Lineare Algebra I (WS 13/14) Alexander Lytchak Nach einer Vorlage von Bernhard Hanke 17.01.2014 Alexander Lytchak 1 / 11 Nachtrag. Invertierung im Restklassenring I In Z/nZ ist die Restklasse m̄ invertierbar genau dann, wenn ggT (m, n) = 1. I Man bestimmt das Inverse durch Raten oder mit dem Euklidischen Algorithmus. In Z/7Z gilt 5̄−1 = 3̄. In Z/100Z gilt 7̄−1 = 43. Satz Der Restklassenring Z/nZ ist ein Körper genau dann, wenn n eine Primzahl ist. Dieser Körper wird mit Fn bezeichnet Beispiel In F7 = Z/7Z hat das Gleichungssystem 2̄x + 5̄y = 6̄; 3̄x + ȳ = 1̄ als einzige Lösung x = 1̄ und y = 5̄. Alexander Lytchak 2 / 11 Die symmetrische Gruppe. Notation Die symmetrische Gruppe Sn besteht aus allen Bijektionen (auch Permutationen genannt) σ : {1, 2, ..., n} → {1, 2, ..., n}. Eine Permutation σ aus Sn werden wir in der folgenden Form notieren. 1 2 · · · n σ(1) σ(2) · · · σ(n) Diese Notation hat nicht viel mit Matrixrechnung zu tun! Beispiel I I I 1 2 3 4 2 1 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 ◦ = 1 3 2 4 2 3 1 4 Die Gruppe Sn hat n! Elemente. Die Gruppe S1 ist die triviale Gruppe. Die Gruppe S2 ist die einzige abelsche Gruppe mit zwei Elementen. Die Gruppe S3 ist die Gruppe der Symmetrien des gleichseitigen Dreiecks. Die Gruppe Sn ist nicht-ablesch für n ≥ 3. Alexander Lytchak 3 / 11 Spezielle Permutationen. Zyklen I Für k ≤ n können wir Sk als Untergruppe von Sn auffassen, indem wir σ ∈ Sk auf den Elementen 1, ..., k ∈ {1, ...., n} wirken lassen, und σ(m) = m für n ≥ m > k setzen. I Dies definiert einen (den kanonischen) injektiven Homomorphismus Sk → Sn . I Jede injektive Abbildung {1, ..., k} → {1, ...., n} definiert einen anderen injektiven Homomorphismus Sk → Sn . Definition Sei 2 ≤ k ≤ n eine ganze Zahl. Ein k-Zykel ist eine Permutation, die k Zahlen zyklisch vertauscht und die Übrigen festlässt. Das heißt, es gibt verschiedene Zahlen 1 ≤ m1 , m2 , ..., mk ≤ n, mit σ(mi ) = mi+1 , σ(mk ) = m1 und σ(m) = m für m 6= m1 , ...., mk . Wir werden diesen k-Zykel als σm1 ,....,mk notieren. Ein 2-Zykel heißt Transposition. Alexander Lytchak 4 / 11 Zyklen und Transpositionen. Beispiele I Wir sagen, dass ein Element g einer Gruppe (G , ◦) Ordnung k hat, wenn k die kleinste positive ganze Zahl ist, s.d. g k = g ◦ g ◦ ... ◦ g das neutrale Element e ist. I Jedes Element einer endlichen Gruppe hat eine endliche Ordnung. I Ein k-Zykel in Sn hat Ordnung k. I Jeden k-Zykel kann man als ein Produkt von k − 1 Transpositionen darstellen. I Sind τ ∈ Sn beliebig und σ = σm1 ,m2 ,...,mk ein k-Zykel, so ist τ ◦ σ ◦ τ −1 der k-Zykel στ (m1 ),τ (m2 ),....,τ (mk ) . I Zwei Elemente g1 , g2 einer Gruppe (G , ◦) heißen konjugiert, wenn es ein h ∈ G gibt, mit g1 = h ◦ g2 ◦ h−1 . I Jeder k-Zykel in Sn ist konjugiert zu σ1,...k . Alexander Lytchak 5 / 11 Zerlegung in Zyklen und Transpositionen Proposition Jede Permutation σ ∈ Sn kann man als Produkt σ = σ1 ◦ σ2 .... ◦ σl von Zyklen darstellen, die disjunkte Teilmengen von {1, ...., n} zyklisch vertauschen. Die Zyklen σi kommutieren miteinander. Beispiel 