Jahrbuch 2006/2007 | Kuypers, Marcel M. M. | Der Stickstoffzyklus des Ozeans Der Stickstoffzyklus des Ozeans The Nitrogen Cycle in the Ocean Kuypers, Marcel M. M. Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie, Bremen Korrespondierender Autor E-Mail: [email protected] Zusammenfassung Die Nutrient-Gruppe w urde als eine durch die Max-Planck-Gesellschaft geförderte selbständige Nachw uchsgruppe im Mai 2005 gegründet. Einer der Forschungsschw erpunkte der Nutrient-Gruppe ist die Stickstoffverfügbarkeit im Ozean. Besonderes Augenmerk liegt auf den Prozessen, w elche die Verfügbarkeit von Stickstoff in der marinen Umw elt kontrollieren, sow ie deren Einfluss auf globale biogeochemische Zyklen. Diese Prozesse w erden üblicherw eise von Mikroben ausgeführt, daher w ird eine Kombination aus neu entw ickelten geochemischen, mikrobiologischen und molekular-ökologischen Techniken angew andt. Eines der Hauptprojekte, an denen die Nutrient-Gruppe derzeit arbeitet, ist die Erforschung der kürzlich beschriebenen anaeroben Ammoniumoxidation (Anammox) und deren Rolle im Stickstoffzyklus des Ozeans. Summary The Nutrient Group w as established in May 2005 as an independent junior research group funded by the Max Planck Society. Research focuses on processes that control nutrient nitrogen availability in past and present marine environments. Specifically, environmental regulation of these processes and their effects on global biogeochemical cycles are investigated. As these cycling processes are typcially mediated by microorganisms, combinations of new ly developed geochemical, microbiological and molecular-ecological techniques are applied in these studies. One of the current projects of the Nutrient Group is an elucidation on the role of the recently described anaerobic ammonium oxidation (anammox) w ithin the oceanic nitrogen cycle. Die Rolle der Anammoxbakterien beim Stickstoff-Verlust im Ozean In vielen Regionen des Ozeans ist das Wachstum des Phytoplanktons stickstofflimitiert, w eil die Fixierung von N2 , sprich: die Erneuerung von fixiertem anorganischem Stickstoff, nicht den durch anaerobe mikrobielle Prozesse abgebauten fixierten Stickstoff ersetzen kann. Das W issen um den marinen Stickstoffzyklus ist w iederum entscheidend, um die Faktoren zur Kontrolle der Primärproduktion und des marinen Kohlenstoffzyklus zu verstehen. Ein Großteil (30-50%) des gesamten Stickstoffverlustes findet in SauerstoffMinimum-Zonen (SMZs) statt und w urde bisher immer mit Denitrifikation (chemische Reduzierung des Nitrats [NO 3 - ] zu Stickstoff [N2 ] durch heterotrophe Bakterien) in Verbindung gebracht. Kürzlich aber zeigte sich, dass © 2007 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 1/9 Jahrbuch 2006/2007 | Kuypers, Marcel M. M. | Der Stickstoffzyklus des Ozeans nicht Denitrifikation, sondern der Anammox-Prozess für den Stickstoffverlust im SMZ-Wasser einer der höchst produktiven Regionen der Weltozeane, dem Benguela-Auftriebssystem, verantw ortlich ist. Die dort direkt durchgeführten, so genannten in situ Experimente belegten, dass Nitrat in der suboxischen Zone nicht durch heterotrophe Denitrifikation in N2 umgew andelt w ird. Im Benguela-System zeigen Nährstoffprofile, Vorkommen von Anammoxzellen, Anammoxraten und spezifische Biomarkerlipide an, dass Anammoxbakterien für die massiven Verluste an fixiertem Stickstoff verantw ortlich sind; an diesem Standort w urden erstmalig Anammoxbakterien identifiziert und direkt mit dem Rückgang von fixiertem anorganischen Stickstoff im SMZWasser