Mobile Marketing Harald Neidhardt AK-Leiter BVDW Smaato 3.1 Mobile Advertising und seine Standards Mobile Werbung wird mehr und mehr eine eigene Gattung in der Werbeindustrie. Der BVDW mit der Fachgruppe Mobile ist Mitglied in der größten weltweiten Organisation für mobile Werbung: die Mobile Marketing Association MMA (www.mmaglobal.com). Dank der mittlerweile mehr als 700 Mitglieder weltweit werden mobile Richtlinien und Standards festgeschrieben und ständig in Arbeitsgruppen fortentwickelt. „Standard“ – das klingt typisch deutsch und weckt Assoziationen wie Bürokratie, Inflexibilität und Langeweile. Auf den ersten Blick scheinen Standards und kreative Werbung sich auszuschließen. Doch die Wahrheit ist, dass sich heute erst dank der Standardisierung in der Werbung, mit vergleichsweise wenig organisatorischem Aufwand eine sehr große Zahl von potenziellen Käufern in den Medien erreichen lässt. Standards ermöglichen es Agenturen und Werbetreibenden, mit überschaubarem Produktionsaufwand für Anzeigen eine große Anzahl von Titeln, Sendern, stationären und mobilen Webseiten mit Werbung zu belegen, die zuvor im Mediaplan zur Erreichung einer bestimmten Zielgruppe festgelegt wurden. Da sich Vermarkter, Werbungtreibende/Agenturen und Medien auf gemeinsame Standardformate geeinigt haben und diese Einigung in Guidelines und Standards von zentralen Gremien wie dem BVDW festgehalten wurden, sind bei Kampagnen nur noch im Ausnahmefall (oder bei Sonderwerbeformen) individuelle Anpassungen der Werbemittel für einzelne Belegungseinheiten notwendig. Die Globalisierung schreitet voran und dank europaweiter oder sogar globaler Zusammenarbeit der Verbände werden länderübergreifende Planungen und Werbemittelkreationen immer einfacher überschaubar. Exkurs – Werbeformate im Internet Das GIF-Banner im Format 468 mal 60 Pixel von AT&T auf der Website hotwired.com gilt als das erste kommerzielle Fullsizebanner – geschaltet am 25. Oktober 1994. Da das Format sich beim Großteil der Websites einfach und optisch ansprechend ins Layout integrieren ließ, setzte sich dieses Format auch ohne Standardisierungsgremien schnell durch. Doch schon bald kam es zu dem Phänomen, dass die Nachfrage in dem neuen Medium so groß war, dass Websites zwei oder besser noch mehr Bannerplatzierungen schaffen und verkaufen konnten. In dieser Zeit wurde eine Reihe neuer Werbeformate geschaffen, die je nach Laune der Websitebetreiber und Webdesigner unterschiedlichste Ausmaße annahmen. So gab es zum Beispiel unter der Bezeichnung Skyscraper eine Reihe von Formaten, die zwar alle eines gemein hatten: Sie waren schmal und im Gegensatz zum Fullsizebanner vertikal ausgerichtet, aber jede Website hatte ihren eigenen Skyscraper. Andere Kreationen in diversen Formaten und Dateigrößen folgten und machten eine einheitliche und effiziente Buchung von Standardplatzierungen neben dem Fullsizebanner so gut wie unmöglich. Im schlimmsten Fall mussten für zehn Werbeträger zehn individuelle Formate entworfen werden. Dies machte bei den damals sehr geringen verfügbaren Reichweiten des Internets viele Kampagnen unwirtschaftlich, da die Kosten für die Kreation der unterschiedlichen Werbeformate das sinnvoll platzierbare Mediabudget häufig überstiegen. 