Sozialpsychologie 1! Definition! Sozialpsychologie 1! Eindrucksbildung - Personenwahrnehmung! (impression formation) ! Die Sozialpsychologie ! ! !beschreibt und erklärt ! ! !die Interaktionen zwischen Individuen ! !sowie die Ursachen und Wirkungen dieser !Interaktionen.! Herkner (1991, S. 17)! Sozialpsychologie 1! Personenwahrnehmung 1! Sozialpsychologie 1! Personenwahrnehmung 2! Implizite Persönlichkeitstheorien:! Innerhalb bestimmter Gruppen, Schichten und Kulturen gibt es weit verbreitete und ziemlich einheitliche Meinungen darüber, welche Persönlichkeitseigenschaften gemeinsam auftreten.! Asch´s Konfigurations-Modell (1946):! Dimensionen, die die Inferenzprozesse stark beeinflussen, werden zentrale Merkmale genannt (wie z.B. warmherzig und kalt). ! Periphere Traits (Eigenschaften) haben kaum Einfluss auf die Bewertung anderer Personen.! ! !! Sozialpsychologie 1! Personenwahrnehmung 3! Sozialpsychologie 1! Personenwahrnehmung 4! Experiment (Asch, 1946): ! Vpn erhielten Adjektivlisten als Beschreibung einer fiktiven Person.! VG1: intelligent, geschickt, fleißig, warmherzig, bestimmt, praktisch, vorsichtig.! VG2: intelligent, geschickt, fleißig, kalt, bestimmt, praktisch, vorsichtig.! VG3: intelligent, geschickt, fleißig, freundlich, bestimmt, praktisch, vorsichtig.! VG4: intelligent, geschickt, fleißig, rüde, bestimmt, praktisch, vorsichtig. !! Danach sollten Vpn aus einer Liste von 18 Adjektiven auswählen, welche die fiktive Person noch besaß. ! ! !! Zuschreibung weiterer Eigenschaften (in Prozent):! warmherzig! kalt! freundlich! rüde! großzügig! 91! 8! 56! 58! weise! 65! 25! 30! 50! glücklich! 90! 34! 75! 65! gutmütig! 94! 17! 87! 56! gewissenhaft! 94! 99! 95! 100! Sozialpsychologie 1! Personenwahrnehmung 5! Kelley (1950): Feldexperiment; Auswirkung der Vorstellung eines Gastreferenten auf die Evaluation des Referenten und Interaktionen während des Vortrages! Vorstellung: „People who know him consider him to be a rather cold (or warm) person, industrious, critical, practical, and determined“! Der Vortragende hielt idente Vorträge vor verschiedenen Klassen.! •! Nach dem Vortrag mussten die Zuhörer den Referenten evaluieren.! •! Außerdem wurden die Zuhörer während des Vortrages beobachtet.! Sozialpsychologie 1! Personenwahrnehmung 6! Ergebnis:! In der „kalten“ Vorstellung:! Evaluation:! Vortragender wurde als eher unsozial, selbstzentriert, unpopulär, formal, reizbar, humorlos und harsch beschrieben.! Behaviorale Auswirkungen:! Die Studenten stellten weniger Fragen und interagierten auch weniger mit dem Gastprofessor.! Sozialpsychologie 1! Personenwahrnehmung 7! Re-Analyse der Daten von Asch:! Rosenberg, Nelson & Vivekananthan (1968): ! Zwei Bewertungsdimensionen:! (1)! Soziale Bewertungsdimension: ! verlässlich, ehrlich, tolerant, hilfsbereit, ! warmherzig, gesellig vs. ungesellig, kalt, ! humorlos, pessimistisch! (2) Intellektuelle Bewertungsdimension:! intelligent, fleißig, beharrlich, phantasie-! voll, naiv, ungeschickt.! Sozialpsychologie 1! Personenwahrnehmung 8! Wojciszke, Bazinska, & Jaworski (1998): 82% der Varianz in der Eindrucksbildung wird durch