Telefon: 0 233-47560 Telefax: 0 233-47956 Seite 1 von für 11 Referat Gesundheit und Umwelt Sachgebiet Koordination für gesunde Lebensweisen und Prävention RGU-GVP-KLP Bio für Kinder - machbar, finanzierbar und beliebt Erfahrungen aus einem Erfolgsprojekt 1 Anlage Beschluss des Gesundheitsausschusses vom 20.01.2011 (VB) Öffentliche Sitzung Inhaltsverzeichnis I. Vortrag des Referenten 1. Ernährungspädagogische Ziele 1.1. Gesundheitliche Kompetenzen stärken 1.2. Nachhaltige Ernährungsstile fördern 2. Beschreibung des Modellprojekts „Bio für Kinder“ 2.1. Durchführung des Projekts 2.2. Die wichtigsten Maßnahmen für eine erfolgreiche Einführung von Bio 2.3. Bio ist machbar 3. Erfahrungen, Ergebnisse und Schlussfolgerungen II. Antrag des Referenten III. Beschluss I. Seite 1 2 2 2 4 4 5 8 8 10 11 Vortrag des Referenten Fast zeitgleich mit der „Biostadt München“ startete im Mai 2006 das Modellprojekt „Bio für Kinder“. Im Biostadt-Stadtratsbeschluss vom 20.07.2006 (Sitzungsvorlage Nr. 02-08 / V 08321) und vom 02.10.2008 (Sitzungsvorlage Nr.08-14/ V 00965 „Angebote zur Gestaltung zukunftsfähiger Lebensweisen“) wurde vom Stadtrat einstimmig die Durchführung dieses Projekts beschlossen mit dem „Ziel (2): Im Rahmen der „Biostadt München“ sind verstärkt Angebote an Schulen und Kindereinrichtungen gemacht worden, um sie für den stärkeren Einsatz von ökologischen Lebensmitteln zu gewinnen“. Seite 2 von 11 In der heutigen Beschlussvorlage wird über die Ergebnisse des Projekts „Bio für Kinder“ berichtet, in dem nach vier Jahren Laufzeit eine Zwischenbilanz gezogen und eine Perspektive für die Weiterführung gegeben wird. Das Projekt „Bio für Kinder“ ist eine Gemeinschaftsinitiative von Tollwood und dem Referat für Gesundheit und Umwelt. Das Projekt ist eine Antwort auf die zunehmenden Anforderungen, Kindern eine nachhaltige Ernährung zu ermöglichen, ihre Kompetenzen zu erweitern und verantwortlich mit Umweltauswirkungen umzugehen. 1. Ernährungspädagogische Ziele 1.1. Gesundheitliche Kompetenzen stärken Kinder bilden von klein an Geschmack und Ernährungsvorlieben aus, was sich prägend auf ihr Ernährungsverhalten auswirkt. Hoher Zuckerkonsum (gerne auch als Belohnung und als Trost eingesetzt), hoher Eiweiß- und Fettgehalt und zunehmender Anteil von Fertigprodukten mit ihren versteckten Anteilen an Fett, Zucker, Geschmacksverstärkern und Schönungsmitteln haben sowohl für den Einzelnen als auch für die Gesellschaft einen hohen Preis. Ernährungsbedingte Krankheiten verursachen heute ein Drittel aller Kosten im Gesundheitswesen schätzt das Bundesministerium für Gesundheit. Zu den häufig genannten ernährungsbedingten Krankheiten zählen Krankheiten des Verdauungstrakts, Herz-Kreislauferkrankungen, Allergien durch Zusatzstoffe, Lebensmittelfarben und andere industriell zum Zwecke der Schönung und Geschmacksaufbesserung und Konservierung eingesetzte Stoffe und Aufmerksamkeitsstörungen. Als Folge der Fehlernährung gehört Übergewicht mit den Auswirkungen auf Gelenke, Beweglichkeit und Lebensführung zu den am weitesten verbreiteten Gesundheitsbeeinträchtigungen weltweit. Damit hat Ernährung eine hohe präventive Bedeutung. Für Kinder sind Gesundheits- und Lebensmittelkompetenz demnach neben den klassischen Schulfächern von großer Bedeutung für ihren eigenen Lebensweg. Dies kann aber nur vermittelt werden durch die direkte Auseinandersetzung mit Lebensmitteln, dem Kennenlernen der frischen Produkte, dem Wissen, wie sie hergestellt werden und dem Ausprobieren, was gesund ist, gut tut und wie was wirkt. Dadurch werden Kinder in die Lage versetzt über ihre eigene Essbiographie zu bestimmen und wissensbasierte Kaufentscheidungen zu treffen. 