Klimaänderungsszenarien und Vulnerabilität Aktivitätsfelder Gesundheit, Natürliche Ökosysteme und Biodiversität, Verkehrsinfrastruktur, Energie, Bauen und Wohnen KLIMAÄNDERUNGSSZENARIEN UND VULNERABILITÄT Aktivitätsfelder Gesundheit, Natürliche Ökosysteme und Biodiversität, Verkehrsinfrastruktur, Energie, Bauen und Wohnen Maria Balas Franz Essl Astrid Felderer Herbert Formayer Andrea Prutsch Maria Uhl Wien, Dezember 2010 Projektleitung Maria Balas, Umweltbundesamt AutorInnen Maria Balas, Umweltbundesamt Maria Uhl, Umweltbundesamt Franz Essl, Umweltbundesamt Astrid Felderer, Umweltbundesamt, Andrea Prutsch, Umweltbundesamt Herbert Formayer, Universität für Bodenkultur, Institut für Meteorologie (Ergebnisse regionaler Klimaszenarien für Österreich) Übersetzung Sabine McCallum, Umweltbundesamt Lektorat Maria Deweis, Umweltbundesamt Satz/Layout Ute Kutschera, Umweltbundesamt Umschlagbild © fotofürst Diese Studie wurde im Auftrag des Klima- und Energiefonds erstellt. Weitere Informationen zu Umweltbundesamt-Publikationen unter: http://www.umweltbundesamt.at/ Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Inhalt INHALT ZUSAMMENFASSUNG ......................................................................5 SUMMARY ............................................................................................9 1 EINLEITUNG ......................................................................................13 2 ALLGEMEINES ZUR VULNERABILITÄTSABSCHÄTZUNG...........................................14 2.1 Einleitung .............................................................................................14 2.2 Der Begriff Vulnerabilität und seine Komponenten ........................15 2.3 Methodik...............................................................................................16 3 ERGEBNISSE ....................................................................................17 3.1 3.1.1 3.1.2 3.1.3 Aktivitätsfeld Gesundheit ...................................................................17 Einleitung...............................................................................................17 Klimaszenarien für Österreich – Aktivitätsfeld Gesundheit ...................18 Vulnerabilitätsabschätzung des Aktivitätsfeldes Gesundheit................19 3.2 3.2.1 3.2.2 Aktivitätsfeld Natürliche Ökosysteme und Biodiversität ................46 Einleitung...............................................................................................46 Klimaszenarien für Österreich – Aktivitätsfeld Natürliche Ökosysteme und Biodiversität...............................................................48 Vulnerabilitätsabschätzung des Aktivitätsfeldes Natürliche Ökosysteme und Biodiversität...............................................................49 3.2.3 3.3 3.3.1 3.3.2 3.3.3 3.4 3.4.1 3.4.2 3.4.3 Aktivitätsfeld Verkehrsinfrastruktur ..................................................61 Einleitung...............................................................................................61 Klimaszenarien für Österreich – Aktivitätsfeld Verkehrsinfrastruktur .............................................................................63 Vulnerabilitätsabschätzung des Sektors Verkehrsinfrastruktur ............64 Aktivitätsfeld Bauen und Wohnen .....................................................73 Einleitung...............................................................................................73 Klimaszenarien für Österreich – Aktivitätsfeld Bauen und Wohnen .................................................................................................75 Vulnerabilitätsabschätzung des Aktivitätsfeldes Bauen und Wohnen .................................................................................................75 3.5 3.5.1 3.5.2 Aktivitätsfeld Energie .........................................................................83 Einleitung...............................................................................................83 Vulnerabilitätsabschätzung des Aktivitätsfeldes Energie ......................86 4 LITERATURVERZEICHNIS .............................................................93 Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 3 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Zusammenfassung ZUSAMMENFASSUNG Der Klimawandel stellt global die wohl größte umweltpolitische Herausforderung des 21. Jahrhunderts dar. Wissenschaftlicher Konsens besteht darüber, dass die Klimaänderung nicht mehr verhindert, sondern nur in ihren Auswirkungen gemildert werden kann. In den kommenden Jahrzehnten werden – trotz aller Anstrengungen und Erfolge im Klimaschutz – zahlreiche Anpassungsmaßnahmen notwendig werden, was Gesellschaft und Wirtschaft vor neue Herausforderungen stellt. Anpassung an den Klimawandel ist notwendig Die Notwendigkeit sich an die Klimaänderungen anzupassen wurde bereits erkannt – sowohl international als auch in Österreich. Daher wurde 2007 mit den Arbeiten zu einer nationalen Anpassungsstrategie an den Klimawandel begonnen. Diese wird unter Einbindung aller Stakeholder erstellt und ist auch im aktuellen Regierungsprogramm vorgesehen (REPUBLIK ÖSTERREICH 2008). Ihre Aufgabe ist es, nachteilige Auswirkungen des Klimawandels auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft zu vermeiden und Chancen zu nutzen. nationale Anpassungsstrategie Zur Bewältigung der Folgen des Klimawandels ist es notwendig, die Verletzlichkeit einzelner Aktivitätsfelder zu erkennen. Aussagen zur Vulnerabilität liefern eine wesentliche Grundlage für Bedarf, Art, Umfang und Dringlichkeit von Anpassungsmaßnahmen. Vulnerabilität ist wichtige Planungsgrundlage Der vorliegende Bericht fasst das bestehende Wissen zur Vulnerabilität für die Aktivitätsfelder Gesundheit, Natürliche Ökosysteme und Biodiversität, Verkehrsinfrastruktur, Bauen und Wohnen sowie Energie zusammen. Aktivitätsfeld Gesundheit Mögliche negative Auswirkungen des Klimawandels auf das Aktivitätsfeld Gesundheit umfassen sowohl direkte als auch indirekte Effekte. Bei den direkten Wirkungen handelt es sich um unmittelbare Folgen auf den menschlichen Organismus, z. B. durch Hitzewellen oder extreme Wetterereignisse. Indirekte Auswirkungen und Risiken treten durch veränderte Umweltbedingungen auf. Dazu zählen verbesserte Lebensbedingungen für Überträger von Krankheitserregern, die mögliche Ausbreitung allergener Pflanzen und Tiere sowie die Beeinträchtigung von Lebensmitteln und Trinkwasser. direkte und indirekte Effekte auf die Gesundheit Als wichtigste direkte Belastung des menschlichen Organismus sind Hitzewellen, insbesondere in urbanen Gebieten, anzusehen. Hiervon sind vor allem ältere Menschen und Personen mit geschwächtem Immunsystem sowie Kinder betroffen. Für diese Risikogruppen wird eine hohe Vulnerabilität angenommen. Für alle weiteren Personen wird bei Inangriffnahme entsprechender Maßnahmen von einer mäßigen Vulnerabilität ausgegangen. Gefahr durch Hitzewellen Die Wechselwirkung von Luftschadstoffen und Klimawandel ist vielfältig. Sommerliche Hochdruckwetterlagen können die Bildung von bodennahem Ozon begünstigen und Schleimhautreizungen sowie Erkrankungen der Atemwege verursachen. Es wird ohne entsprechende Schutzmaßnahmen von einer mäßigen Vulnerabilität ausgegangen, für Risikogruppen wird eine hohe Vulnerabiltität vermutet. Luftschadstoffe gefährden die Gesundheit Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 5 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Zusammenfassung Vektoren, allergene Pflanzen und Tiere breiten sich aus Durch ansteigende Temperaturen verändern sich die Lebensbedingungen für Krankheitsüberträger, sodass mit einer Zunahme von Infektionskrankheiten gerechnet werden muss. Im Bereich der vektorübertragenen Krankheiten bestehen noch große Wissensdefizite hinsichtlich der Zusammenhänge mit dem Klimawandel, eine hohe Vulnerabilität kann jedoch nicht ausgeschlossen werden. Die Kenntnisse über die potenzielle Ausbreitung allergener Pflanzen und Tiere sind ebenfalls gering, daher ist die Vulnerabilität derzeit nicht verlässlich einschätzbar. Lebensmittelsicherheit und Trinkwasserqualität Der Klimawandel kann auch die Lebensmittelsicherheit beeinflussen – z. B. durch das Wachstum von Mikroorganismen in Nahrungsmitteln. Auswirkungen auf die mikrobiologische und chemische Qualität des Trinkwassers sowie die Verfügbarkeit von Trinkwasserressourcen können ebenso auftreten. Für Österreich wird aufgrund der hohen Standards sowohl in der Lebensmittelverarbeitung als auch in der Wasserqualität und -versorgung derzeit von einer geringen Vulnerabilität ausgegangen. Aktivitätsfeld Natürliche Ökosysteme und Biodiversität Verschiebung von Arealgrenzen Dieses Aktivitätsfeld wird seit Langem von zahlreichen Faktoren wie Flächenverbrauch, intensive Nutzung land- und forstwirtschaftlichen Flächen, Veränderungen des Wasserhaushalts usw. gefährdet. Der Klimawandel stellt einen zusätzlichen Faktor dar, der das Anpassungspotenzial vieler biologischer Systeme und Arten übersteigen kann. Auswirkungen des Klimawandels sind die bereits heute erkennbaren und weiter zu erwartenden Verschiebungen von Arealgrenzen nach Norden und in höhere Lagen sowie Veränderungen in der Phänologie von Pflanzen und im Verhalten von Tieren. Rote Liste-Arten sind hoch vulnerabel Arten mit eingeschränkter Migrationsfähigkeit sowie solche, die durch geografische Hindernisse oder fehlende Biotopvernetzung eingeschränkt sind, sind langfristig vom Aussterben bedroht. Als hoch vulnerabel gelten insbesondere Rote-Liste-Arten, Arten mit geringer Standorttoleranz sowie kälte- und feuchtigkeitsliebende Arten. Lebensgemeinschaften verändern sich Die Verschiebung der Arealgrenzen wird die Anzahl der Arten und die Artenzusammensetzung in Lebensgemeinschaften und Biotopen verändern. Insbesondere Feuchtgebiete, aber auch montane Stauden-, Fels- und Steinfluren sind als hoch vulnerabel einzuschätzen. Auch der Alpenraum ist durch die Vielzahl an endemischen Pflanzen und Tieren sowie klimatische Sonderstandorte besonders betroffen. Generalisten werden vom Klimawandel profitieren, während heimische Arten durch die Zuwanderung wärmeliebender Arten einer neuen Konkurrenzsituation ausgesetzt sind. Aktivitätsfeld ist hoch vulnerabel 6 Grundsätzlich wird davon ausgegangen, das Aktivitätsfeld Natürliche Ökosysteme und Biodiversität eine hohe Vulnerabilität aufweist, die auch durch die Inangriffnahme geeigneter Maßnahmen für eine erhebliche Anzahl von Arten und Ökosystemen nur in geringem bis mittleren Ausmaß reduziert werden kann. Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Zusammenfassung Aktivitätsfeld Verkehrsinfrastruktur Die Verkehrsinfrastruktur ist für die Gesellschaft und Wirtschaft eines Landes von grundlegender Bedeutung. Insbesondere extreme Wetterereignisse wie Starkregen, Hochwasser, Stürme, Eis, Hitzewellen etc. können Schäden an der verkehrsrelevanten Infrastruktur verursachen, die von Beschädigungen bis hin zur vollständigen Zerstörung führen können: Hitzebedingte Materialschäden, das erhöhte Ausfallrisiko von elektronischen Anlagen, aber auch eine verminderte Konzentrationsfähigkeit der VerkehrsteilnehmerInnen können die Verkehrssicherheit beeinträchtigen. Eine Zunahme von Starkregenereignissen kann Straßen und Bahntrassen unterspülen und Hangrutschungen verursachen. Das Risiko von Überschwemmungen erhöht sich, eine Überlastung von Drainagesystemen kann auftreten. Durch Stürme können elektrische Anlagen zerstört werden bzw. Behinderungen durch umgestürzte Bäume auftreten. In welchem Ausmaß sich Extremereignisse häufen, ist derzeit noch mit Unsicherheiten behaftet. Ein vorübergehender Ausfall von Verkehrsverbindungen kann enorme Auswirkungen auf die regionale Wirtschaft, aber auch auf die Gesundheitsversorgung mit sich bringen. Insbesondere für einzelne Alpentäler und Regionen wird eine hohe Vulnerabilität angenommen. Da die Fragestellungen erst seit kurzem sowohl in der Forschung als auch in der Praxis thematisiert werden, bestehen noch enorme Wissensdefizite. Generell wird die Vulnerabilität von Teilen der Verkehrsinfrastruktur als hoch eingestuft, bei einem angepassten Neubau können negative Auswirkungen überwiegend vermieden werden. viele Gefahrenquellen bedrohen Verkehrsinfrastruktur Wirtschaft und Gesundheitsversorgung sind betroffen Aktivitätsfeld Bauen und Wohnen Dieses Aktivitätsfeld wird durch den Klimawandel mit veränderten Ansprüchen an Planung, Errichtung, Bewirtschaftung und Nutzung von Gebäuden konfrontiert. Eine Zunahme von sommerlicher Hitzebelastung führt zu ungünstigerem Raum- und Wohnklima und damit zu gesundheitlichen Belastungen. Insbesondere in urbanen Gebieten wird der Kühlbedarf zur Reduktion der Raumtemperatur enorm steigen. Aussagen bezüglich einer Zunahme kleinräumiger Überflutungen und großräumiger Hochwässer sind derzeit nicht gesichert möglich. Aufgrund der starken Verbauung in Überflutungszonen, aber auch aufgrund der nicht angepassten Bautechnik und der Nutzungen sind Siedlungsgebiete in diesen Bereichen als hoch vulnerabel einzuschätzen. Die Dimensionierung von gebäude- und siedlungsbezogenen Regenentwässerungs- sowie Abwasserentsorgungssystemen kann sich als nicht ausreichend erweisen. Hitzebelastung beeinträchtigt Wohnklima Siedlungsgebiete in Überflutungszonen hoch vulnerabel Speziell in alpinen Regionen können extreme Wetterereignisse sowie das Auftauen von Permafrostböden vermehrt zu Massenbewegungen führen und Gebäude beschädigen bzw. zerstören. Je nach Lage, Gebäudetyp, Gebäudeausstattung und Nutzung ist die Vulnerabilität unterschiedlich, eine einheitliche Einstufung ist meist nicht möglich. Beim Neubau sind Anpassungsmaßnahmen relativ einfach durchzuführen, hier ist von einer geringen Vulnerabilität auszugehen. Der Gebäudebestand ist überwiegend als hoch vulnerabel einzustufen, da Maßnahmen nur mit erheblichem baulichem und finanziellem Aufwand verbunden sind. Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Neubau ist gering, Gebäudebestand hoch vulnerabel 7 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Zusammenfassung Abstimmung mit der Raumordnung ist nötig Für das Aktivitätsfeld Bauen und Wohnen ist eine enge Abstimmung mit der Raumordnung nötig. Die Vulnerabilität kann durch entsprechende Vorgaben in der Flächenwidmung und in den Bebauungsplänen mit objektbezogenen Sicherheitsvorschriften verringert werden. Aktivitätsfeld Energie Für das Aktivitätsfeld Energie werden vor allem Auswirkungen auf die Stromproduktion und -versorgung, die Energienachfrage für Heizen und Kühlen und die Biomasse-Bereitstellung erwartet. Heizenergiebedarf sinkt, Kühlenergiebedarf steigt Es wird angenommen, dass sich bis zur Mitte des Jahrhunderts der Heizenergiebedarf aufgrund höherer Durchschnittstemperaturen im Winter und durch effizientere Bauweisen und thermische Sanierungsmaßnahmen reduzieren wird. Demgegenüber wird der Kühlenergiebedarf deutlich zunehmen und zu neuen Lastspitzen im Sommer insbesondere bei Hitzewellen führen. Während Hitzeperioden kann die Produktionskapazität von thermischen Kraftwerken durch ein vermindertes Kühlwasserangebot und einen verringerten Wirkungsgrad negativ beeinflusst werden. Einfluss auf die Leistung von Kaftwerken Das Produktionspotenzial von Wasserkraftwerken kann durch lang anhaltende Niederwasserstände v. a. während sommerlicher Trockenperioden gefährdet sein. Die Leistung der Laufkraftwerke dürfte im Winter zunehmen, im Sommer wird sich die Produktion voraussichtlich verringern. Die Vulnerabilität wird nach derzeitigem Wissen als nicht zuverlässig einschätzbar gewertet. Speicherkraftwerke werden insbesondere in Zeiten der Spitzenstromnachfrage kurzfristig an Bedeutung gewinnen. Sie gelten derzeit als wenig bis nicht vulnerabel. Alpine, durch Gletscher gespeiste Speicherkraftwerke müssen aufgrund schrumpfender Eiskörper und dadurch rückläufiger Abflüsse spätestens ab 2050 mit sinkendem Wasserangebot rechnen. Biomasseproduktion ist hoch vulnerabel Erneuerbare Energieträger gewinnen zunehmend an Bedeutung. Deren Effizienz wird vor allem vom Wetter und Klima bestimmt und durch die Klimavariabilität und Extremereignisse beeinflusst. Insbesondere die forstliche Biomasseproduktion wird regional als hoch vulnerabel eingestuft. Aus heutiger Sicht sind keine eindeutigen Aussagen zu treffen, wie sich der zukünftige Energiemix, der Energieverbrauch, die Produktion etc. verändern werden. Dies erschwert es zum jetzigen Zeitpunkt, eindeutige Aussagen zur Vulnerabilität zu machen. Es ist notwendig die Veränderungen hinsichtlich der Klimasensitivität laufend zu überprüfen. beträchtliche Wissensdefizite und Forschungsbedarf 8 Zusammenfassend zeigt sich, dass die Folgen des Klimawandels außerordentlich komplex sind und eine Vielzahl von Bereichen betreffen. Die vorliegende Einschätzung macht ebenfalls deutlich, dass zahlreiche Wechselwirkungen auftreten können, die je nach Aktivitätsfeld und Region sehr differenziert wirken können. Es sind noch beträchtliche Wissensdefizite und Forschungsbedarf zur Vulnerabilität insbesondere auf regionaler Ebene vorhanden. Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Summary SUMMARY Climate change likely poses the greatest global environmental challenge of the 21st century. There is scientific consensus that climate change cannot be prevented any more, but only alleviated in its effects. In the coming decades – despite all efforts and achievements in climate change mitigation – many adaptation measures will be necessary to take confronting society and economy with new challenges. The need to adapt to climate change has been recognized - both internationally and in Austria. Hence, work started in 2007 to elaborate a national adaptation strategy to climate change (NAS) with the involvement of all relevant stakeholders. The preparation of a NAS is also provided in the current government program (REPUBLIK ÖSTERREICH 2008). The strategy´s core objective is to avoid adverse effects of climate change on environment, society and economy and to exploit opportunities. National Adaptation Strategy In order to cope with the consequences of climate change it is imperative to recognize the vulnerabilities of individual activity areas. Information about the current vulnerability provides an important basis for the need, nature, extent and urgency of adaptation measures. vulnerability as important planning basis This report summarizes existing knowledge on vulnerability for the activity areas of health, natural ecosystems and biodiversity, transport infrastructure, housing and construction and energy. Activity area health Potential adverse effects of climate change on human health include both direct and indirect effects. Direct effects concern impacts on the human organism, for example in consequence of heat waves or extreme weather events. Indirect effects and risks are caused by environmental changes. These include improved living conditions for vectors of disease pathogens, the possible geographical extension of allergenic plants and animals and influences on food and drinking water. direct and indirect impacts on human health Heat waves can be considered to have the most important direct impact on human organisms, especially in urban areas. In particular the elderly and people with a weakened immune system and children are at risk. For these groups a high vulnerability is assumed. For all other persons a moderate vulnerability can be stated when taking appropriate measures. risk of heat waves The interactions of air pollutants and climate change are numerous. High pressure weather conditions in the summer can increase ground-level ozone causing mucous membrane irritation and respiratory problems. Without taking any measures a moderate vulnerability is assumed, for risk groups a high vulnerability can be rated. air pollutants threaten human health Due to projected rising temperatures the living conditions for disease vectors are changing, hence an increase of infectious diseases must be expected. In the field of vector-borne diseases major knowledge gaps with regard to effects of climate change still exist. Neverthelss, a high vulnerability cannot be ruled out. vectors, allergenic plants and animals dispread Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 9 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Summary Knowledge of potential geographical extension of allergenic plants and animals is also sparse, thus the current vulnerability cannot be estimated reliably yet. food safety and drinking water Climate change may also affect food security – for example, by growth of microorganisms in food. Impacts on the microbiological and chemical quality of drinking water and the availability of drinking water resources may occur as well. Due to high standards both in food processing and in water quality and supply currently a low vulnerability can be assumed for Austria. Activity area natural ecosystems and biodiversity This area of activity has long been compromised by many factors such as land use, intensive use of agricultural and forest land, changes in water balance. Climate Change poses an additional stressor that can go beyond the adaptative capacity of many biological systems and species. Climate change impacts such as shifts of area boundaries to the north and to higher altitudes and changes in the phenology of plant and in animal behavior are already visible and will likely increase. Red List species are highly vulnerable Species with reduced ability to migrate and those that are restricted by geographical barriers or lack of habitat networks are threatened by long-term extinction. In particular red-listed species, species with low site tolerance and species that prefer cold and moist habitats are expected to be highly vulnerable. life communities are changing The shift of site boundaries will change the number of species and species composition in communities and habitats. Especially wetlands, but also montane perennial, rock and stone corridors are estimated to be highly vulnerable. Furthermore, the Alpine region will be particularly affected with its large amount of endemic plants and animals and sites with specific climatic conditions. Generalists will benefit from climate change, while native species will be exposed to a new competitive situation with the invasion of thermophilic species. activity area is highly vulnerable Basically it is assumed, that the activity area of natural ecosystems and biodiversity bears a high vulnerability, which for a considerable number of species and ecosystems can only be lowered to small or medium scale through appropriate adaptation measures. Activity area transport infrastructure Transport infrastructure is of fundamental importance for the society and economy of a country. In particular, extreme weather events like torrential rain, floods, storms, ice, heat waves, etc. can impact transport-related infrastructure ranging from damage to complete destruction: Heat-related material damage, the increased risk of failure of electronic equipment, but also poor concentration of road users can affect traffic safety. An increase of heavy rain events can erode roads and railway lines and cause landslides. The risk of flooding increases and drainage systems can be overburdened. Storms can destroy electrical equipment and fallen trees may cause obstruction of traffic. The extent, to which extreme events are more prevalent, is still afflicted with uncertainty. 10 Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Summary A temporary loss of transport connections can significantly impact regional economy, but also health care. In particular, for individual alpine valleys and regions a high vulnerability is assumed. Since related questions are considered only recently in research and in practice, there are still significant knowledge gaps. In general, the vulnerability of parts of the transport infrastructure is considered as high; with “climate proofed” new construction problems can be largely avoided though. economy and health care are affected Activity area building and housing This activity area will be confronted by climate change with changing demands in the design, construction, management and use of buildings. An increase in summer heat stress leads to unfavorable indoor climate and living comfort and thus health risks. Especially in urban areas the demand for cooling to lower room temperatures is expected to increase significantly. heat stress affects indoor climate An increasing risk of small-and large-scale flooding is currently not precisely to project. Residential areas located in flood zones, in combination with improper building technique and land use, are assessed as highly vulnerable. Further, the dimensions of building and settlement-related rain and sewer drainage systems may prove inadequate. settlements in flood zones are highly vulnerable Especially in the Alpine region, extreme weather events as well as the thawing of permafrost soils may cause an increase in landslides with a high potential to damage or destroy buildings. Depending on the location, type of building, building equipment and occupancy vulnerability is different; a uniform classification is usually not possible. For new buildings adaptation measures can be taken relatively easy, thus a low vulnerability can be stated. The building stock is predominantly classified as highly vulnerable, as measures are associated with significant structural and financial burden. new buildings show a low, building stock a high vulnerability For the activity area building and housing a close coordination with spatial planning is necessary. The overall vulnerability can be reduced by appropriate provisions in the zoning and development plans with project-specific safety regulations. coordination with spatial planning is necessary Activity area energy In this area of activity impacts on power production and supply, energy demand for heating and cooling and biomass supply can be expected. It can be assumed that by mid-century the energy demand for heating will decrease due to higher average temperatures in winter and through more efficient building techniques and thermal rehabilitation measures. In contrast, the energy demand for cooling will increase significantly and lead to load peaks in the summer especially in periods of heat waves. Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 energy demand for heating decreases, energy demand for cooling rises impact on the performance of power plants 11 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Summary During heat waves, the productive capacity of thermal power plants may be influenced adversely by reduced cooling water supply and power efficiency. energy demand for heating decreases, energy demand for cooling rises The production potential of hydropower plants can be at risk through prolonged low water levels in particular during summer droughts. The performance of runof-river plants should improve in winter, whereas a reduction can be anticipated in summer. Still, according to current knowledge, a vulnerability estimate must be valued as unreliable. Storage power plants will in the short term gain in importance especially during periods of peak electricity demand. They are currently considered as low or not vulnerable. Alpine, glacier-fed storage power plants must expect decreases in water availability by 2050 due to shrinking ice bodies and thus reduced runoff. biomass production is highly vulnerable Renewable energy sources are becoming increasingly important. Their efficiency is determined primarily by weather and climate and influenced by climate variability and extreme events. In particular, regional forest biomass production is estimated as highly vulnerable. significant knowledge gaps and research needs From today's perspective, there are no meaningful conclusions to be made how the energy mix, energy consumption, production, etc. will change in the future. This impedes at the current stage clear statements about the given vulnerability. It will be imperative to continually monitor changes with regard to climate sensitivity. In summary it appears that consequences of climate change are extremely complex and involve a variety of areas. This assessment also points out that many interactions can occur, which take different effects depending on the area of activity and region. There are still significant knowledge gaps and research needs for vulnerability, particularly at regional level. 12 Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Einleitung 1 EINLEITUNG Im 4. Sachstandsbericht der IPPC wurden erstmals für Europa weitreichende Auswirkungen durch Veränderung des derzeit herrschenden Klimas dokumentiert (IPPC 2007). Darin werden für nahezu alle Regionen Europas Beeinträchtigungen beschrieben, die für Gesellschaft und Wirtschaft neue Herausforderungen darstellen. Die Notwendigkeit sich an diese Klimaänderungen anzupassen wurde bereits erkannt – sowohl international als auch in Österreich. Forschungsarbeiten wie z. B. die „Ist-Stand-Erhebung zur Anpassung an den Klimawandel in Österreich― (GINGRICH et al. 2008) machen deutlich, dass die zu erwartenden Auswirkungen auf Österreich eine umfassende Anpassungsstrategie erfordern. Anpassung an den Klimawandel ist notwendig In Österreich wird seit September 2007 unter Federführung des Lebensministeriums an der Erstellung der Nationalen Anpassungsstrategie an den Klimawandel gearbeitet. Diese wird unter Einbindung aller Stakeholder und unter Berücksichtigung internationaler Beispiele erstellt und ist auch im aktuellen Regierungsprogramm 2008–2013 für die XXIV. Gesetzgebungsperiode vorgesehen (REPUBLIK ÖSTERREICH 2008). Mit der Ausarbeitung der Nationalen Anpassungsstrategie wird das Ziel verfolgt, die Anpassungsfähigkeit der österreichischen Gesellschaft und der natürlichen Lebensräume gegenüber den Folgen des Klimawandels zu erhöhen bzw. negative Auswirkungen zu vermindern. Die Nationale Anpassungsstrategie soll dafür den nötigen bundesweiten Orientierungsrahmen schaffen. Bereits gesetzte Aktivitäten sollen integrativ gebündelt werden. Bei der Erarbeitung der notwendigen Anpassungsmaßnahmen wird darauf geachtet, Synergien zu nutzen, vorausschauend zu denken und zu handeln sowie Anpassungsaktivitäten zu vermeiden, die etwa den Zielen des Klima- oder Umweltschutzes entgegenstehen. Eine wichtige Aufgabe der Anpassungsstrategie besteht darin, spontane Fehlanpassung zu vermeiden. Darunter fallen jene Maßnahmen, die höchstens kurzfristig erfolgversprechend erscheinen, sich jedoch langfristig als kontraproduktiv erweisen. Ziele der Nationalen Anpassungsstrategie Da die Folgen des Klimawandels auf viele Handlungsbereiche wirken, weisen Anpassungsstrategien eine hohe Komplexität auf unterschiedlichen Ebenen auf: von Einzelpersonen (z. B. HausbesitzerInnen in hochwassergefährdeten Gebieten) über Wirtschaftsbetriebe bis hin zu den öffentlichen Verwaltungseinrichtungen mit jeweils unterschiedlichen Verantwortungsbereichen. Um die erwarteten Auswirkungen des Klimawandels bewältigen zu können, ist ausreichendes Wissen über die Vulnerabilität eine wesentliche Voraussetzung. Sie liefert eine wichtige Basis um Bedarf, Art, Umfang und Dringlichkeit von Anpassungsmaßnahmen einschätzen sowie Maßnahmen planen und priorisieren zu können. Vulnerabilität als Planungsgrundlage Im Rahmen dieses Berichtes wird eine Vulnerabilitätsabschätzung für die Aktivitätsfelder Gesundheit, Natürliche Ökosysteme/Biodiversität, Verkehrsinfrastruktur und Energie vorgenommen. Des Weiteren ist der bereits in der Studie „Identifikation von Handlungsempfehlungen zur Anpassung an den Klimawandel in Österreich― (HAAS et al. 2008) enthaltene Bereich Bauen und Wohnen in überarbeiteter Form zu finden. Die Abschätzung für das Aktivitätsfeld Energie basiert überwiegend auf der Vulnerabilitätsabschätzung der Elektrizitätswirtschaft und wurde um weitere Aspekte ergänzt und überarbeitet. Aufbauend auf den Klimaszenarien für Österreich wurde vom Institut für Meteorologie der Universität für Bodenkultur für jedes Aktivitätsfeld eine Zusammenschau der relevanten Klimaänderungsprozesse erstellt. untersuchte Aktivitätsfelder Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 13 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Allgemeines zur Vulnerabilitätsabschätzung 2 2.1 Kenntnisse zur Vulnerabilität sind notwendig IPCC-Konzept der Vulnerabilität ALLGEMEINES ZUR VULNERABILITÄTSABSCHÄTZUNG Einleitung Art, Ausmaß und räumliche Ausprägung von Klimawandelfolgen hängen stark von der Vulnerabilität, d. h. von der Verletzlichkeit (Verwundbarkeit) einer Region, eines Systems oder eines Aktivitätsfeldes (z. B. Gesundheit, Energie) gegenüber Klimaänderungen, ab. Zur Bewältigung von erwarteten Klimawandelfolgen stellt ausreichendes Wissen über die Vulnerabilität daher eine essenzielle Voraussetzung dar, um Bedarf, Art, Umfang und Dringlichkeit von Anpassungsmaßnahmen einschätzen, Maßnahmen planen sowie die hierfür notwendige Allokation (finanzieller) Ressourcen priorisieren zu können. Im Hinblick auf die Vermeidung, Abschwächung oder Bewältigung von nachteiligen Klimawandelfolgen rückte in den letzten Jahren das Konzept der Vulnerabilität zunehmend in das Zentrum der Klimafolgen- und Anpassungsforschung. Das IPCC (2001, 2007) hat in den letzten beiden Sachstandsberichten den Fokus zunehmend von einem klimafolgenorientierten hin zu einem vulnerabilitätsorientierten Bewertungsansatz verlagert. Das Konzept der Vulnerabilität wird in verschiedenen Disziplinen mit teils unterschiedlicher Bedeutung verwendet (Risikobewertung und -management, z. B. von Katastrophenereignissen und Naturgefahren). Abhängig von Kontext und Ziel sowie dem wissenschaftlichen Hintergrund haben sich unterschiedliche Definitionen und methodische Ansätze entwickelt (vgl. z. B. FÜSSEL & KLEIN 2002, BROOKS 2003, FÜSSEL 2006). Derzeit gibt es im Bereich der Klimawandelfolgenforschung keine allgemein akzeptierte einheitliche Definition, die für alle Anwendungszwecke gleichermaßen geeignet wäre. Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde deshalb auf die am weitesten verbreitete Definition des IPCC (2007) zurückgegriffen: was bedeutet Vulnerabilität? Die Vulnerabilität (Verwundbarkeit) gibt an, inwieweit ein System für nachteilige Auswirkungen der Klimaänderungen (inklusive Klimaschwankungen und extreme) anfällig ist bzw. nicht fähig ist, diese zu bewältigen. Die Vulnerabilität eines Systems leitet sich ab aus dem Charakter, der Größenordnung und der Geschwindigkeit der Klimaänderung und -abweichung (Exposition) sowie aus der Empfindlichkeit (Sensitivität) des betroffenen Systems und dessen Fähigkeit, sich den veränderten Bedingungen anzupassen (Anpassungskapazität). Dieses allgemeine Konzept wurde in der internationalen Forschung und in zahlreichen praktischen Anwendungsbeispielen bereits erfolgreich operationalisiert (ZEBISCH et al. 2005, METZGER & SCHRÖTER 2006). Trotz ähnlicher methodischer Elemente gibt es aber bisher kaum standardisierte Verfahren zur Bewertung der Vulnerabilität, die für den Zweck einer nationalen Anpassungsstrategie ohne Weiteres übernommen werden könnten. 14 Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Allgemeines zur Vulnerabilitätsabschätzung 2.2 Der Begriff Vulnerabilität und seine Komponenten Die Vulnerabilität einer Region, eines (biophysikalischen oder sozioökonomischen) Systems oder eines Aktivitätsfeldes gegenüber unerwünschten Auswirkungen von Klimaänderungen ist stark von der jeweiligen regionalen Ausgangssituation abhängig und wird gemäß der Definition des IPCC überwiegend von den drei Komponenten der Exposition, der Sensitivität und der Anpassungskapazität bestimmt. Die Exposition gibt an, wie weit das Mensch-Umwelt-System bestimmten Änderungen von Klimaparametern (z. B. Niederschlag, Temperatur etc.) ausgesetzt ist, d. h. sie ist ein Maß für die regionale Ausprägung (Stärke, Geschwindigkeit, Zeitpunkt erwarteter Änderungen etc.) globaler Klimaänderungen. Komponenten der Vulnerabilität Die Sensitivität beschreibt, wie stark ein Mensch-Umwelt-System durch Klimaänderungen beeinflussbar bzw. veränderbar ist. Die Veränderung kann sowohl positive als auch negative Auswirkungen mit sich bringen. Änderungen des Systems können eine direkte (z. B. Änderung der Erntemengen durch veränderte klimatische Bedingungen) oder eine indirekte (z. B. Einkommensverluste für landwirtschaftliche Betriebe durch geringere Ernteerträge) Folge von Klimaänderungen sein. Die Verknüpfung von Exposition und Sensitivität erlaubt die Abschätzung potenzieller Auswirkungen des Klimawandels auf das betrachtete MenschUmwelt-System. Die Anpassungskapazität ist ein Maß dafür, ob bzw. wie effektiv eine Region die erwarteten Klimafolgen durch die Planung und Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen bewältigen, abschwächen oder auch zum Vorteil nutzen kann (METZGER & SCHRÖTER 2006). Grundsätzlich ist die Anpassungskapazität von vielen Faktoren abhängig. Das IPCC ermittelte 2001 folgende Bereiche, die einen Einfluss auf die Anpassungskapazität ausüben können: ökonomische Ressourcen, Technologie, Information und Bildung, Infrastruktur, institutionelle Kapazitäten und Gleichberechtigung im Sinne einer faireren Verteilung zur Bewältigung von Ressourcendefiziten (MC CARTHY et al. 2001). Daraus ergeben sich vielfältige Fragestellungen, die für die Abschätzung der Anpassungskapazität geklärt werden müssen, wie etwa der Grad der vorhandenen Ressourcen, das Know-how im Bereich der Anpassungsmöglichkeiten oder auch der vorhandene Wille zu deren Umsetzung. Daraus lässt sich ableiten, dass die Ermittlung der Anpassungskapazität eine komplexe Teilaufgabe mit entsprechendem Informations- und Datenbedarf darstellt. Eine vollständige Vulnerabilitätsbewertung im Sinne der Definition des IPCC umfasst die getrennte Bewertung der drei Komponenten Exposition, Sensitivität und Anpassungskapazität sowie deren funktionelle Verknüpfung. Vulnerabilität ist eine positive Funktion der Exposition und der Sensitivität und eine inverse Funktion der Anpassungskapazität. So würden beispielsweise eine hohe Exposition und eine hohe Sensitivität starke potenzielle Auswirkungen ergeben, die aber durch eine hohe Anpassungskapazität reduziert werden können. Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 15 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Allgemeines zur Vulnerabilitätsabschätzung 2.3 Fokus liegt auf Sensitivität und Exposition deskriptive Beschreibung der Vulnerabilität Methodik Die Vulnerabilitätsanalyse steht grundsätzlich im Einklang mit der vorgestellten Definition des IPCC, fokussiert jedoch insbesondere auf die Abschätzung der Exposition und der Sensitivität. Die Anpassungskapazität hängt, wie bereits erwähnt, von vielen Faktoren ab, die im Rahmen der vorliegenden Studie aufgrund fehlender Daten und Informationen nur stark eingeschränkt berücksichtigt werden konnten.Für den Zweck einer österreichweiten, ersten Vulnerabilitätseinschätzung ausgewählter Aktivitätsfelder wurde eine allgemeine, ausschließlich qualitative Herangehensweise gewählt. Quantitative Vulnerabilitätsindikatoren und -indizes wurden v. a. aufgrund von fehlendem Informations- und Datenmaterial nicht verwendet. Die Beschreibung der Vulnerabilität erfolgt deskriptiv nach den Kategorien gering – mäßig – hoch bzw. nach derzeitigem Wissensstand und/oder durch eine hohe Unsicherheit nicht einschätzbar. Für die Bewertung der zukünftigen Vulnerabilität konnte die mögliche Dynamik externer Rahmenbedingungen (z. B. Veränderungen der internationalen politischen Situation, demografischer Wandel, Entwicklung der Energiesituation, Verknappung von Ressourcen etc.) nicht berücksichtigt werden. Die im Rahmen der Studie vorgenommene Vulnerabilitätsabschätzung basiert auf der Auswertung einer Literaturerhebung, auf Informationen aus der „IstStand-Erhebung zur Anpassung an den Klimawandel in Österreich― (GINGRICH et al. 2008), auf Aussagen von FachexpertInnen und auf einer themenorientierten Aufbereitung regionaler Klimaszenarien für Österreich (sog. Aktivitätsfelder). Die Einschätzung gibt einen Überblick über den derzeitigen Wissensstand hinsichtlich der einzelnen Aktivitätsfelder. Eine gesamthafte Aussage zur Vulnerabilität eines Aktivitätsfeldes ist aufgrund unterschiedlicher Exposition und Sensitivität der jeweiligen Teilbereiche und aufgrund der regionalen Unterschiede in den meisten Fällen nicht zulässig. Sofern ausreichend Datenmaterial zur Verfügung stand, werden regionpezifische Angaben getätigt. Als Zeithorizont für die Schätzung der zukünftigen Vulnerabilität wird analog zu den Klimaszenarien der Zeitraum 2020/2030 mit Ausblick auf 2050 betrachtet. 16 Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse 3 ERGEBNISSE 3.1 Aktivitätsfeld Gesundheit 3.1.1 Einleitung Die Lebensqualität eines Menschen wird stark durch seinen Gesundheitszustand beeinflusst und ist ein wichtiger Faktor für die wirtschaftliche und soziale Leistungsfähigkeit. Nach Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Gesundheit „ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur die Abwesenheit einer Krankheit oder eines Gebrechens.“ Die Gesundheit wird durch Umweltfaktoren maßgeblich beeinflusst und ist wie diese auch vom Klima abhängig. Das Klima beeinflusst das Wasser- und Nahrungsangebot, die regionale Luftqualität, es spielt eine erhebliche Rolle bei dem Vorkommen und der Verbreitung von Erkrankungen weltweit und ist für das Auftreten von extremen Wetterereignissen verantwortlich, die eine Bedrohung für den Menschen darstellen können (BAFU 2009). Klima beeinflusst Natur und Mensch Eine Störung der physikalischen Bedingungen (z. B. Temperatur, Wetterabläufe, Wasserverfügbarkeit oder Meeresspiegel) und der davon abhängigen Ökosysteme (z. B. Lebensbedingungen von Krankheitsüberträgern oder landwirtschaftliche Ökosysteme) durch eine Klimaänderung bringt erhebliche Risiken für die menschliche Gesundheit mit sich. Der menschliche Organismus befindet sich in einer ständigen Auseinandersetzung mit den klimatischen Bedingungen seiner Umwelt. Er reagiert mit körpereigenen Abwehrreaktionen auf diese Reize, kann jedoch in Extremsituationen auch überfordert werden. Gesundheitliche Auswirkungen werden üblicherweise nicht von einem einzelnen Faktor bestimmt. Zum Beispiel kann die Kombination erhöhte Wärmebelastung, hohe UV-Strahlungsintensität und bodennahe Ozonkonzentration bei sommerlichen Hochdruckwetterlagen gravierende gesundheitliche Folgen haben (MÜCKE et al. 2009). Dem Zusammenhang zwischen Klima und Gesundheit wird eine hohe Priorität in der internationalen Gesundheitspolitik beigemessen. Die EU sowie die WHOEuropa stimmen darin überein, dass die Klimaänderung erhebliche gesundheitliche Auswirkungen haben kann und Ursache für eine bedeutende Anzahl von Krankheiten ist (WHO EUROPA 2010). Art und Umfang der Auswirkungen werden letztlich davon abhängen, welche Maßnahmen zur Anpassung der Gesundheitssysteme ergriffen werden und welche Grundversorgung den verschiedenen Bevölkerungsgruppen zur Verfügung steht. Die Mitgliedstaaten werden aufgerufen, Instrumente zu entwickeln, um potenzielle Gefährdungen durch den Klimawandel vorausschauend hintanzuhalten (EK 2007, 2009., WHO EUROPA 2010). Klimawandel hat Auswirkungen auf Gesundheit In Österreich werden auf Bundes- und Landesebene sowie seit kurzem auch auf kommunaler Ebene regelmäßig Gesundheitsberichte erstellt. Darüber hinaus gibt es diese auch für einzelne Bevölkerungsgruppen (z. B. Frauen-, Männer- und Kinder-Gesundheitsbericht) oder für bestimmte Sektoren (z. B. zur onkologischen und palliativmedizinischen Versorgung in Tirol). österreichische Gesundheitsberichte Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 17 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Gesundheitszustand der österreichischen Bevölkerung Der Gesundheitsbericht Österreich 2009 beschreibt den Beobachtungszeitraum 1998–2007 (BMG 2009). Darin wird festgestellt, dass der Gesundheitszustand der österreichischen Bevölkerung nach wie vor von sozialen und regionalen Unterschieden gekennzeichnet ist: Die Menschen in den östlichen Regionen Österreichs (Wien, Burgenland und Niederösterreich) sowie aus niedrigeren sozialen Schichten weisen einen vergleichsweise schlechteren Gesundheitszustand auf. Neben zahlreichen Einflussfaktoren wie z. B. Alter, Geschlecht, genetischer Veranlagung und Umwelt ist insbesondere das individuelle Verhalten von großer Bedeutung für die Gesundheit (BMG 2009). Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind mit 43 % die häufigste Todesursache, Krankheiten des Atmungssystems stellen mit 5,5 % eine weitere relativ häufige Todesursache dar (STATISTIK AUSTRIA 2010). Risikogruppen und Kinder sind besonders betroffen Der Klimawandel wird alle treffen, jedoch sind nicht alle im gleichen Maß gefährdet. Speziell bereits vorbelastete Personen, Kinder, ältere Menschen sowie Angehörige niedrigerer sozialer Schichten werden von den Auswirkungen des Klimawandels, wie z. B. Hitzewellen, besonders betroffen sein (WHO EUROPA 2010). 3.1.2 Klimaszenarien für Österreich – Aktivitätsfeld Gesundheit zunehmende Hitzebelastung … Der in Österreich zu erwartende Temperaturanstieg wird zu einer starken Zunahme der Hitzebelastung im Flachland und hier speziell in den urbanen Regionen führen, wo eine Verstärkung durch den Stadteffekt erfolgt. Während der Sommermonate ist zusätzlich mit einer Abnahme der Niederschlagshäufigkeit, häufigeren Trockenperioden und längerer Sonnenscheindauer zu rechnen.. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für lang anhaltende Hitzewellen. Durch das Erreichen neuer Temperaturmaxima von mehr als 40 °C in den Flachlandbereichen Österreichs und die lange Andauer der Hitzeperioden wird die thermische Belastung der Menschen in den Gebäuden und den Straßenschluchten überproportional zunehmen. Neben der Überhitzung am Tag ist auch mit erhöhten Nachttemperaturen zu rechnen: Nächtliche Temperaturminima von 20–25 °C oder mehr werden in den urbanen Zentren Österreichs markant steigen. … und Ozonkonzentration Die geänderten meteorologischen Bedingungen werden auch häufiger hohe Ozonkonzentrationen zur Folge haben, was die gesundheitlichen Risiken der Hitzebelastung noch verstärkt. Auswirkungen auf Lebensmittel und Trinkwasser Die höheren Temperaturen können sich auch auf die Lebensmittelsicherheit auswirken, da die Vermehrungsrate von Bakterien stark temperaturabhängig ist (z. B. Salmonellen). Die Ansprüche an die hygienischen Bedingungen bei der Lebensmittelverarbeitung und an die Kühlkette beim Lebensmitteltransport werden zunehmen. Auch bei der Trinkwasserversorgung muss dies berücksichtigt werden, da der Großteil des österreichischen Trinkwassers aus oberflächennahen Quellen bzw. dem Grundwasser stammt und damit auch von der Erwärmung betroffen ist. neue Krankheiten können sich ausbreiten 18 Durch die global stattfindende Verschiebung von Klimazonen, ist mit dem Auftreten neuer Krankheiten (z. B. Tropenkrankheiten) zu rechnen. Deren Verbreitungsgebiete hängen meist von den Lebensräumen der Erreger, deren Wirtstieren oder den Vektoren (z. B. Mücken) ab. Für Österreich muss in erster Linie von einer Einwanderung aus dem südosteuropäischen Raum ausgegangen Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse werden – so ist in nächster Zeit ein Vorkommen der Sandmücke und damit der Leishmaniose zu befürchten. Die Allergien verursachende invasive Pflanze Ambrosia artemisiifolia (engl. Ragweed) hat sich bereits im Osten und Süden Österreichs angesiedelt und breitet sich sukzessive im Bundesgebiet aus. Generell können die gesundheitlichen Auswirkungen von Neobiota vielfältig sein. Diese müssen aber nicht unbedingt aus benachbarten Regionen stammen. Durch den internationalen Transport können sie aus allen Teilen der Welt eingeschleppt werden. Arten aus tropischen bzw. subtropischen Regionen haben in Österreich derzeit nur eine kurze Überlebensdauer. Durch die Erwärmung kann sich diese jedoch verlängern, einzelne Arten könnten zukünftig sogar überwintern und sich damit dauerhaft ansiedeln. Neobiota werden vermehrt einwandern Derzeit ist eine generelle Aussage zu den Auswirkungen des Klimawandels auf extreme (Wetter)Ereignisse (Starkniederschläge, Hochwasser, Stürme, Muren, Feuer etc.) in Österreich noch nicht möglich, es ist jedoch von einer räumlichen und zeitlichen Zunahme auszugehen. Daher müssen bei der Erstellung von Katastrophenplänen die Auswirkungen des Klimawandels auf die Extremereignisse selbst, aber auch die generellen Rahmenbedingungen mitberücksichtigt werden. Extremereignisse können verstärkt auftreten 3.1.3 Vulnerabilitätsabschätzung des Aktivitätsfeldes Gesundheit Klimaänderungen können die Auswirkungen von klimasensitiven Erkrankungen verschärfen, wenn keine zusätzlichen Anpassungsmaßnahmen getroffen werden. Um die Risiken aktueller und zukünftiger Auswirkungen von Klimaänderungen wirksam kontrollieren zu können, muss die Vulnerabilität der Bevölkerung erhoben werden (KOVATS et al. 2004). Belastung durch thermischen Stress Der Klimawandel wird direkt und indirekt die menschliche Gesundheit beeinflussen. Die Auswirkungen auf die Gesundheit hängen dabei von zahlreichen sozioökonomischen, technologischen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen ab. direkte und indirekte Beeinflussung der Gesundheit Bei den direkten Wirkungen handelt es sich um die unmittelbaren Folgen von Klima- und Wetteränderungen auf den menschlichen Organismus (z. B. Hitzewellen, erhöhte Sonnenexposition) sowie die gesundheitlichen Folgen von witterungsbedingten Extremereignissen (z. B. Starkniederschläge, Hochwasser, Rutschungen oder Stürme). Die derzeit in unseren Breiten als am bedeutendsten angesehene direkte Auswirkung ist die Belastung des menschlichen Organismus durch Hitzewellen, insbesondere in urbanen Gebieten (DOMBOIS & BRAUN-FAHRLÄNDER 2004, JENDRITZKY 2009). Indirekte Auswirkungen umfassen Risiken, die aufgrund klimabedingter Änderungen der Ökosysteme, der Lebensräume oder der Lebensbedingungen entstehen. Veränderte Lebensbedingungen für Überträger oder Wirtstiere von Krankheitserregern können den Infektionsdruck auf die menschliche Population erhöhen oder das Verbreitungsgebiet für bestimmte Krankheiten erheblich verändern. Ebenso kann die weitere und raschere Ausbreitung allergener Pflanzen und Tiere begünstigt werden. Durch höhere Temperaturen können sich in Lebensmitteln vorkommende Toxine oder Erreger (z. B. Salmonellen oder Campylobacter) besser vermehren, und die dadurch übertragenen Krankheiten können zunehmen (DOMBOIS & BRAUN-FAHRLÄNDER 2004, UPHOFF & HAURI 2005, JENDRITZKY 2009). Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Hitzewellen sind am gefährlichsten Neobiota und Krankheitserreger breiten sich aus 19 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Abbildung 1: Wirkungspfade von Klimaänderungen auf die Gesundheit des Menschen. (JENDRITZKY 2009). 20 Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse 3.1.3.1 Temperaturanstieg und Hitzewellen Die Verwundbarkeit der Bevölkerung durch klimawandelbedingten thermischen Stress ergibt sich aus Belastung durch thermischen Stress der Exposition (einschließlich Charakter, Intensität, Variabilität und Häufigkeit des thermischen Stresses); der Sensitivität (einschließlich relevante Populationscharakteristika wie etwa demografische Struktur und ökonomische Faktoren); der Anpassungskapazität (z. B. Einführung von Hitzewarnsystemen oder kli- maangepasste Bauweise der Häuser) (KOVATS et al. 2004). In Mitteleuropa ist vor allem durch den Hitzesommer 2003 dieses potenzielle Gesundheitsproblem ins Bewusstsein gelangt. Während dieser Hitzeperiode wurden in 12 europäischen Ländern insgesamt über 70.000 zusätzliche Todesfälle registriert (WHO EUROPA 2010). Die häufigsten Todesursachen waren Herzinfarkt, Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, der Nieren und Atemwege sowie Stoffwechselstörungen. Die Hitzewelle forderte vor allem bei den über 75-jährigen viele Todesopfer. Die Auswirkungen in Österreich lagen unter dem europäischen Durchschnitt, dennoch waren allein in Wien 180 Todesfälle zu beklagen (MUTHERS et. al. 2010). Klimaszenarien gehen von einer weiteren Zunahme der Temperatur aus. Bereits in den letzten Jahrzehnten konnten ein Anstieg der mittleren Temperaturen und auch eine deutliche Zunahme an Hitzetagen beobachtet werden. Hitzetage sind durch ein Tagesmaximum von mindestens 30 °C definiert. Unter einer Hitzewelle versteht man eine längere Periode mit ungewöhnlich hohen Temperaturen. Es existiert noch keine allgemein gültige Definition für eine Hitzewelle, da der Begriff in Relation zum üblichen Wetter der jeweiligen Region zu sehen ist. Was in einer heißen Klimazone als normales Wetter erscheint, wird in einer kühleren als Hitzewelle erlebt. Neben der Überschreitung von Schwellenwerten spielen darüber hinaus auch Andauer, Änderungsgeschwindigkeit und Zeitpunkt innerhalb der Saison (Akklimatisation) eine Rolle. Für Österreich wird in mehreren Studien die Definition von Kysely herangezogen (MOOSHAMMER et al. 2006, KROMP-KOLB et al. 2007, 2009). Danach werden Hitzewellen als eine Abfolge von mindestens drei Tagen, an denen die Maximaltemperatur über 30 °C liegt, definiert: „Die Hitzeperiode hält an solange die Maximaltemperatur über die gesamte Periode über 30 °C bleibt und an keinem Tag eine Maximaltemperatur von 25 °C unterschritten wird.― (KYSELY et al. 2000, KYSELY 2004). Für Wien betrug die Anzahl der Hitzetage während der „Klimanormalperiode― (1961–1990) durchschnittlich acht Tage pro Jahr, während des Betrachtungszeitraums 19976–2005 stieg sie auf 11–13 Tage an. Für die Periode 2010– 2039 wird unter Annahme des moderaten A1B-Szenarios1 eine Zunahme auf 17–20 Tage erwartet. Mitte des Jahrhunderts wird bereits mit 26–29 Hitzetagen pro Jahr gerechnet, dies bedeutet mehr als eine Verdoppelung der gegenwärtigen Situation. Dabei ist zu beachten, dass in der Innenstadt die Zahl der Hitzetage etwas mehr ansteigt als am Stadtrand (MOOSHAMMER et al. 2006). 1 Auswirkungen der Hitzewelle 2003 Definition einer Hitzewelle Hitzetage nehmen zu Emissionsszenarien werden zur Abschätzung der zukünftigen Entwicklung der vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen herangezogen. Die verschiedenen Szenarien gehen von unterschiedlichen Annahmen hinsichtlich Bevölkerungsentwicklung oder Wirtschaftswachstum aus und bilden die Grundlage für die Simulation des zukünftigen Klimas. zuordnen. Das moderate A1B-Szenario beschreibt eine ausgewogene Nutzung fossiler und nichtfossiler Energiequellen. Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 21 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Eine Untersuchung zeigt, dass sich die Erwärmung der letzten drei Jahrzehnte auch bereits auf die Hitzebelastung in Oberösterreich ausgewirkt hat (FORMAYER et al. 2007). Für Linz konnte für den Zeitraum von 1976 bis 2005 nahezu eine Verdoppelung der mittleren Anzahl der Hitzetage auf 10 Tage pro Jahr gegenüber der „Klimanormalperiode― von 1961–1990 beobachtet werden. Nicht nur der außergewöhnliche Sommer 2003 mit 36 Hitzetagen in Linz Hörsching hat hierzu beigetragen – es ist eine kontinuierliche Entwicklung zu beobachten. Für das Jahr 2020 werden in Linz im Mittel rund dreimal so viele Hitzetage, 2050 viermal so viele Hitzetage wie in der Klimanormalperiode erwartet (FORMAYER et al. 2007, KROMP-KOLB et al. 2009). Wärmehaushalt des Menschen Über seinen Wärmehaushalt ist der Mensch eng mit der atmosphärischen Umwelt verknüpft, denn der Organismus befindet sich in einer dauernden Auseinandersetzung mit den thermischen Bedingungen. Wärmeproduktion (Stoffwechsel in Form von Grund- und Aktivitätsumsatz) und Wärmeabgabe müssen ins Gleichgewicht gebracht werden, um die Körperkerntemperatur konstant zu halten. Damit werden optimale Bedingungen für alle physiologischen Funktionen gewährleistet. Insbesondere bei einem gesunden Menschen arbeitet das Thermoregulationssystem sehr effektiv und passt den Organismus selbst an extreme Bedingungen der Wärmeabgabe an. Diese physiologische Anpassung wird darüber hinaus von Verhaltensanpassung (Bekleidung, Ernährung, Behausung, Aktivitäten etc.) unterstützt (KOPPE et al. 2004). Einflussfaktoren für die thermophysiologische Belastung Über einen kürzeren Zeitraum ist der Mensch in der Lage sehr hohe und sehr tiefe Umgebungstemperaturen zu tolerieren, was auch damit zusammenhängt, dass die Luft ein schlechter Wärmeleiter ist (MARKTL et al. 2010). Das Empfinden von Wärmebelastung ist ein komplexer Vorgang und hängt nicht allein von der Lufttemperatur ab. Neben der Temperatur haben auch die Windgeschwindigkeit, die Luftfeuchtigkeit, und die kurz- und langwellige Strahlung einen wesentlichen Einfluss. Dies wird als thermischer Wirkungskomplex bezeichnet, dessen gesundheitliche Bedeutung durch die enge Vernetzung von Thermound Kreislaufregulation gegeben ist. Die thermophysiologische Belastung kann an heißen Tagen oder an Tagen mit extremer Hitze die Gesundheit gefährden. Flüssigkeitsmangel, eine Verschlimmerung verschiedener Krankheiten, Hitzekrämpfe sowie Sonnenstich und Hitzeschlag können die Folge sein (JENDRITZKY 2009, MÜCKE et al. 2009). erhöhte Mortalitätsrate bei Hitzeperioden Am ersten Tag von Hitzeperioden kann eine mit 2,6 % signifikant erhöhte Mortalität (Sterblichkeit) beobachtet werden, die in den folgenden Tagen ansteigt und am sechsten Tag mit 15,6 % das Maximum erreicht. Danach nimmt die Mortalität wieder ab (MARKTL et al. 2010). Risikogruppen sind besonders gefährdet Das Risiko ist insbesondere für ältere Menschen, Personen mit entsprechenden Grunderkrankungen (Atemwegerkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselerkrankungen wie z. B. Diabetes, neurologische und mentale Erkrankungen, Hautschädigungen die die Thermoregulation behindern, Infektionen), welche die Belastbarkeit gegenüber diesen Stressfaktoren einschränken, sowie für Säuglinge und Kinder erhöht. Bei Kleinkindern ergibt sich die spezielle Empfindlichkeit aufgrund ihrer noch instabilen Thermoregulation. Bei Älteren sind die komplexe physiologische Regelung des Flüssigkeitshaushaltes verändert sowie die Regulierung der Körpertemperatur gestört bzw. verlangsamt und damit die Adaptationsfähigkeit eingeschränkt. Diese Risikogruppen gelten als hoch vulnerabel. 22 Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Hitzeperioden wirken sich für die Stadtbevölkerung stärker aus als für BewohnerInnen ländlicher Gebiete. Das Stadtklima wird durch Bebauung, Abwärme und Schadstoffemissionen beeinflusst. Die konkrete Ausprägung dieser Wechselwirkungen ist stark von Art und Maß der baulichen Nutzung, der Stadtstruktur sowie der Einbindung des Stadtkörpers in die Umgebung abhängig. So können das Wohnumfeld und die Wohnbedingungen in städtischen Wärmegebieten einen großen Einfluss ausüben. Eine mangelnde Wärmeisolation verschlechtert die Situation (BLÄTTNER et al. 2009). Durch die hohen Tagestemperaturen und die eingeschränkte Abkühlung nachts erwärmen sich die Städte im Vergleich zum Umland deutlich stärker. Dieser städtische Wärmeinseleffekt konnte für Wien und Innsbruck nachgewiesen werden, wobei insbesondere die mangelnde nächtliche Abkühlung relevant ist. Beispielsweise kommt eine nächtliche Minimumtemperatur ≥ 19 °C an der Messstation Wien Innere Stadt bereits dreimal so häufig vor wie an der Station Hohe Warte (24,6-mal zu 7,7-mal pro Jahr) (GERERSDORFER et al. 2006). Stadtbevölkerung ist durch Wärmeinseln stärker betroffen Angehörige sozial schwächerer Schichten und/oder Personen mit ungünstigen Wohnverhältnissen gelten hier ebenfalls als Risikogruppe mit hoher Vulnerabilität. sozial Schwächere sind besonders gefährdet Hitze kann generell die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden nachteilig beeinflussen. Die geistige Arbeitsleistung kann um 30–70 % gegenüber Tagen mit normalen Temperaturen sinken. Auch bei körperlicher Arbeit ist ein hitzebedingter Leistungsabfall von 50 % möglich. Besonders betroffen sind Personen, die bei hohen Temperaturen in nicht klimatisierten Räumen, im Freien oder an Hitzearbeitsplätzen wie z. B. in Gießereien oder Stahlwerken arbeiten müssen. Dadurch kann es auch zu einem gesteigerten Unfallrisiko kommen. Ein Vergleich der Arbeitsproduktivität bei Bürotätigkeiten in verschiedenen Ländern ergab ein Optimum bei etwa 22 °C, bei Temperaturen von über 24 °C nimmt die Arbeitsproduktivität stetig ab (SEPPÄNEN et al. 2006). Eine exakte Einschätzung der Vulnerabilität ist aufgrund zu geringer Daten derzeit nicht möglich. Die Auswirkung von Hitze auf die geistige und körperliche Arbeitsleistung unter realen Bedingungen gilt als noch unzureichend erforscht (WYON 1996, BUX 2006, HÜBLER & KLEPPER 2007). Hitze beeinflusst Leistungsfähigkeit Vulnerabilität ist derzeit nicht einschätzbar Generell gilt, dass Hitzeperioden größere Auswirkungen auf Mortalität und Morbidität2 haben, wenn Sie früher im Sommer auftreten. Dieser Unterschied geht wahrscheinlich auf eine während des Sommers stattfindende Wärmeakklimatisation zurück (KOPPE & JENDRITZKY 2005). Für alle weiteren Personengruppen wird im Hinblick auf die zunehmende thermische Belastung von einer mäßigen Vulnerabilität ausgegangen, sofern die bereits vorhandenen Maßnahmenkapazitäten umgesetzt werden. 3.1.3.2 mäßige Vulnerabilität für Nicht-Risikogruppen Kälteperioden Auch bei winterlichen Kälteperioden steigt nachweislich die Zahl der täglichen Todesfälle. Derzeit ist die Mortalität sowohl in den wärmeren als auch in den kälteren Klimazonen Europas höher als im Sommer (UPHOFF & HAURI 2005, MOOSHAMMER et al. 2006). 2 Krankheitshäufigkeit, bezogen auf eine bestimmte Bevölkerungsgruppe Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 23 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Kältestress als Ursache vieler Erkrankungen Prinzipiell ähneln die Risikofaktoren des Kältestresses im Winter jenen der Hitzebelastung im Sommer. Todesursachen sind meist Herz-Kreislauf-Versagen, unzureichende Durchblutung des Gehirns und Atemwegerkrankungen. Hinzu kommen, als wintertypische Spezifika, Erkältungserkrankungen und virale Infekte der Atemwege. Es konnte nachgewiesen werden, dass die Ausbreitung von Grippeviren durch trockene und kalte Temperaturen begünstigt wird (LOWEN et al. 2007). Ein erhöhtes Gefährdungspotenzial für ältere Menschen besteht zwar, ist aber weitaus weniger dokumentiert als für Hitzewellen (HÜBLER & KLEPPER 2007). Die Mortalität kann sich auch im Winter besonders in Phasen von Warmwettereinbrüchen erhöhen. (LASCHEWSKI & JENDRITZKY 2002, JENDRITZKY 2009). Die Klimaszenarien sagen eine stärkere Steigerung der Winter- als der Sommertemperaturen voraus. Schlussfolgerungen über eine verringerte winterliche Mortalität sind nach derzeitigem Wissen nicht zulässig. Studien, die sich mit der Winter-Mortalität in Europa befassen, zeigen höhere Mortalitäsraten in Regionen mit milderen Wintern (z. B. Großbritannien) als in Regionen mit kalten Wintern (z. B. Schweden) (JENDRITZKY 2009). Vulnerabilität ist derzeit nicht einschätzbar Nach derzeitigem Wissensstand kann keine eindeutige Aussage darüber getroffen werden, wie sich höhere Wintertemperaturen auf die Erkrankungs- und Todesfälle auswirken werden, die Vulnerabilität ist demnach derzeit nicht einschätzbar. 3.1.3.3 Starkniederschläge – Hochwasser Für die Umsetzung der EU-Hochwasserrichtlinie finden derzeit Arbeiten zur Beurteilung des Hochwasserrisikos für einzelne Schutzgüter (menschliche Gesundheit, Umwelt, Kulturerbe, wirtschaftliche Tätigkeiten) statt. Das Risiko in einem definierten Gebiet wird von ExpertInnen beurteilt und kann anhand des Vorhandenseins von Schutzgütern und der Anzahl an betroffenen Personen als Risikogebiet ausgewiesen werden. (UMWELTBUNDESAMT 2010b). gesundheitliche Gefahren durch Hochwässer Während das Schutzgut Mensch im Wesentlichen das Menschenleben im Sinne des Bestehens von akuter Lebensgefahr betrifft, sind langfristige Gesundheitsfolgen aufgrund von Schimmel und Kontamination von Chemikalien noch wenig untersucht. Von besonderer Bedeutung hinsichtlich der menschlichen Gesundheit in diesem Zusammenhang sind Altlasten und Deponien oder auch Industriebetriebe und Kläranlagen, da durch Hochwasserschäden eine Kontamination des betroffenen Gebiets erfolgen könnte. Als eindringliches Beispiel hierfür dient beispielsweise das Elbehochwasser 2002, welches kontaminierte Sedimente einer Industrieregion weiträumig verfrachtete, was nach einem Ansteigen der Schadstoffgehalte in der Flut schließlich zu einer weiträumigen Verteilung der Schadstoffe und Kontamination des Gebietes führte. Insbesondere Fische wiesen gesundheitsschädigende Konzentrationen an Schadstoffen auf (UFZ 2005). Doch auch Weidetiere und Wildtiere sind durch die Belastung über die ehemals überfluteten Böden gefährdet und können für die menschliche Gesundheit ein Risiko darstellen, falls keine Risikominimierungsmaßnahmen getroffen werden (UFZ 2005). Vulnerabilität ist für Risikogebiete nicht einschätzbar Bezüglich der Hochwasserrisikogebiete ist die Vulnerabilität in Österreich derzeit nicht einschätzbar. Die Ergebnisse der Risikoanalyse, welche aufgrund der EU-Hochwasserrichtlinie zu erarbeiten ist und 2011/2012 vorliegen sollte, werden hier hilfreich sein und eine erste Einschätzung ermöglichen. 24 Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse 3.1.3.4 Weitere extreme (Wetter)Ereignisse Generelle Aussagen über die Zunahme an extremen Wetterereignissen (Stürme, Hagel, Feuer etc.) sind derzeit nicht verlässlich möglich. Derartige Vorkommnisse stellen jedoch gesundheitliche Risiken dar, beispielsweise durch Überschwemmungen, Blitzschlag, Brände bei Dürreperioden, sturmbedingte Unfälle sowie Verletzungen z. B. durch herabstürzende Gegenstände. Das Auftreten und Ausmaß an extremem Wetterereignissen ist kaum vorhersehbar und die Gefährdung regional unterschiedlich, sodass eine Übertragung der Risikoabschätzung auf andere Regionen kaum möglich ist (VIDALE et al. 2003). Dennoch muss von einer räumlich/zeitlichen Verlagerung von Extremereignissen ausgegangen werden und die möglichen Folgen sind zu kalkulieren. Gesundheitliche Folgen umfassen einerseits ein höheres Risiko für Tod und Verletzung mit evtl. auch lebenslanger Behinderung. Als sekundäre Folgen treten andererseits gesundheitliche Belastungen durch Schimmelpilzbefall nach Feuchtschäden an Häusern (siehe Unterkapitel Hochwasser) auf. Dies kann in weiterer Folge zahlreiche indirekte Wirkungen auf die psychische Gesundheit haben (BERRY et al. 2010). Diese umfassen beispielsweise posttraumatische Belastungsstörungen (Posttraumatic Stress Disorder, PTSD) aufgrund der Zerstörung lebensnotwendiger Infrastruktur und des individuellen Eigentums. Die gesundheitlichen Auswirkungen sind vielfältig und reichen von Konzentrations- und Schlafstörungen über Angstzustände und Depressionen bis hin zum Suizid. In Polen wurden 50 Selbstmorde den Folgen der Flut 1997 zugeschrieben (KOVATS et al. 1999). Extremereignisse sind schwer prognostizierbar gesundheitliche Auswirkungen Im Zusammenhang mit Unwetterkatastrophen stellt sich unter anderem auch die Frage, wie angesichts der steigenden Zahl älterer und pflegebedürftiger Menschen deren ambulante Betreuung zu Hause im Falle von Überschwemmungen, Unwetterstürmen etc. aufrechtzuerhalten ist. Eine Versorgung während Unwetterereignissen kann teils unmöglich, teils mit einer erheblichen Gefährdung des Pflegepersonals einhergehen (BLÄTTNER et al. 2007, HAAS et al. 2010). Erfahrungen aus Nordhessen zeigen, dass z. B. während dem Sturm „Kyrill“ Handynetze ausfielen bzw. aufgrund von Überlastung unbrauchbar waren. Nicht alle Fahrzeuge der ambulanten Pflege sind mit Radios ausgestattet, womit die Warnungen des Verkehrsfunks ungehört blieben (BLÄTTNER et al. 2007). ambulante Pflege muss gesichert sein Umfassende Untersuchungen bezüglich der Auswirkungen extremer Wetterereignisse auf die Gesundheit in Österreich liegen nicht vor. Wenn – was derzeit weder gesichert ist noch ausgeschlossen werden kann – großräumige oder kleinräumige Extremereignisse vermehrt auftreten, ist die Vulnerabilität abhängig von der Region als mäßig bis hoch zu bezeichnen. Die Verwundbarkeit hängt unter anderem auch von den Möglichkeiten zur Eigenvorsorge der in den gefährdeten Gebieten lebenden Bevölkerung ab. je nach Region mäßige bis hohe Vulnerabilität 3.1.3.5 Luftverunreinigungen Der Zusammenhang von Luftverschmutzung und Klimawandel ist vielfältig. Zahlreiche Luftschadstoffe sind einerseits Verursacher des Klimawandels und andererseits die Ursache gesundheitlicher Probleme (SWEDISH_ENVIRONMENTAL PROTECTION AGENCY 2009). Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 25 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse gravierende Auswirkungen der Luftverschmutzung Als Luftverunreinigungen werden alle Veränderungen der natürlichen Zusammensetzung der Luft, insbesondere durch Rauch, Ruß, Staub, Gase, Aerosole, Dämpfe oder Geruchstoffe bezeichnet (Immissionsschutzgesetz-Luft i.d.g.F.). Die Verschmutzung der Luft beinhaltet ein ernst zu nehmendes Risiko für die menschliche Gesundheit und die Umwelt. Die gesundheitlichen Effekte der Luftverschmutzung (z. B. durch Ozon, Feinstaub, Stickoxide, Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid, flüchtige organische Verbindungen (VOC) sowie alle Arten von Aerosolen3) sind detailliert belegt und wurden von der Weltgesundheitsorganisation in mehreren Monographien zusammengefasst (WHO 2005a, b, 2006a, b, 2008a). Auch langlebige Schadstoffe wie Schwermetalle und POPs (persistent organic pollutants), welche über lange Strecken transportiert werden, stellen eine chronische Belastung für die Gesundheit dar (WHO 2003, 2006b, 2008b). Atemweg- und HerzKreislaufErkrankungen Beim Menschen können Schadstoffe in der Luft Entzündungen der Atemwege verursachen und Erkrankungen wie Allergien und Asthma fördern bzw. ungünstig beeinflussen: Stickstoffdioxid kann beim Menschen die Lungenfunktion beeinträchtigen, Entzündungsreaktionen auslösen und die Anfälligkeit für Infektionen erhöhen. Feinstaub kann die durchschnittliche Lebenserwartung je nach Belastungssituation des Wohnortes um mehrere Monate verringern, zudem können sowohl Kurzzeiteffekte als auch Langzeitschädigungen der Atemwege sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen auftreten. Ozon kann Husten und Atemwegprobleme verursachen und zu frühzeitigen Todesfällen führen (WHO 2008a). Klimawandel beeinflusst Luftschadstoffe Der Klimawandel kann die Verteilungsmuster und die atmosphärische Mischung von Schadstoffen beeinflussen. Häufigere sommerliche Hochdruckwetterlagen (hohe Temperatur und starke Sonneneinstrahlung) können insbesondere in Ballungsgebieten die Bildung verschiedener Luftverunreinigungen begünstigen oder verstärken. Dies kann zu einer Bildung eines Luftschadstoffgemisches führen, welcher als Sommersmog bezeichnet wird. Dabei nimmt Ozon den quantitativ höchsten Anteil ein. Es gibt Hinweise darauf, dass sich die gesundheitlichen Auswirkungen von Ozon in Kombination mit anderen Luftschadstoffen (z. B. Feinstaub) verstärken können (UPHOFF & HAURI 2005). Troposphärisches Ozon ist auch eines der bedeutendsten Treibhausgase, das allerdings nicht im Kyoto-Protokoll geregelt ist. Belastung durch bodennahes Ozon Bildung von bodennahem Ozon Im Gegensatz zu vielen anderen Schadstoffen wird das bodennahe Ozon nicht direkt emittiert, sondern entsteht erst durch komplizierte photochemische Reaktionen. Ozon bildet sich durch Photooxidation bei hohen Temperaturen und Sonnenstrahlung vor allem aus den Vorläufersubstanzen Stickoxide und flüchtige organische Substanzen (VOC). Darüber hinaus tragen großräumig auch die Schadstoffe Kohlenmonoxid (CO) und Methan (CH4) zur Ozonbildung bei. Dem Verkehr als größtem Stickoxidproduzenten kommt eine besondere Bedeutung zu, während flüchtige organische Substanzen auch aus anderen anthropogenen Quellen stammen. 3 26 Dispersion von flüssigen oder festen Teilchen (= Partikel) in einem Gas, üblicherweise in Luft. Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse In den Ballungszentren, vor allem solchen mit hoher Verkehrsdichte, finden sich zwar die höchsten „Vorläuferwerte―, nicht aber die höchsten Ozonkonzentrationen. Dies ist u. a. darauf zurückzuführen, dass das zunächst hauptsächlich emittierte Stickstoffmonoxid, aber auch die ungesättigten Kohlenwasserstoffe, als „Ozonfänger― wirken können. Deshalb sind die mittleren Ozonkonzentrationen in Ballungsgebieten geringer als in sog. Reinluftgebieten und gehen hier in den Abend- und Nachtstunden auch erheblich rascher zurück (FLUGS 2003). „Reinluftgebiete“ sind besonders von Ozon betroffen Im Tagesverlauf zeigen die Ozonkonzentrationen bei Schönwetterperioden ein charakteristisches Ansteigen gegen die Mittagszeit. Das Maximum wird im Laufe des späteren Nachmittags erreicht (SUVA 2006). Tagesverlauf der Ozonkonzentration Das österreichische Ozongesetz regelt die Messung der Ozonkonzentration und die Information der Bevölkerung über die Ozonbelastung Es werden von den Bundesländern und dem Umweltbundesamt ca. 110 Ozonmessstellen in acht Ozonüberwachungsgebieten betrieben. Werden Informations- und Alarmschwelle überschritten, wird die Bevölkerung über die Medien informiert. Die Informationsschwelle wird bei einer einstündigen Ozonkonzentration von mehr als 180 µg/m³, die Alarmschwelle bei einer einstündigen Ozonkonzentration von mehr als 240 µg/m³ erreicht. Zum Schutz der menschlichen Gesundheit legt das Ozongesetz auch einen Zielwert fest, der ab 2010 einzuhalten ist. Er beträgt 120 µg/m³ und darf an nicht mehr als 25 Tagen pro Jahr, gemittelt über drei Jahre, überschritten werden. Derzeit wird dieser Zielwert in einigen Regionen zum Teil erheblich überschritten. Eine Abhängigkeit der Ozonspitzenbelastung vom Wettergeschehen im Hochsommer ist gegeben (UMWELTBUNDESAMT 2009). Die bislang höchste Belastung seit 1990 wurde im Jahr 2003 mit 40 Tagen erreicht, an den die Informationsschwelle überschritten wurde. Verursacht wurde dies durch das Auftreten lang anhaltender Hochdruckgebiete im Hochsommer mit überdurchschnittlicher Temperatur und geringen Niederschlagsmengen. Auch die Sommer 1990, 1992, 1994, 1998, 2000, 2006 und 2007 zeigten hohe Ozonbelastungen über mehrere Tage hinweg (UMWELTBUNDESAMT 2009). Die biologische Wirkung des bodennahen Ozons wird durch seine hohe Reaktionsbereitschaft geprägt. Es entfaltet seine Wirkung nach Inhalation fast ausschließlich am Auftreffort, d. h. am Gewebe des Atemtraktes und an den Augen. Durch seine geringe Wasserlöslichkeit wird es in viel geringerem Ausmaß als beispielsweise Schwefeldioxid in den oberen Atemwegen zurückgehalten. Ozon trifft somit auf Gewebe, das nicht durch eine Schleimschicht geschützt ist und kann entzündliche Prozesse und Zellmembranschädigungen auslösen. Ozon übt dosisabhängig Reizwirkungen an Augen, in der Nase sowie im Rachen und der Lunge aus. Daneben kann es zu Atembeschwerden, Druck auf der Brust, unspezifischen Wirkungen wie Kopfschmerzen sowie vor allem zu Einschränkungen der Lungenvolumina kommen. Besonders betroffen gegenüber den Schadwirkungen von Ozon sind Menschen mit Allergien und insbesondere Asthma. Die Symptome treten häufiger und verstärkt auf, es kommt zu einer Verschlechterung des Krankheitsbildes. Es konnte gezeigt werden, dass Kinder in ozonbelasteten Gebieten, welche häufig Sport im Freien betrieben, ein deutlich erhöhtes Risiko für Asthma hatten. Bei Kindern aus Gebieten mit geringer Ozonbelastung konnte dieser Effekt nicht gefunden werden. Auch für erwachsene Männer ergab sich ein signifikanter Zusammenhang von erhöhter Lang- Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 österreichische Ozonmessstellen Informations- und Alarmschwelle Zielwert wird tlw. deutlich überschritten erhöhte Ozonbelastung bei Schönwetterperioden gesundheitliche Auswirkungen von Ozon 27 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse zeit-Ozonbelastung mit einem höheren Risiko an Asthma zu erkranken (WHO 2008a). Darüber hinaus kann Ozon die Sensitivität von AsthmapatientInnen gegenüber Allergenen erhöhen. Langzeitwirkungen sind noch wenig bekannt chronische Erkrankungen durch oxidativen Stress hohe Vulnerabilität für Risikogruppen Über Langzeitwirkungen beim Menschen ist noch verhältnismäßig wenig bekannt, da epidemiologische Langzeitstudien fehlen. Belegt ist, dass das Lungenwachstum bei Kindern verzögert ist (FLUGS 2003, UPHOFF & HAURI 2005, SUVA 2006). Durch die Reaktivität des Ozons kommt es auch zu einer Reihe von chemischen Prozessen mit Luftschadstoffen, die zur Bildung von reaktiven, gesundheitsschädigenden Substanzen führt. Diese können einen vermehrten oxidativen Stress im Organismus hervorrufen, welcher als Auslöser für eine Reihe chronischer Erkrankungen gilt. Unter anderem können chronische Entzündungsprozesse ausgelöst werden, die als eine Ursache für z. B. Diabetes Typ II, neurodegenerative Erkrankungen (i. e. Demenz, Alzheimer Erkrankung) und auch bestimmte Krebsarten angesehen werden (GBPSRSEHN 2008). Der Klimawandel beeinflusst also die Entstehung von Luftschadstoffen maßgeblich und führt dadurch zu einem Anstieg der Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie der Erkrankungen der Atemwege, insbesondere von Asthma. Es wird daher für Personen mit Atemwegerkrankungen und für Menschen, die überwiegend im Freien tätig sind, aber auch für Kinder, eine hohe Vulnerabilität vermutet. Für alle anderen wird von einer mäßigen Vulnerabilität ausgegangen. 3.1.3.6 Abbau des stratosphärischen Ozons UV-Strahlen haben hohe Bedeutung für die Gesundheit 28 UV-Strahlung und stratosphärischer Ozonabbau Der Klimawandel kann die Verteilung des Ozons in der Erdatmosphäre beeinflussen. Der Konzentrationsanstieg der Treibhausgase erhöht die Temperatur der Troposphäre und vermindert gleichzeitig die Temperatur der Stratosphäre (SIMIC et al. 2008). Je kälter die Stratosphäre, desto schneller und stärker wird darin Ozon abgebaut und damit die Durchlässigkeit für UV-Strahlung erhöht. Klimamodelle zeigen eine beschleunigte stratosphärische Zirkulation auf, die zu Änderungen in der räumlichen Verteilung des stratosphärischen Ozons und einem erhöhten Ozontransport von der Stratosphäre zur Troposphäre führen können. Dadurch könnte sich der schädliche UV-Anteil im Sonnenlicht auf der Südhalbkugel bis Ende des Jahrhunderts um 20 % erhöhen, während auf der Nordhalbkugel mit einer geringeren UV-Belastung (Abnahme 9 %) zu rechnen wäre (HEGGLIN & SHEPHERD 2009). Neben der Verringerung der Ozonschichtdicke in der Stratosphäre bilden die Bewölkung, die Aerosoltrübung und die Albedo (Reflexion am Erdboden) weitere wesentliche Faktoren für eine höhere biologisch aktive UV-Strahlung. Dennoch gelten die daraus resultierenden Auswirkungen auf die zukünftige Entwicklung der stratosphärischen Ozonschicht als unsicher, da die Interaktion von Chemie, Dynamik und Strahlung noch wenig verstanden und quantifiziert ist (SIMIC et al. 2008). Obwohl die UV-Strahlung nur mit etwas weniger als 6 % an der gesamten optischen Strahlung der Sonne beteiligt ist, kommt dem ultravioletten Strahlungsanteil eine hohe Bedeutung hinsichtlich der Wirkungen auf die Gesundheit des Menschen und die belebte Umwelt zu. Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Direkte gesundheitsrelevante biologische Effekte beschränken sich aufgrund der geringen Eindringtiefe ultravioletter Strahlung beim Menschen auf die Organe Auge und Haut. Es können entweder akute, sofort einsetzende oder chronische, also nach langzeitiger Bestrahlung einsetzende, Schädigungen unterschieden werden. Zu den akuten Effekten zählt vor allem der Sonnenbrand, chronische Effekte sind frühzeitige Hautalterung und möglicherweise die vermehrte Bildung von Hauttumoren und Hautkrebs. UV-Strahlung verändert darüber hinaus das menschliche Immunsystem. Beispielsweise zeigt sich dies durch eine Zunahme von Herpes-Virus-Infektionen nach längeren Sonnenexpositionen im Sommer (STEINMETZ 2009). Ob sich der Klimawandel tatsächlich auf die Zahl der Hautkrebsfälle auswirken wird, ist wissenschaftlich noch nicht eindeutig bewiesen. akute und chronische Schäden durch UV-Strahlung Abbildung 2: Jährliche Neuerkrankungen an Melanom in Österreich, absolute Zahlen. (Quelle: SIMIC et al. 2008). Über die letzten zwei Jahrzehnte zeigte sich eine deutliche Zunahme der Neuerkrankungen am bösartigen Melanom in Österreich. Während bei Frauen seit 1994 nur ein leichter Anstieg zu erkennen ist, ist dieser bei Männern deutlich höher (siehe Abbildung 2). Geografisch gesehen gibt es ein deutliches WestOst-Gefälle mit höheren Fallzahlen (Neuerkrankungen pro 100.000 EW) in Kärnten, Tirol und Vorarlberg sowie niedrigeren Werten im Burgenland, in Wien und in der Steiermark. Der stärkere Anstieg der Krebsrate in den höher gelegenen (und somit stärker dem „natürlichen― UV ausgesetzten Bundesländern) ließe sich als eine (zeitversetzte) Folge erhöhter UV-Einstrahlung aufgrund der Ausdünnung der Ozonschicht interpretieren. Detaillierter zeigt sich der Zusammenhang bei Betrachtung einzelner Bezirke. Das Melanomrisiko (Neuerkrankungen) ist in höher gelegenen Bezirken (Seehöhe der Bezirkshauptstadt in m) Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Zunahme der Hautkrebserkrankungen … … abhängig von der Seehöhe 29 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse erhöht. Seit 1990 lässt sich eine Zunahme des Risikos beobachten. Inwieweit sich hierbei auch der Lebensstil und sozio-ökonomische Faktoren auswirken, ist derzeit nicht ausreichend untersucht (SIMIC et al. 2008) mäßige Vulnerabilität durch UV-Strahlung Nach derzeitigem Wissensstand wird von einer mäßigen Vulnerabilität ausgegangen, weitere Forschungsarbeiten sind jedoch notwendig, um die Aussagen schärfen zu können. 3.1.3.7 Einfluss klimatischer Bedingungen weitere VektorForschungen sind notwendig Ausbreitung von Vektoren durch Temperaturanstieg Vektorübertragene Krankheiten Eine Reihe von Infektionskrankheiten, insbesondere vektorübertragene Erkrankungen, sind in besonderem Maße durch klimatische Bedingungen beeinflusst. Die wichtigsten Vektoren (Überträger von Krankheitserregern) sind Insekten (Stechmücken, Läuse, Flöhe etc.), Spinnentiere (Zecken) und Nagetiere (Ratten und Mäuse) (JENDRITZKY et al 2004). Bereits vorhandene Vektoren können zusätzlich weitereErkrankungen übertragen, wenn sich deren Erreger aufgrund höherer Temperaturen im Vektor vermehren können. Auch die Einwanderung neuer Vektoren ist nicht auszuschließen. Sowohl die Ökologie der Vektoren als auch der Erreger, Wirte und Zwischenwirte ist sehr komplex und das Risiko einer Erkrankung steht in einem engen Zusammenhang mit weiteren Faktoren (Urbanisierung, Landnutzung, Bevölkerungsdichte, Mobilität etc.). Daher muss eine Zunahme der Vektorpopulation nicht unbedingt eine Zunahme an Erkrankungen zur Folge haben. Das Wissen um die Übertragungskompetenzen der Vektoren ist derzeit noch mangelhaft, hierzu besteht dringender Bedarf an weiteren Forschungsarbeiten (EBERT & FLEISCHER 2005). Vektoren, insbesondere Insekten, sind in ihrer Verbreitung und Vermehrung stark von äußeren Faktoren wie Temperatur, Feuchtigkeit, Wind, Wasser und topografischen Gegebenheiten abhängig. Es ist daher davon auszugehen, dass der Klimawandel die Vektoren und deren Pathogene und in weiterer Folge damit das Potenzial zur Übertragung beeinflusst. Höhere Temperaturen und Feuchtigkeit gehen meist mit einer Verbesserung der Lebensbedingungen für Krankheitsüberträger einher. Die Übertragung von vektorbedingten Krankheiten erfolgt meist oberhalb von 14–18 °C bis in Bereiche von 35–40 °C. Am günstigsten sind Temperaturen um 30 °C. Als Folge von höheren Temperaturen ist daher mit einer zunehmenden Vermehrung von Vektoren durch kürzere Generationsdauer, der Verlängerung der jährlichen Aktivitätsperioden, mit höheren Überlebensraten im Winter, der zunehmenden Verbreitung einheimischer Vektoren und Pathogene sowie der Etablierung und Verbreitung neuer Vektorarten und Krankheitserreger zu rechnen (MÜCKE & AUGUSTIN 2009) Weitere Faktoren, die die Ausbreitung der Vektoren begünstigen, sind der globale Handel und die Reisetätigkeit. Beispiel: Asiatische Tigermücke Asiatische Tigermücke ist im Vormarsch 30 Die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) wurde erstmalig 1979 nach Altreifenimporten aus den USA in Albanien nachgewiesen. 1990 wurde das Insekt über den Hafen von Genua eingeschleppt, was eine massive Ausbreitung in Italien zur Folge hatte. Mittlerweile ist das regelmäßige Vorkommen für Italien, Südfrankreich, Spanien, die Schweiz (seit 2007) und Deutschland belegt Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse (KLASEN 2009). Der niederländische Pflanzenschutzdienst stellte 2008 im Rahmen eines Einfuhrmonitorings fest, dass die Tigermücke auf importierten Zierpflanzen („Glücksbambus―) gefunden wurde. Der globale Handel, insbesondere die Verschleppung über Transportmittel aller Art (Pkw, Lkw, Eisenbahn, Flugzeug, Schiffe), wurde als Hauptverbreitungsweg identifiziert. In Österreich wurde bislang noch kein Exemplar gefunden. Verstärkte phytosanitäre Einfuhrkontrollen werden aber auch in Österreich nötig sein, um die Einschleppung dieses Insektes zu verhindern (AGES 2009). Die Asiatische Tigermücke kann anhand ihrer auffälligen Zeichnung (schwarzweiß gestreifte Hinterbeine, ein weißer Strich auf dem Rücken und zwischen den Augen; siehe Abbildung 3) leicht identifiziert werden. Die Bekämpfung der Tigermücke ist ähnlich schwierig wie die der heimischen Gelsen, da sich die Larven in fast jeder Pfütze entwickeln können. Soweit bekannt ist, hat diese Mückenart gute Überwinterungschancen, wenn die mittlere Durchschnittstemperatur im Januar über dem Gefrierpunkt liegt (AGES 2009). Ihre Eier gelten als äußerst resistent und können auch längere Trockenperioden überdauern (BASSETTI 2009). Abbildung 3: Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus). © James Gathany, CDC. Besondere Bedeutung erlangt die Asiatische Tigermücke dadurch, dass sie zahlreiche Krankheitserreger auf den Menschen übertragen kann (Dengue-, Chikungunya-, Gelb-, oder West-Nil-Fieber). Überträger zahlreicher Krankheitserreger Derzeit sind das Wissen und die Datenlage zu klimatischen und ökologischen Mindestanforderungen, aber auch zu den Übertragungskompetenzen möglicher neuer Vektoren noch unzureichend. Da sich das potenzielle Verbreitungsgebiet durch die klimatischen Veränderungen enorm ausdehnen kann, besteht ein hoher Forschungsbedarf. Die Vulnerabilität ist daher derzeit nicht einschätzbar. es besteht hoher Forschungsbedarf Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 31 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse FSME und Lyme-Borreliose Zecken (Ixodes ricinus) sind die Hauptvektoren für die bedeutendsten vektorübertragenen Infektionskrankheiten in Europa: die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und die Lyme-Borreliose (KOHLHUBER et al. 2006, BASSETTI 2009, STARK et al. 2009). Zecken vergrößern ihr Verbreitungsgebiet FSME-Erkrankungen in Österreich je nach Region geringe bis mäßige Vulnerabilität chronische schwere Erkrankungen durch Lyme-Borreliose Die wesentlichen Risikofaktoren für die Übertragung sind Häufigkeit, Aktivität und Durchseuchung der Zecken sowie das Verhalten der Menschen. Zecken können sich bei höheren Temperaturen rascher entwickeln und ihr Entwicklungszyklus verkürzt sich. Höhere Wintertemperaturen begünstigen das Überleben und ermöglichen ein Vordringen in höhere Lagen. Zur Entwicklung ist jedoch ausreichend Feuchtigkeit notwendig. Deshalb können heiße und trockene Sommer zu einem Rückgang der Zecken-Populationen führen. Einige Studien haben einen signifikanten Zusammenhang zwischen den steigenden Wintertemperaturen, der Zunahme von Zeckenpopulationen bei milderen Wintern und dem vermehrten Auftreten von zeckenübertragenen Krankheiten beschrieben (vgl. z. B. HEMMER et al. 2007). Durch einen effizienten Impfstoff und eine hohe Durchimpfungsrate in Österreich (im Jahr 2009 waren 86 % der Bevölkerung geimpft) konnte die Anzahl der FSME-Erkrankungen deutlich verringert werden: Gegenüber der VorimpfÄra mit bis zu 700 FSME-Infektionen jährlich, konnten die Erkrankungen seit 1997 auf unter 100 reduziert werden (79 im Jahr 2009). Dennoch sind weitere Anstrengungen notwendig, um die Anzahl der FSME-Erkrankungen weiter zu reduzieren bzw. die hohe Durchimpfungsrate der Bevölkerung aufrecht zu halten (INSTITUT FÜR VIROLOGIE DER MEDIZINISCHEN UNIVERSITÄT WIEN 2010E): In einem Meldesystem werden als Basis für die Erstellung der FSMEVerbreitungskarte die bereits aufgetretenen, diagnostizierten FSME-Krankheitsfälle eingetragen. Dies dient zur Erfassung der Endemiegebiete in Österreich. Trotzdem besteht ein potenzielles Übertragungsrisiko auch dort, wo bis heute kein FSME-Erkrankungsfall bekannt geworden ist. Jährlich kommen neue Infektionsorte durch die laufende Ausbreitung der Vektoren hinzu. Die Vulnerabilität wird daher derzeit je nach Region als gering bis mäßig eingeschätzt. Ebenfalls von Zecken übertragen werden Borrelien, die Erreger der LymeBorreliose. Diese Bakterien verursachen eine Multisystemkrankheit, welche in verschiedenen Organen auftritt. Sie kann zu Muskel- und Gelenkentzündungen führen sowie Veränderungen am Herzen verursachen. Besondere Bedeutung hat auch der Befall des zentralen Nervensystems mit verschiedensten, schwer zu diagnostizierenden Krankheitsbildern. Wird die Borreliose in den Frühstadien nicht erkannt und behandelt, so können schwere Verläufe mit chronischen Folgeschäden oder sogar Todesfolgen auftreten. Eine generelle Meldepflicht für Borreliose besteht in Österreich nicht, daher liegen keine Zahlen über die Häufigkeit dieser Erkrankung vor (KOHLHUBER et al. 2006, STARK et al. 2009, RKI 2007). Ein Zusammenhang zwischen der Erkrankungshäufigkeit und dem Klimawandel scheint plausibel, da dieser vermutlich zu einem erheblichen Teil direkt mit der Aktivitätsphase der Zeckenpopulation zusammenhängt (RANDOLPH 2004). Es könnte zu einem früheren Beginn der Aktivität und einer verlängerten Aktivitätsphase kommen. Trockenere Sommer können jedoch die Populationen eindämmen. Wesentliche Komponenten sind jedoch auch das Verhalten des Menschen und veränderte sozio-ökonomische Faktoren wie z. B. Veränderungen in der Landwirtschaft und der Waldbewirtschaftung (BASSETTI 2009). Laut WHO 32 Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse wird eine klimawandelbedingte Zunahme und Verbreitung der Zeckenpopulation in geografischer Breite und Höhe angenommen, welche in den betroffenen Gebieten zu einer Erhöhung der Krankheitshäufigkeit führen wird (WHO 2006c). Neben der FSME und der Lyme-Borreliose können Zecken als Vektoren verschiedenster Erreger auch andere Krankheiten übertragen wie z. B. die Babesiose oder das Fleckfieber. Die Vulnerabilität insbesondere hinsichtlich der Lyme-Borreliose wird daher derzeit je nach Region als mäßig bis hoch eingeschätzt. mäßig bis hohe Vulnerabilität durch Lyme-Borreliose Hanta-Viren Infektionen mit Hanta-Viren führen zu Fieber, Nierenfunktionsstörungen und grippeähnlichen Symptomen. In seltenen Fällen kann es zu hämorrhagischem Fieber kommen4. Hanta-Viren werden von Nagetieren, hauptsächlich von Mäusen wie der Rötelmaus, auf den Menschen übertragen. Nager, insbesondere Mäuse, neigen – abhängig von Klimafaktoren (milde Winter) und dem Nahrungsangebot (z. B. Bucheckern) – zu Massenvermehrungen. Die Viren werden von infizierten Tieren über Speichel, Urin und Kot ausgeschieden. Der Erreger kann in der Umwelt über einen längeren Zeitraum hinweg infektiös bleiben. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt zumeist durch Inhalation virushaltiger Aerosole. Die meisten Erkrankungen erfolgen in den Sommermonaten, da hier durch häufigere Aufenthalte im Freien das Infektionsrisiko steigt. Als wichtige Risikofaktoren wurden z. B. Tätigkeiten in der Forstwirtschaft und im Bauwesen oder freizeitbedingte Nutzung von Waldhütten identifiziert (STARK et al. 2009). Erkrankungen durch Hanta-Viren gehören in Österreich zu den meldepflichtigen Infektionskrankheiten. In Österreich wurden die höchsten Infektionsraten 2004 mit 72 und 2007 mit 78 Erkrankungen festgestellt. Eine mögliche Erklärung für die hohe Infektionsrate im Jahr 2007 könnte im milden Winter 2006/2007 zu finden sein. Seit 1993 sind in Österreich insgesamt 341 Infektionen diagnostiziert worden. Die Infektionsorte liegen überwiegend in der Steiermark und in Kärnten (INSTITUT FÜR VIROLOGIE DER MEDIZINISCHEN UNIVERSITÄT WIEN 2010d): Inwieweit höhere Temperaturen die Ausbreitung der Hanta-Viren und insbesondere der Vektoren begünstigen, ist nach derzeitigem Wissensstand nicht eindeutig geklärt. Die Vulnerabilität wird daher aufgrund des unzureichenden Wissens als nicht einschätzbar angegeben. Nagetiere als Überträger von Hanta-Viren erhöhen milde Winter die Infektionsrate? Vulnerabilität ist derzeit nicht einschätzbar Malaria Malaria ist eine der am weitesten verbreiteten Infektionskrankheiten des Menschen. Jährlich erkranken weltweit schätzungsweise 500 Millionen Menschen an Malaria und mehr als eine Million sterben daran (STARK et al. 2009). Malaria wird durch die Stechmücken der Gattung Anopheles übertragen. Die Erkrankung wird durch Plasmodien (Plasmodium falciparum, Plasmodium vivax, Plasmodium ovale und Plasmodium malariae) ausgelöst und führt unbehandelt zu lebenslangen Infektionen, schweren Krankheitsbildern bis hin zum Tod. Die Malaria war bis ins 20. Jahrhundert auch in Europa verbreitet (BASSETTI 2009). 4 Hämorrhagische Fieber sind fieberhafte Infektionskrankheiten, die zu einer verstärkten Blutungsneigung führen. Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 33 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Malaria-Todesfälle in Österreich Überträger der Malaria auch in Österreich Fernreisende importieren jährlich etwa 60 bis 90 Malariaerkrankungen nach Österreich, wovon rund die Hälfte Fälle von Malaria tropica sind. Jährlich sterben in Österreich etwa ein bis zwei Österreicher an Malaria, weil sie die Symptome verkannt oder verharmlost haben (Quelle: http://www.reisemed.at/malaria.html). In Europa existieren etwa 18 verschiedene Anopheles-Arten, auch in Österreich kommen mehrere Arten vor (KAMPEN & MAIER 2008). Zu deren Vektorkompetenz ist wenig bekannt und das Risiko, ob sie bei wärmeren Bedingungen Malaria übertragen können, ist schwer einzuschätzen. Für Deutschland werden Mücken mit Vektorkompetenz vermutet, die für zwei dokumentierte Übertragungen verantwortlich gemacht werden (KRUGER et al. 2001). Die Überlebensfähigkeit der Plasmodien und der Anopheles-Mücken hängt von der Temperatur ab. Die Vermehrung der Erreger in den Mücken kommt bei Temperaturen unter 18 °C (Plasmodium falciparum) bzw. bei 14 °C (Plasmodium vivax) zum Stillstand. Für das Überleben der Stechmücken sind daneben auch ausreichend hohe Feuchtigkeit und die Niederschlagsmenge entscheidend. Damit sind der Verbreitung der Malaria klimatische Grenzen gesetzt, die allerdings durch eine Klimaänderung ausgedehnt werden können (JENDRITZKY 2009). Größere Ausbrüche von Malaria oder gar eine längerfristige Etablierung des Malaria-Erregers gelten angesichts des hohen medizinischen Standards als äußerst unwahrscheinlich. Eine erhöhte Aufmerksamkeit sollte dennoch gegeben sein. Vulnerabilität durch Malaria ist äußerst gering Die Vulnerabilität wird derzeit jedoch als äußerst gering eingeschätzt. Chikungunya-Fieber Die tropische Infektionskrankheit wird durch Arten der Gattung Aedes, z. B. auch durch die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus; s. o.) übertragen. Die Krankheitssymptome äußern sich in schnellem plötzlichem Fieberanstieg, Schüttelfrost, schwerem Krankheitsgefühl, Kopfschmerzen sowie Muskel- und Gelenkbeschwerden. Epidemie 2007 in Nordost-Italien Vulnerabilität ist derzeit nicht einschätzbar 34 Im Jahr 2007 kam es zu einer Chikungunya-Epidemie in Nordost-Italien (Provinz Ravenna) mit 2005 Erkrankungsfällen. Dies hat deutlich gezeigt, dass eine Einschleppung und Ausbreitung nicht nur möglich ist, sondern ein ernst zu nehmendes Szenario darstellt. In Österreich wurden für die Jahre 2006 bis 2008 22 Fälle dokumentiert. Die Vulnerabilität wird aufgrund des unzureichenden Wissens als nicht einschätzbar angegeben, zu einer genaueren Beurteilung des Risikos sind Forschungsarbeiten sowie ein konsequentes Monitoring hinsichtlich der Einschleppung der Asiatischen Tigermücke erforderlich. Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Dengue-Fieber Die Dengue-Viren werden ebenfalls durch die Stechmücken der Gattung Aedes übertragen. Der wichtigste Vektor ist Aedes aegypti, jedoch kann auch Aedes albopictus, die Asiatische Tigermücke (siehe oben) die Erkrankung übertragen. Die Krankheitssymptome sind grippeähnlich und umfassen hohes Fieber mit Schüttelfrost und heftige Kopfschmerzen sowie starke Muskel- und Gliederschmerzen. Die Krankheit kann bei schweren Verläufen insbesondere bei Kindern tödlich verlaufen. In den letzten 40 Jahren konnte weltweit eine starke Ausbreitung festgestellt werden. Nach Einschätzungen der WHO zählt die Erkrankung zu den größten gesundheitlichen Bedrohungen weltweit. Als Ursachen für die weltweite Zunahme von Dengue-Fieber gelten unter anderem die fortschreitende Urbanisierung und gute Brutbedingungen für Stechmücken, z. B. in offenen Wasservorratsbehältern, alten Plastikcontainern, alten Autoreifen etc. sowie günstigere klimatische Bedingungen infolge des Klimawandels. Die Vermehrung der Dengue-Viren im Vektor ist bei 30 °C am höchsten und wird selten unter 20 °C aufrechterhalten (EBERT & FLEISCHER 2005, UPHOFF & HAURI 2005, STARK et al. 2009). weltweite Ausbreitung beobachtet Dengue-Fieber ist die häufigste nach Reisen diagnostizierte Virusinfektion. In den Jahren 2002 bis 2009 wurden durchschnittlich 38 Dengue-Infektionen in Österreich registriert. Im Jahr 2010 wurden bis September bereits 63 Fälle nachgewiesen (INSTITUT FÜR VIROLOGIE DER MEDIZINISCHEN UNIVERSITÄT WIEN 2010A). Infizierte Personen können eine Quelle für die Etablierung von Infektionen in den Heimatländern sein. Das Risiko, dass Tropenviren endemisch werden, ist in den Mittelmeerländern deutlich gestiegen, wie dies am Beispiel der Asiatischen Tigermücke zu erkennen ist. Vor kurzem konnten in Europa (Südfrankreich) bereits zwei autochthone Dengue-Fälle beobachtet werden. bereits autochthone Fälle in Europa beobachtet Eine verlässliche Beurteilung des Gefährdungspotenzials ist derzeit nicht möglich, daher ist die Vulnerabilität derzeit nicht einschätzbar. Vulnerabilität ist derzeit nicht einschätzbar West-Nil-Virus Das West-Nil-Virus wird durch Stechmücken der Gattung Culex, aber auch der Gattungen Aedes oder Anopheles übertragen. Bei ca. 20 % der Infektionen treten grippeähnliche Symptome auf, in seltenen Fällen kommt es zu Meningitis oder Enzephalitis. Wirtstiere sind in erster Linie Zugvögel, aber auch Säugetiere (z. B. Pferde) und der Mensch. Die Erkrankung tritt in wärmeren Regionen häufiger auf und wurde insbesondere mit milden Wintern und trockenen warmen Sommern in Zusammenhang gebracht (EPSTEIN 2001). Im Jahr 2010 wurden aus Griechenland (148 Infektionen), Russland (206 Infektionen) und Rumänien (5 gesicherte Infektionen) zunehmend Erkrankungen mit zum Teil schweren Verläufen und 23 Todesfälle gemeldet. In Österreich gibt es bis dato noch keinen bestätigten Fall (INSTITUT FÜR VIROLOGIE DER MEDIZINISCHEN UNIVERSITÄT WIEN 2010B). Im Zuge der Klimaerwärmung und vermehrter Überwinterung von Zugvögeln in Österreich nimmt die Gefahr einer Etablierung zu. Das Risiko einer Einschleppung über Zugvögel besteht schon seit langer Zeit, möglicherweise wurde bis jetzt die Etablierung aufgrund einer unzureichend großen Mückenpopulation verhindert. Ob und wie sich die Voraussetzungen bei sich verändernden klimatischen Bedingungen entwickeln werden, ist ebenfalls unklar. Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Infektionen in Europa nehmen zu 35 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Vulnerabilität ist derzeit nicht einschätzbar Die Vulnerabilität ist daher nach derzeitigem Wissen nicht einschätzbar. Toskana-Virus Zunahme schwerer Krankheitsverläufe im Mittelmeerraum Vulnerabilität ist derzeit nicht einschätzbar Das Toskana-Virus verursacht fieberhafte Erkrankungen (Sandmückenfieber) und ist im gesamten Mittelmeerraum verbreitet. Das Virus wird durch Sandmücken-Arten der Gattung Phlebotomus übertragen. Infolge der Infektion kommt es zu hohem Fieber bis 41 °C, ausgeprägten frontalen Kopfschmerzen, Muskelund Gelenkschmerzen und gastrointestinalen Beschwerden mit Übelkeit, Erbrechen und Diarrhoen, bei schweren Verläufen treten neurologische Komplikationen mit Meningitis, Enzephalitis und Meningoenzephalitis auf. In den letzten Jahren wurde eine Zunahme der Erkrankungszahlen sowie ein Ansteigen von schweren Verläufen im Mittelmeerraum beobachtet. Infektionen durch das Toscana-Virus wurden in Italien, Spanien, Portugal, Frankreich, Griechenland, den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens, Ägypten, Israel, Jordanien, Marokko, Tunesien, Zypern und in der Türkei beobachtet. Auch Touristenzentren wie z. B. Mallorca gelten als Endemiegebiet (INSTITUT FÜR VIROLOGIE DER MEDIZINISCHEN UNIVERSITÄT WIEN 2010C). Eine Risikoabschätzung bezüglich einer Einschleppung und Etablierung der Sandmücken ist aufgrund der unzureichenden Datenlage derzeit äußerst schwierig, eine Gefährdung ist jedoch nicht auszuschließen. Schon eine Erwärmung um weniger als 1 °C kann das Vorkommen von Sandmücken in Österreich in zahlreichen Regionen begünstigen. Die Vulnerabilität ist nach derzeitigem Wissen nicht einschätzbar. Leishmaniosen Leishmaniosen werden durch, parasitische, eukaryotische Einzeller, die Leishmanien, übertragen. Weltweit sind etwa 12 Millionen Menschen mit Leishmanien infiziert, etwa 60.000 Menschen sterben jedes Jahr an einer Leishmaniose. Unbehandelt können schwere Komplikationen auftreten und zum Tod führen. Etablierung von Sandmücken in Mitteleuropa steigt Vulnerabilität ist derzeit nicht einschätzbar 36 Das Vorkommen der Leishmaniosen ist an Sandmücken der Gattung Phlebotomus gebunden, welche den Erreger bei der Blutmahlzeit aufnehmen und bei der nächsten Blutmahlzeit auf einen neuen Wirt übertragen. Zusätzlich sind für die Verbreitung auch verschiedene Säugetiere (vor allem Hunde) als Reservoir relevant. In Deutschland werden die Erreger überwiegend durch erkrankte Menschen und Hunde eingeschleppt (STARK et al. 2009). In jüngerer Zeit wurden vermehrt auch in verschiedenen Teilen Mitteleuropas, auch in Deutschland, Sandmücken-Vorkommen nachgewiesen, was möglicherweise zum Teil mit Klima-veränderungen zusammenhängt. Für Österreich wird angenommen, dass eine Erwärmung um weniger als 1 °C das Vorkommen von Sandmücken in zahlreichen Regionen begünstigen wird. Vor allem im Rheintal, im Donautal, im östlichen Burgenland und in der Grenzregion zu Slowenien muss unter wärmeren klimatischen Bedingungen mit einem Auftreten von Sandmücken gerechnet werden (ASPÖCK et al. 2007). Für die Etablierung bzw. Ausbreitung sind neben den Vektoren noch infizierte Reservoirwirte notwendig, um autochthone Infektionen beim Menschen zu verursachen. Die Vulnerabilität gilt nach derzeitigem Wissen als nicht einschätzbar. Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Fazit – vektorübertragene Krankheiten Insgesamt ist festzuhalten, dass der Wissensstand und die Datenlage zu vektorübertragenen Krankheiten mangelhaft sind. Für die Erforschung der möglichen Risiken bezüglich der Einschleppung und Etablierung neuer Vektoren ist insbesondere eine Förderung der systematisch-zoologischen Kompetenz zu empfehlen. Das potenziell hohe Risiko und die unzureichende Datenlage könnten zu einer hohen Vulnerabilität führen. Daher ist es notwendig, rechtzeitig vertiefende Forschungsarbeiten und insbesondere konsequente Monitoring-Programme zu installieren, um eine Grundlage für geeignete Gegenmaßnahmen zu erhalten. 3.1.3.8 intensive Forschungsarbeit ist notwendig Allergene In den letzten Jahrzehnten konnte in vielen Ländern Europas ein Anstieg von Allergien und Asthma beobachtet werden. Die Entstehung von Allergien ist äußerst komplex, wobei auch genetische Faktoren eine bedeutende Komponente darstellen. In Österreich sind etwa 20–25 % der Bevölkerung AllergikerInnen, rund 900.000 ÖsterreicherInnen leiden an Pollenallergien; die Tendenz ist steigend (DORNER et al. 2006, KÄRNTNER LANDESREGIERUNG 2007). fast ¼ der österr. Bevölkerung ist allergisch Eine Allergie ist eine erworbene Überempfindlichkeit auf bestimmte Substanzen aus der Umwelt (v. a. Pollen, Tierhaare, Hausstaubmilben, Schimmelpilze, Nahrungsmittel, Chemikalien etc.). Die chronisch verlaufenden Erkrankungen können in jedem Lebensalter auftreten und oft mit deutlichen Einbußen an Lebensqualität einhergehen. Es wurden bereits zahlreiche Stoffe identifiziert, die bei der Auslösung von Allergien eine Rolle spielen. Diese können sowohl mit der Nahrung aufgenommen werden als auch über Hautkontakt oder Inhalation und entfalten durch Kontakt mit der Schleimhaut und dem Epithel der Atemwege ihre allergische Wirkung. Kreuzallergien und Interaktionen der verschiedenen Allergene sind ebenfalls möglich (KIM et al. 2005, RAMSEY et al. 2005). Die Symptome einer Allergie können mild bis schwerwiegend und in einigen Fällen sogar akut lebensbedrohlich sein. Sie können nur saisonal auftreten, etwa zur Zeit des entsprechenden Pollenfluges, oder aber auch ganzjährig wie z. B. bei Allergie gegen Hausstaubmilbenkot. Das klinische Erscheinungsbild einer Allergie ist ausgesprochen vielfältig. Es gibt mehrere verschiedene Krankheitsformen, bei denen die Symptome an verschiedenen Organen des Körpers auftreten. Allergien und Hypersensitivität können sich an den Schleimhäuten (allergische Rhinitis, Mundschleimhautschwellungen, Konjunktivitis), an den Atemwegen (Asthma bronchiale), an der Haut (atopische Dermatitis, z. B. Neurodermitis, Kontaktekzem, Urtikaria) oder im Gastrointestinaltrakt (Erbrechen, Durchfälle, besonders bei Säuglingen und Kleinkindern) zeigen. Der anaphylaktische Schock als akut lebensbedrohliche Situation ist die schwerwiegendste Form der Allergie (DORNER et al. 2006, KÄRNTNER LANDESREGIERUNG 2007). Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 zahlreiche Krankheitsbilder 37 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Klimawandel beeinflusst Ausbreitung von Allergenen Allergene durch Pollen Pollenflugsaison verlängert sich Verschiedene Studien belegen bereits, dass die Pollenflugsaison in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts früher begonnen hat und teilweise länger andauert. Es zeigt sich ein deutlicher temperaturgesteuerter Trend in Richtung einer Verlängerung der Vegetationszeit um bis zu zwei Wochen Eine Auswertung von Pollenflugdaten ergab, dass Frühblüher wie Erle und Haselnuss in milden Wintern ihre Pollen bereits im Jänner freisetzen (BORTENSCHLAGER & BORTENSCHLAGER 2003, BEGGS 2004, EITZINGER et al. 2009, SPERK & STRAFF 2009, KAMINSKI & GLOD 2010). Luftschadstoffe erhöhen Aggressivität der Pollen Darüber hinaus ist eine erhöhte Aggressivität der Pollen feststellbar, die mit der erhöhten Schadstoffbelastung der Luft in Zusammenhang gebracht wird. Eine erhöhte Ozonkonzentration scheint zusätzlich die Pollenreifung zu beschleunigen und das Allergiepotenzial durch die Zunahme der Allergenproduktion in den Pollen von bestimmten Gräserarten zu steigern (ECKL-DORNA et al. 2010). Auch das Vorkommen erhöhter Stickstoffoxidkonzentrationen in der Luft dürfte zu einer Erhöhung des Allergie erzeugenden Potenzials von natürlichen Allergenen beitragen (FRANZE et al. 2005). Insbesondere in Ballungsgebieten bewirken Luftschadstoffe, dass Pollen ihre Allergene bereits in der Atmosphäre freisetzen und sich z. B. an Feinstaubpartikel binden, was zu einer weiteren kumulativen Belastung führt. Zahlreiche Wirkungen und Wechselwirkungen zwischen Luftschadstoffen, Allergenen und durch den Klimawandel bedingte veränderte Bedingungen sind derzeit noch unverstanden und erfordern weitere Forschungsarbeiten (REIDL & GAMBLE 2009). Die Auswirkungen einer Klimaveränderung auf die Zunahme von Allergien sind insbesondere in der veränderten Ausbreitung von Allergenen über den Transport in der Luft zu erwarten. Allergene durch Neobiota Eine besondere Bedeutung wird auch der Verbreitung eingeschleppter Arten mit hohem Allergiepotenzial beigemessen. Allergene Pflanzen: Beifuß-Ambrosie rasante Verbreitung von Ragweed Ambrosia artemisiifolia (Beifuß-Ambrosie, Ragweed) breitet sich, ausgehend von Ungarn, zunehmend über Europa aus. Seit 1991 ist vor allem in OstÖsterreich eine starke Ausdehnung der Ambrosiabestände, verbunden mit einem Anstieg der Pollenzahlen, zu beobachten. Seit 2008 liegen Meldungen auch für das Auftreten in Salzburg vor (LK SALZBURG 2010). In der Steiermark wurde 2009 ein flächendeckendes Vorkommen registriert, mit einer deutlichen Konzentration auf die Süd- und Oststeiermark (Quelle: Land Steiermark5). Eine Untersuchung aus Niederösterreich bestätigt eine Zunahme der Allergien im Osten Österreichs in den letzten 10 Jahren (HEMMER et al. 2009). Die bevorzugten Lebensräume der wärmeliebenden Ambrosie sind Standorte mit nicht geschlossener Straßendecke wie Straßenbankette, Wegränder, Bahndämme, Ruderalflächen (Erd- und Schutthalden, Baugebiete, Mülldeponien), Schottergruben, Industriegelände, öffentliche (Grün)flächen, Hausgärten, Vogelfutterplätze und Äcker. 5 38 http://www.agrar.steiermark.at/cms/ziel/43575249/DE/ Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Abbildung 4: Blühende Ambrosie im Weinviertel, September 2006. (© F. Essl). Die Pollen der Ambrosie sind hoch allergen, bereits geringe Konzentrationen in der Luft können allergische Reaktionen der Atemwege verursachen. Darüber hinaus können Kontaktallergien ausgelöst werden. Die Allergenität von Ambrosia-Pollen ist drei- bis fünfmal stärker als jene von Gräserpollen. Schon geringe Pollenkonzentrationen von fünf bis zehn Pollen pro Kubikmeter Luft reichen, um eine allergische Reaktion auszulösen. In Österreich werden bereits jährlich ca. 90 Millionen Euro für die Behandlung von Allergie- und Asthmabeschwerden ausgegeben, die durch Ambrosie ausgelöst werden (AGES 2010). Durch die späte Blütezeit der Pflanze von August bis weit in den Oktober hinein, wird dadurch die Pollensaison für Allergiker um zwei Monate in den Herbst verlängert (SPERK & STRAFF 2009). Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 39 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Abbildung 5: Zukünftige Verbreitung potenzieller Habitate der Ambrosie – regionalisiertes Klimawandelszenario. (Quelle: KLEINBAUER et al. 2006). Pollenproduktion korreliert mit CO2Konzentration Vorsichtige Schätzungen gehen von einer Versechsfachung des heutigen Ausbreitungsgebietes bis Mitte des Jahrhunderts aus. Des Weiteren konnte auch belegt werden, dass höhere CO2-Gehalte die Pollenproduktion der Ambrosie deutlich steigern. So ist zukünftig, auch bei gleichbleibenden Bestandesgrößen mit einer zunehmenden Pollenproduktion zu rechnen (KLEINBAUER et al. 2006). Vulnerabilität durch Ambrosie ist hoch Aufgrund der hohen Allergenität der Ambrosie, der raschen Ausbreitung und der schwierigen Bekämpfung wird eine hohe Vulnerabilität angenommen. Allergene Tiere: Eichenprozessionsspinner klimatisch bedingtes Massenauftreten 40 Allergische Reaktionen können auch durch verstärkt auftretende bzw. wärmeliebende Schadinsekten ausgelöst werden. So verursachen in Deutschland und Österreich seit einigen Jahren vermehrt die Raupen des Eichenprozessionsspinners (Thaumatopea processionea) gesundheitliche Probleme. Die Raupen des Nachtfalters weisen Brennhaare auf, die ein Eiweißgift (Thaumetopoein) enthalten. Die Haare sind äußerst fein und extrem leicht mit der Luft transportierbar. Der Kontakt mit den Brennhaaren führt zu mechanischen Reizerscheinungen auf der Haut und an Schleimhäuten der Atemwege und Augen und kann toxische und/oder allergische Reaktionen hervorrufen. Da die mikroskopisch kleinen Gifthaare bis zu hundert Meter weit mit dem Wind vertragen werden können, stellen sie eine wichtige, bis jetzt allerdings wenig beachtete Ursache einer luftübertragenen gesundheitlichen Beinträchtigung dar. Besonders hervorzuheben ist, dass die Gifthaare mehrere Jahre in der Umwelt intakt bleiben und daher bei Wald-, Forst und Gartenarbeit aufgewirbelt werden können. Trockene heiße Perioden sowie milde Winter begünstigen eine Massenvermehrung und Ausbreitung der Tiere. (MÜCKE & AUGUSTIN 2009, SPERK & STRAFF 2009). Für Wien konnte insbesondere für den Hitzesommer 2003 ein verstärktes Auftreten nachgewiesen werden. Neue Befallsgebiete Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse wurden seit 2003 in der Südsteiermark festgestellt, auch in Niederösterreich und dem Burgenland wurden Arealausweitungen sowie eine Zunahme der Befallsintensität beobachtet.6 Als wärmeliebende Art kann der Eichenprozessionsspinner von der Erhöhung der Durchschnittstemperatur in Mitteleuropa profitieren und sein Areal ausweiten, was auch zu vermehrt gesundheitlichen Problemen führen kann. Abbildung 6: Eichenprozessionsspinner. © R. Altenkamp, Berlin GNU-Lizenz für freie Dokumentation. Der Klimawandel kann die Etablierung weiterer pflanzlicher und tierischer Organismen ermöglichen, welche in weiterer Folge sowohl für die Gesundheit aber auch für weitere Sektoren wie die Land- und Forstwirtschaft oder die Biodiversität von Bedeutung sein können. Die Ambrosie und der Eichenprozessionsspinner sind unter anderem deshalb von besonderem Interesse, weil sie bevorzugt im Lebensraum des Menschen siedeln. Hier ist auch eine Schnittstelle zur Stadtplanung zu sehen, um die Ausbreitung humanpathogener Schädlinge nicht zusätzlich zu begünstigen. Einwanderung weiterer Neobiota ist wahrscheinlich Der vorliegende Wissensstand wird derzeit als nicht ausreichend bewertet, um eine robuste Einschätzung der Vulnerabilität abgeben zu können. Die Vulnerabilität gilt derzeit als nicht einschätzbar. Vulnerabilität ist derzeit nicht einschätzbar 6 Quellen: http://www.agrar.steiermark.at/cms/beitrag/10435343/12110572/ http://www.wien.gv.at/umwelt/parks/pflanzenschutz/eichenprozessionsspinner.html http://www.med4you.at/derma/allerg_intol/eichenprozessionsspinner.htm Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 41 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse 3.1.3.9 Lebensmittelsicherheit und Trinkwasserversorgung Lebensmittelqualität mögliche Problembereiche Eine Übersichtsarbeit zum Thema Klimawandel und Lebensmittelsicherheit in Europa identifizierte im Wesentlichen folgende Problemfelder: Zunahme von Mykotoxinen in Lebensmitteln, höhere Pestizidrückstände durch vermehrten Einsatz aufgrund des sich än- dernden Auftretens von Schadorganismen, veränderte Gehalte von Spurenelementen und Metallen in Lebensmitteln durch veränderte Bodenbedingungen und Pflanzenverfügbarkeit, Kontamination mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen infolge Langstreckentransport in der Luft, Vorkommen pathogener Organismen aufgrund der Kontamination bedingt durch Extremwetterereignisse sowie Kontamination von Meerestieren mit biogenen Giften aufgrund überdurch- schnittlichen Algenwachstums (für Österreich weniger relevant) (MIRAGLIA et al. 2009). Mykotoxine Schimmelpilzgifte nehmen zu Vulnerabilität ist nicht einschätzbar bzw. hoch Bedingt durch den Klimawandel nimmt die Bedeutung der durch Schimmelpilze produzierten Mykotoxine in Europa zu (MILLER 2008). Einige Mykotoxinarten zeichnen sich durch hohe Giftigkeit aus. So liegt die tägliche Aufnahmemenge mancher Toxine von Fusariumarten sowie von Deoxynivalenol insbesondere für Risikogruppen wie Säuglinge und Kleinkinder sehr nahe den TDI-(tolerably daily intake)Werten, bzw. auch manchmal darüber (SCOOP 2003). Mehr als 400 Mykotoxine verschiedener Pilzgattungen sind bekannt, von besonderer Bedeutung hinsichtlich Verbreitung und Toxizität sind vor allem Trichothecene, Zearalenon und Fumonisine. So wirken die Toxine der Trichothecene vor allem zell- und immunschädigend, Fumonisin B1 ist laut Internationaler Krebsforschungsagentur (IARC - International Agency for Research on Cancer) als möglicherweise kanzerogen (IARC: 2B) eingestuft und Ochratoxin A ist leberund nierenschädigend. Bezüglich möglicher Langzeiteffekte besteht vielfach, beispielsweise bei den Toxinen T2 und HT2 (Trichothecene), Forschungsbedarf (FOBIG 2010). Die Mykotoxinproblematik ist bisher nur einem beschränkten Personenkreis vertraut. Hier besteht Aufklärungsbedarf und hinsichtlich der Verbreitungs- und möglicher Präventivmaßnahmen sowie auch der Langzeitwirkungen Forschungsbedarf. Aufgrund der bestehenden Unsicherheit gilt die Vulnerabilität als derzeit nicht einschätzbar aber insbesondere für Risikogruppen (Säuglinge, Kleinkinder) von möglicherweise hohem Potenzial. Pathogene Mikroorganismen Ein potenzieller Einfluss von Klimaänderungen auf lebensmittelbedingte Erkrankungen wird in einigen Studien beschrieben (UPHOFF & HAURI 2005, KOHLHUBER et al. 2006, STARK et al. 2009, UMWELTBUNDESAMT 2009). 42 Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Wetterbedingungen können das Risiko lebensmittelbedingter Erkrankungen auf verschiedene Art und Weise beeinflussen: So können höhere Temperaturen die Vermehrung von Mikroorganismen in Lebensmitteln begünstigen, andererseits kann sich bei hohen Temperaturen das Ernährungsverhalten ändern. In der Regel führen Wärmeperioden zu häufigerem Verzehr von Risikoprodukten (zum Beispiel Grillfleisch, Speiseeis, Frischeiprodukte). Lebensmittelbedingte Infektionen durch Salmonellen, Campylobacter, Noroviren und andere enterale Erreger zählen zu den häufigsten Krankheitsbildern. Für Erkrankungen durch Salmonellen und Campylobacter ist nachgewiesen, dass sich hohe Außentemperaturen auf die Erkrankungshäufigkeit auswirken: sie weisen einen ausgeprägten saisonalen Trend auf mit deutlich erhöhtem Auftreten in den Sommermonaten. Dies gilt ebenfalls – wenn auch weniger ausgeprägt – für Infektionen mit enterohämorrhagischen Escherichia coli (EHEC) und anderen E. coli-Arten. Salmonellen vermehren sich bei hohen Temperaturen in Lebensmitteln und Futtermitteln wesentlich besser. Das Wachstum findet oberhalb von 7 °C statt und erreicht ein Maximum bei 37 °C. Insbesondere bei Kleinkindern, älteren oder sensibilisierten Personen kann es zu schweren Erkrankungen oder sogar Todesfällen kommen. Klimaveränderungen haben das Potenzial, die Produktion und die Verfügbarkeit zu beeinflussen, aber auch die Kontamination der Lebensmittel mit Mikroorganismen und Toxinen zu erhöhen (PATZ et al. 2000). pathogene Keime weisen saisonalen Trend auf Schätzungen gehen davon aus, dass ein durchschnittlicher Temperaturanstieg um 1 °C zu einer Erhöhung des Auftretens lebensmittelbedingter Gastroenteritiden um 4–5 % führt (HEALTH PROTECTION AGENCY 2008). Bei der Thematik Klimaveränderung und Lebensmittelhygiene müssen jedoch nicht nur die Produktionsstätten sondern zusätzlich auch der Weg zum Verbraucher/zur Verbraucherin (Transport, Lagerung im Einzelhandel) und der Umgang der KonsumentInnen mit den Lebensmitteln beachtet werden. Das Verbraucherverhalten beeinflusst in erheblichem Umfang die möglichen Auswirkungen. Angesichts der hohen Standards im Bereich der Lebensmittelhygiene wird derzeit von einer geringen Vulnerabilität ausgegangen, sofern Lagerung, Transport und Verbraucherverhalten entsprechend sorgsam sind. Vulnerabilität ist derzeit gering Trinkwasserqualität Zahlreichen aktuellen Studien zufolge dürfte es auch durch den Klimawandel bedingt zu einer Zunahme von Phosphor- und Nitrat-Konzentrationen in Gewässern kommen und in weiterer Folge zu einem verstärkten Wachstum von Phytoplankton, darunter Cyanobakterien („Blaualgen―). Diese in Süßwasser lebenden Bakterien produzieren Gifte, welche als hochtoxisch gelten (ARHEIMER et al. 2005, HUDNELL & DORTSCH 2008, ORME-ZAVALETA & MUNNS 2008, JEPPESEN et al. 2009). Die Auswirkungen auf die Gesundheit sind groß, für Österreich jedoch bisher eher gering. Es ist momentan schwer einschätzbar ob die Bedeutung der Thematik auch für Österreich zunehmen wird (pers. Auskunft, DI Markus Mattl, Umweltbundesamt). Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Bakterien wachsen durch Eutrophierung 43 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Auch die Zunahme von Nitratkonzentrationen im Gewässer ist problematisch, da unerwünschte Wirkungen auf Ökosysteme und Gesundheit bekannt sind7 (UMWELTBUNDESAMT 2010b). Eine erhöhte Nitrataufnahme, z. B. durch das Trinkwasser, kann im menschlichen Körper zu verstärkter Bildung von krebserregenden Nitrosaminen führen (KÖHL & EISENBRAND 2004). Laut UMWELTBUNDESAMT (2010c) wurde für vier Grundwasserkörper eine Verfehlung des guten chemischen Zustands durch Nitrat ausgewiesen, diese sind voraussichtliche Maßnahmengebiete gemäß EU-Wasserrahmenrichtlinie. Von bundesweit 2.030 Messstellen sind 249 (ca. 12 %) als nitratgefährdet eingestuft, das heißt, der Grundwasser-Schwellenwert von 45 mg/l wird bei etwa jeder achten Messstelle überschritten. Neben der Nitratbelastung ist der Eintrag von Pflanzenschutzmitteln insbesondere durch intensive landwirtschaftliche Bodennutzungen auf Standorten mit seichten Böden ein bedeutendes Problem für die Grundwasserqualität (UMWELTBUNDESAMT 2010b). weitere Gefahrenquellen sind noch wenig bekannt Gletscherschmelze setzt organische Schadstoffe frei Hinsichtlich einer potenziellen Grundwassererwärmung, einer Verringerung der Grundwasserreserven oder des Chemismus verschiedener Schadstoffe und Metaboliten besteht weiterer Forschungsbedarf. Untersuchungen des Rasaßsees in Südtirol zeigten, dass in den Jahren 1985– 2003 eine Zunahme der elektrischen Leitfähigkeit um das Achtzehnfache erfolgte, die Magnesiumkonzentration stieg um das Achtundsechzigfache. Die Nickelkonzentration im See, welcher ehemals Trinkwasserqualität aufwies, betrug 243 µg/l – das Zwölffache des gegenwärtigen Grenzwertes für Trinkwasser. Dieses Phänomen wurde durch Messungen anderer Seen der Umgebung bestätigt und konnte auf das Abschmelzen von Gletscherwasser und das Auftauen von Permafrostböden zurückgeführt werden (THIES et al. 2007). Auch organische, insbesondere langlebige Schadstoffe (POPs oder PBT-Stoffe: persistent, bioakkumulierend, toxisch) reichern sich in alpinen Regionen an und können insbesondere in Hintergrundregionen in vergleichsweise hohen Konzentrationen gefunden werden (ULV 2003, MONARPOP 2008). Auch diese giftigen, bioakkumulierenden Stoffe können durch Abschmelzen der Gletscher vermehrt in die Umwelt und in Nahrungsketten gelangen. Hier besteht ebenfalls Forschungsbedarf, insbesondere hinsichtlich „neuer POPs― – jener Stoffe, die erst seit 2009 in die internationale Stockholmkonvention8 aufgenommen wurden beziehungsweise auch jener Stoffe mit ähnlichen Eigenschaften, über deren Aufnahme derzeit diskutiert wird. 7 http://www.lfu.bayern.de/themenuebergreifend/fachinformationen/umweltmonitoring_versau erung_ueberduengung/index.htm 8 44 Stockholm Convention on Persistent Organic Pollutant http://chm.pops.int/ Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Österreich hat ein Süßwasserdargebot von ca. 120 Mrd. m³/Jahr, wobei nach Abzug der Verdunstungsmenge theoretisch eine Menge von rund 84 Mrd. m³ für die Deckung des Wasserbedarfs zur Verfügung steht (BMLFUW 2007). Der gesamte Wasserverbrauch liegt derzeit bei 2,6 Mrd. m3/Jahr. Das österreichische Trink- und Nutzwasser wird zurzeit zu 99 % aus Grundwasser (inklusive Quellen) gewonnen. Ca. 90 % der ÖsterreicherInnen werden bereits über ein zentrales Wassernetz versorgt. Der Wasserbedarf kommt fast zur Gänze aus geschützten Grundwasservorkommen und weist durchwegs eine hohe Qualität auf. In Österreich werden 60 % des Wasserdargebots für die Industrie, 35 % für die Trinkwasserversorgung und 5 % für die Landwirtschaft verwendet.9 Österreichs Trinkwasser hat beste Qualität Ein möglicherweise vermehrtes Auftreten von extremen Wetterereignissen wie Starkniederschläge, Überschwemmungen oder längere Trockenheit können regional unterschiedliche Auswirkungen auf die mikrobiologische und chemische Qualität und/oder Verfügbarkeit von Trinkwasserressourcen, aber auch auf die Qualität von Badegewässern haben. Bakteriologische Beeinträchtigung durch Temperaturanstieg Beeinträchtigungen der Trinkwasserqualität, insbesondere in Form von bakteriologischen Belastungen können durch die Erwärmung der Wassertemperaturen (höhere Quellwassertemperaturen) nicht ausgeschlossen werden. In den Sommermonaten schwächt sich die Bodenbarriere zum Grundwasser durch Austrocknung und Rissbildung ab. Dadurch können z. B. Fäkalkeime in tiefere Bodenschichten vordringen. Es ist damit zu rechnen, dass Hitzeperioden die Bodenfilter kontinuierlich schwächen und Verunreinigungen häufiger ins Grundwasser gelangen, vor allem wenn im gleichen Zeitraum vermehrt Starkniederschläge auftreten. Temperaturanstieg gefährdet die Wasserqualität Eine weitere noch kaum beachtete Komponente betrifft das Erwärmungsrisiko von Wasserleitungen. Zu diesem Thema ist weiterer Forschungsbedarf notwendig, da hierzu bis jetzt kaum aussagekräftige Untersuchungen bekannt sind. Kontaminationsgefahr durch Starkniederschläge Bei Starkniederschlägen hängen die Art und das Ausmaß der auftretenden Schäden von der Intensität des Niederschlags und von der Energie der Hochwasserwelle ab. So kann Starkregen, vor allem in alpinen Einzugsgebieten, zu einer Zerstörung der wasserbezogenen Infrastruktur (z. B. Leitungsabrisse) führen, hingegen induziert ein Landregen in breiteren Flusstälern z. B. die Überstauung des Gewinnungsgebietes. Diese Ereignisse können sich wiederum auch negativ auf die Wasserqualität (z. B. durch bakteriologische Verschmutzung) auswirken. So kam es beim Hochwasser 2002 zu einer Beeinträchtigung der Trinkwasserqualität durch ausgetretene Mineralölprodukte (STEININGER et al. 2006). Für Österreich wird aufgrund des hohen Standards in der Wasserqualität und der -versorgung von einer geringen Vulnerabilität ausgegangen. 9 Vulnerabilität ist gering http://www.wassernet.at/article/articleview/60323/1/1459 (Stand August 2008). Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 45 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse 3.1.3.10 Vulnerabilität ist mäßig bis hoch Fazit – Aktivitätsfeld Gesundheit Zusammenfassend ist festzuhalten, dass im Gesundheitsbereich ohne Berücksichtigung der möglichen Auswirkungen und der Etablierung von Maßnahmenplänen, Aufklärungskampagnen etc. die Vulnerabilität als mäßig bis hoch einzuschätzen ist. 3.2 3.2.1 Aktivitätsfeld Natürliche Ökosysteme und Biodiversität Einleitung Natürliche Ökosysteme und die Vielfalt an Organismen, die sie beherbergen, sind mit all ihren Leistungen von grundlegender Bedeutung für uns Menschen, unsere Gesellschaft und Wirtschaft (siehe auch EK 2007). Sie sind mit dem Klima auf vielschichtige Weise verbunden. In einem sich ändernden Klima verändern sich auch die Biodiversität und die Lebensräume. Bei der Biodiversität – der Vielfalt des Lebens in all seinen Formen – werden drei Ebenen unterschieden: die Artenvielfalt, die Vielfalt der Ökosysteme sowie die genetische Vielfalt. Klimawandel erhöht den Konkurrenzdruck Ökosysteme und Klima beeinflussen sich gegenseitig Jeder Organismus hat bestimmte Ansprüche an das Klima. Dies spiegelt sich in der globalen Verteilung der Arten, aber auch in der Artenvielfalt bestimmter Regionen wider. Steigende Temperaturen und sich ändernde Niederschlagsverhältnisse sowie das möglicherweise vermehrte Auftreten von Extremereignissen bringen mit sich, dass sich Organismen, die in einem konkurrierenden Umfeld leben, entweder rasch anpassen oder neue Lebensräume erschließen müssen (GITAY et al. 2002). Ökosysteme bestehen aus einer Gemeinschaft von Organismen, ihrer Umwelt und den Wechselwirkungen zwischen ihnen. Sie reichen von Lebensgemeinschaften wie beispielsweise einem abgestorbenen Baumstamm bis zu komplexen Ökosystemgefügen wie Wäldern, Flüssen etc. Natürliche Ökosysteme stellen unsere Lebengrundlage dar, indem sie u. a. klimatische Verhältnisse schaffen, die für Leben wie wir es kennen, Voraussetzung sind (BMLFUW 2004A). Die Biodiversität bildet die Grundlage für die vielfältigen Leistungen von Ökosystemen. Das Millenium Ecosystem Assessment10 unterscheidet vier fundamentale Funktionen: Die Versorgungsfunktion (Nahrung, frisches Wasser, Brennstoffe, Holz und Faserrohstoff). Selbstregulierende Funktion (Klima, Wasserreinhaltung, Luftreinigung, Wasserrückhaltevermögen von Boden und Vegetation, Hochwasserschutz, Schädlingsbefall, Krankheiten). 10 Das Millenium Ecosystem Assessment hatte zum Ziel, die Auswirkungen von ÖkosystemVeränderungen auf die Menschheit abzuschätzen und Reaktionsmöglichkeiten auf wissenschaftlicher Basis zu erarbeiten. Die Maßnahmen sollen den Schutz und die Nachhaltigkeit der Nutzung dieser Ökosysteme und ihrer Leistungen für das Wohl der Menschheit unterstützen. 46 Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Unterstützende Basisleistungen (Bodenbildung, Photosynthese, Nah- rungskreislauf). Kulturelle Funktionen (Erholung/Ökotourismus, Bildung, Ästhetik, Spirituali- tät und Religiosität). Auch Ökosystemdienstleistungen wie z. B. Nahrungsmittelproduktion, Hochwasserschutz, Bodenbildung und Schutz vor Bodenerosion usw. werden unmittelbar vom Klimawandel beeinflusst. Voll funktionsfähige und gesunde Ökosysteme sind daher eine wesentliche Voraussetzung um die Folgen des Klimawandels zu bewältigen (EK 2009). Ökosysteme und Biodiversität werden bereits seit langem von zahlreichen Faktoren gefährdet. Dazu zählen z. B. die Zerstörung von Lebensräumen durch Flächenverbrauch für Siedlungs- und Verkehrsinfrastrukturen, die intensive Nutzung land- und forstwirtschaftlicher Flächen, Änderungen des Wasserhaushalts durch Entwässerungen, Nährstoffeintrag aus der Luft und die Einschleppung von Pflanzen- und Tierarten durch die Intensivierung des globalen Handels und Verkehrs (KÖRNER et al. 2008, PAMPUS 2005). Der Klimawandel stellt eine zusätzliche Bedrohung für die Lebensbedingungen von Tier- und Pflanzenarten dar und kann bestehende Einflussgrößen überlagern und verstärken. Der Klimawandel in Kombination mit anderen Faktoren wird jedoch innerhalb kurzer Zeit umfassende Auswirkungen nach sich bringen, die das Anpassungspotenzial zahlreicher Arten und Ökosysteme übersteigen werden. viele Faktoren gefährden Ökosysteme Intakte Ökosysteme sind gegenüber dem Klimawandel unempfindlicher und daher besser in der Lage, die Funktionen aufrechtzuerhalten, von denen unser Wohlstand und Wohlergehen abhängen. Die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen unter dem Klimawandel ist daher von zentraler Bedeutung jeder Anpassungspolitik und eine unverzichtbare Voraussetzung für den Erfolg von Anpassungsmaßnahmen in anderen Aktivitätsfeldern. intakte Ökosysteme sichern unsere Lebensgrundlagen Die Bewahrung und nachhaltige Nutzung der Biodiversität ist ein internationales politisches Ziel. Österreich hat das Übereinkommen über die biologische Vielfalt der Vereinten Nationen im Jahr 1994 mit der Biodiversitäts-Konvention ratifiziert und sich somit zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der verschiedenen Komponenten verpflichtet. Mehrere weitere nationale und internationale Abkommen dienen dem Schutz, dem Erhalt und der Förderung der Biodiversität und der Ökosysteme wie z. B. die Vogelschutzrichtlinie, die Fauna-FloraHabitat-Richtlinie, die Ramsar-Konvention, die Alpenkonvention mit ihren für die Biodiversitätserhaltung wichtigen Protokollen usw. (inter)nationale Abkommen zum Biodiversitätsschutz Für Natur- und Landschaftsschutz sind in Österreich die Bundesländer verantwortlich. In den Naturschutz- und Nationalparkgesetzen sowie in den Höhlengesetzen sind die Erhaltung und die Entwicklung einer vielfältigen Natur und Landschaft als Lebengrundlage für Menschen, Tiere und Pflanzen als Ziele festgelegt. Naturschutz ist Ländersache Die Ausweisung und naturschutzgemäße Nutzung von Schutzgebieten stellt ein wichtiges Instrument für die Erhaltung der biologischen Vielfalt dar. In Österreich sind rund 27 % des Bundesgebietes naturschutzrechtlich geschützt: 16 % davon sind als Natura 2000-Gebiet, Nationalpark oder Naturschutzgebiet streng geschützt. Hinzu kommen noch fast 11 % weniger streng geschützte Gebiete, wie z. B. Landschaftsschutzgebiete und Geschützte Landschaftsteile (UMWELTBUNDESAMT 2010). Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 mehr als ¼ Österreichs sind Schutzgebiete 47 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Biodiversität ist in Österreich stark gefährdet Die Gefährdung von Arten und Lebensräumen wird in Roten Listen bewertet. Laut den Roten Listen sind in Österreich 40 % der heimischen Farn- und Blütenpflanzen gefährdet, ausgestorben oder vom Aussterben bedroht (BMUJF 1999). Auffallend hoch ist der Anteil gefährdeter Pflanzenarten von Trockenrasen, Mager- und Feuchtwiesen sowie Mooren (SCHRATT-EHRENDORFER et al. 2005). Aktuelle Rote Listen über gefährdete Tiere Österreichs liegen für 19 Tiergruppen vor (BMLFUW 2005a, 2007, 2009); die Ergebnisse bestätigen die hohe Gefährdungssituation der Artenvielfalt in Österreich. viele Biotoptypen sind bedroht Von den 488 Biotoptypen in Österreich – die größte Anzahl entfällt auf Wälder, Gewässer und Grünland – gelten 246 als gefährdet bis stark gefährdet. Darunter befinden sich viele Gewässer-, Grünland- und Waldbiotoptypen (ESSL & EGGER 2010). Fünf Biotoptypen sind vollständig vernichtet, 33 von vollständiger Vernichtung bedroht, vor allem Gewässerlebensräume tiefer Lagen. österreichische Kostbarkeiten: Endemiten Österreich besitzt im mitteleuropäischen Raum die größte Anzahl an Endemiten – Arten die nirgendwo sonst auf der Welt vorkommen. In Österreich sind 581 Tier- und 167 Pflanzenarten endemisch, das entspricht rund 1,3 % der Fauna und rund 5 % der Gefäßpflanzen Österreichs (RABITSCH & ESSL 2009). Die Verbreitungsschwerpunkte der endemischen Arten liegen vor allem in den nordöstlichen Kalkalpen zwischen Schneeberg und dem Toten Gebirge sowie in den östlichen Zentralalpen und in den Südalpen, überwiegend in größerer Meereshöhe. 28 % der endemischen Pflanzenarten und rund 33 % der endemischen Tierarten Österreichs gelten als gefährdet, vier endemische Quellschneckenarten als ausgestorben. 