2006 - Universität Wien

Werbung
marchegg
’06
1
Redaktion: Erich Eder & Peter Pany
Für alles verantwortlich: Walter Hödl
Skriptum zur Lehrveranstaltung
Freilanddidaktik in LA-BU – SS 2006
7
8
9
6
Team ’06
4
10
5
3
1
2
11
12
13
14
19
17
15
16
22
20
21
23
18
24
25
1 Anja Pangl, 2 Martina Höll, 3 Verena Kargl,
4 Walter Hödl (Obrigkeit), 5 Martin Skalitzky,
6 Heinz Rainer, 7 Ulla Mastny, 8 Kathrin Schandl,
9 Ingrid Huemer, 10 Eva Ursprung,
11 Petra Sumasgutner, 12 Barbara Köppel,
13 Theresa Floimayr, 14 Lisa Filzmoser,
15 Mario Anderschitzky, 16 Birgit Samhaber
(Gast v. 2004), 17 Simon Götsch (Gast v. 2001),
18 Nicole Schupp, 19 Stefan Dürnberger,
20 Nora Drechsler, 21 Katharina Kienast, 2
22 Philipp Semenchuk, 23 Doris Kruder,
24 Erich Eder (Obrigkeit), 25 Peter Pany (detto)
Inhalt
Vorwort ........................................................................................ 4
Signale im Tier- und Pflanzenreich............................................. 5
Pflanzen der Au......................................................................... 34
Kryptogame............................................................................... 47
Blütenökologie........................................................................... 57
Abwehrstrategien von Pflanzen ................................................ 70
Lebensraum Baum.................................................................... 80
Das Leben im Wasser............................................................... 91
Der g’schupfte Walter ............................................................. 107
Amphibien ............................................................................... 108
Reptilien .................................................................................. 121
Tierspuren ............................................................................... 142
Feedback der SchülerInnen.................................................... 154
Feedback einer Studentin ....................................................... 155
Ausbau der Brunnenhütte ....................................................... 160
3
vorwort
von Walter Hödl
Mit großer Freude sehe ich die Weiterentwicklung unserer
Einige der euphorischen Rückmeldungen
Lehrveranstaltung
freiwillige
von engagierten AHS LehrerInnen zeigen
"Demonstrationsexkursion" eingerichtet, hat sich die Marchegg-
mir, dass wir am richtigen Weg sind: Das
Exkursion
was
zu
Lehrveranstaltung
Eigenaktivitäten
"Freilanddidaktik".
einer
verpflichtenden
entwickelt,
der
Einst
wobei
Studierenden
als
fachdidaktischen
zunehmend
(und
die
eingeladenen
in
Marchegg
gelehrt
wird,
sei
Fachdidaktik wahrlich in einer realen Welt:
Naturerfahrung
und
-vermittlung
im
SchülerInnen) gefördert wurden.
Gelände und dies gemeinsam mit "echten"
Unsere Aufenthalte in den Marchauen haben neben den -
SchülerInnen.
hoffentlich
die
Dass im Rahmen der heurigen Aktivitäten
LehramtstudentInnen und SchülerInnen zusätzlich weite Kreise
ein Dokumentarfilm von Simon Götsch
gezogen. Die lokale Bevölkerung, insbesondere Jäger, Bauern
entstanden ist, freut mich ganz besonders.
und Fischer nehmen uns als "Freunde" wahr und selbst die
Der Dank für die gelungene Veranstaltung
aktuelle österreichische Urzeitkrebsforschung nahm ihren
gilt
Ausgang in der zoologischen Ausstenstelle "Marchegg". Von
insbesonders aber Erich und Peter, die
der "Hörsaal-le(e)hre zur community education" lautete ein
sich in ihrer organisatorischen, fachlichen
Vortrag, den ich im Rahmen der östereichischen IMST
und sozialen Kompetenz wieder einmal
(Innovation in Mathematics and Science Teaching) Tagung im
selbst übertroffen haben.
nachhaltigen
-
Auswirkungen
auf
allen
beteiligten
Studierenden,
September 2009 in Wien gehalten habe und der die
Entwicklung unserer Lehrveranstaltung zum Thema hatte.
Walter Hödl
4
signale
im
tier-
und
pflanzenreich
:
funktion
und
eigenschaft
von Verena Kargl & Petra Sumasgutner
I./ Didaktischer Teil:
Österreich heimisch oder gar in den Marchauen zu finden sind.
1./ Vorbereitung in Wien:
Schlussendlich
gelang
es
uns
doch,
mehr
aufgrund
Unser Thema „Signale im Tier und Pflanzenreich: Funktion und
selbstständiger Analysearbeit als mit Hilfe anleitender Literatur,
Eigenschaft“ mit dem Themenbereich „Vögel: räumliche und
einige heimische Tier- und Pflanzenarten, die ganz spezielle
zeitliche
der
Signale zeigen, herauszufiltern. Da ganz besonders das Signal-
Lehrveranstaltung Freilanddidaktik in Marchegg 2006 Premiere,
Thema sehr stark von der Situation vor Ort abhängig ist, von
nicht einmal die Lernveranstaltungsleiter selbst hatten konkrete
den tatsächlich vorkommenden Tier- und Pflanzenarten, war
Vorstellungen was wir in Marchegg für sie [Nicht für uns, fürs
eine sehr breit gefächerte Vorbereitung notwenig um auf alle
Leben lernt Ihr! Anm. d. Red.] und die SchülerInnen vorbereiten
Möglichkeiten gefasst zu sein. So reisten wir mit einer enormen
sollten. Dementsprechend erschlagen fühlten wir uns bei der
Anzahl an Sachbüchern im Rucksack in Richtung Marchegg
ersten Literaturrecherche in der Bibliothek. Nach langer Suche
und hätten uns dennoch in der Station angekommen noch mehr
konnten wir einige wirklich gute Bücher zum Thema Signale der
Nachschlagewerke
Tiere und Pflanzen finden. Das einzige Problem dabei war,
Vorbereitung war also alle Bücher zu lesen und Wesentliches
dass es nahezu allen Autoren zwar gelang die geheimen
anzustreichen oder herauszunotieren. Vor allem aber wurden
Signale
in
CDs von Vogel- und Amphibienstimmen rauf und runter
und
gespielt – damit wir vor Ort die Stimmen der Tiere auch richtig
spannend darzustellen – doch keine der analysierten Tier- und
erkennen und zuordnen können. Gerade unser Thema hat eine
Pflanzenarten (wie Delphine, Haie, Wölfe oder Tiger und
sehr hohe Flexibilität verlangt, weshalb wir uns zu der sehr weit
Zebras, von den exotischen Pflanzen ganz zu schweigen ... ) in
ausholenden Vorbereitung gezwungen sahen, schlussendlich
Einmischung
und
zahlreichen
deren
im
Tagesverlauf“
Funktionen
Untersuchungen
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
dem
und
hatte
bei
Eigenschaften
Leser
illustrativ
gewunschen.
Die
einzig
effektive
5
konnten wir nicht vorhersehen was vor Ort zu hören und zu
Hilfe von gesammelten Anschauungsobjekten als sinnvoll.
sehen sein wird.
Anhand dessen wollten wir den SchülerInnen erklären wie
unterschiedlich Signale im Tier- und Pflanzenreich ausgeprägt
2./ Didaktische Reduktion vor Ort und die Suche nach
Tieren und Pflanzen:
sein können und die Vielfalt veranschaulichen. Funktionen und
Eigenschaften wurden gemeinsam mit den SchülerInnen
erarbeitet indem recht offene Fragen gestellt wurden und
Mit einem Rucksack voller Bücher und dem Kopf voller Ideen in
gemeinsam ein gezieltes Beobachten und vor allem Zuhören
Marchegg angekommen, machten wir uns erst mal auf die
geschult wurde. Angreifen, Hinschauen und vor allem auch
Suche nach Tieren und Pflanzen die uns beim Unternehmen
Hinhören war somit unser Grundkonzept. Natur mit allen
Freilanddidaktik behilflich sein könnten. Da uns zum Thema
Sinnen begreifen.
Signale zahlreiche Möglichkeiten offen standen um eine
Mit dem genannten Konzept und der Methode vor Augen
Unterrichtssequenz gestalten zu können
versuchten wir Signale zu erwandern und damit
war es notwendig, eine grobe Struktur in
einen Standort für unsere Station zu finden, sowie
das weitläufige Konzept zu bringen, und
Anschauungsmaterial zu sammeln. Nach einer
uns einen Überblick zu verschaffen, eine
stundenlangen Jagd nach Schmetterlingen, die
Ernüchterung.
unser Konzept „Tarnen – Warnen – Täuschen“
Wir haben uns auf die Behandlung von
drei
Signalgruppen
festgelegt:
visuelle
unterstützen sollten, war unsere Ausbeute relativ
mager.
Nur
vier
Schmetterlinge,
zwei
Signale, akustische Signale und Blüten als
Tagpfauenaugen und zwei Kohlweißlinge, die
lockende Signale. Als Methode erschien
nach erstem Eindruck einzigen anzutreffenden
uns ein angeleiteter Stationenbetrieb mit
Arten da sie in Österreich überwintern (und
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
6
entsprechend mitgenommen aussehen) und zu unserem Glück
angestellt haben. Völlig geschafft und etwas frustriert haben wir
ein recht plumpes Flugverhalten an den Tag legen, schafften
am Abend dann unser Konzept schon etwas modifiziert,
den Weg vom Schmetterlingsnetz in den Käfig und nicht daran
Veränderungen die noch öfter stattgefunden haben um uns auf
vorbei. Wir mussten leider feststellen dass wir uns als Kinder
das gefundene Material entsprechend einzustellen. Neuer Tag,
was das Jagen von Schmetterlingen angeht, geschickter
neues Glück. Wir konnten einen Aurorafalter und einen C-Falter
sowie
ein
Landkärtchen
fangen,
sodass
unser
Schmetterlingsgehege besser besetzt wurde und doch noch ein
Eindruck von Signalvielfalt entstehen konnte. Die Kolleginnen
der Amphibien-Station „schenkten“ uns eine Rotbauchunke.
Wespe, Schwebfliege, Biene und Hummel konnten wir auch
aufgrund eines mittlerweile recht ausgeklügelten Jagdsystems
in Lupen-Bechergläser verbannen. Auch Marienkäfer und
Bodenwanzen wurden eingefangen. In Bezug auf Pflanzen
haben wir uns doch damit begnügt uns über Standorte zu
informieren um sie unmittelbar vor Ankunft der SchülerInnen
einfrischen zu können bzw. einzutopfen.
Leider hatten wir auch ein paar Verluste zu beklagen. Einige
Schmetterlinge waren in das als Nahrung bereitgestellte
Zuckerwasser gefallen. Hier stellt sich die Frage ob ein
Wattebausch oder ein Apfelstück geschickter gewesen wäre
um ein Hineinfallen zu verhindern, oder ob das Ableben mit
einem natürlichen Kreislauf aufgrund der Überwinterung zu
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
7
begründen
ist
[Nach
Erkundigungen
bei
diesbezüglich
Dementsprechend stolz haben wir ihn auch präsentiert.
erfahrenen Personen genügt es, eine Schale mit Wasser in den
Wozu all die unterschiedlichen Tier- und Pflanzenarten?
Käfig zu stellen, wenn man Schmetterlinge nicht mehr als ein
Klarheit soll eine genaue Betrachtung der Station verschaffen.
paar
Tage
halten
will.
Anm.
PP].
Den
Mimikry-
Anschauungsobjekten Wespe und Schwebfliege wurde es ganz
offensichtlich im Lupen-Becherglas zu warm, obwohl wir auf
eine schattige Position geachtet haben, denn auch sie sind uns
verstorben. Vor Ankunft der ersten Schülergruppe gelang es
uns noch die verendeten Tiere zu ersetzen. Die Verluste waren
zwar schlimm aber wir konnten auch einen positiven Effekt
daraus erzielen. Die Tiere dienten neben den lebenden
Objekten zum Angreifen, woraus wir ein Spiel gemacht haben.
Am Vormittag vor Ankunft der zweiten Schülergruppe ging uns
noch ein absolutes Highlight ins Netz, ein
Osterluzeifalter.
Allen
Prophezeiungen
zum Trotz war ein Falter schon 2 Wochen
früher als angekündigt aus der Puppe
geschlüpft. Uns war die einmalige Chance
bewusst, weshalb wir eine enorme Zeit
aufgewendet haben ihn zu verfolgen und
schlussendlich einzufangen.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
3./ Methode:
Wie zu Beginn kurz skizziert haben wir uns auf einen
angeleiteten Stationenbetrieb festgelegt um Schritt für Schritt
das Thema Signale im Tier- und Pflanzenreich zu erwandern.
Wir wollten unseren Unterricht vor allem methodisch offen
gestalten und den SchülerInnen die Möglichkeit bieten so viele
Signale wie möglich selbständig wahrzunehmen und zu
bestimmen. Das Lernen anhand von Stationen sollte hier als
Arbeitsform vorgestellt werden, wobei es uns
vor allem wichtig war auf die individuelle
Wahrnehmung zu achten und Signale zu
identifizieren. Dazu ist natürlich auch ein
Basiswissen der SchülerInnen erforderlich.
Als Informationsträger haben wir auch zwei
Plakate vorbereitet, die weiter unten genauer
betrachtet
werden.
Informationsträger
Die
waren
hauptsächlichen
jedoch
unsere
8
Anschauungsobjekte und auch Tonträger. Uns war vor allem

Schmetterlinge
eine genaue Beobachtung wichtig, die SchülerInnen sollten
Im Gehege zwei Tagpfauenaugen, zwei
sich alle Objekte erstmals anschauen, wobei wir noch im
Kohlweißlinge, ein Aurorafalter (männlich),
Hintergrund waren und lediglich ein paar Anregungen lieferten.
ein C-Falter, ein Landkärtchen (hell),
Wir forderten die SchülerInnen auch auf untereinander zu
extra ein Osterluzeifalter.
kommunizieren und sich zu beraten um selber herauszufinden
-
um welche Signale es sich nicht nur bei den visuellen sondern
Gelb- schwarze Warntracht:

auch bei den akustischen Objekten handelte.
zum Angreifen und genau Anschauen und
jeweils
-
Visuelle Signale, Akustische Signale, Blüten als lockende
zur
Marienkäfer,
Bodenwanze
und
im Becherglas (alles lebende Objekte).
Tisch, auf dem wir die Anschauungsmaterialien der Reihe nach
aufgebaut haben:
•
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
Objekt
Rotbauchunke im Terrarium, Steinhummel
dieses Vorhaben in der Wahl der Standorte und mit einem
Tarnen – Warnen – Täuschen:
lebendes
Rot – schwarze Warntracht:

Signale (sowohl optisch als auch chemisch). Umgesetzt wurde
-
ein
Verhaltensbeobachtung.
damit auch Signalgruppen zu erarbeiten.
Visuelle Signale:
mehrere
In Bechergläsern, jeweils ein totes Objekt
Wie genannt war es unser Ziel 3 Wahrnehmungskreise und
•
Schwebfliege,
Wildbienen,
4./ Aufbau der Station und Anschauungsmaterialien:
Bestandteile der einzelnen Stationen:
Wespe,
Akustische Signale:
-
Vogelstimmen:

Zuhören weil direkt am Standort immer
eine Nachtigall zu hören war, und oft auch
eine Feldlerche beobachtet werden konnte,
9

Holzpfeife zum Anlocken der Nachtigall,

CD-Kosmos:
Die
1. Plakat : Signale aus zoologischer Sicht:
Vogelstimmen
Europas (für den Notfall, falls kein
Umweltreiz
 Rezeptoren (Sinnesorgane)
 biochemische Vorgänge
Vogel vor Ort zu hören ist).
-


Amphibienstimmen:
elektrisches Signal

Boxenverstärkter CD-Player,

CD-Kosmos:
Froschkonzert
Gartenteich
(als
Rotbauchunke,
am
Hörbeispiele
Laubfrosch,

Reaktion
auf den
Umweltreiz

Sinneseindruck

Gehirn
Wasserfrosch und Wechselkröte).
2. Plakat : Signale aus botanischer Sicht:
•
Blüten als lockende Signale:
-
Blüten als Lockende Signale - Werbemittel:
Werbemittel:

Nektar: Taubnessel mit Demonstration des
Hebelmechanismus zur Bestäubung und
dem Versuch selber Nektar zu saugen,

