Untitled - Next Liberty

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VORWORT .................................................................................................................................................
INHALT .......................................................................................................................................................
BESETZUNG ................................................................................................................................................
ZUR INSZENIERUNG
Das Leadingteam ...............................................................................................................................
„Musik bringt die Tiefen zum Schwingen“ –
Ein paar Fragen an den Autor, Komponisten und Regisseur Robert Persché .............................
„Sich an das Gefühl zu gewöhnen, in staunende Gesichter zu blicken“ –
Im Gespräch mit dem Magier Philipp Tawfik ...................................................................................
„Der Zauberlehrling“ – SZENE FÜR SZENE ...........................................................................................
WISSENSWERTE HINTERGRÜNDE ZUM STÜCK ..........................................................................................
ÜBUNGEN UND BEOBACHTUNGSAUFGABEN FÜR DIE VOR- UND NACHBEREITUNG DES
VORSTELLUNGSBESUCHES........................................................................................................................
AUSGEWÄHLTE LITERATURHINWEISE ........................................................................................................
IN EIGENER SACHE ...................................................................................................................................
IMPRESSUM ...............................................................................................................................................
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VORWORT
Liebe Pädagoginnen, liebe Pädagogen, liebe Theaterfans,
wir freuen uns, dass Sie sich für die Begleitmaterialien zum diesjährigen Familienmusical „Der
Zauberlehrling“ interessieren, das am 13. November 2016 in der Oper Graz uraufgeführt wird.
Die Ballade vom Zauberlehrling, der sich in der Abwesenheit seines Meister ans Zaubern wagt und
damit etwas in Gang setzt, das er nicht mehr kontrollieren kann, zählt zu den bekanntesten Werken
Johann Wolfgang von Goethes. Der Autor, Komponist und Regisseur Robert Persché spielt schon länger
mit dem Gedanken, aus Goethes erzählendem Gedicht ein Musical zu machen:
„Seit vielen Jahren liegt die Ballade als Wunschthema in meiner Schublade: einerseits als
Kindheitserinnerung, anderseits verbunden mit dem Wunsch, hinter Goethes Worten das Menschliche,
Psychologische, heute noch Gültige zu finden.“
Seit über 1 ½ Jahren arbeiten er und sein großes Team nun konkret an den Texten und Liedern, den
Ideen zur Inszenierung und Ausstattung des Familienmusicals, das alle ZuschauerInnen ab sieben
Jahren in ein magisches Zauberschloss voller wunderbarer Überraschungen und Verwandlungen
einlädt.
Um unsere Erkenntnisse und Erfahrungen mit Ihnen zu teilen bzw. Ihnen und Ihren SchülerInnen die
Möglichkeit zu geben, sich auch über den Theaterbesuch hinaus mit den Hintergründen bzw. Motiven
des Stücks zu beschäftigen, haben wir für den ersten, theoretischen Teil dieser theaterpädagogischen
Unterlagen bei Robert Persché nachgefragt, was ihn daran interessiert hat, diesen Stoff auf die Bühne
zu bringen. Darüber hinaus haben wir uns bei einem echten Zauberer u. a. danach erkundigt, welche
Fähigkeiten ein Zauberlehrling mitbringen sollte und wie man eigentlich wirklich Magier werden kann.
Weiters haben wir Ihnen eine detaillierte Szene-für-Szene-Beschreibung des Musicals sowie einige
Hintergrundinformationen und eine kommentierte Liste an Litertaturhinweisen zusammengestellt, die
sich eventuell für eine intensivere Auseinandersetzung im Unterricht eignen.
Im zweiten, praktischen Teil finden Sie dann Anregungen und Tipps für die (praktische) Vor- und
Nachbereitung des Theaterbesuchs sowie einen Überblick über unser theaterpädagogisches Angebot.
Wir freuen uns über Rückmeldungen zu Ihrem Theaterbesuch und Ihrer Arbeit mit diesen Materialien,
stehen Ihnen natürlich jederzeit auch gerne darüber hinaus mit Rat und Tat zur Seite und wünschen
Ihnen und Ihren SchülerInnen eine anregende Zeit mit und rund um den „Zauberlehrling“.
Herzlichst,
Dagmar Stehring (Dramaturgie Next Liberty),
Pia Weisi und Katharina Jetschgo (Theaterpädagogik Next Liberty)
DIE GESAMTE MATERIALMAPPE MIT AUSFÜHRLICHEN ANREGUNGEN UND TIPPS FÜR DIE (PRAKTISCHE) VORUND NACHBEREITUNG DES THEATERBESUCHS SOWIE SPANNENDE HINTERGRUNDINFORMATIONEN,
WEITERFÜHRENDE LITERATUR- UND MEDIENHINWEISE SCHICKEN WIR IHNEN GERNE BEI ANFRAGE DIGITAL ZU.
