Praktikum Physik‐Physiologie Thema: Muskelarbeit, ‐leistung und Wärme Stichpunkte zur Vorbereitung auf das Praktikum Theresia Kraft Molekular‐ und Zellphysiologie November 2012 Kraft.Theresia@mh‐hannover.de 1 Praktikum Physik‐Physiologie Thema: Muskelarbeit und Leistung Die Praktikums-Skripte können ab Mi. 14.11.12, 10 Uhr in der Molekular- und Zellphysiologie abgeholt werden: Gebäude I3, Block1, Ebene 3 (vor dem Sekretariat von Prof. B. Brenner) 2 Teil I: Muskelarbeit und Leistung Geschwindigkeit v: Geschwindigkeit v = zurückgelegter Weg / benötigte Zeit v = Δx / Δt SI‐Einheit [v]: m/s (v = velocitas) Beschleunigung a: Beschleunigung a = Geschwindigkeitsänderung / benötigte Zeit a = Δv / Δt SI‐Einheit [a]: m/s2 (a = acceleration) (Beschleunigung = Ableitung der Geschwindigkeit nach der Zeit) Masse erfährt durch die Schwerkraft die Erdbeschleunigung: g = 9,81 m/s2 ≈ 10 m/s2 (g = gravity) 3 Teil I: Muskelarbeit und Leistung Newtonsche Axiome: ‐ beschreiben, wie sich eine Kraft auf die Bewegung eines Körpers auswirkt 1. N. A.: Trägheitsgesetz Ein Körper verharrt in Ruhe oder gleichförmiger geradliniger Bewegung, solange keine äußere Kraft auf ihn einwirkt und zur Änderung seines Zustandes zwingt. 2. N.A.: Newtonsches Grundgesetz Die Änderung der Bewegung einer Masse (= Beschleunigung) ist der Einwirkung der bewegenden Kraft proportional Æ Beschleunigung a = Kraft F / Masse m Kraft F = Masse · Beschleunigung (F = force; m = Masse, wie man sie durch eine Waage bestimmen kann) F = m · a SI‐Einheit [F]: 1 Newton N = 1kg · m/s2 3. N. A.: „actio und reactio“ (actio et reactio semper sunt aequales) ‐ übt ein Körper A auf einen Körper B eine Kraft aus, so wirkt eine gleich große, aber entgegen gerichtete Kraft von B auf A (Kraft = Gegenkraft). Gewichtskraft Fg: g wirkt auf eine ruhende Masse als Gewichtskraft Gewichtskraft = Masse · Erdbeschleunigung Fg = m · g Einheit: kg · m/s2 = N zB. Körpergewicht = Masse = 70kg Æ Gewichtskraft = 70kg · 9,81 m/s2 ≈ 700 N (früher: 1 kp = 1kg · 9,81 m/s2 = 10 N) 4 Teil I: Muskelarbeit und Leistung Hebelgesetz: Kraft · Kraftarm = Last · Lastarm Last‐ arm . Kraftarm . Lastarm und Kraftarm sind die lotrechten Abstände zwischen Drehachse und Kraftvektor (Kraft bzw. Last wirkt jeweils senkrecht). Kraft Drehpunkt: Achse (Punkt), um den sich der Hebel drehen kann Drehmoment M = „Drehwirkung“ einer Kraft auf einen Hebel M = Hebelarmlänge l · senkrecht wirkende Kraft F‘ M = l · F‘ Einheit [M]: N·m bzw. kg · m2/s2 F‘ = F · sin α F = im Winkel α angreifende Kraft M = l · F · sin α Last F1‘ α F1 l1 α Ein Hebel ist in Ruhelage, wenn die Drehmomente beider Hebelarme gleichen Betrag, aber entgegengesetztes Vorzeichen haben: l 1· F1‘ = – l2 · F2‘ (dh das nach links drehende Drehmoment des Gewichtes in der Hand muss gleich sein dem nach rechts drehenden Drehmoment, das der Muskel auf den Unterarm ausübt). l2 . α F2‘ F2 α 5 Teil I: Muskelarbeit und Leistung Bsp. M. bizeps: Die Wirkung des Muskels auf den Unterarm hängt ab von ‐ entwickelter Muskelkraft F ‐ Ansatzwinkel Sehne am Unterarm (α) ‐ Hebelarmlänge l (Abstand Sehnenansatz zu Gelenkachse) Æ Drehmoment M = l · F · sin α Im Praktikum untersuchen wir: Beugung des Unterarms / Anheben bzw. Halten eines Gewichtes mit dem M. biceps / Halten eines Gewichtes bei waagerechtem Unterarm körpernah bzw. körperfern – Bleibt die Kraft des Muskels dabei gleich oder nicht? Wovon hängt das ab? Wie ändert sich das Drehmoment? – Um wieviel muss sich der M. biceps verkürzen, um ein Gewicht um 20 cm anzuheben? 