Knoten und Fancywork Der pädagogische Hintergrund - wie wir lernen und was man durch Teilnahme lernt Futura Maritimas Lernplattformen beruhen auf einer klassischen Produktionsschulpädagogik: Die Aktivitäten haben ein Endprodukt, bei dem es sich entweder um eine physische Sache oder ein Erlebnis für ein Publikum handeln kann. Der Teilnehmer trägt dazu bei, etwas, das einen Wert hat, herzustellen oder auszuführen. Die Beteiligung macht einen positiven Unterschied. Der Teilnehmer erlernt dabei einige der beruflichen Fähigkeiten, die für das Produkt erforderlich sind. Und erlebt dabei gleichzeitig, etwas zu lernen und ein Teil einer Arbeitsgemeinschaft zu werden. Dies alles sind Bausteine eines Bildungsprozesses und durch die Wahl der Plattformen im Projekt tragen sie dazu bei, einige Richtungen für diese Ausbildung abzustecken. Das Projekt möchte etwas ganz Konkretes mit den Teilnehmern erreichen - nämlich dass sie sich selbst als einen möglichen Bestandteil einer von uns als sehr facettenreich angesehenen maritimen Zukunft sehen. Und zusätzlich zu ihrem Fokus auf die maritime Zukunft sind diese Lernplattformen besonders, indem sie zielgerichtete recht kurze Kurse bereitstellen, in denen eine Gruppe von Teilnehmern vom Anfang bis zum Fertigprodukt beteiligt sein kann. Die Plattformen sind somit ideal für Workshops, in denen Teilnehmer aus verschiedenen Orten (und Ländern) zusammenkommen, um zu erleben, dass sie etwas gemeinsam erreichen. Daher ist es ein wichtiger Punkt, dass Prozesse in der Beschreibung in eine Vorbereitungsund eine Produktionsphase eingeteilt sind. Je nach dem Zusammenhang, in dem die Plattform verwendet wird, kann die Grenze zwischen der Vorbereitung und der Herstellung selbstverständlich so bewegt werden, dass dies zu den Gegebenheiten passt. Aber das ändert nichts daran, dass man immer darauf achten sollte, dass der Kurs gut und gründlich vorbereitet wurde. Im Laufe der Workshops des Projektes bekamen die Teilnehmer wie erwähnt einige berufliche e Fähigkeit n vermittelt, die auf einem Kompetenzzertifikat aufgeführt wurden (siehe nächste Seite). Auf diese Weise konnten wir im Auge behalten, wie viel alles in allem im Rahmen des Projekts gelernt wurde. Und gleichzeitig bekam jede(r) Teilnehmende sein/ihr Engagement und seine/ihre Bedeutung für das Gesamtergebnis bestätigt und konnte diesen Erfolg zu seiner/ihrer fachlichen und menschlichen Identität hinzufügen. Dies ist nichts, das viel Platz im eigentlichen Prozess einnahm, da alle auf das bestmögliche Endprodukt konzentriert waren, aber dieses Ziel war dennoch ständig im Hinterkopf der Workshop-Leiter gegenwärtig, und so wurde es nach dem beendeten Kurs ein Teil der Geschichte dieses Workshops, in dem immer das Endprodukt den meisten Platz einnahm. 1.Einleitung 2. Gebrauchsknoten an Bord 3. Kreative Nutzung: Zierknoten (Fancywork) 3.1Schlüsselanhänger 3.2 Quadratischer Schlüsselanhänger 3.2.1 Gedrehter Schlüsselanhänger 3.3Armbänder 3.4Hilfsmittel 4.Schlussbemerkung 1. Einleitung “Seemännische Handarbeiten” ist der Oberbegriff für Arbeit mit Tauwerk an Bord eines Schiffes. Die Vielfalt an Knoten ist sehr groß und auch verwirrend. Jedes Schiff benötigt für verschiedene Zwecke ganz bestimmte Knoten (Gebrauchsknoten). Diese gehören zum sicheren Arbeiten an Deck und sind unverzichtbar beim Setzen und Bergen von Segeln, beim Manövrieren und Festmachen im Hafen, sowie bei Reparaturarbeiten. Das Wesentliche der Seemannsknoten ist, dass sie leicht zu lernen sind, halten und auch nach starkem Zug leicht zu lösen sind. Neben Seemannsknoten (auch Spleißen, Takeln) gibt es auch Knoten mit dekorativem Charakter (für z.B. Taschen, Armbänder, Glockenbändsel, Seekistengriffe, Reelings- und Verzierungen), die auch der Freizeitgestaltung der Seeleute an Bord dienen. Material ist immer genügend an Bord. Fancywork (Zierknoten), ein durch englischsprachige Segler entwickelter Begriff aus dem 19. Jahrhundert, bezeichnet diese dekorative und kreative Handarbeit. 