Wenden Sie sich bitte an das Redaktionsteam.
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INHALT
„Meine hochgeschätzten, weit gereisten Geister der Erde und der Luft, Geister des Wassers und
des Feuers. Ich freue mich, dass Sie so zahlreich unserer Einladung Folge geleistet haben.
Immerhin sind schon ungezählte Jahre vergangen, seit der letzte Zauberlehrling den Weg bis
zur Abschlussprüfung gegangen ist …“
Auch Zaubern will gelernt sein! – Aber so schwierig kann das doch nicht sein, oder? Das denkt
sich zumindest der junge Heliodor, als er beim großen Zaubermeister Ariel in die Lehre geht.
Doch bald muss er feststellen, dass dazu mehr gehört, als große Sprüche oder Gesten und dass
die magischen Schlossbewohner ihm noch mehr Rätsel aufgeben, als die kompliziertesten
Zaubertricks: Warum z. B. hält Ariels bezaubernde Tochter Laluna so gar nichts von der
Zauberkunst? Welche Absichten verfolgt die strenge Haushälterin Morgana, die auch ohne
Zauberei alle fest im Griff zu haben scheint? Was hat es mit den drei Zauberbesen Kehrein,
Kehraus und Kehrum auf sich? Und: Wo ist eigentlich Lalunas Mutter Undine abgeblieben? Mit
seinem jugendlichen Übereifer und ungeübten Zauberversuchen versetzt Heliodor das bis
dahin sehr geordnete Schlossleben erst einmal ordentlich ins Chaos und sorgt damit für so
manche überraschende Wendung und zauberhafte Erkenntnis ...
Zwei Jahre nach ihrem großen Musical-Hit „Aladdin und die Wunderlampe“ haben Robert
Persché und Andreas Braunendal im Auftrag des Next Liberty nun – sehr frei nach Goethes
wunderbarer Ballade – ein mitreißendes und witziges Familienmusical voller bezaubernder
Melodien und magischer Momente geschaffen, das u. a. davon erzählt, dass von allen
Mächten die Liebe doch immer den stärksten Zauber ausübt.
Uraufführung am 13. November 2016, 17:00 Uhr
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BESETZUNG
MIT:
Heliodor, der Zauberlehrling: Michael Großschädl
Ariel, der Hexenmeister: János Mischuretz
Laluna, seine Tochter: Sascia Ronzoni
Morgana, seine Haushälterin: Christine Fasser-Kauch
Zauberbesen Kehrein: Christoph Steiner
Zauberbesen Kehraus: Florian Stanek
Zauberbesen Kehrum: Stefan Moser
Undine, Lalunas Mutter: Yvonne Klamant
Singschul` (Hausgeister): Marlene Arnold, Barbara, Bösch, Marie Edelsbrunner, Lea Ehrenhöfer,
Gea Engelmayer, Stephanie Fournier, Valerie Friedmann, Johanna Hörmann, Alena Kiszter, Elsa
Kurz, Heidi Kurz, Fruszina Landauer, Matthäa Pototschnig, Marlene Senarclens de Grancy,
Felicitas Spörk,Christina Tamm
Statisterie (Hausgeister u. a.): Elisabeth Ferstl, Kathi Ferstl, Ferdinand Kienreich, Barbara
Litschauer, Finn Storr
Band:
Ivanila Lultcheva (Violoncello), Saša Mutić (Korrepetition, Piano und Keyboard), Maurizio Nobili
(Keyboard und Percussion), Philipp Pluhar (Drums und Percussion), Gernot Strebl (Saxophon,
Flöte u. a.), Reinhard Ziegerhofer (E-Bass und Kontrabass)
TEAM:
Musikalische Leitung: Maurizio Nobili
Musik, Liedtexte und Inszenierung: Robert Persché
Buch: Robert Persché und Andreas Braunendal
Arrangements: Christian Seisel
Bühne: Stephan Prattes
Kostüme: Isabel Toccafondi
Choreographie: Ferdinando Chefalo
Videos: Andreas Grininger (Reziprok)
Zauberkunststücke: Philipp Tawfik
Leitung Singschul`: Andrea Fournier
Leitung Statisterie: Florin Ailenei
Korrepetition: Saša Mutić
Lichtgestaltung: Severin Mahrer
Inspizienz: Heimo Podversnik
Beleuchtungsrepetition: Jin-Young Kim
Dramaturgie: Dagmar Stehring
Regieassistenz: Laura Oretti
Kostümassistenz: Rebeca Monteiro Neves
Choreographie-Assistenz: Martina Riegler