1.2. Nachhaltige Ernährungsstile fördern Unter einem nachhaltigen Ernährungsstil versteht man die Einbeziehung von ökologischen und globalen Aspekten und Wirkungen, die vom eigenen Konsum- und Ernährungsverhalten ausgehen. Nachhaltigkeit ist ein gesellschaftliches Ziel, dem sich Stadt, Land und Bund verpflichtet fühlen und als wichtigster Faktor gilt, um die Zukunft der Erde menschenverträglich zu gestalten. Die Zukunft der Kinder wird u.a. von den ökologischen Bedingungen bestimmt, zu denen der ökologische Landbau positive Beiträge leisten kann. Seite 3 von 11 Die Wahl und der Einsatz ökologischer Lebensmittel hat eine Reihe ökologischer Vorteile, die sich positiv auf Umwelt und Gesellschaft auswirken. Die Anbautechnik des ökologischen Landbaus baut auf einer Stärkung des Bodenlebens auf. Es werden keine chemischen Pestizide und Mineraldünger eingesetzt, die energieintensiv produziert werden. Die Betriebe produzieren weitgehend innerhalb ihres Betriebskreislaufs und kaufen keine Futtermittel aus Dritteweltländern zu, die vielfach vor Ort Flächen für die eigene Nahrungsmittelproduktion wegnehmen. Die Tierhaltung und Fütterung ist artgerecht, was sich allerdings auf längere Aufzuchtzeiten bis zur Schlachtreife auswirkt und somit höhere Kosten und Preise nach sich zieht. Auch bei der Verarbeitung der Lebensmittel sind nur wenige Hilfsstoffe zugelassen. Der ökologische Landbau verursacht zudem einen um mindestens 20 % geringeren CO²Ausstoss im Vergleich zum konventionellen Anbau. Die gesellschaftlichen Wohlfahrtswirkungen betreffen also: - das Klima, - den Erhalt und der Aufbau von Bodenfruchtbarkeit (Ernährungssicherung) und Trinkwasserqualität, - die artgerechte Tierhaltung statt Quälhaltung, - Lebensmittel ohne wirtschafts- und verarbeitungsbedingtem unerwünschten input (wie Pestizide, Herbizide, Zusatzstoffe,etc.), - keinen Einsatz von Risikotechnologie durch Verbot der Gentechnik, - höherer Anteil an Arbeitskräfteeinsatz, - Einbeziehung der Auswirkungen des Wirtschaftens auf die Lebensbedingungen in der Dritten Welt (Nahrungsflächen contra Futtermittelanbau). Durch die Einbeziehung ökologischer Lebensweisen in den Alltag der Kinder, durch kindgerechte Vermittlung und durch das direkte Erleben durch ernährungspädagogische Angebote können Kinder nachhaltige Lebensstile als selbstverständliches Verhalten erlernen. Die oben genannten Vorteile scheinen sich auch im Markt- und Einkaufsverhalten niederzuschlagen. Das Interesse an Bioprodukten wächst weiterhin, sowohl bei den Eltern als auch bei den Verbrauchern allgemein. Der Naturkostgroßhandel hat im Juli 2010 eine Umsatzsteigerung um 9,1 % gegenüber dem Vorjahr gemeldet. Die Anbaufläche des Ökologischen Landbaus wächst jährlich und der bayerische Landwirtschaftsminister Brunner und