GESCHICHTE UND KONZEPTION VON WALDKINDERGÄRTEN

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GESCHICHTE UND KONZEPTION
VON WALDKINDERGÄRTEN
Die Idee des organisierten Waldkindergartens entstand vor etwa 45 Jahren in Dänemark. In
Deutschland wurde der erste Waldkindergarten 1993 in Flensburg gegründet. In der darauffolgenden Zeit entstanden im gesamten Bundesgebiet Wald- und Naturkindergärten in verschiedensten Formen. In Bayern gibt es derzeit ca. 150 Waldkindergärten - mit steigender
Beliebtheit!
FREIRAUM UND GRENZEN:
Es gibt im Wald ganz klare Sicherheitsregeln, die von allen Kindern eingehalten werden müssen. Natürlich haben die Kinder eine Zeit des Kennenlernens und Einübens.
Folgende Regeln haben sich als sinnvoll und wichtig erwiesen.
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Die Kinder bleiben immer in Hör- und Sehweite
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Falls gewünscht wird, weiter weg zu gehen, muss einem der Betreuer Bescheid gegeben
werden.
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Wenn Kinder beim Rückweg vorlaufen wollen, müssen sie bei einem bestimmten Treffpunkt auf jeden Fall warten, bis ein Betreuer auch angekommen ist. Der Treffpunkt ist so
bestimmt, dass die Kinder auch von weiter weg gesehen werden können.
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Kein Kind darf andere mit einem Stock schlagen oder mit Gegenständen bewerfen.
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Beim Spielen mit Stöcken müssen die Stöcke unterhalb des Gesichts gehalten werden.
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Wenn die Kinder miteinander kämpfen möchten, dürfen sie sich nicht ins Gesicht schlagen oder mit den Füßen treten.
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Beim Morgenkreis, bei der Brotzeit, zur Gruppenaktion und zum Abschiedskreis kommen
alle Kinder zusammen.
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Die Kinder sollen die Beschäftigung eins anderen Kindes achten und es nicht wegdrängen
oder etwas zerstören.
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Kein Lebewesen - ob Pflanze oder Tier - wird absichtlich beschädigt oder zerstört.
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Die Kinder essen keinerlei Früchte im Wald.
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Die Kinder kommen auf den ersten Ruf der Betreuer.
Wenn Klarheit über den Bewegungsrahmen und Vorhersehbarkeit über die Reaktion und
Konsequenz bei Nichteinhaltung für die Kinder und uns herrscht, kann Entspannung eintreten und Raum entstehen, sich Wesentlicherem zuzuwenden.
KREATIVITÄT:
Kreativität ist ein Ausdruck der eigenen Schöpferkraft, ein Ausdruck eines inneren Bildes.
Kann ein Kind seine Kreativität unbeeinflusst und unbewertet zum Ausdruck bringen, lernt es
mit Freude Vertrauen in die eigene Schöpferkraft aufzubauen. Im Hinblick auf unsere kognitiv ausgerichtete Kindererziehung und die Überflutung mit vorgefertigten Spielsachen ist es
für uns eines der Hauptanliegen, den Kindern die Chance zu bieten, ihre Kreativität voll zum
Ausdruck bringen zu können. Ein Kind, das innerlich erfüllt ist mit eigenen Ideen und Vorstellungen ist weniger davon beeinflussbar, was außerhalb gerade halt mal so "in" ist.
An dieser Stelle möchten wir kurz zum Thema Computer und alles was dazu gehört (Gameboy, Nintendo u.s.w.) etwas anmerken. Die Kinder sind von diesen Dingen sehr begeistert
und scheinen mühelos zu lernen, diese Geräte zu beherrschen. Wir denken, es ist wichtig,
damit umgehen zu können und möchten Computer und Computerspiele keinesfalls von
Grund auf verteufeln. Denn auch auf diesem Gebiet möchten unsere Kinder einen Bereich
von Kreativität entwickeln. Wir sind der Meinung, auf das Maß sowie auch auf die Aussage/
den Inhalt der Computerspiele kommt es an. Der Ausgleich zum Kognitiven über Körperwahrnehmung und Eintauchen in das Intuitive ist hier sehr wichtig - es geht darum, sich ganz
zu erleben.