Farben und Duftstoffe: Traubenkirsche,
Veilchen, Löwenzahn.
Zusätzlich hatten wir noch zur Begriffsklärung von zoologischen
und
botanischen
Signalen,
sozusagen
als
•
•
•
•
•
•
•
Pollen
Nektar
Farben
Duftstoffe
Vortäuschen eines Sexualpartners
Schutz und Wärme, Nachtquartier
Brutplatz
theoretischer
Einstieg und zur Übersicht, folgende zwei Plakate angefertigt,
Von großer Bedeutung für unsere Unterrichtseinheit war der
die mit den SchülerInnen kurz durchbesprochen wurden:
Standort der Station. Die Anforderungen an den Standort waren
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
10
sehr breit angelegt, da er wenn möglich an alle Signale
richtige
angepasst werden sollte um eine flexible Gestaltung zu
Haustümpel und damit der Singwarte der Nachtigall, in der
ermöglichen.
Nähe der Amphibienstation und mit Blick zum Bahndamm an
Wir wollten so den Singflug der Feldlärche zeigen - damit
stand zumindest schon fest, dass wir den Tisch mit Blick auf
das offene Feld platzieren mussten. Außerdem sollte er nicht
allzu weit vom Haus entfernt sein, da wir uns sicher waren,
dass uns die Nachtigall hier auch zu Mittag mit ihrem Gesang
erfreuen würde. Auch das Trommeln der Spechte sollte man
hören, was wir in den Tagen zuvor in Ufernähe gleich beim
Bahndamm wahrnehmen konnten. Zusätzlich wollten wir mit
unserem CD-Player Frösche, Kröten und Unken zum Antworten
auf die vorgespielten Rufe animieren was inkludierte, dass wir
uns in der Nähe der Amphibien - Kolleginnen aufhalten sollten,
bzw. eine Wassernähe von
Vorteil wäre.
Nach einigem Hin und Her,
wobei
wir
den
Tisch
wirklich von Standort zu
Standort
schleppten
–
konnten wir doch noch das
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
Fleckerl
am
Feldrand,
im
Anschluss
an
den
der March finden.
5./ Umsetzung:
Da wir unseren Unterricht so handlungsorientiert wir möglich
gestalten wollten und jeglichen reinen Frontalvortrag vermeiden
wollten verlief er zumeist in Frage – Antwortsequenzen in
einem Lehrer - Schülergespräch. Der erste Schritt war immer
den SchülerInnen die einzelnen Materialien einfach zu zeigen,
sie ihnen in die Hand zu geben und einen Beobachtungsauftrag
zu erteilen. Danach wurden von uns zuerst recht offene Fragen
(„Was seht/hört Ihr? Kommt Euch etwas bekannt vor? Woher?
Könnt Ihr es zuordnen?“) dann gezielte Fragen („Schaut Euch
genau die
Unterseite, dann
die Oberseite
an, welche
Unterschiede könnt Ihr feststellen? Hört genau hin, wie würdet
Ihr
den
Gesang
aussehen?“)
beschreiben?
gestellt
–
sodass
Wie
wir
könnte
jede
der
Vogel
Signalgruppe
gemeinsam erarbeitet haben und auf jene Merkmale hingeleitet
haben die wir besonders unterstreichen wollten.
11
Kein Signal wurde von uns von vorne herein verraten. Es
haben, weshalb wir direkt bei der Präsentation auch unser Netz
musste, auch wenn es wie sehr oft angekündigt nicht immer
bereitgestellt haben, man weiß ja nie was noch vorbeifliegt. Wir
leicht
haben die Tiere alle zusammen in ein Gehege gesperrt, in dem
war
die
Antwort
abzuwarten,
immer
von
den
SchülerInnen selbst herausgefunden werden.
sich mehrere Zweige und eine kleine Schale mit Zuckerwasser
befanden. Zu sehen waren zwei Tagpfauenaugen (die uns
Einführung:
leider verendet sind, weshalb wir sie später wie alle anderen
Nach der Begrüßung stellten wir an jede Schülegruppe die
Insekten
Frage welche Signale sie hier vor Ort aus dem Tier- und
Kohlweißlinge, ein Aurorafalter (männlich), ein C-Falter und ein
Pflanzenreich wahrnehmen können. Immer bei den Antworten
Landkärtchen (hell). Als Eröffnung in das Thema visuelle
dabei war: „Wir hören Vögel singen“. Eher selten sind auch ein
Signale wurde die Frage gestellt was zu sehen sei und ob ein
paar Blütenpflanzen aufgefallen, wohl eher weil wir auch
paar Arten zu erkennen sind. Das Tagpfauenauge wurde selten
welche auf dem Tisch stehen hatten, was eine Vermutung in
erkannt, alle anderen Individuen wurden nie korrekt identifiziert.
diese Richtung nahe legte.
Nur der Kohlweißling wurde immer mit Zitronenfalter benannt,
in
Lupen-Bechergläser
gegeben
haben),
zwei
Um genauer zu erläutern was Signale sind und wie sie
was erst durch einen Hinweis auf die vorliegende Farbe geklärt
verarbeitet werden haben wir mit den SchülerInnen das erste
werden konnte. Um das Konzept Tarnen darzustellen wurden
Plakat (Signale aus zoologischer Sicht) besprochen. Danach
die SchülerInnen aufgefordert sich die Flügelunterseiten
wurde schon direkt zum Stationenbetrieb übergeleitet.
anzuschauen. Welche Farben werden gezeigt? Woran erinnert
die Struktur? Über „braun“, „das schaut aus wie Holz“,
1. Visuelle Signale:
a) Tarnen – Warnen – Täuschen
„vielleicht Baumrinde“, konnte immer auf die Idee der Tarnung
hingeleitet werden. Dann wurde die Aufmerksamkeit auf die
Mittlerweile waren wir im Umgang mit dem Schmetterlingsnetz
Flügeloberseite
geübt, sodass wir laufend weitere Schmetterlinge gefangen
Augenflecken – doch wozu? Der Kontrast fällt zwar besonders
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
gelenkt,
schrille
schimmernde
Farben,
12
beim Tagpfauenauge auf, doch hatten die SchülerInnen keine
3. Gelb- schwarze Warntracht
Vorschläge zur Erklärung. Hier war immer eine umfassende
Die Wildbiene wurde zumeist erkannt, gelegentlich traten
Analyse notwendig um das Konzept der Warnung vorzustellen.
Verwechslungen mit einer Hummel auf. Sehr schwer für die
Ganz besonders das Tagpfauenauge versucht mit seinen
SchülerInnen zu unterscheiden waren Schwebfliege und
Augenflecken den potentiellen Fressfeind abzuschrecken,
Wespe. Wir baten sie die Hände zu einer Grube zu formen und
gerade das schnelle Aufklappen der Flügel und Präsentieren
gaben ihnen die in einer undurchsichtigen Dose aufbewahrten
der schillernden Farben gleicht einer Schrecksekunde für den
Insekten sozusagen als Überraschung, in die Hand. Es kam
Angreifer, denn die Beute wirkt größer als sie tatsächlich ist.
immer, also auch bei der Schwebfliege, die Frage: „Sticht das
Einer ähnlichen Methode bedienen sich auch die Weißlinge, die
noch?“. Wir beruhigten sie und versuchten durch gezielte
Punkte an den Flügelspitzen deuten ein falsches Körperende
Fragenstellungen die SchülerInnen zu animieren, die Individuen
an, Fressfeinde packen ihre Beute immer hinter dem Kopf,
zu beschreiben und auch Gemeinsamkeiten und Unterschiede
sodass sie nicht entkommen kann, doch wird hier nur der
herauszufinden, ohne ihnen schon im Vorfeld zu erklären um
Flügel beschädigt, was der Schmetterling zumeist überlebt. Bis
welche Arten es sich handelt. Als Unterstützung hatten wir auch
der Angreifer die Täuschung überlauert ist das Tier schon
Vergrößerungen von den typischen Fliegenaugen und den
geflohen.
nierenförmigen Augen der Wespe dabei, sowie eine Abbildung
Unsere regionale Besonderheit, den Osterluzeifalter haben
der Wespentaille. Nach der Beobachtungsaufgabe wurde meist
wir uns für den Schluss aufgehoben, auch als perfekte
richtig erkannt, dass es sich bei der Schwebfliege um keine
Überleitung
bei
Wespe handelt, sodass den SchülerInnen oft von allein eine
Insekten, die immer verdeutlichen soll: Vorsicht, giftig! Was
Überleitung zum Thema Warntracht, Signaltäuschung und
auch für den Osterluzeifalter gilt.
Mimikry gelungen ist. Hierbei wurde deutlich, mit welchem
zum
Thema
Gelb-schwarze
Warntracht
Vorwissen die SchülerInnen an das Thema herangehen – sie
wussten es zu Beginn nur nicht gleich richtig anzuwenden, da
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
13
sie sich wahrscheinlich noch nicht so sehr mit den Organismen
2. Akustische Signale:
selbst, sondern lediglich mit dem Thema am Papier beschäftigt
hatten.
So
bietet
Freilanddidaktik
natürlich
optimale
Möglichkeiten der Verknüpfung von Theorie und Praxis.
4. Rot – schwarze Warntracht
a) Vogelstimmen
„Wir haben euch in der Einleitung gebeten in den Wald
hineinzuhören,
und
konzentrieren,
habt
euch
ihr
auf
vielleicht
die
Vogelstimmen
Ideen
wozu
all
zu
die
Lautäußerungen dienen?“ Mit dieser Einführung wurde eine
Wieder das gleiche Spiel. Die SchülerInnen erkannten den
Ideensammlung gestartet, wobei recht oft Schlagworte wie
Marienkäfer zu 100% und wussten auch schon darüber
Kommunikation, Weibchen anlocken, Rivalen vertreiben oder
bescheid, dass der Marienkäfer giftig ist und im Falle einer
auch Kontaktaufnahme mit den Jungen gefallen sind. Daraus
Gefahr ein Blutsekret freisetzt. Die Bodenwanze wurde häufig
konnte
mit der Feuerwanze verwechselt was nicht verwundert, auch
Eigenschaften und Funktionen von Gesängen und Rufen
hier haben die SchülerInnen aufgrund der gemeinsamen rot –
entwickelt werden, bevor die Aufmerksamkeit wieder auf die
schwarzen Warntracht, die darauf hinweisen soll, dass das Tier
Stimmen selber gelenkt wurde. Dabei war es recht schwierig
giftig ist, ableiten können, dass das selbe auch auf die
während
Bodenwanze zutrifft. Eine weitere regionale Besonderheit war
Hintergrundgeräusche zu hören um einen Überblick zu
die kleine Rotbauchunke. Auch sie will mit ihrer Warntracht auf
behalten was denn gerade zu hören ist, um gleich auf Gesänge
der Körperunterseite darauf hinweisen, dass sie giftig ist. Dies
hinweisen zu können. Die SchülerInnen am Morgen hatten
wurde von den SchülerInnen auch im Zusammenhang mit den
Glück, denn die Wahl unseres Standortes hat sich als perfekt
bereits durchbesprochenen Individuen richtig erkannt.
herausgestellt, wir konnten mehrmals den Singflug der
eine
kurze
dem
Erklärung
der
unterschiedlichen
Lehrer-Schüler-Gespräch
auf
die
Feldlerche beobachten, wobei wir den SchülerInnen selber
Feldstecher in die Hände gedrückt haben und sie selber den
Vogel suchen und beobachten lassen haben. Vor allem waren
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
14
sie nach der Erklärung wozu das Schauspiel gemacht wird,
und
andererseits
sehr beeindruckt über die enorme Leistung des kleinen
gegenüberzustellen.
das
Stimmrepertoire
von
Spechten
unscheinbaren Vogels. Um die Mittagszeit war es den
Feldlerchen leider zu anstrengend ihre Künste zu präsentieren,
b) Amphibienstimmen
weshalb wir uns eher darauf konzentriert haben mit der
An der Stelle haben wir technische Hilfsmittel eingesetzt, da es
Holzpfeife unsere sehr treue Nachtigall anzulocken. Ein
aufgrund der Tageszeit sehr unwahrscheinlich war Frösche,
Gesang der wirklich immer zu hören war, zwar nicht immer an
Kröten und Unken mit ihren Rufen zu hören. Ein mit Boxen
der perfekten Stelle, sodass manchmal ein anderes Thema
verstärkter CD-Player sollte uns dabei helfen Amphibien
kurz unterbrochen werden musste um darauf hinzuweisen,
anzulocken. Zumindest war das der ursprüngliche Plan – der
doch gerade im Freiland ist es manchmal notwendig von
misslang jedoch. Die Boxen erzielten nicht die Lautstärke die
seinem Konzept abzuweichen und sich auf das einzustellen,
wir uns erwünscht hatten – damit war es unmöglich Tiere
was vorhanden ist. Wir konnten sehr oft auch auf Rufe der
tatsächlich anzulocken wobei auch der wohl bedacht gewählte
Meisen und auf den Gesang von Buchfink, Goldammer, Amsel
Standort der Station nicht weiterhelfen konnte. So blieb uns nur
und Star hinweisen. Wobei es sich als Herausforderung
noch die Möglichkeit einige für diese Region und Jahreszeit
herausstellte den SchülerInnen den Gesang so zu erklären,
repräsentative
dass sie auch wussten worauf sie hören sollten um ihn aus der
veranstalten, welche Stimmen den SchülerInnen bekannt
allgemeinen Geräuschkulisse herauskristallisieren zu können.
vorkommen und auf die Funktion dieser akustischen Signale im
Einmal hatten wir sogar das Glück die recht lustig klingenden
speziellen einzugehen.
Laute
der
Kiebitze
Art
Quiz
zu
Obwohl es nicht so funktioniert hat wie wir es geplant
Trommeln
der
hatten, waren die SchülerInnen wirklich sehr daran interessiert,
Buntspechte wahrnehmen und den Ruf von einem Grünspecht
teilweise hatten sie davor schon die Amphibienstation besucht
hören, was ein netter Kontrast war einerseits das Trommeln
bzw. sie stand noch am Programm und da unsere Kolleginnen
wir
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
nur
das
In
eine
auf
konnten
identifizieren.
vorzuspielen,
Bezug
Instrumentallaute
zu
Rufe
15
damit einverstanden waren nicht explizit auf die akustischen
und daran saugen konnten. „Das schmeckt süß!“ oder „da ist
Signale der Amphibien einzugehen, war das wahrscheinlich
aber wenig drinnen!“ waren die Reaktionen, „kein Wunder, die
eine recht nette Ergänzung. Die SchülerInnen wussten oft gar
Menge ist ja auch auf eine Biene abgestimmt und nicht auf
nicht, dass der Gesang der Amphibien von Art zu Art
Dich“ war die Antwort, und damit war auch das grundlegende
verschieden ist. Doch konnten sie Vermutungen wie „das klingt
Prinzip erklärt. Mit einem kleinen Zweig haben wir zusätzlich
typisch nach einem Gartenteich“ (beim Wasserfrosch) oder „wie
den Bestäubungsmechanismus demonstriert, wenn man wie
Orgelpfeifen oder Flöten“ (bei den Rotbauchunken) anstellen.
ein Insekt in die Blüte hineinfährt klappen zwei Staubfäden
Schwieriger war das Unterfangen beim Laubfrosch und der
herunter wobei Pollen auf dem Tier abgeladen werden. Ein
Wechselkröte.
recht plastisches Beispiel für eine Coevolution zwischen Blüten
und ihren Besuchern. Als Unterstützung hatten wir auch eine
3. Blüten als lockende Signale:
Zeichnung dabei um nocheinmal das Prinzip veranschaulichen
Hier wurde kurz das zweite Plakat (Signale aus botanischer
zu können.
Sicht) durchgegangen und dabei je für alle genannten
Werbemittel
auf
entsprechende
heimische
Vertreter
b) Farben und Duftstoffe
hingewiesen um wieder einen Eindruck der Signalvielfalt zu
Hier haben wir einfach ein paar gefundene Pflanzen aufgestellt
gewinnen.
um wieder ein Gefühl für Signalvielfalt zu erzeugen. Darunter
waren weiße, gelbe und violette Blüten, nämlich eine sehr stark
a) Nektar
duftende Traubenkirsche, ein Schlehdorn, ein Löwenzahn
„Nektar als Werbemittel – wer von euch hat das schon einmal
sowie ein Veilchen. Die SchülerInnen konnten selber an den
selber gekostet?“ Die erschreckende Antwort war niemand,
Blüten schnuppern und Mutmaßungen anstellen auf welche
weshalb wir gleich ein paar Taubnesseln zur Verfügung gestellt
Bestäuber die jeweiligen Pflanzen eingestellt sind, was sich
haben und alle SchülerInnen selber eine Lippenblüte auszupfen
aufgrund morphologischer Merkmale recht gut feststellen lässt.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
16
Zur
6./ Evaluation und Lehrziel:
Ausbildung
Ausnahme
der
eines Signals
Mimikry
gehört
immer, mit
(=Signaltäuschung),
eine
Wir wollten mit diversem Material unterschiedliche Sinne der
Interessensgemeinschaft zwischen Sender und Empfänger. Ein
SchülerInnen ansprechen und im Nachhinein sind wir der
Signal kann artspezifisch sein oder es kann sich um ein Signal
Meinung, dass es uns auch gelungen ist. Zumindest kam das
handeln, dass generell abgegeben wird, um zum Beispiel
Feedback oftmals direkt spontan von den SchülerInnen, einmal
Fressfeinde zu vertreiben. In diesem Fall handelt es sich um
sogar in Form eines „Dankeschön, ich hab heut wirklich einige
ein nicht - artspezifisches Signal.1
interessante Sachen gelernt“. Die SchülerInnen haben sehr
Zwischen Sender und Empfänger hat eine Coevolution
viele Signale selbst erkannt und hatten sichtliche Freude daran
stattgefunden, was bedeutet, dass Sender und Empfänger im
einmal genauer hinzuhören und hinzusehen.
Laufe ihrer stammesgeschichtlichen Entwicklung Funktionen
Ein Signal kann „ALLES sein oder auch NICHTS“. Je nachdem
und
wie weit man die Augen geöffnet, die Ohren auf Empfang
anzupassen. Diese Anpassung kann sich unter anderem in
geschalten oder die Fühler ausgestreckt hat. Am besten ist es
visuellen,
zu beobachten, zu hören und zu fühlen - nur dann sind Signale
morphologischen Signalen ausdrücken. Besonders deutlich
der Tiere und Pflanzen auch für den Menschen wahrzunehmen.
wird das Thema der Coevolution bei der Betrachtung von
Wenn
Blüten
man
intensiv
nach
Signalen
sucht,
wird
man
wahrscheinlich welche finden. Diese Erfahrung haben auch wir,
Strategien
ausgebildet
akustischen
und
oder
ihren
haben,
auch
Besuchern
um
sich
einander
chemischen
im
Bezug
und
auf
2
Bestäubungsmechanismen.
bei der Vorbereitung unserer Station, sehr deutlich gemacht.
Unser Lernziel, das wir auch explizit am Ende unserer
Unterrichtseinheit, im Rahmen der Revuepassierung und
Zusammenfassung der Station, den SchülerInnen mitgeteilt
haben war:
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
1
Vgl. SCHMID, Ulrich. Geheime Signale. Die Spektakulären Sinne der
Tiere. Kosmos Verlag, Stuttgart, 2004.
2
Vgl. WICKLER, Wolfgang. Mimikry. Nachahmung und Täuschung in der
Natur München. Kindlers Universitäts-Bibliothek, 1968. Kapitel : Mimikry und
die Evolution von Signalen Seite 228
17
diesen Sinneseindruck. Jede Reaktion stellt wiederum ein
II./ Theoretischer Teil:
Umweltsignal dar, womit der Kreislauf geschlossen wird.3
Die faszinierende Vielzahl an Signalen, die Tiere und Pflanzen
Signale sind im Prinzip nichts anderes als Umweltreize die
liefern, ist derart unüberschaubar, dass es für uns wichtig war
von Tieren aufgenommen, verarbeitet werden und worauf eine
unser Thema zuerst einmal abzugrenzen und zu definieren was
Reaktion, also wieder ein Signal, erfolgt.
Signale überhaupt sind.
Aus botanischer Sicht sind Signale: Werbemittel um Bestäuber
Aus zoologischer Sicht sind Signale Umweltreize. Tiere
anzulocken,
nehmen Signale aus der Umwelt wahr. Dazu benötigen sie
konzentriert haben, aber auch alle optischen oder chemischen
Messgeräte. Diese werden als Rezeptoren bezeichnet - sie
Mittel die von Pflanzen eingesetzt werden um Fressfeinde
bilden eine Brücke zwischen der Umwelt und dem Organismus.
abzuwehren. In einer sehr weit gefassten Definition von
Die
ergeben
Signalen sind auch allelopathische Phänomene enthalten.
Sinnesorgane. Die Sinnesorgane nehmen die Umweltreize
Allelopathie ist die Eigenschaft von Pflanzen, organische
nicht nur auf, sondern übersetzen sie auch in die Sprache des
Verbindungen
körperinternen Kommunikationssystems (Nervensystem). An
Keimung anderer Pflanzen in der jeweiligen Reichweite
der Aufnahme und der Übersetzung der Signale sind zahlreiche
hemmen. Sie kann auch als eine spezielle Form von
biochemische Vorgänge beteiligt. Das Ergebnis auf den
ökologischer
Umweltreiz ist in jedem Fall ein elektrisches Signal. Dieses wird
werden.4
Zusammenfassung
von
Rezeptoren
worauf
wir
uns
auszuscheiden,
Konkurrenz
in
dem
welche
zwischen
Stationenbetrieb
Wachstum
Pflanzen
oder
angesehen
über das Nervensystem weitergeleitet und landet im Gehirn, wo
es in weiterer Folge verrechnet ausgewertet wird. Im Gehirn
entsteht ein Sinneseindruck. Endergebnis ist eine Reaktion auf
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
3
Vgl. SCHMID, Ulrich. Geheime Signale. Die Spektakulären Sinne der
Tiere. Kosmos Verlag, Stuttgart, 2004.
4
Vgl. KRAUSS, Gerd-Joachim. Chemische Signale. 2000.
18
Das Thema Signale im Pflanzenreich überschneidet sich mit
Zoologie:
ein paar anderen Stationen, sodass wir nur ganz kurz darauf
•
visuelle Signale
eingegangen sind. Bestäubung wurde auch von den Kollegen
•
akustische Signale
der Blütenökologie durchgenommen, wobei sie sich auf die
Windbestäubung,
und
wir
uns
auf
die
Tierbestäubung
Botanik und Zoologie in Kombination:
spezialisiert haben. Abwehrstrategien wurden von uns gar nicht
•
Blüten als lockende Signale (optisch und chemisch)
angesprochen da hierzu ein eigener „Selbstverteidigungskurs
für
Pflanzen“
vorbereitet
war,
und
Allelopathie
wurde
Als
einführende
Bemerkung
möchten
wir
noch
darauf
ausgeklammert, da sie kaum wahrnehmbar ist, und einen
hinweisen, dass wir bei sämtlichen Arten, auf die im Folgenden
Nussbaum um darauf hinzuweisen, dass darunter kaum andere
eingegangen
Pflanzen aufkommen, hatten wir nicht in der unmittelbaren
spezielle morphologische Charakteristika behandeln werden.
Umgebung.
Hierbei verweisen wir auf diverse Bestimmungsbücher. Da
Signale
So
haben
uns
auf
die
Pflanzenreich
eine
noch
sehr
Wahrnehmungskreisen (Sehen, Hören, Schmecken/Riechen)
versucht auf Verhalten, Funktionen und Eigenschaften der
und
Arten einzugehen und immer einen Bezug zwischen Sender
Signalgruppen
von
und
Bestimmungs-Merkmale
verhaltensbiologische Thematik darstellen, haben wir vor allem
zusammenhängende
Behandlung
Tier-
weder
3
damit
wir
im
wird,
(visuell,
akustisch und chemisch) geeinigt, die wir den SchülerInnen im
Rahmen
der
Freilanddidaktik
anhand
einiger
Anschauungsobjekte, Demonstrationen und Versuchen näher
bringen wollten.
und Empfänger der Signale herzustellen.
i.
Visuelle Signale
a) Tarnen – Warnen - Täuschen
In Marchegg war im April noch keine allzu große Auswahl an
Schmetterlingen vorhanden, da zu dieser Zeit lediglich als
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
19
Imago überwinternde Arten fliegen. Ein Admiral der eine weite
Dennoch: kommen manche Angreifer zu nahe an das Tier
Wanderung hinter sich hatte konnte zwar beobachtet, jedoch
heran, erfahren sie eine Schrecksekunde, denn die grellen
leider nicht eingefangen werden, und mit dem Osterluzeifalter
Farben auf der Flügeloberseite und vor allem die Augenflecken
hatten wir einfach Glück, einer war schon aus der Puppe
dienen
geschlüpft, und der ist uns nach langer Verfolgung ins Netz
erscheinen als man tatsächlich ist um den Feind zu verwirren.
gegangen. Um das Konzept Tarnen – Warnen – Täuschen zu
Doch lernen Angreifer auch aus Erfahrung, weshalb der
verdeutlichen haben wir uns auf Fleckenfalter sowie Weißlinge
Augenbluff manchmal auch durchschaut wird. Versuche nach
konzentriert,
Niko Tinbergen5 beweisen, dass er vor allem auf unerfahrene
und
natürlich
auf
die
Besonderheit
den
Osterluzeifalter, aus der Familie der Ritterfalter.
unangenehm
Tagpfauenauge (Inachis io)
wenn
sie
Nachtpfauenauge
hat.
Mit
zusammengeklappten Flügeln ist es so kaum zu erkennen.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
ihre
pavonia),
zusätzlich
ist
ein
Sexual-
Haus gefunden und konnte
deshalb nicht mehr den
übersehen zu werden, weshalb das Tagpfauenauge eine
Unterseite
und
erst am letzten Abend beim
Augentiere.
Getarnte Tiere haben die Chance,
gefärbte
ausbreiten
Der Schmetterling wurde
Viele Fressfeinde von Insekten,
braun
zu
Dimorphismus ausgeprägt.
(Nymphalidae)
unscheinbar
Flügel
deutlicher
Fleckenfalter
sind
die
(Saturnia
e
Vögel,
größer
Das exakt selbe Phänomen zeigt auch das Kleine
Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Tagpfauenaug
wie
und
überdimensionalen Augen präsentieren.
Bild
Familie:
aufzufallen
Vögel wirkt, sodass oft bereits gefangene Tiere fallen gelassen
werden,
•
dazu
5
Vgl. KATTMANN Ulrich. Elfen, Gaukler und Ritter. Insekten zum
Kennenlernen. 2001. S.122f.
20
SchülerInnen gezeigt werden.
Flügelunterseite. Landkärtchen und C-Falter zeigen ansonsten
Bild Quelle: http://www.sapdesignguild.org/editions/edition6/gw.asp
•
fast identische Anpassungen.
Landkärtchen (Araschnia levana)
Bild Quelle: http://insektenfotos.de/insects_lepidoptera.htm
•
Kohlweißling (Pieris rapae)
Familie: Fleckenfalter
Bild Quelle: http://insektenfotos.de/insects_lepidoptera.htm
(Nymphalidae)
Familie: Weißlinge (Pieridae)
Diesmal keine Augenflecken, doch
Mit Augenflecken oder wie bei der
wieder dasselbe Konzept, zuerst
Familie
Tarnen
einfachen schwarzen Punkten an
(Flügelunterseite)
dann
warnen (Flügeloberseite)
C-Falter (Polygonia c-album)
Bild Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/C-Falter
Familie: Fleckenfalter
mit
Körperende
vorgetäuscht. Fressfeinde fassen
ihre Beute zumeist direkt hinter dem Kopf um eine Flucht zu
verhindern, hier erwischen sie nur die Flügelspitzen, weshalb
(Nymphalidae)
der Schmetterling oft mit ein paar harmlosen Verletzungen
Oft wird vermutet, dass der Name
C-Falter
Weißlinge
den Flügelspitzen wird oft ein
falsches
•
der
aufgrund
entkommen kann.6
der
charakteristischen,
eingeschnittenen
zustande
Flügelform
gekommen
ist,
in
Wirklichkeit bezeichnet er aber
die kleine helle Sichel auf der
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
6
Vgl. KATTMANN Ulrich. Elfen, Gaukler und Ritter. Insekten zum
Kennenlernen. 2001. S.125.
21
•
Aurorafalter (Anthocharis cardamines)
von
den
Kolleginnen
der
Abwehrstrategien
ausführlich
Bild Quelle: http://insektenfotos.de/insects_lepidoptera.htm
kommentierte Pflanze, die giftige Inhaltsstoffe hat, welche sich
Familie: Weißlinge (Pieridae)
durch Fressen auch die Raupen aneignen. Das zeigt recht
Männchen mit typisch orangen
deutlich eine Coevolution, der Falter hat sich an seine Nahrung
Flügelspitzen, während Weibchen
angepasst und sich ihre Eigenschaften zu Nutzen gemacht.
rein weiß gefärbt sind, sehrwohl
Darin steckt heute leider auch ein Grund für die starke
aber die grüne Zeichnung auf der
Gefährdung der Art, denn das Tier ist an seine Pflanzen
Unterseite zeigen.
gebunden und leidet ganz besonders unter dem Einsatz von
Insektiziden. Die Raupe verwandelt sich nachdem sie genug
•
Osterluzeifalter (Zerynthia polyxena)
Bild Quelle: http://www.schmetterling-raupe.de/art/polyxena.htm
gefressen hat in eine Gürtelpuppe und daraus schlüpft im
Frühjahr ein ebenso giftiger Schmetterling
Familie: Ritterfalter (Papilionidae)
b) Gelb – schwarze Warntracht
•
Wespe, Schwebfliege und Wildbiene
Unterschied: Wespe und Schwebfliege
Wespen sind durch ihren Stachel gefährlich und damit für viele
Vogelarten ungenießbar. Ihre gelb-schwarze Färbung ist, wie
auch bei den Bienen, als Warntracht zu verstehen. Andere
Insekten, wie zum Beispiel die völlig harmlose Schwebfliege
ahmen die Gefährlichkeit der Wespe nach. Sie täuschen etwas
Seine gelb-schwarze Warntracht verrät recht deutlich: Vorsicht,
giftig! Der Schmetterling legt seine Eier auf die Osterluzei, eine
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
vor,
das
sie
gar
nicht
sind,
nämlich
giftig.
Diese
Signaltäuschung nennt man Mimikry. Früher vermutete man,
22
dass diese gelb-schwarze Warntracht an sich, für
Wespe (Vespula austriaca)
die Fressfeinde abschreckend sei. Man nahm an,
Merkmale
dass Fressfeinde bestimmte Farben meiden, wie
Schwebfliege:
ein angeborenes Verhaltensmuster ohne erst eine
Flugverhalten, stechen wenn sie sich
Bedeutung lernen zu müssen. Heute weiß man
bedroht fühlen, deutliche Gliederung in
unter anderem, durch Experimente die im Jahre
Kopf, Brust und Hinterleib, typisch vor
1935 von Gerhard Mostler7 durchgeführt wurden,
allem die Wespentaille, Augen sind
dass das so nicht stimmt. In den Versuchen, wurde
schmal
bewiesen, dass unerfahrene Versuchsvögel, welche noch
als
und
Abgrenzung
zur
Unruhiges
nierenförmig,
in
Ruhestellung werden die Flügel meist nach hinten geklappt.
keinen Kontakt mit Wespen hatten, die Schwebfliege zu 100%
Bild Quelle: http://www.hydro-kosmos.de/klforsch/schwespe.htm
gefressen hatten. Wenn diese Versuchsvögel jedoch davor
schon einmal eine Wespe gefressen hatten und ihnen danach
Schwebfliege (Syrphidae)
eine Schwebfliege angeboten wurde, wurde diese zu 82%
Merkmale als Abgrenzung
gemieden. Diese harmlosen Schwebfliegen sind also erst dann
zur
geschützt, wenn die Angreifer zuvor schon aus Erfahrung
Flugverhalten (schweben),
gelernt hatten. Aus diesem Experiment kann man darauf
haben keinen Giftstachel,
schließen, dass Fressfeinde sehr wohl die Bedeutung der
Kopf, Brust und Hinterleib
Farben lernen müssen und nicht bestimmte Farbmuster von
weniger
deutlich
von
Natur aus meiden.
einander
getrennt,
keine
Wespe:
Wespentaille
7
Vgl. KATTMANN Ulrich. Elfen, Gaukler und Ritter. Insekten zum
Kennenlernen. 2001. S.124.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
Augen
nehmen
sind
Ruhiges
vorhanden,
sehr
groß,
nahezu
den
23
gesamten Kopf ein, teilweise stoßen sie oben zusammen, die
Flügel werden in Ruhestellung seitliche aufgespreizt.
Bodenwanze (Lygaeus saxatilis)
•
Generell,
sowohl
bei
Bild Quelle: http://www.hydro-kosmos.de/klforsch/schwespe.htm
Marienkäfer als auch bei
c) Rot – schwarze Warntracht
der
Bodenwanze,
bedeutet
die
Marienkäfer (Coccinella septempuncata)
•
rot
–
Der Marienkäfer ist durch eine auffällige Pigmentierung
schwarze
gekennzeichnet, die innerhalb der gleichen Art auch aufgrund
friss mich nicht, denn ich
der klimatischen Bedingungen sehr stark variieren kann. So ist
schmecke furchtbar oder
ein
bin sogar giftig, und ist ebenso wie die gelb – schwarze
Marienkäfer
in
feuchten,
kühlen
Klimaten
stärker
Pigmentiert als in warmen trockenen Klimaten. Das Verhalten
Warntracht,
Warntracht als visuelles Abwehrsignal zu klassifizieren.
der Marienkäfer ist dadurch gekennzeichnet, dass sie sich bei
Störungen von Ästen fallen lassen
Bild Quellen: BELLMANN, Heiko. Der neue Kosmos – Insektenführer.-
bzw. tot stellen. Dabei lassen sie
Stuttgart: Kosmos, 1999
aus
feinsten
Poren
der
•
Gelenkshaut zwischen Schenkel
und
Schiene
eine
Blutflüssigkeit
austreten.
Blutflüssigkeit
ist
Steinhummel (Bombus lapidarius)
gelbe
Auch die Steinhummel
Diese
will
mit
ihrem
roten
kann
Hinterteil ihren Feinden
jedoch leider nicht alle Fraßfeinde
zeigen, dass sie trotz
abschrecken,
ihrer sehr freundlichen,
lediglich
giftig,
sondern
Ameisen,
vor
bietet sie keinen Schutz.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
vertreibt
Vögeln
recht
stechfaulen
Art,
einen Stachel besitzt und
24
im Falle von Gefahr auch schmerzhaft zustechen kann.
Dabei kann sie auch mit den Giftdrüsen der Körperunterseite
Bild Quelle: http://insektenfotos.de/infos/bombus.htm
ein Giftsekret produzieren. Die Substanz tritt aus, und wirkt
stark reizend auf die Schleimhäute im Nasen-, Mund- und
•
Rotbauchunke (Bombina bombina)
Augenbereich
der
Fressfeinde.
Auch
die
Rotbauchunke
symbolisiert hiermit ihre Giftigkeit, sodass diese Warntracht als
Abwehrsignal dient, welches generell an Fressfeinde gerichtet
ist.
2. Akustische Signale:
a) Vogelstimmen
Gesang: Im Gegensatz zu den Amphibien sind bei den
Vögeln von beiden Partnern Lautäußerungen möglich, nur
Bild Quelle: http://www.donauauen.at/html/frameset.html
Die Rotbauchunken sind daran zu erkennen, dass sie neben
der grau bis dunkelgrauen Körperoberseite eine auffällig
gefleckte orange bis gelbe Unterseite besitzen. Um sich vor
Feinden zu schützen nimmt die Unke bei Bedrohung die
Kahnstellung ein: sie wirft sich auf den Rücken, krampft die
Extremitäten nach hinten, sodass sie mit der Bauchseite ihre
Warntracht zeigen kann (der Name Kahnstellung kommt also
daher, dass die Körperstellung mit einem Boot vergleichbar ist).
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
werden sie unterschiedlich eingesetzt, besonders im Frühjahr
hat man es zumeist mit einem singenden Männchen zu tun,
das einerseits sein Revier gegenüber Rivalen abgrenzen
(Territorialgesang), und andererseits ein Weibchen anlocken
möchte (Werbegesang). Auch Gesang beim gesellschaftlichen
Zusammenhalt außerhalb der Brutzeit ist vor allem beim
Buchfink (Fringilla coelebs) bekannt. Er kann auch Ausdruck
von Wohlbefinden sein und wird dann eher leise auch im Winter
vorgetragen, wie etwa beim Rotkehlchen (Erithacus rubecula).
25
Besonders
der
Star
(Sturnus
vulgaris)
präsentiert
gerne
•
Bild Quelle:
http://www.nvn-cottbus.de/jahresthemen/1995_vogel.htm
Imitationen des Gesangs anderer
Stimme: Gesang mit zahlreichen Motiven, laut und voll
Arten („Spotten“).
Ruf:
Ziehende
Vögel
klingend, aus Strophen dicht gereihter Einzel- oder
halten
Doppeltöne bestehend. Charakteristisch ist ein langsames
durch Rufe Kontakt oder auch einen
Trupp
zusammen,
andere
"dü, dü, dü", dass immer mehr an Lautstärke gewinnt (=
Arten
haben spezielle Lockrufe um Artgenossen anzulocken oder mit
den Jungtieren in Verbindung zu bleiben, wenn sie aufgrund
erster Flugversuche nicht mehr immer im Nest sind. Dabei ist
für Amseln (Turdus merula) der Luftwarnruf charakteristisch,
der durch ein langes schrilles Pfeifen gebildet wird. Manche
Arten haben so unterschiedliche Alarmrufe für Boden- und
Instrumentallaute: Neben stimmlichen Lauten sind oft auch
andere bewusst erzeugte Geräusche bekannt. Manche Arten
haben speziell geformte Schwanz- oder Schwungfedern (wie
die Bekassine) zur Lauterzeugung. Sehr auffallend ist das weit
hörbare Trommeln der Spechte, erzeugt durch Schnabelhiebe
besonders
Crescendo) und schlussendlich in einer Schmetterstrophe
endet, die mit einem Überschlagen der Stimme verglichen
werden kann. Nachtigallen singen nicht nur am Tag, sondern
auch bei Nacht aus dichter Deckung oder von niedriger freier
Warte, weshalb sie kaum zu sehen sind. Hier ist zu beachten,
dass es sich am Tag um einen Territorialgesang handelt,
während bei Nacht der Werbegesang vorgetragen wird. Der
Luftfeinde.
auf
Nachtigall (Luscinia megarhynchos)
ausgesuchten
Ästen
oder
sogar
Vogel selbst ist recht unscheinbar,
gut getarnt und etwa
sperlingsgroß was auch seine sehr ausgeprägte Stimme
erklärt. Nachdem optische Signale fehlen, muss er sich
anderwertig bemerkbar machen um Rivalen vertreiben zu
können und Weibchen anzulocken.
einer
blechernen Regenrinne.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
26
•
Feldlerche (Alauda arvensis)
•
Buntspecht (Picoides major)
Bild Quelle:
Bild Quelle: http://www.fotonatur.de/
http://www.nvn-cottbus.de/jahresthemen/1998_vogel.htm
Stimme:
Von
allen
heimischen
Stimme: Die Feldlerche fällt
Spechten sind Rufe bekannt, so
vor
ihren
auch vom Bundspecht. Während der
Singflug auf. Etwa 2 - 6 min
Balz sind von beiden Partnern Rufe
lang steigt sie senkrecht
wahrnehmbar, viel weitreichender ist
empor und singt dabei ohne
jedoch
Zwischenpausen in einem
Männchen, ein Instrumentallaut der
allem
durch
das
anhaltenden Fluss an trillernden und jubilierenden Tönen.
durch
Aus einer Höhe von ungefähr 100 – 150 m lässt sie sich
Gehölzen
die
Trommeln
Wahl
wie
der
von
speziellen
hohlen
Stämmen,
dann fallen und breitet erst Flügel und Schwanz aus um elegant
verstärkt wird. Besonders der Buntspecht taucht oft in
zu landen. Feldlerchen brüten am Boden, wobei das Männchen
Siedlungsgebieten auf und macht sich dort Blechgegenstände
den Singflug direkt über dem Nest vorführt, wodurch ein
wie Regenrinnen oder Tonnen zunutze um Krach zu erzeugen.
Schallzelt
entsteht.
Dabei
wird
dem
Weibchen
Stärke
demonstriert, denn je kräftiger das Männchen, desto höher
•
Grünspecht (Picus viridis)
kann es emporsteigen und desto weiter wird seine Stimme
Stimme: Der Grünspecht besitzt einen speziellen Flugruf, der
vernommen. Damit bildet der Singflug eine Kombination aus
auch in Marchegg oft zu hören war. Da weder aus eigener
optischen und akustischen Signalen und stellt bei der
Erfahrung Trommeln bekannt ist, noch in der Literatur ein
Feldlerche sowohl einen Balzflug als auch eine Revieranzeige
entsprechender Hinweis zu finden ist, liegt die Vermutung
dar.
nahe, dass keine Instrumentallaute eingesetzt werden.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
27
b) Amphibienstimmen
Hierbei ging es uns vor allem darum, aufzuzeigen, dass
•
Rotbauchunke (Bombina bombina)
Amphibienstimmen, im Vergleich zu den vorgestellten visuellen
Akustisches Signal: „Tü – tü – tü“ (vergleichbar mit einzelnen
Signalen, sehr artspezifische Signale sind und eigentlich die
Tönen einer Blockflöte)
einzige
Die Anzahl der Rufe pro Minute liegt ca. unter 40.
Möglichkeit
für
die
Tiere
darstellen,
potentielle
Paarungspartner zu lokalisieren und anzulocken bzw. Rivalen
zu vertreiben.
Mit den Rufen will die Unke vor allem ihr Revier vor
Artgenossen
abgrenzen,
sie
zeigt
generell
ein
sehr
Nur die Männchen rufen – Weibchen sind stumm. Die
ausgeprägtes Territorialverhalten, die Rufe dienen jedoch
Weibchen können jedoch aufgrund der Qualität der Stimme der
zusätzlich auch noch der Anlockung der Weibchen. Die
Männchen, die Qualität der Spermien erkennen. Dies ist eine
Männchen blähen sich auf, sodass der gesamte Körper als
sehr wichtige Eigenschaft, da die Weibchen viel Energie in die
Resonanzraum dient. Die Lunge wird durch pumpende
Produktion der Eier gesetzt haben und auch eine Garantie des
Bewegungen mit Luft gefüllt, danach wird dieser Luftstrom in
Fortpflanzungserfolges erhalten wollen. Als „Faustregel“ gilt: Je
die Kehlblase transportiert, beim Zurückdrücken der Luft aus
größer der Kehlkopf, desto länger auch die Stimmbänder, desto
der Kehlblase durch den Kehlkopf in die Lunge entsteht der
qualitativ hochwertiger die Stimme und daraus kann man
Laut.
ableiten, dass ein recht starkes Männchen mit qualitativ
hochwertigen Spermien dahinter steckt. Anzumerken ist noch,
•
Laubfrosch (Hyla arborea)
dass die Qualität der Stimme nicht unmittelbar mit der
Bild Quelle: http://www.herpetofauna.at/amphibien/hyla_arborea.php
Lautstärke im Zusammenhang steht. Denn sie ist sehr stark
Akustisches Signal: „räpp – räpp-
von der Distanz der Paarungspartner zueinander abhängig.
räpp“
Für diese Region und Jahreszeit repräsentative Rufe:
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
28
Das
Rufen
der
Laubfrösche
ist
sehr
schnell
und
in
aufeinanderfolgenden Serien.
umfassen, generell erwähnt. Die Rufe haben die allgemeine
Funktion der Amphibienrufe.
Rufserien im Chor.
•
Dieses akustische Signal, das vor allem als Paarungsruf,
Wechselkröte (Bufo viridis)
Bild Quelle: http://www.herpetofauna.at/amphibien/bufo_viridis.php
jedoch auch zur Revierabgrenzung dient, auch einzelne
Schreckrufe sind bekannt, kann hauptsächlich bei Einsetzen
Akustisches Signal: weit
der Dämmerung und in der Nacht wahrgenommen werden.
hörbares
Dabei kann durch die kehlständige Schallblase der Männchen
Trillern (vergleichbar mit
ein Rufen mit beträchtlicher Lautstärke erzielt werden.
dem Zirpen einer Grille)
Die
•
Kleiner Wasserfrosch (Rana lessonae)
Bild Quelle: http://www.herpetofauna.at/amphibien/rana_lessonae.php
melodisches
Rufe
Wechselkröten
der
dienen
primär als Balzrufe. Neben
dem langgezogenen Trillern können sie im Territorialverhalten
Akustisches Signal: „brä –
auch noch einen Kampfruf ausstoßen, welcher sich als
kä-kä-kä“
dumpfes, knarrendes Bellen äußert.
Der Kleine Wasserfrosch
wird hier als Vertreter der
3. Blüten als lockende Signale:
Wasserfrösche, die neben
Blüten als lockende Signale zeigen wahrscheinlich die höchste
diesem eben auch noch
Ausprägung an Coevolution zwischen Sender des Signals
Seefrosch und Teichfrosch
(Blüte) und dem Empfänger (Insekt), wie es die Anpassung des
Rüssels der Hummel auf Lippenblütler (wie eine Taubnessel),
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
29
die
Anpassung
der
Biene
auf
Tellerblumen
(wie
den
Unterlippe setzt. Die Staubbeutel laden dann den Pollen auf
Löwenzahn) und die Anpassung der Schmetterlinge auf lange
den Rücken der Hummel oder Biene ab. Bei älteren Blüten
Röhrenblüten symbolisiert. Die am weitesten verbreitete
hängt der Griffel mit der Narbe herunter, sodass Insekten
Bestäubungsart ist die Insektenbestäubung. Dabei spielen
mitgebrachten
vielerlei Werbemittel eine Rolle. Meist bieten die Pflanzen
Trennung wird eine Selbstbestäubung verhindert.
