Referat Verhandelnde Agenten

Werbung
Lehrstuhl für Informatik
Referat
zum Thema
Verhandelnde Agenten
im Fach: Informatik
Themensteller: Prof. Dr. W.-M. Lippe
Betreuer: Dr. D. Lammers
Abgabetermin: 28. November 2001
vorgelegt von:
Nils Köhler
Ma.: 239660
Horstmarer Landweg 100, D 339
48149 Münster
Tel.:0251 – 838 10690
Mail: [email protected]
I
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1
2. Verhandlungen als dominierender Aspekt
2
3. Der Markt: Zusammentreffen von Güterangebot und
Güternachfrage
3
4. Die Koordination und Strategie verhandelnder Agenten
4
5. Einflussfaktoren des Verhandlungsraums
6
5.1 Die Güter-/Produktkombination und Agentenrelationen
7
5.2 Der individuelle Agent
7
5.3 Verhandlungsumgebung und Verhandlungsgüter
9
5.4 Ereignisparameter
10
5.5 Informationsparameter
10
6. Schlußbemerkung
11
7. Literaturverzeichnis
12
1
1. Einleitung
Das Internet und dessen elektronische Plattformen werden immer stärker
als Medium für den Handel und Geschäftstransaktionen aller Art genutzt.
Die Anzahl der Menschen und Unternehmungen, die über das Internet
kaufen, verkaufen und Transaktionen tätigen und sich somit am
Electronic Commerce beteiligen, steigt zunehmend.1 Trotzdem ist das
Potential des Internets, den Handel in seinen Abläufen zu automatisieren,
noch lange nicht ausgeschöpft, da viele kostenintensive Tätigkeiten beim
Menschen verblieben sind.
Agententechnologie wird eine wichtige Rolle bei der Weiterentwicklung
des e-commerce spielen, wobei verhandelnde Agenten die Rolle von
Käufern, Anbietern, Vermittlern, Herstellern und Informationsvermittlern
übernehmen werden. Die Agenten sind in diesem Zusammenhang nicht
nur eine angewandte Technologie, sondern kommen der Nachahmung
von Personen gleich.2 Neben dem Grundproblem der Koordination von
verhandelnden Agenten (die zeitliche und sachliche Abfolge von
Ereignissen) müssen auch marktwirtschaftliche Allokations- und
Abstimmungsmechanismen betrachtet werden.3
1
Vgl. Sierra, C.; Dignum, F.: Agent-Mediated Electronic Commerce: Scientific and
Technological Roadmap. In: : Agent Mediated Electronic Commerce. Hrsg.: C.
Sierra. Springer Verlag. Berlin 2001, S.1.
2
Vgl. Caglayan, A.K.; Harrison, C.G.: Intelligente Software-Agenten. Hanser Verlag.
München Wien 1998, S. 141.
3
Vgl. Bechtolsheim, v. M.: Agentensysteme. Vieweg&Sohn Verlag. Braunschweig
Wiesbaden 1993, S. 136.
2
2. Verhandlungen als dominierender Aspekt
Menschen verhandeln, wenn zwischen mehreren Parteien (Menschen
oder Agenten) eine Einigung erzielt werden soll. Eine Verhandlung ist
ein Prozess, der jeder Partei die Möglichkeit gibt ihren Ansatz zur
Erreichung ihrer Ziele zu optimieren, indem sie von einer anderen Partei
eine bestimmte Aktion fordert oder eine solche anbietet.4 Diese
natürliche Form des Interessensausgleich nimmt eine dominierende
Position in der traditionellen Geschäftswelt ein und es ist anzunehmen,
dass automatisierte Verhandlungen einen ähnlich wichtigen Stellenwert
einnehmen werden.
Eine
Automatisierung
des
Verhandlungsprozesses
soll
die
Verhandlungsdauer signifikant verringern. Zudem werden menschliche
Barrieren bei Verhandlungen abgebaut, die sonst den Eintritt in
Verhandlungen oder den erfolgreichen Abschluss verhindern können
(z.B. Verlegenheiten, Peinlichkeiten oder persönliche Gründe der
Verhandlungspartner).5
Die Allokation von Ressourcen über Marktbeziehungen wird auf einem
Marktplatz realisiert, über den Leistungen nachgefragt und angeboten
werden, Preise ausgehandelt und Verträge geschlossen werden. Der hier
betrachtete Marktplatz ist der elektronische, und damit Verhandlungen
erfolgreich durchgeführt werden können, muss die Agenten Angebotsund Nachfragefunktion (und unter Umständen noch Marktinstitutionen)
wie auch der elektronische Marktplatz selbst modelliert werden.6
4
Vgl. Caglayan, A.K.; Harrison, C.G.: Intelligente Software-Agenten. Hanser Verlag.
