marchegg ’06 1 Redaktion: Erich Eder & Peter Pany Für alles verantwortlich: Walter Hödl Skriptum zur Lehrveranstaltung Freilanddidaktik in LA-BU – SS 2006 7 8 9 6 Team ’06 4 10 5 3 1 2 11 12 13 14 19 17 15 16 22 20 21 23 18 24 25 1 Anja Pangl, 2 Martina Höll, 3 Verena Kargl, 4 Walter Hödl (Obrigkeit), 5 Martin Skalitzky, 6 Heinz Rainer, 7 Ulla Mastny, 8 Kathrin Schandl, 9 Ingrid Huemer, 10 Eva Ursprung, 11 Petra Sumasgutner, 12 Barbara Köppel, 13 Theresa Floimayr, 14 Lisa Filzmoser, 15 Mario Anderschitzky, 16 Birgit Samhaber (Gast v. 2004), 17 Simon Götsch (Gast v. 2001), 18 Nicole Schupp, 19 Stefan Dürnberger, 20 Nora Drechsler, 21 Katharina Kienast, 2 22 Philipp Semenchuk, 23 Doris Kruder, 24 Erich Eder (Obrigkeit), 25 Peter Pany (detto) Inhalt Vorwort ........................................................................................ 4 Signale im Tier- und Pflanzenreich............................................. 5 Pflanzen der Au......................................................................... 34 Kryptogame............................................................................... 47 Blütenökologie........................................................................... 57 Abwehrstrategien von Pflanzen ................................................ 70 Lebensraum Baum.................................................................... 80 Das Leben im Wasser............................................................... 91 Der g’schupfte Walter ............................................................. 107 Amphibien ............................................................................... 108 Reptilien .................................................................................. 121 Tierspuren ............................................................................... 142 Feedback der SchülerInnen.................................................... 154 Feedback einer Studentin ....................................................... 155 Ausbau der Brunnenhütte ....................................................... 160 3 vorwort von Walter Hödl Mit großer Freude sehe ich die Weiterentwicklung unserer Einige der euphorischen Rückmeldungen Lehrveranstaltung freiwillige von engagierten AHS LehrerInnen zeigen "Demonstrationsexkursion" eingerichtet, hat sich die Marchegg- mir, dass wir am richtigen Weg sind: Das Exkursion was zu Lehrveranstaltung Eigenaktivitäten "Freilanddidaktik". einer verpflichtenden entwickelt, der Einst wobei Studierenden als fachdidaktischen zunehmend (und die eingeladenen in Marchegg gelehrt wird, sei Fachdidaktik wahrlich in einer realen Welt: Naturerfahrung und -vermittlung im SchülerInnen) gefördert wurden. Gelände und dies gemeinsam mit "echten" Unsere Aufenthalte in den Marchauen haben neben den - SchülerInnen. hoffentlich die Dass im Rahmen der heurigen Aktivitäten LehramtstudentInnen und SchülerInnen zusätzlich weite Kreise ein Dokumentarfilm von Simon Götsch gezogen. Die lokale Bevölkerung, insbesondere Jäger, Bauern entstanden ist, freut mich ganz besonders. und Fischer nehmen uns als "Freunde" wahr und selbst die Der Dank für die gelungene Veranstaltung aktuelle österreichische Urzeitkrebsforschung nahm ihren gilt Ausgang in der zoologischen Ausstenstelle "Marchegg". Von insbesonders aber Erich und Peter, die der "Hörsaal-le(e)hre zur community education" lautete ein sich in ihrer organisatorischen, fachlichen Vortrag, den ich im Rahmen der östereichischen IMST und sozialen Kompetenz wieder einmal (Innovation in Mathematics and Science Teaching) Tagung im selbst übertroffen haben. nachhaltigen - Auswirkungen auf allen beteiligten Studierenden, September 2009 in Wien gehalten habe und der die Entwicklung unserer Lehrveranstaltung zum Thema hatte. Walter Hödl 4 signale im tier- und pflanzenreich : funktion und eigenschaft von Verena Kargl & Petra Sumasgutner I./ Didaktischer Teil: Österreich heimisch oder gar in den Marchauen zu finden sind. 1./ Vorbereitung in Wien: Schlussendlich gelang es uns doch, mehr aufgrund Unser Thema „Signale im Tier und Pflanzenreich: Funktion und selbstständiger Analysearbeit als mit Hilfe anleitender Literatur, Eigenschaft“ mit dem Themenbereich „Vögel: räumliche und einige heimische Tier- und Pflanzenarten, die ganz spezielle zeitliche der Signale zeigen, herauszufiltern. Da ganz besonders das Signal- Lehrveranstaltung Freilanddidaktik in Marchegg 2006 Premiere, Thema sehr stark von der Situation vor Ort abhängig ist, von nicht einmal die Lernveranstaltungsleiter selbst hatten konkrete den tatsächlich vorkommenden Tier- und Pflanzenarten, war Vorstellungen was wir in Marchegg für sie [Nicht für uns, fürs eine sehr breit gefächerte Vorbereitung notwenig um auf alle Leben lernt Ihr! Anm. d. Red.] und die SchülerInnen vorbereiten Möglichkeiten gefasst zu sein. So reisten wir mit einer enormen sollten. Dementsprechend erschlagen fühlten wir uns bei der Anzahl an Sachbüchern im Rucksack in Richtung Marchegg ersten Literaturrecherche in der Bibliothek. Nach langer Suche und hätten uns dennoch in der Station angekommen noch mehr konnten wir einige wirklich gute Bücher zum Thema Signale der Nachschlagewerke Tiere und Pflanzen finden. Das einzige Problem dabei war, Vorbereitung war also alle Bücher zu lesen und Wesentliches dass es nahezu allen Autoren zwar gelang die geheimen anzustreichen oder herauszunotieren. Vor allem aber wurden Signale in CDs von Vogel- und Amphibienstimmen rauf und runter und gespielt – damit wir vor Ort die Stimmen der Tiere auch richtig spannend darzustellen – doch keine der analysierten Tier- und erkennen und zuordnen können. Gerade unser Thema hat eine Pflanzenarten (wie Delphine, Haie, Wölfe oder Tiger und sehr hohe Flexibilität verlangt, weshalb wir uns zu der sehr weit Zebras, von den exotischen Pflanzen ganz zu schweigen ... ) in ausholenden Vorbereitung gezwungen sahen, schlussendlich Einmischung und zahlreichen deren im Tagesverlauf“ Funktionen Untersuchungen http://univie.ac.at/freilanddidaktik dem und hatte bei Eigenschaften Leser illustrativ gewunschen. Die einzig effektive 5 konnten wir nicht vorhersehen was vor Ort zu hören und zu Hilfe von gesammelten Anschauungsobjekten als sinnvoll. sehen sein wird. Anhand dessen wollten wir den SchülerInnen erklären wie unterschiedlich Signale im Tier- und Pflanzenreich ausgeprägt 2./ Didaktische Reduktion vor Ort und die Suche nach Tieren und Pflanzen: sein können und die Vielfalt veranschaulichen. Funktionen und Eigenschaften wurden gemeinsam mit den SchülerInnen erarbeitet indem recht offene Fragen gestellt wurden und Mit einem Rucksack voller Bücher und dem Kopf voller Ideen in gemeinsam ein gezieltes Beobachten und vor allem Zuhören Marchegg angekommen, machten wir uns erst mal auf die geschult wurde. Angreifen, Hinschauen und vor allem auch Suche nach Tieren und Pflanzen die uns beim Unternehmen Hinhören war somit unser Grundkonzept. Natur mit allen Freilanddidaktik behilflich sein könnten. Da uns zum Thema Sinnen begreifen. Signale zahlreiche Möglichkeiten offen standen um eine Mit dem genannten Konzept und der Methode vor Augen Unterrichtssequenz gestalten zu können versuchten wir Signale zu erwandern und damit war es notwendig, eine grobe Struktur in einen Standort für unsere Station zu finden, sowie das weitläufige Konzept zu bringen, und Anschauungsmaterial zu sammeln. Nach einer uns einen Überblick zu verschaffen, eine stundenlangen Jagd nach Schmetterlingen, die Ernüchterung. unser Konzept „Tarnen – Warnen – Täuschen“ Wir haben uns auf die Behandlung von drei Signalgruppen festgelegt: visuelle unterstützen sollten, war unsere Ausbeute relativ mager. Nur vier Schmetterlinge, zwei Signale, akustische Signale und Blüten als Tagpfauenaugen und zwei Kohlweißlinge, die lockende Signale. Als Methode erschien nach erstem Eindruck einzigen anzutreffenden uns ein angeleiteter Stationenbetrieb mit Arten da sie in Österreich überwintern (und http://univie.ac.at/freilanddidaktik 6 entsprechend mitgenommen aussehen) und zu unserem Glück angestellt haben. Völlig geschafft und etwas frustriert haben wir ein recht plumpes Flugverhalten an den Tag legen, schafften am Abend dann unser Konzept schon etwas modifiziert, den Weg vom Schmetterlingsnetz in den Käfig und nicht daran Veränderungen die noch öfter stattgefunden haben um uns auf vorbei. Wir mussten leider feststellen dass wir uns als Kinder das gefundene Material entsprechend einzustellen. Neuer Tag, was das Jagen von Schmetterlingen angeht, geschickter neues Glück. Wir konnten einen Aurorafalter und einen C-Falter sowie ein Landkärtchen fangen, sodass unser Schmetterlingsgehege besser besetzt wurde und doch noch ein Eindruck von Signalvielfalt entstehen konnte. Die Kolleginnen der Amphibien-Station „schenkten“ uns eine Rotbauchunke. Wespe, Schwebfliege, Biene und Hummel konnten wir auch aufgrund eines mittlerweile recht ausgeklügelten Jagdsystems in Lupen-Bechergläser verbannen. Auch Marienkäfer und Bodenwanzen wurden eingefangen. In Bezug auf Pflanzen haben wir uns doch damit begnügt uns über Standorte zu informieren um sie unmittelbar vor Ankunft der SchülerInnen einfrischen zu können bzw. einzutopfen. Leider hatten wir auch ein paar Verluste zu beklagen. Einige Schmetterlinge waren in das als Nahrung bereitgestellte Zuckerwasser gefallen. Hier stellt sich die Frage ob ein Wattebausch oder ein Apfelstück geschickter gewesen wäre um ein Hineinfallen zu verhindern, oder ob das Ableben mit einem natürlichen Kreislauf aufgrund der Überwinterung zu http://univie.ac.at/freilanddidaktik 7 begründen ist [Nach Erkundigungen bei diesbezüglich Dementsprechend stolz haben wir ihn auch präsentiert. erfahrenen Personen genügt es, eine Schale mit Wasser in den Wozu all die unterschiedlichen Tier- und Pflanzenarten? Käfig zu stellen, wenn man Schmetterlinge nicht mehr als ein Klarheit soll eine genaue Betrachtung der Station verschaffen. paar Tage halten will. Anm. PP]. Den Mimikry- Anschauungsobjekten Wespe und Schwebfliege wurde es ganz offensichtlich im Lupen-Becherglas zu warm, obwohl wir auf eine schattige Position geachtet haben, denn auch sie sind uns verstorben. Vor Ankunft der ersten Schülergruppe gelang es uns noch die verendeten Tiere zu ersetzen. Die Verluste waren zwar schlimm aber wir konnten auch einen positiven Effekt daraus erzielen. Die Tiere dienten neben den lebenden Objekten zum Angreifen, woraus wir ein Spiel gemacht haben. Am Vormittag vor Ankunft der zweiten Schülergruppe ging uns noch ein absolutes Highlight ins Netz, ein Osterluzeifalter. Allen Prophezeiungen zum Trotz war ein Falter schon 2 Wochen früher als angekündigt aus der Puppe geschlüpft. Uns war die einmalige Chance bewusst, weshalb wir eine enorme Zeit aufgewendet haben ihn zu verfolgen und schlussendlich einzufangen. http://univie.ac.at/freilanddidaktik 3./ Methode: Wie zu Beginn kurz skizziert haben wir uns auf einen angeleiteten Stationenbetrieb festgelegt um Schritt für Schritt das Thema Signale im Tier- und Pflanzenreich zu erwandern. Wir wollten unseren Unterricht vor allem methodisch offen gestalten und den SchülerInnen die Möglichkeit bieten so viele Signale wie möglich selbständig wahrzunehmen und zu bestimmen. Das Lernen anhand von Stationen sollte hier als Arbeitsform vorgestellt werden, wobei es uns vor allem wichtig war auf die individuelle Wahrnehmung zu achten und Signale zu identifizieren. Dazu ist natürlich auch ein Basiswissen der SchülerInnen erforderlich. Als Informationsträger haben wir auch zwei Plakate vorbereitet, die weiter unten genauer betrachtet werden. Informationsträger Die waren hauptsächlichen jedoch unsere 8 Anschauungsobjekte und auch Tonträger. Uns war vor allem Schmetterlinge eine genaue Beobachtung wichtig, die SchülerInnen sollten Im Gehege zwei Tagpfauenaugen, zwei sich alle Objekte erstmals anschauen, wobei wir noch im Kohlweißlinge, ein Aurorafalter (männlich), Hintergrund waren und lediglich ein paar Anregungen lieferten. ein C-Falter, ein Landkärtchen (hell), Wir forderten die SchülerInnen auch auf untereinander zu extra ein Osterluzeifalter. kommunizieren und sich zu beraten um selber herauszufinden - um welche Signale es sich nicht nur bei den visuellen sondern Gelb- schwarze Warntracht: auch bei den akustischen Objekten handelte. zum Angreifen und genau Anschauen und jeweils - Visuelle Signale, Akustische Signale, Blüten als lockende zur Marienkäfer, Bodenwanze und im Becherglas (alles lebende Objekte). Tisch, auf dem wir die Anschauungsmaterialien der Reihe nach aufgebaut haben: • http://univie.ac.at/freilanddidaktik Objekt Rotbauchunke im Terrarium, Steinhummel dieses Vorhaben in der Wahl der Standorte und mit einem Tarnen – Warnen – Täuschen: lebendes Rot – schwarze Warntracht: Signale (sowohl optisch als auch chemisch). Umgesetzt wurde - ein Verhaltensbeobachtung. damit auch Signalgruppen zu erarbeiten. Visuelle Signale: mehrere In Bechergläsern, jeweils ein totes Objekt Wie genannt war es unser Ziel 3 Wahrnehmungskreise und • Schwebfliege, Wildbienen, 4./ Aufbau der Station und Anschauungsmaterialien: Bestandteile der einzelnen Stationen: Wespe, Akustische Signale: - Vogelstimmen: Zuhören weil direkt am Standort immer eine Nachtigall zu hören war, und oft auch eine Feldlerche beobachtet werden konnte, 9 Holzpfeife zum Anlocken der Nachtigall, CD-Kosmos: Die 1. Plakat : Signale aus zoologischer Sicht: Vogelstimmen Europas (für den Notfall, falls kein Umweltreiz Rezeptoren (Sinnesorgane) biochemische Vorgänge Vogel vor Ort zu hören ist). - Amphibienstimmen: elektrisches Signal Boxenverstärkter CD-Player, CD-Kosmos: Froschkonzert Gartenteich (als Rotbauchunke, am Hörbeispiele Laubfrosch, Reaktion auf den Umweltreiz Sinneseindruck Gehirn Wasserfrosch und Wechselkröte). 2. Plakat : Signale aus botanischer Sicht: • Blüten als lockende Signale: - Blüten als Lockende Signale - Werbemittel: Werbemittel: Nektar: Taubnessel mit Demonstration des Hebelmechanismus zur Bestäubung und dem Versuch selber Nektar zu saugen, Farben und Duftstoffe: Traubenkirsche, Veilchen, Löwenzahn. Zusätzlich hatten wir noch zur Begriffsklärung von zoologischen und botanischen Signalen, sozusagen als • • • • • • • Pollen Nektar Farben Duftstoffe Vortäuschen eines Sexualpartners Schutz und Wärme, Nachtquartier Brutplatz theoretischer Einstieg und zur Übersicht, folgende zwei Plakate angefertigt, Von großer Bedeutung für unsere Unterrichtseinheit war der die mit den SchülerInnen kurz durchbesprochen wurden: Standort der Station. Die Anforderungen an den Standort waren http://univie.ac.at/freilanddidaktik 10 sehr breit angelegt, da er wenn möglich an alle Signale richtige angepasst werden sollte um eine flexible Gestaltung zu Haustümpel und damit der Singwarte der Nachtigall, in der ermöglichen. Nähe der Amphibienstation und mit Blick zum Bahndamm an Wir wollten so den Singflug der Feldlärche zeigen - damit stand zumindest schon fest, dass wir den Tisch mit Blick auf das offene Feld platzieren mussten. Außerdem sollte er nicht allzu weit vom Haus entfernt sein, da wir uns sicher waren, dass uns die Nachtigall hier auch zu Mittag mit ihrem Gesang erfreuen würde. Auch das Trommeln der Spechte sollte man hören, was wir in den Tagen zuvor in Ufernähe gleich beim Bahndamm wahrnehmen konnten. Zusätzlich wollten wir mit unserem CD-Player Frösche, Kröten und Unken zum Antworten auf die vorgespielten Rufe animieren was inkludierte, dass wir uns in der Nähe der Amphibien - Kolleginnen aufhalten sollten, bzw. eine Wassernähe von Vorteil wäre. Nach einigem Hin und Her, wobei wir den Tisch wirklich von Standort zu Standort schleppten – konnten wir doch noch das http://univie.ac.at/freilanddidaktik Fleckerl am Feldrand, im Anschluss an den der March finden. 5./ Umsetzung: Da wir unseren Unterricht so handlungsorientiert wir möglich gestalten wollten und jeglichen reinen Frontalvortrag vermeiden wollten verlief er zumeist in Frage – Antwortsequenzen in einem Lehrer - Schülergespräch. Der erste Schritt war immer den SchülerInnen die einzelnen Materialien einfach zu zeigen, sie ihnen in die Hand zu geben und einen Beobachtungsauftrag zu erteilen. Danach wurden von uns zuerst recht offene Fragen („Was seht/hört Ihr? Kommt Euch etwas bekannt vor? Woher? Könnt Ihr es zuordnen?“) dann gezielte Fragen („Schaut Euch genau die Unterseite, dann die Oberseite an, welche Unterschiede könnt Ihr feststellen? Hört genau hin, wie würdet Ihr den Gesang aussehen?“) beschreiben? gestellt – sodass Wie wir könnte jede der Vogel Signalgruppe gemeinsam erarbeitet haben und auf jene Merkmale hingeleitet haben die wir besonders unterstreichen wollten. 11 Kein Signal wurde von uns von vorne herein verraten. Es haben, weshalb wir direkt bei der Präsentation auch unser Netz musste, auch wenn es wie sehr oft angekündigt nicht immer bereitgestellt haben, man weiß ja nie was noch vorbeifliegt. Wir leicht haben die Tiere alle zusammen in ein Gehege gesperrt, in dem war die Antwort abzuwarten, immer von den SchülerInnen selbst herausgefunden werden. sich mehrere Zweige und eine kleine Schale mit Zuckerwasser befanden. Zu sehen waren zwei Tagpfauenaugen (die uns Einführung: leider verendet sind, weshalb wir sie später wie alle anderen Nach der Begrüßung stellten wir an jede Schülegruppe die Insekten Frage welche Signale sie hier vor Ort aus dem Tier- und Kohlweißlinge, ein Aurorafalter (männlich), ein C-Falter und ein Pflanzenreich wahrnehmen können. Immer bei den Antworten Landkärtchen (hell). Als Eröffnung in das Thema visuelle dabei war: „Wir hören Vögel singen“. Eher selten sind auch ein Signale wurde die Frage gestellt was zu sehen sei und ob ein paar Blütenpflanzen aufgefallen, wohl eher weil wir auch paar Arten zu erkennen sind. Das Tagpfauenauge wurde selten welche auf dem Tisch stehen hatten, was eine Vermutung in erkannt, alle anderen Individuen wurden nie korrekt identifiziert. diese Richtung nahe legte. Nur der Kohlweißling wurde immer mit Zitronenfalter benannt, in Lupen-Bechergläser gegeben haben), zwei Um genauer zu erläutern was Signale sind und wie sie was erst durch einen Hinweis auf die vorliegende Farbe geklärt verarbeitet werden haben wir mit den SchülerInnen das erste werden konnte. Um das Konzept Tarnen darzustellen wurden Plakat (Signale aus zoologischer Sicht) besprochen. Danach die SchülerInnen aufgefordert sich die Flügelunterseiten wurde schon direkt zum Stationenbetrieb übergeleitet. anzuschauen. Welche Farben werden gezeigt? Woran erinnert die Struktur? Über „braun“, „das schaut aus wie Holz“, 1. Visuelle Signale: a) Tarnen – Warnen – Täuschen „vielleicht Baumrinde“, konnte immer auf die Idee der Tarnung hingeleitet werden. Dann wurde die Aufmerksamkeit auf die Mittlerweile waren wir im Umgang mit dem Schmetterlingsnetz Flügeloberseite geübt, sodass wir laufend weitere Schmetterlinge gefangen Augenflecken – doch wozu? Der Kontrast fällt zwar besonders http://univie.ac.at/freilanddidaktik gelenkt, schrille schimmernde Farben, 12 beim Tagpfauenauge auf, doch hatten die SchülerInnen keine 3. Gelb- schwarze Warntracht Vorschläge zur Erklärung. Hier war immer eine umfassende Die Wildbiene wurde zumeist erkannt, gelegentlich traten Analyse notwendig um das Konzept der Warnung vorzustellen. Verwechslungen mit einer Hummel auf. Sehr schwer für die Ganz besonders das Tagpfauenauge versucht mit seinen SchülerInnen zu unterscheiden waren Schwebfliege und Augenflecken den potentiellen Fressfeind abzuschrecken, Wespe. Wir baten sie die Hände zu einer Grube zu formen und gerade das schnelle Aufklappen der Flügel und Präsentieren gaben ihnen die in einer undurchsichtigen Dose aufbewahrten der schillernden Farben gleicht einer Schrecksekunde für den Insekten sozusagen als Überraschung, in die Hand. Es kam Angreifer, denn die Beute wirkt größer als sie tatsächlich ist. immer, also auch bei der Schwebfliege, die Frage: „Sticht das Einer ähnlichen Methode bedienen sich auch die Weißlinge, die noch?“. Wir beruhigten sie und versuchten durch gezielte Punkte an den Flügelspitzen deuten ein falsches Körperende Fragenstellungen die SchülerInnen zu animieren, die Individuen an, Fressfeinde packen ihre Beute immer hinter dem Kopf, zu beschreiben und auch Gemeinsamkeiten und Unterschiede sodass sie nicht entkommen kann, doch wird hier nur der herauszufinden, ohne ihnen schon im Vorfeld zu erklären um Flügel beschädigt, was der Schmetterling zumeist überlebt. Bis welche Arten es sich handelt. Als Unterstützung hatten wir auch der Angreifer die Täuschung überlauert ist das Tier schon Vergrößerungen von den typischen Fliegenaugen und den geflohen. nierenförmigen Augen der Wespe dabei, sowie eine Abbildung Unsere regionale Besonderheit, den Osterluzeifalter haben der Wespentaille. Nach der Beobachtungsaufgabe wurde meist wir uns für den Schluss aufgehoben, auch als perfekte richtig erkannt, dass es sich bei der Schwebfliege um keine Überleitung bei Wespe handelt, sodass den SchülerInnen oft von allein eine Insekten, die immer verdeutlichen soll: Vorsicht, giftig! Was Überleitung zum Thema Warntracht, Signaltäuschung und auch für den Osterluzeifalter gilt. Mimikry gelungen ist. Hierbei wurde deutlich, mit welchem zum Thema Gelb-schwarze Warntracht Vorwissen die SchülerInnen an das Thema herangehen – sie wussten es zu Beginn nur nicht gleich richtig anzuwenden, da http://univie.ac.at/freilanddidaktik 13 sie sich wahrscheinlich noch nicht so sehr mit den Organismen 2. Akustische Signale: selbst, sondern lediglich mit dem Thema am Papier beschäftigt hatten. So bietet Freilanddidaktik natürlich optimale Möglichkeiten der Verknüpfung von Theorie und Praxis. 4. Rot – schwarze Warntracht a) Vogelstimmen „Wir haben euch in der Einleitung gebeten in den Wald hineinzuhören, und konzentrieren, habt euch ihr auf vielleicht die Vogelstimmen Ideen wozu all zu die Lautäußerungen dienen?“ Mit dieser Einführung wurde eine Wieder das gleiche Spiel. Die SchülerInnen erkannten den Ideensammlung gestartet, wobei recht oft Schlagworte wie Marienkäfer zu 100% und wussten auch schon darüber Kommunikation, Weibchen anlocken, Rivalen vertreiben oder bescheid, dass der Marienkäfer giftig ist und im Falle einer auch Kontaktaufnahme mit den Jungen gefallen sind. Daraus Gefahr ein Blutsekret freisetzt. Die Bodenwanze wurde häufig konnte mit der Feuerwanze verwechselt was nicht verwundert, auch Eigenschaften und Funktionen von Gesängen und Rufen hier haben die SchülerInnen aufgrund der gemeinsamen rot – entwickelt werden, bevor die Aufmerksamkeit wieder auf die schwarzen Warntracht, die darauf hinweisen soll, dass das Tier Stimmen selber gelenkt wurde. Dabei war es recht schwierig giftig ist, ableiten können, dass das selbe auch auf die während Bodenwanze zutrifft. Eine weitere regionale Besonderheit war Hintergrundgeräusche zu hören um einen Überblick zu die kleine Rotbauchunke. Auch sie will mit ihrer Warntracht auf behalten was denn gerade zu hören ist, um gleich auf Gesänge der Körperunterseite darauf hinweisen, dass sie giftig ist. Dies hinweisen zu können. Die SchülerInnen am Morgen hatten wurde von den SchülerInnen auch im Zusammenhang mit den Glück, denn die Wahl unseres Standortes hat sich als perfekt bereits durchbesprochenen Individuen richtig erkannt. herausgestellt, wir konnten mehrmals den Singflug der eine kurze dem Erklärung der unterschiedlichen Lehrer-Schüler-Gespräch auf die Feldlerche beobachten, wobei wir den SchülerInnen selber Feldstecher in die Hände gedrückt haben und sie selber den Vogel suchen und beobachten lassen haben. Vor allem waren http://univie.ac.at/freilanddidaktik 14 sie nach der Erklärung wozu das Schauspiel gemacht wird, und andererseits sehr beeindruckt über die enorme Leistung des kleinen gegenüberzustellen. das Stimmrepertoire von Spechten unscheinbaren Vogels. Um die Mittagszeit war es den Feldlerchen leider zu anstrengend ihre Künste zu präsentieren, b) Amphibienstimmen weshalb wir uns eher darauf konzentriert haben mit der An der Stelle haben wir technische Hilfsmittel eingesetzt, da es Holzpfeife unsere sehr treue Nachtigall anzulocken. Ein aufgrund der Tageszeit sehr unwahrscheinlich war Frösche, Gesang der wirklich immer zu hören war, zwar nicht immer an Kröten und Unken mit ihren Rufen zu hören. Ein mit Boxen der perfekten Stelle, sodass manchmal ein anderes Thema verstärkter CD-Player sollte uns dabei helfen Amphibien kurz unterbrochen werden musste um darauf hinzuweisen, anzulocken. Zumindest war das der ursprüngliche Plan – der doch gerade im Freiland ist es manchmal notwendig von misslang jedoch. Die Boxen erzielten nicht die Lautstärke die seinem Konzept abzuweichen und sich auf das einzustellen, wir uns erwünscht hatten – damit war es unmöglich Tiere was vorhanden ist. Wir konnten sehr oft auch auf Rufe der tatsächlich anzulocken wobei auch der wohl bedacht gewählte Meisen und auf den Gesang von Buchfink, Goldammer, Amsel Standort der Station nicht weiterhelfen konnte. So blieb uns nur und Star hinweisen. Wobei es sich als Herausforderung noch die Möglichkeit einige für diese Region und Jahreszeit herausstellte den SchülerInnen den Gesang so zu erklären, repräsentative dass sie auch wussten worauf sie hören sollten um ihn aus der veranstalten, welche Stimmen den SchülerInnen bekannt allgemeinen Geräuschkulisse herauskristallisieren zu können. vorkommen und auf die Funktion dieser akustischen Signale im Einmal hatten wir sogar das Glück die recht lustig klingenden speziellen einzugehen. Laute der Kiebitze Art Quiz zu Obwohl es nicht so funktioniert hat wie wir es geplant Trommeln der hatten, waren die SchülerInnen wirklich sehr daran interessiert, Buntspechte wahrnehmen und den Ruf von einem Grünspecht teilweise hatten sie davor schon die Amphibienstation besucht hören, was ein netter Kontrast war einerseits das Trommeln bzw. sie stand noch am Programm und da unsere Kolleginnen wir http://univie.ac.at/freilanddidaktik nur das In eine auf konnten identifizieren. vorzuspielen, Bezug Instrumentallaute zu Rufe 15 damit einverstanden waren nicht explizit auf die akustischen und daran saugen konnten. „Das schmeckt süß!“ oder „da ist Signale der Amphibien einzugehen, war das wahrscheinlich aber wenig drinnen!“ waren die Reaktionen, „kein Wunder, die eine recht nette Ergänzung. Die SchülerInnen wussten oft gar Menge ist ja auch auf eine Biene abgestimmt und nicht auf nicht, dass der Gesang der Amphibien von Art zu Art Dich“ war die Antwort, und damit war auch das grundlegende verschieden ist. Doch konnten sie Vermutungen wie „das klingt Prinzip erklärt. Mit einem kleinen Zweig haben wir zusätzlich typisch nach einem Gartenteich“ (beim Wasserfrosch) oder „wie den Bestäubungsmechanismus demonstriert, wenn man wie Orgelpfeifen oder Flöten“ (bei den Rotbauchunken) anstellen. ein Insekt in die Blüte hineinfährt klappen zwei Staubfäden Schwieriger war das Unterfangen beim Laubfrosch und der herunter wobei Pollen auf dem Tier abgeladen werden. Ein Wechselkröte. recht plastisches Beispiel für eine Coevolution zwischen Blüten und ihren Besuchern. Als Unterstützung hatten wir auch eine 3. Blüten als lockende Signale: Zeichnung dabei um nocheinmal das Prinzip veranschaulichen Hier wurde kurz das zweite Plakat (Signale aus botanischer zu können. Sicht) durchgegangen und dabei je für alle genannten Werbemittel auf entsprechende heimische Vertreter b) Farben und Duftstoffe hingewiesen um wieder einen Eindruck der Signalvielfalt zu Hier haben wir einfach ein paar gefundene Pflanzen aufgestellt gewinnen. um wieder ein Gefühl für Signalvielfalt zu erzeugen. Darunter waren weiße, gelbe und violette Blüten, nämlich eine sehr stark a) Nektar duftende Traubenkirsche, ein Schlehdorn, ein Löwenzahn „Nektar als Werbemittel – wer von euch hat das schon einmal sowie ein Veilchen. Die SchülerInnen konnten selber an den selber gekostet?“ Die erschreckende Antwort war niemand, Blüten schnuppern und Mutmaßungen anstellen auf welche weshalb wir gleich ein paar Taubnesseln zur Verfügung gestellt Bestäuber die jeweiligen Pflanzen eingestellt sind, was sich haben und alle SchülerInnen selber eine Lippenblüte auszupfen aufgrund morphologischer Merkmale recht gut feststellen lässt. http://univie.ac.at/freilanddidaktik 16 Zur 6./ Evaluation und Lehrziel: Ausbildung Ausnahme der eines Signals Mimikry gehört immer, mit (=Signaltäuschung), eine Wir wollten mit diversem Material unterschiedliche Sinne der Interessensgemeinschaft zwischen Sender und Empfänger. Ein SchülerInnen ansprechen und im Nachhinein sind wir der Signal kann artspezifisch sein oder es kann sich um ein Signal Meinung, dass es uns auch gelungen ist. Zumindest kam das handeln, dass generell abgegeben wird, um zum Beispiel Feedback oftmals direkt spontan von den SchülerInnen, einmal Fressfeinde zu vertreiben. In diesem Fall handelt es sich um sogar in Form eines „Dankeschön, ich hab heut wirklich einige ein nicht - artspezifisches Signal.1 interessante Sachen gelernt“. Die SchülerInnen haben sehr Zwischen Sender und Empfänger hat eine Coevolution viele Signale selbst erkannt und hatten sichtliche Freude daran stattgefunden, was bedeutet, dass Sender und Empfänger im einmal genauer hinzuhören und hinzusehen. Laufe ihrer stammesgeschichtlichen Entwicklung Funktionen Ein Signal kann „ALLES sein oder auch NICHTS“. Je nachdem und wie weit man die Augen geöffnet, die Ohren auf Empfang anzupassen. Diese Anpassung kann sich unter anderem in geschalten oder die Fühler ausgestreckt hat. Am besten ist es visuellen, zu beobachten, zu hören und zu fühlen - nur dann sind Signale morphologischen Signalen ausdrücken. Besonders deutlich der Tiere und Pflanzen auch für den Menschen wahrzunehmen. wird das Thema der Coevolution bei der Betrachtung von Wenn Blüten man intensiv nach Signalen sucht, wird man wahrscheinlich welche finden. Diese Erfahrung haben auch wir, Strategien ausgebildet akustischen und oder ihren haben, auch Besuchern um sich einander chemischen im Bezug und auf 2 Bestäubungsmechanismen. bei der Vorbereitung unserer Station, sehr deutlich gemacht. Unser Lernziel, das wir auch explizit am Ende unserer Unterrichtseinheit, im Rahmen der Revuepassierung und Zusammenfassung der Station, den SchülerInnen mitgeteilt haben war: http://univie.ac.at/freilanddidaktik 1 Vgl. SCHMID, Ulrich. Geheime Signale. Die Spektakulären Sinne der Tiere. Kosmos Verlag, Stuttgart, 2004. 2 Vgl. WICKLER, Wolfgang. Mimikry. Nachahmung und Täuschung in der Natur München. Kindlers Universitäts-Bibliothek, 1968. Kapitel : Mimikry und die Evolution von Signalen Seite 228 17 diesen Sinneseindruck. Jede Reaktion stellt wiederum ein II./ Theoretischer Teil: Umweltsignal dar, womit der Kreislauf geschlossen wird.3 Die faszinierende Vielzahl an Signalen, die Tiere und Pflanzen Signale sind im Prinzip nichts anderes als Umweltreize die liefern, ist derart unüberschaubar, dass es für uns wichtig war von Tieren aufgenommen, verarbeitet werden und worauf eine unser Thema zuerst einmal abzugrenzen und zu definieren was Reaktion, also wieder ein Signal, erfolgt. Signale überhaupt sind. Aus botanischer Sicht sind Signale: Werbemittel um Bestäuber Aus zoologischer Sicht sind Signale Umweltreize. Tiere anzulocken, nehmen Signale aus der Umwelt wahr. Dazu benötigen sie konzentriert haben, aber auch alle optischen oder chemischen Messgeräte. Diese werden als Rezeptoren bezeichnet - sie Mittel die von Pflanzen eingesetzt werden um Fressfeinde bilden eine Brücke zwischen der Umwelt und dem Organismus. abzuwehren. In einer sehr weit gefassten Definition von Die ergeben Signalen sind auch allelopathische Phänomene enthalten. Sinnesorgane. Die Sinnesorgane nehmen die Umweltreize Allelopathie ist die Eigenschaft von Pflanzen, organische nicht nur auf, sondern übersetzen sie auch in die Sprache des Verbindungen körperinternen Kommunikationssystems (Nervensystem). An Keimung anderer Pflanzen in der jeweiligen Reichweite der Aufnahme und der Übersetzung der Signale sind zahlreiche hemmen. Sie kann auch als eine spezielle Form von biochemische Vorgänge beteiligt. Das Ergebnis auf den ökologischer Umweltreiz ist in jedem Fall ein elektrisches Signal. Dieses wird werden.4 Zusammenfassung von Rezeptoren worauf wir uns auszuscheiden, Konkurrenz in dem welche zwischen Stationenbetrieb Wachstum Pflanzen oder angesehen über das Nervensystem weitergeleitet und landet im Gehirn, wo es in weiterer Folge verrechnet ausgewertet wird. Im Gehirn entsteht ein Sinneseindruck. Endergebnis ist eine Reaktion auf http://univie.ac.at/freilanddidaktik 3 Vgl. SCHMID, Ulrich. Geheime Signale. Die Spektakulären Sinne der Tiere. Kosmos Verlag, Stuttgart, 2004. 4 Vgl. KRAUSS, Gerd-Joachim. Chemische Signale. 2000. 18 Das Thema Signale im Pflanzenreich überschneidet sich mit Zoologie: ein paar anderen Stationen, sodass wir nur ganz kurz darauf • visuelle Signale eingegangen sind. Bestäubung wurde auch von den Kollegen • akustische Signale der Blütenökologie durchgenommen, wobei sie sich auf die Windbestäubung, und wir uns auf die Tierbestäubung Botanik und Zoologie in Kombination: spezialisiert haben. Abwehrstrategien wurden von uns gar nicht • Blüten als lockende Signale (optisch und chemisch) angesprochen da hierzu ein eigener „Selbstverteidigungskurs für Pflanzen“ vorbereitet war, und Allelopathie wurde Als einführende Bemerkung möchten wir noch darauf ausgeklammert, da sie kaum wahrnehmbar ist, und einen hinweisen, dass wir bei sämtlichen Arten, auf die im Folgenden Nussbaum um darauf hinzuweisen, dass darunter kaum andere eingegangen Pflanzen aufkommen, hatten wir nicht in der unmittelbaren spezielle morphologische Charakteristika behandeln werden. Umgebung. Hierbei verweisen wir auf diverse Bestimmungsbücher. Da Signale So haben uns auf die Pflanzenreich eine noch sehr Wahrnehmungskreisen (Sehen, Hören, Schmecken/Riechen) versucht auf Verhalten, Funktionen und Eigenschaften der und Arten einzugehen und immer einen Bezug zwischen Sender Signalgruppen von und Bestimmungs-Merkmale verhaltensbiologische Thematik darstellen, haben wir vor allem zusammenhängende Behandlung Tier- weder 3 damit wir im wird, (visuell, akustisch und chemisch) geeinigt, die wir den SchülerInnen im Rahmen der Freilanddidaktik anhand einiger Anschauungsobjekte, Demonstrationen und Versuchen näher bringen wollten. und Empfänger der Signale herzustellen. i. Visuelle Signale a) Tarnen – Warnen - Täuschen In Marchegg war im April noch keine allzu große Auswahl an Schmetterlingen vorhanden, da zu dieser Zeit lediglich als http://univie.ac.at/freilanddidaktik 19 Imago überwinternde Arten fliegen. Ein Admiral der eine weite Dennoch: kommen manche Angreifer zu nahe an das Tier Wanderung hinter sich hatte konnte zwar beobachtet, jedoch heran, erfahren sie eine Schrecksekunde, denn die grellen leider nicht eingefangen werden, und mit dem Osterluzeifalter Farben auf der Flügeloberseite und vor allem die Augenflecken hatten wir einfach Glück, einer war schon aus der Puppe dienen geschlüpft, und der ist uns nach langer Verfolgung ins Netz erscheinen als man tatsächlich ist um den Feind zu verwirren. gegangen. Um das Konzept Tarnen – Warnen – Täuschen zu Doch lernen Angreifer auch aus Erfahrung, weshalb der verdeutlichen haben wir uns auf Fleckenfalter sowie Weißlinge Augenbluff manchmal auch durchschaut wird. Versuche nach konzentriert, Niko Tinbergen5 beweisen, dass er vor allem auf unerfahrene und natürlich auf die Besonderheit den Osterluzeifalter, aus der Familie der Ritterfalter. unangenehm Tagpfauenauge (Inachis io) wenn sie Nachtpfauenauge hat. Mit zusammengeklappten Flügeln ist es so kaum zu erkennen. http://univie.ac.at/freilanddidaktik ihre pavonia), zusätzlich ist ein Sexual- Haus gefunden und konnte deshalb nicht mehr den übersehen zu werden, weshalb das Tagpfauenauge eine Unterseite und erst am letzten Abend beim Augentiere. Getarnte Tiere haben die Chance, gefärbte ausbreiten Der Schmetterling wurde Viele Fressfeinde von Insekten, braun zu Dimorphismus ausgeprägt. (Nymphalidae) unscheinbar Flügel deutlicher Fleckenfalter sind die (Saturnia e Vögel, größer Das exakt selbe Phänomen zeigt auch das Kleine Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Tagpfauenaug wie und überdimensionalen Augen präsentieren. Bild Familie: aufzufallen Vögel wirkt, sodass oft bereits gefangene Tiere fallen gelassen werden, • dazu 5 Vgl. KATTMANN Ulrich. Elfen, Gaukler und Ritter. Insekten zum Kennenlernen. 