Lineare Algebra I (WS 13/14) Alexander Lytchak Nach einer Vorlage von Bernhard Hanke 21.01.2014 Alexander Lytchak 1/9 Wiederholung. Zerlegung in Zyklen und Transpositionen I Jeden k-Zykel kann man als Produkt von k − 1 Transpositionen darstellen. I Jede Permutation ist ein Produkt von Zyklen die disjunkte Teilmengen von {1, ...., , n} vertauschen. I Je zwei Zyklen der Länge k sind konjugiert in der Gruppe Sn . I Folglich ist jede Permutation als Produkt von Transpositionen darstellbar. I Die Zerlegung in disjunkte Zyklen ist im Wesentlichen eindeutig. Die Zerlegung in Transpositionen überhaupt nicht. Alexander Lytchak 2/9 Das Vorzeichen einer Permutation Definition Sei σ ∈ Sn eine Permutation. Ein Fehlstand von σ ist ein Paar (i, j), mit 1 ≤ i < j ≤ n, σ(i) > σ(j). Die Anzahl der Fehlstände bezeichnen wir mit inv (σ). Definition Das Vorzeichen der Permutation σ ist die Zahl (−1)inv (σ) . Das Vorzeichen wird auch als Signum bezeichnet. Die Permutation heißt gerade bzw. ungerade, wenn sgn(σ) = 1 bzw. sgn(σ) = −1 gilt. Beispiel sgn Alexander Lytchak 1 2 3 4 2 4 3 1 = (−1)4 = 1 3/9 Multiplikativität Proposition Die Abbildung sgn : (Sn , ◦) → ({−1, 1}, ·) ist ein Gruppenhomomorphismus. Proposition Ist σ ein Produkt von m Transpositionen, so ist sgn(σ) = (−1)m . Damit ist σ eine gerade Permutation genau dann, wenn man es als Produkt einer geraden Anzahl von Transpositionen darstellen kann. Folgerung Die Menge aller geraden Permutationen ist der Kern des Homomorphismus sgn : Sn → {±1}. Es ist eine Untergruppe von Sn mit n! 2 Elementen. Diese Gruppe heißt die alternierende Gruppe von Grad n und wird mit An bezeichnet. Alexander Lytchak 4/9 Beispiele Folgerung Ein k-Zykel ist eine gerade Permutation genau dann, wenn k ungerade ist. Damit lässt sich nun das Vorzeichen einer beliebigen Permutation leicht ermitteln. Folgerung Ist σ ein Produkt von Zykeln τ1 , ..., τm der Längen l1 , ..., lm , so gilt sgn(σ) = (−1)l1 +l2 +...+lm −m . Beispiel Das Signum der folgenden Permutation ist −1. 1 2 3 4 5 6 = σ1,4,2 ◦ σ5,6 4 1 3 2 6 5 Alexander Lytchak 5/9 Invertierung von Matrizen Sei K ein Körper und sei A ∈ K n×n eine quadratische Matrix. Mit dem Gauss-Verfahren können wir den Rang von A berechnen und entscheiden, ob A invertierbar ist. Wie bestimmt man aber die inverse Matrix A−1 ? I Wir suchen also eine Matrix B ∈ K n×n mit A · B = En . I Die i-te Spalte si von B muss das lineare Gleichungssystem A · si = ei lösen. I Dieses System kann man für jedes i lösen, und dadurch B erhalten. I Jedoch stellt man fest, dass wir jedesmal dieselben Zeilenumformungen durchführen. I Deswegen kann man diese Operationen für alle 1 ≤ i ≤ n gleichzeitig durchführen. Dies nennt man das Gauß-Jordan Verfahren. Alexander Lytchak 6/9 Gauß-Jordan Verfahren I Sei A wie vorher. Wir schreiben A und En nebeneinander, getrennt durch einen vertikalen Strich. I Wir wenden elementare Zeilenumformungen auf diese (n × 2n) Matrix an und bringen die Matrix auf Zeilenstufenform. I Dabei wird gleichzeitig auch der Rang von A ermittelt. I Ist der Rang ungleich n, so ist A nicht invertierbar. I Ist der Rang n so sind die Diagonalelemente von A0 genau die Pivotelemente. I Man kann nun weitere elementare Zeilenumformungen benutzen und A auf Diagonalgestalt mit denselben Pivot-Elementen bringen. I Dividiert man die jeweiligen Zeilen durch die jeweiligen Pivot-Elemente, so erhält man auf der linken Seite En und auf der rechten die gesuchte inverse Matrix von A. Alexander Lytchak 7/9 Nicht klausurrelevant. Erinnerung: Elementarmatrizen Definition Eine Elementarmatrix ist eine quadratische Matrix die eine der 3 folgenden Formen hat: I Eine Diagonalmatrix Dj (λ) mit Eintrag λ 6= 0 an der Stelle jj und allen anderen Diagonaleinträgen gleich 1. I Eine Permutationsmatrix Pσ die einer Transposition σ ∈ Sn entspricht. I Eine Matrix der Form Rk,l (λ), mit k 6= l, die sich nur im kl-ten Eintrag von En unterscheidet. Dieser Eintrag ist gleich λ. Wir haben früher Folgendes erkannt. Jede Elementarmatrix ist invertierbar und das Inverse ist wieder eine Elementarmatrix. Die Multiplikation von links mit Elementarmatrizen entspricht einer elementaren Zeilenumformung, bzw., im Fall von Dj (λ) der Multpilikation der j-ten Zeile mit λ. Alexander Lytchak 8/9 Zerlegung in Elementarmatrizen und Gauß-Jordan I Ist eine (n × n)-Matrix A ∈ K n×n ein Produkt von Elementarmatrizen, so ist A invertierbar. I Andererseits haben wir gesehen, dass für jede invertierbare Matrix A Elementarmatrizen B1 , ....., Bk existieren, mit B1 · B2 · ... · Bk · A = En . I In diesem Fall ist B1 · B2 · .... · Bk die inverse Matrix von A. I Wir haben A−1 = B1 · ... · Bk · En . Also entsteht A−1 durch dieselben Umformungen aus En , die A in En verwandeln. Dies ist genau das Gauß-Jordan Verfahren. I Als Beigabe erhalten wir die Umkehrung der ersten Aussage: Die invertierbare Matrix A kann man als Bk−1 · .... · B1−1 , also als ein Produkt von Elementarmatrizen schreiben. Alexander Lytchak 9/9