2. Gebrauchsknoten an Bord Für das Segeln mit Jugendlichen während unserer außerschulischen Bildungsangebote auf der TS Zuversicht hat sich gezeigt, dass im Tagesgeschehen nur wenige Knoten von Bedeutung sind: - - - - - Ankerstich (Doppelschlinge) zur Befestigung der Zeisinge an der Reling Belegen einer Klampe oder eines Nagels mit und ohne Kopfschlag bei Anlegemanövern in Häfen oder beim täglichen Setzen und Einstellen der Segel Slipstek als Durchziehknoten beim Auftuchen der Segel Aufschießen einer Leine dient hauptsächlich dazu, dass die Leine sofort einsetzbar für spätere Manöver ist und sich gut abwickeln lässt Aufschießen einer Trosse wie z.B. Festmacher (sehr dickes Tauwerk) wird in großen Bucht en aufgeschossen, damit es nicht störend an Deckherumliegt Weitere zu lernende Knoten sind Palstek, Webleinenstek, Kreuz- und Achtknoten. Alle weiteren auch sehr bekannten Knoten haben nur eine sekundäre Bedeutung in der Arbeit mit Jugendlichen. Allerdings sollten diese vermittelt werden, wenn Interesse besteht. Palstek Webeleinenstek Achtknoten Kreuzknoten Diese Knoten werden „geschlagen“, so der Fachbegriff. Um das Erlernen der Knoten zu erleichtern, ist es sinnvoll den Jugendlichen auch Kenntnisse über die verwendeten Taue und Leinen zu vermitteln. Tauwerk (Oberbegriff) mit verschiedenen Stärken haben unterschiedliche Namen: Taue, Tampen haben Durchmesser von mehr als 10 mm, Leinen haben Durchmesser von weniger als 10 mm, Garne, Faden sind sehr dünn. Das Tauwerk besteht aus Kunst- und Naturfasern. Zwei verschiedene Arten von Tauwerk werden ihrer Verwendung nach unterschieden: Laufendes Gut ist Tauwerk, das ständig bewegt wird z. B. zum Bedienen der Segel Stehendes Gut ist Tauwerk (oder Drahtseile), das fest installiert ist und normalerweise nicht bewegt wird z. B. die Wanten und Stage Vorsicht! Wenn Taue durch die Hand rutschen, entsteht gerade bei synthetischem Material Wärme durch Reibung, die schnell zu Verbrennungen an den Händen führen kann. Deshalb müssen alle Taue und Leinen immer über Klampen oder Nägel und nicht lose aus der Hand geführt werden. Darauf muss man die Jugendlichen hinweisen und diese Handhabung zeigen und üben. 3. Kreative Nutzung: Zierknoten (Fancywork) Neben der täglichen gemeinsamen Arbeit an Bord, gibt es auch immer mal wieder aufkommende Ruhe- und Freiphasen und man braucht etwas, um sich die Zeit ein wenig zu vertreiben. Besonders gut eignet sich dann Fancywork. So ist es auch auf den Schiffen in früheren Zeiten entstanden. Man braucht eine vorbereitete Kiste mit dünnen Kunstfaserleinen z. B. aus Polyamid, Durchmesser 3 mm in verschiedensten Farben auf Rollen je 100 Meter (kostengünstig). Dieses Material ist reißfest, langlebig und resistent gegen Schimmel und Verrottung, hat wenig Reck (Dehnung), ist preiswert und hat durch die Farbigkeit einen hohen Aufforderungscharakter bei Jugendlichen. Von Vorteil ist ein Angebot von 10 verschiedenen Farben, Scheren zum Schneiden der Leinen und Feuerzeuge zum Verschmelzen der Enden. Zierknoten sind eine Art Flechtarbeiten, die man nennt auch „Platting“ (zopfartiges Geflecht) nennt. Plattings werden „gelegt“, Knoten „geschlagen“. Bei der Herstellung von Schlüsselanhängern und Armbändern gilt grundsätzlich: • je dicker der Schlüsselanhänger/das Armband werden soll, desto stärker muss auch das Kunstfaserseil sein • je farbenfroher der Schlüsselanhänger/das Armband werden soll, desto bunter sollte auch das Kunstfaserseil sein 3.1 Anleitung Schlüsselanhänger Der für den Schlüsselanhänger benötigte Knoten ist ein „Kronenknotenplatting“. - Kronenknotenplatting, linksherum und rechtsherum im Wechsel, ergibt den seitlich und farblich vierkanten Schlüsselanhänger - Kronenknotenplatting, nur in einer Richtung erstellt, ergibt einen farblich spiralförmigen Schlüsselanhänger - Eine Kombination und auch Richtungswechsel bei dem Kronenknotenplatting sind möglich und ergeben einen besonderen Effekt - Abschluss: Fallreepsknoten, Diamantknoten 3.1.1 Quadratischer Schlüsselanhänger Zu Beginn der Herstellung eines Schlüsselanhängers empfiehlt es sich, zwei verschiedene Farben mit jeweils 1 Meter Läge Kunstfaserseil, 3 mm Durchmesser, zu nehmen. Der Schlüsselanhänger wird ca. 10 cm lang. Eine Farbe wird auf den Schlüsselring, Karabinerhaken oder Schekel mittig gezogen, so dass beide Enden gleich lang sind. Die andere Farbe wird auch mittig an die erste Farbe mit einem einfachen Knoten geknotet. Entsprechend des Bildes werden die Enden gelegt, so dass immer ein Ende das andere Ende (die andere Farbe) belegt und auch selbst belegt wird (Flachplatting). Den gelegten Knoten gut fest ziehen. Beim nächsten Knoten die Richtung ändern. Ab jetzt immer einen Richtungswechsel vornehmen. Ein Knoten links herum und den nächsten Knoten rechts herum anfertigen. Durch den ständigen Richtungswechsel entsteht ein farblich abgegrenzter Schlüsselanhänger. Hat der Schlüsselanhänger die richtige Länge, so werden die Enden bis auf 3 mm abgeschnitten und mit einem Feuerzeug verschmolzen. 3.1.2 Gedrehter Schlüsselanhänger Zu Beginn der Herstellung eines gedrehten Schlüsselanhängers ist es empfehlenswert, zwei verschiedene Farben mit jeweils 1 Meter Länge (3 mm Durchmesser) zu nehmen. Der Schlüsselanhänger wird ca. 10 cm lang. Die andere Farbe wird auch mittig an die erste Farbe mit einem einfachen Knoten geknotet. Entsprechend des Bildes werden die Enden so gelegt, so dass immer ein Ende das andere Ende (die andere Farbe) belegt und auch selbst belegt wird (Flachplatting). Die Richtung beim Flachplatting wird immer eingehalten. Keinen Richtungswechsel. So entsteht der gedrehte Schlüsselanhänger. Hat der Schlüsselanhänger die ausreichende Länge erreicht, die Enden bis auf 3 mm abschneiden und mit einem Feuerzeug verschmelzen. 3.2 Anleitung Armbänder: Der für das Armband benötigte Knoten ist ein „Kreuzknotenplatting“. Dieser Flach-Platting mit Kreuzknoten ist einer der Hauptknoten der Makrameetechnik. Zur Anfertigung eines ausreichend langen Armbandes wird eine ca. 2,50 m lange, einfarbige Kunststoffleine mit 3 mm Durchmesser benötigt. Die Leine wird halbiert und wie im Foto an den Steckverschluss mittig eingeschlungen. Das Gegenstück vom Steckverschluss wird auch aufgezogen. Der Steckverschluss zum schnellen An- und Ablegen ist 15 mm breit und 30 mm lang. Wichtig ist, die Länge des Armbandes direkt an das persönliche Handgelenk anzupassen. Ein bisschen Spielraum am Handgelenk ist oftmals sinnvoll, aber von persönlichen Interessen abhängig. Die Länge sollte dabei einige cm mehr als den tatsächlichen Umfang des Handgelenks betragen, sonst wird das