Umweltminister Söder erwarten einen dauerhaften Bio-Boom (Presseerklärung vom 02.08.2010, Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten). Schaut man sich das Einkaufsverhalten der Eltern von Kindern zwischen 6 – 11 Jahren an, so kaufen 56% der Eltern Bioprodukte ein, etwa ein Drittel der Eltern sogar „(fast) immer oder häufig“ (EsKiMo, Ernährungsstudie 2007, Robert-Koch-Institut et al., S.74). Auf der anderen Seite wächst die Zahl der fehlernährten Kinder und Jugendlichen. Seite 4 von 11 Insbesondere nehmen männliche Jugendliche mit steigendem Alter zu viel Energie über Fastfood-Produkte auf (EsKiMo, 2007, S.67). Eine gesunde Ernährung ist zunehmend zu einer gesellschaftlichen Aufgabe geworden und damit auch die Bildung von Ernährungskompetenz bei Kindern. Der Arzt und Ernährungsexperte Prof. Koletzko am Haunerschen Kinderspital empfiehlt das Thema neben Mathematik und Erdkunde praktisch und theoretisch im Bildungsauftrag zu verankern. Wie aus der Nationalen Verzehrstudie II (2010) des Max-Rubner-Instituts hervorgeht, haben Personen die Bio einkaufen eine für die Gesundheit günstigere Lebensmittelauswahl mit mehr Obst und Gemüse und weniger Fleisch als solche, die sich gegen Bio entscheiden. Das weist darauf hin, dass mit der Auseinandersetzung mit Bioernährung auch Fragen der gesunden Lebensführung gestellt werden und eine generelle Verbesserung der Lebensführung zu bemerken ist. 2. Beschreibung des Modellprojekts „Bio für Kinder“ (BfK) Ziel des Projektes ist aufzuzeigen, dass eine Verpflegung mit gesunden und frischen Bioprodukten in der Kinderverpflegung machbar, finanzierbar und - wie uns die Einrichtungen bestätigt haben - von den Eltern gewollt und geschätzt wird . Hauptbefürchtung der meisten Einrichtungsträger ist eine ungünstige Kostenentwicklung, die durch die Biozutaten verursacht werden könnte. Um den Einrichtungen die Umstellung ihrer Verpflegung von konventionell auf 100 % Biolebensmitteln ohne unkontrollierte Kostenentwicklung zu ermöglichen, und damit die Umstellung zu erleichtern, wird für zwei Jahre ein finanzieller Zuschuss durch ein Patensystem gewährt. Ebenso werden die Einrichtungen beraten, begleitet, geschult und durch Fachkräfte bei schwierigen Fragen unterstützt. Mit dem Stand Oktober 2010 haben am „Bio für Kinder“-Projekt 32 Einrichtungen mit über 2000 betreuten Kindern teilgenommen. Es wurden rund 430.000 Mahlzeiten ausgegeben, die in 100 % Bioqualität durchschnittliche Mehrkosten von 24 Cent pro warmer Hauptmahlzeit verursachten. Das sind nur 13,3 % Mehrkosten gegenüber der konventionellen Verpflegung vor Projektbeginn. 2.1. Durchführung des Projektes Über ein Patensystem werden die Einrichtungen bei der Bio-Umstellung mit möglichst hohem Frischkostanteil unterstützt, indem die Bio-Mehrkosten bis zu einem festgelegten Maximalbetrag pro Hauptmahlzeit übernommen werden. Die von Tollwood geworbenen Paten und Unternehmen kommen aus den verschiedensten Bereichen der Münchner Stadtgesellschaft. Jeder Pate hat „seine“ Einrichtung, an die die Spende zu 100 % weitergegeben wird. Seite 5 von 11 Aus den über 200 Bewerbungen wurden 32 Einrichtungen ausgewählt. Da einerseits ein möglichst breites Spektrum an Kindertageseinrichtungen und Schulen beteiligt