3.2.2 Klimaszenarien für Österreich – Aktivitätsfeld Natürliche Ökosysteme und Biodiversität Vegetationsperiode verlängert sich Der in Österreich zu erwartende Temperaturanstieg führt direkt zu einer Verlängerung der Vegetationsperiode und damit zu einem früheren Einsetzen und einem späteren Ende der Transpiration der Pflanzen. Diese Effekte werden besonders im Bergland, wo auch ein stärkerer Temperaturanstieg möglich sein könnte, relevant. Frostperioden ändern sich Der Temperaturanstieg führt ebenfalls zu einem geringeren Schneeanteil in tiefen und mittleren Lagen. Durch die Erwärmung erfolgt eine Verschiebung des letzten Spätfrostes. Da sich aber auch der Beginn der Vegetationsphase verschiebt, wird sich das Frostrisiko pflanzenspezifisch unterschiedlich entwickeln. Starkregenereignisse und Trockenperioden nehmen zu 48 Die Jahresniederschlagssumme bleibt in etwa konstant, wobei nördlich des Alpenhauptkamms im Westen mit einer leichten Zunahme und südlich des Alpenhauptkamms und im Osten mit einer leichten Abnahme zu rechnen ist. Das ganze Jahr hindurch ist von einer Zunahme der Niederschlagsintensität auszugehen. Während der Sommermonate muss von einer Verlagerung der Niederschläge ins Winterhalbjahr ausgegangen werden, die Wahrscheinlichkeit von extremen sommerlichen Trockenperioden wird zunehmen. In Kombination mit neuen Temperaturmaxima von mehr als 40 °C im Flachland könnten direkte Hitzeschäden bei Pflanzen auslöst werden. Es gibt auch einige Anzeichen dafür, dass die Niederschlagsvariabilität von Jahr zu Jahr im Sommer zunehmen wird. Also generell eher deutlich trockenere Sommer, aber dazwischen immer wieder „verregnete― Sommer. Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Aufgrund der Zunahme der Niederschlagsintensität und des Rückgangs der Schneedecke ist mit einen Abnahme der Infiltration des Niederschlags in den Boden zu rechnen. Gleichzeitig erfolgt durch den Temperaturanstieg und durch die Verlängerung der Vegetationsperiode eine Zunahme der Transpiration. Gemeinsam mit der generellen Niederschlagsabnahme im Sommer muss daher zeitweilig mit einer starken Abnahme des Bodenwassergehaltes und damit erhöhtem Trockenstress gerechnet werden. Wassergehalt des Bodens nimmt ab Neben den meteorologischen Faktoren muss der direkte (Dünge-)Effekt des CO2-Anstiegs – ein höherer CO2-Gehalt führt zu Änderungen in der Nettoprimärproduktion – bei der Beurteilung der Auswirkungen des Klimawandels auf die Biodiversität mitberücksichtigt werden. Die klimatischen Veränderungen werden zu räumlichen und jahreszeitlichen Änderungen in der Biosphäre führen. Sowohl die Migrationsgeschwindigkeit als auch die Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel und die Nutzung des CO2Düngeeffekts hängt von der jeweiligen Pflanzenart ab. Daher muss davon ausgegangen werden, dass sich die bestehenden Ökosysteme durch das artspezifische Verhalten verändern werden. Neben dem Einwandern invasiver Neobiota muss auch mit dem Auftreten neuer Tierkrankheiten und Pflanzenschädlinge gerechnet werden. 3.2.3 Ökosysteme werden sich verändern Vulnerabilitätsabschätzung des Aktivitätsfeldes Natürliche Ökosysteme und Biodiversität Das Aktivitätsfeld Natürliche Ökosysteme und Biodiversität ist primär durch steigende Temperaturen, Änderung des Niederschlagregimes und Zunahme extremer Wetterereignisse betroffen. Dies führt zur Verschiebung von Verbreitungsgebieten, zum Verlust von Lebensräumen, zu phänologischen Veränderungen, zur Einwanderung von Neobiota, zu vermehrtem Schädlingsbefall. Die Natur kennt keinen statischen Zustand, sie unterliegt einem stetigen Wandel. Der Klimawandel wird jedoch einen zeitlich sehr viel kürzeren Anpassungsdruck bzw. eine Veränderung der Ökosysteme mit sich bringen, die aller Wahrscheinlichkeit nach das Anpassungspotenzial vieler biologischer Systeme übersteigen werden. Damit wird die Vielfalt von Arten, Lebensgemeinschaften und Ökosystemen generell gefährdet. Das Ausmaß der zukünftigen Effekte wird einerseits von Amplitude und Veränderungsgeschwindigkeit wichtiger Klimaparameter, andererseits wesentlich von der Vulnerabilität und der Anpassungsfähigkeit der betroffenen Arten und Lebensräume abhängen. Neben den geänderten klimatischen Faktoren können bereits bestehende anthropogene Belastungen (z. B. erhöhter Nährstoffeintrag, Schadstoffbelastung, Fragmentierung der Landwirtschaft, Entwässerungsmaßnahmen, Einschleppung neuer Tier- und Pflanzenarten durch den globalen Handel und Verkehr) den Anpassungsdruck noch verstärken. Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Anpassungspotenzial wird überfordert Stressfaktoren sind vielfältig 49 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse 3.2.3.1 Abbauprozesse werden verändert Gefahr durch Krankheitserreger/ Parasiten steigt geändertes Reproduktionsverhalten kann tödlich sein komplexe Zusammenhänge sind wenig bekannt schon geringe Temperaturzunahme wirkt letal Temperaturanstieg Selbst wenn nur ein Umweltparameter betrachtet wird, sind die denkbaren Auswirkungen einer Klimaänderung äußerst komplex. So wirkt eine erhöhte Temperatur einerseits auf die Pflanzen direkt, andererseits aber auch auf die Qualität des Bodens und die Aktivität der Mikroorganismen im Boden. Dies zieht zum Beispiel Veränderungen beim Abbau des Laubstreus durch die Bodenorganismen nach sich, was in weiterer Folge die Nährstoffsituation im Boden und damit die Standortbedingungen beeinflusst. Ein verändertes Temperaturregime kann auch die Empfindlichkeit bzw. Belastung durch Krankheitserreger und Parasiten erhöhen. Einerseits können neue Arten und Krankheiten auftreten, andererseits können Massenvermehrungen insbesondere von Schädlingen auftreten. Das vermehrte Auftreten von Schädlingen beeinflusst wiederum weitere Tierarten, die in ökologischer Beziehung zu diesen stehen, wie z. B. Vögel, die sich von (Schädlings-)Raupen ernähren. Dadurch ausgelöste Veränderungen in der Population einer Vogelart können weit reichende Folgen für das Konkurrenzgefüge und das Artenspektrum mit sich bringen (z. B. hinsichtlich der Fressfeinde der Vögel). Zusätzlich zu diesen direkten und indirekten Effekten kommen Auswirkungen der verschobenen Phänologie11 dazu. Die Lebensabläufe von Pflanzen und Tieren sind artspezifisch an ihre Umweltbedingungen angepasst. Änderungen des Klimas können in komplexer und wahrscheinlich regional sehr unterschiedlicher Weise in Nahrungsketten und das Reproduktionsverhalten von Tieren eingreifen (PAMPUS 2005). So kann z. B. ein zeitiges Schlüpfen von Tagfalterarten im Vorfrühling einen früheren Entwicklungsbeginn bewirken. Sind die entsprechenden Futterpflanzen jedoch noch nicht vorhanden, kann ein zu frühes Schlüpfen zu Nahrungsmangel führen und letztendlich sogar das lokale Aussterben von Arten bedeuten (KROMP-KOLB & GERERSDORFER 2003). Die Komplexität der Wirkungen und Wechselwirkungen zahlreicher Faktoren auf allen Ebenen von Ökosystemen erschweren Prognosen zum Verhalten von Arten und Lebensräumen unter dem Klimawandel. Allerdings lassen sich schon heute viele wahrscheinliche Reaktionsmuster abschätzen. Wissensdefizite herrschen besonders bei der Untersuchung komplexer Phänomene, die den Einfluss mehrerer Faktoren und Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Arten oder Organismengruppen bearbeiten. Hier wird ein dringender Forschungsbedarf festgestellt. Ab einer Temperaturzunahme von ca. 2 °C wird ein massiver Umbau von vielen Lebensgemeinschaften erwartet (UNFCCC, 2010) Bei einer globalen Erwärmung von 2 bis 3 °C über dem vorindustriellen Niveau weisen weltweit im Durchschnitt zwischen 20 und 30 % der höheren Pflanzen- und Tierarten ein erhöhtes Aussterberisiko auf – je nach Region sind es zwischen 1 % und 80 % (FISCHLIN et al. 2007). 11 Unter Phänologie werden periodisch wiederkehrende Wachstums- und Entwicklungserscheinungen von Pflanzen und Tieren verstanden. 50 Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse 3.2.3.2 Verschiebung von Arealgrenzen Die Arealgrenzen von Arten sind nicht festgelegt sondern dynamischen Veränderungen unterworfen. Verschiebungen sind nur innerhalb der ökologischen Leistungsfähigkeit einer Art möglich. Ein entscheidender Faktor für das Vorkommen einer Tier- oder Pflanzenart an einem bestimmten Standort ist das Makroklima. Dieses beeinflusst direkt die Überlebensfähigkeit von Arten und indirekt – über die Steuerung biologischer Phänomene – die Fitness von Arten. Eine Änderung des Klimas bedeutet auch eine Änderung der möglichen Verbreitung für die Organismen. Eine Population kann sich bei einer Veränderung der Umweltbedingungen entweder anpassen oder dem sich ändernden Klima folgen, ansonsten wird sie – wenngleich oft mit einer gewissen Verzögerung – aussterben. Können Organismen durch Abwanderung auf veränderte Lebensbedingungen reagieren, bestehen gute Aussichten für ein Überleben, solange ausreichend geeignete Standorte in der Umgebung vorhanden sind. Die zunehmende Fragmentierung der Landschaft und die Zerstörung geeigneter Habitate stellen hier jedoch einen erschwerenden, zusätzlichen Faktor dar (KROMPKOLB & GERERSDORFER 2003). Eine hohe Temperaturtoleranz begünstigt die Anpassung an den Klimawandel, für kalt-stenotherme12 und warmstenotherme13 Arten wird sie jedoch erschwert. Besonders diese Arten sind von einer Klimaänderung betroffen. Eine Verschiebung von Verbreitungsgebieten in kühlere Regionen, aber auch entlang von Höhen- und Feuchtegradienten wurde in Mitteleuropa in den letzten Jahren durch zahlreiche Studien dokumentiert (z. B. GRABHERR et al. 2010, PAULI et al. 2007, MELCHER 2010, PAMPUS 2005). Bei einem Anstieg der Jahresmitteltemperatur um 1 °C wird im Durchschnitt eine Verschiebung der Vegetationszonen um etwa 100 bis 150 km polarwärts bzw. um 100 bis 150 Höhenmeter angenommen. Die Verbreitungsgrenzen fast aller Arten hängen mehr oder weniger stark von der Temperatur ab. Ausschlaggebend sind jedoch nicht nur die Durchschnittstemperaturen, sondern Extremtemperaturen wie Kaltlufteinbrüche im Winter spielen ebenfalls eine wesentliche Rolle. Nimmt z. B. die Wahrscheinlichkeit für Kaltlufteinbrüche ab, so kann dies wesentlich die Erschließung neuer Areale begünstigen (KÖRNER 2007). Temperaturspezialisten sind besonders gefährdet Arealgrenzen verschieben sich bereits ab 1 °C Entscheidend für das Potenzial zum Ausweichen in bislang unbesiedelte Gebiete sind die Durchlässigkeit von Landschaften und die Ausbreitungskapazität einer Spezies. Arten mit einer eingeschränkten Fähigkeit zu Wandern bzw. die durch geografische Hindernisse (Gebirge, Gewässer) oder fehlende Vernetzung von Biotopen in ihrer Migration beschränkt sind, sind stärker durch den Klimawandel bedroht. Grundsätzlich gelten auch alle Ökosysteme, die für ihre Entwicklung eine lange Zeitdauer benötigen, als gefährdet (HOFFMANN 1995). die Profiteure des Klimawandels Eine Schlüsselrolle beim Überlebenskampf spielt die Ausbreitungsgeschwindigkeit. Studien zeigen, dass es manchen Arten nicht gelingt, rechtzeitig potenziell besiedelbare Standorte zu erreichen. Zudem zeigen neuere Arbeiten (z. B. MCLACHLAN et al. 2005, PEARSON 2006, SVENNING & SKOV 2007), dass die „Migrationsraten― bisher eher überschätzt wurden. Ferner wird die Ausbreitung Geschwindigkeit der Migration ist entscheidend 12 kalt-stenotherm: Bezeichnung für Arten, die nur in einem engen Bereich niedriger Temperaturen existieren können 13 warm-stenotherm: Bezeichnung für Arten, die nur ein einem engen Bereich warmer Temperaturen existieren können. Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 51 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse häufig durch die Fragmentierung der Landschaft behindert. Beispielsweise stößt die Migration von Hochgebirgspflanzen in vertikaler Richtung in alpinen Gebieten an ihre Grenzen. Durch die Aufwärtsverschiebung der Zonen werden früher oder später die höchsten Berggipfel erreicht (DIRNBÖCK et al. 2010). Durch unterschiedliche Wandergeschwindigkeiten wird es zu veränderten Artenzusammensetzungen und damit zu neuen Konkurrenzsituationen kommen. Vom Klimawandel profitieren vor allem wärmeliebende Generalisten, anpassungsfähige und anspruchslose Arten, die neue Lebensräume schnell erschließen können. Dazu zählen insbesondere einjährige und durch den Menschen verbreitete Pflanzen (z. B. Neobiota). Viele Pflanzenarten mit langsamen Migrationsraten und von isolierten Standorten werden der Verschiebung der Standortbedingungen nicht folgen können (WITTING & NAWARTH 2000). hohe Vulnerabilität für sensible Arten und Feuchtgebiete Von einer hohen Vulnerabilität ist für seltene Arten (Rote Liste-Arten), Arten mit einem engen ökologischen Toleranzbereich sowie kälte- und feuchtigkeitsliebende Arten auszugehen. Die Verschiebung der Artenareale wird einen tiefgreifenden Einfluss auf die Artenanzahl und die Artenzusammensetzung in Lebensgemeinschaften und Biotopen haben. Langfristig wird es durch unterschiedliche Wandergeschwindigkeiten zu veränderten Artenzusammensetzungen in Lebensräumen kommen und damit zu veränderten Konkurrenzbedingungen. Neue, derzeit noch nicht vorhersehbare Lebensgemeinschaften können sich bilden. Unter den Biotopen sind azonale Biotope auf Sonderstandorten besonders betroffen. Dies betrifft insbesondere Feuchtgebiete. Auswirkungen auf Pflanzen Rückzug alpiner Pflanzenarten hat bereits begonnen Für den Alpenraum konnte bereits belegt werden, dass in den letzten Jahrzehnten die Areale für extreme Hochlagenarten abgenommen haben, während sich die Areale für Arten aus unteren Höhenlagen vergrößert haben. Dies führt vorerst bei einer nur geringen Erwärmung zu einer vorübergehenden Zunahme der Diversität durch das Höhersteigen der neu hinzukommenden Arten. Der Lebensraum nivaler Arten wird sich bei einer weiteren Erwärmung zusätzlich einengen und extreme Hochlagenarten könnten aufgrund fehlender Ausweichmöglichkeiten früher oder später aussterben. Für den Gletscher-Hahnenfuß (Ranunculus glacialis) und das Alpen-Mannsschild (Androsace alpina) ist dieser Rückzug bereits dokumentiert (GRABHERR et al. 2010, PAULI et al. 2007). Auswirkungen auf Tiere Neozoa breiten sich weiter aus Auch im Bereich der Fauna ist mit der Verschiebung von Verbreitungsarealen und der Ausbreitung wärmeliebender Arten sowie von nicht-heimischen Tieren (Neozoen) zu rechnen. Mobile Tierarten, die auch größere Barrieren überwinden können, können prinzipiell auf Veränderungen ihrer Lebensräume schneller reagieren als wenig mobile Arten wie Amphibien und Reptilien. Insbesondere für Vögel, Schmetterlinge, Libellen und Heuschrecken, die als besonders mobil gelten, liegen bereits Untersuchungen hinsichtlich ihrer Arealverschiebungen vor (DOYLE & RISTOW 2006). 52 Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Vögel sind in der Lage, sich rasch an ändernde Umweltbedingungen durch Zuoder Abwanderung anzupassen. Natürliche klimatische Schwankungen haben deshalb schon immer zu Änderungen in der Artenzusammensetzung geführt (ZBINDEN et al. 2007). Der Klimawandel stellt einen zusätzlichen Faktor dar, der die bereits bestehenden Einflussfaktoren wie z. B. die Landnutzung und damit einhergehende Habitatveränderungen verstärkt. Bereits heute reagieren verschiedene Vogelarten auf den Klimawandel mit einer Verschiebung ihrer Verbreitungsgebiete und/oder mit einer Anpassung der Phänologie ihrer Lebenszyklen (WORMWORTH 2006). Der Teil der in Mitteleuropa brütenden wärmeliebenden Vogelarten dehnt derzeit sein Verbreitungsgebiet Richtung Norden, Nordwesten und Westen aus (BURTON 1995). Vogelarten des Hochgebirges werden von steigenden Temperaturen besonders negativ betroffen sein. Insbesondere alpine Arten wie der Schneefink (Montifringilla nivalis), die Alpenbraunelle (Prunella collaris) oder der Bergpieper (Anthus spinoletta) gelten bei einem weiteren Temperaturanstieg und einer längeren Vegetationsperiode als hoch vulnerabel. Da diese Arten ihre Brutgebiete auf Bergwiesen oder Schuttfluren meist in Höhenstufen ab 1.600–1.800 m Seehöhe haben, könnte ein Ansteigen der Waldgrenze durch Erwärmung oder eine Veränderung der Almwirtschaft zu einem Zurückdrängen dieser Arten in höhere Bergstufen und dadurch zu einer Schrumpfung ihrer Areale führen (KROMPKOLB & GERERSDORFER 2003). Bis Ende des 21. Jahrhunderts werden bei Vögeln potenzielle Arealverschiebungen von bis zu 550 km prognostiziert, die mit einem durchschnittlichen Arealverlust von 20 % einhergehen (EEA 2008). Etwa 25 % aller Vogelarten in Europa sind laut einer Modellstudie vom Aussterben durch den Klimawandel bedroht (THOMAS et al. 2004). Weltweit gelten ca. 20 % aller Vogelarten durch den Wandel der Lebensräume als gefährdet (JETZ et al. 2007) Vögel ändern ihr Verbreitungsgebiet alpine Vogelarten sind besonders gefährdet europaweit ist ¼ aller Vogelarten bedroht Durch die Erwärmung sind bei wirbellosen Tieren Arealausweitungen bzw. Arealverschiebungen nach Norden und in höhere Lagen zu erwarten. Insbesondere flugfähige Insektenarten mit rascher Generationsfolge können bei höheren Durchschnittstemperaturen in neue Höhenstufen vordringen. Als limitierender Faktor bei der Ausbreitung nach Norden und in höhere Lagen sind kalte Winter zu nennen, da Insekten frostempfindlich sind. Insekten erobern neue Höhenstufen Das Weinhähnchen (Oecanthus pellucens), die Gottesanbeterin (Mantis religiosa) und die Wespenspinne (Argiope bruennichi) sind wärmeliebende Arten, die derzeit in Mitteleuropa eine deutliche Arealausweitung zeigen. Profiteure der Klimaänderung In Österreich ist das Weinhähnchen vor allem aus den pannonisch und illyrisch beeinflussten Gebieten in den östlichen und südlichen Bundesländern Niederösterreich, Wien, Burgenland und Steiermark bekannt. Das Weinhähnchen ist eine thermophile, an stark durchsonnte Lebensräume gebundene Grillenart, die sich vor allem in krautiger Vegetation sowie höher wüchsigen Stauden und Gebüschen aufhält (SACKL & ZECHNER 1999). 2004 wurden auch erste Funde aus Kärnten gemeldet (DERBUCH & FRIEß 2004). Seit den 1970-er Jahren ist eine Ausbreitung der Gottesanbeterin zu beobachten. Für dieses Insekt konnte in den letzten Jahren in der Steiermark eine deutliche Steigerung der Individuenzahl, eine Ausdehnung des Verbreitungsgebietes nach Nordwesten und eine markante höhenmäßige Ausdehnung festgestellt werden. Derzeit ist die Verbreitung der Gottesanbeterin für Niederösterreich, Wien, Burgenland, Steiermark, Vorarlberg, Oberösterreich und Kärnten dokumentiert. Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 53 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse hohe Vulnerabilität durch Schädlinge & Krankheitserreger der Maiszünsler ist im Vormarsch Borkenkäfer treten in Massen auf Fischregionen verschieben sich 54 Grundsätzlich ist zu erwarten, dass Insekten, die ein relativ hohes Reproduktionspotenzial und eine hohe Mobilität aufweisen, durch die Ausweitung bzw. Verlagerung ihres Ausbreitungsgebietes rasch auf klimatische Veränderungen reagieren können. Daher ist der Ausbreitungsdynamik von Insekten im Zusammenhang mit Klimaänderungen eine erhöhte Aufmerksamkeit zu widmen. Insekten können als Überträger von Krankheitserregern fungieren sowie in der Land- und Forstwirtschaft große Schäden mit hohen wirtschaftlichen Ertragseinbußen verursachen. Die Ausbreitung und die Erschließung neuer Areale durch Insekten kann daher für die Aktivitätsfelder Gesundheit sowie Land- und Forstwirtschaft eine hohe Vulnerabilität mit sich bringen. (Siehe auch Vulnerabilitätsabschätzung Gesundheit sowie Vulnerabilitätsabschätzung für die Landwirtschaft und Forstwirtschaft in HAAS et al. 2008) Eine Ausbreitung klimatisch limitierter Schädlinge wie des Maiszünslers (Ostrinia nubilalis) oder von Borkenkäfer-Arten konnte in den letzten Jahren beobachtet werden. Der Maiszünsler ist ein bedeutender Schädling im Feld- bzw. Feldgemüsebau, insbesondere an Mais, der hohe Ernteverluste verursachen kann. In Mitteleuropa entwickelt der Schmetterling derzeit zumeist nur eine Generation pro Jahr. In warmen Jahren läuft die Entwicklung jedoch rascher ab, sodass noch im Sommer die Falter einer zweiten Generation schlüpfen. Vor allem in trockenwarmen Jahren kann es zum Massenauftreten durch Maiszünsler kommen. Hohe Temperaturen und vor allem eine hohe relative Luftfeuchtigkeit erweisen sich für Falter und Eier als besonders günstig, während kühle und feuchte Witterung besonders für die Jungraupen ungünstig ist (KROMP et al. 2006). Die Familie der Borkenkäfer umfasst mehrere der gefährlichsten Schädlinge in der Forstwirtschaft. Es gibt unterschiedliche Borkenkäferarten, die auf verschiedene Baumarten spezialisiert sind. Die gefährlichsten Borkenkäfer sind der Buchdrucker (Ips typographus) und der Kupferstecher (Pityogenes chalcographus), die beide die Fichte befallen. Massenvermehrungen von Borkenkäfern traten in den vergangenen Jahrzehnten gehäuft auf. Auslöser waren jeweils Sturmereignisse oder ausgeprägte Trockenperioden. Im Jahr 2005 verursachten Borkenkäfer den bis dato größten Schaden: Mit ca. 2,5 Mio. Festmeter Schadholzmengen wurde ein Wert erreicht, der in Österreich seit dem Beginn der Erfassung der Borkenkäfer-Schäden (ab 1945) noch nie verzeichnet worden war (Quelle: www.waldwissen.net). Höhere Wassertemperaturen als Folge des Klimawandels werden zu einer längszonalen Verschiebung der Fischregionen in Fließgewässern führen. Die Wassertemperatur prägt Fische in allen Lebensstadien. Als wechselwarme Lebewesen nutzen Fische unterschiedliche, für die Art und das Entwicklungsstadium passende Temperaturbereiche und Habitate, die für die Entwicklung der Populationen essenziell sind (SCHEURER et al. 2009, MELCHER & SCHMUTZ 2010). Eine Fischregion charakterisiert sich über ein bestimmtes Artenspektrum, das sich unter natürlichen Bedingungen entsprechend einer bestimmten Längszonierung einstellt. Der Oberlauf eines Gewässers stellt die Forellenregion dar, die sich in einen oberen und unteren Teil (Epi- & Metarhithral) gliedert. Daran schließt die Äschenregion (Hyporhithral, unterer Teil des Oberlaufes) an. Der Mittel- und Unterlauf gliedert sich in Barbenregion (Epipotamal) und Brachsenregion (Metapotamal). Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Studien belegen eine Zunahme der Wassertemperatur innerhalb der letzten 30 Jahre (MATULLA et al. 2007, DOKULIL 2009). Neben klimatischen Faktoren trägt auch die Einleitung von Kühlwässern aus Kraftwerksanlagen zum Temperaturanstieg bei, was die Situation weiter verschärft. steigende Wassertemperatur beeinflusst Gewässer Klimaänderungen führen auch zur Beeinflussung weiterer, die Fischfauna prägender Faktoren wie z. B. das Abflussgeschehen, Änderungen des Feststoffhaushalts sowie die hydromorphologische Dynamik der Gewässer. Bei einer anhaltenden Erwärmung ist davon auszugehen, dass sich kälteliebende Fischarten wie die Bachforelle (Salmo trutta fario) und die Äsche (Thymallus thymallus) in die Oberläufe zurückziehen werden (MATULLA et al. 2007, SCHEURER et al. 2009). Dem flussaufwärtigen Ausweichen sind jedoch durch weitere Ansprüche der Arten – etwa an die Größe der Gewässer wie z. B. bei der Äsche – oder durch Verbauungen oder natürliche Barrieren Grenzen gesetzt. Eine Verschiebung der Arten ist bereits zu beobachten. So konnte z. B. für die Traun gezeigt werden, dass in den letzten 30 Jahren das Vorkommen der Äsche stark zurückging. Demgegenüber haben Populationen des wärmeliebenden Aitels (Squalis cephalus) stark zugenommen (MELCHER et al 2009). Eine weitere Studie konnte für die Mur und die Ybbs einen statistisch signifikanten Anstieg der Wassertemperaturen zwischen 1976 und 2001 nachweisen. Auch zukünftig wird trotz starker jahreszeitlicher Schwankungen mit einer Fortsetzung des Trends gerechnet (SCHMUTZ et al. 2004). Veränderung der Fischzönosen hat bereits begonnen Die Änderung der Artenzusammensetzung kann temporär zu einer größeren Artenvielfalt führen, weil es zu einer Koexistenz der „alten― und „neuen― Arten kommt. Allerdings ist längerfristig mit einem Verschwinden jener Arten zu rechnen, für die die klimatischen Bedingungen immer ungeeigneter werden. So kann ein Extremereignis wie z. B. eine Hitzewelle in Zusammenhang mit einer fehlenden Ausweichmöglichkeit zu einem plötzlichen Verschwinden solcher Arten führen. Veränderungen in Mittel- und Unterläufen der Gewässer werden geringer ausfallen, da in diesen Bereichen bereits temperaturtolerantere Arten beheimatet sind. Begünstigt werden generell karpfenartige Fische sowie kleinwüchsige Fischarten. Barbe (Barbus barbus) und Aitel (Leuciscus squalis) kommen mit höheren Wassertemperaturen wesentlich besser zurecht als kälteliebende Fische (z. B. Forellen). Mit zunehmender Wassertemperatur finden sie mehr geeignete Habitate vor (MELCHER et al. 2009). Die langfristige Entwicklung der Artenzusammensetzung deutet auf eine Homogenisierung der Zönosen in Gewässern hin. Das bedeutet, dass sich die Fischpopulationen in den unterschiedlichen Gewässerabschnitten in ihrer Artenzusammensetzung zukünftig stärker ähneln werden (MELCHER 2010). In Summe bedeuten die Effekte für die einzelnen Gewässerabschnitte eine Abnahme kälteliebender (v. a. Salmoniden) und eine Zunahme wärmeliebender Arten (v. a. Cypriniden). Für die Fischerei stellen jedoch insbesondere die Gewässer kälteliebender Arten die attraktivsten und ökonomisch bedeutenden Gewässer dar, deren Rückgang wird daher auch einen deutlichen ökonomischen Verlust nach sich ziehen. Insbesondere für die Forellen- und die Äschenregion wird eine hohe Vulnerabilität angenommen. Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 hohe Vulnerabilität für Forellen- und Äschenregion 55 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse 3.2.3.3 alpine und aquatische Biotope sind besonders betroffen Amphibien sind durch Trockenstress massiv bedroht Verlust von Lebensräumen und Arten Prinzipiell ist davon auszugehen, dass alle Ökosysteme Veränderungen erfahren werden. Besonders der alpine Raum, aber auch Gewässer und Feuchtgebiete werden von den Auswirkungen besonders betroffen sein. Diese bieten einer Vielzahl spezialisierter Tier- und Pflanzenarten Lebensraum. Viele von ihnen sind bereits heute stark gefährdet. Dieser Rückgang kann sich durch höhere Temperaturen und dadurch verursachte zunehmende Trockenheit oder häufiger werdende extreme Dürre beschleunigen. Moore können austrocknen, kleine Seen und Fließgewässer periodisch trocken fallen. Damit verbunden sind mögliche Lebensraumverluste für spezialisierte Arten. Amphibien nehmen einen wichtigen Platz im natürlichen Nahrungskreislauf ein. Sie ernähren sich von wirbellosen Tieren und dienen ihrerseits vielen Tierarten als Nahrung. Als wechselwarme Organismen sind sie auf geeignete klimatische Verhältnisse besonders angewiesen. Amphibien benötigen aufgrund ihrer wasserdurchlässigen Haut, die keine nennenswerte Barriere für Verdunstung oder Sonneneinstrahlung darstellt, generell feuchte Habitate, Feuchtgebiete oder Gewässer. Zunehmende Trockenheit, ein Rückgang von Feuchtgebieten oder periodisches Trockenfallen von sonst permanent wasserführenden Gewässern kann alle Amphibienarten beeinflussen und zu lokalem Aussterben von Arten führen (PAMPUS 2005). Ein Zusammenhang zwischen Dürren und dem Rückgang von Amphibien konnte bereits gezeigt werden (KAGARISE & MORTON 1993). Amphibien sind hoch vulnerabel Ihr Bestand ist bereits durch Biotopverluste und die Zerschneidung der Landschaft stark zurückgegangen, der Klimawandel stellt einen zusätzlichen Gefährdungsfaktor dar, daher gelten Amphibien als hoch vulnerabel. Vulnerabilität der Reptilien ist nicht einschätzbar Die meisten Reptilienarten Mitteleuropas sind wärmeliebend, womit der Klimawandel sich für diese Gruppe auch günstig auswirken könnte. Um Aussagen über das jeweilige Gefährdungspotenzial tätigen zu können, sind die spezifischen Habitatansprüche der Reptilienarten zu berücksichtigen (PAMPUS 2005). Eine Einschätzung der Vulnerabilität ist aufgrund unzureichenden Wissens derzeit nicht möglich. Gefährdungskriterien für alpine Wildtiere Manche große Wirbeltierarten wie Vögel – z. B. Schneehühner (Gattung Lagopus) und Birkhuhn (Lyrurus tetrix) – oder Säugetiere wie das Gams- und Steinwild sind an das Leben in den Hochlagen angepasst. Bei einem allgemeinen Anstieg der Waldgrenze aufgrund der Klimaerwärmung und einem regionalen Rückgang der Almbewirtschaftung verringert sich der Lebensraum dieser Wildtierarten massiv. Durch das Entstehen suboptimaler Habitate kommt es bei diesen Wildtieren zum Verschwinden einzelner Populationen, zur Verarmung genetischer Ressourcen, zur Schwächung der Abwehrkräfte und damit auch vermehrt zu einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionskrankheiten und Parasitosen (z. B. Endoparasitosen, Räude, Gamsblindheit). Als weitere Folge kommt es zu einer Abnahme der Stückzahlen in einzelnen Populationen sowie zur Ausbildung kleinerer Rudel in bewaldeten Gebieten mit dem Nebeneffekt einer verlängerten Brunft und damit einer zusätzlichen Schwächung vor allem der Böcke. Durch das mögliche Absinken mancher Populationen unter die sog. „kritische Bestandsgröße― resultiert eine kurz- bis mittelfristige Auflösung von Beständen sowie möglicherweise eine Inzuchtdepression infolge der „Verinselung― von Populationen. 56 Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Beispielhaft für einen u. a. mit Klimafaktoren zusammenhängenden Krankheitsausbruch kann ein Seuchenzug von Gamsblindheit (vorwiegend durch Fliegen übertragene infektiöse Keratokonjunktivitis) in den Niederen Tauern angeführt werden: Im Jahr 2006 wurden in den Bezirken Murau, Judenburg und Liezen über 80 Erkrankungsfälle gemeldet;bis Ende November/Anfang Dezember konnten Insekten selbst in höheren Regionen beobachtet werden. Dies zeigt, dass die infektionsgefährdete Zeit klimatisch bedingt deutlich verlängert war (PAULSEN 2008). Für alpine Arten wird bei einer weiteren Erwärmung eine hohe Vulnerabilität angenommen. hohe Vulnerabilität alpiner Arten Arten oder Populationen mit kleinem oder inselartigem Verbreitungsgebiet sind ebenso als besonders empfindlich einzustufen. Ein klimawandelbedingtes Aussterben einzelner Populationen kann zu einem erheblichen Verlust der genetischen Vielfalt führen. Eine Verarmung des Genpools stellt eine zusätzliche Belastung dar und kann die Anpassungsfähigkeit einer Art zusätzlich schwächen (HILL et al. 2006). genetische Vielfalt geht verloren Europäische Prognosen gehen insgesamt von einem Artenverlust in Höhe von 30–50 % bis 2080 aus. (THUILLER et al. 2005). Bei den als besonders empfindlich eingestuften Gebirgspflanzenarten gelten in Europa bereits jetzt 60 % als bedroht (EEA 2008). Weltweit schwanken die Gefährdungsanalysen für die vom Klimawandel bedrohten Arten je nach Szenario zwischen 15–37 % (THOMAS et al. 2004). Für österreichische Endemiten der Hochlagen ist der Lebensraumverlust selbst bei moderatem Klimawandel extrem (DIRNBÖCK et al. 2010). prognostizierte Artenverluste sind alarmierend 3.2.3.4 Veränderte Lebensbedingungen Der Klimawandel wird nicht nur zum Verlust und zur Verschiebung von Verbreitungsgebieten führen, sondern auch grundlegend die Lebensbedingungen, aber auch die Interaktionen zwischen den Arten verändern. Die Anpassung an veränderte Klimabedingungen passiert auf Artebene und nicht auf der Ebene ganzer Lebensgemeinschaften. Man nimmt an, dass künftige Lebensgemeinschaften sich deutlich von den heutigen unterscheiden werden. Teilweise dürften neuartige Ökosysteme entstehen, die erhebliche Änderungen in der Artenzusammensetzung aufweisen werden. Dies kann in weiterer Folge zu Änderungen der Interaktionen zwischen den Arten führen (Konkurrenten, Fressfeinde etc.). Das Wissen hierzu ist derzeit noch dürftig (FISCHLIN et al. 2007). neue Ökosysteme entstehen Flora und Fauna werden durch höhere Temperaturen, Änderungen im Niederschlagsgeschehen sowie durch eine erhöhte Konzentration von CO2 in der Atmosphäre in unterschiedlicher Art und Weise beeinflusst. Durch Klimaänderungen induzierte Veränderungen in der Physiologie, Phänologie oder in der Verbreitung einzelner Arten beeinflussen auch die Wechselbeziehungen mit anderen Arten (HUGHES 2000). Auswirkungen auf die Vermehrung In Gewässern führen ein verändertes Abflussgeschehen und höhere Lufttemperaturen zu erhöhten Wassertemperaturen. Diese haben maßgeblichen Einfluss auf die Reproduktion vieler aquatischer Arten. Meist weist vor allem das Eistadium einen engeren Temperaturtoleranzbereich auf. Überleben die Eier, so führen wärmere Wassertemperaturen zu einem verfrühten Schlüpfen von Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 57 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Larven. Ob und wie sich das Futterangebot für Larven ändert ist nicht bekannt. Kommt es zu vermehrten Hochwässern im Winter und im Frühjahr betrifft dies besonders die ersten Entwicklungsstadien. Hochwässer können die Laichgruben von Fischen zerstören und zum Absterben der Eier führen (SCHEURER et al. 2009). Ein höherer Abfluss im Frühjahr setzt die besonders empfindlichen Lebensstadien einer größeren Schwebstofffracht aus. Dies kann zu Verletzungen und Verstopfungen an Kiemen führen. Eine intensive Landwirtschaft in der Nähe des Gewässers kann die Einschwemmung von Feinsedimenten zusätzlich begünstigen. Ferner können erhöhte Wassertemperaturen auch das Auftreten von Krankheiten fördern (MELCHER 2010). hohe Vulnerabilität für Fische Für Fische ist insbesondere im Oberlauf durch veränderte Umweltbedingungen von einer hohen Vulnerabilität auszugehen. Insekten vermehren sich rascher Steigende Temperaturen werden auch die Entwicklungsgeschwindigkeit von Insekten erhöhen, damit verbunden kann es auch zu Veränderungen im Stoffwechsel und im Energiehaushalt kommen. In überdurchschnittlich warmen Vegetationsperioden können sich mehr Generationen ausbilden, was zu einem starken Populationswachstum führen kann. Vulnerabilität von Säugern ist derzeit nicht einschätzbar Auch bei Säugetieren sind die Reproduktionsphase und die Zeit der Jungenaufzucht besonders kritische Phasen für das Überleben und die Entwicklung. Während dieser Zeit muss geeignete Nahrung in ausreichender Qualität und Menge vorhanden sein. Klimatische Veränderungen können hier zu Synchronisationsproblemen zwischen den Tieren, deren Verhalten und ihrer Umwelt (Phänologie der Vegetation) führen (KROMP-KOLB & GERERSDORFER 2003). Spezielle Untersuchungen für Österreich liegen hierzu nicht vor. Die Vulnerabilität ist daher aufgrund unzureichenden Wissens derzeit nicht eindeutig einschätzbar. Auswirkungen auf Zugvögel Der Vogelzug hat sich vor allem im Zusammenhang mit den im Jahresverlauf wechselnden Bedingungen und der damit verbundenen Verfügbarkeit von Nahrung entwickelt. Viele Vogelarten aus den gemäßigten oder arktischen Breiten ziehen daher zum Überwintern in besser geeignete Gebiete. Im Zusammenhang mit dem Klimawandel sind für eine Reihe von Zugvögeln unter anderem die Verfrühung der Durchzugszeiten, der Ankunft im Brutgebiet und des Brutbeginns, Veränderungen anderer Brutparameter oder auch Veränderungen des Brutareals nachgewiesen worden. Diese jahresperiodischen Veränderungen können weltweit beobachtet werden und betreffen Vogelarten mit unterschiedlich langen Zugstrecken sowie Männchen und Weibchen trotz geschlechtsspezifischer Zugzeiten gleichermaßen (HÜPOPP et al. 2008). die Zugzeiten werden kürzer 58 Nordamerikanische Kurzstreckenzieher, die im Süden der USA überwintern, kommen heute im Schnitt um 13 Tage früher an als noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (BUTLER 2003). Ähnliche Resultate ergeben sich auch anhand von Langzeituntersuchungen in Europa. Bei vielen Zugvögeln verändern sich bereits die Zugzeiten – insbesondere bei Kurz- und Mittelstreckenziehern – durch einen späteren Wegzug im Herbst und einer zeitigeren Rückkehr im Frühjahr (JENNI & KERY 2003). So kehren beispielsweise Mehlschwalben heute etwa zehn Tage früher aus Nordafrika in ihre mitteleuropäischen Brutgebiete zurück. Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Manche Zugvogelarten überwintern sogar immer öfter hierzulande und verzichten auf den Zug in wärmere Gefilde. Dieses Verhalten zeigen u. a. Star (Sturnus vulgaris), Stieglitz (Carduelis carduelis), Zilpzalp (Phylloscopus collybita) und Kiebitz (Vanellus vanellus). Bei einigen Arten nimmt die Zugdistanz ab, so dass sie zunehmend näher an ihrem Brutgebiet überwintern. Eine deutliche Verkürzung der Zugstrecken konnte bei Graugans (Anser anser) und Kormoran (Phalcocorax phalcocorax) beobachtet werden. Ein Beispiel für die Wahl eines neuen Winterquartiers und die Entwicklung einer neuartigen Zugrichtung liegt bei der Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla) vor. Während diese Vogelart bislang ausschließlich im Mittelmeerraum und in Afrika überwinterte, zieht nunmehr ein Teil der mitteleuropäischen Population auf die Britischen Inseln. Dieses neuartige Verhaltensmuster hat sich innerhalb von nur 30 Jahren entwickelt (BERTHOLD 1997, 1998). Zugvögel, deren Zugverhalten stärker genetisch fixiert ist, erzielen z. T. einen nachlassenden Bruterfolg. Möglicherweise kommt es zu einer so genannten Desynchronisation zwischen dem Brutzyklus der Vögel und der Verfügbarkeit von Nahrung (Insekten) während der Jungenaufzucht. Beispiele hierfür sind Fitis (Phylloscopus trochilus) oder Trauerschnäpper (Ficedula hypoleuca). Es ist davon auszugehen, dass hier eine hohe Vulnerabilität gegeben ist. Anpassungsfähige Arten profitieren vom Klimawandel auf Kosten hoch spezialisierter und weniger robuster Arten. Dies gilt generell beim Verhältnis von Standvögeln gegenüber Zugvögeln. Standvögel wie Meisen und Kleiber brüten heute deutlich früher und besetzen dadurch die besten Bruthabitate noch bevor die ziehenden Arten zurückgekehrt sind. Außerdem hat die Wintersterblichkeit bei den Standvögeln durch mildere Winter abgenommen, was ein weiterer Nachteil für die Zugvögel ist (PAMPUS 2005, KROMP-KOLB & GERERSDORFER 2003, BERTHOLD 1998.). 3.2.3.5 auch die Zugdistanzen verringern sich spezialisierte Vogelarten sind hoch vulnerabel Profiteure des Klimawandels Phänologische Veränderungen Auswirkungen auf Pflanzen Die Phänologie befasst sich mit den verschiedenen im Jahresablauf periodisch wiederkehrenden Wachstums- und Entwicklungserscheinungen bei Pflanzen und Tieren und den ihnen zugrunde liegenden Mechanismen. Für Pflanzen sind bestimmte Entwicklungsphasen definiert, die Indikatoren für bestimmte jahreszeitliche Abläufe sind und markante Wachstumsphasen mit unterschiedlichen Umweltansprüchen, Empfindlichkeiten, Reaktionsmustern und Organausbildungen darstellen. Die Entwicklung wird maßgeblich durch klimatische Einflüsse der Temperatur bestimmt. Lange phänologische Beobachtungsreihen zeigen, dass Pflanzen auf die Veränderungen ihrer atmosphärischen Umwelt vor allem in mittleren und höheren Breiten der nördlichen Hemisphäre bereits deutlich reagieren. In den letzten 30–50 Jahren verfrühte sich in Europa die Blattentfaltung und Blüte von Frühjahrsblühern um 1–3 Tage. Der Zeitraum zwischen Blüte und Fruchtreife ist während der letzten Jahrzehnte deutlich geschrumpft, da die Fruchtreifephasen ihre Eintrittszeiten rascher nach vorne verschoben haben, als die Blühphasen (SCHEIFINGER et al. 2007). Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Pflanzen reagieren bereits 59 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Vegetationsperioden verlängern sich Ausgehend von Beobachtungen wird mit einer mittleren Beschleunigung der Phänologie von 2,5 bis 6 Tagen pro 1 °C Erwärmunggerechnet. Eine Temperaturzunahme um 1 °C in Frühjahr bedingt ein um ca. eine Woche früheres Einsetzen der Blüte von Hasel oder Kirsche (www.zamg.ac.at). Der frühere Vegetationsbeginn führt auch zu einer Verlängerung der Vegetationsperiode, in Österreich in den letzten 30 Jahren im Schnitt um 10,5 Tage (EITZINGER et al. 2009). Auswirkungen auf Tiere phänologische Trends sind erkennbar Beim Verhalten der Tiere ist der Zusammenhang bzw. die Abhängigkeit vom Wetter/Klima nicht so eindeutig bestimmbar, da hier auch verschiedene andere Aspekte eine Rolle spielen und Tiere zudem mobiler sind als Pflanzen. Phänologische Trends zeigen sich vor allem bei den Frühjahrsaktivitäten (z. B. früheres Brüten von Vögeln, frühere Ankunft von Zugvögeln, früheres Erscheinen von Schmetterlingen, frühere Laichrufe bei Amphibien, …) Auswirkungen auf Interaktion Nahrungsbeziehungen sind gefährdet Phänologische Veränderungen haben auch Folgen für die Nahrungsbeziehungen in der Natur (trophische Interaktion). Beispielsweise sind die Raupenstadien verschiedener Schmetterlingsarten auf frisch entfaltete Blätter bestimmter Bäume als Nahrungsquelle angewiesen (FORKNER et al. 2008). Dies liegt im Wesentlichen an der Blattqualität, die sich im Verlauf der Vegetationsperiode verändert (z. B. Blatthärte und chemische Zusammensetzung der Blätter). Die Populationsgröße der Insekten ist also stark davon abhängig, dass in der Zeit, in der sie fressen, junge Blätter verfügbar sind. Kommt es im Rahmen des Klimawandels zu einer Verlagerung entscheidender phänologischer Ereignisse (z. B. Blattentfaltung und Schlupf der Raupen), kann diese Nahrungsbeziehung gestört oder sogar zerstört werden – mit erheblichen Folgen für die Schmetterlingspopulation. 3.2.3.6 Rasche Ausbreitung mobiler Arten – Neobiota So wie der Klimawandel allgemein wärmeliebende Pflanzen konkurrenzfähiger macht, können auch wärmeliebende Neobiota gefördert werden. In den letzten Jahrhunderten, und ganz besonders in den letzten Jahrzehnten, im Zeitalter erhöhter Mobilität und des globalen Warenverkehrs, sind natürliche Ausbreitungsbarrieren durchlässig geworden. Zahlreiche Pflanzen- und Tierarten werden vom Menschen in andere Gegenden transportiert, sei es unabsichtlich oder beabsichtigt. Als Neobiota werden Arten bezeichnet, die direkt oder indirekt vom Menschen nach 1492 in ein bestimmtes Gebiet eingebracht wurden. Man unterscheidet „Neophyten― (neu eingebrachte Pflanzenarten), „Neozoen― (neu eingebrachte Tierarten) und „Neomyzeten― (neu eingebrachte Pilzarten). Manche dieser Neobiota können einheimische Arten verdrängen, Struktur und Funktion von Ökosystemen nachhaltig verändern und große wirtschaftliche und medizinische Probleme mit sich bringen. Die Etablierung von Neobiota kann erhebliche Folgen für die Biodiversität nach sich ziehen und zwar auf allen Ebenen der ökologischen Vielfalt. 60 Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Bereits vorhandene Neobiota können sich in einem wärmeren Klima mit veränderter Geschwindigkeit ausbreiten und zwar auch in Ökosystemen, in denen sie bislang nicht konkurrenzfähig waren (ESSL & RABITSCH 2002). Kritisch ist die Ausbreitung von Neobiota in seltenen Biotopen, insbesondere in Naturschutzgebieten, wo die Verdrängung von ohnehin bereits bedrohten Arten und Pflanzengesellschaften zu befürchten ist. Neobiota verdrängen heimische Arten Neobiota können zu erheblichen land- und forstwirtschafltichen Schäden, aber auch zu Gesundheitsschäden beim Menschen führen (siehe Aktivitätsfeld Gesundheit). Eine besondere Rolle bei der Ausbreitung kommt vermutlich Städten zu. Die wärmeren Innenstädte weisen bereits jetzt einen höheren Anteil an gebietsfremden wärmeliebenden Arten auf als ihr Umland. Diese können daher zukünftig vermehrt Ausbreitungszentren für Neobiota werden (DOYLE & RISTOW 2006). Grundsätzlich wird durch die Ausbreitung von Neobiota von einer hohen Vulnerabilität für die Biodiversität und Ökosysteme ausgegangen. 3.2.3.7 Fazit – Aktivitätsfeld Natürliche Ökosysteme und Biodiversität Das Aktivitätsfeld Natürliche Ökosysteme und Biodiversität ist daher generell durch eine überwiegend hohe Vulnerabilität gekennzeichnet. Es wird jedoch auch bei rascher Inangriffnahme von Anpassungsmaßnahmen für eine erhebliche Anzahl von Arten und Ökosystemen mit einer mäßigen bis hohen Vulnerabilität gerechnet. Das Aktivitätsfeld weist enge Bezüge zu fast allen übrigen Sektoren auf, da sich Maßnahmen aus anderen Sektoren und Bereichen massiv – sowohl positiv als auch negativ – auswirken können, dies gilt aber auch umgekehrt. Ziel muss es daher sein, bereits bei der Planung von Maßnahmen in anderen Sektoren mögliche Synergien und Konflikte mitzudenken und bei der Formulierung mit einzubeziehen. 3.3 3.3.1 hohe Vulnerabilität durch Neobiota generell besteht eine hohe Vulnerabilität Aktivitätsfeld Verkehrsinfrastruktur Einleitung Zuverlässige und sichere Infrastrukturen sind wesentlich für das Funktionieren einer Volkswirtschaft. Als „kritisch― werden Infrastrukturen oder Teile davon bezeichnet, die eine wesentliche Bedeutung für die Aufrechterhaltung wichtiger gesellschaftlicher Prozesse haben und deren Störung oder Zerstörung schwerwiegende Auswirkungen auf die Gesundheit, Sicherheit, das wirtschaftliche und soziale Wohl der Bevölkerung oder die effektive Funktionsweise von Regierungen bedeuten würde (EK 2005). Auch die Verkehrsinfrastruktur gilt als „kritisch―, da von ihrem Funktionieren zahlreiche wirtschaftliche und gesellschaftliche Funktionen abhängen. Sie zählt zu den wesentlichen Schlüsselfaktoren, die zum Wohlstand und zur Wirtschaft eines Landes beitragen (BMVIT 2007). Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 „kritische“ Infrastrukturen 61 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Verkehrsinfrastruktur ist besonders klimaanfällig Zur Verkehrsinfrastruktur eines Gebietes zählen alle Verkehrswege, ihre räumliche Ausdehnung, Vernetzung und die dazugehörigen baulichen und technischen Einrichtungen. Wichtige Verkehrsinfrastrukturen mit langer Lebensdauer wie Autobahnen, Eisenbahnstrecken, Wasserstraßen, Flughäfen, Häfen und Bahnhöfe, deren Betrieb und die entsprechenden Verkehrsmittel sind in großem Ausmaß durch klimatische Faktoren beeinflussbar.. Diese können die Sicherheit, Effizienz (Wirtschaftlichkeit) und Pünktlichkeit des Verkehrs deutlich beeinträchtigen. Der Alpenraum wird aufgrund seiner exponierten Lage (Hanglagen, Täler) und der erwarteten häufigeren und extremeren Wetterereignisse besonders betroffen sein (CIPRA 2010). Ein temporärer Ausfall oder Behinderungen können etwa zu nachhaltig wirkenden Versorgungsengpässen, zu erheblichen Störungen der öffentlichen Sicherheit, zur Behinderung von Pendlerströmen, oder beispielsweise zu Lieferausfällen bzw. -verzögerungen (speziell bei „Just-in-Time-Lieferungen―) führen. Schäden an Infrastruktureinrichtungen verursachen hohe Reparaturkosten und insgesamt hohe volkswirtschaftliche Schäden. Auswirkungen des Klimawandels und notwendige Anpassungsmaßnahmen gewinnen daher zunehmend an Bedeutung. Klimawandel schon bei der Planung mitberücksichtigen eng vernetzte Verkehrsinfrastruktur beachten das österreichische Verkehrsnetz ist dicht gewebt 62 Nach Ansicht der Europäischen Kommission ist die Anpassung existierender Verkehrsinfrastrukturen an Klimaänderungen bei gleichzeitiger Gewährleistung ihres kontinuierlichen und sicheren Betriebs erforderlich. Dies werde hohe zusätzliche Investitionen erforderlich machen. Zukünftig soll nach dem Willen der Kommission bereits bei der Planung neuer Verkehrsinfrastrukturen und der dazu erforderlichen Transportmittel die Klimasicherheit im Vordergrund stehen (EK 2007, 2009). Durch die grundlegende Bedeutung der Verkehrsinfrastruktur für die Gesellschaft und die Wirtschaft eines Landes besteht ein enger Bezug zu anderen Bereichen – insbesondere Schutz vor Naturgefahren und Katastrophenschutz, Raumplanung, Bauen/Wohnen, Tourismus, Wasserwirtschaft, E-Wirtschaft, Land- und Forstwirtschaft, Gesundheit etc. Diese enge Vernetzung ist bei der Konzeption, Planung und Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen zu berücksichtigen. Österreich verfügt über ein dichtes Straßen- und Eisenbahnnetz, das sich allerdings unterschiedlich entwickelt. Während eine kontinuierliche Zunahme an Straßenkilometern zu verzeichnen ist, ist bei den Schienenstrecken in den letzten Jahren teilweise ein Schrumpfen festzustellen – und dieser Trend hält an. Die Gesamtlänge des österreichischen Straßennetzes beträgt derzeit 110.206 km (BMVIT 2010), wobei das hochrangige Straßennetz (Autobahnen, Schnellstraßen) eine Länge von 2.145 km aufweist. Das österreichische Schienennetz umfasst derzeit eine Länge von rund 5.700 km mit fast 1.000 Bahnhöfen und Haltestellen (ÖBB 2010). Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse 3.3.2 Klimaszenarien für Österreich – Aktivitätsfeld Verkehrsinfrastruktur Der in Österreich zu erwartende Temperaturanstieg führt zu einer starken Zunahme der Hitzebelastung im Flachland und hier speziell in den urbanen Regionen, wo eine Verstärkung durch den Stadteffekt erfolgt. Während der Sommermonate ist zusätzlich mit einer Abnahme der Niederschlagshäufigkeit und einer Zunahme der Sonnenscheindauer zu rechnen. Zusätzlich wird die Häufigkeit von Trockenperioden steigen und sich die Wahrscheinlichkeit für langanhaltende Hitzewellen erhöhen. Durch das Erreichen neuer Temperaturmaxima mit mehr als 40 °C in den Flachlandbereichen Österreichs und die lange Andauer der Hitzeperioden muss grundsätzlich mit Materialerhitzungen gerechnet werden, die derzeit in Österreich nicht vorkommen. Aber nicht nur im Flachland sondern auch in allen Höhenstufen der Alpen wird es durch die generelle Erwärmung und ungestörte Sonneneinstrahlung während sommerlicher Schönwetterperioden zu einer stärkeren thermischen Beanspruchung der (Bau)materialien kommen. Materialerhitzungen sind zu erwarten Bei den hochalpinen Infrastruktureinrichtungen könnte der Rückgang des Permafrostes punktuell zu Problemen führen: Im Permafrost verankerte Infrastruktureinrichtungen können gelockert oder Infrastruktureinrichtungen durch Massenbewegungen (Steinschlag, Rutschungen, Muren) aus Permafrostregionen gefährdet werden. Permafrostrückgang führt zu Massenbewegungen Bei Hochwasser ist mit einer Verlagerung des Hochwasserrisikos in den Winter und Frühling zu rechnen, jedoch ist eine generelle Aussage über die Veränderung des Hochwasserrisikos für ganz Österreich zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich. Hingegen ist das ganze Jahr hindurch mit einem Anstieg der Niederschlagsintensität zu rechnen. Dadurch dürfte sich die Wahrscheinlichkeit für kleinräumige Überflutungen und Murenabgänge erhöhen. Die Zunahme der Niederschlagsintensität sollte neben potenziellen Schäden auch bei der Dimensionierung der Wasserabführung von Fahrbahnen berücksichtigt werden. Starkniederschläge führen zu Hochwassergefahr Durch den Temperaturanstieg ist zwar generell mit einer Abnahme der Schneedecke in mittleren und tiefen Lagen zu rechnen, das Risiko von extrem starken Schneefällen bis ins Flachland verringert sich damit jedoch nicht. Die Zunahme der Niederschläge und der Niederschlagsintensität im Winterhalbjahr könnte die Schneemengen sogar erhöhen. Zwar sollten die Aufwendungen für den Winterdienst (Schneeräumung, Streusalz etc.) insgesamt geringer werden, die Ressourcenvorhaltung für Intensiveinsätze wird sich in den nächsten Jahrzehnten allerdings kaum verringern. In Höhenlagen über 1.800 m muss generell von einer Zunahme der Schneemenge ausgegangen werden, was eine erhöhte Gefahr von Lawinen aus diesen Hochgebirgsregionen mit sich bringt. höhere Schneemengen im Hochgebirge Belastbare Aussagen bezüglich zukünftiger Sturmhäufigkeit sind derzeit noch nicht möglich. Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 63 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse 3.3.3 Vulnerabilitätsabschätzung des Sektors Verkehrsinfrastruktur Das Aktivitätsfeld Verkehrsinfrastruktur ist primär durch folgende Klimawandelfolgen betroffen: Steigende Durchschnittstemperaturen und Temperaturmaxima Zunahme extremer Wetterereignisse (Hitzeperioden, Starkniederschläge, Hagel und Stürme) noch unklar Erhöhte Niederschlagsintensität Zunahme an Überschwemmungen (Hoch- wasser) Permafrostrückgang Zunehmende Gefahr von Massenbewegungen wie Steinschlag, Rutschungen, Muren, Lawinen Trockenperioden Zunehmende Gefahr von Wald- und Flächenbränden Naturgefahren bedrohen die Verkehrsinfrastruktur Generell ist anzumerken, dass die Verkehrsinfrastruktur vor allem durch Starkniederschläge und weitere extreme Wetterereignisse sowie davon ausgelöste Naturgefahren gefährdet ist. Unter Naturgefahren werden definitionsgemäß Hochwässer, Murgänge, Rutschungen, Lawinen, Steinschläge und Felsstürze bezeichnet. (INTERPRAEVENT 2009). Mögliche Auswirkungen reichen von kleineren Beschädigungen bis hin zur vollständigen Zerstörung von Infrastruktureinrichtungen. Naturgefahren prägen den Lebensraum in Österreich seit Beginn der Geschichte, deren Auswirkungen sind für den österreichischen Alpenraum von steigender Relevanz. Dies ist unter anderem auch auf die anhaltende Ausbreitung des Siedlungsraums und daraus resultierende höhere potenzielle Gefahren und Schadenssummen zurückzuführen (PICHLER 2010). Generell werden sich die Veränderungen der klimatischen Bedingungen durch eine tendenziell stärkere Abnutzung der Infrastruktur, eine daraus resultierende kürzere Lebensdauer und erhöhte Erhaltungskosten bemerkbar machen. Schäden an der Infrastruktur wirken sich auf den operativen Bereich aus. Häufigere Verzögerungen im Verkehr verursachen nicht nur Kosten im Straßen- und Eisenbahnbereich sondern erstrecken sich auch insbesondere auf die Wirtschaft (HOFFMANN et al. 2009). Die erwarteten Auswirkungen stellen veränderte Ansprüche an Planung, Errichtung, Bewirtschaftung und Nutzung der Verkehrsinfrastruktur dar, aber auch an die Ausbildung der einschlägig tätigen Fachleute. Im vorliegenden Kapitel wird speziell die unmittelbare Betroffenheit von Verkehrswegen und -anlagen, Betriebsgebäuden und Leitsystemen beleuchtet. Bearbeitet werden schwerpunktmäßig die Verkehrsbereiche Straßen- und Schienenverkehr sowie Schifffahrt. Die Nutzung von Verkehrsinfrastruktur wird insofern behandelt, als sich durch den erwarteten Klimawandel und die veränderten Komfortbedingungen die Ausstattung und Ausgestaltung von Verkehrsmitteln, Betriebsgebäuden und Verkehrsflächen (z. B. Installation von Klimaanlagen und Beschattungseinrichtungen) verändern wird. wenig Daten sind verfügbar 64 Für Österreich liegen bis dato wenig konkrete Forschungsergebnisse vor, die sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Verkehrsinfrastruktur befassen. Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse 3.3.3.1 Temperaturanstieg und Zunahme von Hitzetagen Auswirkungen auf Straßenoberflächen Hitzeperioden führen grundsätzlich zu hohen Oberflächentemperaturen an Straßenbelägen und einer stärkeren thermischen Belastung der Baumaterialien (SAVONIS et al. 2008, RECKIEN et al. 2009). Grundsätzlich können sowohl Betonals auch Asphalt-Beläge bei länger anhaltenden Temperaturen in Mitleidenschaft gezogen werden. In der Literatur finden sich Angaben für Schäden am Asphalt ab Temperaturen von 32 °C (TRB 2008). Die Fahrbahnoberflächen können sich beträchtlich aufheizen –Beton auf über 50 ° bis 70 °C und Asphalt auf bis zu 80 °C (Pressemeldung ÖAMTC 20, Juli 2007). Dadurch kann sich der Straßenbelag aufweichen und es entstehen Risse, Spurrinnen oder Aufwölbungen, die wiederum die Entstehung von Schlaglöchern nach sich ziehen können. Beton hält der Hitze prinzipiell besser stand als Asphalt. Allerdings dehnen sich Betondecken durch länger anhaltende hohe Temperaturen aus und können sich heben. Pressemeldungen und die Unwetterberichte der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) berichten in den Sommermonaten regelmäßig von Behinderungen bzw. von Straßensperren aufgrund von Hitzeperioden. So sind z. B. für den Juli 2010 Behinderungen auf der Südautobahn, der Südosttagente oder der Westautobahn dokumentiert.14 Im Juni 2006 waren Abschnitte der Südautobahn in der Steiermark vorübergehend unpassierbar, da sich durch die Hitze Betonplatten bis zu 15 cm gehoben haben (ZAMG 2006). Die A12 musste im Juli 2009 wegen der hitzebedingten Hebung von Fahrbahnteilen ebenfalls vorübergehend gesperrt werden (ZAMG 2009). Je nach Art der Verkehrsinfrastruktur ist die Vulnerabilität unterschiedlich, eine einheitliche Einstufung ist daher nicht möglich. Durch die Verwendung angepasster Baustoffe kann insbesondere für den Neubau die Vulnerabilität als gering bis mäßig eingestuft werden. Beim Bestand ist durch die extrem hohe Systemträgheit die Vulnerabilität als hoch einzustufen; bei der periodischen Sanierung sind Anpassungsmaßnahmen möglich, sodass hier von einer mäßigen bis geringen Vulnerabilität ausgegangen werden kann. Schäden durch heiße Fahrbahnoberflächen Vulnerabilität muss unterschiedlich bewertet werden Auswirkungen auf Schienen Hohe Temperaturen und intensive Sonneneinstrahlung können auch zu Verformungen an Schienen (sog. Gleisverwerfung) führen, welche die Gefahr von Zugentgleisungen erhöhen (u. a. RSSB 2003, SAVONIS et al. 2008, TRB 2008, DOBNEY et al. 2009). Die Temperaturangaben in Bezug auf Gleisverwerfungen sind unterschiedlich. Laut TRB treten Verformungen bei Lufttemperaturen ab 43 °C auf (TRB 2008). Für lückenlos verschweißte Gleise liegen Aussagen vor, wonach erste Verformungen bei 70 °C Schienentemperatur auftreten (VAN 1996). Für Schienen gelten unter anderem schwankende Temperaturen oder einzelne heiße Tage im Frühjahr als belastend. Streckenabschnitte im Wechsel zwischen Sonne und Schatten sowie kurvige Bereiche sind bei hohen Temperaturen einem erhöhten Risiko für Schienenverformungen ausgesetzt (TRB 2008, 14 Hitze führt zu Gleisverwerfungen Quelle: http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20070720_OTS0080/oeamtchitzeschaeden-auf-oesterreichs-strassen-reparatur-teams-im-dauereinsatz; http://www.oe24.at/oesterreich/chronik/Heftige-Unwetter-nach-Gluthitze-Wetter-HitzeAussichten-Prognose/1498187; Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 65 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse LINDGREN et al. 2009). So hat beispielsweise der Hitzesommer 2003 in Großbritannien zu rund hundert hitzebedingten Schienenverformungen geführt, in der Schweiz traten Verwerfungen um 50 % häufiger als in einem Durchschnittssommer auf (MACROECENOMICA LIMITED 2006, OCCC 2007). Auch in Österreich wurde bereits des Öfteren von hitzebedingten Gleisverwerfungen berichtet. So kam es beispielsweise im Juli 2007 zu Unterbrechungen auf der Mühlkreisbahn in Oberösterreich zwischen Rottenegg und Aigen-Schlägl.15 Auch in der Steiermark sind z. B. auf der Murtalstrecke im Sommer 2006 Gleisverwerfungen aufgetreten.16 Vulnerabilität ist gering, aber für Altbestände nicht einschätzbar Die Vulnerabilität wird nach derzeitigem Wissensstand für Hochgeschwindigkeitsstrecken aufgrund der weiteren Kurvenradien und der stabilen Bauweise als gering eingeschätzt. Auch für die Schieneninfrastruktur gilt, dass Anpassungsmaßnahmen beim Neubau relativ einfach möglich sind und daher die Vulnerabilität als gering eingestuft wird. Für bestehende, insbesondere ältere Nebenstrecken wird eine Betroffenheit vermutet; eine exakte Abschätzung der Vulnerabilität ist aufgrund fehlender Daten und Untersuchungen derzeit nicht verlässlich möglich. Auswirkungen auf Brücken und elektrische Anlagen Mögliche Effekte auf Brückenkonstruktionen durch thermische Expansionen sind nicht auszuschließen. Hitzebedingte Materialschäden und Verformungen können Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit mit sich bringen. Anhaltende Hitze birgt auch die Gefahr der Überhitzung von elektronischen Anlagen, wodurch sich das Ausfallsrisiko erhöht. Dies kann z. B. Ampelanlagen oder Signalanlagen betreffen, was wiederum die Verkehrssicherheit beeinträchtigen kann (LINDGREN et al. 2009). Auswirkungen auf urbane Siedlungsgebiete gesundheitliche Probleme durch Hitzestress Klimatisierungen in Verkehrsmitteln optimieren Vor allem in dicht bebauten Siedlungsbereichen führt eine verstärkte Hitzebelastung im Sommer zu Verschlechterungen des Komfortniveaus auf Verkehrswegen sowie auch in Verkehrsmitteln und in der Folge zu gesundheitlichen Belastungen (Hitzestress, erhöhte Hitzemortalität, siehe auch Aktivitätsfeld Gesundheit). Die sommerliche Überhitzung kann vor allem in versiegelten städtischen öffentlichen Räumen mit fehlender Verschattung durch Bäume oder Arkaden prekär werden. Zahlreiche Maßnahmen, wie z. B. das Öffnen der Fenster in den städtischen Betriebsmitteln, sind durch die gesetzlichen Auflagen so eingeschränkt, dass sie nicht mehr wirksam sind. Die gesteigerte Zunahme an Klimaanlagen in öffentlichen Verkehrsmitteln stößt im Nahverkehr bereits heute an die Leistungsgrenzen und erhöht den Strombedarf im Sommer zusätzlich. Das bis Ende 2011 laufende Forschungsprojekt EcoTram zielt darauf ab, die Heizungs-, Klimaund Lüftungssysteme von Straßenbahnen zu optimieren.17 Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sind nicht nur als Beitrag zum Klimaschutz zu sehen, sondern können auch einen wertvollen Beitrag zur Optimierung der Kühlung bei sommerlichen Hitzeperioden liefern. 15 16 17 66 http://ooe.orf.at/stories/208660/ http://steiermark.orf.at/stories/124979/ Quelle: http://www.tuwien.ac.at/aktuelles/news_detail/article/6449/ Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Klimaanlagen in Pkw gelten mittlerweile als Standard, wobei die derzeit gängigen Kältemittel jedoch als hoch klimaschädlich gelten. Die zusätzliche Klimabelastung beträgt nach Berechnungen des deutschen Umweltbundesamtes 7 Gramm CO2 pro gefahrenen Kilometer.18 Ein Umstieg auf umweltschonende Kältemittel ist dringend anzuraten (LUHMANN & REH 2004, DUH 2007, DUH & VCD 2010). umweltschonende Kältemittel einsetzen Um die Vulnerabilität zu reduzieren sind Maßnahmen zur Umgestaltung der Straßenräume ins Auge zu fassen. Insbesondere „Rückbaumaßnahmen― großzügig dimensionierter Fahrbahnflächen zugunsten von Baumpflanzungen können das Kleinklima verbessern. Straßen rückbauen, Bäume pflanzen Höhere Temperaturen können auch zu einer verminderten Konzentrationsfähigkeit bei Autofahrerinnen und Autofahrern führen. Diese fällt ab 35 °C markant ab, während die Aggressionsbereitschaft vor allem im Stau zunimmt. Verstärkt wird dies durch mangelnde Flüssigkeitszufuhr. Während sommerlicher Hitzeperioden konnte eine Zunahme der Unfallhäufigkeit festgestellt werden (MAHAM19 MADZADEH & BIEBELER 2009, RECKIEN et al. 2009, Die PRESSE 13.07.2010 ). Unfälle nehmen zu Auswirkungen auf Bahnreisende Auch die Belastbarkeit von Klimaanlagen in Zügen ist angesichts prognostizierter Temperaturzunahmen zu diskutieren. Die Ausfälle der Klimaanlagen in den deutschen ICE-Zügen im Sommer 2010 haben die hohe Verwundbarkeit aufgezeigt (FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG, 15. Juli 201020). Auch für Österreich sind Defekte bzw. Ausfälle von Klimaanlagen nicht auszuschließen. Ausfall von Klimaanlagen in Zügen Fazit – Auswirkungen auf VerkehrsteilnehmerInnen Eine verlässliche Einschätzung der Vulnerabilität hinsichtlich der Verkehrssicherheit und der Komfortbedingungen ist aufgrund des derzeitigen Wissensstandes nicht zulässig. Besonders in urbanen Räumen wird jedoch für die VerkehrsteilnehmerInnen eine mäßige und für Risikogruppen wie ältere Personen und Kinder eine hohe Vulnerabilität vermutet, sofern nicht rechtzeitig Maßnahmen zur Sicherung des Komforts in den Verkehrsmitteln und den Haltestationen getroffen werden. hohe Vulnerabilität für Ältere und Kinder Auswirkungen auf Begleitvegetation Die größere Hitze kann auch eine Gefahr für die Vegetation entlang von Schienen und Straßen bedeuten. So ist das Auftreten von Böschungs- und Waldbränden im angrenzenden Straßen-/Schienenbereich durch länger anhaltende Trockenperioden nicht auszuschließen. Darüber hinaus können durch die Zerstörung der Vegetation an Hängen und Böschungen bei darauffolgenden Nie- 18 19 www.klimaktiv.de, 4. November 2010 Quelle: http://diepresse.com/home/panorama/oesterreich/580911/Aggressive-Autofahrerund-mehr-Rettungseinsaetze 20 Quelle: http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479E9E76425072B196C3/Doc~E3C0005CBA60C4D5 DBF72540CAAEC5A8D~ATpl~Ecommon~Sspezial.html Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 67 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse derschlagereignissen Rutschungen auftreten (TRB 2008, LINDGREN et al. 2009). Generell kann eine längere Vegetationsperiode Auswirkungen auf die Begleitvegetation haben: Veränderte Standortbedingungen können zu einer verringerten Standfestigkeit führen, eine dichtere Vegetation kann einen höheren Wurzeldruck auf die Infrastruktur ausüben und so Schäden verursachen. Eine verstärkte Vegetationskontrolle erscheint daher notwendig (NOLTE 2008, DOGS 2009). 3.3.3.2 positive Effekte für die Verkehrsinfrastruktur Abnahme von Frosttagen Eine Erhöhung der Temperaturen im Winter kann sich positiv auf die Verkehrsinfrastruktur auswirken: Weniger Frosttage können zu verringerten Straßenbelagsschäden durch Schnee, Eis und Frost (TRB 2008), aber auch zu geringeren Eislasten auf Brücken führen. Durch eine verminderte Glatteisbildung kann sich auch die Unfallgefahr reduzieren (RECKIEN et al. 2009). Daraus resultieren ein verminderter Arbeitsaufwand und geringere Kosten für den Winterdienst. Eine Studie für Wien geht davon aus, dass sich bei einer weiteren Erwärmung der Winterdienst von derzeit fünf Monaten auf die Dezember, Jänner und Februar reduzieren wird (CLEMENTSCHITSCH 2008). Für den Alpenraum liegen dazu keine Untersuchungen vor. Für die Bahninfrastruktur ist mit weniger Materialschäden, einer geringeren Vereisung auf Gleisen, Weichen und Oberleitungen zu rechnen. Dadurch erhöht sich die Lebensdauer der Infrastruktur (TRB 2008, HOFFMANN et al. 2009). 3.3.3.3 Abschmelzen destabilisiert den Untergrund Permafrostrückgang Eine mögliche Gefahr für den Infrastrukturbereich geht vom Schmelzen des Permafrostes im alpinen Raum aus. Dadurch kann es zu einer zunehmenden Instabilität des Untergrundes kommen. Die Folgen wären verstärkte Massenbewegungen (insbesondere Steinschlag- und Felssturzprozesse in steilen Felsflanken sowie Rutschungen), was eine zunehmende Gefährdung von Straßen und Bahntrassen in höheren Lagen, von Wanderwegen, Kletterrouten, Schipisten und von Schiliften und Seilbahnen bedeutet. Auch in den österreichischen Alpen sind in den letzten Jahren zunehmend Probleme im Zusammenhang mit dem Rückgang des Permafrostes aufgetreten. So wurde der Absturz einer Stützmauer auf der Schwarzen Schneid im Schigebiet von Sölden (Ötztaler Alpen) im August 2006 darauf zurückgeführt. Durch diesen Vorfall wurde das Thema Permafrost und Naturgefahren einer breiteren Öffentlichkeit bewusst. Ein weiteres Problem sind Setzungserscheinungen im Untergrund, die an Gebäuden oft beträchtliche Schäden verursacht haben. Betroffen sind vor allem Schutzhütten, aber auch Bergrestaurants und andere Einrichtungen (KRAINER 2007) (siehe auch Aktivitätsfeld Bauen und Wohnen). 68 Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Für Österreich liegt keine gesamthafte Darstellung der Permafrostverteilung vor. Diese wurde bis dato nur in wenigen Regionen (z. B. Hohe Tauern) kleinräumig erhoben und modelliert. Grundsätzlich kann – je nach Lage und Exposition in den Alpen – bereits oberhalb der natürlichen Waldgrenze mit Permafrost gerechnet werden (u. a. KRAINER 2007). Die Projekte permalp.at21 (2008–2011) und das laufende Alpine Space Projekt PermaNET (Permafrost Monitoring Network)22 zielen darauf ab, die aktuelle Permafrostverbreitung zu erfassen und die zukünftige Entwicklung als Basis für Handlungsempfehlungen und künftigePlanungsentscheidungen zu verwenden. Dies kann die Vulnerabilität deutlich reduzieren. Nach derzeitigem Wissensstand werden Regionen in höheren Lagen als mäßig, regional auch als hoch vulnerabel angesehen. 