Armband später zu eng. Für den Kreuzknotenplatting wird hier mit links begonnen. Der linke Faden der linken Seite legt sich über die Seele auf die rechte Seite. Wir sprechen von der Seele (mittlere Part) und den Arbeitsfäden (außenliegende arbeitende Part). Der rechte Faden kreuzt den von links kommenden Faden auf der rechten Seite, geht dann unterhalb der Seele auf die linke Seite und kommt aus der Bucht des linken Fadens heraus. Beide Fäden fest ziehen, so dass der erste Knoten entsteht. Alle weiteren Knoten werden wie der erste Knoten gemacht. Allerdings wechselt die beginnende Seite, d.h. wenn ich eben mit links angefangen bin, muss ich den zweiten Knoten mit rechts beginnen und weiter im Wechsel verfahren. Jeden einzelnen Knoten immer schön fest ziehen, damit das Armband eine gewisse Steifigkeit bekommt und nicht zu weich wird. Die einzelnen Knoten stets wiederholen, Schere und Feuerzeug bereitlegen. Zum Abschluss noch ein paar festziehende Knoten. Die restliche Schnur bis auf 3 mm mit einer scharfen Schere abschneiden. Kein Messer oder Cutter verwenden, da es passieren könnte, dass der Knoten sich wieder lockert. Die offenen Enden mit einem Feuerzeug verschmelzen oder mit Sekundenkleber sichern. Fertig. Diese Knotentechnik lässt sich auch als Schlüsselanhänger verwenden. Variante: Es kann auch ein anderes farbiges Ende eingeknotet werden. Zum Abschluss noch ein Paar festziehende Knoten. Die Enden mit einer Schere abschneiden und mit dem Feuerzeug verschmelzen oder mit Sekundenkleber sichern. Die Nutzung von verschiedenen Farben ergibt einen besonderen Effekt. Anstelle des einfarbigen Kunstmaterials können bunte Kunstmaterialien aber auch Lederbänder verwendet werden. Ein weiterer Effekt ist, den Kreuzknotenplatting immer nur von einer Seite aus zu beginnen, so dass ein gedrehtes Armband entsteht. Es können auch zwei Fäden genommen werden, wobei jeweils 15 cm der beiden Farben in die Mitte als Seele kommen und mit den anderen Längen umknotet werden (siehe Hilfsmittel, blau/ rot). 3.3 Hilfsmittel Für die Herstellung von Armbändern ohne einen Kunststoffverschluss kann es hilfsreich sein, ein kleines Holzbrett als Hilfsmittel zu benutzen. Kleines Holzbrettchen mit zwei Schrauben auf einer Seite. Kleines Holzbrettchen mit jeweils einer Schraube an der gegenüberliegenden Seite. Als Seele ist hier ein einzelner Faden genommen worden und als arbeitende Park wurde eine anderen Farbe genommen. 4. Schlussbemerkung Aufgrund des geringen Materialaufwands und der geringen Größe besteht überall die Möglichkeit Armbänder oder Schlüsselanhänger anzufertigen. Oben an Deck, unter Deck, aber auch in der Kammer oder in der eigenen Koje. Das Material ist flexibel, die Hilfsmittel klein, so dass das Knüpfmaterial jeder Zeit zur Seite gelegt und später wieder aufgenommen werden kann. Methodisch ist es gut, Jugendlichen die Anfertigung der Schlüsselanhänger oder Armbänder im direkten Kontakt eins zu eins näher zu erklären. Das dann angelegte Wissen kann an andere Teilnehmer weiter transportiert werden, so dass die Teilnehmer in die Rolle des Anleitenden kommen. Möglich ist auch eine Arbeit in Kleingruppe bis zu 10 Teilnehmern. Hier zeigt sich schnell, wer eine hohe Auffassungsgabe hat. In Zeiten der allgemeinen Ruhe- und Freiphase, bedingt durch gutes Wetter und gleichbleibenden Kurs des Schiffes, ist die Anfertigung der Schlüsselanhänger oder der Armbänder eine gute Möglichkeit sich zu sammeln, Zeiten zu füllen, Interesse zu wecken und Kompetenzen zu entwickeln. Viel Freude dabei!