Pollen oder Nektar an und erhalten als Gegenleistung den
Quelle: http://www.digitalefolien.de/
Pollen
abstreifen.
Durch
diese
zeitliche
Transport des Pollens um eine Bestäubung zu gewährleisten.
a) Pollen und Nektar
Pollen: Manche Pflanzen produzieren mehr Pollen als
notwenig und bieten ihn so als Nahrung für potentielle
Bestäuber an. Pollen ist recht nährstoffreich, er enthält 16-30%
Eiweiße, 1-7% Stärke, bis zu 15% Zucker, 3-10% Fett und 19% Mineralstoffe.
Nektar: Um Ressourcen zu sparen wird oft anstatt von
Pollen Nektar angeboten, der von der Pflanze in speziellen
Nektarien angeboten wird. Bei der Taubnessel finden sich die
Nektardrüsen
hinter
dem
Fruchtknoten
am
Grund
der
Kelchblätter. Wenn eine Hummel oder Biene mit ihrem
Saugrüssel an die verborgene Stelle gelangen will, muss sie
b) Farben und Duftstoffe
sich auf die Unterlippe der Lippenblüte setzen und löst damit
Ein Schauapparat und stark chemische Signale wie der
einen Hebelmechanismus aus. Durch ein Gelenk beugen sich
intensive Duft der Traubenkirsche weisen auf ein spezielles
die Staubfäden nach unten, wenn sich ein Insekt auf die
Angebot hin und sollen Bestäuber anlocken.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
30
Bei Pflanzen existiert ebenso wie bei Tieren das Phänomen der
der Signalentwicklung bildet die Signaltäuschung oder Mimikry,
Täuschung, Glanzpunkte an der Blüte sollen Nektar andeuten,
da das Vorbild nicht am Signal interessiert ist, sehr wohl aber
der manchmal gar nicht vorhanden ist. Fliegenblumen weisen
der Imitator selbst und der Angreifer, der auf die Täuschung
sehr oft einen starken Aasgeruch auf, obwohl keine Nahrung
reagiert. Ein einfaches Beispiel um diese Behauptung zu
angeboten wird. Oder es entwickeln sich ausgeklügelte
belegen: eine Wespe will nicht gefressen werden, der Vogel will
Systeme, wie das Vortäuschen eines Sexualpartners durch
nicht gestochen werden (Interessensgemeinschaft zwischen
Duftstoffe oder auch durch morphologische Merkmale. Bespiele
Sender und Empfänger). An der entsprechenden Färbung einer
dafür konnten in Marchegg keine gefunden werden.
Schwebfliege in Wespentracht ist nur der Imitator selbst
interessiert. Denn eine Interessensgemeinschaft zwischen
Fressfeind und Beute existiert nicht, da der Vogel keinen Vorteil
III./ Zusammenfassung
davon hat die Schwebfliege nicht anzurühren, das Signal hilft
Ein Signal wird nur ausgebildet, wenn sowohl ein Sender als
damit nur einer Partei weiter, dennoch erfordert das Ausbilden
auch ein Empfänger vorhanden ist, der das Signal aufnimmt.
einer Mimikry einen hohen Grad an Anpassung.
Vorraussetzung
ist
damit
das
Vorhandensein
einer
Interessensgemeinschaft zwischen Sender und Empfänger.
Die von uns vorgestellten visuellen Signale sind in erster
Linie als Abwehrsignale zu verstehen. Diese Signalgruppe ist
Ein Signal kann intraspezifisch (innerhalb einer Art) sein,
nicht artspezifisch. Der Sender will dem Empfänger mitteilen,
darunter definieren wir, dass Sender und Empfänger des
dass er giftig oder gefährlich ist und es keinen Sinn hat, ihn
Signals Individuen derselben Art sind, wie es so bei nahezu
anzugreifen. Bei den akustischen Signalen, sei es jetzt bei
allen vorgestellten akustischen Signalen der Fall war. Ein
Vögeln oder Amphibien, sind die Signale zwischen Sender und
Signal kann aber auch interspezifisch (zwischen verschiedenen
Empfänger durchaus artspezifisch. Dennoch entwickeln sich
Arten) sein und sehr global an alle Fressfeinde, oder an alle
auch weitlaufende Reaktionen, so ist zu beobachten, dass vor
potentiellen Bestäuber gerichtet sein. Die einzige Ausnahme in
allem Warnrufe nicht nur von der eigenen Art, an die sie
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
31
gerichtet sind, sondern auch von anderen Arten verstanden
höchste Ausprägung an Coevolution zwischen Sender und
werden. Auch das ist auf eine Anpassung zurückzuführen, die
Empfänger. Besonders deutlich wird diese Aussage bei
eine
Mechanismen der Insektenbestäubung da eine morphologische
erhöhte
Überlebenschance
bei
drohender
Gefahr
bedeutet.
Blüten als lockende Signale zeigen wahrscheinlich die
Betrachtung
der
Blüten
bereits
Rückschlüsse
auf
ihre
Ausnahme
der
Bestäubergruppe zulässt.
Kein
Signal,
mit
Signaltäuschung oder Mimikry, der Tierund Pflanzenwelt wird abgegeben ohne
einen Sinn und Zweck zu erfüllen. Sowie
es einen Sender gibt, gibt es auch immer
einen Empfänger – sie bilden eine
Interessensgemeinschaft.
Zwischen
Sender und Empfänger hat im Laufe der
Stammesgeschichte
eine
Coevolution
stattgefunden. Die dafür erforderliche
Anpassung kann sich unter anderem in
visuellen,
chemischen
akustischen
und
oder
auch
morphologischen
Signalen ausdrücken.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
32
IV./ Bibliographie:
BERTSCH, Andreas. Blüten – lockende Signale. Otto Maier
Verlag Ravensburg, 1975.
BURKHARDT, Dietrich. Signale in der Tierwelt. 1966.
FANTUR, Roman. Einnischung und adaptives Verhalten der
Rauchschwalbe (Hirundo Rustica), Mehlschwalbe (Delichon
Urbic). 1996
Fließende
Grenzen.
Lebensraum
March-Thaya-Auen.
Umweltbundesamt Wien, 1999.
FRANK,
Georg.
Brutzeitliche
Einnischung
des
Weißrückenspechtes (Picoides leucotos) im Vergleich zum
Buntspecht (Dendrocopos major). 2001.
FRIELING, Heinrich. Was fliegt denn da? Unsere Vögel, ihre
Eier und Nester. Kosmos Verlag, Stuttgart, 1988.
GAMAUF, Anita. Greifvögel in Österreich. 1991.
HINTERMEIER,
Helmut
u.
HINTERMEIER,
Margit.
Blütenpflanzen und ihre Gäste. Tl 1 u. Tl.2. 2005.
JACOBS, Werner u. RENNER, Maximilian. Biologie und
Ökologie der Insekten, ein Taschenlexikon. Gustav Fischer
Verlag, Stuttgart, Jena, Lübeck, 1998.
JACOBS, Werner, Taschenlexikon zur Biologie der Insekten.
1947.
KATTMANN Ulrich. Elfen, Gaukler und Ritter. Insekten zum
Kennenlernen. 2001.
KRAUSS, Gerd-Joachim. Chemische Signale. 2000.
LUNAU, Klaus. Warnen, tarnen, täuschen. 2002.
NOVAK, Ivo. Der Kosmos Schmetterlingsführer. Kosmos
Verlag, Stuttgart, 1992.
PODLOUCKY, Richard. Froschkonzert am Gartenteich. Unsere
Frösche beobachten und schützen. Kosmos Stuttgart, 2001.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
ROCHÉ, Jean C. Die Vogelstimmen Europas auf 4 CDs.
Kosmos Stuttgart, 2000.
SCHMID, Heribert. Wie Tiere sich verständigen. 1979
SCHMID, Ulrich. Geheime Signale. Die Spektakulären Sinne
der Tiere. Kosmos Verlag, Stuttgart, 2004.
SINGER, Detlef. Vogeltreffpunkt Futterhaus. Vögel am
Futterplatz bestimmen und sinnvoll füttern. Kosmos Verlag,
Stuttgart, 1989.
WICKLER, Wolfgang. Mimikry. Nachahmung und Täuschung in
der Natur. München. Kindlers Universitäts-Bibliothek, 1968.
33
anpassungen
von
pflanzen
an
den
lebensraum
au
von Theresa Floimayr und Stefan Dürnberger
Überschwemmungsbreite bis zu 10 Kilometer erreichen.
Fachlicher Teil:
Überschwemmungen können zerstörend wirken, aber sie
Entstehung einer Au:
verlagern das Flussbett, die Mäanderbildung, fördern die
Die Etymologie lehrt uns, dass das Wort „Au“ ursprünglich aus
Abschnürung von Altarmen und die Verlandung dieser
dem Mittelhochdeutschen kommt und „Wasser“ bedeutet. Das
(aufgrund der Marchdämme
heißt, dass Auwälder Wasserwälder sind und ergo dem Wasser
Mensch gestattet)
ihre Entstehung verdanken.
Diese Überschwemmungen sind essentiell für die Au und sind
Die March entspringt im Norden Mährens in den Sudeten auf
Voraussetzung für neue Lebensräume, die sofort wieder
1.275 m Höhe und mündet nach 344 Kilometer bei Hainburg in
besiedelt werden. Man kann sagen, dass die Au ein System
die Donau. Die March ist im Gegensatz zur Donau bis Hainburg
ist, das sich ständig verändert.
nur mehr soweit wie es der
ein Tieflandfluss (geringes Gefälle). Der Fluss hat daher eine
sehr geringe Fließgeschwindigkeit und es wird deswegen fast
nur mehr feinkörniges Geschiebe in Form von Sand und Schluff
Auwälder:
transportiert und abgelagert. Dies bildet die Lebensgrundlage
für die Flora und Fauna der Marchauen.
Pflanzen machen sich diese Gegebenheit zu Nutze, indem sie
Bei Überflutungen, die zur Zeit der Schneeschmelze im März,
das Hochwasser zur generativen Verbreitung der Samen als
April
auf
auch zur vegetativen Verbreitung gebrauchen und schaffen
österreichischer Seite bis zu 2 Kilometer, überschwemmt,
somit neue Sukzessionsabfolgen. Die Verbreitung über Samen
mittlerweile aber nur mehr soweit wie es der Mensch zulässt.
ist bei vielen Weiden und Pappeln ein Problem, weil die Samen
Nach unseren Informationen konnte die March früher eine
dieser Pflanzen äußerst kurzlebig sind, daher ist bei diesen
stattfinden,
wird
der
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
Talboden
großflächig,
34
Arten die vegetative Vermehrung besonders ausgeprägt.
dioica Großer Brennessel, Galium aparine Klettlabkraut,
Silberweiden zum Beispiel vermehren sich über abgebrochene
Aristolochia
Zweige, Stammstücke usw.
Gundelrebe, Lamium purpureum Kleine Taubnessel, Humulus
Die Entwicklung des Auwaldes wird von vielen Faktoren (Licht,
lupulus Hopfen) aufgrund des hohen Nährstoffangebotes.
clematitis
Osterluzei,
Glechoma
hederacea
Substrat, Vermehrungsmodus) bestimmt. Außerdem gibt es im
Zuge der Sukzession eine Abfolge:
Im Laufe weniger Jahrzehnte können ganze Wälder
An Stellen, wo der Einfluss der Hochwässer geringer wird,
Baumarten von einem Standort verschwinden und ersetzt
breitet sich ein Auwald aus. Zuerst sind aber Pionierpflanzen
werden bzw. die Sukzessionen neu beginnen.
am Werk. Buschweiden besiedeln die ersten verlandeten
Die oben angesprochenen Dämme wurden errichtet, um den
Standorte. In der Folge entwickeln sich
Menschen Ackerbau zu ermöglichen bzw. Siedlungsgebiete
Baumweiden
(Purpurweiden, Filzweiden. Korbweiden) und Pappeln (Populus
alba
Silber-Pappel,
Populus
nigra
Schwarz-Pappel)
bzw.
zur Verfügung zu stellen.
und
Formen die Weiche Au (kommt vom „weichen“ Holz dieser
Anpassungen an den überschwemmten Lebensraum.
Pflanzen) diese wird alljährlich lange überflutet.
Die höheren Teile der Au werden zwar alljährlich aber für eine
Überschwemmungen machen die Au erst zu diesem üppigen
kürzere Dauer überschwemmt und von Hartholzarten wie Acer
Lebensraum. Durch die jährlichen Hochwässer (in den
campestre Feld-Ahorn, Acer negundo Eschen-Ahorn, Fraxinus
Marchauen gibt es wie oben bereits angesprochen ein
excelsior Gewöhnliche Esche, Fraxinus angustifolia Quirl-
Frühjahrshochwasser durch die Schneeschmelze, die Donau
Esche,
führt hingegen Sommerhochwasser und staut die March von
Ulmus
Traubenkirsche
laevis
besiedelt.
Flatter-Ulme,
Der
Boden
Prunus
ist
padus
reifer,
der
Humushorizont mächtiger. Erwähnenswert ist der dichte und
Hainburg
her
zurück
und
verursacht
so
ein
weiteres
Hochwasser) werden sehr viele Nährstoffe angeschwemmt.
wüchsige Unterwuchs (z.B. Großer Klette Arctium lappa, Urtica
35
schnelles
Austreiben
versuchen
einen
Vegetationsvorsprung herauszuholen wie
beispielsweise das Klettlabkraut (Galium
aparine), das
im Frühjahr besonders
schnell wächst,
aber im Hochsommer
schon wieder abgestorben ist. So geht es
vielen Pflanzen, die schon so bald im
Frühjahr gleich nach dem ersten Aufbrechen
der Schneedecke zum Leben erwachen.
Allgemein werden sie Frühblüher (darunter
viele Geophyten = haben Speicherorgane
wie Zwiebeln, Rhizome, etc.) genannt. Sie
kommen allerdings nicht nur in der Au vor
sonder auch in den meisten anderen
Wäldern.
Mit
dem
gegebene
Nährstoffdünger
Der Auwald ist besonders produktiv, weil es an Wasser und
Überangebot
können
viele
an
Nicht-
Nährstoffen für die Pflanzen nicht mangelt. Das verfügbare
Aupflanzen nicht umgehen und würden wie eine überdüngte
Licht muss voll von den Pflanzen genutzt werden, um
Zimmerpflanze sterben. Pflanzen in der Au können das aber.
organische Masse produzieren zu können. Daher konkurrieren
Deshalb hat sich der Mensch viele seiner Nutzpflanzen aus der
die Pflanzen in diesem Lebensraum hauptsächlich um Licht.
Au kultiviert. Sie sind heute von essentieller Bedeutung, weil sie
Aufgrund des Lichtkampfes gibt es Pflanzen, die durch
bei
ausreichendem
Wasser-
und
Nährstoffangebot
ein
36
Höchstmaß an Energie in organischer Masse fixieren und
dadurch hohe Produktivität aufweisen.
Didaktischer Teil:
Didaktische Reduktion:
Aupflanzen können mit extremen Bedingungen, die ein Auwald
Als Lehrer steht man immer vor dem Problem, wieviel Stoff
als Lebensraum mit sich bringt gut umgehen. Die Pflanzen
man den Kindern in einer bestimmten Schulstufe in einer
haben
die
Stunde zumuten darf bzw. kann und was schon wieder zu viel
jährlichen Hochwässer zu überleben. Das größte Problem, mit
des Guten wäre. Da wir bei unseren Lehrauftritten nie mehr als
dem die Pflanzen dabei konfrontiert sind, ist sicherlich die
ca. 40 min Zeit hatten, musste also eine grobe Auswahl der zu
Staunässe. Für einjährige Pflanzen stellt sich die Frage nicht,
präsentierenden Information vorgenommen werden.
da ein Austrieb erst erfolgt wenn die Bedingungen für den
Ich kann mich noch erinnern, dass es uns bereits nach der
Samen optimal sind und so erst dann ein Austriebreiz induziert
Themenzuteilung nicht so einfach gefallen war unser Thema
wird.
die
"Aupflanzen - und warum sie in der Au so aussehen wie sie
Überschwemmungshase allerdings einen Sauerstoffmangel in
eben aussehen" bereits zu konkretisieren, sodass man sich
den
wenigstens irgendetwas darunter vorstellen hätte können. Uns
unterschiedlichste
Für
alle
Wurzeln.
Strategien
mehrjährigen
Eine
Lebensbedingungen
Pflanze,
angepasst
entwickelt,
Pflanzen
die
ist,
bedeutet
nicht
wird
um
das
an
diese
gesamte
blieb also viel Spielraum, um dieses Thema aufzuarbeiten.
Wurzelwerk aufgrund von Fäulnis verlieren. Um dem entgegen
Zu Beginn unserer Vorbereitungen hatten wir noch die
wirken können passen sich Pflanzen an die Staunässe an
Vorstellung, so viele Pflanzen wie möglich zu behandeln und
durch zum Beispiel Adventivwurzeln oder Ersatzorgane. In der
den Kindern näher bringen zu wollen. Als wir aber dann vor Ort
Au haben manche Weidenarten sprossbürtige Wurzeln und
in Marchegg waren und die Gegebenheiten besser unter die
können so die Wurzelmasse mit Sauerstoff versorgen. Sie
Lupe nehmen konnten, entschieden wir uns doch dazu, einen
steigen von Luftatmung auf Wasseratmung um.
etwas anderen Zugang zu unserem Thema "Aupflanzen" zu
wählen.
Wir
wollten
den
Kindern
nicht
irgendwelche
37
bestimmten Pflanzen bis ins kleinste Detail zeigen und ihren
würden,
zu
finden
und
einzuplanen.
Um
es
Aufbau erklären, sondern wir hielten es für angebrachter, einen
auszudrücken: wir waren der Natur völlig ausgeliefert!
anders
großen Gesamtüberblick zum Thema Au und ihre Pflanzen zu
geben und dazu einige von ihnen auszuwählen, die als
besonders gute Vertreter für den Lebensraum in Frage
HILFELEISTUNG VON PETER PANY und was dabei
rauskam…
kommen und auch zufällig dann an unserer kleinen RundgangRoute zu finden waren. Es gefiel uns besser, mit den Kindern
Beim Zusammenstellen der wichtigsten Zusammenhänge
eine kleine Runde zu gehen und ihnen an verschiedenen
zwischen dem tatsächlichen Aussehen der Pflanzen in der Au
Standorten die Pflanzen zu zeigen und die Zusammenhänge
und den natürlichen Gegebenheiten, die dieser Lebensraum mit
mit den natürlichen Gegebenheiten der Au zu zeigen, als mit
sich bringt, war uns Peter Pany eine große Hilfe. Unser
ihnen stationär an einem Fleck zu bleiben. Dazu musste
Anliegen war es, den Schülern zu zeigen, dass die Aupflanzen
natürlich eine Reduktion im Stoff vorgenommen werden, weil
ganz andere Eigenschaften hatten wie die Pflanzen in weniger
wir sonst unseren vorgegebenen Zeitrahmen hätten sprengen
wasser- und nährstoffreichen Gebieten. Hierbei gab uns Peter
müssen. Wir tüftelten sehr lange herum, bis wir ein richtiges
den Tipp, einfach Blätter von den Kindern pflücken zu lassen
Konzept niedergeschrieben hatten und bis feststand, welche
und dann mit ausgerupftem Gras welken zu lassen, um den
Information uns wichtig war, dass die Kinder das Ganze, was
Unterschied im Gewebe deutlich sichtbar machen zu können.
wir ihnen erzählen wollten auch zusammenhängend verstehen
Auch
konnten.
interessanten Tipp, dass der Hopfen Humulus lupulus bis zu
Wir
waren
nicht
so
sehr
darauf
angewiesen,
gab
er
uns
den
sehr
wertvollen
und
überaus
viel
(man höre bzw. lese) 8 cm am Tag wachsen kann! Davon
Pflanzenmaterial zu sammeln, sondern eher die Pflanzen an
mussten wir uns natürlich gleich selbst überzeugen. Folgendes
unserer Route zu finden und dadurch die einzelnen kleinen
erstaunliches Ergebnis offenbarte sich uns:
Stopps, die dann mit der Gruppe vorgenommen werden
38
HOPFEN – MESSUNG
DAS KONZEPT der Station „AUWEH – Pflanzen in
Not!“
Samstag: 17:00
1) hinterm Haus
13 cm
2) hinterm Haus
60,5 cm
3) Straße
80 cm
4) unter der Brücke
40 cm
Unser Konzept sah folgende Punkte vor:
1) EINLEITUNG:
2) AULANDSCHAFTSPROFIL
3) PFLÜCKEN DER PFLANZEN
4) HOPFENMESSUNG
23 Stunden später
5) SPATENSTICH an 3 verschiedenen Orten
Sonntag: 16:00
1) hinterm Haus
21 cm  + 8 cm!
2) hinterm Haus
66,5 cm  + 6 cm!
3) Straße
86 cm  + 6 cm!
4) unter der Brücke
45 cm  + 5 cm!
Diese wirklich außergewöhnliche Leistung des Hopfens, ein
solches Überangebot an Nährstoffen und Wasser in produktive
6) VERWELKTE PFLANZEN ANSCHAUEN
7) TAKE HOME MESSAGE
Programmerklärung zu den einzelnen Punkten:
1) EINLEITUNG:
-
Biomasse umsetzen zu können, mussten wir natürlich als
großes Beispiel bei unserem Rundgang miteinbeziehen und wir
hofften, dass wir damit die Kinder auch so in Begeisterung und
kurze Vorstellung von uns und dass die Station die Au
als Lebensraum für Pflanzen behandelt
-
Allgemeine Frage: Was wisst Ihr (Schüler) über die Au?
 eigene Theorien aufstellen lassen
Erstaunen versetzten könnten, wie wir es schon bei unseren
Professoren und Mitstudenten nach unserer zweiten Messung
2) AULANDSCHAFTSPROFIL:
am Sonntag geschafft hatten.
39
-
Anhand eines selbstgezeichneten Schema einer Au die
-
Entstehungsgeschichte erklären bzw. gemeinsam
Erklären, warum der Hopfen das schnelle Wachstum
machen kann
erarbeiten
-
Unterschiede Weiche und Harte Au
Noch kurzes Stehenbleiben zwischen Zugbrücke und
-
Was ist charakteristisch für die Au?
Schutzdamm: Was fällt euch hier auf bei den Sträuchern?
* Überschwemmung: an der March Frühjahrshochwasser
(Schlammschicht unten, Sträucher blühen unten später als
durch Schneeschmelze  * Wasserrückgang  *
oben wegen Hochwasser)
nährstoffreiches Material (Schlamm) bleibt zurück
3) PFLÜCKEN DER PFLANZEN:
-
Wir bewegen uns ein bisschen und erkunden die nähere
5) SPATENSTICH an 3 verschiedenen Orten:
-
Wir wandern weiter zum Schutzdamm: Was fällt euch
Umgebung rund um die Station. Was fällt uns auf?
bei der Vegetation auf im Gegensatz zur Pflanzenwelt
Welche Pflanzen seht ihr?
beim Stationsausgangspunkt?
-
Nährstoffzeiger: kurze Erklärung von Besonderheiten
-
Anschließendes Pflücken von Großer Klette Arctium
-
Gras ausreißen und mit den anderen Pflanzen in der
Sonne liegen lassen  später schauen, was passiert ist
lappa, Großer Brennessel Urtica dioica und Klettlabkraut
-
1. Spatenstich am Damm: kiesig-sandiger Untergrund
Galium aparine
-
2. Spatenstich im Wald, wo es schon trocken aussieht:
Wurzelgeflecht herzeigen im Waldboden: Funktion des
4) HOPFENMESSUNG
-
Wurzelwerks erklären (gute Verankerung im Boden, etc.)
Weiter geht’s unter die Zugbrücke zum Abmessen des
Hopfens (Ausgangswert 40 cm Sonntag 17:00)
40
-
3.
Spatenstich
in
der
Nähe
einer
kleinen
Wasseransammlung: soll zeigen, obwohl es oberflächig
schon trocken aussieht, stehen die Bäume trotzdem mit
ihren Wurzeln noch im Wasser Staunässe eines der
größten Probleme: Anpassungen von Bäumen und
Sträuchern erklären (stammbürtige Wurzelbüschelbildung
bei manchen Weiden, etc.)
6) VERWELKTE PFLANZEN ANSCHAUEN
-
Fragen, wieso die gepflückten Aupflanzen so verwelkt
sind und das Gras nicht
Noch eine kurze Ergänzung zum Thema Auwaldpflanzen
und Nutzpflanzen für den Menschen
7) TAKE HOME MESSAGE:
-
Noch einmal mit den Kindern wiederholen, was ihnen
in Erinnerung geblieben ist
-
Wir sagen, was uns wichtig ist:
Aupflanzen können mit extremen Bedingungen, die ein
Auwald als Lebensraum mit sich bringt, sehr gut umgehen:
41
 Hochwasser: Staunässe, Überangebot an Nährstoffen und
Umgebung umzusehen, was denn da nicht alles blüht und
Wasser
gedeiht, worauf sie vielleicht sogar stehen. Gleich zu Beginn
effektive Nutzung und Produktion von Biomasse, deshalb hat
hatten sie die Aufgabe, Blätter von verschiedenen Pflanzen zu
der Mensch die meisten Nutzpflanzen aus diesen Gebieten
pflücken und ihre Beschaffenheit zu erkunden, indem sie sie
kultiviert, weil sie mit Düngung sehr effizient umgehen können
angreifen und zwischen ihren Fingern spüren sollten, wie sie
(andere Pflanzen würden aufgrund von Überdüngung sterben!)
sich anfühlten.
Methode:
Beim Hopfenmessen war uns wichtig, dass sie selbst die Größe
des Hopfens abmessen mussten und dass wir ihnen unsere
Uns war von Anfang an klar, dass wir die Kinder so viel wie
Begeisterung darüber, dass er so schnell wächst, vermitteln
möglich selbst erfahren und erforschen lassen wollten. Es ist
konnten und vielleicht sogar ein wenig davon auf sie
ein altbekannter Grundsatz, dass einem jene Erfahrungen
überspringen konnte.
besser in Erinnerung bleiben, die man mit irgendwelchen
Dann ging es mit dem aufmerksamen Wahrnehmen der
Emotionen in Verbindung bringen kann oder bei denen man
Umgebung, in der sich die Schüler bewegten weiter. Sie sollten
einfach „live“ dabei war. Genauso ist es mit der Information und
uns sagen, was ihnen an der Gegend zwischen Bahnbrücke
mit dem Stoff, den Schüler lernen sollen. Je mehr sie selbst
und Schutzdamm, bzw. an der Landschaft, die man vom Damm
erarbeiten können und das Ganze dann auch noch auf einer
aus sieht, auffiel.
logischen Ebene erfahren dürfen, sodass sie Zusammenhänge
und Vorgänge verstehen und sich selbst erklären können,
Als nächstes war uns wichtig, dass die Kinder auch etwas nur
umso besser bleibt es ihnen im Gedächtnis verankert.
durch hören herausfinden sollten: beim 1. Spatenstich sollten
Auf diesem Wissen basierend wollten wir unsere Station
sie heraushören, dass das Knirschen beim Hineinstechen des
aufbauen. Die Kinder wurden angeregt, sich genau in der
Spatens sich deshalb so anhört, weil der Untergrund kiesig ist.
42
Genau
2.
die Natur mit den Sinnen erfahren zu lassen, die sie vielleicht
Spatenstich sein: hier hörten die
normalerweise im Alltag nicht so sehr gebrauchen, wie sie es
Kinder das dumpfe Geräusch von
bei unserer Station getan haben. Wir haben auch versucht,
Wurzeln, die durchtrennt wurden.
immer wieder spontan die Kinder auf die Rufe der Unken
Hier sollten sie die Erde auch noch
aufmerksam zu machen oder auf den Kuckuck. Was auch ganz
angreifen. Der 3. Spatenstich sollte
witzig war und den Schülern gefallen hat, war der neueste
ihnen ein „aha“ – Erlebnis bereiten,
Modetrend an Accessoires, den wir ihnen verraten haben:
indem sie das Wasser rausquellen
Klettlabkraut als trendiger Verschönerungsschmuck, billig und
sahen, nachdem sie den Spaten in
gut haftend an (fast) allen Stoffen!
die Erde gesteckt hatten, obwohl
Reflexion:
der
so
Boden
sollte
es
beim
schon
trocken
ausgesehen hatte.
Zu guter Letzt waren die Schüler
noch aufgefordert, die Gründe
herauszufinden, warum die
gepflückten Blätter verwelkt waren
und das Gras noch wie neu aussah.
Alles in allem kann man sagen,
dass es uns wichtig war, die Kinder
Was hat geklappt?
Was hat nicht so gut funktioniert?
Was würden wir das nächste Mal anders machen?
Wie habe ich mich bei den zwei Lehrauftritten gefühlt?
Stefan: Die Exkursion in den Marchauen war für mich absolut
lehrreich und ein gewisser Spaßfaktor rundete diese fünf Tage
ab. Die Infrastruktur und das Leben in der Au haben ihren Reiz,
dazu kommt, dass sich durch die Abgeschiedenheit und dem
Leben miteinander die Gruppendynamik sehr positiv (in
unserem Falle) entwickelt hat. Aber abgesehen von der
43
sozialen Komponente ist sicherlich das Engagement der
Station, sich in den Vortrag der Studenten einmischt und das
Lehrveranstaltungsleiter hervorzuheben.
Wort übernimmt (nicht in unserem 2erTeam passiert!). Die
Die
selbstständige Vorbereitung
Durchführung
im
in der Natur
Stationenbetrieb
waren für
und die
mich
eine
Studenten stehen somit als Schüler vor den Schülern und
Feedbacks
wie
Erfahrung die in diesem Studium nicht selbstverständlich ist.
„Großes Wissen der
Die Jugendlichen waren bis auf wenige Ausnahmen begeistert
Professoren“ sind die
von der Natur und waren wissbegierig, daher mussten wir nicht
Folge.
das Interesse der Schüler wecken sondern konnten uns voll auf
davon ist es für uns
die
Studenten
Wissensweitergabe
in
vivo
konzentrieren,
denn
Abgesehen
lehrreicher
Naturerfahrungen sind für Schüler ein wichtiger Teil um
ins kalte Wasser zu
überhaupt das Ganze verstehen zu können.
müssen (nur so kann
Meine Kollegin und ich haben uns keine striktes Konzept zu
ich
Recht gelegt. Ich persönlich finde, dass starre Leitfäden nur
lernen), so aber ist das
schwer zu verwirklichen sind, denn die Schülergruppen sind
Selbstvertrauen
unterschiedlich und haben daher andere Interessensgebiete
Betreffenden
und Fragen, somit konnten wir immer auf jede Frage eingehen,
nachhaltig
ohne dabei in Stress zu geraten.
angebrochen.
schwimmen
der
Selbstverständlich kämpften wir dadurch auch mit Problemen,
wie ungleichmäßige Redezeit. Dies beeinträchtigt aber auf
Theresa: Die Zusammenarbeit mit Stefan hat sehr gut geklappt
keinen
gute
und wir hatten keine Probleme uns zusammenzureden und uns
Zusammenarbeit. Was ich aber als zutiefst negativ erwähnen
auf die wichtigsten Punkte, die unsere Station haben sollte, zu
Fall
meine
Erinnerung
an
eine
absolut
muss ist, wenn ein Professor, eigentlich ja nur Besucher der
44
einigen. Auch vor Ort gab es keine großen Komplikationen, die
richtig in Fahrt ist, dann kann man sich oft nicht mehr bremsen
nicht irgendwie lösbar gewesen wären.
und andere werden dann halt einfach überfahren! Ich werde mir
Etwas, was nicht so optimal funktioniert hat, war manchmal die
das aber zu Herzen nehmen und in Zukunft ein bisschen mehr
Aufteilung, wer was sagt. Grundsätzlich hatten wir ja keine
darauf achten, dass ich auch andere Leute (besondern wenn
Einteilung, wer wann was spricht. Wir wollten das eher spontan
ich mit ihnen zusammenarbeite) zu Wort kommen lasse.
machen und uns nicht durch Vorgegebenes zwingen lassen. Es
Grundsätzlich würde ich unseren Lehrauftritt so lassen, weil er
wäre aber vielleicht nicht schlecht gewesen, so ein kleines
wirklich gut funktioniert hat und wir aus dem zu Beginn
Grundkonzept zu haben, wer eventuell den einen Bereich und
langweilig erscheinenden Thema „Aupflanzen“ das Maximale
wer den anderen übernimmt und bespricht. Doch im Großen
rausgeholt haben und das mit Erfolg (eine explizit positive
und Ganzen haben wir es gut hingekriegt und es funktioniert
Erwähnung unserer Station beim Feedback der Montag-
auch mit spontaner Aufteilung.
Gruppe!! JIPPI!)!
Mein Problem, das ich schon des Öfteren gehabt habe, ist,
Was wir inhaltlich beim nächsten Mal noch ändern müssten,
dass ich sehr viel und gerne rede. Aus diesem Grund hatten
wäre,
Stefan und ich beim aller letzten Lehrauftritt dann etwas
Entstehungsgeschichte einer Au an die Entstehung der
unterschiedliche Meinungen (Theresa: „Des woa iazt oba a
Marchauen
klasse Gruppn, findst ned Stefan?!“
Schlampigkeitsfehler, weil die Entstehung dieser Au etwas
Stefan: „Oiso Theresa, I muaß da jetzt scho amoi wos sogn:
anders
eigentlich host eh du de ganze Zeit gredet und i hob so guad
Schotteraufwürfe, weil die Strömung zu langsam ist und
wie goa nix mochn kina. Oba passt eh!“). Es ist mir wirklich
dergleichen).
nicht aufgefallen und das ist vielleicht das Schlimme an dem
Ich persönlich habe mich bei unseren Lehrauftritten ansonsten
Ganzen. Es ist echt schwierig, sich selbst zu reflektieren, weil
sehr wohl gefühlt und es hat mir wieder einmal bestätigt, dass
wenn man (zumindest ist das bei mir immer so) einmal so
ich mir sicher den richtigen Beruf ausgewählt habe. Um noch
dass
ist,
wir
angleichen
als
die
das
Auwaldschema
müssten.
von
Hier
anderen
hatten
und
wir
Augebieten
die
einen
(keine
45
einmal auf mein vieles vielleicht unkontrolliertes Reden zurück
zukommen: eine gewisse Adele sagte mir: „Sei froh, dass du so
viel und gerne redest, weil in der Klasse stehst du dann eh
alleine drinnen!“ Besten Dank für diesen Zuspruch!
Ich erkläre einfach gerne und ich bin immer ganz gespannt auf
die Erklärungen und Sichtweisen von Jugendlichen. Ihre
Theorien und Gedankengänge sind wirklich oft sehr erstaunlich
und ihr Vorwissen auf manchen Gebieten ist auch meist
bemerkenswert.
LITERATUR:
Aichele, Dietmar; et al. Der Kosmos – Pflanzenführer.
Augsburg: Weltbild Verlag GmbH, 1996.
Bertl, Martina. Natur im Herzen Mitteleuropas. St. Pölten:
Landesverlag, 2002.
Fischer, Manfred A.; et al. Exkursionsflora Österreich,
Liechtenstein und Südtirol. 2.Aufl. ed. Linz: Land
Oberösterreich Biologiezentrum der OÖ Landesmuseen, 2005.
Fischer, Manfred A. Einführung in die botanische Morphologie
und Biosystematik sowie die ökologische Floristik für
Schulbiologen (mit Pflanzenbestimmungsübungen). 3.Aufl.
Wien: Institut für Botanik der Universität Wien, 2004.
(SKRIPTUM)
Gamerith, Werner. Donau – Auen: Naturreichtum im
Nationalpark. Wien: Tyrolia Verlag, 1999.
Hans E., Laux. Pflanzen am Wasser : erkennen und
bestimmen. Stuttgart: Franckh Kosmos Verlag, 1994.
Kelemen, Julia. Fließende Grenzen: Lebensraum MarchThaya-Auen. Wien: Umweltbundesamt, 1999.
Verein Freunde der Heilkräuter. Heilkräuter. Geschenke Gottes
für deine Gesundheit. 6.Aufl. Horn: Ferdinand Berger & Söhne
GmbH, 1993.
http://www.wikipedia.org
http://www.biozac.de
http://www.donauauen.at
http://www.wald-in-not.de/download11/auwald.pdf
http://www.univie.ac.at/freilanddidaktik
46
kryptogame:
...die
mit
dem
heimlichen
sex...
von Nicole Schupp & Ingrid Huemer
Die Besiedelung vom Wasser zum Land und retour
1. Fachlicher Teil:
Das bekannteste der künstlichen Systeme des Pflanzenreichs
Un-Scheinbar
ist das von Linné 1735 aufgestellte Sexualsystem, in dem er
Samt, der den Grund überzieht,
weich unter tastender Hand,
schimmernd in farbigem Glanz.
Oder die Kruste am Fels,
borstiges Segel am Baum,
struppiger Bart im Gehölz,
farblos verwittert im Wind.
Wenn dich der Mensch nicht zerstört,
der nur was auffällt erkennt,
kleinlichem Nutzen gehorcht –
dann überdauert vielleicht
nach dem Gesetz, das dich schuf,
deine genügsame Art,
trotzig behauptend die Form.
Uralt und wesentlich jung:
Flechte im Wandel der Zeit.
Klaus Klöckner, 1997
den
23
Klassen
von
Blütenpflanzen
eine
24.
Klasse
gegenüberstellte, nämlich jene der „Cryptogamia“. Er zählte zu
dieser Klasse nicht nur die Farne, Moose, Algen und Pilze,
sondern auch einige Höhere Pflanzen mit schwer erkennbaren
Blüten (Ficus, Lemna) und sogar Korallen und Schwämme.
Die Kryptogamen kann man heute als „Sporenpflanzen“
bezeichnen, da bei ihnen die Ausbreitung mit Hilfe meist
einzelliger Keime (z.B. Sporen) erfolgt – also Algen, Moose,
Farne, Flechten und Pilze. Den Kryptogamen werden die
Phanerogamen
als
Blüten-
oder
Samenpflanzen
gegenübergestellt.
Daher die von uns, als Metapher für keine Blüten, verwendete
Beschreibung der Kryptogamen als „die, mit dem heimlichen
Sex“.
Die
Lebensweise
der
Kryptogamen
lässt
sich
in
sehr
spannender Weise in das Rahmenthema der Exkursion,
47
nämlich Anpassung, integrieren. Die evolutionäre Entwicklung
Sie besitzen wie die Bakterien keinen echten Zellkern und
der
werden somit zu den Prokaryota gezählt. Da sie eine „Vorstufe“
Pflanzen
anhand
der
Kryptogamen
spiegelt
sehr
anschaulich die Besiedelung der Pflanzen vom Wasser an das
der Grünalgen sind, fehlen ihnen die Chloroplasten.
Land wieder. Welche morphologischen, anatomischen und
symbiotischen Anpassungen bewerkstelligt werden mussten,
Vor 500 Millionen Jahren:
um diesen Schritt vollziehen zu können, soll im Anschluss
Als echte Eukaryota sind die Grünalgen als Bindeglied
erläutert werden. Da die Klasse der Kryptogamen sehr
zwischen dem Leben im Wasser und am Land zu betrachten. In
umfassend und komplex ist, wurden die Pilze aus unseren
dieser haplonten Gruppe existieren vom Einzeller bis hin zum
Betrachtungen ausgeschlossen.
Gewebethallus
Vielzeller:
erste
differenzierte
Gewebebereiche) fast alle Zwischenstufen. Ihre Besonderheit
Algen:
liegt aber in der Speicherung von Stärke in den Chloroplasten.
Diese Tatsache macht sie zu den nächsten Verwandten der
Vor ca. 3000 Millionen Jahren:
Es entstand in Form von Bakterien Leben in der “Ursuppe“.
Die Blaualge ist nicht nur der Beginn von pflanzlichem, sondern
auch gleichzeitig von tierischem Leben, da sie sich sowohl
autotroph als auch heterotroph ernähren kann.
Blaualgen sind einzellig oder fädig, können jedoch Kolonien
bilden, in denen die Tochterzellen nach der Teilung in der
Gallerthülle,
(echter
die
durch
Verschleimung
der
Zellmembran
entsteht, bleiben, aber nicht mit einander verwachsen.
Landpflanzen.
Auch ihr Vorkommen ist sehr vielseitig. Man findet sie zum
Beispiel als Jochalge im Süßwasser oder als Luftalge auf
einem Baumstamm, wobei sie durch ihre Farbstoffe Chlorophyll
a und b immer ihre mehr oder weniger grünliche Erscheinung
behalten.
Als Anschauungsmaterial für die sexuelle Fortpflanzung ist die
Jochalge
sehr
Leiterkopulation
empfehlenswert.
ist
neben
Die
den
Brücken-
oder
schraubenförmigen
Chloroplasten sehr beeindruckend.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
48
Bei den Moosen bleibt der diploide Sporophyt auf dem
Moose (Bryophyta):
dominierenden
Gametophyt
zeitlebens
verbunden.
Der
morphologische
und
Übereinstimmende Merkmale der Moose und Gefäßpflanzen
Gametophyt
(Embryophyta):
anatomische Differenzierung auf als der Sporophyt (hier ein
Die Embryophyta sind an das Landleben angepasste Pflanzen.
Schnitt – ab den Farnen dominiert der Sporophyt). Die Rhizoide
Die Anhangsorgane dienen zur Befestigung im Boden, zur
der Moose sind mit den Wurzelhaaren der höheren Pflanzen
Wasser- und Nährstoffaufnahme und zur Photosynthese.
vergleichbar. Es gibt Atemöffnungen und zum Teil sind auch
Cuticula
schon Spaltöffnungen vorhanden. Die Cuticula ist meist sehr
bzw.
Spaltöffnungen
zur
Regulation
des
weist
eine
höhere
Wasserhaushalts dienen als Verdunstungsschutz. Sie zeigen
zart,
einen heterophasischen, heteromorphen Generationswechsel.
vollständig aus. Die Moose sind poikilohydrische Pflanzen, d.h.
Die Sporangien sind mit einer schützenden Hülle umkleidet. Die
das Wasser-Potential der Pflanzen stimmt mit dem der
Gametangien sind durch eine Zellschicht geschützt, die eine
Umgebung überein.
Austrocknung verhindert. Die männlichen Gametangien werden
Die Befruchtung der Eizelle ist nur in Gegenwart von Wasser
als Antheridien, die weiblichen als Archegonien bezeichnet. Der
(Regen, Tau) möglich, auch bei Landformen! Eine vegetative
Wasser- und Nährstofftransport wird zunehmend in Leitbündeln
Vermehrung durch Brutkörper ist häufig.
(Gefäßpflanzen)
organisiert.
Von
ursprünglich
daher
trocknen
Moose
bei
Wassermangel
rasch
thallösen
Vegetationskörpern werden im Zuge der Anpassung an das
Landleben analoge Vegetationskörper entwickelt. Es kommt zu
einer Größenzunahme und einer Arbeitsteilung. Die analogen
Organe sind bei den höheren Moosen (Gametophyt) Cauloid,
Phylloid und Rhizoid. Bei den Gefäßpflanzen (Sporophyt)
Farne (Pteridophyta):
Ähnlich
wie
die
Moose
besitzen
die
Farne
einen
Generationswechsel zwischen Gametophyt, der stark in den
Hintergrund tritt (Prothallium) und der eigentlichen Pflanze, dem
Achse, Blatt und Wurzel.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
49
Sporophyt. Der Vegetationskörper ist deutlich in Wurzel, Achse
trotzdem nützen wir sie heute noch in Form von Steinkohle.
und Blatt unterteilt (echte Kormophyten).
Durch guterhaltene, fossile Funde kann die Entwicklung der
An den Blättern bilden sich an der Unterseite gruppierte
Landpflanzen besser nachvollzogen werden, da sie beweisen,
Sporangien
dass Farnbäume sogar über ein sekundäres Dickenwachstum
(Sori)
die
zur
Fortpflanzung
dienen.
Ein
Sporangium öffnet sich und klappt den oberen Teil der Kapsel
zurück. Die darin beinhalteten Sporen, werden sowohl beim
Aufklappen als auch beim Zurückklappen hinausgeschleudert.
Farnpflanzen verfügen über ein Leitbündelsystem. Dies ist ein
Transportsystem, das die gesamte Pflanze mit Wasser und
Nährstoffen versorgt und Abfallprodukte wieder abtransportiert.
Die zwei unterschiedlichen Gewebe sind in allen Leitorganen
vorhanden. Der Siebteil (Phloem) transportiert Zucker und
andere organische Nährstoffe aus der Photosynthese vom Blatt
bis zur Wurzel. Der Holzteil (Xylem) dient dazu, Wasser und
Nährstoffe von der Wurzel in den Rest der Pflanze zu
befördern. Dieses System ermöglicht der Pflanze, in die Höhe
zu wachsen und die Größe eines Baumes zu erreichen. Im
Devon (vor ca. 410 Millionen Jahren) gab es noch keine
Konkurrenz in Form von Samenpflanzen. So ist es nicht
verwunderlich, dass in einer tropenähnlichen Atmosphäre
Farne
die
Größe
von
Bäumen
hatten.
Sowohl
die
Schuppenbäume als auch die Siegelbäume sind ausgestorben,
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
verfügt haben.
Flechten (Lichenes):
Flechten stellen einen Doppelorganismus aus Alge und Pilz
dar. Die beiden Partner leben in einer „Hungersymbiose“, d.h.
das kontrollierte Zusammenleben funktioniert nur, wenn beide
Partner relativ ungünstige Bedingungen vorfinden und sich
allein nicht ernähren könnten. Gemeinsam können sie also
einen Lebensraum besiedeln, der ihnen sonst verschlossen
wäre und dies ist aus biologischer Sicht der entscheidende
Vorteil.
Eine Symbiose wird im Allgemeinen als das Zusammenleben
zweier Organismen angesehen, von dem beide Partner einen
Nutzen haben. Der Pilz erhält von der Alge, die Photosynthese
betreibt, Nährstoffe. Der Pilz saugt diese Nährstoffe mit
besonderen Saugfäden, den Haustorien auf, die in die Alge
eindringen oder sich an sie anpressen. Die Alge, die vom
50
Gewebe des Pilzes umschlossen ist, ist vor zu intensivem Licht,
auch kleinste Mengen von Schadstoffen aufnehmen und
vor Trockenheit und Hitze geschützt.
anhäufen,
Die Vermehrung der Flechten erfolgt vor allem vegetativ durch
Luftverschmutzung dar und werden auch zunehmend für
zufällig entstandene Bruchstücke, die beide Partner enthalten.
entsprechende
Welche Faktoren für die außerordentlichen physiologischen
herangezogen.
stellen
sie
ein
feines
Untersuchungen
Messinstrument
als
für
Bioindikatoren
Leistungen der Flechten verantwortlich sind, ist nicht
völlig
klar.
Möglicherweise
spielen
die
sog.
Flechtenstoffe dabei eine Rolle. Es handelt sich
dabei um sekundäre Stoffwechselprodukte, die in
großen Mengen im Thallus in den Wänden der
Hyphen
und
auf
ihrer
Oberfläche
abgelagert
werden.
Flechten sind gegen bestimmte Veränderungen