2003 wurde vom Internet Advertising Bureau (IAB) die erste Version des Universal Ad Package (UAP) veröffentlicht. Darin wurden allen Marktteilnehmern einheitliche Formate inklusive Abmessungen und Kilobyte-Größen an die Hand gegeben, um die Kreationsarbeit sowie Website- und Vermarkterübergreifende Buchungen zu vereinfachen und das Medium effizienter zu machen. Ein klassisches Beispiel, wie fehlende Absprachen zu Standards die einfache Erschließung der bereits existierenden Reichweiten für Werbetreibende und das Wachstum des Marktes kurzzeitig blockierten! Status Quo der Mobile-Advertising-Standards Während bei der Online-Werbung nach zehn Jahren Trial & Error die wichtigsten Grundlagen für eine effiziente Zusammenarbeit aller Marktteilnehmer bereits gegeben sind, stehen die Guidelines und Standards für das Mobile Web Advertising noch am Anfang. Sie entwickeln sich aber dank zehn Jahren gesammelter Erfahrungen aus stationären Internet und einer starken Gemeinschaft im mobilen Ökosystem schnell weiter. Dank der aktiven Beteiligung aller Mitglieder in der Mobile Marketing Association (MMA) und der Fachgruppe Mobile im BVDW gibt es heute einheitliche Guidelines für Mobile-Advertising-Standardformate weltweit. Das Motto: „Ein Werbemittel 29 – alle Vermarkter“ ist im Mobile-Advertising-Umfeld heute schon Realität und ermöglicht eine effiziente Kampagnenplanung über alle mobilen Internetseiten und Vermarktergrenzen hinweg. Rund sieben Jahre schneller als im stationären Internet … was für ein Tempo! Bei der Veröffentlichung der MMA Mobile Advertising Guidelines handelt es sich um eine jeweils jährlich erscheinde Empfehlung für die Eigenschaften von mobilen Anzeigen und Werbebannern, die Vermarkter und Adserver-Anbieter einheitlich als kleinsten gemeinsamen Nenner einsetzen und somit Werbetreibenden und Agenturen den einfachen Einstieg ins Mobile Advertising ermöglichen sollen. Die Erweiterungen der Guidelines enthält auch Ansätze und Empfehlungen für die Bereiche Applikationen (Content Downloads), Kurzmitteilungen (SMS/MMS), Video/TV und Bluetooth, die später zusammengefasst die vollständigen MMA-EMEA-Mobile-Marketing-&-Advertising-Richtlinien bilden werden. Die Einhaltung dieser Empfehlungen ist weder verbindlich noch gesetzlich vorgeschrieben. Die Richtlinien sind das Ergebnis aus Best Practices und Labortests, die bei weitreichender Adoption die Marktentwicklung beschleunigen werden. Die Guidelines reflektieren den jeweils aktuellen Stand der technischen Möglichkeiten im Massenmarkt für mobile Endgeräte, die insbesondere durch das iPhone und andere Smartphones neue Dynamik erfahren haben. Sollten neue Features bei Endgeräten, Browsern, Adserver-Systemen oder neu etablierte Formate eine relevante Marktdurchdringung erreicht haben, findet nach ausgiebiger Prüfung der Marktakzeptanz ein Update der Guidelines statt, so dass es nie zu einer so unkontrollierten Formatvielfalt bei den Mobile-Advertising-Formaten kommen wird, wie sie im stationären Internet stattfand. Folgende Basisüberlegungen liegen den aktuellen Guidelines zugrunde: 1. Es sollte stets eine ansprechende, nicht aufdringliche Wahrnehmung für den Nutzer geschaffen werden, um eine breite Akzeptanz für mobile Werbemaßnahmen zu gewährleisten. ¢Dies hatte zur Folge, dass Dateigrößen in den Vorgaben auf ein Minimum redu ziert wurden, um zusätzliche Kosten und Ladezeiten zu minimieren. ¢Pop-ups und andere Formen von ladezeitintensiver Unterbrecher werbung sind in jedem Fall zu vermei- den, um die Nutzbarkeit der Inhalte auf den mobilen Endgeräten nicht zu behindern. ¢Die Navigation eines Handybrowsers ist für den Nutzer wesentlich kompli zierter zu bewerkstelligen, als wenn er dies mit Maus und Tastatur am Bild schirm macht. ¢Außerdem kann nicht bei jedem Nutzer von einer Verbindung mit UMTS-Geschwindigkeit ausgegangen werden. Somit ist ein entsprechendes Targeting zu wählen, wenn ladezeitin- tensivere Anwendungen zum Einsatz kommen, oder zumindest jede Wer- bung am langsamsten Zugangsweg auszurichten. 