München Wien 1998, S. 141.
5
Vgl. Lomuscio, A.R.; Wooldridge, M; Jennings, N.R.: A Classification Scheme for
Negotiation in Electronic Commerce. In: Agent Mediated Electronic Commerce.
Hrsg.: C. Sierra. Springer Verlag. Berlin 2001, S. 19.
6
Vgl. Bechtolsheim, v. M.: Agentensysteme. Vieweg&Sohn Verlag. Braunschweig
Wiesbaden 1993, S. 151.
3
Die Entwickler der Multi-Agentensysteme haben daher in den letzten
Jahren große Anstrengungen bei der Formalisierung von Verhandlungen
getätigt.
Wenn Agenten Verhandlungen automatisiert durchführen, spricht man
auch von verhandelnden Agenten, wobei ein Agent hier als
„Softwareentität“ definiert wird, die vom Anwender delegierte Aufgaben
autonom erfüllt.7
3. Der Markt: Zusammentreffen von Güterangebot
und Güternachfrage
Als Markt bezeichnet man das Zusammentreffen von Güterangebot und
Güternachfrage. Die einen haben Güter produziert und wollen diese
verkaufen, andere wollen Güter kaufen, um damit ihre Bedürfnisse
weitgehend
zu
befriedigen.8
Dieses
Marktmodell
ist
auf
das
Agentensystem anwendbar und man betrachtet auch hier die gesetzten
Prämissen
des
„homo
Entscheidungssituation
oeconomicus“des
Agenten
Modells,
bei
der
bei
Wahl
dem
die
zwischen
verschiedenen Alternativen besteht.9 Locker ausgedrückt wird unterstellt,
dass der Agent versucht, unter den gegebenen äußeren Umständen das
Beste aus seiner Situation zu machen. Es werden homogene Güter
betrachtet, die keinerlei Präferenzen seitens der Marktteilnehmer
aufweisen. Homogenität der Güter gestattet es, von einigen wesentlichen
Einflussfaktoren auf die Nachfrage eines Haushalts (d.h. eines Agenten)
auszugehen, nämlich Güterpreis (Preis des Gutes) und Budget (gesamte
finanzielle Mittel eines Agenten, die für den Erwerb von Gütern zur
7
Vgl. Caglayan, A.K.; Harrison, C.G.: Intelligente Software-Agenten. Hanser Verlag.
München Wien 1998, S. 10.
8
Vgl. Linde, R.: Einführung in die Mikroökonomie. Kohlhammer Verlag. Stuttgart
Berlin Köln 1988, S. 139.
9
Vgl. Linde, R.: Einführung in die Mikroökonomie. Kohlhammer Verlag. Stuttgart
Berlin Köln 1988, S. 5.
4
Verfügung stehen) unter der Annahme monotoner, stetiger und konvexer
Nutzen- bzw. Produktionsfunktionen.10
Zu
beachten
ist,
dass ein Agentenprodukt (wie bei anderen
Softwareprodukten auch) kein physischer Gegenstand ist, sondern den
Charakter individualisierter Dienstleistungen hat: seine Funktionalität
entsteht erst wenn der Bedarf nach einem Dienst vorhanden ist, sie endet
wenn der Bedarf erlischt. Eine Vorratsproduktion ist nicht möglich.11
Auf Märkten bilden sich Preise für die dort gehandelten Güter. Das
marktbezogene Verhalten verhandelnder Agenten ist vor allem in Bezug
auf die jeweiligen Preisentscheidungen von Interesse. Erst durch
Zustandekommen eines Konsenses über den Preis tritt dessen
markträumende Wirkung ein. Generell sind unterschiedliche Anbieterund Nachfragestrukturen sowie Preisbildungsverfahren denkbar. Dazu
gehören Marktstrukturen wie Monopol, Oligopol oder Polypol sowie
verschiedene Regeln und Verfahren zur Preisbildung selbst (z.B. DoppelAuktion, Englische Auktion, Holländische Auktion, usw.). Wenn (stark
vereinfacht) auf einem Markt, bei einem bestimmten Preis die
angebotene und die nachgefragte Menge übereinstimmt herrscht
Marktgleichgewicht. Dieser bestimmte Preis wird Gleichgewichtspreis
und die Menge wird Gleichgewichtsmenge genannt.12 Diese PreisMengenkombination ist das Ergebnis eines Verhandlungsprozess von
verhandelnden Agenten (bei unterstelltem Mengenanpasserverhalten).