Bühnen-Hospitanz: Maria Streicher
Kinderbetreuung: Herta Alič und Karin Weber
Aufführungsrechte: bei den Autoren / Vorstellungsdauer: 2 Stunden, inkl. einer Pause nach
etwa 60 Minuten
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ZUR INSZENIERUNG
Das Leadingteam
Maurizio Nobili (Musikalische Leitung)
Maurizio Nobili wurde 1961 in Rom geboren. Sein Studium an der Jazzabteilung der
Kunstuniversität Graz bei Jay Clayton, Andy Bey, Mark Murphy, Fran Lubahn und Sheila Jordan
schloss er 1997 mit Auszeichnung ab. Europaweit wirkte er als Sänger in Konzerten,
Fernsehshows und Studioaufnahmen mit. Zu seinen künstlerischen Partnern zählen Mark
Murphy, Jay Clayton, Sheila Jordan, Reinhold Kogler, Erich Kleinschuster, Anna Lauvergnac,
Karen Asatrian, Gerhard Ruhm, die Murwater Ramblers und das Vienna Art Orchestra. 1999
begann er, für Theaterproduktionen und Filme zu komponieren. Neben seinen Auftritten als
Vokalist und seiner Arbeit als Vocal Jazz Assistent für seine Jazz-Lehrer und an der
Kunstuniversität Graz war Maurizio Nobili bei mehr als 120 Produktionen am Jugendtheater Next
Liberty und an der Oper Graz als Korrepetitor, Sänger, Arrangeur, Pianist und Komponist tätig.
Hervorzuheben sind die Familienmusicals „Oliver Twist“, „Pinocchio“, „Der Zauberer von Oz“,
„Ikarus“, „In 80 Tagen um die Welt“, „Till Eulenspiegel“ und „Emil und die Detektive“. Maurizio
Nobili arbeitete zudem in Klagenfurt, Salzburg, Frankfurt und in Wien am Volkstheater und am
Schauspielhaus, und gegenwärtig ist der der musikalische Leiter des Jugendtheaters Next
Liberty.
Robert Persché (Buch, Musik, Liedtexte und Regie)
Robert Persché wurde in Melbourne geboren und lebt als freischaffender Regisseur, Komponist
und Autor in Graz. Zahlreiche Inszenierungen führten ihn an österreichische Stadt- und
Landestheater, wie an das Next Liberty Graz, die Oper Graz, das Stadttheater Klagenfurt und
an Tiroler Landestheater Innsbruck.
Neben seinen Kompositionsarbeiten verfasste er eigene Musicals, die bereits auf
verschiedensten Bühnen im deutschsprachigen Raum zu sehen waren, darunter „Das
Dschungelbuch“, „Robin Hood“ (mit Walter Raidl), „Der Zauberer von Oz“, „Das Gespenst von
Canterville“, „Aladdin und die Wunderlampe“ (mit Andreas Braunendal). Er ist
Gründungsmitglied der Arena-Freie-Bühne Graz, wo er die Uraufführung des Musicals „Die
Geierwally“ (von Reinhard P Gruber, Andreas Safer und Reinhard Ziegerhofer) inszenierte. Als
Leiter des Musiktheaters Graz kreierte er neben den Grazer Seefestspielen und zahlreichen
Inszenierungen auch Rahmenprogramme für diverse Großveranstaltungen. Seit 2014 betreut er
die Musicalklassen am BORG Graz.
Andreas Braunendal (Buch)
Andreas Braunendal, geboren 1962 in Graz, ist verheiratet, hat zwei erwachsen gewordene
Kinder und lebt in Gratwein-Straßengel. Neben diversen journalistischen Arbeiten ist er seit über
25 Jahren in der Werbung tätig, seit über 15 Jahren selbständig als Textagentur. 1992 erhielt er
den Architekturförderpreis der Stadt Graz (ohne je Architektur studiert zu haben); er ist Autor
regionalgeschichtlicher Bücher und Chefredakteur des Magazins Jegg-Life. Mit dem
Kulturverein K3 ist er jährlicher Veranstalter des „Straßengler Literaturfestivals“ und der
„Straßengler Herbstklänge“. Gemeinsam mit Robert Persché sind bisher die Kinder- und
Familienmusicals
„Froschkönig”
(2007),
„Schneewittchen”
(2008),
„Eine
Weihnachtsgeschichte“ (2009), „Aladdin und die Wunderlampe“ (2013) und nun „Der
Zauberlehrling” entstanden. Weitere Informationen finden Sie unter www.textagentur.at.