die beiden Faktoren erklärt.! Werden zur Beschreibung von ! •! •! •! •! •! •! •! alten Personen (Cuddy & Fiske, 2002)! Asiaten (Kitano & Sue, 1973)! Immigranten (Lee & Fiske, 2006)! Untergruppen von Homosexuellen (Clausel & Fiske, 2005)! Frauen (Cuddy & Frantz, 2007)! Afroamerikanern (Williams & Fiske, 2006)! Psychisch Kranken (Russell et al., 2007)! ! ! ! ! ! !herangezogen.! Sozialpsychologie 1! Sozialpsychologie 1! Personenwahrnehmung 9" Personenwahrnehmung 10" Anfangs- oder Endeffekte (primacy oder recency Effect)! Asch (1946): 2 Listen mit Adjektiven (positive zuerst, dann negative; oder negative zuerst, dann positive)! -> Die ersten Adjektive beeinflussen die Bewertung der Person stärker! Jones & Goethals (1972): Endeffekt: Wenn Personen kognitiv durch andere Aufgaben belastet oder abgelenkt oder müde sind. ! Positivität vs. Negativitätstendenz:! Sears (1983): Wenn wir noch keine Information besitzen, bewerten wir andere Personen positiv.! ABER: Sobald eine negative Information vorliegt --> Bias in Richtung Negativität (Fiske, 1980)! Hamilton & Zanna (1974): Negatives Bild ist schwerer zu ändern als positives Bild.! Sozialpsychologie 1! Personenwahrnehmung 11" 2 Gründe für die Negativitätstendenz:! 1.! Ungewöhnliche, auffällige und externe Information wird leichter gemerkt (Skowronski & Carlston, 1989)! 2.! Negative Eigenschaften könnten eine potentielle Gefahr für den Bewerter darstellen (Hogg & Vaughan, 2002)! Sozialpsychologie 1! Schönheitsstereotyp! Je attraktiver eine Person ist, desto positiver wird sie bewertet (Langlois, Kalakanis, Rubinstein, Larson, Hallam & Smoot, 2000): Meta-Analyse von 919 Studien! Die Attraktivität hängt ab von:! •! Feminität des Gesichts (Rhodes, Hickford & Jeffrey, 2000)! •! Jugendlichkeit (Buss & Kenrick, 1998; Perlini, Bertolissi, & Lind, 1999)! •! Schlankheit (Gardner & Tockerman, 1994)! •! Ehrlichkeit (Yarmouk, 2000)! •! Gehalt (Hamermesh & Biddle, 1994)! Sozialpsychologie 1! Physische Erscheinung! Die physische Erscheinung eines Menschen spielt eine signifikante Rolle bei der Bewertung:! Park (1986): Der erste Eindruck bleibt über lange Zeit erhalten! Und ist erstaunlicherweise ziemlich akkurat (Zebrowitz & Collins, 1997)! Schönheitsstereotyp (Dion et al., 1972): Schöne Menschen sind interessant, warmherzig, offen, sozial kompetent.! Sozialpsychologie 1! Schönheitsstereotyp! Attraktive Personen werden! •! als strukturierter (Cash, Kehr, Polyson & Freeman, 1977)! •! besser für einen Job geeignet (Dipboye, Arvey, & Terpstra, 1977)! •! Fröhlicher und erfolgreicher (Dion, Berscheid & Walster, 1972) bewertet! •! Weniger streng behandelt bei Gerichtsverfahren (wenn man weiblich ist) (Sigall & Ostrove, 1975)! •! Besser bewertet bei Abgabe einer schriftlichen Arbeit (weibliche Studenten) (Landy & Sigall, 1974)! Sozialpsychologie 1! Schönheitsstereotyp! Attraktive Gesichter (Cunningham, 1986):! •! •! •! •! •! •! Vertikale und horizontale Größe der Augen! Größe der Nase! Die Länge des Kinns! Die Breite des Gesichts! Pupillendurchmesser! Breite des Lächelns! Sozialpsychologie 1! Schönheitsstereotyp! Besonders attraktive Gesichter