4. Die Koordination und Strategie verhandelnder
Agenten
Wird nur die Interaktionsschicht betrachtet, sind verhandelnde Agenten
nichts anderes als miteinander kommunizierende, verteilte und
10
Vgl. Bechtolsheim, v. M.: Agentensysteme. Vieweg&Sohn Verlag. Braunschweig
Wiesbaden 1993, S. 142.
11
Vgl. Bechtolsheim, v. M.: Agentensysteme. Vieweg&Sohn Verlag. Braunschweig
Wiesbaden 1993, S. 142.
12
Vgl. Linde, R.: Einführung in die Mikroökonomie. Kohlhammer Verlag. Stuttgart
Berlin Köln 1988, S. 141.
5
nebenläufige Prozesse, die eine Folge von Ereignissen produzieren. Die
Interaktionen, d.h. die Verhandlungen, werden auf der Basis von
synchronem oder asynchronem Nachrichtenaustausch durchgeführt.
Das Verhandlungsprotokoll legt die Regeln des Zusammentreffens
zwischen den verhandelnden Parteien fest. Diese Regeln beschreiben z.B.
welche Abschlüsse gemacht werden können oder welche Abfolgen von
Angeboten erlaubt sind.13 Es werden somit die äußeren Umstände der
Interaktion zwischen Agenten betrachtet. Ein Verhandlungsprotokoll
wird hier wie folgt definiert:
„… a set of public rules that dictate the conduct of an agent towards
other agents when carrying out some negotitation. Agents involved in
the same negotiation need to complay to a common negotiatiion
protocol to ensure that they and all other participants following the
same rule will coordinate meaningfully.” 14
Bevor eine Verhandlung überhaupt beginnen kann, muss Einigkeit über
das Verhandlungsprotokoll herrschen, dies geschieht auf einer MetaVerhandlungsebene. Die Meta-Ebene beschreibt die Komponenten von
Verhandlungsprotokollen und deren Beziehungen.
Zusätzlich wird, ähnlich wie bei spieltheoretischen Ansätzen,
die
Verhandlungsstrategie (eine Abfolge von Angeboten oder Antworten
eines Agenten) vor dem eigentlichen Verhandlungsprozess festgelegt.15
Zu einem Verhandlungsprotokoll können sehr viele gültige Strategien
gebildet werden. Jede Strategie stiftet einem Agenten unterschiedlichen
Nutzen (d.h. das individuell bewertete Endergebnis einer Verhandlung)
13
Vgl. Koning, J.-L.: Designing Testing Negotiation Protocols for Electronic
Commerce Applications. In: Agent Mediated Electronic Commerce. Hrsg.: C.
Sierra. Springer Verlag. Berlin 2001, S. 34.
14
Vgl. Koning, J.-L.: Designing Testing Negotiation Protocols for Electronic
Commerce Applications. In: Agent Mediated Electronic Commerce. Hrsg.: C.
Sierra. Springer Verlag. Berlin 2001, S. 35.
6
Die
Wahl
der
Strategie
wird
von
dem
verwendeten
Verhandlungsprotokoll und dem Kontext beeinflusst.
Zusätzlich müssen verschiedene Anforderungen bei der Modellierung
von
Strategie
und
Protokoll
beachtet
werden,
wie
effiziente
algorithmische Lösungen, eine intelligente Kommunikation zwischen den
Agenten,
eine individuelle Agentenrationalität, Paretooptimalität,
Informationssymmetrie und die Verteilung des Softwaresystems.16
5. Einflussfaktoren des Verhandlungsraums
Um
eine
möglichst
große
(Entscheidungsszenarien)
Einflussfaktoren,
die
den
Zahl
von
darzustellen,
Entwurf
Verhandlungssituation
müssen
eines
die
einzelnen
Verhandlungsszenarios
entscheidend beeinflussen, identifiziert werden. Diese Einflussfaktoren
spannen einen sog. Verhandlungsraum auf.17
Die Einflussfaktoren können wie folgt gruppiert werden:
•
Die Güter- /Produktkombination und Agentenrelationen
•
die individuelle Ausprägungen eines Agenten
•
die mögliche Ausprägung der Verhandlungsumgebung und
der Verhandlungsgüter
•
die unterschiedlichen eintretenden Ereignisse
•
die Informationsparameter
15
Vgl.: Güth, W.: Spieltheorie und ökonomische (Bei)Spiele. Springer Verlag. Berlin
1999. Güth, W.: Spieltheorie und ökonomische (Bei)Spiele. Springer Verlag.
Berlin 1999, Kapitel 6.
