1 VORWORT ................................................................................................................................................. INHALT ....................................................................................................................................................... BESETZUNG ................................................................................................................................................ ZUR INSZENIERUNG Das Leadingteam ............................................................................................................................... „Musik bringt die Tiefen zum Schwingen“ – Ein paar Fragen an den Autor, Komponisten und Regisseur Robert Persché ............................. „Sich an das Gefühl zu gewöhnen, in staunende Gesichter zu blicken“ – Im Gespräch mit dem Magier Philipp Tawfik ................................................................................... „Der Zauberlehrling“ – SZENE FÜR SZENE ........................................................................................... WISSENSWERTE HINTERGRÜNDE ZUM STÜCK .......................................................................................... ÜBUNGEN UND BEOBACHTUNGSAUFGABEN FÜR DIE VOR- UND NACHBEREITUNG DES VORSTELLUNGSBESUCHES........................................................................................................................ AUSGEWÄHLTE LITERATURHINWEISE ........................................................................................................ IN EIGENER SACHE ................................................................................................................................... IMPRESSUM ............................................................................................................................................... 2 VORWORT Liebe Pädagoginnen, liebe Pädagogen, liebe Theaterfans, wir freuen uns, dass Sie sich für die Begleitmaterialien zum diesjährigen Familienmusical „Der Zauberlehrling“ interessieren, das am 13. November 2016 in der Oper Graz uraufgeführt wird. Die Ballade vom Zauberlehrling, der sich in der Abwesenheit seines Meister ans Zaubern wagt und damit etwas in Gang setzt, das er nicht mehr kontrollieren kann, zählt zu den bekanntesten Werken Johann Wolfgang von Goethes. Der Autor, Komponist und Regisseur Robert Persché spielt schon länger mit dem Gedanken, aus Goethes erzählendem Gedicht ein Musical zu machen: „Seit vielen Jahren liegt die Ballade als Wunschthema in meiner Schublade: einerseits als Kindheitserinnerung, anderseits verbunden mit dem Wunsch, hinter Goethes Worten das Menschliche, Psychologische, heute noch Gültige zu finden.“ Seit über 1 ½ Jahren arbeiten er und sein großes Team nun konkret an den Texten und Liedern, den Ideen zur Inszenierung und Ausstattung des Familienmusicals, das alle ZuschauerInnen ab sieben Jahren in ein magisches Zauberschloss voller wunderbarer Überraschungen und Verwandlungen einlädt. Um unsere Erkenntnisse und Erfahrungen mit Ihnen zu teilen bzw. Ihnen und Ihren SchülerInnen die Möglichkeit zu geben, sich auch über den Theaterbesuch hinaus mit den Hintergründen bzw. Motiven des Stücks zu beschäftigen, haben wir für den ersten, theoretischen Teil dieser theaterpädagogischen Unterlagen bei Robert Persché nachgefragt, was ihn daran interessiert hat, diesen Stoff auf die Bühne zu bringen. Darüber hinaus haben wir uns bei einem echten Zauberer u. a. danach erkundigt, welche Fähigkeiten ein Zauberlehrling mitbringen sollte und wie man eigentlich wirklich Magier werden kann. Weiters haben wir Ihnen