2. Der Aufwand für die Erstellung kreativer Werbemittel soll beschränkt bleiben. ¢ Um dieser Anforderung gerecht zu werden, wurden feste Verhältnisse von Höhe zu Breite gewählt, somit ist eine einfache Skalierung von Ausgangsmate- rial in Grafikprogrammen möglich. 3. Werbemittel sollen auf der Mehrheit aller Handys geeignet dargestellt werden. ¢Um die Darstellung der Werbung auf mehr als 4000 Endgeräten zu optimie ren, wurden vier Klassen von Display größen gebildet. Für diese vier Klassen müssen Werbemittel angeliefert werden – die Auslieferung des jeweils passenden Werbemittels erfolgt je nach Endgerät des Nutzers auf der mobilen Webseite dynamisch durch den Adserver. Nachstehend finden Sie auf einen Blick Auszüge der Spezifikationen für die Mobile-Advertising-Werbeformen in der Kurzübersicht. Das englische Originaldokument der Mobile Advertising Guidelines der MMA finden Sie in der jeweils aktuellen Fassung hier: www.mmaglobal.com/mobileadvertising.pdf Zum Herbst 2009 wird eine neue Version der MMA Guidelines erwartet. Aus dem, was zur Drucklegung des Mobile Kompass bekannt war, wird die Einführung des UMAP (Universal Mobile Ad Package) erwartet. In diesem Package wird dann analog den Online-Medien eine Empfehlung von allen Werbemitteln ausgesprochen, die eine Kreativagentur für mobile Werbung bereitstellen sollte. Es wird auch erwartet, dass die neuen Guidelines eine Verdoppelung der Bannergrößen-Empfehlung enthalten werden. Dies trägt der größeren Verbreitung von Datenflatrates und Smartphones Rechnung (beispielsweise iPhone oder Geräte basierend auf Android, Blackberry, Symbian oder Windows Mobile). Die Fachgrupe Mobile im BVDW unterstützt die MMA durch aktive Mitarbeit in den internationalen Arbeitsgruppen zur Fortentwicklung der Werbestandards. Von Zeit zu Zeit wird auch eine deutsche Fassung der Standard-Guidelines veröffentlicht. Mobile Marketing Auszug aus den MMA Mobile Advertising Guidelines Bannerabmessungen – Die empfohlenen Bannerbreiten sind 120, 168, 216 und 300 Pixel. Marktanalysen zur Verbreitung von Mobiltelefonen zeigen, dass eine deutliche Häufung von nutzbaren Displaygrößen vorliegt, die mit diesen Formaten optimal bedient werden können. Dieser Umstand bringt verschiedene Vorteile mit sich: ¢Eine Beschränkung auf vier Bannerbrei- ten begrenzt den Aufwand des Designs. ¢Die Mehrheit der Handys unterstützt die ausgewählten Formate. Die unge- nutzte „weiße Fläche“ im Browser- Fenster ist minimal. ¢Aus den festgelegten Bannerbreiten ergeben sich jeweils exakte Pixelhö- hen für beide Seitenverhältnisse. Das erleichtert die Skalierung des Designs in Grafikprogrammen. Das Standardbanner hat ein Verhältnis von Breite zu Höhe von 6:1 – einige Werbeträger lassen auf Anfrage auch das „Extended“ Standardformat mit einem Breite-HöheVerhältnis von 4:1 zu. Optionale Möglichkeiten bei Bannern: Viele Publisher erlauben Text-Taglines als zusätzliche Möglichkeit der Hervorhebung. Mit Text-Tagline wird eine verlinkte Textzeile unter dem Banner bezeichnet. Text-Taglines sind Features, die zu einem Banner optional hinzugefügt werden können und haben verschiedene Vor- und Nachteile: Link-Box Organisationen, die MMA-Standards unterstützen www.w3.org/Mobile www.openmobilealliance.org www.gsmworld.com www.iab.net Vorteile: ¢Viele User sind nicht mit Bannern auf mobilen Webseiten vertraut. Sie wissen häufig nicht, dass mobile Banner verlinkt sind und auf mobile Landeseiten führen, während Text-Taglines meist als verlinkt erkannt werden. ¢Ein Banner mit einer Text-Tagline generiert im Allgemeinen mehr Klicks. ¢In manchen (älteren) Browsern ist es nicht möglich, grafische Elemente mit einem Link zu versehen. In diesen Fällen ermöglicht der Einsatz von Text-Taglines, Banner trotzdem zu verlinken. Nachteile: ¢Banner mit Text-Taglines verbrauchen mehr Platz