2001. S.122f. 20 SchülerInnen gezeigt werden. Flügelunterseite. Landkärtchen und C-Falter zeigen ansonsten Bild Quelle: http://www.sapdesignguild.org/editions/edition6/gw.asp • fast identische Anpassungen. Landkärtchen (Araschnia levana) Bild Quelle: http://insektenfotos.de/insects_lepidoptera.htm • Kohlweißling (Pieris rapae) Familie: Fleckenfalter Bild Quelle: http://insektenfotos.de/insects_lepidoptera.htm (Nymphalidae) Familie: Weißlinge (Pieridae) Diesmal keine Augenflecken, doch Mit Augenflecken oder wie bei der wieder dasselbe Konzept, zuerst Familie Tarnen einfachen schwarzen Punkten an (Flügelunterseite) dann warnen (Flügeloberseite) C-Falter (Polygonia c-album) Bild Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/C-Falter Familie: Fleckenfalter mit Körperende vorgetäuscht. Fressfeinde fassen ihre Beute zumeist direkt hinter dem Kopf um eine Flucht zu verhindern, hier erwischen sie nur die Flügelspitzen, weshalb (Nymphalidae) der Schmetterling oft mit ein paar harmlosen Verletzungen Oft wird vermutet, dass der Name C-Falter Weißlinge den Flügelspitzen wird oft ein falsches • der aufgrund entkommen kann.6 der charakteristischen, eingeschnittenen zustande Flügelform gekommen ist, in Wirklichkeit bezeichnet er aber die kleine helle Sichel auf der http://univie.ac.at/freilanddidaktik 6 Vgl. KATTMANN Ulrich. Elfen, Gaukler und Ritter. Insekten zum Kennenlernen. 2001. S.125. 21 • Aurorafalter (Anthocharis cardamines) von den Kolleginnen der Abwehrstrategien ausführlich Bild Quelle: http://insektenfotos.de/insects_lepidoptera.htm kommentierte Pflanze, die giftige Inhaltsstoffe hat, welche sich Familie: Weißlinge (Pieridae) durch Fressen auch die Raupen aneignen. Das zeigt recht Männchen mit typisch orangen deutlich eine Coevolution, der Falter hat sich an seine Nahrung Flügelspitzen, während Weibchen angepasst und sich ihre Eigenschaften zu Nutzen gemacht. rein weiß gefärbt sind, sehrwohl Darin steckt heute leider auch ein Grund für die starke aber die grüne Zeichnung auf der Gefährdung der Art, denn das Tier ist an seine Pflanzen Unterseite zeigen. gebunden und leidet ganz besonders unter dem Einsatz von Insektiziden. Die Raupe verwandelt sich nachdem sie genug • Osterluzeifalter (Zerynthia polyxena) Bild Quelle: http://www.schmetterling-raupe.de/art/polyxena.htm gefressen hat in eine Gürtelpuppe und daraus schlüpft im Frühjahr ein ebenso giftiger Schmetterling Familie: Ritterfalter (Papilionidae) b) Gelb – schwarze Warntracht • Wespe, Schwebfliege und Wildbiene Unterschied: Wespe und Schwebfliege Wespen sind durch ihren Stachel gefährlich und damit für viele Vogelarten ungenießbar. Ihre gelb-schwarze Färbung ist, wie auch bei den Bienen, als Warntracht zu verstehen. Andere Insekten, wie zum Beispiel die völlig harmlose Schwebfliege ahmen die Gefährlichkeit der Wespe nach. Sie täuschen etwas Seine gelb-schwarze Warntracht verrät recht deutlich: Vorsicht, giftig! Der Schmetterling legt seine Eier auf die Osterluzei, eine http://univie.ac.at/freilanddidaktik vor, das sie gar nicht sind, nämlich giftig. Diese Signaltäuschung nennt man Mimikry. Früher vermutete man, 22 dass diese gelb-schwarze Warntracht an sich, für Wespe (Vespula austriaca) die Fressfeinde abschreckend sei. Man nahm an, Merkmale dass Fressfeinde bestimmte Farben meiden, wie Schwebfliege: ein angeborenes Verhaltensmuster ohne erst eine Flugverhalten, stechen wenn sie sich Bedeutung lernen zu müssen. Heute weiß man bedroht fühlen, deutliche Gliederung in unter anderem, durch Experimente die im Jahre Kopf, Brust und Hinterleib, typisch vor 1935 von Gerhard Mostler7 durchgeführt wurden, allem die Wespentaille, Augen sind dass das so nicht stimmt. In den Versuchen, wurde schmal bewiesen, dass unerfahrene Versuchsvögel, welche noch als und Abgrenzung zur Unruhiges nierenförmig, in Ruhestellung werden die Flügel meist nach hinten geklappt. keinen Kontakt mit Wespen hatten, die Schwebfliege zu 100% Bild Quelle: http://www.hydro-kosmos.de/klforsch/schwespe.htm gefressen hatten. Wenn diese Versuchsvögel jedoch davor schon einmal eine Wespe gefressen hatten und ihnen danach Schwebfliege (Syrphidae) eine Schwebfliege angeboten wurde, wurde diese zu 82% Merkmale als Abgrenzung gemieden. Diese harmlosen Schwebfliegen sind also erst dann zur geschützt, wenn die Angreifer zuvor schon aus Erfahrung Flugverhalten (schweben), gelernt hatten. Aus diesem Experiment kann man darauf haben keinen Giftstachel, schließen, dass Fressfeinde sehr wohl die Bedeutung der Kopf, Brust und Hinterleib Farben lernen müssen und nicht bestimmte Farbmuster von weniger deutlich von Natur aus meiden. einander getrennt, keine Wespe: Wespentaille 7 Vgl. KATTMANN Ulrich. Elfen, Gaukler und Ritter. Insekten zum Kennenlernen. 2001. S.124. http://univie.ac.at/freilanddidaktik Augen nehmen sind Ruhiges vorhanden, sehr groß, nahezu den 23 gesamten Kopf ein, teilweise stoßen sie oben zusammen, die Flügel werden in Ruhestellung seitliche aufgespreizt. Bodenwanze (Lygaeus saxatilis) • Generell, sowohl bei Bild Quelle: http://www.hydro-kosmos.de/klforsch/schwespe.htm Marienkäfer als auch bei c) Rot – schwarze Warntracht der Bodenwanze, bedeutet die Marienkäfer (Coccinella septempuncata) • rot – Der Marienkäfer ist durch eine auffällige Pigmentierung schwarze gekennzeichnet, die innerhalb der gleichen Art auch aufgrund friss mich nicht, denn ich der klimatischen Bedingungen sehr stark variieren kann. So ist schmecke furchtbar oder ein bin sogar giftig, und ist ebenso wie die gelb – schwarze Marienkäfer in feuchten, kühlen Klimaten stärker Pigmentiert als in warmen trockenen Klimaten. Das Verhalten Warntracht, Warntracht als visuelles Abwehrsignal zu klassifizieren. der Marienkäfer ist dadurch gekennzeichnet, dass sie sich bei Störungen von Ästen fallen lassen Bild Quellen: BELLMANN, Heiko. Der neue Kosmos – Insektenführer.- bzw. tot stellen. Dabei lassen sie Stuttgart: Kosmos, 1999 aus feinsten Poren der • Gelenkshaut zwischen Schenkel und Schiene eine Blutflüssigkeit austreten. Blutflüssigkeit ist Steinhummel (Bombus lapidarius) gelbe Auch die Steinhummel Diese will mit ihrem roten kann Hinterteil ihren Feinden jedoch leider nicht alle Fraßfeinde zeigen, dass sie trotz abschrecken, ihrer sehr freundlichen, lediglich giftig, sondern Ameisen, vor bietet sie keinen Schutz. http://univie.ac.at/freilanddidaktik vertreibt Vögeln recht stechfaulen Art, einen Stachel besitzt und 24 im Falle von Gefahr auch schmerzhaft zustechen kann. Dabei kann sie auch mit den Giftdrüsen der Körperunterseite Bild Quelle: http://insektenfotos.de/infos/bombus.htm ein Giftsekret produzieren. Die Substanz tritt aus, und wirkt stark reizend auf die Schleimhäute im Nasen-, Mund- und • Rotbauchunke (Bombina bombina) Augenbereich der Fressfeinde. Auch die Rotbauchunke symbolisiert hiermit ihre Giftigkeit, sodass diese Warntracht als Abwehrsignal dient, welches generell an Fressfeinde gerichtet ist. 2. Akustische Signale: a) Vogelstimmen Gesang: Im Gegensatz zu den Amphibien sind bei den Vögeln von beiden Partnern Lautäußerungen möglich, nur Bild Quelle: http://www.donauauen.at/html/frameset.html Die Rotbauchunken sind daran zu erkennen, dass sie neben der grau bis dunkelgrauen Körperoberseite eine auffällig gefleckte orange bis gelbe Unterseite besitzen. Um sich vor Feinden zu schützen nimmt die Unke bei Bedrohung die Kahnstellung ein: sie wirft sich auf den Rücken, krampft die Extremitäten nach hinten, sodass sie mit der Bauchseite ihre Warntracht zeigen kann (der Name Kahnstellung kommt also daher, dass die Körperstellung mit einem Boot vergleichbar ist). http://univie.ac.at/freilanddidaktik werden sie unterschiedlich eingesetzt, besonders im Frühjahr hat man es zumeist mit einem singenden Männchen zu tun, das einerseits sein Revier gegenüber Rivalen abgrenzen (Territorialgesang), und andererseits ein Weibchen anlocken möchte (Werbegesang). Auch Gesang beim gesellschaftlichen Zusammenhalt außerhalb der Brutzeit ist vor allem beim Buchfink (Fringilla coelebs) bekannt. Er kann auch Ausdruck von Wohlbefinden sein und wird dann eher leise auch im Winter vorgetragen, wie etwa beim Rotkehlchen (Erithacus rubecula). 25 Besonders der Star (Sturnus vulgaris) präsentiert gerne • Bild Quelle: http://www.nvn-cottbus.de/jahresthemen/1995_vogel.htm Imitationen des Gesangs anderer Stimme: Gesang mit zahlreichen Motiven, laut und voll Arten („Spotten“). Ruf: Ziehende Vögel klingend, aus Strophen dicht gereihter Einzel- oder halten Doppeltöne bestehend. Charakteristisch ist ein langsames durch Rufe Kontakt oder auch einen Trupp zusammen, andere "dü, dü, dü", dass immer mehr an Lautstärke gewinnt (= Arten haben spezielle Lockrufe um Artgenossen anzulocken oder mit den Jungtieren in Verbindung zu bleiben, wenn sie aufgrund erster Flugversuche nicht mehr immer im Nest sind. Dabei ist für Amseln (Turdus merula) der Luftwarnruf charakteristisch, der durch ein langes schrilles Pfeifen gebildet wird. Manche Arten haben so unterschiedliche Alarmrufe für Boden- und Instrumentallaute: Neben stimmlichen Lauten sind oft auch andere bewusst erzeugte Geräusche bekannt. Manche Arten haben speziell geformte Schwanz- oder Schwungfedern (wie die Bekassine) zur Lauterzeugung. Sehr auffallend ist das weit hörbare Trommeln der Spechte, erzeugt durch Schnabelhiebe besonders Crescendo) und schlussendlich in einer Schmetterstrophe endet, die mit einem Überschlagen der Stimme verglichen werden kann. Nachtigallen singen nicht nur am Tag, sondern auch bei Nacht aus dichter Deckung oder von niedriger freier Warte, weshalb sie kaum zu sehen sind. Hier ist zu beachten, dass es sich am Tag um einen Territorialgesang handelt, während bei Nacht der Werbegesang vorgetragen wird. Der Luftfeinde. auf Nachtigall (Luscinia megarhynchos) ausgesuchten Ästen oder sogar Vogel selbst ist recht unscheinbar, gut getarnt und etwa sperlingsgroß was auch seine sehr ausgeprägte Stimme erklärt. Nachdem optische Signale fehlen, muss er sich anderwertig bemerkbar machen um Rivalen vertreiben zu können und Weibchen anzulocken. einer blechernen Regenrinne. http://univie.ac.at/freilanddidaktik 26 • Feldlerche (Alauda arvensis) • Buntspecht (Picoides major) Bild Quelle: Bild Quelle: http://www.fotonatur.de/ http://www.nvn-cottbus.de/jahresthemen/1998_vogel.htm Stimme: Von allen heimischen Stimme: Die Feldlerche fällt Spechten sind Rufe bekannt, so vor ihren auch vom Bundspecht. Während der Singflug auf. Etwa 2 - 6 min Balz sind von beiden Partnern Rufe lang steigt sie senkrecht wahrnehmbar, viel weitreichender ist empor und singt dabei ohne jedoch Zwischenpausen in einem Männchen, ein Instrumentallaut der allem durch das anhaltenden Fluss an trillernden und jubilierenden Tönen. durch Aus einer Höhe von ungefähr 100 – 150 m lässt sie sich Gehölzen die Trommeln Wahl wie der von speziellen hohlen Stämmen, dann fallen und breitet erst Flügel und Schwanz aus um elegant verstärkt wird. Besonders der Buntspecht taucht oft in zu landen. Feldlerchen brüten am Boden, wobei das Männchen Siedlungsgebieten auf und macht sich dort Blechgegenstände den Singflug direkt über dem Nest vorführt, wodurch ein wie Regenrinnen oder Tonnen zunutze um Krach zu erzeugen. Schallzelt entsteht. Dabei wird dem Weibchen Stärke demonstriert, denn je kräftiger das Männchen, desto höher • Grünspecht (Picus viridis) kann es emporsteigen und desto weiter wird seine Stimme Stimme: Der Grünspecht besitzt einen speziellen Flugruf, der vernommen. Damit bildet der Singflug eine Kombination aus auch in Marchegg oft zu hören war. Da weder aus eigener optischen und akustischen Signalen und stellt bei der Erfahrung Trommeln bekannt ist, noch in der Literatur ein Feldlerche sowohl einen Balzflug als auch eine Revieranzeige entsprechender Hinweis zu finden ist, liegt die Vermutung dar. nahe, dass keine Instrumentallaute eingesetzt werden. http://univie.ac.at/freilanddidaktik 27 b) Amphibienstimmen Hierbei ging es uns vor allem darum, aufzuzeigen, dass • Rotbauchunke (Bombina bombina) Amphibienstimmen, im Vergleich zu den vorgestellten visuellen Akustisches Signal: „Tü – tü – tü“ (vergleichbar mit einzelnen Signalen, sehr artspezifische Signale sind und eigentlich die Tönen einer Blockflöte) einzige Die Anzahl der Rufe pro Minute liegt ca. unter 40. Möglichkeit für die Tiere darstellen, potentielle Paarungspartner zu lokalisieren und anzulocken bzw. Rivalen zu vertreiben. Mit den Rufen will die Unke vor allem ihr Revier vor Artgenossen abgrenzen, sie zeigt generell ein sehr Nur die Männchen rufen – Weibchen sind stumm. Die ausgeprägtes Territorialverhalten, die Rufe dienen jedoch Weibchen können jedoch aufgrund der Qualität der Stimme der zusätzlich auch noch der Anlockung der Weibchen. Die Männchen, die Qualität der Spermien erkennen. Dies ist eine Männchen blähen sich auf, sodass der gesamte Körper als sehr wichtige Eigenschaft, da die Weibchen viel Energie in die Resonanzraum dient. Die Lunge wird durch pumpende Produktion der Eier gesetzt haben und auch eine Garantie des Bewegungen mit Luft gefüllt, danach wird dieser Luftstrom in Fortpflanzungserfolges erhalten wollen. Als „Faustregel“ gilt: Je die Kehlblase transportiert, beim Zurückdrücken der Luft aus größer der Kehlkopf, desto länger auch die Stimmbänder, desto der Kehlblase durch den Kehlkopf in die Lunge entsteht der qualitativ hochwertiger die Stimme und daraus kann man Laut. ableiten, dass ein recht starkes Männchen mit qualitativ hochwertigen Spermien dahinter steckt. Anzumerken ist noch, • Laubfrosch (Hyla arborea) dass die Qualität der Stimme nicht unmittelbar mit der Bild Quelle: http://www.herpetofauna.at/amphibien/hyla_arborea.php Lautstärke im Zusammenhang steht. Denn sie ist sehr stark Akustisches Signal: „räpp – räpp- von der Distanz der Paarungspartner zueinander abhängig. räpp“ Für diese Region und Jahreszeit repräsentative Rufe: http://univie.ac.at/freilanddidaktik 28 Das Rufen der Laubfrösche ist sehr schnell und in aufeinanderfolgenden Serien. umfassen, generell erwähnt. Die Rufe haben die allgemeine Funktion der Amphibienrufe. Rufserien im Chor. • Dieses akustische Signal, das vor allem als Paarungsruf, Wechselkröte (Bufo viridis) Bild Quelle: http://www.herpetofauna.at/amphibien/bufo_viridis.php jedoch auch zur Revierabgrenzung dient, auch einzelne Schreckrufe sind bekannt, kann hauptsächlich bei Einsetzen Akustisches Signal: weit der Dämmerung und in der Nacht wahrgenommen werden. hörbares Dabei kann durch die kehlständige Schallblase der Männchen Trillern (vergleichbar mit ein Rufen mit beträchtlicher Lautstärke erzielt werden. dem Zirpen einer Grille) Die • Kleiner Wasserfrosch (Rana lessonae) Bild Quelle: http://www.herpetofauna.at/amphibien/rana_lessonae.php melodisches Rufe Wechselkröten der dienen primär als Balzrufe. Neben dem langgezogenen Trillern können sie im Territorialverhalten Akustisches Signal: „brä – auch noch einen Kampfruf ausstoßen, welcher sich als kä-kä-kä“ dumpfes, knarrendes Bellen äußert. Der Kleine Wasserfrosch wird hier als Vertreter der 3. Blüten als lockende Signale: Wasserfrösche, die neben Blüten als lockende Signale zeigen wahrscheinlich die höchste diesem eben auch noch Ausprägung an Coevolution zwischen Sender des Signals Seefrosch und Teichfrosch (Blüte) und dem Empfänger (Insekt), wie es die Anpassung des Rüssels der Hummel auf Lippenblütler (wie eine Taubnessel), http://univie.ac.at/freilanddidaktik 29 die Anpassung der Biene auf Tellerblumen (wie den Unterlippe setzt. Die Staubbeutel laden dann den Pollen auf Löwenzahn) und die Anpassung der Schmetterlinge auf lange den Rücken der Hummel oder Biene ab. Bei älteren Blüten Röhrenblüten symbolisiert. Die am weitesten verbreitete hängt der Griffel mit der Narbe herunter, sodass Insekten Bestäubungsart ist die Insektenbestäubung. Dabei spielen mitgebrachten vielerlei Werbemittel eine Rolle. Meist bieten die Pflanzen Trennung wird eine Selbstbestäubung verhindert. Pollen oder Nektar an und erhalten als Gegenleistung den Quelle: http://www.digitalefolien.de/ Pollen abstreifen. Durch diese zeitliche Transport des Pollens um eine Bestäubung zu gewährleisten. a) Pollen und Nektar Pollen: Manche Pflanzen produzieren mehr Pollen als notwenig und bieten ihn so als Nahrung für potentielle Bestäuber an. Pollen ist recht nährstoffreich, er enthält 16-30% Eiweiße, 1-7% Stärke, bis zu 15% Zucker, 3-10% Fett und 19% Mineralstoffe. Nektar: Um Ressourcen zu sparen wird oft anstatt von Pollen Nektar angeboten, der von der Pflanze in speziellen Nektarien angeboten wird. Bei der Taubnessel finden sich die Nektardrüsen hinter dem Fruchtknoten am Grund der Kelchblätter. Wenn eine Hummel oder Biene mit ihrem Saugrüssel an die verborgene Stelle gelangen will, muss sie b) Farben und Duftstoffe sich auf die Unterlippe der Lippenblüte setzen und löst damit Ein Schauapparat und stark chemische Signale wie der einen Hebelmechanismus aus. Durch ein Gelenk beugen sich intensive Duft der Traubenkirsche weisen auf ein spezielles die Staubfäden nach unten, wenn sich ein Insekt auf die Angebot hin und sollen Bestäuber anlocken. http://univie.ac.at/freilanddidaktik 30 Bei Pflanzen existiert ebenso wie bei Tieren das Phänomen der der Signalentwicklung bildet die Signaltäuschung oder Mimikry, Täuschung, Glanzpunkte an der Blüte sollen Nektar andeuten, da das Vorbild nicht am Signal interessiert ist, sehr wohl aber der manchmal gar nicht vorhanden ist. Fliegenblumen weisen der Imitator selbst und der Angreifer, der auf die Täuschung sehr oft einen starken Aasgeruch auf, obwohl keine Nahrung reagiert. Ein einfaches Beispiel um diese Behauptung zu angeboten wird. Oder es entwickeln sich ausgeklügelte belegen: eine Wespe will nicht gefressen werden, der Vogel will Systeme, wie das Vortäuschen eines Sexualpartners durch nicht gestochen werden (Interessensgemeinschaft zwischen Duftstoffe oder auch durch morphologische Merkmale. Bespiele Sender und Empfänger). An der entsprechenden Färbung einer dafür konnten in Marchegg keine gefunden werden. Schwebfliege in Wespentracht ist nur der Imitator selbst interessiert. Denn eine Interessensgemeinschaft zwischen Fressfeind und Beute existiert nicht, da der Vogel keinen Vorteil III./ Zusammenfassung davon hat die Schwebfliege nicht anzurühren, das Signal hilft Ein Signal wird nur ausgebildet, wenn sowohl ein Sender als damit nur einer Partei weiter, dennoch erfordert das Ausbilden auch ein Empfänger vorhanden ist, der das Signal aufnimmt. einer Mimikry einen hohen Grad an Anpassung. Vorraussetzung ist damit das Vorhandensein einer Interessensgemeinschaft zwischen Sender und Empfänger. Die von uns vorgestellten visuellen Signale sind in erster Linie als Abwehrsignale zu verstehen. Diese Signalgruppe ist Ein Signal kann intraspezifisch (innerhalb einer Art) sein, nicht artspezifisch. Der Sender will dem Empfänger mitteilen, darunter definieren wir, dass Sender und Empfänger des dass er giftig oder gefährlich ist und es keinen Sinn hat, ihn Signals Individuen derselben Art sind, wie es so bei nahezu anzugreifen. Bei den akustischen Signalen, sei es jetzt bei allen vorgestellten akustischen Signalen der Fall war. Ein Vögeln oder Amphibien, sind die Signale zwischen Sender und Signal kann aber auch interspezifisch (zwischen verschiedenen Empfänger durchaus artspezifisch. Dennoch entwickeln sich Arten) sein und sehr global an alle Fressfeinde, oder an alle auch weitlaufende Reaktionen, so ist zu beobachten, dass vor potentiellen Bestäuber gerichtet sein. Die einzige Ausnahme in allem Warnrufe nicht nur von der eigenen Art, an die sie http://univie.ac.at/freilanddidaktik 31 gerichtet sind, sondern auch von anderen Arten verstanden höchste Ausprägung an Coevolution zwischen Sender und werden. Auch das ist auf eine Anpassung zurückzuführen, die Empfänger. Besonders deutlich wird diese Aussage bei eine Mechanismen der Insektenbestäubung da eine morphologische erhöhte Überlebenschance bei drohender Gefahr bedeutet. Blüten als lockende Signale zeigen wahrscheinlich die Betrachtung der Blüten bereits Rückschlüsse auf ihre Ausnahme der Bestäubergruppe zulässt. Kein Signal, mit Signaltäuschung oder Mimikry, der Tierund Pflanzenwelt wird abgegeben ohne einen Sinn und Zweck zu erfüllen. Sowie es einen Sender gibt, gibt es auch immer einen Empfänger – sie bilden eine Interessensgemeinschaft. Zwischen Sender und Empfänger hat im Laufe der Stammesgeschichte eine Coevolution stattgefunden. Die dafür erforderliche Anpassung kann sich unter anderem in visuellen, chemischen akustischen und oder auch morphologischen Signalen ausdrücken. http://univie.ac.at/freilanddidaktik 32 IV./ Bibliographie: BERTSCH, Andreas. Blüten – lockende Signale. Otto Maier Verlag Ravensburg, 1975. BURKHARDT, Dietrich. Signale in der Tierwelt. 1966. FANTUR, Roman. Einnischung und adaptives Verhalten der Rauchschwalbe (Hirundo Rustica), Mehlschwalbe (Delichon Urbic). 1996 Fließende Grenzen. Lebensraum March-Thaya-Auen. Umweltbundesamt Wien, 1999. FRANK, Georg. Brutzeitliche Einnischung des Weißrückenspechtes (Picoides leucotos) im Vergleich zum Buntspecht (Dendrocopos major). 2001. FRIELING, Heinrich. Was fliegt denn da? Unsere Vögel, ihre Eier und Nester. Kosmos Verlag, Stuttgart, 1988. GAMAUF, Anita. Greifvögel in Österreich. 1991. HINTERMEIER, Helmut u. HINTERMEIER, Margit. Blütenpflanzen und ihre Gäste. Tl 1 u. Tl.2. 2005. JACOBS, Werner u. RENNER, Maximilian. Biologie und Ökologie der Insekten, ein Taschenlexikon. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, Jena, Lübeck, 1998. JACOBS, Werner, Taschenlexikon zur Biologie der Insekten. 1947. KATTMANN Ulrich. Elfen, Gaukler und Ritter. Insekten zum Kennenlernen. 2001. KRAUSS, Gerd-Joachim. Chemische Signale. 2000. LUNAU, Klaus. Warnen, tarnen, täuschen. 2002. NOVAK, Ivo. Der Kosmos Schmetterlingsführer. 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Fachlicher Teil: Überschwemmungen können zerstörend wirken, aber sie Entstehung einer Au: verlagern das Flussbett, die Mäanderbildung, fördern die Die Etymologie lehrt uns, dass das Wort „Au“ ursprünglich aus Abschnürung von Altarmen und die Verlandung dieser dem Mittelhochdeutschen kommt und „Wasser“ bedeutet. Das (aufgrund der Marchdämme heißt, dass Auwälder Wasserwälder sind und ergo dem Wasser Mensch gestattet) ihre Entstehung verdanken. Diese Überschwemmungen sind essentiell für die Au und sind Die March entspringt im Norden Mährens in den Sudeten auf Voraussetzung für neue Lebensräume, die sofort wieder 1.275 m Höhe und mündet nach 344 Kilometer bei Hainburg in besiedelt werden. Man kann sagen, dass die Au ein System die Donau. Die March ist im Gegensatz zur Donau bis Hainburg ist, das sich ständig verändert. nur mehr soweit wie es der ein Tieflandfluss (geringes Gefälle). Der Fluss hat daher eine sehr geringe Fließgeschwindigkeit und es wird deswegen fast nur mehr feinkörniges Geschiebe in Form von Sand und Schluff Auwälder: transportiert und abgelagert. Dies bildet die Lebensgrundlage für die Flora und Fauna der Marchauen. Pflanzen machen sich diese Gegebenheit zu Nutze, indem sie Bei Überflutungen, die zur Zeit der Schneeschmelze im März, das Hochwasser zur generativen Verbreitung der Samen als April auf auch zur vegetativen Verbreitung gebrauchen und schaffen österreichischer Seite bis zu 2 Kilometer, überschwemmt, somit neue Sukzessionsabfolgen. Die Verbreitung über Samen mittlerweile aber nur mehr soweit wie es der Mensch zulässt. ist bei vielen Weiden und Pappeln ein Problem, weil die Samen Nach unseren Informationen konnte die March früher eine dieser Pflanzen äußerst kurzlebig sind, daher ist bei diesen stattfinden, wird der http://univie.ac.at/freilanddidaktik Talboden großflächig, 34 Arten die vegetative Vermehrung besonders ausgeprägt. dioica Großer Brennessel, Galium aparine Klettlabkraut, Silberweiden zum Beispiel vermehren sich über abgebrochene Aristolochia Zweige, Stammstücke usw. Gundelrebe, Lamium purpureum Kleine Taubnessel, Humulus Die Entwicklung des Auwaldes wird von vielen Faktoren (Licht, lupulus Hopfen) aufgrund des hohen Nährstoffangebotes. clematitis Osterluzei, Glechoma hederacea Substrat, Vermehrungsmodus) bestimmt. Außerdem gibt es im Zuge der Sukzession eine Abfolge: Im Laufe weniger Jahrzehnte können ganze Wälder An Stellen, wo der Einfluss der Hochwässer geringer wird, Baumarten von einem Standort verschwinden und ersetzt breitet sich ein Auwald aus. Zuerst sind aber Pionierpflanzen werden bzw. die Sukzessionen neu beginnen. am Werk. Buschweiden besiedeln die ersten verlandeten Die oben angesprochenen Dämme wurden errichtet, um den Standorte. In der Folge entwickeln sich Menschen Ackerbau zu ermöglichen bzw. Siedlungsgebiete Baumweiden (Purpurweiden, Filzweiden. Korbweiden) und Pappeln (Populus alba Silber-Pappel, Populus nigra Schwarz-Pappel) bzw. zur Verfügung zu stellen. und Formen die Weiche Au (kommt vom „weichen“ Holz dieser Anpassungen an den überschwemmten Lebensraum. Pflanzen) diese wird alljährlich lange überflutet. Die höheren Teile der Au werden zwar alljährlich aber für eine Überschwemmungen machen die Au erst zu diesem üppigen kürzere Dauer überschwemmt und von Hartholzarten wie Acer Lebensraum. Durch die jährlichen Hochwässer (in den campestre Feld-Ahorn, Acer negundo Eschen-Ahorn, Fraxinus Marchauen gibt es wie oben bereits angesprochen ein excelsior Gewöhnliche Esche, Fraxinus angustifolia Quirl- Frühjahrshochwasser durch die Schneeschmelze, die Donau Esche, führt hingegen Sommerhochwasser und staut die March von Ulmus Traubenkirsche laevis besiedelt. Flatter-Ulme, Der Boden Prunus ist padus reifer, der Humushorizont mächtiger. Erwähnenswert ist der dichte und Hainburg her zurück und verursacht so ein weiteres Hochwasser) werden sehr viele Nährstoffe angeschwemmt. wüchsige Unterwuchs (z.B. Großer Klette Arctium lappa, Urtica 35 schnelles Austreiben versuchen einen Vegetationsvorsprung herauszuholen wie beispielsweise das Klettlabkraut (Galium aparine), das im Frühjahr besonders schnell wächst, aber im Hochsommer schon wieder abgestorben ist. So geht es vielen Pflanzen, die schon so bald im Frühjahr gleich nach dem ersten Aufbrechen der Schneedecke zum Leben erwachen. Allgemein werden sie Frühblüher (darunter viele Geophyten = haben Speicherorgane wie Zwiebeln, Rhizome, etc.) genannt. Sie kommen allerdings nicht nur in der Au vor sonder auch in den meisten anderen Wäldern. Mit dem gegebene Nährstoffdünger Der Auwald ist besonders produktiv, weil es an Wasser und Überangebot können viele an Nicht- Nährstoffen für die Pflanzen nicht mangelt. Das verfügbare Aupflanzen nicht umgehen und würden wie eine überdüngte Licht muss voll von den Pflanzen genutzt werden, um Zimmerpflanze sterben. Pflanzen in der Au können das aber. organische Masse produzieren zu können. Daher konkurrieren Deshalb hat sich der Mensch viele seiner Nutzpflanzen aus der die Pflanzen in diesem Lebensraum hauptsächlich um Licht. Au kultiviert. Sie sind heute von essentieller Bedeutung, weil sie Aufgrund des Lichtkampfes gibt es Pflanzen, die durch bei ausreichendem Wasser- und Nährstoffangebot ein 36 Höchstmaß an Energie in organischer Masse fixieren und dadurch hohe Produktivität aufweisen. Didaktischer Teil: Didaktische Reduktion: Aupflanzen können mit extremen Bedingungen, die ein Auwald Als Lehrer steht man immer vor dem Problem, wieviel Stoff als Lebensraum mit sich bringt gut umgehen. Die Pflanzen man den Kindern in einer bestimmten Schulstufe in einer haben die Stunde zumuten darf bzw. kann und was schon wieder zu viel jährlichen Hochwässer zu überleben. Das größte Problem, mit des Guten wäre. Da wir bei unseren Lehrauftritten nie mehr als dem die Pflanzen dabei konfrontiert sind, ist sicherlich die ca. 40 min Zeit hatten, musste also eine grobe Auswahl der zu Staunässe. Für einjährige Pflanzen stellt sich die Frage nicht, präsentierenden Information vorgenommen werden. da ein Austrieb erst erfolgt wenn die Bedingungen für den Ich kann mich noch erinnern, dass es uns bereits nach der Samen optimal sind und so erst dann ein Austriebreiz induziert Themenzuteilung nicht so einfach gefallen war unser Thema wird. die "Aupflanzen - und warum sie in der Au so aussehen wie sie Überschwemmungshase allerdings einen Sauerstoffmangel in eben aussehen" bereits zu konkretisieren, sodass man sich den wenigstens irgendetwas darunter vorstellen hätte können. Uns unterschiedlichste Für alle Wurzeln. Strategien mehrjährigen Eine Lebensbedingungen Pflanze, angepasst entwickelt, Pflanzen die ist, bedeutet nicht wird um das an diese gesamte blieb also viel Spielraum, um dieses Thema aufzuarbeiten. Wurzelwerk aufgrund von Fäulnis verlieren. Um dem entgegen Zu Beginn unserer Vorbereitungen hatten wir noch die wirken können passen sich Pflanzen an die Staunässe an Vorstellung, so viele Pflanzen wie möglich zu behandeln und durch zum Beispiel Adventivwurzeln oder Ersatzorgane. In der den Kindern näher bringen zu wollen. Als wir aber dann vor Ort Au haben manche Weidenarten sprossbürtige Wurzeln und in Marchegg waren und die Gegebenheiten besser unter die können so die Wurzelmasse mit Sauerstoff versorgen. Sie Lupe nehmen konnten, entschieden wir uns doch dazu, einen steigen von Luftatmung auf Wasseratmung um. etwas anderen Zugang zu unserem Thema "Aupflanzen" zu wählen. Wir wollten den Kindern nicht irgendwelche 37 bestimmten Pflanzen bis ins kleinste Detail zeigen und ihren würden, zu finden und einzuplanen. Um es Aufbau erklären, sondern wir hielten es für angebrachter, einen auszudrücken: wir waren der Natur völlig ausgeliefert! anders großen Gesamtüberblick zum Thema Au und ihre Pflanzen zu geben und dazu einige von ihnen auszuwählen, die als besonders gute Vertreter für den Lebensraum in Frage HILFELEISTUNG VON PETER PANY und was dabei rauskam… kommen und auch zufällig dann an unserer kleinen RundgangRoute zu finden waren. Es gefiel uns besser, mit den Kindern Beim Zusammenstellen der wichtigsten Zusammenhänge eine kleine Runde zu gehen und ihnen an verschiedenen zwischen dem tatsächlichen Aussehen der Pflanzen in der Au Standorten die Pflanzen zu zeigen und die Zusammenhänge und den natürlichen Gegebenheiten, die dieser Lebensraum mit mit den natürlichen Gegebenheiten der Au zu zeigen, als mit sich bringt, war uns Peter Pany eine große Hilfe. Unser ihnen stationär an einem Fleck zu bleiben. Dazu musste Anliegen war es, den Schülern zu zeigen, dass die Aupflanzen natürlich eine Reduktion im Stoff vorgenommen werden, weil ganz andere Eigenschaften hatten wie die Pflanzen in weniger wir sonst unseren vorgegebenen Zeitrahmen hätten sprengen wasser- und nährstoffreichen Gebieten. Hierbei gab uns Peter müssen. Wir tüftelten sehr lange herum, bis wir ein richtiges den Tipp, einfach Blätter von den Kindern pflücken zu lassen Konzept niedergeschrieben hatten und bis feststand, welche und dann mit ausgerupftem Gras welken zu lassen, um den Information uns wichtig war, dass die Kinder das Ganze, was Unterschied im Gewebe deutlich sichtbar machen zu können. wir ihnen erzählen wollten auch zusammenhängend verstehen Auch konnten. interessanten Tipp, dass der Hopfen Humulus lupulus bis zu Wir waren nicht so sehr darauf angewiesen, gab er uns den sehr wertvollen und überaus viel (man höre bzw. lese) 8 cm am Tag wachsen kann! Davon Pflanzenmaterial zu sammeln, sondern eher die Pflanzen an mussten wir uns natürlich gleich selbst überzeugen. Folgendes unserer Route zu finden und dadurch die einzelnen kleinen erstaunliches Ergebnis offenbarte sich uns: Stopps, die dann mit der Gruppe vorgenommen werden 38 HOPFEN – MESSUNG DAS KONZEPT der Station „AUWEH – Pflanzen in Not!“ Samstag: 17:00 1) hinterm Haus 13 cm 2) hinterm Haus 60,5 cm 3) Straße 80 cm 4) unter der Brücke 40 cm Unser Konzept sah folgende Punkte vor: 1) EINLEITUNG: 2) AULANDSCHAFTSPROFIL 3) PFLÜCKEN DER PFLANZEN 4) HOPFENMESSUNG 23 Stunden später 5) SPATENSTICH an 3 verschiedenen Orten Sonntag: 16:00 1) hinterm Haus 21 cm + 8 cm! 2) hinterm Haus 66,5 cm + 6 cm! 3) Straße 86 cm + 6 cm! 4) unter der Brücke 45 cm + 5 cm! Diese wirklich außergewöhnliche Leistung des Hopfens, ein solches Überangebot an Nährstoffen und Wasser in produktive 6) VERWELKTE PFLANZEN ANSCHAUEN 7) TAKE HOME MESSAGE Programmerklärung zu den einzelnen Punkten: 1) EINLEITUNG: - Biomasse umsetzen zu können, mussten wir natürlich als großes Beispiel bei unserem Rundgang miteinbeziehen und wir hofften, dass wir damit die Kinder auch so in Begeisterung und kurze Vorstellung von uns und dass die Station die Au als Lebensraum für Pflanzen behandelt - Allgemeine Frage: Was wisst Ihr (Schüler) über die Au? eigene Theorien aufstellen lassen Erstaunen versetzten könnten, wie wir es schon bei unseren Professoren und Mitstudenten nach unserer zweiten Messung 2) AULANDSCHAFTSPROFIL: am Sonntag geschafft hatten. 