eine detaillierte Szene-für-Szene-Beschreibung des Musicals sowie einige Hintergrundinformationen und eine kommentierte Liste an Litertaturhinweisen zusammengestellt, die sich eventuell für eine intensivere Auseinandersetzung im Unterricht eignen. Im zweiten, praktischen Teil finden Sie dann Anregungen und Tipps für die (praktische) Vor- und Nachbereitung des Theaterbesuchs sowie einen Überblick über unser theaterpädagogisches Angebot. Wir freuen uns über Rückmeldungen zu Ihrem Theaterbesuch und Ihrer Arbeit mit diesen Materialien, stehen Ihnen natürlich jederzeit auch gerne darüber hinaus mit Rat und Tat zur Seite und wünschen Ihnen und Ihren SchülerInnen eine anregende Zeit mit und rund um den „Zauberlehrling“. Herzlichst, Dagmar Stehring (Dramaturgie Next Liberty), Pia Weisi und Katharina Jetschgo (Theaterpädagogik Next Liberty) DIE GESAMTE MATERIALMAPPE MIT AUSFÜHRLICHEN ANREGUNGEN UND TIPPS FÜR DIE (PRAKTISCHE) VORUND NACHBEREITUNG DES THEATERBESUCHS SOWIE SPANNENDE HINTERGRUNDINFORMATIONEN, WEITERFÜHRENDE LITERATUR- UND MEDIENHINWEISE SCHICKEN WIR IHNEN GERNE BEI ANFRAGE DIGITAL ZU. Wenden Sie sich bitte an das Redaktionsteam. 3 INHALT „Meine hochgeschätzten, weit gereisten Geister der Erde und der Luft, Geister des Wassers und des Feuers. Ich freue mich, dass Sie so zahlreich unserer Einladung Folge geleistet haben. Immerhin sind schon ungezählte Jahre vergangen, seit der letzte Zauberlehrling den Weg bis zur Abschlussprüfung gegangen ist …“ Auch Zaubern will gelernt sein! – Aber so schwierig kann das doch nicht sein, oder? Das denkt sich zumindest der junge Heliodor, als er beim großen Zaubermeister Ariel in die Lehre geht. Doch bald muss er feststellen, dass dazu mehr gehört, als große Sprüche oder Gesten und dass die magischen Schlossbewohner ihm noch mehr Rätsel aufgeben, als die kompliziertesten Zaubertricks: Warum z. B. hält Ariels bezaubernde Tochter Laluna so gar nichts von der Zauberkunst? Welche Absichten verfolgt die strenge Haushälterin Morgana, die auch ohne Zauberei alle fest im Griff zu haben scheint? Was hat es mit den drei Zauberbesen Kehrein, Kehraus und Kehrum auf sich? Und: Wo ist eigentlich Lalunas Mutter Undine abgeblieben? Mit seinem jugendlichen Übereifer und ungeübten Zauberversuchen versetzt Heliodor das bis dahin sehr geordnete Schlossleben erst einmal ordentlich ins Chaos und sorgt damit für so manche überraschende Wendung und zauberhafte Erkenntnis ... Zwei Jahre nach ihrem großen Musical-Hit „Aladdin und die Wunderlampe“ haben Robert Persché und Andreas Braunendal im Auftrag des Next Liberty nun – sehr frei nach Goethes wunderbarer Ballade – ein mitreißendes und witziges Familienmusical voller bezaubernder Melodien und magischer Momente geschaffen, das u. a. davon erzählt, dass von allen Mächten die Liebe doch immer den stärksten Zauber ausübt. Uraufführung am 13. November 2016, 17:00 Uhr 4 BESETZUNG MIT: Heliodor, der Zauberlehrling: Michael Großschädl Ariel, der Hexenmeister: János Mischuretz Laluna, seine Tochter: Sascia Ronzoni Morgana, seine Haushälterin: Christine Fasser-Kauch Zauberbesen Kehrein: Christoph Steiner Zauberbesen Kehraus: Florian Stanek Zauberbesen Kehrum: Stefan Moser Undine, Lalunas Mutter: Yvonne Klamant Singschul` (Hausgeister): Marlene Arnold, Barbara, Bösch, Marie Edelsbrunner, Lea Ehrenhöfer, Gea Engelmayer, Stephanie Fournier, Valerie Friedmann, Johanna Hörmann, Alena Kiszter, Elsa Kurz, Heidi Kurz, Fruszina Landauer, Matthäa Pototschnig, Marlene Senarclens de Grancy, Felicitas Spörk,Christina Tamm Statisterie (Hausgeister u. a.): Elisabeth Ferstl, Kathi Ferstl, Ferdinand Kienreich, Barbara Litschauer, Finn