im verfügbaren Browser fenster auf Kosten anderer Web Elemente wie Inhalt oder Navigation. Grundsätzlich gibt es keine „einzig richtige“ Vorgehensweise und somit auch keine eindeutige Empfehlung für oder gegen die Verwendung zusätzlicher Text-Taglines. Vielmehr müssen Werbe- treibende und Site-Betreiber im Einzel- fall entscheiden, welche Lösung am besten geeignet ist. Abgesehen vom Gebrauch von Text-Taglines empfiehlt die Fachgruppe Mobile, Werbemittel stets mit einer Interaktionsaufforderung im Sinne eines „call-to-action“ zu ver sehen. Diese soll vom Nutzer unmiss- verständlich erkannt werden – zum Bei- spiel ein Icon oder Button mit dem La- bel „weitere Informationen“, „hier klicken“ oder „jetzt kaufen“. Web Advertising Gestaltungsrichtlinien für Mobile Web Advertising sind schon seit einiger Zeit erhältlich. Durch die Übernahme und Einhaltung dieser Prinzipien seitens der Seitenbetreiber und Vermarkter profitiert die Industrie. Zu diesen Prinzipien gehören: ¢Beschränkung der Usereingaben auf Zahlen oder kurze Textsequenzen, bedingt durch die beschränkten Tasta- tureingabemöglichkeiten bei den meisten Geräten. ¢Begrenzung des gesamten Daten volumens einer mobilen Webseite auf ein akzeptables Maß für die User reduzieren. ¢Begrenzung der Aufrufe (von Bildern etc.) pro mobiler Webseite auf zehn, um lange Ladezeiten zu vermeiden. Der BVDW empfiehlt die Kennzeichung von Werbebannern durch einen kleinen Code im Banner selbst. Das Banner sollte die Aufschrift „-w-“ oder „-Anzeige-“ enthalten. Diese „-w-“ Kennzeichnung ist angelehnt an andere elektronische Anzeigenkennzeichnungen (siehe Teletext). Weitere Gestaltungsrichtlinien werden für Mobile Web Advertising nicht benötigt. Die bestehenden Richtlinien gelten für mobile Webseiten, die Image-Banner enthalten, sowie mobile Webseiten, auf die durch Image-Banner verlinkt wird (post-click), wie beispielsweise „jump pages“, Kampagnenseiten und permanente mobile Webseiten von Dritten. 31 Technische Spezifikationen – Mobile Web Statische Image Banner im 6:1 Breite x Höhe-Verhältnis („Default“) Name X-Large Image Banner Größe Technische Beschreibung 300 x 50 Pixel universal statische .gif, .png, .jpg < 10 KB Dateigröße ergänzend animierte.gif < 15 KB Dateigröße Large Image Banner 216 x 36 Pixel universal statische .gif, .png, .jpg < 6 KB Dateigröße ergänzend animierte.gif < 9 KB Dateigröße 168 x 28 Pixel universal statische .gif, .png, .jpg < 4 KB Dateigröße ergänzend animierte.gif < 6 KB Dateigröße 120 x 20 Pixel universal statische .gif, .png, .jpg < 2 KB Dateigröße ergänzend animierte.gif < 3 KB Dateigröße Medium Image Banner Small Image Banner Text Tagline (optional)1 Bis Bis Bis Bis zu zu zu zu 24 18 12 10 Buchstaben Buchstaben Buchstaben Buchstaben für für für für X-Large Large Medium Small Beispiele (ungefähre Größe) Dance fabulous Statische Image Banner im 4:1 Breite x Höhe-Verhältnis (“Extended“) X-Large Image Banner 300 x 75 Pixel universal statische .gif, .png, .jpg < 10 KB Dateigröße ergänzend animierte.gif < 15 KB Dateigröße Large Image Banner 216 x 54 Pixel universal statische .gif, .png, .jpg < 6 KB Dateigröße ergänzend animierte.gif < 9 KB Dateigröße Medium Image Banner 168 x 42 Pixel universal statische .gif, .png, .jpg < 4 KB Dateigröße ergänzend animierte.gif < 6 KB Dateigröße Small Image Banner 120 x 30 Pixel universal statische .gif, .png, .jpg < 2 KB Dateigröße ergänzendanimierte.gif < 3 KB Dateigröße Text Tagline (optional)2 Bis Bis Bis Bis 12 zu zu zu zu 24 18 12 10 Buchstaben Buchstaben Buchstaben Buchstaben für für für für X-Large Large Medium Small Dance fabulous Manche Anbieter ermöglichen einen Text-Tag unter einem Werbebanner. Alle Angaben inkl. Leerzeichen.