sind Durchschnittsgesicher (Gruendl, 2002):! Echte Miss Germany 2002! Virtuelle Miss Germany! (Alle Kandidatinnen zusammen gemorpht)! Virtuelles Gesicht aus 64 weiblichen Gesichtern! ! Große Nase und langes Kinn besonders negativ! ! Sozialpsychologie 1! Kognitive Algebra! Zur Bewertung werden mehrere Eigenschaften herangezogen.! Drei Modelle der Verrechnung (Anderson, 1965, 1978, 1981)! Das Summenmodell: Die positiven Eigenschaften werden addiert, die negativen Eigenschaften werden abgezogen.! Das Durchschnittsmodell: Der Durchschnitt aller Eigenschaften bildet die Gesamtbewertung.! Das gewichtete Durchschnittsmodell: Jede Eigenschaft wird unterschiedlich gewichtet und danach der Durchschnitt gebildet.! Sozialpsychologie 1! Kognitive Algebra! Summenmodell! Durchschnitts modell! Eigenschaften! Intelligent (+2)! Ernst (+3)! langweilig (-1)! Gewichtetes Durchschnitts modell ! (1. Beispiel)! Gewichtetes Durchschnitts modell! (2. Beispiel)! 2! 3! 3! 3! 2! 0! Erste Bewertung! +4! +1.33! +3.33! +4.00! Revidierte Bewertung nachdem man erfahren hat, dass die Person auch humorvoll (+1) ist.! +5! +1.25! (Gewicht: 1)! +2.75! (Gewicht: 0)! +3.00! Bewertung, nachdem man erfahren hat, dass die Person großzügig (+1) ist! +6! +1.20! (Gewicht: 2)! +2.60! (Gewicht: 1)! +2.60! Sozialpsychologie 1! Soziale Schemata! Schema = kognitive Struktur, die Wissen über einen Sachverhalt und seine Attribute und ihren Beziehungen zueinander repräsentiert.! z.B.: Paris -- Boulevard, schöne Kleidung, Wein, Baguette, Camembert, Quiche, Eiffelturm! Sozialpsychologie 1! Soziale Schemata! Aufsteigende Informationsverarbeitung (bottom up):! •! Kontrollierter Prozess, ! •! viele Informationen werden berücksichtigt. ! •! Aus zahlreichen Verhaltensweisen und deren situativen Kontexten wird zunächst auf Merkmale geschlossen. ! •! Diese werden zusammengefasst und einer Kategorie oder einem Schema zugeordnet.! Sozialpsychologie 1! Soziale Schemata! Funktionen von Schemata (Herkner, 1991):! 1. Schemata bestimmen, ob und wie gut wir etwas verstehen! 2. Schemata beeinflussen unsere Gedächtnisleistung! 3. Schemata bewirken, dass wir „automatisch“ Schlussfolgerungen ziehen und damit über die gegebene Information hinausgehen! 4. Schemata wecken bestimmte Erwartungen, und beeinflussen die Aufmerksamkeit! 5. Schemata steuern unser Verhalten! Sozialpsychologie 1! Soziale Schemata! Absteigende Informationsverarbeitung (top down):! •! Es wird von Erwartungen (Hypothesen) bezüglich einer Person ausgegangen.! •! Jede Information wird daraufhin überprüft, ob sie den Erwartungen entspricht.! •! Oder man kann aus der bloßen Kategoriezugehörigkeit ganz automatisch Urteile über die Stimulusperson ableiten.! Sozialpsychologie 1! Soziale Schemata! Beispiel (Bransford & Johnson, 1973):! Der Vorgang ist eigentlich ganz einfach. Zuerst teilen Sie die Dinge in mehrere Gruppen. Natürlich kann auch ein Stapel genügen – das kommt darauf an, wieviel zu tun ist. Wenn Sie wegen fehlender Möglichkeiten woanders hingehen müssen, dann ist das der nächste Schritt, ansonsten kann es losgehen. Es ist wichtig, nicht zu übertreiben. Das heißt, es