ÜBER DIE SPIELE
Jeder von Ihnen kann sich an den Zauber und die Magie der Spiele in der Kindheit noch erinnern. An die Wichtigkeit von sehr kleinen Dingen, an das Versinken und Vertiefen in die
Phantasie und daran, wie vollständig wir als Kinder beim Spiel eingetaucht sind.
Das Spiel im WAKIGA kann freies Spiel ohne Anleitung sein oder angeleitete Spiele in der
Gruppe. Hier gibt es Spiele, die die Geheimnisse und die Schönheit der Erde und der Natur
vermitteln, in Stille oder in Bewegung, im gemeinsamen Zusammenhelfen oder jeder für
sich. Aktiv und dynamisch spielen die Kinder Prozesse und Rhythmen der Natur nach, werden zu Bäumen oder klitzekleinen Blumen, erleben sich als dieses oder jenes Tier, wie es sich
bewegt, wie es lebt u.s.w. Dies alles geschieht im unmittelbaren Kontakt.
Es gibt auch gemeinsame Kinderspiele, Kreistänze, rhythmische Bewegungsspiele. Spannend
finden die Kinder zwischendurch einfach Wort- und Zahlenspiele, die wir als sog. Brettspiele
im Bauwagen haben.
ÜBER DAS MALEN, SCHNEIDEN, BASTELN
Die Kinder haben die meiste Zeit im Jahr die Möglichkeit - überall im Wald - zum Malen, Basteln, Schneiden. Zudem kommen immer kleine oder große Basteleien zu den Jahresfesten.
GESUNDHEIT:
Die Gesundheit unserer Kinder ist uns allen natürlich sehr wichtig und wir wollen im nachfolgenden Text erläutern, wie wir im Waldkindergarten damit umgehen. Angefangen bei dem
Wetter, bis hin zu den Waldtieren, der Ersten Hilfe und vieles mehr.
Ja, die Kinder sind bei jeder Witterung draußen, außer bei Stürmen und extremer Kälte. Als
Unterschlupf hierfür dient der auf einer Lichtung stehende Bauwagen, der durch das große
Fenster und den Ofen sehr gemütlich ist.
Die Kinder stärken durch den regelmäßigen Aufenthalt an der frischen Luft nicht nur ihr Immunsystem, sondern können auch ihren Bewegungsdrang ungehindert ausleben. Der sich
ständig wechselnde Untergrund fördert die Motorik und kräftigt die Muskulatur. Dadurch
verbessert sich die Körperbeherrschung und so sind sie sehr schnell vielen Anforderung gewachsen.
Der Wald bietet viel Raum und Ruhe und gibt Reizüberflutung wie Lärm und Stress keine
Chance. Daher können sie sich ganz und gar ihrer Intuition und Phantasie hingeben.
ERSTE HILFE:
Alle Erzieher sind in Erster Hilfe geschult und führen ein Notfall-Set sowie ein Handy mit Notfallnummern bei sich.
Am Sammelplatz befindet sich immer ein Auto, das jederzeit zur Verfügung steht.
Auch sind die Waldkindergarten-Plätze jederzeit mit einem Rettungswagen erreichbar!
WALD-TOILETTE:
Dies ist von Waldkindergarten zu Waldkindergarten unterschiedlich. Es gibt die Möglichkeit
eines Kompostklos oder mit Klappspaten wird das >Geschäft< im Wald vergraben. Geht mal
was in die Hose, ist das auch nicht schlimm, dafür gibt es im Bauwagen genügend Wechselkleidung.
Ein Wasserbeutel, Seife und Handtuch stehen bereit, damit sich die Kinder jederzeit die
Hände waschen können.