ihrer Lebensbedingungen sehr anfällig und deshalb
in vielen Gegenden Europas im Zurückgehen oder
Aussterben. Durch die Regulierung von Gewässern
und die starke Entnahme von Grundwasser wurde
den Flechten die notwendig hohe Luftfeuchtigkeit
entzogen.
Flechten
reagieren
aber
noch
empfindlicher auf Luftverschmutzung, besonders
Schwefeldioxid. Da die Flechten an ihrem Standort
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
51
Präparaten, Wassergefäßen mit gesammelten Pflanzen und
2. Didaktischer Teil - „Das Resultat“:
einem Plakat zum Thema.
Unser Lehrziel war, die Anpassung der Pflanzen ans Land (und
retour) visuell und verbal vor Ort so zu vermitteln, dass sie die
Danach begaben wir uns gemeinsam auf die „evolutionäre
evolutionäre
Reise“…!
Entwicklung
der
Pflanzen
anhand
der
Kryptogamen widerspiegelt.
Wir
haben
uns
auf
drei
ausgewählte
charakteristische
„Kommt, lasst uns auf eine Zeitreise gehen, in längst
Standorte konzentriert, die wir mit den Schülern aufgesucht
vergangene Zeiten. Die Erde beruhigt sich gerade, eine
haben und gemeinsam den evolutionären Schritt vom Wasser
Atmosphäre
ans Land gegangen sind.
Durcheinander entsteht Leben. Das, wie sollte es auch anderes
Die von uns praktizierte Lernmethode war ein gemeinsames
sein, sicht nicht entscheiden kann: „Werde ich jetzt eine Pflanze
Erarbeiten von Inhalten durch eine kurze fachliche Einführung,
oder ein Tier?“ Dieses Lebewesen nennt man Blaualge!“
entsteht
und
mitten
in
diesem
großen
spezifisch gestellte Fragen und ein Suchen nach Antworten am
Objekt, also den Pflanzen und ihren Standorten.
Den ersten Standort stellte eine mit Überschwemmungswasser
der
Die
Schüler
wurden an unserem Start-
March
gefüllte
Furt
dar,
die
durch
reichliches
und Zielpunkt
Grünalgenwachstum gekennzeichnet war. Dieser Standort war
empfangen, begrüßt und kurz in das Thema eingeführt, indem
sozusagen der Repräsentant für den Ursprung des Lebens im
wir gemeinsam den Begriff Kryptogame erarbeitet und versucht
Wasser - der Ausgangspunkt für die Entwicklung der Pflanzen.
haben,
Rahmenthema
Grundsätzliche Fragen wurden gemeinsam erarbeitet - wie
Anpassung zu bringen. Der Start- und Zielpunkt war ein Tisch
„Was ist der Unterschied zwischen Pro- und Eukaryonten“, „Ist
direkt beim Haus mit Binokular und Mikroskop, Kryptogamen-
der Mensch ein Pro- oder Eukaryont?“, „Was bedeutet auto-
diesen
in
eine
Beziehung
zum
bzw. heterotroph?“, „Was charakterisiert ein Leben im Wasser
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
52
hinsichtlich morphologischer Organisation der Pflanzen?“, „Wie
ledrig, die Flechten waren harte Krusten. Die an der
beziehen die Luftalgen ihre Nährstoffe und Wasser?, usw.
Blattunterseite des Farns sichtbaren Sporangien halfen, die
Mauerraute als Farn zu erkennen, dafür ist es notwendig, ein
Im Übergang zu unserem zweiten Standort machten wir
Blatt auch an der Unterseite zu betrachten.
gemeinsam den entscheidenden Schritt vom
Wasser ans Land sowohl physisch – durch das
Gehen, als auch geistig – durch diesbezügliche
Überlegungen.
Ein
alter,
mächtiger
Brückenpfeiler aus Stein, zart bewachsen mit
Flechten, Moosen und Mauerraute, stellte in
fachlicher
und
ästhetischer
Weise
einen
wunderschönen, geeigneten zweiten Standort
dar – ein Extremstandort, trocken, exponiert
und von Kryptogamen besiedelt. Wir befanden
uns also voll und ganz an Land.
Die Schüler sollten durch näheres Betrachten,
Berühren, Fragen und dem Ziehen von daraus
gewonnen
Pflanzen
Schlüssen
diesen
erkennen,
Brückenpfeiler
welche
besiedelt
haben. Die feinen Moospölster fühlten sich
weich an, die Blätter des Farns jedoch sehr
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
53
Die fachlichen Informationen wurden wieder gemeinsam
die krautigen Pflanzen den Boden bewachsen. „Nicht alles was
erarbeitet durch Fragen wie:
wie ein grüner Rasen aussieht, ist auch Gras …“. Ein sehr
„Welche morphologischen Strukturen braucht eine Pflanze nun
anschaulicher Standort für Anpassung! Wir gaben einen kleinen
am Land, um sich verankern, wachsen und Photosynthese
Überblick über Anpassungsstrategien von Pflanzen, auch von
betreiben,
vor
höheren Pflanzen, in Überschwemmungsgebieten, wie z.B. das
Austrocknung?“, „Wie breitet sie sich aus?“, „Die mit dem
sog. Aerenchym (Luftparenchym) von Schilf und Seggen, die
heimlichen Sex – wo und wie findet die sexuelle Vermehrung
damit an Staunässe angepasst sind.
zu
können?“,
„Wie
schützt
sie
sich
statt?, „Was ist haploid, was ist diploid?“, „Das grüne
Moospflänzchen
stellt
die
haploide
Generation,
den
Mit der Rückkehr zu unserem Start- und Zielpunkt sollte sich
Gametophyten dar, was entspricht bei uns Menschen der
die evolutionäre Reise wie ein Kreis schließen. Grünalgen
haploiden Phase?“, „Wieso konnten sich die Farne vor 400
wurden unter dem Mikroskop genauer betrachtet. Sori, ein
Millionen Jahren so dominant ausbreiten – wo waren die
präpariertes Sporangium der Mauerraute mit den schön
Blütenpflanzen?“, „Was ist eine Symbiose?“, „Welchen Beitrag
sichtbaren,
zur Flechten-Symbiose leistet der Pilz, welchen die Alge“?,
Sporophyten der Moose, Apothecien der Flechten, das
usw.
Aerenchym der Segge, die feinen Blättchen und Wurzeln der
aufgeschnellten
Anuluszellen
und
Sporen,
Wasserlinse wurden durch den Blick in das Binokular noch ein
Den dritten ausgewählten Standort stellte ein mit einjährigem
Stück näher geholt und dadurch noch spannender. Im
Moos,
der
gemeinsamen Schauen, Fragen und Reden wurde das
hochwasserführenden March dar. Das Moos hatte den durch
gesamte Thema noch mal kurz wiederholt, reduziert auf das
die zurückgegangene Überschwemmung bereits nicht mehr
Wesentlichste und motiviert durch den Blick ins Mikroskop.
rasenartig
bewachsener
Uferabschnitt
überfluteten, aber noch sehr feuchten Uferabschnitt besiedelt
und genutzt, um sich dort möglichst rasch fortzupflanzen, bevor
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
54
3. Reflexion und Selbstkritik – „Der Prozess“:
notwendig, verbessert, aber vor allem reduziert, da das
Zeitmanagement doch etwas zu knapp war. Das Ganze war
„Der Prozess“ … die gesamte Lehrveranstaltung war ein
eine Synthese zum Wesentlichsten – unser Bestreben war,
ständiger Prozess. Wir wählten das Thema der Kryptogamen,
eine gute, aber stringente Information zu geben; gelassen ein
da es uns durch den evolutionären Hintergrund sehr interessiert
gemeinsames Erarbeiten des fachlichen Hintergrundes mit den
und letztendlich auch durchgehend motiviert hat. Wir starteten
Schülern vor Ort (!) entwickeln zu lassen; eine Interaktion
mit zwei gepackten Koffern. Einem sehr schweren, bis oben
wirklich zuzulassen, auch wenn dadurch das zeitliche Konzept
voll mit Fachliteratur, ein solides Fundament. Und einem
nicht mehr eingehalten werden kann.
zweiten, dem sog. Ideenkoffer, voll mit Kreativität, Ideen,
eine sehr gute und bereichernde Erfahrung gemacht. Es war
diffusen Gedanken - alles etwas wirr, ungeordnet, nahezu
ein großes Erfolgserlebnis für uns, erfahren zu können, dass
übersprudelnd, aber auch unsicher.
die Schüler interessiert mitmachen,
Wir kamen an einen Ort, der zwar wunderschön war, wo wir
„unscheinbaren“ Kryptogamen begeistern können, dass sie
aber unsere Kryptogamen und Wasserpflanzen nicht so
anregende Fragen stellen und idealer Weise auch noch etwas
fanden, wie wir uns das vorgestellt hatten. Wir gingen unsere
mitnehmen davon. Und das Ganze ohne Arbeitsblätter, Plakate
Ideen durch und warfen das meiste über Bord. Wir erlaubten
malen,
uns sozusagen, erst mal richtig anzukommen. Der schwere
Evaluierung des Lernerfolges ist mit dieser Methode sicher
Koffer mit der Fachliteratur war nach wie vor unser Fundament,
schwieriger, aber eine Lehrveranstaltung in der Natur sollte sich
auf den Rest ließen wir uns einfach ein. Unser Konzept hat sich
wirklich auf die Natur konzentrieren. Das Mitschreiben für ein
Schritt für Schritt langsam vor Ort entwickelt, und umso
Protokoll usw., lenkt sehr davon ab, sich auf die Umgebung, die
überzeugter waren wir von unserem Vorhaben. Nach der ersten
Tiere und Pflanzen einzulassen. Man sollte auf vieles
„Performance“ vor den Schülern und dem Feedback seitens der
verzichten, was man im Klassenzimmer auch machen kann,
Lehrveranstaltungsleiter haben wir den fachlichen Input, wenn
denn es ist eine andere Form des und eine große Chance für
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
Memory
und
andere
Und damit haben wir
dass sie sich für diese
Unterrichtsmaterialien!
Die
55
den Unterricht, wenn man sich in einer wunderschönen
ein AHA- Erlebnis hatten. Das lässt jede vorangegangene
Auenlandschaft befindet, der Witterung ausgesetzt ist, die Düfte
Stresssituation und Verzweiflung wegschweben.
der verschiedensten Blüten riechen kann und so mit all den
menschlichen Sinnen versucht, Wissen weiterzugeben.
Unsere Professoren haben uns gezeigt, wenn es ihnen
auch nicht bewusst ist (meinst wirklich? ;-) Anm. d. Red.), dass
Der gesamte Arbeitsprozess war für uns beide auch eine
man mit Vertrauen und lockeren Zügeln viel erreichen kann und
wichtige persönliche Erfahrung. Neben fachlichem Wissen lernt
es keinem auffällt wie viel es wirklich ist.
man sicherlich auch eine große Portion von sozialer und
4. Literaturverzeichnis:
emotionaler
BAUMGARTNER, C. et. al. (1999): Fließende Grenzen.
Lebensraum March-Thaya-Auen. Umweltbundesamt, Wien
Braune
W.,
Leman
A.,
Taubert
H.,
(1999)
Pflanzenanatomisches Praktikum II. 4.Auflage. Spektrum
Akademischer Verlag
JAHNS, H.M. (1995): Farne, Moose, Flechten Mittel-, Nord- und
Westeuropas. BLV Verlagsgesellschaft mbH, München, Wien,
Zürich
KLAUS W. (1986): Einführung in die Paläobotanik. Fossile
Pflanzenwelt und Rohstoffbildung. Band II. Franz Deuticke
Verlagsgesellschaft m.b.H., Wien
Schmid Eberhard , (1996) Ökosystem See. 5Auflage. Quelle &
Meyer Verlag Wiesbaden
SCHÖLLER, H. (1997): Flechten. Geschichte, Biologie,
Systematik, Ökologie, Naturschutz und kulturelle Bedeutung.
Kleine Senckenberg-Reihe Nr. 27, Frankfurt am Main.
STRASBURGER, E., et. al. (1983): Lehrbuch der Botanik.
Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, New York
Streble H., Krauter D., (2002) Das Leben im Wassertropfen.
Mikroflora
und
Mikrofauna
des
Süßwassers.
Ein
Bestimmungsbuch. 9.Auflage. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH
& Co., Stuttgart
Kompetenz.
Es
ist
notwendig,
neben dem
Gruppenfeedback auch immer ein Teamfeedback zu machen,
um zu wissen, ob die Ideen des Partners mit den eigenen
konform gehen, ob jeder genügend Platz findet, um sich
entfalten zu können, ob ein Erfolg nach außen auch wirklich
von beiden als ein Teamerfolg erlebt wird, ob ein spontanes
Handeln mit dem Konzept des anderen vereinbar ist usw. Man
redet und diskutiert miteinander, man entwickelt Ideen alleine
und gemeinsam und man hilft sich gegenseitig über negative
Stimmungen
hinweg
und
freut
sich
letztendlich
am
gemeinsamen Erfolg. Intensiv, anstrengend und schön!
Das schönste an der Arbeit war außer sich mit einem
interessanten Thema zu beschäftigen und es kreativ für
Schüler zugänglich zu machen, der kurze Augenblick, wenn
Schüleraugen ein gewisses Strahlen bekommen, da sie soeben
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
56
.,
.,
blutenokologie
von Ulla Mastny & Mario Anderschitzky
Einleitung
Die
Zeitliche Trennung
Blütenökologie
befasst
sich mit den Möglichkeiten
des
Pollentransportes
von
der Anthere (Staubblatt) zur
Narbe. Dieser Vorgang wird
Bestäubung
genannt.
etliche
Hierbei
(Pollation)
gibt
Ausbildungen
es
und
Mechanismen der Pflanzen, die nun zuerst allgemein und dann
Staub- und Fruchtblätter reifen zu verschiedener Zeit.
Proterandrie (Vormännlichkeit): Die Staubblätter reifen und
bestäuben den Pollen vor dem Zeitpunkt, zu dem die Narben
belegungsfähig sind.
Proterogynie (Vorweiblichkeit): Die Staubblätter stäuben erst,
wenn die Narben nicht mehr belegungsfähig sind. Die
Staubblätter reifen also nach den Fruchtblättern.
Räumliche Trennung
anhand einiger Beispiele erklärt werden sollen.
Fremdbestäubung (Allogamie)
Da die Fremdbestäubung prinzipiell eine wichtige Einrichtung
hinsichtlich der Durchmischung des Erbgutes ist (Vermeidung
von Inzucht), wurden von den Samenpflanzen Systeme
entwickelt, die eine Selbstbestäubung (Autogamie) verhindern.
Man unterscheidet zwischen der zeitlichen und räumlichen
Die Staub- und Fruchtblätter werden innerhalb einer Blüte
räumlich getrennt (Blüten mit kurzen Griffeln und langen
Staubblättern oder vice versa).
Manche Pflanzenorganismen helfen sich auf eine andere Art
und Weise, dieses Problem zu lösen. Staub- und Fruchtblätter
werden auf verschiedene Blüten aufgeteilt, diese werden also
eingeschlechtlich.
Trennung der Geschlechter.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
57
Monözie (Einhäusigkeit): Männliche und weibliche Blüten
Die Arten der Bestäubung
befinden sich auf einer Pflanze. Selbstbestäubung ist dann
Wichtige „Transporteure“ des Pollens der heimischen Pflanzen
nicht mehr möglich, jedoch kann es zur Nachbarbestäubung
sind der Wind und Tiere (vor allem Insekten).
kommen (genetisch der Selbstbestäubung gleichend).
Diözie (Zweihäusigkeit): Männliche und weibliche Blüten
Merkmale der Windbestäubung (besonders Pflanzen mit
befinden sich auf verschiedenen Individuen. Die Zweihäusigkeit
individuenreichen Populationen)
ist
die
sicherste
Methode
zur
Verhinderung
der
Selbstbestäubung.
 kein Schauapparat, unscheinbar
 kein Nektar
 Blüten in großer Zahl
Selbstbestäubung (Autogamie)
Viele Pflanzen mit Zwitterblüten fördern die Fremdbestäubung
zwar, lassen sich aber den Ausweg der Selbstbestäubung für
den „Notfall“ offen.
Meist einjährige Pflanzen verzichten auf die Durchmischung
des Erbgutes und verlassen sich vollständig auf die sichere
Selbstbestäubung. Die Blüten sind meist klein und unscheinbar.
Extremfall Kleistogamie: Selbstbestäubung findet innerhalb der
geschlossenen Blüte statt.
 große Mengen an Pollen
 kleine Pollenkörner
 Narbe mit großer Oberfläche
Merkmale der Tierbestäubung
 Blüten sind der Körpergröße des Bestäubers
angepasst
 Blüten sind gefärbt (Signalwirkung)
 Pollen und Nektar als Lockmittel
 ökonomische Pollenproduktion (kleine Mengen)
 große Pollenkörner
58
längerem
Rüssel
diesen
zu
erreichen.
(z.B.
Bienen,
Schmetterlinge,…)
Die Beziehung zwischen Blüten und ihren Bestäubern ist eine
Symbiose, also das Zusammenleben zweier Arten zum
gegenseitigen Vorteil.
Der Bestäuber erhält als Belohnung Nektar, Pollen, Öl…
Der Vorteil für die Pflanze ist die Übertragung des Pollens auf
eine andere Pflanze (Ziel: Vermehrung, Rekombination des
Erbgutes)
Manche Pflanzen locken ihre Bestäuber nicht durch Nektar,
Abb. 1: Hummel bestäubt Taubnessel
Pollen oder Ähnliches sondern täuschen sie.
Die Nektar- Täuschblume täuscht Nektar vor, die Köder-
Koadaption und Koevolution
Koadaption: Ergebnis einer Koevolution von bestäubenden
Tieren und Blüten.
Wichtigste Koadaption: Zusammenhang zwischen der Länge
der Mundwerkzeuge und der Lage des Nektars. Liegt der
Nektar offen, so ist er auch für kurzrüsselige Dipteren
Täuschblume täuscht Brutsubstrat vor, beim Versuch Eier
abzulegen werden die Fliegen mit Pollen beladen. Die Sexuelle
Täuschblume imitiert in Form, Zeichnung, Behaarung und Duft
ein paarungsbereites Weibchen verschiedener Hautflügelarten
vor. Die Männchen werden beim Versuche der Kopulation mit
Pollen beladen.
erreichbar. Liegt er tiefer in Röhren, schaffen nur Insekten mit
59
Gestalttypen der Blumen
Mit „Blume“ ist die funktionelle Einheit bei der Bestäubung gemeint!
Gestalttyp
Merkmale/Eigenschaften
Bestäubende Tiere
Scheiben- und
Schalenblumen
Offen, bieten entweder Nektar oder Pollen an.
v.a. pollenfressende Käfer, Dipteren
Glockenblumen
Umhüllung der Blume trichter- oder glockenförmig
verlängert
Filament der Staubblätter tritt optisch in den
Vordergrund
Zygomorph gebaut; Insekten kriechen hinein und
nehmen dabei mit dem Rücken oder Kopf den
Pollen aus den unter der Oberlippe liegenden
Staubgefäßen auf.
Ähnlich der Rachenblume, nur ist der Schlund durch
eine Vorstülpung der Kronhälfte verschlossen
Hummeln und Bienen
Pinselblumen
Rachenblumen
Maskenblume
Lippenblume
Fahnenblumen
Zweigeteilt in Ober- und Unterlippe; Unterlippe als
Lande- und Sitzplatz für bestäuber
Adaxiale Seite der Blütenhülle auffällig vergrößert
Röhrenblumen
Lange, enge Röhren
Stieltellerblumen
Röhre kombiniert mit Scheibe oder Schale
Kesselfallenblume
Siehe weiter unten
Diverse Bestäuber
Beispiele aus der
Pflanzenwelt
Pollen: Klatschmohn,
Cistrosen, Sonnenröschen
Nektar: Schwarzkümmel,
manche Asteraceen, div.
Wolfsmilcharten
Enzian, Schneeglöckchen,
Tollkirsche
Weiden, Kapernstrauch
Meist Bienen und Hummeln
Gladiole, Eisenhut,
Springkräuter
Meist Bienen und Hummeln:
benötigen einen größeren
Kraftaufwand um in die Blüte zu
gelangen
Meist Bienen und Hummeln
Acker- Wachtelweizen,
Wasserschlauch
Meist Bienen und Hummeln
Langrüsselige Schmetterlinge (oder in den Tropen - Vögel mit langen
Zungen)
Schmetterlinge, Schwärmer, Bienen,
Hummeln (je nachdem ob
Landefläche vorhanden ist)
Schmetterlingsmücken
Augentrost, gefleckte
Taubnessel
Schmetterlingsblütler,
Kreuzblumengewächse
Primelgewächse, manche
Nelkengewächse
Aronstab
60
Aronstab: Beispiel für eine Kesselfalle
Die
männlichen
Blüten
bepudern
(Quelle Foto: www.flogaus-faust.de/e/arummacu.ht)
Schmetterlingsmücken mit Blütenstaub.
die
behaarten
Beim Aronstab handelt es sich
Anschließend welken die Borstenblüten und das Hellgrüne
nicht um eine Einzelblüte sonder
Hochblatt (bildet Kessel) und die Mücken entkommen ins Freie.
um eine Infloreszenz mit stark
vereinfachten Einzelblüten. Aus
dem Kessel ragt ein steriler
Kolbenteil (braunviolett) heraus,
der
einen
versprüht.
harnartigen
Dieser
Duft
Schmetterlingsmücke
beim
an,
Versuch
niederzulassen,
Duft
lockt
die
sich
am Kolbenteil
oder an der glatten Innenwand
abgleiten und in den Kessel
fallen.
Bei
Versuch
zu
entkommen gleiten sie immer
wieder ab und werden auch am
Herausfliegen
durch
die
Borstenblüten gehindert.
Eventuell mitgebrachter Pollen wird an der Narbe der
Blütenfarbe und Blütenmale
Färbung: optisches Signal für die Bestäuber.
Kronblätter aber auch Kelchblätter (wie bei der Fuchsie)
können gefärbt sein.
Ebenso können die Staubgefäße
auffallend gefärbt sein und die restlichen Organe treten in den
Hintergrund.
Mannigfaltige Zeichnungen der Blüten (Blütenmale) ziehen
blütenbesuchende Insekten an.
Signalattrappentheorie nach Osche:
Blütenmale als Kopien des Androeceums.
Nektarblumen, bei denen die Staubgefäße samt Nektar eher
versteckt sind, (z.B. bei Röhrenblumen) bildeten Attrappen des
weiblichen Blüten abgestreift.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
61
Androeceums aus (sich von der restlichen Blume abhebende
Anemophilie-Syndrome:
Flecken), die als Signale für Bestäuber fungieren.
Andernfalls
hätten
sie
dem
das
-
unscheinbare Blüten
stellenden Pollenblumen nicht
-
Organzahl der Blüten oft reduziert
standhalten können.
-
Oft Zweihäusigkeit, Geschlechtertrennung
z.B.: Enzian, roter Fingerhut, Iris, Löwenmäulchen,…
-
Dichte Infloreszenzen (hängend)
-
Pendelantheren
-
Wenig oder keinen Pollenkitt
-
Pollenkornoberfläche glatt
-
Narbe oberflächenvergrößert
Androeceum offen zur schau
Konkurrenzdruck
der
Anpassungssyndrome
Generell
unterscheidet
man
zwischen
Tierbestäubung
(Zoophilie) und Windbestäubung (Anemophilie). Je nachdem
haben auch die Blüten unterschiedliche Merkmale.
-
Eine
oder
wenige
Samenanlagen
pro
Blüte
Zoophilie- Syndrome:
-
-
Zwittrigkeit der Blüten
-
Angiospermie
-
Auffälligkeit in Farbe/Duft
-
Nahrungsangebot in Form von Pollen/Nektar oder
Kein Nektar
z.B. Kätzchenblütler (Buche, Erle,
Eiche, Birke, Hainbuche, Hasel),
Süßgräser, Binsengewächse,…
Täuschungseinrichtung
-
Pollenkornoberfläche
stark
skulpiert,
reichlich
Pollenkitt
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
62
b) Bienenblumen-Syndrome:
Tierblumen:
•
Im Laufe der Evolution haben sich, gekoppelt mit den
entsprechenden
Bestäubergruppen,
unterschiedliche
Glocken- , Rachen-, Masken-, Lippen-, Fahnen-,
kürzere Stielteller-, Pinselblumen
•
Nektar bis zu 15 mm in Röhre verborgen
Blumensyndrome entwickelt.
•
Blütenfarbe gelb, blau, weiß; Blütenmale!
Bestäubende Tiere können sein:
•
Düfte angenehm
•
z.B.:
-
Insekten: Käfer, Zweiflügler (Mücken, Fliegen,
Schwebfliegen,…), Hautflügler (Wespen, Bienen,
Glockenblumengewächse,
Lippenblütler,
Rachenblütler, Raublattgewächse, usw.
Hummel,…), Schmetterlinge,….
-
Vögel: Kolibris, Nektarvögel
-
Säugetiere: Fledermäuse
c) Fliegenblumen-Syndrome:
•
Scheiben-,
Schalen-,
Kesselfallen-,
und
Klemmfallenblumen
Tierblumensyndrome:
•
Nektar frei zugänglich
•
Blütenfarbe schmutzig weiß, schmutzig gelb,
grüngelb, rotbraun (fleischfarben-Bruttrieb)
a) Käferblumen-Syndrome:
•
Relativ große, derbe offene Blüten, Schalen- oder
•
Düfte aasähnlich oder fruchtig zitronig
Scheibenblumen
•
z.B.: Waldrebe, Moschuskraut, Milzkraut
•
Hohe Pollenproduktion
•
Blütenfarbe weiß, gelblich, bräunlich, rot
•
Düfte fruchtig, faulig
•
z.B. Magnolie, Gewürzstrauch
d) Wespenblumen-Syndrome:
•
Schalen-,
kurze
Glocken-,
und
Rachenblumen
•
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
Scheiben-,
Nektar frei zugänglich
63
•
Blütenfarbe braun, weißlich, grün
•
z.B. Efeu, Braunwurz
Fachdidaktik
Didaktische Reduktion
e) Tagfalter-Syndrome:
Da unser Thema Blütenökologie sehr umfassend ist,
•
Langröhrige Blumen
beschränkten wir uns auf den Unterschied zwischen tier- und
•
Nektar bis zu 40 mm tief
windbestäubten Blüten.
•
Blütenfarbe rot(!), blau, gelb, oft Blütenmale
Unser Ziel war es, dass die Kinder am Ende der Exkursion Tier-
•
Düfte angenehm, nicht sehr intensiv
und Windblüten anhand ihrer unterschiedlichen Merkmale
•
z.B. Türkenbund- Lilie, Karthäuser-Nelke
unterscheiden konnten, dass sie den Unterschied zwischen
Zwittrigkeit, Einhäusigkeit und Zweihäusigkeit begreifen und die
f) Nachtfalter-Syndrome:
•
Extrem
langröhrige
verschiedenen Strategien von Pflanzen im Hinblick auf
Blumen,
oft
ohne
Bestäubung kennenlernen konnten.
Landemöglichkeit
Um dies möglichst praxisnah umzusetzen, suchten wir vor Ort
•
Nektar bis zu 200 mm tief
blühende Pflanzen, anhand derer wir vorher Genanntes
•
Blütenfarbe meist weiß
erklären konnten.
•
Düfte intensiv parfumartig
Wir fanden folgende blühende Pflanzen:
•
Duftemission nachts
•
z.B.: Weiße Lichtnelke, Karpernstrauch
Weiden (Salix sp.)
Eschenahorn (Acer negundo):
 Beispiel für windbestäubte Blüte
 Für Windbestäubung charakteristisches Merkmal:
Pendelantheren und Pendelnarben
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
64
 Zweihäusigkeit
Scharbockskraut (Ranunculus ficaria):
 Für Windbestäubung charakteristisches Merkmal:
Überproduktion an Pollen, wenn man den Ast schüttelt,
 Beispiel für tierbestäubte Blüte
fliegen tausende Pollen in einer sichtbaren gelben
 Für Tierbestäubung charakteristisches Merkmal:
Staubwolke davon
leuchtend gelbe Blütenblätter, (Schauapparat, lockt
Bestäuber an)
 Zwittrigkeit: männliche und weibliche Blütenteile
(Staubgefäße und Narben) in einer Blüte vereint
Schlehdorn (Prunus spinosa):
 Beispiel für tierbestäubte Blüte
 Für Tierbestäubung charakteristisches Merkmal: weiße
Blütenblätter, Schauapparat Duft lockt Bestäuber an
 Zwittrigkeit
Veilchen (Viola riviniana):
 Beispiel für tierbestäubte Blüte
 Für Tierbestäubung charakteristisches Merkmal:
 Zweihäusigkeit
Taubnessel (Lamium purpureum):
 Beispiel für tierbestäubte Blüte
 Für Tierbestäubung charakteristisches Merkmal: Farbe
und Beschaffenheit der Blüte, besonderer
Bestäubungsmechanismus, Nektar
 Zwittrigkeit
Hungerblümchen (Erophila verna)
 Beispiel für selbstbestäubende Blüte
 Für Selbstbestäubung charakteristisches Merkmal:
unscheinbare Blüte, kein Schauapparat
 Da die Pflanze einjährig ist, muss sie schnell blühen, um
leuchtend violette Kronblätter, Saftmale als Wegweiser
das Fortbestehen möglichst rasch als Same zu sichern;
zum Nektar
nimmt für Unabhängigkeit vom Bestäuber (und somit
 Zwittrigkeit
schnellere Selbstbestäubung) Inzucht in Kauf
Quirlesche (Fraxinus excelsior):
 Beispiel für windbestäubte Blüte
Wir bauten unsere Station auf einem Feldweg auf. Von dort
machten wir mit den SchülerInnen einen Rundgang durch die
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
65
nähere Umgebung. Den Standort der vorher genannten Blüten
 „Was fällt euch bei ..... auf?“
kannten wir selbstverständlich gut.
 „Was ist bei ..... anders?“
Wir wollten bewusst auf einen Vortrag verzichten und
 usw.
versuchten stattdessen über „Frage- Antwort Spiele“ den
Kindern Wissen zu vermitteln.
Wichtig war es hierbei, den Jugendlichen lange genug Zeit zu
Die Jugendlichen wurden dadurch vielmehr einbezogen, sie
lassen, um nachdenken und antworten zu können. Es fällt als
waren herausgefordert mitzudenken, zu kombinieren, nach
LehrerIn oft schwer Zeit vergehen zu lassen, Stille zuzulassen
Lösungen zu suchen und hatten nicht selten ein „AHA“-
und abzuwarten.
Erlebnis. Weiteres wurde dadurch die Neugier der
Weiters war es wichtig die Sprache so einfach wie nur möglich
SchülerInnen geweckt.
zu wählen und Fachausdrücke zu vermeiden. Beispielsweise
Beispiele für Fragen, wodurch wir die Kinder zur aktiven
verwendeten wir einmal den Ausdruck „Infloreszenzen“. Wir
Teilnahme, statt passivem Zuhören anregen wollten:
dachten uns nichts dabei, war es für uns doch ein altbekannter
Begriff. Doch ein Schüler fragte sogleich: „Bitte was sind
 „Hier hast du zwei Ästchen der Weide! Welcher, glaubst
Infloreszenzen? Wie schreibt man das?“.
du, ist vom weiblichen und vom männlichen Baum? Und
Auch der Ausdruck „Antheren“ war ihnen unbekannt, weshalb
warum?“
wir bald von Pendelantheren auf Pendelstaubgefäße
 „Was für eine Funktion, denkt ihr, haben diese
dunkelvioletten Streifen, beim Veilchen?“
 „Warum sind Pendelstaubgefäße und Pendelnarben so
praktisch bei den Windblüten?“
 „Wie macht das eine Zwitterblüte, wenn sie sich nicht
wechselten. Auch war es hilfreich möglichst in Bildern zu
sprechen, da sich so die Jugendlichen Dinge besser merken
und veranschaulichen konnten.
Zum Beispiel beschrieben wir die Saftmale als Pfeile, die den
Bienen den Weg zu Nektar zeigen.
selbst bestäuben möchte?“
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
66
Später verglichen wir die räumliche Trennung der weiblichen
Reflexion
und männlichen Blütenteile als Strategie der Pflanze zu
Verhinderung der Selbstbestäubung mit zwei Hunden, die wir
Aufgrund der anfänglichen Unkenntnis der genauen
ebenso durch räumliche Trennung am Paaren hindern können.
Umgebungsbedingungen hatten wir uns vor der Exkursion noch
Am Ende unseres Rundganges machten wir noch ein Quiz.
auf keinen genauen Ablauf bezüglich unserer Station
Dies diente dazu, zu überprüfen, was sich die Kinder gemerkt
„Blütenökologie“ festgelegt. Da wir aber bereits die
hatten, zur Wiederholung und zur nochmaligen
theoretischen Grundlagen dieses Themas vorbereitet hatten,
Zusammenfassung der relevanten Kriterien. Die SchülerInnen
mussten wir uns nur noch auf die blühenden pflanzlichen
bekamen für richtige Antworten Bonbons, mit der Begründung,
Vertreter einstellen. Nachdem wir uns in ausführlichen
dass fleißige Bienen auch eine Belohung bekommen.
Rundgängen im Gebiet einen Überblick über das Angebot der
Unsere Fragen lauteten:
hiesigen Flora machen konnten, beschlossen wir, das Prinzip
des Rundganges einfach beizubehalten, da wir so nicht nur die
 „Nenne 3 Eigenschaften windbestäubender Blüten?“
morphologisch sichtbaren sondern auch die ökologischen
 „Nenne 3 Eigenschaften tierbestäubender Blüten?“
Aspekte der Pflanzen besprechen konnten.
 „Was ist beim Veilchen auffallend?“
 „Ist die Quirlesche wind- oder tierbestäubt? Gib eine
Begründung!“
 „Was ist Bestäubung, und welche Arten kennst du?
Nenne Beispiele!“
 usw.
Bei unseren „Führungen“ viel auf, dass eine anfänglich passive
Stimmung der SchülerInnen, in eine motivierte umschlug. Da
manche Gruppen unsere Stationen protokollieren mussten,
stand außer Frage, dass eine Nichtanfertigung eines Handouts
definitiv ein Fehler war, was wir aber vorher nicht erahnen
konnten.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
67
In unseren Rundgängen hätten wir die Jugendlichen mehr zu
Was vielleicht noch zu erwähnen wäre: „Die Zeiteinteilung
Wort kommen lassen sollen, was wir jedoch in unseren
unserer und manch anderer Gruppen war vielleicht das eine
Führungen am zweiten Tag auch berücksichtigten.
oder andere Mal schlecht organisiert.“
Zusammenfassung
Zusammenfassend sind folgende 3 Punkte zu erwähnen:
Lehrziel:
Unser primäres Ziel war es, gemeinsam mit den SchülerInnen
da
Unterschied
zwischen
Windbestäubung
und
Tierbestäubung, sowie die charakteristischen Merkmale von
Ulla erklärt das Scharbockskraut
tier- und windbestäubten Blüten anhand einiger Beispiele
Gut angekommen ist klarerweise die Belohung in Form von
(siehe
Bonbons, die nach erfolgreicher Absolvierung einer kleinen
Jugendlichen
Wiederholungsrunde auch ausgegeben wurden.
Artenkenntnis festigen beziehungsweise vertiefen.
Etwas schlechter funktionierte unser Plan bei dem Versuch
Darüber hinaus war es für uns auch wichtig, mit den Kindern
eine aufgeweckte Burschengruppe zu „zähmen“. Hier haben wir
durch die Natur zu gehen, sie ab und zu auf diverse Geräusche
aber entsprechend reagiert und unser Programm an das
oder vorbeirauschende Insekten aufmerksam zu machen, sie
Niveau, welches eigentlich durchaus erstaunend hoch war, zu
einfach mit ein bisschen Natur in Berührung zu bringen und
adaptieren.
ihnen zu vermitteln, dass Blütenökologie ein ganz spannendes
Grundlegend klappte unsere Station recht gut.
Thema ist.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
oben)
zu
erarbeiten.
neue
Pflanzen
Zusätzlich
konnten
kennenlernen
und
die
ihre
68
Methode:
Evaluation:
Die SchülerInnen konnten im Zuge eines Rundgangs
Waldesrand
diverse
Pflanzen
direkt an ihrem
am
Standort
Eine Art Vorevaluation führten wir schon gruppenintern an
unserer Station durch.
kennenlernen.
Hierbei konnten wir feststellen, ob wir das Interesse der
Wie versuchten unser Thema interaktiv zu gestalten und
SchülerInnen auf unser Thema lenken konnten (siehe unter
stellten den SchülerInnen immer wieder Fragen und ließen sie
Methode)
über die Lösungen spekulieren, sofern sie nicht sowieso die
Weiters teilten wir am Ende des Exkursionstages an alle
richtige Antwort wussten.
SchülerInnen leere Papierblätter aus, auf denen sie Lob aber
Am
Ende
des
Rundgangs
versuchten
wir
spielerisch
auch Kritik anonym äußern konnten.
abzufragen, was sie sich gemerkt hatten.
Dieses Feedback brachte uns persönlich nicht sehr viel, da die
Dies hatte zwei Vorteile:
SchülerInnen zwar schreiben welche Station ihnen gefallen hat
Zum einen war es uns dadurch
und welche weniger, aber keine Begründungen
möglich zu überprüfen, ob
gaben.
unsere Methode zielführend
war, sprich die SchülerInnen
Wir danken für die wunderschöne und
etwas dazugelernt hatten.
lehrreiche Exkursion!
Zum anderen konnten wir so
eine abschließende
Zusammenfassung des
Themas Blütenökologie
gewährleisten.
Kleine Belohnung für die braven Studis...
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
69
abwehrstrategien
von
pflanzen von Lisa Filzmoser und Katharina Kinast
Können sich Pflanzen eigentlich wehren? Wer sind ihre
Theoretische Vorbereitung
Feinde? An welche Bedingungen müssen sie sich anpassen?
Mit welchen Strategien verteidigt sich eine Pflanze und kann
Nach ernüchternder Recherche im Internet setzten wir unsere
der Mensch aus diesen einen Nutzen ziehen?
Suche nach Informationen zum Thema „Abwehrstrategien von
Pflanzen“ in der Fachbereichsbibliothek für Botanik und in der
Diese und andere Fragen galt es bei unsrer Station
Bibliothek im Pharmaziezentrum fort.
aufzuwerfen und zu beantworten, und zwar dort wo es passiert,
Die meisten unserer Informationen haben wir aus folgenden
unter freiem Himmel und nicht im Klassenzimmer.
Büchern bezogen:
Die Herausforderung lag darin den Funken der Faszination
überzuspringen zu lassen und das „Wunderwesen“ Aupflanze
Jeffrey
B.
Harborne:
Ökologische
Biochemie.
Eine
mit all ihren Facetten und tückischen Tricks so interessant
Einführung.1995.
darzustellen wie sie war. Doch das ist gar nicht so einfach
Roth, Lutz, Daunderer, Max und Kormann, Kurt: Giftpflanzen,
wenn nur zwei Stationen weiter lebendige Schlangen auf die
Pflanzengifte. Giftpflanzen von A-Z. Notfallhilfe. Allergische und
Neugierde der Schüler warten und rundherum die lebendige
phototoxische Reaktionen. Vorkommen, Wirkung, Therapie. 4.,
Natur tobt.
überarb. Aufl.1994.
Wir beschlossen unsre Zweifel mit umfassender Vorbereitung
und kreativen didaktischen Methoden zu bekämpfen. Und wir
Nach unfassenden Kopier- und Einlesearbeiten beschlossen
wurden positiv überrascht.
wir unseren Vortrag in drei Themengebiete zu unterteilen.
1) Meachnische Abwehr
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
70
2) Abwehrstrategien aus denen der Mensch einen Nutzen
zieht
Verwendung von Dornen und Stacheln?
Wozu gebrauchen die vorgestellten Pflanzen ihre Dornen bzw.
3) Chemische Abwehr (Besonderes Augenmerk auf
Giftpflanzen)
Stacheln?
Rosen: Schutz vor Pflanzenfressern bzw. als Kletterhilfen
Schlehdorn: Schutz vor Pflanzenfressern
In
den
einzelnen
Gruppen
wurden
nochmals
Themenschwerpunkte gesetzt, und die dazu passenden
Ufer-Spitzklette: Häkelnadelartig zur Verbreitung der Samen
(bleiben am
didaktischen Methoden ausgewählt. Unser Entwurf sah damals
folgendermaßen aus:
Mechanische Abwehr BE-GREIFEN
Dornen und Stacheln
Den Schülern wird anhand von Anschauungsmaterialien der
Unterschied von Dornen und Stacheln erklärt. In 5 (oder mehr)
Schuhschachteln werden verschiedene Pflanzen mit Dornen
bzw. Stacheln gegeben. Die Schüler sollen durch ein Loch in
der Schuhschachtel die Pflanzen ertasten.
Anschließend werden mithilfe von Schautafeln der Unterschied
von Dornen und Stacheln erklärt. Die Pflanzen werden aus den
Schuhschachteln genommen und gemeinsam mit dem Kindern
zugeordnet. (Dornen oder Stacheln)
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
Tierfell hängen)
Verwendbare Pflanzen
 Rosen (eventuell auf Hinfahrt mitnehmen)
 Schlehdorn
 Uferspitzklette, Flussspitzklette
 Andere stachelige Pflanzen
Behaarung / Flaum
Brennnessel: soll verhindern dass kleine Tiere auf der Pflanze
hochklettern,
brennt bei Fressversuchen größerer Tiere
Beinwell:
seidiger Flaum soll verhindern dass kleine Tiere
auf der Pflanze
hochklettern, führt zu Hautreizungen
71
B) Bitterstoffe und Aromen RIECHEN / SCHMECKEN
Bärlauch: Zerkleinern und als Butterbrotauflage bzw. Aufstrich
Brunnenkresse: Zerkleinern und als Butterbrotauflage
Aromen und Bitterstoffe in Pflanzen die für Tiere „unappetitlich“
Brennnessel: Brennnesselsuppe
wirken, aus denen wir jedoch großen Nutzen ziehen, werden
Löwenzahn: Löwenzahnsalat, Löwenzahnhonig
vorgestellt.
Zusätzlich gibt es die Möglichkeit verschiedene Gewürze zu
Beheimatete:
kosten bzw. zu riechen.
 Bärlauch
Brunnenkresse: Zuvor kosten ob schon schmackhaft
 Brunnenkresse bzw. Ufersumpfkresse
Löwenzahn: Wird noch nicht blühen, Löwenzahnhonig (lange
 Brennessel
Vorbereitungszeit)
 Kren
Bärlauch:
Eventuell
zuvor
das
Thema
C)
Giftpflanzen
durchnehmen um eine Verwechslung mit Herbstzeitlose bzw.
„Fremde“:
 Ingwer
Maiglöckchen zu vermeiden außerdem wäre der Bärlauch ein
netter Übergang zum Thema B).
 Pfeffer
 Chili
Gemeinsam mit den Schülern werden verschiedene Pflanzen
gesammelt und damit Gerichte und Brotaufstriche zubereitet,
die anschließend natürlich verkostet werden.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
72
C) Giftpflanzen SEHEN / FÜHLEN
Bei dieser Station soll den Schülern gezeigt werden, dass sich
Pflanzen nicht nur mit „Haut und Haaren“ wehren. Viele
Pflanzen haben giftige Stoffe in sich, die nicht nur Tieren
sondern auch Menschen schaden können.
Anhand von Plakaten wollen wir den Jugendlichen giftige
Pflanzen und ihre Artgenossen vorstellen mit denen sie leicht
verwechselt werden können.
Auf den Plakaten werden 3(?) Giftpflanzen abgebildet mit einer
kurzen Beschreibung dazu.
Gemeinsam mit den Schülern wollen wir folgende Fragen
bearbeiten:
1. Ist diese Pflanze für den Menschen und/oder Tiere giftig
2. Welcher Teil der Pflanze ist giftig
3. Welche Dosis ist giftig
4. Wie wirkt das Gift (Vergiftungserscheinungen)
5. Behandlungsmöglichkeiten
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
Die Schüler erhalten verschiedene Symbole (Piktogramme),
 = Giftig
(Zum markieren der giftigen Pflanzenteile)
= Mensch
(Für Menschen giftig)
= Tier
(Für Tiere giftig)
sowie
Kärtchen
mit
entsprechender
Beschriftung
z.B.
Bauchmerzen, 5 mg …
Zuerst sollen die Schüler raten und die Symbole/Antworten zur
richtigen
Pflanze
und
an
die
richtige
Stelle
kleben.
Anschließend wird das Rätsel aufgelöst und das richtige
Symbol an die richtige Stelle geklebt.
Zusätzlich werden Bilder von ähnlichen Pflanzen (Bärlauch 
Herbstzeitlose bzw. Maiglöckchen) neben die Giftpflanzen
kleben
und
die
wichtigsten
Unterscheidungsmerkmale
besprechen. Bärlauch, Herbstzeitlose und Maiglöckchen wären
ein tolles Beispiel, die Frage ist, ob sie vorhanden sind.
Was wir bei unsrer Vorbereitung nicht wussten war, das dass
Wetter so kalt und frostig bleiben würde und wir den Grossteil
der von uns benötigten Pflanzen nicht finden konnten. So
73
mussten wir teilweise spontan reagieren und vor allem bei den
Lehrziel
Rezepten umsatteln.
Um auch mit dem Programm variieren zu können und auf
Mit der Aufbereitung unsres Themengebietes wollten wir die
eventuelles Vorwissen bzw. auf die Interessensgebiete der
Wahrnehmung von Pflanzen in der eigenen Umgebung stärken
Jugendlichen besser eingehen zu können, informierten wir uns
und das Bewusstsein über ihren Nutzen und ihre Notwendigkeit
auch ausführlich über Vergiftungserscheinungen, Rechtliche
stärken. Dies gelang uns vor allem dadurch dass, wir auf dem
Grundlagen und Erste Hilfe bei „Vergiftungen“.
Weg zum Kerbelpflücken die am Wegrand wachsenden
„Lehrmittel“
wie
Hopfen
und
Scharbockskraut
spontan
miteinbezogen und auch direkt kosteten.
Folgende Pflanzen und ihre Wirk- bzw. Giftstoffe wurden von
uns im Voraus besonders genau studiert, und in Bezug auf die
Unsere definitive Take Home Message lautete wie folgt:
in Themengebiet 3) „Giftpflanzen“ gestellten Fragen hin
„Pflanzen haben viele Abwehrmechanismen aus denen wir
durchleuchtet.
einen Nutzen ziehen können.“
Ahorngewächse (Aceraceae)
Vorbereitung der Stationen
Eibengewächse (Taxaceae)
Schachtelhalmgewächse (Equisetaceae)
Wolfsmilch (Euphorbia sp.)
Osterluzei (Aristolochia clematitis)
Herbstzeitlose (Colchicum autumnale)
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
In
Marchegg
angekommen
begann
beinahe
sofort
die
verzweifelte Suche nach „unseren“ Pflanzen. Leider mit wenig
Erfolg die Osterluzei sowie eine Esels-Wolfsmilch konnte nur
