe.
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Allerdings können die Wissenschaftler bis heute nicht
erklären, wie die elektrochemischen Prozesse in unserem Gehirn letztlich geistige Aktivitäten hervorbringen. »Wie passt eine geistige Realität in eine Welt,
die gänzlich aus physikalischen Teilchen in Kraftfeldern
besteht?«, fragt der Philosoph John Searle. Zwar wissen die Forscher beispielsweise, welche Gehirnvorgänge mit der Wahrnehmung von Farben einhergehen.
Doch das sagt nichts über unseren mentalen Zustand,
wenn wir etwa die Farbe Rot erkennen. Diese fundamentale »Erklärungslücke« der Neurowissenschaft
deutet offenbar darauf hin, dass geistige Phänomene
ein gewisses Eigenleben behalten. Schon vor Jahrzehnten formulierte der Nobelpreisträger Roger Sperry,
Neurowissenschaftler am California Institute of Technology, die These, dass Denkprozesse »emergente«
Phänomene seien – und daher auf jene Hirnsysteme
zurückwirken können, aus denen sie selbst entstanden
sind.
Mentales Training praktizieren die buddhistischen
Mönche schon seit Jahrtausenden. Ihre Meditationspraktiken zielen darauf ab, einen möglichst klaren Bewusstseinszustand zu erreichen. Erfahrene Meditierer
können sich stundenlang auf ein einziges Objekt oder
ein bestimmtes Gefühl konzentrieren.Wie sie das zustande bringen, interessiert seit einigen Jahren auch
die westlichen Wissenschaftler brennend.
Als die ersten Forscher mit ihren EEGs und Hirnscannern in Tibet anrückten, reagierten die Mönche reserviert. Weder war ihnen die moderne Technik
geheuer, noch sahen sie die Sinnhaftigkeit der Aktion.
Mit Unterstützung des Dalai Lama gelang es schließlich
doch, einige Mönche zur Teilnahme an Experimenten
zu bewegen. Einer davon war der französische Molekularbiologe und Mönch Matthieu Ricard.
Hirnforscher Pascual-Leone wollte der Sache auf den
Grund gehen. In seinem Labor an der Harvard Medical School ließ er Freiwillige ein einfaches Klavierstück
üben. Danach untersuchte er die motorischen Regionen in ihrem Gehirn. Die Veränderungen waren dramatisch: Jenes Areal, das die Fingerbewegungen
steuerte, hatte sich ausgedehnt – und umliegende Gebiete auf der Hirnkarte einfach verschluckt. Daraufhin
erweiterte Pascual-Leone sein Experiment. Eine andere Gruppe von Versuchspersonen bekam die Aufgabe, sich die Klavierübung einfach nur im Geiste
vorzustellen, ohne dabei die Finger zu bewegen. Das
verblüffende Ergebnis:Auch bei dieser Gruppe veränderte sich der motorische Kortex. Das rein gedankliche Training aktivierte praktisch die gleichen
Schaltkreise wie bei jenen, die das Stück tatsächlich
spielten – mit dem gleichen Ergebnis: Das Hirnareal
vergrößerte sich!
Photo: Jeff Miller
Im Labor von Hirnforscher Richard Davidson ließ er
sich 256 Elektroden auf die Kopfhaut setzen und begann zu meditieren. Nach kurzer Zeit zeigte das EEG
eine außergewöhnlich hohe Aktivität sogenannter
Gamma-Wellen an. Diese hochfrequenten Schwingungen entstehen normalerweise, wenn das Gehirn mehrere Sinnesreize gleichzeitig verarbeiten und zu einem
kohärenten Bild zusammenfügen muss – wenn wir beispielsweise in einer Menschenmenge einen Bekannten
erkennen. Das Erstaunliche daran: Das Gamma-Signal
Spiritualität trifft Hightech-Wissenschaft: war extrem stark und verschwand nicht einmal in den
Beide können voneinander lernen!