ist besser zu wenige Dinge auf einmal zu tun, als zu viele. Das mag zunächst nicht besonders wichtig erscheinen, aber es können leicht Komplikationen entstehen. Ein Fehler kann viel Geld kosten. Am Anfang erscheint der ganze Vorgang kompliziert. Aber bald ist er einfach ein Teil des Lebens. Es ist schwer vorauszusehen, ob diese Aufgabe in der nächsten Zukunft überflüssig sein wird. Wenn der Vorgang zu Ende ist, muss man das Material wieder in verschiedenen Gruppen anordnen. Dann kann man sie auf ihre Plätze legen. Später werden sie wieder verwendet und der ganze Kreislauf muss wiederholt werden. Das ist eben ein Teil des Lebens! Sozialpsychologie 1! Soziale Schemata! Kategorien: beinhalten Mitglieder, die bestimmte Eigenschaften gemeinsam haben (Cantor & Mischel, 1977, 1979; Rosch, 1978).! Die Kategorien sind zumeist hierarchisch geordnet. Je höher eine Kategorie in die Hierarchiestufe eingeordnet ist, desto mehr Mitglieder besitzt sie.! Sozialpsychologie 1! Soziale Schemata! Schematypen:! Personenschema: Wissen über bestimmte Personen, ihre Vorlieben, !Gesten, Hobbies! Rollenschema: Wissen über bestimmtes Rollenverhalten: z.B.: Pilot, !Arzt, katholischer Priester! Scripts: Wissen über Ereignisse und Abläufe, z.B.: Fußballspiel, !Restaurantbesuch; kulturabhängige Bedeutungen (z.B.: In !! !Japan isst man die Suppe nach der „Hauptspeise“).! Selbst-Schema: Wissen über sich selbst, welche Eigenschaften sind für !einen selbst relevant (z.B. Intelligenz aber nicht Ordentlichkeit)! Sozialpsychologie 1! Soziale Schemata! Prototyp: Kognitive Repräsentation eines typischen oder idealen Vertreters einer Kategorie ! (realer Vertreter = Exemplar, z.B. George Bush = Amerikaner ! fiktiv = z.B. Durchschnittsmodell bei Schönheit)! Stereotyp: widely shared generalizations about members of a social group (Hilton & vonHippel, 1996; Leyens et al., 1994; Macrae et al., 1996);! Meistens stark vereinfacht, abwertend und oft auf klaren, offensichtlichen Unerschieden basierend (z.B. physisches Erscheinungsbild; Zebrowitz, 1996).! Zuerst definiert von Lippman (1922): vereinfachte mentale Bilder, die zur Interpretation der sozialen Welt dienen.! Sozialpsychologie 1! Soziale Schemata! Eigenschaften von Stereotypen:! •! Menschen tendieren dazu, sehr schnell nach einfachen Regeln andere Menschen in Gruppen zu kategorisieren (Tajfel, 1978).! •! Stereotypen können schwer geändert werden (Kunda, 1999).! •! Stereotypen werden oft erst nach großen ökonomischen, sozialen oder politischen Umbrüchen geändert (Stephan, 1985).! •! Stereotypen werden schon in der Kindheit gelernt (Rutland, 1999)! •! Stereotypen werden besonders bei sozialen Konflikten betont (Sherif et al., 1961)! •! Stereotypen helfen, Beziehungen mit anderen Gruppen einzugehen ! Sozialpsychologie 1! Soziale Schemata! Variablen, die die Benutzung von Stereotypen beeinflussen:! 