mit Hilfe von Peters geübtem Auge gefunden werden, leider
nicht blühend bzw. noch sehr wenig entwickelt.
74
So
wurde
beinahe
gesamte
umgestellt
und
vorhanden
das
„Selbstverteidigungskurs
eine
Bank
Als
Hilsfmittel
verwendeten
auf
selbstgebauten Plakatständer, einen Tisch für die Suppe und
Pflanzen
weiters
Pflanzen“.
Konzept
die
wir
für
(Fühlboxen)
einen
das Mikroskop.
angepasst. Da wir auf die
Giftpflanzen
(Osterluzei,
Wolfsmilch)
jedoch
nicht
Unser neu „erfundenes“ Rezept wurde am Vortag an freiwilligen
Probanden getestet und für gut befunden.
verzichten wollten und es
für
die
Wiedererkennung
Methoden
wichtig ist, sie in ihrer vollen Pracht (also mit Blüte) zu kennen,
fertigten wir Plakate an auf denen die Pflanzen groß abgebildet
Wir zuvor bereits erwähnt teilten unsere Station in drei
waren. Die noch heranwachsenden Pflanzen gruben wir
Unterstation auf, wobei unser Hintergedanke war, in jeder
vorsichtig aus und pflanzten sie in ein großes Gefäß. So
Station einen anderen Sinn anzusprechen.
konnten wir sie vorführen ohne die Jugendlichen auf den (mit
Bewegungsmeldern gesicherten) Bahndamm zu schicken und
1. Station: mechanische
ohne sie abzutöten da sie nach vollendeter Arbeit wieder an
Abwehr.
ihrem ursprünglichen Platz eingepflanzt wurden.
Bei dieser Station wollten
Als Standort für die Station wählten wir den Platz unter dem
wir
Weißdorn, da dieser in der Nähe der Feuerstelle und des
Schüler
Hauses war (Wichtig für die Kerbelsuppe). Gleichzeitig bot sich
versuchen, sie das Thema
der Weißdorn als Anschauungsmaterial an und eignete sich
im
hervorragend
Wortes
als
„Werbeträger“
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
für
unser
Plakat
den
Tastsinn
anregen,
wahrsten
der
und
Sinn
des
begreifen
zu
75
lassen. Wir fertigten Tastboxen aus Schuhschachteln
„Überlegt mal was glaubt ihr hat eine Rose? Genau das andere
und
ist dann richtig!“
Seidenpapier
an,
in
die
wir
Pflanzen
mit
unterschiedlichen mechanischen Abwehrmechanismen
Auf die Schautafel wurde verzichtet.
gaben.
Die Schüler sollten dann durch Tasten erraten um
2. Station: Giftpflanzen
welche Art von Abwehr es sich handelt, und welche
Unsere zweite Station sollte den visuellen Sinn anregen. Wir
Tiere/Menschen wie und warum ferngehalten werden.
fertigten
Plakate
von
drei
Giftpflanzen
an
(Mistel,
Herbstzeitlose, Osterluzei) und wollten, dass die Schüler von
In den Schachteln waren folgende Pflanzen.
uns vorgefertigte Etiketten den Plakaten zuordnen. Auf den
I. Beinwell (Haare)
Etiketten stand: giftig für Mensch; giftig für Tiere; letale Dosis.
II. Distel (Stachel)
Weiters wollten wir, dass die Schüler Giftsymbole an den Teilen
III. Brombeere / Rosen (Stachel)
der Pflanze befestigen, von denen sie glauben, dass sie giftig
IV. Schlehdorn / Weißdorn (Dorn)
sind. Danach versuchten wir mit den Schülern die wichtigsten
V. Uferspitzklette
Erste-Hilfe-Regeln bei Vergiftungen zu besprechen.
Weil es in der näheren Umgebung keine der drei Pflanzen gab,
Gemeinsam mit den Schülern versuchten wir den Unterschied
pflanzten wir die Pflanzen in einen Topf um, um sie herzeigen
zwischen Dornen und Stacheln herauszufinden, und den
zu können.
Unterschied zwischen Blatt und Sprossmetamorphose zu
Anhand der Wolfsmilch demonstrierten wir den Schülern den
erklären.
Milchsaft.
Sehr gut konnten die Schüler sich merken, dass Rosen
Stacheln und keine Dornen haben, indem wir ihnen sagten:
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
76
3. Station: Bitterstoffe
Durchführung:
Mit unserer dritten Station wollten wir den Nutzen von
Bitterstoffen für den Menschen an Hand von einigen Beispielen
Wie auch schon aus unsren Methoden hervorgeht, waren uns
und mit Hilfe des Geschmacksinnes verdeutlichen.
drei Punkte bei der Aufbereitung unseres Themas sehr wichtig.
Dafür bereiteten wir eine Suppenbasis vor, in die die Schüler
♦ Wir wollten mehr Praxis als Theorie bringen
dann selbst gepflückten, frischen Kerbel, den wir sie suchen
♦ Wir wollten mehr Fragen stellen, als selbst zu reden
ließen, geben sollten.
♦ und wir wollten natürlich alle Sinne anregen
Auf dem Weg zum Kerbelstandort ließen wir die Schüler noch
alle möglichen essbaren Pflanzen kosten, z. B. Hopfen,
Scharbockskraut.
Optimierung der Stationen
Zum Abschluss unsrer Station zeigten wir den Schüler noch ein
Nach der ersten Gruppe haben wir beschlossen, das Zuordnen
Brennhaar einer Brennnessel, eine Distel und den Beinwell
auf den Plakaten weg zu lassen. Es war für die Schüler zu
unter dem Mikroskop.
leicht, und unserer Meinung nach recht langweilig. Darum sind
wir noch ausführlicher auf das Thema Erste Hilfe eingegangen
Kerlbelsuppen Rezept: Erdäpfel nach Gefühl kochen, bis
und haben weniger genau über die drei Pflanzen gesprochen.
sie fast zu Brei zerfallen, Suppenwürfel nach Gefühl
Gestört hat uns die Tatsache, dass die Schüler immer
dazugeben, fertig ist die Basis ☺
mitschreiben mussten. Darum haben wir nach der ersten
Kerbel oder andere Kräuter nach Lust und Laune
Gruppe beschlossen, wenn Zeit ist, am Ende der Station eine
beimengen und voilá guten Appetit.
kurze Zusammenfassung, die auch gleich als Wiederholung
diente, mit ihnen zu machen. So hatten wir während der Arbeit
ihre Aufmerksamkeit und sie haben nicht nur auf ihre Blöcke
gestarrt.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
77
begeistert von der Suppe (ein Schüler hat gleich jede Menge
Reflexion
Kerbel mitgenommen), und von der Tatsache was man alles
Was haben die Schüler mitgenommen?
essen kann, wenn man durch den Wald geht.
Besonders gut hat uns gefallen, dass die Schüler wirklich bei
allem
mitgemacht
haben.
Sie
haben
gegen
unsere
Was haben wir gelernt?
Befürchtungen in jede Box gegriffen und alles gegessen was
Zuerst einmal hat uns das große Interesse der Schüler an
wir ihnen verabreicht haben. Sie haben sogar gemeint, dass sie
Pflanzen überrascht und darum um so mehr gefreut und
auch in eine Brennnessel gegriffen hätten. Auch das Fragen-
motiviert.
Antworten hat sehr gut funktioniert. Sie hatten sehr viel
In vielen Situationen mussten wir flexibel und spontan
Vorwissen, haben selbstständig Fragen gestellt und immer
reagieren. Die meisten unserer Pflanzen, die wir bearbeiten
wieder den Hausverstand, gerade bei der Ersten Hilfe
wollten waren entweder nicht vorhanden oder nur vereinzelt im
gebraucht.
Gelände verstreut. Darum beschlossen wir nicht zu genau auf
Die Schüler haben möglicherweise nicht soviel theoretisches
einzelne Pflanzen einzugehen und die wenigen die wir
Wissen vermittelt bekommen wie es bei einem Frontalunterricht
unbedingt haben wollten zu besorgen. (Die Jagd nach der
in der Klasse möglich gewesen wäre,
Mistel führte uns bis zum Einbruch in ein Privatgrundstück, aber
doch die Informationen die Ihnen vermittelt wurden, haben sie
wir hatten dann eine…).
mit Freude und Interesse aufgenommen und den Grossteil
Auch mit unsren gut durchdachten Rezepten konnten wir auf
durch die praktische Anwendung sofort und (hoffentlich, Anm.
Grund von Löwenzahn Mangel nicht viel anfangen, darum
PP)
mussten wir das viel gelobte Kerbelrezept erfinden.
dauerhaft im Kopf verankert. Unserer Einschätzung nach ist
die Botschaft, dass aus den Abwehrreaktionen der Pflanzen
Weiters haben wir mitbekommen, wie wichtig es ist jemanden
auch ein (oft sehr schmackhafter) Nutzen gezogen werden
Zeit zu lassen auf eine Frage zu antworten. Sehr oft kam nach
kann besonders gut angekommen. Einige Schüler waren richtig
längerer Zeit noch eine sehr gute Antwort.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
78
professionelles Unterrichten im Freien gelernt haben sondern
Verbesserungen
auch ein Stück Lebensgefühl und Gruppendynamik erfahren
Bei nächsten Mal würden wir gleich von Anfang an eine
durften.
Zusammenfassung
Und obwohl wir uns zuvor nicht wirklich gut kannten bildeten wir
schreiben
und
diese
den
Schülern
austeilen, um das lästige Mitschreiben überflüssig zu machen.
auf unsrer Station ein tolles Team. Ohne vorherige Absprache
Uns ist auch aufgefallen, dass die Zeit doch recht knapp war.
ergänzen wir uns gegenseitig ohne der anderen ins Wort zu
Leider war es nicht immer möglich, allen alles zu zeigen. Wäre
fallen oder ihr das Gefühl der Zurückweisung zu geben. Und
noch mehr Zeit gewesen, hätten wir die Schüler gerne noch
auch
selber auf die Suche nach Pflanzen mit mechanischen
Ratschlägen und tatkräftiger Unterstützung zur Seite. Und ich
Abwehrmechanismen
glaube,
geschickt.
Es
war
schade
das
die
anderen
dass
Teilnehmer
diese
Einigkeit
standen
uns
sowie
mit
unsre
guten
beiden
angeeignete Wissen nicht im vollen Ausmaß weitergeben zu
Persönlichkeiten
können aber dennoch wichtig es zu besitzen um auf eventuelle
ermöglichte den Funken der Faszination zumindest für eine
Fragen (von denen wir ja selbst viele gestellt haben) eingehen
Weile überspringen zu lassen.
uns
eine
Sicherheit
gab
die
es
uns
zu können.
Literatur
Abschließende
Worte
Zusammenfassend
kann man sagen dass,
wir in Marchegg nicht
nur
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
effektives
und
Altmann H. 1980: Giftpflanzen-Gifttiere. München, Bern, Wien.
Kume. B. P.: Kosmos Naturführer: Giftpflanzen
Jeffrey B. Harborne: Ökologische Biochemie. Eine
Einführung.1995.
Roth, Lutz, Daunderer, Max und Kormann, Kurt: Giftpflanzen,
Pflanzengifte. Giftpflanzen von A-Z. Notfallhilfe. Allergische und
phototoxische Reaktionen. Vorkommen, Wirkung, Therapie. 4.,
überarb. Aufl.1994.
www.wikipedia.de: Gift, Vergiftung
79
lebensraum
baum
von Philipp Semenchuk & Heinz Rainer
Leben dar. So formen Bäume im Waldverband nicht nur das
Fachlicher Teil:
Landschaftsbild sondern wirken auch nicht unerheblich auf das
Den Baum bewusst als Lebensraum und nicht nur als
Mikroklima
Lebensform zu betrachten kann nur funktionieren, wenn man
lichtempfindlichen
sich den Eigenschaften des Naturstoffes Holz sowie den
Unterwuchses ein neuer Lebensraum geschaffen wird. Doch
ökologischen Zusammenhängen im Lebensraum Wald – in
auch direkt auf und v.a. in ihnen und ihren Hinterlassenschaften
diesem Falle des Auwaldes – bewusst ist.
findet sich eine hoch spezialisierte Lebewelt, welche ohne die
Im Laufe der Erdgeschichte hat sich die Strategie der
Fähigkeit der Bäume zu verholzen so nicht existieren könnte –
Übergipfelung als eine der Erfolgreichsten im Konkurrenzkampf
ein Beispiel für Co-Evolution. Unser Beitrag will zweitens
um Licht bewährt und somit die größten Lebewesen der Erde
genannten Lebensraum genauer betrachten.
hervorgebracht, eben Bäume. Ihre besondere Fähigkeit, einen
Die Fähigkeit von Bäumen, derart in die Höhe zu wachsen und
Vegetationskörper zu bilden, welcher teilweise über mehrere
sich damit Lichtkonkurrenten vom Leibe zu halten ist mit
hundert bis tausend Jahre lebens- und wachstumsfähig bleibt
einigen
und dementsprechend groß werden kann macht sie zu den in
Anforderungen an ihren Vegetationskörper. Warum wird ein
den
dominanten
Baum höher und breiter als beispielsweise eine nur im Sommer
Organismen (zumindest auf den ersten Blick!). Vor allem in den
oberirdisch sichtbare, als Zwiebel, Rhizom oder Samen
von starker Saisonalität geprägten Breitengraden stellen
überwinternde Pflanze, welche – in unseren Breitengraden –
überdauernde
als
zum Wachstum nur eine begrenzte Vegetationsperiode zur
Phanerophyten in der ungünstigen Periode des Jahres fast das
Verfügung hat und sich im Winter durch z.B. im Boden
einzige oberflächlich sichtbare Anzeichen von (pflanzlichem!)
befindliche Überdauerungsorgane vor Frösten schützen muss?
allermeisten
Pflanzengesellschaften
Bäume
und
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
verholzte
Sträucher
unter
ihrem
und
Problemen
Kronendach
ein,
feuchtigkeitsliebenden
behaftet
bzw.
bedarf
sodass
hier
Arten
des
bestimmter
80
Wie schaffen Bäume es, den beträchtlichen mechanischen
Belastungen, welche aufgrund ihrer Größe und dem damit
zusammenhängendem
Gewicht
entstehen,
standzuhalten,
ohne umzukippen? Die Antwort liegt natürlich auf der Hand:
abgesehen von seiner Fähigkeit, Wasser über weite Strecken
zu
leiten
bildet
natürlich
das
Holz
der
Bäume
als
Festigungsgewebe das (+/-) Geheimnis ihres großen Erfolges,
alle anderen Wuchsformen müssen sich ihnen unterordnen,
sich an die von den holzigen Bäumen und Sträuchern
veränderten
Umweltbedingungen
Feuchtigkeitsverhältnisse,
im
Wald
Temperatur
(Lichtund
und
evtl.
Substratveränderungen durch Laubfall) anpassen bzw. machen
sich diese zu nutzen und finden dadurch einen durch biotische
Faktoren veränderten Siedlungsraum, welcher ohne das
Vorhandensein von Bäumen für sie nicht besiedelbar wäre.
Den wichtigsten Bestandteil des Laubbaumholzes unserer
Breiten (und darauf wollen wir uns hier konzentrieren) bilden
Tracheiden-Zellen und ihre Abwandlungen. Tracheiden sind im
ausdifferenzierten Stadium tote, sprich protoplastenfreie Zellen
mit stark verdickten Zellwänden, welche dem Holz seine
bekannte Festigkeit gibt. Diese Zellwände bestehen aus
(obzwar allen BiologiestudentInnen altbekannt, hier jedoch der
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
81
Vollständigkeit
halber
kurz
einer
gesamte Holz als Grundgerüst des Baumes starr und druckfest
Grundsubstanz, der so genannten Matrix, welche sich aus
macht. Neben den noch großlumigen, toten Tracheiden, deren
Protopektin und Hemizellulose zusammensetzt. In sie sind sehr
Hauptaufgabe
neben
lange
Wasserleitung
ist,
β-Glukose-Moleküle
zusammengefasst)
als
Zellulose-Mikrofibrillen
gibt
der
es
Festigung
im
gleichzeitig
Laubholz
weiters
die
sehr
eingelagert. Diese Mikrofibrillen verschaffen der Zellwand die
spezialisierte Zellen, welche ausschließlich der Festigung
nötige Elastizität. Während Primär- und Tertiärwand zu nur ca.
dienen, die Holzfasern. Diese Zellen sind genauso gebaut wie
10% aus Zellulose bestehen ist vor allem die mehrere
die Tracheiden, nur sind ihre Wände noch stärker verholzt,
Schichten dicke Sekundärwand sehr reich an diesen Fibrillen,
sprich sie haben noch mehr Lignin eingelagert, was sie noch
hier macht rund 90% der Zellulose den Wandbestandteil aus.
dicker macht, d.h. das Lumen dieser Zellen ist soweit
Die Sekundärwandfibrillen sind zusätzlich schraubig, also
geschrumpft, dass sie nicht mehr der Wasserleitung dienen
schräg zur Längsrichtung der Tracheiden angeordnet, was der
können sondern nur noch der Festigung. Dieser biochemische
Zelle zusätzliche Zugbeanspruchung erlaubt (vgl. Spiralfedern).
Aufbau der Tracheiden- und Holzfaserwände und deren
In die Zwischenräume der länglichen Zellulose-Mikrofibrillen,
Zusammenspiel ist das eigentliche Geheimnis der Bäume und
den interfibrillären Räumen, sind sog. Inkrusten eingelagert,
aller anderen holzigen Pflanzen, welches ihnen ihre bekannte
verschiedenartige
und erfolgreiche Wuchsform ermöglicht.
Stoffe,
welche
dem
Holz
zusätzliche
Eigenschaften in punkto Härte, Steifigkeit etc. geben können.
Da wir nun einiges über die Beschaffenheit des uns Menschen
Je nach Zusammensetzung und Anteil der Inkrusten am
(noch oder bald wieder?) so wichtigen Energieträgers und
Zellwandmaterial ergeben sich verschiedene Eigenschaften
Baustoffes Holz gehört haben und auch schon die ökologischen
des Holzes. Die wichtigste Einlagerung ist das Lignin, der
Zusammenhänge im Baumverband Wald erwähnt wurden (man
Holzstoff, welches nicht wie die Zellulose fadenartige Moleküle
könnte
bildet sondern stark verästelt zwischen den Mikrofibrillen liegt
auslassen), können wir nun (endlich) anfangen, die von uns,
und somit die Zellwände der Tracheiden und dadurch das
der Baumgruppe, an dem von uns ausgewähltem Standort
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
sich
in
beiden
Gebieten
natürlich
bücherweise
82
hinter der Schlehdorn-Hecke am Fischereiparkplatz östlich der
Erntemethode Baumzucht und –Bewurzelung und somit Zeit
Station gefundenen und den Schülern näher gebrachten
sparen. Diese Methode wird manchmal auch heute noch beim
Lebewesen und Phänomene aufzuzählen und zu erklären. Es
Anbau von Hainbuchen angewendet, welche als modernes
handelt sich im Allgemeinen um ein kleines Gebiet im Bereich
Feuerholz genutzt werden, also durch industrielle Feuerung
der harten Au.
verstromt werden. Nebenbei sei hier bemerkt, dass diese Form
Flatterulme (Ulmus laevis) und Weißdorn (Crataegus
monogyna)
(http://www.hap-mueller.ch/Homepage_IPS/B%E4ume/)
der Biomasseenergiegewinnung im Vergleich zu anderen
Energiepflanzen
was
Nettoenergiegewinn
den
angeht
Flächenverbrauch
und
am
erscheint.
Sinnvollsten
den
Angesichts der Tatsache, dass die Weltbevölkerung als auch
Quasi unsere zwei Hauptobjekte. Die schon
der Lebensstandart am Steigen ist und damit auch der
zur eindeutigen Bestimmung weit genug
Flächenbedarf der Menschheit steigt, scheint diese
entwickelte Flatterulme fällt zunächst durch
Form der Solarenergienutzung nicht angebracht.
die mehreren Hauptstämme auf: bei der
Wie dem auch sei, von der Ferne ist unsere Ulme ganz
sog. Niederholzwirtschaft werden relativ
klar als eine Art Übersteher zu erkennen. Sie ist
junge Bäume (ca. 20 Jahre alt) geschlagen,
eindeutig höher als das unter ihr wachsende Gestrüpp
der Baumstumpf treibt erneut an mehreren
aus
Stellen mit vollwertigen Haupttrieben aus
Flatterulmen allgemein leichte Ansätze von Brettwurzeln
und bildet so ein Individuum mit mehreren
zu erkennen, eine Maßnahme des Baumes, seine
Stämmen. Dadurch wird einerseits die
Standfläche
Verjüngung des Nutzwaldes beschleunigt
Brettwurzeln und das Vorkommen von Waldreben
Weiß-
und
zu
Schlehdorn.
erhöhen.
Außerdem
sind
an
Übersteherfunktion,
und andererseits die Holzmenge pro Fläche erhöht: Die
(Clematis vitalba) als echte Lianen (=Phanerophyt) lassen
Stämme stehen dichter. Außerdem kann man sich durch diese
einen Vergleich zur Vegetation in tropischen Regenwäldern zu:
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
83
hohes Nährstoffvorkommen und, obwohl im sonst trockenen
Standort auch sicherlich feuchter als er im Jahresschnitt ist.
pannonischen
trop.
Anm. PP] Als 2 - 6 Meter hoher Strauch haben wir es hier mit
Regenwald aufgrund der schnellen Zersetzung von Biomasse
eher großen Exemplaren zu tun, welche aber von den
und allgemein hoher Luftfeuchtigkeit und regelmäßigen Regen,
Hochwässern mitgenommen scheinen: viele tote bzw. nicht
in
regelmäßigen
austreibende Äste charakterisieren die zahlreichen Individuen
Überschwemmungen) führt zum Vorhandensein von Nährstoff-
in diesem Bereich der Au. Obwohl es sich hier um einen
und Feuchtezeigern (Waldrebe).
Strauch mit basitoner Verzweigung (Seitentriebbildung im oder
Unser Weißdorn, oder besser gesagt unsere „Weißdornen“,
knapp über dem Boden) handelt, möchten wir den Weißdorn
sind als Heissländenarten und damit als Trockenzeiger an
aufgrund seiner Größe und
diesem Standort eigentlich nicht zu erwarten. Vermutlich hat
betrachten, da er praktisch alle oben genannten anatomischen
der Mensch hier seine Finger im Spiel. [Aufgrund des schmalen
und ökologischen Merkmale eines Baumes aufweist. Aufgrund
Auwaldgürtels an dieser Stelle der Marchauen kommt es hier
des späten Austreibens war diese Art nicht ganz eindeutig
zu einer starken Verzahnung zwischen Weichholz- und
bestimmbar, die Gattung ist aber zumindest sicher.
Hartholzau.
eher
An allen überdauernden Gewächsen in unserem Gebiet war die
von
Hochwassergrenze der vorigen Tage und Wochen in Form von
den
Gebiet,
Auwäldern
Am
hohe
aufgrund
gewählten
Hartholzau-Bedingungen
Bodenfeuchtigkeit
vor,
der
Standort
was
das
(im
herrschten
Vorkommen
Weißdorn weniger verwunderlich erscheinen lässt. Durch das
Ablagerungen
lang andauernde Hochwasser im heurigen Jahr war der
abgestorbenem bzw. verschlammtem Moos unterhalb der
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
in
Höhe
starken Verholzung als Baum
des
Wasserspiegels
und
84
Wasserlinie erkennbar, Welche im Übrigen auf Kopfhöhe (!)
kommen. Zweitens bilden Schattentolerante bzw. –liebende
lag.
Arten des Unterwuchses eine Art Sonnenschirm aus, sodass
Luftalgen, Laubmoose und Flechten als Pionierarten
Bei diesen drei Lebensformtypen sei für genauere Erklärungen
auf
die
Kryptogamen-Damen
verwiesen. Was
uns
hier
interessiert ist der durch Bäume gerade für diese Organismen
neu geschaffene Lebensraum. Alle drei kommen sie im Bereich
unserer Station ausschließlich auf der Borke von Bäumen vor,
ansonsten praktisch nirgends.
Als Pioniersiedler auf feuchten, lichtreichen Standorten (leicht
erkennbar
an
den
großen
Moosmatten
nördlich
des
Bahnpfeilers direkt an der Wassergrenze) haben es Moose und
Flechten im Wald aus zwei Gründen sehr schwer, sich im dort
herrschenden Lichtregime zu etablieren. Erstens ist der
Waldboden aufgrund des Laubfalles der Bäume und Sträucher
ein extrem lichtarmer Standort: die jährlich neu anfallende
Laubstreu bildet ein sehr „unzuverlässiges“ Substrat und
überdeckt eventuell wachsende Moose und Flechten, welche
bekanntlich einen sehr kleinen bzw. flachen Vegetationskörper
haben, und raubt ihnen damit jegliche Möglichkeit, an Licht zu
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
am Waldboden – auch oberhalb der Laubstreu – ohnehin zu
wenig Licht ankommt, um den nur höchstens wenige cm. hohen
Moosen und Flechten ein Wachstum zu ermöglichen. Zum
Glück sind Moose und Flechten, was ihre Ansprüche ans
Substrat angeht, sehr genügsam, sodass ihnen die Borke eines
Baumes oder Strauches genügt, um ihre winzigen Rhizoide,
welche ohnehin vorwiegend als Haftorgan dienen, dort
hineinwachsen zu lassen. Und auf Ästen oder Stämmen ist das
Lichtklima offensichtlich auch besser als unterhalb des
Unterwuchses: nicht umsonst haben Bäume die Strategie des
Verholzens im Kampf ums Licht ausgebildet, welche sich in
unserem Falle die Moose praktisch sekundär zu nutzen
machen. Neben dem Vorteil der Ungestörtheit auf Bäumen und
Sträuchern kommt noch ein weiterer wichtiger Faktor dazu,
welcher in Wäldern, vor allem in Auwäldern ein allgemeines
Phänomen ist: Unter dem geschützten Kronendach herrscht
aufgrund geringerer Sonneneinstrahlung, Windschutz und
Evapotranspiration von praktisch allen Seiten eine hohe
Luftfeuchte,
sodass
Anpassung
ans
auch
diese
Landleben
erst
am
stehenden
Anfang
ihrer
ungeschützten,
85
poikilohydren (= von Luftfeuchtigkeit abhängige, kein Wasser in
Der am Lagerfeuer gefundene
Zentralvakuolen speichernden) Organismen hier gedeihen
und gefangene und später noch
können (vgl. S.47 ff.!).
öfters
Tiere: Balkenschröter (Dorcus parallelipipedus Lucanidae), Kleiner Eichenbock (Cerambyx scopolii –
Cerambycidae) und Weidenbohrerlarve (Cossus
cossus)
Neben der Bereitstellung neuer Lebensräume auf der Borke
bietet der Vegetationskörper der Bäume als Holz selber einen
mächtigen,
Lebensraum
ohne
als
genaueres
Hinsehen
Nahrungslieferant,
unsichtbaren
Brutstätte
und
Überwinterungsschutz für diverse Insekten. Hier gibt es
verschiedene
Möglichkeiten
des
Lebens
vom
und
des
Schlüpfens und der Metamorphose im Holz. Oft haben die
verschiedenen Insektenarten auch verschiedene Vorlieben für
spezielle Baumarten und Holzzustände (Lebend- vs. Totholz),
je nach Beschaffenheit des Holzes und des Rindensaftes.
Interessant ist auch, dass einige Larven oft mehrere Jahre im
Holz verbringen bevor sie schlüpfen. Hier wollen wir die von
uns gefundenen und ausgestellten Käfer bzw. Larven kurz
besprechen.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
im
Wald
Balkenschröter
gesichtete
Dorcus
parallelipipedus legt seine Eier nicht ins oder ans Holz, sondern
unter die Erde im Wurzelstockbereich von alten, toten
Laubbäumen. Die geschlüpften Larven, welche wir leider nicht
zu Gesicht bekommen haben, leben dann 5 bis 8 Jahre von
den Wurzelstöcken bevor sie sich eine Puppenwiege außerhalb
des Holzes bauen und sich dort verpuppen. Die Imagines
ernähren sich vorwiegend von Rindensäften, die aus Wunden
lebender Bäume fließen. So fungiert das Holz für diese Art
vorwiegend als Nahrung, wobei die Puppenwiege zum Teil aus
sog. Nagsel, also der von den Larven produzierten Sägespäne
besteht. Das Holz bietet hier also nur indirekt einen
Lebensraum.
(Foto: http://www.bogonnaturfoto.de)
Der Kleine Eichenbock Cerambyx scopolii ist
beim Holzhacken aus dem Holz geflogen und
so einem Tod im Feuer bzw. unter der Axt
entgangen (Danke Peter!).
86
(Foto: www.naryby.cz/chkostr/)
Larve gefunden. Diese halten ich bis zur Verpuppung im
Er war merklich gestört, hat er uns doch gleich sein für diese
Inneren von Weiden und Pappeln auf, sind somit also eine
Art typisches „Stridulieren“ hören lassen, ein summendes
typische
Geräusch, welches durch Reiben der Kante zwischen Vorder-
(Schmetterlinge) in Borkenritzen schlüpfen die Larven (ziemlich
und Mittelbrust erzeugt wird. Die Imagines dieser Art ernähren
grosse Raupen) gemeinsam, bohren sich durch die Rinde und
sich ebenfalls vom Rindensaft lebender Laubbäume, während
ernähren sich einen bis zwei Winter von der Rinde des
sich
des
befallenen Baumes. Die so entstandenen Gänge bleiben
Balkenschröters unterscheidet: Die Muttertiere legen Eier in
anscheinend offen und durch die Öffnung werden Kot und
Ritzen der Borke alter Stieleichen, durch welche sich die
Nagsel ausgeschieden. Zur Verpuppung begeben sich die
Larven dann bis ins Kernholz bohren und dort drei bis fünf
Larven nahe an die Borkenoberfläche und schlüpfen nach ca. 4
Jahre heranwachsen, bevor sie sich im Herbst in speziell
Wochen. Leider sind alle Daten zur Lebensweise der oben
gebohrten Brutkammern verpuppen. Die Larven dieser Art
aufgezählten Insekten so leicht nicht beobachtbar. Wir können
ernähren
nur über das Aussehen auf die Art schließen und uns dann
die
Lebensweise
sich
also
der
nicht
Larven
nur
vom
von
Holz
denen
und
seinen
Absonderungen sondern haben wirklich im Vegetationskörper
der Stieleichen einen Lebensraum gefunden. Bei sehr hohem
Vorkommen
können
die
Eichenbocklarven
schädlich
für
Stieleichenbestände werden. Leider haben wir von dieser Art
ebenfalls keine Larve vorführen
können.
Vom
Weidenbohrer
Cossus
cossus wurde tatsächlich eine
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
Auenart.
Nach
der
Eiablage
der
Muttertiere
Informationen aus Büchern holen.
Quellen:
Helmut J. Braun, Bau und Leben der Bäume, 1992.
Klaus Honomichl, Jacobs/Renner Biologie und Ökologie der
Insekten Taschenlexikon. 1998
Wilhelm Nultsch, Allgemeine Botanik, 1996.
Manfred A. Fischer et al., Exkursionsflora Österreich
Liechtensrein Südtirol, Land Oberösterreich 2005.
Strasburger, Eduard [Begr.]:Lehrbuch der Botanik für
Hochschulen/ - 34. Aufl. / neubearb. von Peter Sitte ... . Stuttgart [u.a.] : 1998.
87
Demonstrationsmaterial als „Beweismittel“ (Borke, Blätter,
2. Fachdidaktik
Algen, Moos, Flechten) in Klippverschlusssäckchen und
a) Didaktische Reduktion
formulierten den Suchauftrag, den vermutlichen Fundort des
Als beim Vorbereitungstreffen für die Lehrveranstaltung die
Demonstrationsmaterials in einem räumlich abgegrenzten
Themen vergeben wurden, entschied ich mich bewusst für ein
Waldstück zu suchen.
botanisches Thema. Da mein botanisches Fachwissen eher mit
So erreichten wir, dass sich die SchülerInnen intensiv und aus
Lücken besetzt ist, war es für mich herausfordernd mich damit
eigenem Antrieb mit dem Habitus, Vorkommen, möglichen
zu beschäftigen. So entschied ich mich dann auch für das
Lebensraum,… auseinandersetzen. Nachdem die SchülerInnen
Thema „Der Baum als Lebensraum“.
ihren Suchauftrag erledigt hatten, fanden wir uns wieder in der
Unserer Ansicht nach ist es sehr wichtig einen zu vermittelnden
Großgruppe zusammen und erläuterten im gemeinsamen
Sachverhalt in eine für den „Kunden“ möglichst spannende
Dialog mit den SchülerInnen die vorbereiteten Inhalte. So
Story
der
wurden botanische (Algen, Moose, Flechten als Bewohner des
lebensweltlichen Wirklichkeit der SchülerInnen angeknüpft.
Lebensraum Baum) und ökologische (Hochwasserproblematik,
Unsere Idee war es dann, das auf den ersten Blick eher
„Kampf ums Licht“) Aspekte in ihren Grundzügen besprochen.
schwierige Thema „Baum“ in das aus dem Fernsehen bekannte
Wir versuchten mittels Frage-Antwort-Spiel den SchülerInnen
„CSI“-Setting zu verpacken. In dieser TV –Serie wird einer
die Inhalte näher zubringen. Um sich dem Baum als
Person, die unter Mordverdacht steht, mit forensischen
Lebensform zu nähern, benutzten wir in der Großgruppe einen
Ermittlungsmethoden die Tat nachgewiesen. Wir adaptierten
gemeinsamen
dieses Setting dahingehend, dass wir Demonstrationsmaterial
bestimmten wir eine mächtige Flatterulme, die unseren
nicht
Information
Stationsplatz markierte. Auch hier wurden die SchülerInnen
präsentierten und uns so von einem Punkt zum Nächsten
aufgefordert sich den Baum durch eigene Beobachtung zu
hanteln,
erschließen. An dieser Stelle wurden dann Sekundäres
zu
mit
verpacken.
Idealerweise
vorgefertigter
sondern
wird
dabei
dazugehörender
wir
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
präsentierten
an
unser
Bestimmungsschlüssel.
Auf
diese
Weise
88
Dickenwachstum, Totholz (und die Bedeutung für die Tierwelt),
samt zeitlichem Rahmen festzulegen. Zusätzlich fand ich es
sichtbare Tierspuren,… besprochen. Den Abschluss bildeten
wichtig die Kommunikation zwischen den SchülerInnen und uns
die Präsentation von Käfern und Raupen, die an das
StudentInnen durch vorbereitete Namensbuttons zu erleichtern.
Vorhandensein von Totholz gebunden sind.
An den zwei Präsentationstagen besuchten uns jeweils zwei
sechste Klassen (AHS). Die jeweiligen Kleingruppen kamen mit
b) Reflexion:
unterschiedlichem Vorwissen (auch innerhalb einer Klasse)
nach Marchegg. Bei unserer ersten Präsentation am Montag
Was hat geklappt? Was hat nicht geklappt?
gab es noch Anlaufschwierigkeiten. Inhaltlich legten wir
Im Vorfeld der Exkursion war es mir ein Anliegen den
unseren Schwerpunkt zu sehr auf das Thema „Baum als
organisatorischen
Lebensraum“.
Ablauf
an
den
Tagen
der
So
besprachen
wir
allzu
ausufernd
die
SchülerInnenbesuche in groben Zügen bereits zu skizzieren,
angetroffenen Moose und Flechten und fanden für das Thema
um
daran
„Baum als Lebensform“ zu wenig Zeit. Die zoologischen
einen
Demonstrationsobjekte
dann
im
verschwenden
Feld
zu
nicht
zu
müssen.
viele
So
Ressourcen
entwickelte
ich
Stationenpass, der darauf aufbaute, die Klasse in zwei
Gruppen zu teilen. So erhalten die SchülerInnen zwar nur die
Gelegenheit,
die
Hälfte
der
vorbereiteten
Themen
fanden
leider
überhaupt
keine
Beachtung. Schon kurz nach der Präsentation wurde mir
bewusst, dass ich meinen Kollegen Philipp nur kurz zu Wort
im
Stationenkarussell zu durchlaufen, andererseits wäre es
unsinnig, die SchülerInnen durch alle Workshops zu zwängen.
Der Lerneffekt dabei wäre gleich null. Natürlich war es auch
wichtig, die botanischen und zoologischen Themen möglichst
gleichwertig auf die zwei Gruppen zu verteilen. Vor Ort war es
dann ein leichtes, mit den KollegInnen den endgültigen Ablauf
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
89
kommen ließ. Wir hatten unsere Feinabstimmung noch nicht
Abstimmungsschwierigkeiten nicht bemerkt worden sein, bzw.
gefunden. Eine klare Aufteilung der „Sprechzeiten“ hatten wir
nicht als störend empfunden worden sein. Bei der schriftlichen
bei der Vorbereitung als eher hinderlich erachtet. Zumindest für
Feedbackrunde der SchülerInnen wurden wir bzw. unsere
die erste Präsentation wäre es keine schlechte Idee gewesen.
Station dreimal lobend erwähnt, was uns für den nächsten Tag
Die zweite Kleingruppe kam mit großer Verspätung zu unserer
Auftrieb gab und uns zuversichtlich stimmte. Am Dienstag
Station. Die Zeiteinteilung konnte nicht bei allen Stationen
gestattete der Zeitrahmen nur den Besuch einer Gruppe. Diese
eingehalten werden. So standen uns nur 30 Minuten zur
Gruppe erforderte aber unsere volle Konzentration. Einer der
Verfügung. Inhaltlich begannen wir unsere Themen zu variieren
drei Burschen erwies sich – nach eigener Auskunft - als
und wir konnten auch auf unsere Lebensform Flatterulme näher
bekennender Skinhead. Als Repetent war ihm die Schule „eh
eingehen. Bei den Frage und Antwort Situationen hatten wir
scheiß egal“ (sic!). Bei unserer Station angekommen und nach
noch nicht die Geduld um auch einige Zeit auf eine mögliche
der Einleitung in das Thema wurden wir vom vorhandenen
Antwort
Die
Wissen der Burschen überrascht. Sie waren mit Eifer an der
SchülerInnengruppe zeigte sich aber am Thema weniger
Sache und stellten immer wieder interessierte Zwischenfragen.
interessiert und war nur schwer zu Antworten zu motivieren. So
Wir versuchten sie auch mehr als die anderen Gruppen davor
war es dann auch ich, der die Stille immer wieder unterbrach
mit „handwerklichen“ Dingen zu beschäftigen (im Totholz mit
und die Inhalte erklärte. Das führte natürlich auch bei der
dem Messer nach Käferlarven suchen,…). Ich denke inhaltlich
Redezeit zu einem neuerlichen Übergewicht. Auch die dritte
wie auch von Seiten der Präsentation brachten wir eine gute
Gruppe an diesem Tag kam mit 15 Minuten Verspätung zu uns.
Leistung. Dass Philipp die rechten Recken auf den Weg zur
Inhaltlich spielten wir uns gegenseitig die Themen zu und so
nächsten Station durch den „Gatschacker“ schickte, fand ich
ergab sich auch eine ausgeglichene Präsentation von unserer
besonders gelungen ;-).
von
Seiten
der
SchülerInnen
zu
warten.
Seite. Die SchülerInnen waren am Thema sehr interessiert und
stellten
bei
der
abschließenden
Besprechung
im
Zusammenhang mit dem Thema viele Fragen. Von Seiten der
SchülerInnen
schienen
unsere
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
anfänglichen
Start-
Lehrziele:
„den
Baum
bewusst
auch
als
Lebensraum
wahrnehmen“, „Kampf ums Licht“.
und
90
lebensraum
wasser
von Barbara Köppel und Kathrin Schandl
...am Beispiel von Insekten und Urzeitkrebsen (in
der Langen Luß)
Die
Lange
Luss,
Nutzfläche
March) geflutet.
Gewässer
für
landwirtschaftliche
Donauhochwasser von der rückgestauten
Um
Neben Quellen und Fließgewässern bieten
Lebensraum
als
ausgewiesenes Gebiet, wird von March-Hochwasser (oder bei
1. Einleitung
stehende
ein
einen
Anpassungen
der
Organismen
in
verschiedenen Lebensräumen spezialisiert.
Gewässer (ein Gewässer, das nicht ständig
Dabei schien es uns besonders wichtig,
Wasser führt), das nur wenige Dezimeter
den
tief ist. Die Entstehung solcher periodischer
Lebensraum
Wasser
mit
dem
Lebensraum Land in bestimmten Punkten
Gewässer kann auf verschiedene Weise
zu
geschehen. Schmelzwasser im Frühjahr
oder der Austritt von Grundwasser füllen die mehr oder weniger
im
Sommer
und
Herbst werden sie oft durch lang andauernde Regenfälle
gefüllt.
spezifischen
Zuge der Freilanddidaktiktage auf die
Luss, handelt es sich um ein astatisches
Geländemulden,
derart
es einiger Anpassungen. Wir haben uns im
In
unserem besonderen Fall, auf der Langen
wasserundurchlässigen
einem
Lebensraum überleben zu können, bedarf
attraktiven
Kleinstorganismen.
in
gemeinsam
Atemsysteme
mit
im
den
vergleichen.
So
SchülerInnen
Wasser
und
die
erarbeiteten
die
wir
verschiedenen
unterschiedlichen
Anpassungen der Extremitäten für das Wasser. Um die Vielfalt
an Anpassungen einzuschränken, sind wir hier nur auf die
Arten eingegangen, die wir selbst bzw. die SchülerInnen
während des Kescherns gefunden haben.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
91
Tracheen: sind Luftröhren, die sich im ganzen Insektenkörper
2. Fachlicher Teil
verzweigen und nach außen hin durch Stigmen geöffnet sind.
Anpassungen der Atmungsorgane
Diese
nach
innen
gefaltete
respiratorische
Oberfläche
Atmung ist der Prozess der Sauerstoffaufnahme und der
verhindert bei Landinsekten den Verlust von Wasser durch
Kohlendioxidabgabe.
Verdunstung. Die Endigungen erreichen das Epithel der
Die
Unterschiede
zwischen
den
Funktionen der Atmung an Land und der in Wasser, sind für die
Körperoberfläche und führen hier den Gasaustausch durch.
Sauerstoffversorgung der Tiere extrem wichtig.
Wie viel Sauerstoff ist in der Luft, wie viel in Wasser
Kiemen:
verfügbar.  In aquatischen Systemen wird das Wasser
durchblutet sind und dem Gasaustausch dienen. Durch das
nur in eine Richtung bewegt. Ein hoher Energieaufwand
umgebende
ist notwendig um genügend Wassermassen an den
Oberfläche immer feucht gehalten. Um das Strömen des
Organen des Gasaustausches vorbeizubewegen.
Atemmediums
Die Viskosität des Mediums.  Wasser ist viskoser als
gewährleisten, wird die Methode der Ventilation eingesetzt.
Luft, was einen erhöhten Arbeitsaufwand erfordert.
Die Aufnahme des Sauerstoffs aus dem Medium Wasser
Der Sauerstoffgehalt im Wasser ist außerdem nur 1/40
funktioniert nach dem Gegenstromprinzip: Es ermöglicht eine
im Vergleich zur Luft. (ca. 0,5 Vol.-% gegenüber 21 Vol.-
maximale Sauerstoffaufnahme aus dem Wasser in das Blut des
%)
Tieres. Bsp.: Fische, Crustacea, Mollusken, …
Atmungsorgane für das Leben an Land und im Wasser
Lunge: Lungen sind im Körperinneren. Sauerstoff wird aus der
Luft über die Lunge aufgenommen und durch ein dichtes
sind
Ausfaltungen
Medium
über
Wasser
die
der
Körperfläche,
wird
die
respiratorische
die
gut
respiratorische
Oberfläche
zu
Tracheenkiemen: Es handelt sich hier um eine Kombination
aus Kiemen und Tracheen. Der Sauerstoff wird von Wasser
umspülten Ausstülpungen, den Kiemen, aufgenommen und
Kapillarnetz im übrigen Körper verteilt.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
92
Insekten
„Insekten sind die artenreichste Gruppe der Gliederfüßer
(Arthropoden). Mehrfach haben sie vom Land aus das
Süßwasser erobert, wobei oft nur die Larven, in anderen Fällen
auch die Adultstadien im Wasser leben. Einige Gruppen haben
sich auch an das Leben an der Wasseroberfläche angepasst.
Kennzeichnend für Insekten, ist ihre Gliederung in Kopf, Brust
und Hinterleib. An dem Brustabschnitt setzen die drei
Laufpaare an und – wenn vorhanden – die zwei Flügelpaare.“ 8
Die Entwicklung der Insekten läuft in komplizierter Weise ab,
wobei jedes Tier tiefgreifende morphologische Änderungen
durchmacht. Man nennt diese Verwandlungen Metamorphosen.
Man teilt die Insekten in zwei Kategorien ein:
- Hemimetabole: Ei – Larve – Vollinsekt (Imago). Aus dem Ei
über
die
Tracheen
ins
Körperinnere
befördert.
Bsp.:
Kleinlibellenlarven, …
schlüpft die Larve, die sich direkt zum Adulttier entwickelt.
-
Holometabole:
Ei –
Larve
–
Puppe –
Imago.
Die
Larvenentwicklung endet mit einem Puppenstadium aus dem
Hautatmung: Manche kleine Tiere verwenden ihre gesamte
die Imago schlüpft.
Haut als Atemorgan. Sie nehmen so den im Wasser
gelösten Sauerstoff über ihre Haut auf. Bsp.: Büschelmücke
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
8
Aus: Engelhardt W., 2003, Was lebt in Tümpel, Bach und Weiher?. –
Stuttgart, 2003, 15. Auflage.
93
Als primär an das Land angepasste Gliederfüßer atmen die
Zur
Eiablage
setzen
Insekten mit Tracheen. Dieses System wurde beim Übergang
Wasseroberfläche.
zum Leben im Wasser beibehalten, doch in verschiedenster