Storr Band: Ivanila Lultcheva (Violoncello), Saša Mutić (Korrepetition, Piano und Keyboard), Maurizio Nobili (Keyboard und Percussion), Philipp Pluhar (Drums und Percussion), Gernot Strebl (Saxophon, Flöte u. a.), Reinhard Ziegerhofer (E-Bass und Kontrabass) TEAM: Musikalische Leitung: Maurizio Nobili Musik, Liedtexte und Inszenierung: Robert Persché Buch: Robert Persché und Andreas Braunendal Arrangements: Christian Seisel Bühne: Stephan Prattes Kostüme: Isabel Toccafondi Choreographie: Ferdinando Chefalo Videos: Andreas Grininger (Reziprok) Zauberkunststücke: Philipp Tawfik Leitung Singschul`: Andrea Fournier Leitung Statisterie: Florin Ailenei Korrepetition: Saša Mutić Lichtgestaltung: Severin Mahrer Inspizienz: Heimo Podversnik Beleuchtungsrepetition: Jin-Young Kim Dramaturgie: Dagmar Stehring Regieassistenz: Laura Oretti Kostümassistenz: Rebeca Monteiro Neves Choreographie-Assistenz: Martina Riegler Bühnen-Hospitanz: Maria Streicher Kinderbetreuung: Herta Alič und Karin Weber Aufführungsrechte: bei den Autoren / Vorstellungsdauer: 2 Stunden, inkl. einer Pause nach etwa 60 Minuten 5 ZUR INSZENIERUNG Das Leadingteam Maurizio Nobili (Musikalische Leitung) Maurizio Nobili wurde 1961 in Rom geboren. Sein Studium an der Jazzabteilung der Kunstuniversität Graz bei Jay Clayton, Andy Bey, Mark Murphy, Fran Lubahn und Sheila Jordan schloss er 1997 mit Auszeichnung ab. Europaweit wirkte er als Sänger in Konzerten, Fernsehshows und Studioaufnahmen mit. Zu seinen künstlerischen Partnern zählen Mark Murphy, Jay Clayton, Sheila Jordan, Reinhold Kogler, Erich Kleinschuster, Anna Lauvergnac, Karen Asatrian, Gerhard Ruhm, die Murwater Ramblers und das Vienna Art Orchestra. 1999 begann er, für Theaterproduktionen und Filme zu komponieren. Neben seinen Auftritten als Vokalist und seiner Arbeit als Vocal Jazz Assistent für seine Jazz-Lehrer und an der Kunstuniversität Graz war Maurizio Nobili bei mehr als 120 Produktionen am Jugendtheater Next Liberty und an der Oper Graz als Korrepetitor, Sänger, Arrangeur, Pianist und Komponist tätig. Hervorzuheben sind die Familienmusicals „Oliver Twist“, „Pinocchio“, „Der Zauberer von Oz“, „Ikarus“, „In 80 Tagen um die Welt“, „Till Eulenspiegel“ und „Emil und die Detektive“. Maurizio Nobili arbeitete zudem in Klagenfurt, Salzburg, Frankfurt und in Wien am Volkstheater und am Schauspielhaus, und gegenwärtig ist der der musikalische Leiter des Jugendtheaters Next Liberty. Robert Persché (Buch, Musik, Liedtexte und Regie) Robert Persché wurde in Melbourne geboren und lebt als freischaffender Regisseur, Komponist und Autor in Graz. Zahlreiche Inszenierungen führten ihn an österreichische Stadt- und Landestheater, wie an das Next Liberty Graz, die Oper Graz, das Stadttheater Klagenfurt und an Tiroler Landestheater Innsbruck. Neben seinen Kompositionsarbeiten verfasste er eigene Musicals, die bereits auf verschiedensten Bühnen im deutschsprachigen Raum zu sehen waren, darunter „Das Dschungelbuch“, „Robin Hood“ (mit Walter Raidl), „Der Zauberer von Oz“, „Das Gespenst von Canterville“, „Aladdin und die Wunderlampe“ (mit Andreas Braunendal). Er ist Gründungsmitglied der Arena-Freie-Bühne Graz, wo er die Uraufführung des Musicals „Die Geierwally“ (von Reinhard P Gruber, Andreas Safer und Reinhard Ziegerhofer) inszenierte. Als Leiter des Musiktheaters Graz kreierte er neben den Grazer Seefestspielen und zahlreichen Inszenierungen auch Rahmenprogramme für diverse Großveranstaltungen. Seit 2014 betreut er die Musicalklassen am BORG Graz. Andreas Braunendal (Buch) Andreas Braunendal, geboren 1962 in Graz, ist verheiratet, hat zwei erwachsen gewordene Kinder und lebt in Gratwein-Straßengel. Neben diversen journalistischen Arbeiten ist er seit über 25 Jahren in der Werbung tätig, seit über 15 Jahren selbständig als Textagentur. 