1.! Kosten, eine falsche Entscheidung zu treffen! •! •! Ergebnisabhängigkeit (Erber & Fiske, 1984; Neuberg & Fiske, 1987): Wenn man von anderen Personen abhängig ist -> genaue Infoverarbeitung! Verantwortlichkeit (accountability): Wenn man weiß, dass man seine Entscheidung rechtfertigen muss -> Anwendung von Stereotypen sinkt (Tetlock & Boettger, 1989; Tetlock & Kim, 1987)! Sozialpsychologie 1! Soziale Schemata! Aufgaben von Stereotypen:! •! •! •! •! •! •! Reduktion von sozialer Ungewissheit (Hogg, 2000a; Hogg & Mullin, 1999)! Klärung von sozialen Rollen (Eagly, 1995)! Stabilisierung von Machtunterschieden (Fiske, 1993b)! Klärung von Gruppenkonflikten (Robinson et al., 1995)! Rechtfertigung des status quo (Jost & Banaji, 1994)! Aufbau einer positiven Eigengruppen-Identität (Hogg & Abrams, 1988)! Sozialpsychologie 1! Soziale Schemata! 2. Kosten, keine Entscheidung zu treffen! •! Wenn Angst oder Stress hoch ist -> Verwendung von Stereotypen! Jamieson & Zanna (1989): Unter Zeitdruck entschieden weibliche und männliche Vpn mit konservativen Rollenbildern gegen weibliche Bewerber; weibliche Vpn mit progressiven Rollenbildern gegen männliche Job-Bewerber.! Sozialpsychologie 1! Soziale Schemata! 3. Individuelle Differenzen:! •! •! •! •! Attributionale Komplexität: Personen unterscheiden sich in der Komplexität der Beschreibung und Bewertung von anderen Mitmenschen (Fletcher et al., 1986)! Reduktion von Ungewissheit: Personen unterscheiden sich in der Motivation, informiert zu sein bzw. uninformiert zu bleiben (Sorrentino & Roney, 1999)! Bedürfnis nach kognitiver Beschäftigung (need for cognition): Cacioppo & Petty (1982)! Chronische Zugänglichkeit (chronic accessibility): Personen benützen individuelle Bewertungsdimensionen (Markus, 1977; Markus et al., 1985)! Sozialpsychologie 1! soziale Enkodierung! Soziale Enkodierung: Prozess, der soziale Stimuli im Gedächtnis abspeichert. ! Bargh (1984):! Sozialpsychologie 1! soziale Schemata! Soziales Wissen bleibt im Gedächtnis, obwohl es als falsch klassifiziert wurde. ! Ross, Lepper & Hubbard (1975): ! 1.! Präsentierten Vpn Infos über eine Stimulusperson, ! 2.! Bewertung der Stimulusperson, ! 3.! Feedback, dass vorherige Info falsch ! 4.! -> keine Revision der Evaluation! Thompson, Fong & Rosenhan (1981): Ergebnis gilt auch für Gerichtsurteile.! Sozialpsychologie 1! soziale Enkodierung! Salienz: Auffälligkeit, Aufmerksamkeit erregend! •! Neue Informationen oder auffällige Figur (starke Diskrepanz zum Hintergrund) (McArthur & Post, 1977)! •! Widerspruch zu Erwartungen bzw. zu gewohntem Rollenverhalten (Jones & McGillis, 1976)! •! Wichtigkeit, Abhängigkeit, Dominanz (Erber & Fiske, 1984; Taylor & Fiske, 1975)! Sozialpsychologie 1! soziale Enkodierung! Konsequenz der Salienz (McArthur, 1981; Taylor & Fiske, 1978): ! Saliente Personen werden! •! Als einflussreicher gesehen! •! Persönlich verantwortlich gemacht für ihr Verhalten (Verhalten spiegelt für den Betrachter die Disposition - zugrunde liegende Eigenschaften - wider)! •! Extremer bewertet (sowohl positiv als auch negativ)! Sozialpsychologie 1! soziale Enkodierung! Zugänglichkeit der Information im Gedächtnis (Accessibility)! Chronische Zugänglichkeit: Manche Kategorien werden ständig für Beurteilungen benutzt, ! Bargh & Tota (1988): Depression, chronische Zugänglichkeit von negativen Selbst-Schemata! Sozialpsychologie 1! soziale Enkodierung! Priming: Verfahren zur Erhöhung der Zugänglichkeit bzw. Aktivierung eines bestimmten Schemas (z.B. durch Präsentation von Postern, Werbung, Filmen, etc.)