elliptischen Eier einzeln ab. Ihre Wandungen haben luftgefüllte
Weise abgewandelt (siehe Abbildung 2).
Kammern, die die Eier schwimmend an der Oberfläche halten.
Das
sich
Anopheles-Weibchen
legt
die
seine
Die Larven bewohnen die
Oberflächenschichten
zu Schwingkölbchen umgewandelt.
stehender
Mücken (Nematocera)
Seitenteile. Diese tragen
In erster Linie sind die beiden Gattungen Culex und Anopheles
lange,
für unsere Arbeiten mit den SchülerInnen in der Langen Luß
etwa
6
Wochen,
die
Lebensspanne der Männchen ist deutlich kürzer. Diese
ernähren sich nur von Blütennektar und Wasser.
Zur Paarung findet man viele Männchen in einem Schwarm
vereint an Uferwiesen. Sobald ein Weibchen in diesen
Schwarm fliegt, stürzen sich mehrere Männchen darauf. Mit
einem Männchen erfolgt eine nur Sekunden dauernde Paarung.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
Borsten
von außen nach innen
Um eine Reifung der Eier durch Blut zu ermöglichen, stechen
leben
weiche
und schlagen dauernd
interessant.
Sie
Gewässer.
Ihre Oberlippe hat zwei
Familie Stechmücken (Culicidae)
Weibchen.
auf
zugespitzten, länglichen Eier zu floßartigen Gebilden.
Dipteren sind holometabole Insekten. Ihr zweites Flügelpaar ist
die
Weibchen
Die Culex-Weibchen vereinigen ihre 200 bis 300 einseitig
Zweiflügler (Diptera)
nur
die
zusammen.
Larve von Culex (1), Puppe von Culex (2)
Auf diese Weise werden Algenzellen und Detritus als Nahrung
herbeigeführt. Die Larven häuten sich 4 Mal, bis eine Puppe
das Larvenstadium beendet. Die Puppen sind frei beweglich!
Beobachtet man die Larven, so erkennt man eine ruckartige
Bewegung, die der Fortbewegung dient. Die Stechmückenlarve
gelangt auf diese Weise auch zum Sauerstoff. Über ein
94
Atemrohr am Hinterende holt sich Culex-Larve ihren Sauerstoff,
Hierzu befähigen sie zwei Paar Tracheenblasen in der Brust
der in der Folge über Tracheen im Körper verteilt und über
und im drittletzten Hinterleibssegment, die mit Luft gefüllt sind.
Diffusion in die Zellen aufgenommen wird. Bei der Larve der
Sie sind von einem schwarzen Pigmentmantel umhüllt.
Anopheles fehlt ein Atemrohr. Sie haben deshalb eine andere
Aufhängestellung
Aufhängung):
Die
an
der
Wasseroberfläche
beiden
auf
der
(waagrechte
Rückseite
des
8.
Hinterleibssegments liegenden Tracheenöffnungen befinden
Larve der Büschelmücke
sich in einer seichten Vertiefung.
Libellen (Odonata)
Familie Büschelmücken (Chaoboridae)
Büschelmücken wurden früher zu den Stechmücken gestellt,
sie sind jedoch keine Blutsauger. Ihr Kennzeichen ist die
Das Leben der Imagines ist sehr kurz. Ähnlich wie bei Culex
werden die Einzeleier zu einem scheibenförmigen Schiffchen
zusammengeklebt. Die Larven sind so durchsichtig, dass schon
bei schwacher Vergrößerung alle Körperorgane durch die Haut
zu erkennen sind. Sie haben keine Atemöffnung, sondern
begnügen sich mit Hautatmung. Sie hängen nicht wie Culicidae
der
Wasseroberfläche,
waagrechter
Haltung
Unterordnungen
eingeteilt:
Die
Kleinlibellen
und
die
Großlibellen.
Behaarung der Flügel.
an
Libellen sind hemimetabole Insekten und werden in zwei
in
sondern
schweben
verschiedenen
in
völlig
Wasserschichten.
Die Zahl der Larvenstadien schwankt zwischen 10 und 15, in
denen sich die Larve in gewissen Abständen häutet und jedes
Mal wächst. Die gesamte Entwicklungszeit der Larven kann
zwischen einigen Monaten und etwa fünf Jahren betragen. Ist
die
Larve
völlig
ausgewachsen,
stellt
sie
die
Nahrungsaufnahme ein, kriecht auf einen Pflanzenstängel und
schaut dabei so weit aus dem Wasser heraus, dass nur noch
der Hinterleib davon bedeckt bleibt. Die Darmatmung wird mit
Hilfe der Stigmen der Vorderbrust durch Tracheenatmung
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
95
ersetzt. Schließlich kriecht die Larve völlig aus dem Wasser
Ruhestellung mit den Oberseiten zueinander über dem
heraus und krallt sich an der Unterlage fest. Mit der Zeit bildet
Rücken zusammengelegt. Der Abstand der beiden
sich zwischen der Larvenhaut und der Imago eine Luftschicht,
Augen ist bedeutend breiter als ein einzelnes Auge (von
die die Larvenhaut platzen lässt; die Imago zwängt sich aus
oben gesehen). Die Atmung erfolgt über drei blattartige
dieser heraus. Die Exuvien sind sehr oft an Ufern zu finden.
Anhänge am Hinterleibsende.
Sämtliche Libellenlarven sind Räuber. Zum Ergreifen der Beute
Großlibellen (Anisoptera): umfassen mittelgroße bis
dient die umgestaltete Unterlippe. Sie besteht aus zwei Teilen
große Formen. Ihr Hinterleib ist kräftig. Vorder- und
und wird auch als „Fangmaske“ bezeichnet, da sie in
Hinterflügel haben verschiedene Gestalt und werden in
Ruhestellung die gesamte Kopfunterseite bedeckt.
Ruhe waagrecht ausgebreitet gehalten. Die Augen
Libellenlarven
atmen
über
Tracheenkiemen.
Bei
Großlibellenlarven sind diese im Enddarm verborgen. Das
stoßen zusammen. Die Atmung erfolgt über im Enddarm
verborgene Tracheenkiemen.
Atemwasser wird durch rhythmisches Zusammenziehen und
Erweitern des Enddarms gewechselt.
Kleinlibellenlarven
tragen
blattartige
Anhänge
am
Hinterleibsende als Tracheenkiemen.
Dadurch, dass die beiden Flügelpaare abwechselnd bewegt
werden können, schaffen es Libellen sowohl an Ort und Stelle
zu verharren, als auch rückwärts zu fliegen.
Kleinlibelle
Großlibelle
Kleinlibellen (Zygoptera): haben einen langen, mehr
oder weniger dünnen Hinterleib. Ihre beiden Flügelpaare
sind von nahezu gleicher Gestalt und werden in
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
96
zwischen ihnen und dem Rand der Deckflügel entstehenden
Käfer (Coleoptera)
Spalt kann frische Luft in die beiden letzten auf dem Rücken
Mit
einer
artenreichste
holometabolen
Entwicklung
Insektenordnung.
Sie
sind
haben
Käfer
sich
in
die
liegenden Stigmen des Tracheensystems einströmen.
ihrer
Dieser Atemraum in Blasenform spielt im Winter eine große
Entwicklung an das Leben in Gewässern angepasst und
Rolle. Die Tiere können durch Ausstrecken und Einziehen der
demnach unterschiedliche Ernährungsweisen, Atemtechniken
Blase Sauerstoff in die sauerstoffarme Blase diffundieren
und Fortbewegungsarten ausgebildet.
lassen („physikalische Kieme“).
Alle Schwimmkäfer ernähren sich von kleineren Wassertieren
Familie Schwimmkäfer (Dytiscidae)
aller Art, die sie mit den Vorderbeinen
Schwimmkäfer sind im Vergleich zu den Wasserkäfern sehr gut
packen und mit den Mundwerkzeugen
an das Leben im Wasser angepasst. Der abgeflachte Körper
zerkleinern.
hat keine Vorsprünge und erleichtert dadurch das Durchgleiten
Bei den Männchen sind die ersten drei
des
Fußglieder stark verbreitert und mit
Wassers.
Die
Hinterbeine
sind
mit
ihren
breiten,
abgeflachten Gliedern und den langen, dicht stehenden
besonders
gestalteten
Schwimmborsten perfekte Ruder. Beim Schwimmen werden
gestielten
Saugnäpfen
diese gleichzeitig nach hinten gestoßen.
ihnen heftet sich das Männchen bei der
Auch der Schwimmkäfer atmet mittels eines Tracheensystems.
Paarung auf dem Halsschild
Zum
der
des Weibchens fest. Die Larven sind besonders durch die
Wasseroberfläche mit der Hinterleibsspitze und den nach vorne
merkwürdige Gestalt ihrer Mundwerkzeuge gekennzeichnet.
aufgehaltenen Hinterbeinen auf. Mit ihren Klauen durchbrechen
Die Mandibeln stellen gebogene Dolche dar. Die Larven sind
sie
Räuber
Luft
das
Holen
hängen
sich
Oberflächenhäutchen,
Hinterleibssegmente
etwas
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
nach
Dytisciden
biegen
unten und
an
die
letzten
durch
den
und
Haaren
besetzt.
durchbohren
oder
Mit
Gelbrandkäfer
ihre
Beute
mit
der
spitzen
Oberkieferzange.
97
Auch die Larven atmen Luft, die sich
jedes Bein eines Paares wird für sich bewegt. Wasserkäfer sind
an der Wasseroberfläche durch zwei
daher langsame Schwimmer. Auch in anderer Hinsicht sind sie
Stigmen
noch nicht so gut ans Leben im Wasser angepasst wie die
des
letzten
Hinterleibssegments aufnehmen. Die
Schwimmkäfer.
Entwicklungszeit
Art
Auch die Wasserkäfer haben eine physikalische Kieme. Sie
verschieden lang. Die erwachsenen
atmen ebenfalls atmosphärische Luft. Die Hauptmenge ihres
Larven klettern an das Ufer und
Luftvorrats tragen sie jedoch an der Unterseite von Brust und
verpuppen
Hinterleib, wo sie durch samtartige Flächen festgehalten wird.
sich
ist
je
dort
nach
in
selbst
gegrabenen Erdhöhlen.
Bedeutend weniger Luft wird unter den Flügeln aufbewahrt.
Die adulten Wasserkäfer sind hauptsächlich Pflanzenfresser.
Die räuberischen Larven leben zum größten Teil nur in ganz
seichtem Wasser. Die meisten nehmen durch zwei Stigmen am
Gelbrandkäferlarve
Körperende
Luft
auf.
Familie Wasserkäfer (Hydrophilidae)
So sehr sich Hydrophilidae und Dytiscidae bei schnellem
Hinschauen gleichen, so bedeutend sind die Unterschiede
zwischen beiden Familien in der Lebensweise und auch in
wichtigen Merkmalen des Körperbaues.
:
Stachelwasserkäfer
Der Rücken des Wasserkäfers ist stark gewölbt. Deren Mittelund Hinterbeine sind nur spärlich mit Schwimmhaaren besetzt,
und beim Schwimmen werden sie nicht gleichzeitig, sondern
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
98
Urzeitkrebse
Diese drei Ordnungen sind:
Die Urzeitkrebse sind eine uralte Krebsgruppe. Man kann sie
•
Anostraca ( Feenkrebse )
als lebende Fossilien bezeichnen, da sich die heutigen Arten
•
Notostraca ( Rückenschaler )
kaum
•
Conchostraca (Muschelschaler, eigentlich zwei
von
den
unterscheiden.
vor
Mio.
Urzeitkrebse
von
sind
Jahren
lebenden
vermutlich
im
Arten
Meer
Ordnungen, Spinicaudata & Laevicaudata)
entstanden.
Zu den Urzeitkrebsen werden drei Ordnungen der Klasse
Anostraca (Feenkrebse)
Branchiopoda gezählt:
Wie
der
Name
bereits
verrät,
besitzen die Anostraca kein Schild.
Sie schwimmen auf dem Rücken und
dabei kann man sehr schön die Bewegung der Beine
beobachten, wodurch sie sich einerseits fortbewegen aber auch
Nahrung aus dem Wasser herausfiltrieren können. Die Nahrung
wird dadurch bis zum Mund transportiert.
Bei den Anostraca kann man Männchen und Weibchen auch
sehr
deutlich
unterscheiden.
Geschlechtsreife
Weibchen
besitzen einen Brutsack in dem sich die reifen Eier befinden
und dieser ist sehr deutlich zu erkennen. Die Männchen
besitzen oft auffällig geformte Antennenanhänge, die zur
Umklammerung des Weibchens während der Paarung dienen.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
99
Die Dauereier benötigen einige Tage im Wasser bevor sie sich
besondere Aufmerksamkeit zu, da sie die älteste lebende
bei der nächsten Überschwemmung weiter entwickeln. In
Tierart der Welt beherbergt: Triops cancriformis ist seit mehr als
Österreich
220 Mio Jahren in seiner Gestalt unverändert geblieben.
sind
momentan
acht
Feenkrebs-Arten
nachgewiesen. Die Anostraca sind in ihrer heutigen Gestalt seit
Im Gegensatz zu den Feenkrebsen bewegen sie sich mit der
dem Jura bekannt.
Bauchseite nach unten fort und sind daher auch hauptsächlich
am Grund von Gewässern zu finden. Dort wühlen sie im
In Österreich gibt es 8 Arten
Branchinecta ferox
Branchinecta orientalis
Branchipus schaefferi
Tanymastix stagnalis
Chirocephalus carnuntanus
Bodenschlamm, um Nahrung zu finden. Die Rückenschaler
sind Allesfresser und können neben Plankton auch größere
Tiere wie Mückelarven oder Kaulquappen erbeuten. Unter den
heimischen Rückenschalern finden sich größtenteils Weibchen,
die die reifen Eier in Bruttaschen tragen. Diese sind
umgebildete Anhänge des 11. Beinpaares.
Chirocephalus shadini
Eubranchipus grubii
In Österreich sind 2 Arten bekannt:
Streptocephalus torvicornis
Lepidurus apus
Notostraca (Rückenschaler)
Triops cancriformis (Bild: vertrocknetes Individuum, Foto: EE)
Notostraca besitzen im Gegensatz zu den Anostraca
einen flachen Rückenpanzer. Durch diesen werden der
Kopf und die beintragenden Segmente des Körpers
bedeckt.
Dieser Ordnung der Urzeitkrebse kommt
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
100
Conchostraca (Muschelschaler)
Conchostraca sind seit dem Silur
Lebensraum
bekannt. Ihr Körper ist von einer
zweilappigen Schale umhüllt. Man
Astatische Gewässer = Gewässer die nur kurzfristig Wasser
findet
führen. Das können unregelmäßig auftretende Regenpfützen
sie
vorwiegend
auf
dem
Grund von Gewässern, wo sie sich
oder
sogar im Schlamm eingraben, so
Überschwemmungstümpel entlang von Flüssen sein.
meist
nach
der
Schneeschmelze
auftretende
dass nur ihr Hinterende herausragt. Sie schwimmen mit dem
Rücken nach oben. Conchostraka vermehren sich über
Diese
Parthenogenese oder Selbstbefruchtung bis hin zu getrennt
Schwankungen
geschlechtlicher Fortpflanzung.
Extrembiotope erfordert deshalb eine besondere Anpassung
In Österreich sind 6 Arten bekannt:
kurzfristigen
Wasseransammlungen
unterworfen.
Die
sind
starken
Besiedlung
dieser
und Spezialisierung.
Laevicaudata:
Lynceus brachyurus
Spinicaudata:
Cyzicus tetracerus
Eoleptestheria ticinensis
Leptestheria dahalacensis
Imnadia yeyetta
Limnadia lenticularis
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
101
Dazu gehört die rasche Entwicklung von der Larve bis zum
geschlechtsreifen
Krebs.
Diese
Entwicklung
kann
bei
sommerlichen Temperaturen schon nach wenigen Tagen
3. Fachdidaktischer Teil
Planung:
Da wir uns innerhalb der Gruppe geeinigt haben, dass die
abgeschlossen sein.
SchülerInnen nicht alle Stationen absolvieren müssen, hatte
Das Überdauern langer Trockenphasen erfolgt ausschließlich
jede einzelne Station auch mehr Zeit zur Verfügung (20 – 25
durch „Dauereier“. Diese können jahrzehntelange Trockenheit
min). Doch auch diese
überdauern.
20 bzw. 25 Minuten sind nicht unbedingt lange, wenn man ein
so umfangreiches Thema wie Wasser-Arthropoden behandelt.
Gefährdung
Also mussten wir uns auf einige wenige Fakten beschränken.
Die Hauptursache der Gefährdung liegt in der Vernichtung der
Lebensräume,
durch
Zuschüttung,
Regulierung
und
Zeitplanung:
Stauhaltung von Flüssen. Dadurch wird die Wechselwirkung
2 min kurze Einführung ( Was sind Arthropoden? )
zwischen dem Fluss und dem umliegenden Au–Gebiet
10 min Keschern
unterbunden.
10 min Besprechung:
Quelle: www.urzeitkrebse.at
- Was wurde gefunden?
- Anpassung an den Lebensraum Wasser
Lehrziele:
Was wollten wir vermitteln?
Wir wollten den Schülern erst einmal erklären, was Arthropoden
eigentlich sind. Denn es passiert unserer Meinung nach leider
zu oft, dass Fachausdrücke ganz selbstverständlich verwendet
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
102
Dazu haben wir auch jeweils Schwimmkäfer und Wasserkäfer
verglichen, da man hier sehr schön Anpassung zeigen kann.
Schwimmkäfer leben wesentlich länger im Wasser und sind
deshalb auch schon besser an diesen Lebensraum angepasst
als die Wasserkäfer. Diese Anpassung kann man sehr schön
an
der
unterschiedlichen
Ausbildung
der
Extremitäten
erkennen.
werden, obwohl man eigentlich nicht weiß was damit gemeint
ist.
Anschließend sollten die Schüler einfach keschern und somit
auch direkt mit Natur in Berührung kommen.
An dem gefundenen Material wollten wir die Anpassungen an
den Lebensraum Wasser besprechen und dabei auf die
Atmung und die Extremitäten eingehen.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
103
Zum Thema Atmungsorgane haben wir ein Plakat vorbereitet
wollten, haben wir in den Tagen, bevor die SchülerInnen kamen
um den Schülern auch die unterschiedlichen Formen der
bereits einige Arten gesammelt und sie in Schwimmaquarien
Atmung zu zeigen.
aufbewahrt.
Da wir die Anpassung an einigen bestimmten Arten zeigen
So konnten wir den SchülerInnen bspw. die unterschiedliche
Ausbildung der Extremitäten bei
Schwimm-
und
Wasserkäfern
zeigen, auch wenn diese keine
passenden Exemplare fanden.
Uns war es besonders wichtig dass
die SchülerInnen erkennen, welch
Artenreichtum in einem astatischen
Gewässer zu finden ist. Dabei
wollten
wir
die
Urzeitkrebse
Gruppe
der
besonders
hervorheben.
Das Keschern war uns persönlich
sehr
wichtig,
da
dies
eine
Möglichkeit war, Schülern Natur
begreifbar zu machen. Obwohl viele
anfänglich etwas Scheu zeigten,
waren doch alle mit viel Eifer dabei.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
104
4. Reflexion
zweit zu unterrichten, da ein Unterricht in dieser Form sehr
leicht durcheinander geraten kann.
• Barbara Köppel
Obwohl die erste Runde wirklich noch etwas chaotisch war, bin
Unser größtes Problem war unserer Meinung nach ein
ich trotzdem sehr zufrieden, weil ich sah, wie viel besser es mit
Zeitproblem. Da wir mit unserer Station doch eher abseits
jedem weiteren Mal gelaufen ist.
lagen, brauchten die Schüler immer sehr viel Zeit um zu uns zu
Für
kommen und so ist es sich zeitmäßig oft nicht ausgegangen,
SchülerInnen in der Natur zu arbeiten und ich persönlich habe
alle geplanten Dinge zu besprechen.
in diesen paar Tagen auch mehr gelernt als in so mancher
Bei der ersten Schülergruppe haben wir gemerkt, dass unser
Vorlesung!
mich persönlich
war
es eine
tolle
Erfahrung
mit
Konzept auch viel zu umfangreich ist und wir mussten daher
laufend Abstriche machen. Doch gerade das habe ich als sehr
spannend empfunden, da man auch im Unterricht einfach kein
starres Konzept haben kann, sondern spontan reagieren muss.
Deshalb beschränkten wir unser Konzept auch nicht nur auf die
Wasserarthropoden. Denn wenn ein Schüler einen Frosch oder
eine Rotbauchunke gefunden hat, so wollten wir auch darauf
kurz eingehen.
Natürlich war auch das Arbeiten zu zweit manchmal schwierig,
da man den anderen nicht ins Wort fallen wollte. Da ich schon
aus meinem Zweitfach Erfahrungen im „Teamteaching“ habe,
muss ich sagen, dass ich es generell schwieriger finde, zu
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
• Kathrin Schandl
Nachdem ich schon durch meine KollegInnen, die die
Freilanddidaktik in Marchegg die Jahre zuvor besucht hatten,
auf das Geschehen der fünf Tage (im Positiven) vorbereitet
worden war, waren demnach meine Erwartungen an die
Lehrveranstaltung sehr hoch.
Im Rahmen meiner/unserer Tätigkeiten wurden, zu meiner
Verwunderung, alle Erwartungen weit übertroffen! Nicht nur,
dass ich mich bei der eigens vorbereiteten Station, den
Wasserarthropoden, um Häuser besser auskenne, auch alle
anderen Stationen waren so eindrucksvoll aufbereitet, dass es
105
ein Genuss war, in jede einzelne Thematik eine Einführung
und gegebenenfalls eine Vertiefung bekommen zu haben.
Den sozialen Aspekt der Lehrveranstaltung möchte ich gar
nicht näher erläutern, er war einfach nur SPITZE! Nähere
Informationen möchte ich hier gar nicht preisgeben. Wen es
interessiert: marchegg2006.twoday.net ! ☺
In diesem Sinne spreche ich ein Lob an das gesamte Team
aus,
das
uns
selbst
(StudentInnen)
einen
Wissenserwerb und eine Wissensweitergabe
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
SchülerInnen
ermöglicht hat!
derartigen
an
die
106
der
g.schupfte
walter:
offizielle
hymne
der
station
marchegg
von Erich Eder & Peter Pany – zu singen nach der Melodie des „G’schupften Ferdl“ von Helmut Qualtinger und Gerhard Bronner
(1)
Heute zieht der Walter alte Gummistiefel an,
Er hat kan Anzug, geht nie elegant,
Zieht nie Krawatten an, auch hat er keinen Frack,
So haut er sich ins Biologen-Gwand
Denn hier in Marchegg, hinterm Lüssenfeld
geht alles ZACK ZACK !
(2)
Kommts wir räumen jetzt noch alle Holzregale aus,
und dann räumen wir sie alle wieder ein!
Ich bin bekannt dafür, dass in Marchegg das Haus
Ist immer sauber, picobello rein.
(Zwischenspiel)
In Brasilien, da hab ich sieben Jahr gelebt,
Hab keine Dusche und auch kein WC gehabt!
Doch ihr Studenten aus Wien und Umgebung
Habt keine Ahnung von asketischer Verpflegung.
Drum dürft ihr hier zu eurer geistigen Erhebung
Im grindigen Marchegger Häusl schlafen,
sagt Profehessor Hödl.
Er steigt ins Automobil
Und das bringt ihn sehr agil
In sein Quartier - den Islandpferdehof.
Dort hat man Dusch' und WC
- Dass er's nicht braucht, wisst’s ihr eh Doch ist es unter Umständ durchaus doch kommod...
Dem Düdlü steckt daweu schon der Rausch im Gnack,
Denn bei uns geht alles - eh scho wissn - wie? ZACK ZACK!
Denn hier in Marchegg, hinterm Lüssenfeld
geht alles ZACK ZACK !
(3)
Und er lauft gleich zur Akuhustischen Kamera,
Ist verzückt und dreht sich RUHE schrei'nd im Kreis,
Doch da ist doch noch ein Nebengeräuhäusch da Erich, du bist schuld! Doch der war immer leis...
Denn hier in Marchegg, hinterm Lüssenfeld
geht alles ZACK ZACK !
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
(Schluss)
Am nächsten Morgen zieht der Walter
wieder alte Gummistiefel an.
Er hat kan Anzug, geht nie elegant,
Zieht nie Krawatten an, auch hat er keinen Frack,
So haut er sich ins Biologen-Gwand
Denn hier in Marchegg, hinterm Lüssenfeld,
geht wieder einmal alles
ZACK ZAAAACK !
26.4.2006
107
amphibien
von Eva Ursprung & Doris Kruder
Metamorphose, die Amphibienlarven durchlaufen um sich zum
Was heißt „Amphibien“?
Adulttier zu entwickeln, entspricht im weitesten Sinne der
Das Wort „Amphibien“ leitet sich aus den griechischen Wörtern
Entwicklung
„amphi“ für „doppelt“ und „bios“ für „Leben“ ab und deutet somit
vermitteln uns daher einen kleinen Einblick in die Mechanismen
auf
und Abläufe der Evolution.
die
„Doppellebigkeit“
hin,
d.h.
die
Nutzung
von
Lebensräumen an Land sowie im Wasser.
der
Fische
zu
Landwirbeltieren.
Amphibien
Mittlerweile sind Amphibien auf allen Kontinenten der Erde mit
Ausnahme der Antarktis vertreten. Vor allem tropische
Seit wann gibt es Amphibien?
Regenwälder zeigen eine große Diversität, da günstige, kaum
Amphibien waren die ersten Wirbeltiere, die vor ca. 370 Mio.
Jahren (Devon) das Land besiedelten. Sie entwickelten sich
aus der Fischgruppe der Quastenflosser. Über die Gründe,
warum sie dies taten, gibt es zahlreiche Theorien (zu starker
Raubdruck im Wasser, Nahrungskonkurrenz, Erschließung
bisher ungenutzter Lebensräume, …), Tatsache ist jedoch,
dass etliche Anpassungen und Umwandlungen notwendig
waren, um an Land überleben zu können. Statt den Kiemen
mussten sich Lungen entwickeln, die Flossen zu Beinen
umgebaut werden und noch vieles mehr. Dieser Umbau ist
heute noch an der Entwicklung der Tiere selbst zu sehen. Die
108
schwankende Klimaverhältnisse (keine Jahreszeiten) mit hoher
Amphib bei Temperaturen unter 0°C aktiv bleiben. Die
Luftfeuchtigkeit und Temperatur herrschen. Oft hatte auch die
Körpertemperatur
erdgeschichtliche
Eiszeit
Aufenthaltsortes, aber teilweise auch direkt mittels Produktion
Todesbarriere für viele Tierarten) erheblichen Einfluss auf das
von Sekreten, die die Verdunstungskühlung herabsetzen,
Überleben und an der Verbreitung vieler Arten. Amphibien
verändert werden.
besiedeln allerdings auch Extremstandorte wie Wüsten und
Die Starre (Torpor) ermöglicht den Amphibien, ungünstige
Hochgebirge.
Klimabedingungen (z.B. Winter) zu überstehen, und auch
Entwicklung
(Alpen
waren
zur
Wie kann man Amphibien unterteilen?
kann
indirekt,
durch
Variation
des
gleichzeitig den Energieverbrauch auf ein Minimum zu
reduzieren, da die Stoffwechselrate stark abfällt und sich Puls
und
Atmung
verlangsamen.
Ab
einem
kritischen
Man unterscheidet in der Klasse der Amphibien 3 rezente
Temperaturwert ziehen sich Amphibien daher in Gewässer
Ordnungen:
bzw. in die Erde zurück, um in Starre zu verfallen.
Da Wasser bei 4°C die größte Dichte besitzt, befindet sich
● Schwanzlurche
dieses
● Froschlurche
Wasserkörpers
● Blindwühlen (nur tropisch verbreitet)
Rückzugsbereich.
Wieso sind Amphibien „kalt“?
Wie atmet ein Amphib?
stets
am
Grund
und
eines
bietet
(ausreichend
daher
einen
großen!)
günstigen
Amphibien sind wechselwarme (ektotherme) Tiere, d.h. ihre
eigene Körpertemperatur ist von der Umgebungstemperatur
Im Larvenstadium erfolgt die Sauerstoffaufnahme direkt aus
abhängig und kann nicht aktiv verändert werden. Der optimale
dem Wasser über die Haut und über äußere bzw. innere
Temperaturbereich variiert von Art zu Art, jedoch kann kein
Kiemen. Die Haut ist meist in diesem Entwicklungszustand das
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
109
aktivste Atmungsorgan, wo bis zu 60% der Sauerstoffaufnahme
die Lunge geht daher mehrmals hintereinander vor sich, bis der
und bis zu 50% der Kohlendioxidabgabe erfolgen können.
Lungeninhalt wieder vollständig ausgetauscht ist.
Während der Metamorphose bilden sich die Kiemen zurück und
eine Lunge entwickelt sich. Nur wenige Arten behalten auch im
Adultstadium die Kiemenatmung bei.
Die Amphibienhaut bietet Schutz vor mechanischen, chem. und
Adulttiere atmen mittels Haut, Lunge und Mundhöhlenepithel.
Kiemen sind nur in Ausnahmefällen vorhanden (z.B. Axolotl).
Da Amphibien kein Zwerchfell und keinen geschlossenen
Brustkorb besitzen, können sie nicht aktiv einatmen. Die
Ventillation der Lunge erfolgt daher über aktives Einsaugen und
Verschlucken
geschlossenem
der
Luft.
Mund
Wird
der
gesenkt,
wird
Mundboden
Luft
durch
bei
den
entstehenden Unterdruck durch die Nasenlöcher in die
Mundhöhle gesaugt. Anschließend werden die Nasenlöcher
geschlossen, der Mundboden gehoben und folglich die Luft in
die einzige Ausweichmöglichkeit, die Lungen, gepresst. Durch
erneutes
Senken
des
Welche Eigenschaften besitzt die Haut?
Mundbodens
bei
geschlossenen
Nasenlöchern, wird die Luft wieder durch den entstehenden
Unterdruck aus der Lunge in die Mundhöhle geleitet. Der MundRachenraum erreicht nur etwa ein Viertel des Luftvolumens der
physikal. Einflüssen, gleichzeitig ist sie auch Ausscheidungsund Atmungsorgan.
Nach dem Übergang zum Landleben muss sich ein Amphib vor
allem vor Austrocknung schützen. Da die Haut nackt ist, d.h.
sie besitzt weder Schuppen noch Haare, die vor Verdunstung
schützen, enthält sie zahlreiche Schleimdrüsen, die die Haut
befeuchten.
Weiters besitzt die Amphibienhaut Drüsen, die Duft-, Abwehrund auch Giftstoffe produzieren können.
Durch die Einlagerung von Pigmentzellen, besitzt die Haut auch
wichtige Signalfunktion. Einerseits wird Färbung zur Tarnung
(Krypsis) eingesetzt, viele Amphibien sind sogar in der Lage
ihre Färbung der Umgebung anzupassen, andererseits aber
auch zur Warnung an Fraßfeinde (z.B. bunte Färbung der
Bauchseite der Unken).
gedehnten Lunge. Das Schlucken und Einpressen der Luft in
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
110
Der
geringe
Verhornungsgrad
der
Oberhaut
sowie
die
Bei den restlichen Amphibien findet äußere Befruchtung statt,
ausgedehnten Kapillarnetze machen die Haut zu einem
indem sich das Männchen an den Rücken des Weibchens
wichtigen Atmungsorgan.
klammert und die Eier gleich nach ihrer Abgabe besamt. An der
Welche Besonderheiten gibt es bei der Fortpflanzung?
keine
feste
Eischale,
die
und Frosch- und Unkenlaich (in Ballen)
unterscheiden.
Amphibien sind keine Amniota, d. h. ihre Eier
besitzen
Art der Abgabe kann man zwischen Krötenlaich (in Schnüren)
vor
Austrocknung schützt. Daher sind Amphibien
in den gemäßigten Breiten, d.h. in Regionen
mit niedriger Luftfeuchtigkeit, auf Wasserkörper
angewiesen.
Molche
und
Salamander
besitzen
innere
Befruchtung, d.h. vom Weibchen wird eine
Spermatophore (=Samenpaket) in die Kloake
aufgenommen und die Befruchtung der Eizelle
findet
anschließend
im
Inneren
des
Weibchens
statt.
Kreislauf Froschlurche – Kreislauf Schwanzlurche:
Anschließend werden die befruchteten Eier meist einzeln an
Warum rufen Amphibien?
Wasserpflanzen befestigt.
Nur
sehr
wenige,
Alpensalamander, sind
wie
der
im
Gebirge
beheimatete
lebendgebärend (ovovivipar) und
bringen bereits fertig entwickelte Junge zur
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
Welt.
Die Lautbildung bei Amphibien ist den männlichen Tieren
vorbehalten, Weibchen können keine Laute erzeugen. Die Rufe
haben unterschiedliche Funktion: Der Abwehrruf hält andere
111
Männchen auf Distanz, der Lockruf signalisiert den Weibchen
Die Vorbereitung:
die Paarungsbereitschaft eines Männchens, der Paarungsruf
stimuliert ein schon gepaartes Weibchen zur Eiabgabe, der
In den Wochen zuvor haben wir uns umfangreich auf das
Schreckruf soll Angreifer kurz irritieren, u.s.w.
Thema „Amphibien“ vorbereitet: Bücher gelesen, das Internet
durchstöbert, CDs mit Froschrufen gesammelt... Obwohl wir ja
Welche Feinde haben Amphibien?
nicht genau einplanen konnten, welche Tiere wir schlussendlich
Man vermutet, dass Spinnentiere(!) die größten natürlichen
Feinde der Amphibien sind.
finden würden, hatten wir einen mehr oder weniger genauen
Ablaufplan zusammengestellt. Dies erwies sich als äußerst
Gefährdung:
hilfreich, da wir die Zeit in Marchegg ausschließlich zum
Der Mensch vernichtet durch Zerstörung der Lebensräume in
Fangen der Tiere nutzen konnten. Uns war bewusst, dass wir
Kulturlandschaften,
von
mehr als nötig geplant hatten, und rechneten damit, dass wir
Fließgewässern, Düngung, Pestizide, Umweltverschmutzung,
nicht alles in den 35 Minuten, die jede Gruppe pro Station Zeit
und noch vieles mehr, täglich einen gewaltigen Anteil der
hatte, unterbringen konnten.
Trockenlegungen,
Regulierung
amphibischen Biomasse.
In Österreich gelten die meisten Amphibienarten als „stark
gefährdet“ und sind streng geschützt.
Warum gerade Marchegg?
Vorbereitung vor Ort:
Das Fangen der Amphibien war sehr unterschiedlich. Einige
Tiere konnten wir sofort ohne große Mühe (Wechselkröte,
Wasserfrösche, Laubfrosch,…), andere jedoch sehr schwer
In den Marchauen existieren mehr als die Hälfte aller Reptilien-
(Knoblauchkröte, Teichmolch,…) fangen.
und Amphibienarten Österreichs.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
112
Laubfrösche fängt man am einfachsten in der Nacht, wenn sie
Unsere Methoden:
Auf
seichten,
sammlungen
daher
auf
leicht
Feldern
überschaubaren
(Folge
der
Wasseran-
starken
March-
zu den Gewässern kommen und sich dort lautstark bemerkbar
machen.
Überflutungen) konnten die Amphibien z. T. mit der Hand direkt
Erd- und Knoblauchkröten findet man meist an Land, teilweise
gefangen werden.
auch in der Erde eingegraben.
Wasserfrösche und Unken können tagsüber aber auch in der
Als sehr hilfreich erwies sich die Zuhilfenahme eines Keschers.
Nacht (mit Taschenlampe Anleuchten hilft, da die Tiere
Wir näherten uns den Tieren langsam von vorne an, und
geblendet werden) gefangen werden.
versuchten, sie in die Kescher zu treiben.
Schlussendlich
hatten
wir
folgende
Arten
als
bei
der
Demonstrationstiere gefangen:
1) Wechselkröte
1
2
3
2) Erdkröte
3) Knoblauchkröte
4) Teichfrosch
5) Springfrosch
4
5
6
6) Rotbauchunke
7)
Teichmolch
(wurde
von
Schüler
Wasserarthropodengruppe gefangen)
8) Laubfrosch
7
8
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
9
9) Froschlaich und Kaulquappen (nicht weiter bestimmt)
113
Den Standort unserer Station wählten wir in der Nähe des
sich ekeln muss. Durch das Angreifen der Tiere und das
Hauses hinter einem kleinen Abhang in der Nähe eines kleinen
Beobachten Lassen wollten wir die Begeisterung für Amphibien
Tümpels, der von Bäumen beschattet wurde. Somit benötigten
fördern!
wir kein Zelt zur Beschattung der Amphibien, um deren
Überhitzung zu verhindern. Auf einen Tisch stellten wir alle
Aquarien und Terrarien sowie einige Bücher zum Thema
„Amphibien“ und einen CD-Player, der ständig eine CD mit
verschiedensten Froschlauten spielte. Zusätzlich hatten wir
noch Plakatständer, auf die wir Plastikplatten (wetterfest)
positionierten,
um
die
Brainstorm-Feedback-Poster
zu
befestigen.
Planung und Ausführung:
Was war das Lehrziel?
Take-home message:
1) Amphib ist nicht gleich (nur) grüner Frosch! Die Klasse der
Amphibien hat sich an das Leben in der Au sehr gut angepasst
– es gibt viele verschiedene Arten, die verschiedene Nischen
gebildet haben.
2) Wir wollten den SchülerInnen vor allem begreiflich machen,
Was war die Methode?
Nachdem wir uns vorgestellt hatten, ersuchten wir die Schüler
alles, was ihnen zum Thema „Amphibien“ einfiel, auf ein weißes
Plakat aufzuschreiben. Somit wollten wir sie motivieren, erst
einmal eigenständig über dieses Thema nachzudenken und
gleichzeitig konnten wir so den Wissenstand der Schüler
abschätzen.
Wir ließen die Schüler auch über die Bedeutung des Wortes
„Amphibien“ nachdenken, und waren überrascht, dass einige
Schüler sogar Griechisch-Unterricht in der Schule hatten und
so nach einiger Überlegung die Wortbedeutung erklären
konnten. Dies war auch gleichzeitig eine gute Überleitung zum
Thema „Leben an Land und im Wasser“.
Um weitere Eigenschaften der Amphibien zu betrachten,
wollten wir den Schülern keinen Frontalvortrag präsentieren,
dass Amphibien keine „grauslichen“ Tiere sind, vor denen man
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
114
sondern sie durch Fragen und Anmerkungen zum Aufstellen
Um diese Eigenschaften auch besser „begreifen“ zu können,
von Theorien und Entwickeln von Ideen veranlassen.
nahmen wir einzelne Tiere aus ihren Terrarien heraus und
gaben sie den Schülern in die Hand. Zuvor gaben wir ihnen
● Wie atmet ein Amphib?
noch Instruktionen zum richtigen Umgang mit Amphibien:
● Welche Eigenschaften und daraus folgende Funktionen
Befeuchten der Hände, festes Halten an Hinterbeinen oder
besitzt die Haut?
Oberarm, … .
● Was fällt euch im Vergleich zu eurem Haustier (Katze,
Meerschweinchen,…) ein?
 Temperatur
● Was macht ein Amphib im Winter?
Da wir vor allem auf die Anpassungen und Besonderheiten der
Tiere und nicht die reine Artenkenntnis eingehen wollten,
stellten wir den Schülern einzelne Fragen, die sie durch
Beobachtung beantworten sollten:
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
115
● Wir haben hier ein Amphib, das hat 4 Finger und 5 Zehen.
durch die erhöhte Oberflächenspannung besonders guten Halt
Welches ist das?
auf waagrechten Strukturen, wie z.B. Bäumen und Sträuchern.
Dann ließen wir die SchülerInnen die Tiere beobachten und
Finger und Zehen abzählen.
● Ein weiterer Frosch kann gut springen. Welcher könnte es
Lösung: Fangfrage! :-) Alle Amphibien (außer den nur tropisch
sein? Was benötigt man, um gut springen zu können?
verbreiteten Blindwühlen) haben 4 Finger und 5 Zehen!
Lösung: Der Springfrosch mit seinen sehr langen Beinen (legt
man die Beine vorne an, so überragt das Fersengelenk sogar
● Eines der Tiere ist stark giftig? Welches ist das? Und woran
die Schnauzenspitze!)
kann man das sehen?
Lösung: Die Rotbauchunke – Sie hat eine orange-schwarz
● In einem Käfig sieht man kein Tier. Wo könnte es sich
gefleckte Bauchseite, die als Warnung dient.
verstecken?
Wie sieht ein Feind, dass die Unke giftig ist? Er sieht sie ja
Unter dem Stein?
(meist) von oben!
Lösung: Nein! – Unter der Erde! Die Knoblauchkröte kann sich
Lösung:
Bei
Bedrohung
macht
die
Rotbauchunke
ein
„Hohlkreuz“ und legt die Beine dem Rücken an. So wird der
mit
ihren
Grabschaufeln
(verhornte
Struktur
an
den
Hinterbeinen) eingraben!
Bauch mit der Warnfarbe sichtbar.
● Bilden alle Amphibien bei der Metamorphose ihren Schwanz
● Eines der Amphibien kann besonders gut klettern. Welches
zurück?
ist das? Woran erkennt man dies?
Lösung: Nein! – Schwanzlurche (z.B. Molche) tragen auch im
Lösung: Der Laubfrosch – Seine Zehen- und Fingerspitzen sind
Adultstadium einen Schwanz
scheibenförmig verbreitert. Mit diesen „Haftscheiben“ hat er
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
116
● Welche Amphibien sind widerstandsfähiger, z.B. weniger
FROSCHLURCHE
Unken
empfindlich gegen Trockenheit?
Kröten
Lösung: Kröten - sie besitzen eine starke, warzige Haut, die sie
Baumfrösche
vor Austrocknung schützt.
Braunfrösche
Wasserfrösche
● In welchem Lebensraum könnten sich die Frösche, die jetzt
noch übrig geblieben sind, vermehrt aufhalten und wieso?
BLINDWÜHLEN
Lösung: Wasserfrösche sind häufig in Tümpeln und Teichen
anzutreffen. Durch ihre erhöhte Augenposition und die grün-
Da wir in der Vorbereitungsphase für unsere Station ca. eine
braune Rückenfärbung sind sie an diesen Lebensraum
ganze Stunde eingeplant hatten, schlussendlich jedoch nur 35
angepasst.
Minuten zur Verfügung hatten, mussten wir die Erarbeitung der
Entwicklungskreisläufe
von
Frosch-
und
Schwanzlurchen
Gleichzeitig mit dieser erarbeitenden Phase erstellten wir durch
weglassen. Die Schüler hätten dabei schon vorbereitete
vorher
kleinen
(farbige und folierte!) Kärtchen mit Bildern und Texten auf zwei
systematischen Überblick. Mit jeder besprochenen Art kam ein
Magnettafeln richtig zuordnen sollen. Nur durch genaues
neues Kärtchen dazu. Somit wurde die Systematik langsam
Betrachten
und anschaulich aufgebaut und war keine trockene Aufzählung
Textpassagen ist die richtige Zuordnung möglich.
der Taxa.
(Arbeitsblätter
schon
angefertigte
Kärtchen
einen
der
Bilder
und
und
Texte
der
im
Information
Anhang
aus
bzw.
den
unter
www.kaulquappe.de)
SCHWANZLURCHE
Salamander
Zum Abschluss und gleichzeitig auch zur Wiederholung und
Molche
Festigung des Gelernten sollten die Schüler auf dem schon
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
117
anfangs verwendeten Plakat nun all jenes notieren, das sie bei
Reflexion:
unserer Station neu gelernt haben bzw. was sie sehr
überrascht hat.
Rückblickend betrachtet, sind wir mit diesen zwei Tagen sehr
Als Belohnung für die gute Mitarbeit erhielten alle Schüler am
zufrieden. Anfänglich hatten wir Anlaufschwierigkeiten, da wir,
Schluss einen Haribo-Frosch. Dies fand nicht nur bei den
um zu vermeiden, dass wir uns gegenseitig ständig ins Wort
Schülern großen Anklang ;-)
fielen, einen genauen Ablaufplan erstellt hatten, in dem genau
eingeteilt war, wer zu welcher Zeit die „Leitung“ übernehmen
Wie wurde evaluiert?
sollte. Allerdings entwickelte jede Gruppe eine derartige
Eigendynamik, indem die Schüler ständig Fragen stellten, und
- Am Beginn der Einheiten:
Brainstorming:
Was
wir daher den Ablauf stark variieren und anpassen mussten,
wisst
ihr
über
Amphibien?
Die
SchülerInnen sollten alle Wörter,
die ihnen zum Thema Amphibien
einfielen
auf
ein
schon
vorbereitetes Plakat schreiben.
- Am Ende der Einheiten:
hat euch besonders überrascht? –
auf dasselbe Plakat, mit einer
Auseinanderhalten).
sinnvoll war. Ab der zweiten Gruppe war dies aber auch kein
Problem mehr, da wir dann schon so weit eingespielt waren,
dass wir spontan reagieren konnten und nicht mehr ständig in
Sorge waren, dem anderen ins Wort zu fallen.
Die Schüler waren an beiden Tagen äußerst motiviert und
Was habt ihr euch gemerkt? Was
Markierung
dass diese starre Einteilung nicht mehr möglich und auch nicht
(zum
interessiert an unseren Themen. Die Sympathie gegenüber der
Tiergruppe Amphibien war jedoch sehr unterschiedlich. Einige
Schüler hatten überhaupt keine Scheu, ein Tier in die Hand zu
nehmen, waren teilweise sogar ganz wild darauf. Anderen
wiederum mussten wir lange zureden, bis sie ihren Ekel vor
den teilweise noch nie zuvor gesehenen Individuen abzulegen.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
118
Doch schlussendlich waren alle ganz begeistert und teilweise
meinten die meisten, dass sie kaum etwas über diese
auch richtig stolz darauf, schon einmal einen Frosch oder eine
Tiergruppe wussten. Anschließend ließen wir die Schüler die
Kröte in der Hand gehalten zu haben. Eine Schülerin, die
Tiere beobachten und stellten ihnen immer wieder einzelne