16
Vgl. Bechtolsheim, v. M.: Agentensysteme. Vieweg&Sohn Verlag. Braunschweig
Wiesbaden 1993, S. 138.
17
Vgl. Lomuscio, A.R.; Wooldridge, M; Jennings, N.R.: A Classification Scheme for
Negotiation in Electronic Commerce. In: Agent Mediated Electronic Commerce.
Hrsg.: C. Sierra. Springer Verlag. Berlin 2001, S. 25.
7
Daneben gibt es noch die sog. Allokationsparameter, die bei mehreren
Interessenten an einem Gut den Zuschlag ermitteln.
Das
Verhandlungsprotokoll
selbst
ist
die
Gesamtheit
aller
Parameterausprägungen. Im Folgenden soll nun auf die möglichen
Ausprägungen der einzelnen Parameter eingegangen werden.
5.1 Die Güter-/Produktkombination und
Agentenrelationen
Bei der Anzahl der Verhandlungen werden zwei Aspekte betrachtet: die
Güter-/Produktkombination
und
die
Relationen
zwischen
den
Verhandlungsparteien. Die Güter-/Produktkombination setzt sich aus der
zu verhandelnden Kombination von z.B. Preis, Qualität, Lieferzeit, usw.
zusammen. Dabei kann nur ein Faktor betrachtet werden, wie z.B. der
Preis oder es werden mehrere Faktoren als aggregierte Nutzenfunktionen
dargestellt.18
Die Relationen zwischen den Agenten (d.h. wie viele Agenten treten mit
wie vielen Agenten in Verhandlung) lassen sich in drei Klassen
zusammenfassen:19
•
1-zu-1 Relation wie business-to-business Beziehungen
•
m-zu-1 Relation wie Auktionen (Internetauktionen)
•
m-zu-m Relation: das komplexeste Zenario
5.2 Der individuelle Agent
Agenten sind berechnende, programmierte Individuen. Jeder Agent kennt
seine eigene Präferenz und kann sich selbst weiterentwickeln. Auf dieser
Grundlage kann er zwischen verschieden Angeboten unterscheiden und
18
Vgl. Bechtolsheim, v. M.: Agentensysteme. Vieweg&Sohn Verlag. Braunschweig
Wiesbaden 1993, S. 136ff.
8
auswählen. Folgende Ausprägungen beschreiben die Individualität eines
Agenten: die Rollenzugehörigkeit, die unterstellte Rationalität, die
Wissensbasis, die eingegangenen Verpflichtungen, das soziale Verhalten
und die Bietstrategie.20
Der Agent wird während des Verhandlungsprozesses einer Rolle
zugeordnet. Er tritt als Käufer oder Verkäufer (oder beides zusammen)
auf.
Bei der unterstellten Rationalität unterscheidet man zwischen perfekter
oder begrenzter Rationalität. Perfekte Rationalität zu besitzen ist eher
unrealistisch, da unterstellt wird, dass der Agent willkürlich lange
Berechnungen in konstanter Zeit durchführen kann. Bei beschränkter
Rationalität verwendet man Approximationen um zufriedenstellende
Rechenergebnisse zu erhalten. Verhandelnde Agenten besitzen Wissen
über den Wert der Verhandlungsgüter. Zudem können sie Informationen
erhalten und aufnehmen, wie z.B. andere Agenten den Wert eines Gutes
einschätzen. Je nachdem wie dieses Wissen über die verhandelnden
Agenten verteilt ist, also wie umfangreich die jeweilige Wissensbasis
eines Agenten ist, kann der Agent seine individuelle Bietstrategie
wählen.