3.3.3.4 Trockenperioden Nicht nur Wasserüberschuss sondern auch Trockenheit kann Schäden verursachen. Durch eine Zunahme von Trockenperioden in den Sommermonaten sind eine Austrocknung des Bodens sowie ein Absinken des Grundwasserspiegels möglich. Dies kann zu einer Absenkung/Setzung von Infrastrukturelementen führen (RSSB 2003). Große Schäden werden insbesondere auf Lehmböden erwartet, die bei Trockenheit stark schrumpfen (RECKIEN et al. 2009). Eine vermehrte Rissbildung ist nicht auszuschließen, welche in weiterer Folge bei Starkregenereignissen die Erosion beschleunigen kann. Durch die Abnahme der Niederschlagshäufigkeit in den Sommermonaten kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich die Abflüsse insbesondere der Donau verändern und im Sommer vermehrt Niederwasserstände auftreten werden. Dies kann die Schifffahrt beeinträchtigen. Das EU-Projekt ECCONET (Effects of Climate Change On the Inland Waterway Networks23, Laufzeit 2010 bis 2012) befasst sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Binnenschifffahrt und verwandte Sektoren in Europa mit Schwerpunkt Rhein-Main-Donaukorridor. In dem Projekt werden unterschiedliche Effekte sowie mögliche Adaptionsstrategien und ihre Auswirkungen analysiert. 3.3.3.5 mäßige bis (regional) hohe Vulnerabilität Trockenheit führt zu Setzungen und Rissbildungen Niederwasser beeinträchtigt Schifffahrt Starkniederschläge Aussagen zu Niederschlägen sind – im Gegensatz zu Temperaturprognosen – mit größeren Unsicherheiten behaftet. Eine Veränderung des Niederschlagregimes und eine mögliche Zunahme von großflächigen Starkniederschlägen und intensiven lokalen Niederschlägen sowie Veränderungen der Niederschläge im Winter können weitreichende Folgen für die Verkehrsinfrastruktur mit sich bringen. Die Meldungen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) zu Unwetter- und witterungsbedingten Schäden in der Wirtschaft geben Zeugnis davon: So mussten z. B. im August 2010 die Wiener Linien den Straßenbahn-, U-Bahn- und Autobusbetrieb wegen Starkregens für eine Stunde einstellen. Nach heftigen Unwettern am 15. Juli 2010 wurde im Bezirk Wolfsberg (Kärnten) ein Straßenstück von 7 km Länge schwer beschädigt, teils zerstört. In Nüziders (Vorarlberg) wurde im August 2010 durch die Verstopfung eines Abflusses eine Bahnunterführung überflutet (ZAMG 2010). 21 Nähere Informationen: http://www.permalp.at/ 22 Nähere Informationen: http://www.permanet-alpinespace.eu 23 Nähere Informationen: http://www.via-donau.org Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 69 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Zu berücksichtigen ist auch, dass Schäden unabhängig von klimatischen Veränderungen allein durch die zunehmenden Infrastrukturwerte mit der Zeit größer werden. Lösungsstrategien sind in vielen Fällen vorhanden und müssen in einem angemessen erweiterten Umfang angewendet werden (OCCC 2007). Bodenbeschaffenheit beeinflusst Gefahrenpotenzial Die zukünftige Häufigkeit von Instabilitäten und Entwässerungsproblemen (siehe unten) ist nicht nur von der Niederschlagsmenge und -intensität abhängig. Wichtige Einflussfaktoren sind auch die Bodenfeuchte und das Wasserspeichervermögen von Böden und Lockergesteinen sowie der Wasserabfluss in nahe liegenden Gerinnen. Besonders nachteilig erweisen sich stark verdichtete Böden wie Lehm. Diese sind nur wenig wasserdurchlässig und erhöhen dadurch den Oberflächenabfluss und die Überschwemmungsgefahr (RECKIEN et al. 2009). Rutschungen und Muren Gefahr von Rutschungen und Muren nimmt zu In Regionen, die von einer Zunahme der Niederschlagsmengen und von Starkregenereignissen betroffen sind, ist mit einer höheren Bodenfeuchte zu rechnen. Daher sind in diesen Bereichen zunehmend gravitative Massenbewegungen wie Rutschungen und Muren zu erwarten. Diese können durch Änderungen von Kluft-, Strömungs- und Porenwasserdruck im Untergrund ausgelöst werden und stehen damit direkt im Zusammenhang mit meteorologischen Faktoren wie starken oder lang andauernden Niederschlägen bzw. Schneeschmelze. Diese Prozesse sind jedoch nicht ausschließlich für den hochalpinen Bereich von Bedeutung, sondern können auch viele Regionen im Voralpenraum betreffen. So treten z. B. in der Flyschzone im Wienerwald, insbesondere im Winter und Frühjahr, immer wieder Massenbewegungen (z. B. Rutschungen) auf, die in den vergangenen Jahrzehnten wiederholt bedeutende Schäden auch an der Verkehrsinfrastruktur verursacht haben. Bei einer Zunahme der winterlichen Niederschläge bzw. von Starkregenereignissen kann das Risiko für kleine Schadensereignisse – welche mitunter jedoch erhebliche Beeinträchtigungen der Verkehrsinfrastruktur mit sich bringen können – ansteigen (TERHORST et al. 2010). Überlastung der Drainage- und Kanalsysteme, Unterspülungen Starkregenereignisse können auch zu einer Überlastung der Drainage- und Kanalsysteme führen, wodurch das Risiko für Überschwemmungen auf Straßen und Schienen sowie in Tunneln und Unterführungen steigt (TRB 2008, SAVONIS et al. 2008). Die Stabilität von Böschungen und Bahndämmen kann durch Erosion und Unterspülungen gefährdet sein. Schneemengen Gefahr durch hohe Schneemengen und Lawinen 70 In Höhenlagen über der Regen-Schnee-Grenze sind infolge genereller Niederschlagszunahme im Winter speziell in der ersten Hälfte des Jahrhunderts stärkere Schneefälle zu erwarten; dies kann auch in tieferen Lagen infolge zunehmender Klimavariabilität nicht ausgeschlossen werden. Daraus resultiert eine Zunahme der Lawinengefahr (RECKIEN et al. 2009, KNOFLACHER 2010 in HAAS et al. 2010). Erhöhte Schneemengen stellen für die Infrastrukturen in einzelnen Regionen eine erhebliche Gefahr dar. Darüber hinaus werden bei intensivem Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Schneefall verstärkte Räumungsarbeiten und höhere Kosten für den Winterdienst anfallen. Insbesondere für die Bahn sind Schäden an Infrastrukturanlagen durch eine erhöhte Schneelast nicht auszuschließen. Die möglichen Auswirkungen geänderter Niederschlagsmengen sind aber insgesamt – ebenso wie die Vulnerabilität – derzeit noch schwer einschätzbar. Vulnerabilität ist derzeit nicht einschätzbar Hochwasser Im Falle von Hochwasser kann mitgeführtes Treibgut die Stabilität von Brücken beeinträchtigen. Durch zunehmende Durchfeuchtung kann es zu reduzierten Tragfähigkeitseigenschaften des Unterbaus sowohl von Straße sowie zu Instabilitäten in angrenzenden Hängen und Böschungen kommen. HochwasserTreibgut gefährdet Brücken Aufgrund der milderen Winter und dem damit verbundenen Anstieg der Schneefallgrenze sowie einer voraussichtlichen Zunahme des Niederschlags im Winter, erhöht sich das Hochwasserrisiko im Winter sowohl im Tiefland als auch im Alpenraum. Straßenzustand und Fahrsicherheit Starkregenereignisse und große Schneemengen haben nicht nur Auswirkungen auf die Infrastruktur sondern führen darüber hinaus auch zu Beeinträchtigungen der Fahrsicherheit und der Verkehrsbedingungen auf Straßen und Schienen. Fahrsicherheit wird beeinträchtigt Auswirkungen auf die Schifffahrt Die Schifffahrt ist vor allem von Schwankungen im Wasserstand betroffen. Für Österreich relevante Szenarien zeigen zwar keine räumlich und regional einheitlichen Trends für den Niederschlag, dennoch wird mit einer Verlagerung der Niederschläge vom Sommerhalbjahr ins Winterhalbjahr gerechnet. Eine Zunahme der Häufigkeit und Stärke von Hochwasserereignissen wird prognostiziert. Insbesondere durch die Verschiebung der Niederschläge in das Winterhalbjahr wird die Schifffbarkeit der Flüsse bis in den Winter hinein möglich werden. Andererseits muss bei vermehrtem Auftreten von Extremereignissen sowie von Hochwässern damit gerechnet werden, dass die Schifffahrt beeinträchtigt wird und somit auch ökonomische Einbußen zu verzeichnen sein werden. Die Auswirkungen von Trockenperioden auf die Schifffahrt werden im vorherigen Unterkapitel behandelt. Insgesamt kann auf Basis des derzeitigen Wissensstandes nicht gesichert gesagt werden, wie sich die Effekte des Klimawandels auf die Schifffahrt auswirken werden. Eine robuste Einschätzung der Vulnerabilität ist daher derzeit nicht möglich. Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Vulnerabilität ist derzeit nicht einschätzbar 71 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Fazit – Auswirkungen von Starkniederschlägen Starkregen ist für alpine Regionen hoch vulnerabel Aussagen zur Veränderung von Starkregenereignissen und mögliche Veränderungen der Hochwassergefahr sind derzeit noch mit Unsicherheiten behaftet. Aufgrund des hohen Schadenspotenzials sowohl wirtschaftlich als auch für den Einzelnen ist es zu empfehlen, vorausschauend zu agieren und sich verstärkt mit den möglichen Gefahren auseinanderzusetzen. Für einzelne alpine Täler und Regionen wird bereits jetzt eine hohe Vulnerabilität angenommen. 3.3.3.6 Gefahren durch Stürme Weitere extreme (Wetter)Ereignisse Eine besondere Gefahr geht für alle Infrastrukturbereiche zu allen Jahreszeiten von Extremereignissen, insbesondere von Stürmen, aus. Diese können Schäden an hoch ragenden Anlagen (z. B. Oberleitungen, Signale, Verkehrsschilder oder Brücken) verursachen und sich damit auf Verfügbarkeit und Sicherheit von Verkehrsträgern auswirken (DEPARTMENT FOR TRANSPORT 2005). Zudem ergibt sich ein erhöhtes Risiko durch umgestürzte Bäume sowie durch Gegenstände, die auf Fahrbahn oder Gleise geweht werden (OCCC 2007, SAVONIS et al. 2008). Dadurch besteht auch eine unmittelbare Gefahr für StraßenbenutzerInnen. Zunehmende Gewitteraktivität und Blitzschlag kann vermehrt zu Unterbrechungen der Elektrizitätsversorgung und damit zu Ausfällen oder Schäden an Signalen und elektronischer Infrastruktur führen (SAVONIS et al. 2008). Zu Hagelereignissen gibt es derzeit keine verlässlichen Angaben. Die Datenlage wird hierzu insgesamt als unzureichend beurteilt. Aussagen darüber, in welchem Ausmaß sich Extremereignisse häufen werden, sind derzeit ebenfalls noch mit Unsicherheiten behaftet. 3.3.3.7 Europäische Forschungsprojekte Auf europäischer Ebene wurde eine Reihe von Forschungsprojekten in Angriff genommen, die den Transportsektor im Kontext des Klimawandels behandeln: Das Projekt WEATHER – Weather Extremes: Impacts on Transport Systems and Hazards for European Regions (November 2009 bis April 2012)24 befasst sich mit den Auswirkungen extremer Wetterereignisse auf Transportsysteme und die dadurch verursachten Kosten. Das Projekt EWENT – Extreme Weather Impacts on European Networks of Transport (Dezember 2009 bis Mai 2012) untersucht die Sicherheit und Zuverlässigkeit des Straßen-, Schienen-, Luft- und Wasserverkehrs. Im Rahmen des Alpine Space Projektes PARAmount – Improved Accessibility: Reliability and security of Alpine transport infrastructure related to mountainous hazards in a changing climate (2009–2012)25 werden Fachkenntnisse über Naturgefahren und ihre Berührungspunkte mit dem Transportsektor im Alpenraum zur Verfügung gestellt. Auch die Verbesserung der Anbindung, der Sicherheit und Verlässlichkeit der alpinen Infrastruktur, vor allem im Hinblick auf mögliche Risiken durch den Klimawandel, sind Ziele dieses Projektes. 24 25 72 Nähere Informationen: http://www.weather-project.eu/ Nähere Informationen: http://www.paramount-project.eu/ Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Das Projekt AdaptAlp – Anpassung an den Klimawandel im Alpenraum (2008 bis 2011)26 betrachtet mögliche Auswirkungen des Klimawandels auf die Häufigkeit und Intensität von Naturereignissen und in der Folge das Naturgefahrenrisiko. In diesem Zusammenhang sollen die Erfahrungen und Methoden der Risikobewertung, der Gefahrenzonenplanung und des gesamten integralen Risikomanagements im alpinen Raum verglichen und gegebenenfalls einander angeglichen werden. 3.3.3.8 Fazit – Aktivitätsfeld Verkehrsinfrastruktur Insgesamt werden im Bereich Verkehr und der dazugehörigen Infrastruktur mögliche Auswirkungen des Klimawandels und notwendige Anpassungsmaßnahmen sowohl in der Wissenschaft als auch in der Praxis erst seit kurzem thematisiert. Ein temporärer Zusammenbruch von Hauptverkehrsverbindungen kann jedoch enorme Auswirkungen auf die regionale Wirtschaft sowie die Gesundheitsversorgung haben (Behinderung von Pendlerströmen, Ausfall von Arbeitstagen, Erreichbarkeit von Pflegebedürftigen etc.). Hier sind daher Wissensdefizite zu schließen und belastbare Anpassungsmaßnahmen zu entwickeln, um die Vulnerabilität zu reduzieren. Es wird aber davon ausgegangen, dass insbesondere für einzelne Alpentäler und Regionen eine hohe Vulnerabilität gegeben ist. Generell wird die Vulnerabilität von Teilen der Verkehrsinfrastruktur insbesondere aufgrund des Wissensdefizites – trotz hoher Unsicherheiten – als hoch eingestuft, beim Neubau können negative Auswirkungen weitgehend vermieden werden. 3.4 3.4.1 Aktivitätsfeld Bauen und Wohnen Einleitung 2006 gab es rund 1,88 Millionen Wohngebäude in Österreich, davon waren 74 Prozent Ein- und Zweifamilienhäuser, die restlichen 26 Prozent Mehrfamilienhäuser (UMWELTBUNDESAMT 2010b). Aufgrund der gebirgigen Topografie ist nur ein relativ kleiner Anteil der Fläche Österreichs für dauerhafte Siedlungen geeignet – nur ca. 38,7 % des Bundesgebietes gelten als „Dauersiedlungsraum―, wobei in dieser Angabe z. B. Flächen für Straßen und landwirtschaftliche Nutzung bereits enthalten sind (STATISTIK AUSTRIA 2008). Im alpinen Raum sind es insbesondere topografische Bedingungen wie Höhenlage und Hangneigung, die – im Zusammenspiel mit den klimatischen Bedingungen und den daraus resultierenden Wettererscheinungen – eine dauerhafte Besiedlung verhindern. Andererseits führt die Konzentration der Besiedlung in attraktiveren Gebieten dazu, dass die Bevölkerungsdichte im dauerhaft besiedelten und wirtschaftlich geprägten Raum mit rund 258 Einwohnerinnen und Einwohnern pro km2 relativ hoch ist (entspricht etwa dem 2,5-fachen der Bevölkerungsdichte für ganz Österreich) (STATISTIK AUSTRIA 2010). 26 Verkehrsinfrastruktur ist hoch vulnerabel rund 40 % Dauersiedlungsraum in Österreich Nähere Informationen: http://www.adaptalp.org/ Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 73 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Schlüsselsektor für wirtschaftliche Entwicklung vorausschauende Planung hinsichtlich Klimaänderung Das Bauwesen wird von WirtschaftsexpertInnen als einer der Schlüsselsektoren für die wirtschaftliche Entwicklung Österreichs angesehen und hat eine große Bedeutung für den Arbeitsmarkt. Für private Haushalte ist der Bereich Bauen und Wohnen inklusive Wohnungsausstattung mit ca. 24 % der Haushaltsausgaben einer der größten Ausgabenbereiche (STATISTIK AUSTRIA 2006). Das Aktivitätsfeld Bauen und Wohnen befasst sich mit der Planung, Errichtung, Bewirtschaftung und Nutzung von Gebäuden. Die Lebenserwartung von Wohnbauten beträgt rund 50 bis 100 Jahre (EGLI et al 2010 in GROTHMANN et al. 2010). Deren Planung verlangt eine vorausschauende Sicht und damit auch die Berücksichtigung des künftigen Klimas. Dasselbe gilt für Erneuerungsarbeiten im Gebäudebestand. Der Sektor weist enge Bezüge zu weiteren Sektoren wie unter anderem zur Raumordnung, dem Schutz vor Naturgefahren, dem Katastrophenschutz, der Wasserwirtschaft, der Energiewirtschaft, dem Tourismus und der Gesundheit auf. 3.4.1.1 Mitigation und Adaptation Synergien und Konflikte von Mitigation und Anpassung Als Mitigation werden alle Maßnahmen bezeichnet, welche zu einer Vermeidung und Verminderung von Treibhausgasemissionen führen. Adaptation umfasst die Anpassungsmaßnahmen zur Vermeidung von Risiken des Klimawandels. Eine getrennte Betrachtung ist vor allem im Bereich Bauen und Wohnen nicht zweckmäßig. Zwischen Klimaschutz und Klimaanpassung bestehen sowohl Synergien (z. B. durch Gebäudedämmung zur Steigerung der Energieeffizienz und zum Schutz vor Hitzewellen) als auch Konflikte. Letztere können dadurch entstehen, dass z. B. ein erhöhtes Risiko für die Beschädigung bzw. Zerstörung von Solarkollektoren und Photovoltaik-Anlagen durch häufiger auftretende Hagelereignisse auftritt. Diese Synergien und Konflikte sind bislang jedoch weitgehend unklar (GROTHMANN et al 2010). aktive und passive Baumaßnahmen sind nötig Aktive und passive Maßnahmen zur Verringerung der Gefahr von zu großer Erwärmung von Gebäuden können daher im Hinblick auf die steigenden Temperaturen notwendig werden. Generell sind passive Maßnahmen zu bevorzugen, z. B. die Kühlung durch nächtliche Fensterlüftung, die Abschattung von exponierten Glasflächen (Schutz vor Sonne) oder die sommerliche Vorkühlung der Zuluft mit Erdreich-Wärmeüberträgern. Bei aktiven Maßnahmen zur Kühlung ist wie bei der Beheizung auf einen nachhaltigen Energiemix zu achten.27 Heizöl und Erdgas sind dominierende Brennstoffe Die Treibhausgasemissionen des Sektors Raumwärme und sonstiger Kleinverbrauch28 (2008 insgesamt 12 Mio. CO2-Äquivalente) stammen größtenteils aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe. Gemessen am Energieeinsatz und an den Treibhausgasemissionen sind Heizöl und Erdgas die dominierenden Brennstoffe in Österreich. Erneuerbare Energieträger spielen insbesondere hinsichtlich des Klimaschutzes eine wesentliche Rolle und haben sich seit 1980 stark weiterentwickelt (UMWELTBUNDESAMT 2010). 27 28 Beispiele dafür sind das kombinierte Kühlen und Heizen mit Solarthermie oder Biomasse. Dem Sektor zugerechnet werden: private Haushalte, öffentliche und private Dienstleistungen, land- und forstwirtschaftliche Anlagen sowie mobile Maschinen und Arbeitsgeräte. 74 Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse 3.4.2 Klimaszenarien für Österreich – Aktivitätsfeld Bauen und Wohnen Der in Österreich zu erwartende Temperaturanstieg führt zu einer starken Zunahme der Hitzebelastung im Flachland und hier speziell in urbanen Regionen, wo eine Verstärkung durch den Stadteffekt erfolgt. Während der Sommermonate ist zusätzlich mit einer Abnahme der Niederschlagshäufigkeit zu rechnen, Trockenperioden werden zunehmen. Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit für lang anhaltende Hitzewellen stark erhöht. Durch das Erreichen neuer Temperaturmaxima mit mehr als 40 °C in den Flachlandbereichen Österreichs und das lange Andauern der Hitzeperioden wird die thermische Belastung der Menschen in den Gebäuden und Straßenschluchten überproportional ansteigen (siehe auch Aktivitätsfeld Gesundheit). Hitzebelastung nimmt vor allem in Städten zu Das ganze Jahr hindurch ist mit einer Zunahme der Niederschlagsintensität zu rechnen. Dadurch dürfte sich die Wahrscheinlichkeit für kleinräumige Überflutungen erhöhen. Es ist mit einer Verlagerung des Hochwasserrisikos in den Winter und Frühling zu rechnen, eine generelle Aussage über die Veränderung des Hochwasserrisikos für ganz Österreich ist jedoch nicht möglich. Überflutungen häufen sich Durch den Temperaturanstieg ist zwar generell mit einer Abnahme der Schneedecke in mittleren und tiefen Lagen zu rechnen, das Risiko von extrem starken Schneefällen mit hohen „Schneedrucklasten― muss damit jedoch nicht abnehmen. Die Zunahme der Niederschläge und der Niederschlagsintensität im Winterhalbjahr könnte diese in der ersten Hälfte des Jahrhunderts sogar erhöhen. In Höhenlagen über 1.800 m muss generell mit einer Zunahme der Schneebelastung gerechnet werden. starke Schneefälle auch im Flachland Zuverlässige Aussagen bezüglich zukünftiger Windverhältnisse (Durchlüftung, Sturmhäufigkeit) sind derzeit noch nicht möglich. 3.4.3 Vulnerabilitätsabschätzung des Aktivitätsfeldes Bauen und Wohnen Das Aktivitätsfeld Bauen und Wohnen ist vor allem durch folgende Veränderungen vom erwarteten Klimawandel betroffen: Steigende Durchschnittstemperaturen und Temperaturmaxima, mögliche Zunahme an extremen Wetterereignissen (Hitzeperioden, Nieder- schlag, Hagel und Stürme), Zunahme von Hochwässern, Gefahr von Massenbewegungen (Steinschläge, Bergstürze, Muren) und La- winen, Wald- und Flächenbrände. Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 75 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse bestehende Gebäude sind hoch vulnerabel Die erwarteten Auswirkungen stellen veränderte Ansprüche an Planung, Errichtung, Bewirtschaftung und Nutzung von Gebäuden (z. B. Innenraumklima) und der dazugehörigen Infrastruktur. Für die Einschätzung der Vulnerabilität ist dabei von Bedeutung ob es sich um die Neuerrichtung von Gebäuden, um bereits bestehende Gebäude bzw. um die Sanierung des Gebäudebestands handelt. Im Neubau kann mit technischen und raumplanerischen Maßnahmen vorausschauend reagiert und negative Wirkungen können somit weitgehend vermieden werden. Im Gegensatz dazu ist der Gebäudestand generell als hoch vulnerabel einzustufen, da Maßnahmen oft nur mit einem erheblichen finanziellen Aufwand verbunden sind. 3.4.3.1 Temperaturanstieg und Hitzewellen Gesundheitliche Belastungen gesundheitliche Belastung durch Hitzestress Man kann davon ausgehen, dass das Aktivitätsfeld Bauen und Wohnen durch Erreichen neuer Temperaturmaxima (über 40 °C) und lang anhaltende Hitzeperioden im Sommer stark betroffen sein wird. In unseren Breiten verbringen Menschen rund 90 % ihrer Lebenszeit in Gebäuden. Ein komfortables Raumklima ist daher wichtig für das Wohlbefinden (SATTLER et al. 2010). Die Zunahme sommerlicher Extremhitzetage geht mit einer Beeinträchtigung des Raumklimas und einer Belastung für die Menschen in exponierten und überhitzungsgefährdeten Gebäuden einher. Gesundheitliche Belastungen (Hitzestress, erhöhte Hitzemortalität) sind insbesondere für gesundheitlich vorbelastete und alte Menschen sowie Kinder zu erwarten (siehe auch Aktivitätsfeld Gesundheit). Vor allem Gebäude mit schlechter Wärmedämmung und hohem Glasanteil (Bürogebäude) heizen sich besonders leicht auf. In urbanen Gebieten verstärkt der Wärmeinseleffekt (erhöhte Temperatur der Städte im Vergleich zum Umland) zusätzlich die prognostizierten Temperaturerhöhungen. Hier ist zudem die fehlende nächtliche Abkühlung in Wohngebäuden zu beachten. Bei der Neuerrichtung von Gebäuden können Anpassungsmaßnahmen relativ einfach und mit geringem zusätzlichem finanziellem Aufwand umgesetzt werden. Unter der Annahme, dass die entsprechenden Maßnahmen durchgeführt werden, wird für den Neubau von einer geringen Vulnerabilität ausgegangen. Vulnerabilität ist unterschiedlich zu beurteilen 76 Beim Gebäudebestand wird die Vulnerabilität als hoch eingestuft. Bei Sanierungsvorhaben sind entsprechende Maßnahmen möglich, werden jedoch teils nur mit hohem technischen und finanziellen Aufwand umzusetzen sein, es wird daher von einer mäßigen Vulnerabilität ausgegangen. Insbesondere die Sanierung und Anpassung denkmalgeschützter Gebäude gelten als große Herausforderung. Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Erhöhter Kühlbedarf Aufgrund der derzeit zur Verfügung stehenden Klimaszenarien ist zu erwarten, dass im Winter der Heizwärmebedarf abnehmen und der Kühlbedarf bzw. der Einsatz alternativer Maßnahmen zur Reduktion der Raumtemperatur im Sommer steigen wird. Insbesondere im Bereich der städtischen Wärmeinseln wird der Kühlbedarf massiv ansteigen. Nur wenige alpine Gebiete werden weniger als 50 Kühlgradtage29 aufweisen. In Nordostösterreich, der Südsteiermark und dem Südburgenland ist für die Periode 2041–2050 mit der stärksten absoluten Zunahme (um 200–300 Kühlgradtage) zu rechnen. Aber auch in weiten Teilen Oberösterreichs, dem Rheintal und Unterkärnten beträgt die Zunahme bis zu 200 Kühlgradtage, für Wien wird eine Verdoppelung bis 2050 prognostiziert (PRETTENTHALER et al. 2007, SATTLER et al. 2010). Anzahl der Kühlgradtage wird deutlich steigen Aufgrund der großräumig dichten Bebauung und des geringen Anteils an Grünflächen („Stadteffekt―) sind Wien und andere dicht verbaute Städte Österreichs (v. a. die Stadtzentren) von den Auswirkungen des Klimawandels besonders betroffen. Hinzu kommt, dass aufgrund des großen und teilweise recht alten Gebäudebestandes besonders das Kühlen der Gebäude ein wesentlicher Energieverbraucher ist, was sich wiederum negativ auf den Klimaschutz auswirkt (Wechselwirkung Mitigation–Adaptation) (FORMAYER et al. 2008). Es ist daher zu empfehlen, Maßnahmen, die im Bereich der Mitigation gesetzt werden, auf ihre Effekte hinsichtlich der Adaptation zu prüfen und umgekehrt. Städte sind von Aufheizung besonders betroffen Derzeit ist der Kühlenergiebedarf in Österreich wesentlich heterogener als der Heizenergiebedarf: Während in vielen Wohngebäuden derzeit keine Notwendigkeit zur Kühlung besteht, muss beispielsweise in einigen Bürogebäuden über ein ganzes Jahr gesehen bereits mehr Energie für Kühlung als für Heizung eingesetzt werden. Da die Bereitstellung von Kühlenergie ineffektiver ist als Heizen, ist ein hoher Aufwand an Endenergie notwendig, welcher oft mit dem hochwertigen Energieträger Strom erfolgt. Dazu kommt ein erheblicher apparativer Aufwand mit entsprechendem Investitions- und Raumbedarf im Gebäude. Daraus geht hervor, dass in bestehenden Gebäuden eine Nachrüstung oft nur eingeschränkt möglich und mit einem enormen Investitionsaufwand verbunden ist. Ein besserer Überhitzungsschutz würde alleine für den Büroflächenbestand in Wien zusätzliche Ausgaben von etwa 60 Mio. € bedeuten (FORMAYER et al. 2008). Gebäudekühlung ist sehr energieintensiv Besonderes Augenmerk wird hinsichtlich des Kühlbedarfs auf Spitäler, Altenund Pflegeheime, Schulen und Kindergärten zu legen sein. Aufgrund der demografischen Entwicklung bzw. bei einer zunehmenden Überalterung der Gesellschaft muss aufgrund der wachsenden Risikogruppe mit einer Verschärfung der Belastungssituation gerechnet werden. Zudem besteht bei ausgedehnten Hitzewellen die Gefahr, dass passive Kühlmaßnahmen, wie z. B. nächtliches Lüften, nicht mehr ausreichend sind. Eine Zunahme von Schlaf- und Gesundheitsproblemen aufgrund des Anstiegs der Nachttemperatur kann die Folge dieser erwarteten Veränderungen sein (siehe auch Aktivitätsfeld Gesundheit). 29 ältere Menschen sind von Hitzewellen besonders betroffen Das Konzept der Kühlgradtage stellt eine Kenngröße dar, die den Einfluss des Klimaelements Temperatur auf den Heiz- und Kühlenergiebedarf wiedergibt. Die eingesetzten Definitionen variieren je nach Anwendungszweck, Klimazone und Gebäudetyp (PRETTENTHALER et al. 2007). Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 77 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Einfluss auf Arbeitsproduktivität Arbeitsleistung sinkt ab 24 °C In Bürogebäuden muss besonderes Augenmerk auf die hohen Tagestemperaturen gelegt werden (GROTHMANN et al. 2009). Diese wirken sich neben dem individuellen Komfort auch auf die Arbeitsproduktivität aus. Ein Vergleich der Arbeitsproduktivität bei Bürotätigkeiten in verschiedenen Ländern ergab ein Optimum bei etwa 22 °C, bei Temperaturen von über 24 °C nimmt die Arbeitsleistung stetig ab (SEPPÄNEN et al. 2006). Einfluss der Wärmedämmung Wärmedämmung nicht ausreichend Die Wärmedämmung von Gebäuden führt zu einer Reduktion des Heizenergiebedarfs kann aber auch bei Hitzeperioden der Überhitzung von Gebäuden entgegenwirken, sie stellt somit sowohl eine Minderungsmaßnahme als auch eine Anpassungsmaßnahme dar. Die Wirksamkeit von Speichermassen stößt bei lang anhaltenden Hitzeperioden an ihre Grenzen, die Wirksamkeit dieser Maßnahmen hängt dadurch von den angewandten Lüftungsstrategien, aber auch von den nächtlichen Temperaturen in der Umgebung ab. Aus diesem Grund muss die Erwärmung tagsüber möglichst gering gehalten werden. Das kann z. B. durch die Abschattung der südorientierten Fensterflächen oder mit einer kühlenden Lüftungsanlage (kontrollierte Wohnraumlüftung bzw. „Komfortkühlung―) gewährleistet werden. Errichtung energetisch sinnvoller Fassaden Glasfassaden heizen Gebäude zusätzlich auf Kontraproduktiv im Sinne einer Klimawandelanpassung ist die Errichtung von Bürogebäuden mit Glasfassaden, da die durch die Glasflächen eindringende Sonnenstrahlung erwärmend wirkt und die in den Räumen gespeicherte Wärme nur energieaufwendig durch Klimaanlagen entfernt werden kann. Hier ist davon auszugehen, dass aufgrund der Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie zukünftig bei großen Gebäuden vermehrt energetisch sinnvolle Fassaden errichtet werden. Auch zur Erreichung von EU-Vorgaben zum verstärkten Einsatz erneuerbarer Energie können Fassaden mit integrierten Photovoltaik-Modulen in die Gebäudehülle einen Beitrag leisten. Außenabschattungen sind aufgrund der hohen Windgeschwindigkeiten in den oberen Stockwerken derart aufwendig, dass sie oft gar nicht vorgesehen werden (FORMAYER et al. 2008). Erhöhung der physikalischen Beanspruchung von Gebäuden Vulnerabilität ist derzeit nicht einschätzbar 78 Als Folge der zunehmenden Temperaturvariabilität wird auch eine erhöhte physikalische Beanspruchung von Gebäuden aufgrund der hohen thermischen Belastung von Bauteilen erwartet (BAYERISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT 2007): Potenziell vulnerabel könnten Verbundstoffe durch thermische Spannungen, große Bauteile durch Dehnungen bei großen Bauteilen sowie Fassadenputze sein. Die Vulnerabilität ist aufgrund des derzeitigen geringen Wissenstandes nicht quantifizierbar. Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse 3.4.3.2 Starkniederschläge Überlastung von Dachrinnen und Kanalsystemen Durch die Zunahme der Niederschlagsintensität und insbesondere durch Starkregen ist die derzeitige Dimensionierung von Dachrinnen und Kanalsystemen eventuell nicht ausreichend. Bei Berücksichtigung im Neubau wird hier von einer geringen Vulnerabilität ausgegangen, für den Bestand im Falle der Zunahme von Starkregenereignissen wird eine mäßige bis hohe Vulnerabilität angenommen. mäßige bis hohe Vulnerabilität Schneedruck Eine Gefährdung von Gebäuden und Infrastrukturen durch verstärkt eintretende extreme Schneefälle bzw. erhöhte Schneebelastung kann – insbesondere in Höhenlagen über 1.800 m – speziell in der ersten Hälfte des Jahrhunderts nicht ausgeschlossen werden. In der nahen Vergangenheit (2006) machte beispielsweise Mariazell Schlagzeilen, als aufgrund enormer Schneemassen viele Gebäudedächer vom Einsturz bedroht waren und ein Großeinsatz von Rettungskräften zur Beseitigung der enormen Schneemassen notwendig wurde. Schneelast ist v. a. in höheren Lagen ein Problem Mit dem Abschmelzen großer Schneemengen verbunden ist auch die Gefahr von Hochwässern (siehe oben). Die Vulnerabilität ist nach derzeitigem Wissen nicht gesichert einschätzbar. Rutschungen, Muren und Lawinen In alpinen Regionen können starke Niederschläge vermehrt zu gravitativen Massenbewegungen und im Winter vermehrt zu Lawinenabgängen führen, und damit Gebäude und Infrastrukturen (siehe Kapitel Verkehrsinfrastruktur) zerstören. Auch Veränderungen des Wasserspeichervermögens und der Wurzelbildung in Böden können das Risiko von Massenbewegungen steigern. Kombinationsbelastungen von Trockenstress, Schadstoffen, Bodenversauerung, Windwurf und Schädlingsbefall können relativ rasch zu starken Veränderungen der Wasseraufnahmefähigkeit von Böden führen. Hinzu kommt eine verminderte Vitalität von Schutzwäldern, die ein erhöhtes Zerstörungsrisiko durch häufigere und stärkere Muren- und Lawinenabgänge für bisher ungefährdete Siedlungsgebiete mit sich bringt. Durch starken Niederschlag kann es an bestimmten Standorten mit „fließgefährdeten― Böden zu gefährlichen Hangbewegungen kommen. Entsprechende Bebauungspläne und geeignete Fundamente können Gebäude vor der Einsturzgefahr durch Hangbewegungen bewahren. Bereits bestehende Bauwerke in derzeitigen und zukünftigen Gefahrenzonen können nach der Feststellung von gefährdeten Hängen nur durch Hangbeobachtung und Hangsicherung geschützt werden. die Vitalität von Schutzwäldern verringert sich Bebauungspläne müssen angepasst werden Die Vulnerabilität ist aufgrund des derzeit unzureichenden Wissenstandes nicht quantifizierbar. Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 79 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Steinschlag und Felsstürze Bedingt durch das Tauen von Permafrostböden in hochalpinen Regionen sind massive schwere Felsstürze zu erwarten. Der Beginn dieses Prozesses war 2007 an großen Felsstürzen am Eiger in der Schweiz und in den Dolomiten bereits zu beobachten. direktes und indirektes Gefahrenpotenzial Neben Temperaturveränderungen und Temperaturextrema können auch extreme Wetterereignisse Steinschläge und Felsstürze auslösen, die die Infrastruktur und Gebäude direkt bedrohen bzw. zerstören können. Felsstürze und Muren in alpinen Regionen können aber auch Flüsse aufstauen, was bei einem Dammbruch zu katastrophalen Folgen für das unterhalb liegende Tal führen kann. Künstliche Talsperren zur Stromerzeugung sind durch Veränderungen der Felsklüfte und durch Bergstürze besonders gefährdet bzw. weisen ein großes indirektes Gefährdungspotenzial auf. Nach derzeitigem Wissen ist eine Einschätzung der Vulnerabilität nicht gesichert möglich, in höheren Lagen wird regional mit einer hohen Vulnerabilität gerechnet. Hochwasser hohe Vulnerabilität durch Hochwasser Gefahr durch geflutete Heizöltanks Eindeutige Aussagen bezüglich einer Zunahme großräumiger Hochwässer sind derzeit nicht mit Sicherheit zu treffen. Sollte diese jedoch eintreten ist insbesondere für den Gebäudebestand von einer hohen Vulnerabilität auszugehen, sofern nicht ausreichende Sicherheitsvorkehrungen gesetzt werden. In den vergangenen Jahren konnten schwere Hochwasserkatastrophen30 beobachtet werden, wodurch Siedlungsbereiche und Gewerbegebiete stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. So hat beispielsweise das Hochwasser 2002 neun Todesopfer gefordert und Sachschäden in Höhe von ca. 3 Mrd. € verursacht (BMLFUW 2004). Insbesondere im Bereich der Haushalte entstanden gewaltige Vermögensschäden (KLETZAN et al. 2003). Eindringendes Wasser kann nicht nur das Inventar zerstören, sondern auch die Bausubstanz gefährden. Starkregen wirkt neben der Durchfeuchtung der Gebäudehülle auf den Sockelbereich und den Keller ein, wo es zu einer Durchfeuchtung und Überflutungen kommen kann (HAAS & AMANN 2010). Eine besondere Gefahrenquelle stellen dabei im Keller befindliche Tanks für Heizöl dar. Speziell im Sommer, bei normalerweise geringem Füllungsgrad, kann eindringendes Wasser bei unzureichender Auftriebssicherheit zum Aufschwimmen des Tanks führen. Im Extremfall kann dadurch die Kellerdecke derart beschädigt werden, dass letztlich die gesamte Standsicherheit des Gebäudes beeinträchtigt wird (BMLFUW 2007). Hinzu kommt die Gefahr eines Ölaustritts mit einer nicht sanierbaren Verschmutzung des Gebäudes bzw. der Gebäudeumgebung oder im schlimmsten Fall mit der Kontaminierung der Gewässer und des Trinkwassers. 