1992 erhielt er den Architekturförderpreis der Stadt Graz (ohne je Architektur studiert zu haben); er ist Autor regionalgeschichtlicher Bücher und Chefredakteur des Magazins Jegg-Life. Mit dem Kulturverein K3 ist er jährlicher Veranstalter des „Straßengler Literaturfestivals“ und der „Straßengler Herbstklänge“. Gemeinsam mit Robert Persché sind bisher die Kinder- und Familienmusicals „Froschkönig” (2007), „Schneewittchen” (2008), „Eine Weihnachtsgeschichte“ (2009), „Aladdin und die Wunderlampe“ (2013) und nun „Der Zauberlehrling” entstanden. Weitere Informationen finden Sie unter www.textagentur.at. 6 Stephan Prattes (Bühne) Stephan Prattes studierte Bühnen- und Kostümgestaltung an der Universität der Künste in Graz, Meisterklasse Hans Schavernoch und assistierte u.a. bei Martin Kusej, Christoph Schlingensief, Christian Stückl, Martin Zehetgruber. 1988 Gründung und Leitung des Mariagrüner Kindertheaters in Graz, in der Funktion als Regisseur, Ausstatter und Komponist. Stephan Prattes ist außerdem Ausstatter des legendären, schweizer-deutschen Comedy-Trios „die Geschwister Pfister“. Seit 1998 arbeitet er als freier Kostüm- und Bühnenbildner sowie als Regisseur in zahlreichen Städten in Österreich, Deutschland und der Schweiz, darunter Schauspiel und Opernhaus Graz, Next Liberty Graz, Stadttheater Klagenfurt, Kammeroper Schloss Rheinsberg, Bremer Theater, Theater Bielefeld, Bühnen Köln, Deutsches Theater Göttingen, Theater Würzburg, Anhaltisches Theater Dessau, Theater Essen, Phönixtheater Linz, TIPI das Zelt am Kanzleramt Berlin, Volkstheater Rostock, Neues Theater und Opernhaus Halle, Schlossparktheater Berlin, Theater Aachen, Schauspiel Frankfurt, Bar jeder Vernunft Berlin, Sazburger Landestheater, Casinotheater Winterthur, Theater Bern, Theater Aachen, Neuköllner Oper Berlin, Admiralspalast Berlin, Staatstheater Kassel, Hebbel Theater - HAU, Berlin,Metropol Wien, Staatstheater Braunschweig, Salzburger Landestheater, Wintergarten Berlin, Festspiele Bad Hersfeld, Staatstheater Saarbrücken, Haus für Mozart-Salzburg, Kammerspiele der Josefstadt Wien, Volksoper Wien, Ruhrtriennale, Vereinigte Bühnen Wien - Ronacher, Komische Oper Berlin. Als Bühnenbildner arbeitet er regelmäßig mit Regisseuren wie Nicolai Sykosch, Stefan Huber, Andreas Gergen, Christian Struppeck, Werner Sobotka. Zuletzt arbeitete er mit dem Starchoreografen und Regisseur Vincent Paterson an der Europäischen Neufassung für das Musical Evita von Andrew Loyd Webber im Wiener Ronacher. Weitere Informationen finden Sie unter www.stephanprattes.de. Bühnenbildmodell bzw. Bühne von „Der Zauberlehrling“ / © Stephan Prattes Ferdinando Chefalo (Choreographie) Der gebürtige Italiener Ferdinando Chefalo erhielt seine Ballettausbildung in Lugano und seine Gesangs- und Schauspiel-Ausbildung in Wien. Nach dem Beginn seiner Bühnenkarriere am Stadttheater St. Pölten folgten Engagements am Theater an der Wien, an der Volksoper, am Raimundtheater und am Ronacher in Stücken wie „Cats“, „La cage aux folles“, „Der Mann von La Mancha“, „Grease“, „Kiss Me, Kate“, „Avanti, Avanti“, „My Fair Lady“, „Der Bauer als Millionär“, „Die Bernauerin“ und „Pariser Leben“. Hinzu kommen TV-Produktionen wie „Alle für die Mafia“, „Ein Schutzengel auf Reisen“, „Tatort“, „Iris und Violetta“, „Eine kleine Erfrischung“, „Tonino und Toinette“, „Julia – Eine ungewöhnliche Frau“, „Liebe, Lügen, Leidenschaft“, „Medicopter“ und „Sisi“. Seit mehr als 25 Jahren ist er als Choreograph und Regisseur