des offenen Ozeans in Verbindung gebracht [1]. Die Entdeckung dieses Zusammenhangs führte zu einer genauen Untersuchung der Prozesse, die für den Verlust von fixiertem anorganischen Stickstoff in der peruanischen SMZ, der größten suboxischen Wassermasse der Welt verantw ortlich sind. Die Ergebnisse der Untersuchung in peruanischen SMZ führte zu vergleichbaren Ergebnissen w ie im Benguela-System, nämlich dass anorganischer Stickstoff nicht direkt durch heterotrophe Denitrifikation in N2 umgew andelt w ird, sondern durch Anammox-Prozesse. Der geschätzte Gesamtverlust an Stickstoff in den SMZ der Weltozeane (80-150 Tg pro Jahr) basierte auf Nährstoffmessungen und w urde bislang ganz der heterotrophen Denitrifikation zugeschrieben (vor der Entdeckung der Anammoxbakterien w ar kein anderer Prozess bekannt), und dies, obw ohl es keinen gesicherten Bew eis zum Beispiel mit Experimenten unter Verw endung von 15 N-markiertem Nitrat gab, der eine heterotrophe Denitrifizierung determiniert hätte. Statt dessen zeigten neue Ergebnisse, dass Anammoxbakterien für den massiven Verlust an fixiertem Stickstoff im Wasser der peruanischen SMZ und im Wasser der Benguela-SMZ verantw ortlich sind. Derzeit w ird untersucht, ob Anammox auch ein dominierender Prozess für den Stickstoffverlust in anderen SMZ-Gew ässern ist. Das Zusammenspiel von Nitrifikation und Anammox Unter den Prozessen im Stickstoffzyklus ist Nitrifikation – die schrittw eise oxidative Umw andlung von Ammonium (NH4 +) zu Nitrit (NO 2 - ) und dann Nitrat (NO 3 - ) – für den Aufbau von großen Nitratreserven in der Tiefsee verantw ortlich. Die Nitrifikation verbindet auch die W iederherstellung von anorganischem Stickstoff (Ammonifikation) mit dem Stickstoffverlust der Ozeane, da ihre Produkte gleichzeitig Substrate für die Denitrifikation und Anammox sind (Abb. 1). © 2007 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 2/9 Jahrbuch 2006/2007 | Kuypers, Marcel M. M. | Der Stickstoffzyklus des Ozeans Ve re infa chte r m a rine r Stick stoffzyk lus m it de n be ide n e inzige n bishe r be k a nnte n Ve rlustproze sse n a norga nische n Stick stoffs in de n O ze a ne n: De nitrifik a tion (rot) und Ana m m ox (lila ). © MP I für m a rine Mik robiologie /La m In marinen suboxischen Gew ässern w ie dem Schw arzen Meer oder der peruanischen SMZ sind w egen des geringen Anteils an Sauerstoff und des relativ hohen Anteils an NH4 + Nitrifikation und Anammox in unmittelbarer, räumlicher Nähe miteinander gekoppelt, w ährend heterotrophe Denitrifikation nicht gefunden w urde. Welche Prokaryonten spielen mit? Lange Zeit w aren nur spezifische Gruppen von β- und γ-Proteobacteria für die Ausführung aerober Ammoniumoxidation bekannt, den ersten und ratenlimitierenden Schritt der Nitrifikation. Kürzlich haben jedoch metagenomische Studien dieses biochemische Potenzial auch in der „Marinen Gruppe I“, den Crenarchaeota (MGI), zum Vorschein gebracht, einer Gruppe von Mikroben, die sehr häufig (bis zu 30%) in marinen Mikroplankton-Gemeinschaften vorkommt. Das Potenzial w urde nachfolgend in einer Studie mit dem marinen Isolat Candidatus “Nitrosopumilus maritimus“ bestätigt: Mit amoA, dem Gen zur Kodierung des Enzyms Ammonium Monooxygenase ammoniumoxidierende (Untereinheit Bakterien oder A) als funktionellen aber Crenarchaea die Biomarker, w urde bestimmt, ob w ichtigeren Nitrifizierer in verschiedenen Sauerstoffumgebungen der W asserschichten des Schw arzen Meeres sind. Die amoA Genhäufigkeit zeigte, dass Crenarchaeen in der niederen Sauerstoffzone