anfänglich angewidert gemeint hatte: „Nein, so was Ekliges
Fragen, die sie durch Beobachtung der Tiere beantworten
greif ich ganz sicher nicht an!“, wollte dann sogar zum
sollten. Dies stellte sich als sehr erfolgreiche Methode heraus,
Abschluss, nachdem wir sie lange überreden mussten, auch
da so den Schülern vermittelt wurde, dass sie vieles durch
nur kurz mit dem Finger über die Haut zu
streichen,
ein
Wechselkröte
Foto,
auf
in der
Hand
dem
sie
hielt.
eine
Andere
Schüler wiederum waren von Anfang an
äußerst geschickt und interessiert im Umgang
mit den Amphibien. Allerdings antwortete nur
ein kleiner Prozentsatz der Schüler auf die
Frage, ob sie schon einmal ein Amphib in der
Hand gehalten haben, mit „ja“.
Das Brainstorm-Feedback Plakat stellte sich
auch als sehr gute Idee heraus. Die Schüler
mussten zuvor nachdenken, was sie schon
über Amphibien wussten, und bekamen nicht
sofort
alles
fertig
präsentiert.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
Anfänglich
119
einfaches Beobachten selbst verstehen und lernen konnten!
Grundsätzlich können wir sagen, dass durch die starken
Niveauunterschiede der einzelnen Kleingruppen die Inhalte und
somit auch die Lehrziele je nach Gruppe verschieden waren.
Eine Gruppe war sehr aktiv: Hier beantworteten wir viele
Fragen der neugierigen SchülerInnen.
Eine andere Gruppe konnte jede von uns gestellte Frage
problemlos
beantworten.
Somit
offenbarten
wir
auch
Besonderheiten wie: Der Teichfrosch ist eigentlich eine
Artkreuzung zwischen Wasser- und Seefrosch. Die beiden
Arten wurden durch Gletscher getrennt und konnten nach der
letzten Eiszeit wieder zusammenkommen.
Besonders attraktive Themen waren das Eingraben der
Knoblauchkröte, die geplatzten Adern der Schallblasen und die
Atmung bei Amphibien.
Literatur:
Ballasina, D. (1984): Europäische Amphibien. Benziger Verlag,
Zürich, 132 pp.
Cabela, A., Grillitsch, H. (2001): Atlas zur Verbreitung und
Ökologie der Amphibien und Reptilien in Österreich.
Umweltbundesamt, Wien, 880 pp.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
Cabela, A. Tiedemann, F. (1985): Atlas der Amphibien und
Reptilien Österreichs. Verlag Ferdinand Berger und Söhne,
Wien, 80 pp.
Campbell, N. (2003): Biologie. Spektrum Akademischer Verlag
GmbH, Berlin, 1606 pp.
Dick, G., Sackl, P. (1988): Einheimische Amphibien – verstehen
und schützen. Verein für Ökologie und Umweltforschung, Wien,
51 pp.
Engelhardt, W. (1996): Was lebt in Tümpel, Bach und Weiher?.
Franckh-Kosmos Verl.-GmbH & Co., Stuttgart, 313 pp.
Gruber, Ulrich (2002): Amphibien und Reptilien. Kosmos
Naturführer, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart,
Hofrichter, R. (1998): Amphibien: Evolution, Anatomie,
Physiologie, Ökologie und Verbreitung, Verhalten, Bedrohung
und Gefährdung. Naturbuch-Verlag, Augsburg, 264 pp.
Kieselbach, Dominik (2000): Frösche, Kröten und Unken. Ihr
Hobby, bede-Verlag, Ruhmannsfelden
Kremer, Blauschek, Janke (2001): Der Kosmos Naturführer für
unterwegs. Franckh-Kosmos Verl.-GmbH & Co., Stuttgart, 573
pp.
Lohmann, Michael (2000): Tiere in Wald und Flur. BLV
Naturführer, BLV Verlagsgesellschaft mbH, München.
Ludwig, H. (1993): Tiere in Bach, Fluß, Tümpel, See:
Merkmale,
Biologie,
Lebensraum,
Gefährdung.
BLV
Verlagsges., München, 255 pp.
Rimpp, Kurt (2003): Salamander und Molche. Verlag Eugen
Ulmer, Stuttgart.
Steinbach, Gunter (Hrsg.) (2001): Froschkonzert am
Gartenteich. Unsere Frösche und Kröten beobachten und
schützen, Frankh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart.
http://www.kaulquappe.de (25.3.2006).
120
reptilien
der
marchauen
von Nora Drechsler & Martin Skalitzky
Theoretischer Teil
Reptilien allgemein:
Generell sind in den Marchauen folgende Reptilienarten
Wechselwarme Lebensweise
zuhause:
Reptilien sind bekanntermaßen wechselwarme Tiere: Ihre
Echsen:
Körpertemperatur ist nicht konstant, sondern schwankt mit der
Blindschleiche (Anguis fragilis)
Lufttemperatur – was jedoch NICHT bedeutet, dass ihre
Zauneidechse (Lacerta agilis)
Körpertemperatur stets der Lufttemperatur entspricht! Reptilien
regulieren ihre Körpertemperatur, indem sie aktiv Sonnen- und
Schlangen:
Schattenplätze
Schling- oder Glattnatter (Coronella austriaca)
„Betriebs-Körpertemperaturen“
Äskulapnatter (Elaphe longissima)
Zauneidechse bevorzugt eine relativ hohe Körpertemperatur
Ringelnatter (Natrix natrix)
von 38 °C, während den meisten heimischen Natternarten eine
Würfelnatter (Natrix tessellata)
Körpertemperatur von 29 bis 33 °C ausreicht – durch das
Aufsuchen
von
aufsuchen,
dabei
Schattenplätzen
sind
die
bevorzugten
unterschiedlich:
vermeiden
Die
sie
eine
In den Donauauen – und vermutlich auch in den Marchauen –
Überhitzung ihres Körpers. Für die Ringelnatter konnte ich
kommt außerdem noch die äußerst seltene Europäische
besonders genaue Temperaturangaben und Extremwerte
Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) vor – sie ist jedoch so
finden: Diese können nämlich bei Lufttemperaturen von 5-34°C
selten, dass wir sie in unserer Reptilienstation nicht näher
aktiv sein, ihre eigene Körpertemperatur bis zu 25,5°C über die
behandelt haben.
Lufttemperatur steigern (in der Sonne liegend), oder auch bis
zu 12°C unter der Lufttemperatur halten (im Erdloch). Bevor sie
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
121
ihre „Betriebstemperatur“ erreicht haben, sind Reptilien weder
Die Kontrolle der Körpertemperatur wird vor allem durch
im Stande zu jagen, noch ein Beutetier zu verdauen.
Standorte ermöglicht, in denen Sonnen- und Schattenplätze
nah bei einander liegen; Waldränder, Uferbereiche, aber auch
Generell muss ein Lebensraum für Reptilien folgendes bieten:
1) Ausreichend Nahrung, das bedeutet, der Lebensraum muss
auch Lebensraum der Beutetiere sein.
Heidelandschaften werden daher von Reptilien bevorzugt. Viele
Nattern sind ortstreu und kehren jahrzehntelang zu ihren
Sonnenplätzen, Winterquartieren und Eiablageplätzen zurück.
2) Tagesverstecke um sich vor Feinden verstecken zu können
und um sich im Hochsommer abzukühlen, wie Erdlöcher,
Schwemmgutansammlungen und Hohlräume unter Steinen
und Holz.
3) Sonnenplätze um sich aufzuwärmen, das sind unter
anderem Wegränder, liegendes Totholz, Felsen, Bahn- und
Hochwasserschutzdämme, ruhige Plätze an Hausmauern,
Steinmauern und vor allem für Wasserschlangen sind es
sonnenbeschienene Uferbereiche.
4) Eiablageplätze: Das können auch einfache Erdlöcher sein;
bevorzugt werden jedoch Haufen aus totem
Pflanzenmaterial, in denen durch Abbauprozesse Wärme
entsteht, wie Komposthaufen, Misthaufen, Haufen aus Schilf
oder Blättern, vermodernde Baumstümpfe etc.
Winterquartier
Im Winter suchen Reptilien möglichst trockene und frostfreie
Winterquartiere
auf,
wie
Erdlöcher,
Felsspalten
oder
Komposthaufen. Viele Reptilienarten überwintern auch zu
Vielen gemeinsam in einem Versteck. Sie fallen in eine
Winterstarre, manche Nattern suchen jedoch auch an warmen
und sonnigen Wintertagen (bei Temperaturen zwischen 10 und
15
°C)
Sonnenplätze
auf.
Das
Wetter
und
die
Außentemperaturen sind natürlich nicht nur für die adulten
Tiere von Bedeutung: Andauernde kühle Witterung verzögert
die Entwicklung von Eiern und Jungtieren dramatisch.
5) Winterquartier
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
122
abwechslungsreichen Speisezettel lässt sich die Vielfältigkeit
Fortpflanzung
des Standortes ablesen, der im Stande ist, die unzähligen
Bei der Fortpflanzung der Reptilien der Marchauen gibt es zwei
Bedürfnisse verschiedenster Tierarten zu befriedigen.
verschiedene Möglichkeiten. Die eine ist die Oviparie: Je nach
Art legt das Weibchen einige Tage (Zauneidechse) oder
Blindschleiche (Anguis fragilis)
Wochen (Äskulapnatter) nach der Paarung weichschalige Eier
Die Blindschleiche erhielt ihren Namen nicht etwa, weil sie blind
und
ist – denn dies trifft ja nicht zu – sondern der Name stammt aus
die
Jungen
schlüpfen
nach
einer
mehrwöchigen
Entwicklungsphase.
dem Althochdeutschen und hieß ursprünglich „Plintslicho“. Dies
Die andere Möglichkeit ist die der Ovoviviparie: Etwa 3-4
bedeutet soviel wie „blendende Schleiche“, was auf den
Monate nach der Paarung gebiert das Weibchen fertig
bleiernen Glanz des Tieres zurückzuführen ist. Anguis ist
entwickelte kleine Jungtiere, die noch in dünnen Eihüllen
lateinisch und bedeutet „Schlange“ – dies ist eine falsche
stecken, diese jedoch bereits nach wenigen Stunden oder
Aussage, da die Blindschleiche zu den Echsen gehört. Fragilis
Tagen verlassen (Blindschleiche, Schlingnatter).
= lat.: zerbrechlich, leitet sich vom leicht abbrechenden
Schwanz her.
Nahrung
Die Nahrungspalette der in den Marchauen heimischen
Reptilien reicht von Regenwürmern, Nacktschnecken, Insekten
über Reptilien und Amphibien bis hin zu Fischen, Vögeln und
Kleinsäugern – wobei die meisten Reptilienarten auf bestimmte
Tiere
spezialisiert
Einzelbeschreibungen
sind
der
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
(genaueres
dazu
Arten).
diesem
An
in
den
äußerst
Blindschleichen werden etwa 10-22 cm lang, wobei die
Weibchen durchschnittlich etwas größer als Männchen sind,
und wiegen etwa zwischen 7 und 45 Gramm. Sie ist eine
glattschuppige Echse ohne Gliedmaßen, der Rumpf ist also
schlangenförmig, besitzt jedoch – im Vergleich zu einer
Schlange – einen sehr langen Schwanz, der etwa die halbe
Körperlänge ausmacht. An den Schwanzwirbeln gibt es – wie
123
deckungsreiche
geschlossene
ausreichend
und
Vegetation,
die
Tagesverstecke
und möglichst versteckt liegende
Sonnenplätze
bereitstellt.
Im
Gegensatz zu vielen anderen
Reptilien
besiedelt
die
Blindschleiche auch Nordhänge.
Im
bei den Eidechsen – Sollbruchstellen, mit deren Hilfe der
Schwanz
abgeworfen
werden
kann.
Die
Färbung
der
Blindschleiche reicht von hell- bis kupferbraun oder bleigrau.
Bei alten Männchen sind oft hellblaue Punkte erkennbar. Im
Gegensatz zu Schlangen haben Blindschleichen bewegliche
Augenlider,
keine
breite
Bauchschildreihe
und
keine
Oberlippenlücke zum Züngeln. Im Allgemeinen bewegen sie
sich außerdem auch noch langsamer und steifer fort.
einem gewissen Maß an Feuchtigkeit, da ihre Beutetiere von
dieser
Feuchtigkeit
abhängig
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
sind.
Weiters
suchen
sie
ab
März/April
werden die Blindschleichen aktiv, ihr Winterquartier beziehen
sie etwa im Oktober.
Die Paarungszeit ist im Mai/Juni, das Weibchen wird (wie bei
Eidechsen üblich) vom Männchen durch einen Biss in den
Nacken festgehalten, die Kopulation dauert mehrere Stunden
lang. Etwa 3 Monate danach, meist im August oder September,
gebiert das Weibchen etwa 6-15 Junge, die noch von einer
dünnen
In ihrem Lebensraum benötigen Blindschleichen Böden mit
Frühling
Eihaut
umgeben
sind
(Ovoviviparie);
der
Geburtsvorgang kann nur wenige Minuten, aber auch tagelang
andauern. Das Weibchen verliert dabei etwa 40% des
Körpergewichtes. Die 7-10 cm langen Jungtiere zerreißen die
124
Haut nach wenigen Sekunden oder Minuten und beginnen ihr
Wurm bis zu 30 Minuten dauern kann. Danach säubert die
eigenständiges Leben.
Blindschleiche ihre Maulränder von Schleim, indem sie den
Kopf seitlich auf dem Boden abstreift. Auf Beutefang geht die
Neu geborene Blindschleichen nehmen in den ersten Monaten
kaum an Länge und Gewicht zu, im Jahr nach ihrer ersten
Blindschleiche jedoch in der Dämmerung, bei Regenwetter
auch am Tag.
Überwinterung verdoppeln sie jedoch ihre Körperlänge. Im Jahr
darauf erfahren sie einen weiteren Wachstumsschub und
Die Blindschleiche hat zahlreiche Fressfeinde: Fuchs, Dachs,
werden geschlechtsreif. Nach ihrer 3. Überwinterung nehmen
Marder,
sie erstmals an der Fortpflanzung teil. Blindschleichen häuten
Schlingnatter, und diverse Vogelarten: v.a. Mäusebussard,
sich etwa 3-4 Mal pro Jahr, so eine Häutung kann etwa 8-18
Weißstorch, Rabenkrähen. Feinde der frisch geschlüpften
Tage lang dauern. In Gefangenschaft können Blindschleichen
Jungtiere sind auch Erdkröten und große Laufkäfer!
Iltis,
Hermelin,
Igel,
Hauskatze,
Wildschwein,
um die 30 Jahre alt werden!
Bei Gefahr oder wenn sie von einem Fressfeind ergriffen wird
Die Nahrung der Blindschleichen besteht zu 90 % aus
wirft die Blindschleiche (nach Eidechsenart) den Schwanz ab,
Nacktschnecken
was vor allem gegenüber Säugern und Vögeln eine wirksame
verschluckt
und
werden.
Schmetterlingsraupen,
Regenwürmern,
Daneben
werden
die
im
vereinzelt
Blattwespenlarven,
ganzen
auch
Käferlarven,
Heuschrecken, Asseln und Spinnen gefressen. Damit die
Abwehrmaßnahme
ist.
Weiters
ist
auch
ein
seitliches
Herumschlagen des Körpers in horizontaler Ebene sowie die
Abgabe von Kot möglich.
gefangenen rutschigen Beutetiere nicht mehr aus dem Maul
entweichen können, besitzt sie ein Gebiss aus spitzen,
zurückgebogenen Zähnen. Die Beute wird bedächtig mit den
Kiefern gepackt und allmählich verschlungen, was bei einem
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
125
Winterruhe. Je nach Standort wird die Winterruhe im März/April
Zauneidechse (Lacerta agilis)
beendet, der Auslöser dafür ist meist eine mehrtätige
Der Name leitet sich vom Fluchtverhalten des Tieres ab: Die
Schönwetterperiode mit Sonnenschein und Temperaturen bis
Zauneidechse sucht bei drohender Gefahr gern heckenartige
zu 20°C.
Umzäunungen auf. Ableitung des wissenschaftlichen Namens:
Lacerta = lat.: Eidechse, agilis = lat.: beweglich, flink
Nach der ersten Frühjahrshäutung beginnen etwa Mitte April
die Paarungsaktivitäten, die bis in den Juni hinein anhalten
Die Zauneidechse wird bis zu 20 cm lang; sie besitzt einen
können. Zur Paarungszeit können zwischen den Männchen
stumpfen, dicken Kopf und im Vergleich zu anderen Eidechsen
Kommentkämpfe zur Paarungszeit stattfinden, wobei ins Revier
eine eher plumpe Körperform. Am Rücken befindet sich ein
eindringende Männchen vom Revierinhaber aufgesucht und
dunkles bis rotbraunes, mit hellen Punkten durchsetztes
durch Imponierhaltung eingeschüchtert bzw. bedroht werden.
Längsband, seitlich von je einem cremefarbenen (Weibchen)
(Anheben des Vorderkörpers, Vergrößerung des Rumpfes
bis hellgrünen (Männchen) Längsstreifen begrenzt. Beidseitig
durch seitliche Kompression, Senkung des Kopfes und
an den Flanken befinden sich kleine weißliche Flecken, die
Vorwölbung der Kehle; Annäherung an den Eindringlich mit der
mehr oder weniger breit dunkelbraun bis schwarz umrandet
Breitseite, um größer zu wirken) Weiters versuchen die
sind. Die Grundfarbe der Flanken ist bräunlich (Weibchen), bis
Männchen, sich gegenseitig zu beißen. Wenn ein Tier die
fahlgrün, in der Paarungszeit leuchtend grün (Männchen).
Demutshaltung (macht sich klein, tritt auf der Stelle = „treteln“)
einnimmt, so wird der Kampf abgebrochen.
Zauneidechsen ziehen sich – mit Fett- und Eiweißstoffen
Die Paarung wird mit denselben Gebärden eingeleitet wie ein
aufgefüllten
ihre
Kommentkampf. „Ergibt“ sich das Weibchen, so ist es
Winterquartiere zurück. Nur die Schlüpflinge sind etwas länger
paarungswillig. Weiters kommt noch der sog. Paarungs- oder
aktiv und begeben sich erst Mitte bis Ende Oktober in ihre
Hochzeitsmarsch vor: Das Männchen beißt das langsam
Depots
–
bereits
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
im
September
in
126
Die
9-14
werden
weichschaligen
in
selbst
Eier
gegrabene
Röhren oder in anschließend mit
Sand
und
Pflanzenmaterial
verschlossene Gruben abgelegt;
wie auch unter Steine, Bretter,
Blechplatten u.ä. Breite der Eier:
8-10 mm.
Während
ihrer
Entwicklung
weiterlaufende Weibchen in den Schwanz und bewegt sich mit
nehmen die Eier Wasser auf und an Größe und Gewicht zu.
ihm fort, wobei es nach und nach immer weiter vorne zubeißt,
Schlupf: stark temperaturabhängig, nach 25-75 Tagen, meist
bis es die Paarungsposition erreicht hat. Die Kopulation dauert
zwischen Ende Juli und September.
etwa 5-10 Minuten.
Durch das Auftreten von Bissverletzungen lässt sich leicht
Die bevorzugte Körpertemperatur von Zauneidechsen ist relativ
erkennen, ob sich die betreffenden Weibchen schon gepaart
hoch, sie liegt bei etwa 38°C. Dem entsprechend stark ist ihr
haben. Bald nach der Paarung setzt ein vermehrtes Wachstum
Verhalten vom Wetter abhängig, wobei der Sonneneinstrahlung
der
mehr Bedeutung zukommt als der Lufttemperatur.
Eier
ein,
Leibesumfangs
woraus
eine
resultiert.
Die
deutliche
Eiablage
Zunahme
erfolgt
je
des
nach
Während sich ganz junge Tiere im Allgemeinen nur wenige
Wetterlage nach mindestens 8 Tagen – eine zweite Paarung
Meter
noch im selben Sommer ist möglich. Die Eiablage erfolgt meist
Ortsveränderungen von mehr als 100 m vorkommen.
im Juni, Anfang Juli.
wanderfreudigsten sind sie kurz vor oder nach Erreichen der
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
vom
Geburtsort
entfernen,
können
bei
Adulti
Am
127
Geschlechtsreife. Ein Sachverhalt, der für viele Tierarten
zutrifft.
Schling- oder Glattnatter (Coronella austriaca)
Der Name bezieht sich auf die Art des Beutetötens. Coronella =
Die frisch geschlüpften Eidechsen sind etwa 4,5-6,5 cm groß,
lat.: Krone, weil die Schlingnatter einen krönchenförmigen Fleck
bis zur Geschlechtsreife mit etwa 5,6 oder 6,5 Jahren wachsen
auf dem Hinterkopf hat.
sie
recht
schnell,
danach
wesentlich
langsamer.
Die
Lebenserwartung in geschützter Umgebung liegt bei 12 Jahren.
Bei Schlingnattern gibt es kaum Geschlechtsunterschiede in
Aussehen und Größe. Die übliche Größe beträgt 45 bis 65 cm,
verzehren
Gewicht 50 g, max. Messung 90 cm, 140 g. Wie alle Nattern
hauptsächlich Gliederfüßer, wobei sie nicht wählerisch sind: Sie
hat auch die Schlingnatter runde Pupillen. Ihre Schuppen sind
fressen
ihres
völlig glatte Schuppen und ein dunkles Längsband zieht sich
zB
lateral von der Schnauzenspitze durch das Auge bis zum
Zauneidechsen
auch
unangenehmen
sind
Tiere,
reine Fleischfresser. Sie
die
von
Geschmacks
anderen
gemieden
wegen
werden,
Feuerwanzen, Marienkäfer, Wespen, Bienen, Ameisen.
vorderen Körperdrittel. Sonst ist die Färbung sehr variabel, die
Oberseite kann braun (Männchen) bis gräulich (Weibchen)
Feinde der Zauneidechse sind verschiedene Vögel (Greifvögel,
sein.
Raben, Stare, Fasane, Amseln), verschiedene Säuger (Igel,
zweischenkelig über den Nacken reichen kann und sich in einer
Wiesel, Marder, streunende Hauskatzen) und auch Nattern.
mindestens zweireihigen Fleckung auf der Körperoberseite
Wenn sie nicht fliehen können und bedroht werden, beißen
fortsetzt. Aufgrund dieses scheinbaren "Zick-Zackbandes"
Zauneidechsen, werfen ihren Schwanz ab oder nehmen eine
kommt es immer wieder zur Verwechslung mit der Kreuzotter
Abwehrhaltung ein (Aufrichten von Kopf und Vorderkörper bei
(Vipera berus). Aus ebendiesem Grund wurde die Schlingnatter
aufgerissenem Maul).
jahrzehntelang verfolgt und ist heute sehr selten geworden. Die
Am
Kopf
befindet
sich
ein
dunkler
Fleck,
der
Unterseite ist bei Jungtieren ziegelrot, bei erwachsenen Tieren
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
128
gräulich
braun
(Weibchen)
(Männchen)
bzw.
mit
rötlich
leichter
Sprenkelung.
Schlingnattern
verlassen
das
Winterquartier meist im April. Für sie
existieren zwei deutlich von einander
getrennte Lebensräume, zwischen
denen Wanderungen unternommen
werden: Der Frühlings- und Herbstaktionsraum, in dem sich
vor allem gegen andere Männchen oder nicht paarungswillige
auch das Winterquartier befindet, und der Sommerlebensraum.
Weibchen. Beim Kampf umschlingen sich die Männchen
Keine Trennung der Lebensräume besteht jedoch, wenn im
gegenseitig und versuchen, einander zu beißen, bevorzugt in
Sommerlebensraum der Natter ein geeignetes Winterquartier
die
vorhanden ist.
lebensgefährlichen Verletzungen. Während der Nahrung beißt
Schlingnattern sind kälteverträglich, manche Tiere sind auch
das Männchen häufig im Nacken/Hals des Weibchens fest,
noch nach Frostnächten aktiv. Generell wird das
vermutlich, um Fluchtversuche des Weibchens zu unterbinden.
Winterquartier zwischen September und November bezogen.
Die Paarung dauert 20 min bis mehrere Stunden.
Kopfregion.
Oft
kommt
es
zu
schweren,
auch
Nach einer Tragezeit von etwa 3-4 Monaten begeben sich die
Im Mai ist Paarungszeit, die Tiere häuten sich zudem, sind
besonders sonnenhungrig und auch unvorsichtiger. Eine zweite
Paarungsphase findet Mitte bis Ende August statt. Die
Männchen sind während der Paarungsphase sehr aggressiv,
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
Weibchen Ende August, Anfang September, auf die Suche
nach „Ablageplätzen“. Der Geburtsvorgang dauert mehrere
Stunden, die Weibchen bringen etwa 3-15 Jungtiere zur Welt,
durchschnittlich sind es 7. Die Weibchen pflanzen sich jedoch
129
nicht jedes Jahr, sondern nur jedes 2. oder 3. Jahr fort. Die
Blindschleichen, kleine Schlangen und Jungtiere, verschiedene
Jungen sind bereits voll ausgebildet und bei der Geburt noch
Mausarten (Spitz~, Wühl~, Langschwanz~), Knoblauchkröten,
von einer dünnen Eihülle umgeben, sie schlüpfen jedoch
nestjunge Vögel, Eier, Insekten, Regenwürmer.
spätestens nach wenigen Stunden, zu diesem Zeitpunkt sind
Die Schlingnatter ortet und verfolgt Reptilien mit Hilfe ihrer
sie etwa 16 cm lang. Die Eihüllen sind 1 x 2 cm bis 1,5 x 3 cm
Augen, unterirdische Mäusenester werden mit dem Geruchsinn
groß, wiegen 2-4 g. Die Jungtiere/Schlüpflinge häuten sich in
aufgefunden. Die Beute wird vor dem Verschlingen getötet: Die
den ersten Lebenstagen und begeben sich bereits auf die
Natter packt das Tier mit dem Maul und umschlingt und würgt
Suche nach Nahrung – schließlich müssen sie spätestens im
es mit ihrem Körper, bis es erstickt.
November bereits ihr Winterquartier aufsuchen. Zu diesem
Zeitpunkt sind sie max. 30 cm lang, normalerweise sind sie
jedoch kleiner. Tiere unter 2 Jahren bekommt man sehr selten
Typische Feinde sind: Iltis, Steinmarder, Igel, Greifvögel.
Jungtiere können auch von diversen Rabenvögeln gefressen
werden (Elster, Rabenkrähe).
zu Gesicht.
Falls Flucht nicht möglich ist, verteidigt sich die Schlingnatter in
Mit einem Alter von etwa 3 Jahren und einer Länge von etwa
50 cm werden die Schlingnatter geschlechtsreif, von nun an
folgender Weise:
-
verlangsamt sich das Wachstum stark von 10 cm auf etwa 1,5
cm pro Jahr. Schlingnattern können 10-20 Jahre alt werden und
kryptisches Verhalten (am häufigsten): verharrt
regungslos, verlässt sich auf Tarnung, Totstellen möglich
-
Körper wird tellerförmig zusammengeringelt, der
häuten sich etwa 4-6 Mal pro Jahr.
Vorderkörper s-förmig erhoben, die Schlange zischt und
Obwohl sie keine Wasserschlange ist, kann die Schlingnatter
versucht, den Gegner zu beißen.
gut schwimmen.
Adulte
Schlingnattern
ernähren
sich
vorwiegend
von
Ausscheidung eines scharf riechenden Sekrets aus den
Analdrüsen
Eidechsen. Weitere Beutetiere (nach Häufigkeit geordnet) sind:
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
130
Äskulapnatter (Elaphe longissima)
Äskulap (griech: Asklepios), Gott der Heilkunde
in
der
griechischen
Mythologie,
sein
Wahrzeichen ist der Äskulapstab, ein von einer
Schlange umwundener Stab. Dieser hat heute
noch eine Bedeutung als „Wappen der Ärzte“.
Auch das Apotheken-Logo zeigt eine Schlange
und einen Stab in Form eines großen roten A.
(Elaphe = griech.: der Hirsch)
In
Mitteleuropa
sind
ausgewachsene
Äskulapnattern meist etwa 90-180 cm lang,
110-140 cm im Durchschnitt. Die in Südeuropa
vorkommenden Arten werden sogar bis zu 200
cm lang. Bei den Äskulapnattern fällt ein
deutlicher Größenunterschied zwischen den
Geschlechtern ins Auge: Die Männchen sind
durchschnittlich gute 30-40 cm länger als die
Weibchen. Das Gewicht liegt meist bei etwa
300-400 g, die größte Exemplare wiegen etwa
1 kg.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
131
Die
Rückenschuppen
der
Äskulapnatter
sind
glatt,
die
Geschwindigkeit steigert, aus. Dabei versuchen die Männchen,
Körperoberseite ist meist einfärbig gelbbraun, oliv, braun bis
den anderen zu umschlingen und ihn zu Boden zu drücken.
schwarzbraun gefärbt. Die Bauchseite ist blassgelb bis
Auch vor der Paarung finden Verfolgungsjagden statt, und
zitronengelb,
man
während der Paarung, die 1-2 Stunden andauert, beißt das
Widerhaken spüren, die dieser hervorragenden Kletterschlange
Männchen das Weibchen in den Nacken, um es festzuhalten.
die Fortbewegung erleichtern.
Der Hinterleib trächtiger Weibchen ist deutlich dicker als sonst.
und
an
den
Bauchschildern
kann
Die Eiablage erfolgt vorwiegend Ende Juni bis Mitte Juli in
Bei
der
Äskulapnatter
können
Winter-
und
Sommerlebensräume direkt nebeneinander liegen. Während
der Winterlebensraum mit dem Winterquartier üblicherweise ein
Wald
ist,
ist
der
Sommerlebensraum
zweigeteilt:
Im
Frühsommer, während der Fortpflanzungsperiode Ende Mai bis
Mitte Juni sucht die Natter eher offenes Gelände, wie Wiesen
und Ruderalfluren auf. Im Hochsommer hingegen ist sie
bevorzugt an Waldrändern zu finden.
verrottendes pflanzliches Material, ist aber auch noch im
August möglich, etwa 4-6 Wochen nach der Paarung. Häufig
sind
auch
Massengelege,
dabei
platzieren
mehrere
Äskulapnattern, eventuell auch andere, z. B. Ringelnattern, ihre
meist 5-12 walzenförmigen Eier (2 x 3 cm bis 2,5 x 4 cm groß)
in wenigen Stunden oder Tagen an einer eng umgrenzten
Stelle. Wie die meisten weichschaligen Reptilieneier, die nicht
schon voll entwickelte Jungtiere enthalten, nehmen auch die
Die Winterruhe wird ab September/Oktober bis Anfang April
gehalten, mit 7-8 Monaten Dauer ist der
Winterschlaf der
Eier der Äskulapnatter nach der Ablage deutlich an Größe und
Masse zu (Massenzunahme: etwa 50%).
Etwa Mitte August bis Mitte Oktober schlüpfen, 1-3 Monate
Äskulapnatter der längste der heimischen Nattern.
nach der Eiablage, die Jungtiere. Manche Gelege schlüpfen
In der Fortpflanzungsperiode Ende Mai bis Mitte Juni sind die
somit erst dann, wenn die Adulti bereits ihre Winterquartiere
Männchen aktiver und fressen kaum, sie tragen Revierkämpfe
bezogen haben. Mit dem Eizahn ritzen die Jungtiere einen
in
Schlupfschlitz in die Schale, bis sie sie jedoch endgültig
Form
von
Verfolgungsjagden,
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
bei
denen
sich
die
132
verlassen vergehen jedoch noch ein paar Stunden oder sogar
werden. Jungtiere fressen aber auch Eidechsen. Bevor die
Tage. Bis zu ihrer ersten Häutung nach 1-2 Wochen verstecken
Äskulapnatter ihre Beute verschlingt, tötet sie sie durch
sich die Tiere und fressen nicht. Die Schlüpflinge sind etwa 25-
umschlingen; kleinere Tiere werden zwischen den Kiefern
30 cm lang und wiegen etwa 8 g. Sie wachsen bis zur
erdrückt.
Geschlechtsreife
etwa
13
cm
pro
Jahr.
Nach
der
Geschlechtsreife – die bei einer Größe von 90-100 cm und
einem Alter von etwa 4 ¾ Jahren eintritt – geht das Wachstum
stark zurück und kann auch zeitweise stagnieren. Adulte
Wenn keine Flucht möglich ist zischen sie bei Bedrohung und
wehren sich durch kräftige Abwehrbisse, manche entleeren
auch ein übelriechendes Sekret aus ihren Analdrüsen.
Äskulapnattern häuten sich etwa 1-2 Mal im Jahr. Das
bisherige Höchstalter erreichte mit 30 Jahren eine im Terrarium
gehaltene Äskulapnatter. Die jungen Äskulapnattern haben
aufgrund der beiden Nackenflecken eine große Ähnlichkeit mit
Ringelnattern. Bei den adulten
Ringelnatter (Natrix natrix)
Natrix: lat. „Die Schwimmerin“
Der Name Ringelnatter leitet sich entweder von den gelben
Tieren dagegen sind die Flecken
kaum mehr zu erkennen.
Die
Hauptnahrung
der
Äskulapnatter sind Kleinsäuger
(Nagetiere – vor allem Mäuse,
Insektenfresser),
sowie
Vögel
und Vogeleier, die direkt aus dem
Vogelnest
herausgefressen
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
133
Nackenflecken her, die wie ein unvollständiger Halsring wirken,
Ringelnattern beginnt vereinzelt ab März, häufig ab April und
oder von ihrer Fähigkeit, sich stark einzuringeln.
spätestens im Mai, wenn die Paarungszeit beginnt. Während
der Winterstarre verlieren die Schlangen 2-17 % ihres
Die Weibchen sind durchschnittlich größer als Männchen, Tiere
Körpergewichtes.
ab 100 cm und mit über 100 g Gewicht sind in den meisten
Fällen Weibchen. Männchen messen durchschnittlich 55-75 cm
(max. 140 cm), Weibchen hingegen ca. 85 cm (max. 200 cm) Längen über 110 cm sind jedoch äußerst selten. Das
durchschnittliche Gewicht liegt bei etwa 200 g.
Die Paarungszeit dauert von Ende April bis Juni, es pflanzen
sich nicht alle adulten Tiere jedes Jahr fort.
Die Weibchen haben die Fähigkeit, in ihrem Körper über
längere Zeiträume Spermien zu speichern und ihre Eier erst
Die Rückenschuppen der Ringelnatter sind längs gekielt; an
den Seiten befindet sich ein schwarz eingerahmter gelber Fleck
in der Nackenregion. Die Oberseite ist gräulich gefärbt mit
kleinen schwarzen Punkten, die Unterseite weißgrau mit
dunklem Balkenmuster an den Rändern. Die Ausnahme bilden
komplett schwarz gefärbte Exemplare.
kurz vor der Ablage zu befruchten. Beißereien zwischen den
Männchen kommen nicht vor, und auch Paarungbisse (in der
Nackenregion, wie zB bei Äskulap- und Schlingnattern) wurden
bei Weibchen noch nicht beobachtet. Die Kopulation kann bis
zu mehreren Stunden dauern. Werden die Tiere während der
Kopulation gestört, sind sie nicht imstande, sich von einander
zu lösen, und das kräftigere flüchtende Tier (meist das
Als Wasserschlange benötigt die Ringelnatter offene und
Weibchen) schleift das schwächere mit. (Dies kommt auch bei
halboffene
den anderen Nattern vor.)
Lebensräume
entlang
von
Fließ-
oder
Stillgewässern mit abwechslungsreicher Vegetationsstruktur.
Die meist 10-30 Eier sind bei der Ablage schneeweiß und etwa
1,5 x 2,5 cm bis 2 x 3,5 cm groß. Sie sind von einem klebrigen
Ringelnattern ziehen sich im Verlauf des September und
Sekret umgeben, so dass die unmittelbar benachbarten Eier
Oktober in ihre Winterquartiere zurück. Die Aktivität der
miteinander
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
verkleben.
Während
des
Reifungsprozesses
134
nehmen die Eier Wasser auf, und bis zu 60 % an Volumen und
Die wichtigsten Feinde sind Vögel, wie Haubentaucher, Weiß-
Gewicht zu.
und Schwarzstorch, Reiherarten, Rohrdommel und Greifvögel
Der Schlupf erfolgt nach etwa 5-10 Wochen, vorwiegend im
wie der Rote und der Schwarze Milan, die Rohrweiher und der
August. Dabei bringen die Schlüpflinge mit Hilfe ihres Eizahnes
Fischadler. Weitere Feinde sind – wie bei den anderen Nattern
einen Schlitz an, durch den sie dann innerhalb der folgenden
auch - Iltis, Wiesel und Igel.
drei Tage die Eischale verlassen. Sie sind etwa 20 cm lang und
2-3g schwer. Innerhalb ihrer ersten 2 Lebenswochen häuten
sich die Tiere zum ersten Mal. Bis zur Geschlechtsreife, die
frühestens mit etwa 4 Jahren und bei einer Körperlänge von
etwa 60 cm eintritt, wachsen sie etwa 6-12 cm pro Jahr, nach
der Geschlechtsreife wird das Wachstum stark gebremst.
Ringelnattern häuten sich etwa 2-4 Mal pro Jahr. Frei lebende
Ringelnattern werden nur selten älter als 10 Jahre; es wurde
jedoch auch schon einmal ein 23 Jahre altes Tier im Freiland
gefunden.
Werden Ringelnattern in die Enge getrieben, nehmen sie
zunächst eine Drohhaltung ein: Sie spreizen den Hinterkopf,
platten den Hals ab und zischen vernehmbar. Zuweilen stoßen
sie auch mit dem Kopf in Richtung des Angreifers oder
scheiden ein übel nach Fisch riechendes Sekret aus den
Analdrüsen aus. Hält die Bedrohung an, stellen sich manche
Tiere tot: Der Körper erschlafft plötzlich, die Bauchseite zeit
teilweise nach oben, die Pupillen verdrehen sich, die Zunge
hängt aus dem geöffneten Maul heraus, und mitunter können
dort sogar Blutstropfen austreten – die Reaktionsfähigkeit bleibt
Die Hauptnahrung dieser Wasserschlangen sind Amphibien,
während des Totstellens jedoch vollkommen erhalten!
zum Großteil Frösche. Weiters fressen sie jedoch auch Kröten,
Molche, Kaulquappen, Fische, Eidechsen, Kleinsäuger und
sogar kleine Vögel. Die Ringelnatter frisst ihre Beute lebend,
wobei Frösche in der Regel mit den Hinterbeinen voran
verschlungen werden.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
135
Würfelnatter (Natrix tessellata)
Der Name wurde von den zahlreichen Flecken an der
Körperoberseite vieler Tiere abgeleitet, die häufig eine etwa
viereckige Form haben. Natrix = lat. „Die Schwimmerin“,
tessellata = lat.: „mit Vierecken/Würfeln versehen“
Würfelnattern werden durchschnittlich bis zu 90 cm lang, max.
120 cm möglich. Wie bei den heimischen Wasserschlangen
die Nähe kleinerer und größerer Fließgewässer:
- klimatisch begünstigte Flussläufe in Lagen mit hoher
Sonneneinstrahlung
- großer Fischreichtum  Laichzonen mit Jungfischbrut als
Nahrungsgrundlage
- Uferzonen mit naturnaher Vegetation (Gebüsche,
Hochstauden), offene, steinig-kiesige Spülsaumbereiche
- Flachwasserzonen mit verminderter
üblich, sind die Rückenschuppen längs gekielt. Die Bauchseite
Strömungsgeschwindigkeit und guter Sonneneinstrahlung im
sieht der der Ringelnatter sehr ähnlich, anders ist jedoch die
Uferbereich (Buchten, „tote“ Seitenarme, ...)
graue bis braune Körperoberseite
mit der mehr oder weniger stark
ausgeprägten
dunklen
Würfelzeichnung. Es sind auch
keine gelben Flecken vorhanden,
wie bei der Ringelnatter.
Als
einzige
heimische
Natter
fischfressende
hat
die
Würfelnatter besondere Ansprüche
an ihren Lebensraum. Sie braucht
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
136
- Sonnenexponierte (Hang-)Flächen in nächster Umgebung der
Die Paarungszeit dauert von Mitte Mai bis Mitte Juni, die
Uferzonen (Felsen, (Bahn-)Dämme, (Straßen-) Böschungen
Paarung findet meist an deckungsreichen Standorten in
oder (Trocken-)Mauern
Ufernähe statt. Etwa 4-8 Wochen später, meist im Juli, erfolgt
- Treibgutanschwemmungen entlang der Uferregion als Folge
die Eiablage. Die Eier sind 2 x 3 cm bis 2,5 x 4 cm groß und
von Hochwasser stellen mit ihrem konstanten Mikroklima
werden, wie bei der Ringelnatter, vorzugsweise an Plätzen
(Gärungswärme) bevorzugte Eiablageplätze dar.
deponiert,
an
denen
durch
Gärungswärme
höhere
Temperaturen herrschen als in der Umgebung (Kompost- und
Winterquartiere
befinden
sich
in
spalten-,
fugen-
und
Dunghaufen, Heuschober, Sägemehl- und Schilfhaufen und
hohlraumreichen Bahndämmen, Straßenböschungen, Mauern,
vermodernde Baumstämme). Seltener finden sich auch Gelege
die stets sonnenexponiert in Ufernähe liegen.
unter Moospolstern oder in Erdlöchern. Die Eier nehmen
Eigentliche Tagesverstecke gibt es für die Würfelnatter nicht,
während ihrer 5-10wöchigen Entwicklung noch 20-40 % an
da sie den Großteil des Tages aktiv ist. Vormittags sonnt sie
Gewicht zu.
sich meist an Land innerhalb der Uferzone, nachmittags
Der Schlupf findet meist Anfang August bis Mitte September
hingegen ist sie in der Flachwasserzone zu finden, wo sie
statt, die Schlüpflinge sind etwa 18-22 cm lang. Die
Fische fängt.
Entwicklung verläuft ähnlich wie bei der Ringelnatter, die Tiere
werden ebenfalls mit etwa 4 Jahren und 60 cm Körperlänge
Der Winterschlaf dauert von Mitte September/Oktober bis (je
nach Wetterlage) April/Mai. Damit die Würfelnattern wieder
dem Fischfang nachgehen können, ist eine Wassertemperatur
von mindestens 12°C notwendig.
geschlechtsreif. Nach der Geschlechtsreife verlangsamt sich
das Wachstum stark, Würfelnattern werden vermutlich bis zu
15 Jahre alt, leider liegen keine genaueren Angaben vor.
Die Hauptnahrung der Würfelnatter sind Fische (Plötze, Hasel,
Döbel, Schleie, Gründling, Barbe, Ukelei, Karpfen, Steinbeißer,
Kaulbarsch).
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
137
Der Beutefang erfolgt ausschließlich im Wasser, wobei sich
Hinzu kommen noch größere Raubfische, wie Hechte oder
zwei Fangstrategien unterscheiden lassen:
Welse.
- Aktives, systematisches Suchen und Aufspüren von
(versteckten) Beutefischen am Grund des Gewässers
Werden Würfelnattern gefangen, beginnen sie kräftig zu
zwischen oder unter Steinen, Ästen etc, wobei sich die
zischen
Schlange selbst in die engsten Ritzen zwängt.
scheiden ein mit
und
Bewegungsloses Verharren der Schlange in Lauerstellung
intensivem
unter Wasser, wobei der Körper mit dem hinteren Teil am
Fischgeruch
Bodengrund zwischen Steinen, Flussschotter etc. verankert
behaftetes
wird. Vorbeischwimmende oder in Reichweite kommende
Abwehrsekret aus
Beutetiere werden durch blitzschnelles Zustoßen mit den
–
Kiefern ergriffen.
jedoch niemals zu.
sie
beißen
Auch
Beide Verhaltensweisen werden von intensivem Züngeln
begleitet. Kleinere Beutefische werden direkt im Wasser
verschlungen, größere dagegen konstant an Land gebracht und
in der Regel unmittelbar im Bereich der Wasserlinie verzehrt,
Totstellreflex
ein
–
ähnlich wie bei der
Ringelnatter – ist
möglich.
wobei sich der Hinterleib der Schlange oft noch im Wasser
befindet.
Die Fressfeinde der Würfelnatter sind in etwa dieselben, wie die
der Ringelnatter: Kleinere Säuger und zahlreiche Vogelarten.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
Stets diskret im
Hintergrund filmend:
Simon “Stanley“
Götsch-Kubrick.
138
Fachdidaktischer Teil
•
die außergewöhnliche Begegnung mit diesen Tieren als
Zentrales Ziel unserer Station war, dass die Schüler die
etwas Faszinierendes und Schützenswertes erleben.
morphologischen Anpassungen der jeweils dort lebenden
Reptilien an ihren Lebensraum erkennen sollten. Der zweite,
ebenso wichtige Themenkreis behandelte die vielseitigen
Anforderungen der Reptilien und ihrer Beutetiere an deren
ihre Angst vor Schlangen verlieren und die Natur durch
•
allgemein über Merkmale und Lebensweise der Reptilien
dazulernen.
Didaktische Überlegungen
Lebensraum.
Im ersten Teil unseres Stationsprogrammes sollten die Schüler
zunächst anhand des Lebensraumes am Standort auf das
Fachliche Ziele
Vorkommen
besondere
Uns war in diesem Praktikum wichtig, dass die Schüler
•
•
•
der
Reptilien
schließen.
Angepasstheit
je
Dabei
nach
stand
die
Lebensraum,
durch Beobachtung des am Standort vorhandenen
Kletterschlangen, bzw. Wasserschlangen oder Eidechsen, im
Lebensraumes die dort vorkommenden Reptilienarten
Vordergrund. Den Schülern sollte vor allem konkret an der
erschließen und begründen.
vorhandenen
die in den Marchauen vorkommenden Reptilien kennen
Reptilienlebensraumes
lernen
Gewässernahe Bereiche, Bäume und Sträucher, Verstecke wie
und
evtl.
auch
ein
paar
Umgebung
die
vor
Komplexität
Augen
werden:
Unterscheidungsmerkmale lernen.
Schwemmgutanhäufungen
sich den Habitus der von uns gefangenen Schlangen
gleichzeitigem
und
Bahndamm, Hochwasserschutzdamm, Feldböschungen und
Eidechsen
aufgrund
Erfahrungen einprägen.
optischer
und
taktiler
Eiablageplätzen,
oder
geführt
des
Vorhandensein
wie
Kleinsäugerbauten
von
Wärmeplätzen
abgestorbene
Bäume
bei
wie
oder
Komposthaufen. Die Schüler sollten begreifen, dass der
Lebensraum der Schlangen auch den Bedürfnissen ihrer
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
139
Beutetiere angepasst sein muss, da den Reptilien sonst die
unserer Seite allgemein ergänzt. Es wurden folgende Themen
Nahrungsgrundlage fehlt.
besprochen:
Im zweiten Teil sollten die Schüler dann anhand der von uns