für Theater, TV und Events tätig, so für den Life Ball, für „Best of Musicals“ in der Wiener Stadthalle, „The Rake’s Progress“ (eine 7 Adaption der Grazer Inszenierung von Kerstin Maria Pöhler am Teatro Verdi in Triest), „Othello – Ein Schlechter in Hernals“ (Wiener Lustspielhaus), „Der eingebildete Kranke“ (Laxenburger Kultursommer), „Company“ (Wiener Kammeroper), „Der Liebestrank“ (Kammeroper Hamburg), „Yes Yes Yes“ (Mnozil Brass), „Irmingard“ (Salzburger Festspiele) und „Estelle“ (Ronacher). Außerdem war er als Chefchoreograph für über 300 Produktionen im ORF verantwortlich („Starmania“, „Musical – Die Show“, „Dancing Stars“, „Helden von Morgen“). Isabel Toccafondi (Kostüme) Die gebürtige Wienerin studierte Architektur an der Technischen Universität und Bühnenbild bei Erich Wonder an der Akademie für Bildende Künste Wien. Ihr Studium schloss sie an der Grazer Universität für Musik und Darstellende Kunst bei Hans Schavernoch ab. Hinzu kommen Studien in Ausstellungs- und Museumsdesign an der FH Joanneum, sowie an der South Caelia Polytechnic fine arts and design im finnischen Lappeenranta. Ihr Arbeitsfeld erstreckt sich über Ausstattungen für Oper, Theater und Tanz, Raumkonzepte für Ausstellungen, Lokale und Büros sowie auch Produktdesign und Textile Kunst. Zu ihren zahlreichen Arbeiten an der Oper Graz und im Next Liberty zählt u. a. das Familienmusical „Grimm – Die wahre Geschichte von Rotkäppchen und ihrem Wolf“, für dessen Kostüme sie 2015 beim Deutschen Musical Theater Preis in der Kategorie „Bestes Kostüm“ nominiert war. Kostümentwürfe und -modelle von „Der Zauberlehrling“ / © Isabel Toccafondi 8 „Musik bringt die Tiefen zum Schwingen“ – Ein paar Fragen an den Autor, Komponisten und Regisseur Robert Persché Lieber Robert, nach deiner erfolgreichen Bearbeitung eines Stoffs aus den Märchen aus „1001 Nacht“ vor zwei Jahren hast du dich diesmal gemeinsam mit Andreas Braunendal einer klassischen Ballade angenommen – was hat dich/euch an dieser Vorlage besonders interessiert? Was war der Auslöser, um/über den berühmten Zauberlehrling ein ganzes Musical entstehen zu lassen? Seit vielen Jahren liegt die Ballade als Wunschthema in meiner Schublade: einerseits als Kindheitserinnerung, anderseits verbunden mit dem Wunsch, hinter Goethes Worten das Menschliche, Psychologische, heute noch Gültige zu finden. Kostümbildnerin Isabel, dann war der rote Faden da. In den darauffolgenden Monaten entstand aus diesen Ideen und dem gesammelten Material das Buch. Parallel dazu entwickelte sich die Musik weiter und nahm in Zusammenarbeit mit dem Arrangeur Christian die endgültige Form an. In der letzten Phase ging es dann um das Reduzieren auf die Essenz: Es war uns wichtig, einerseits von dem Initiationsprozess des Zauberlehrlings und anderseits von der Wiederherstellung des Gleichgewichts in einem einseitigen System zu erzählen. „Musik und Liedertexte erzählen die Geschichte und unterstreichen die jeweiligen Charaktere und deren Grundhaltung. Musik bringt die Tiefen zum Schwingen! Das Verstehen wird intuitiv.“ Was macht diese Geschichte für dich denn so zeitlos bzw. heute noch aktuell? Wir befinden uns heute weltweit in der Situation, in der wir die „Geister, die wir riefen, nicht mehr loswerden“: Klimawandel, Kriege, Umweltzerstörung usw. Goethes Ballade bildet ja nur die Grundlage, im Musical sind noch zahlreiche Charaktere und Themen, Motive und Zitate (u. a. ein Text von Rilke) dazugekommen – wie kann man sich da das „(Zusammen)Wachsen“ einer solchen Uraufführungstextes vorstellen? Wie seid ihr vorgegangen, was war euch wichtig, zu erzählen? Über ein magisches Treffen von