6 Teil I: Muskelarbeit und Leistung Arbeit W: Wird ein Körper durch eine Kraft F über eine Strecke Δs bewegt, dann wird Verschiebungsarbeit geleistet: W = F · Δs SI‐Einheit [W]: N·m = Newtonmeter (dh. Arbeit = Masse · Beschleunigung · Weg) (F = Kraftkomponente parallel zum Weg) 1Nm = 1kg · m2/s2 = 1 Watt · sekunde = 1 Joule Leistung P: = pro Zeitintervall Δt verrichtete Arbeit W P = W / Δt SI‐Einheit [P]: 1 Watt 1W = 1 Nm/s = 1 kg · m2/s3 = 1 Joule/s (dh. Leistung = (Masse · Beschleunigung · Weg) pro Sekunde) Im Praktikum bestimmen wir die Verkürzungsgeschwindigkeit des M. triceps bei verschiedenen Lasten, wir analysieren die beteiligten Kontraktionsformen des Muskels 7 und berechnen die Leistung des Muskels. Teil II: Wärme Temperatur T: SI‐Einheit [T] = Kelvin (K) Die Wärmegehalt eines Stoffes beruht auf der ungeordneten Bewegung (=kinetische Energie) seiner Moleküle. Temperaturskalen: Celsiusskala: Schmelzpunkt reinen Wassers bei 760 Torr = 0°C Siedepunkt reinen Wassers bei 760 Torr = 100°C Thermodynamische Temperaturskala: absoluter Nullpunkt = Nullwert = –273,15 °C = 0 Kelvin dh 0°C = 273 K und 37°C = 310 K 0 K = tiefste mögliche Temperatur, die kinetische Energie aller Moleküle ist hier Null. 8 Teil II: Wärme Wärmekapazität: ... sagt aus, welche Wärmemenge einem Stoff zugeführt werden muss, um ihn um 1 Grad zu erwärmen bzw. welche Wärmemenge ein Stoff aufnehmen kann, bis die Temperatur um 1°C ansteigt. Wärmekapazität eines Gegenstandes (können verschiedene Stoffe sein): C = zugeführte Wärmemenge / Temperaturerhöhung C = ΔW / ΔT Einheit [C]: J / K Spezifische Wärmekapazität eines Stoffes (homogener Stoff!) c = zugeführte Wärmemenge / Temperaturerhöhung · Masse c = ΔW / ΔT · m Einheit [c]: J / kg · K bzw. ΔT = 1 ΔW c m 4,2 Joule (=1 Kalorie) sind notwendig, um 1 gr Wasser von 14,5 auf 15,5°C zu erwärmen (= Wärmemenge). Æ 4,2 J = 4,2 Nm = 4,2 Wattsekunden sind nötig für Erwärmung von 1 g Wasser um 1 K dh: 1kg Wasser braucht 420 kJ für Erwärmung von 0°C auf 100°C Æ Spez. Wärmekapazität von Wasser: c = 4,2 kJ / K · kg 9 Teil II: Wärme Wärmetransport: Wärmeübertragung ist möglich durch Wärmestrahlung (Sonne, erhitztes Metall usw.) Konvektion (Wind, Wasserströmung) Wärmeleitung (direkter Kontakt) Æ bestehende Temperaturdifferenzen werden ausgeglichen Schmelzen und Verdampfen: = Änderung des Aggregatzustandes fest: Atome fest im Kristallgitter flüssig: Moleküle bewegen sich frei in der Flüssigkeit, Verdampfen durch zwischenmolekulare Kräfte erschwert gasförmig: Moleküle bewegen sich frei 10 Teil II: Wärme Schmelzen – Erstarren bzw. Verdampfen – Kondensieren: durch Zufuhr von Wärmeenergie (= Schmelzwärme bzw. Verdampfungswärme) kann Schmelzen bzw. Verdampfen erfolgen. Die Schmelz‐ bzw. Verdampfungswärme wird beim Erstarren bzw. Kondensieren wieder frei. Verdunsten: = Übergang eines Stoffes vom flüssigen in den gasförmigen Zustand unterhalb des Siedepunktes. ‐ Sofern die Luft nicht mit Wasserdampf gesättigt ist, verdunstet Wasser bei Raumtemperatur (zB Wäsche trocknen). Schwitzen: Die Hautoberfläche wird befeuchtet, damit Wasser verdunsten kann Æ die dafür notwendige Wärmeenergie wird der Haut entzogen: Verdampfungswärme Wasser: bei 100°C: 2260 J / g Wasser bei 0°C: 2530 J/g Wasser dh: wenn 1g Wasser verdampft Æ ≈ 2500 J werden der Hautoberfläche entzogen Bsp: Entstehen bei körperlicher Arbeit 30 000 J Wärme, so müssen 12 g Wasser verdunsten, um diese Wärme durch Schwitzen abzuführen. 11