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Stephan Prattes (Bühne)
Stephan Prattes studierte Bühnen- und Kostümgestaltung an der Universität der Künste in Graz,
Meisterklasse Hans Schavernoch und assistierte u.a. bei Martin Kusej, Christoph Schlingensief,
Christian Stückl, Martin Zehetgruber.
1988 Gründung und Leitung des Mariagrüner Kindertheaters in Graz, in der Funktion als
Regisseur, Ausstatter und Komponist. Stephan Prattes ist außerdem Ausstatter des legendären,
schweizer-deutschen Comedy-Trios „die Geschwister Pfister“. Seit 1998 arbeitet er als freier
Kostüm- und Bühnenbildner sowie als Regisseur in zahlreichen Städten in Österreich,
Deutschland und der Schweiz, darunter Schauspiel und Opernhaus Graz, Next Liberty Graz,
Stadttheater Klagenfurt, Kammeroper Schloss Rheinsberg, Bremer Theater, Theater Bielefeld,
Bühnen Köln, Deutsches Theater Göttingen, Theater Würzburg, Anhaltisches Theater Dessau,
Theater Essen, Phönixtheater Linz, TIPI das Zelt am Kanzleramt Berlin, Volkstheater Rostock,
Neues Theater und Opernhaus Halle, Schlossparktheater Berlin, Theater Aachen, Schauspiel
Frankfurt, Bar jeder Vernunft Berlin, Sazburger Landestheater, Casinotheater Winterthur, Theater
Bern, Theater Aachen, Neuköllner Oper Berlin, Admiralspalast Berlin, Staatstheater Kassel,
Hebbel Theater - HAU, Berlin,Metropol Wien,
Staatstheater Braunschweig, Salzburger
Landestheater, Wintergarten Berlin, Festspiele Bad Hersfeld, Staatstheater Saarbrücken, Haus
für Mozart-Salzburg, Kammerspiele der Josefstadt Wien, Volksoper Wien, Ruhrtriennale,
Vereinigte Bühnen Wien - Ronacher, Komische Oper Berlin. Als Bühnenbildner arbeitet er
regelmäßig mit Regisseuren wie Nicolai Sykosch, Stefan Huber, Andreas Gergen, Christian
Struppeck, Werner Sobotka. Zuletzt arbeitete er mit dem Starchoreografen und Regisseur
Vincent Paterson an der Europäischen Neufassung für das Musical Evita von Andrew Loyd
Webber im Wiener Ronacher. Weitere Informationen finden Sie unter www.stephanprattes.de.
Bühnenbildmodell bzw. Bühne von „Der Zauberlehrling“ / © Stephan Prattes
Ferdinando Chefalo (Choreographie)
Der gebürtige Italiener Ferdinando Chefalo erhielt seine Ballettausbildung in Lugano und seine
Gesangs- und Schauspiel-Ausbildung in Wien. Nach dem Beginn seiner Bühnenkarriere am
Stadttheater St. Pölten folgten Engagements am Theater an der Wien, an der Volksoper, am
Raimundtheater und am Ronacher in Stücken wie „Cats“, „La cage aux folles“, „Der Mann von
La Mancha“, „Grease“, „Kiss Me, Kate“, „Avanti, Avanti“, „My Fair Lady“, „Der Bauer als
Millionär“, „Die Bernauerin“ und „Pariser Leben“. Hinzu kommen TV-Produktionen wie „Alle für
die Mafia“, „Ein Schutzengel auf Reisen“, „Tatort“, „Iris und Violetta“, „Eine kleine Erfrischung“,
„Tonino und Toinette“, „Julia – Eine ungewöhnliche Frau“, „Liebe, Lügen, Leidenschaft“,
„Medicopter“ und „Sisi“.
Seit mehr als 25 Jahren ist er als Choreograph und Regisseur für Theater, TV und Events tätig, so
für den Life Ball, für „Best of Musicals“ in der Wiener Stadthalle, „The Rake’s Progress“ (eine
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Adaption der Grazer Inszenierung von Kerstin Maria Pöhler am Teatro Verdi in Triest), „Othello –
Ein Schlechter in Hernals“ (Wiener Lustspielhaus), „Der eingebildete Kranke“ (Laxenburger
Kultursommer), „Company“ (Wiener Kammeroper), „Der Liebestrank“ (Kammeroper
Hamburg), „Yes Yes Yes“ (Mnozil Brass), „Irmingard“ (Salzburger Festspiele) und „Estelle“
(Ronacher). Außerdem war er als Chefchoreograph für über 300 Produktionen im ORF
verantwortlich („Starmania“, „Musical – Die Show“, „Dancing Stars“, „Helden von Morgen“).