Schamanen, Medizinmänner, ShaolinMönchen und Druiden bis hin zum Bau einer Weltmaschine haben wir in Gedanken und Skizzen viele Konzeptideen durchwandert, um schlussendlich in Ariels Zauberschloss zu landen. Danach: Hunderte Kompositionsideen und Liedtexte, zahlreiche Gespräche mit meinem Co-Autor Andreas, dem Bühnenbildner Stephan und der Der Zauberlehrling ist eine sehr moderne Figur, ein junger, selbstbewusster, strebsamer Mensch, der alles am liebsten sofort alleine meistern möchte, das aber nicht darf und sich deswegen über die Regeln und alle Ratschläge hinwegsetzt. Welche Entwicklung macht die Figur bzw. machen die anderen Schlossbewohner durch seien Hilfe im Laufe der Geschichte durch? Der Zauberlehrling beginnt seine Ausbildung unbeschwert und abenteuerlustig. Alles geht ihm ganz gut von der Hand: Er gliedert sich in eine neue Welt ein, schließt Freundschaften, erfüllt gelehrsam die ihm gestellten Aufgaben. Bis er das erste Mal scheitert ... Aber durch sein offenes, einfühlendes Wesen erspürt Heliodor die Probleme aller Schlossbewohner. Das nach außen 9 Ein Zauberschloss, seine BewohnerInnen und so manche magische Überraschung auf eine große Bühne zu „zaubern“ bringt ja einige Herausforderungen mit sich – was war dir bei der Gestaltung der Bühne und der Kostüme wichtig? Am Anfang war das Wort: Das Bühnenbild besteht aus einer schwarzen Tafel mit handgeschriebenen Texten und Zahlen, eine patriarchale, kopfgesteuerte Welt – auch hier war mir die Reduktion auf die Essenz wichtig. Die fröhlich bunten Kostüme stehen im Kontrast dazu für die Phantasie in dieser Welt. Und dann gibt es ja noch den Zauber ... Auf all das kann man sich freuen! anscheinend gut funktionierende System wird durch ihn ordentlich durcheinandergewirbelt und findet am Ende der Geschichte sein Gleichgewicht wieder. Du hast für dieses Stück ja nicht nur den Text geschrieben, sondern auch die Musik komponiert, die eine sehr wichtige Rolle spielt … Musik und Liedertexte erzählen die Geschichte und unterstreichen die jeweiligen Charaktere und deren Grundhaltung. Musik bringt die Tiefen zum Schwingen! Das Verstehen wird intuitiv. „Sich an das Gefühl zu gewöhnen, in staunende Gesichter zu blicken“ – Im Gespräch mit dem Magier Philipp Tawfik Lieber Philipp, im Familienmusical vom „Zauberlehrling“ sind einige Zauberkunststücke zu sehen, die du während der Probenzeit mit den Darstellern eingeübt hast – sag, kann grundsätzlich jede/r zaubern? Ich glaube nicht, dass jede/r zaubern kann, aber dass jede/r zaubern lernen kann! Wenn er oder sie den entsprechenden Ehrgeiz mitbringt, dann ist alles möglich. Am Anfang lernt man am besten unkomplizierte Kunststücke, damit man sich schon mal an das Gefühl gewöhnen kann, in staunende Gesichter zu blicken, während man geheime Sachen macht. Mit der Zeit kann man sich dann auch an komplexere Kunststücke heranwagen. Das Wichtige dabei ist immer, dass man das Gefühl vermittelt, dass alles mit einer Leichtigkeit von „Zauberhand“ passiert. Dafür muss man natürlich üben, üben, üben … guten Zauberer aus? Welche Fähigkeiten sollte man mitbringen? Grundlegend würde ich einmal sagen, dass es wichtig ist, dass man versteht, warum Zauberei funktioniert: Tricktechniken, Psychologie, Wahrnehmung … Das ist in dem Sinn jetzt mal keine Eigenschaft, sondern eine Art Grundgerüst, auf das man viele Schichten mit unterschiedlichsten Fähigkeiten aufbaut. Dieses Grundgerüst muss man dann in der Praxis immer und immer wieder testen: Auftreten und Erfahrungen sammeln. Mit der Erfahrung entwickelt man ein Feingefühl, um immer bessere magische Momente zu erschaffen. „Ein Zauberer ist ein Schauspieler, der einen Zauberer spielt.