39 - Anhand eines selbstgezeichneten Schema einer Au die - Entstehungsgeschichte erklären bzw. gemeinsam Erklären, warum der Hopfen das schnelle Wachstum machen kann erarbeiten - Unterschiede Weiche und Harte Au Noch kurzes Stehenbleiben zwischen Zugbrücke und - Was ist charakteristisch für die Au? Schutzdamm: Was fällt euch hier auf bei den Sträuchern? * Überschwemmung: an der March Frühjahrshochwasser (Schlammschicht unten, Sträucher blühen unten später als durch Schneeschmelze * Wasserrückgang * oben wegen Hochwasser) nährstoffreiches Material (Schlamm) bleibt zurück 3) PFLÜCKEN DER PFLANZEN: - Wir bewegen uns ein bisschen und erkunden die nähere 5) SPATENSTICH an 3 verschiedenen Orten: - Wir wandern weiter zum Schutzdamm: Was fällt euch Umgebung rund um die Station. Was fällt uns auf? bei der Vegetation auf im Gegensatz zur Pflanzenwelt Welche Pflanzen seht ihr? beim Stationsausgangspunkt? - Nährstoffzeiger: kurze Erklärung von Besonderheiten - Anschließendes Pflücken von Großer Klette Arctium - Gras ausreißen und mit den anderen Pflanzen in der Sonne liegen lassen später schauen, was passiert ist lappa, Großer Brennessel Urtica dioica und Klettlabkraut - 1. Spatenstich am Damm: kiesig-sandiger Untergrund Galium aparine - 2. Spatenstich im Wald, wo es schon trocken aussieht: Wurzelgeflecht herzeigen im Waldboden: Funktion des 4) HOPFENMESSUNG - Wurzelwerks erklären (gute Verankerung im Boden, etc.) Weiter geht’s unter die Zugbrücke zum Abmessen des Hopfens (Ausgangswert 40 cm Sonntag 17:00) 40 - 3. Spatenstich in der Nähe einer kleinen Wasseransammlung: soll zeigen, obwohl es oberflächig schon trocken aussieht, stehen die Bäume trotzdem mit ihren Wurzeln noch im Wasser Staunässe eines der größten Probleme: Anpassungen von Bäumen und Sträuchern erklären (stammbürtige Wurzelbüschelbildung bei manchen Weiden, etc.) 6) VERWELKTE PFLANZEN ANSCHAUEN - Fragen, wieso die gepflückten Aupflanzen so verwelkt sind und das Gras nicht Noch eine kurze Ergänzung zum Thema Auwaldpflanzen und Nutzpflanzen für den Menschen 7) TAKE HOME MESSAGE: - Noch einmal mit den Kindern wiederholen, was ihnen in Erinnerung geblieben ist - Wir sagen, was uns wichtig ist: Aupflanzen können mit extremen Bedingungen, die ein Auwald als Lebensraum mit sich bringt, sehr gut umgehen: 41 Hochwasser: Staunässe, Überangebot an Nährstoffen und Umgebung umzusehen, was denn da nicht alles blüht und Wasser gedeiht, worauf sie vielleicht sogar stehen. Gleich zu Beginn effektive Nutzung und Produktion von Biomasse, deshalb hat hatten sie die Aufgabe, Blätter von verschiedenen Pflanzen zu der Mensch die meisten Nutzpflanzen aus diesen Gebieten pflücken und ihre Beschaffenheit zu erkunden, indem sie sie kultiviert, weil sie mit Düngung sehr effizient umgehen können angreifen und zwischen ihren Fingern spüren sollten, wie sie (andere Pflanzen würden aufgrund von Überdüngung sterben!) sich anfühlten. Methode: Beim Hopfenmessen war uns wichtig, dass sie selbst die Größe des Hopfens abmessen mussten und dass wir ihnen unsere Uns war von Anfang an klar, dass wir die Kinder so viel wie Begeisterung darüber, dass er so schnell wächst, vermitteln möglich selbst erfahren und erforschen lassen wollten. Es ist konnten und vielleicht sogar ein wenig davon auf sie ein altbekannter Grundsatz, dass einem jene Erfahrungen überspringen konnte. besser in Erinnerung bleiben, die man mit irgendwelchen Dann ging es mit dem aufmerksamen Wahrnehmen der Emotionen in Verbindung bringen kann oder bei denen man Umgebung, in der sich die Schüler bewegten weiter. Sie sollten einfach „live“ dabei war. Genauso ist es mit der Information und uns sagen, was ihnen an der Gegend zwischen Bahnbrücke mit dem Stoff, den Schüler lernen sollen. Je mehr sie selbst und Schutzdamm, bzw. an der Landschaft, die man vom Damm erarbeiten können und das Ganze dann auch noch auf einer aus sieht, auffiel. logischen Ebene erfahren dürfen, sodass sie Zusammenhänge und Vorgänge verstehen und sich selbst erklären können, Als nächstes war uns wichtig, dass die Kinder auch etwas nur umso besser bleibt es ihnen im Gedächtnis verankert. durch hören herausfinden sollten: beim 1. Spatenstich sollten Auf diesem Wissen basierend wollten wir unsere Station sie heraushören, dass das Knirschen beim Hineinstechen des aufbauen. Die Kinder wurden angeregt, sich genau in der Spatens sich deshalb so anhört, weil der Untergrund kiesig ist. 42 Genau 2. die Natur mit den Sinnen erfahren zu lassen, die sie vielleicht Spatenstich sein: hier hörten die normalerweise im Alltag nicht so sehr gebrauchen, wie sie es Kinder das dumpfe Geräusch von bei unserer Station getan haben. Wir haben auch versucht, Wurzeln, die durchtrennt wurden. immer wieder spontan die Kinder auf die Rufe der Unken Hier sollten sie die Erde auch noch aufmerksam zu machen oder auf den Kuckuck. Was auch ganz angreifen. Der 3. Spatenstich sollte witzig war und den Schülern gefallen hat, war der neueste ihnen ein „aha“ – Erlebnis bereiten, Modetrend an Accessoires, den wir ihnen verraten haben: indem sie das Wasser rausquellen Klettlabkraut als trendiger Verschönerungsschmuck, billig und sahen, nachdem sie den Spaten in gut haftend an (fast) allen Stoffen! die Erde gesteckt hatten, obwohl Reflexion: der so Boden sollte es beim schon trocken ausgesehen hatte. Zu guter Letzt waren die Schüler noch aufgefordert, die Gründe herauszufinden, warum die gepflückten Blätter verwelkt waren und das Gras noch wie neu aussah. Alles in allem kann man sagen, dass es uns wichtig war, die Kinder Was hat geklappt? Was hat nicht so gut funktioniert? Was würden wir das nächste Mal anders machen? Wie habe ich mich bei den zwei Lehrauftritten gefühlt? Stefan: Die Exkursion in den Marchauen war für mich absolut lehrreich und ein gewisser Spaßfaktor rundete diese fünf Tage ab. Die Infrastruktur und das Leben in der Au haben ihren Reiz, dazu kommt, dass sich durch die Abgeschiedenheit und dem Leben miteinander die Gruppendynamik sehr positiv (in unserem Falle) entwickelt hat. Aber abgesehen von der 43 sozialen Komponente ist sicherlich das Engagement der Station, sich in den Vortrag der Studenten einmischt und das Lehrveranstaltungsleiter hervorzuheben. Wort übernimmt (nicht in unserem 2erTeam passiert!). Die Die selbstständige Vorbereitung Durchführung im in der Natur Stationenbetrieb waren für und die mich eine Studenten stehen somit als Schüler vor den Schülern und Feedbacks wie Erfahrung die in diesem Studium nicht selbstverständlich ist. „Großes Wissen der Die Jugendlichen waren bis auf wenige Ausnahmen begeistert Professoren“ sind die von der Natur und waren wissbegierig, daher mussten wir nicht Folge. das Interesse der Schüler wecken sondern konnten uns voll auf davon ist es für uns die Studenten Wissensweitergabe in vivo konzentrieren, denn Abgesehen lehrreicher Naturerfahrungen sind für Schüler ein wichtiger Teil um ins kalte Wasser zu überhaupt das Ganze verstehen zu können. müssen (nur so kann Meine Kollegin und ich haben uns keine striktes Konzept zu ich Recht gelegt. Ich persönlich finde, dass starre Leitfäden nur lernen), so aber ist das schwer zu verwirklichen sind, denn die Schülergruppen sind Selbstvertrauen unterschiedlich und haben daher andere Interessensgebiete Betreffenden und Fragen, somit konnten wir immer auf jede Frage eingehen, nachhaltig ohne dabei in Stress zu geraten. angebrochen. schwimmen der Selbstverständlich kämpften wir dadurch auch mit Problemen, wie ungleichmäßige Redezeit. Dies beeinträchtigt aber auf Theresa: Die Zusammenarbeit mit Stefan hat sehr gut geklappt keinen gute und wir hatten keine Probleme uns zusammenzureden und uns Zusammenarbeit. Was ich aber als zutiefst negativ erwähnen auf die wichtigsten Punkte, die unsere Station haben sollte, zu Fall meine Erinnerung an eine absolut muss ist, wenn ein Professor, eigentlich ja nur Besucher der 44 einigen. Auch vor Ort gab es keine großen Komplikationen, die richtig in Fahrt ist, dann kann man sich oft nicht mehr bremsen nicht irgendwie lösbar gewesen wären. und andere werden dann halt einfach überfahren! Ich werde mir Etwas, was nicht so optimal funktioniert hat, war manchmal die das aber zu Herzen nehmen und in Zukunft ein bisschen mehr Aufteilung, wer was sagt. Grundsätzlich hatten wir ja keine darauf achten, dass ich auch andere Leute (besondern wenn Einteilung, wer wann was spricht. Wir wollten das eher spontan ich mit ihnen zusammenarbeite) zu Wort kommen lasse. machen und uns nicht durch Vorgegebenes zwingen lassen. Es Grundsätzlich würde ich unseren Lehrauftritt so lassen, weil er wäre aber vielleicht nicht schlecht gewesen, so ein kleines wirklich gut funktioniert hat und wir aus dem zu Beginn Grundkonzept zu haben, wer eventuell den einen Bereich und langweilig erscheinenden Thema „Aupflanzen“ das Maximale wer den anderen übernimmt und bespricht. Doch im Großen rausgeholt haben und das mit Erfolg (eine explizit positive und Ganzen haben wir es gut hingekriegt und es funktioniert Erwähnung unserer Station beim Feedback der Montag- auch mit spontaner Aufteilung. Gruppe!! JIPPI!)! Mein Problem, das ich schon des Öfteren gehabt habe, ist, Was wir inhaltlich beim nächsten Mal noch ändern müssten, dass ich sehr viel und gerne rede. Aus diesem Grund hatten wäre, Stefan und ich beim aller letzten Lehrauftritt dann etwas Entstehungsgeschichte einer Au an die Entstehung der unterschiedliche Meinungen (Theresa: „Des woa iazt oba a Marchauen klasse Gruppn, findst ned Stefan?!“ Schlampigkeitsfehler, weil die Entstehung dieser Au etwas Stefan: „Oiso Theresa, I muaß da jetzt scho amoi wos sogn: anders eigentlich host eh du de ganze Zeit gredet und i hob so guad Schotteraufwürfe, weil die Strömung zu langsam ist und wie goa nix mochn kina. Oba passt eh!“). Es ist mir wirklich dergleichen). nicht aufgefallen und das ist vielleicht das Schlimme an dem Ich persönlich habe mich bei unseren Lehrauftritten ansonsten Ganzen. Es ist echt schwierig, sich selbst zu reflektieren, weil sehr wohl gefühlt und es hat mir wieder einmal bestätigt, dass wenn man (zumindest ist das bei mir immer so) einmal so ich mir sicher den richtigen Beruf ausgewählt habe. Um noch dass ist, wir angleichen als die das Auwaldschema müssten. von Hier anderen hatten und wir Augebieten die einen (keine 45 einmal auf mein vieles vielleicht unkontrolliertes Reden zurück zukommen: eine gewisse Adele sagte mir: „Sei froh, dass du so viel und gerne redest, weil in der Klasse stehst du dann eh alleine drinnen!“ Besten Dank für diesen Zuspruch! Ich erkläre einfach gerne und ich bin immer ganz gespannt auf die Erklärungen und Sichtweisen von Jugendlichen. Ihre Theorien und Gedankengänge sind wirklich oft sehr erstaunlich und ihr Vorwissen auf manchen Gebieten ist auch meist bemerkenswert. LITERATUR: Aichele, Dietmar; et al. Der Kosmos – Pflanzenführer. Augsburg: Weltbild Verlag GmbH, 1996. Bertl, Martina. Natur im Herzen Mitteleuropas. St. Pölten: Landesverlag, 2002. Fischer, Manfred A.; et al. Exkursionsflora Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2.Aufl. ed. Linz: Land Oberösterreich Biologiezentrum der OÖ Landesmuseen, 2005. Fischer, Manfred A. Einführung in die botanische Morphologie und Biosystematik sowie die ökologische Floristik für Schulbiologen (mit Pflanzenbestimmungsübungen). 3.Aufl. Wien: Institut für Botanik der Universität Wien, 2004. (SKRIPTUM) Gamerith, Werner. Donau – Auen: Naturreichtum im Nationalpark. Wien: Tyrolia Verlag, 1999. Hans E., Laux. Pflanzen am Wasser : erkennen und bestimmen. Stuttgart: Franckh Kosmos Verlag, 1994. Kelemen, Julia. Fließende Grenzen: Lebensraum MarchThaya-Auen. Wien: Umweltbundesamt, 1999. Verein Freunde der Heilkräuter. Heilkräuter. Geschenke Gottes für deine Gesundheit. 6.Aufl. Horn: Ferdinand Berger & Söhne GmbH, 1993. http://www.wikipedia.org http://www.biozac.de http://www.donauauen.at http://www.wald-in-not.de/download11/auwald.pdf http://www.univie.ac.at/freilanddidaktik 46 kryptogame: ...die mit dem heimlichen sex... von Nicole Schupp & Ingrid Huemer Die Besiedelung vom Wasser zum Land und retour 1. Fachlicher Teil: Das bekannteste der künstlichen Systeme des Pflanzenreichs Un-Scheinbar ist das von Linné 1735 aufgestellte Sexualsystem, in dem er Samt, der den Grund überzieht, weich unter tastender Hand, schimmernd in farbigem Glanz. Oder die Kruste am Fels, borstiges Segel am Baum, struppiger Bart im Gehölz, farblos verwittert im Wind. Wenn dich der Mensch nicht zerstört, der nur was auffällt erkennt, kleinlichem Nutzen gehorcht – dann überdauert vielleicht nach dem Gesetz, das dich schuf, deine genügsame Art, trotzig behauptend die Form. Uralt und wesentlich jung: Flechte im Wandel der Zeit. Klaus Klöckner, 1997 den 23 Klassen von Blütenpflanzen eine 24. Klasse gegenüberstellte, nämlich jene der „Cryptogamia“. Er zählte zu dieser Klasse nicht nur die Farne, Moose, Algen und Pilze, sondern auch einige Höhere Pflanzen mit schwer erkennbaren Blüten (Ficus, Lemna) und sogar Korallen und Schwämme. Die Kryptogamen kann man heute als „Sporenpflanzen“ bezeichnen, da bei ihnen die Ausbreitung mit Hilfe meist einzelliger Keime (z.B. Sporen) erfolgt – also Algen, Moose, Farne, Flechten und Pilze. Den Kryptogamen werden die Phanerogamen als Blüten- oder Samenpflanzen gegenübergestellt. Daher die von uns, als Metapher für keine Blüten, verwendete Beschreibung der Kryptogamen als „die, mit dem heimlichen Sex“. Die Lebensweise der Kryptogamen lässt sich in sehr spannender Weise in das Rahmenthema der Exkursion, 47 nämlich Anpassung, integrieren. Die evolutionäre Entwicklung Sie besitzen wie die Bakterien keinen echten Zellkern und der werden somit zu den Prokaryota gezählt. Da sie eine „Vorstufe“ Pflanzen anhand der Kryptogamen spiegelt sehr anschaulich die Besiedelung der Pflanzen vom Wasser an das der Grünalgen sind, fehlen ihnen die Chloroplasten. Land wieder. Welche morphologischen, anatomischen und symbiotischen Anpassungen bewerkstelligt werden mussten, Vor 500 Millionen Jahren: um diesen Schritt vollziehen zu können, soll im Anschluss Als echte Eukaryota sind die Grünalgen als Bindeglied erläutert werden. Da die Klasse der Kryptogamen sehr zwischen dem Leben im Wasser und am Land zu betrachten. In umfassend und komplex ist, wurden die Pilze aus unseren dieser haplonten Gruppe existieren vom Einzeller bis hin zum Betrachtungen ausgeschlossen. Gewebethallus Vielzeller: erste differenzierte Gewebebereiche) fast alle Zwischenstufen. Ihre Besonderheit Algen: liegt aber in der Speicherung von Stärke in den Chloroplasten. Diese Tatsache macht sie zu den nächsten Verwandten der Vor ca. 3000 Millionen Jahren: Es entstand in Form von Bakterien Leben in der “Ursuppe“. Die Blaualge ist nicht nur der Beginn von pflanzlichem, sondern auch gleichzeitig von tierischem Leben, da sie sich sowohl autotroph als auch heterotroph ernähren kann. Blaualgen sind einzellig oder fädig, können jedoch Kolonien bilden, in denen die Tochterzellen nach der Teilung in der Gallerthülle, (echter die durch Verschleimung der Zellmembran entsteht, bleiben, aber nicht mit einander verwachsen. Landpflanzen. Auch ihr Vorkommen ist sehr vielseitig. Man findet sie zum Beispiel als Jochalge im Süßwasser oder als Luftalge auf einem Baumstamm, wobei sie durch ihre Farbstoffe Chlorophyll a und b immer ihre mehr oder weniger grünliche Erscheinung behalten. Als Anschauungsmaterial für die sexuelle Fortpflanzung ist die Jochalge sehr Leiterkopulation empfehlenswert. ist neben Die den Brücken- oder schraubenförmigen Chloroplasten sehr beeindruckend. http://univie.ac.at/freilanddidaktik 48 Bei den Moosen bleibt der diploide Sporophyt auf dem Moose (Bryophyta): dominierenden Gametophyt zeitlebens verbunden. Der morphologische und Übereinstimmende Merkmale der Moose und Gefäßpflanzen Gametophyt (Embryophyta): anatomische Differenzierung auf als der Sporophyt (hier ein Die Embryophyta sind an das Landleben angepasste Pflanzen. Schnitt – ab den Farnen dominiert der Sporophyt). Die Rhizoide Die Anhangsorgane dienen zur Befestigung im Boden, zur der Moose sind mit den Wurzelhaaren der höheren Pflanzen Wasser- und Nährstoffaufnahme und zur Photosynthese. vergleichbar. Es gibt Atemöffnungen und zum Teil sind auch Cuticula schon Spaltöffnungen vorhanden. Die Cuticula ist meist sehr bzw. Spaltöffnungen zur Regulation des weist eine höhere Wasserhaushalts dienen als Verdunstungsschutz. Sie zeigen zart, einen heterophasischen, heteromorphen Generationswechsel. vollständig aus. Die Moose sind poikilohydrische Pflanzen, d.h. Die Sporangien sind mit einer schützenden Hülle umkleidet. Die das Wasser-Potential der Pflanzen stimmt mit dem der Gametangien sind durch eine Zellschicht geschützt, die eine Umgebung überein. Austrocknung verhindert. Die männlichen Gametangien werden Die Befruchtung der Eizelle ist nur in Gegenwart von Wasser als Antheridien, die weiblichen als Archegonien bezeichnet. Der (Regen, Tau) möglich, auch bei Landformen! Eine vegetative Wasser- und Nährstofftransport wird zunehmend in Leitbündeln Vermehrung durch Brutkörper ist häufig. (Gefäßpflanzen) organisiert. Von ursprünglich daher trocknen Moose bei Wassermangel rasch thallösen Vegetationskörpern werden im Zuge der Anpassung an das Landleben analoge Vegetationskörper entwickelt. Es kommt zu einer Größenzunahme und einer Arbeitsteilung. Die analogen Organe sind bei den höheren Moosen (Gametophyt) Cauloid, Phylloid und Rhizoid. Bei den Gefäßpflanzen (Sporophyt) Farne (Pteridophyta): Ähnlich wie die Moose besitzen die Farne einen Generationswechsel zwischen Gametophyt, der stark in den Hintergrund tritt (Prothallium) und der eigentlichen Pflanze, dem Achse, Blatt und Wurzel. http://univie.ac.at/freilanddidaktik 49 Sporophyt. Der Vegetationskörper ist deutlich in Wurzel, Achse trotzdem nützen wir sie heute noch in Form von Steinkohle. und Blatt unterteilt (echte Kormophyten). Durch guterhaltene, fossile Funde kann die Entwicklung der An den Blättern bilden sich an der Unterseite gruppierte Landpflanzen besser nachvollzogen werden, da sie beweisen, Sporangien dass Farnbäume sogar über ein sekundäres Dickenwachstum (Sori) die zur Fortpflanzung dienen. Ein Sporangium öffnet sich und klappt den oberen Teil der Kapsel zurück. Die darin beinhalteten Sporen, werden sowohl beim Aufklappen als auch beim Zurückklappen hinausgeschleudert. Farnpflanzen verfügen über ein Leitbündelsystem. Dies ist ein Transportsystem, das die gesamte Pflanze mit Wasser und Nährstoffen versorgt und Abfallprodukte wieder abtransportiert. Die zwei unterschiedlichen Gewebe sind in allen Leitorganen vorhanden. Der Siebteil (Phloem) transportiert Zucker und andere organische Nährstoffe aus der Photosynthese vom Blatt bis zur Wurzel. Der Holzteil (Xylem) dient dazu, Wasser und Nährstoffe von der Wurzel in den Rest der Pflanze zu befördern. Dieses System ermöglicht der Pflanze, in die Höhe zu wachsen und die Größe eines Baumes zu erreichen. Im Devon (vor ca. 410 Millionen Jahren) gab es noch keine Konkurrenz in Form von Samenpflanzen. So ist es nicht verwunderlich, dass in einer tropenähnlichen Atmosphäre Farne die Größe von Bäumen hatten. Sowohl die Schuppenbäume als auch die Siegelbäume sind ausgestorben, http://univie.ac.at/freilanddidaktik verfügt haben. Flechten (Lichenes): Flechten stellen einen Doppelorganismus aus Alge und Pilz dar. Die beiden Partner leben in einer „Hungersymbiose“, d.h. das kontrollierte Zusammenleben funktioniert nur, wenn beide Partner relativ ungünstige Bedingungen vorfinden und sich allein nicht ernähren könnten. Gemeinsam können sie also einen Lebensraum besiedeln, der ihnen sonst verschlossen wäre und dies ist aus biologischer Sicht der entscheidende Vorteil. Eine Symbiose wird im Allgemeinen als das Zusammenleben zweier Organismen angesehen, von dem beide Partner einen Nutzen haben. Der Pilz erhält von der Alge, die Photosynthese betreibt, Nährstoffe. Der Pilz saugt diese Nährstoffe mit besonderen Saugfäden, den Haustorien auf, die in die Alge eindringen oder sich an sie anpressen. Die Alge, die vom 50 Gewebe des Pilzes umschlossen ist, ist vor zu intensivem Licht, auch kleinste Mengen von Schadstoffen aufnehmen und vor Trockenheit und Hitze geschützt. anhäufen, Die Vermehrung der Flechten erfolgt vor allem vegetativ durch Luftverschmutzung dar und werden auch zunehmend für zufällig entstandene Bruchstücke, die beide Partner enthalten. entsprechende Welche Faktoren für die außerordentlichen physiologischen herangezogen. stellen sie ein feines Untersuchungen Messinstrument als für Bioindikatoren Leistungen der Flechten verantwortlich sind, ist nicht völlig klar. Möglicherweise spielen die sog. Flechtenstoffe dabei eine Rolle. Es handelt sich dabei um sekundäre Stoffwechselprodukte, die in großen Mengen im Thallus in den Wänden der Hyphen und auf ihrer Oberfläche abgelagert werden. Flechten sind gegen bestimmte Veränderungen ihrer Lebensbedingungen sehr anfällig und deshalb in vielen Gegenden Europas im Zurückgehen oder Aussterben. Durch die Regulierung von Gewässern und die starke Entnahme von Grundwasser wurde den Flechten die notwendig hohe Luftfeuchtigkeit entzogen. Flechten reagieren aber noch empfindlicher auf Luftverschmutzung, besonders Schwefeldioxid. Da die Flechten an ihrem Standort http://univie.ac.at/freilanddidaktik 51 Präparaten, Wassergefäßen mit gesammelten Pflanzen und 2. Didaktischer Teil - „Das Resultat“: einem Plakat zum Thema. Unser Lehrziel war, die Anpassung der Pflanzen ans Land (und retour) visuell und verbal vor Ort so zu vermitteln, dass sie die Danach begaben wir uns gemeinsam auf die „evolutionäre evolutionäre Reise“…! Entwicklung der Pflanzen anhand der Kryptogamen widerspiegelt. Wir haben uns auf drei ausgewählte charakteristische „Kommt, lasst uns auf eine Zeitreise gehen, in längst Standorte konzentriert, die wir mit den Schülern aufgesucht vergangene Zeiten. Die Erde beruhigt sich gerade, eine haben und gemeinsam den evolutionären Schritt vom Wasser Atmosphäre ans Land gegangen sind. Durcheinander entsteht Leben. Das, wie sollte es auch anderes Die von uns praktizierte Lernmethode war ein gemeinsames sein, sicht nicht entscheiden kann: „Werde ich jetzt eine Pflanze Erarbeiten von Inhalten durch eine kurze fachliche Einführung, oder ein Tier?“ Dieses Lebewesen nennt man Blaualge!“ entsteht und mitten in diesem großen spezifisch gestellte Fragen und ein Suchen nach Antworten am Objekt, also den Pflanzen und ihren Standorten. Den ersten Standort stellte eine mit Überschwemmungswasser der Die Schüler wurden an unserem Start- March gefüllte Furt dar, die durch reichliches und Zielpunkt Grünalgenwachstum gekennzeichnet war. Dieser Standort war empfangen, begrüßt und kurz in das Thema eingeführt, indem sozusagen der Repräsentant für den Ursprung des Lebens im wir gemeinsam den Begriff Kryptogame erarbeitet und versucht Wasser - der Ausgangspunkt für die Entwicklung der Pflanzen. haben, Rahmenthema Grundsätzliche Fragen wurden gemeinsam erarbeitet - wie Anpassung zu bringen. Der Start- und Zielpunkt war ein Tisch „Was ist der Unterschied zwischen Pro- und Eukaryonten“, „Ist direkt beim Haus mit Binokular und Mikroskop, Kryptogamen- der Mensch ein Pro- oder Eukaryont?“, „Was bedeutet auto- diesen in eine Beziehung zum bzw. heterotroph?“, „Was charakterisiert ein Leben im Wasser http://univie.ac.at/freilanddidaktik 52 hinsichtlich morphologischer Organisation der Pflanzen?“, „Wie ledrig, die Flechten waren harte Krusten. Die an der beziehen die Luftalgen ihre Nährstoffe und Wasser?, usw. Blattunterseite des Farns sichtbaren Sporangien halfen, die Mauerraute als Farn zu erkennen, dafür ist es notwendig, ein Im Übergang zu unserem zweiten Standort machten wir Blatt auch an der Unterseite zu betrachten. gemeinsam den entscheidenden Schritt vom Wasser ans Land sowohl physisch – durch das Gehen, als auch geistig – durch diesbezügliche Überlegungen. Ein alter, mächtiger Brückenpfeiler aus Stein, zart bewachsen mit Flechten, Moosen und Mauerraute, stellte in fachlicher und ästhetischer Weise einen wunderschönen, geeigneten zweiten Standort dar – ein Extremstandort, trocken, exponiert und von Kryptogamen besiedelt. Wir befanden uns also voll und ganz an Land. Die Schüler sollten durch näheres Betrachten, Berühren, Fragen und dem Ziehen von daraus gewonnen Pflanzen Schlüssen diesen erkennen, Brückenpfeiler welche besiedelt haben. Die feinen Moospölster fühlten sich weich an, die Blätter des Farns jedoch sehr http://univie.ac.at/freilanddidaktik 53 Die fachlichen Informationen wurden wieder gemeinsam die krautigen Pflanzen den Boden bewachsen. „Nicht alles was erarbeitet durch Fragen wie: wie ein grüner Rasen aussieht, ist auch Gras …“. Ein sehr „Welche morphologischen Strukturen braucht eine Pflanze nun anschaulicher Standort für Anpassung! Wir gaben einen kleinen am Land, um sich verankern, wachsen und Photosynthese Überblick über Anpassungsstrategien von Pflanzen, auch von betreiben, vor höheren Pflanzen, in Überschwemmungsgebieten, wie z.B. das Austrocknung?“, „Wie breitet sie sich aus?“, „Die mit dem sog. Aerenchym (Luftparenchym) von Schilf und Seggen, die heimlichen Sex – wo und wie findet die sexuelle Vermehrung damit an Staunässe angepasst sind. zu können?“, „Wie schützt sie sich statt?, „Was ist haploid, was ist diploid?“, „Das grüne Moospflänzchen stellt die haploide Generation, den Mit der Rückkehr zu unserem Start- und Zielpunkt sollte sich Gametophyten dar, was entspricht bei uns Menschen der die evolutionäre Reise wie ein Kreis schließen. Grünalgen haploiden Phase?“, „Wieso konnten sich die Farne vor 400 wurden unter dem Mikroskop genauer betrachtet. Sori, ein Millionen Jahren so dominant ausbreiten – wo waren die präpariertes Sporangium der Mauerraute mit den schön Blütenpflanzen?“, „Was ist eine Symbiose?“, „Welchen Beitrag sichtbaren, zur Flechten-Symbiose leistet der Pilz, welchen die Alge“?, Sporophyten der Moose, Apothecien der Flechten, das usw. Aerenchym der Segge, die feinen Blättchen und Wurzeln der aufgeschnellten Anuluszellen und Sporen, Wasserlinse wurden durch den Blick in das Binokular noch ein Den dritten ausgewählten Standort stellte ein mit einjährigem Stück näher geholt und dadurch noch spannender. Im Moos, der gemeinsamen Schauen, Fragen und Reden wurde das hochwasserführenden March dar. Das Moos hatte den durch gesamte Thema noch mal kurz wiederholt, reduziert auf das die zurückgegangene Überschwemmung bereits nicht mehr Wesentlichste und motiviert durch den Blick ins Mikroskop. rasenartig bewachsener Uferabschnitt überfluteten, aber noch sehr feuchten Uferabschnitt besiedelt und genutzt, um sich dort möglichst rasch fortzupflanzen, bevor http://univie.ac.at/freilanddidaktik 54 3. Reflexion und Selbstkritik – „Der Prozess“: notwendig, verbessert, aber vor allem reduziert, da das Zeitmanagement doch etwas zu knapp war. Das Ganze war „Der Prozess“ … die gesamte Lehrveranstaltung war ein eine Synthese zum Wesentlichsten – unser Bestreben war, ständiger Prozess. Wir wählten das Thema der Kryptogamen, eine gute, aber stringente Information zu geben; gelassen ein da es uns durch den evolutionären Hintergrund sehr interessiert gemeinsames Erarbeiten des fachlichen Hintergrundes mit den und letztendlich auch durchgehend motiviert hat. Wir starteten Schülern vor Ort (!) entwickeln zu lassen; eine Interaktion mit zwei gepackten Koffern. Einem sehr schweren, bis oben wirklich zuzulassen, auch wenn dadurch das zeitliche Konzept voll mit Fachliteratur, ein solides Fundament. Und einem nicht mehr eingehalten werden kann. zweiten, dem sog. Ideenkoffer, voll mit Kreativität, Ideen, eine sehr gute und bereichernde Erfahrung gemacht. Es war diffusen Gedanken - alles etwas wirr, ungeordnet, nahezu ein großes Erfolgserlebnis für uns, erfahren zu können, dass übersprudelnd, aber auch unsicher. die Schüler interessiert mitmachen, Wir kamen an einen Ort, der zwar wunderschön war, wo wir „unscheinbaren“ Kryptogamen begeistern können, dass sie aber unsere Kryptogamen und Wasserpflanzen nicht so anregende Fragen stellen und idealer Weise auch noch etwas fanden, wie wir uns das vorgestellt hatten. Wir gingen unsere mitnehmen davon. Und das Ganze ohne Arbeitsblätter, Plakate Ideen durch und warfen das meiste über Bord. Wir erlaubten malen, uns sozusagen, erst mal richtig anzukommen. Der schwere Evaluierung des Lernerfolges ist mit dieser Methode sicher Koffer mit der Fachliteratur war nach wie vor unser Fundament, schwieriger, aber eine Lehrveranstaltung in der Natur sollte sich auf den Rest ließen wir uns einfach ein. Unser Konzept hat sich wirklich auf die Natur konzentrieren. Das Mitschreiben für ein Schritt für Schritt langsam vor Ort entwickelt, und umso Protokoll usw., lenkt sehr davon ab, sich auf die Umgebung, die überzeugter waren wir von unserem Vorhaben. Nach der ersten Tiere und Pflanzen einzulassen. Man sollte auf vieles „Performance“ vor den Schülern und dem Feedback seitens der verzichten, was man im Klassenzimmer auch machen kann, Lehrveranstaltungsleiter haben wir den fachlichen Input, wenn denn es ist eine andere Form des und eine große Chance für http://univie.ac.at/freilanddidaktik Memory und andere Und damit haben wir dass sie sich für diese Unterrichtsmaterialien! Die 55 den Unterricht, wenn man sich in einer wunderschönen ein AHA- Erlebnis hatten. Das lässt jede vorangegangene Auenlandschaft befindet, der Witterung ausgesetzt ist, die Düfte Stresssituation und Verzweiflung wegschweben. der verschiedensten Blüten riechen kann und so mit all den menschlichen Sinnen versucht, Wissen weiterzugeben. Unsere Professoren haben uns gezeigt, wenn es ihnen auch nicht bewusst ist (meinst wirklich? ;-) Anm. d. Red.), dass Der gesamte Arbeitsprozess war für uns beide auch eine man mit Vertrauen und lockeren Zügeln viel erreichen kann und wichtige persönliche Erfahrung. Neben fachlichem Wissen lernt es keinem auffällt wie viel es wirklich ist. man sicherlich auch eine große Portion von sozialer und 4. Literaturverzeichnis: emotionaler BAUMGARTNER, C. et. al. (1999): Fließende Grenzen. Lebensraum March-Thaya-Auen. Umweltbundesamt, Wien Braune W., Leman A., Taubert H., (1999) Pflanzenanatomisches Praktikum II. 4.Auflage. Spektrum Akademischer Verlag JAHNS, H.M. (1995): Farne, Moose, Flechten Mittel-, Nord- und Westeuropas. BLV Verlagsgesellschaft mbH, München, Wien, Zürich KLAUS W. (1986): Einführung in die Paläobotanik. Fossile Pflanzenwelt und Rohstoffbildung. Band II. Franz Deuticke Verlagsgesellschaft m.b.H., Wien Schmid Eberhard , (1996) Ökosystem See. 5Auflage. Quelle & Meyer Verlag Wiesbaden SCHÖLLER, H. (1997): Flechten. Geschichte, Biologie, Systematik, Ökologie, Naturschutz und kulturelle Bedeutung. Kleine Senckenberg-Reihe Nr. 27, Frankfurt am Main. STRASBURGER, E., et. al. (1983): Lehrbuch der Botanik. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, New York Streble H., Krauter D., (2002) Das Leben im Wassertropfen. Mikroflora und Mikrofauna des Süßwassers. Ein Bestimmungsbuch. 9.Auflage. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart Kompetenz. Es ist notwendig, neben dem Gruppenfeedback auch immer ein Teamfeedback zu machen, um zu wissen, ob die Ideen des Partners mit den eigenen konform gehen, ob jeder genügend Platz findet, um sich entfalten zu können, ob ein Erfolg nach außen auch wirklich von beiden als ein Teamerfolg erlebt wird, ob ein spontanes Handeln mit dem Konzept des anderen vereinbar ist usw. Man redet und diskutiert miteinander, man entwickelt Ideen alleine und gemeinsam und man hilft sich gegenseitig über negative Stimmungen hinweg und freut sich letztendlich am gemeinsamen Erfolg. Intensiv, anstrengend und schön! Das schönste an der Arbeit war außer sich mit einem interessanten Thema zu beschäftigen und es kreativ für Schüler zugänglich zu machen, der kurze Augenblick, wenn Schüleraugen ein gewisses Strahlen bekommen, da sie soeben http://univie.ac.at/freilanddidaktik 56 ., ., blutenokologie von Ulla Mastny & Mario Anderschitzky Einleitung Die Zeitliche Trennung Blütenökologie befasst sich mit den Möglichkeiten des Pollentransportes von der Anthere (Staubblatt) zur Narbe. Dieser Vorgang wird Bestäubung genannt. etliche Hierbei (Pollation) gibt Ausbildungen es und Mechanismen der Pflanzen, die nun zuerst allgemein und dann Staub- und Fruchtblätter reifen zu verschiedener Zeit. Proterandrie (Vormännlichkeit): Die Staubblätter reifen und bestäuben den Pollen vor dem Zeitpunkt, zu dem die Narben belegungsfähig sind. Proterogynie (Vorweiblichkeit): Die Staubblätter stäuben erst, wenn die Narben nicht mehr belegungsfähig sind. Die Staubblätter reifen also nach den Fruchtblättern. Räumliche Trennung anhand einiger Beispiele erklärt werden sollen. Fremdbestäubung (Allogamie) Da die Fremdbestäubung prinzipiell eine wichtige Einrichtung hinsichtlich der Durchmischung des Erbgutes ist (Vermeidung von Inzucht), wurden von den Samenpflanzen Systeme entwickelt, die eine Selbstbestäubung (Autogamie) verhindern. Man unterscheidet zwischen der zeitlichen und räumlichen Die Staub- und Fruchtblätter werden innerhalb einer Blüte räumlich getrennt (Blüten mit kurzen Griffeln und langen Staubblättern oder vice versa). Manche Pflanzenorganismen helfen sich auf eine andere Art und Weise, dieses Problem zu lösen. Staub- und Fruchtblätter werden auf verschiedene Blüten aufgeteilt, diese werden also eingeschlechtlich. Trennung der Geschlechter. http://univie.ac.at/freilanddidaktik 57 Monözie (Einhäusigkeit): Männliche und weibliche Blüten Die Arten der Bestäubung befinden sich auf einer Pflanze. Selbstbestäubung ist dann Wichtige „Transporteure“ des Pollens der heimischen Pflanzen nicht mehr möglich, jedoch kann es zur Nachbarbestäubung sind der Wind und Tiere (vor allem Insekten). kommen (genetisch der Selbstbestäubung gleichend). Diözie (Zweihäusigkeit): Männliche und weibliche Blüten Merkmale der Windbestäubung (besonders Pflanzen mit befinden sich auf verschiedenen Individuen. Die Zweihäusigkeit individuenreichen Populationen) ist die sicherste Methode zur Verhinderung der Selbstbestäubung. kein Schauapparat, unscheinbar kein Nektar Blüten in großer Zahl Selbstbestäubung (Autogamie) Viele Pflanzen mit Zwitterblüten fördern die Fremdbestäubung zwar, lassen sich aber den Ausweg der Selbstbestäubung für den „Notfall“ offen. Meist einjährige Pflanzen verzichten auf die Durchmischung des Erbgutes und verlassen sich vollständig auf die sichere Selbstbestäubung. Die Blüten sind meist klein und unscheinbar. Extremfall Kleistogamie: Selbstbestäubung findet innerhalb der geschlossenen Blüte statt. große Mengen an Pollen kleine Pollenkörner Narbe mit großer Oberfläche Merkmale der Tierbestäubung Blüten sind der Körpergröße des Bestäubers angepasst Blüten sind gefärbt (Signalwirkung) Pollen und Nektar als Lockmittel ökonomische Pollenproduktion (kleine Mengen) große Pollenkörner 58 längerem Rüssel diesen zu erreichen. (z.B. Bienen, Schmetterlinge,…) Die Beziehung zwischen Blüten und ihren Bestäubern ist eine Symbiose, also das Zusammenleben zweier Arten zum gegenseitigen Vorteil. Der Bestäuber erhält als Belohnung Nektar, Pollen, Öl… Der Vorteil für die Pflanze ist die Übertragung des Pollens auf eine andere Pflanze (Ziel: Vermehrung, Rekombination des Erbgutes) Manche Pflanzen locken ihre Bestäuber nicht durch Nektar, Abb. 1: Hummel bestäubt Taubnessel Pollen oder Ähnliches sondern täuschen sie. Die Nektar- Täuschblume täuscht Nektar vor, die Köder- Koadaption und Koevolution Koadaption: Ergebnis einer Koevolution von bestäubenden Tieren und Blüten. Wichtigste Koadaption: Zusammenhang zwischen der Länge der Mundwerkzeuge und der Lage des Nektars. Liegt der Nektar offen, so ist er auch für kurzrüsselige Dipteren Täuschblume täuscht Brutsubstrat vor, beim Versuch Eier abzulegen werden die Fliegen mit Pollen beladen. Die Sexuelle Täuschblume imitiert in Form, Zeichnung, Behaarung und Duft ein paarungsbereites Weibchen verschiedener Hautflügelarten vor. Die Männchen werden beim Versuche der Kopulation mit Pollen beladen. erreichbar. Liegt er tiefer in Röhren, schaffen nur Insekten mit 59 Gestalttypen der Blumen Mit „Blume“ ist die funktionelle Einheit bei der Bestäubung gemeint! Gestalttyp Merkmale/Eigenschaften Bestäubende Tiere Scheiben- und Schalenblumen Offen, bieten entweder Nektar oder Pollen an. v.a. pollenfressende Käfer, Dipteren Glockenblumen Umhüllung der Blume trichter- oder glockenförmig verlängert Filament der Staubblätter tritt optisch in den Vordergrund Zygomorph gebaut; Insekten kriechen hinein und nehmen dabei mit dem Rücken oder Kopf den Pollen aus den unter der Oberlippe liegenden Staubgefäßen auf. Ähnlich der Rachenblume, nur ist der Schlund durch eine Vorstülpung der Kronhälfte verschlossen Hummeln und Bienen Pinselblumen Rachenblumen Maskenblume Lippenblume Fahnenblumen Zweigeteilt in Ober- und Unterlippe; Unterlippe als Lande- und Sitzplatz für bestäuber Adaxiale Seite der Blütenhülle auffällig vergrößert Röhrenblumen Lange, enge Röhren Stieltellerblumen Röhre kombiniert mit Scheibe oder Schale Kesselfallenblume Siehe weiter unten Diverse Bestäuber Beispiele aus der Pflanzenwelt Pollen: Klatschmohn, Cistrosen, Sonnenröschen Nektar: Schwarzkümmel, manche Asteraceen, div. Wolfsmilcharten Enzian, Schneeglöckchen, Tollkirsche Weiden, Kapernstrauch Meist Bienen und Hummeln Gladiole, Eisenhut, Springkräuter Meist Bienen und Hummeln: benötigen einen größeren Kraftaufwand um in die Blüte zu gelangen Meist Bienen und Hummeln Acker- Wachtelweizen, Wasserschlauch Meist Bienen und Hummeln Langrüsselige Schmetterlinge (oder in den Tropen - Vögel mit langen Zungen) Schmetterlinge, Schwärmer, Bienen, Hummeln (je nachdem ob Landefläche vorhanden ist) Schmetterlingsmücken Augentrost, gefleckte Taubnessel Schmetterlingsblütler, Kreuzblumengewächse Primelgewächse, manche Nelkengewächse Aronstab 60 Aronstab: Beispiel für eine Kesselfalle Die männlichen Blüten bepudern (Quelle Foto: www.flogaus-faust.de/e/arummacu.ht) Schmetterlingsmücken mit Blütenstaub. die behaarten Beim Aronstab handelt es sich Anschließend welken die Borstenblüten und das Hellgrüne nicht um eine Einzelblüte sonder Hochblatt (bildet Kessel) und die Mücken entkommen ins Freie. um eine Infloreszenz mit stark vereinfachten Einzelblüten. Aus dem Kessel ragt ein steriler Kolbenteil (braunviolett) heraus, der einen versprüht. harnartigen Dieser Duft Schmetterlingsmücke beim an, Versuch niederzulassen, Duft lockt die sich am Kolbenteil oder an der glatten Innenwand abgleiten und in den Kessel fallen. Bei Versuch zu entkommen gleiten sie immer wieder ab und werden auch am Herausfliegen durch die Borstenblüten gehindert. Eventuell mitgebrachter Pollen wird an der Narbe der Blütenfarbe und Blütenmale Färbung: optisches Signal für die Bestäuber. Kronblätter aber auch Kelchblätter (wie bei der Fuchsie) können gefärbt sein. Ebenso können die Staubgefäße auffallend gefärbt sein und die restlichen Organe treten in den Hintergrund. Mannigfaltige Zeichnungen der Blüten (Blütenmale) ziehen blütenbesuchende Insekten an. Signalattrappentheorie nach Osche: Blütenmale als Kopien des Androeceums. Nektarblumen, bei denen die Staubgefäße samt Nektar eher versteckt sind, (z.B. bei Röhrenblumen) bildeten Attrappen des weiblichen Blüten abgestreift. http://univie.ac.at/freilanddidaktik 61 Androeceums aus (sich von der restlichen Blume abhebende Anemophilie-Syndrome: Flecken), die als Signale für Bestäuber fungieren. Andernfalls hätten sie dem das - unscheinbare Blüten stellenden Pollenblumen nicht - Organzahl der Blüten oft reduziert standhalten können. - Oft Zweihäusigkeit, Geschlechtertrennung z.B.: Enzian, roter Fingerhut, Iris, Löwenmäulchen,… - Dichte Infloreszenzen (hängend) - Pendelantheren - Wenig oder keinen Pollenkitt - Pollenkornoberfläche glatt - Narbe oberflächenvergrößert Androeceum offen zur schau Konkurrenzdruck der Anpassungssyndrome Generell unterscheidet man zwischen Tierbestäubung (Zoophilie) und Windbestäubung (Anemophilie). Je nachdem haben auch die Blüten unterschiedliche Merkmale. - Eine oder wenige Samenanlagen pro Blüte Zoophilie- Syndrome: - - Zwittrigkeit der Blüten - Angiospermie - Auffälligkeit in Farbe/Duft - Nahrungsangebot in Form von Pollen/Nektar oder Kein Nektar z.B. Kätzchenblütler (Buche, Erle, Eiche, Birke, Hainbuche, Hasel), Süßgräser, Binsengewächse,… Täuschungseinrichtung - Pollenkornoberfläche stark skulpiert, reichlich Pollenkitt http://univie.ac.at/freilanddidaktik 62 b) Bienenblumen-Syndrome: Tierblumen: • Im Laufe der Evolution haben sich, gekoppelt mit den entsprechenden Bestäubergruppen, unterschiedliche Glocken- , Rachen-, Masken-, Lippen-, Fahnen-, kürzere Stielteller-, Pinselblumen • Nektar bis zu 15 mm in Röhre verborgen Blumensyndrome entwickelt. • Blütenfarbe gelb, blau, weiß; Blütenmale! Bestäubende Tiere können sein: • Düfte angenehm • z.B.: - Insekten: Käfer, Zweiflügler (Mücken, Fliegen, Schwebfliegen,…), Hautflügler (Wespen, Bienen, Glockenblumengewächse, Lippenblütler, Rachenblütler, Raublattgewächse, usw. Hummel,…), Schmetterlinge,…. - Vögel: Kolibris, Nektarvögel - Säugetiere: Fledermäuse c) Fliegenblumen-Syndrome: • Scheiben-, Schalen-, Kesselfallen-, und Klemmfallenblumen Tierblumensyndrome: • Nektar frei zugänglich • Blütenfarbe schmutzig weiß, schmutzig gelb, grüngelb, rotbraun (fleischfarben-Bruttrieb) a) Käferblumen-Syndrome: • Relativ große, derbe offene Blüten, Schalen- oder • Düfte aasähnlich oder fruchtig zitronig Scheibenblumen • z.B.: Waldrebe, Moschuskraut, Milzkraut • Hohe Pollenproduktion • Blütenfarbe weiß, gelblich, bräunlich, rot • Düfte fruchtig, faulig • z.B. Magnolie, Gewürzstrauch d) Wespenblumen-Syndrome: • Schalen-, kurze Glocken-, und Rachenblumen • http://univie.ac.at/freilanddidaktik Scheiben-, Nektar frei zugänglich 63 • Blütenfarbe braun, weißlich, grün • z.B. Efeu, Braunwurz Fachdidaktik Didaktische Reduktion e) Tagfalter-Syndrome: Da unser Thema Blütenökologie sehr umfassend ist, • Langröhrige Blumen beschränkten wir uns auf den Unterschied zwischen tier- und • Nektar bis zu 40 mm tief windbestäubten Blüten. • Blütenfarbe rot(!), blau, gelb, oft Blütenmale Unser Ziel war es, dass die Kinder am Ende der Exkursion Tier- • Düfte angenehm, nicht sehr intensiv und Windblüten anhand ihrer unterschiedlichen Merkmale • z.B. Türkenbund- Lilie, Karthäuser-Nelke unterscheiden konnten, dass sie den Unterschied zwischen Zwittrigkeit, Einhäusigkeit und Zweihäusigkeit begreifen und die f) Nachtfalter-Syndrome: • Extrem langröhrige verschiedenen Strategien von Pflanzen im Hinblick auf Blumen, oft ohne Bestäubung kennenlernen konnten. Landemöglichkeit Um dies möglichst praxisnah umzusetzen, suchten wir vor Ort • Nektar bis zu 200 mm tief blühende Pflanzen, anhand derer wir vorher Genanntes • Blütenfarbe meist weiß erklären konnten. • Düfte intensiv parfumartig Wir fanden folgende blühende Pflanzen: • Duftemission nachts • z.B.: Weiße Lichtnelke, Karpernstrauch Weiden (Salix sp.) Eschenahorn (Acer negundo): Beispiel für windbestäubte Blüte Für Windbestäubung charakteristisches Merkmal: Pendelantheren und Pendelnarben http://univie.ac.at/freilanddidaktik 64 Zweihäusigkeit Scharbockskraut (Ranunculus ficaria): Für Windbestäubung charakteristisches Merkmal: Überproduktion an Pollen, wenn man den Ast schüttelt, Beispiel für tierbestäubte Blüte fliegen tausende Pollen in einer sichtbaren gelben Für Tierbestäubung charakteristisches Merkmal: Staubwolke davon leuchtend gelbe Blütenblätter, (Schauapparat, lockt Bestäuber an) Zwittrigkeit: männliche und weibliche Blütenteile (Staubgefäße und Narben) in einer Blüte vereint Schlehdorn (Prunus spinosa): Beispiel für tierbestäubte Blüte Für Tierbestäubung charakteristisches Merkmal: weiße Blütenblätter, Schauapparat Duft lockt Bestäuber an Zwittrigkeit Veilchen (Viola riviniana): Beispiel für tierbestäubte Blüte Für Tierbestäubung charakteristisches Merkmal: Zweihäusigkeit Taubnessel (Lamium purpureum): Beispiel für tierbestäubte Blüte Für Tierbestäubung charakteristisches Merkmal: Farbe und Beschaffenheit der Blüte, besonderer Bestäubungsmechanismus, Nektar Zwittrigkeit Hungerblümchen (Erophila verna) Beispiel für selbstbestäubende Blüte Für Selbstbestäubung charakteristisches Merkmal: unscheinbare Blüte, kein Schauapparat Da die Pflanze einjährig ist, muss sie schnell blühen, um leuchtend violette Kronblätter, Saftmale als Wegweiser das Fortbestehen möglichst rasch als Same zu sichern; zum Nektar nimmt für Unabhängigkeit vom Bestäuber (und somit Zwittrigkeit schnellere Selbstbestäubung) Inzucht in Kauf Quirlesche (Fraxinus excelsior): Beispiel für windbestäubte Blüte Wir bauten unsere Station auf einem Feldweg auf. Von dort machten wir mit den SchülerInnen einen Rundgang durch die http://univie.ac.at/freilanddidaktik 65 nähere Umgebung. Den Standort der vorher genannten Blüten „Was fällt euch bei ..... auf?“ kannten wir selbstverständlich gut. „Was ist bei ..... anders?“ Wir wollten bewusst auf einen Vortrag verzichten und usw. versuchten stattdessen über „Frage- Antwort Spiele“ den Kindern Wissen zu vermitteln. Wichtig war es hierbei, den Jugendlichen lange genug Zeit zu Die Jugendlichen wurden dadurch vielmehr einbezogen, sie lassen, um nachdenken und antworten zu können. Es fällt als waren herausgefordert mitzudenken, zu kombinieren, nach LehrerIn oft schwer Zeit vergehen zu lassen, Stille zuzulassen Lösungen zu suchen und hatten nicht selten ein „AHA“- und abzuwarten. Erlebnis. Weiteres wurde dadurch die Neugier der Weiters war es wichtig die Sprache so einfach wie nur möglich SchülerInnen geweckt. zu wählen und Fachausdrücke zu vermeiden. Beispielsweise Beispiele für Fragen, wodurch wir die Kinder zur aktiven verwendeten wir einmal den Ausdruck „Infloreszenzen“. Wir Teilnahme, statt passivem Zuhören anregen wollten: dachten uns nichts dabei, war es für uns doch ein altbekannter Begriff. Doch ein Schüler fragte sogleich: „Bitte was sind „Hier hast du zwei Ästchen der Weide! Welcher, glaubst Infloreszenzen? Wie schreibt man das?“. du, ist vom weiblichen und vom männlichen Baum? Und Auch der Ausdruck „Antheren“ war ihnen unbekannt, weshalb warum?“ wir bald von Pendelantheren auf Pendelstaubgefäße „Was für eine Funktion, denkt ihr, haben diese dunkelvioletten Streifen, beim Veilchen?“ „Warum sind Pendelstaubgefäße und Pendelnarben so praktisch bei den Windblüten?“ „Wie macht das eine Zwitterblüte, wenn sie sich nicht wechselten. Auch war es hilfreich möglichst in Bildern zu sprechen, da sich so die Jugendlichen Dinge besser merken und veranschaulichen konnten. Zum Beispiel beschrieben wir die Saftmale als Pfeile, die den Bienen den Weg zu Nektar zeigen. selbst bestäuben möchte?“ http://univie.ac.at/freilanddidaktik 66 Später verglichen wir die räumliche Trennung der weiblichen Reflexion und männlichen Blütenteile als Strategie der Pflanze zu Verhinderung der Selbstbestäubung mit zwei Hunden, die wir Aufgrund der anfänglichen Unkenntnis der genauen ebenso durch räumliche Trennung am Paaren hindern können. Umgebungsbedingungen hatten wir uns vor der Exkursion noch Am Ende unseres Rundganges machten wir noch ein Quiz. auf keinen genauen Ablauf bezüglich unserer Station Dies diente dazu, zu überprüfen, was sich die Kinder gemerkt „Blütenökologie“ festgelegt. Da wir aber bereits die hatten, zur Wiederholung und zur nochmaligen theoretischen Grundlagen dieses Themas vorbereitet hatten, Zusammenfassung der relevanten Kriterien. Die SchülerInnen mussten wir uns nur noch auf die blühenden pflanzlichen bekamen für richtige Antworten Bonbons, mit der Begründung, Vertreter einstellen. Nachdem wir uns in ausführlichen dass fleißige Bienen auch eine Belohung bekommen. Rundgängen im Gebiet einen Überblick über das Angebot der Unsere Fragen lauteten: hiesigen Flora machen konnten, beschlossen wir, das Prinzip des Rundganges einfach beizubehalten, da wir so nicht nur die „Nenne 3 Eigenschaften windbestäubender Blüten?“ morphologisch sichtbaren sondern auch die ökologischen „Nenne 3 Eigenschaften tierbestäubender Blüten?“ Aspekte der Pflanzen besprechen konnten. „Was ist beim Veilchen auffallend?“ „Ist die Quirlesche wind- oder tierbestäubt? Gib eine Begründung!“ „Was ist Bestäubung, und welche Arten kennst du? Nenne Beispiele!“ usw. Bei unseren „Führungen“ viel auf, dass eine anfänglich passive Stimmung der SchülerInnen, in eine motivierte umschlug. Da manche Gruppen unsere Stationen protokollieren mussten, stand außer Frage, dass eine Nichtanfertigung eines Handouts definitiv ein Fehler war, was wir aber vorher nicht erahnen konnten. http://univie.ac.at/freilanddidaktik 67 In unseren Rundgängen hätten wir die Jugendlichen mehr zu Was vielleicht noch zu erwähnen wäre: „Die Zeiteinteilung Wort kommen lassen sollen, was wir jedoch in unseren unserer und manch anderer Gruppen war vielleicht das eine Führungen am zweiten Tag auch berücksichtigten. oder andere Mal schlecht organisiert.“ Zusammenfassung Zusammenfassend sind folgende 3 Punkte zu erwähnen: Lehrziel: Unser primäres Ziel war es, gemeinsam mit den SchülerInnen da Unterschied zwischen Windbestäubung und Tierbestäubung, sowie die charakteristischen Merkmale von Ulla erklärt das Scharbockskraut tier- und windbestäubten Blüten anhand einiger Beispiele Gut angekommen ist klarerweise die Belohung in Form von (siehe Bonbons, die nach erfolgreicher Absolvierung einer kleinen Jugendlichen Wiederholungsrunde auch ausgegeben wurden. Artenkenntnis festigen beziehungsweise vertiefen. Etwas schlechter funktionierte unser Plan bei dem Versuch Darüber hinaus war es für uns auch wichtig, mit den Kindern eine aufgeweckte Burschengruppe zu „zähmen“. Hier haben wir durch die Natur zu gehen, sie ab und zu auf diverse Geräusche aber entsprechend reagiert und unser Programm an das oder vorbeirauschende Insekten aufmerksam zu machen, sie Niveau, welches eigentlich durchaus erstaunend hoch war, zu einfach mit ein bisschen Natur in Berührung zu bringen und adaptieren. ihnen zu vermitteln, dass Blütenökologie ein ganz spannendes Grundlegend klappte unsere Station recht gut. Thema ist. http://univie.ac.at/freilanddidaktik oben) zu erarbeiten. neue Pflanzen Zusätzlich konnten kennenlernen und die ihre 68 Methode: Evaluation: Die SchülerInnen konnten im Zuge eines Rundgangs Waldesrand diverse Pflanzen direkt an ihrem am Standort Eine Art Vorevaluation führten wir schon gruppenintern an unserer Station durch. kennenlernen. Hierbei konnten wir feststellen, ob wir das Interesse der Wie versuchten unser Thema interaktiv zu gestalten und SchülerInnen auf unser Thema lenken konnten (siehe unter stellten den SchülerInnen immer wieder Fragen und ließen sie Methode) über die Lösungen spekulieren, sofern sie nicht sowieso die Weiters teilten wir am Ende des Exkursionstages an alle richtige Antwort wussten. SchülerInnen leere Papierblätter aus, auf denen sie Lob aber Am Ende des Rundgangs versuchten wir spielerisch auch Kritik anonym äußern konnten. abzufragen, was sie sich gemerkt hatten. Dieses Feedback brachte uns persönlich nicht sehr viel, da die Dies hatte zwei Vorteile: SchülerInnen zwar schreiben welche Station ihnen gefallen hat Zum einen war es uns dadurch und welche weniger, aber keine Begründungen möglich zu überprüfen, ob gaben. unsere Methode zielführend war, sprich die SchülerInnen Wir danken für die wunderschöne und etwas dazugelernt hatten. lehrreiche Exkursion! Zum anderen konnten wir so eine abschließende Zusammenfassung des Themas Blütenökologie gewährleisten. Kleine Belohnung für die braven Studis... http://univie.ac.at/freilanddidaktik 69 abwehrstrategien von pflanzen von Lisa Filzmoser und Katharina Kinast Können sich Pflanzen eigentlich wehren? Wer sind ihre Theoretische Vorbereitung Feinde? An welche Bedingungen müssen sie sich anpassen? Mit welchen Strategien verteidigt sich eine Pflanze und kann Nach ernüchternder Recherche im Internet setzten wir unsere der Mensch aus diesen einen Nutzen ziehen? Suche nach Informationen zum Thema „Abwehrstrategien von Pflanzen“ in der Fachbereichsbibliothek für Botanik und in der Diese und andere Fragen galt es bei unsrer Station Bibliothek im Pharmaziezentrum fort. aufzuwerfen und zu beantworten, und zwar dort wo es passiert, Die meisten unserer Informationen haben wir aus folgenden unter freiem Himmel und nicht im Klassenzimmer. Büchern bezogen: Die Herausforderung lag darin den Funken der Faszination überzuspringen zu lassen und das „Wunderwesen“ Aupflanze Jeffrey B. Harborne: Ökologische Biochemie. Eine mit all ihren Facetten und tückischen Tricks so interessant Einführung.1995. darzustellen wie sie war. Doch das ist gar nicht so einfach Roth, Lutz, Daunderer, Max und Kormann, Kurt: Giftpflanzen, wenn nur zwei Stationen weiter lebendige Schlangen auf die Pflanzengifte. Giftpflanzen von A-Z. Notfallhilfe. Allergische und Neugierde der Schüler warten und rundherum die lebendige phototoxische Reaktionen. Vorkommen, Wirkung, Therapie. 4., Natur tobt. überarb. Aufl.1994. Wir beschlossen unsre Zweifel mit umfassender Vorbereitung und kreativen didaktischen Methoden zu bekämpfen. Und wir Nach unfassenden Kopier- und Einlesearbeiten beschlossen wurden positiv überrascht. wir unseren Vortrag in drei Themengebiete zu unterteilen. 1) Meachnische Abwehr http://univie.ac.at/freilanddidaktik 70 2) Abwehrstrategien aus denen der Mensch einen Nutzen zieht Verwendung von Dornen und Stacheln? Wozu gebrauchen die vorgestellten Pflanzen ihre Dornen bzw. 3) Chemische Abwehr (Besonderes Augenmerk auf Giftpflanzen) Stacheln? Rosen: Schutz vor Pflanzenfressern bzw. als Kletterhilfen Schlehdorn: Schutz vor Pflanzenfressern In den einzelnen Gruppen wurden nochmals Themenschwerpunkte gesetzt, und die dazu passenden Ufer-Spitzklette: Häkelnadelartig zur Verbreitung der Samen (bleiben am didaktischen Methoden ausgewählt. Unser Entwurf sah damals folgendermaßen aus: Mechanische Abwehr BE-GREIFEN Dornen und Stacheln Den Schülern wird anhand von Anschauungsmaterialien der Unterschied von Dornen und Stacheln erklärt. In 5 (oder mehr) Schuhschachteln werden verschiedene Pflanzen mit Dornen bzw. Stacheln gegeben. Die Schüler sollen durch ein Loch in der Schuhschachtel die Pflanzen ertasten. Anschließend werden mithilfe von Schautafeln der Unterschied von Dornen und Stacheln erklärt. Die Pflanzen werden aus den Schuhschachteln genommen und gemeinsam mit dem Kindern zugeordnet. (Dornen oder Stacheln) http://univie.ac.at/freilanddidaktik Tierfell hängen) Verwendbare Pflanzen Rosen (eventuell auf Hinfahrt mitnehmen) Schlehdorn Uferspitzklette, Flussspitzklette Andere stachelige Pflanzen Behaarung / Flaum Brennnessel: soll verhindern dass kleine Tiere auf der Pflanze hochklettern, brennt bei Fressversuchen größerer Tiere Beinwell: seidiger Flaum soll verhindern dass kleine Tiere auf der Pflanze hochklettern, führt zu Hautreizungen 71 B) Bitterstoffe und Aromen RIECHEN / SCHMECKEN Bärlauch: Zerkleinern und als Butterbrotauflage bzw. Aufstrich Brunnenkresse: Zerkleinern und als Butterbrotauflage Aromen und Bitterstoffe in Pflanzen die für Tiere „unappetitlich“ Brennnessel: Brennnesselsuppe wirken, aus denen wir jedoch großen Nutzen ziehen, werden Löwenzahn: Löwenzahnsalat, Löwenzahnhonig vorgestellt. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit verschiedene Gewürze zu Beheimatete: kosten bzw. zu riechen. Bärlauch Brunnenkresse: Zuvor kosten ob schon schmackhaft Brunnenkresse bzw. Ufersumpfkresse Löwenzahn: Wird noch nicht blühen, Löwenzahnhonig (lange Brennessel Vorbereitungszeit) Kren Bärlauch: Eventuell zuvor das Thema C) Giftpflanzen durchnehmen um eine Verwechslung mit Herbstzeitlose bzw. „Fremde“: Ingwer Maiglöckchen zu vermeiden außerdem wäre der Bärlauch ein netter Übergang zum Thema B). Pfeffer Chili Gemeinsam mit den Schülern werden verschiedene Pflanzen gesammelt und damit Gerichte und Brotaufstriche zubereitet, die anschließend natürlich verkostet werden. http://univie.ac.at/freilanddidaktik 72 C) Giftpflanzen SEHEN / FÜHLEN Bei dieser Station soll den Schülern gezeigt werden, dass sich Pflanzen nicht nur mit „Haut und Haaren“ wehren. Viele Pflanzen haben giftige Stoffe in sich, die nicht nur Tieren sondern auch Menschen schaden können. Anhand von Plakaten wollen wir den Jugendlichen giftige Pflanzen und ihre Artgenossen vorstellen mit denen sie leicht verwechselt werden können. Auf den Plakaten werden 3(?) Giftpflanzen abgebildet mit einer kurzen Beschreibung dazu. Gemeinsam mit den Schülern wollen wir folgende Fragen bearbeiten: 1. Ist diese Pflanze für den Menschen und/oder Tiere giftig 2. Welcher Teil der Pflanze ist giftig 3. Welche Dosis ist giftig 4. Wie wirkt das Gift (Vergiftungserscheinungen) 5. Behandlungsmöglichkeiten http://univie.ac.at/freilanddidaktik Die Schüler erhalten verschiedene Symbole (Piktogramme), = Giftig (Zum markieren der giftigen Pflanzenteile) = Mensch (Für Menschen giftig) = Tier (Für Tiere giftig) sowie Kärtchen mit entsprechender Beschriftung z.B. Bauchmerzen, 5 mg … Zuerst sollen die Schüler raten und die Symbole/Antworten zur richtigen Pflanze und an die richtige Stelle kleben. Anschließend wird das Rätsel aufgelöst und das richtige Symbol an die richtige Stelle geklebt. Zusätzlich werden Bilder von ähnlichen Pflanzen (Bärlauch Herbstzeitlose bzw. Maiglöckchen) neben die Giftpflanzen kleben und die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale besprechen. Bärlauch, Herbstzeitlose und Maiglöckchen wären ein tolles Beispiel, die Frage ist, ob sie vorhanden sind. Was wir bei unsrer Vorbereitung nicht wussten war, das dass Wetter so kalt und frostig bleiben würde und wir den Grossteil der von uns benötigten Pflanzen nicht finden konnten. So 73 mussten wir teilweise spontan reagieren und vor allem bei den Lehrziel Rezepten umsatteln. Um auch mit dem Programm variieren zu können und auf Mit der Aufbereitung unsres Themengebietes wollten wir die eventuelles Vorwissen bzw. auf die Interessensgebiete der Wahrnehmung von Pflanzen in der eigenen Umgebung stärken Jugendlichen besser eingehen zu können, informierten wir uns und das Bewusstsein über ihren Nutzen und ihre Notwendigkeit auch ausführlich über Vergiftungserscheinungen, Rechtliche stärken. Dies gelang uns vor allem dadurch dass, wir auf dem Grundlagen und Erste Hilfe bei „Vergiftungen“. Weg zum Kerbelpflücken die am Wegrand wachsenden „Lehrmittel“ wie Hopfen und Scharbockskraut spontan miteinbezogen und auch direkt kosteten. Folgende Pflanzen und ihre Wirk- bzw. Giftstoffe wurden von uns im Voraus besonders genau studiert, und in Bezug auf die Unsere definitive Take Home Message lautete wie folgt: in Themengebiet 3) „Giftpflanzen“ gestellten Fragen hin „Pflanzen haben viele Abwehrmechanismen aus denen wir durchleuchtet. einen Nutzen ziehen können.“ Ahorngewächse (Aceraceae) Vorbereitung der Stationen Eibengewächse (Taxaceae) Schachtelhalmgewächse (Equisetaceae) Wolfsmilch (Euphorbia sp.) Osterluzei (Aristolochia clematitis) Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) http://univie.ac.at/freilanddidaktik In Marchegg angekommen begann beinahe sofort die verzweifelte Suche nach „unseren“ Pflanzen. Leider mit wenig Erfolg die Osterluzei sowie eine Esels-Wolfsmilch konnte nur mit Hilfe von Peters geübtem Auge gefunden werden, leider nicht blühend bzw. noch sehr wenig entwickelt. 74 So wurde beinahe gesamte umgestellt und vorhanden das „Selbstverteidigungskurs eine Bank Als Hilsfmittel verwendeten auf selbstgebauten Plakatständer, einen Tisch für die Suppe und Pflanzen weiters Pflanzen“. Konzept die wir für (Fühlboxen) einen das Mikroskop. angepasst. Da wir auf die Giftpflanzen (Osterluzei, Wolfsmilch) jedoch nicht Unser neu „erfundenes“ Rezept wurde am Vortag an freiwilligen Probanden getestet und für gut befunden. verzichten wollten und es für die Wiedererkennung Methoden wichtig ist, sie in ihrer vollen Pracht (also mit Blüte) zu kennen, fertigten wir Plakate an auf denen die Pflanzen groß abgebildet Wir zuvor bereits erwähnt teilten unsere Station in drei waren. Die noch heranwachsenden Pflanzen gruben wir Unterstation auf, wobei unser Hintergedanke war, in jeder vorsichtig aus und pflanzten sie in ein großes Gefäß. So Station einen anderen Sinn anzusprechen. konnten wir sie vorführen ohne die Jugendlichen auf den (mit Bewegungsmeldern gesicherten) Bahndamm zu schicken und 1. Station: mechanische ohne sie abzutöten da sie nach vollendeter Arbeit wieder an Abwehr. ihrem ursprünglichen Platz eingepflanzt wurden. Bei dieser Station wollten Als Standort für die Station wählten wir den Platz unter dem wir Weißdorn, da dieser in der Nähe der Feuerstelle und des Schüler Hauses war (Wichtig für die Kerbelsuppe). Gleichzeitig bot sich versuchen, sie das Thema der Weißdorn als Anschauungsmaterial an und eignete sich im hervorragend Wortes als „Werbeträger“ http://univie.ac.at/freilanddidaktik für unser Plakat den Tastsinn anregen, wahrsten der und Sinn des begreifen zu 75 lassen. Wir fertigten Tastboxen aus Schuhschachteln „Überlegt mal was glaubt ihr hat eine Rose? Genau das andere und ist dann richtig!“ Seidenpapier an, in die wir Pflanzen mit unterschiedlichen mechanischen Abwehrmechanismen Auf die Schautafel wurde verzichtet. gaben. Die Schüler sollten dann durch Tasten erraten um 2. Station: Giftpflanzen welche Art von Abwehr es sich handelt, und welche Unsere zweite Station sollte den visuellen Sinn anregen. Wir Tiere/Menschen wie und warum ferngehalten werden. fertigten Plakate von drei Giftpflanzen an (Mistel, Herbstzeitlose, Osterluzei) und wollten, dass die Schüler von In den Schachteln waren folgende Pflanzen. uns vorgefertigte Etiketten den Plakaten zuordnen. Auf den I. Beinwell (Haare) Etiketten stand: giftig für Mensch; giftig für Tiere; letale Dosis. II. Distel (Stachel) Weiters wollten wir, dass die Schüler Giftsymbole an den Teilen III. Brombeere / Rosen (Stachel) der Pflanze befestigen, von denen sie glauben, dass sie giftig IV. Schlehdorn / Weißdorn (Dorn) sind. Danach versuchten wir mit den Schülern die wichtigsten V. Uferspitzklette Erste-Hilfe-Regeln bei Vergiftungen zu besprechen. Weil es in der näheren Umgebung keine der drei Pflanzen gab, Gemeinsam mit den Schülern versuchten wir den Unterschied pflanzten wir die Pflanzen in einen Topf um, um sie herzeigen zwischen Dornen und Stacheln herauszufinden, und den zu können. Unterschied zwischen Blatt und Sprossmetamorphose zu Anhand der Wolfsmilch demonstrierten wir den Schülern den erklären. Milchsaft. Sehr gut konnten die Schüler sich merken, dass Rosen Stacheln und keine Dornen haben, indem wir ihnen sagten: http://univie.ac.at/freilanddidaktik 76 3. Station: Bitterstoffe Durchführung: Mit unserer dritten Station wollten wir den Nutzen von Bitterstoffen für den Menschen an Hand von einigen Beispielen Wie auch schon aus unsren Methoden hervorgeht, waren uns und mit Hilfe des Geschmacksinnes verdeutlichen. drei Punkte bei der Aufbereitung unseres Themas sehr wichtig. Dafür bereiteten wir eine Suppenbasis vor, in die die Schüler ♦ Wir wollten mehr Praxis als Theorie bringen dann selbst gepflückten, frischen Kerbel, den wir sie suchen ♦ Wir wollten mehr Fragen stellen, als selbst zu reden ließen, geben sollten. ♦ und wir wollten natürlich alle Sinne anregen Auf dem Weg zum Kerbelstandort ließen wir die Schüler noch alle möglichen essbaren Pflanzen kosten, z. B. Hopfen, Scharbockskraut. Optimierung der Stationen Zum Abschluss unsrer Station zeigten wir den Schüler noch ein Nach der ersten Gruppe haben wir beschlossen, das Zuordnen Brennhaar einer Brennnessel, eine Distel und den Beinwell auf den Plakaten weg zu lassen. Es war für die Schüler zu unter dem Mikroskop. leicht, und unserer Meinung nach recht langweilig. Darum sind wir noch ausführlicher auf das Thema Erste Hilfe eingegangen Kerlbelsuppen Rezept: Erdäpfel nach Gefühl kochen, bis und haben weniger genau über die drei Pflanzen gesprochen. sie fast zu Brei zerfallen, Suppenwürfel nach Gefühl Gestört hat uns die Tatsache, dass die Schüler immer dazugeben, fertig ist die Basis ☺ mitschreiben mussten. Darum haben wir nach der ersten Kerbel oder andere Kräuter nach Lust und Laune Gruppe beschlossen, wenn Zeit ist, am Ende der Station eine beimengen und voilá guten Appetit. kurze Zusammenfassung, die auch gleich als Wiederholung diente, mit ihnen zu machen. So hatten wir während der Arbeit ihre Aufmerksamkeit und sie haben nicht nur auf ihre Blöcke gestarrt. http://univie.ac.at/freilanddidaktik 77 begeistert von der Suppe (ein Schüler hat gleich jede Menge Reflexion Kerbel mitgenommen), und von der Tatsache was man alles Was haben die Schüler mitgenommen? essen kann, wenn man durch den Wald geht. Besonders gut hat uns gefallen, dass die Schüler wirklich bei allem mitgemacht haben. Sie haben gegen unsere Was haben wir gelernt? Befürchtungen in jede Box gegriffen und alles gegessen was Zuerst einmal hat uns das große Interesse der Schüler an wir ihnen verabreicht haben. Sie haben sogar gemeint, dass sie Pflanzen überrascht und darum um so mehr gefreut und auch in eine Brennnessel gegriffen hätten. Auch das Fragen- motiviert. Antworten hat sehr gut funktioniert. Sie hatten sehr viel In vielen Situationen mussten wir flexibel und spontan Vorwissen, haben selbstständig Fragen gestellt und immer reagieren. Die meisten unserer Pflanzen, die wir bearbeiten wieder den Hausverstand, gerade bei der Ersten Hilfe wollten waren entweder nicht vorhanden oder nur vereinzelt im gebraucht. Gelände verstreut. Darum beschlossen wir nicht zu genau auf Die Schüler haben möglicherweise nicht soviel theoretisches einzelne Pflanzen einzugehen und die wenigen die wir Wissen vermittelt bekommen wie es bei einem Frontalunterricht unbedingt haben wollten zu besorgen. (Die Jagd nach der in der Klasse möglich gewesen wäre, Mistel führte uns bis zum Einbruch in ein Privatgrundstück, aber doch die Informationen die Ihnen vermittelt wurden, haben sie wir hatten dann eine…). mit Freude und Interesse aufgenommen und den Grossteil Auch mit unsren gut durchdachten Rezepten konnten wir auf durch die praktische Anwendung sofort und (hoffentlich, Anm. Grund von Löwenzahn Mangel nicht viel anfangen, darum PP) mussten wir das viel gelobte Kerbelrezept erfinden. dauerhaft im Kopf verankert. Unserer Einschätzung nach ist die Botschaft, dass aus den Abwehrreaktionen der Pflanzen Weiters haben wir mitbekommen, wie wichtig es ist jemanden auch ein (oft sehr schmackhafter) Nutzen gezogen werden Zeit zu lassen auf eine Frage zu antworten. Sehr oft kam nach kann besonders gut angekommen. Einige Schüler waren richtig längerer Zeit noch eine sehr gute Antwort. http://univie.ac.at/freilanddidaktik 78 professionelles Unterrichten im Freien gelernt haben sondern Verbesserungen auch ein Stück Lebensgefühl und Gruppendynamik erfahren Bei nächsten Mal würden wir gleich von Anfang an eine durften. Zusammenfassung Und obwohl wir uns zuvor nicht wirklich gut kannten bildeten wir schreiben und diese den Schülern austeilen, um das lästige Mitschreiben überflüssig zu machen. auf unsrer Station ein tolles Team. Ohne vorherige Absprache Uns ist auch aufgefallen, dass die Zeit doch recht knapp war. ergänzen wir uns gegenseitig ohne der anderen ins Wort zu Leider war es nicht immer möglich, allen alles zu zeigen. Wäre fallen oder ihr das Gefühl der Zurückweisung zu geben. Und noch mehr Zeit gewesen, hätten wir die Schüler gerne noch auch selber auf die Suche nach Pflanzen mit mechanischen Ratschlägen und tatkräftiger Unterstützung zur Seite. Und ich Abwehrmechanismen glaube, geschickt. Es war schade das die anderen dass Teilnehmer diese Einigkeit standen uns sowie mit unsre guten beiden angeeignete Wissen nicht im vollen Ausmaß weitergeben zu Persönlichkeiten können aber dennoch wichtig es zu besitzen um auf eventuelle ermöglichte den Funken der Faszination zumindest für eine Fragen (von denen wir ja selbst viele gestellt haben) eingehen Weile überspringen zu lassen. uns eine Sicherheit gab die es uns zu können. Literatur Abschließende Worte Zusammenfassend kann man sagen dass, wir in Marchegg nicht nur http://univie.ac.at/freilanddidaktik effektives und Altmann H. 1980: Giftpflanzen-Gifttiere. München, Bern, Wien. Kume. B. P.: Kosmos Naturführer: Giftpflanzen Jeffrey B. Harborne: Ökologische Biochemie. Eine Einführung.1995. Roth, Lutz, Daunderer, Max und Kormann, Kurt: Giftpflanzen, Pflanzengifte. Giftpflanzen von A-Z. Notfallhilfe. Allergische und phototoxische Reaktionen. Vorkommen, Wirkung, Therapie. 