Isabel Toccafondi (Kostüme)
Die gebürtige Wienerin studierte Architektur an der Technischen Universität und Bühnenbild bei
Erich Wonder an der Akademie für Bildende Künste Wien. Ihr Studium schloss sie an der Grazer
Universität für Musik und Darstellende Kunst bei Hans Schavernoch ab. Hinzu kommen Studien
in Ausstellungs- und Museumsdesign an der FH Joanneum, sowie an der South Caelia
Polytechnic fine arts and design im finnischen Lappeenranta.
Ihr Arbeitsfeld erstreckt sich über Ausstattungen für Oper, Theater und Tanz, Raumkonzepte für
Ausstellungen, Lokale und Büros sowie auch Produktdesign und Textile Kunst. Zu ihren
zahlreichen Arbeiten an der Oper Graz und im Next Liberty zählt u. a. das Familienmusical
„Grimm – Die wahre Geschichte von Rotkäppchen und ihrem Wolf“, für dessen Kostüme sie
2015 beim Deutschen Musical Theater Preis in der Kategorie „Bestes Kostüm“ nominiert war.
Kostümentwürfe und -modelle von „Der Zauberlehrling“ / © Isabel Toccafondi
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„Musik bringt die Tiefen zum Schwingen“ –
Ein paar Fragen an den Autor, Komponisten und Regisseur Robert Persché
Lieber Robert, nach deiner erfolgreichen
Bearbeitung eines Stoffs aus den Märchen
aus „1001 Nacht“ vor zwei Jahren hast du
dich diesmal gemeinsam mit Andreas
Braunendal einer klassischen Ballade
angenommen – was hat dich/euch an
dieser Vorlage besonders interessiert? Was
war der Auslöser, um/über den berühmten
Zauberlehrling
ein
ganzes
Musical
entstehen zu lassen?
Seit vielen Jahren liegt die Ballade als
Wunschthema in meiner Schublade:
einerseits
als
Kindheitserinnerung,
anderseits verbunden mit dem Wunsch,
hinter Goethes Worten das Menschliche,
Psychologische, heute noch Gültige zu
finden.
Kostümbildnerin Isabel, dann war der rote
Faden da.
In den darauffolgenden Monaten entstand
aus diesen Ideen und dem gesammelten
Material
das
Buch.
Parallel
dazu
entwickelte sich die Musik weiter und nahm
in Zusammenarbeit mit dem Arrangeur
Christian die endgültige Form an.
In der letzten Phase ging es dann um das
Reduzieren auf die Essenz: Es war uns
wichtig,
einerseits
von
dem
Initiationsprozess des Zauberlehrlings und
anderseits von der Wiederherstellung des
Gleichgewichts in einem einseitigen System
zu erzählen.
„Musik und Liedertexte
erzählen die Geschichte und
unterstreichen die jeweiligen
Charaktere und deren
Grundhaltung. Musik bringt
die Tiefen zum Schwingen!
Das Verstehen wird intuitiv.“
Was macht diese Geschichte für dich denn
so zeitlos bzw. heute noch aktuell?
Wir befinden uns heute weltweit in der
Situation, in der wir die „Geister, die wir
riefen,
nicht
mehr
loswerden“:
Klimawandel, Kriege, Umweltzerstörung
usw.
Goethes Ballade bildet ja nur die
Grundlage, im Musical sind noch zahlreiche
Charaktere und Themen, Motive und Zitate
(u. a. ein Text von Rilke) dazugekommen –
wie kann man sich da das „(Zusammen)Wachsen“ einer solchen Uraufführungstextes
vorstellen?
Wie
seid
ihr
vorgegangen, was war euch wichtig, zu
erzählen?
Über
ein
magisches
Treffen
von
Schamanen,
Medizinmänner,
ShaolinMönchen und Druiden bis hin zum Bau einer
Weltmaschine haben wir in Gedanken und
Skizzen viele Konzeptideen durchwandert,
um schlussendlich in Ariels Zauberschloss zu
landen.