“ In diesem Satz steckt so viel Wahres und beschreibt schon mal die vielleicht wichtigste Eigenschaft eines guten Zauberkünstlers. Denn wie bei einem Schauspieler geht es am Ende nicht darum, seinen Text aufzusagen, sondern Emotionen bei seinem Publikum zu wecken. Wenn ich das jetzt zusammenfasse, dann ist das genau das, was Heliodor auch mitbringt: einen schlauen Kopf für das Grundgerüst, Geduld, um Erfahrungen zu Der Zauberlehrling Heliodor muss nicht nur einen schlauen Kopf, sondern auch viel Geduld und letztlich sein großes Herz beweisen – was meinst du, macht einen 10 sammeln, und schlussendlich ein großes Herz für die wichtigen Emotionen. Für den Einstieg eignen sich sicher Zauberkurse, um in die Materie ein bisschen hineinzuschnuppern. Wichtig dabei ist natürlich ein guter Zauberlehrer, der nicht nur die Aufgabe hat, Wissen und Spaß zu vermitteln, sondern vielleicht auch einen Funken zu zünden. „Das Wichtige dabei ist immer, dass man das Gefühl vermittelt, dass alles mit einer Leichtigkeit von „Zauberhand“ passiert. Dafür muss man natürlich üben, üben, üben …“ Wenn man an einen „Zauberer“ denkt, kommen einem meist zuerst einmal weiße Kaninchen und Zylinder, Zauberstab und spitzer Hut in den Sinn – Wie kann man sich den Beruf heute tatsächlich vorstellen? Wo/wann zauberst du? Was du da gerade angeschnitten hast, sind die typischen Klischees, die man in der Praxis aber wahrscheinlich nur selten antreffen wird. Ich habe ja die Theorie, dass sich diese so lange halten, weil sich Zauberer für Kinder dieser immer wieder bedienen. Und das, was du als Kind lernst, behältst du dein Leben lang … Es gibt viele Möglichkeiten, wie Zauberkunst präsentiert werden kann. Ich mache am meisten Close-Up-Zauberei. Da ist man, wie es der Name schon sagt, ganz nah bei seinem Publikum. Das sieht dann so aus, dass ich bei Events, privaten Partys und Firmenveranstaltungen von Tisch zu Tisch oder von Gruppe zu Gruppe gehe und dann praktisch jedem Besucher eine individuelle Zaubershow biete. Im Musical strebt der Zauberlehrling Heliodor dem großen Zaubermeister Ariel nach – gab/gibt es Vorbilder, an denen du dich orientiert hast? Wenn ja, was hat dich an denjenigen besonders fasziniert? Als ich angefangen habe, war David Copperfield das Maß aller Dinge. Und auch heute begeistert mich sein Stil sehr, obwohl ich nicht von einem Vorbild sprechen würde. Es gibt viele Zauberkünstler, die ich faszinierend finde, denn sie haben alle eine Sache gemeinsam: ihren eigenen Stil und eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die, auch wenn sie bei allen ganz verschieden ist, durch die Vorführung ihrer Kunst erst richtig zum Vorschein kommt. Heliodor muss einige Prüfungen bestehen, Hindernisse überwinden und über sich hinauswachsen, ehe er ein wirklicher „Zaubermeister“ sein darf – wie war das bei dir? Seit wann beschäftigst du dich mit der Zauberei? Was würdest du einer/m jungen Zauberinteressierten raten, die/der gerne Zaubern lernen würde? Ich habe mich mein Leben lang schon für die Zauberkunst interessiert, aber wirklich aktiv beschäftige ich mich seit nun 21 Jahren damit. Eigentlich bin ich wie ein Besessener, der alles zum Thema aufsaugt, wie ein ausgetrockneter Schwamm. (Natürlich muss ich an dieser Stelle sagen, dass ich das jeder/m jungen Zauberinteressierten auch empfehlen würde.) Du trittst ja nicht nur als Magier, sondern auch als „Mentalist“ auf – was bedeutet das genau? Wenn ich als Mentalist auftrete, dann lese ich Gedanken, treffe Vorhersagen und versuche mein Publikum so zu beeinflussen, dass sie sich so verhalten, wie ich das möchte. Es geht also nicht darum, dass Gegenstände erscheinen, verschwinden oder schweben – wie bei einem klassischen Zauberkünstler –, sondern um Menschen und die Gedanken in ihren Köpfen. Jeden ersten Sonntag im Monat trete ich zusammen mit vier Kollegen beim MAGIC SUNDAY im Theater Lechthaler-Belic auf. Unser erstes gemeinsames Projekt ist 2010 entstanden. Mittlerweile haben wir schon 11 unsere vierte gemeinsame Show. In so einem eingespielten Team zu arbeiten macht irrsinnig viel Spaß. Unsere aktuelle Show heißt „Jetzt zaubert’s gewaltig!