werden sollte und andererseits verallgemeinernde Schlussfolgerungen ermöglicht werden sollten, wurden folgende Aspekte bei der Auswahl berücksichtigt: • Einrichtungen in sozial benachteiligten Gebieten und Einrichtungen mit Kindern in schwierigen Lebenslagen wurden bevorzugt. • Die Einrichtungen standen unter unterschiedlicher Trägerschaft (städtisch, Elterninitiative, kirchlich etc.). • Die Einrichtungen betreuten unterschiedliche Altersgruppen und Kindergruppen (Kinderkrippe, Kindergarten, Hort, Grundschulen, Berufsschule etc.). • Die Einrichtungen sollten unterschiedliche Verpflegungssysteme (eigene Küche, Caterer, Eltern kochen abwechselnd) haben, um eine entsprechend differenzierte Auswertung der Umstellkosten zu ermöglichen. • Die Bedingungen großer und kleiner Einrichtungen sollten einbezogen werden. • Es wurden sowohl Einrichtungen mit geringem Anfangsbioanteil und völlige Neubeginnerausgewählt. Die Entscheidung für eine Einrichtung war eine Mischung aus den oben angeführten Aspekten, der Höhe der zur Verfügung stehenden Patensumme und der bei den verschiedenen Bewerbungsrunden bestehenden Bewerbungslage. Beim „Bio für Kinder“-Projekt sind vier städtische Einrichtungen dabei, ein Kindergarten, eine Kita, ein Hort und eine Schule. 2.2. Die wichtigsten Maßnahmen für eine erfolgreiche Einführung von Bio Als Hauptargument gegen den Bioeinsatz wird meist auf die zu hohen Kosten verwiesen. Deswegen wollte das „Bio für Kinder“-Projekt genau nachvollziehen, welche Kosten in welchem Verpflegungssystem anfallen und welche Einsparmöglichkeiten es gibt. Schon kurze Zeit nach Projektbeginn wurde klar, dass der Maximalfördersatz von 1,-€ zu hoch angesetzt war und weit unterschritten wird. Nahezu alle Einrichtungen konnten durch Optimierung des Küchenmanagements ihre Mehrkosten gänzlich auffangen oder zumindest stark reduzieren. Seite 6 von 11 Einsparpotentiale Wesentliche Einsparpotentiale liegen 1. In der Umstellung des Speiseplans durch langfristige Speisepläne, geringerer Fleischanteil, saisonales und regionales Einkaufen, Optimierung der Speisemengen, Anpassung der Rezepturen und geringerer Einsatz vorgefertigter und vorverarbeiteter Produkte. 2. In der Optimierung des Einkaufs durch Preisvergleiche, Groß- und Sammelbestellungen, Nutzen von Angeboten und Rabatten. 3. In einrichtungsspezifischen Maßnahmen, die aus der speziellen Situation und Kreativität entwickelt wurden. Um den Paten nachweisen zu können, dass ihre Förderung zu 100 % für die Bioumstellung und für Biolebensmittel verwendet wird, wurde die Gesellschaft für Ressourcenschutz (GfRS) beauftragt, die sachgerechte Mittelverwendung zu prüfen. Zudem sollten die Mehrkosten pro Einrichtung und nach dem Verpflegungssystem ausgewertet werden, um die Kostenentwicklung zu verfolgen und die Einrichtungen gezielt beraten zu können. Eine Auswertung der Ausgaben hat folgende Ergebnisse gebracht: Seite 7 von 11 Einrichtungen mit einer eigenen Küche und mit einem Caterer hatten Mehrkosten von 16 Cent, also weniger als 10 % Mehrausgaben. Kochten die Eltern selber, mussten 63 Cent, also 47 % Mehrkosten getragen werden. Diese hohen Mehrkosten sind dadurch zu erklären, dass in Eltern-kochenden Einrichtungen wenig kostensparende