! Higgins, Bargh & Lombardi (1985); Durch Priming werden mehrdeutige (engl. ambiguous) Situationen eindeutig kategorisiert.! Devine (1989): Erwähnung von afro-amerikanischen Wörtern; weiße Vpn bewerteten mehrdeutige Handlungen als aggressiver und feindseliger.! Sozialpsychologie 1! soziale Enkodierung! Devine (1989): ! Priming durch Tachistoskop-Test: Vpn sollten Wörter erkennen (In welchem Quadranten des Gesichtsfeldes wurde das Wort präsentiert?)! (Stereotyp für Schwarze): nigger, poor, afro, jazz, slavery, musical, Harlem, busing, minority, oppressed, atletic, prejudice! Neutrale Wörter: number, considered, what, that, however, remember, example, called, said, animal, sentences, important! VG1 (Priming des Stereotyps): 80% stereotype Wörter, 20% neutrale ! VG2: 20% stereotype Wörter, 80% neutrale Wörter! In jeder VG=100 Wörter vorgegeben; Jedes Wort war 80ms sichtbar.! Danach: ! Bewertung einer Person, die mehrdeutige Handlungen durchführt! Sozialpsychologie 1! soziale Enkodierung! Srull, T. S., & Wyer, R. S. (1979, p. 1664) :! I ran into my old acquaintance Donald the other day, and I decided to go over and visit him, since by coincidence we took our vacations at the same time. Soon after I arrived, a salesman knocked at the door, but Donald refused to let him enter. He also told me that he was refusing to pay his rent until the landlord repaints his apartment. We talked for a while, had lunch, and then went out for a ride. ! We used my car, since Donald’s car had broken down that morning, and he told the garage mechanic that he would have to go somewhere else if he couldn’t fix his car that same day. We went to the park for about an hour and then stopped at a hardware store. I was sort of preoccupied, but Donald bought some small gadget, and then I heard him demand his money back from the sales clerk. I couldn’t find what I was looking for, so we left and walked a few blocks to another store. ! The Red Cross had set up a stand by the door and asked us to donate blood. Donald lied by saying he had diabetes and therefore could not give blood. It’s funny that I hadn’t noticed it before, but when we got to the store, we found that it had gone out of business. It was getting kind of late, so I took Donald to pick up his car and we agreed to meet again as soon as possible. Sozialpsychologie 1! soziale Enkodierung! --> Person (Donald) wurde aggressiver und feindseliger bewertet, wenn das Stereotyp im Vorversuch aktiviert wurde.! ! Sozialpsychologie 1! soziale Enkodierung! Bargh, Chen & Burrows (1996): Kurze Präsentation von afro-amerikanischen Gesichtern (Priming) führt zu aggressiveren Verhalten:! Vordergründige Aufgabe: Vpn mussten Kreise am Computer zählen (Schätzung, ob eine gerade oder ungerade Zahl an Kreisen vorliegt)! Zwischen den Durchgängen (Präsentation von Gesichtern VG1: afroamerikanische Gesichter für 36 Millisekunden eingeblendet; VG2: Kaukasische Gesichter)! Nach 130 Durchgängen: --> Fehlermeldung am Computer (Daten nicht gespeichert, Bitte nochmals von vorne beginnen!!)