Danach: Hunderte Kompositionsideen und
Liedtexte, zahlreiche Gespräche mit
meinem
Co-Autor
Andreas,
dem
Bühnenbildner
Stephan
und
der
Der Zauberlehrling ist eine sehr moderne
Figur,
ein
junger,
selbstbewusster,
strebsamer Mensch, der alles am liebsten
sofort alleine meistern möchte, das aber
nicht darf und sich deswegen über die
Regeln und alle Ratschläge hinwegsetzt.
Welche Entwicklung macht die Figur bzw.
machen die anderen Schlossbewohner
durch seien Hilfe im Laufe der Geschichte
durch?
Der
Zauberlehrling
beginnt
seine
Ausbildung
unbeschwert
und
abenteuerlustig. Alles geht ihm ganz gut
von der Hand: Er gliedert sich in eine neue
Welt ein, schließt Freundschaften, erfüllt
gelehrsam die ihm gestellten Aufgaben. Bis
er das erste Mal scheitert ... Aber durch sein
offenes, einfühlendes Wesen erspürt
Heliodor
die
Probleme
aller
Schlossbewohner.
Das
nach
außen
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Ein Zauberschloss, seine BewohnerInnen
und so manche magische Überraschung
auf eine große Bühne zu „zaubern“ bringt ja
einige Herausforderungen mit sich – was
war dir bei der Gestaltung der Bühne und
der Kostüme wichtig?
Am Anfang war das Wort: Das Bühnenbild
besteht aus einer schwarzen Tafel mit
handgeschriebenen Texten und Zahlen,
eine patriarchale, kopfgesteuerte Welt –
auch hier war mir die Reduktion auf die
Essenz wichtig. Die fröhlich bunten Kostüme
stehen im Kontrast dazu für die Phantasie in
dieser Welt. Und dann gibt es ja noch den
Zauber ... Auf all das kann man sich freuen!
anscheinend gut funktionierende System
wird
durch
ihn
ordentlich
durcheinandergewirbelt und findet am
Ende der Geschichte sein Gleichgewicht
wieder.
Du hast für dieses Stück ja nicht nur den Text
geschrieben, sondern auch die Musik
komponiert, die eine sehr wichtige Rolle
spielt …
Musik und Liedertexte erzählen die
Geschichte
und
unterstreichen
die
jeweiligen
Charaktere
und
deren
Grundhaltung. Musik bringt die Tiefen zum
Schwingen! Das Verstehen wird intuitiv.
„Sich an das Gefühl zu gewöhnen, in staunende Gesichter zu blicken“ –
Im Gespräch mit dem Magier Philipp Tawfik
Lieber Philipp, im Familienmusical vom
„Zauberlehrling“
sind
einige
Zauberkunststücke zu sehen, die
du während der Probenzeit mit den
Darstellern eingeübt hast – sag, kann
grundsätzlich jede/r zaubern?
Ich glaube nicht, dass jede/r zaubern kann,
aber dass jede/r zaubern lernen kann!
Wenn er oder sie den entsprechenden
Ehrgeiz mitbringt, dann ist alles möglich.
Am Anfang lernt man am besten
unkomplizierte Kunststücke, damit man sich
schon mal an das Gefühl gewöhnen kann,
in staunende Gesichter zu blicken, während
man geheime Sachen macht. Mit der Zeit
kann man sich dann auch an komplexere
Kunststücke heranwagen. Das Wichtige
dabei ist immer, dass man das Gefühl
vermittelt, dass alles mit einer Leichtigkeit
von „Zauberhand“ passiert. Dafür muss
man natürlich üben, üben, üben …
guten Zauberer aus? Welche Fähigkeiten
sollte man mitbringen?
Grundlegend würde ich einmal sagen, dass
es wichtig ist, dass man versteht, warum
Zauberei
funktioniert:
Tricktechniken,
Psychologie, Wahrnehmung … Das ist in
dem Sinn jetzt mal keine Eigenschaft,
sondern eine Art Grundgerüst, auf das man
viele Schichten mit unterschiedlichsten
Fähigkeiten aufbaut. Dieses Grundgerüst
muss man dann in der Praxis immer und
immer wieder testen: Auftreten und
Erfahrungen sammeln. Mit der Erfahrung
entwickelt man ein Feingefühl, um immer
bessere magische Momente zu erschaffen.
„Ein Zauberer ist ein Schauspieler, der einen
Zauberer spielt.“ In diesem Satz steckt so viel
Wahres und beschreibt schon mal die
vielleicht wichtigste Eigenschaft eines
guten Zauberkünstlers. Denn wie bei einem
Schauspieler geht es am Ende nicht darum,
seinen Text aufzusagen, sondern Emotionen
bei seinem Publikum zu wecken.