des Schw arzen Meeres stark dominierten. Die Häufigkeit der amoA mRNA zeigte, dass die Aktivität dieser ammoniumoxidierenden Crenarchaeen ihr Maximum in der Nitrifikationszone erreichte. Im Gegensatz dazu dominierten ammoniumoxidierende γ-Proteobakterien in der suboxischen Zone. Die Nitrifikation unter mikroaeroben Bedingungen w urde durch Experimente mit 15 N-markiertem Ammonium bestätigt - dieser Prozess lieferte eine direkte lokale Nitritquelle für Anammox in der suboxischen Zone. Ammoniumoxidierende Crenarchaeota und γProteobakterien sind w ichtige Nitrifizierer im Schw arzen Meer, aber sie scheinen in verschiedenen Nischen entlang eines Sauerstoffgradienten zu dominieren. Jeder dieser beiden Nitrifikations-Prozesse erbrachte etw a die Hälfte des für Anammox erforderlichen Nitrits. Durch dieses hier beobachtete Zusammenspiel von Nitrifikation und Anammox könnte die Ammoniumregenerierung in SMZ direkt mit dem Stickstoffverlust verbunden w erden. © 2007 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 3/9 Jahrbuch 2006/2007 | Kuypers, Marcel M. M. | Der Stickstoffzyklus des Ozeans Stickstoffabbau im Wattenmeer Die Küstenzonen und Flussmündungssysteme sind gegenüber einer durch die Aktivitäten des Menschen bedingten Nährstoffzufuhr ungeschützt. Deshalb ist die Forschung gefordert, die Konsequenzen des erhöhten Stickstoffeintrags zu erkennen. Im Verlauf der Sedimentforschung, die hauptsächlich in feinen Sedimenten stattfand, w urde offensichtlich, dass permeable Sedimente für die Zirkulation der Elemente in Ökosystemen sehr w ichtig sind. Permeable Sande bedecken etw a 70% der flachen Kontinentalschelfs, die einen großen Prozentsatz (20 – 30%) der gesamten Primärproduktion der Meere unterstützen. Da sich jedoch Standardvorrichtungen, die für feinkörnige Ablagerungen entw ickelt w urden, nicht für die genaue Nachstellung v o n in situ-Bedingungen in Sanden eigneten, sind die mikrobiellen Prozesse, w elche die Erneuerung und Freisetzung von Nährstoffen auf flachen Schelfs in die darüberliegende Wassersäule kontrollieren, kaum verstanden. Daher w ird zurzeit untersucht, w ie permeable Sedimente im Wattenmeer die vom Land eingeleiteten Nährstoffe entlang der Küste abbauen. Die übergeordnete Hypothese dieses Projektes ist, dass die Kombination von Denitrifikation und Anammox hauptsächlich für die Freisetzung von Stickstoff an der Küste verantw ortlich ist. Es ergeben sich folgende Fragen: i.) W ie w ichtig sind permeable Sande für den Abbau von Stickstoff im marinen Ökosystem an der Küste, und ii.) w elche Prozesse sind hauptsächlich für StickstoffUmsatz innerhalb der flachen permeablen Sande verantw ortlich? Die Rolle der Denitrifikation und Anammox für den Stickstoffabbau w ird jetzt durch Feldexperimente im Wattenmeer untersucht. Kultivierungsunabhängige und molekulare Techniken w erden benutzt, um die für den Stickstoffabbau verantw ortlichen Mikroorganismen zu identifizieren. Zusätzlich w erden die Mechanismen des Stickstoff-Umsatzes durch gezielte Veränderung der Schlüsselparameter (Fließgeschw indigkeit, organischer Kohlenstoffgehalt, Anteil an organischen Substanzen) im Labor w eiter erforscht. Stickstoffumsatz in Gas- und Fluidquellen des Japan-Grabens Der größte Teil (50-70%) des Stickstoffverlustes durch Denitrifikation und Anammox findet im Meeresboden statt. Obw ohl sich fast 60% der Erdoberfläche in mehr als 2000 m Wassertiefe am Meeresboden w iederfinden, gibt es bislang fast keine Studien, die sich mit dem Stickstoffverlust unterhalb 1000 m Wassertiefe