Maßnahmen eingesetzt werden. Kostensparend wirkt sich aus: der Einkauf größerer Mengen und Verpackungseinheiten, eine professionelle Kochausbildung und eine feste Kochcrew. Insgesamt berichteten die Einrichtungen übereinstimmend, dass sie angeregt durch die genaue Kostendokumentation Maßnahmen ergriffen haben, um allgemein ihre Verpflegungskosten in den Griff zu bekommen. Somit hatte das Projekt zusätzlich den Effekt, dass die Verpflegung kostenbewusster gestaltet wurde und die Umstellung auf Bio der Anlass war, über Rezepturen, Essensabfälle, Abläufe, Einkaufsverhalten und Esskultur neu nachzudenken. Küchenfachliche Beratung Um die Verpflegung mit Bioprodukten optimal und kostengünstig durchführen zu können, wurden die Einrichtungen individuell oder als Gruppe von Küchenprofis beraten. Dazu wurden Biomentoren wie z.B. den Küchenchef der Bayerischen Versicherungskammer gewonnen, die ihr Wissen in „Bio für Kinder“-Schulungen an die Einrichtungen weitergegeben haben. Neben den „Bio für Kinder“-Einrichtungen wurden auch andere interessierte Einrichtungen zu den Schulungen eingeladen, die auch ohne Patensystem eine Bioumstellung wagen wollten. Die Begleitung und Schulungen wurden von der Münchner Aktionswerkstatt G‘sundheit im Auftrag des Referates für Gesundheit und Umwelt organisiert. Mit Schulungen zu Hygiene, Austausch zu Rezepturen, zu gesunder Ernährung, Beratung zu Einkaufs- und Bezugsmöglichkeiten konnte das „Bio für Kinder“-Team den Einrichtungen vielfältige Unterstützung zukommen lassen. Auch der Austausch untereinander z.B. zwischen „alten Hasen“ und Neuen erwies sich als äußerst hilfreich. Begleitung und ernährungspädagogische Beratung 68 % der Einrichtungen gaben an, dass die Umstellung auf Bio sehr oder ziemlich leicht gefallen ist. Dies ist anscheinend nicht nur auf die Begleitung der Einrichtungen durch das BfK-Team zurückzuführen, sondern auch dem festen Willen und dem Engagement der Einrichtungen zu verdanken. Nicht in der Verwendung von Bioprodukten statt konventioneller Produkte liegt die Herausforderung, sondern in der Umstellung der Speiseplan- und Einkaufsgewohnheiten. Um die Einrichtungen bei ihrem Vorhaben zu unterstützen, wurden neben den küchenfachlichen Beratungen auch ernährungspädagogische Maßnahmen angeboten. Bei einer Änderung der Ernährungsgewohnheiten ist die Preisgestaltung nur ein Aspekt. Nur wenn gleichzeitig die Kinder, Eltern und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtungen für die Neuerungen zu gewinnen sind und gemeinsam sich mit dem neuen Thema auseinandersetzen wollen, kann das Projekt erfolgreich umgesetzt werden. Seite 8 von 11 Gegen den Willen der Beteiligten ist eine Verpflegungsumstellung nicht erfolgreich. Gemeinsames Kochen mit den Eltern, Infoabende, Ausflüge auf den Bauernhof, Projektwochen, interkulturelle Kochabende und die Pflege der Kräuter hat Kinder wie Erwachsenen für das Projekt eingenommen. Ernährungstipps wurden von den Kindern in die Familien getragen und viele Eltern berichten, dass ihre Kinder neuerdings viel mehr Gemüse kennen und essen und danach verlangen. Das „Bio für Kinder“- Projekt hat somit viele begleitende positive Effekte, indem Kindern wie Eltern Wege zu einer gesünderen Ernährung