1 2 3 4 5 6 4 1 3 2 6 5 = σ1,4,2 ◦ σ5,6 Folgerung Jede Permutation kann man als Produkt von Transpositionen darstellen. Alexander Lytchak 6 / 11 Das Vozeichen einer Permutation . Definition Sei σ ∈ Sn eine Permutation. Ein Fehlstand von σ ist ein Paar (i, j), mit 1 ≤ i < j ≤ n, σ(i) > σ(j). Die Anzahl der Fehlstände bezeichnen wir mit inv (σ). Definition Das Vorzeichen der Permutation σ ist die Zahl (−1)inv (σ) . Das Vorzeichen wird auch als Signum bezeichnet. Die Permutation heißt gerade bzw. underade, wenn sgn(σ) = 1 bzw. sgn(σ) = −1 gilt. Beispiel sgn Alexander Lytchak 1 2 3 4 2 4 3 1 = (−1)4 = 1 7 / 11 Multiplikativität Proposition Die Abbildung sgn : (Sn , ◦) → ({−1, 1}, ·) ist ein Gruppenhomomorphismus. Proposition Ist σ ein Produkt von m Transpositionen, so ist sgn(σ) = (−1)m . Damit ist σ eine gerade Permutation genau dann, wenn man es als Produkt einer geraden Anzahl von Transpositionen darstellen kann. Folgerung Die Menge aller geraden Permutationen ist der Kern des Homomorphismus sgn : Sn → {±1}. Es ist eine Untergruppe von Sn mit n! 2 Elementen. Diese Gruppe heißt die alternierende Gruppe von Grad n und wird mit An bezeichnet. Alexander Lytchak 8 / 11 Beispiele Folgerung Ein k-Zykel ist eine gerade Permutation genau dann, wenn k ungerade ist. Damit lässt sich nun das Vorzeichen einer beliebigen Permutation leicht ermitteln. Folgerung Ist σ ein Produkt von Zykeln τ1 , ..., τm der Längen l1 , ..., lm , so gilt sgn(σ) = (−1)l1 +l2 +...+lm −m . Beispiel Das Signum der folgenden Permutation ist −1. 1 2 3 4 5 6 = σ1,4,2 ◦ σ5,6 4 1 3 2 6 5 Alexander Lytchak 9 / 11 Kanonische Form einer Permutation. Nicht klausurrelevant I Sei X eine n-elementige Menge und sei σ ∈ SymX beliebig. I Wählt man eine Nummerierung von X , d.h. eine bijektive Abbildung τ : X → {1, ..., n}, so erhält man einen Isomorphismus SymX → Sn und damit eine nummerische Darstellung von σ. I Verschiedene Nummerierungen ergeben verschiedene Darstellungen. I Ist X von Anfang an Sn gewesen, so ergibt eine Renummerierung der Menge X eine Konjugationsabbbildung σ → τ ◦ σ ◦ τ −1 . I Gegeben σ, wie findet man eine möglichst einfache Darstellung von σ? In anderen Worten, gibt es einen natürlichen Repräsentanten der Äquivalenzklasse von σ bezüglich der Konjugation? In anderen Worten, was ist die Normalform einer Permutation? I Diese Frage kann man leicht beantworten. Die Frage ist analog zu der Frage der Bestimmung von Normalformen linearer Abbildungen. Alexander Lytchak 10 / 11 Kanonische Form einer Permutation II Proposition Sei X eine n-elementige Menge. Für jede Permutation σ : X → X gibt es eindeutig bestimmte ganze Zahlen l1 ≥ l2 ≥ .... ≥ lm ≥ 2 mit l1 + l2 + ..... + lm ≤ n mit der folgenden Eigenschaft. Es gibt eine Nummerierung τ : X → {1, ...., n}, so dass τ ◦ σ ◦ τ −1 in der folgenden Form erscheint: τ ◦ σ ◦ τ −1 = σ1,2,...,l1 ◦ σl1 +1,l1 +2,.....,l1 +l2 ◦ ... ◦ σl1 +....+lm−1 +1,l1 +...+lm−1 +2,....,l1 +l2 +....+lm . Aus der kanonischen Form kann man das Signum und die Ordnung sehr leicht ablesen. Alexander Lytchak 11 / 11