befasst haben. Im Juni 2006 w urde mit dem bemannten Tauchboot Shinkai 6500 zu Gas- und Fluidquellen im JapanGraben (5300 m und 6280 m Tiefe) getaucht, um den Stickstoffabbau in der Tiefsee zu untersuchen. Diese Quellen sind durch den Austritt von extrem ammoniumreichen Fluiden gekennzeichnet (Abb. 2). © 2007 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 4/9 Jahrbuch 2006/2007 | Kuypers, Marcel M. M. | Der Stickstoffzyklus des Ozeans Be m a nnte s Ta uchboot Shink a i 6500. © JAMSTEC , Ja pa n Sediment- und Wasserproben w urden mit 15 N-markierten Nährstoffen inkubiert, um Nitrifikations-, Denitrifikations- und Anammoxraten zu messen. Die meisten Ratenmessungen fanden an Deck unter atmosphärischem Druck statt, aber ausgew ählte Sediment- und Wasserproben w urden direkt am Meeresboden unter in situ-Bedingungen (500 oder 600 atm) inkubiert, um die Druckabhängigkeit dieser Prozesse im Stickstoffzyklus zu untersuchen. Auch hier w urden kultivierungsunabhängige und molekulare Techniken benutzt, um die für den Stickstoffumsatz verantw ortlichen Mikroorganismen zu identifizieren (Abb. 3). © 2007 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 5/9 Jahrbuch 2006/2007 | Kuypers, Marcel M. M. | Der Stickstoffzyklus des Ozeans Ink uba tion von Se dim e nt- und W a sse rprobe n a m Me e re sbode n (5300m ) ne be n e ine r de r Kolonie von C a lyptoge na -Musche ln. © JAMSTEC , Ja pa n Nährstoffaustausch und bakterielle Stoffumsätze in den Sedimenten und bodennahen Wasserschichten der Kontinentalränder Dieses Projekt untersucht die Nährstoffdynamik an der Wasser-Sediment Grenzschicht. Diese Grenzschicht w ird charakterisiert durch einen rapiden Wandel von schnellen, durch Turbulenzen hervorgerufene Transportprozesse in der Wassersäule, und langsamen, durch Diffusion hervorgerufene Transportprozesse innerhalb des Sediments. Die Reibung zw ischen der sich bew egenden Wassersäule und dem Sediment ergibt eine Grenzschicht, w obei die Turbulenz in Richtung Sediment zunimmt. Diese Grenzschicht, die bottom boundary layer (BBL) genannt w ird, ist die Transitzone für Nährstoffe, die aus dem Sediment in die obere Wassersäule diffundieren, und für Parikel, die aus der produktiven oberen Wassersäule nach unten zum Sediment sinken. In der BBL finden der Reihe nach Degradationsprozesse statt, die w eitere Nährstoffe freigeben. Die BBL w ird charakterisiert durch steile Nährstoffgradienten als Folge der unterschiedlichen Transportgeschw indigkeiten. Die aus dem anoxischen Sediment diffundierenden Nährstoffe treffen auf das BBL-Wasser, das üblicherw eise höhere Sauerstoffkonzentrationen aufw eist. Bisher ist w enig darüber bekannt, w as mit den Nährstoffen in der BBL geschieht, da die Probengew innung sehr schw ierig ist. Herkömmliches Wassersäulengerät kann nur Proben aus w enigen Metern über dem Sediment aufnehmen. Ein kürzlich entw orfener Bodenw asserschöpfer soll dieses Problem lösen (Abb. 4). © 2007 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 6/9 Jahrbuch 2006/2007 | Kuypers, Marcel M. M. | Der Stickstoffzyklus des Ozeans Bode nwa sse rschöpfe r be im Ausse tze n in die Nordse e . © MP I für m a rine Mik robiologie /Holta ppe ls Die mit dem Bodenw asserschöpfer erhaltenen Wasserproben w erden für die Messungen von Nährstoffgehalt, Partikelgehalt und Partikelzusammensetzung genutzt. An Teilproben w erden Respirations- und Nährstoffumsatz gemessen. Zusätzlich w ird die Fließgeschw indigkeit in der Wassersäule mithilfe der AkustikDoppler-Technik gemessen und mit den