30 Jahrhunderthochwässer in Europa: Elbehochwasser 2002, Kocherhochwasser 2002, Alpenhochwasser 2005, Elbehochwasser 2006 und Hochwasser in der Schweiz 2007 etc. Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Jahrhunderthochwasser 80 Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Auch Pellets-Lagerräume und nicht auftriebssicher errichtete Pellets-Erdtanks sind durch Überschwemmungen erheblich gefährdet. Bei Aufnahme von Feuchtigkeit entwickeln Pellets in einem geschlossenen Raum durch Zunahme ihres Volumens ein enormes Zerstörungspotenzial, das bis zum Einsturz von Mauern führen kann. Hauptprobleme (Anlagenversagen, sehr kurze Vorwarnzeiten) gab es bislang v. a. in jenen Regionen, in denen die Niederschläge und daraus resultierenden Abflüsse deutlich über einem 100-jährlichen Ereignis lagen. In jenen Gebieten, in denen die Bemessungsgrößen (z. B. HQ100) nicht überschritten wurden, wirkten sich die durchgeführten Hochwasserschutzmaßnahmen bisher positiv aus (BMLFUW 2004). Aufgrund des derzeitigen Wissensstandes kann davon ausgegangen werden, dass kleinräumige Überflutungen in Zukunft in ihrer Häufigkeit zunehmen werden. Dies gilt insbesondere für das östlichen Flachland, wo der Übergangsbereich zu den Alpen die größte Gewitterdichte Österreichs aufweist (FORMAYER et al. 2008). Eine verbesserte Abdichtung des Keller- und Sockelbereichs sowie eine leistungsfähige Entwässerung/Drainage von Grundstücken und gebäudenahem Erdreich sind daher sinnvoll. Eine weitere Schutzmaßnahme bei überflutungsgefährdeten Gebäuden stellt eine geeignete Notentwässerungsanlage (z. B. mit einer Schmutzwasser-Tauchpumpe) dar. Aufgrund der starken Verbauung in Überflutungszonen, aber auch aufgrund der nicht angepassten Bautechnik und der Nutzungen gelten insbesondere bestehende Siedlungsgebiete und Infrastruktureinrichtungen je nach Region als betroffen. Vor allem für den Bestand wird aufgrund der schwierigen Anpassung mit einer Zunahme an ernsten Bauschäden und daher mit einer hohen Vulnerabilität gerechnet. Dies ist u. a. darauf zurückzuführen, dass bestehende Baunormen derzeit auf den Mittelwerten vergangener Beobachtungsperioden beruhen und zukünftige klimawandelbedingte Veränderungen noch nicht berücksichtigen (FORMAYER et al. 2008). hohe Vulnerabilität für bestehende Gebäude Im Neubau kann aus technischer Sicht auf die veränderten Anforderungen relativ leicht reagiert werden. Allerdings ist dazu auch eine Anpassung von Normen und Bauvorschriften notwendig. Werden diese angepasst, wird für den Neubau nur eine geringe Vulnerabilität angenommen (AMANN 2010 in HAAS et al.2010). geringe Vulnerabilität durch geeignete Bauvorschriften Die Verwundbarkeit des Sektors hängt jedoch auch nicht unwesentlich von der Eigenvorsorge der in den gefährdeten Gebieten lebenden Bevölkerung ab. Schutzstrategien bzw. Hochwasserschutzmaßnahmen, wie z. B. einer geeigneten Baustoffwahl (Erneuerbarkeit, gute Trocknungseigenschaften usw.), der Verlegung höherwertiger Einrichtungsgegenstände und Heizanlagen in Obergeschoße, der Wahl einer passenden Heizung (Verzicht auf Ölheizungen), dem Einbau wasserdichter Wände und Decken usw. kommen daher besondere Bedeutung zu (BMLFUW 2007). individuelle Vorsorgemaßnahmen sind erforderlich Vor allem in den vergangenen Jahrzehnten ist das Schadenspotenzial in den hochwassergefährdeten Gebieten enorm angestiegen. Während früher oft Güter mit vergleichsweise geringem Wert in Kellerräumen gelagert wurden, werden hier heute hochwertige Heizungsanlagen und andere wertvolle Einrichtungsgegenstände eingebaut. Hinzu kommt, dass Wohnsiedlungen und Gewerbebetriebe immer weiter in überflutungsgefährdete Bereiche vordringen, nicht zuletzt wegen des knappen besiedelbaren Raumes in unserem von Gebirgen geprägten Land (BMLFUW 2007). In diesem Zusammenhang kommt der Raumplanung auch in Zukunft große Bedeutung zu. Schadenspotenzial vergrößert sich Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 81 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Extreme Hochwässer sind weder zu verhindern noch zu beherrschen und Schäden sind nur durch ein integriertes Hochwassermanagement begrenzbar (BMLFUW 2004). Aussagen über die Hochwasseränderung sind zum derzeitigen Kenntnisstand jedoch wegen fehlender Information über zukünftige Extremwerte des Klimas mit großen Unsicherheiten verbunden. Wenn – was derzeit weder gesichert ist noch ausgeschlossen werden kann vermehrt Hochwässer auftreten, ist die Vulnerabilität als hoch zu bewerten. 3.4.3.3 Weitere extreme (Wetter)Ereignisse Sturm und Hagel Inwieweit Gebäude vermehrt von Sturm und Hagel betroffen sein werden, lässt sich nach derzeitigem Wissensstand nur vage einschätzen. Indiz für eine Zunahme der Sturm- und Hagelereignisse kann eine erhöhte Gewitterhäufigkeit sein. Die Vulnerabilität ist nach derzeitigem Wissen nicht quantifizierbar. Starkstürme mit hohem Schadenspotenzial Starkstürme weisen ein hohes Schadenspotenzial auf. Stürme gehen oft mit extremen Niederschlägen und Hagel einher. Neben Schäden an Gebäuden erhöht sich auch die Verletzungsgefahr für die BewohnerInnen durch herabfallende Gebäudeteile und Ziegel (EGLI et al. 2010 in GROTHMANN et al. 2010). Zeugnis von Schäden geben die Meldungen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik: So wurden im Mai 2009 zahlreiche Dächer im kleinen Walsertal oder im Mai 2010 im Burgenland abgedeckt. (ZAMG 2009, 2010). Sollten Veränderungen in der Häufigkeit oder der Stärke von atlantischen Stürmen in Mitteleuropa eintreten, dann wäre unter anderem der Donauraum besonders betroffen (FORMAYER et al. 2008). Die Vulnerabilität ist aufgrund des derzeit unzureichenden Wissenstandes über das zukünftige Auftreten von Starktstürmen nicht quantifizierbar. Waldbrände Waldbrände könnten zunehmen Besonders mit Unsicherheit behaftet sind Angaben zur Gefahr von Wald- und Flächenbränden. Im Falle einer Zunahme von Bränden stellt dies für Österreich mit seinen ausgedehnten Waldflächen ein großes Risiko dar. Bis dato wird dieses Gefahrenpotenzial weder in der Raumordnung noch im vorbeugenden Katastrophenschutz ausreichend berücksichtigt. Großflächige Brände trockener Wälder, wie sie derzeit in Südeuropa und in Kalifornien auftreten, könnten bei zunehmender Klimaveränderung auch bei uns zum Thema werden. Dies führt einerseits zur Gefährdung von Sachwerten sowie zur Bedrohung von Menschenleben. Auswirkungen auf erneuerbare Energieträger Der Einsatz erneuerbarer Energieträger für die Raumwärmeerzeugung nimmt kontinuierlich zu. Seit 1990 ist der Einsatz von Biomasse um 25 % angestiegen. Im Zeitraum 1990 bis 2008 zeigt sich auch im Bereich Solarthermie und Wärmepumpen ein deutlicher Aufwärtstrend. Aktuelle Szenarien gehen von einem weiteren Anstieg des Einsatzes erneuerbarer Energieträger aus. Aktuell liegen 82 Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse der Anteil und der Zuwachs erneuerbarer Energieträger bei privaten Haushalten deutlich höher als bei Dienstleistungsgebäuden (UMWELTBUNDESAMT 2010). Erneuerbare Energieträger können von den Folgen des Klimawandels, insbesondere von Extremereignissen, ebenfalls betroffen sein: Thermische Energie: Sonnenkollektoren, Schwimmbadabsorber und Photo- voltaik-Module: Gefahr durch Hagel, Sturm etc. Erdreich-Wärmepumpen: Die Erdkollektoren sind empfindlich gegenüber Überflutung – eine zusätzliche Gefahr besteht bei direkt verdampfenden Erdreich-Wärmepumpen durch das Austreten von Kältemittel. Holzpellets: Gefährdung durch Überschwemmungen (siehe oben). Die Vulnerabilität ist nach derzeitigem Wissen nicht gesichert einschätzbar. 3.4.3.4 Fazit – Aktivitätsfeld Bauen und Wohnen Für das Aktivitätsfeld Bauen und Wohnen ist – insbesondere im Hinblick auf extreme Wetterereignisse – der Wissensstand für eine exakte Einschätzung der Vulnerabilität unzureichend. Grundsätzlich ist jedoch davon auszugehen, dass der Gebäudebestand eine hohe Vulnerabilität aufweist, während der Neubau bei Ergreifen der verschiedensten Anpassungsmöglichkeiten (technisch, Bauvorschriften etc.) eine geringe Vulnerabilität aufweist. Ferner ist im Hinblick auf Maßnahmen im Sektor Bauen und Wohnen eine enge Abstimmung mit der Raumordnung anzustreben. Insbesondere die Flächenwidmung und die Bebauungspläne mit objektbezogenen Sicherheitsvorschriften können durch entsprechende Vorgaben die Vulnerabilität des Sektors Bauen und Wohnen positiv beeinflussen. 3.5 3.5.1 hohe Vulnerabilität bei Altbestand, gering bei Neubau Abstimmung mit Raumordnung ist notwendig Aktivitätsfeld Energie Einleitung Der Energieverbrauch ist in Österreich seit 1990 um 36 Prozent gestiegen und betrug 2008 1.429 Petajoule (STATISTIK AUSTRIA 2009). 72 Prozent des Bruttoinlandsverbrauchs (BIV), also der notwendigen Energiemenge zur Deckung des inländischen Energiebedarfs, wurden 2008 durch fossile Energieträger aufgebracht: 39 Prozent entfielen auf Erdöl und Erdölprodukte, 22 Prozent auf Gas und 11 Prozent auf Kohle. Mit erneuerbaren Energieträgern (inklusive fossilem Anteil von Abfällen) wurden 27 Prozent des Bruttoinlandsverbrauchs abgedeckt (UMWELTBUNDESAMT 2010). Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Fossile decken fast ¾ des BIV 83 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Bruttoinlandsverbrauch Bruttoinlandsverbrauch in PJ 1.600 1.400 1.200 elektrische Energie 1.000 Erneuerbare + Abfälle 800 600 Kohle 400 Gas 200 Erdöl und Erdölprodukte 0 –200 -200 1990 1995 2000 2005 2006 2007 2008 Quelle: UMWELTBUNDESAMT (2010) Abbildung 6: Bruttoinlandsverbrauch nach Energieträgern, 1990 bis 2008. Der Anteil an elektrischer Energie ist in jenen Jahren negativ (1990, 1995 und 2000), in enen Österreich netto Strom exportierte. 2005 bis 2008 war Österreich Nettoimporteur, hier sind die Beiträge zum Bruttoinlandsverbrauch positiv. Zwischen 2005 und 2008 hat der Bruttoinlandsverbrauch insgesamt um 2 Prozent abgenommen: Bei den fossilen Energieträgern war eine Reduktion von 8 Prozent zu verzeichnen. Der Einsatz von erneuerbaren Energieträgern (inklusive fossilem Anteil von Abfällen) ist in diesem Zeitraum um 18 Prozent gestiegen (STATISTIK AUSTRIA 2009). Einsatz von Erneuerbaren steigt 84 Der Bruttoinlandsverbrauch an erneuerbaren Energieträgern ist von 1990 bis 2008 um etwa 74 Prozent angestiegen, den größten Beitrag lieferten 2008 Wasserkraft und biogene Brenn- und Treibstoffe mit jeweils 36 Prozent (STATISTIK AUSTRIA 2009). Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Bruttoinlandsverbrauch an erneuerbaren Energieträgern Bruttoinlandsverbrauch in PJ 400 350 Windkraft und PV 300 Umgebungswärme 250 brennbare Abfälle 200 Brennholz 150 100 biogene Brennund Treibstoffe 50 Wasserkraft 0 1990 1995 2000 2005 2006 2007 2008 Quelle: UMWELTBUNDESAMT (2010) Abbildung 7: Entwicklung der erneuerbaren Energieträger am Bruttoinlandsverbrauch, 1990 bis 2008. Der Sektor Energieaufbringung steht bereits heute als einer der wesentlichen Verursacher der Klimaänderung im politischen Fokus. Er nimmt bei Maßnahmen zur Emissionsreduktion eine bedeutende Rolle ein. Das Thema Anpassung an den Klimawandel wird erst in letzter Zeit zunehmend diskutiert (DUNKELBERG et al. 2009). Das Energiesystem wird von den Entwicklungen und Maßnahmen im Bereich Klimaschutz maßgeblich mitbestimmt. Bereitgestellte Energiemenge, Energieträgermix, gekoppelte Produktion und gemeinsame Nutzung von Strom und Wärme sowie Versorgungsstruktur werden sich in den nächsten Jahrzehnten drastisch ändern müssen, will man festgelegte CO2-Reduktions-Ziele erreichen. Hier zeigt sich auch die Verknüpfung von Anpassung und Klimaschutz, je konsequenter Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs umgesetzt werden, desto geringer wird auf lange Sicht der erforderliche Anpassungsbedarf ausfallen. Energieverbrauch muss gesenkt werden Der Energiebereich wird von zahlreichen Faktoren wesentlich beeinflusst. Dazu zählen unter anderem das Wirtschaftswachstum, technologische Innovationen, die demographische Entwicklung und die Öffnung des Strommarktes. Die Klimaänderung stellt einen weiteren, an Bedeutung zunehmenden, Einflussfaktor dar. Derzeitige Szenarien gehen von einer Zunahme des Stromverbrauchs aus, obwohl wahrscheinlich eine Stabilisierung bzw. Senkung des Stromverbrauchs erreicht werden muss, um die Ziele des Klima- und Energiepakets umzusetzen. Für die Anpassung zentrale Fragestellungen sind, welche Rolle Strom in der Energieversorgung in Zukunft einnehmen wird31 und wie dieser erzeugt werden soll. 31 Stromverbrauch steigt weiterhin Hierzu bedarf es noch einer genauen Bedarfsprognose Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 85 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse „Energiestrategie Österreich” Auf Initiative der österreichischen Bundesregierung wurde im Rahmen eines breit angelegten Stakeholderprozesses die „Energiestrategie Österreich― entwickelt und im März 2010 vorgestellt (BMWFJ & BMLFUW 2010). Die Strategie zeigt die Schwerpunkte und Maßnahmen auf, die zum einen die Entwicklung eines nachhaltigeren Energiesystems ermöglichen und zum anderen die Erreichung der EU-Vorgaben (Steigerung des Anteils der Erneuerbaren auf 34 % und Reduktion der Treibhausgasemissionen in Sektoren, die nicht dem Emissonshandel unterliegen um 16 %) sicherstellen. Die „Energiestrategie Österreich― und deren Energie- und Klimaziele basieren auf den Säulen Versorgungssicherheit, Wettbewerbsfähigkeit sowie Umwelt- und Sozialverträglichkeit. Sie misst der Energieeffizienz auf allen Ebenen der Bereitstellung und Nutzung eine zentrale Bedeutung bei. Mit der Umsetzung der Energiestrategie wird die Abhängigkeit von Energieimporten drastisch vermindert und für Wirtschaft und Beschäftigung werden kräftige Impulse gesetzt. Fragen der Anpassung an den Klimawandel werden derzeit nicht explizit behandelt. Energieversorgung muss sichergestellt sein Die Sicherstellung der Energieversorgung ist grundlegend für die Gesellschaft und die Wirtschaft eines Landes. Es besteht ein enger Bezug zu allen übrigen Bereichen – insbesondere Wirtschaft/Industrie/Handel, Raumplanung, Bauen/Wohnen, Tourismus, Wasserwirtschaft, Land- und Forstwirtschaft, Gesundheit etc. Diese enge Vernetzung ist bei der Konzeption, Planung und Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen zu berücksichtigen. 3.5.2 Vulnerabilitätsabschätzung des Aktivitätsfeldes Energie Die Vulnerabilität der Elektrizitätswirtschaft ist ausführlich in den „Handlungsempfehlungen zur Anpassung an den Klimawandel in Österreich, Phase 1― dargestellt (HAAS et al. 2008). Schnittstellen bestehen zu den Aktivitätsfeldern Bauen und Wohnen (Heizen und Kühlen) sowie Land- und Forstwirtschaft (Biomasse; siehe HAAS et al. 2008). Im vorliegenden Kapitel werden ergänzende und darüber hinausführende Aspekte behandelt. hoher Anteil an Wasserkraft erhöht Vulnerabilität Das nicht bekannte Ausmaß der Veränderungen hinsichtlich Produktion, zukünftigem Energiemix, Energieverbrauch etc. erschwert es zum heutigen Zeitpunkt, eindeutige Aussagen zur Vulnerabilität zu machen. Die Veränderungen hinsichtlich der Klimasensitivität werden laufend zu überprüfen sein. Eine hohe Sensitivität ist aufgrund der für Österreich großen Bedeutung der zentralisierten Energieversorgung, insbesondere der Wasserkraft, gegeben. Es wird empfohlen, die Erfahrungen aus dem Hitzesommer 2003 in Hinblick auf Nutzungs- und Versorgungsengpässe v. a in der Wasserwirtschaft auszuwerten und daraus Schlüsse für die zukünftige Maßnahmenplanung abzuleiten (BMLFUW 2010). Für den Energiesektor in Österreich werden vor allem drei Bereiche identifiziert, die vom Klimawandel besonders betroffen sein werden (KRANZL et al. 2010a, b): Auswirkungen auf die Energienachfrage für Heizen und Kühlen Auswirkungen auf die Stromversorgung Auswirkungen auf Biomasse-Bereitstellung 86 Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse 3.5.2.1 Raumwärme Im Bereich der Raumwärme sind in den kommenden Jahrzehnten große Energieeffizienzsteigerungen sowie eine zunehmende Marktdurchdringung von Solarthermie und weiteren erneuerbaren Energieträgern möglich bzw. zu erwarten (KRANZL et al. 2010a). Durch effizienteren Neubau sowie thermische Sanierungsmaßnahmen könnte der Raumwärme- und Warmwasserbedarf bis zur Mitte des Jahrhunderts um bis zu 60 % reduziert werden. Durch die Temperaturzunahme im Winter ist eine weitere Abnahme des Raumwärmebedarfs um 3–6 % möglich (KRANZL et al. 2010b). Die Vulnerabilität der Raumwärme wird bei Eintreffen und Umsetzung der oben getätigten Annahmen als gering bis mäßig eingestuft. 3.5.2.2 potenziell geringe bis mäßige Vulnerabilität Kühlenergiebedarf Während der Energiebedarf im Winter leicht abnehmen wird, ist davon auszugehen, dass die Nachfrage an elektrischer Energie für Kühlzwecke im Sommer steigen wird (PRETTENTHALER et al. 2007, PRETTENTHALER & GOBIET 2008; siehe auch Kapitel Bauen und Wohnen). Ein höherer Strombedarf zur Kühlung könnte gerade in Zeiten eingeschränkter Produktionsmöglichkeiten entstehen, da Hitzeperioden mit einem geringeren Kühlwasserangebot einhergehen und dadurch den Wirkungsgrad thermischer Kraftwerke verringern (KUCKSHINRICHS et al. 2008). Auch das Produktionspotenzial von Wasserkraftwerken kann durch lang anhaltende Niederwasserstände v. a. während sommerlicher Trockenperioden gefährdet sein. Durch entsprechende Maßnahmen wie Forcierung der passiven Kühlung, alternative Kühltechnologien, Fernkühle etc. kann die Energienachfrage für das Kühlen deutlich reduziert werden. Energiebedarf für Kühlzwecke steigt Abbildung 8: Zunahme der Kühlgradtage 1981–1990 vs. 2041–2050. (Quelle: PRETTENTHALER & GOBIET 2008). Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 87 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse potenziell hohe Vulnerabilität Zur Verminderung der Vulnerabilität stehen vielfältige Maßnahmen zur Reduktion des Energiebedarfs für Kühlzwecke zur Verfügung (BERGER et al. 2010, KRANZL et al. 2010b). Werden diese Maßnahmen zukünftig nicht ausreichend forciert ist mit einer hohen Vulnerabilität zu rechnen. 3.5.2.3 Stromversorgung Wasserkraft saisonale Verschiebung der Abflussmengen Vulnerabilität ist derzeit nicht einschätzbar Insbesondere Wasserkraftwerke können von den Folgen des Klimawandels beeinflusst werden. Klimaszenarien zeigen eine Abnahme des Abflusses vor allem im Westen und Süden Österreichs, im Norden und Nordosten ist mit einer Zunahme zu rechnen. Es werden zeitigere Frühjahrshochwässer und mehr Winterhochwässer erwartet. Derzeit liegt der Erzeugungsschwerpunkt der Wasserkraft für Gesamtösterreich in den Sommermonaten, der Verbraucherschwerpunkt der elektrischen Energie aber in den Wintermonaten. Ferner ergibt sich eine signifikante saisonale Verschiebung zu höheren Abflüssen im Winter und geringeren Abflüssen im Sommer. Von 2025 bis 2075 wird die Energieproduktion aus Wasserkraft zwischen 6–15 % abnehmen. Im Winter ermöglichen höhere Abflüsse eine höhere Produktion, im Sommer wird sich die Produktion verringern. Die relative Zunahme im Winterhalbjahr liegt zwischen 9–18 %, die Abnahme im Sommerhalbjahr schwankt zwischen 13 % und 24 % (KRANZL et al. 2010b). Die tatsächliche Entwicklung der Stromerzeugung aus Wasserkraft wird neben dem Ausbau der Potenziale und der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) auch vom Klimawandel abhängen. Die Vulnerabilität insbesondere der Laufkraftwerke wird aufgrund der oben angeführten Unsicherheiten derzeit als nicht zuverlässig einschätzbar gewertet. Speicherkraftwerke geringe Vulnerabilität der meisten Speicherkraftwerke Speicherkraftwerke werden im Hinblick auf die Versorgungssicherheit insbesondere in Zeiten der Spitzenstromnachfrage kurzfristig an Bedeutung gewinnen. Sie werden derzeit als wenig bis nicht vulnerabel eingeschätzt, da sie auch in Trockenperioden ausreichend produzieren können. Alpine Speicherkraftwerke, die von Gletschern gespeist werden, müssen jedoch aufgrund der schrumpfenden Eiskörper und der dadurch rückläufigen Abflüsse spätestens ab 2050 mit sinkendem Wasserangebot rechnen. Die steigenden Temperaturen bewirken seit 30 Jahren einen stetigen, in den letzten 10 Jahren sogar einen rasanten Rückgang der Gletscher. Diese Entwicklung verändert die Dotierung der Zuflüsse durch das Schmelzwasser, das speziell in niederschlagsarmen und trockenen Sommern einen merkbaren Anteil am Wasserstand gletschergespeister Flüsse hat (HELFRICHT 2009). Kalorische Kraftwerke Wassertemperatur beeinflusst Produktion 88 Auf den Betrieb von kalorischen Kraftwerken wirkt sich der prognostizierte Temperaturanstieg insofern aus, dass höhere Gewässertemperaturen die Produktion (Prozesswasserkühlung) beeinträchtigen und dadurch den Wirkungsgrad thermischer Kraftwerke bei der Elektrizitätserzeugung verringern können (KUCKSHINRICHS et al. 2008). Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Da erhöhte Wassertemperaturen eines Flusswassers die Wärmeaufnahmekapazität der Gewässer verringern, ist eine Reduktion der Leistung von Kraftwerken zum Schutz der Gewässerökologie durch die Einleitung von Kühlwässern erforderlich. An größeren alpin beeinflussten Flüssen wie der Salzach und der Mur ist nicht mit einem derartigen Produktionsrückgang zu rechnen, da es hier zu keinen oder keinen signifikanten Rückgängen des Niederwasserabflusses kommt. An kleineren und weniger stark alpin geprägten Gewässern wie der Ager können aber deutliche Rückgänge der Niederwasserführung erwartet werden. In Kombination mit einem Anstieg der Wassertemperatur und der zeitlichen Verschiebung des Auftretens der Niederwasserperioden im Sommer kann dies zu häufigeren Problemen mit Kühlwassereinleitungen führen. Kühlwässer gefährden Gewässerökologie Der Klimawandel induziert zudem Wirkungsgradverschlechterungen bei konventionellen Kraftwerken infolge höherer Temperaturen des Kühlwassers und bei Gasturbinen zusätzlich durch eine höhere Lufttemperatur. Auch die Effizienz eines Kühlturms sinkt mit steigender Lufttemperatur (KUCKSHINRICHS et al. 2008). Hinzu kommt der prognostizierte höhere Verbrauch an Strom, der die Elektrizitätswirtschaft – insbesondere in Zeiten eingeschränkter Stromerzeugungskapazitäten während Hitzeperioden – vor zunehmend neue Herausforderungen stellen wird (ROTHSTEIN 2006). Ein Trend in Richtung Temperaturanstieg von Gewässern wurde in Österreich bereits festgestellt (SCHMUTZ et al. 2004, MATULLA et al. 2007, DOKULIL 2009). Die Vulnerabilität ist nicht zuverlässig einschätzbar, an weniger stark alpin geprägten Gewässern, für die Rückgänge der Niederwasserführung erwartet werden, ist mit einer zumindest mäßigen Vulnerabilität zu rechnen. 3.5.2.4 Erneuerbare Energieträger Steigender Energiebedarf und Maßnahmen zur Treibhausgasreduktion erhöhen die Nachfrage nach CO2-neutraler Energie. Die Produktion erneuerbarer Energie wird durch Umweltfaktoren wesentlich beeinflusst. Die Effizienz ist unter anderem vom Wetter und Klima abhängig und wird durch Klimavariabilität und Extremereignisse beeinflusst (siehe auch HAAS et al 2008). Landwirtschaftliche Biomasse Die Auswirkungen des Klimawandels auf die landwirtschaftliche Produktion – und damit auf die Möglichkeiten der landwirtschaftlichen Biomasse- bzw. Bioenergieerzeugung – sind vielfältig. Eine umfangreiche Einschätzung der Vulnerabilität der Landwirtschaft ist in den „Handlungsempfehlungen zur Anpassung an den Klimawandel in Österreich, Phase 1“ nachzulesen (HAAS et al. 2008). Für die österreichische Landwirtschaft wird vor allem mit folgenden relevanten Änderungen gerechnet (EEA 2008, Ek 2009, EITZINGER et al. 2009, BMLFUW 2010): Änderung des saisonalen Niederschlagsmuster (Verlagerung des Nieder- schlags aus der Vegetationsperiode in den Winter, eine regionale Differenzierung ist notwendig), vermutlich Abnahme der Niederschlagshäufigkeit während der Sommermo- nate, Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 89 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Zunahme der Häufigkeit von Trockenperioden und steigende Hitzebelastung von Pflanzen, speziell in Kombination mit Trockenheit, Zunahme der Niederschlagsvariabilität von Jahr zu Jahr im Sommer, Verlängerung der Vegetationsperiode durch steigende Durchschnittsperio- den, wachstumssteigernde Effekte durch CO2-Düngung, 32 Erhöhung der potenziellen Evapotranspiration durch höhere Temperaturen und längere Vegetationsperioden, erhöhtes Risiko von Erosion durch Starkniederschläge, Veränderung der Artenzusammensetzung inklusive Auftreten neuer invasiver Arten, möglicherweise zunehmender Schädlingsdruck, verstärkter Unkrautdruck sowie verstärktes Auftreten von Pflanzenkrankheiten. Landwirtschaftliche Bioenergieerzeugung beinhaltet die Nutzung von speziell angebauten Energiepflanzen sowie die energetische Verwertung landwirtschaftlicher Rest- und Abfallstoffe wie Gülle oder Pflanzenreste. Anbau von Energiepflanzen Bei Energiepflanzen kann zwischen konventionellen Ackerfrüchten (Ölsaaten, Getreide, Hackfrüchte etc.), Biogaspflanzen (Maissilage, Getreide-Ganzpflanzensilage etc.) und mehrjährigen Energiepflanzen (Miscanthus, Kurzumtriebspflanzen wie Weide oder Pappel) unterschieden werden. landwirtschaftliche Produktion und Energiepflanzen Die Nahrungsmittelproduktion wird gegenüber der landwirtschaftlichen Energieerzeugung als vorrangig betrachtet. Für den Energiepflanzenanbau werden vor allem ungenutzte bzw. nicht für die Nahrungsmittelproduktion benötigte Flächen herangezogen. Klimabedingte Störungen der Nahrungsmittelproduktion können sich z. B. durch zusätzlichen Flächenbedarf unmittelbar auf die Potenziale der Bioenergieerzeugung auswirken. Ferner hängt das Aufkommen von energetisch nutzbaren Reststoffen und Abfällen direkt von der gesamten landwirtschaftlichen Produktion ab. Davon abgeleitet wird erkennbar, dass sich die Frage der Betroffenheit landwirtschaftlicher Energieerzeugung nicht rein auf die klimatischen Auswirkungen auf die Energiepflanzen beschränkt, sondern im Zusammenhang mit sämtlichen Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft zu sehen ist. Klimawandelauswirkungen auf die Landwirtschaft Eventuellen positiven Auswirkungen wie z. B. einer längeren Wachstumsperiode, der CO2-Düngung oder der Ausdehnung von Anbaugebieten stehen mögliche negative Auswirkungen wie Wasserknappheit, zunehmende Trockenperioden im Sommer, Bodenerosion, erhöhter Schädlings- und Krankheitsdruck etc. gegenüber. 32 Evapotranspiration: Gesamtheit von Bodenverdunstung, Pflanzenverdunstung und Verdunstung aus der Interzeption (Zurückhalten von Niederschlägen auf der „Oberfläche―). 90 Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse Wie bereits ausgeführt, wird die landwirtschaftliche Bioenergieproduktion wesentlich von den (regionalen) Auswirkungen des Klimawandels auf die Nahrungsmittelproduktion beeinflusst. So wird der Ackerbau im bereits heute niederschlagsarmen Osten Österreichs als hoch vulnerabel hinsichtlich der Wasserversorgung eingestuft. Generell ist aber nach derzeitigem Wissensstand eine robuste Einschätzung der Vulnerabilität nicht möglich. Vulnerabilität ist derzeit nicht einschätzbar Forstliche Biomasse Erhöhte Temperaturen, saisonal veränderte Niederschlagsverhältnisse und die Zunahme extremer Witterungsperioden (Hitze, Trockenheit, Dürre, Stürme) werden voraussichtlich diejenigen Parameter der Klimaänderung sein, die Waldökosysteme und die Waldbewirtschaftung stark betreffen werden (HAAS et al. 2008). Negative Auswirkungen sind bereits heute teilweise zu beobachten. Mögliche Vorteile wie längere Vegetationsperioden und der CO2-Düngeeffekt werden längerfristig durch die Risikofaktoren aufgehoben; hierzu zählt insbesondere zunehmender Trockenstress durch abnehmende Wasserverfügbarkeit. Die Standorteignung von Baumarten wird sich stark verändern; insbesondere in (sekundären) Nadelwaldbeständen der tieferen und mittleren Lagen scheint eine geregelte nachhaltige Bewirtschaftung zukünftig nur noch erschwert möglich zu sein. In diesem Bereich ist weiterer Forschungsbedarf dringend erforderlich, z. B. bei genetischen Anpassungsmöglichkeiten wie dem teilweisen Ersatz der heimischen Weißtannen durch Weißtannen aus Südosteuropa. Risiken überwiegen potenzielle Vorteile Indirekte Auswirkungen des Klimawandels, insbesondere ein erhöhtes Risikopotenzial durch pathogene Schadorganismen und möglicherweise Waldbrand, erhöhen die Vulnerabilität des Forstwirtschaftssektors. indirekte Auswirkungen des Klimawandels Eine Analyse der Auswirkung des Klimawandels auf die Bereitstellung energetisch relevanter Biomasse-Fraktionen aus dem Forst ergibt für Österreich regional oft gegensätzliche Tendenzen. Ein erhöhter Zuwachs wird für höher gelegene Regionen erwartet, in tiefer gelegenen Regionen wird mit einer höheren Trockenheit und einem verminderten Zuwachs gerechnet (KRANZL et al. 2010b). Österreichweit betrachtet werden sich die Effekte zum Teil ausgleichen. Bis 2100 wird – unter Annahme des moderaten A1B-Szenarios (siehe Kapitel 3.1.3.) – mit einer Steigerung des forstlichen Biomassepotenzials um ca. 5 % gerechnet (KRANZL et al. 2010b). In dieser Annahme sind mögliche Störungen, die durch Stürme, Borkenkäfer etc. verursacht werden, nicht berücksichtigt. Produktion energetisch relevanter Biomasse Unter Berücksichtigung der unmittelbaren Klimaabhängigkeit der Waldvegetation wird die Forstwirtschaft grundsätzlich als hoch vulnerabel eingeschätzt. Die Vulnerabilität der forstlichen Biomasseproduktion wird regional differenziert und – ausgehend von dem hohen Risikopotenzial insbesondere durch Stürme und Schädlingsbefall – als hoch eingestuft. Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 hohe Vulnerabilität der Biomasseproduktion 91 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Ergebnisse 3.5.2.5 Vulnerabilität ist derzeit nicht einschätzbar Versorgung und Transport Die vorgelagerte Versorgung des Aktivitätsfeldes mit Rohstoffen sowie Transport und Logistik werden als empfindlich gegenüber den Klimaänderungen eingeschätzt. Die Versorgung mit fossilen Brennstoffen und Biomasse kann infolge von Verkehrsstörungen zeitweilig beeinträchtigt bzw. unterbrochen sein. Insbesondere extreme Wetterereignisse wie Stürme, Starkregen oder Gewitter und dadurch ausgelöste Naturgefahren können Schäden an der Verkehrsinfrastruktur verursachen (siehe auch Aktivitätsfeld Verkehrsinfrastruktur). Auch der Gütertransport durch die Schifffahrt kann betroffen sein. Nach derzeitigem Wissen ist eine verlässliche Einschätzung der Vulnerabilität nicht möglich 3.5.2.6 Fazit – Aktivitätsfeld Energie Abschließend ist darauf hinzuweisen, dass derzeit davon auszugehen ist, dass Maßnahmen zum Klimaschutz (Mitigation) die Energiewirtschaft nachhaltig prägen und verändern werden. Wie genau sich die Vermeidungsstrategien und die 2020-Ziele der EU auf den Energiesektor – insbesondere auf Stromproduktion und erneuerbare Energieträger – auswirken werden, ist hingegen noch nicht absehbar. Vulnerabilität ist insgesamt derzeit nicht einschätzbar 92 Die Sicherstellung der Stromproduktion und -versorgung kann als eine der wesentlichen Herausforderungen des Klimawandels gesehen werden. Beeinträchtigungen infolge der Veränderung klimatischer Parameter sind in der Produktion durch eine Verlagerung des Energiebedarfs vom Winter (weniger Heizen) in den Sommer (mehr Kühlung) und durch die Importabhängigkeit nicht auszuschließen. Hinzu kommen Nutzungskonflikte um die Ressource Wasser, insbesondere mit der Landwirtschaft. Nach derzeitigem Wissen ist eine robuste Einschätzung der Vulnerabilität nicht möglich. Umweltbundesamt Wien, Dezember 2010 Klimaänderungszenarien und Vulnerabilität – Literaturverzeichnis 4 LITERATURVERZEICHNIS Allgemeine Vulnerabilitätseinschätzung BROOKS, N. (2003): Vulnerability, risk and adaptation: A Conceptual Framework. Working Paper 38, Tyndall Centre for Climate Change Research, Norwich, UK. FÜSSEL, H.-M. (2006): Vulnerability: A generally applicable conceptual framework for climate change research. In: Global Environmental Change, Volume 17: 155–167. FÜSSEL, H.-M. & KLEIN, R.J.T. (2002): Climate Change Vulnerability Assessments: an Evolution of Conceptual Thinking. In: Climatic Change (2006) Volume 75: 301– 329. GINGRICH, S.; BALAS, M.; DRACK, A.; ERB, K.; FORMAYER, H.; HABERL, H.; HACKL, J.; KROMPKOLB, H.; MAYER. S.; PAZDERNIK, K.; RADUNSKY, K. & SCHWARZL, I. 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Die Ergebnisse zeigen, dass bei Umsetzung von geeigneten Anpassungsmaßnahmen die Vulnerabilität in den Aktivitätsfeldern deutlich reduziert werden kann.