gezeigt werden und sie lernen selbst zu entscheiden, welchen Wert Ernährung für sie hat. Die Einrichtungen – engagiert und kreativ Während der Projektlaufzeit wurden regelmäßig Gespräche mit den Einrichtungen durchgeführt, um Schwierigkeiten zeitnah angehen zu können. Die meisten Einrichtungen sind sehr engagiert. Sie backen und kochen mit den Kindern, beziehen die Eltern durch Kochabende ein und suchen aktiv den Austausch mit den Beteiligten. Die Kinder schicken Briefe oder Bilder an ihre Paten und die Besuche der Einrichtungen durch das „Bio-fürKinder“-Team vermittelten den Eindruck, dass die Verpflegung nicht nur der Sättigung dient, sondern mit viel Spaß und Interesse verbunden ist. 2.3. Bio ist machbar Die letzten Einrichtungen des Modellprojektes sind im Oktober 2010 an den Start gegangen, sodass die modellhafte Begleitung mit Unterstützung der Paten ungefähr Ende 2012/ Anfang 2013 abgeschlossen sein wird. Bei den Abschlussgesprächen, Schulungen und Bedarfsabfragen bei den Einrichtungen gaben alle an, mit mindestens 90 % Bioanteil auch ohne Paten weitermachen zu wollen. Die beteiligen Einrichtungen wollen im Netzwerk weiter mitarbeiten, sich austauschen und weiterhin die Möglichkeit bekommen an Schulungen oder anderen Beratungsarten zu partizipieren. 3. Erfahrungen, Ergebnisse und Schlussfolgerungen Mit der Erarbeitung des Aktionshandbuch „Zur Nachahmung empfohlen: „Bio für Kinder“ konnten der breiten Öffentlichkeit die Erfahrungen und Auswertungen aus dem Projekt zur Verfügung gestellt werden. In einzelnen praktischen Schritten werden die Informationen und Fragen zur Umstellung auf Bio beantwortet. Aufgrund der großen Nachfrage musste das Aktionshandbuch schon zwei Mal nachgedruckt werden. Zeitgleich mit der Veröffentlichung wurde im Mai 2010 eine bundesweite Tagung gleichen Namens in München veranstaltet, die auf so große Resonanz stieß, dass nicht alle Anmeldungen berücksichtigt werden konnten. Unter Beteiligung von VertreterInnen aus Wissenschaft, Praxis, Kommunen, Beratungseinrichtungen, Biohandel und Projektvertretern wurde von den TeilnehmerInnen ein starkes Interesse formuliert, gesundes Essen Seite 9 von 11 und biologische Lebensmittel stärker in Verpflegungsbereiche für Kinder zu integrieren. Darüber hinaus stellte sich als eines der Haupthindernisse dar, dass Bildung oft zu kurz gegriffen wird und die Vermittlung grundlegender Lebenskompetenzen wie zum Beispiel „sich ernähren“ und „sich gesund erhalten“ nicht zum Bildungsauftrag dazugehörend empfunden wird. Außerdem wurde ein regelmäßiger Austausch zwischen den Akteuren in den einzelnen Kommune bundesweit befürwortet, um sich durch den Austausch von Erfahrungen und best-practice-Beispielen stärker unterstützen zu können. Nachhaltigkeit des Projekts und Einsatz des im Modellprojekt erworbenen Wissens Um das im Modellprojekt gewonnene Wissen zu verankern und weiteren Interessenten zur Verfügung zu stellen, haben Tollwood und das Referat für Gesundheit und Umwelt folgende Ziele und Maßnahmen für die Weiterführung der Bio für Kinder Idee entwickelt : • Sicherung der erreichten Standards bei den beteiligten Einrichtungen - die bisherigen „Bio für Kinder“-Einrichtungen erhalten weiterhin die Möglichkeit an