Pausen zwischen den Meditationsübungen. Eine Reihe
von Studien deuten heute darauf hin, dass Meditation
»Geistiges Training allein könnte ausreichen, um eine das Gehirn dauerhaft verändert. So scheinen beplastische Veränderung neuraler Schaltkreise herbei- stimmte Praktiken zu einerVerdickung von Hirnregiozuführen«, meint Pascual-Leone.Wie das genau funk- nen zu führen, die mit Aufmerksamkeit zu tun haben.
tioniert, können die Forscher bis heute nicht erklären. Laut Davidson können schon zwei Wochen MeditatiAufmerksamkeit scheint bei der »Neuverdrahtung« je- onspraxis messbare Veränderungen im Gehirn hervorrufen. Von diesen Erkenntnissen erhoffen sich die
doch eine Schlüsselrolle zu spielen.
Forscher Fortschritte bei der Therapie von psychiSeite 4
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Fähigkeiten entwickeln, sondern auch starre Verhaltensweisen und Gewohnheiten, meint Neuropsychiater Doidge – bis hin zur Sucht: »Nur wenn wir die
Laut buddhistischer Auffassung ist die Welt zwar vol- positiven und negativen Auswirkungen der Neuroplaler Leiden. Doch nach den »Vier Edlen Wahrheiten« stizität verstehen, können wir das Ausmaß der
des Buddhismus gibt es einen Ausweg daraus: Durch menschlichen Möglichkeiten wirklich erkennen.« Und
Meditation können wir uns vom Leiden befreien, es ist wiederum die Macht des Denkens auf unser Geindem wir jene Gedanken überwinden, die dieses Lei- hirn, die uns helfen kann, die Schattenseiten der Neuden hervorbringen. Die Erkenntnisse der Neuropla- roplastizität zu überwinden. »Die Fähigkeit, unser
stiker kommen dieser Sicht nahe. »Der bewusste Akt, Gehirn willentlich zu verändern, wird ein zentraler Teil
über unsere Gedanken anders nachzudenken, ändert unseres Lebens werden – und unseres Verständnisses
genau jene Schaltkreise im Gehirn, die diese Gedan- davon, was es bedeutet, ein Mensch zu sein«, schreibt
ken hervorrufen«, schreibt Sharon Begley, Wissen- Autorin Begley.
schaftsredakteurin des US-Magazins »Newsweek«, in
ihrem Buch »Neue Gedanken/Neues Gehirn«. Die Um die Plastizität unseres Gehirns zu nutzen, müssen
Neuroplastizität entziehe daher dem »neurogeneti- wir uns nicht die buddhistischen Lehren zu eigen maschen Determinismus« die Grundlage: Der menschli- chen. Der »Buddha in uns« hat keine bestimmte reliche Geist kann nicht nur den Einfluss der Gene giöse Überzeugung. Eher ist es die Erkenntnis, dass wir
überwinden, sondern auch die Macht unseres Gehirns! Menschen uns in einer »seltsamen Schleife« befinden,
wie es der Philosoph Douglas Hofstadter in seinem
Die Neuroplastizität, so glaubt Hirnforscher Pascual- gleichnamigen Buch ausdrückt. Unser Gehirn bringt
Leone, sei eine Art Trick der Evolution, um uns von zwar das Denken hervor. Doch erst die Kraft des Denden Fesseln der Gene zu befreien. Die Natur habe das kens macht uns zu dem, was wir sind.
menschliche Gehirn mit der nötigen Flexibilität und
Anpassungsfähigkeit ausgestattet, um auf die Anforderungen der Welt zu reagieren.
schen Krankheiten wie Depression – erste Erfolge
haben sich bereits eingestellt.
Die Wandlungsfähigkeit macht unser Gehirn allerdings Text:Thomas Vašek / P.M. Magazin 01/09
auch verwundbar. Jede bittere Erfahrung, jede Krän- Quelle: P.M. Magazin
kung, jede enttäuschte Liebe kann Hirnstrukturen verändern. Und dank der Neuroplastizität könne unser entnommen aus: http://www.lebenheute.ch
Gehirn paradoxerweise nicht nur erstaunlich flexible
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