Nährstoffprofilen verglichen, um die Rolle der Transportprozesse bei der Nährstoffumw andlung zu verstehen. Schwefelabbau mit Nitrat in den Küstengewässern Namibias Auftriebsgebiete an den Westküsten der Kontinente gehören zu den produktivsten Regionen unseres Planeten mit großer ökologischer und ökonomischer Bedeutung: Ablandige W inde oder küstenparallele W inde in Kombination mit Ekmanndrift treiben das Oberflächenw asser auf den offenen Ozean hinaus, w ährend kaltes, nährstoffreiches Wasser aus der Tiefe an die lichtdurchflutete Wasseroberfläche emportreibt. Dies schafft ideale Wachstumsbedingungen für Algen und Kleinstlebew esen - die Nahrungsgrundlage für den großen, durch den Menschen verw ertbaren Fischreichtum der küstennahen Gew ässer. Das Auftriebsgeschehen entlang der Küste Namibias schafft die Basis für die w eltw eit höchste Primärproduktion im offenen Ozean. W idersprüchlich bleibt hier aber, dass die brauchbaren Fischressourcen unter einem Zehntel im Vergleich zu anderen Auftriebsgebieten w ie beispielsw eise dem Peru/Humboldt-System liegen. Die w ahrscheinlichste Erklärung für die niedrigeren Fischbestände, die immerhin noch einen w esentlichen Teil von Namibias Ökonomie ausmachen, sind die immer w ieder vorkommenden Austritte von Schw efelw asserstoff aus den Sedimenten vor der Küste des Staates. Der Kontakt mit dem schw efelw asserstoffhaltigen Wasser ist für Fische und andere Meeresbew ohner meist tödlich, denn Schw efelw asserstoff ist ein natürliches Atmungsgift. Die meistverbreitete Theorie für die Entstehung dieser ökologischen Katastophe sind gew altige Gas- und Sedimenteruptionen. Deren Verlauf ist trotz intensiver Forschung immer noch w enig verstanden. © 2007 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 7/9 Jahrbuch 2006/2007 | Kuypers, Marcel M. M. | Der Stickstoffzyklus des Ozeans Durch eine Kombination Satellitenaufnahmen und von Langzeitbeobachtungen, großräumigen, hochauflösenden monatlichen Ausfahrten, Untersuchungen w urden Verankerungen, die Enstehung, Hintergründe und Ausmaße dieser Schw efelaustritte genauer untersucht. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass keine gew altigen Eruptionen, sondern die Diffusion aus den Sedimenten nach der Erschöpfung von Sauerstoff und Nitrat im Bodenw asser die Quelle für den Schw efelw asserstoff ist. Experimente mit 15 Nmarkierten Nährstoffen zeigten, dass anaerobe Schw efeloxidation durch Anw esenheit des Nitrats im Bodenw asser stattfinden kann und dieser Prozess eine Pufferzone zw ischen dem toxischen Schw efelgas und den Fischen im sauerstoffhaltigen Wasser schafft. Diese Pufferzone funktioniert solange, bis das Nitrat verbraucht ist oder „toxisches Wasser“ durch Küstenw inde aus der Tiefe an die Wasseroberfläche emporgetrieben w ird, mit der Folge eines erneut einsetzenden Fischsterbens. . Stickstoffassimilation in marinen Bakterien Eine der Hauptquellen von gebundenem Stickstoff im Ozean ist die Stickstofffixierung durch so genannte diazotrophe Prokaryoten. Durch die Kombination von in situ-Experimenten mit stabilen Isotopen und molekularen Techniken w ie der Durchflusszytometrie soll die Identität der Organismen und ihre Rolle im Stickstoffkreislauf auf zellulärer Ebene untersucht w erden. Diazotrophe Prokaryoten können den atmosphärischen Stickstoff (N2 ) als Quelle nutzen. Da aber dieser Prozess sehr viel Energie benötigt, geht man davon aus, dass Stickstofffixierer nur dort in der Lage sind sich durchzusetzen, w o die Menge an fixiertem anorganischen Stickstoff für andere