Unterschied zur Gruppe der Amphibien,
gefangenen
taktile

Lebensraum der Reptilien,
Erfahrungen und Vergleiche an den lebenden Tieren die in den

die in den Marchauen vorkommenden Reptilienarten und
Marchauen vorkommenden Reptilien kennen lernen. Wir haben

deren Ernährungsweise und Fressfeinde.
bewusst den ersten, eher theorielastigen Teil zum Thema
Dieser Teil geschah im gegenseitigen Gespräch, wobei die
Lebensraum abseits der gefangenen Reptilien abgehandelt, um
Gesprächsführung von unserer Seite durch Fragen initiiert
die Aufmerksamkeit der Schüler nicht vorzeitig zu verlieren.
wurde. Je nach Wissensstand der Gruppe kam viel, oder eher
Erst im zweiten Teil wurden diese ihnen gezeigt und vorgeführt.
weniger „Input“ von Schülerseite. Es war jedoch zwischen den
Unsere Absicht war hierbei, den Schülern durch die hautnahe
beiden sechsten Klassen eindeutig ein erheblicher Unterschied
Erfahrung
im
Schlangen
der
und
lebendigen
Eidechsen
Tiere
deren
durch
habituelle
und
Basiswissen
zugunsten
der
„Wahlpflichtfachler“
morphologische Angepasstheit an ihren Lebensraum zu
festzustellen.
vermitteln.
Nach diesem eher allgemeineren Teil verließen wir den
Schutzdamm und gingen hinunter in den Wald, wo wir unter
Methodische Überlegungen und Begründungen
Wir
begannen
mit
allen
Gruppen
oben
auf
einer Plane unsere Station mit den Terrarien der Tiere
dem
aufgebaut
hatten.
Die
Schüler
bekamen
jeder
einen
ausgeteilt,
der
neben
den
Hochwasserschutzdamm, von wo aus man alle wesentlichen
Bestimmungsschlüssel
Teilbereiche
Im
wissenschaftlichen Unterscheidungsmerkmalen auch kurze
gegenseitigen Gespräch wurde dann zunächst das vorhandene
Steckbriefe der Tiere enthielt, mit Angaben zu Größe, Farbe,
Wissen der Schüler zu den Reptilien „ausgegraben“ und von
Zeichnung etc.. Nun sollten sie gemeinsam durch genaues
des
Lebensraumes
überblicken
konnte.
Beobachten die beschriebenen Merkmale suchen und dabei
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
140
auf die morphologischen Unterschiede der Schlangen in den
Gesamtzeit bekamen wir deshalb zu Recht die Kritik, dass
Terrarien achten. Mit dem Hinweis, dass wir die Tiere erst aus
dieser Teil zu lange dauerte und zugunsten der Zeit mit den
dem Käfig nehmen würden, wenn sie uns sagen könnten,
Schlangen gekürzt werden musste. Das wurde von uns dann
welche ungiftig sind, versuchten wir erfolgreich, sie zu
am nächsten Tag auch so gehandhabt, wobei uns zudem auch
motivieren. Sobald die ersten „Ergebnisse“ von Schülerseite
noch das erhöhte Wissenspensum der „Wahlpflichtklasse“
vorlagen – dies dauerte nur wenige Minuten - nahmen wir die
zugute kam, so dass wir grundlegendere Dinge sehr rasch
Schlangen aus den Terrarien heraus, damit die Schüler sie
abhandeln konnten und so ebenfalls Zeit sparten. Jedenfalls
besser betrachten konnten. Nun sollten die Schüler durch
war es wichtig und richtig, angesichts der zur Verfügung
Halten und Angreifen der Tiere auf ihren Lebensraum und ihre
stehenden lebenden Tiere, mehr Zeit für die Erfahrung mit
Lebensweise schließen. Besonders der
diesen einzuplanen. Insgesamt erwies sich unser
Unterschied zwischen Wasser- und
Gesamtkonzept dennoch als sehr brauchbar, so dass
Kletterschlangen sollte verdeutlicht
wir eigentlich sonst nichts Grundlegendes verändern
werden. Die Schlingnatter, Coronella
mussten. Unser Schlechtwetterprogramm, eine Art
austriaca, eignete sich zudem
Domino-Spiel für Reptilien und das Reptilien-Wissen-
hervorragend dazu, um die vermeintliche
Ratequiz, das wir außerdem noch vorbereitet hatten, kam zum
Ähnlichkeit mit einer Otter zu demonstrieren.
Glück wegen des schönen Wetters, aber dann auch aus
Adaptionen
Zeitgründen, nicht zum Einsatz. Angesichts der vielen lebenden
Tiere wäre dies ja wohl auch höchst „undidaktisch“ gewesen!
Wir hatten durchschnittlich ungefähr 35 min Zeit für jede
Gruppe. Der theoretische Teil zu Beginn dauerte in etwa 10-12
min. Je nach Wissensstand der Gruppe gestaltete sich dieser
Teil jedoch manchmal länger oder kürzer. Bei nur 35 min
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
141
bedeutung
der
pflanzen
fuer
die
tierwelt
am
beispiel
der
tierspuren
von Martina Höll & Anja Pangl
Fachlicher Teil -Einleitung
wir hatten zahlreiche Ideen, haben aber einige davon auch
wieder verworfen. (Mehr dazu im Fachdidaktischem Teil)
Wir suchten uns das Thema „Tierspuren“ deshalb aus, weil es
Es war für uns gar nicht so einfach, herauszufinden wie viel
uns einfach sehr interessant erschien und wir selbst mehr
Theorie wir einbringen können und womit wir den Anfang
darüber erfahren wollten. Wir selbst haben in der Schule
machen sollen. Wir hatten schließlich noch nicht viel Ahnung
eigentlich nichts zum Thema „Tierspuren gemacht“ und hatten
wie die Infrastruktur und Beschaffenheit unserer Station in
daher nur bedingt Vorkenntnisse, sowie eher grundlegende
Marchegg sein würde und welche Möglichkeiten zur Planung
Vorstellungen dazu. Wie Umfangreich das Thema wirklich ist,
und Umsetzung gegeben sein werden.
hat sich erst im Laufe der Vorbereitungen und Durchführungen
Schließlich haben wir drei wichtige theoretische Fragen
herausgestellt.
herausgearbeitet, von denen wir ausgehen wollten und die
Angefangen hat alles mit der Suche nach Fachliteratur und
unser Grundgerüst der Planung bilden sollten.
Recherchen im Internet. Wir haben wirklich tolle Bücher
gefunden und jeder von uns hat sich auch gleich eines selbst
Der theoretische Background zu unserem Thema bezog sich
gekauft, weil uns die Bücher so gut gefallen haben und die
auf folgende Punkte:
Erklärungen und Beschreibungen, sowie die zahlreichen Fotos
•
Inwieweit hat die Pflanze Bedeutung für die Tierwelt?
und Abbildungen einfach toll waren. Nachdem wir uns
•
Was ist eine Spur?
einigermaßen in das Thema eingelesen hatten und wir mit dem
•
Welche Arten von Spuren gibt es eigentlich?
Thema vertraut waren haben wir angefangen ein Brainstorming
zu machen im Bezug auf praktische Belange, die wir dann in
Wir haben dann begonnen im Bezug auf diese Fragen weiter
Marchegg durchführen wollten. Das war gar nicht so einfach,
zu recherchieren und die theoretischen Teile herauszuarbeiten.
Dies war gar nicht so einfach, weil wir nicht sicher waren wie
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
142
viel Theorie wir den Schülern zumuten konnten,
bzw. wie lange wir Zeit haben würden, pro
Schülergruppe,
um
unsere
Ideen
und
praktischen Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Folgende theoretische Belange waren für uns
von Wichtigkeit:
Inwieweit hat die Pflanze Bedeutung
für die Tierwelt?
Hier haben wir als Theorie den „Kreislauf “
verwendet, in dem Dargestellt wird wie abhängig
die Tierwelt von der Pflanzenwelt ist – und
umgekehrt. Konsumenten – Produzenten –
Reduzenten. Produzenten sind Pflanzen, die mit Hilfe von
Lichtenergie Sauerstoff erzeugen und als Nahrung für die Tiere
dienen, aber auch Laub und O2 an Reduzenten abgeben.
Konsumenten sind die Tiere (und der Mensch), die Nahrung
aufnehmend,
sowie
Reduzenten
sind
CO2
Pilze,
und
Abfallprodukte
Bodentiere,
abgeben.
Bakterien,…
die
Tierüberreste, Kot und Kadaver abbauen, sowie CO2 und
Nährstoffe abgeben.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
(Diesen Kreislauf haben wir dann in Marchegg von der Theorie
in die Praxis umgesetzt und ein Plakat gemacht, an dem wir
den Schülern den Kreislauf kurz erklären wollten.)
Die Pflanze spielt eine besondere Rolle im Hinblick auf die
Tierspuren, da sie den Tieren als Lebensraum, als Futter, als
Eiablageplatz für Vögel und Insekten, als Schutz usw. dient und
die Tiere somit ihre „Spuren“ in der Natur hinterlassen.
143
Im Augebiet von Marchegg kommen zahlreiche Pflanzen vor,
In der heutigen, modernen Gesellschaft spielt die Kenntnis von
die an zum Teil „extreme“ Bedingungen angepasst sind. Durch
Tierspuren keine wirkliche Rolle mehr. Nur Jäger, Gärtner,
die jährlichen Überschwemmungen und die hier herrschenden
Biologen (Zoologen) und Förster sind daran noch interessiert
Wasserbedingungen,
hohe
und haben Kenntnisse darüber. Früher war die Kenntnis der
aushalten
Tierspuren für die Menschen jedoch überlebenswichtig – davon
Nährstoffangebot,
müssen
welches
die
dadurch
Pflanzen
entsteht,
das
können.
hing nämlich meistens der Jagderfolg und somit das Sichern
Beispiele für Pflanzen die in jenem Bereich der Au vorkommen:
von Nahrung ab.
Feld-Ahorn, Gewöhnliche Esche, Pappel, Ulme, Osterluzei,
In unserer Zeit suchen wieder mehr und mehr Menschen in
Gundelrebe,
Scharbockskraut,
ihrer Freizeit die Natur auf, um Ruhe und Erholung zu finden.
Gewöhnlicher Beinwell, Schlehe, Zinnkraut, Esels-Wolfsmilch,
Dies hat wieder das Interesse an den Tieren und Pflanzen
Silber-Weide, Echtes Lungenkraut, Ufer-Spitzklette, etc.
gesteigert – und somit bekommen auch die „Tierspuren“ wieder
Kerbel,
Traubenkirsche,
Was ist eine Spur?
Mit dem Wort „Spur“ bezeichnet man alle Beweise, die uns
sagen, wo ein Tier gewesen ist. Dies kann z.B.: eine Fährte, ein
ein wenig Bedeutung, weil es einfach Spaß macht die Natur zu
erkunden und feststellen zu können welche Tiere sich in der
Umgebung bewegen und dort ihren Lebensraum haben.
Welche Arten von Spuren gibt es eigentlich?
Baum mit abgekratzter Rinde, ein angefressenes Blatt, etc.
sein.
Fährten und Fußspuren => z.B. sind Pfotenabdrücke im
Sehr oft sind Spuren das einzige, was man von einem Wildtier
Boden und im Schnee, Klauen oder Schalenspuren, Hufspuren,
zu sehen bekommt, da die meisten von ihnen sehr scheu oder
verschiedene Gangarten (Gang, Trab, Galopp, Sprung),
teilweise auch nachtaktiv sind.
Vogelspuren,… zu erkennen.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
144
Fußspuren können in 3 verschiedene Gruppen unterteilt
werden: 1. Solengänger – diese treten mit der gesamten
Fußsole
auf.
Dieser
Fußtyp
ist
bei
den
meisten
Insektenfressern zu finden, bei Nagetieren und auch bei
anderen Säugetieren. Bsp.: sind der Dachs und der Bär. Die
Reh
Solengänger sind verhältnismäßig kurzbeinige Tiere, die sich
meist in gemäßigtem Tempo bewegen. 2. Zehengänger (Bsp.:
Wolf) und Zehenspitzengänger (Bsp.: Reh) – bewegen sich
überwiegend im Lauf und treten nur mit den Zehen oder
Zehenspitzen auf. Diese Tiere haben meist hohe schlanke
Glieder und die Zehenzahl wurde vermindert. 3. Fußballen –
Zum Schutz der Unterseite des Fußes sind Ballen als
Trittkissen vorhanden (Bsp.: Hase, Katzen). Sie sind mit
Schweißdrüsen
versehen,
und
hinterlassen
somit
einen
bestimmten Geruch. Die Ballen sind nackt, aber die Haut
zwischen ihnen ist bei den meisten Tieren behaart. Dem Hasen
fehlen Ballen, er hat eine Schicht kräftiger Haare.
Fraßspuren => z.B. Fraßspuren an Früchten und Kräutern
(Bsp.: Zapfen, Nüsse, Obst) – Vögel, Eichhörnchen,…
Fraßspuren an Büschen und Bäumen (Bsp: angenagte
Wurzeln, Blätter, Rinde) – Hirscharten, Hasen, Biber, kleine
Nager,…
Fraßspuren an Tieren (Bsp.: von Raubtieren,
Greifvögeln, Eulen),…
In den meisten Fällen sind die Zahnmarken der Tiere recht
schön zu sehen und Größe und Aussehen der einzelnen
Zahnspuren sind oft gute Anhaltspunkte beim Bestimmen der
Tierart. Weiters verursacht es selten Schwierigkeiten zu
entscheiden ob die Fraßspur von einem Tier mit Zähnen oder
von einem Vogel stammt.
Wildschwein
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
145
Gewölle => z.B.: Gewölle sind ausgewürgte Futterreste, Haare,
Knochen, etc – alles was nicht verdaut werden kann. Bsp.:
stammt
von:
Eulen,
Greifvögeln,
Krähenvögeln,
Schreitvögeln,…
Viele Vögel entledigen sich jener Teile des Futters die sie nicht
ausnutzen können, indem sie diese in mehr oder weniger
zusammengepressten Ballen wieder auswürgen. Bei Vögeln,
die
(Borkenkäfer-Fraßspur)
würgen,
verdaulichen
Muskelmagen
Kot und Losung, sowie Harn => z.B.: Säugetierexkremente,
Vogelexkremente, Harn von diversen Tieren.
erden
Teile
die
der
unverdaulichen
Nahrung
gesammelt,
wo
nach
sie
zu
oder
und
schwer
nach
einem
im
Ball
zusammengepresst werden, der herausgewürgt wird, wenn er
eine geeignete Größe erreicht hat.
Kot ist ein wichtiges Spurenzeichen der Tiere und in der Natur
sehr häufig zu finden. Der Kot gibt besonders viel Aufschluss
über die Ernährungsgewohnheiten und Lebensweise der Tiere.
Der Kot besteht aus allen unverdaulichen Teilen der Nahrung,
sowie Schleim, Pflanzenresten und zahlreichen Bakterien.
Meist lässt sich leicht unterscheiden ob es sich bei dem Tier um
einen Pflanzen- oder Tierfresser handelt.
(Gewölle einer Eule)
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
146
Andere Spuren => z.B.: Wechsel („Trampelpfade von Tieren“),
kurz
Baue und Verstecke (Baue in und auf der Erde, Nester,…),
Mitschreiben für die Schüler zu vermeiden)
Fegen
(Hirsche
hinterlassen
Spuren
an
zusammengefasst
sind.
(Grund
2:
um
stressiges
Baumrinden),
Krallenwetzen, Duftmarkierungen, Staubbad, Federn,…
(Vogelnest)
Handout:
Da wir den Schülern auch den theoretischen Hintergrund mit
nach Hause geben wollten haben wir ihnen ein Handout
gemacht, in dem alle wichtigen Begriffe und Erklärungen ganz
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
147
HANDOUT:
BEDEUTUNG DER PFLANZEN FÜR DIE TIERWELT
AM BEISPIEL DER TIERSPUREN
•
Fraßspuren => z.B. Fraßspuren an Früchten und
Kräutern (Bsp: Zapfen, Nüsse, Obst), Fraßspuren an
Büschen und Bäumen (Bsp: angenagte Wurzeln, Blätter,
Rinde), Fraßspuren an Tieren (Bsp: von Raubtieren,
Greifvögeln, Eulen),…
•
Kot und Losung, sowie Harn => zB:
Säugetierexkremente, Vogelexkremente, Harn von
diversen Tieren
•
Gewölle => z.B: Gewölle sind ausgewürgte Futterreste,
Haare, Knochen, etc – alles was nicht verdaut werden
kann. Bsp: stammt von: Eulen, Greifvögel, Krähenvögel,
Schreitvögel,…
•
Andere Spuren => z.B: Wechsel („Trampelpfade von
Tieren“), Baue und Verstecke (Baue in und auf der Erde,
Nester,…), Fegen (Hirsche hinterlassen Spuren an
Baumrinden), Krallenwetzen, Duftmarkierungen,
Staubbad, Federn,…
Der Mensch erlebt auf verschiedene Weise die Natur. Einige
lieben an ihr „die großen Züge“ – Formen, Farben, Geräusche
(Stille) sowie die beeindruckende Weite. Andere haben
besondere Freude daran, einen Vogel oder eine Pflanze zu
sehen und zu bestimmen. Wiederum andere finden ihr
Vergnügen darin, die SPUREN der Natur zu untersuchen.
Mit dem Wort SPUR bezeichnen wir alle kleinen oder großen
Beweise, die uns sagen, wo ein Tier gewesen ist. Dies kann
z.B. eine Fährte, ein Baum mit abgekratzter Rinde, ein
angefressenes Blatt, etc. sein.
Sehr oft sind Spuren das einzige, das man von einem Wildtier
zu sehen bekommt, da die meisten von ihnen sehr scheu sind.
Die Pflanze spielt eine besondere Rolle im Hinblick auf
Tierspuren, da sie den Tieren z. B. als Futter, als Lebensraum,
als Eiablageplatz für Vögel und Insekten, als Schutz usw. dient.
Es gibt verschiedene Arten von Spuren:
•
Fährten und Fußspuren => z.B. sind Pfotenabdrücke
im Boden und im Schnee, Klauen oder Schalenspuren,
Hufspuren, verschiedene Gangarten (Gang, Trab,
Galopp, Sprung), Vogelspuren,… zu erkennen.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
Auf der Rückseite des Handouts befand sich noch ein
Fußspuren-Quiz, das die Schüler zu Hause lösen konnten (die
Auflösung war natürlich dabei).
148
Didaktisches Grundkonzept
diese den verschiedensten Bewohnern zuordnen zu können.
Anhand der Spuren, die wir finden würden wollten wir den
Wie bereits im theoretischen Teil erwähnt, stützten wir unsere
Schülern auch begreiflich machen, welche Bedeutung den
Planung vor allem auf drei grundsätzliche Lehrziele, die wir den
Pflanzen in einem tierischen Lebensraum zukommt.
Schülern näher bringen wollten. Zunächst sollten die Schüler
Grundsätzlich stand für uns das „selbst entdecken“ der Schüler
erkennen, dass wir umgeben sind von Spuren, die Tiere
im Vordergrund. Es war sozusagen unsere Absicht, den
hinterlassen, die es nur gilt zu finden und zu interpretieren.
Schülern die Natur im wahrsten Sinne des Wortes „begreifbar“
Folglich planten wir den Schülern genug theoretischen
zu machen. Daher planten wir den theoretischen Hintergrund
Hintergrund zu liefern, um Spuren zu erkennen zu können und
als
Erklärungsgrundlage
mit
ein,
wollten
jedoch
einen
praktischen Teil als zentrales Element in unserer Planung. So
entschieden wir uns für eine Art „Spurenparcours“ Dieser sollte
es den Schülern ermöglichen, Spuren selbst zu finden, diese zu
interpretieren und Tieren zuzuordnen. Da wir bis dahin noch
keine Ahnung hatten, welche Tiere und Spuren uns vor Ort
erwarten würden, bereiteten wir ein Arbeitsblatt vor, indem 10
Spuren aufgelistet waren, mit dem Auftrag, die Art der Spur und
den „Verursacher“ einzutragen. Dies sollte den Schülern eine
Gedächtnisstütze sein, um nach dem Abgehen des Parcours
die gesehenen Spuren in Erinnerung zu behalten.
Doch vor dem praktischen Teil im Gelände wollten wir als
Grundinformation
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
die
Arten
der
Spuren
erklären.
Die
149
Umsetzung dieses Teiles ergab sich erst als wir unsere Station
Umsetzung im Freiland –Erfahrungen mit Schülern
bereits vor Ort vorbereiteten.
Die Begleitblätter zum Parcours sollten dann anhand von
Die Umsetzung unserer Planung stellte für uns doch eine
Spurenbestimmungsbüchern gemeinsam ausgewertet werden,
Herausforderung dar, da es für uns beide das erste mal war,
da wir es als wichtig empfanden, den Schülern auch Themen
Lehrinhalte direkt in der Natur zu übermitteln. Anfangs
bezogene weiterführende Literatur näher zu bringen. Denn es
verbrachten wir sehr viel Zeit damit Spuren, die wir den
war uns wichtig, den Schülern nicht die großen „Fährtenleser“
Schülern zeigen konnten, zu suchen. Doch nach einigen
vorzuspielen, sondern Ihnen auch zu zeigen, woher man als
Erkundungsgängen wurden unsere Augen allmählich „geschult“
interessierter Biologe Wissen und Informationen beziehen
und
kann.
sicherzugehen, dass die Spuren (vor allem die Fährten) auch
Um überzuleiten zum Thema der Bedeutung der Pflanze für die
zum Zeitpunkt des Eintreffens der Schüler noch vorzeigbar
Tiere, planten wir, die gefundenen Spuren nach ihrem Fundort
sind,
(Blatt, Baumrinde, Boden, etc.) zuordnen zu lassen. Daraufhin
funktionierte diese Methode sehr gut und wäre sicherlich auch
sollten
Rückschlüsse
in der Schule zu verwenden, falls die Zeit dafür vorhanden ist.
gezogen werden auf die Wichtigkeit er Pflanzen für die Tierwelt.
(Tipp: Elektrikergips trocknet innerhalb von wenigen Minuten!)
Abschließend planten wir mit Hilfe eines Plakates die
Dankenswerterweise wurden wir auch immer wieder von
Abhängigkeiten der Lebensformen voneinander darzustellen
unseren Kollegen unterstützt, die uns des Öfteren auf Spuren
und
aufmerksam machten, oder Beispiele kurzerhand für uns
in
den
einer
gemeinsamen
Lebenskreislauf
Reduzenten) zu besprechen.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
Diskussion
(Produzenten,
Konsumenten,
die
Spuren
fertigten
wir
drängten
sich
Gipsabdrucke
oft
an.
förmlich
auf.
Um
Erstaunlicherweise
mitbrachten.
150
Wir starteten unseren Rundgang mit der Frage an die Schüler,
ob sie denn am Weg zur Station schon Tiere gesehen hätten.
Für unseren Parcours
Diese Frage wurde von allen verneint. Daraufhin versuchten wir
wählten wir einen Waldweg in
den Grund dafür zu finden. Viele der Schüler wussten sofort,
der Nähe der
dass viele Tiere nachtaktiv leben oder sich versteckt halten. Mit
Forschungsstation.
der Frage, wie man ohne Tiere zu sehen, trotzdem erkennen
Zugegebenermaßen mussten
kann, welche Tiere in einem Gebiet leben, leiteten wir über zum
wir bei der
Thema Tierspuren.
Zusammenstellung der
Darauf folgte ein Brainstorming zum Thema „Arten von
Spuren etwas „schummeln“,
Spuren“, in dem die Schüler meist ohne große Unterstützung
denn es war unmöglich die
unsererseits
die
meisten
Arten
herausarbeiteten.
Wir
Spuren an ihrem
versuchten sie lediglich darauf hinzuweisen, dass jedes
Originalfundort zu belassen,
Verhalten von Lebewesen auch Spuren hinterlässt. Nach dieser
so platzierten wir kurzerhand
kurzen
Einführung
begaben
wir
uns
gemeinsam
auf
einige davon, um den Weg
Spurensuche. Hier zeigten sich die Schüler sehr interessiert
des Parcours zu verkürzen.
(manche fotografierten sogar die Spuren) und stellten sofort
Die „Fundstellen“ der Spuren
ihre Kenntnisse unter Beweis. Die Auflösung der Spuren (Von
kennzeichneten wir mit
welchem Tier ist die Spur?) mussten wir ungeplanterweise bei
Luftballons, die dann wie
jedem Stopp, nach einer kurzen Ratephase, sofort machen, da
Stationen einer Schnitzeljagd
die Schüler die Bestätigung brauchten, um sich weiter auf die
den Weg wiesen.
nächste Spur konzentrieren zu können. Sehr interessant war
es, die Diskussionen der Schüler mitzuverfolgen. Sie haben es
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
151
sehr gut geschafft, ihr Vorwissen (z.B. über Paarhufer,
Eigene Lernerfahrungen – Reflexion
Pflanzenfresser, etc.) mit dem Gesehenen und einem Schuss
Logik zu verknüpfen, um die Spuren den jeweiligen Tieren
Neben den auch für uns teilweise neuen Lehrinhalten, lernten
zuordnen zu können. Natürlich standen wir für Fragen bereit,
wir vor allem, dass Flexibilität im Freiland überaus wichtig ist.
versuchten aber die gestellten Fragen auch gemeinsam mit den
Darüber hinaus erkannten wir, dass man Schülern ohne
Schülern zu beantworten.
Teilweise war es jedoch auch
weiteres viel mehr zutrauen oder zumuten kann, als wir
notwendig, die Schüler direkt aufzufordern, die Fundstücke
dachten. Denn sie sind oft sehr gut in der Lage eigene
(Nuss, Baumrinde, etc.) anzugreifen und näher zu betrachten,
Schlüsse zu ziehen und ihr Wissen miteinander zu verknüpfen.
da manche doch eine gewisse Scheu zeigten. Andererseits
Ein solches Verhalten sollte, unserer Meinung nach, auch in
waren einige der Schüler sehr motiviert und fanden abseits
der Schule unterstützt werden und wir haben vor dies in
unseren Kennzeichnungen zusätzliche Spuren, die natürlich
Zukunft auch zu tun. Ein weiterer Lerneffekt für uns, entstand
auch sofort besprochen wurden. Am Ausgangspunkt angelangt,
aus einer Situation in der wir eine fachliche Frage von Schülern
stellten wir die Bücher vor und ließen die Schüler etwas
(„Wer macht diese Gallen?“) nicht beantworten konnten. Wir
schmökern und die gesuchten Spuren mit Abbildungen
erklärten den Schülern, dass wir die genaue Antwort nicht
vergleichen.
die
wüssten, dass es sich aber aufgrund der Größe eher um eine
Besprechung des Ökosystem – Kreislaufs verbunden mit der
Art von Mücke oder Laus handeln müsse. Die Reaktion der
Bedeutung der Pflanzen für die Tierwelt darstellen. Leider war
Schüler war sehr positiv und wir hatten das Gefühl, dass sie
es uns nicht bei allen Gruppen möglich dies so ausführlich zu
auch unsere Ehrlichkeit schätzten. Diese Situation zeigte uns,
besprechen, wie wir geplant hatten, da der Zirkel, indem die
dass es durchaus legitim ist nicht „alles“ zu wissen, denn auch
einzelnen Schülergruppen die Stationen wechseln sollten, doch
(angehende) Lehrer sind nur Menschen. Im Schulalltag könnte
nicht ganz zeitgerecht geplant war und sich deshalb manchmal
man in einer solchen Situation sogar, die Schüler beauftragen
Den
Abschluss
unserer
Station
sollte
ein kleiner „Stau“ entwickelte.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
152
bis zur nächsten Stunde diese „Lücke“ zu recherchieren, um
Quellen:
die Ergebnisse dann gemeinsam zu besprechen.
- Bang, P. & P. Dahlström (2000): Tierspuren. Fährten,
Fraßspuren, Losungen, Gewölle und andere. BLV München
- Jacobs W. & M. Renner (1988) : Biologie und Ökologie der
Insekten. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, S.104-105
- Lang, Angelika (1998): Spuren und Fährten unserer Tiere. BLV
Verlagsgesellschaft München Wien Zürich
- Zahradnik J. & Cihar J. (1996): Der Kosmos-Tierführer – Ein
Bestimmungsbuch mit 1092 Farbbildern. Franckh-Kosmos
Verlags-GmbH & Co, Stuttgart.
Rückblickend hat uns das Unterrichten im Freien wirklich Spaß
gemacht und das Interesse, das die Schüler gezeigt haben, hat
uns sehr motiviert künftig, als Lehrer, die Schüler in punkto
Freiland keinesfalls zu kurz kommen zu lassen.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
153
., innen
feedback
der
schuler AKG Beethovenplatz, 6.Kl.
Oben: Die Lieblings-Meldung aller – leider so abgenudelt, dass
man sie kaum mehr lesen kann: „Obzwar mich die Präsenz
eines Mitgliedes des Klerus irritiert hat (der Priester, aber
er war shagadelic) fand ich die Exkursion sehr interessant
und habe sehr daraus profitiert.“ (Anm.: “shegadelic“, aus der
Kultserie Austin Powers, etwa zu übersetzen mit „cool“ oder
„orgiastisch“, siehe
http://www.geocities.com/beat1ebum/shagadelic.html und
http://en.wikipedia.org/wiki/Austin_Powers_series )
Hier der mit Sicherheit wichtigste und ehrlichste Ratschlag:
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
154
feedback
einer
studentin
...anstelle einer quantitativen Auswertung aller Evaluationen...
Lieber Erich,
mehr die jüngste bist und das akzeptieren. Ich gebe Dir so viele
lieber Peter … und umgekehrt!
Signale und Du ignorierst sie einfach und machst die Nacht
zum Tag und dann wunderst Du Dich, dass Du „am Zahnfleisch
… das umgekehrt ist wichtig, damit sich niemand benachteiligt
dahinkriechst“. Er hat ja recht, aber mein Kontra hat ihm dann
fühlt, ... das hab ich in Pädagogik gelernt!
die Augen geöffnet, nämlich hab ich ihm gesagt, dass der
… Es ist mir ein Anliegen, Euch zu schreiben solange „alles“
Körper nur blühen kann, wenn die seelischen Batterien voll sind
noch so richtig frisch ist, denn der Mensch vergisst sehr
und dass „wir Menschen eh genug schlafen können, wenn wir
schnell.
tot sind“ (Zitat von Unbekannt). Und das hat „er“ voll verstanden
Ich möchte jetzt so richtig bei Euch „reinschleimen“ in
und endlich begriffen, wie sehr er abhängig ist von der Seele
dem ehrlichen und biologischen Bewusstsein dessen, dass
und dass wir eigentlich Symbionten sind so wie die Flechten –
Schleim lebensnotwendig ist, wenn das Wasser keine Chance
also das Kryptogamen-Thema war in vielen Bereichen optimal
mehr hat.
für mich!
Der Alltag oder die Normalität hat uns wieder und siehe
Ich danke Euch wirklich von tiefster Seele für diese so
da, es ist schön. Warum? Das ist natürlich eine schwierige
bereichernde Lehrveranstaltung. Ihr habt irre viel reingesteckt
Frage, aber ich helfe Euch weiter … ganz einfach …. weil
an Engagement und Zeit und ihr habt uns auch das Vertraün
unsere seelischen Batterien aufgeladen sind! Und was mich
geschenkt, Euch persönlich ein wenig kennenzulernen. Und ich
persönlich betrifft, meine Akkus sind zum Bersten voll und ich
muss sagen, Ihr seid zwei ganz super „Burschen“. Ich würde
zehre von dieser Energie – auch wenn der Körper mit mir eine
sagen, der Spannbogen oder der menschliche Spagat den ihr
ernsthafte Diskussion geführt und versucht hat mir ins
beide dort gemacht habt – ich mein, das muss Euch mal
körperliche Gewissen zu sprechen. Er hat gesagt: “Adele, ich
jemand nachmachen-, reicht von akademisch seriöser, fachlich
meine Ingrid, Du solltest endlich mal begreifen, dass Du nicht
interessanter Information bis zu den tiefsten, animalischen
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
155
seelischen Abgründen aller Menschen. Und das war wieder mal
ein Beweis dafür, dass das eine das andere nicht ausschließen
kann, denn nur so ist man in seinem Menschsein authentisch
und wird als natürliche Autorität voll und ganz akzeptiert. Und
alle die das nicht verstehen oder nicht so sehen, haben die
Aufgabe, mal in das Leben einzutauchen, zu riskieren, das
Gewohnte zu verlassen und die Feste zu feiern, wie sie fallen.
Was mir auch sehr gut getan hat, war zu erleben, dass
ihr beide ein harmonisches Team seid, dass ihr gut
zusammenarbeitet, euren gemeinsamen Spaß an dem Ganzen
habt und keine komischen Metabotschaften ausstrahlt – die
Unbeteiligte oft nur spüren – wo es um zwischenmenschliche
Ungereimtheiten, persönliche Eitelkeiten oder Machtkämpfe
geht. Ihr beide seid für mich so etwas wie ein Team, das aus
zwei Menschen besteht, die wissen was sie sind und was sie
können, wo ihre Kompetenzen liegen und die die Position in
dieser LV nicht missbrauchen würden, um das Publikum als
Seelenbalsam für die eigenen Minderwertigkeitskomplexe zu
gebrauchen. Das ist mein Eindruck, vielleicht liege ich auch
falsch, was ich nicht glaube, aber nur so kann man produktiv
sein.
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
156
Was ich auch sehr gelungen empfand, war die
Und nun bevor ich die „Teko-message“ bringe muss ich
hausfrauliche Rolle von Peter. Peter, Du warst für mich auch so
unbedingt noch auf ein Phänomen eingehen, das mir erst jetzt
etwas wie eine „Perle“, die die Grundbedürfnisse von uns allen
so richtig bewusst wurde. Ich finde, dass diese LV einen
in die Hand genommen hat. Es war so leiwand, dass ihr einfach
äußerst fächer-übergreifenden Touch hatte.
den Einkauf übernommen habt und uns versorgt habt. Ich bin
es
gewohnt,
dass im Zeitalter der
Allergien und der
Warum? Wenn wir diese Gruppe an mehr oder weniger
zufällig zusammengewürfelten MenschInnen betrachten, dann
verschiedensten Diätprogramme es meistens zu einer schier
kommt einem doch unweigerlich die Assoziation der
unlösbaren Aufgabe wird, bei solchen LV auf die abstrusesten
Magerwiese. Also ein Sammelsurium von Menschen, eine
Bedürfnisse der StudentInnen einzugehen und gleichzeitig es
Artenvielfalt,
zu schaffen, die Ladenöffnungszeiten einzuhalten, auch wenn
Persönlichkeiten. Alle im immens harten „Struggle for life“ oder
man noch immer nicht zu einer gemeinsamen Lösung
nun fächerausweitend (!) im „Struggle for attention“. Das ist der
gekommen ist und sich letztendlich die Frage stellen muss
Punkt! Man könnte diese LV sicherlich vom Biologischen aufs
„Hungern mangels Konsens oder einfach Essen besorgen.“ Ich
Psychologische und damit alles nun noch interessanter wird
bin persönlich für Zweiteres! Natürlich muss ich hier nun auch
aufs Philosophische ausdehnen. Solche „Struggle-Fragen“
eine Kritik an Euch einbringen, ich finde, Ihr solltet das nächste
könnten z.B. sein: „Warum muss es dominante Spezies oder
Mal dbzgl. einen Satz einbringen in etwa wie diesen „ Wir
Lebensgemeinschaften geben, wie „Reslbresl-Adele“ oder
wissen, dass auch VegetarierInnen unter uns sind, die
„Düdldü“?
Wahrscheinlichkeit dafür ist ziemlich hoch und deshalb….
Langsamwüchsigen! Warum sind sie so dominant? Ist dies nur
solltet ihr eine Wette mit den StudentInnen abhalten.“ Aber
ein biologisches Phänomen oder muss man sich nicht auch die
Erich sei vorsichtig, denn die Wahrscheinlichkeit, dass ein
Frage stellen, ob diese dominanten Auswüchse der Natur nicht
Vegetarier unter uns weilt ist noch höher als jene, dass ein
auch
„Gleich-Geburtstagiger“ unter uns ist.
psychologischen und philosophischen Sinne „Sind diese „Resl-
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
die
ein
Die
Facettenreichtum
Dominanz
Magerwiesen-Vielfalt
an
Charakteren
gefährdet
zerstören?
doch
Und
und
die
im
157
bresl-Adele-Vorkommen“ nur biologisch-zufällige, meiotisch-
Katzen in eine echt animalische Schnurr-, Schleck- und
irrtümliche Auswüchse die eh wieder verschwinden oder sind
Wuzzlorgie versetzt, die mich von Protestaktionen verschont
sie eine potentielle Gefahr für die Menschheit?
hat, wie „Weil Du solange weg warst schiff ich Dir auf Deinen
Welche
Maßnahmen
Rucksack oder auf die Tastatur Deines Computers.“ Und
anker-therapeutisch
zweitens, mein Tränenbaum, den ich nun schon mehr als zehn
einsetzen, um diese Auswuchsformen einzudämmen und damit
Jahre habe und derzeit noch am Hausflur im Winterquartier
der Artenvielfalt eine Chance zu geben? Natürlich bräuchtet Ihr
steht und noch nie geblüht hat, hat während ich weg war, seine
da ein paar super PädagogInnen und auch Prof. Hödl müsste
erste und letzte (!) „urgeile“ Blüte entwickelt. Ich bin mir sicher,
dafür sein…
dass es unzählige Beschwerdeanrufe bei der Hausverwaltung
könnte
man
biologischen,
psychologischen
umweltverträglich
oder
Ich weiß, wir sind alle bekannt dafür, dass wir pünktlich
gegeben hat, dass die ISS endlich die stinkige Hundescheiße
sind, aber eine kleine Geschichte muss ich noch schnell
aus dem Flur entfernen soll. … Aber es war keine Scheiße, es
erzählen und das geht sich noch aus, da sie Biologie im
war der Tränenbaum mit seiner wunderschönen, extrem
Kontext mit Stadtleben betrifft, und wenn man das didaktisch
grauslich, ekelhaft stinkigen, Aasfliegen anlockenden, zu
auch noch aufbereitet, dann ist das auch was für die Schule.
sexuellen Phantasien anregenden Blüte.
Die Erlebnisse einer LV in der Abgeschiedenheit der Au kann
So und nun kurz vor der „Teko-message“ möchte ich
man „ur“einfach in die Stadt mitnehmen. Erstens, die mit Au-
Euch ganz ernsthaft sagen, dass falls Euch irgendjemand oder
Erde
die
irgendetwas opponieren sollte in Eurer Ausübung dieser LV,
schweißimprägnierte Kleidung von mir haben meine beiden
dann ist es mir ein Grundbedürfnis(!) mich für Euch
verschmutzten
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
Schweißfüsse
und
158
einzusetzen! … Und das auch in meinem Amt als Löwin im
Sternzeichen!!!
Und nun zur „Teko-message“, die ich mitgenommen
habe. Erstens: Arbeitet und vertieft euch, aber vergesst nie auf
Das meine ich ganz ernsthaft, falls es darum geht, sich
das „Zack-Zack“! Zweitens: Auch wenn Ihr biologisch arbeitet,
für diese LV mit Euch als Veranstalter einzusetzen, dann würde
pflegt die Empathie und entwickelt ein Gespür für den richtigen
ich gerne mithelfen und eine Unterschriften-Aktion, Interviews,
Moment des „Ankerns“!
Videos usw. starten, um die super Realität zu dokumentieren,
Liab, fia des
kriagts owa
jetzt do an
Aanser !
Jo, eh
kloa.
In diesem Sinne denke ich, dass Ihr Euer Lernziel –
denn
wie
könnte
zumindest am Beispiel von mir – echt gut rürbergebracht habt!
diese
LV
besser
Ganz großes Danke an euch beide, ich hab jenseits meines
gelungen
sie
sein,
war,
als
nämlich
durch
Euer
Engagement,
Euer
Wissen,
eure
Hingabe … schlicht
und
einfach
eure
Persönlichkeit!
Kryptodamen-Themas bei den Stationen und Themen der
KollegInnen viel dazu gelernt, bin voll und ganz zufrieden
und aufgeladen. Biologie ist einfach „shagadelic“!!!
Wünsch mir, dass ihr beide das noch ganz lange macht,
denn ihr seids wirklich eine Bereicherung für uns alle!
In diesem Sinne, ganz liebe Grüße von
durch
Ganz ganz großes
Danke und bleibt so
Ingrid alias Adele
… die gerne in Wien hängt!
dabei!
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
159
.,
ausbau
der
brunnenhutte
zur
warmwasserdusche
!
März 2006 – Special thanks to Manti, Simon, Peter und Düdlü !!!
http://univie.ac.at/freilanddidaktik
16
Herunterladen