4., überarb. Aufl.1994. www.wikipedia.de: Gift, Vergiftung 79 lebensraum baum von Philipp Semenchuk & Heinz Rainer Leben dar. So formen Bäume im Waldverband nicht nur das Fachlicher Teil: Landschaftsbild sondern wirken auch nicht unerheblich auf das Den Baum bewusst als Lebensraum und nicht nur als Mikroklima Lebensform zu betrachten kann nur funktionieren, wenn man lichtempfindlichen sich den Eigenschaften des Naturstoffes Holz sowie den Unterwuchses ein neuer Lebensraum geschaffen wird. Doch ökologischen Zusammenhängen im Lebensraum Wald – in auch direkt auf und v.a. in ihnen und ihren Hinterlassenschaften diesem Falle des Auwaldes – bewusst ist. findet sich eine hoch spezialisierte Lebewelt, welche ohne die Im Laufe der Erdgeschichte hat sich die Strategie der Fähigkeit der Bäume zu verholzen so nicht existieren könnte – Übergipfelung als eine der Erfolgreichsten im Konkurrenzkampf ein Beispiel für Co-Evolution. Unser Beitrag will zweitens um Licht bewährt und somit die größten Lebewesen der Erde genannten Lebensraum genauer betrachten. hervorgebracht, eben Bäume. Ihre besondere Fähigkeit, einen Die Fähigkeit von Bäumen, derart in die Höhe zu wachsen und Vegetationskörper zu bilden, welcher teilweise über mehrere sich damit Lichtkonkurrenten vom Leibe zu halten ist mit hundert bis tausend Jahre lebens- und wachstumsfähig bleibt einigen und dementsprechend groß werden kann macht sie zu den in Anforderungen an ihren Vegetationskörper. Warum wird ein den dominanten Baum höher und breiter als beispielsweise eine nur im Sommer Organismen (zumindest auf den ersten Blick!). Vor allem in den oberirdisch sichtbare, als Zwiebel, Rhizom oder Samen von starker Saisonalität geprägten Breitengraden stellen überwinternde Pflanze, welche – in unseren Breitengraden – überdauernde als zum Wachstum nur eine begrenzte Vegetationsperiode zur Phanerophyten in der ungünstigen Periode des Jahres fast das Verfügung hat und sich im Winter durch z.B. im Boden einzige oberflächlich sichtbare Anzeichen von (pflanzlichem!) befindliche Überdauerungsorgane vor Frösten schützen muss? allermeisten Pflanzengesellschaften Bäume und http://univie.ac.at/freilanddidaktik verholzte Sträucher unter ihrem und Problemen Kronendach ein, feuchtigkeitsliebenden behaftet bzw. bedarf sodass hier Arten des bestimmter 80 Wie schaffen Bäume es, den beträchtlichen mechanischen Belastungen, welche aufgrund ihrer Größe und dem damit zusammenhängendem Gewicht entstehen, standzuhalten, ohne umzukippen? Die Antwort liegt natürlich auf der Hand: abgesehen von seiner Fähigkeit, Wasser über weite Strecken zu leiten bildet natürlich das Holz der Bäume als Festigungsgewebe das (+/-) Geheimnis ihres großen Erfolges, alle anderen Wuchsformen müssen sich ihnen unterordnen, sich an die von den holzigen Bäumen und Sträuchern veränderten Umweltbedingungen Feuchtigkeitsverhältnisse, im Wald Temperatur (Lichtund und evtl. Substratveränderungen durch Laubfall) anpassen bzw. machen sich diese zu nutzen und finden dadurch einen durch biotische Faktoren veränderten Siedlungsraum, welcher ohne das Vorhandensein von Bäumen für sie nicht besiedelbar wäre. Den wichtigsten Bestandteil des Laubbaumholzes unserer Breiten (und darauf wollen wir uns hier konzentrieren) bilden Tracheiden-Zellen und ihre Abwandlungen. Tracheiden sind im ausdifferenzierten Stadium tote, sprich protoplastenfreie Zellen mit stark verdickten Zellwänden, welche dem Holz seine bekannte Festigkeit gibt. Diese Zellwände bestehen aus (obzwar allen BiologiestudentInnen altbekannt, hier jedoch der http://univie.ac.at/freilanddidaktik 81 Vollständigkeit halber kurz einer gesamte Holz als Grundgerüst des Baumes starr und druckfest Grundsubstanz, der so genannten Matrix, welche sich aus macht. Neben den noch großlumigen, toten Tracheiden, deren Protopektin und Hemizellulose zusammensetzt. In sie sind sehr Hauptaufgabe neben lange Wasserleitung ist, β-Glukose-Moleküle zusammengefasst) als Zellulose-Mikrofibrillen gibt der es Festigung im gleichzeitig Laubholz weiters die sehr eingelagert. Diese Mikrofibrillen verschaffen der Zellwand die spezialisierte Zellen, welche ausschließlich der Festigung nötige Elastizität. Während Primär- und Tertiärwand zu nur ca. dienen, die Holzfasern. Diese Zellen sind genauso gebaut wie 10% aus Zellulose bestehen ist vor allem die mehrere die Tracheiden, nur sind ihre Wände noch stärker verholzt, Schichten dicke Sekundärwand sehr reich an diesen Fibrillen, sprich sie haben noch mehr Lignin eingelagert, was sie noch hier macht rund 90% der Zellulose den Wandbestandteil aus. dicker macht, d.h. das Lumen dieser Zellen ist soweit Die Sekundärwandfibrillen sind zusätzlich schraubig, also geschrumpft, dass sie nicht mehr der Wasserleitung dienen schräg zur Längsrichtung der Tracheiden angeordnet, was der können sondern nur noch der Festigung. Dieser biochemische Zelle zusätzliche Zugbeanspruchung erlaubt (vgl. Spiralfedern). Aufbau der Tracheiden- und Holzfaserwände und deren In die Zwischenräume der länglichen Zellulose-Mikrofibrillen, Zusammenspiel ist das eigentliche Geheimnis der Bäume und den interfibrillären Räumen, sind sog. Inkrusten eingelagert, aller anderen holzigen Pflanzen, welches ihnen ihre bekannte verschiedenartige und erfolgreiche Wuchsform ermöglicht. Stoffe, welche dem Holz zusätzliche Eigenschaften in punkto Härte, Steifigkeit etc. geben können. Da wir nun einiges über die Beschaffenheit des uns Menschen Je nach Zusammensetzung und Anteil der Inkrusten am (noch oder bald wieder?) so wichtigen Energieträgers und Zellwandmaterial ergeben sich verschiedene Eigenschaften Baustoffes Holz gehört haben und auch schon die ökologischen des Holzes. Die wichtigste Einlagerung ist das Lignin, der Zusammenhänge im Baumverband Wald erwähnt wurden (man Holzstoff, welches nicht wie die Zellulose fadenartige Moleküle könnte bildet sondern stark verästelt zwischen den Mikrofibrillen liegt auslassen), können wir nun (endlich) anfangen, die von uns, und somit die Zellwände der Tracheiden und dadurch das der Baumgruppe, an dem von uns ausgewähltem Standort http://univie.ac.at/freilanddidaktik sich in beiden Gebieten natürlich bücherweise 82 hinter der Schlehdorn-Hecke am Fischereiparkplatz östlich der Erntemethode Baumzucht und –Bewurzelung und somit Zeit Station gefundenen und den Schülern näher gebrachten sparen. Diese Methode wird manchmal auch heute noch beim Lebewesen und Phänomene aufzuzählen und zu erklären. Es Anbau von Hainbuchen angewendet, welche als modernes handelt sich im Allgemeinen um ein kleines Gebiet im Bereich Feuerholz genutzt werden, also durch industrielle Feuerung der harten Au. verstromt werden. Nebenbei sei hier bemerkt, dass diese Form Flatterulme (Ulmus laevis) und Weißdorn (Crataegus monogyna) (http://www.hap-mueller.ch/Homepage_IPS/B%E4ume/) der Biomasseenergiegewinnung im Vergleich zu anderen Energiepflanzen was Nettoenergiegewinn den angeht Flächenverbrauch und am erscheint. Sinnvollsten den Angesichts der Tatsache, dass die Weltbevölkerung als auch Quasi unsere zwei Hauptobjekte. Die schon der Lebensstandart am Steigen ist und damit auch der zur eindeutigen Bestimmung weit genug Flächenbedarf der Menschheit steigt, scheint diese entwickelte Flatterulme fällt zunächst durch Form der Solarenergienutzung nicht angebracht. die mehreren Hauptstämme auf: bei der Wie dem auch sei, von der Ferne ist unsere Ulme ganz sog. Niederholzwirtschaft werden relativ klar als eine Art Übersteher zu erkennen. Sie ist junge Bäume (ca. 20 Jahre alt) geschlagen, eindeutig höher als das unter ihr wachsende Gestrüpp der Baumstumpf treibt erneut an mehreren aus Stellen mit vollwertigen Haupttrieben aus Flatterulmen allgemein leichte Ansätze von Brettwurzeln und bildet so ein Individuum mit mehreren zu erkennen, eine Maßnahme des Baumes, seine Stämmen. Dadurch wird einerseits die Standfläche Verjüngung des Nutzwaldes beschleunigt Brettwurzeln und das Vorkommen von Waldreben Weiß- und zu Schlehdorn. erhöhen. Außerdem sind an Übersteherfunktion, und andererseits die Holzmenge pro Fläche erhöht: Die (Clematis vitalba) als echte Lianen (=Phanerophyt) lassen Stämme stehen dichter. Außerdem kann man sich durch diese einen Vergleich zur Vegetation in tropischen Regenwäldern zu: http://univie.ac.at/freilanddidaktik 83 hohes Nährstoffvorkommen und, obwohl im sonst trockenen Standort auch sicherlich feuchter als er im Jahresschnitt ist. pannonischen trop. Anm. PP] Als 2 - 6 Meter hoher Strauch haben wir es hier mit Regenwald aufgrund der schnellen Zersetzung von Biomasse eher großen Exemplaren zu tun, welche aber von den und allgemein hoher Luftfeuchtigkeit und regelmäßigen Regen, Hochwässern mitgenommen scheinen: viele tote bzw. nicht in regelmäßigen austreibende Äste charakterisieren die zahlreichen Individuen Überschwemmungen) führt zum Vorhandensein von Nährstoff- in diesem Bereich der Au. Obwohl es sich hier um einen und Feuchtezeigern (Waldrebe). Strauch mit basitoner Verzweigung (Seitentriebbildung im oder Unser Weißdorn, oder besser gesagt unsere „Weißdornen“, knapp über dem Boden) handelt, möchten wir den Weißdorn sind als Heissländenarten und damit als Trockenzeiger an aufgrund seiner Größe und diesem Standort eigentlich nicht zu erwarten. Vermutlich hat betrachten, da er praktisch alle oben genannten anatomischen der Mensch hier seine Finger im Spiel. [Aufgrund des schmalen und ökologischen Merkmale eines Baumes aufweist. Aufgrund Auwaldgürtels an dieser Stelle der Marchauen kommt es hier des späten Austreibens war diese Art nicht ganz eindeutig zu einer starken Verzahnung zwischen Weichholz- und bestimmbar, die Gattung ist aber zumindest sicher. Hartholzau. eher An allen überdauernden Gewächsen in unserem Gebiet war die von Hochwassergrenze der vorigen Tage und Wochen in Form von den Gebiet, Auwäldern Am hohe aufgrund gewählten Hartholzau-Bedingungen Bodenfeuchtigkeit vor, der Standort was das (im herrschten Vorkommen Weißdorn weniger verwunderlich erscheinen lässt. Durch das Ablagerungen lang andauernde Hochwasser im heurigen Jahr war der abgestorbenem bzw. verschlammtem Moos unterhalb der http://univie.ac.at/freilanddidaktik in Höhe starken Verholzung als Baum des Wasserspiegels und 84 Wasserlinie erkennbar, Welche im Übrigen auf Kopfhöhe (!) kommen. Zweitens bilden Schattentolerante bzw. –liebende lag. Arten des Unterwuchses eine Art Sonnenschirm aus, sodass Luftalgen, Laubmoose und Flechten als Pionierarten Bei diesen drei Lebensformtypen sei für genauere Erklärungen auf die Kryptogamen-Damen verwiesen. Was uns hier interessiert ist der durch Bäume gerade für diese Organismen neu geschaffene Lebensraum. Alle drei kommen sie im Bereich unserer Station ausschließlich auf der Borke von Bäumen vor, ansonsten praktisch nirgends. Als Pioniersiedler auf feuchten, lichtreichen Standorten (leicht erkennbar an den großen Moosmatten nördlich des Bahnpfeilers direkt an der Wassergrenze) haben es Moose und Flechten im Wald aus zwei Gründen sehr schwer, sich im dort herrschenden Lichtregime zu etablieren. Erstens ist der Waldboden aufgrund des Laubfalles der Bäume und Sträucher ein extrem lichtarmer Standort: die jährlich neu anfallende Laubstreu bildet ein sehr „unzuverlässiges“ Substrat und überdeckt eventuell wachsende Moose und Flechten, welche bekanntlich einen sehr kleinen bzw. flachen Vegetationskörper haben, und raubt ihnen damit jegliche Möglichkeit, an Licht zu http://univie.ac.at/freilanddidaktik am Waldboden – auch oberhalb der Laubstreu – ohnehin zu wenig Licht ankommt, um den nur höchstens wenige cm. hohen Moosen und Flechten ein Wachstum zu ermöglichen. Zum Glück sind Moose und Flechten, was ihre Ansprüche ans Substrat angeht, sehr genügsam, sodass ihnen die Borke eines Baumes oder Strauches genügt, um ihre winzigen Rhizoide, welche ohnehin vorwiegend als Haftorgan dienen, dort hineinwachsen zu lassen. Und auf Ästen oder Stämmen ist das Lichtklima offensichtlich auch besser als unterhalb des Unterwuchses: nicht umsonst haben Bäume die Strategie des Verholzens im Kampf ums Licht ausgebildet, welche sich in unserem Falle die Moose praktisch sekundär zu nutzen machen. Neben dem Vorteil der Ungestörtheit auf Bäumen und Sträuchern kommt noch ein weiterer wichtiger Faktor dazu, welcher in Wäldern, vor allem in Auwäldern ein allgemeines Phänomen ist: Unter dem geschützten Kronendach herrscht aufgrund geringerer Sonneneinstrahlung, Windschutz und Evapotranspiration von praktisch allen Seiten eine hohe Luftfeuchte, sodass Anpassung ans auch diese Landleben erst am stehenden Anfang ihrer ungeschützten, 85 poikilohydren (= von Luftfeuchtigkeit abhängige, kein Wasser in Der am Lagerfeuer gefundene Zentralvakuolen speichernden) Organismen hier gedeihen und gefangene und später noch können (vgl. S.47 ff.!). öfters Tiere: Balkenschröter (Dorcus parallelipipedus Lucanidae), Kleiner Eichenbock (Cerambyx scopolii – Cerambycidae) und Weidenbohrerlarve (Cossus cossus) Neben der Bereitstellung neuer Lebensräume auf der Borke bietet der Vegetationskörper der Bäume als Holz selber einen mächtigen, Lebensraum ohne als genaueres Hinsehen Nahrungslieferant, unsichtbaren Brutstätte und Überwinterungsschutz für diverse Insekten. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten des Lebens vom und des Schlüpfens und der Metamorphose im Holz. Oft haben die verschiedenen Insektenarten auch verschiedene Vorlieben für spezielle Baumarten und Holzzustände (Lebend- vs. Totholz), je nach Beschaffenheit des Holzes und des Rindensaftes. Interessant ist auch, dass einige Larven oft mehrere Jahre im Holz verbringen bevor sie schlüpfen. Hier wollen wir die von uns gefundenen und ausgestellten Käfer bzw. Larven kurz besprechen. http://univie.ac.at/freilanddidaktik im Wald Balkenschröter gesichtete Dorcus parallelipipedus legt seine Eier nicht ins oder ans Holz, sondern unter die Erde im Wurzelstockbereich von alten, toten Laubbäumen. Die geschlüpften Larven, welche wir leider nicht zu Gesicht bekommen haben, leben dann 5 bis 8 Jahre von den Wurzelstöcken bevor sie sich eine Puppenwiege außerhalb des Holzes bauen und sich dort verpuppen. Die Imagines ernähren sich vorwiegend von Rindensäften, die aus Wunden lebender Bäume fließen. So fungiert das Holz für diese Art vorwiegend als Nahrung, wobei die Puppenwiege zum Teil aus sog. Nagsel, also der von den Larven produzierten Sägespäne besteht. Das Holz bietet hier also nur indirekt einen Lebensraum. (Foto: http://www.bogonnaturfoto.de) Der Kleine Eichenbock Cerambyx scopolii ist beim Holzhacken aus dem Holz geflogen und so einem Tod im Feuer bzw. unter der Axt entgangen (Danke Peter!). 86 (Foto: www.naryby.cz/chkostr/) Larve gefunden. Diese halten ich bis zur Verpuppung im Er war merklich gestört, hat er uns doch gleich sein für diese Inneren von Weiden und Pappeln auf, sind somit also eine Art typisches „Stridulieren“ hören lassen, ein summendes typische Geräusch, welches durch Reiben der Kante zwischen Vorder- (Schmetterlinge) in Borkenritzen schlüpfen die Larven (ziemlich und Mittelbrust erzeugt wird. Die Imagines dieser Art ernähren grosse Raupen) gemeinsam, bohren sich durch die Rinde und sich ebenfalls vom Rindensaft lebender Laubbäume, während ernähren sich einen bis zwei Winter von der Rinde des sich des befallenen Baumes. Die so entstandenen Gänge bleiben Balkenschröters unterscheidet: Die Muttertiere legen Eier in anscheinend offen und durch die Öffnung werden Kot und Ritzen der Borke alter Stieleichen, durch welche sich die Nagsel ausgeschieden. Zur Verpuppung begeben sich die Larven dann bis ins Kernholz bohren und dort drei bis fünf Larven nahe an die Borkenoberfläche und schlüpfen nach ca. 4 Jahre heranwachsen, bevor sie sich im Herbst in speziell Wochen. Leider sind alle Daten zur Lebensweise der oben gebohrten Brutkammern verpuppen. Die Larven dieser Art aufgezählten Insekten so leicht nicht beobachtbar. Wir können ernähren nur über das Aussehen auf die Art schließen und uns dann die Lebensweise sich also der nicht Larven nur vom von Holz denen und seinen Absonderungen sondern haben wirklich im Vegetationskörper der Stieleichen einen Lebensraum gefunden. Bei sehr hohem Vorkommen können die Eichenbocklarven schädlich für Stieleichenbestände werden. Leider haben wir von dieser Art ebenfalls keine Larve vorführen können. Vom Weidenbohrer Cossus cossus wurde tatsächlich eine http://univie.ac.at/freilanddidaktik Auenart. Nach der Eiablage der Muttertiere Informationen aus Büchern holen. Quellen: Helmut J. Braun, Bau und Leben der Bäume, 1992. Klaus Honomichl, Jacobs/Renner Biologie und Ökologie der Insekten Taschenlexikon. 1998 Wilhelm Nultsch, Allgemeine Botanik, 1996. Manfred A. Fischer et al., Exkursionsflora Österreich Liechtensrein Südtirol, Land Oberösterreich 2005. Strasburger, Eduard [Begr.]:Lehrbuch der Botanik für Hochschulen/ - 34. Aufl. / neubearb. von Peter Sitte ... . Stuttgart [u.a.] : 1998. 87 Demonstrationsmaterial als „Beweismittel“ (Borke, Blätter, 2. Fachdidaktik Algen, Moos, Flechten) in Klippverschlusssäckchen und a) Didaktische Reduktion formulierten den Suchauftrag, den vermutlichen Fundort des Als beim Vorbereitungstreffen für die Lehrveranstaltung die Demonstrationsmaterials in einem räumlich abgegrenzten Themen vergeben wurden, entschied ich mich bewusst für ein Waldstück zu suchen. botanisches Thema. Da mein botanisches Fachwissen eher mit So erreichten wir, dass sich die SchülerInnen intensiv und aus Lücken besetzt ist, war es für mich herausfordernd mich damit eigenem Antrieb mit dem Habitus, Vorkommen, möglichen zu beschäftigen. So entschied ich mich dann auch für das Lebensraum,… auseinandersetzen. Nachdem die SchülerInnen Thema „Der Baum als Lebensraum“. ihren Suchauftrag erledigt hatten, fanden wir uns wieder in der Unserer Ansicht nach ist es sehr wichtig einen zu vermittelnden Großgruppe zusammen und erläuterten im gemeinsamen Sachverhalt in eine für den „Kunden“ möglichst spannende Dialog mit den SchülerInnen die vorbereiteten Inhalte. So Story der wurden botanische (Algen, Moose, Flechten als Bewohner des lebensweltlichen Wirklichkeit der SchülerInnen angeknüpft. Lebensraum Baum) und ökologische (Hochwasserproblematik, Unsere Idee war es dann, das auf den ersten Blick eher „Kampf ums Licht“) Aspekte in ihren Grundzügen besprochen. schwierige Thema „Baum“ in das aus dem Fernsehen bekannte Wir versuchten mittels Frage-Antwort-Spiel den SchülerInnen „CSI“-Setting zu verpacken. In dieser TV –Serie wird einer die Inhalte näher zubringen. Um sich dem Baum als Person, die unter Mordverdacht steht, mit forensischen Lebensform zu nähern, benutzten wir in der Großgruppe einen Ermittlungsmethoden die Tat nachgewiesen. Wir adaptierten gemeinsamen dieses Setting dahingehend, dass wir Demonstrationsmaterial bestimmten wir eine mächtige Flatterulme, die unseren nicht Information Stationsplatz markierte. Auch hier wurden die SchülerInnen präsentierten und uns so von einem Punkt zum Nächsten aufgefordert sich den Baum durch eigene Beobachtung zu hanteln, erschließen. An dieser Stelle wurden dann Sekundäres zu mit verpacken. Idealerweise vorgefertigter sondern wird dabei dazugehörender wir http://univie.ac.at/freilanddidaktik präsentierten an unser Bestimmungsschlüssel. Auf diese Weise 88 Dickenwachstum, Totholz (und die Bedeutung für die Tierwelt), samt zeitlichem Rahmen festzulegen. Zusätzlich fand ich es sichtbare Tierspuren,… besprochen. Den Abschluss bildeten wichtig die Kommunikation zwischen den SchülerInnen und uns die Präsentation von Käfern und Raupen, die an das StudentInnen durch vorbereitete Namensbuttons zu erleichtern. Vorhandensein von Totholz gebunden sind. An den zwei Präsentationstagen besuchten uns jeweils zwei sechste Klassen (AHS). Die jeweiligen Kleingruppen kamen mit b) Reflexion: unterschiedlichem Vorwissen (auch innerhalb einer Klasse) nach Marchegg. Bei unserer ersten Präsentation am Montag Was hat geklappt? Was hat nicht geklappt? gab es noch Anlaufschwierigkeiten. Inhaltlich legten wir Im Vorfeld der Exkursion war es mir ein Anliegen den unseren Schwerpunkt zu sehr auf das Thema „Baum als organisatorischen Lebensraum“. Ablauf an den Tagen der So besprachen wir allzu ausufernd die SchülerInnenbesuche in groben Zügen bereits zu skizzieren, angetroffenen Moose und Flechten und fanden für das Thema um daran „Baum als Lebensform“ zu wenig Zeit. Die zoologischen einen Demonstrationsobjekte dann im verschwenden Feld zu nicht zu müssen. viele So Ressourcen entwickelte ich Stationenpass, der darauf aufbaute, die Klasse in zwei Gruppen zu teilen. So erhalten die SchülerInnen zwar nur die Gelegenheit, die Hälfte der vorbereiteten Themen fanden leider überhaupt keine Beachtung. Schon kurz nach der Präsentation wurde mir bewusst, dass ich meinen Kollegen Philipp nur kurz zu Wort im Stationenkarussell zu durchlaufen, andererseits wäre es unsinnig, die SchülerInnen durch alle Workshops zu zwängen. Der Lerneffekt dabei wäre gleich null. Natürlich war es auch wichtig, die botanischen und zoologischen Themen möglichst gleichwertig auf die zwei Gruppen zu verteilen. Vor Ort war es dann ein leichtes, mit den KollegInnen den endgültigen Ablauf http://univie.ac.at/freilanddidaktik 89 kommen ließ. Wir hatten unsere Feinabstimmung noch nicht Abstimmungsschwierigkeiten nicht bemerkt worden sein, bzw. gefunden. Eine klare Aufteilung der „Sprechzeiten“ hatten wir nicht als störend empfunden worden sein. Bei der schriftlichen bei der Vorbereitung als eher hinderlich erachtet. Zumindest für Feedbackrunde der SchülerInnen wurden wir bzw. unsere die erste Präsentation wäre es keine schlechte Idee gewesen. Station dreimal lobend erwähnt, was uns für den nächsten Tag Die zweite Kleingruppe kam mit großer Verspätung zu unserer Auftrieb gab und uns zuversichtlich stimmte. Am Dienstag Station. Die Zeiteinteilung konnte nicht bei allen Stationen gestattete der Zeitrahmen nur den Besuch einer Gruppe. Diese eingehalten werden. So standen uns nur 30 Minuten zur Gruppe erforderte aber unsere volle Konzentration. Einer der Verfügung. Inhaltlich begannen wir unsere Themen zu variieren drei Burschen erwies sich – nach eigener Auskunft - als und wir konnten auch auf unsere Lebensform Flatterulme näher bekennender Skinhead. Als Repetent war ihm die Schule „eh eingehen. Bei den Frage und Antwort Situationen hatten wir scheiß egal“ (sic!). Bei unserer Station angekommen und nach noch nicht die Geduld um auch einige Zeit auf eine mögliche der Einleitung in das Thema wurden wir vom vorhandenen Antwort Die Wissen der Burschen überrascht. Sie waren mit Eifer an der SchülerInnengruppe zeigte sich aber am Thema weniger Sache und stellten immer wieder interessierte Zwischenfragen. interessiert und war nur schwer zu Antworten zu motivieren. So Wir versuchten sie auch mehr als die anderen Gruppen davor war es dann auch ich, der die Stille immer wieder unterbrach mit „handwerklichen“ Dingen zu beschäftigen (im Totholz mit und die Inhalte erklärte. Das führte natürlich auch bei der dem Messer nach Käferlarven suchen,…). Ich denke inhaltlich Redezeit zu einem neuerlichen Übergewicht. Auch die dritte wie auch von Seiten der Präsentation brachten wir eine gute Gruppe an diesem Tag kam mit 15 Minuten Verspätung zu uns. Leistung. Dass Philipp die rechten Recken auf den Weg zur Inhaltlich spielten wir uns gegenseitig die Themen zu und so nächsten Station durch den „Gatschacker“ schickte, fand ich ergab sich auch eine ausgeglichene Präsentation von unserer besonders gelungen ;-). von Seiten der SchülerInnen zu warten. Seite. Die SchülerInnen waren am Thema sehr interessiert und stellten bei der abschließenden Besprechung im Zusammenhang mit dem Thema viele Fragen. Von Seiten der SchülerInnen schienen unsere http://univie.ac.at/freilanddidaktik anfänglichen Start- Lehrziele: „den Baum bewusst auch als Lebensraum wahrnehmen“, „Kampf ums Licht“. und 90 lebensraum wasser von Barbara Köppel und Kathrin Schandl ...am Beispiel von Insekten und Urzeitkrebsen (in der Langen Luß) Die Lange Luss, Nutzfläche March) geflutet. Gewässer für landwirtschaftliche Donauhochwasser von der rückgestauten Um Neben Quellen und Fließgewässern bieten Lebensraum als ausgewiesenes Gebiet, wird von March-Hochwasser (oder bei 1. Einleitung stehende ein einen Anpassungen der Organismen in verschiedenen Lebensräumen spezialisiert. Gewässer (ein Gewässer, das nicht ständig Dabei schien es uns besonders wichtig, Wasser führt), das nur wenige Dezimeter den tief ist. Die Entstehung solcher periodischer Lebensraum Wasser mit dem Lebensraum Land in bestimmten Punkten Gewässer kann auf verschiedene Weise zu geschehen. Schmelzwasser im Frühjahr oder der Austritt von Grundwasser füllen die mehr oder weniger im Sommer und Herbst werden sie oft durch lang andauernde Regenfälle gefüllt. spezifischen Zuge der Freilanddidaktiktage auf die Luss, handelt es sich um ein astatisches Geländemulden, derart es einiger Anpassungen. Wir haben uns im In unserem besonderen Fall, auf der Langen wasserundurchlässigen einem Lebensraum überleben zu können, bedarf attraktiven Kleinstorganismen. in gemeinsam Atemsysteme mit im den vergleichen. So SchülerInnen Wasser und die erarbeiteten die wir verschiedenen unterschiedlichen Anpassungen der Extremitäten für das Wasser. Um die Vielfalt an Anpassungen einzuschränken, sind wir hier nur auf die Arten eingegangen, die wir selbst bzw. die SchülerInnen während des Kescherns gefunden haben. http://univie.ac.at/freilanddidaktik 91 Tracheen: sind Luftröhren, die sich im ganzen Insektenkörper 2. Fachlicher Teil verzweigen und nach außen hin durch Stigmen geöffnet sind. Anpassungen der Atmungsorgane Diese nach innen gefaltete respiratorische Oberfläche Atmung ist der Prozess der Sauerstoffaufnahme und der verhindert bei Landinsekten den Verlust von Wasser durch Kohlendioxidabgabe. Verdunstung. Die Endigungen erreichen das Epithel der Die Unterschiede zwischen den Funktionen der Atmung an Land und der in Wasser, sind für die Körperoberfläche und führen hier den Gasaustausch durch. Sauerstoffversorgung der Tiere extrem wichtig. Wie viel Sauerstoff ist in der Luft, wie viel in Wasser Kiemen: verfügbar. In aquatischen Systemen wird das Wasser durchblutet sind und dem Gasaustausch dienen. Durch das nur in eine Richtung bewegt. Ein hoher Energieaufwand umgebende ist notwendig um genügend Wassermassen an den Oberfläche immer feucht gehalten. Um das Strömen des Organen des Gasaustausches vorbeizubewegen. Atemmediums Die Viskosität des Mediums. Wasser ist viskoser als gewährleisten, wird die Methode der Ventilation eingesetzt. Luft, was einen erhöhten Arbeitsaufwand erfordert. Die Aufnahme des Sauerstoffs aus dem Medium Wasser Der Sauerstoffgehalt im Wasser ist außerdem nur 1/40 funktioniert nach dem Gegenstromprinzip: Es ermöglicht eine im Vergleich zur Luft. (ca. 0,5 Vol.-% gegenüber 21 Vol.- maximale Sauerstoffaufnahme aus dem Wasser in das Blut des %) Tieres. Bsp.: Fische, Crustacea, Mollusken, … Atmungsorgane für das Leben an Land und im Wasser Lunge: Lungen sind im Körperinneren. Sauerstoff wird aus der Luft über die Lunge aufgenommen und durch ein dichtes sind Ausfaltungen Medium über Wasser die der Körperfläche, wird die respiratorische die gut respiratorische Oberfläche zu Tracheenkiemen: Es handelt sich hier um eine Kombination aus Kiemen und Tracheen. Der Sauerstoff wird von Wasser umspülten Ausstülpungen, den Kiemen, aufgenommen und Kapillarnetz im übrigen Körper verteilt. http://univie.ac.at/freilanddidaktik 92 Insekten „Insekten sind die artenreichste Gruppe der Gliederfüßer (Arthropoden). Mehrfach haben sie vom Land aus das Süßwasser erobert, wobei oft nur die Larven, in anderen Fällen auch die Adultstadien im Wasser leben. Einige Gruppen haben sich auch an das Leben an der Wasseroberfläche angepasst. Kennzeichnend für Insekten, ist ihre Gliederung in Kopf, Brust und Hinterleib. An dem Brustabschnitt setzen die drei Laufpaare an und – wenn vorhanden – die zwei Flügelpaare.“ 8 Die Entwicklung der Insekten läuft in komplizierter Weise ab, wobei jedes Tier tiefgreifende morphologische Änderungen durchmacht. Man nennt diese Verwandlungen Metamorphosen. Man teilt die Insekten in zwei Kategorien ein: - Hemimetabole: Ei – Larve – Vollinsekt (Imago). Aus dem Ei über die Tracheen ins Körperinnere befördert. Bsp.: Kleinlibellenlarven, … schlüpft die Larve, die sich direkt zum Adulttier entwickelt. - Holometabole: Ei – Larve – Puppe – Imago. Die Larvenentwicklung endet mit einem Puppenstadium aus dem Hautatmung: Manche kleine Tiere verwenden ihre gesamte die Imago schlüpft. Haut als Atemorgan. Sie nehmen so den im Wasser gelösten Sauerstoff über ihre Haut auf. Bsp.: Büschelmücke http://univie.ac.at/freilanddidaktik 8 Aus: Engelhardt W., 2003, Was lebt in Tümpel, Bach und Weiher?. – Stuttgart, 2003, 15. Auflage. 93 Als primär an das Land angepasste Gliederfüßer atmen die Zur Eiablage setzen Insekten mit Tracheen. Dieses System wurde beim Übergang Wasseroberfläche. zum Leben im Wasser beibehalten, doch in verschiedenster elliptischen Eier einzeln ab. Ihre Wandungen haben luftgefüllte Weise abgewandelt (siehe Abbildung 2). Kammern, die die Eier schwimmend an der Oberfläche halten. Das sich Anopheles-Weibchen legt die seine Die Larven bewohnen die Oberflächenschichten zu Schwingkölbchen umgewandelt. stehender Mücken (Nematocera) Seitenteile. Diese tragen In erster Linie sind die beiden Gattungen Culex und Anopheles lange, für unsere Arbeiten mit den SchülerInnen in der Langen Luß etwa 6 Wochen, die Lebensspanne der Männchen ist deutlich kürzer. Diese ernähren sich nur von Blütennektar und Wasser. Zur Paarung findet man viele Männchen in einem Schwarm vereint an Uferwiesen. Sobald ein Weibchen in diesen Schwarm fliegt, stürzen sich mehrere Männchen darauf. Mit einem Männchen erfolgt eine nur Sekunden dauernde Paarung. http://univie.ac.at/freilanddidaktik Borsten von außen nach innen Um eine Reifung der Eier durch Blut zu ermöglichen, stechen leben weiche und schlagen dauernd interessant. Sie Gewässer. Ihre Oberlippe hat zwei Familie Stechmücken (Culicidae) Weibchen. auf zugespitzten, länglichen Eier zu floßartigen Gebilden. Dipteren sind holometabole Insekten. Ihr zweites Flügelpaar ist die Weibchen Die Culex-Weibchen vereinigen ihre 200 bis 300 einseitig Zweiflügler (Diptera) nur die zusammen. Larve von Culex (1), Puppe von Culex (2) Auf diese Weise werden Algenzellen und Detritus als Nahrung herbeigeführt. Die Larven häuten sich 4 Mal, bis eine Puppe das Larvenstadium beendet. Die Puppen sind frei beweglich! Beobachtet man die Larven, so erkennt man eine ruckartige Bewegung, die der Fortbewegung dient. Die Stechmückenlarve gelangt auf diese Weise auch zum Sauerstoff. Über ein 94 Atemrohr am Hinterende holt sich Culex-Larve ihren Sauerstoff, Hierzu befähigen sie zwei Paar Tracheenblasen in der Brust der in der Folge über Tracheen im Körper verteilt und über und im drittletzten Hinterleibssegment, die mit Luft gefüllt sind. Diffusion in die Zellen aufgenommen wird. Bei der Larve der Sie sind von einem schwarzen Pigmentmantel umhüllt. Anopheles fehlt ein Atemrohr. Sie haben deshalb eine andere Aufhängestellung Aufhängung): Die an der Wasseroberfläche beiden auf der (waagrechte Rückseite des 8. Hinterleibssegments liegenden Tracheenöffnungen befinden Larve der Büschelmücke sich in einer seichten Vertiefung. Libellen (Odonata) Familie Büschelmücken (Chaoboridae) Büschelmücken wurden früher zu den Stechmücken gestellt, sie sind jedoch keine Blutsauger. Ihr Kennzeichen ist die Das Leben der Imagines ist sehr kurz. Ähnlich wie bei Culex werden die Einzeleier zu einem scheibenförmigen Schiffchen zusammengeklebt. Die Larven sind so durchsichtig, dass schon bei schwacher Vergrößerung alle Körperorgane durch die Haut zu erkennen sind. Sie haben keine Atemöffnung, sondern begnügen sich mit Hautatmung. Sie hängen nicht wie Culicidae der Wasseroberfläche, waagrechter Haltung Unterordnungen eingeteilt: Die Kleinlibellen und die Großlibellen. Behaarung der Flügel. an Libellen sind hemimetabole Insekten und werden in zwei in sondern schweben verschiedenen in völlig Wasserschichten. Die Zahl der Larvenstadien schwankt zwischen 10 und 15, in denen sich die Larve in gewissen Abständen häutet und jedes Mal wächst. Die gesamte Entwicklungszeit der Larven kann zwischen einigen Monaten und etwa fünf Jahren betragen. Ist die Larve völlig ausgewachsen, stellt sie die Nahrungsaufnahme ein, kriecht auf einen Pflanzenstängel und schaut dabei so weit aus dem Wasser heraus, dass nur noch der Hinterleib davon bedeckt bleibt. Die Darmatmung wird mit Hilfe der Stigmen der Vorderbrust durch Tracheenatmung http://univie.ac.at/freilanddidaktik 95 ersetzt. Schließlich kriecht die Larve völlig aus dem Wasser Ruhestellung mit den Oberseiten zueinander über dem heraus und krallt sich an der Unterlage fest. Mit der Zeit bildet Rücken zusammengelegt. Der Abstand der beiden sich zwischen der Larvenhaut und der Imago eine Luftschicht, Augen ist bedeutend breiter als ein einzelnes Auge (von die die Larvenhaut platzen lässt; die Imago zwängt sich aus oben gesehen). Die Atmung erfolgt über drei blattartige dieser heraus. Die Exuvien sind sehr oft an Ufern zu finden. Anhänge am Hinterleibsende. Sämtliche Libellenlarven sind Räuber. Zum Ergreifen der Beute Großlibellen (Anisoptera): umfassen mittelgroße bis dient die umgestaltete Unterlippe. Sie besteht aus zwei Teilen große Formen. Ihr Hinterleib ist kräftig. Vorder- und und wird auch als „Fangmaske“ bezeichnet, da sie in Hinterflügel haben verschiedene Gestalt und werden in Ruhestellung die gesamte Kopfunterseite bedeckt. Ruhe waagrecht ausgebreitet gehalten. Die Augen Libellenlarven atmen über Tracheenkiemen. Bei Großlibellenlarven sind diese im Enddarm verborgen. Das stoßen zusammen. Die Atmung erfolgt über im Enddarm verborgene Tracheenkiemen. Atemwasser wird durch rhythmisches Zusammenziehen und Erweitern des Enddarms gewechselt. Kleinlibellenlarven tragen blattartige Anhänge am Hinterleibsende als Tracheenkiemen. Dadurch, dass die beiden Flügelpaare abwechselnd bewegt werden können, schaffen es Libellen sowohl an Ort und Stelle zu verharren, als auch rückwärts zu fliegen. Kleinlibelle Großlibelle Kleinlibellen (Zygoptera): haben einen langen, mehr oder weniger dünnen Hinterleib. Ihre beiden Flügelpaare sind von nahezu gleicher Gestalt und werden in http://univie.ac.at/freilanddidaktik 96 zwischen ihnen und dem Rand der Deckflügel entstehenden Käfer (Coleoptera) Spalt kann frische Luft in die beiden letzten auf dem Rücken Mit einer artenreichste holometabolen Entwicklung Insektenordnung. Sie sind haben Käfer sich in die liegenden Stigmen des Tracheensystems einströmen. ihrer Dieser Atemraum in Blasenform spielt im Winter eine große Entwicklung an das Leben in Gewässern angepasst und Rolle. Die Tiere können durch Ausstrecken und Einziehen der demnach unterschiedliche Ernährungsweisen, Atemtechniken Blase Sauerstoff in die sauerstoffarme Blase diffundieren und Fortbewegungsarten ausgebildet. lassen („physikalische Kieme“). Alle Schwimmkäfer ernähren sich von kleineren Wassertieren Familie Schwimmkäfer (Dytiscidae) aller Art, die sie mit den Vorderbeinen Schwimmkäfer sind im Vergleich zu den Wasserkäfern sehr gut packen und mit den Mundwerkzeugen an das Leben im Wasser angepasst. Der abgeflachte Körper zerkleinern. hat keine Vorsprünge und erleichtert dadurch das Durchgleiten Bei den Männchen sind die ersten drei des Fußglieder stark verbreitert und mit Wassers. Die Hinterbeine sind mit ihren breiten, abgeflachten Gliedern und den langen, dicht stehenden besonders gestalteten Schwimmborsten perfekte Ruder. Beim Schwimmen werden gestielten Saugnäpfen diese gleichzeitig nach hinten gestoßen. ihnen heftet sich das Männchen bei der Auch der Schwimmkäfer atmet mittels eines Tracheensystems. Paarung auf dem Halsschild Zum der des Weibchens fest. Die Larven sind besonders durch die Wasseroberfläche mit der Hinterleibsspitze und den nach vorne merkwürdige Gestalt ihrer Mundwerkzeuge gekennzeichnet. aufgehaltenen Hinterbeinen auf. Mit ihren Klauen durchbrechen Die Mandibeln stellen gebogene Dolche dar. Die Larven sind sie Räuber Luft das Holen hängen sich Oberflächenhäutchen, Hinterleibssegmente etwas http://univie.ac.at/freilanddidaktik nach Dytisciden biegen unten und an die letzten durch den und Haaren besetzt. durchbohren oder Mit Gelbrandkäfer ihre Beute mit der spitzen Oberkieferzange. 