! Verhalten wurde mittels Video aufgezeichnet! Beobachter mussten das Verhalten nach Aggressivitätsgrad einstufen.! --> VG1 war signifikant aggressiver! Sozialpsychologie 1! soziale Inferenz! Regression: Tendenz zur Mitte! Basis-Raten-Information: wird zumeist ignoriert (Bar-Hillel, 1980), auf Einzelfällen aufgebaute Bewertung von Personen und Gruppen! Kovariation und illusorische Korrelation:! Redelmeier & Tversky (1996): Arthritis Patienten! Chapman & Chapman (1967, 1969): Draw a Person Test! Jennings, Amabile & Ross (1982): Mann mit Stock; Hohe Korrelationen werden korrekt erkannt, Korrelationen um r=.30 werden nicht mehr erkannt.! Kunda & Nisbett (1986): Akkurate Einschätzung anderer Personen in bekannten Situationen möglich.! Sozialpsychologie 1! soziale Inferenz! Redelmeier & Tversky (1996): ! Arthritis-Patienten:! Kein Zusammenhang! Zwischen Wetter und! Schmerz!! Sozialpsychologie 1! soziale Inferenz! Heuristiken (Kahneman & Tversky, 1974): Faustregeln, die Bewertungen und Entscheidungen vereinfachen und beschleunigen (jedoch manchmal zu Fehlern führen, Eigenschaft: quick and dirty)! Repräsentativitätsheuristik: Die wahrgenommene Ähnlichkeit zu einer Kategorie wird als Beurteilungsgrundlage genommen (Basisraten werden außer Acht gelassen)! z.B.: Eine Stichprobe besteht aus 70 Juristen und 30 Ingenieuren. Eine Person wird wie folgt beschrieben: „Jack ist ein 45jähriger Mann. Er ist verheiratet und hat 4 Kinder. Er ist im allgemeinen konservativ, sorgfältig und ehrgeizig. Er interessiert sich nicht für politische und soziale Themen und verbringt den Großteil seiner Freizeit mit seinen vielen Hobbies. Dazu zählen Tischlerei, Segeln und mathematische Regeln. Die Wahrscheinlichkeit, dass Jack einer der Ingenieure in der Stichprobe von 100 Personen ist, beträgt _____%! Sozialpsychologie 1! soziale Inferenz! Sozialpsychologie 1! soziale Inferenz! Emotionen:! Verfügbarkeitsheuristik (availability heuristic): verwendet den Grad der Zugänglichkeit (Abrufbarkeit) von Informationen im Gedächtnis als Grundlage für Häufigkeits- und Wahrscheinlichkeitsschätzungen. Z.B. Wieviele Ausländer leben derzeit in Wien? ! Ankerheuristik (anchoring and adjustment): Ein innerer oder äußerer Standard wird als Anhaltspunkt zur Schätzung oder Beurteilung eines Sachverhalts gewählt. Z.B.: Wieviele afrikanische Staaten sind Mitglieder der UNO? ! Stimmung (mood): langfristig, diffus, niedrige Intensität, unbewusst, keinen bewussten salienten Grund, geringer kognitiver Inhalt.! Gefühle (emotion): kurzfristig, bewusst, intensiv, klarer kognitiver Inhalt (Ärger, Angst, Abscheu, Ekel).! Gefühle können gelernt werden (z.B. Watson & Rayner, 1920. klassische Konditionierung) ! Affekt-Priming (Bower & Forgas, 2001, Eich & Macaulay, 2006):! Gegenwärtige Emotion bestimmt, welche Gedächtnisinhalte erinnert werden:! a.! Die Emotion stimmt mit der früher erlebten Emotion überein! b.! Gegenwärtige Emotion hat dieselbe Richtung (Valenz; positiv oder negativ) wie der Inhalt.! Sozialpsychologie 1! soziale Inferenz! Affekt als Information: „How do I feel about that?