Ein verhandelnder Agent kann zudem verschiedene Stufen von
Verpflichtungen eingegangen sein. So kann ein Agent verpflichtet
werden bei Abgabe eines Angebots so lange das Bieten für vergleichbare
Güter zu stoppen, bis sein Angebot angenommen oder ein Gegenangebot
empfangen wurde. Das Auftreten des Agenten gegenüber seiner Umwelt
spiegelt sein soziales Verhalten wieder. Es wird unter eigennützigem
und uneigennützigem Verhalten unterschieden, wobei auch Mischformen
denkbar sind. Um bessere Vertragsabschlüsse zu erreichen, können
19
Vgl. Lomuscio, A.R.; Wooldridge, M; Jennings, N.R.: A Classification Scheme for
Negotiation in Electronic Commerce. In: Agent Mediated Electronic Commerce.
Hrsg.: C. Sierra. Springer Verlag. Berlin 2001, S. 24.
20
Vgl. Lomuscio, A.R.; Wooldridge, M; Jennings, N.R.: A Classification Scheme for
Negotiation in Electronic Commerce. In: Agent Mediated Electronic Commerce.
Hrsg.: C. Sierra. Springer Verlag. Berlin 2001, S. 24f.
9
verhandelnde Agenten auch Teams bilden oder temporäre Koalitionen
eingehen. Die Bietstrategie eines Agenten entscheidet letztendlich
darüber ob ein Angebot angenommen oder ein Gegenangebot platziert
wird. Zudem wird der Eintritt bzw. Rückzug in eine Verhandlung von der
Bietstrategie beeinflusst. Eine Standardannahme bei der Bietstrategie
verhindert beispielsweise Vertragsabschlüsse, die den Agenten nach
Vertragsannahme schlechter stellen als vor der Vertragsannahme.
5.3 Verhandlungsumgebung und Verhandlungsgüter
Lernt ein Agent während des Verhandlungsprozesses nicht dazu spricht
man von einer statischen Umgebung, und es wird dem Agenten eine
konstante Nutzenfunktion unterstellt. Eine dynamische Umgebung hat
dagegen Einfluß auf die Nutzenfunktion eines Agenten. Lernt der Agent
während des Verhandlungsprozesses dazu ist eine Änderung seiner
persönlichen Präferenzen zu erwarten. Ändern sich die Präferenzen
ändert sich aber auch die Nutzenfunktion.21 Für einen nicht lernenden,
verhandelnden Agenten dürfte es schwierig sein in einer dynamischen
Umgebung eine positive Auszahlung zu erlangen.
Die Art der Verhandlungsgüter ist ein wichtiger Parameter des
Verhandlungsprotokolls. Man unterscheidet hier zwischen privat oder
öffentlich bewerteten Gütern und die Art des Gutes.22
Bei der Bewertung der Güter ist es entscheidend, ob der Wert von der
Einschätzung anderer Agenten abhängt oder durch den individuellen
persönlichen Nutzen, den man aus dem Gebrauch/Verzehr des Gutes
erhält. Ein selbstgebackener Kuchen hat für den einen Agenten vielleicht
einen sehr großen Wert, während er für den anderen jedoch komplett
wertlos ist, da er andere geschmackliche Präferenzen besitzt. Eine Aktie
21
Vgl. Lomuscio, A.R.; Wooldridge, M; Jennings, N.R.: A Classification Scheme for
Negotiation in Electronic Commerce. In: Agent Mediated Electronic Commerce.
Hrsg.: C. Sierra. Springer Verlag. Berlin 2001, S. 25f.
22
Vgl. Lomuscio, A.R.; Wooldridge, M; Jennings, N.R.: A Classification Scheme for
Negotiation in Electronic Commerce. In: Agent Mediated Electronic Commerce.
Hrsg.: C. Sierra. Springer Verlag. Berlin 2001, S. 25.
10
wird dagegen von einer breiten Agentengruppe öffentlich bewertet und
der Aktienkurs stellt einen von allen akzeptierten Wert dar.
Das Objekt der Verhandlung kann ein einzelnes Gut sein oder eine
Kombination mehrerer Güter. Vereinfachend wird eine zählbare und
endliche Kombination von Gütern unterstellt, um die Größe des
Verhandlungsraumes zu reduzieren.