97 Auch die Larven atmen Luft, die sich jedes Bein eines Paares wird für sich bewegt. Wasserkäfer sind an der Wasseroberfläche durch zwei daher langsame Schwimmer. Auch in anderer Hinsicht sind sie Stigmen noch nicht so gut ans Leben im Wasser angepasst wie die des letzten Hinterleibssegments aufnehmen. Die Schwimmkäfer. Entwicklungszeit Art Auch die Wasserkäfer haben eine physikalische Kieme. Sie verschieden lang. Die erwachsenen atmen ebenfalls atmosphärische Luft. Die Hauptmenge ihres Larven klettern an das Ufer und Luftvorrats tragen sie jedoch an der Unterseite von Brust und verpuppen Hinterleib, wo sie durch samtartige Flächen festgehalten wird. sich ist je dort nach in selbst gegrabenen Erdhöhlen. Bedeutend weniger Luft wird unter den Flügeln aufbewahrt. Die adulten Wasserkäfer sind hauptsächlich Pflanzenfresser. Die räuberischen Larven leben zum größten Teil nur in ganz seichtem Wasser. Die meisten nehmen durch zwei Stigmen am Gelbrandkäferlarve Körperende Luft auf. Familie Wasserkäfer (Hydrophilidae) So sehr sich Hydrophilidae und Dytiscidae bei schnellem Hinschauen gleichen, so bedeutend sind die Unterschiede zwischen beiden Familien in der Lebensweise und auch in wichtigen Merkmalen des Körperbaues. : Stachelwasserkäfer Der Rücken des Wasserkäfers ist stark gewölbt. Deren Mittelund Hinterbeine sind nur spärlich mit Schwimmhaaren besetzt, und beim Schwimmen werden sie nicht gleichzeitig, sondern http://univie.ac.at/freilanddidaktik 98 Urzeitkrebse Diese drei Ordnungen sind: Die Urzeitkrebse sind eine uralte Krebsgruppe. Man kann sie • Anostraca ( Feenkrebse ) als lebende Fossilien bezeichnen, da sich die heutigen Arten • Notostraca ( Rückenschaler ) kaum • Conchostraca (Muschelschaler, eigentlich zwei von den unterscheiden. vor Mio. Urzeitkrebse von sind Jahren lebenden vermutlich im Arten Meer Ordnungen, Spinicaudata & Laevicaudata) entstanden. Zu den Urzeitkrebsen werden drei Ordnungen der Klasse Anostraca (Feenkrebse) Branchiopoda gezählt: Wie der Name bereits verrät, besitzen die Anostraca kein Schild. Sie schwimmen auf dem Rücken und dabei kann man sehr schön die Bewegung der Beine beobachten, wodurch sie sich einerseits fortbewegen aber auch Nahrung aus dem Wasser herausfiltrieren können. Die Nahrung wird dadurch bis zum Mund transportiert. Bei den Anostraca kann man Männchen und Weibchen auch sehr deutlich unterscheiden. Geschlechtsreife Weibchen besitzen einen Brutsack in dem sich die reifen Eier befinden und dieser ist sehr deutlich zu erkennen. Die Männchen besitzen oft auffällig geformte Antennenanhänge, die zur Umklammerung des Weibchens während der Paarung dienen. http://univie.ac.at/freilanddidaktik 99 Die Dauereier benötigen einige Tage im Wasser bevor sie sich besondere Aufmerksamkeit zu, da sie die älteste lebende bei der nächsten Überschwemmung weiter entwickeln. In Tierart der Welt beherbergt: Triops cancriformis ist seit mehr als Österreich 220 Mio Jahren in seiner Gestalt unverändert geblieben. sind momentan acht Feenkrebs-Arten nachgewiesen. Die Anostraca sind in ihrer heutigen Gestalt seit Im Gegensatz zu den Feenkrebsen bewegen sie sich mit der dem Jura bekannt. Bauchseite nach unten fort und sind daher auch hauptsächlich am Grund von Gewässern zu finden. Dort wühlen sie im In Österreich gibt es 8 Arten Branchinecta ferox Branchinecta orientalis Branchipus schaefferi Tanymastix stagnalis Chirocephalus carnuntanus Bodenschlamm, um Nahrung zu finden. Die Rückenschaler sind Allesfresser und können neben Plankton auch größere Tiere wie Mückelarven oder Kaulquappen erbeuten. Unter den heimischen Rückenschalern finden sich größtenteils Weibchen, die die reifen Eier in Bruttaschen tragen. Diese sind umgebildete Anhänge des 11. Beinpaares. Chirocephalus shadini Eubranchipus grubii In Österreich sind 2 Arten bekannt: Streptocephalus torvicornis Lepidurus apus Notostraca (Rückenschaler) Triops cancriformis (Bild: vertrocknetes Individuum, Foto: EE) Notostraca besitzen im Gegensatz zu den Anostraca einen flachen Rückenpanzer. Durch diesen werden der Kopf und die beintragenden Segmente des Körpers bedeckt. Dieser Ordnung der Urzeitkrebse kommt http://univie.ac.at/freilanddidaktik 100 Conchostraca (Muschelschaler) Conchostraca sind seit dem Silur Lebensraum bekannt. Ihr Körper ist von einer zweilappigen Schale umhüllt. Man Astatische Gewässer = Gewässer die nur kurzfristig Wasser findet führen. Das können unregelmäßig auftretende Regenpfützen sie vorwiegend auf dem Grund von Gewässern, wo sie sich oder sogar im Schlamm eingraben, so Überschwemmungstümpel entlang von Flüssen sein. meist nach der Schneeschmelze auftretende dass nur ihr Hinterende herausragt. Sie schwimmen mit dem Rücken nach oben. Conchostraka vermehren sich über Diese Parthenogenese oder Selbstbefruchtung bis hin zu getrennt Schwankungen geschlechtlicher Fortpflanzung. Extrembiotope erfordert deshalb eine besondere Anpassung In Österreich sind 6 Arten bekannt: kurzfristigen Wasseransammlungen unterworfen. Die sind starken Besiedlung dieser und Spezialisierung. Laevicaudata: Lynceus brachyurus Spinicaudata: Cyzicus tetracerus Eoleptestheria ticinensis Leptestheria dahalacensis Imnadia yeyetta Limnadia lenticularis http://univie.ac.at/freilanddidaktik 101 Dazu gehört die rasche Entwicklung von der Larve bis zum geschlechtsreifen Krebs. Diese Entwicklung kann bei sommerlichen Temperaturen schon nach wenigen Tagen 3. Fachdidaktischer Teil Planung: Da wir uns innerhalb der Gruppe geeinigt haben, dass die abgeschlossen sein. SchülerInnen nicht alle Stationen absolvieren müssen, hatte Das Überdauern langer Trockenphasen erfolgt ausschließlich jede einzelne Station auch mehr Zeit zur Verfügung (20 – 25 durch „Dauereier“. Diese können jahrzehntelange Trockenheit min). Doch auch diese überdauern. 20 bzw. 25 Minuten sind nicht unbedingt lange, wenn man ein so umfangreiches Thema wie Wasser-Arthropoden behandelt. Gefährdung Also mussten wir uns auf einige wenige Fakten beschränken. Die Hauptursache der Gefährdung liegt in der Vernichtung der Lebensräume, durch Zuschüttung, Regulierung und Zeitplanung: Stauhaltung von Flüssen. Dadurch wird die Wechselwirkung 2 min kurze Einführung ( Was sind Arthropoden? ) zwischen dem Fluss und dem umliegenden Au–Gebiet 10 min Keschern unterbunden. 10 min Besprechung: Quelle: www.urzeitkrebse.at - Was wurde gefunden? - Anpassung an den Lebensraum Wasser Lehrziele: Was wollten wir vermitteln? Wir wollten den Schülern erst einmal erklären, was Arthropoden eigentlich sind. Denn es passiert unserer Meinung nach leider zu oft, dass Fachausdrücke ganz selbstverständlich verwendet http://univie.ac.at/freilanddidaktik 102 Dazu haben wir auch jeweils Schwimmkäfer und Wasserkäfer verglichen, da man hier sehr schön Anpassung zeigen kann. Schwimmkäfer leben wesentlich länger im Wasser und sind deshalb auch schon besser an diesen Lebensraum angepasst als die Wasserkäfer. Diese Anpassung kann man sehr schön an der unterschiedlichen Ausbildung der Extremitäten erkennen. werden, obwohl man eigentlich nicht weiß was damit gemeint ist. Anschließend sollten die Schüler einfach keschern und somit auch direkt mit Natur in Berührung kommen. An dem gefundenen Material wollten wir die Anpassungen an den Lebensraum Wasser besprechen und dabei auf die Atmung und die Extremitäten eingehen. http://univie.ac.at/freilanddidaktik 103 Zum Thema Atmungsorgane haben wir ein Plakat vorbereitet wollten, haben wir in den Tagen, bevor die SchülerInnen kamen um den Schülern auch die unterschiedlichen Formen der bereits einige Arten gesammelt und sie in Schwimmaquarien Atmung zu zeigen. aufbewahrt. Da wir die Anpassung an einigen bestimmten Arten zeigen So konnten wir den SchülerInnen bspw. die unterschiedliche Ausbildung der Extremitäten bei Schwimm- und Wasserkäfern zeigen, auch wenn diese keine passenden Exemplare fanden. Uns war es besonders wichtig dass die SchülerInnen erkennen, welch Artenreichtum in einem astatischen Gewässer zu finden ist. Dabei wollten wir die Urzeitkrebse Gruppe der besonders hervorheben. Das Keschern war uns persönlich sehr wichtig, da dies eine Möglichkeit war, Schülern Natur begreifbar zu machen. Obwohl viele anfänglich etwas Scheu zeigten, waren doch alle mit viel Eifer dabei. http://univie.ac.at/freilanddidaktik 104 4. Reflexion zweit zu unterrichten, da ein Unterricht in dieser Form sehr leicht durcheinander geraten kann. • Barbara Köppel Obwohl die erste Runde wirklich noch etwas chaotisch war, bin Unser größtes Problem war unserer Meinung nach ein ich trotzdem sehr zufrieden, weil ich sah, wie viel besser es mit Zeitproblem. Da wir mit unserer Station doch eher abseits jedem weiteren Mal gelaufen ist. lagen, brauchten die Schüler immer sehr viel Zeit um zu uns zu Für kommen und so ist es sich zeitmäßig oft nicht ausgegangen, SchülerInnen in der Natur zu arbeiten und ich persönlich habe alle geplanten Dinge zu besprechen. in diesen paar Tagen auch mehr gelernt als in so mancher Bei der ersten Schülergruppe haben wir gemerkt, dass unser Vorlesung! mich persönlich war es eine tolle Erfahrung mit Konzept auch viel zu umfangreich ist und wir mussten daher laufend Abstriche machen. Doch gerade das habe ich als sehr spannend empfunden, da man auch im Unterricht einfach kein starres Konzept haben kann, sondern spontan reagieren muss. Deshalb beschränkten wir unser Konzept auch nicht nur auf die Wasserarthropoden. Denn wenn ein Schüler einen Frosch oder eine Rotbauchunke gefunden hat, so wollten wir auch darauf kurz eingehen. Natürlich war auch das Arbeiten zu zweit manchmal schwierig, da man den anderen nicht ins Wort fallen wollte. Da ich schon aus meinem Zweitfach Erfahrungen im „Teamteaching“ habe, muss ich sagen, dass ich es generell schwieriger finde, zu http://univie.ac.at/freilanddidaktik • Kathrin Schandl Nachdem ich schon durch meine KollegInnen, die die Freilanddidaktik in Marchegg die Jahre zuvor besucht hatten, auf das Geschehen der fünf Tage (im Positiven) vorbereitet worden war, waren demnach meine Erwartungen an die Lehrveranstaltung sehr hoch. Im Rahmen meiner/unserer Tätigkeiten wurden, zu meiner Verwunderung, alle Erwartungen weit übertroffen! Nicht nur, dass ich mich bei der eigens vorbereiteten Station, den Wasserarthropoden, um Häuser besser auskenne, auch alle anderen Stationen waren so eindrucksvoll aufbereitet, dass es 105 ein Genuss war, in jede einzelne Thematik eine Einführung und gegebenenfalls eine Vertiefung bekommen zu haben. Den sozialen Aspekt der Lehrveranstaltung möchte ich gar nicht näher erläutern, er war einfach nur SPITZE! Nähere Informationen möchte ich hier gar nicht preisgeben. Wen es interessiert: marchegg2006.twoday.net ! ☺ In diesem Sinne spreche ich ein Lob an das gesamte Team aus, das uns selbst (StudentInnen) einen Wissenserwerb und eine Wissensweitergabe http://univie.ac.at/freilanddidaktik SchülerInnen ermöglicht hat! derartigen an die 106 der g.schupfte walter: offizielle hymne der station marchegg von Erich Eder & Peter Pany – zu singen nach der Melodie des „G’schupften Ferdl“ von Helmut Qualtinger und Gerhard Bronner (1) Heute zieht der Walter alte Gummistiefel an, Er hat kan Anzug, geht nie elegant, Zieht nie Krawatten an, auch hat er keinen Frack, So haut er sich ins Biologen-Gwand Denn hier in Marchegg, hinterm Lüssenfeld geht alles ZACK ZACK ! (2) Kommts wir räumen jetzt noch alle Holzregale aus, und dann räumen wir sie alle wieder ein! Ich bin bekannt dafür, dass in Marchegg das Haus Ist immer sauber, picobello rein. (Zwischenspiel) In Brasilien, da hab ich sieben Jahr gelebt, Hab keine Dusche und auch kein WC gehabt! Doch ihr Studenten aus Wien und Umgebung Habt keine Ahnung von asketischer Verpflegung. Drum dürft ihr hier zu eurer geistigen Erhebung Im grindigen Marchegger Häusl schlafen, sagt Profehessor Hödl. Er steigt ins Automobil Und das bringt ihn sehr agil In sein Quartier - den Islandpferdehof. Dort hat man Dusch' und WC - Dass er's nicht braucht, wisst’s ihr eh Doch ist es unter Umständ durchaus doch kommod... Dem Düdlü steckt daweu schon der Rausch im Gnack, Denn bei uns geht alles - eh scho wissn - wie? ZACK ZACK! Denn hier in Marchegg, hinterm Lüssenfeld geht alles ZACK ZACK ! (3) Und er lauft gleich zur Akuhustischen Kamera, Ist verzückt und dreht sich RUHE schrei'nd im Kreis, Doch da ist doch noch ein Nebengeräuhäusch da Erich, du bist schuld! Doch der war immer leis... Denn hier in Marchegg, hinterm Lüssenfeld geht alles ZACK ZACK ! http://univie.ac.at/freilanddidaktik (Schluss) Am nächsten Morgen zieht der Walter wieder alte Gummistiefel an. Er hat kan Anzug, geht nie elegant, Zieht nie Krawatten an, auch hat er keinen Frack, So haut er sich ins Biologen-Gwand Denn hier in Marchegg, hinterm Lüssenfeld, geht wieder einmal alles ZACK ZAAAACK ! 26.4.2006 107 amphibien von Eva Ursprung & Doris Kruder Metamorphose, die Amphibienlarven durchlaufen um sich zum Was heißt „Amphibien“? Adulttier zu entwickeln, entspricht im weitesten Sinne der Das Wort „Amphibien“ leitet sich aus den griechischen Wörtern Entwicklung „amphi“ für „doppelt“ und „bios“ für „Leben“ ab und deutet somit vermitteln uns daher einen kleinen Einblick in die Mechanismen auf und Abläufe der Evolution. die „Doppellebigkeit“ hin, d.h. die Nutzung von Lebensräumen an Land sowie im Wasser. der Fische zu Landwirbeltieren. Amphibien Mittlerweile sind Amphibien auf allen Kontinenten der Erde mit Ausnahme der Antarktis vertreten. Vor allem tropische Seit wann gibt es Amphibien? Regenwälder zeigen eine große Diversität, da günstige, kaum Amphibien waren die ersten Wirbeltiere, die vor ca. 370 Mio. Jahren (Devon) das Land besiedelten. Sie entwickelten sich aus der Fischgruppe der Quastenflosser. Über die Gründe, warum sie dies taten, gibt es zahlreiche Theorien (zu starker Raubdruck im Wasser, Nahrungskonkurrenz, Erschließung bisher ungenutzter Lebensräume, …), Tatsache ist jedoch, dass etliche Anpassungen und Umwandlungen notwendig waren, um an Land überleben zu können. Statt den Kiemen mussten sich Lungen entwickeln, die Flossen zu Beinen umgebaut werden und noch vieles mehr. Dieser Umbau ist heute noch an der Entwicklung der Tiere selbst zu sehen. Die 108 schwankende Klimaverhältnisse (keine Jahreszeiten) mit hoher Amphib bei Temperaturen unter 0°C aktiv bleiben. Die Luftfeuchtigkeit und Temperatur herrschen. Oft hatte auch die Körpertemperatur erdgeschichtliche Eiszeit Aufenthaltsortes, aber teilweise auch direkt mittels Produktion Todesbarriere für viele Tierarten) erheblichen Einfluss auf das von Sekreten, die die Verdunstungskühlung herabsetzen, Überleben und an der Verbreitung vieler Arten. Amphibien verändert werden. besiedeln allerdings auch Extremstandorte wie Wüsten und Die Starre (Torpor) ermöglicht den Amphibien, ungünstige Hochgebirge. Klimabedingungen (z.B. Winter) zu überstehen, und auch Entwicklung (Alpen waren zur Wie kann man Amphibien unterteilen? kann indirekt, durch Variation des gleichzeitig den Energieverbrauch auf ein Minimum zu reduzieren, da die Stoffwechselrate stark abfällt und sich Puls und Atmung verlangsamen. Ab einem kritischen Man unterscheidet in der Klasse der Amphibien 3 rezente Temperaturwert ziehen sich Amphibien daher in Gewässer Ordnungen: bzw. in die Erde zurück, um in Starre zu verfallen. Da Wasser bei 4°C die größte Dichte besitzt, befindet sich ● Schwanzlurche dieses ● Froschlurche Wasserkörpers ● Blindwühlen (nur tropisch verbreitet) Rückzugsbereich. Wieso sind Amphibien „kalt“? Wie atmet ein Amphib? stets am Grund und eines bietet (ausreichend daher einen großen!) günstigen Amphibien sind wechselwarme (ektotherme) Tiere, d.h. ihre eigene Körpertemperatur ist von der Umgebungstemperatur Im Larvenstadium erfolgt die Sauerstoffaufnahme direkt aus abhängig und kann nicht aktiv verändert werden. Der optimale dem Wasser über die Haut und über äußere bzw. innere Temperaturbereich variiert von Art zu Art, jedoch kann kein Kiemen. Die Haut ist meist in diesem Entwicklungszustand das http://univie.ac.at/freilanddidaktik 109 aktivste Atmungsorgan, wo bis zu 60% der Sauerstoffaufnahme die Lunge geht daher mehrmals hintereinander vor sich, bis der und bis zu 50% der Kohlendioxidabgabe erfolgen können. Lungeninhalt wieder vollständig ausgetauscht ist. Während der Metamorphose bilden sich die Kiemen zurück und eine Lunge entwickelt sich. Nur wenige Arten behalten auch im Adultstadium die Kiemenatmung bei. Die Amphibienhaut bietet Schutz vor mechanischen, chem. und Adulttiere atmen mittels Haut, Lunge und Mundhöhlenepithel. Kiemen sind nur in Ausnahmefällen vorhanden (z.B. Axolotl). Da Amphibien kein Zwerchfell und keinen geschlossenen Brustkorb besitzen, können sie nicht aktiv einatmen. Die Ventillation der Lunge erfolgt daher über aktives Einsaugen und Verschlucken geschlossenem der Luft. Mund Wird der gesenkt, wird Mundboden Luft durch bei den entstehenden Unterdruck durch die Nasenlöcher in die Mundhöhle gesaugt. Anschließend werden die Nasenlöcher geschlossen, der Mundboden gehoben und folglich die Luft in die einzige Ausweichmöglichkeit, die Lungen, gepresst. Durch erneutes Senken des Welche Eigenschaften besitzt die Haut? Mundbodens bei geschlossenen Nasenlöchern, wird die Luft wieder durch den entstehenden Unterdruck aus der Lunge in die Mundhöhle geleitet. Der MundRachenraum erreicht nur etwa ein Viertel des Luftvolumens der physikal. Einflüssen, gleichzeitig ist sie auch Ausscheidungsund Atmungsorgan. Nach dem Übergang zum Landleben muss sich ein Amphib vor allem vor Austrocknung schützen. Da die Haut nackt ist, d.h. sie besitzt weder Schuppen noch Haare, die vor Verdunstung schützen, enthält sie zahlreiche Schleimdrüsen, die die Haut befeuchten. Weiters besitzt die Amphibienhaut Drüsen, die Duft-, Abwehrund auch Giftstoffe produzieren können. Durch die Einlagerung von Pigmentzellen, besitzt die Haut auch wichtige Signalfunktion. Einerseits wird Färbung zur Tarnung (Krypsis) eingesetzt, viele Amphibien sind sogar in der Lage ihre Färbung der Umgebung anzupassen, andererseits aber auch zur Warnung an Fraßfeinde (z.B. bunte Färbung der Bauchseite der Unken). gedehnten Lunge. Das Schlucken und Einpressen der Luft in http://univie.ac.at/freilanddidaktik 110 Der geringe Verhornungsgrad der Oberhaut sowie die Bei den restlichen Amphibien findet äußere Befruchtung statt, ausgedehnten Kapillarnetze machen die Haut zu einem indem sich das Männchen an den Rücken des Weibchens wichtigen Atmungsorgan. klammert und die Eier gleich nach ihrer Abgabe besamt. An der Welche Besonderheiten gibt es bei der Fortpflanzung? keine feste Eischale, die und Frosch- und Unkenlaich (in Ballen) unterscheiden. Amphibien sind keine Amniota, d. h. ihre Eier besitzen Art der Abgabe kann man zwischen Krötenlaich (in Schnüren) vor Austrocknung schützt. Daher sind Amphibien in den gemäßigten Breiten, d.h. in Regionen mit niedriger Luftfeuchtigkeit, auf Wasserkörper angewiesen. Molche und Salamander besitzen innere Befruchtung, d.h. vom Weibchen wird eine Spermatophore (=Samenpaket) in die Kloake aufgenommen und die Befruchtung der Eizelle findet anschließend im Inneren des Weibchens statt. Kreislauf Froschlurche – Kreislauf Schwanzlurche: Anschließend werden die befruchteten Eier meist einzeln an Warum rufen Amphibien? Wasserpflanzen befestigt. Nur sehr wenige, Alpensalamander, sind wie der im Gebirge beheimatete lebendgebärend (ovovivipar) und bringen bereits fertig entwickelte Junge zur http://univie.ac.at/freilanddidaktik Welt. Die Lautbildung bei Amphibien ist den männlichen Tieren vorbehalten, Weibchen können keine Laute erzeugen. Die Rufe haben unterschiedliche Funktion: Der Abwehrruf hält andere 111 Männchen auf Distanz, der Lockruf signalisiert den Weibchen Die Vorbereitung: die Paarungsbereitschaft eines Männchens, der Paarungsruf stimuliert ein schon gepaartes Weibchen zur Eiabgabe, der In den Wochen zuvor haben wir uns umfangreich auf das Schreckruf soll Angreifer kurz irritieren, u.s.w. Thema „Amphibien“ vorbereitet: Bücher gelesen, das Internet durchstöbert, CDs mit Froschrufen gesammelt... Obwohl wir ja Welche Feinde haben Amphibien? nicht genau einplanen konnten, welche Tiere wir schlussendlich Man vermutet, dass Spinnentiere(!) die größten natürlichen Feinde der Amphibien sind. finden würden, hatten wir einen mehr oder weniger genauen Ablaufplan zusammengestellt. Dies erwies sich als äußerst Gefährdung: hilfreich, da wir die Zeit in Marchegg ausschließlich zum Der Mensch vernichtet durch Zerstörung der Lebensräume in Fangen der Tiere nutzen konnten. Uns war bewusst, dass wir Kulturlandschaften, von mehr als nötig geplant hatten, und rechneten damit, dass wir Fließgewässern, Düngung, Pestizide, Umweltverschmutzung, nicht alles in den 35 Minuten, die jede Gruppe pro Station Zeit und noch vieles mehr, täglich einen gewaltigen Anteil der hatte, unterbringen konnten. Trockenlegungen, Regulierung amphibischen Biomasse. In Österreich gelten die meisten Amphibienarten als „stark gefährdet“ und sind streng geschützt. Warum gerade Marchegg? Vorbereitung vor Ort: Das Fangen der Amphibien war sehr unterschiedlich. Einige Tiere konnten wir sofort ohne große Mühe (Wechselkröte, Wasserfrösche, Laubfrosch,…), andere jedoch sehr schwer In den Marchauen existieren mehr als die Hälfte aller Reptilien- (Knoblauchkröte, Teichmolch,…) fangen. und Amphibienarten Österreichs. http://univie.ac.at/freilanddidaktik 112 Laubfrösche fängt man am einfachsten in der Nacht, wenn sie Unsere Methoden: Auf seichten, sammlungen daher auf leicht Feldern überschaubaren (Folge der Wasseran- starken March- zu den Gewässern kommen und sich dort lautstark bemerkbar machen. Überflutungen) konnten die Amphibien z. T. mit der Hand direkt Erd- und Knoblauchkröten findet man meist an Land, teilweise gefangen werden. auch in der Erde eingegraben. Wasserfrösche und Unken können tagsüber aber auch in der Als sehr hilfreich erwies sich die Zuhilfenahme eines Keschers. Nacht (mit Taschenlampe Anleuchten hilft, da die Tiere Wir näherten uns den Tieren langsam von vorne an, und geblendet werden) gefangen werden. versuchten, sie in die Kescher zu treiben. Schlussendlich hatten wir folgende Arten als bei der Demonstrationstiere gefangen: 1) Wechselkröte 1 2 3 2) Erdkröte 3) Knoblauchkröte 4) Teichfrosch 5) Springfrosch 4 5 6 6) Rotbauchunke 7) Teichmolch (wurde von Schüler Wasserarthropodengruppe gefangen) 8) Laubfrosch 7 8 http://univie.ac.at/freilanddidaktik 9 9) Froschlaich und Kaulquappen (nicht weiter bestimmt) 113 Den Standort unserer Station wählten wir in der Nähe des sich ekeln muss. Durch das Angreifen der Tiere und das Hauses hinter einem kleinen Abhang in der Nähe eines kleinen Beobachten Lassen wollten wir die Begeisterung für Amphibien Tümpels, der von Bäumen beschattet wurde. Somit benötigten fördern! wir kein Zelt zur Beschattung der Amphibien, um deren Überhitzung zu verhindern. Auf einen Tisch stellten wir alle Aquarien und Terrarien sowie einige Bücher zum Thema „Amphibien“ und einen CD-Player, der ständig eine CD mit verschiedensten Froschlauten spielte. Zusätzlich hatten wir noch Plakatständer, auf die wir Plastikplatten (wetterfest) positionierten, um die Brainstorm-Feedback-Poster zu befestigen. Planung und Ausführung: Was war das Lehrziel? Take-home message: 1) Amphib ist nicht gleich (nur) grüner Frosch! Die Klasse der Amphibien hat sich an das Leben in der Au sehr gut angepasst – es gibt viele verschiedene Arten, die verschiedene Nischen gebildet haben. 2) Wir wollten den SchülerInnen vor allem begreiflich machen, Was war die Methode? Nachdem wir uns vorgestellt hatten, ersuchten wir die Schüler alles, was ihnen zum Thema „Amphibien“ einfiel, auf ein weißes Plakat aufzuschreiben. Somit wollten wir sie motivieren, erst einmal eigenständig über dieses Thema nachzudenken und gleichzeitig konnten wir so den Wissenstand der Schüler abschätzen. Wir ließen die Schüler auch über die Bedeutung des Wortes „Amphibien“ nachdenken, und waren überrascht, dass einige Schüler sogar Griechisch-Unterricht in der Schule hatten und so nach einiger Überlegung die Wortbedeutung erklären konnten. Dies war auch gleichzeitig eine gute Überleitung zum Thema „Leben an Land und im Wasser“. Um weitere Eigenschaften der Amphibien zu betrachten, wollten wir den Schülern keinen Frontalvortrag präsentieren, dass Amphibien keine „grauslichen“ Tiere sind, vor denen man http://univie.ac.at/freilanddidaktik 114 sondern sie durch Fragen und Anmerkungen zum Aufstellen Um diese Eigenschaften auch besser „begreifen“ zu können, von Theorien und Entwickeln von Ideen veranlassen. nahmen wir einzelne Tiere aus ihren Terrarien heraus und gaben sie den Schülern in die Hand. Zuvor gaben wir ihnen ● Wie atmet ein Amphib? noch Instruktionen zum richtigen Umgang mit Amphibien: ● Welche Eigenschaften und daraus folgende Funktionen Befeuchten der Hände, festes Halten an Hinterbeinen oder besitzt die Haut? Oberarm, … . ● Was fällt euch im Vergleich zu eurem Haustier (Katze, Meerschweinchen,…) ein? Temperatur ● Was macht ein Amphib im Winter? Da wir vor allem auf die Anpassungen und Besonderheiten der Tiere und nicht die reine Artenkenntnis eingehen wollten, stellten wir den Schülern einzelne Fragen, die sie durch Beobachtung beantworten sollten: http://univie.ac.at/freilanddidaktik 115 ● Wir haben hier ein Amphib, das hat 4 Finger und 5 Zehen. durch die erhöhte Oberflächenspannung besonders guten Halt Welches ist das? auf waagrechten Strukturen, wie z.B. Bäumen und Sträuchern. Dann ließen wir die SchülerInnen die Tiere beobachten und Finger und Zehen abzählen. ● Ein weiterer Frosch kann gut springen. Welcher könnte es Lösung: Fangfrage! :-) Alle Amphibien (außer den nur tropisch sein? Was benötigt man, um gut springen zu können? verbreiteten Blindwühlen) haben 4 Finger und 5 Zehen! Lösung: Der Springfrosch mit seinen sehr langen Beinen (legt man die Beine vorne an, so überragt das Fersengelenk sogar ● Eines der Tiere ist stark giftig? Welches ist das? Und woran die Schnauzenspitze!) kann man das sehen? Lösung: Die Rotbauchunke – Sie hat eine orange-schwarz ● In einem Käfig sieht man kein Tier. Wo könnte es sich gefleckte Bauchseite, die als Warnung dient. verstecken? Wie sieht ein Feind, dass die Unke giftig ist? Er sieht sie ja Unter dem Stein? (meist) von oben! Lösung: Nein! – Unter der Erde! Die Knoblauchkröte kann sich Lösung: Bei Bedrohung macht die Rotbauchunke ein „Hohlkreuz“ und legt die Beine dem Rücken an. So wird der mit ihren Grabschaufeln (verhornte Struktur an den Hinterbeinen) eingraben! Bauch mit der Warnfarbe sichtbar. ● Bilden alle Amphibien bei der Metamorphose ihren Schwanz ● Eines der Amphibien kann besonders gut klettern. Welches zurück? ist das? Woran erkennt man dies? Lösung: Nein! – Schwanzlurche (z.B. Molche) tragen auch im Lösung: Der Laubfrosch – Seine Zehen- und Fingerspitzen sind Adultstadium einen Schwanz scheibenförmig verbreitert. Mit diesen „Haftscheiben“ hat er http://univie.ac.at/freilanddidaktik 116 ● Welche Amphibien sind widerstandsfähiger, z.B. weniger FROSCHLURCHE Unken empfindlich gegen Trockenheit? Kröten Lösung: Kröten - sie besitzen eine starke, warzige Haut, die sie Baumfrösche vor Austrocknung schützt. Braunfrösche Wasserfrösche ● In welchem Lebensraum könnten sich die Frösche, die jetzt noch übrig geblieben sind, vermehrt aufhalten und wieso? BLINDWÜHLEN Lösung: Wasserfrösche sind häufig in Tümpeln und Teichen anzutreffen. Durch ihre erhöhte Augenposition und die grün- Da wir in der Vorbereitungsphase für unsere Station ca. eine braune Rückenfärbung sind sie an diesen Lebensraum ganze Stunde eingeplant hatten, schlussendlich jedoch nur 35 angepasst. Minuten zur Verfügung hatten, mussten wir die Erarbeitung der Entwicklungskreisläufe von Frosch- und Schwanzlurchen Gleichzeitig mit dieser erarbeitenden Phase erstellten wir durch weglassen. Die Schüler hätten dabei schon vorbereitete vorher kleinen (farbige und folierte!) Kärtchen mit Bildern und Texten auf zwei systematischen Überblick. Mit jeder besprochenen Art kam ein Magnettafeln richtig zuordnen sollen. Nur durch genaues neues Kärtchen dazu. Somit wurde die Systematik langsam Betrachten und anschaulich aufgebaut und war keine trockene Aufzählung Textpassagen ist die richtige Zuordnung möglich. der Taxa. (Arbeitsblätter schon angefertigte Kärtchen einen der Bilder und und Texte der im Information Anhang aus bzw. den unter www.kaulquappe.de) SCHWANZLURCHE Salamander Zum Abschluss und gleichzeitig auch zur Wiederholung und Molche Festigung des Gelernten sollten die Schüler auf dem schon http://univie.ac.at/freilanddidaktik 117 anfangs verwendeten Plakat nun all jenes notieren, das sie bei Reflexion: unserer Station neu gelernt haben bzw. was sie sehr überrascht hat. Rückblickend betrachtet, sind wir mit diesen zwei Tagen sehr Als Belohnung für die gute Mitarbeit erhielten alle Schüler am zufrieden. Anfänglich hatten wir Anlaufschwierigkeiten, da wir, Schluss einen Haribo-Frosch. Dies fand nicht nur bei den um zu vermeiden, dass wir uns gegenseitig ständig ins Wort Schülern großen Anklang ;-) fielen, einen genauen Ablaufplan erstellt hatten, in dem genau eingeteilt war, wer zu welcher Zeit die „Leitung“ übernehmen Wie wurde evaluiert? sollte. Allerdings entwickelte jede Gruppe eine derartige Eigendynamik, indem die Schüler ständig Fragen stellten, und - Am Beginn der Einheiten: Brainstorming: Was wir daher den Ablauf stark variieren und anpassen mussten, wisst ihr über Amphibien? Die SchülerInnen sollten alle Wörter, die ihnen zum Thema Amphibien einfielen auf ein schon vorbereitetes Plakat schreiben. - Am Ende der Einheiten: hat euch besonders überrascht? – auf dasselbe Plakat, mit einer Auseinanderhalten). sinnvoll war. Ab der zweiten Gruppe war dies aber auch kein Problem mehr, da wir dann schon so weit eingespielt waren, dass wir spontan reagieren konnten und nicht mehr ständig in Sorge waren, dem anderen ins Wort zu fallen. Die Schüler waren an beiden Tagen äußerst motiviert und Was habt ihr euch gemerkt? Was Markierung dass diese starre Einteilung nicht mehr möglich und auch nicht (zum interessiert an unseren Themen. Die Sympathie gegenüber der Tiergruppe Amphibien war jedoch sehr unterschiedlich. Einige Schüler hatten überhaupt keine Scheu, ein Tier in die Hand zu nehmen, waren teilweise sogar ganz wild darauf. Anderen wiederum mussten wir lange zureden, bis sie ihren Ekel vor den teilweise noch nie zuvor gesehenen Individuen abzulegen. http://univie.ac.at/freilanddidaktik 118 Doch schlussendlich waren alle ganz begeistert und teilweise meinten die meisten, dass sie kaum etwas über diese auch richtig stolz darauf, schon einmal einen Frosch oder eine Tiergruppe wussten. Anschließend ließen wir die Schüler die Kröte in der Hand gehalten zu haben. Eine Schülerin, die Tiere beobachten und stellten ihnen immer wieder einzelne anfänglich angewidert gemeint hatte: „Nein, so was Ekliges Fragen, die sie durch Beobachtung der Tiere beantworten greif ich ganz sicher nicht an!“, wollte dann sogar zum sollten. Dies stellte sich als sehr erfolgreiche Methode heraus, Abschluss, nachdem wir sie lange überreden mussten, auch da so den Schülern vermittelt wurde, dass sie vieles durch nur kurz mit dem Finger über die Haut zu streichen, ein Wechselkröte Foto, auf in der Hand dem sie hielt. eine Andere Schüler wiederum waren von Anfang an äußerst geschickt und interessiert im Umgang mit den Amphibien. Allerdings antwortete nur ein kleiner Prozentsatz der Schüler auf die Frage, ob sie schon einmal ein Amphib in der Hand gehalten haben, mit „ja“. Das Brainstorm-Feedback Plakat stellte sich auch als sehr gute Idee heraus. Die Schüler mussten zuvor nachdenken, was sie schon über Amphibien wussten, und bekamen nicht sofort alles fertig präsentiert. http://univie.ac.at/freilanddidaktik Anfänglich 119 einfaches Beobachten selbst verstehen und lernen konnten! Grundsätzlich können wir sagen, dass durch die starken Niveauunterschiede der einzelnen Kleingruppen die Inhalte und somit auch die Lehrziele je nach Gruppe verschieden waren. Eine Gruppe war sehr aktiv: Hier beantworteten wir viele Fragen der neugierigen SchülerInnen. Eine andere Gruppe konnte jede von uns gestellte Frage problemlos beantworten. Somit offenbarten wir auch Besonderheiten wie: Der Teichfrosch ist eigentlich eine Artkreuzung zwischen Wasser- und Seefrosch. Die beiden Arten wurden durch Gletscher getrennt und konnten nach der letzten Eiszeit wieder zusammenkommen. Besonders attraktive Themen waren das Eingraben der Knoblauchkröte, die geplatzten Adern der Schallblasen und die Atmung bei Amphibien. Literatur: Ballasina, D. (1984): Europäische Amphibien. Benziger Verlag, Zürich, 132 pp. Cabela, A., Grillitsch, H. (2001): Atlas zur Verbreitung und Ökologie der Amphibien und Reptilien in Österreich. Umweltbundesamt, Wien, 880 pp. http://univie.ac.at/freilanddidaktik Cabela, A. Tiedemann, F. (1985): Atlas der Amphibien und Reptilien Österreichs. Verlag Ferdinand Berger und Söhne, Wien, 80 pp. Campbell, N. (2003): Biologie. Spektrum Akademischer Verlag GmbH, Berlin, 1606 pp. Dick, G., Sackl, P. (1988): Einheimische Amphibien – verstehen und schützen. Verein für Ökologie und Umweltforschung, Wien, 51 pp. Engelhardt, W. (1996): Was lebt in Tümpel, Bach und Weiher?. Franckh-Kosmos Verl.-GmbH & Co., Stuttgart, 313 pp. Gruber, Ulrich (2002): Amphibien und Reptilien. Kosmos Naturführer, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart, Hofrichter, R. (1998): Amphibien: Evolution, Anatomie, Physiologie, Ökologie und Verbreitung, Verhalten, Bedrohung und Gefährdung. Naturbuch-Verlag, Augsburg, 264 pp. Kieselbach, Dominik (2000): Frösche, Kröten und Unken. Ihr Hobby, bede-Verlag, Ruhmannsfelden Kremer, Blauschek, Janke (2001): Der Kosmos Naturführer für unterwegs. Franckh-Kosmos Verl.-GmbH & Co., Stuttgart, 573 pp. Lohmann, Michael (2000): Tiere in Wald und Flur. BLV Naturführer, BLV Verlagsgesellschaft mbH, München. Ludwig, H. (1993): Tiere in Bach, Fluß, Tümpel, See: Merkmale, Biologie, Lebensraum, Gefährdung. BLV Verlagsges., München, 255 pp. Rimpp, Kurt (2003): Salamander und Molche. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart. Steinbach, Gunter (Hrsg.) (2001): Froschkonzert am Gartenteich. Unsere Frösche und Kröten beobachten und schützen, Frankh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart. http://www.kaulquappe.de (25.3.2006). 120 reptilien der marchauen von Nora Drechsler & Martin Skalitzky Theoretischer Teil Reptilien allgemein: Generell sind in den Marchauen folgende Reptilienarten Wechselwarme Lebensweise zuhause: Reptilien sind bekanntermaßen wechselwarme Tiere: Ihre Echsen: Körpertemperatur ist nicht konstant, sondern schwankt mit der Blindschleiche (Anguis fragilis) Lufttemperatur – was jedoch NICHT bedeutet, dass ihre Zauneidechse (Lacerta agilis) Körpertemperatur stets der Lufttemperatur entspricht! Reptilien regulieren ihre Körpertemperatur, indem sie aktiv Sonnen- und Schlangen: Schattenplätze Schling- oder Glattnatter (Coronella austriaca) „Betriebs-Körpertemperaturen“ Äskulapnatter (Elaphe longissima) Zauneidechse bevorzugt eine relativ hohe Körpertemperatur Ringelnatter (Natrix natrix) von 38 °C, während den meisten heimischen Natternarten eine Würfelnatter (Natrix tessellata) Körpertemperatur von 29 bis 33 °C ausreicht – durch das Aufsuchen von aufsuchen, dabei Schattenplätzen sind die bevorzugten unterschiedlich: vermeiden Die sie eine In den Donauauen – und vermutlich auch in den Marchauen – Überhitzung ihres Körpers. Für die Ringelnatter konnte ich kommt außerdem noch die äußerst seltene Europäische besonders genaue Temperaturangaben und Extremwerte Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) vor – sie ist jedoch so finden: Diese können nämlich bei Lufttemperaturen von 5-34°C selten, dass wir sie in unserer Reptilienstation nicht näher aktiv sein, ihre eigene Körpertemperatur bis zu 25,5°C über die behandelt haben. Lufttemperatur steigern (in der Sonne liegend), oder auch bis zu 12°C unter der Lufttemperatur halten (im Erdloch). Bevor sie http://univie.ac.at/freilanddidaktik 121 ihre „Betriebstemperatur“ erreicht haben, sind Reptilien weder Die Kontrolle der Körpertemperatur wird vor allem durch im Stande zu jagen, noch ein Beutetier zu verdauen. Standorte ermöglicht, in denen Sonnen- und Schattenplätze nah bei einander liegen; Waldränder, Uferbereiche, aber auch Generell muss ein Lebensraum für Reptilien folgendes bieten: 1) Ausreichend Nahrung, das bedeutet, der Lebensraum muss auch Lebensraum der Beutetiere sein. Heidelandschaften werden daher von Reptilien bevorzugt. Viele Nattern sind ortstreu und kehren jahrzehntelang zu ihren Sonnenplätzen, Winterquartieren und Eiablageplätzen zurück. 2) Tagesverstecke um sich vor Feinden verstecken zu können und um sich im Hochsommer abzukühlen, wie Erdlöcher, Schwemmgutansammlungen und Hohlräume unter Steinen und Holz. 3) Sonnenplätze um sich aufzuwärmen, das sind unter anderem Wegränder, liegendes Totholz, Felsen, Bahn- und Hochwasserschutzdämme, ruhige Plätze an Hausmauern, Steinmauern und vor allem für Wasserschlangen sind es sonnenbeschienene Uferbereiche. 4) Eiablageplätze: Das können auch einfache Erdlöcher sein; bevorzugt werden jedoch Haufen aus totem Pflanzenmaterial, in denen durch Abbauprozesse Wärme entsteht, wie Komposthaufen, Misthaufen, Haufen aus Schilf oder Blättern, vermodernde Baumstümpfe etc. Winterquartier Im Winter suchen Reptilien möglichst trockene und frostfreie Winterquartiere auf, wie Erdlöcher, Felsspalten oder Komposthaufen. Viele Reptilienarten überwintern auch zu Vielen gemeinsam in einem Versteck. Sie fallen in eine Winterstarre, manche Nattern suchen jedoch auch an warmen und sonnigen Wintertagen (bei Temperaturen zwischen 10 und 15 °C) Sonnenplätze auf. Das Wetter und die Außentemperaturen sind natürlich nicht nur für die adulten Tiere von Bedeutung: Andauernde kühle Witterung verzögert die Entwicklung von Eiern und Jungtieren dramatisch. 5) Winterquartier http://univie.ac.at/freilanddidaktik 122 abwechslungsreichen Speisezettel lässt sich die Vielfältigkeit Fortpflanzung des Standortes ablesen, der im Stande ist, die unzähligen Bei der Fortpflanzung der Reptilien der Marchauen gibt es zwei Bedürfnisse verschiedenster Tierarten zu befriedigen. verschiedene Möglichkeiten. Die eine ist die Oviparie: Je nach Art legt das Weibchen einige Tage (Zauneidechse) oder Blindschleiche (Anguis fragilis) Wochen (Äskulapnatter) nach der Paarung weichschalige Eier Die Blindschleiche erhielt ihren Namen nicht etwa, weil sie blind und ist – denn dies trifft ja nicht zu – sondern der Name stammt aus die Jungen schlüpfen nach einer mehrwöchigen Entwicklungsphase. dem Althochdeutschen und hieß ursprünglich „Plintslicho“. Dies Die andere Möglichkeit ist die der Ovoviviparie: Etwa 3-4 bedeutet soviel wie „blendende Schleiche“, was auf den Monate nach der Paarung gebiert das Weibchen fertig bleiernen Glanz des Tieres zurückzuführen ist. Anguis ist entwickelte kleine Jungtiere, die noch in dünnen Eihüllen lateinisch und bedeutet „Schlange“ – dies ist eine falsche stecken, diese jedoch bereits nach wenigen Stunden oder Aussage, da die Blindschleiche zu den Echsen gehört. Fragilis Tagen verlassen (Blindschleiche, Schlingnatter). = lat.: zerbrechlich, leitet sich vom leicht abbrechenden Schwanz her. Nahrung Die Nahrungspalette der in den Marchauen heimischen Reptilien reicht von Regenwürmern, Nacktschnecken, Insekten über Reptilien und Amphibien bis hin zu Fischen, Vögeln und Kleinsäugern – wobei die meisten Reptilienarten auf bestimmte Tiere spezialisiert Einzelbeschreibungen sind der http://univie.ac.at/freilanddidaktik (genaueres dazu Arten). diesem An in den äußerst Blindschleichen werden etwa 10-22 cm lang, wobei die Weibchen durchschnittlich etwas größer als Männchen sind, und wiegen etwa zwischen 7 und 45 Gramm. Sie ist eine glattschuppige Echse ohne Gliedmaßen, der Rumpf ist also schlangenförmig, besitzt jedoch – im Vergleich zu einer Schlange – einen sehr langen Schwanz, der etwa die halbe Körperlänge ausmacht. An den Schwanzwirbeln gibt es – wie 123 deckungsreiche geschlossene ausreichend und Vegetation, die Tagesverstecke und möglichst versteckt liegende Sonnenplätze bereitstellt. Im Gegensatz zu vielen anderen Reptilien besiedelt die Blindschleiche auch Nordhänge. Im bei den Eidechsen – Sollbruchstellen, mit deren Hilfe der Schwanz abgeworfen werden kann. Die Färbung der Blindschleiche reicht von hell- bis kupferbraun oder bleigrau. Bei alten Männchen sind oft hellblaue Punkte erkennbar. Im Gegensatz zu Schlangen haben Blindschleichen bewegliche Augenlider, keine breite Bauchschildreihe und keine Oberlippenlücke zum Züngeln. Im Allgemeinen bewegen sie sich außerdem auch noch langsamer und steifer fort. einem gewissen Maß an Feuchtigkeit, da ihre Beutetiere von dieser Feuchtigkeit abhängig http://univie.ac.at/freilanddidaktik sind. Weiters suchen sie ab März/April werden die Blindschleichen aktiv, ihr Winterquartier beziehen sie etwa im Oktober. Die Paarungszeit ist im Mai/Juni, das Weibchen wird (wie bei Eidechsen üblich) vom Männchen durch einen Biss in den Nacken festgehalten, die Kopulation dauert mehrere Stunden lang. Etwa 3 Monate danach, meist im August oder September, gebiert das Weibchen etwa 6-15 Junge, die noch von einer dünnen In ihrem Lebensraum benötigen Blindschleichen Böden mit Frühling Eihaut umgeben sind (Ovoviviparie); der Geburtsvorgang kann nur wenige Minuten, aber auch tagelang andauern. Das Weibchen verliert dabei etwa 40% des Körpergewichtes. Die 7-10 cm langen Jungtiere zerreißen die 124 Haut nach wenigen Sekunden oder Minuten und beginnen ihr Wurm bis zu 30 Minuten dauern kann. Danach säubert die eigenständiges Leben. Blindschleiche ihre Maulränder von Schleim, indem sie den Kopf seitlich auf dem Boden abstreift. Auf Beutefang geht die Neu geborene Blindschleichen nehmen in den ersten Monaten kaum an Länge und Gewicht zu, im Jahr nach ihrer ersten Blindschleiche jedoch in der Dämmerung, bei Regenwetter auch am Tag. Überwinterung verdoppeln sie jedoch ihre Körperlänge. Im Jahr darauf erfahren sie einen weiteren Wachstumsschub und Die Blindschleiche hat zahlreiche Fressfeinde: Fuchs, Dachs, werden geschlechtsreif. Nach ihrer 3. Überwinterung nehmen Marder, sie erstmals an der Fortpflanzung teil. Blindschleichen häuten Schlingnatter, und diverse Vogelarten: v.a. Mäusebussard, sich etwa 3-4 Mal pro Jahr, so eine Häutung kann etwa 8-18 Weißstorch, Rabenkrähen. Feinde der frisch geschlüpften Tage lang dauern. In Gefangenschaft können Blindschleichen Jungtiere sind auch Erdkröten und große Laufkäfer! Iltis, Hermelin, Igel, Hauskatze, Wildschwein, um die 30 Jahre alt werden! Bei Gefahr oder wenn sie von einem Fressfeind ergriffen wird Die Nahrung der Blindschleichen besteht zu 90 % aus wirft die Blindschleiche (nach Eidechsenart) den Schwanz ab, Nacktschnecken was vor allem gegenüber Säugern und Vögeln eine wirksame verschluckt und werden. Schmetterlingsraupen, Regenwürmern, Daneben werden die im vereinzelt Blattwespenlarven, ganzen auch Käferlarven, Heuschrecken, Asseln und Spinnen gefressen. Damit die Abwehrmaßnahme ist. Weiters ist auch ein seitliches Herumschlagen des Körpers in horizontaler Ebene sowie die Abgabe von Kot möglich. gefangenen rutschigen Beutetiere nicht mehr aus dem Maul entweichen können, besitzt sie ein Gebiss aus spitzen, zurückgebogenen Zähnen. Die Beute wird bedächtig mit den Kiefern gepackt und allmählich verschlungen, was bei einem http://univie.ac.at/freilanddidaktik 125 Winterruhe. Je nach Standort wird die Winterruhe im März/April Zauneidechse (Lacerta agilis) beendet, der Auslöser dafür ist meist eine mehrtätige Der Name leitet sich vom Fluchtverhalten des Tieres ab: Die Schönwetterperiode mit Sonnenschein und Temperaturen bis Zauneidechse sucht bei drohender Gefahr gern heckenartige zu 20°C. Umzäunungen auf. Ableitung des wissenschaftlichen Namens: Lacerta = lat.: Eidechse, agilis = lat.: beweglich, flink Nach der ersten Frühjahrshäutung beginnen etwa Mitte April die Paarungsaktivitäten, die bis in den Juni hinein anhalten Die Zauneidechse wird bis zu 20 cm lang; sie besitzt einen können. Zur Paarungszeit können zwischen den Männchen stumpfen, dicken Kopf und im Vergleich zu anderen Eidechsen Kommentkämpfe zur Paarungszeit stattfinden, wobei ins Revier eine eher plumpe Körperform. Am Rücken befindet sich ein eindringende Männchen vom Revierinhaber aufgesucht und dunkles bis rotbraunes, mit hellen Punkten durchsetztes durch Imponierhaltung eingeschüchtert bzw. bedroht werden. Längsband, seitlich von je einem cremefarbenen (Weibchen) (Anheben des Vorderkörpers, Vergrößerung des Rumpfes bis hellgrünen (Männchen) Längsstreifen begrenzt. Beidseitig durch seitliche Kompression, Senkung des Kopfes und an den Flanken befinden sich kleine weißliche Flecken, die Vorwölbung der Kehle; Annäherung an den Eindringlich mit der mehr oder weniger breit dunkelbraun bis schwarz umrandet Breitseite, um größer zu wirken) Weiters versuchen die sind. Die Grundfarbe der Flanken ist bräunlich (Weibchen), bis Männchen, sich gegenseitig zu beißen. Wenn ein Tier die fahlgrün, in der Paarungszeit leuchtend grün (Männchen). Demutshaltung (macht sich klein, tritt auf der Stelle = „treteln“) einnimmt, so wird der Kampf abgebrochen. Zauneidechsen ziehen sich – mit Fett- und Eiweißstoffen Die Paarung wird mit denselben Gebärden eingeleitet wie ein aufgefüllten ihre Kommentkampf. „Ergibt“ sich das Weibchen, so ist es Winterquartiere zurück. Nur die Schlüpflinge sind etwas länger paarungswillig. Weiters kommt noch der sog. Paarungs- oder aktiv und begeben sich erst Mitte bis Ende Oktober in ihre Hochzeitsmarsch vor: Das Männchen beißt das langsam Depots – bereits http://univie.ac.at/freilanddidaktik im September in 126 Die 9-14 werden weichschaligen in selbst Eier gegrabene Röhren oder in anschließend mit Sand und Pflanzenmaterial verschlossene Gruben abgelegt; wie auch unter Steine, Bretter, Blechplatten u.ä. Breite der Eier: 8-10 mm. Während ihrer Entwicklung weiterlaufende Weibchen in den Schwanz und bewegt sich mit nehmen die Eier Wasser auf und an Größe und Gewicht zu. ihm fort, wobei es nach und nach immer weiter vorne zubeißt, Schlupf: stark temperaturabhängig, nach 25-75 Tagen, meist bis es die Paarungsposition erreicht hat. Die Kopulation dauert zwischen Ende Juli und September. etwa 5-10 Minuten. Durch das Auftreten von Bissverletzungen lässt sich leicht Die bevorzugte Körpertemperatur von Zauneidechsen ist relativ erkennen, ob sich die betreffenden Weibchen schon gepaart hoch, sie liegt bei etwa 38°C. Dem entsprechend stark ist ihr haben. Bald nach der Paarung setzt ein vermehrtes Wachstum Verhalten vom Wetter abhängig, wobei der Sonneneinstrahlung der mehr Bedeutung zukommt als der Lufttemperatur. Eier ein, Leibesumfangs woraus eine resultiert. Die deutliche Eiablage Zunahme erfolgt je des nach Während sich ganz junge Tiere im Allgemeinen nur wenige Wetterlage nach mindestens 8 Tagen – eine zweite Paarung Meter noch im selben Sommer ist möglich. Die Eiablage erfolgt meist Ortsveränderungen von mehr als 100 m vorkommen. im Juni, Anfang Juli. wanderfreudigsten sind sie kurz vor oder nach Erreichen der http://univie.ac.at/freilanddidaktik vom Geburtsort entfernen, können bei Adulti Am 127 Geschlechtsreife. Ein Sachverhalt, der für viele Tierarten zutrifft. Schling- oder Glattnatter (Coronella austriaca) Der Name bezieht sich auf die Art des Beutetötens. Coronella = Die frisch geschlüpften Eidechsen sind etwa 4,5-6,5 cm groß, lat.: Krone, weil die Schlingnatter einen krönchenförmigen Fleck bis zur Geschlechtsreife mit etwa 5,6 oder 6,5 Jahren wachsen auf dem Hinterkopf hat. sie recht schnell, danach wesentlich langsamer. Die Lebenserwartung in geschützter Umgebung liegt bei 12 Jahren. Bei Schlingnattern gibt es kaum Geschlechtsunterschiede in Aussehen und Größe. Die übliche Größe beträgt 45 bis 65 cm, verzehren Gewicht 50 g, max. Messung 90 cm, 140 g. Wie alle Nattern hauptsächlich Gliederfüßer, wobei sie nicht wählerisch sind: Sie hat auch die Schlingnatter runde Pupillen. Ihre Schuppen sind fressen ihres völlig glatte Schuppen und ein dunkles Längsband zieht sich zB lateral von der Schnauzenspitze durch das Auge bis zum Zauneidechsen auch unangenehmen sind Tiere, reine Fleischfresser. Sie die von Geschmacks anderen gemieden wegen werden, Feuerwanzen, Marienkäfer, Wespen, Bienen, Ameisen. vorderen Körperdrittel. Sonst ist die Färbung sehr variabel, die Oberseite kann braun (Männchen) bis gräulich (Weibchen) Feinde der Zauneidechse sind verschiedene Vögel (Greifvögel, sein. Raben, Stare, Fasane, Amseln), verschiedene Säuger (Igel, zweischenkelig über den Nacken reichen kann und sich in einer Wiesel, Marder, streunende Hauskatzen) und auch Nattern. mindestens zweireihigen Fleckung auf der Körperoberseite Wenn sie nicht fliehen können und bedroht werden, beißen fortsetzt. Aufgrund dieses scheinbaren "Zick-Zackbandes" Zauneidechsen, werfen ihren Schwanz ab oder nehmen eine kommt es immer wieder zur Verwechslung mit der Kreuzotter Abwehrhaltung ein (Aufrichten von Kopf und Vorderkörper bei (Vipera berus). Aus ebendiesem Grund wurde die Schlingnatter aufgerissenem Maul). jahrzehntelang verfolgt und ist heute sehr selten geworden. Die Am Kopf befindet sich ein dunkler Fleck, der Unterseite ist bei Jungtieren ziegelrot, bei erwachsenen Tieren http://univie.ac.at/freilanddidaktik 128 gräulich braun (Weibchen) (Männchen) bzw. mit rötlich leichter Sprenkelung. Schlingnattern verlassen das Winterquartier meist im April. Für sie existieren zwei deutlich von einander getrennte Lebensräume, zwischen denen Wanderungen unternommen werden: Der Frühlings- und Herbstaktionsraum, in dem sich vor allem gegen andere Männchen oder nicht paarungswillige auch das Winterquartier befindet, und der Sommerlebensraum. Weibchen. Beim Kampf umschlingen sich die Männchen Keine Trennung der Lebensräume besteht jedoch, wenn im gegenseitig und versuchen, einander zu beißen, bevorzugt in Sommerlebensraum der Natter ein geeignetes Winterquartier die vorhanden ist. lebensgefährlichen Verletzungen. Während der Nahrung beißt Schlingnattern sind kälteverträglich, manche Tiere sind auch das Männchen häufig im Nacken/Hals des Weibchens fest, noch nach Frostnächten aktiv. Generell wird das vermutlich, um Fluchtversuche des Weibchens zu unterbinden. Winterquartier zwischen September und November bezogen. Die Paarung dauert 20 min bis mehrere Stunden. Kopfregion. Oft kommt es zu schweren, auch Nach einer Tragezeit von etwa 3-4 Monaten begeben sich die Im Mai ist Paarungszeit, die Tiere häuten sich zudem, sind besonders sonnenhungrig und auch unvorsichtiger. Eine zweite Paarungsphase findet Mitte bis Ende August statt. Die Männchen sind während der Paarungsphase sehr aggressiv, http://univie.ac.at/freilanddidaktik Weibchen Ende August, Anfang September, auf die Suche nach „Ablageplätzen“. Der Geburtsvorgang dauert mehrere Stunden, die Weibchen bringen etwa 3-15 Jungtiere zur Welt, durchschnittlich sind es 7. Die Weibchen pflanzen sich jedoch 129 nicht jedes Jahr, sondern nur jedes 2. oder 3. Jahr fort. Die Blindschleichen, kleine Schlangen und Jungtiere, verschiedene Jungen sind bereits voll ausgebildet und bei der Geburt noch Mausarten (Spitz~, Wühl~, Langschwanz~), Knoblauchkröten, von einer dünnen Eihülle umgeben, sie schlüpfen jedoch nestjunge Vögel, Eier, Insekten, Regenwürmer. spätestens nach wenigen Stunden, zu diesem Zeitpunkt sind Die Schlingnatter ortet und verfolgt Reptilien mit Hilfe ihrer sie etwa 16 cm lang. Die Eihüllen sind 1 x 2 cm bis 1,5 x 3 cm Augen, unterirdische Mäusenester werden mit dem Geruchsinn groß, wiegen 2-4 g. Die Jungtiere/Schlüpflinge häuten sich in aufgefunden. Die Beute wird vor dem Verschlingen getötet: Die den ersten Lebenstagen und begeben sich bereits auf die Natter packt das Tier mit dem Maul und umschlingt und würgt Suche nach Nahrung – schließlich müssen sie spätestens im es mit ihrem Körper, bis es erstickt. November bereits ihr Winterquartier aufsuchen. Zu diesem Zeitpunkt sind sie max. 30 cm lang, normalerweise sind sie jedoch kleiner. Tiere unter 2 Jahren bekommt man sehr selten Typische Feinde sind: Iltis, Steinmarder, Igel, Greifvögel. Jungtiere können auch von diversen Rabenvögeln gefressen werden (Elster, Rabenkrähe). zu Gesicht. Falls Flucht nicht möglich ist, verteidigt sich die Schlingnatter in Mit einem Alter von etwa 3 Jahren und einer Länge von etwa 50 cm werden die Schlingnatter geschlechtsreif, von nun an folgender Weise: - verlangsamt sich das Wachstum stark von 10 cm auf etwa 1,5 cm pro Jahr. Schlingnattern können 10-20 Jahre alt werden und kryptisches Verhalten (am häufigsten): verharrt regungslos, verlässt sich auf Tarnung, Totstellen möglich - Körper wird tellerförmig zusammengeringelt, der häuten sich etwa 4-6 Mal pro Jahr. Vorderkörper s-förmig erhoben, die Schlange zischt und Obwohl sie keine Wasserschlange ist, kann die Schlingnatter versucht, den Gegner zu beißen. gut schwimmen. Adulte Schlingnattern ernähren sich vorwiegend von Ausscheidung eines scharf riechenden Sekrets aus den Analdrüsen Eidechsen. Weitere Beutetiere (nach Häufigkeit geordnet) sind: http://univie.ac.at/freilanddidaktik 130 Äskulapnatter (Elaphe longissima) Äskulap (griech: Asklepios), Gott der Heilkunde in der griechischen Mythologie, sein Wahrzeichen ist der Äskulapstab, ein von einer Schlange umwundener Stab. Dieser hat heute noch eine Bedeutung als „Wappen der Ärzte“. Auch das Apotheken-Logo zeigt eine Schlange und einen Stab in Form eines großen roten A. (Elaphe = griech.: der Hirsch) In Mitteleuropa sind ausgewachsene Äskulapnattern meist etwa 90-180 cm lang, 110-140 cm im Durchschnitt. Die in Südeuropa vorkommenden Arten werden sogar bis zu 200 cm lang. Bei den Äskulapnattern fällt ein deutlicher Größenunterschied zwischen den Geschlechtern ins Auge: Die Männchen sind durchschnittlich gute 30-40 cm länger als die Weibchen. Das Gewicht liegt meist bei etwa 300-400 g, die größte Exemplare wiegen etwa 1 kg. http://univie.ac.at/freilanddidaktik 131 Die Rückenschuppen der Äskulapnatter sind glatt, die Geschwindigkeit steigert, aus. Dabei versuchen die Männchen, Körperoberseite ist meist einfärbig gelbbraun, oliv, braun bis den anderen zu umschlingen und ihn zu Boden zu drücken. schwarzbraun gefärbt. Die Bauchseite ist blassgelb bis Auch vor der Paarung finden Verfolgungsjagden statt, und zitronengelb, man während der Paarung, die 1-2 Stunden andauert, beißt das Widerhaken spüren, die dieser hervorragenden Kletterschlange Männchen das Weibchen in den Nacken, um es festzuhalten. die Fortbewegung erleichtern. Der Hinterleib trächtiger Weibchen ist deutlich dicker als sonst. und an den Bauchschildern kann Die Eiablage erfolgt vorwiegend Ende Juni bis Mitte Juli in Bei der Äskulapnatter können Winter- und Sommerlebensräume direkt nebeneinander liegen. Während der Winterlebensraum mit dem Winterquartier üblicherweise ein Wald ist, ist der Sommerlebensraum zweigeteilt: Im Frühsommer, während der Fortpflanzungsperiode Ende Mai bis Mitte Juni sucht die Natter eher offenes Gelände, wie Wiesen und Ruderalfluren auf. Im Hochsommer hingegen ist sie bevorzugt an Waldrändern zu finden. verrottendes pflanzliches Material, ist aber auch noch im August möglich, etwa 4-6 Wochen nach der Paarung. Häufig sind auch Massengelege, dabei platzieren mehrere Äskulapnattern, eventuell auch andere, z. B. Ringelnattern, ihre meist 5-12 walzenförmigen Eier (2 x 3 cm bis 2,5 x 4 cm groß) in wenigen Stunden oder Tagen an einer eng umgrenzten Stelle. Wie die meisten weichschaligen Reptilieneier, die nicht schon voll entwickelte Jungtiere enthalten, nehmen auch die Die Winterruhe wird ab September/Oktober bis Anfang April gehalten, mit 7-8 Monaten Dauer ist der Winterschlaf der Eier der Äskulapnatter nach der Ablage deutlich an Größe und Masse zu (Massenzunahme: etwa 50%). Etwa Mitte August bis Mitte Oktober schlüpfen, 1-3 Monate Äskulapnatter der längste der heimischen Nattern. nach der Eiablage, die Jungtiere. Manche Gelege schlüpfen In der Fortpflanzungsperiode Ende Mai bis Mitte Juni sind die somit erst dann, wenn die Adulti bereits ihre Winterquartiere Männchen aktiver und fressen kaum, sie tragen Revierkämpfe bezogen haben. Mit dem Eizahn ritzen die Jungtiere einen in Schlupfschlitz in die Schale, bis sie sie jedoch endgültig Form von Verfolgungsjagden, http://univie.ac.at/freilanddidaktik bei denen sich die 132 verlassen vergehen jedoch noch ein paar Stunden oder sogar werden. Jungtiere fressen aber auch Eidechsen. Bevor die Tage. Bis zu ihrer ersten Häutung nach 1-2 Wochen verstecken Äskulapnatter ihre Beute verschlingt, tötet sie sie durch sich die Tiere und fressen nicht. Die Schlüpflinge sind etwa 25- umschlingen; kleinere Tiere werden zwischen den Kiefern 30 cm lang und wiegen etwa 8 g. Sie wachsen bis zur erdrückt. Geschlechtsreife etwa 13 cm pro Jahr. Nach der Geschlechtsreife – die bei einer Größe von 90-100 cm und einem Alter von etwa 4 ¾ Jahren eintritt – geht das Wachstum stark zurück und kann auch zeitweise stagnieren. Adulte Wenn keine Flucht möglich ist zischen sie bei Bedrohung und wehren sich durch kräftige Abwehrbisse, manche entleeren auch ein übelriechendes Sekret aus ihren Analdrüsen. Äskulapnattern häuten sich etwa 1-2 Mal im Jahr. Das bisherige Höchstalter erreichte mit 30 Jahren eine im Terrarium gehaltene Äskulapnatter. Die jungen Äskulapnattern haben aufgrund der beiden Nackenflecken eine große Ähnlichkeit mit Ringelnattern. Bei den adulten Ringelnatter (Natrix natrix) Natrix: lat. „Die Schwimmerin“ Der Name Ringelnatter leitet sich entweder von den gelben Tieren dagegen sind die Flecken kaum mehr zu erkennen. Die Hauptnahrung der Äskulapnatter sind Kleinsäuger (Nagetiere – vor allem Mäuse, Insektenfresser), sowie Vögel und Vogeleier, die direkt aus dem Vogelnest herausgefressen http://univie.ac.at/freilanddidaktik 133 Nackenflecken her, die wie ein unvollständiger Halsring wirken, Ringelnattern beginnt vereinzelt ab März, häufig ab April und oder von ihrer Fähigkeit, sich stark einzuringeln. spätestens im Mai, wenn die Paarungszeit beginnt. Während der Winterstarre verlieren die Schlangen 2-17 % ihres Die Weibchen sind durchschnittlich größer als Männchen, Tiere Körpergewichtes. ab 100 cm und mit über 100 g Gewicht sind in den meisten Fällen Weibchen. Männchen messen durchschnittlich 55-75 cm (max. 140 cm), Weibchen hingegen ca. 85 cm (max. 200 cm) Längen über 110 cm sind jedoch äußerst selten. Das durchschnittliche Gewicht liegt bei etwa 200 g. Die Paarungszeit dauert von Ende April bis Juni, es pflanzen sich nicht alle adulten Tiere jedes Jahr fort. Die Weibchen haben die Fähigkeit, in ihrem Körper über längere Zeiträume Spermien zu speichern und ihre Eier erst Die Rückenschuppen der Ringelnatter sind längs gekielt; an den Seiten befindet sich ein schwarz eingerahmter gelber Fleck in der Nackenregion. Die Oberseite ist gräulich gefärbt mit kleinen schwarzen Punkten, die Unterseite weißgrau mit dunklem Balkenmuster an den Rändern. Die Ausnahme bilden komplett schwarz gefärbte Exemplare. kurz vor der Ablage zu befruchten. Beißereien zwischen den Männchen kommen nicht vor, und auch Paarungbisse (in der Nackenregion, wie zB bei Äskulap- und Schlingnattern) wurden bei Weibchen noch nicht beobachtet. Die Kopulation kann bis zu mehreren Stunden dauern. Werden die Tiere während der Kopulation gestört, sind sie nicht imstande, sich von einander zu lösen, und das kräftigere flüchtende Tier (meist das Als Wasserschlange benötigt die Ringelnatter offene und Weibchen) schleift das schwächere mit. (Dies kommt auch bei halboffene den anderen Nattern vor.) Lebensräume entlang von Fließ- oder Stillgewässern mit abwechslungsreicher Vegetationsstruktur. Die meist 10-30 Eier sind bei der Ablage schneeweiß und etwa 1,5 x 2,5 cm bis 2 x 3,5 cm groß. Sie sind von einem klebrigen Ringelnattern ziehen sich im Verlauf des September und Sekret umgeben, so dass die unmittelbar benachbarten Eier Oktober in ihre Winterquartiere zurück. Die Aktivität der miteinander http://univie.ac.at/freilanddidaktik verkleben. Während des Reifungsprozesses 134 nehmen die Eier Wasser auf, und bis zu 60 % an Volumen und Die wichtigsten Feinde sind Vögel, wie Haubentaucher, Weiß- Gewicht zu. und Schwarzstorch, Reiherarten, Rohrdommel und Greifvögel Der Schlupf erfolgt nach etwa 5-10 Wochen, vorwiegend im wie der Rote und der Schwarze Milan, die Rohrweiher und der August. Dabei bringen die Schlüpflinge mit Hilfe ihres Eizahnes Fischadler. Weitere Feinde sind – wie bei den anderen Nattern einen Schlitz an, durch den sie dann innerhalb der folgenden auch - Iltis, Wiesel und Igel. drei Tage die Eischale verlassen. Sie sind etwa 20 cm lang und 2-3g schwer. Innerhalb ihrer ersten 2 Lebenswochen häuten sich die Tiere zum ersten Mal. Bis zur Geschlechtsreife, die frühestens mit etwa 4 Jahren und bei einer Körperlänge von etwa 60 cm eintritt, wachsen sie etwa 6-12 cm pro Jahr, nach der Geschlechtsreife wird das Wachstum stark gebremst. Ringelnattern häuten sich etwa 2-4 Mal pro Jahr. Frei lebende Ringelnattern werden nur selten älter als 10 Jahre; es wurde jedoch auch schon einmal ein 23 Jahre altes Tier im Freiland gefunden. Werden Ringelnattern in die Enge getrieben, nehmen sie zunächst eine Drohhaltung ein: Sie spreizen den Hinterkopf, platten den Hals ab und zischen vernehmbar. Zuweilen stoßen sie auch mit dem Kopf in Richtung des Angreifers oder scheiden ein übel nach Fisch riechendes Sekret aus den Analdrüsen aus. Hält die Bedrohung an, stellen sich manche Tiere tot: Der Körper erschlafft plötzlich, die Bauchseite zeit teilweise nach oben, die Pupillen verdrehen sich, die Zunge hängt aus dem geöffneten Maul heraus, und mitunter können dort sogar Blutstropfen austreten – die Reaktionsfähigkeit bleibt Die Hauptnahrung dieser Wasserschlangen sind Amphibien, während des Totstellens jedoch vollkommen erhalten! zum Großteil Frösche. Weiters fressen sie jedoch auch Kröten, Molche, Kaulquappen, Fische, Eidechsen, Kleinsäuger und sogar kleine Vögel. Die Ringelnatter frisst ihre Beute lebend, wobei Frösche in der Regel mit den Hinterbeinen voran verschlungen werden. http://univie.ac.at/freilanddidaktik 135 Würfelnatter (Natrix tessellata) Der Name wurde von den zahlreichen Flecken an der Körperoberseite vieler Tiere abgeleitet, die häufig eine etwa viereckige Form haben. Natrix = lat. „Die Schwimmerin“, tessellata = lat.: „mit Vierecken/Würfeln versehen“ Würfelnattern werden durchschnittlich bis zu 90 cm lang, max. 120 cm möglich. Wie bei den heimischen Wasserschlangen die Nähe kleinerer und größerer Fließgewässer: - klimatisch begünstigte Flussläufe in Lagen mit hoher Sonneneinstrahlung - großer Fischreichtum Laichzonen mit Jungfischbrut als Nahrungsgrundlage - Uferzonen mit naturnaher Vegetation (Gebüsche, Hochstauden), offene, steinig-kiesige Spülsaumbereiche - Flachwasserzonen mit verminderter üblich, sind die Rückenschuppen längs gekielt. Die Bauchseite Strömungsgeschwindigkeit und guter Sonneneinstrahlung im sieht der der Ringelnatter sehr ähnlich, anders ist jedoch die Uferbereich (Buchten, „tote“ Seitenarme, ...) graue bis braune Körperoberseite mit der mehr oder weniger stark ausgeprägten dunklen Würfelzeichnung. Es sind auch keine gelben Flecken vorhanden, wie bei der Ringelnatter. Als einzige heimische Natter fischfressende hat die Würfelnatter besondere Ansprüche an ihren Lebensraum. Sie braucht http://univie.ac.at/freilanddidaktik 136 - Sonnenexponierte (Hang-)Flächen in nächster Umgebung der Die Paarungszeit dauert von Mitte Mai bis Mitte Juni, die Uferzonen (Felsen, (Bahn-)Dämme, (Straßen-) Böschungen Paarung findet meist an deckungsreichen Standorten in oder (Trocken-)Mauern Ufernähe statt. Etwa 4-8 Wochen später, meist im Juli, erfolgt - Treibgutanschwemmungen entlang der Uferregion als Folge die Eiablage. Die Eier sind 2 x 3 cm bis 2,5 x 4 cm groß und von Hochwasser stellen mit ihrem konstanten Mikroklima werden, wie bei der Ringelnatter, vorzugsweise an Plätzen (Gärungswärme) bevorzugte Eiablageplätze dar. deponiert, an denen durch Gärungswärme höhere Temperaturen herrschen als in der Umgebung (Kompost- und Winterquartiere befinden sich in spalten-, fugen- und Dunghaufen, Heuschober, Sägemehl- und Schilfhaufen und hohlraumreichen Bahndämmen, Straßenböschungen, Mauern, vermodernde Baumstämme). Seltener finden sich auch Gelege die stets sonnenexponiert in Ufernähe liegen. unter Moospolstern oder in Erdlöchern. Die Eier nehmen Eigentliche Tagesverstecke gibt es für die Würfelnatter nicht, während ihrer 5-10wöchigen Entwicklung noch 20-40 % an da sie den Großteil des Tages aktiv ist. Vormittags sonnt sie Gewicht zu. sich meist an Land innerhalb der Uferzone, nachmittags Der Schlupf findet meist Anfang August bis Mitte September hingegen ist sie in der Flachwasserzone zu finden, wo sie statt, die Schlüpflinge sind etwa 18-22 cm lang. Die Fische fängt. Entwicklung verläuft ähnlich wie bei der Ringelnatter, die Tiere werden ebenfalls mit etwa 4 Jahren und 60 cm Körperlänge Der Winterschlaf dauert von Mitte September/Oktober bis (je nach Wetterlage) April/Mai. Damit die Würfelnattern wieder dem Fischfang nachgehen können, ist eine Wassertemperatur von mindestens 12°C notwendig. geschlechtsreif. Nach der Geschlechtsreife verlangsamt sich das Wachstum stark, Würfelnattern werden vermutlich bis zu 15 Jahre alt, leider liegen keine genaueren Angaben vor. Die Hauptnahrung der Würfelnatter sind Fische (Plötze, Hasel, Döbel, Schleie, Gründling, Barbe, Ukelei, Karpfen, Steinbeißer, Kaulbarsch). http://univie.ac.at/freilanddidaktik 137 Der Beutefang erfolgt ausschließlich im Wasser, wobei sich Hinzu kommen noch größere Raubfische, wie Hechte oder zwei Fangstrategien unterscheiden lassen: Welse. - Aktives, systematisches Suchen und Aufspüren von (versteckten) Beutefischen am Grund des Gewässers Werden Würfelnattern gefangen, beginnen sie kräftig zu zwischen oder unter Steinen, Ästen etc, wobei sich die zischen Schlange selbst in die engsten Ritzen zwängt. scheiden ein mit und Bewegungsloses Verharren der Schlange in Lauerstellung intensivem unter Wasser, wobei der Körper mit dem hinteren Teil am Fischgeruch Bodengrund zwischen Steinen, Flussschotter etc. verankert behaftetes wird. Vorbeischwimmende oder in Reichweite kommende Abwehrsekret aus Beutetiere werden durch blitzschnelles Zustoßen mit den – Kiefern ergriffen. jedoch niemals zu. sie beißen Auch Beide Verhaltensweisen werden von intensivem Züngeln begleitet. Kleinere Beutefische werden direkt im Wasser verschlungen, größere dagegen konstant an Land gebracht und in der Regel unmittelbar im Bereich der Wasserlinie verzehrt, Totstellreflex ein – ähnlich wie bei der Ringelnatter – ist möglich. wobei sich der Hinterleib der Schlange oft noch im Wasser befindet. Die Fressfeinde der Würfelnatter sind in etwa dieselben, wie die der Ringelnatter: Kleinere Säuger und zahlreiche Vogelarten. http://univie.ac.at/freilanddidaktik Stets diskret im Hintergrund filmend: Simon “Stanley“ Götsch-Kubrick. 