Wenn ich das jetzt zusammenfasse, dann ist
das genau das, was Heliodor auch
mitbringt: einen schlauen Kopf für das
Grundgerüst, Geduld, um Erfahrungen zu
Der Zauberlehrling Heliodor muss nicht nur
einen schlauen Kopf, sondern auch viel
Geduld und letztlich sein großes Herz
beweisen – was meinst du, macht einen
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sammeln, und schlussendlich ein großes
Herz für die wichtigen Emotionen.
Für den Einstieg eignen sich sicher
Zauberkurse, um in die Materie ein bisschen
hineinzuschnuppern. Wichtig dabei ist
natürlich ein guter Zauberlehrer, der nicht
nur die Aufgabe hat, Wissen und Spaß zu
vermitteln, sondern vielleicht auch einen
Funken zu zünden.
„Das Wichtige dabei ist immer,
dass man das Gefühl vermittelt,
dass alles mit einer Leichtigkeit
von „Zauberhand“ passiert.
Dafür muss man natürlich
üben, üben, üben …“
Wenn man an einen „Zauberer“ denkt,
kommen einem meist zuerst einmal weiße
Kaninchen und Zylinder, Zauberstab und
spitzer Hut in den Sinn – Wie kann man sich
den Beruf heute tatsächlich vorstellen?
Wo/wann zauberst du?
Was du da gerade angeschnitten hast, sind
die typischen Klischees, die man in der
Praxis aber wahrscheinlich nur selten
antreffen wird. Ich habe ja die Theorie, dass
sich diese so lange halten, weil sich
Zauberer für Kinder dieser immer wieder
bedienen. Und das, was du als Kind lernst,
behältst du dein Leben lang … Es gibt viele
Möglichkeiten, wie Zauberkunst präsentiert
werden kann. Ich mache am meisten
Close-Up-Zauberei. Da ist man, wie es der
Name schon sagt, ganz nah bei seinem
Publikum. Das sieht dann so aus, dass ich
bei
Events,
privaten
Partys
und
Firmenveranstaltungen von Tisch zu Tisch
oder von Gruppe zu Gruppe gehe und
dann praktisch jedem Besucher eine
individuelle Zaubershow biete.
Im Musical strebt der Zauberlehrling
Heliodor dem großen Zaubermeister Ariel
nach – gab/gibt es Vorbilder, an denen du
dich orientiert hast? Wenn ja, was hat dich
an denjenigen besonders fasziniert?
Als ich angefangen habe, war David
Copperfield das Maß aller Dinge. Und auch
heute begeistert mich sein Stil sehr, obwohl
ich nicht von einem Vorbild sprechen
würde. Es gibt viele Zauberkünstler, die ich
faszinierend finde, denn sie haben alle eine
Sache gemeinsam: ihren eigenen Stil und
eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die,
auch wenn sie bei allen ganz verschieden
ist, durch die Vorführung ihrer Kunst erst
richtig zum Vorschein kommt.
Heliodor muss einige Prüfungen bestehen,
Hindernisse überwinden und über sich
hinauswachsen, ehe er ein wirklicher
„Zaubermeister“ sein darf – wie war das bei
dir? Seit wann beschäftigst du dich mit der
Zauberei? Was würdest du einer/m jungen
Zauberinteressierten raten, die/der gerne
Zaubern lernen würde?
Ich habe mich mein Leben lang schon für
die Zauberkunst interessiert, aber wirklich
aktiv beschäftige ich mich seit nun 21
Jahren damit. Eigentlich bin ich wie ein
Besessener, der alles zum Thema aufsaugt,
wie ein ausgetrockneter Schwamm.
(Natürlich muss ich an dieser Stelle sagen,
dass
ich
das
jeder/m
jungen
Zauberinteressierten
auch
empfehlen
würde.)
Du trittst ja nicht nur als Magier, sondern
auch als „Mentalist“ auf – was bedeutet das
genau?
Wenn ich als Mentalist auftrete, dann lese
ich Gedanken, treffe Vorhersagen und
versuche mein Publikum so zu beeinflussen,
dass sie sich so verhalten, wie ich das
möchte. Es geht also nicht darum, dass
Gegenstände erscheinen, verschwinden
oder schweben – wie bei einem klassischen
Zauberkünstler –, sondern um Menschen
und die Gedanken in ihren Köpfen.
Jeden ersten Sonntag im Monat trete ich
zusammen mit vier Kollegen beim MAGIC
SUNDAY im Theater Lechthaler-Belic auf.