Informationen, Beratungen und Schulungen teilzunehmen. - Sie erhalten den Newsletter und aktuelle Checklisten zur Weitergabe an Eltern und MitarbeiterInnen. • Die Erfahrungen und das Wissen wird allen Münchner Kindertageseinrichtungen und Schulen zur Verfügung gestellt: - indem 2 x im Jahr ein Praxistag abgehalten wird - mit Unterstützung eines Mentorenkreises aus dem Bereich Küchenpraxis, Betriebsmanagement, Pädagogik und Handel/ Vertrieb die Einrichtungen fachlich beraten und geschult werden. - ein Set von Serviceleistungen über die homepage oder als Print abgerufen werden kann: Aktionshandbuch, Rezeptesammlung, Pädagogische Angebote etc. - jährlich ein gespendeter Nachhaltigkeitspreis ausgelobt wird, auf den sich Kindereinrichtungen mit Bioverpflegung bewerben können. - zusammen mit dem Referat für Bildung und Sport nach Wegen gesucht wird, die Erfahrungen noch stärker in den Städtischen Münchner Kindereinrichtungen und Schulen einfließen zu lassen und umzusetzen. - das große bundesweite Interesse über das Versenden des Aktionshandbuchs, Einladung zu Fachgesprächen und über die Homepage aufgegriffen wird Diese Maßnahmen für die Weiterführung der „Bio für Kinder“-Idee kann vom Referat für Gesundheit und Umwelt im Rahmen der zur Verfügung stehenden Ressourcen durchgeführt werden. Seite 10 von 11 Anhörung des Bezirksausschusses In dieser Beratungsangelegenheit ist die Anhörung des Bezirksausschusses nicht vorgesehen (vgl. Anlage 1 der BA-Satzung). Das Referat für Bildung und Sport hat die Beschlussvorlage mitgezeichnet. Der Koreferent des Referates für Gesundheit und Umwelt, Herr Stadtrat Klaus Peter Rupp, die zuständige Verwaltungsbeirätin, Frau Stadträtin Eva Maria Caim, sowie das Referat für Bildung und Sport haben einen Abdruck erhalten. II. Antrag des Referenten 1. Der Vortrag des Referenten wird zur Kenntnis genommen. 2. Das Referat für Gesundheit und Umwelt wird beauftragt, das Modellprojekt „Bio für Kinder“ wie vorgeschlagen weiterzuführen (Punkt 3. Nachhaltigkeit des Projekts und Einsatz des im Modellprojekt erworbenen Wissens). 3. Die Erfahrungen und Ergebnisse aus dem „Bio für Kinder“-Projekt sollen für München nachhaltig gesichert werden, wie auch die Ergebnisse anderen Kommunen, Einrichtungen und Trägern zur Verfügung gestellt werden. 4. Um die Erfahrungen für die Kindertageseinrichtungen und Schulen in München stärker verfügbar zu machen wird das Referat für Gesundheit und Umwelt beauftragt zusammen mit dem Referat für Bildung und Sport nach weiteren Anwendungs- und Umsetzungsmöglichkeiten der Ergebnisse in den Bereichen Schulen, Kindergärten und ähnlichen Einrichtungen zu suchen. 5. Das Referat für Gesundheit und Umwelt wird beauftragt, in Zusammenarbeit mit dem Referat für Bildung und Sport nach Möglichkeiten zu suchen, den Biokostanteil in der Außer-Haus-Verpflegung von Kindern und Jugendlichen weiter zu erhöhen. 6. Dieser Beschluss unterliegt nicht der Beschlussvollzugskontrolle. Seite 11 von 11 III. Beschluss nach Antrag. Die endgültige Entscheidung in dieser Angelegenheit bleibt der Vollversammlung des Stadtrates vorbehalten. Der Stadtrat der Landeshauptstadt München Der Vorsitzende Der Referent Ober-/Bürgermeister Joachim Lorenz Berufsmäßiger Stadtrat