BROTZEIT:
Es findet eine gemeinsame Brotzeit statt, bei dem die Kinder ihre mitgebrachten Speisen
verzehren können. Vorteilhaft sind belegte (Vollwert-)Brote und Rohkost oder Obst.
Im Sommer hat jedes Kind seine eigene Trinkflasche im Rucksack dabei. Im Winter nehmen
die Erzieher gegebenenfalls eine Thermoskanne mit Tee für alle Kinder mit.
STECHENDE INSEKTEN:
Der beste Schutz gegen Waldtiere ist in erster Linie die Bekleidung
Süße Getränke oder Speisen locken gerne Wespen an und sind daher nicht geeignet. In der
Wespenzeit findet zur Sicherheit die Brotzeit unter einem zwischen Bäumen aufgehängten
Moskitonetz statt.
Zum zusätzlichen Schutz gegen Mücken und Zecken haben sich diverse Öle oder Lotionen
bewährt.
ZECKEN:
Wenn die Temperatur konstant 10 Grad Celsius übersteigt - in der Regel von März bis Oktober - ist Zeckensaison. Mit richtiger Kleidung kann man sich schützen. Zum Beispiel die Socken über die Hose ziehen oder helle Kleidung wählen, um die Zecken leichter sehen zu können. Auch hier haben sich Lotionen bewährt, die die Zecken für ein paar Stunden abhalten.
Zecken warten im Gras, im Unterholz und in Büschen auf Warmblüter. Zecken beißen nicht
sofort zu, sondern suchen zunächst nach einer geeigneten Körperstelle mit weicher und
warmer Haut. Da die Zecken sich gerade bei Kindern gerne im Kopfbereich niederlassen
(auch gerne hinter den Ohren), ist eine Kopfbedeckung sehr ratsam.
Eine schnelle fachgerechte Entfernung mit einer speziellen Pinzette, bei der der ZeckenKörper nicht gequetscht wird, ist sehr wichtig. Dazu packt man die Zecke möglichst nahe an
ihrem Beiß- bzw. Stechapparat, hebt sie senkrecht an und zieht sie mit gleichmäßigem Zug,
gerade oder mit einer leichten Drehbewegung, langsam heraus. Wichtig dabei ist, dass die
Zecken nicht vorbehandelt werden.
Anschließend kann man die Einstichstelle desinfizieren oder mit einer antiseptischen Salbe
behandeln.
Zwei Krankheiten (FSME / Borreliose) können übertragen werden. Es sind aber bei weitem
nicht alle Zecken, die in Endemiegebieten leben, Überträger dieser Krankheiten.
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Die FSME Viren befinden sich in den Speicheldrüsen und werden aus diesem Grund direkt mit dem Stechakt auf den Wirt übertragen. Eine frühe Entfernung der Zecke schützt
daher nicht vor einer Infektion. Eine Impfung im Frühsommer bewirkt eine Immunität
gegen diesen Erreger. Hierzu ist es ratsam zu überprüfen, ob man sich in
Endemiegebieten aufhält.
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Die Borrelien-Bakterien befinden sich im Mitteldarm der Zecke und gelangen daher erst
nach ungefähr 12 bis 24 Stunden in den Wirt. Innerhalb dieser Zeit wird von den Betroffenen die Zecke oftmals entdeckt und entfernt, so dass mit einer Infektion mit Borrelien
nicht zu rechnen ist. Gegen die Lyme - Borreliose gibt es keinen Impfschutz. Da die Borreliose in ganz Deutschland vorkommen kann, gibt es nicht wie bei FSME üblich eine Karte
von Endemiegebieten.
GIFTIGE PFLANZEN:
Bei einigen Pflanzen reichen schon geringe Mengen aus, um die Gesundheit zu gefährden
(z.B. Tollkirsche, Seidelbast). Die Erzieher sind daher über die Standorte von Giftpflanzen und
-pilze informiert und geben diese Informationen mit Regeln an die Kinder weiter.
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