Unser erstes gemeinsames Projekt ist 2010
entstanden. Mittlerweile haben wir schon
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unsere vierte gemeinsame Show. In so
einem eingespielten Team zu arbeiten
macht irrsinnig viel Spaß. Unsere aktuelle
Show heißt „Jetzt zaubert’s gewaltig!“ …
und der Name ist Programm!
Im Stück reist der Meister Ariel einmal zu
einem großen Zauberkongress nach
Timbuktu – gibt es etwas Vergleichbares
auch
im
echten
Leben?
Also:
Veranstaltungen, Messen, Kongresse, bei
denen
sich
Zauberer
treffen,
sich
austauschen, auf den neuesten Stand
bringen?
Ja,
die
gibt
es
tatsächlich:
Zauberkongresse. Im Rahmen dieser finden
Seminare und Workshops statt, Händler
verkaufen die „neuesten Tricks“, es gibt
Galashows und auch Wettbewerbe, bei
denen Zauberkünstler um Trophäen und
Titel rittern. Vor genau zehn Jahren haben
wir (der Magische Zirkel Graz) den
Österreichischen Magierkongress hier in
Graz organisiert. Wenn ich jetzt einen
Kongress als Teilnehmer besuche, kann ich
diesen viel mehr genießen, da ich weiß, wie
viel Arbeit dahintersteckt. Eines kann ich
sicher sagen: Egal, ob man einen Kongress
in Österreich, Europa oder in den USA
besucht, das Beste ist immer das
Wiedersehen mit Freunden aus der ganzen
Welt, die man schon lange nicht mehr
gesehen hat.
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ÜBUNGEN UND BEOBACHTUNGSAUFGABEN FÜR DIE VOR- UND
NACHBEREITUNG DES VORSTELLUNGSBESUCHES
DIE GESAMTE MATERIALMAPPE MIT AUSFÜHRLICHEN ANREGUNGEN UND TIPPS
FÜR DIE (PRAKTISCHE) VOR- UND NACHBEREITUNG DES THEATERBESUCHS SOWIE
SPANNENDE HINTERGRUNDINFORMATIONEN, WEITERFÜHRENDE LITERATUR- UND
MEDIENHINWEISE SCHICKEN WIR IHNEN GERNE BEI ANFRAGE DIGITAL ZU.
Wenden Sie sich bitte an das Redaktionsteam.
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IN EIGENER SACHE
Falls Sie sich über diese Begleitmaterialien hinaus mit dem Musical „Der Zauberlehrling“
beschäftigen möchten, bieten wir Ihnen und Ihren SchülerInnen verschiedene
theaterpädagogische Formate an, mithilfe derer eine intensive Vor- und Nachbereitung des
Vorstellungsbesuchs ermöglicht werden kann:
 Interaktive Theaterwerkstätten mit Blick hinter die Kulissen (die aktuellen Termine finden Sie
auf unserer Website bzw. im Monatsspielplan)
 Stückeinführungen (jeweils 30 Minuten vor der Vorstellung im Foyer der Oper Graz) und
Nachbesprechungen (Termine auf Anfrage)
 Stückvorbereitende Workshops in Schulen mit dem Themenschwerpunkt
„Erwachsenwerden“ und „Verantwortung für das eigene Verhalten übernehmen“ (Dauer: 2
Schulstunden, Termine auf Anfrage)
Für Rückfragen, Workshopanfragen und weitere Informationen und zu
theaterpädagogischen Angeboten stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung:
Pia Weisi, Bakk. phil. und Mag.a Katharina Jetschgo
Theaterpädagoginnen BuT®
Next Liberty Jugendtheater GmbH
Kaiser-Josef-Platz 10, A - 8010 Graz
Tel: +43 316 8008 1129
Mail: [email protected] / [email protected]
www.nextliberty.com
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unseren
IMPRESSUM
Medieninhaber & Herausgeber:
Next Liberty Jugendtheater GmbH
Kaiser-Josef-Platz 10
8010 Graz
Geschäftsführender Intendant: Michael Schilhan
Redaktion:
Mag. Katharina Jetschgo, Theaterpädagogin BuT®
Pia Weisi, Bakk. phil., Theaterpädagogin BuT®
Mag. Dagmar Stehring
Fotos:
Lupi Spuma
Satz- und Druckfehler vorbehalten!
Stand: November 2016
Die Vervielfältigung, Bearbeitung und Verbreitung der vorliegenden Materialien außerhalb des
Unterrichts oder des privaten Gebrauchs bedarf der schriftlichen Einwilligung der Erstellerinnen.
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