5.4 Ereignisparameter
Ereignisparameter
legen
fest,
auf
welchem
Weg
Angebote,
Gegenangebote und andere Verhandlungsereignisse während des
Verhandlungsprozesses platziert werden können. Man unterscheidet
zwischen Bietgültigkeit und Bietsichtbarkeit.23
Die Gültigkeit eines Gebotes setzt voraus, das dieses Gebot in einer
angemessenen Zeit gesetzt wurde und der Wert des Gebots bestimmte
Bedingungen erfüllt. So kann bei einer Auktion ein Angebot nur platziert
werden, wenn der Auktionator das Gebot zulässt und jedes Gebot höher
ist als das vorhergehende.
Die Sichtbarkeit eines Gebots ist bei einer m-zu-1 oder m-zu-m
Agentenbeziehung wichtig. Im Extremfall können Gebote private
Nachrichten zwischen Käufer und Verkäufer oder Broacast-Nachrichten
an alle Agenten sein. Wenn Gruppenbildung bei den verhandelnden
Agenten zu gelassen würde, können alternativ auch Untergruppen von
Agenten Nachrichten erhalten.
5.5 Informationsparameter
Vor und während des Verhandlungsprozesses können, neben den
Geboten,
noch
andere
Informationen
zwischen
den
Verhandlungsteilnehmern ausgetauscht werden. Diese können den
23
Vgl. Lomuscio, A.R.; Wooldridge, M; Jennings, N.R.: A Classification Scheme for
Negotiation in Electronic Commerce. In: Agent Mediated Electronic Commerce.
Hrsg.: C. Sierra. Springer Verlag. Berlin 2001, S. 26f.
11
verhandelnden Agenten helfen eine Einigung zu erzielen und
Berechnungszeit und Kosten einzusparen. Bei den Nachrichten kann es
sich um einen Preisindex oder eine Transaktionsgeschichte handeln.24
Ein Index wird von einem potentiellen Käufer vor der Verhandlung
nachgefragt, um eine ungefähre Vorstellung vom
Preisniveau zu
erhalten. Die Historie (von vergleichbaren Verhandlungsprozessen) kann
ebenso zur Reduzierung von Verhandlungsdauer und Kosten nachgefragt
werden.
6. Schlußbemerkung
In neuen flexiblen e-commerce Systemen können verhandelnde Agenten
automatisiert Handel im Auftrag ihres menschlichen Anwenders
durchführen. Verhandlungen sind ein mächtiges Werkzeug, um bei
mehreren Verhandlungsparteien einen Interessenausgleich zu bewirken.
Es ist daher entscheidend alle Parameter, die Einfluss auf den
Verhandlungsprozess nehmen, zu identifizieren und zu verstehen.
Zukünftig ist jedoch nicht davon auszugehen das verhandelnde Agenten
den Menschen aus der Unternehmung verdrängen, da ein Großteil der
dort vorliegenden Geschäftsprozesse entweder gar nicht oder nur unter
unverhältnismäßigen hohen Kosten automatisierbar sind und nur durch
menschliche Interaktion realisiert werden können.
24
Vgl. Lomuscio, A.R.; Wooldridge, M; Jennings, N.R.: A Classification Scheme for
Negotiation in Electronic Commerce. In: Agent Mediated Electronic Commerce.
Hrsg.: C. Sierra. Springer Verlag. Berlin 2001, S.27.
12
7. Literaturverzeichnis
Bechtolsheim, v. M.: Agentensysteme. Vieweg&Sohn Verlag.
Braunschweig Wiesbaden 1993.
Caglayan, A.K.; Harrison, C.G.: Intelligente Software-Agenten. Hanser
Verlag. München Wien 1998.
Güth, W.: Spieltheorie und ökonomische (Bei)Spiele. Springer Verlag.
Berlin 1999.
Koning, J.-L.: Designing Testing Negotiation Protocols for Electronic
Commerce Applications. In: Agent Mediated Electronic Commerce.
Hrsg.: C. Sierra. Springer Verlag. Berlin 2001.
Linde, R.: Einführung in die Mikroökonomie. Kohlhammer Verlag.
Stuttgart Berlin Köln 1988.
Lomuscio, A.R.; Wooldridge, M; Jennings, N.R.: A Classification
Scheme for Negotiation in Electronic Commerce. In: Agent
Mediated Electronic Commerce. Hrsg.: C. Sierra. Springer Verlag.
Berlin 2001.
Sierra, C.; Dignum, F.: Agent-Mediated Electronic Commerce: Scientific
and Technological Roadmap. In: : Agent Mediated Electronic
Commerce. Hrsg.: C. Sierra. Springer Verlag. Berlin 2001.
Herunterladen