“ … und der Name ist Programm! Im Stück reist der Meister Ariel einmal zu einem großen Zauberkongress nach Timbuktu – gibt es etwas Vergleichbares auch im echten Leben? Also: Veranstaltungen, Messen, Kongresse, bei denen sich Zauberer treffen, sich austauschen, auf den neuesten Stand bringen? Ja, die gibt es tatsächlich: Zauberkongresse. Im Rahmen dieser finden Seminare und Workshops statt, Händler verkaufen die „neuesten Tricks“, es gibt Galashows und auch Wettbewerbe, bei denen Zauberkünstler um Trophäen und Titel rittern. Vor genau zehn Jahren haben wir (der Magische Zirkel Graz) den Österreichischen Magierkongress hier in Graz organisiert. Wenn ich jetzt einen Kongress als Teilnehmer besuche, kann ich diesen viel mehr genießen, da ich weiß, wie viel Arbeit dahintersteckt. Eines kann ich sicher sagen: Egal, ob man einen Kongress in Österreich, Europa oder in den USA besucht, das Beste ist immer das Wiedersehen mit Freunden aus der ganzen Welt, die man schon lange nicht mehr gesehen hat. 12 ÜBUNGEN UND BEOBACHTUNGSAUFGABEN FÜR DIE VOR- UND NACHBEREITUNG DES VORSTELLUNGSBESUCHES DIE GESAMTE MATERIALMAPPE MIT AUSFÜHRLICHEN ANREGUNGEN UND TIPPS FÜR DIE (PRAKTISCHE) VOR- UND NACHBEREITUNG DES THEATERBESUCHS SOWIE SPANNENDE HINTERGRUNDINFORMATIONEN, WEITERFÜHRENDE LITERATUR- UND MEDIENHINWEISE SCHICKEN WIR IHNEN GERNE BEI ANFRAGE DIGITAL ZU. Wenden Sie sich bitte an das Redaktionsteam. 13 IN EIGENER SACHE Falls Sie sich über diese Begleitmaterialien hinaus mit dem Musical „Der Zauberlehrling“ beschäftigen möchten, bieten wir Ihnen und Ihren SchülerInnen verschiedene theaterpädagogische Formate an, mithilfe derer eine intensive Vor- und Nachbereitung des Vorstellungsbesuchs ermöglicht werden kann: Interaktive Theaterwerkstätten mit Blick hinter die Kulissen (die aktuellen Termine finden Sie auf unserer Website bzw. im Monatsspielplan) Stückeinführungen (jeweils 30 Minuten vor der Vorstellung im Foyer der Oper Graz) und Nachbesprechungen (Termine auf Anfrage) Stückvorbereitende Workshops in Schulen mit dem Themenschwerpunkt „Erwachsenwerden“ und „Verantwortung für das eigene Verhalten übernehmen“ (Dauer: 2 Schulstunden, Termine auf Anfrage) Für Rückfragen, Workshopanfragen und weitere Informationen und zu theaterpädagogischen Angeboten stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung: Pia Weisi, Bakk. phil. und Mag.a Katharina Jetschgo Theaterpädagoginnen BuT® Next Liberty Jugendtheater GmbH Kaiser-Josef-Platz 10, A - 8010 Graz Tel: +43 316 8008 1129 Mail: [email protected] / [email protected] www.nextliberty.com 14 unseren IMPRESSUM Medieninhaber & Herausgeber: Next Liberty Jugendtheater GmbH Kaiser-Josef-Platz 10 8010 Graz Geschäftsführender Intendant: Michael Schilhan Redaktion: Mag. Katharina Jetschgo, Theaterpädagogin BuT® Pia Weisi, Bakk. phil., Theaterpädagogin BuT® Mag. Dagmar Stehring Fotos: Lupi Spuma Satz- und Druckfehler vorbehalten! Stand: November 2016 Die Vervielfältigung, Bearbeitung und Verbreitung der vorliegenden Materialien außerhalb des Unterrichts oder des privaten Gebrauchs bedarf der schriftlichen Einwilligung der Erstellerinnen. 15