138 Fachdidaktischer Teil • die außergewöhnliche Begegnung mit diesen Tieren als Zentrales Ziel unserer Station war, dass die Schüler die etwas Faszinierendes und Schützenswertes erleben. morphologischen Anpassungen der jeweils dort lebenden Reptilien an ihren Lebensraum erkennen sollten. Der zweite, ebenso wichtige Themenkreis behandelte die vielseitigen Anforderungen der Reptilien und ihrer Beutetiere an deren ihre Angst vor Schlangen verlieren und die Natur durch • allgemein über Merkmale und Lebensweise der Reptilien dazulernen. Didaktische Überlegungen Lebensraum. Im ersten Teil unseres Stationsprogrammes sollten die Schüler zunächst anhand des Lebensraumes am Standort auf das Fachliche Ziele Vorkommen besondere Uns war in diesem Praktikum wichtig, dass die Schüler • • • der Reptilien schließen. Angepasstheit je Dabei nach stand die Lebensraum, durch Beobachtung des am Standort vorhandenen Kletterschlangen, bzw. Wasserschlangen oder Eidechsen, im Lebensraumes die dort vorkommenden Reptilienarten Vordergrund. Den Schülern sollte vor allem konkret an der erschließen und begründen. vorhandenen die in den Marchauen vorkommenden Reptilien kennen Reptilienlebensraumes lernen Gewässernahe Bereiche, Bäume und Sträucher, Verstecke wie und evtl. auch ein paar Umgebung die vor Komplexität Augen werden: Unterscheidungsmerkmale lernen. Schwemmgutanhäufungen sich den Habitus der von uns gefangenen Schlangen gleichzeitigem und Bahndamm, Hochwasserschutzdamm, Feldböschungen und Eidechsen aufgrund Erfahrungen einprägen. optischer und taktiler Eiablageplätzen, oder geführt des Vorhandensein wie Kleinsäugerbauten von Wärmeplätzen abgestorbene Bäume bei wie oder Komposthaufen. Die Schüler sollten begreifen, dass der Lebensraum der Schlangen auch den Bedürfnissen ihrer http://univie.ac.at/freilanddidaktik 139 Beutetiere angepasst sein muss, da den Reptilien sonst die unserer Seite allgemein ergänzt. Es wurden folgende Themen Nahrungsgrundlage fehlt. besprochen: Im zweiten Teil sollten die Schüler dann anhand der von uns Unterschied zur Gruppe der Amphibien, gefangenen taktile Lebensraum der Reptilien, Erfahrungen und Vergleiche an den lebenden Tieren die in den die in den Marchauen vorkommenden Reptilienarten und Marchauen vorkommenden Reptilien kennen lernen. Wir haben deren Ernährungsweise und Fressfeinde. bewusst den ersten, eher theorielastigen Teil zum Thema Dieser Teil geschah im gegenseitigen Gespräch, wobei die Lebensraum abseits der gefangenen Reptilien abgehandelt, um Gesprächsführung von unserer Seite durch Fragen initiiert die Aufmerksamkeit der Schüler nicht vorzeitig zu verlieren. wurde. Je nach Wissensstand der Gruppe kam viel, oder eher Erst im zweiten Teil wurden diese ihnen gezeigt und vorgeführt. weniger „Input“ von Schülerseite. Es war jedoch zwischen den Unsere Absicht war hierbei, den Schülern durch die hautnahe beiden sechsten Klassen eindeutig ein erheblicher Unterschied Erfahrung im Schlangen der und lebendigen Eidechsen Tiere deren durch habituelle und Basiswissen zugunsten der „Wahlpflichtfachler“ morphologische Angepasstheit an ihren Lebensraum zu festzustellen. vermitteln. Nach diesem eher allgemeineren Teil verließen wir den Schutzdamm und gingen hinunter in den Wald, wo wir unter Methodische Überlegungen und Begründungen Wir begannen mit allen Gruppen oben auf einer Plane unsere Station mit den Terrarien der Tiere dem aufgebaut hatten. Die Schüler bekamen jeder einen ausgeteilt, der neben den Hochwasserschutzdamm, von wo aus man alle wesentlichen Bestimmungsschlüssel Teilbereiche Im wissenschaftlichen Unterscheidungsmerkmalen auch kurze gegenseitigen Gespräch wurde dann zunächst das vorhandene Steckbriefe der Tiere enthielt, mit Angaben zu Größe, Farbe, Wissen der Schüler zu den Reptilien „ausgegraben“ und von Zeichnung etc.. Nun sollten sie gemeinsam durch genaues des Lebensraumes überblicken konnte. Beobachten die beschriebenen Merkmale suchen und dabei http://univie.ac.at/freilanddidaktik 140 auf die morphologischen Unterschiede der Schlangen in den Gesamtzeit bekamen wir deshalb zu Recht die Kritik, dass Terrarien achten. Mit dem Hinweis, dass wir die Tiere erst aus dieser Teil zu lange dauerte und zugunsten der Zeit mit den dem Käfig nehmen würden, wenn sie uns sagen könnten, Schlangen gekürzt werden musste. Das wurde von uns dann welche ungiftig sind, versuchten wir erfolgreich, sie zu am nächsten Tag auch so gehandhabt, wobei uns zudem auch motivieren. Sobald die ersten „Ergebnisse“ von Schülerseite noch das erhöhte Wissenspensum der „Wahlpflichtklasse“ vorlagen – dies dauerte nur wenige Minuten - nahmen wir die zugute kam, so dass wir grundlegendere Dinge sehr rasch Schlangen aus den Terrarien heraus, damit die Schüler sie abhandeln konnten und so ebenfalls Zeit sparten. Jedenfalls besser betrachten konnten. Nun sollten die Schüler durch war es wichtig und richtig, angesichts der zur Verfügung Halten und Angreifen der Tiere auf ihren Lebensraum und ihre stehenden lebenden Tiere, mehr Zeit für die Erfahrung mit Lebensweise schließen. Besonders der diesen einzuplanen. Insgesamt erwies sich unser Unterschied zwischen Wasser- und Gesamtkonzept dennoch als sehr brauchbar, so dass Kletterschlangen sollte verdeutlicht wir eigentlich sonst nichts Grundlegendes verändern werden. Die Schlingnatter, Coronella mussten. Unser Schlechtwetterprogramm, eine Art austriaca, eignete sich zudem Domino-Spiel für Reptilien und das Reptilien-Wissen- hervorragend dazu, um die vermeintliche Ratequiz, das wir außerdem noch vorbereitet hatten, kam zum Ähnlichkeit mit einer Otter zu demonstrieren. Glück wegen des schönen Wetters, aber dann auch aus Adaptionen Zeitgründen, nicht zum Einsatz. Angesichts der vielen lebenden Tiere wäre dies ja wohl auch höchst „undidaktisch“ gewesen! Wir hatten durchschnittlich ungefähr 35 min Zeit für jede Gruppe. Der theoretische Teil zu Beginn dauerte in etwa 10-12 min. Je nach Wissensstand der Gruppe gestaltete sich dieser Teil jedoch manchmal länger oder kürzer. Bei nur 35 min http://univie.ac.at/freilanddidaktik 141 bedeutung der pflanzen fuer die tierwelt am beispiel der tierspuren von Martina Höll & Anja Pangl Fachlicher Teil -Einleitung wir hatten zahlreiche Ideen, haben aber einige davon auch wieder verworfen. (Mehr dazu im Fachdidaktischem Teil) Wir suchten uns das Thema „Tierspuren“ deshalb aus, weil es Es war für uns gar nicht so einfach, herauszufinden wie viel uns einfach sehr interessant erschien und wir selbst mehr Theorie wir einbringen können und womit wir den Anfang darüber erfahren wollten. Wir selbst haben in der Schule machen sollen. Wir hatten schließlich noch nicht viel Ahnung eigentlich nichts zum Thema „Tierspuren gemacht“ und hatten wie die Infrastruktur und Beschaffenheit unserer Station in daher nur bedingt Vorkenntnisse, sowie eher grundlegende Marchegg sein würde und welche Möglichkeiten zur Planung Vorstellungen dazu. Wie Umfangreich das Thema wirklich ist, und Umsetzung gegeben sein werden. hat sich erst im Laufe der Vorbereitungen und Durchführungen Schließlich haben wir drei wichtige theoretische Fragen herausgestellt. herausgearbeitet, von denen wir ausgehen wollten und die Angefangen hat alles mit der Suche nach Fachliteratur und unser Grundgerüst der Planung bilden sollten. Recherchen im Internet. Wir haben wirklich tolle Bücher gefunden und jeder von uns hat sich auch gleich eines selbst Der theoretische Background zu unserem Thema bezog sich gekauft, weil uns die Bücher so gut gefallen haben und die auf folgende Punkte: Erklärungen und Beschreibungen, sowie die zahlreichen Fotos • Inwieweit hat die Pflanze Bedeutung für die Tierwelt? und Abbildungen einfach toll waren. Nachdem wir uns • Was ist eine Spur? einigermaßen in das Thema eingelesen hatten und wir mit dem • Welche Arten von Spuren gibt es eigentlich? Thema vertraut waren haben wir angefangen ein Brainstorming zu machen im Bezug auf praktische Belange, die wir dann in Wir haben dann begonnen im Bezug auf diese Fragen weiter Marchegg durchführen wollten. Das war gar nicht so einfach, zu recherchieren und die theoretischen Teile herauszuarbeiten. Dies war gar nicht so einfach, weil wir nicht sicher waren wie http://univie.ac.at/freilanddidaktik 142 viel Theorie wir den Schülern zumuten konnten, bzw. wie lange wir Zeit haben würden, pro Schülergruppe, um unsere Ideen und praktischen Vorhaben in die Tat umzusetzen. Folgende theoretische Belange waren für uns von Wichtigkeit: Inwieweit hat die Pflanze Bedeutung für die Tierwelt? Hier haben wir als Theorie den „Kreislauf “ verwendet, in dem Dargestellt wird wie abhängig die Tierwelt von der Pflanzenwelt ist – und umgekehrt. Konsumenten – Produzenten – Reduzenten. Produzenten sind Pflanzen, die mit Hilfe von Lichtenergie Sauerstoff erzeugen und als Nahrung für die Tiere dienen, aber auch Laub und O2 an Reduzenten abgeben. Konsumenten sind die Tiere (und der Mensch), die Nahrung aufnehmend, sowie Reduzenten sind CO2 Pilze, und Abfallprodukte Bodentiere, abgeben. Bakterien,… die Tierüberreste, Kot und Kadaver abbauen, sowie CO2 und Nährstoffe abgeben. http://univie.ac.at/freilanddidaktik (Diesen Kreislauf haben wir dann in Marchegg von der Theorie in die Praxis umgesetzt und ein Plakat gemacht, an dem wir den Schülern den Kreislauf kurz erklären wollten.) Die Pflanze spielt eine besondere Rolle im Hinblick auf die Tierspuren, da sie den Tieren als Lebensraum, als Futter, als Eiablageplatz für Vögel und Insekten, als Schutz usw. dient und die Tiere somit ihre „Spuren“ in der Natur hinterlassen. 143 Im Augebiet von Marchegg kommen zahlreiche Pflanzen vor, In der heutigen, modernen Gesellschaft spielt die Kenntnis von die an zum Teil „extreme“ Bedingungen angepasst sind. Durch Tierspuren keine wirkliche Rolle mehr. Nur Jäger, Gärtner, die jährlichen Überschwemmungen und die hier herrschenden Biologen (Zoologen) und Förster sind daran noch interessiert Wasserbedingungen, hohe und haben Kenntnisse darüber. Früher war die Kenntnis der aushalten Tierspuren für die Menschen jedoch überlebenswichtig – davon Nährstoffangebot, müssen welches die dadurch Pflanzen entsteht, das können. hing nämlich meistens der Jagderfolg und somit das Sichern Beispiele für Pflanzen die in jenem Bereich der Au vorkommen: von Nahrung ab. Feld-Ahorn, Gewöhnliche Esche, Pappel, Ulme, Osterluzei, In unserer Zeit suchen wieder mehr und mehr Menschen in Gundelrebe, Scharbockskraut, ihrer Freizeit die Natur auf, um Ruhe und Erholung zu finden. Gewöhnlicher Beinwell, Schlehe, Zinnkraut, Esels-Wolfsmilch, Dies hat wieder das Interesse an den Tieren und Pflanzen Silber-Weide, Echtes Lungenkraut, Ufer-Spitzklette, etc. gesteigert – und somit bekommen auch die „Tierspuren“ wieder Kerbel, Traubenkirsche, Was ist eine Spur? Mit dem Wort „Spur“ bezeichnet man alle Beweise, die uns sagen, wo ein Tier gewesen ist. Dies kann z.B.: eine Fährte, ein ein wenig Bedeutung, weil es einfach Spaß macht die Natur zu erkunden und feststellen zu können welche Tiere sich in der Umgebung bewegen und dort ihren Lebensraum haben. Welche Arten von Spuren gibt es eigentlich? Baum mit abgekratzter Rinde, ein angefressenes Blatt, etc. sein. Fährten und Fußspuren => z.B. sind Pfotenabdrücke im Sehr oft sind Spuren das einzige, was man von einem Wildtier Boden und im Schnee, Klauen oder Schalenspuren, Hufspuren, zu sehen bekommt, da die meisten von ihnen sehr scheu oder verschiedene Gangarten (Gang, Trab, Galopp, Sprung), teilweise auch nachtaktiv sind. Vogelspuren,… zu erkennen. http://univie.ac.at/freilanddidaktik 144 Fußspuren können in 3 verschiedene Gruppen unterteilt werden: 1. Solengänger – diese treten mit der gesamten Fußsole auf. Dieser Fußtyp ist bei den meisten Insektenfressern zu finden, bei Nagetieren und auch bei anderen Säugetieren. Bsp.: sind der Dachs und der Bär. Die Reh Solengänger sind verhältnismäßig kurzbeinige Tiere, die sich meist in gemäßigtem Tempo bewegen. 2. Zehengänger (Bsp.: Wolf) und Zehenspitzengänger (Bsp.: Reh) – bewegen sich überwiegend im Lauf und treten nur mit den Zehen oder Zehenspitzen auf. Diese Tiere haben meist hohe schlanke Glieder und die Zehenzahl wurde vermindert. 3. Fußballen – Zum Schutz der Unterseite des Fußes sind Ballen als Trittkissen vorhanden (Bsp.: Hase, Katzen). Sie sind mit Schweißdrüsen versehen, und hinterlassen somit einen bestimmten Geruch. Die Ballen sind nackt, aber die Haut zwischen ihnen ist bei den meisten Tieren behaart. Dem Hasen fehlen Ballen, er hat eine Schicht kräftiger Haare. Fraßspuren => z.B. Fraßspuren an Früchten und Kräutern (Bsp.: Zapfen, Nüsse, Obst) – Vögel, Eichhörnchen,… Fraßspuren an Büschen und Bäumen (Bsp: angenagte Wurzeln, Blätter, Rinde) – Hirscharten, Hasen, Biber, kleine Nager,… Fraßspuren an Tieren (Bsp.: von Raubtieren, Greifvögeln, Eulen),… In den meisten Fällen sind die Zahnmarken der Tiere recht schön zu sehen und Größe und Aussehen der einzelnen Zahnspuren sind oft gute Anhaltspunkte beim Bestimmen der Tierart. Weiters verursacht es selten Schwierigkeiten zu entscheiden ob die Fraßspur von einem Tier mit Zähnen oder von einem Vogel stammt. Wildschwein http://univie.ac.at/freilanddidaktik 145 Gewölle => z.B.: Gewölle sind ausgewürgte Futterreste, Haare, Knochen, etc – alles was nicht verdaut werden kann. Bsp.: stammt von: Eulen, Greifvögeln, Krähenvögeln, Schreitvögeln,… Viele Vögel entledigen sich jener Teile des Futters die sie nicht ausnutzen können, indem sie diese in mehr oder weniger zusammengepressten Ballen wieder auswürgen. Bei Vögeln, die (Borkenkäfer-Fraßspur) würgen, verdaulichen Muskelmagen Kot und Losung, sowie Harn => z.B.: Säugetierexkremente, Vogelexkremente, Harn von diversen Tieren. erden Teile die der unverdaulichen Nahrung gesammelt, wo nach sie zu oder und schwer nach einem im Ball zusammengepresst werden, der herausgewürgt wird, wenn er eine geeignete Größe erreicht hat. Kot ist ein wichtiges Spurenzeichen der Tiere und in der Natur sehr häufig zu finden. Der Kot gibt besonders viel Aufschluss über die Ernährungsgewohnheiten und Lebensweise der Tiere. Der Kot besteht aus allen unverdaulichen Teilen der Nahrung, sowie Schleim, Pflanzenresten und zahlreichen Bakterien. Meist lässt sich leicht unterscheiden ob es sich bei dem Tier um einen Pflanzen- oder Tierfresser handelt. (Gewölle einer Eule) http://univie.ac.at/freilanddidaktik 146 Andere Spuren => z.B.: Wechsel („Trampelpfade von Tieren“), kurz Baue und Verstecke (Baue in und auf der Erde, Nester,…), Mitschreiben für die Schüler zu vermeiden) Fegen (Hirsche hinterlassen Spuren an zusammengefasst sind. (Grund 2: um stressiges Baumrinden), Krallenwetzen, Duftmarkierungen, Staubbad, Federn,… (Vogelnest) Handout: Da wir den Schülern auch den theoretischen Hintergrund mit nach Hause geben wollten haben wir ihnen ein Handout gemacht, in dem alle wichtigen Begriffe und Erklärungen ganz http://univie.ac.at/freilanddidaktik 147 HANDOUT: BEDEUTUNG DER PFLANZEN FÜR DIE TIERWELT AM BEISPIEL DER TIERSPUREN • Fraßspuren => z.B. Fraßspuren an Früchten und Kräutern (Bsp: Zapfen, Nüsse, Obst), Fraßspuren an Büschen und Bäumen (Bsp: angenagte Wurzeln, Blätter, Rinde), Fraßspuren an Tieren (Bsp: von Raubtieren, Greifvögeln, Eulen),… • Kot und Losung, sowie Harn => zB: Säugetierexkremente, Vogelexkremente, Harn von diversen Tieren • Gewölle => z.B: Gewölle sind ausgewürgte Futterreste, Haare, Knochen, etc – alles was nicht verdaut werden kann. Bsp: stammt von: Eulen, Greifvögel, Krähenvögel, Schreitvögel,… • Andere Spuren => z.B: Wechsel („Trampelpfade von Tieren“), Baue und Verstecke (Baue in und auf der Erde, Nester,…), Fegen (Hirsche hinterlassen Spuren an Baumrinden), Krallenwetzen, Duftmarkierungen, Staubbad, Federn,… Der Mensch erlebt auf verschiedene Weise die Natur. Einige lieben an ihr „die großen Züge“ – Formen, Farben, Geräusche (Stille) sowie die beeindruckende Weite. Andere haben besondere Freude daran, einen Vogel oder eine Pflanze zu sehen und zu bestimmen. Wiederum andere finden ihr Vergnügen darin, die SPUREN der Natur zu untersuchen. Mit dem Wort SPUR bezeichnen wir alle kleinen oder großen Beweise, die uns sagen, wo ein Tier gewesen ist. Dies kann z.B. eine Fährte, ein Baum mit abgekratzter Rinde, ein angefressenes Blatt, etc. sein. Sehr oft sind Spuren das einzige, das man von einem Wildtier zu sehen bekommt, da die meisten von ihnen sehr scheu sind. Die Pflanze spielt eine besondere Rolle im Hinblick auf Tierspuren, da sie den Tieren z. B. als Futter, als Lebensraum, als Eiablageplatz für Vögel und Insekten, als Schutz usw. dient. Es gibt verschiedene Arten von Spuren: • Fährten und Fußspuren => z.B. sind Pfotenabdrücke im Boden und im Schnee, Klauen oder Schalenspuren, Hufspuren, verschiedene Gangarten (Gang, Trab, Galopp, Sprung), Vogelspuren,… zu erkennen. http://univie.ac.at/freilanddidaktik Auf der Rückseite des Handouts befand sich noch ein Fußspuren-Quiz, das die Schüler zu Hause lösen konnten (die Auflösung war natürlich dabei). 148 Didaktisches Grundkonzept diese den verschiedensten Bewohnern zuordnen zu können. Anhand der Spuren, die wir finden würden wollten wir den Wie bereits im theoretischen Teil erwähnt, stützten wir unsere Schülern auch begreiflich machen, welche Bedeutung den Planung vor allem auf drei grundsätzliche Lehrziele, die wir den Pflanzen in einem tierischen Lebensraum zukommt. Schülern näher bringen wollten. Zunächst sollten die Schüler Grundsätzlich stand für uns das „selbst entdecken“ der Schüler erkennen, dass wir umgeben sind von Spuren, die Tiere im Vordergrund. Es war sozusagen unsere Absicht, den hinterlassen, die es nur gilt zu finden und zu interpretieren. Schülern die Natur im wahrsten Sinne des Wortes „begreifbar“ Folglich planten wir den Schülern genug theoretischen zu machen. Daher planten wir den theoretischen Hintergrund Hintergrund zu liefern, um Spuren zu erkennen zu können und als Erklärungsgrundlage mit ein, wollten jedoch einen praktischen Teil als zentrales Element in unserer Planung. So entschieden wir uns für eine Art „Spurenparcours“ Dieser sollte es den Schülern ermöglichen, Spuren selbst zu finden, diese zu interpretieren und Tieren zuzuordnen. Da wir bis dahin noch keine Ahnung hatten, welche Tiere und Spuren uns vor Ort erwarten würden, bereiteten wir ein Arbeitsblatt vor, indem 10 Spuren aufgelistet waren, mit dem Auftrag, die Art der Spur und den „Verursacher“ einzutragen. Dies sollte den Schülern eine Gedächtnisstütze sein, um nach dem Abgehen des Parcours die gesehenen Spuren in Erinnerung zu behalten. Doch vor dem praktischen Teil im Gelände wollten wir als Grundinformation http://univie.ac.at/freilanddidaktik die Arten der Spuren erklären. Die 149 Umsetzung dieses Teiles ergab sich erst als wir unsere Station Umsetzung im Freiland –Erfahrungen mit Schülern bereits vor Ort vorbereiteten. Die Begleitblätter zum Parcours sollten dann anhand von Die Umsetzung unserer Planung stellte für uns doch eine Spurenbestimmungsbüchern gemeinsam ausgewertet werden, Herausforderung dar, da es für uns beide das erste mal war, da wir es als wichtig empfanden, den Schülern auch Themen Lehrinhalte direkt in der Natur zu übermitteln. Anfangs bezogene weiterführende Literatur näher zu bringen. Denn es verbrachten wir sehr viel Zeit damit Spuren, die wir den war uns wichtig, den Schülern nicht die großen „Fährtenleser“ Schülern zeigen konnten, zu suchen. Doch nach einigen vorzuspielen, sondern Ihnen auch zu zeigen, woher man als Erkundungsgängen wurden unsere Augen allmählich „geschult“ interessierter Biologe Wissen und Informationen beziehen und kann. sicherzugehen, dass die Spuren (vor allem die Fährten) auch Um überzuleiten zum Thema der Bedeutung der Pflanze für die zum Zeitpunkt des Eintreffens der Schüler noch vorzeigbar Tiere, planten wir, die gefundenen Spuren nach ihrem Fundort sind, (Blatt, Baumrinde, Boden, etc.) zuordnen zu lassen. Daraufhin funktionierte diese Methode sehr gut und wäre sicherlich auch sollten Rückschlüsse in der Schule zu verwenden, falls die Zeit dafür vorhanden ist. gezogen werden auf die Wichtigkeit er Pflanzen für die Tierwelt. (Tipp: Elektrikergips trocknet innerhalb von wenigen Minuten!) Abschließend planten wir mit Hilfe eines Plakates die Dankenswerterweise wurden wir auch immer wieder von Abhängigkeiten der Lebensformen voneinander darzustellen unseren Kollegen unterstützt, die uns des Öfteren auf Spuren und aufmerksam machten, oder Beispiele kurzerhand für uns in den einer gemeinsamen Lebenskreislauf Reduzenten) zu besprechen. http://univie.ac.at/freilanddidaktik Diskussion (Produzenten, Konsumenten, die Spuren fertigten wir drängten sich Gipsabdrucke oft an. förmlich auf. Um Erstaunlicherweise mitbrachten. 150 Wir starteten unseren Rundgang mit der Frage an die Schüler, ob sie denn am Weg zur Station schon Tiere gesehen hätten. Für unseren Parcours Diese Frage wurde von allen verneint. Daraufhin versuchten wir wählten wir einen Waldweg in den Grund dafür zu finden. Viele der Schüler wussten sofort, der Nähe der dass viele Tiere nachtaktiv leben oder sich versteckt halten. Mit Forschungsstation. der Frage, wie man ohne Tiere zu sehen, trotzdem erkennen Zugegebenermaßen mussten kann, welche Tiere in einem Gebiet leben, leiteten wir über zum wir bei der Thema Tierspuren. Zusammenstellung der Darauf folgte ein Brainstorming zum Thema „Arten von Spuren etwas „schummeln“, Spuren“, in dem die Schüler meist ohne große Unterstützung denn es war unmöglich die unsererseits die meisten Arten herausarbeiteten. Wir Spuren an ihrem versuchten sie lediglich darauf hinzuweisen, dass jedes Originalfundort zu belassen, Verhalten von Lebewesen auch Spuren hinterlässt. Nach dieser so platzierten wir kurzerhand kurzen Einführung begaben wir uns gemeinsam auf einige davon, um den Weg Spurensuche. Hier zeigten sich die Schüler sehr interessiert des Parcours zu verkürzen. (manche fotografierten sogar die Spuren) und stellten sofort Die „Fundstellen“ der Spuren ihre Kenntnisse unter Beweis. Die Auflösung der Spuren (Von kennzeichneten wir mit welchem Tier ist die Spur?) mussten wir ungeplanterweise bei Luftballons, die dann wie jedem Stopp, nach einer kurzen Ratephase, sofort machen, da Stationen einer Schnitzeljagd die Schüler die Bestätigung brauchten, um sich weiter auf die den Weg wiesen. nächste Spur konzentrieren zu können. Sehr interessant war es, die Diskussionen der Schüler mitzuverfolgen. Sie haben es http://univie.ac.at/freilanddidaktik 151 sehr gut geschafft, ihr Vorwissen (z.B. über Paarhufer, Eigene Lernerfahrungen – Reflexion Pflanzenfresser, etc.) mit dem Gesehenen und einem Schuss Logik zu verknüpfen, um die Spuren den jeweiligen Tieren Neben den auch für uns teilweise neuen Lehrinhalten, lernten zuordnen zu können. Natürlich standen wir für Fragen bereit, wir vor allem, dass Flexibilität im Freiland überaus wichtig ist. versuchten aber die gestellten Fragen auch gemeinsam mit den Darüber hinaus erkannten wir, dass man Schülern ohne Schülern zu beantworten. Teilweise war es jedoch auch weiteres viel mehr zutrauen oder zumuten kann, als wir notwendig, die Schüler direkt aufzufordern, die Fundstücke dachten. Denn sie sind oft sehr gut in der Lage eigene (Nuss, Baumrinde, etc.) anzugreifen und näher zu betrachten, Schlüsse zu ziehen und ihr Wissen miteinander zu verknüpfen. da manche doch eine gewisse Scheu zeigten. Andererseits Ein solches Verhalten sollte, unserer Meinung nach, auch in waren einige der Schüler sehr motiviert und fanden abseits der Schule unterstützt werden und wir haben vor dies in unseren Kennzeichnungen zusätzliche Spuren, die natürlich Zukunft auch zu tun. Ein weiterer Lerneffekt für uns, entstand auch sofort besprochen wurden. Am Ausgangspunkt angelangt, aus einer Situation in der wir eine fachliche Frage von Schülern stellten wir die Bücher vor und ließen die Schüler etwas („Wer macht diese Gallen?“) nicht beantworten konnten. Wir schmökern und die gesuchten Spuren mit Abbildungen erklärten den Schülern, dass wir die genaue Antwort nicht vergleichen. die wüssten, dass es sich aber aufgrund der Größe eher um eine Besprechung des Ökosystem – Kreislaufs verbunden mit der Art von Mücke oder Laus handeln müsse. Die Reaktion der Bedeutung der Pflanzen für die Tierwelt darstellen. Leider war Schüler war sehr positiv und wir hatten das Gefühl, dass sie es uns nicht bei allen Gruppen möglich dies so ausführlich zu auch unsere Ehrlichkeit schätzten. Diese Situation zeigte uns, besprechen, wie wir geplant hatten, da der Zirkel, indem die dass es durchaus legitim ist nicht „alles“ zu wissen, denn auch einzelnen Schülergruppen die Stationen wechseln sollten, doch (angehende) Lehrer sind nur Menschen. Im Schulalltag könnte nicht ganz zeitgerecht geplant war und sich deshalb manchmal man in einer solchen Situation sogar, die Schüler beauftragen Den Abschluss unserer Station sollte ein kleiner „Stau“ entwickelte. http://univie.ac.at/freilanddidaktik 152 bis zur nächsten Stunde diese „Lücke“ zu recherchieren, um Quellen: die Ergebnisse dann gemeinsam zu besprechen. - Bang, P. & P. Dahlström (2000): Tierspuren. Fährten, Fraßspuren, Losungen, Gewölle und andere. BLV München - Jacobs W. & M. Renner (1988) : Biologie und Ökologie der Insekten. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, S.104-105 - Lang, Angelika (1998): Spuren und Fährten unserer Tiere. BLV Verlagsgesellschaft München Wien Zürich - Zahradnik J. & Cihar J. (1996): Der Kosmos-Tierführer – Ein Bestimmungsbuch mit 1092 Farbbildern. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co, Stuttgart. Rückblickend hat uns das Unterrichten im Freien wirklich Spaß gemacht und das Interesse, das die Schüler gezeigt haben, hat uns sehr motiviert künftig, als Lehrer, die Schüler in punkto Freiland keinesfalls zu kurz kommen zu lassen. http://univie.ac.at/freilanddidaktik 153 ., innen feedback der schuler AKG Beethovenplatz, 6.Kl. Oben: Die Lieblings-Meldung aller – leider so abgenudelt, dass man sie kaum mehr lesen kann: „Obzwar mich die Präsenz eines Mitgliedes des Klerus irritiert hat (der Priester, aber er war shagadelic) fand ich die Exkursion sehr interessant und habe sehr daraus profitiert.“ (Anm.: “shegadelic“, aus der Kultserie Austin Powers, etwa zu übersetzen mit „cool“ oder „orgiastisch“, siehe http://www.geocities.com/beat1ebum/shagadelic.html und http://en.wikipedia.org/wiki/Austin_Powers_series ) Hier der mit Sicherheit wichtigste und ehrlichste Ratschlag: http://univie.ac.at/freilanddidaktik 154 feedback einer studentin ...anstelle einer quantitativen Auswertung aller Evaluationen... Lieber Erich, mehr die jüngste bist und das akzeptieren. Ich gebe Dir so viele lieber Peter … und umgekehrt! Signale und Du ignorierst sie einfach und machst die Nacht zum Tag und dann wunderst Du Dich, dass Du „am Zahnfleisch … das umgekehrt ist wichtig, damit sich niemand benachteiligt dahinkriechst“. Er hat ja recht, aber mein Kontra hat ihm dann fühlt, ... das hab ich in Pädagogik gelernt! die Augen geöffnet, nämlich hab ich ihm gesagt, dass der … Es ist mir ein Anliegen, Euch zu schreiben solange „alles“ Körper nur blühen kann, wenn die seelischen Batterien voll sind noch so richtig frisch ist, denn der Mensch vergisst sehr und dass „wir Menschen eh genug schlafen können, wenn wir schnell. tot sind“ (Zitat von Unbekannt). Und das hat „er“ voll verstanden Ich möchte jetzt so richtig bei Euch „reinschleimen“ in und endlich begriffen, wie sehr er abhängig ist von der Seele dem ehrlichen und biologischen Bewusstsein dessen, dass und dass wir eigentlich Symbionten sind so wie die Flechten – Schleim lebensnotwendig ist, wenn das Wasser keine Chance also das Kryptogamen-Thema war in vielen Bereichen optimal mehr hat. für mich! Der Alltag oder die Normalität hat uns wieder und siehe Ich danke Euch wirklich von tiefster Seele für diese so da, es ist schön. Warum? Das ist natürlich eine schwierige bereichernde Lehrveranstaltung. Ihr habt irre viel reingesteckt Frage, aber ich helfe Euch weiter … ganz einfach …. weil an Engagement und Zeit und ihr habt uns auch das Vertraün unsere seelischen Batterien aufgeladen sind! Und was mich geschenkt, Euch persönlich ein wenig kennenzulernen. Und ich persönlich betrifft, meine Akkus sind zum Bersten voll und ich muss sagen, Ihr seid zwei ganz super „Burschen“. Ich würde zehre von dieser Energie – auch wenn der Körper mit mir eine sagen, der Spannbogen oder der menschliche Spagat den ihr ernsthafte Diskussion geführt und versucht hat mir ins beide dort gemacht habt – ich mein, das muss Euch mal körperliche Gewissen zu sprechen. Er hat gesagt: “Adele, ich jemand nachmachen-, reicht von akademisch seriöser, fachlich meine Ingrid, Du solltest endlich mal begreifen, dass Du nicht interessanter Information bis zu den tiefsten, animalischen http://univie.ac.at/freilanddidaktik 155 seelischen Abgründen aller Menschen. Und das war wieder mal ein Beweis dafür, dass das eine das andere nicht ausschließen kann, denn nur so ist man in seinem Menschsein authentisch und wird als natürliche Autorität voll und ganz akzeptiert. Und alle die das nicht verstehen oder nicht so sehen, haben die Aufgabe, mal in das Leben einzutauchen, zu riskieren, das Gewohnte zu verlassen und die Feste zu feiern, wie sie fallen. Was mir auch sehr gut getan hat, war zu erleben, dass ihr beide ein harmonisches Team seid, dass ihr gut zusammenarbeitet, euren gemeinsamen Spaß an dem Ganzen habt und keine komischen Metabotschaften ausstrahlt – die Unbeteiligte oft nur spüren – wo es um zwischenmenschliche Ungereimtheiten, persönliche Eitelkeiten oder Machtkämpfe geht. Ihr beide seid für mich so etwas wie ein Team, das aus zwei Menschen besteht, die wissen was sie sind und was sie können, wo ihre Kompetenzen liegen und die die Position in dieser LV nicht missbrauchen würden, um das Publikum als Seelenbalsam für die eigenen Minderwertigkeitskomplexe zu gebrauchen. Das ist mein Eindruck, vielleicht liege ich auch falsch, was ich nicht glaube, aber nur so kann man produktiv sein. http://univie.ac.at/freilanddidaktik 156 Was ich auch sehr gelungen empfand, war die Und nun bevor ich die „Teko-message“ bringe muss ich hausfrauliche Rolle von Peter. Peter, Du warst für mich auch so unbedingt noch auf ein Phänomen eingehen, das mir erst jetzt etwas wie eine „Perle“, die die Grundbedürfnisse von uns allen so richtig bewusst wurde. Ich finde, dass diese LV einen in die Hand genommen hat. Es war so leiwand, dass ihr einfach äußerst fächer-übergreifenden Touch hatte. den Einkauf übernommen habt und uns versorgt habt. Ich bin es gewohnt, dass im Zeitalter der Allergien und der Warum? Wenn wir diese Gruppe an mehr oder weniger zufällig zusammengewürfelten MenschInnen betrachten, dann verschiedensten Diätprogramme es meistens zu einer schier kommt einem doch unweigerlich die Assoziation der unlösbaren Aufgabe wird, bei solchen LV auf die abstrusesten Magerwiese. Also ein Sammelsurium von Menschen, eine Bedürfnisse der StudentInnen einzugehen und gleichzeitig es Artenvielfalt, zu schaffen, die Ladenöffnungszeiten einzuhalten, auch wenn Persönlichkeiten. Alle im immens harten „Struggle for life“ oder man noch immer nicht zu einer gemeinsamen Lösung nun fächerausweitend (!) im „Struggle for attention“. Das ist der gekommen ist und sich letztendlich die Frage stellen muss Punkt! Man könnte diese LV sicherlich vom Biologischen aufs „Hungern mangels Konsens oder einfach Essen besorgen.“ Ich Psychologische und damit alles nun noch interessanter wird bin persönlich für Zweiteres! Natürlich muss ich hier nun auch aufs Philosophische ausdehnen. Solche „Struggle-Fragen“ eine Kritik an Euch einbringen, ich finde, Ihr solltet das nächste könnten z.B. sein: „Warum muss es dominante Spezies oder Mal dbzgl. einen Satz einbringen in etwa wie diesen „ Wir Lebensgemeinschaften geben, wie „Reslbresl-Adele“ oder wissen, dass auch VegetarierInnen unter uns sind, die „Düdldü“? Wahrscheinlichkeit dafür ist ziemlich hoch und deshalb…. Langsamwüchsigen! Warum sind sie so dominant? Ist dies nur solltet ihr eine Wette mit den StudentInnen abhalten.“ Aber ein biologisches Phänomen oder muss man sich nicht auch die Erich sei vorsichtig, denn die Wahrscheinlichkeit, dass ein Frage stellen, ob diese dominanten Auswüchse der Natur nicht Vegetarier unter uns weilt ist noch höher als jene, dass ein auch „Gleich-Geburtstagiger“ unter uns ist. psychologischen und philosophischen Sinne „Sind diese „Resl- http://univie.ac.at/freilanddidaktik die ein Die Facettenreichtum Dominanz Magerwiesen-Vielfalt an Charakteren gefährdet zerstören? doch Und und die im 157 bresl-Adele-Vorkommen“ nur biologisch-zufällige, meiotisch- Katzen in eine echt animalische Schnurr-, Schleck- und irrtümliche Auswüchse die eh wieder verschwinden oder sind Wuzzlorgie versetzt, die mich von Protestaktionen verschont sie eine potentielle Gefahr für die Menschheit? hat, wie „Weil Du solange weg warst schiff ich Dir auf Deinen Welche Maßnahmen Rucksack oder auf die Tastatur Deines Computers.“ Und anker-therapeutisch zweitens, mein Tränenbaum, den ich nun schon mehr als zehn einsetzen, um diese Auswuchsformen einzudämmen und damit Jahre habe und derzeit noch am Hausflur im Winterquartier der Artenvielfalt eine Chance zu geben? Natürlich bräuchtet Ihr steht und noch nie geblüht hat, hat während ich weg war, seine da ein paar super PädagogInnen und auch Prof. Hödl müsste erste und letzte (!) „urgeile“ Blüte entwickelt. Ich bin mir sicher, dafür sein… dass es unzählige Beschwerdeanrufe bei der Hausverwaltung könnte man biologischen, psychologischen umweltverträglich oder Ich weiß, wir sind alle bekannt dafür, dass wir pünktlich gegeben hat, dass die ISS endlich die stinkige Hundescheiße sind, aber eine kleine Geschichte muss ich noch schnell aus dem Flur entfernen soll. … Aber es war keine Scheiße, es erzählen und das geht sich noch aus, da sie Biologie im war der Tränenbaum mit seiner wunderschönen, extrem Kontext mit Stadtleben betrifft, und wenn man das didaktisch grauslich, ekelhaft stinkigen, Aasfliegen anlockenden, zu auch noch aufbereitet, dann ist das auch was für die Schule. sexuellen Phantasien anregenden Blüte. Die Erlebnisse einer LV in der Abgeschiedenheit der Au kann So und nun kurz vor der „Teko-message“ möchte ich man „ur“einfach in die Stadt mitnehmen. Erstens, die mit Au- Euch ganz ernsthaft sagen, dass falls Euch irgendjemand oder Erde die irgendetwas opponieren sollte in Eurer Ausübung dieser LV, schweißimprägnierte Kleidung von mir haben meine beiden dann ist es mir ein Grundbedürfnis(!) mich für Euch verschmutzten http://univie.ac.at/freilanddidaktik Schweißfüsse und 158 einzusetzen! … Und das auch in meinem Amt als Löwin im Sternzeichen!!! Und nun zur „Teko-message“, die ich mitgenommen habe. Erstens: Arbeitet und vertieft euch, aber vergesst nie auf Das meine ich ganz ernsthaft, falls es darum geht, sich das „Zack-Zack“! Zweitens: Auch wenn Ihr biologisch arbeitet, für diese LV mit Euch als Veranstalter einzusetzen, dann würde pflegt die Empathie und entwickelt ein Gespür für den richtigen ich gerne mithelfen und eine Unterschriften-Aktion, Interviews, Moment des „Ankerns“! Videos usw. starten, um die super Realität zu dokumentieren, Liab, fia des kriagts owa jetzt do an Aanser ! Jo, eh kloa. In diesem Sinne denke ich, dass Ihr Euer Lernziel – denn wie könnte zumindest am Beispiel von mir – echt gut rürbergebracht habt! diese LV besser Ganz großes Danke an euch beide, ich hab jenseits meines gelungen sie sein, war, als nämlich durch Euer Engagement, Euer Wissen, eure Hingabe … schlicht und einfach eure Persönlichkeit! Kryptodamen-Themas bei den Stationen und Themen der KollegInnen viel dazu gelernt, bin voll und ganz zufrieden und aufgeladen. Biologie ist einfach „shagadelic“!!! Wünsch mir, dass ihr beide das noch ganz lange macht, denn ihr seids wirklich eine Bereicherung für uns alle! In diesem Sinne, ganz liebe Grüße von durch Ganz ganz großes Danke und bleibt so Ingrid alias Adele … die gerne in Wien hängt! dabei! http://univie.ac.at/freilanddidaktik 159 ., ausbau der brunnenhutte zur warmwasserdusche ! März 2006 – Special thanks to Manti, Simon, Peter und Düdlü !!! http://univie.ac.at/freilanddidaktik 16