“ (Schwarz & Clore, 1983) -> eigentlich eine Heuristik um schnell zu einer Antwort zu kommen.! Einfluss der Emotion (Forgas, 1995; 2002): Das Affect Infusion Model:! •! •! •! •! Direkter Zugang (direct access): Es liegen bereits Meinungen und Urteile im Gedächtnis vor; Informationen müssen nur abgerufen werden.! Motivierte Verarbeitung: Spezifische Motivation zur Zielerrreichung liegt vor, dient zum „Ausbessern“ einer vorhandenen Emotion! Heuristische Verarbeitung: Heuristiken werden verwendet! Genaue (substantielle) Verarbeitung! Sozialpsychologie 1! soziale Inferenz! Das Affect Infusion Model (Forgas, 1995; 2002):! In guter Stimmung verwenden wir mehr Stereotypen und Heuristiken (Forgas & Fiedler, 1996)! Bei der Speicherung neuer Informationen wird vor allem jene Info gespeichert, die mit der Stimmung kongruent ist: (positive Info bei positiver Stimmung - negative Info bei negativer Stimmung; Forgas, 1995) ! Aktuelle Stimmung beeinflusst die heuristische und substantielle Verarbeitung. ! Sozialpsychologie 1! soziale Inferenz! Negativer Affekt! Positiver Affekt! Systematische und genaue Info-Verarbeitung, ! •!Information: „Alles ist in Ordnung“! •!um einen positiven Zustand zu erreichen •!Assimilative Funktion: Man vertraut auf (Clark & Isen, 1982)! sein Wissen und Erfahrung, top-down •!Um auf bedrohliche und gefährliche processing! Situationen adäquat reagieren zu können! •!Puffer-Funktion: hilft kurzfristige negative •!Akkomodative Funktion: Externe Ursachen, Situationen durchzustehen (z.B. Stimuli werden genauer untersucht, um sich medizinische Untersuchungen, anpassen zu können (Bless & Fiedler, 2006)! Gesundenuntersuchung)! •!Prosoziales Verhalten (Helfen) hilft, um positive Emotionen zu erreichen („Wenn es Dir schlecht geht, tue Gutes!“) (Cialdini & Kenrick, 1976; Schaller & Cialdini, 1988) aber nur, wenn Person selbst an eine Veränderung glaubt (Manucia, Baumann & Cialdini, 1984)! Sozialpsychologie 1! soziale Inferenz! Negativer Affekt! Positiver Affekt! •!In Verhandlungen werden konservativere Strategien benutzt (Williams & Voon, 1999)! •!Normkonformeres Verhalten gezeigt (Isen, Johnson, Mertz & Robinson, 1985)! •!Weniger abstrakte Beschreibungen, kontextbasiert (Beukeboom, 2003)! •!Riskantere Strategien in Verhandlungen! •!Normabweichendes Verhalten wird leichter gezeigt.! •!Abstraktere Beschreibungen von Personen (Stereotypen werden verwendet)! Vallacher & Wegner (1986): ! Erfolgreiche Handlungen werden abstrakter & globaler ! Misserfolge werden situationsspezifisch interpretiert! Bodenhausen, Kramer & Süsser (1994): ! Stereotypische Information wird in positiver Stimmung berücksichtigt, in negativer Stimmung: individuelle Information.! Sozialpsychologie 1! soziale Inferenz! Auswirkungen der Stimmung auf die Arbeitsleistung ! (Martin, Ward, Achee, Wyer, 1993):! Personen in positiver Stimmung arbeiten länger, wenn sie aufgefordert wurden ! „so lange zu arbeiten, wie ihnen die Aufgabe gefällt“! Und arbeiten kürzer, wenn sie aufgefordert wurden! „so lange zu arbeiten bis sie mit ihrer Leistung zufrieden sind“!