Organismen zu gering ist. Daher haben sich bisher fast alle Studien an diazotrophen Prokaryonten auf die Stickstofffixierung in den nährstoffarmen (oligotrophen) W irbeln des Ozeans gerichtet. Ozeanographische und biogeochemische Modelle deuten nun jedoch an, dass eine N2 Fixierung auch für die Umgebung von Sauerstoff- Minimum-Zonen (SMZ) von großer Bedeutung ist, in denen, w ie eingangs beschrieben, große Mengen fixierten anorganischen Stickstoffs durch die Aktivität von AnammoxBakterien und Denitrifikation verlorengehen. Die Ausfahrt Nr. 57/3 mit dem Forschungsschiff Meteor führte von einer SMZ vor der namibischen Küste gelegen durch verschiedene ozeanische Regionen, die durch Strömungen und Gebirge am Meeresboden beeinflusst und begrenzt sind, in Richtung Äquator (Dakar, Senegal). Erste Ergebnisse zeigen Schw ankungen im Vorkommen anorganischen Stickstoffs und auch unterschiedliche Raten von Stickstofffixierung. Im Cape-Becken an der Grenze der namibischen SMZ und im Angola-Becken w urden hohe Stickstoff-Fixierungsraten gemessen. W ährend im Oberflächenw asser des Angola-Beckens N2 -Fixierung die Hauptquelle des anorganischen Stickstoffs ist, w erden in der direkten Nähe zur namibischen SMZ nur etw a 10% des Stickstoff-Bedarfs durch N2 Fixierung gedeckt. Interessanterw eise gibt es genau an der Grenze des Angola Gyre einen hohen Überschuss an Stickstoffkomponenten, gepaart mit hohen N2 Fixierungsraten, die auch hier die Hauptquelle für anorganischen Stickstoff darstellen. Im Oberflächenw asser des Guinea-Beckens mit geringen Konzentrationen an anorganischem Stickstoff ist die Fixierungsrate von N2 unterhalb des messbaren Bereiches. Im September 2006, w ährend der Ausfahrt Nr. 03/1 mit dem Forschungsschiff Maria S. Merian auf der Fahrtroute entlang des 30. Längengrades von Grönland durch den nährstoffarmen, kalten Ostgrönlandstrom, den w armen Nordatlantikstrom und den nährstoffarmen W irbel südlich der Azoren, w urde der Stickstoffkreislauf in der oberen Wassersäule ganz besonders unter die Lupe genommen: Proben w urden bis zu einer Tiefe von 75 m gezogen, mit 15 N-markiertem Stickstoff, Ammonium und Leucin versetzt und einige Stunden inkubiert. Die Ergebnisse sind in Bearbeitung. Zusammengefasst zeigen die Ergebnisse, dass Stickstofffixierung auch und besonders in Regionen von © 2007 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 8/9 Jahrbuch 2006/2007 | Kuypers, Marcel M. M. | Der Stickstoffzyklus des Ozeans Stickstoffsenken, w ie der namibischen SMZ, eine w ichtige Rolle im Stickstoffkreislauf spielen kann. Originalveröffentlichungen Nach Erw eiterungen suchenBilderw eiterungChanneltickerDateilisteHTML- Erw eiterungJobtickerKalendererw eiterungLinkerw eiterungMPG.PuRe-ReferenzMitarbeiter (Employee Editor)Personenerw eiterungPublikationserw eiterungTeaser mit BildTextblockerw eiterungVeranstaltungstickererw eiterungVideoerw eiterungVideolistenerw eiterungYouTubeErw eiterung [1] Kuypers, M. M. M.; Lavik, G.; Woebken, D.; Schmid, M.; Fuchs, B. M.; Amann, R.; Jørgensen, B. B.; Jetten, M. S. M.: Massive nitrogen loss from the Benguela upwelling system through anaerobic ammonium oxidation. Proceedings of the National Academy of Sciences USA 102, 6478-6483 (2005) [2] Kuypers, M. M. M., Sliekers, A. O.; Lavik, G.; Schmid, M.; Jørgensen, B. B.; Kuenen, J. G.; Sinninghe Damsté, J. S.; Strous, M.; Jetten, M. S. M.: Anaerobic ammonium oxidation by anammox bacteria in the Black Sea. Nature 422, 608-611 (2003) © 2007 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 9/9